Final Fantasy Two Realistics von Rikku_Nox (The secret of the Crystaltree) ================================================================================ Kapitel 6: St. Joseph --------------------- Kapitel 6: St. Joseph Als Kim erwachte, hatte sie das Gefühl ihr Körper wäre von einer unglaublich betäubenden Schwere eingenommen. Ihr Kopf pochte schrecklich und hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt er würde platzen. Es dauerte mehrere Momente, ehe sie es schaffte den Arm zu heben und mit der Hand zu ihrer Stirn vorzutasten. Ehe sie es jedoch schaffte dort anzukommen, wurde sie am Handgelenk ergriffen »Lass das, Kim.« Die Stimme kam ihr bekannt vor, allerdings hatte sie einige Probleme sie gleich einzuordnen. Langsam öffnete Kim die Augen. Über ihr befand sich eine weiße Zimmerdecke, an der eine grelle Röhrenlampe hing, welche sie im ersten Moment so sehr blendete, dass sie die Augen wieder schließen musste. »Uh..« Kim stöhnte etwas, wagte dann jedoch einen erneuten Versuch und schaffte es sogar, die Augen offen zu halten. Ihr Blick wanderte langsam zur rechten Seite von wo aus die Hand kam, die ihre festhielt. Nun erkannte Kim auch endlich ihren Vater wieder der sie mit einem besorgten Blick musterte »Kim..«. »Was.. ist passiert..? Wo bin.. ich..?« Nuschelte Kim, während sie versuchte, sich aus dem Griff ihres Vaters zu befreien. Ihr müder Blick wanderte kurz durch das kleine Zimmer in dem sie sich befand. Es hatte zwei kleine Fenster mit hellen Gardienen und an der weißen Wand hingen einige Bilder von Wiesen und Wäldern. Zu ihrer linken befand sich ein weiteres Bett und ein Tropf zu dessen Beutel einige Kabel von Kims Hand verliefen. Jetzt dämmerte es Kim auch langsam. Sie war scheinbar in einem Krankenhaus. Natürlich. Sie konnte sich wieder an ihren nächtlichen Unfall erinnern, bei dem sie von einem Auto angefahren worden war. Vermutlich hatte der Fahrer umgehend einen Krankenwagen gerufen und man hatte sie hierher verfrachtet. »Du wurdest gestern Nacht angefahren und ins St. Joseph Krankenhaus gebracht.« Sagte ihr Vater und zog die Hand zurück, da Kim ihre frei haben wollte. »Der Fahrer hat den Krankenwagen gerufen und das Krankenhaus hat bei uns angerufen, nachdem sie deinen Personalausweis gefunden hatten.« »Verstehe..« Murmelte Kim und strich nun doch vorsichtig mit der Hand über die Stirn. Unter ihren Fingerspitzen konnte sie Verband fühlen- sie war scheinbar mit dem Kopf aufgeschlagen. »Was machst du nur für Sachen..?« Fragte ihr Vater und seufzte leise. Er schien erleichtert zu sein, dass Kim endlich aufgewacht und zudem in einer relativ guten Verfassung war. Wahrscheinlich hatte er schon den ganzen Tag an ihrem Bett gesessen und aufgepasst. »Tut mir Leid..« Kim drückte sich etwas hoch und kam mit der Hilfe ihres Vaters sogar in eine sitzende Position. Kurz verzog sie das Gesicht und musste gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfen, doch dann war alles in Ordnung- mal abgesehen von dem heftigen Pochen in ihrem Kopf. »Ich wollte dir keine Sorgen bereiten..« »Ist schon in Ordnung, Kim. Die Hauptsache ist doch, dass es dich nicht richtig schwer getroffen hat und du jetzt wach bist.« Gab ihr Vater zurück und stützte sie etwas mehr, aus Angst, sie könnte sich nicht von alleine aufrecht halten. Kim sah ihn an und bemühte sich dann zu eine leichten Nicken, was ihren Vater etwas lächeln ließ. Die Sorge blieb jedoch in seinen Augen bestehen. »Wieso warst du überhaupt so spät noch an dem Museum?« Wollte ihr Vater dann wissen. Er schüttelte leicht den Kopf und seufzte dann »Ich glaube du weißt gar nicht, was du dir damit für Probleme eingehandelt hast.« »Probleme..?« Fragte Kim. Sie verstand nicht so ganz worauf ihr Vater hinaus wollte. Bis auf den Unfall war immerhin nichts gewesen. Zumindest erinnerte sie sich im Moment noch nicht daran, doch als ihr Vater schließlich aufstand um das Fenster zu öffnen und weitersprach, erinnerte sich Kim schlagartig wieder. »In dem Museum wurde eingebrochen. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt zu dem du dort warst.« Der Blick ihres Vaters wanderte kurz zu ihr, ehe er durch die Fensterscheibe auf die Straße unten schaute. Kim fiel es derweil wie Schuppen von den Augen. Sie hatte den Einbruch ganz vergessen gehabt, obwohl sie ihn sogar beobachten konnte und die Stimmen der Einbrecher gehört hatte. Trotzdem musste sie etwas stocken »Aber.. die Polizei verdächtigt jetzt doch nicht etwa mich.. oder..?« »Nein..« Beruhigte ihr Vater sie und wandte sich wieder zu ihr um, »Sie wissen zwar nicht wer es war, aber die Spurensicherung hat bereits ergeben, dass wohl mehrere Profis am Werk gewesen waren.. du wärst wohl kaum dazu im Stande gewesen.« »Und wieso bekomme ich dann Probleme..?« »Die Polizei geht davon aus, dass du eine Zeugin bist, weil du in der Nähe des Museums warst, als Eingebrochen wurde. Du wirst vermutlich öfter Verhört werden. Einer der Beamten, ein Kommissar Breuer, hat sich bereits angekündigt und er schien es ziemlich eilig zu haben. Zum Glück hat Dr. Reefs ihn bereits weggeschickt und dafür gesorgt, dass er vor morgen Nachmittag nicht wiederkommt.« Ihr Vater seufzte erneut tief und ging zurück zu dem Stuhl, um sich wieder an ihr Bett zu setzen. Kim musste etwas schlucken. Sie erinnerte sich noch sehr gut an Kommissar Breuer. Er hatte sie vorletztes Jahr schon mal zusammen mit seinem Kollegen, Kommissar Puchbauer, verhört und dieses Verhör war nicht gerade zu Kims Gunsten ausgefallen. Jedoch konnten die beiden Polizisten sich nicht mehr an ihre letzte Begegnung mit Kim erinnern, da Bahamuts Macht alle Erinnerungen an die Geschehnisse, die mit den Ageguards zu tun gehabt hatten, gelöscht hatte. Und irgendwie war Kim mehr als erleichtert darüber gewesen, immerhin hatte ihr dies viele, sehr unangenehme Fragen erspart. Trotzdem war sie nicht gerade erpicht darauf, die Polizisten wiederzusehen. Eine weitere Begegnung würde so oder so wieder in einem Streit ausarten, soviel wusste Kim. »Stimmt etwas nicht..? Du siehst so nachdenklich aus..« Kims Vater riss sie aus ihren Gedanken. »Ich.. doch.. alles in Ordnung..« Gab Kim etwas langsamer zurück und ließ sich wieder zurück ins Bett sinken, woraufhin ihr Vater entschuldigend lächelte »Entschuldige bitte. Du bist sicher erschöpft. Am besten du ruhst dich noch etwas aus..« »Nein.. es geh-« Begann Kim, wurde jedoch von der Tür gestört, welche gerade geöffnet wurde. Es war ein noch recht junger Arzt, der das Zimmer betrat und ihnen entgegen lächelte. Durch seinen schwarzen Pony leuchteten die blauen Augen fast schon bizarr, während der Doktor Kim und ihren Vater musterte. Sie wusste nicht wieso, doch Kim kamen diese Augen irgendwoher bekannt vor. Einordnen konnte sie sie jedoch nicht. Der junge Arzt wandte in diesem Moment den Blick von ihr ab und sah zu ihrem Vater. Dieser war bereits aufgestanden und schüttelte dem Doktor nach einer kurzen Begrüßung die Hand, ehe er sich wieder setzte. »Du bist also endlich aufgewacht Kimberly.« Sagte der Arzt schließlich und drehte sich wieder zu Kim um »Ich darf dich doch duzen und beim Vornamen nennen, oder?« Kim nickte nur stumm. Wieso fragte er sie noch? Er hatte beides doch bereits getan. »Schön, schön..« Murmelte der Doktor und lächelte etwas breiter, was Kim irgendwie an einen bösen Wolf erinnerte, welcher eine Herde Lämmer vor sich hatte. Rasch verwarf sie diesen Gedanken und nahm die Hand des Arztes entgegen, um ihn richtig zu begrüßen. »Nun Kimberly, ich bin Dr. Reefs, der Chefarzt dieser Abteilung.« Stellte er sich vor, ehe er auf sein Klemmbrett schaute und fortfuhr »Du hattest Glück, weißt du das? Mal abgesehen von der Platzwunde an deinem Kopf und den Kratzern und Prellungen ist dir nichts passiert. Das ist wenig, dafür dass du angefahren wurdest.« Dr. Reefs sah über den Rand seines Bretts hinweg Kim an, welche verständnislos zurücksah und weiterhin schwieg. Sie musste dem Arzt aber Recht geben. Es hätte ihr bei so einem Unfall sehr viel mehr passieren können und sie musste zehn oder mehr Schutzengel gehabt haben, als das Auto sie erwischt hatte. Die Meisten endeten sicher mit schlimmeren Verletzungen bei solchen Unfällen im Krankenhaus als Kim. »Wie lange wird sie hier bleiben müssen?« Meldete sich dann ihr Vater zu Wort und tauschte einen kurzen Blick mit dem Arzt, ehe dieser wieder auf das Klemmbrett in seiner Hand sah und einen Moment überlegte. »Ich denke,« begann er dann langsam, »sie sollte noch ein, zwei Tage hier bleiben. Natürlich nur zur Beobachtung.« Kim verdrehte etwas die Augen. Die nächsten Tage waren definitiv gelaufen. Sie konnte Krankenhäuser nicht leiden, weil sie immer so langweilig waren und dieses Zimmer besaß nicht einmal einen Fernseher. Nur zwei Tage, sagte sich Kim immer wieder, Es sind maximal zwei Tage, das überlebst du schon. Ihr Vater nickte derweil Dr. Reefs zu »Na schön. Vermutlich wird es das Beste sein. Ach.. und was diesen Kommissar angeht..« »Machen Sie sich bitte keine Sorgen.« Der Arzt machte eine knappe, missmutige Geste, als wolle er eine lästige, kleine Fliege vertreiben »Ich werde mich darum kümmern und dafür sorgen, dass er Ihre Tochter nicht lange stören wird.« »Haben Sie vielen Dank.« Sagte Kims Vater, doch Dr. Reefs winkte nur knapp ab und meinte, dass dies sein Job sei und er nicht zulassen konnte, dass seine Patienten bei ihrer Genesung belästigt wurden. Kim hörte nur mit einem Ohr zu und mischte sich bei ihrem Gespräch nicht ein, bis ihr Vater sich an sie wandte und etwas lächelte »So.. Ich muss jetzt langsam los, Kim. Aber keine Sorge, ich werde Morgen wieder vorbeikommen. Wenn möglich schon vor dem Gespräch mit dem Polizisten.. und sonst ist ja auch Dr. Reefs hier.« Mit einigen Schritten war ihr Vater an dem Kleiderständer, hatte seine schwarze Jacke vom Haken genommen und angezogen. Kim sah ihm nach. Am liebsten hätte sie ihn gebeten noch etwas zu bleiben, aber sie wollte nicht quengeln. Immerhin war sie schon lange kein kleines Kind mehr und ihr Vater musste (schließlich) auch arbeiten. »Ist gut..« Nuschelte sie und ließ sich von ihrem Vater, der noch mal ans Bett gekommen war, drücken. Sie seufzte kurz und schloss einige Momente die Augen, bis ihr Vater sie wieder losließ und einen Schritt zurücktrat »Also dann. Ich gehe jetzt, Kim. Ruh dich gut aus und bis Morgen.« »Bis Morgen..« gab Kim etwas leiser zurück und beobachtete wie ihr Vater das Zimmer verließ. Nachdem die Tür mit einem leisen Geräusch geschlossen worden war, wanderte ihr Blick zu dem Arzt rüber. Dieser war momentan wieder mit seinem Klemmbrett beschäftigt, sah nun aber endlich auf und lächelte »Nun.. ich denke ich werde auch gehen. Du musst wirklich noch etwas schlafen.. das ist der beste Weg, um gesund zu werden.« Er lachte kurz leise und wandte sich dann zum gehen um. »Wenn etwas sein sollte, dann benutz einfach die Klingel.. dann wird eine Schwester nach dir sehen. Also.. bis Morgen, Kimberly.« Kim verzog etwas das Gesicht. Eigentlich hasste sie es mit ihrem ganzen Namen angesprochen zu werden. Allerdings machte sie bei dem Arzt eine Ausnahme. Schweigend folgte Kim ihm mit den Augen, wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte und schaute dann wieder an die weiße Decke über ihr. Im Zimmer war es nun abartig leise geworden, man konnte nicht einmal die Autos der nahen Straße hören, geschweige denn irgendwelche Stimmen auf dem Flur. Eine kurze Zeit lang ruhte Kim sich aus, dann jedoch begannen ihre Gedanken um den Einbruch von gestern zu kreisen. Sie konnte sich noch gut an die beiden Stimmen erinnern, welche sie reden gehört hatte und noch immer hatte sie das Gefühl, beide auch zu kennen. Aber selbst jetzt, wo sie die Ruhe hatte über alles nachzudenken, fiel ihr nicht mehr ein, wo sie die Stimmen schon mal gehört haben könnte. Eine Tatsache, die sie wurmte. Und hinzukam, dass Morgen auch noch Kommissar Breuer vorbeikommen und sie auseinandernehmen würde- vermutlich sogar im wahrsten Sinne des Wortes, wenn sie an das letzte Mal dachte. Seufzend fuhr Kim mit den Fingerspitzen über den Verband und schloss die Augen. Sie versuchte sich das Gespräch der Einbrecher noch mal ins Gedächtnis zu rufen, hatte dabei jedoch wenig Erfolg, woraufhin sie die Sache erst mal wieder verdrängte. Ein gutes hatte es jedenfalls, dass der Kommissar vorbeikam; Kim konnte ihn fragen was genau gestohlen worden war und welche Dinge sie sonst schon alles herausgefunden hatten. Sie musste es nur geschickt anstellen- ansonsten würde er ihr sicher keine Auskünfte geben. Sie musste unbedingt erfahren, was hier vor sich ging, denn irgendwie hatte sie ein verdammt schlechtes Gefühl. Zumindest wusste Kim genau, dass etwas nicht stimmte und mittlerweile glaubte sie auch, dass sie damals wirklich Cloud auf dem Bahnsteig gesehen hatte. wenn die schwarze Substanz wirklich in dieser Welt war, dann war es sehr wahrscheinlich, dass Cloud auch hier war. Vielleicht hatte er sie warnen wollen und vielleicht brauchte er ihre Hilfe. Erneut öffnete Kim die Augen etwas, ließ den Blick von der Decke zum Fenster wandern. Sie fragte sich was Cloud und die Anderen im Moment wohl taten und wo sie zurzeit waren. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht leichtsinnig waren, wenn sie wirklich hier sein sollten. Aber eigentlich ging Kim nicht davon aus. Cloud war stets darauf bedacht gewesen, dass alles möglichst reibungslos ablief. Auf ihn konnte man sich hundertprozentig verlassen, das wusste Kim. Und sobald sie hier raus war, würde ihre Suche nach der Wahrheit unermüdlich weitergehen. Solange, bis sie sich sicher sein konnte, dass alles wieder seine Ordnung hatte. Ein kurzes Grinsen machte sich auf Kims Zügen breit. Irgendwie hatte sie diese Zeiten ja schon vermisst. Natürlich war es immer schlimm gewesen, wenn etwas passierte und sie hatte damals oft sehr gelitten, aber sie hatte auch immer viel Spaß gehabt und wer konnte schon von sich behaupten solche Abenteuer erlebt zu haben..? Ihr Leben war in letzter Zeit so langweilig und schlicht geworden, eine Abwechslung würde ihr sicher gut tun und bei dem Gedanken daran, ihre Freunde vielleicht bald wiederzusehen, fing Kims Herz an heftiger gegen die Rippen zu schlagen. Sie seufzte noch mal kurz, dann schloss sie wieder die Augen. Sie war noch immer müde und zudem pochte ihr Kopf schrecklich. Es war sicher besser etwas zu schlafen, erstrecht, weil sie ihre Kräfte für das anstehende Verhör morgen brauchte. Also machte sie es sich so gemütlich wie es in einem Krankenhausbett nun mal ging und versuchte einzuschlafen, was ihr sogar auf Anhieb gelang, war sie doch noch immer sehr erschöpft. Kim wurde am nächsten Morgen durch eine Krankenschwester geweckt, welche ihr das Frühstück brachte- obwohl es nach Kims Ansicht nach viel zu früh dafür war. Mühevoll schluckte sie dann trotzdem das Essen runter und reichte der Schwester später das Tablett zurück. Danach vergingen mehrere Stunden, in denen Kim immer wieder vergebens versuchte einzuschlafen, um die Zeit schneller rumzubekommen. Sie hatte es schließlich aufgegeben, als die Schwester am Vormittag erneut reinkam, um sie von dem Tropf zu befreien. Die restliche Zeit über hatte Kim Gedankenverloren aus dem Fenster gesehen, solange bis es an der Tür klopfte. Im ersten Moment hatte sie die leise Hoffnung, dass es endlich ihr Vater war, allerdings zerplatzte diese wie eine Seifenblase, als Dr. Reefs mit Kommissar Breuer reinkam. Scheinbar war bei ihrem Vater etwas dazwischen gekommen, etwas, was Kim jetzt regelrecht den Magen zusammenziehen ließ, hatte sie doch fest mit seiner Unterstützung gerechnet. »Guten Tag, Kimberly!« begrüßte Dr. Reefs sie lächelnd, während der Kommissar ihr nur mit einem grimmigen Blick zunickte. Etwas lustlos musterte Kim die beiden, rang sich dann aber zu einem flüchtigen Lächeln durch und begrüßte sie mit einem halblauten »Hallo..« »Mach dir keine sorgen, Kimberly. Es werden nur ein paar schnelle Fragen sein.« Meinte der Arzt, der scheinbar vermutete, dass sie nervös war was dieses Gespräch anging. In Wahrheit jedoch verspürte Kim einfach nur keine Lust mit einem von den beiden zu reden. Aber wenigstens war nur Kommissar Breuer hergekommen. Kommissar Puchbauer konnte sie zumindest nirgends entdecken und es erleichterte sie wirklich sehr, dass sie nicht im Doppelpack gekommen waren. Einer war schon schlimm genug. »Genau.. es sind nur ein paar Fragen, Frau Kaad. Keiner beschuldig oder belastet Sie.« Brummte der Kommissar und setzte sich auf dem Stuhl am Bett, auf welchem gestern Kims Vater gesessen hatte. Kim musste einen Moment wehmütig grinsen und murmelte »Noch nicht zumindest..« Wie sie den Kommissar kannte, würde er sie schon nach den ersten drei Sätzen am liebsten anklagen wollen. »Wie bitte..?« Breuer hob eine Augenbraue und Kim winkte rasch ab »Nichts. Ich habe mich nur gefragt, ob mein Vater auch kommen wird.. er hatte gestern gemeint, er würde dabei sein..« »Ach so..« Meldete sich nun wieder Dr. Reefs, welcher sich in eine Ecke des Zimmers verkrochen hatte, um stillschweigend dem kleinen Verhör zu folgen, »Dein Vater rief vorhin in der Klinik an. Er schafft es leider nicht zu kommen.« »Wie bitte?« Kim traute ihren Ohren nicht. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er hier sein würde, immerhin hatte er gesagt, dass er kommen würde. Was um alles in der Welt war wichtiger als heute hier zu sein? Sie wollte gerade nachfragen, wieso er nicht kommen würde, als sich wieder Kommissar Breuer zu Wort meldete, sichtlich genervt »Ist doch nicht so wichtig. Sie sind doch schon erwachsen, Frau Kaad.. oder nicht..?« »Äh.. ja schon.. aber-« »-dann ist ja alles in Ordnung. Nur ein paar Fragen.« Unterbrach der Kommissar sie wieder und suchte einige Unterlagen aus seiner alten Tasche, ehe er sich gänzlich an Kim wandte. Das Ausfragen konnte wohl beginnen. »Also Frau Kaad. Sie waren vorgestern Nacht in der Nähe des alten Museums, richtig?« »Ja..« »Um wie viel Uhr war das ungefähr?« »Ich weiß nicht..« Kim überlegte etwas »so um Einundzwanzig Uhr..?« Kommissar Breuer machte sich eine kurze Notiz, dann hob er wieder den Blick und sah Kim in die Augen »Was genau wollten Sie so spät am Museum? Keine Angst.. beantworten Sie bitte die Frage, ich verdächtige Sie nicht.« Die letzten Worte hatte er schnell hinzugefügt, nachdem er Kims missmutig Blick bemerkt hatte. Es viel ihr schwer, aber sie musste wohl oder übel antworten »Mir ist vorgestern aufgefallen, dass ich mein Portemonnaie dort vergessen hatte. Nicht im Museum, sondern auf der Grünfläche davor.. ich war am Nachmittag kurz dort gewesen und es muss mir aus der Tasche gefallen sein..« Natürlich war dies gelogen. Aber Kim hätte kaum sagen können, dass sie hingerannt war, weil sie die schwarze Substanz mit eigenen Augen hatte sehen wollen. Also musste sie sich eine kleine Notlüge einfallen lassen- auch wenn diese hier nicht gerade sehr glaubwürdig klang. »Ach so..?« hakte Breuer etwas bissiger nach »Wie soll denn Ihr Portemonnaie aus der Tasche gefallen sein? Und wieso haben Sie dies nicht schon früher bemerkt?« Kim zuckte beiläufig mit den Schultern und erwiderte ungerührt »Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte.. aber ich habe es nicht bemerkt, weil ich es danach nicht mehr brauchte. In der Bahn wurde nicht kontrolliert, also hatte ich keinen Grund es rauszuholen. Es ist mir erst auf der Rückfahrt aufgefallen, weil ich etwas am Kiosk kaufen wollte.« Das Gesicht des Kommissars verfinsterte sich augenblicklich »So, so.. und deswegen sind Sie ganz alleine, so spät noch mal zu dem Museum gefahren..?« »Sicher. Wieso auch nicht? Ich musste es schließlich wiederhaben. Und ich habe es ja auch gefunden, bevor mich das Auto erwischt hatte.« Kim war bemüht ruhig zu bleiben, während ihr Herz wild gegen die Rippen schlug. Der Kommissar glaubte ihr kein Wort, dass konnte man ganz deutlich sehen. Es wunderte sie allerdings auch nicht. Ihre Lüge war so offensichtlich, wie die Tatsache, dass Wasser nass war. Trotzdem entspannte sich Breuer zu Kims Überraschung recht schnell wieder und fuhr fort, als würde er ihr wirklich glauben »Na gut.. Sie haben also Ihr Portemonnaie gesucht.. mitten in der Nacht.. alleine..« Kim ignorierte den ironischen Unterton und nickte stumm, woraufhin Breuer fortfuhr »Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen? Sie sind ja scheinbar vor etwas weggerannt, als Sie auf die Straße stolperten..« »Hm..« machte Kim kurz und überlegte dann etwas. Sie würde dem Kommissar sicher nicht die Wahrheit sagen. Erstens weil sie keine Lust auf weitere Fragen hatte und zweitens, weil hinter dieser Sache sicher mehr steckte als ein einfacher Diebstahl. »Mir ist nur aufgefallen, dass die Kameras des Museums nicht eingeschaltet waren, genau wie die Wegbeleuchtung. Ich war neugierig und habe nachgesehen, ob die Tür abgeschlossen war, aber sie war offen. Ich wollte eigentlich die Polizei rufen, aber leider hatte mein Handy keinen Empfang und kurz nachdem ich dies bemerkt hatte, hörte ich schon Schritte und bin losgerannt. Dummerweise genau auf die Straße, wo ich angefahren worden war..« Breuer lächelte kurz etwas und Kim musste innerlich schaudern. Es sah fast so aus, als wäre er ein Jagdhund, der seine Beute in die Enge getrieben hatte. »Sie haben aber niemanden gesehen, oder..?« Kim schüttelte etwas den Kopf »Dafür war es doch viel zu dunkel, ohne die Beleuchtung..« »Wissen Sie was ich mich dann frage?« wollte der Kommissar wissen und Kim schüttelte leicht verlegen den Kopf »Ich frage mich, wie Sie dann Ihr Portemonnaie scheinbar ohne Probleme finden konnten. Es war ja immerhin, wie Sie selbst sagten, dunkel und soweit ich weiß, ist Ihr Portemonnaie auch schwarz.« In diesem Moment wäre Kim am liebsten im Boden versunken. Sie hatte sich scheinbar selbst reingelegt. Hitzig versuchte sie nun, sich aus der Affäre zu ziehen, aber natürlich ohne Erfolg »Es war eine helle Nacht.. auf der Grünanlage konnte man mehr sehen, als im schattigen Museumsgebäude.« »Da muss ich Sie leider enttäuschen.. es hat an diesem Abend geregnet und es war deswegen bewölk. Kein Stern am Himmel, verstehen Sie, Frau Kaad..?« »A-ach ja..? Sind Sie sich da sicher..?« Wollte Kim wissen. Sie war inzwischen etwas blasser geworden und etwas im Bett zusammengesunken. Eigentlich wollte sie den Kommissar in die Enge treiben und nun war sie selbst es, die in der Ecke saß und nicht mehr rauskam. Zudem war sie auch noch selbst schuld daran. Breuer lächelte gespielt unschuldig »Ich bin mir sogar ziemlich sicher, Frau Kaad. Also tun Sie uns beiden einen gefallen und sagen Sie mir die Wahrheit. Immerhin verdächtige ich Sie noch nicht.« Das „noch“ betonte der Kommissar dabei so heftig, dass es Kim einige Momente in den Ohren nachklang und sie Mühe hatte ihre Stimme wieder zu finden »I-ich.. a-also-« »Hören Sie auf zu stammeln. Ich weiß, dass Sie mehr wissen, als Sie zugeben wollen.. und vielleicht werden Sie ja auch bedroht, wer weiß? Wenn es so sein sollte, dann machen Sie sich keine Gedanken, wir werden uns darum kümmern.. aber dazu müssen Sie uns erst mal Informationen preisgeben.« »W-was..?! Ich werde nicht bedroht..!« platzte es aus Kim heraus und ihr hilfesuchender Blick wanderte zu der einzigen Person, die noch im Raum war; Dr. Reefs. Der Arzt saß noch immer in der Zimmerecke und verfolgte das Gespräch gleichermaßen gebannt, wie amüsiert. Er machte allerdings keine Anstalten sich einzumischen und erst nachdem Kim schon fast mit ihren Blicken um Hilfe bettelte, stand er auf und ging zu Breuer rüber, welcher den Mund geöffnet hatte, um eine bissige Bemerkung fallen zu lassen. Rasch legte Dr. Reefs die Hand auf die Schulter des Kommissars und sah zu diesem runter »Herr Breuer.. ich denke, das reicht für heute. Kimberly braucht noch etwas Ruhe. Sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, können sie weiter mit ihr sprechen.« »Ja, aber-« »Kein aber.. ich bin ihr behandelnder Arzt.. und ich sage, dass es für heute reicht. Sie wollen doch nicht ihre Gesundheit gefährden, oder?« der Arzt lächelte etwas mehr, woraufhin der Kommissar ein kurzes, wütendes grummeln hören ließ. Er stand dann jedoch auf, packte seine Tasche und zog sich die Jacke an. »Na schön. Wie Sie meinen, Dr. Reefs..« Knurrte er den Arzt an, ehe er sich mit einem finsteren Blick an Kim wandte »Wir beide reden weiter, sobald Sie aus dem Krankenhaus entlassen worden sind.« Und dann gibt es kein Entkommen mehr!, fügte Kim in Gedanken hinzu und schauderte wieder innerlich. Sie hatte ja gewusst, dass es so enden würde. Nun war sie jedoch froh, dass der Kommissar mit wütenden Schritten zur Tür rüber ging, sich grimmig von ihnen verabschiedete und dann den Raum verließ- wobei er die Tür etwas lauter schloss, als es eigentlich üblich war. »Da hast du dich aber ziemlich reingeritten.« Sagte Dr. Reefs und lächelte Kim wie üblich freundlich an. Sie seufzte derweil etwas. In ihr machte sich die Erleichterung langsam breit »Scheint wohl so.. danke..« Letzteres fügte Kim nach einigem zögern doch noch hinzu und ihr Blick wanderte Richtung Fenster. Sie hatte wirklich Glück gehabt, dass der Arzt eingeschritten war. Sonst wäre diese Sache sicher eskaliert. Trotzdem wäre es Kim lieber gewesen, wenn dies ihr Vater anstelle von Dr. Reefs getan hätte. »Danke? Haha.. das ist eine meiner Aufgaben als dein Arzt.« der junge Doktor winkte etwas ab. Kim schaute derweil wieder zu ihm. Er war viel zu bescheiden. Sie wusste, dass er es getan hatte, um ihr zu helfen, und nicht etwa, weil sie noch Ruhe brauchte. Allerdings beließ sie es dabei, gedankt hatte sie ihm nun ja schließlich. »Na schön..« Dr. Reefs streckte sich kurz etwas und wandte sich dann zum gehen um »Ich habe noch einiges zu erledigen. Und du solltest dich jetzt etwas ausruhen, Kimberly.« »Vermutlich..« Gab Kim knapp zurück und beobachtete, wie der Arzt zur Tür rüber ging, wo er jedoch noch mal stehen blieb und sich umdrehte »Ich sehe später noch mal nach dir. Bis dahin..« er nickte ihr etwas zu und sie nickte nur stumm zurück und wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte. »Oh Mann..« murmelte Kim schließlich und ließ sich zurück sinken. Sie schloss die Augen und seufzte schwer. Nun hatte sie sich wirklich um Kopf und Kragen geredet, obwohl sie sich eigentlich hatte rausreden wollen. Nun würden sicher noch mehr solcher Verhöre ablaufen und beim nächsten Mal wäre sicher auch wieder Kommissar Puchbauer dabei. Darauf konnte Kim eigentlich gut verzichten. Aber immerhin würde dann auch ihr Vater wieder dabei sein. Es war nicht so, dass sie seine seelische Unterstützung brauchte, sie brauchte eher seine Hilfe in diesen Dingen, weil er sich mit so was viel besser auskannte als sie und wusste wann es besser war nicht weiter zu reden. Kim war sich sogar sicher, dass es, wäre er hier gewesen, gar nicht zu ihrem eigenen Widerspruch gekommen wäre. Doch nun war es bereits zu spät und sie musste es hinnehmen, wie es gekommen war. Und trotzdem war es nicht in Ordnung, dass ihr Vater einfach im Krankenhaus anrief und ihr mitteilen ließ, dass er nicht kommen würde. Sie konnte dies auch gar nicht verstehen. Eigentlich hatten sie ein sehr gutes Verhältnis zueinander und sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass ihm etwas wichtiger war als sie. Und trotzdem war er nicht gekommen und sie hatte sich von Dr. Reefs helfen lassen müssen. Sie wusste nicht genau wieso, aber irgendetwas an dem Arzt störte sie ungemein. Sie hatte das Gefühl, dass etwas mit ihm ganz und gar nicht stimmte. Sie wusste nur nicht was es war. Und vermutlich war es eh egal, schließlich wurde sie morgen schon entlassen. Kim gähnte etwas. Langsam merkte sie doch wieder die Müdigkeit in sich aufsteigen. Es war wohl das Beste, wenn sie wirklich noch etwas schlief. Etwas anderes konnte man hier eigentlich auch gar nicht tun. Also drehte sie sich etwas auf die Seite, ließ die Augen geschlossen und versuchte einzuschlafen. Dieses Mal brauchte sie etwas länger als am Vortag, schaffte es aber schließlich doch, in einen unruhigen Schlaf zu fallen. Es war spät, als ein Alptraum Kim aus dem Schlaf aufschrecken ließ. Das Zimmer war in Finsternis gehüllt und durch die dunklen Scheiben der Fenster drang kein Mond- oder Sternenlicht hinein. Man konnte nur das leise prasseln kleiner Regentropfen vernehmen. Ansonsten war bereits alles still. Kim schluckte etwas, während sie sich umsah und der Stimme in ihrem Kopf lauschte, welche von ihrem Traum nachhallte. Der Keller, dachte Kim. Sie konnte sich nicht mehr genau an ihren Traum erinnern, aber sie hatte im Gefühl, dass es etwas mit dem Krankenhauskeller zu tun gehabt hatte und aus der Erfahrung heraus, schenkte sie ihrem Traum glauben. Irgendetwas war im Keller. Vorsichtig stand Kim auf, setzte erst den einen, dann den anderen Fuß auf den kalten Krankenhausboden. Dann stand sie gänzlich auf. Mit schnellen Schritten war sie bei ihren Straßenschuhen, welche an der Zimmerwand standen, und zog sie an. Ihr Vater hatte ihr zwar einige Sachen mitgebracht gehabt, aber ihre Puschen leider vergessen. Die normalen Schuhe taten es jedoch ebenfalls. Einen Moment blieb Kim an der Wand gelehnt stehen. Sie musste etwas Energie sammeln. Ihr ging es zwar bereits viel besser als gestern, aber ganz bei Kräften war sie auch noch nicht und ab und zu schwindelte es sie noch. Nach einigen Minuten aber konnte sie ihren Weg fortsetzen. Sie ging langsam auf die Tür zu, öffnete diese leise und schaute vorsichtig auf den breiten, matterleuchteten Flur hinaus. Eine Krankenschwester konnte Kim nirgends entdecken und so ging sie mit schnellen, aber bedachten Schritten weiter in Richtung Fahrstuhl, welcher sich am Flurende befand. Mit klopfendem Herzen drückte sie ein, zwei, drei mal auf den kleinen Knopf, bis der Fahrstuhl endlich oben war und die Türen aufglitten. Mit einem Satz war Kim drin. U für Untergeschoss.., dachte sie und betätigte den passenden Knopf. Die Türen glitten mit einem leisen Geräusch wieder zu und der Fahrstuhl setzte sich mit einem kurzen Ruck in Bewegung. Gebannt verfolgte Kim die Nummern, die oberhalb der Tür aufleuchteten und angaben, in welchem Stock sie sich gerade befand. Als schließlich das „U“ aufleuchtete und sich die Türen wieder geöffnet hatten, verließ Kim den Fahrstuhl und trat auf einen schmalen Gang, der noch weniger beleuchtet war, als der Flur oben. An den Wänden, rechts wie links, waren einige Stühle aufgereiht und an einigen Stellen stand sogar ein kleiner Essenwagen plus Tablettwagen. Allerdings achtete sie weniger auf ihre Umgebung, als auf die Tür ganz hinten rechts im Gang. Sie stand einen schmalen Spalt offen und von hier aus konnte Kim erkennen, dass fahles grünes Licht aus ihr auf den Flur fiel. Mit langsamen Schritten und rasendem Herz ging sie, fast schon wie in einem Bann gezogen, auf die hinterste Tür zu. Schon kurz bevor sie diese erreicht hatte, konnte Kim einige Stimmen vernehmen. Eine davon gehörte definitiv Dr. Reefs. Doch klang sie nun gar nicht mehr so freundlich, sondern eher wütend. Scheinbar regte er sich über etwas auf, doch Kim konnte noch nicht mehr verstehen als die Stimmlage. Erst als sie nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt war, konnte sie hören, wie sich der junge Arzt mit einem älteren Mann stritt. »Ich sagte doch, ihr sollt es nicht so hoch dosieren!« fauchte Dr. Reefs Stimme »Es sind immerhin die ersten Tests! Seid etwas sorgsamer!« Tests? Kim schaute etwas verwirrter und schlich die letzten paar Meter zur Tür rüber. Vorsichtig spähte sie durch den Spalt in der Tür und konnte ihren Augen im ersten Moment nicht wirklich trauen. Sie konnte nicht viel von dem Zimmer erkennen, aber es reichte, um zu sehen, dass sich hier unten mehrere kokonähnliche Behälter befanden, in denen mit Sicherheit ein Mensch platz finden konnte und irgendwie konnte sich Kim auch vorstellen, dass eben solche dort drin waren. Sie schauderte etwas mehr, fühlte sie sich doch in den schönsten Horrorfilm versetzt. Jetzt wusste sie auch, was ihr an Dr. Reefs nicht gefallen hatte. Zugegebenermaßen hätte sie nie gedacht, dass er so was wie ein Dr. Frankenstein war, aber sie hatte sofort gespürt, dass etwas an ihm faul war. Kurz atmete Kim durch. Sie musste unbedingt etwas unternehmen. Am besten würde es sein, die Polizei zu rufen, dann konnte diese- Weiter konnte sie in diesem Moment nicht mehr denken, da sie plötzlich etwas hart am Rücken traf. Mit einem kurzen Aufschrei stolperte Kim durch die Tür, versuchte sich mühevoll auf den Beinen zu halten, landete dann jedoch auf dem Boden, genau vor den Füßen der vier Doktoren, die sich im Raum befanden. Einige Momente wurde Kim schwarz vor Augen und sie musste nach Luft ringen, da ihr diese beim Sturz wortwörtlich aus den Lungen gedrückt worden war. Alleine aufstehen musste sie allerdings nicht, da sie an den Armen ergriffen und grob in die Höhe gezogen wurde. »Sieh mal einer an.. wenn das nicht die kleine Kimberly ist..« Sagte Dr. Reefs, nachdem er seine erste Überraschung überwunden hatte. Kim für ihren Teil versuchte derweil, sich aus dem Griff des Pflegers zu winden, welcher sie eben ins Zimmer gestoßen hatte und nun auf biegen und brechen festhielt. Inzwischen konnte Kim mit Überzeugung behaupten, in Frankensteins Labor zu stehen. Es waren nicht nur die Behälter, sondern auch mehrere Gläser und Fläschchen hier unten, in welchen Flüssigkeiten aufbewahrt wurden, die sie nicht im Geringsten einordnen konnte. Sie wollte aber auch gar nicht wissen, was genau diese Substanzen bewirkten, oder wofür sie gut waren. Im Moment wollte Kim einfach nur hier weg. »Lasst mich gehen!« Schrie sie den Doktoren entgegen und kämpfte gegen den Griff an »Ihr habt doch einen Knall! Was zur Hölle geht hier eigentlich vor?!« »Na, na.. wir wollen doch nicht beleidigend werden, oder.?« Dr. Reefs lächelte wieder sein typisches, gespielt vertrauensvolles Lächeln, während der ältere Arzt, mit dem weißen Bart und den weißen Haaren, vortrat und seine Brille etwas zurückschob »Das ist dieses Mädchen, nicht wahr..?« »Ja.. das ist sie.« Gab Dr. Reefs etwas kühler zurück. Scheinbar hatten die beiden sich gerade eben noch gestritten. »Was sollen wir mit ihr machen..?« Warf der Pfleger hinter Kim ein und verstärkte den Griff etwas mehr, woraufhin Kim die Zähne zusammenbeißen musste. »Wir können sie nicht einfach so loswerden.. der Boss hat da klare Anweisungen gegeben.. vergesst das nicht.« »Das stimmt schon..« murrte der Pfleger »Aber sie hat jetzt das alles hier gesehen.. wir können sie doch nicht einfach so gehen lassen..« Dr. Reefs lächelte wieder etwas und schüttelte den Kopf »Mal ehrlich.. wer soll ihr so eine Geschichte glauben..?« Der Pfleger schwieg auf diese Frage hin. Doch Kim konnte nicht still sein. Im Moment verstand sie nichts weiter als Bahnhof und ihr brannten Hunderte von Fragen auf der Seele. »Gnh..! Was ist das hier..?!« Wiederholte sie schließlich mühevoll ihre Frage von eben. »Und was, verdammt noch mal, wollt ihr von mir?! Wer ist euer blöder Boss?!« Keiner der Anwesenden gab ihr eine Antwort. Der ältere Arzt schaute sie nur kurz missmutig an, ehe er sich an Dr. Reefs wandte und etwas seufzte »Sie wird aber sicher keine Ruhe geben.« Der junge Arzt mit den schwarzen Haaren verdrehte genervt die Augen und ging zu einem der Regale rüber »Ist ja gut. Die Kleine wird sich nicht mehr daran erinnern können, okay?« Er durchsuchte das Regal und nahm eine der vielen Flaschen hinaus, welche er kurz den anderen Ärzten entgegenhielt. Kim konnte sehen, wie diese nickten. Ihr Blick wanderte wieder zu Dr. Reefs, der bereits zu dem kleinen Tisch rüber gegangen und sich eine der dort bereitliegenden Spritzen geholt hatte. Mit einer kurzen Bewegung zog er den Inhalt der Flasche in die Spritze und hielt diese kurz über sich ins Licht. Kim erstarrte. Wollte der Doktor ihr jetzt wirklich dieses Zeug verabreichen? Die Antwort darauf kam schneller, als es ihr lieb gewesen war. Dr. Reefs hatte sich zu ihr umgewand und dem Pfleger angeordnet, sie bloß gut festzuhalten. Dies ging nun wirklich zu weit. Selbst für Kim. Mit einigen Tränen in den Augen versuchte sie sich gegen den Pfleger zu wehren, der ihr aber körperlich weit überlegen war. Ihr Blick war starr auf die Spritze in der Hand des Arztes gerichtet, welche mit jedem Schritt näher auf sie zukam. Sie wollte nicht wissen, was mit ihr geschah, wenn sie dieses seltsame Zeug wirklich gespritzt bekommen würde. »Lass mich los!« Schrie Kim erneut und sie packte der Mut der Verzweiflung. Erneut zerrte sie an dem Griff des Pflegers und schaffte es einen halben Schritt vorwärts zu kommen, was dann folgte, war ein kurzer, aber scheinbar schmerzvoller Tritt nach hinten. Der Pfleger hatte aufgeschrieen und Kim doch losgelassen. Während die Doktoren etwas perplex dreinschauten, nutzte sie die Gelegenheit und rannte los. Mit einer schwungvollen Bewegung riss sie die Tür auf und hastete den Gang hinunter, Richtung Treppe. Hinter sich konnte sie Dr. Reefs aufgebrachte Stimme hören und dann mehrere Schritte auf dem Boden. Umdrehen wollte sie sich jedoch nicht, zu groß war die Angst, dann zu stolpern oder gar wie gelähmt stehen zu bleiben. Es war besser nicht zu wissen, wie nah einem der Feind bereits im Nacken saß. Trotzdem wollte sie sich etwas mehr wehren und griff nach den Dingen, die an den Wänden standen. Stühle und Wagen wurden von ihr umgeschmissen und blockierten den Gang. Keuchend erreichte Kim die Treppe und nahm gleich zwei Stufen auf einmal bei ihrem Weg nach oben. Hinter sich konnte sie laute und wütende Stimmen hören, doch sie sah noch immer nicht zurück und blieb gewiss nicht stehen. Stattdessen erreichte sie das Erdgeschoss und stellte mit Erleichterung fest, dass sich der Ausgang direkt an der Treppe befand. Ohne groß nachzudenken, rannte sie auf die Tür zu und stieß diese auf. Kalte Nachtluft und peitschender Regen begrüßten sie, als sie auf den Bürgersteig trat. Inzwischen konnte sie auch die hektische Stimme der Frau am Empfang hören, ignorierte diese jedoch ebenfalls und eilte so schnell sie konnte den Bürgersteig hinab. Um sie herum machte sich die Dunkelheit der Nacht breit und das Krankenhaus wurde langsam immer kleiner, bis es irgendwann gänzlich verschwunden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)