Kurzgeschichten von Baerchi (aus dem Leben) ================================================================================ Kapitel 3: Begegnung mit dem Tod - Teil 1 ----------------------------------------- ================================================================================== Diese Geschichte ist war, lediglich die Namen der Beteiligten wurden geändert. Danke für alles. Für "meine Kleine", die ich so sehr vermisse. ================================================================================== Langsam fuhr die Bahn durch das verregnete Hamburg. Der an die Scheibe prasselnde Regen vermochte ihn nicht aufsehen zu lassen. Imemr wieder starte er auf die Uhr, die ihm seine Großeltern vor acht Jahren zu Weihnachten geschenkt hatten. Es war der 24. Dezember. Er schüttelte seinen Kopf, der noch nass war durch den Weg zur Haltestelle. "Warum tue ich das eigentlich?" säuselte er vor sich hin und schlug leicht mit einer geballten Faust auf den Papierkorb zu seiner rechten. "Warum...". Die Bahn fuhr in den nächsten Bahnhof ein. Er stand auf, knöpfte bedächtig seinen Mantel zu und seufzte. Der Regen hatte aufgehört, und der Himmel schien ihm grauer, als er es gewöhnt war. Unmotiviert und mit einem Hauch von Widerwillen strauchelte er die Treppe hinab. In seiner Hand hielt er einen Strauß Orchideen und ein Grablicht. Er überquerte die Straße und betrat durch das große Tor den Ohlsdorfer Friedhof. Nach einigen hundert Metern klang der Lärm der Straße ab und nurnoch das Wasser unter seinen Schuhen machte ab und an glucksende Geräusche. Ein paar Rentner kamen an ihm vorbei; sonst war es erstaunlich ruhig. Er bog nach links ab und blieb vor einem Grab stehen. Dann sank er auf die Knie. Stille. Er streifte sanft über die nasse Erde, als ob sie noch immer seine Berührungen spüren könnte. Dann legte er den Strauß auf das Grab, neben einen anderen, der schon ein paar Tage zu liegen schien. "Es tut mir leid", sprach er, "dass ich es dir nie rechtzeitig sagen konnte, aber: Ich liebe dich!" Er kramte ein Feuerzeug aus seiner Tasche hervor, zündete das Grablicht an und platzierte es vorsichtig vor dem Grab. Tränen standen in seinen Augen und bahnten sich ihren Weg, vorbei an seinen Wangen hinab auf die Erde. Träne um Träne fiel herab auf die vom Regen noch völlig durchweichte Erde. Es schien, als habe der Himmel solange für ihn geweint, bis er hier sein konnte. Er blieb noch etwa eine halbe Stunde kniend sitzen, bevor er aufstand. "Ich muss los", sagte er zu sich selbst, "tut mir leid. Ich grüße alle von dir, und komme dann wieder, nächstes Jahr." Er stand auf und wischte sich seine Tränen aus den Augen. "Tut mir leid, ich weiss, du magst es nicht, wenn ich weine...", sagte er noch. Dann verließ er den Friedhof. Auf dem Rückweg drehte er sich nicht um. Er hatte sie nie umgedreht. Denn er wusste, solange er konnte, würde er zurückkehren, und Jahr um Jahr das ganze wiederholen. Abends dann ging er zu seiner besten Freundin, die genau wusste, dass er wie die Jahre zuvor, heute vorbeikommen würde. Sie nahm ihn in den Arm und seine Jacke ab. "Danke, Süße" sagte er wie immer. Die Freundschaft der beiden war unbeschreiblich. Sie war die erste, die damals, nach dem Tod seiner Freundin, von selbigen erfahren hatte. Besonders hart für ihn war, dass er kurz vor ihrem Tod sich entschlossen hatte, ihr zu sagen, dass er sie liebte. Er kam nie dazu, und das Gefühl von Schmerz plagt ihn tief in seiner Brust. Es fiel ihm schwer, sich anderen mitzuteilen, außer Sandra. Aber er hatte gar nicht das Bedürfnis, sich jemandem mitzuteilen. Er lag längst in ihrem Schoss und weinte aus ganzem Herzen. Er tat ihr leid, aber sie konnte nichts für ihn tun, als seine Schulter zum ausweinen sein, und das tat sie, bis er unter Tränen eingeschlafen war. Dann legte sie ihn vorsichtig hin, deckte ihn zu, und sah ihn kurz an, bevor sie sich selbst zur Ruhe bettete. "Er nimmt sein Schiksal an, obwohl es so grausam ist...", ging es ihr durch den Kopf. "Bewundernswert. Sowas Schlimmes hat er nicht verdient...". Dann schlief auch sie ein. Und das Weihnachtsfest war für dieses Jahr zu ende. =============================================================================== Dies ist Teil 1. In Teil 2 werdet ihr mehr über die Story davor erfahren, aber ich wollte erstmal den Teil mit Bezug zu Weihnachten online haben. Bitte fühlt euch nicht zu sehr deprimiert. Euer Bärchi =============================================================================== Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)