Gedichte von Baerchi (aus dem Leben) ================================================================================ Vorschlaghammer --------------- Keine Ahnung, wann und warum ich das geschrieben habe. Datiert auf 2000. ======================================================================== An einem schwülen Abend fand ich einen vom Laub und langem Gras bedeckten Vorschlaghammer. Ich war im Garten eines verlassenen Fertighauses, bummelte herum, langweilte mich. Das Gebäude selbst war nach einem Brand vor sechs Monaten völlig abgebrannt. Ich stand in dem [vom Feuer] geschwärzten Wohnzimmer, an der Stelle, wo die Decke zusammenstürzte und die Dielenbretter verbrannten. Ein Teil der Wand war übrig geblieben, und in der Mitte befand sich eine Durchreiche zur Küche. Eine der dünnen Holztüren hing noch immer im Lager. Innerhalb der Küche ragten zerbrochene Wasserleitung und elektrische Anschlüsse aus der Wand, und ein zertrümmertes Waschbecken lag auf dem Boden. In allen Räumen [des Hauses] haschten kleine Pflänzchen nach Licht. Die meisten Häuser sind [immer] etwas zugemüllt mit unbeweglichen, fixierten Objekten, die einem [genau] sagen, was zu tun ist- Hier isst man, Hier schläft man, Hier sitzt man. Aber an diesem ausgebrannten Ort herrschte das Chaos, alles war verschwunden. Ich versuchte mir, Teppiche, Tapeten, Bilder, Stühle und eine Nähmaschine in diesen aufgesperrten, unordentlichen Räumen vorzustellen. Ich fand es toll zu sehen, wie irrelevant, wie klein diese Gegenstände jetzt waren. Da war eine Matratze in einem der Räume, sie war durch die Balken verbogen worden. Die Wand um das Fenster war zerbröckelt, und die Decke war heruntergefallen, ohne auch nur annähernd den Boden zu erreichen. Ich stellte mir vor, dass die Leute, die auf dieser Matratze schliefen, wirklich glaubten, sie seien „im Schlafzimmer“. Sie gingen davon aus, dass es für immer so bleiben würde. Ich dachte an mein Schlafzimmer, Julies, das meiner Mutter und auch an alle anderen Räume, die eines Tages zusammenbrechen würden. Ich war [schon] über die Matratze geklettert und balancierte auf einem Stück der zerbrochenen Mauer, und dachte darüber nach, als ich den Vorschlaghammer im Gras erblickte. Ich sprang [von der Mauer] und hob ihn prüfend hoch. Graue Bohrasseln lebten unter dem massiven Stahlkopf [des Hammers] und nun liefen sie in völliger Verwirrung vorwärts und rückwärts kreuz und quer über ihr kleines Stückchen Erde. Ich schmetterte den Hammer auf sie nieder und spürte, wie der Boden unterhalb [jenseits] meiner Füße vibrierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)