Schnittwunden... von abgemeldet (...alles tut weh...) ================================================================================ Kapitel 1: Manchen ------------------ Dich zu Berühren ist, wie die klinge, die mich jeden Tag küsst. Nur, spürt die Klinge, das ich sie anfasse. Du hingegen, spürst im Moment absolut nichts. Aber nur in diesem Zustand kann ich dich anfassen, sonst würdest du mich wahrscheinlich vor die Tür setzten und das kann ich nicht riskieren. Aber... So weiter gehen kann das auch nicht. Ich will mehr... Viel mehr! ~ ...Mit der Klinge fahr ich langsam meinen Unterarm hinauf... ~ Ich setze sie wider an, den Rest, hab ich schon vorbereitet. Du siehst zu mir rüber, aber, erkennen tust du scheinbar nicht wirklich etwas. Dein Blick ist verschwommen, dein Mund leicht geöffnet. Sogar dein Atem ist stockend, man könnte meinen, du hättest es gerade ziemlich wild getrieben... ~...Dann ein Schnitt, klein und flach, und die Welt um mich blüht auf...~ Eigentlich, wollt ich mich noch ein wenig an die satt sehen, aber meine Gedanken schweiften schon wieder viel zu tief. Das kann ich nicht riskieren... Dann läuft es... Wunderschön warm... Jetzt muss es schnell gehen, bevor sich die kleine Wunde wieder schließt. Ich greife nach dem weißen, schneeähnlichen, Puder, welches man glatt mit Puderzucker verwechseln könnte... ~...Schmerz schärft alle meine Sinne, jede Faser ist gestimmt...~ Ich beiße fest die Zähne zusammen. Anfangs, ist es als würde dir der Teufel ins Fleisch fassen, aber der Kick danach, ist einfach nur noch der Himmel. ...Die Erlösung... Es lässt mich schweben, zwar brennt meine Wunde noch immer, saugt gierig den `Schnee´ in sich auf, verschließt sich langsam wieder, trocknet aus und lässt etwas zurück... ~...Und ich hör den Körper singen, wenn der Schmerz die Last mir nimmt...~ Leicht... Ich fühle mich so leicht, als würde ich nicht mehr sein... Alles verschwimmt... ...verschwindet... Wo bist du? Wieso sehe ich selbst dich nicht mehr? Dich sehe ich doch sonst immer, als einzigen... "Hey, alter, alles klar?" Deine Stimme? Ist sie dein? Die Klinge, ich halte sich noch... ~...Tiefer, noch ein bisschen tiefer schneid ich in den weißen Arm...~ Ich schneide noch mal, spüre aber nichts. Hab ich meine alte Wunde getroffen? Eine neue entstehen lassen? ~...Aus der Wunde sickert lautlos dunkles Blut und mir wird warm...~ Ich spüre eine warme Hand, auf den Blutverlauf meines Armes. Mein Handgelenk, wird zugeschnürt. "Alter, mach kein scheiß!" Ich lasse die Klinge fallen... Ich höre es... Die Klinge und anschließend das schöne Rot, wie es zu Boden fällt, kann mir die Bilder, die die Tropfen hinterlassen bildlich vorstellen ohne hinzusehen. ~...Das Blut so rot, das Blut so rein. Die Zeit heilt meine Wunden nicht...~ Ich spüre, wie der Druck um mein Handgelenk fester wird, aber weh tun tut es nicht. Im Gegenteil, immerhin weiß ich, wessen Hand das ist, die mich hält. Es ist deine... Ich spüre dich... Aber nur an mir... Warum kannst du meine Wunden nicht Heilen? Willst du sie nicht Heilen? Ist es dir egal? Die Zeit... Unsere Zeit...? ~...Mein Blut zu sehn, ist wunderschön, mein Blut zu sehen, tröstet mich...~ Durch den Blutverlust lässt der Rausch schon wieder nach. Ich spüre langsam, wie die Schmerzen zurück kommen. Also hab ich doch die alte Wunde getroffen, sonst wäre schon alles in meinem Körper, hätte sich ausgebreitet. Und da du mein Handgelenk fast abschnürst, kann mein Blut auch nicht weiter fließen. Ich höre ein kleines rascheln, spüre, etwas kaltes auf meiner Wunde und schreie unbewusst auf. Was tust du? Was ist das? Eis...? Du kümmerst dich um mich...? Warum quälst du mich so sehr? ~...Glück durchströmt den ganzen Körper. Schmerz treibt jeden Schmerz heraus...~ Der Eiswürfel geht auf Wanderschaft. Ich bekomme eine Gänsehaut, mir erschaudert es bei dem Gedanken, das du das dein könntest, der mich so berührt. Aber du bist es nicht, es ist das Eis, dein Element, das mich berührt, das mein Feuer dämmt bis es erschrickt und erlischt. Blut schießt wieder durch meinen Körper, so, wie es eigentlich auch sein sollte. Normal... Gleichmäßig... Aber, wenn du mir jedes mal so nahe kommst, wenn ich mir nen Schuss gebe, gehe ich gern in die Arme des Todes. ~...Um auf diese Art zu fühlen, nehme ich all das Leid in Kauf...~ Der Eiswürfel schmilzt, er ist weg, verschwunden, er wird nie wieder kommen. Jetzt werden sie wieder aufhören, die Berührungen die von dir verursacht wurden. Ich seufze. Mein Blick ist wieder klar... Ich bin wieder nüchtern... Wieder voll da... Im Leben... Am Leben... Sitze neben dir und du lächelst mich an, so sanft, so vertraut. Warum kann ich es dir nicht einfach sagen? Warum kannst du es nicht einfach sehen? Warum kann ich es nicht sein lassen? Aufhören damit, mit allem, mit dem scheiß Zeugs, mit meinem scheiß Dasein, mit... ...mit dir... Und du, du berührst mich noch immer, bewegst deine Fingerkuppeln auf meinem Arm auf und ab. Warum tust du das? Lass es sein! Oder mach es ganz! Nimm mich! Mach mich dein! Sei meine Droge... ...und lass mich die deine sein... ~...Das Blut so rot, das Blut so rein ... Ich verletze nur die Hülle...~ Du fährst auf meiner Wunde entlang. Es sticht, ich zucke zusammen. "Das wollte ich nicht." Du bist so nah an mir, flüsterst mir ins Ohr, zupfst mit deiner anderen Hand an meinem Shirt. Was tust du? Mach weiter! ...bitte... Du erhörst meinen stummen Schrei, ziehst mir mein Shirt aus, tastest dich an meinem Oberkörper entlang. Es fühl sich so gut an, und das, obwohl deine Finger so kalt sind und leicht rau. Ich drehe mich zu dir um, will dir in die Augen blicken und weiche erschrocken wieder zurück. Was ist das für ein Blick? So belustigt... So erniedrigend... Voller Mitleid...? Ich will aufstehen, will weg von dir, doch du lässt mich nicht, ziehst mich zurück. Ob mit Absicht oder aus versehn, ich weiß es nicht, doch fasst du mir an die offene Wunde, bohrst deine Fingernägel tief in sie hinein. Du tust mir weh, merkst du das nicht? Lass es! ~...Alles was darunter liegt, hab ich so tief eingeschlossen, dass es sich mir selbst entzieht...~ Luft... Gib sie mir zurück... Bitte lass von mir ab... ...bitte... Wieso presst du deine Lippen auf meine? Quäle mich doch nicht so sehr! Bitte, bitte lass das...! Meine Hose wird geöffnet, deine Hand greift hinein, zwischen meinen Schritt. Jetzt musst du es fühlen... ...das... Das was ich fühle... Ich traue mich gar nicht, dir in die Augen zu sehen, viel zu groß ist meine Angst, deine Wut, dein Ekel, deine Enttäuschung zu sehen... Ich dachte ja auch, das wir nur Freunde wären aber kann ich doch auch nichts an meinen Gefühlen ändern, das kann man nicht verlangen, es geht nicht... ...ich kann nicht mehr... Ich bin schmutzig... ...ich weiß... ~...Das Blut so rot, das Blut so rein...~ "Ich wusste es." Ein zucken durchfährt mich. Was wusstest du? "Lass mich deine Droge sein..." ... .. . Kapitel 2: gab -------------- "Lass mich deine Droge sein..." ... .. . Ich ziehe dich auf meinen Schoß, die Hand immer noch in deinem Schritt. Du bist Erregt, sehr sogar... Nur deine Hose stört mich extrem. Langsam ziehe ich sie dir aus, stück für stück lass ich sie sinken, von deinen Beinen gleiten. Leise und unterdrückt keuchst du auf. Ist es die Droge, die dich so macht, dich so verändert? Wenn ja, lass sie ewig wirken... Ich küsse mich an dir hinauf, dein Rücken, du steckst ihn durch... Warst du schon immer so mager...? Liegt es an der Klinge...? ~...Zwischen deine Schulterblätter passt ein Messer und ein Kuss...~ Ich drehe dich ein wenig zur Seite und beiße mich an deinem Hals fest. Wieder keuchst du, diesmal allerdings lauter so das man es schon als stöhnen bezeichnen könnte. Die Hose ist jetzt endlich weg, kann deinen Körper nun weiter erkundigen. Die letzten male hab ich mich nicht getraut, dachte, du würdest es spüren, es realisieren, mitbekommen, weil die Dosis nicht stark genug war, dachte, du würdest mich hassen... Jetzt kann ich mich nicht mehr halten... Ich will dich... ...ich werde dich nehmen... Du bist mein! ~...zwischen uns liegt dieser Morgen wie ein dunkler breiter Fluss...~ Verwirrt sind deine Blicke. Merkst du es doch? Weißt du, was hier passiert? Was hier Passieren wird? "du tust mir weh..." Schwer presst du die Worte hervor, gestöhnt, erregt... Du Bewegst deinen Arm, zeigst mir dein Handgelenk, an welchem ich dich festhalte. Zeigst mir, wie tief ich mich doch schon in dich gebohrt habe. Aber das reicht mir nicht! Begierig lecke ich das Blut deiner Wunde nachdem ich meine Fingerspitzen aus ihr herausgezogen hatte. Du schreist, mal laut und mal leise... Letztendlich ersticke ich sie doch... ~...Aufgespalten mit der Zunge hab ich gestern deinen Mund...~ Dein Mund weit geöffnet ist es ein leichtes, ihn zu erkunden, mit meinen zähnen an deinem Lippen zu knabbern, deine Zunge mit der meiner zu einem Kampf herauszufordern. Viel zu lange, musste ich ohne dich sein. Damals wusste ich noch nicht, was genau du für mich bist. Erst als du gegangen warst, wuchs in mir die Sehnsucht, die Qual, das Verlangen nach dir. All die Jahre hat es sich in mir gestaut und immer, wenn ich versuchte, jemand anders dich vorzuziehen, war das Resultat, das ich dennoch an dich dachte und meine Qual sich steigerte, mein Verlangen noch großer wurde... ...meine Sehnsucht... Jetzt bist du wieder da, standest plötzlich vor meiner Tür und bist seit dem nun hier... ~...und du bist bei mir geblieben viel zu lange, Stund um Stund...~ Meine Hand hat sich längst selbständig gemacht. Bei diesen Lauten ist es sogar mir vergönnt, sie zu dämpfen, sie zu unterdrücken, sie zu verschlingen. Nichts kann sie stoppen. Deine Laute, sie hallen im ganzen Raum. Hör auf damit, ich will dir doch nicht weh tun. "nicht... ich..." Kein Vollständiger Satz, kein normales Wort kommt mehr über deine weichen Lippen. Es ist vorbei, du kannst nicht mehr, das weiß ich. ...aber ich kann auch nicht mehr... "NICHT...!" Ich nehme meine Hand von deiner Wunde und presse sie dir vor dem Mund, während meine andere dir die Erlösung bringt... "sei still..." ~...Nur wer feige ist, der tötet Liebe durch das Wort allein...~ Deine Augen sind geweitet... Dein Atem stockend... Dein Körper beschmutzt... Durch mich, doch das war noch nicht alles. Es wird noch mehr kommen, ich kann jetzt nicht mehr zurück, kann nicht mehr kneifen. Dafür ist der Kick schon zu weit, mein Rausch zu tief, das Adrenalin zu hoch. Hungrig lecke ich meine Hand sauber. Du siehst mir dabei zu, bis schließlich dein Leib anfängt zu beben und du zusammensackst. Was versuchst du auch aufzustehen? ~...Für das Messer braucht es Helden und ich kann nicht feige sein...~ Ich ziehe dich wieder auf die Beine, aber auch nur, um dich dann auf die Couch zu stoßen. Mit einem gedämpften Laut prallst du auf, drehst dich sofort auf den Rücken, siehst zu mir rauf. Ich habe mich schon längst auf deine Hüfte gesetzt, kann doch nicht riskieren, das du vor mir flüchtest... Verängstigt, wie ein kleines Kind, welches sich in einem dunklen Wald verlaufen hat und nun vom Wolf in die enge getrieben wurde... Ja, genau so siehst du mich an und ich fühle mich großartig. Dieser Kick, die totale Kontrolle zu haben, die Kontrolle über dich, deinen Stolz. Nüchtern hättest du schon längst die Flucht ergriffen, würdest mich nicht mal mehr mit dem Arsch angucken. Doch jetzt ist es anders, du fühlst zwar, aber nur jetzt, morgen, wirst du schon wieder alles vergessen haben. Und die Ausschnitte die dir bleiben, werde für dich nur Teil eines schlechten Traumes sein. ~...Ich hab schwer mit mir gerungen, als ich mit dir schlief...~ Ich ziehe dir deine Boxershorts endgültig runter. Nun liegst du da, nackt wie Gott dich schuf mit dem einzigen unterschied, das du kein kleines Kind mehr bist, sondern ein echter Kerl, so wie ich auch. ...ich sollte mich schämen... Mir sticht die Decke ins Auge, die neben der Couch liegt und hebe sie auf, decke dich damit zu, bevor ich mir schließlich die Hose öffne. Mehr muss ich nicht machen, es reicht. Ich schlüpfe mit unter die Decke, finde sofort, was ich suche. ...deine schreie erfüllen ihren Zweck... Ich weiß jetzt, das ich da bin, wo ich hinwollte und mache weiter. Tränen bilden sich in deinen Augen, laufen deinen Wangen hinunter. Aber es ist mir egal, morgen wirst du es nicht mehr wissen... ~...Eingebrannt in deine Schultern ist mein Zeichen rot und tief...~ Ich drehe dich auf den Bauch, beiße mich in deiner Schuler fest, unterdrücke somit meine eigenen schreie. Du hast dich so sehr verkrampft, das es selbst mir weh tut. Doch nach ein paar Minuten bist du plötzlich still, schluchzt nur noch ab und zu und lässt den Gang freiem lauf. Ab und zu merke ich noch ein zucken von dir, ein kurzes verspannen aber beides dauert nicht lange an. Ich beende meine Tat und weiche aus und von dir zurück. Dein Körper... Nein; Du.. du liegst da so Leblos... Was habe ich getan? Du bist doch mein... mein Freund! Du warst nie mehr, warum jetzt auf einmal? ~...Und noch schläfst du wie ein Engel, wie ein Spielzeug liegst du da...~ Ich habe dich rüber in mein Schlafzimmer gebracht, da ich es nicht riskieren wollte, beim aufstieg der Treppen, das Gleichgewicht zu verlieren und dir noch mehr weh zu tun, als ohnehin schon. Sachte lege ich dich nieder und decke dich zu. Leise schleiche ich davon, geh ins Bad und hole den erste Hilfe Koffer, deine Wunder hab ich schließlich ziemlich demoliert, nicht das sich das noch entzündet. Da liegst du nun, als wäre wirklich nie etwas gewesen. Liegst auf der Seite, die Hände vorm Gesicht aufs Kissen gelegt, die Beine angezogen und ein gleichmäßiger, beruhigter Atem. Aber die Spuren deiner Tränen sieht man immer noch. ...Es tut mir so leid...! Ich gehe aufs Bett zu und setze mich neben dich, streiche dir ein paar Strähnen aus dem Gesicht und streife über deine Lippen. Als ich mich hinunterbücke um sie mit meinen zu Berühren, bebt das Bett, das lacken rüttelt... ~...unter den verfluchten Laken und ich fühl mich sonderbar...~ Erschrocken springst du auf, stehst neben dem Bett und siehst mich entgeistert an. "Kai..." Du umschlingst deinen Körper, versuchst dich scheinbar festzuhalten. Außerdem zitterst du. Hast du dich denn so vollgepumpt? Liegt es an der Dosis? Hab ich dir doch zu viel gegeben? "komm her... dein Arm...", flüstere ich und deute auf deine Wunde. Du lässt von dir ab, siehst die selbst die Wunde noch einmal an. Erst jetzt scheinst du den Schmerz zu bemerken, der von ihr ausgeht, denn du verziehst augenblicklich das Gesicht, beißt deine Zähne zusammen und gehst langsam aufs Bett zurück. Ich nehme den Koffer und hole die Verbandrolle hinaus, sowie diese komischen Haftnadeln und ein wenig Jod. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, hältst du mir deinen Arm entgegen, aber ansehen tust du mich nicht. Ich habe ein mieses Gefühl... ~...denn ich bin dir schon wieder zu nah...~ Nach dem ich die Wunde mit Job bestrichen hab und den Verband drum gebunden sowie befestig habe, bringe ich den Koffer zurück in Badezimmer. Als ich mich umdrehe und zurück ins Schlafzimmer will, erschrecke ich mich bald zu Tode. Warum stehst du denn hier? "es tut immer noch weh..." Ich zucke zusammen, gucke runter zu deinem Arm. Das Blut ist schon hindurchgedrungen, oder ist es das Jod? Vielleicht ist der Verband auch nur zu dünn. Du gehst an mir vorbei und hohlst den kleinen Eimer, der unter dem Waschbecken steht, hervor und füllst ihn mit Wasser, gehst mit ihm Richtung Wohnzimmer. Dort angekommen kippst du den Eimer über die Couch. Ich stehe nur daneben und sehe dir fassungslos zu. Was soll das? "warum tut es immer noch weh...?" Ich glaube... Nein... Nein du meinst nicht dein Arm... ~...Nur wer feige ist...~ "Kai." "NEIN!" Du weichst ein paar Schritte zurück. "Du... du hast es... doch gespürt... oder?" ... .. . Kapitel 3: Gott --------------- "Du... du hast es... doch gespürt... oder?" ... .. . Ob ich es gespürt habe? Wie soll ich so etwas denn bitteschön nicht spüren? Ich dachte immer, dass du mir nie etwas antun könntest... Aber da habe ich mich wohl geirrt. Zwar sehnte ich mich nach Berührungen von dir, sehnte mich nach deiner Nähe... Aber doch nicht so! Und jetzt fragst du mich, ob ich es gespürt habe. Sind wir uns denn so Fremd geworden? ~...Ich habe keinen Namen, bin ein fremdes Kind...~ Weißt du überhaupt noch, wer ich bin? Wer ich für dich bin? Wir hatten doch immer so viel spaß, muss das jetzt alles zerstört werden? ...nur weil ich so falsch fühle... Es ist nicht richtig, dass ich dich so sehr mag! ...es war nicht richtig, dass du das getan hast... Hasst du mich denn so sehr? Oder ist es meine Schuld? Weil ich gegangen war? ...aber jetzt bin ich doch wieder da... Ist das deine Rache? ...für alles...? ~...Ich weiß nicht mehr woher wir kamen, nicht wo wir morgen sind...~ Ich liege hier in deinem Bett, doch von dir ist weit und breit nichts zu sehen. Ich weiß auch nicht, wie ich hier her gekommen bin. Das was ich weiß ist nur noch, dass ich vor der nassen Couch stand und du auf mich zugekommen bist. Hast du mich hier her getragen? Wenn ja, wo bist du jetzt? Schämst du dich? Kannst du meinen Anblick nicht mehr ertragen? ...wo bist du...? Ich versuche aufzustehen, doch tut mir jetzt alles noch mehr weh als vorher. Meine Wunde ist wieder aufgerissen, ich spüre es. Und auch meine Hüfte schmerzt unheimlich. ~...es hängt an meinen Kleidern noch der Geruch von Blut...~ Ich reiße den Verband ab, habe kein Bock, zu verhindern, das ich eventuell verblute. Wenn ich sterbe, so habe ich es schon immer gewollt, dann will ich wissen wie, will es mitbekommen. Und wenn das hier mein Ende sein sollte, so sei es dann... Damals war ich zu Feige, mir den Rest zu geben und das, obwohl mir die Kugel schon so nahe war. Du standest daneben, hast auf mich eingeredet, dass mein Grund, kein Grund sei, um so etwas zu tun... ...Selbstmord... ~...zwanzig Waffengänge rollten über Hab und Gut...~ Und was machst du jetzt? Du lässt meinen Grund wieder in mir Aufleben. Genau denselben Grund! Zwar war es diesmal etwas anders, doch wieder wurde ich einfach nur so genommen. ...hast du es vergessen...? Du hast Boris damals verflucht, hättest am liebsten meine Kugel auf ihn gefeuert! ...und jetzt...? Jetzt hast du dasselbe getan wie er, hast meinen Stolz gebrochen, meine schwache Minute ausgenutzt, hast mich beschmutzt, hast mir wehgetan... Hast du mich denn nicht weinen gehört? ~...ob ich stumm bleib oder aufschrei, keiner nimmt die Angst mir fort...~ Nun liege ich hier, stumm, lasse kein Wort über meine Lippen weichen, höre nur dem Klang meines Blutes, wie es fließt, das rauschen im Ohr. ...und es hört sich so schön an... Doch dann wird diese schöne, fast Idyllische Stille gebrochen, durch Schritte, die sich mir nähern. Sie erdrücken die Stille, machen diese laut, für alle hörbar. Ich bewege mich nicht, starre regungslos an die Decke und lasse mein Arm noch immer am Rand des Bettes runterbaumeln. Außerdem merke ich noch immer nicht viel, noch nicht mal deine Anwesenheit nehme ich in irgendeiner Weiße wahr, außer halt mit den üblichen Sinnen wie zum Beispiel dein Geruch. Auch sehe ich dich auch aus dem Augenwinkel heraus ohne meinen Blick von der stinklangweiligen Deckenwand abwenden zu müssen. Dass du dich weiter auf mich zu bewegst höre ich an deinen Schritten und ich höre auch, dass du versuchst so leise wie möglich zu gehen. Schmecken tu ich dich auch noch immer. Dieser bissige, leicht ätzende Geschmack, als du mir deine Zunge in den Hals stecktest, haftet noch immer an meinem Gaumen. Du setzt dich aufs Bett, seufzt und legst deine Hand auf meine Stirn. Jetzt sind alle Sinne beisammen, ich spüre deine Berührung, deine übliche Kälte. Aber... Ich merke einfach nichts! Wir driften auseinander, können uns nicht mehr halten. ...ich hätte nicht wieder kommen sollen... ~...als ein Fremder in der Fremde, bin ich lieber hier als dort...~ Ich hätte weg bleiben sollen und dabei dachte ich, du würdest dich freuen. Bin ich dir eine solche Last? Wenn ja, warum sagst du denn nichts? Warum siehst du denn nicht, was ich fühle? Meine Schmerzen siehst du doch auch, warum dann nicht, meine Freuden, meine Lust, meine Leidenschaft, mein Verlangen nach dir. Das ist doch eigentlich gute dinge, oder etwa nicht? Oder, bin ich schon wieder so verseucht, das selbst du es nicht sehen kannst? Deine Hand wird wärmer, ob das an meiner eigenen Temperatur liegt? Vielleicht bin ich ja wirklich krank... Wenn ja, dann ist es deine Schuld! "..." Was... was soll das? Wieso kommt nichts raus? Ich spreche doch, oder nicht? "Pscht, streng dich jetzt nicht an." Was ist mit meiner Stimme? Tala, was hast du gemacht? ...mit mir gemacht...? ~...ob ich stumm bleib oder schrei, ich bin fremd an diesem Ort...~ "Kai, beruhige dich!" Ich springe aus dem Bett, hab das Gefühl, das ich ersticke, das mein Arm von mir abgerissen wird und auch mein Becken, als würde man mich auseinander ziehen. Blut! Ich sehe so viel Blut, alles tut weh, schreie, stimmen... Sind es meine oder deine? Sage ich überhaupt etwas? ...was sage ich...? Ist es deine Stimme? Sagst du etwas? ...was sagst du...? "KAI!" ~...ob ich stumm bleib oder schrei, keiner nimmt die Angst mir fort...~ ... .. . *pieppiep-piep-pieppiep* "Mmmmmmh...ich will nicht..." "Tala? Was machst du in meinem Bett?" Ich blinzle eine Weile und erkenne Tala schließlich. Auch er guckt mich an, zwar ziemlich schräg, aber er tut es. Die Fragezeichen, die er in und um sein Gesicht hat, sehe ich auch. Sogar klar und deutlich. Hab ich was verpasst oder warum guckt er mich so an? "Das hier, ist mein Bett, nur so zur Info." Er grinst mich schräg an, was aber auch daran liegen kann, dass er liegt, aber nicht verhindert, dass ich knallrot anlaufe. Was zum Henker mache ich in seinem Bett? "Kai, bist du wieder so Halbwecks in Ordnung?" "Wie meinst du das?" Du weiß nicht, dass du das nicht sowieso schon wärest, aber der Rest deiner Gesichtsfarbe hat sich soeben auch noch verabschiedet. Ich will mich verlegen am Hinterkopf kratzen, da ich wirklich null Ahnung habe, was Tala eigentlich von mir will. Vielleicht hab ich ja nen Black out oder so. Gerade, als ich meinen Arm nach hinten nehmen will, entdecke ich diese kleine, zumindest schmale Wunde, die aber doch recht tief zu sein scheint, da mein ganzer Arm in Blut getränkt ist. Nur der Verband nicht, der ist weiß und sauber. Aber ziemlich Scheiße verbunden, sonst könnt ich ja schließlich nicht meine Wunde sehen. Aber, was ist gestern passiert? Woher hab ich diese Wunde? Hab ich gestern übertrieben? Und warum wird mir plötzlich so kalt, jetzt, wo ich den Verband sehe? ~...doch der Winter ist hier kälter, lauter ist der Krähenschrei...~ Ich gucke den Verband an und anschließend zu Tala. Er sieht so aus, als ob ihm tausend Fragen durch den Kopf schießen, er sich aber nicht traut, diese Fragen zu stellen. Dann steht er auf, mich immer im Auge behaltend bis er schließlich aus dem Zimmer verschwindet. "...Tala...?" Ich fühle mich auf einmal so leer, richtig kalt als... als wäre ich gestorben. Was war gestern? Ich stehe auf und gehe Richtung Wohnzimmer aber von Tala ist nichts zu sehen. "seufz" Kaum das ich mich auf die Couch gesetzt habe, jumpe ich auch schon wieder auf. Das Teil ist ja klitschnass! Und... oh, hey da ist Tala ja wieder aber... Warum guckt er so komisch? Und warum hat er die Hand vorm Mund? Er wird doch wohl nicht...? Oh doch, so wie er jetzt wieder kehrt macht und rennt, weiß ich zu hundert Prozent, das er kotzen gegangen war und es schon wieder tut. Am besten, ich seh mal nach ihm... "Hey, Tala, ist denn bei dir alles in Ordnung?" Er antwortet mir nicht, komisch, kotzen tut er doch gar nicht mehr. Oder wartet er auf Nachschub? Ich geh zu ihm hin und setze mich neben ihm, streichle ihm sanft über den Rücken und zucke zusammen, als ich Talas Gesicht sehe, welches er mir gerade zugewandt hat. Er weint... Zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit sehe ich Tala weinen und dann auch noch ohne Grund... zumindest Fällt mir jetzt so auf die schnelle keiner ein. Ich muss eindeutig etwas verpasst haben, soviel ist sicher! Oder bin ich hier falsch? ~...ein zu Hause - keine Heimat, fremde Menschen gehn vorbei...~ "Hau ab, Verarschen kann ich mich auch alleine!" Mit einem kräftigen Ruck werde ich gegen die Badewanne geschubst und hau mir nicht gerade mild den Schädel ein. Scheiße tut das weh! Wofür war das denn gerade? Dreht Tala jetzt völlig am Rad? "Scheiße das... Kai ich...Verdammt!" Mit einem scheinbar scheiß Gesichtsausdruck, fasse ich mir an den Hinterkopf und sehe das ich wie erwartet Blute. Ist ja echt klasse, also wenn ich mal abkratzen sollte, dann höchstwahrscheinlich an Blutarmut. "Ich wollte dir... dir nicht schon wieder... wehtun..." Jetzt weint Tala ja noch mehr. Und... und er sieht so unglaublich süß dabei aus. Er sieht so schon wahnsinnig aus, im Positiven Sinne, aber jetzt. Aber, was meint er mit schon wieder wehtun´? "Komm mal her... bitte." Man, meine Stimme klang auch mal besser. "Nun komm schon, ich will nur mal gucken, ob bei dir alles in Ordnung ist." ~...ich seh keinem in die Augen, fremd bin ich an diesem Ort...~ Er kommt tatsächlich auf mich zugekrabbelt, lässt aber einen gewaltigen Sicherheitsabstand. Also ziehe ich ihn einfach zu mir und lege seinen Kopf gegen meine Brust. Er zieht scharf die Luft ein und zuckt kurz zusammen. Ich wüsste echt zu gern, was gestern noch so passiert ist... Nach einer Weile hebe ich seinen Kopf wieder an und blicke ihm tief in die Augen. Rot, immer noch. In dir lodert wahrhaftig das brennende Eis, anders kann man sich das nicht erklären. Nicht, hey, warum weichst du meinen Blicken aus? Und, was machst du jetzt? Oh, ähm, nicht gut... wieso musst du dich denn jetzt auf meinen Schoss legen und überhaupt so dicht an mich kuscheln? Das ist nicht gut, nein, das ist überhaupt nicht gut... doch, es ist gut, denn es fühlt sich einfach unglaublich gut an! Ob du nicht auch ein kleines bisschen so fühlst wie ich? Was würde ich alles darum geben, das zu wissen... "Tut es noch sehr weh?" "Hä? Ach so, ach was, ich bin ein Dickschädel, das weißt du doch." Verlegen smile ich vor mir her. "Verdammt, du weißt was ich meine! Glaubst du, ich bin doof oder was?!" Du stehst auf und ziehst mich mit, was mir ein ziemlich derbes Schwindelgefühl herbeiruft, habe ich doch eben noch ganz ruhig und gelassen da unten gesessen. Das nächste, was ich wieder klar sehe und fühle, ist die klitschnasse Couch, auf die du mich wirfst. Und dein Blick... Warum fühle ich mich jetzt auf einmal so schuldig? Ich fühle mich hier gar nicht wohl... ...ich will hier weg... ~...trag die Last in meiner Seele und ging gerne wieder fort...~ "Na, klingelt es jetzt wieder bei dir oder willst du weiterhin Unschuldslamm spielen?! Aber glaub ja nicht, ich hätte nicht mitbekommen, das es dir gefallen hat!" Was? Wovon redest du? Und was ist das für ein zuckender und stechender schmerzt in meinem Unterleib und meinem Becken? Als ob meine Hüfte zertrümmert wird... "Ich... Tala du... du machst mir Angst ich..." Scheiße, warum heule ich denn jetzt? Nicht! Komm nicht näher, hau ab! Ich rutsche ein Stück zurück, rutsche aber an der Nassen Lehne ab und lange unsanft mit meinem gesamten Körpergewicht auf meinem Arm, der, der eh schon ziemlich im Arsch zu sein scheint. "Hör auf!", presse ich gerade so noch zwischen den Zähnen gezischt hervor, doch Tala kommt näher, bis er sich neben mich zu Boden kniet und so einen ganz komischen Gesichtsausdruck hat... oder sollte ich ehr sagen, ein ziemlich Unheimliches grinsen...? "..." ~...ob ich stumm bleib oder schrei...~ Meine Stimme? Ich bekomme kein Ton raus, verdammt noch mal, so nen Schiss habe ich schon vor Tala... Aber warum? Wir sind doch Freunde, oder? "...Ta.. Tala, lass das, bitte. Du machst mir Angst verdammt noch mal!" Aber er hört nicht auf, stattdessen wird sein Grinsen immer breiter, bis er sich schließlich zu mir hinunter beugt, so das ich seinen heißen Atem, der noch immer ein wenig nach kotze richt, auf meinem Hals spüren kann, wie er langsam nach oben schweift und mir schließlich etwas ins Ohr pustet... "Gib doch einfach zu, dass es dich anmacht, so hilflos zu sein..." ... .. . Kapitel 4: die -------------- "Gib doch einfach zu, dass es dich anmacht, so hilflos zu sein..." ... .. . Scheiße! Was mache ich denn da schon wieder? ...Kai... "Hey, Alter, tut mir Leid... ich... Ach vergiss es einfach!" Seufzend lasse ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken und atme tief ein... Seinen Duft ein... Er riecht nach Sonne. Sonne, die auf einen See scheint, ja, nach warmen Seewasser... ~...Die Sonne tropft auf's Kanapee - läuft auf den Teppich, wird ein See...~ Kein Wunder, wir liegen ja auch noch immer auf dem nassen Boden und neben der ebenso nassen Couch. Aber es ist dennoch angenehm warm und erfrischend, auch wenn es einen Hauch von alt dazwischen trägt. Du hast dich bisher nicht um einen Millimeter gerührt, wenn man dein Zittern auslässt. Es tut mir doch Leid. "Kai? Erinnerst du dich... wegen gestern... weißt du es wirklich nicht... mehr...?" Ich schaue dich nicht an, dazu bin ich zu feige. Ich traue mich einfach nicht, in dein verängstigtes Gesicht zu sehen. Langsam drehe ich meinen Kopf ganz zur Seite weg und blicke auf eine der Pfützen, die im Sonnenlicht schimmern. Auf ihr hat sich schon so mancher Staubkrümel wiedergefunden und tanzt nun auf ihr. Sieht aus, als wolle die Sonne baden gehen... versinken... so wie ich noch einmal in dir... ~...in dem der Staub zu baden scheinen will...~ "Mein Becken... tut es deshalb... so weh...?" Ich vernehme ein kleines Schniefen von dir und setzte mich langsam auf. Tief schauen wir uns in die Augen und ich könnte wetten, dass ich gerade hochrot angelaufen bin. Wie du da liegst da ist... ist... so was von... unbeschreiblich, einfach nur Wahnsinn und so... erregend... Den Mund halb geöffnet und leise keuchend. Deine Wangen leicht rot gefärbt und die Augen verschleiert hinter... Lust... Ich weiß ganz genau, dass du es auch willst. Also bitte, bitte sag es endlich ehe ich hier eingehe, ertrinke, in meinem Meer voller Sehnsucht nach dir... ~...ein Hitzemeer...~ Ich nicke kurz und blicke wieder zur Seite weg. Was nützt es mir, dich anzulügen, wenn ich dir damit doch nur noch mehr weh tun würde...? Also sage ich es lieber gleich und riskiere damit, dich ein weiteres mal als Freund zu verlieren. So wie damals... Warum bist du eigentlich zurück gekommen? Wegen mir? Damit ich wieder alles kaputt mache? Dir wieder wehtue? Und diesmal nicht nur seelisch, sondern auch körperlich? Alles nehme, was du hast...? Du schnaufst und ich hatte wirklich mit allem gerechnet: Dass du mir eine reinhaust, mich von dir stößt und mich mit allem beschimpfst, was du hast oder einfach nur abhaust und ich dich nie wieder sehen würde, aber... du lächelst mich an... Kai... warum? "Darf ich dich was fragen, Tala...?" Ich überlege einfach gar nicht erst, sondern erwidere mit einem kleinem "Ja...". "...Warum hast du das gemacht?" Darauf kann ich dir nicht antworten! Nicht darauf! Du würdest mich noch mehr verachten und hassen, als du es ohnehin schon tust. Also schweige ich einfach... es ist besser so... ~...und alle Dinge um mich her - sie schweigen still...~ "Ich liebe dich..." "Ich dich auch..." Was mache ich bloß? Was soll ich Kai denn sagen? Ich muss es ihm irgendwie erklären, das bin ich ihm... schlu... dig... "Warte mal! Wiederhole das!" Hab ich das wirklich richtig verstanden? Hat er tatsächlich gesagt: "Ich liebe dich" ? Was habe ich darauf geantwortet? Habe ich überhaupt geantwortet? Ich sollte eindeutig aufhören mit denken, das bringt bei mir doch eh nichts! Erstaunt schaust du zu mir rauf, während ich geschockt zu dir hinunter sehe. Das kannst du eindeutig nicht Ernst meinen, nicht nachdem, was ich dir alles angetan habe! Oder willst du mich nur trösten und vor mir selbst bewahren? ~...ein Hemd, ein Bett, ein Bild - kein Trost...~ Du bist der Erste, der sich wieder einigermaßen fasst und auch sogleich die Initiative ergreift, spüre ich doch deine warmen Hände unter meinem Hemd. "Kai, du... du bist noch nicht ganz... hmmmm....mmmm..." Also, geküsst zu werden ist eindeutig mal etwas ganz anderes, als selber damit anzufangen. Und vor allem dann, wenn dein Gegenüber es auch noch so was von gut kann! Ich ziehe dich hoch, so dass du auf meinem Becken sitzt und hebe deins sogleich an. Mit dir auf dem Arm torkle ich Stück für Stück in die Richtung zu meinem Zimmer. Dort angekommen lasse ich dich aufs Bett fallen und mich gleich mit auf dir drauf, ehe ich anfange, dir die Kleider vom Leib zu reißen. ... .. . ~...vom Frühstück ein verbrannter Toast...~ . .. ... Bin ich fertig... Fix und fertig... Ich bin mir sicher, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie einen solch langen, hemmungslosen und leidenschaftlichen, sowie experimentvollen Sex hatte! Und wenn doch, war ich in dem Moment so knatter, das ich in dem Moment absolut nichts mehr mitbekommen habe! Ah! Scheiße! Na toll, und mal wieder schwarzer Toast, und dabei war ich mir sicher, dass das heute mal klappt. Fuck Toaster! Mit Marmelade, Nutelle und `Toast aller Asche´ bepackt, gehe ich zurück in mein Zimmer, auf welchem Bett mein Kleiner seinen verpassten Schlaf noch immer nachholt. ~...und wie in Bernstein konserviert ...~ Hm, wecken oder nicht? Ich baue am besten erst mal das Frühstück... Mittagessen... Ich mach es erst mal fertig und dann kann ich ihn ja immer noch aus seinen absolut niedlichen Zustand reißen. Scheiße, ich hab den Honig vergessen... Ein wenig genervt latsche ich noch mal in die Küche und suche nach diesem verflixten Honigglas, was sich aber irgendwie nicht auftreiben lässt. Aber ich bin mir sicher, dass wir noch Honig hatten! Da unten liegt es was, aber ob dass das Glas ist... Doch, komisch, seit wann liegt das denn da schon? Ziemlich lange würde ich sagen, das Zeug ist härter wie Stein, klebt aber, herzlichen Dank, noch immer wie die Pest! Cool, was ist denn das? ~...die Fliege die im Honigglas - ertrunken war - als sie sich überfraß...~ Sieht aus wie eine Fliege! Wollte wohl naschen und ist dabei abgesoffen. Das arme Tierchen... Was soll's, den Honig könnte man eh höchstens noch lutschen und der Fliege ist auch nicht mehr zu helfen. Aber geil sieht es schon aus, ob ich das Teil aufhebe? Zuerst zeige ich es Kai. Auch wenn er nicht sehr erfreut sein wird, wenn ich ihm seinen heißgeliebten Honig zeigen werde, beziehungsweise das, was damit passiert ist. ~...was für ein Tag...~ Wieder zurück im Zimmer sehe ich alles, was zuvor auch schon da war, nur dich nicht... Aber, wo bist du? "Kai?!" Wie erwartet erhalte ich keine Antwort. Wahrscheinlich ist er nur aufs Klo oder so, wer weiß. Kann ja auch sein, das er sich umzieht oder in sein Bett zum pennen gegangen ist... Ich gehe zum Fenster und ziehe das Rollo hoch und wünschte im nächsten Moment, ich hätte es nicht getan. Wie kann es nur schon so früh am Tag so hell sein? Scheiß Sommer ! ~...was für ein Sommertag...~ Nach dem ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte, machte ich auch sogleich das Fenster auf. Es ist wirklich ziemlich stickig hier drinnen, ein wunder, das wir nicht abgenuckelt sind wegen Luftmangel. So ne Hitze zwei Russen anzutun grenzt schon an Körperverletzung. Ich drehe mich um und setze mich auf die Fensterbank. Mein Blick schweift durchs Zimmer, wo Kai und ich zuvor noch so viele unanständige Dinge getan hatten... Mist, ich werde ja schon wieder rot! Schließlich sehe ich auf den Nachttisch, auf den noch ein paar Utensilien liegen, von denen ich jetzt wirklich etwas gebrauchen könnte. Ein wenig schwankend setze ich mich aufs Bett und ziehe den Gürtel aus den Laschen, eh ich ihn mir um den Arm binde und zuschnüre. Die Klinge auf dem Nachttisch lächelt mich schon quasi an... Ich nehme sie und ziehe langsam und genussvoll einen schmalen Schnitt neben der Pulsader entlang und ziehe mir eine weiße Linie aus dem schönsten Schnee darüber entlang, warte eine Weile und löse den Gürtel von meinem Arm. Das Blut fängt an zu laufen, unaufhaltsam, aber doch nicht so stark, wie bei dir am Tag zuvor. Genüssliche lecke ich es ab, schmecke den leicht bitteren Geschmack des Pulvers und lege mich zurück, lasse es erst mal wirken, brauche Zeit, Zeit zum denken... ~...ein abgestürzter Himmel, der im Rasen lag...~ Ich weiß nicht, wie viel Zeit schon vergangen ist, aber ich fühle mich absolut gut, einfach nur geil, besser geht es schon gar nicht mehr. Ich würde mal sagen, ich bin mehr als nur high... Fett grinsend erhebe ich mich vom Bett und versuche zum Fenster zu gelangen. Manometer, das war wohl doch ein wenig zu viel... Wenn das mal gut geht... Aber das Grinsen kann ich mir trotzdem nicht verkneifen, sieht wahrscheinlich ziemlich dämlich aus. Man gut, dass mich hier keiner sieht... Ah, endlich, das Fenster, frische Luft und... Seit wann, haben wir einen so großen Garten? Hey, cool Alter, der Himmel liegt auf der Wiese... Ist das geil! Ich kann nicht anders außer mir hier einen weg zu lachen, was wohl noch viel dämlicher wirken würde, würde jetzt wer anderes noch hier sein. ~...die Luft ist stickig und verbraucht - zuviel gegrübelt und geraucht...~ Ach ja... Was wollte ich eigentlich hier? Toast... Marmelade... Nutella... scheint so, als wollte ich frühstücken. Na dann, guten Hunger! Während ich so vor mich hin futtere, sehe ich, wie jemand an meiner Zimmertür vorbei rennt und höre, wie die Haustür zufällt. Komisch, jetzt wo ich Kai sehe... Scheiße! Kai! Ich sprinte vom Bett und renne zur Haustür, was sich als ziemlich schwierig erweist in meinem Zustand. Aber was sind schon ne Wand und ein Kleiderständer gegen die man rennt...? "Kai!" Er ist weg... ~...wenn es doch nur ein wenig kühler wär...~ . .. ... Ich bin jetzt schon seit knapp drei Stunden unterwegs und habe noch immer nichts von Kai gesehen oder gehört. Nüchtern bin ich auch schon wieder. War echt ein wenig unangenehm, wie einen die Leute angeguckt haben. Aber die gucken ja eh nur dahin, wo etwas ist, was schlechter oder niedriger ist wie sie. Und trotzdem habe ich fast jeden angesprochen und gefragt, ob jemand von ihnen einen Jungen in meinem Alter mit blau-grauen Harren und feuerrote Augen und außerdem noch ein wenig schmächtig ist, gesehen hätten. Aber nichts, entweder, man gab mir erst gar keine Antwort oder ich bekam ein "Nein." zu hören... Ich kann bald nicht mehr. Das Kaff hier war doch sonst nicht so groß. Und die Hitze... das hält doch kein normaler Mensch aus! Wie können die Leute hier da bloß noch mit ihren Geschäftsanzügen rumrennen? Die sind doch alle krank... "KAI!!!" ~...ich gäbe alles und noch mehr - für eine Stunde Sommerregen her...~ Ich stehe mitten auf der Straße und brülle was das Zeug hält. Aber nichts... wie immer, nichts... Es ist zum heulen! Warum? Es hatte doch alles so gut angefangen, warum muss ich auch immer wieder alles kaputt machen? Wieso rette ich ihn erst um ihn dann zu quälen? Das ist nicht fair! Einfach nicht fair! Nicht fair... von mir... Ich schaue nach oben und bekomme etwas Nasses ins Gesicht getropft. Dann noch mal und noch mal und auf einmal ganz viel. Es regnet... "Entschuldigen Sie, würden Sie mich bitte begleiten?!" Scheiße! Ich schlage den Arm von dem Mann weg und renne los! ... .. . ~...was für ein Tag ... ...~ Polizist, Bulle, Grünpisser und wie man sie nicht sonst noch nennt! Was kann denn noch schief gehen? Gar nichts! Eigentlich absolut gar nichts mehr! Und es ist warm... Obwohl es regnet, ist es unerträglich warm... Ach Kai... Ich bin genauso verschwitzt wie vor ein paar Stunden, als wir das taten, was ich nie für möglich gehalten hatte... Lustlos und entkräftet pelle ich mir das Shirt vom Leib und schmeiße es in die nächste Ecke, wo es sogleich von einer streunenden Katze bepackt und weggezogen wird. ~...Doch nur der Schweiss läuft über mich - verklebt und müde rekelt sich...~ Es hilft doch alles nichts... Vielleicht bist du ja auch nur einkaufen gegangen und schon längst wieder zu Hause. Ich kann schon sein Gesicht sehen, wenn ich nach Hause komme und du, wie immer, vor lauter Sorge hin und her rennst und halb Asien durchtelefoniert hast, um herauszufinden, wo ich stecke. Mit neuer Hoffnung, dass du doch nicht abgehauen bist, mache ich mich auf den Weg zurück, bleibe aber lieber in den Gassen, nicht, dass der Bulle mich doch noch in die Finger bekommt. Darüber wirst du dich dann auch wieder aufregen. Wie ich mich nur schon wieder erwischen lassen kann, und so weiter... Tja, ein nicht ganz so unbeschriebenes Blatt trifft es eben immer wieder... ... .. . ~...in mir die Illusion du wärst bei mir...~ "Hey, Kai! Ich bin wieder da!" Ich gehe einmal durch die ganze Bude, doch meine Illusion, du wärest hier, löst sich prompt in Luft auf. Wo stehst du zum Donnerwetter noch mal? Du kannst dich doch nicht einfach so in Luft auflösen! Ich gehe zurück in mein Zimmer und schaue aus dem Fenster. Es ist schon dunkel geworden, und dass soll im Sommer schon was heißen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, das wir es schon kurz nach elf haben. Der Regen hat aufgehört, trotzdem haben wir noch Wolken am Himmel. Sie stehe da, unberührt, unbewegt... ~...doch weil kein Wind die Wolken treibt - ist Toast mit Honig, das was bleibt...~ Ich lege mich aufs Bett und starre weiterhin aus dem Fenster, halte das Honigglas in meiner Hand. Fest, ganz fest halte ich es... All die Bilder kommen in mir hoch, die Bilder von uns beiden, von gestern und von heute, von all den Jahren, die wir zusammen verbracht hatten, die zwei Jahre hier und die acht Jahre in der Abtei. Die Bilder von Boris und Voltaire, wie sie... wie sie dir das angetan haben, einfach alles! Und es tut weh das noch einmal zu sehen. Ich habe so vieles falsch gemacht, zu viel falsch gemacht, einfach alles... ~...im Hitzemeer...~ Mir ist noch immer so heiß... Ich versuche an was anderes zu denken, und habe ein Bild von dir vor Augen. Nein, das Bild von dir! Das Bild, wo du damals im Abteiturm standest, mit der Waffe in deiner Hand, gerichtet auf Boris und deinen Großvater... gerichtet auf dich... Ich schrecke zusammen, als sich plötzlich alles in mir zusammenzieht und ich einen steckenden Schmerz im Kopf spüre... Woher kam denn das auf einmal? Hat es mit dir zu tun? ...Kai... ... .. . Kapitel 5: Kraft ---------------- Ich hoffe, du hattest dein Vergnügen, was, so wie du gerade ein weiteres mal in die Küche schlenderst, eigentlich nicht mehr zu übersehen ist! Freut mich für dich... ehrlich, denn immerhin... hatte ich diesmal auch meinen Spaß... ...diesmal... Es ist schon scheiße, zu spüren was geschehen ist, aber es nicht mehr zu wissen... oder so in etwa. Ich wusste, und weiß noch immer nicht, wann, warum, wie und wo es passiert ist, aber ich weiß, dass es passiert ist! Und das... Nein: Es, tut weh... Ich wünschte, das wäre alles nur ein Traum gewesen, ein Albtraum, aus dem man einfach so erwachen könnte, der dann vorbei ist, sobald ich die Augen öffne und nicht dann erst richtig anfängt... ~...weckt mich bitte jemand auf lass mich niemands wieder träumen...~ Ich stehe langsam auf... zumindest versuche ich es. Du hast mich wirklich ganz schön rann genommen, noch ein mal, und du hättest mich Ohnmächtig gevögelt! Aber es war schön... sofern man das so nennen kann... Und ich hatte, was ich wollte... der Rest, der ist egal... Alles ist ab jetzt... egal... Ich hab es nun endlich geschafft, mich aufzustellen ohne gleich wieder Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Nur, dass ich mich jetzt hier an der Wand lang tasten muss, beziehungsweise, mich an ihr festhalten muss, pisst mich schon ganz schön an! Ein Blick zum Fenster verrät mir, dass wir es schon Mittag haben müssten... Auch wenn die Rollos unten sind, so bettelt die Sonne ja schon förmlich um Einlass. Wann war das eigentlich... das letzte mal... das letzte mal, dass ich nüchtern wach geworden bin? ~...haltet wach mich Tag und Nacht dass ich nicht meine Welt verpass...~ „Kai?!“ Scheiße! Tala darf mich nicht sehen! Niemals! Nicht so! ...nie wieder... Ich höre Schritte... sie bleiben stehen... nur wo? Irgendwie, ist alles so... so verschwommen, alles verdreht. ...mir ist schlecht! Aber um aufs Klo zu können, müsste ich wieder die Treppen runter... das schaffe ich nicht ohne dabei abzukratzen! Und das geht nicht! Nicht hier! Nicht jetzt! ...noch nicht... Warum muss auch alles so weh tun? ~...zeigt mir Wunder schöne Bilder lenkt mich ab von all dem Schmerz...~ Die Schritte... Tala... er geht wieder weiter, oder zurück, auf alle Fälle geht er weg. Danke... Was er wohl denkt? Ob wer sich vielleicht... Nein, das ist absurd, allein schon, das zu denken... Aber es wäre schön zu wissen, dass es so wäre, würde es stimmen... Ich hab mein Zimmer erreicht und suche mir schnell ein paar Klamotten zusammen, ziehe sie mir über und torkle zu meinen Schreibtisch. Ob Sie noch... funktioniert? Haben solche Dinge auch ein... Verfallsdatum? Ich sehe mir den Gegenstand in meiner Hand noch einmal genaustens an. Ich würde Sie unter Tausenden wieder erkennen! Sie ist Einmalig... Sie ist mein... Sie ist dass, was dich erlösen wird... Ob Sie meine Seele reinigen wird, bevor ich dich erlöse? Eine Seele, die so schwarz ist... so schwach...? Verdiene ich es überhaupt? Habe ich denn das Recht? ...dich zu erlösen...? ~...bindet mich an Eure Seelen dass ich niemals mehr die Welt verlass...~ Ich stecke den Gegenstand in meine hintere Hosentasche, versteckt und überdeckt hinter dem Hemd, so hoffe ich zumindest. Vorsichtshalber schaue ich noch mal in den Spiegel. Nein, Sie ist nicht zu sehen. Seufzend lasse ich mich auf mein Bett nieder und schaue auf meinen Verband, nehme diesen ab. Die Wunde scheint langsam zu verheilen, wenn man von der Schorfschicht ausgeht. Ob ich... Vorsichtig zupfe ich ein wenig an dem Schorf. Es zieht und zwickt... es tut weh und doch... irgendwie... gut... Noch einmal ziehe ich daran, diesmal etwas fester, so das ich, von der cirka acht Zentimeter großen Wunde, an die zwei Zentimeter Schorf abziehe. Und es blutet wieder... so schön... warm... Ich würde Lügen, würde ich behaupten, dass es mich nicht anmacht... Eine seltsame Erregung... eine Art Befriedigung... sie breitet sich in mir aus und veranlasst mich dazu, auch den Rest Schorf ab zu ziehen. ...und mein Blut läuft... Ich sehe den restlichen Schorf, vor lauter Blut, kaum noch, weswegen ich ab und an in das frische und feuchte Fleisch fasse. Komischerweise, tut es noch nicht einmal weh... Den Rest des getrockneten Blutes unter dem frischen gefunden, ziehe ich auch dieses ab und muss Schmerzlicherweise feststellen, das es sich nicht ohne weiteres lösen lässt, da es fest an meiner Haut hängt. Ob ich... Einmal kräftig daran gezogen, durchfährt mich ein Schmerz, der mich so einnimmt, dass es mir noch nicht einmal gelingt zu schreien. ~...zieht mir aus die alte Haut lasst nicht zu dass ich verwese...~ In Panik suche ich nach Verbandszeug, Pflaster oder etwas ähnlichem... Aber nichts, in meinem Zimmer habe ich so was nicht! Mir fällt das alte Shirt auf, welches auch sofort darunter Leiden muss, zerrissen zu werden. Und es klappt sogar besser, als ich dachte, zumindest, saugt das Hemd das Blut auf und verhindert eventuell auch, das es weiter blutet. Hätte ich doch bloß nicht gezogen, aber... woher sollte ich auch wissen, das ich mir gleich noch einmal, quer übern Arm, die Haut mit abziehe...? Solch einen Schmerz hatte ich noch nie verspürt, selbst als... Nein, das war doch noch schlimmer...! Und doch... war es einfach nur geil, mein Fleisch sehen zu können, sehen zu können, wie es unter meiner Haut lebt, sich bewegt, sich von meinem Äußeren unterscheidet. Gerade zu verlangend greife ich mit meiner unverletzten Seite zu meiner Hose, öffne sie und tute das, wonach mein aufgekommenes verlangen schon die ganze zeit schreit... ...und nebenbei... denke ich an Ihn... an die Nacht... ...die mir gehörte... ~...gebt mir Mut geht mir Kraft dass ich heut Nacht die Angst bekriege...~ Ein Keuchen unterdrückt erlange ich schließlich den Punkt, an dem sich die weiße, leicht klebrige Flüssigkeit in meiner Hand sammelt. Auch das Zeug ist so... so warm... Warum aber fühle ich mich dann so kalt und...leer...? Ich suche gerade nach einem Taschentuch, als ich zusammenschrecke. Ist das Tala? Wo ist er? Hat er mich gesehen? Oder... Er scheint mal wieder high zu sein... das sollte ich ausnutzen und mir einen Vorsprung verschaffen. Leise schleiche ich mich die Treppe hinunter, schiele hasch um dich Ecke und sehe Ihn, wie er auf dem Bett liegt und sich vor Lachen nicht mehr einkriegt. Was hat der genommen? Der ist doch sonst nicht so... gelassen und... entspannt... Komisch, vielleicht, aber auch nur vielleicht, verdiene ich es doch, ihn zu erlösen, vielleicht ist er dann öfters so... so sorglos... ~...schenkt mir Flügel hebt mich auf löset mich von all dem Schmerz...~ Ich renne schnell zur Haustür rüber und gehe ebenso schnell hinaus, lasse die Tür ins Schloss zurück fallen... knallen würde es besser treffen... „Kai!“ Scheiße! Nicht doch! Rückartig drehe ich mich um, stolpere ein paar Schritte zurück und knicke mit dem linken Fuß weg. Na großartig, das hat mir ja gerade noch gefehlt! Humpelnd husche ich in eine der vielen Seitengassen hier und beobachte von dort aus, wie Tala aus dem Haus stürmt und zur Hauptstraße rennt. Erleichtert Atme ich tief ein und wieder aus. Ich will dich doch erlösen, aber das geht nicht, wenn du mich findest. Noch immer leicht hinkend, gehe ich durch die verdreckte und schattige Gasse. Ab und an sehe ich ein paar streunende Katzen und Hunde, auch Ratten haben hier ihr zuhause gefunden. Man kann sich kaum vorstellen, dass es solche Orte hier gibt, wenn man sich mal die schönen Hauptstraßen anguckt. Vor einem Gullydeckel komme ich schließlich zum stehen. Das Wasser fließt statt rein, raus. Es sieht aus, wie der Ursprung, wie eine Quelle... nur ist es hier, die Quelle des Drecks und der Verseuchung... Kein Wunder, dass so viele Angst vor Krankheiten haben! ~...suchet mir den Quell des Lebens das mich nicht die Angst besiegt...~ Nach ein paar Minuten des Betrachtens gehe ich weiter. Mein Arm fühlt sich derweil an, als wäre er schon längst abgestorben... Ein Blick auf jenen zeigt mir, das ich noch immer stark blute und dieses auch auf meinem Weg schon verteilt habe. Scheiß Shirt! Das Teil ist schon bis auf den letzten Millimeter durchtränkt! Was mache ich jetzt? Bevor ich allerdings zum nachdenken komme, höre ich ein scheppern aus eine der Ecken. Ich spitze die Ohren und lausche... aber es ist nichts weiter zu hören... Mit allem Mut gehe ich weiter und schleiche mich bis zur nächsten Abzweigung und bekomme fast einen... ja, was eigentlich? In der neuen Seitegasse stehen ein paar Typen, vor ihnen, an der Mauer gelehnt, ein älterer Herr, scheinbar stink reich, wenn man nach den Klamotten geht. Noch unbemerkt sehe ich den Kerlen zu, wie sie auf den Mann eintreten, ihn schlagen und höre, wie der Alte winselt und schluchzt, die Typen, welche nicht all zu viel älter sein dürften wie ich, grinsen und lächeln nur verächtlich und machen weiter. „Haaa.... hmmmm...mhmhmmmm!“ Scheiße! Nicht doch, lass mich los! Was soll das? Ich hab doch nichts gemacht! Ein weiterer Typ kam auf einmal mitten aus dem Nichts und packte mich von hinten. Brutal festgehalten und mitgezogen, werde ich schließlich neben den alten Mann geworfen, genau vor die Füße der Typen, welche scheinbar keinen Spaß machen, wenn es um Leute geht, die einem heimlich, auch wenn ungewollt, beobachten. Und wieder wird mir so schrecklich schlecht. Aber ob es an den Geruch des Alten liegt, welcher schon quasi so richt, als sei er schon längst tot, oder ob es daran liegt, dass ich nicht mehr selber dazu kommen werde, dich zu erlösen... ...ich weiß es nicht... ~...mit sitzt der Tod im Kopf - mir ist kalt mir ist heiß mir ist unermesslich Elend...~ „Hey, was haben wir denn da? Hübsches Bürschchen bist du. Na, was willst du denn hier? Dem Alten helfen?“ Ich schüttle den Kopf und versuche den Blicken der Kerle auszuweichen. Auf einmal spüre ich wieder etwas an meinem Arm zerren, doch diesmal ist es keiner der Boys dort, sondern der Alte neben mir, welcher anfängt, mich anzubetteln, dass ich ihm doch helfen solle und er mich dafür auch belohnen würde, er wolle doch noch nicht sterben, da er eine Frau und mehrere Kinder hätte... Aber mich interessiert das nicht... Ich habe meine eigenen Pläne... ein Ziel, das ich heute noch erreichen will, ehe es zu spät ist! Entschlossen schlage ich seinen Arm zur Seite und er gibt ein erschöpftes keuchen von sich. „Lass mich, Alterchen! Ich hab meine eigene Sorgen!“, keife ich ihn an und er fängt doch tatsächlich an zu heulen. So ein Saftsack! „Du gefällst mir, süßer. Wie heißt du?“ Ich werfe den Typ einen giftigen Blick zu und fange an, in den Taschen des alten Kerls rumzuwühlen, ziehe eine ziemlich dicke Brieftasche hervor und werfe sei dem Kerl zu, der mich eben angequatscht hatte. Sofort werde ich mit fragenden Blicken konfrontiert, aber es juckt mich nicht... nein, eigentlich... geht es mir sogar am Arsch vorbei! Ich stehe mit aller Kotzbrockigkeit auf, klopfe mich ein wenig sauber und ziehe Sie aus meiner Hose raus. Keine zwei Sekunden später ist auch schon ein knall zu hören und der Alte vor mir, der war einmal... „Viel Spaß im Paradies...“, sind meine letzten Worte an ihm... ~...mir sitzt der Tod im Kopf - ich hab Angst ich verpass den kleinsten Teil vom Paradies...~ Es ist still, ein wenig zu still, aber dennoch angenehm... ruhig... Sie wieder zurück an ihren Platzt, in meiner Hose, gesteckt, gehe ich an den sechs Boys vorbei und folge meinem Weg, weiter zu dem Ort, an dem ich dich erlösen werde. „Wa... Warte mal!“ Ich bleibe stehen und drehe meinen Kopf zur Seite, auf meinen Lippen, das wohl Psychopatischste lächeln, welches die Typen je gesehen haben. „Wieso... hast du... das war... Einfach cool man!“ Ich glaube, ich falle vom Glauben ab... das heißt, sollte ich jemals einen gehabt haben. Das kann der doch unmöglich ernst meinen, der wäre doch nicht ganz dicht, wenn er so etwas cool finden würde... aber... dann wäre er genau so wie... wie ich... „Hast du Lust, mit mir und meinen Jungs ne Runde um die Häuser zu ziehen? Komm schon, Alter! So jemanden wir dich können wir echt gut gebrauchen!“ Der ist doch krank! Ich schüttle dankend aber bestimmend den Kopf und mache eine flüchtige, winkende Handbewegung. Soll der doch wen anders suchen, ich auf jeden Fall, habe für so was keine Nerven! Das eben, habe ich doch eh nur getan, weil es bald keine Rolle mehr spielt, ob ich einen oder zwei Menschen auf dem Gewissen habe...! Und selbst wenn... spätestens morgen, wird das doch eh keinen mehr interessieren! ~...lass mich sehen lass mich hören was das Morgen mir verspricht...~ Ich hätte die Jungs nicht unterschätzen sollen. Scheinbar, ist der Kerl da ganz schön angepisst, weil ich sein Angebot abgeschlagen habe. Es juckt ihn noch nicht einmal, dass ich Sie bei mir trage. So ein Vollidiot! Glaubt der etwa, ich würde vor ihm halt machen? Gerade vor ihm, der es sogar verdient hätte. Immerhin, kann er mir nicht weiß machen, dass er solche Sachen wie eben zum ersten mal gemacht hat... sich an alte Leute zu vergreifen... so was Feiges! Er rennt auf mich zu, den Arm gehoben und zum zuschlagen bereit. Penner! Genervt drehe ich mich um und gehe weiter, höre nur noch, wie der Typ, welcher mich eben noch angreifen wollte, abrupt stehen bleibt. Seinen doofen Gesichtsausdruck kann ich mich richtig vorstellen... Was sind das nur für Menschen, die meinen, dass sich alles durch Gewalt regeln lassen würde? Und warum... warum bin ich auch einer davon? Aber ich kann es mir schon denken, immerhin, wurde ich nicht anders erzogen... Und diesmal, dieses eine, verdammte mal, werde ich die in mir Gewalt richtig einsetzen, ehe die Finsternis nicht nur mich, sondern auch dich in ihre Tiefen zieht und verschlingt... ...ein letztes mal... ~...legt den Wahnsinn mir in Fesseln dass ich seh die Finsternis...~ Wenn Vater mich so sehen würde, er würde lachen... mich auslachen... Wie schwach ich doch im Grunde genommen sei, ein Versager, ein Taugenichts, ein lästiger Parasit, den man auch noch durchbringen muss... durchs Leben.... ...und wozu...? Damit man mich am Ende doch zerstört? Hätte man mich damals schon verrotten lassen, hätte niemand seine ach so kostbare Zeit an mich verschwenden brauchen, ich wäre niemanden zur Last gefallen, niemand hätte Schuld getragen... schuld an meinem Zerfall... Schuld an meine Taten... Selbst die Leute, die mich als eine `Freund´ bezeichneten, ließen mich im Stich! Allein deswegen, weil es ihnen zu ansträngend war... zu ansträngend, sich um mich zu kümmern... Ich hätte nie gedacht, das ein einziger Mensch so tief fallen kann... Niemals! ~...seid mir Freund seid mir Vater führt mich ewiglich ans Licht...~ Endlich habe ich eine der Hauptstraßen erreicht und glaube fast zu träumen! Ist das tatsächlich... aber... aber was... was macht er hier? Ist er mir gefolgt? Sucht er mich? Warum das alles? Willst du dabei sein, wenn ich dich endgültig erlöse? Ja, das würde dir gefallen, nicht? Du würdest es mit Freuden empfangen, das Geschenk, welches ich dir bereiten werde! Aber so nicht! Nicht so, Freundchen! Das lasse ich nicht zu! Du sollst wenigstens ein wenig leiden, ein kleines bisschen schuld empfinden... vielleicht sogar für wenige Sekunden... trauern... Nicht auch noch der Tot soll dir, nach mir, Befriedigung verschaffen! Das wäre eindeutig zu viel des gutem! Aber warum... warum hallen dann seine verträumten Worte in meinem Kopf wieder? ““...ich dich auch...““ Das hatte er geantwortet... aber ich hatte gesehen, dass du mit den Gedanken weit, weit weg warst... Du kannst es gar nicht ernst gemeint haben, wieso solltest du auch? Nur weil wir miteinander geschlafen hatten? Pha! Das kannst du dem Grabstein deiner Oma erzählen oder dem Bullen, vor dem du gerade flüchtest, aber nicht mir! Auf dass dich mein Geist verfluchen mag! ~...drängt die bösen Geister ab das ich dem Tod die Macht entreiß...~ Ich gehe zurück in die Dunkelheit der Gasse, aus welcher ich kam, kann nicht riskieren, dass du mich vor deinem erlösen entdeckst! Aber zurück zu weichen war auch keine gute Idee, denn hinter mir und rings herum haben sich die Typen von eben versammelt. Die hängen wohl nicht an ihrem Leben wie es scheint... „Was...?!“, frage ich in einem patzigen, giftigen und irgendwie ignorierenden und desinteressiertem Ton, dass ich mir am liebsten selber dafür auf die Schultern klopfen möchte... aber ich verkneife es mir, bei aller liebe, so Irre bin ich doch noch nicht! „Ich hasse es, wenn mich kleine Pimpfe wie du es bist, einfach so Ignorieren!“ Oh man... hab ihn wohl in seinem Stolz gekränkt, jetzt fühle ich mich aber mies... echt ey, ich könnte mich Ohrfeigen dafür... dass ich so blöd war und denen die Arbeit mit dem alten Sack abgenommen habe und sie danach noch nicht einmal mit ins Jenseits befördert habe! „Leck mich!“ Ich zeige ihm den Mittelfinger und drehe ihm den Rücken zu. Soll er doch alte Leute nerven, aber nicht mich! Ich habe meinen eigenen Weg, und der hat nichts mit denen zu tun! ... .. . ~...lehrt mich Wahrheit und nicht Lügen wie der Weg so auch das Ziel...~ . .. ... Aua... Au scheiße dröhnt mir der Schädel... „Halt still.“ „Häää...?“ Alles schwimmt und flackert... und schlecht... mir ist kotzübel! „Hey, der Typ ist wach und ich bin fertig!“ Typ? Ich? Fertig? Womit? Hallo? Ich wüsste gern mal, was hier abgeht... und warum liege ich? Habe die mich etwa k.o. geschlagen und mitgeschliffen? Und dieses `fertig´... haben die mich etwa...? Kerzengerade sitze ich auf der Matratze, schaue mich panisch um und sehe den Kerl mit der großen Klappe vor mir. Klasse, ist er jetzt etwa dran oder was ?! Das kann der sich gleich wieder abschminken, an mir kommt nur einer, und der kann bald nicht mehr, weil ich immer noch vor habe, ihm endlich seinen Frieden zu bringen! „Grr~~!“ „Hey, Hey! Bedankt man sich so bei seinen Rettern?“ Rettern? Klar, und ich bin Jesus! „Du hast ne ganz schön beschissene Wunde. Ein Wunder, dass du nicht schon eher weggeklappt bist.“ Er lächelt und deutet auf meinen Arm. Ich habe einen neuen Verband drum und ne Menge Jod drauf, der an der Seite hervorquillt. Fragend lege ich den Kopf schief... Wieso? Ich... ich kenne sie doch gar nicht und sie... sie mich auch nicht! Also: Wieso?! Wieso haben sie mir geholfen? Wieso nicht einfach liegen gelassen? Und wieso ist er jetzt auch noch so freundlich zu mir? Das... das verstehe ich alles nicht! Es macht sich doch sonst keiner... sorgen... Wieso dann Leute, die ich nicht mal kenne? ~...zeigt mir Augen den Beweis dass die Gezeiten mich nicht finden...~ „Wolltest du dich umbringen oder was?“ Ich zucke zusammen! Umbringen? Sie! Ich greife mir an meinen Hosenbund und suche nach Ihr... Puh... Sie ist noch da! Was für ne Erleichterung... „Das Teil scheint dir sehr wichtig zu sein, was?“ Ich richte Sie auf ihn, den Finger am Abzug, jederzeit bereit abzudrücken! „Willst du wissen, wie wichtig?“ Ich lege ihm den Lauf gegen den Hals und grinse ihn ein wenig zweideutig an. Keine Ahnung warum, aber ich konnte es mir echt nicht verkneifen das zu tun... „Mein Name ist Jess. Darf ich auch fragen wie...“ Ich lege ihm die Rückseite gegen den Mund, zeige ihm somit, dass er gefälligst die Schnauze halten soll. „Warum hast du mir geholfen?“ „Ich hab dir doch gesagt, dass ich es hasse, wenn man mich ignoriert...“ Er lächelt und schiebt Sie weg, beugt sich über mich und drückt mich tief in die Matratze. Eigentlich... er sieht nicht schlecht aus.... aber... Nein. Es gibt nur einen, der mir zeigen kann, wo ich das Licht finde, nur einen, der mich trösten kann, wenn es mir schlecht geht! ~...gebt mir Trost geht mir Frieden tränkt mich ewiglich mit Licht...~ Er küsst mich. Es ist kein richtiger Kuss, da fehlt... die Leidenschaft, würde ich mal so sagen. Und schon nach ein paar Sekunden lässt er auch wieder von mir ab, fährt sich leicht frustriert durch die Haare und seufzt ergeben auf. „Du bist echt komisch. Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, darf ich dann wenigstens erfahren, warum du sterben willst?“ Was interessiert ihn das denn überhaupt? Will er mir vielleicht dabei helfen? So aus Rache, weil ich ihn `ignoriere´...? „Um jemanden den Frieden zu bringen, den er verdient hat. Ich will... ich werde, ihn erlösen...“ Er sieht mich ein wenig geschockt an, lächelt danach aber und legt mit deine Hand Freundschaftlich auf die Schulter. „Anfangs dachte ich, du wärest irgend so ein Irrer oder gar n Killer oder so was. Aber... was soll ich sagen, wenn du unbedingt abkacken willst, solltest du das auch an einem Ort machen, wo es jeder mitbekommt, damit er diese Peron auch sieht, was sie mit dir getan hat. Findest du nicht auch?“ .. . ~...töte mir den falschen Stolz dass es Seelen Leid erspart...~ . .. Wir gehen durch die Straßen, dicht an dicht, seine Truppe nahe hinter uns. Ich fühle mich unwohl. Ob es wirklich eine gute Idee ist, es auf diese Art zu machen? Andererseits hat er ja recht, so findet man mich wenigstens gleich, wäre ja auch schwer zu übersehen... „Da vorne ist es. Dort haben schon viele Schluss gemacht, für uns ist es schon quasi so was wie eine Ruhestätte. Mein Bruder hat sich dort zu letzt vor genau einem Monat den Goldenen Schuss gegeben. Er sah aus wie ne aufgedunsene Qualle.“ Zwar versucht er ruhig zu bleiben und sein Dauerlächeln zu bewahren, aber ich sehe in seinen Augen, dass er seinen Bruder dafür hasst. Ob er ihn es nicht verzeihen kann, dass sein Bruder ihn alleine gelassen hat? Ob Du es mir verzeihen kannst? Wahrscheinlich wirst du dich nur darüber aufregen, dass du jetzt keinen mehr zum indirekten Foltern hast, keine, den du mehr belügen kannst, keiner, der immer und immer wieder zu dir angekrochen kommt. Wie sehr ich es doch hasse, mich mit dem Gedanken abfinden zu müssen, dass ich dein Gesichtsausdruck nicht miterleben kann! Ich klopfe Jess auf den Rücken und deute auf diese komisch Bordesförmigen Platte. Er nickt und geht mit mir dort hin, die anderen bleiben stehen, wo sie sind, trauen sich nicht oder... haben einfach zu viel schiss... manche vielleicht sogar auch Respekt. Je näher wir dem Teil kommen, desto schwerer wird mein Atem, desto heißer wird mir, und auch mein Schädel fängt an zu summen, als wollte er versuchen mich aufzuhalten... ~...mit sitzt der Tod im Kopf - mir ist kalt mir ist heiß mir ist unermesslich Elend...~ Nun stehe ich hier, zwischen einer großen menge von Menschen, inmitten einer grünen Landschaft, inmitten des größten Parks, den wir hier zu bieten haben. Irgendwie beruhigt es mich, dass ich nicht alleine bin. Anfangs wollte ich es an einem ruhigen Ort hinter mich bringen, aber wer weiß, wann man mich gefunden hätte, ob man mich überhaupt gefunden hätte... Jess wäre bestimmt ein guter Freund geworden, schade dass ich ihn nicht eher kennen lernen durfte. „Du musst Ihn wirklich lieben, was?“ „W...wa...“ Er lächelt schon wieder so wissen. Er ist genauso wie alle anderen auch und doch... und doch so... so anders... „Jeder andere Junge hätte sich gewährt, wenn man ihn geküsst hätte. Na ja, egal, Alter, grüß die Engel von mir, OK?“ Ich erwidere sein lächeln und merke, wie mir ein paar Tränen die Wange runter laufen, ehe ich Sie aus meinen Hosenbund ziehe und gegen meinen Kopf richte. „Kai... ich heiße Kai...“ ~...mit sitzt der Tod im Kopf - ich will leben will die Dunkelheit nie wieder sehn...~ „Dann mach’s gut, Kai...“ *Bang* „Iiiaaaaaah~!“ „Scheiße! Nicht schon wieder so ein Irrer!“ „Was ist denn da passiert?!“ „Da... da hat sich jemand den... den Schädel... weggeblasen...“ Kapitel 6: Dinge ---------------- Oh man, so beschissen wie diese Nacht habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Falls man das überhaupt noch schlafen nennen kann... Ich schleife in die Küche und setzte seit langem Mal wieder einen Kaffee auf. Extra stark, sonst werde ich von diesem Tag wohl nicht all zu viel mitbekommen. Was von meinem Zeugs kann ich mir heute erst einmal nicht reinziehen, da ich vorerst Kai wiederfinden muss! Und das geht halt nur nüchtern... ~...Bruder vergib mir...~ Nachdem ich knapp zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, war ich auch ebenfalls für zwei Tassen Kaffee auf dem Klo... Hätte nie gedacht, dass das nach so langer Zeit immer noch so schnell durchlaufen würde. Wann hatte ich das letzte Mal Kaffee getrunken? Ach du Kacke, das ist schon ewig her... Ich ziehe mir ein paar ordentliche Klamotten an, welche, die auch, man staune, gewaschen sind. Und wieder etwas, was mir auffällt: Wann haben wir eigentlich das letzte Mal die Waschmaschine angeschmissen? Ein wenig unter meinem Bett wühlend finde ich endlich ein paar Socken, mehr oder weniger. Die Socken stehen ja schon fast! Dann halt ohne, werde daran schon nicht sterben. Draußen scheint die Sonne, es ist richtig herrliches Wetter. Kaum zwei Meter von unserer Wohnung entfernt, kommen mir zwei Mädchen entgegen und quatschen mich auch sofort an. Ich passe, sage ihnen, das ich schon wen habe und gerade auf den Weg zu dieser Person bin. ~...Schwester schenk mir Trost...~ Ich nähere mich einen der Parks hier. Gestern bin ich nicht mehr dazu gekommen, dich hier zu suchen, dabei magst du doch die Natur. OK, ich auch, zumindest das „Gras“... Den Park durchforstet, mache ich mich auf den Weg zum nächsten, was sich als schwieriger erweißt, als erwartet. Eine Menschenmenge ist hier versammelt, wie man sie sonst nur bei Beerdigungen sieht. Viele Frauen sind am Kreischen, Kinder am Weinen und Männer am diskutieren. Außerdem hat komischerweise jeder jemanden, dessen Hand er halten kann... ~...Als wir damals - Hand in Hand nicht schuldig waren...~ Ich drängle mich durch die Menge hindurch, halte Ausschau nach der Ursache dieses Andrangs an Menschen und werde fündig in dem ich einen Krankenwagen erblicke, der gerade dabei ist, eine Person aufzunehmen. Zwei Sanitäter tragen die Trage in den Wagen. Abgedeckt, dass ist die Person, die auf dieser Trage liegt. Daneben ist eines Bordes ähnliches Teil, auf dem ein Junge sitzt, ein Typ in meinem Alter. Polizisten löchern ihn mit mehreren Fragen. Eigentlich, sollte ich von hier so schnell wie möglich verschwinden, aber etwas hält mich. Als der Kerl seinen Kopf anhebt und mir direkt in die Augen sieht, breitet sich ein unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend aus. „Bist du der zweite Spieler?“ ~...War die Zeit - Spiel um Spiel nur undankbar...~ Die Polizisten drehen sich um und sehen nun auch mich an, eindringend, wissend... Ich mache einen Schritt zurück, als der Typ aufsteht und mir entgegen kommt. „Du bist doch der, der, den er Erlösen wollte? Oder?“ „Er... Erlösen?“ Die Polizisten kommen auch zu mir rüber, fragen, ob ich etwas damit zu tun hätte, mit dem, der auf der Trage lag. Ich weiß es nicht... Ich verstehe ihr Fragen nur zerrend, nur teilweise... Reden die überhaupt noch? „Er war ganz schön sauer, zumindest, kam es mir so vor. Niemand sollte im Zorn sterben...“ Er hebt seine Hand und führt sie zu meinem Mund, ehe er das Blut, das an ihm klebte, auf meine Lippen verteilt. ~...Wenn wir uns - in reinem Zorn gesunden haben...~ „Kai...?“ Er nickt. Und ich... ich mache nichts... ich kann nichts machen... ich bin wie gelähmt! Mein Blick wandert von seinem Gesicht zu denen, der Polizisten, zu den Sanitätern, auf die Trage... Da drauf soll er liegen? Mein... mein Kai? Mit wackligen Beinen gehe ich an dem Kerl vorbei, vorbei an den Bullen, die ihre Kappen von ihren kahlen Köpfen nehmen, dränge mich an den Sanis vorbei, die mich bedrückt ansehen. Einer von ihnen legt seinen Arm auf meine Schulter, meint, ich solle mich auf etwas gefasst machen, etwas, dass man nicht jeden Tag sieht, meint, es täte ihm Leid, aber sie hätten nichts mehr für ihn tun können, sie wären zu spät hier gewesen, und selbst wenn nicht, der... der Schuss hat saubere Arbeit geleistet gehabt. Der Schuss... Diese zwei Worte hallen in meinem Kopf, permanent, unaufhaltsam, als wäre da jemand in meinem Schädel, der dieses Echo immer und immer wieder wiederholen tut. Es ist krank, und das weiß ich, aber dennoch, ich muss es wissen! Vielleicht ist er es auch gar nicht! Nein! Ich weiß, dass er es nicht ist! Ich hebe das Lacken, welches schon Blutgetränkt ist. Keine zwei Sekunden später lasse ich es wieder fallen, drehe mich um und kotze! Galle, Blut, alles kommt raus und es tut noch nicht einmal weh... Meine ganze Welt ist gerade, jetzt, hier, von einer Sekunde in die nächste zu Staub zerfallen! So wie du, dein Körper, deine Seele... ~...Ist die Welt - Nicht unter uns zu Staub zerfallen...~ „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Brauchen Sie...“ „Schnauze!“, brülle ich und wische mir das Gemisch von Speichel und Blut aus den Mundwinkeln. Viele der hier versammelten Menschen schauen mich entsetzt an und dieser Kerl hat sich wieder zurück auf diesen steinernen Absatz gesetzt. Entschlossen, sicher, locker, gerade zu unberührt gehe ich zu ihm hin, packe ihn am Kragen und schaue ihm tief in die Augen. Sie weiten sich, erschrocken, entsetzt, ängstlich. Doch mit einen mal werden sie ruhig, matt und traurig. Ich wüsste zu gern, was er fühlt, woher er Kai kennt, was er mit ihm zu schaffen hatte, warum Kai zu ihm ging und nicht zu mir kam... Dabei wollte ich Kai doch beschützen, immer für ihn da sein, nie wieder zulassen, dass etwas der gleichen noch einmal passiert, etwas, was heute dennoch ein zweites mal geschehen musste, und diesmal... diesmal wirklich... Ich lasse den Typen los, reibe mir die Augen, versuche die Tränen zu unterdrücken, doch sie wollen nicht, laufen einfach drauf los. Ein Schluchzen entweicht meiner Kehle, welche sich anfühlt, als wäre sie ausgetrocknet, mit Sand überdeckt, wie abgestorben... Ich komme mir vor, wie ein Kleinkind, dem sämtlicher Mut genommen wurde! So wie damals auch... alles zieht an mir vorbei wie ein Déjà vu, eine Erinnerung, die sich nicht aufhalten, nicht stoppen lässt! ~...Als wir Kinder - Groß und klein ganz mutig waren...~ „Jess... Mein Name... Wer bist du?“ Ich frage mich, ob diese Frage einfach nur ein magerer Scherz sein soll, der Ablenkung zu Gunsten kommen möchte oder er es wirklich gerade ernst meint. „Tala...“ Die Polizisten kommen wieder auf mich zurück und löchern mich mit sämtlichen Fragen. Als ich nicht reagiere, sondern weiterhin diesen Jess anstarre, packen sie mir unter die Arme und ziehen mich zu einen der Streifenwagen. Den Typen ebenso. Gemeinsam werden wir auf die Rückbank gesetzt, während sie ihm Handschellen anlegen. Wieso mir nicht? Fragend schaue ich ihn an, doch er lächelt nur. „Bin schon bekannt bei den Cops...“ Und scheinbar stolz drauf... Aber die Bullen müssten mich doch eigentlich auch kennen wegen dem Drogenkrams. Oder liegt es daran, dass ich seit zwei Jahren kaum all zu großen Ärger hatte? Frustriert fahre ich mir durch die Haare. Was jetzt wohl kommen wird? Was werden sie mit uns beiden machen? Und vor allem, was mit... „Kai!“ Ich schlage gegen das Fensterglas, doch es bebt nicht einmal. Panzerglas! Und dennoch, ich schlage immer und immer wieder gegen die Scheibe! „Lasst Kai in Ruhe! Lasst ihn da! Ihr könnt ihn mir nicht wegnehmen!“ Doch sie hören mich nicht, schauen mich nur an, unsicher, wechseln ihre Blicke von mir auf Kai und wieder zurück. Habt ihr denn Tomaten auf den Augen? Ihr sollt ihn da lassen! Er gehört mir! Er ist nicht tot! Das würde Kai mir niemals antun! Schaut doch noch mal genauer nach! Vielleicht... vielleicht schläft er ja auch nur... ~...Ist die Zeit - Nur sonderbar im Schlaf vergangen...~ Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe... Die Sanitäter schieben die Trage nun vollständig in den Krankenwagen, ehe sie selber auch einsteigen, den Motor starten und langsam vom Park runter fahren, durch die Menschenmasse, die nur widerwillig ihren Platz räumt. Schaulustige, alles nur Schaulustige! Sie selber sollten in diesem Wagen liegen, sie hätten es verdient, alle Mann! Ein paar Minuten später steigen auch die zwei Polizisten ein, schauen mich noch einmal an, ehe sie den Wagen starten und mit Blaulicht losfahren. Das Geheul der Sirene geht mir gewaltig auf den Piss, aber sie überdeckt die Geräusche der Trauer, die ich von mir gebe. Jess sieht mir die ganze Zeit dabei zu, ich spüre seine Blicke auf mir ruhen, sagen tue ich allerdings nichts. Es beruhigt mich irgendwie, dass er in meiner Nähe ist. Den Kopf gegen die Fensterscheibe gelegt, beobachte ich die Häuser, an denen wir vorbeifahren, die Autos, die in den kleinen Staus neben uns zu stehen kommen, einen belustigenden Blick in den Wagen werfen und kaum, dass sie mich erblicken, ihre Gesichter wieder abwenden, so, als wäre es ihnen peinlich, so, als hätten sie etwas Verbotenes gesehen. Ich kann mich noch nicht einmal darüber aufregen, träume ich doch neben der Realität hinterher. Erst der Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselt, holt mich aus meinen tiefen Gedankengängen zurück. Der noch vor ein paar Stunden schöne Sonnengetränkte Himmel hat sich mit Wolken verdunkelt, lässt es in Strömen gießen. Ob die Engel auch um Kai trauern? Ich drehe mich um, als ich eine Hand auf meinen Schenkel spüre. Jess lächelt mich an, doch in seinen Augen ist ein matter Ton. Auch ihn hat die Traurigkeit eingeholt... Wie Nebel liegt der Schleier auf ihn. ~...Weil der Weg - In uns'ren Augen neblig war...~ Ich rutsche mit meinem Gesäß dichter an die Tür, ehe ich mich fallen lasse und meinen Kopf auf den Schoss des mir doch eigentlich Fremden bette. Beruhigend fängt er an, mir durch die Haare zu streifen. Die Handschellen klimpern dabei, schlagen gegen das Metal der anderen Seite. Aber es stört mich nicht. Im Gegenteil, es ist ein mir immerhin bekanntes Geräusch. Zwar kein beliebtes, aber ein dennoch sicheres, festes Geräusch. Er fängt an zu summen. Wieso tut er das? Liegt ihm wirklich so viel an der Sache? Bedeutet es ihm wirklich etwas? Oder hält er es bloß für nötig, nachdem, was passiert ist? „Was wirst du jetzt machen?“ Es ist nur ein Flüstern, ein Hauch von Luft, gefasst in Buchstaben, zusammengesetzt zu Wörtern. Aber ich verstehe es laut und deutlich... Ich zucke mit den Schultern. Die Antwort auf diese Frage weiß ich nicht, ehrlich, ich habe keine Ahnung. Ich bin nur hier her gekommen, weil es Kai hier besser ging als in unserer Heimat in Russland. Außerdem hatte er hier Freunde, diesen Tyson, Daichi, Max, Hilary und wie sie nicht alle heißen. Besonders Ray hatte es ihm doch angetan gehabt! Ich glaube, eher ich weiß, wie es weiter geht, muss ich meinen Geist wieder klar bekommen und das geht am besten, mit ner großen, schön gefüllten Tüte. Frage ist nur, wo ich die jetzt her bekomme... ~...Ist die Welt - Zu groß für uns'ren Geiste klar...~ Irgendwie verspüre ich den Drang zu beten. Ich habe noch nie gebetet, weder für mich, noch für andere... Für mich gab es nie einen Gott, viel zu oft schon musste ich zusehen, wie andere vor Schmerzen litten, starben, elendig zu Grunde gingen... Für mich gab es nie einen Gott, schon alleine, weil ich ihn nicht sehen kann, war es für mich nichts weiter als eine Illusion, eine imaginäre Person, ein nicht vorhandenes Wesen, dass für alles Unrecht die Schuld auf sich nehmen musste... Für mich gab es nie einen Gott, denn er antwortete mir nicht, als ich in den Himmel sah, er gab mir nie ein Zeichen, dass er wirklich da war, stattdessen nahm er mir alles, was mir wichtig war! Meine Eltern, meine Geschwister, meine Freunde, meinen Grund des Daseins... Aber eine Hölle, die gab es für mich schon immer! Einen Ort der Qualen und des Leidens! Ein Ort an dem alles glückliche, frohe, liebende vernichtet wurde! Ein Ort, dessen Existenz nur wenigen bekannt war, jenen, die niemand haben wollte, jenen, die keine Heimat mehr hatten, keine Zuflucht, die schon immer alleine waren... Wut steigt in mir auf, wenn ich daran denke, was damals so alles in der Abtei passiert war. Was sie uns angetan hatten. Nehmen wir die anderen Neoborgs, die sitzen noch heute in Psychiatrischer Betreuung, kommen mit dem Geschehenen noch immer nicht klar... ~...Gott lass mich leiden - Der Teufel gibt mir Wut...~ Der Wagen bremst scharf ab, die Reifen quietschen und nur gerade so kann ich mich halten, so dass ich nicht gegen das Gitter krache, was die Hinterbank von den vorderen Sitzen trennt. Wir sind schon längst im abgelegenen Teil der Stadt angekommen, dort, wo das meiste Übel passiert. Die Hupe geht los, ertönt minutenlang, ehe das Fahrerfenster mit einem Brecheisen aufgeschlagen wird und jemand den bewusstlosen Fahrer nach hinten in den Sitz lehnt. Der Beifahrer scheint nicht so viel Glück gehabt zu haben. Der Laternenmast, gegen den wir gebrettert sind, scheint ihm den Schädel gespalten zu haben, als er auf und niederkrachte. „Wird aber auch Zeit... Ich dachte schon, ihr hättet mich vergessen, Jungs...“, lächelt Jess den Typen entgegen, die das Auto in seine Einzelteile zerlegen. Ein weiterer Kerl taucht auf mit einem Schweißgerät in den Händen und durchtrennt die Handschellen an Jess seinen Handgelenken. Sofort reibt er sich über diese, welche leicht wund gescheuert sind. Kennt er diese Typen etwa? Wenn ja, wer sind sie? Und was machen die hier? Soll dass ein Fluchtversuch werden? „Hey, Tala. Alles OK? Du blutest…” Ich richte mich auf und Jess steigt aus, streckt mir seine Hand entgegen, welche ich mit großer Vorsicht annehme. Als ich aus dem Wagen bin, fasse ich mir an die Stirn. Eine Platzwunde, scheinbar bin ich doch noch gegen das Gitter geknallt. ~...Mensch gib mir Seele - Und Mutter gib mir Blut ...~ „Wir kümmern uns um den Rest...“ Jess nickt, verfestigt den Griff um mein Handgelenk noch um eine Stärke doller und zieht mich hinter sich her. Eine ganze Weile gehen wir im Laufschritt durch viele verschiedenen Gassen, eine dunkler wie die andere, eine dreckiger wie die andere, eine stickiger, wie die andere. Es ist fast so, als würde man durch Seuchengebiet gehen, über eine Teststrecke verschiedener Chemikalien. Kurz: Es ist abartig! Irgendwann hatte ich dann schließlich die Orientierung verloren, auch wenn ich schwören könnte, dass wir die ganze Zeit immer nur um zwei oder drei Blocks gerannt sind! Nach einer knappen halben Stunde bleiben wir vor einer Lagerhalle stehen. Eine kleine Garagenpforte öffnet sich und ich werde hinein gezogen. Klar, ich hätte mich wehren können, einfach abhauen, aber... wohin denn? Es ist doch keiner mehr da, der auf mich wartet, zu den ich hin müsste. Alles ist so leer... „Hey, Chefchen. Hat der Typ... Wer ist denn das?“ „Ja, hat er. Und das hier ist der Grund.“ Jess deutet auf mich und ich habe ein flaues Gefühl in der Magengegend. „Er wird ne Weile hier bleiben, bis sich die Bullen wieder verpisst haben. Also dann Tala, willkommen zu Hause.“ ~...Als mich Vater - Mittellos im Hause band...~ Ich schaue mich um. Ein paar Typen kommen auf mich zu, mustern mich, doch weichen sie von mir, als ich ihnen einen scharfen Seitenblick zuwerfe. Auch die Kerle, die sich um den Streifenwagen versammelt hatten, trudeln langsam aber allmählich hier ein. „Also ich find den Typ zum Anbeißen!“ Ein Mädel torkelt auf mich zu, hackt sich bei mir ein und wirft mir mehr als nur deutliche Blicke zu. Doch mich kostet es gerade Mal ein müdes Lächeln, ehe ich dankend abwinke. Auch wenn sie für ihr junges Alter schon ne Menge Körperliches zu bieten hat, so fehlt dennoch etwas ganz entscheidendes! Sie ist kein Kerl und sie ist erst Recht nicht mein Kai! Jess winkt mich zu sich und ich gehe selbstsicher auf ihn zu, vorbei an den fragenden und misstrauischen Blicken der anderen hier. Ein paar weitere Mädels fangen an zu tuscheln, doch ich störe mich nicht weiter daran, gehe weiter und folge Jess durch eine weitere Tür hindurch. Es ist ein Raum, nein, viel ehr ein Zimmer. Ein kleines Fenster spendet Licht und auch frische Luft, an der Wand unter dem Fenster steht ein Schreibtisch mit einem Computer sowie Zubehör. Gegenüber steht ein Schrank, der ein Spalt offen steht. Ich erkenne Waffen und Munition. was mich einen scharfen Blick zu Jass werfen lässt. Doch er grinst nur mal wieder und deutet aufs Bett, auf welches ich mich setzte. „Was willst du jetzt tun?“ Hatten wir diese Frage nicht schon einmal? Ich schaue aus dem kleinen Fenster, schaue mir die Wolke an, die am Himmel entlang zieht, vorbei über die Dächer dieser verdreckten Stadt! Mein Herz setzt für einen Moment aus zu schlagen, als ich etwas Warmes auf meinem Schoss spüre. Jess hat sich Breitbeinig auf mich gesetzt. Williger als ein Tier in der Brunftzeit sieht er mich an und ich weiß sofort, auf was das hier hinauslaufen wird. Schließlich, gibt es jetzt nichts mehr, das mich davon abhalten könnte... ~...Ist die Zeit - Zum Himmel hoch dem Herzen nah...~ Er streift mir mein Shirt über den Kopf, fährt mit seinen schmalen Fingern meine Brust auf und ab, streichelt über meine Bauchmuskeln und schmunzelt leicht, so, als hätte er nicht damit gerechnet, etwas, sagen wir mal so gut gebautes vorzufinden. Er nimmt meine Hand und führt sie unter sein T-Shirt. Ich sträube mich dagegen, kann ich doch nicht einfach so mit einem anderen rummachen, nicht nachdem ich Kai endlich so spüren könnte. Ich will dieses Gefühl beibehalten und es nicht durch ein anderes ersetzen! Andererseits, was habe ich davon? Kai ist nicht mehr da, er wird nie wieder kommen, er hat mich verlassen, mich, den er ja angeblich „erlösen“ wollte! Wovon eigentlich? Von sich? Von mir selber? Oder ging es im Endeffekt gar nicht um mich, sondern tat er es, um sich selber Erlösung zu verschaffen? Vor mir? Vor sich? Die Antworten auf diese Fragen werde ich wohl niemals erfahren, genauso wenig wie die Wahrheit. Hat er etwas für mich empfunden gehabt? War es wirklich etwas wie... wie liebe, es auch in ihm für mich steckte? ~...Wenn ich mich - Zum ersten Mal der Wahrheit stell...~ „Ich will dich...“, haucht er mir ins Ohr und fängt sogleich an daran zu knabbern. So etwas hätte ich auch gerne von dir gehört... Ich ziehe nun auch Jess sein Shirt aus und vergreife mich auch sogleich an seinem Gürtel, ziehe ihn mit einem Ruck aus den Laschen der Hose, ehe ich Jess aufs Bett und somit von meinem Schoss runter werfe. Ein dumpfer Laut entweicht seiner Kehle und ein erschrockener folgt, als ich ihn die Hände mit dem Gürtel zusammen an den Bettpfosten schnalle. Er zieht und ruckelt eine Weile an seinen Fesseln, ehe er mir einen giftigen und verängstigten Blick zuwirft. „Angst?“, frage ich und er bekommt eine leichte Gänsehaut. Schnaubend ziehe ich ihm die Hose samt Boxershorts aus. Trotz seiner Momentanen nicht gerade positiven Situation ist er schon ziemlich erregt. „Damit eins klar ist: Ich nehme dich ran und nicht anders herum!“ Ein spöttisches Grinsen ziert seinen Mund. „Ich hätte es auch gar nicht anders gewollt...“ Genüsslich schließt er die Augen, atmet einmal tief ein, eher es sich auf den Rücken dreht und die Beine spreizt, übt mit seinem Fuß Druck auf meinen Schritt aus, fährt auf und ab. Ich schlucke! „Schon so hart?“, grinst er mir verlegen entgegen. ~...Ist die Welt - Hart wie Stein und unbezahlt...~ Wenn ich ihn mir so ansehe, ist er eigentlich recht niedlich, falls man einen Kerl überhaupt als niedlich bezeichnen kann. Ich beuge mich zu ihm runter, küsse mich an seinen Brustbein übers Schlüsselbein entlang, tauche in jede kleine Wölbung die seine Rippen her geben, ziehe sie mit meiner Zunge nach, hinterlasse feuchte Spuren und er keucht und windet sich unter meinen Berührungen. Schon seit Stunden wiederholen wir dieses Spiel, immer und immer wieder. Jess sein Atem ist mehr als nur unregelmäßig, sein Brustkorb scheint sich bei jedem seiner weiteren Atemzüge entweder enger zusammen zu schnüren oder zu zerbrechen. Bislang ist immer nur er gekommen, hat seinen Höhepunkt erreicht und immer und immer wieder winselt er, ich solle doch endlich aufhören, er könne nicht mehr, es würde langsam anfangen zu schmerzen, ich möchte doch endlich Erbarmen zeigen und ihn los binden, soll aufhören, ihn immer und immer wieder ans Äußerste zu treiben. Ein weiteres Mal ergießt er sich in meiner Hand. Keuchend, stöhnend, wimmernd und weinend liegt er da, sein Körper am beben, am zittern, seine Handgelenke wund geschürft. Ich löse den Gürtel vom Bettpfosten. Leblos gleiten seine Arme nach unten aufs Bett. Ich puste den Qualm aus, den von der Zigarette, die ich mir vor einer halben Minute angezündet habe. In dem inzwischen dunkel gewordenen Raum wirkt der Rauch fast geisterhaft. ~...Als mich damals - Stund um Stund die Nacht verschlang...~ „Uf... Ahh... Scheiße!“ Er versucht aufzustehen, scheitert aber kläglich an diesem Versuch. Tja, so was haben Menschen nun einmal an sich: Sie wollen immer alles haben und kaum, dass sie es bekommen, wollen sie es doch nicht mehr, haben das Interesse verloren oder sind überfordert mit dem Neugewonnenen. Sie versuchen immer alles richtig zu machen, alles zu ertragen, glauben, dass es einen Sinn machen würde... aber tut es das denn wirklich? „Du kannst es nicht, oder?“ Ich puste Jess den Rauch ins Gesicht und schaue ihn fragend an. Was kann ich nicht? „Du kannst ihn nicht betrügen... habe ich Recht?“ Ein Grinsen macht sich auf meinen Lippen breit. Kann ich nicht? Ich packe ihn am Handgelenk und drehe ihn auf den Bauch, drücke ihn tief in die Matratze. Ein schmerzerfüllter Laut erklingt, doch ich achte nicht weiter drauf. Wozu auch? Er ist doch auch nur ein Mensch von vielen, einer, der ebenso wenig weiß, was er überhaupt will! Seinen Kopf weiterhin ins Lacken pressend, hebe ich sein Becken an und dringe ohne weitere Vorwarnung in ihm ein. Er schreit, doch nicht lange. Ein weiterer Ruck, indem ich sein Gesicht nach oben ziehe und er somit auf meinem Schoss sitzt, lässt ihn verstummen. Tränen bahnen sich ein weiteres Mal ihren Weg über sein hübsches Gesicht, welches vor wenigen Stunden noch so sorglos lächeln könnte. „Pscht...“, hauche ich ihm ins Ohr und drücke sein Becken weiter nach unten, so dass ich weiter, tiefer in ihn eindringen kann. Sein Blick ist matt, gedämmt vor Schmerzen, die seinen Körper im Moment durchfahren müssten. „Ich dachte, das hier wäre unser kleines Geheimnis? Du musst schon leise sein, wenn wir es heimlich machen wollen...“ ... .. . ~...Ist die Zeit - Klammheimlich ihrem Weg gefolgt...~ Der Morgen graut an, die Vögel fangen an zu zwitschern und das Zimmer erhellt sich durch die Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster herein scheinen. Schlaf habe ich diese Nacht kaum bekommen, zumal ich damit beschäftigt war, meine Trauer, meine Wut, meine Verzweiflung sowie meinen Trieben ablas zu verschaffen! Jess schläft... Kein Wunder, immerhin musste er ja auch als das Ablassventil herhalten... Vorsichtig fahre ich ihm durch die Haare. Sie sind ganz weich, genauso wie die von Kai. Was sie wohl mit Kai gemacht haben? Wahrscheinlich haben sie ihn auch in so ein Tiefkühlfach geschoben und werden heute damit beginnen, ihn auseinander zu nehmen, damit sich andere an seinen Organen erfreuen können. Denn Verwandtschaft hat Kai keine mehr. Ob sie mit solch verschmutzen Innereinen überhaupt noch etwas anfangen können? Alkohol... Drogen... ...ich... Ich glaube, wäre ich an Kais Stelle gewesen, ich hätte dem allen schon damals ein Ende bereitet, hätte nicht darauf gehört, was andere gesagt hatten, hätte das getan, was ich für mich am besten halte! Aber ich bin eben nicht Kai. Und seine Stärke hatte ich auch nie... ~...Wenn wir uns - Seelenlos dem Ende nahen...~ „Nick...“ Mein Kopf senkt sich ein weiteres Mal zu der Person neben mir. Er scheint zu träumen. Aber wer ist Nick? „...bru... der...“ Er dreht sich, mit schmerzverzogenem Gesicht, auf die andere Seite und schläft ruhig und wieder gleichmäßig Atmend weiter. Nick ist also sein Bruder... Typisch, so was in etwa hätte ich mir ja schon denken können, noch so ein kranker, perverser wie ich. OK, Kai war nie mein leiblicher Bruder, aber er war dennoch all die Jahre so etwas wie ein kleiner Bruder für mich, den es zu beschützen galt und nicht, ihn zu quälen mit Gefühlen, die niemals für ihn bestimmt hätten sein dürfen! Mit Alkohol zu tränken und Drogen zu ernähren! Nein! Sowas würde ein wahrer großer Bruder seinem Kleinen niemals antun! Es klopf an der Tür und ein kleiner Junge steckt seinen Kopf hindurch, schaut mich entgeistern an und kommt schließlich aufs Bett zu gerannt. Einen großen Bogen um mich machend krabbelt er an den Bettenden rauf und kriecht zu Jess, welchen er sogleich auch antickt. „Tala... nicht, ich kann nicht mehr... wirklich...“ Eine Augenbraue nach oben ziehend schaut der Kleine fragend auf ihn runter und schließlich zu mir. Sein Blick verfinstert sich, was mich aber ehr zum Schmunzeln bringt, als das ich Angst bekommen. Mit einmal mal aber springt der Kleine mich an und schlägt auf mich ein, wobei wohlbemerkt ein Kissen mehr Schmerz verursachen könnte. Ihn am Kragen packend hebe ich ihn hoch. Er wiegt höchstens an die 20kg, wenn überhaupt... „Lass mich runter! Was hast du mit meinem Bruder gemacht? Du bist gemein!“, jammert er und fängt an zu heulen. Ich setze ihn auf den Boden ab, wo er sich hinsetzt und die Hände vor seine Augen presst und weiter weint. Bruder? Jess sein kleiner Bruder, vielleicht? Er passt hier gar nicht rein, so, wie er aussieht. Ordentlich gekleidet, sauber, schnieken Haarschnitt, einfach so, wie normale kleine Vorschulkiddys aussehen. Von einem Straßenkind ist hier absolut nichts zu sehen, das hier kann also unmöglich seine Welt sein! ~...Ist die Welt - Unverbraucht und wehenstark...~ „Hey, ist doch alles OK, Kurzer. Du musst nicht weinen...“ Ich streichle ihm übern Kopf und wische ihm die Tränen von den Wangen. Er schnieft noch mal ehe er aufsteht und wieder zurück aufs Bett krabbelt, wo er versucht Jess wach zu bekommen. Langsam mache sogar ich mir Sorgen, so tief und fest kann doch kein Mensch schlafen! Ich fange ebenfalls an, Jess sachte zu rütteln. Nach Minuten gibt er dann endlich wieder einen Laut von sich, zwar nur ein brummeln, aber immerhin etwas! Habe ihn wohl doch etwas zu sehr leiden gelassen? Er hat zwar gejammert, ich solle aufhören, aber er hat nie gesagt, dass er es nicht möchte... Scheiß Ausrede, aber es stimmt nun einmal. Hätte er gesagt, er wolle nicht, hätte ich auch aufgehört... ~...Gott lass mich leiden - Der Teufel gibt mir Wut...~ Jess dreht sich auf den Bauch und stemmt seinen Oberkörper auf indem er sich auf seinen Unterarmen abstützt, welche er wackelig in die Matratze gepresst hat. „Jess!“ Liebevoll und sachte, so als wüsste er, dass Jess Schmerzen hätte, drückt sich der Kleine an ihn ran, nimmt ihn in den Arm und gibt ihn einen Kuss auf die Wange ehe er anfängt, Jess mit lauter Sachen zu überschütten. Infos, was er die Tage so gemacht und erlebt hat, was im Kindergarten passiert ist, was gewisse Leute gemacht oder gesagt haben, wie es ihm selber geht, wen er so kennen gelernt hat, mit wen er gerade Streit hat, was er alles gemalt und gebastelt hat, was er für neue Klamotten und Spielsachen bekommen hat, und so weiter... Ich hätte dem Furz ja schon längst das Mundwerk gestopft, doch Jess hört lächelnd zu, sieht so aus, als würde er versuchen sich wirklich jedes noch so winzig kleine Detail zu merken... Nach geschlagenen zwei Stunden holt der Kleine doch tatsächlich Luft, bzw. macht eine Pause, in der Jess aufsteht und zum Schreibtisch geht. Er sucht kurz nach etwas, ehe er es mir zuwirft. „Die Seele von Kai war dort drinnen gefangen. Nun ist es an dir, zu entscheiden, was mit deiner passiert...“ Also, das nenne ich mal ein Themenwechsel. Von liebevoller „Mutter“, die dem kleinen Braten nichts abschlagen kann und zwei Stunden sich permanent diese Quickstimme antut, zum kalten Straßengangster mit undefinierbaren Grinsen im Gesicht, der mir eine Waffe zuwirft. ~...Mensch gib mir Seele - Und Mutter gib mir Blut...~ Einen genaueren Blick auf den Gegenstand werfend fällt mir das Blut auf, was am Lauf verteilt haftet. „Ist das... wie hast du...?“ „Ich bin ein Straßenkind...“, gibt er beiläufig, mit den Schultern zuckend von sich und geht zurück auf Bett, wo er dem fragend drein guckenden Knirps liebevoll durch die Haare fährt. „Ganz im Gegensatz zu dir, nicht war. Sei immer schön artig, damit du auch immer zu Hause bleiben kannst...“ Ich glaube, ich verstehe. Das ist also doch sein kleiner Bruder... Er hatte das Glück, Eltern zu finden, die ihn liebevoll versorgen und sich um ihn kümmern. Was wohl bei Jess nicht der Fall gewesen war. Er ist also auch nur „Dreck“, den niemand haben wollte... „Was willst du jetzt tun?“ Mein Entschluss steht fest! „Ich werde zurück nach Amerika gehen...“ ... .. . Kapitel 7: zu ------------- „Nicht! Hör auf! Bitte hör auf!“ Ich erinnere mich. Das war damals, in der Abtei... Immer wieder dasselbe! Warum tat er das? Wieso nur? Ich hatte ihm doch nichts getan! Ich hatte doch gar nichts angestellt! Wieso machte er dann so etwas? In mir kochte die Wut! Ich könnte nicht mehr! Ich wollte das nicht! Ich würde es beenden... Ich konnte nicht anders, es musste ein... Ich konnte diesem Drang nicht mehr widerstehen... Ich kam eben doch ganz nach ihm... Ich würde es tun, ich würde ihn alles heimzahlen! „Kai! Wach auf!“ ~ ...Ich versuche mir zu wiederstehen dass - ich nicht aus Wut den Vater töte... ~ Tränen liefen mir die Wangen hinunter... Kerzengerade saß ich in meinem Bett. Es war nur ein Traum... Ein Traum, der aber der Wirklichkeit entsprach, das wiederspiegelte, was schon so oft geschehen war... Am ganzen Körper zitterte ich, wie üblich. Es ging nicht anders. Ich hatte Angst... Immer wieder träumte ich davon, von dem, was er uns, mir angetan getan hatte, von dem, was niemanden mehr als menschlich bezeichnet hätte. „Du kannst mich wieder los lassen...“ Tala, mein Zimmerkamerad. Er ist der Einzige, mit dem ich mich einigermaßen verstehe. Eigentlich ist er auch der Einzige, der damals je mit mir gesprochen hatte. Alle anderen hatten mich gemieden, weil ich doch „der Enkel“ war. Sie meinten, dass jeder, der mit mir zu tun haben sollte, noch mehr Strafe bekommen würde, als ohnehin schon. Aber Tala... dem schien das alles nie so wirklich interessiert zu haben. Er war der Einzige, der die Wahrheit über mich wusste, der auch wusste, dass man mich nicht anders behandelte. Im Gegenteil: Meist bekam ich sogar mehr ab, wie alle anderen zusammen. Eben, weil ich „der Enkel“ war... Tala war auch der Einzige, der mich davor bewarte, dass ich nur noch eine wandelnde Hülle wurde, der mich sozusagen am Leben hielt. Ohne ihn, wäre mein Geist damals schon längst gestorben... ~ ...ich behalte meine Wahrheit mir dass - ich nicht sterben muss den Geistestod... ~ Er ließ mich los und ging zu seiner Matratze zurück. Ich weiß noch, dass ich jeden seiner Schritte beobachtet hatte. Ich fand ihn halt damals schon faszinierend. Trotz, dass man seinen Stolz gebrochen hatte, seinen Körper beschmutzt und ihm seine Seele gerade zu ausgetrieben hatte, blieb er dennoch „Mensch“... Er war wie ein kleiner Junge eben sein sollte: Fröhlich, aufgeschlossen, neugierig, hilfsbereit und verspielt. Er zog vieles immer ins Lächerliche, versuchte aus allem das Positive zu sehen und die Stimmung aufzulockern. Er hatte damals viele Freunde, sehr viele sogar. Eigentlich kannte ihn in der Abtei jeder, er war sozusagen die einzige Stütze, die manch einer hatte. Aber als sie mitbekamen, dass er auch versuchte meine Stütze zu sein, fingen sie auch an ihn zu meiden. „Den Freund des Enkels“... Ich hatte leider die Angewohnheit, meine Meinung immer und gegen jeden frei zu äußern. Dass mir das Ärger bringt, wusste ich, aber das war mir egal. Ich wollte noch nie eine Marionette sein, weder von einem Fremden, noch eines Verwandten. Umso mehr stieg mein Zorn an, als mir mein Großvater Nacht für Nacht immer mehr meines Stolzes zerbröckelte. Oftmals schmiss er mich einfach vor die Tür seines Büros und sagte noch: „Sieh zu, wie du wieder in dein Raum kommst!“ Alleine hätte ich es nie geschafft, dass gebe ich ehrlich zu, aber Tala stand schon immer hinter der nächsten Ecke, stützte mich und brachte mich in unseren Raum. Hätte ich meine Worte des Zorns nur unterdrückt, wäre es niemals so weit gekommen... ~ ...ich verstecke mich in meinem Wort dass - ich nicht leiden muss des andern Zorn... ~ Und obwohl ich ihn so sehr hasste, den Menschen, der mir alles nahm, wuchs auch die Gier in mir. Die Gier nach Macht, mehr Macht, mit der ich ihn hätte zerstören können. Und diese Gier zerfraß mich innerlich und gab mir auch gleichzeitig wider halt. Den Halt, um aufrecht stehen bleiben zu können, mich vor ihm aufbauen zu können und ihm immer und immer wieder die Worte der Wahrheit ins Gesicht zu spucken! Mein Gefühl sagte mir, dass es so richtig sei. Ich sollte mich nicht unterkriegen lassen. Aber es war schwer. Es tat weh. Und es machte einsam... Ein Grund mehr, warum ich Tala nicht verstehen konnte. Auch als er geschunden aus einen der Privaträume kam, so kam er doch immer wieder mit einem lächeln auf den Lippen zurück in unseren Raum. Ich hatte ihn nie weinen sehen oder jammern hören, und schon gar nicht um gnade winseln. Aber zugehört hatte ich ihm immer, still und heimlich... ~...ich berufe mich auf mein Gefühl dass - ich nicht reden muss von meiner Gier...~ „Nicht! Hör auf! Bitte hör auf!“ Immer wieder hatte ich diese Worte geschrieen, aber niemand scherte sich darum. Es war so, als würde ich gar nicht existieren, als wäre ich nur Luft, ein Gegenstand, mit dem man es ja machen konnte. Als würde ich gar nicht fühlen, was da mit mir geschah. Aber zugesehen, dass hatten sie alle. Und daran aufgegeilt, sowieso... Es war erniedrigend, unmenschlich und einfach nur pervers! Aber dennoch taten sie es, immer und immer wieder, fanden gar kein Ende und lachten meist noch dabei. Wie sehr hatte ich mir in diesen Momenten gewünscht, Talas Stimme zu hören, die sagt, dass ich aufwachen solle. Aber sie war nur sehr selten da, nur sehr selten... Ich weiß noch, dass es einmal ganz extrem war. Mein Großvater hatte einen Geschäftspartner verloren, einen sehr wichtigen. Und ich musste dafür büßen! Er rief fast die Hälfte seiner Männer zu sich und mich mit eingeschlossen. Er saß einfach nur da und sah zu, wie sie das taten, was er ihnen befohlen hatte, was er befohlen hatte mit mir anzustellen. In dieser Nacht dachte ich, dass es nun endgültig vorbei wäre... Ich fühle mich wie ein totes Stück Fleisch, das langsam beim Ausbluten beobachtet wird. Und ich hatte diese Nacht geblutet, äußerlich wie auch innerlich. Aber es war ihnen allen egal gewesen... ~ ...ich blute aus, ich faule aus... ~ „Kai...“ „Lass mich in Ruhe!“ Ich kam gerade so in unseren Raum zurück gekrabbelt und obwohl ich wusste, dass er sich nur Sorgen machte, keifte ich ihn immer wieder an. Ich wollte nicht schwach sein, vor allem aber nicht schwach sein vor jemanden, der so stark war! Aber dieses Mal war es anders... Obwohl ich ihm sagte, er solle mich in Ruhe lassen, trottete ich mit allerletzter Kraft auf ihn zu und klammerte mich an ihm fest! Ich schrie und weinte in sein Shirt, all die unterdrückten Schreie und Tränen, die ich vor meinem Großvater niemals äußern durfte! Tala packte mich und drückte mich ganz fest an sich. Ich hatte Schmerzen, alles tat mir weh und der Druck, den er auf mich ausübte, machte das ganze nicht besser, aber es war mir egal. Ich wusste, dass er wusste, dass ich genau das brauchte. Jemanden, der mich festhält, ohne mir etwas antun zu wollen, jemand, der mich an sich drückt und mir das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein. Und die ganze Zeit schoss mir nur eine einzige Frage durch den Kopf: Konnte man denn trotz des am Leben sein, schon tot sein? Denn so fühle ich mich. Tot... ~ ...ich lebe nur für meinen Tod... ~ Und dann musste es sein! Ich konnte nicht anders! Diese warmen, sauberen und auch starken Hände... Ich wollte sie! Es war ein Drang, dem ich nur meinem Großvater zu verdanken hatte. „Kannst du mich sauber machen...?“ Es war nur ein Flüstern, aber er verstand es, lächelte mich an und stütze mich. „Na komm, ich bringe dich ins Bad...“ Aber das war es nicht, was ich meinte, was ich wollte. Ich hielt ihn einfach nur fest und schüttelte den Kopf. Nein, so meinte ich das ganz bestimmt nicht, damals... Und erst, als er meinen Blick in den Augen verstand, wusste er, was ich meinte. Entsetzt und fragend schaute er mich an, die Angst in seinem Blick werde ich nie vergessen! Es war gerade so, als bat ich ihn darum, mich umzubringen. Und wenn ich ihn nicht doch, irgendwo so gehr gehabt hätte, hätte ich ihn auch darum angefleht! „Das... das kannst du nicht ernst meinen... Kai! Hast du jetzt ganz den Verstand verloren?! Du kannst doch kaum noch aufrecht stehen!“ Ich wollte das nicht hören! Immerhin, wusste ich es doch selber, wusste die Wahrheit. Schließlich war es meine eigene. Ich legte meine Lippen auf seine, wollte ihn somit zum Schweigen bringen, und es half. Es dauerte nicht einmal ein paar Sekunden, da erwiderte er sogar schon, steckte mir seine Zunge in den Hals und tat das, worum ich ihn gebeten hatte. Es war nicht mehr nur mein eigener Drang gewesen, nein, ich tat auch ihm einen Gefallen damit. Ich hatte schon oft mitbekommen gehabt, wie er mich beobachtete, egal bei was, beim Essen, beim Schlafen, im Bad, immer waren seine Augen da und beobachteten alle meine Schritte... „Ich werde dir nicht wehtun...“, war das Letzte, was ich von ihm hörte, ehe er mir die Augen verband und meine Hände am Tisch festband. Warum? Damit ich nicht weglaufe, damit ich nicht wieder sehe, was man mit mir macht? Ich hasste es und doch brauchte ich es auch. Ich kannte ja nur das... ~ ...Ich verschlinge mich in meinem Hass dass - ich nicht sehen lass den bösen schmerz... ~ Drei Tage schlief ich durch. Wieso mein Großvater dieses gestattet hatte, weiß ich noch immer nicht, aber es war mir egal. Ich war ihm sogar zum ersten Mal dankbar, dafür, dass er mich einfach schlafen ließ. Denn dadurch hatte ich genug Zeit, nachzudenken, über all das, was geschehen war und über das, was noch geschehen würde, sollte ich nicht bald etwas unternehmen. Und ich unternahm auch etwas... Ich fing an, mich im Lügen zu üben, immer genau das Gegenteil von dem zu sagen, was ich sonst gesagt hätte, das Gegenteil von dem zu tun, was ich normalerweise tat. Und irgendwie, ließ es sich mit dieser innerlichen Lüge besser leben, besser ertragen als vorher, so dass ich mich schnell daran gewöhnt hatte. Selbst wenn ich wieder einmal her halten musste, so tat ich so, als würde es mir gefallen, tat alles, was sie verlangten. Und es war erträglich! Es tat gar nicht mehr all zu sehr weh. So bemerkte ich auch nicht, wie mein Körper immer mehr nach diesen Lügen schrie, merkte nur, dass ich schon meist förmlich um das bettelte, was ich vorher so sehr hasste. Von Tala hatte ich mich distanziert... Ich wusste zwar, dass er mir noch immer auf Schritt und Tritt folgte und alles beobachtete, aber sagen tat er nichts. Ich glaube, er wusste von meinem Spiel. Aber wieso reden, wenn man doch auch alles stumm ertragen kann. Nur noch ein bisschen, nur noch eine kleine Weile, einen Augenblick lang, einen kurzen Moment... ~ ...ich belüge dich mit Feuermund dass - ich nicht blass noch schön von reden muss... ~ Es dauerte eine Weile, bis ich ein Teil des Vertrauens von meinem Großvater bekommen hatte. Aber es hatte sich gelohnt, ich hatte all das, was ich wollte. Ich konnte mich frei bewegen, konnte tun und lassen, was ich wollte, solange es in der Abtei war. Aber das reichte schon! Immerhin, hatte ich dadurch den Zugang zu sämtlichen Räumlichkeiten bekommen gehabt, hatte Zugriff auf alle möglichen Dateien, die mir mehr als nur nützlich waren. Denn ich wusste, dass es hier diesen einen Raum gab. Der, der mir meine Freiheit sichern würde... Aber den Schmerz, den ich dafür ertragen musste, würde das noch lange nicht gut machen. Es musste noch länger dauern, musste noch mehr Schmerzen verursachen, musste all das gut machen, was er mir angetan hatte. Aber für welchen Preis? Ich hatte weder etwas mit den anderen zu tun, was eigentlich wie immer dasselbe war, aber Tala, den hatte ich auch verloren. Der Einzige, der mir helfen wollte, der immer da war. Es war mir erst vor kurzem aufgefallen, dass er mich nicht mehr beobachtete, mich gar schon ignorierte. Und es tat weh! Ich hatte es meinem Großvater zu verdanken gehabt, dass ich mein eigenes Ich, mein Selbst verloren hatte. Oder hatte ich noch mehr verloren? Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte er mir eigentlich alles genommen, hatte ich durch ihn alles verloren. Denn bis zu meinem Ende, hing diese Vergangenheit tief in mir. .. . ~ ...ich verdiene mir des andern schmerz dass - ich nicht zeigen muss mein wahres selbst... ~ „Kai? Wir müssen los! Das Training fängt gleich an.“ Nur ein Flüstern, aber ich wusste, dass es Tala war. Es war so schön, seine Stimme zu hören. Wie lange hat er mich schon nicht mehr geweckt gehabt? Eine Woche? Einen Monat? Oder doch nur einen Tag? Ich hatte absolut kein Zeitgefühl mehr... Ich weiß noch, dass ich mich umgedreht hatte und Tala zu mir runterzog, mich dicht an ihn kuschelte und am liebsten einfach so liegen geblieben wäre. Wenn er da war, vergaß ich alles! Das ich hier war, was passiert war, was ich tun wollte, einfach alles. Und er ließ es zu. Zum ersten Mal nach längerer Zeit ließ er es wider zu. Und in solchen Momenten wurde mir aber auch immer wieder klar, dass ich auf ganzer Linie versagt hatte. „Dein Großvater bringt uns um, wenn wir nicht endlich losgehen...“ „Kann er gar nicht... ich werde ihn nämlich zuerst umbringen!“ Ein gerade zu krankhaftes Grinsen huschte in diesem Augenblick über meine Lippen und die Angst in Talas Augen wird mich wohl noch weiterhin verfolgen. Er schien begriffen zu haben, worauf ich hinaus wollte. Und es tat gut, dass noch jemand anderes davon wusste, jemand, der niemals weitersagen würde, was er weiß. In dem Moment ging mir ein Lied durch den Kopf, das meine Mutter immer gesummt hatte, wenn ich nicht schlafen konnte. Wie das Lied hieß, weiß ich nicht mehr, aber es löste einen Hebel in mir, der seit langen eingerostet schien. Heute würde ich es tun, dachte ich noch, ehe ich das Zimmer verließ und zu dem Raum ging, zu dem ich all die Jahre keinen Zutritt hatte. ~ ...ich berate mich mit drein von mir dass - ich nicht hören muss was mich verzagt... ~ „Kai? Was ist das?“ „Waffen... Was glaubst du? Mit welcher dauert es schön lange und ist schmerzhaft?“ Schwarze Flaggen hingen an den Wänden, sahen eigentlich wie Dekoration, aber hinter ihnen waren Regale, mit allem, was ein Mörder begehrt. Mein Herz schlug wie wild, als ich den ersten Vorhang runterriss und die Waffen dahinter sah. Manche waren noch ältere Modelle, aber von der Wirkung her noch immer genau so effektiv wie die Neuen. Ich stöberte den ganzen Raum durch. Tala war dicht hinter mir, sagte die ganze Zeit über nicht ein Wort, während ich vor Begeisterung fast umgefallen wäre. Ich kam mir vor wie im Himmel. Endlich würde ich das bekommen, was ich so lange ersehnt hatte! In mir schrie etwas, als hätte man in mir einen blutgeilen Kampfhund losgelassen. Ich hoffte so sehr, dass mein Großvater diesen Hund bellen und knurren hörte, dass er hörte, wie dieser Hund ihn jetzt zerfleischen wird, bis er da liegt, faulend und blutend! ~ ...ich verkünde heut mein schwarzes herz dass - ich nicht leben muss wie faulend Tier... ~ Mein Stolz war schon so lange gebrochen, was würde da jetzt noch ein Mord großherrlich zerstören können? Mich hätte man doch eh freigesprochen, wenn diese scheiß Beamten und Co. erfahren hätten, was dort abging! Und selbst wenn nicht, das war es mir wert! In jeder Gefängniszelle wäre man freier wie hier! „Hörst du es?“ „Was meinst du?“ „Das Schreien... Der Abgrund, er ruft nach ihnen... Es will sie haben... Die Hölle... Hörst du das nicht?“ Jeder normale Mensch hätte mir damals gesagt, dass ich in die Gummizelle müsste, dass ich unter Wahnvorstellungen litt. Und ja, dass tat ich, aber nur teilweise, denn das, was ich da sagte und hörte, war nur das, was die Zukunft bringen würde! Die Befreiung, die Erlösung! ~ ...ich befreie mich von meinem stolz dass - ich nicht balancier dem Abgrund nah... ~ Ich nahm mir eine der Waffen, welche eine Verankerung am Ende des Laufes hatte. Das Teil sah fast so aus, wie eine kleine Harpune. Und Ideen schossen mir durch den Kopf, was man damit so alles anstellen könnte. Aber nur die eine gefiel mir davon am besten! „Kommst du mit mir? Willst du auch dabei sein? Dich rächen?“ Tala schluckte hart und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Ja, ich wusste, dass er dazu niemals fähig wäre, dazu war er viel zu sehr darauf fixiert, das Gute im Menschen zu suchen, zu finden und zu sehen. Allein das gab mir schon manchmal bedenken, ob nun ich hier der Irre wäre oder doch eher er... Doch er schritt an mir vorbei, nahm sich eine normale Magnum und stellte sich wieder zu mir, nickte mir zu und gemeinsam traten wir aus dem wahrhaftig göttlichen Raum hinaus. Den ganzen Weg über bis hin zu dem Büro meines Großvaters und Boris tanzte ich den Flur entlang. Schnee und Eis wehten durch die offenen Fenster hinein und es machte mir nichts aus, barfuss über die vereisten Flächen zu laufen und im Nachthemd mit den Schneeflocken mich zu drehen. ~ ...ich verbünde mich mit meinem leid dass - ich nicht sonne tanz wenn’s eist und schneit... ~ Ich trat das Brett ein und würde sofort mit den fragenden Gesichtsausdrücken von Voltaire und Boris konfrontiert. Ich lächelte hingegen. Tala stand nur stumm daneben. Ich ging auf den Schreibtisch zu und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. „An alle ‚Schüler’. Begebt euch auf der Stelle nach draußen vor dem Turm. Schaut schön nach oben, ich habe ein Geschenk für euch!“ Den Knopf wieder aus drückend, richtete ich die Waffe auf meinen Großvater und bat ihn geradezu nett darum, seinen Arsch sofort zum Turm zu schwingen. Boris das gleiche, der die Knarre von Tala am Rücken hatte. Gemeinsam gingen wir die Flure entlang, die Treppen des Turmes hinauf und wurden von einer eiskalten Priese des Windes empfangen, als wir die Luke zur Spitze des Turmes öffneten. Mutter Natur ist auf meiner Seite, was für ein herrliches Gefühl! „Überleg dir gut, was du tust. Du wirst dadurch zum Mörder. Das könntest du eh nicht.“ Ich entnahm Tala seine Waffe und schoss Boris ins Knie. Schmerzerfüllt aufschreiend sackte er zusammen. „Das hier wird euer beider Sarg...“ ~ ...ich besiege die Mutter natur dass - ich nicht liegen muss im Kindessarg... ~ Alle waren draußen versammelt, starrten den Turm hinauf, konnten uns sehen, mich sehen, ihren Erlöser...! Ein Stern funkelte am Himmel, eigentlich, war das der Chrisstern, aber für mich war er schwarz. Er würde erst wieder weiß für mich leuchten, wenn ich das hier vollbracht hatte. „Hopp!“, forderte ich sie beide auf und sie traten ans Ende bis zum Geländer. Ich bat Tala darum, auf die beiden aufzupassen, während ich zwei Seile ans Geländer befestigte und das andere Ende an die Hacken der Pistole band, welche ich in der Hand hielt. „Könnte jetzt wehtun. Na, so ein Pech aber auch...“ Ich schoss Boris den ersten Haken direkt durch den Bauch, dasselbe tat ich auch bei meinem Großvater. Ich hörte ein paar entsetzte Schreie des Ekels von unten her, aber auch da jubelt manch einer. Tala hingegen drehte sich um und übergab sich. Er konnte noch nie Blut sehen, eine sehr schlechte Eigenschaft, wie es mein lieber Großvater immer bezeichnete. Aber das war mir egal, denn ich hatte es fast geschafft, hatte es bald vollbracht. Jetzt konnte ich nicht mehr verlieren! ~ ...ich reite auf dem schwarzen Stern - der mir hilft der mich fängt wenn ich verlier... ~ Ich ging auf die beiden zu und stieß sie einfach übers Geländer. Und es war still... Herrlich still... Ich blickte zum Himmeln hinauf und sah einen weißen Stern. Er leuchtete in seinem schönsten weiß, nur für mich, für mich ganz allein! Tala, der sich wider beruhigt hatte, stürmte zum Geländer und sah hinunter, sah, wie sie da baumelten, langsam ausbluteten und vor Schmerzen keuchten und schreien. Schreie waren auch von unten zu hören, schreie der Freude, des Dankes, der Erlösung! Immer wieder schreien sie Talas und meinem Namen und da fiel mir auch wieder der Song ein, den meine Mutter immer Summte. „Es werde Licht...“ Ich hatte wieder Licht in meinem Leben! Und es rief mich! Alles rief nach mir! Alles und Jeder! ~ ...ich reite auf dem schwarzen Stern - der mich ruft der mich immer wieder ruft... ~ „Wie ist das Wetter da? Ein bisschen kühl, oder?“, rief ich nach unten und der Schnee am Boden hatte sich schon rot gefärbt. Und sie tanzten in ihm, alle die, die hier gefangen waren, sie tanzten in dem blutgetränkten Schnee. „Kai? Sollten wir nicht...?“ Er hielt mir seine Waffe entgegen und sah mich flehend an. Ich verstand, was er meinte, aber ich verstand den Sinn nicht! Wieso wollte er, dass ich ihnen ihren Tod erleichtere? Denen, die unser Leben zur Hölle umgestaltet hatten, denen wir es zu verdanken hatten, dass unsere Kindheit nur ein Haufen Asche war! „Nein! Sie sollen ausbluten und hier faulen, bis die Krähen sie aufgefressen haben!“, schrie ich ihn an und riss ihm die Pistole aus der Hand. Die Wunde, die die beiden in ihrem Bauch hatten, würde sie schon früh genug töten. Viel zu früh meiner damaligen Meinung nach. Und sollten sie nicht an Blutverlust sterben, so würde sie wenigstens die Kälte verschlingen! ~ ...ich blute aus, ich faule aus... ~ Ich schritt an Tala vorbei und ging nach unten, wo ich mit großem Ansturm gefeiert wurde. Die Angestellten, diese Bastarde, die alles taten, was mein Großvater ihnen gesagt hatte, standen auch da versammelt. Ich gab einer kleinern Gruppe von Jungs den Zugangscode zum Waffenraum. Nach kurzer Zeit kamen sie wieder, verteilten Munition und Waffen. Gemeinsam metzelten sie die Wachen und alle anderen nieder. „Lasst uns für unseren Tod leben!“, war das einzige, was sie immer wieder schrieen. Wir sind tot, das stimmt, aber wir sind lebende Tote. Wir hatten es auch verdient, wie normale Menschen behandelt zu werden. Ich blickte nach oben und sah, dass Boris als auch Voltaire schon den Geist aufgegeben hatten. Ich fühlte mich befriedigt wie noch nie. Jetzt hätte die Welt untergehen können, es wäre mir egal gewesen. Aber die Erinnerungen an alles, sie saßen noch immer tief in mir und liefen wie in Zeitlupe vor meinem geistigen Auge ab. ~ ...ich lebe nur für meinen Tod... ~ „Rot gefällt mir der Schnee noch besser...“ „Vor allem, wenn es zur Abwechslung mal deren Blut ist!“ „Wie siehst aus? Hat wer Hunger?“ „Ich hatte seit Tagen nichts mehr...“ „Großes Fressen!“ „Jaaaa~!!!“ Sie stürmten davon, doch ich hielt nur Ausschau nach einem. Doch von Tala war weit und breit keine Spur. Ich ging auf unser Zimmer, in der Hoffnung ihn dort zu finden und war erleichtert, als er auch wirklich hier war. Er sah mir tief in die Augen und drehte mir dann den Rücken zu, zog sich an und packte sich so gut wie möglich ein. „Es ist vorbei... Ich habe versagt...“ „Was meinst du?“ Er sah mich wieder an, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ich sollte auf dich aufpassen, das war der letzte Wunsch deiner Mutter. Ich hatte versagt und nun bist du auch noch zum Mörder geworden. Ich verdiene es nicht, länger in deiner Gegenwart zu sein. Und außerdem...“, er stockte, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich leidenschaftlich. So einen Kuss hatte ich noch nie zuvor zu spüren bekommen, doch es war schön... sehr schön... Bis er mich los ließ und an mir vorbei ging. „Wo willst du hin?! Ich will nicht, dass du gehst!“ „Wir werden uns eh wieder sehen...“ Das war das letzte Mal, das ich Tala sah. Aber er hatte Recht, wir sahen uns wieder. Doch das alles damit enden würde, dass mich meine Vergangenheit einholen würde und ich Selbstmord begehen würde... ...hätte mir das damals einer gesagt, ich hätte ihn für irre gehalten... ...tot zu sein ist schon eine komische Angelegenheit... Kapitel 8: verändern... ----------------------- „Bist du sicher, dass du soweit bist?“ Ich lächle... Ja, das bin ich, eindeutig... Drei Jahre habe ich gebraucht und nun ist es endlich soweit... „Ja, mehr als das...“ Er schaut mich unsicher an, aber zurückhalten, dass weiß er, dass das nichts bringen würde. Aber, wenn er wüsste, was ich vorhabe, so würde er zumindest versuchen, mich an Ort und Stelle zu halten. „Sag bloß, du willst wirklich gehen?“ „Ja, Mom. Er meint, er ist soweit.“ Sie schaut mich ebenso unsicher an, wie ihr Sohn. Was haben die man nur? Halten die mich für so schlimm? Und jetzt fängt sie auch noch an, sich aufzuregen. Dabei sollte gerade sie das unterlassen. „Halt dich lieber zurück, Judy. Denk an dein Baby...“ ~ ...das erste Mal gerochen aus dem Mutterleib geplatzt... ~ Sie verstummt sofort und hält sich die Hände vorm Bauch. Max hingegen grinst nur. Ja, die beiden haben mir echt geholfen und dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Hier, das ist für dich! Du darfst es aber erst öffnen, wenn ich im Flieger sitze. Verstanden?!“ Max nickte und nahm den Umschlag entgegen. Ich brauche den Inhalt nun nicht mehr. Nicht, dass ich ihn überhaupt jemals gebraucht hätte, aber ist doch gut, dass ich ihn aufgehoben habe. Flug 213 nach Japan startet in 5 Minuten. Wir bitten alle Passagiere einzusteigen! < „Tja, das ist meine Maschine. Also dann, danke noch mal für alles!“ Ich verabschiede mich, nehme Judy noch einmal in den Arm und Max ebenso. „Vielleicht sieht man sich ja bald mal wider!“, ruft mir Max hinterher. Aber ich bezweifle das stark, dennoch winke ich ihm lächelnd zurück. Mein Herz schreit schon so lange nach ihm, nichts und niemand wird mich jetzt noch davon abhalten können, zu ihm zu gehen und für immer bei ihm zu bleiben. Es wird eh niemand eine Träne deswegen vergießen, genauso, wie bei dir auch... ~ ...hast mich angesehen geweint und dann aus vollem Herz geschrieen... ~ Im Flieger sitzend, starre ich die ganze Zeit über bloß aus dem Fenster. Die Menschen um mich herum nehme ich gar nicht so wirklich war. Selbst, dass mich die Stuardes ab und an anquatscht, geht bei mir in das Ohr rein und dort wider raus. Nach dem dritten Versuch ist sie mit aufgeplusterten Wangen einfach abgezischt. „Du hast ihr doch auf den Arsch gestarrt!“ „Aber Schatz, wieso sollte ich denn so etwas tun?“ „Red dich nicht heraus! Ich habe es genau gesehen!“ „Schatz, nicht so laut, die anderen gucken schon...“ „Sollen sie doch! Du verlogenes Schwein!“ Sie schellt ihn eine und schnappt die drei Kinder, setzt sich nach ganz vorne auf die Notplätze und wirft ihren Mann noch mal ein paar giftige Blicke zu. Eifersucht... Das ist doch nun wirklich etwas total Hohles. Angenommen, ihr Mann hätte der Frau auf den Hintern gestarrt oder würde fremdgehen, dann würde ich mir an ihrer Stelle mal Gedanken darüber machen, woran das liegen könnte, statt in Zorn einfach abzuziehen und die Kinder da mit hinein zu ziehen. ~ ...mit Eifersucht vermahlen hast mit Zorn gesteinigt... ~ Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Flug und freuen uns schon, Sie auch beim nächsten Mal bei unserer Fluglinie begrüßen zu können... < Von wegen! Ich dachte unterwegs, dass diese Klapperkiste mehr als nur einmal abstürzen würde! Geschüttelt, nicht gerührt, oder so ähnlich ging doch dieser Spruch. Mein Gepäck abholend pfeife ich auch sogleich ein Taxi zur Seite. „Wohin soll es denn gehen?“ Ich gebe ihm die Adresse und er schüttet mir sein herzlichstes Beileid aus. Das hätte er vor drei Jahren machen sollen, heute interessiert es doch eh keinen mehr. Mich zum gewünschten Ort fahrend, setzte ich mich auf eine Bank und atme tief ein und wieder aus. Es ist komisch hier zu sein, zumal ich noch nicht einmal an deinem Tag der Beerdigung hier war. Jetzt müsstest du dich aber weites gehend abgekühlt haben, von deiner Wut, deiner Trauer. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich deinem Geist, deiner Seele kein Lebewohl gesagt habe... ~ ...hast dich abgekühlt befreit vom leid das deiner Seele gleicht... ~ Es wird dunkel... Allmählich mache ich mich auf die Suche, die Suche nach dem Stein, in dem dein Name eingemeißelt steht. Der Mond steigt schon langsam ans Himmelszelt hinauf und erleuchtet den sonst so finsteren Ort. Im Schein des Mondes finde ich Dich schließlich endlich. Es ist ein schönes Plätzchen... Ruhig, abgeschieden und noch nicht allein gelassen. Ein Baum steht auch hier. Kirschen... Du hast diese Teile geliebt wie sonst nicht was... Ich stelle meine Tasche ab und knie mich nieder. „Hallo, Kai... Lange nicht mehr gesehen...“ ~ ...ins mitten ich gezogen musst vom Monobann befreien... ~ Ich weiß nicht, wie lange, aber es waren mindestens zwei Stunden, die ich einfach nur erzählte, mit einem Grabstein redete, als wäre es ein alter Freund, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Und doch kam es mir so vor, als würde dieser Stein mir zuhören. Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich die zwei Wodkapullen schon geleert hatte... Ja, es ist traurig aber wahr, anders hätte ich das alles hier nicht ertragen können. Würdest du mich jetzt so hier sitzen sehen, du hättest mir eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hat. Aber danach hättest du dich mit Sicherheit darüber totgelacht. Welch Ironie... Die Straßen rings herum sind wie leer gefegt. Besser kann es gar nicht sein... Ich packe den Rest aus meiner Tasche aus und lege es neben dein Grab. „Ich hoffe, ich wecke dich jetzt nicht auf... Kai...“ ~ ...hast uns freudig satt entzweit mit Wohlstandsreden totgelacht... ~ Ein Stich nach den anderen und es kommt mir vor, als würde und würde es nicht weniger werden. Ich schaufle nun schon seit mindestens einer halben Stunde. In wie viel Meter Tiefe haben die dich bitteschön vergraben? Das kommt einem ja fast so vor, als wollte man dich so weit wie möglich weg haben... Und das, obwohl du all dies für die anderen getan hast. Niemand war da, niemand hat sich an deinen Namen erinnert, niemand, von denen aus der Abtei. Keiner von ihnen kam um sich ein letztes Mal zu bedanken, für die Tat, die du für sie aufgenommen hattest. Keiner, einfach niemand! Solange es nicht ihre Qualen sind, ist ihnen eben noch immer alles egal! Diese Schweine! Bastarde, alle samt! „Sag mal, Kai. Wieso hast du damals eigentlich dennoch geweint? Du wolltest doch, dass Boris und dein Großvater dieses Leid ertragen. Freudentränen waren es jedenfalls nichts, da kannst du sagen, was du willst...“ Ich unterhalte mich hier mit einem Haufen aufgefühlter Erde... Oh man, ich muss echt schon einen sitzen haben. Aber nicht mehr lange, dann sehe ich dich wider! Ich werde dein Leid mit dir teilen, werde wieder gut machen, was ich dir angetan habe! ~ ...das letzte Mal befragen hast die antwort deiner Qualen... ~ ~ Flashback ~ Nachdem der Beyblade Sport sich zurückgezogen hatte und es keine Turniere oder der Ähnlichen mehr gab, streifte ich meist nur noch die ganze Nächte lang durch irgendwelche Straßen. „Na, komm schon! Ich will immerhin auch etwas für mein Geld haben! Elender Stricher!“ Ich höre Schreie aus einer der hinteren Ecken und eigentlich ist es nichts neues, würden mir diese Schreie nicht bekannt vorkommen. Ich stürme in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und sehe, wie ein ziemlich kräftiger Kerl auf das pure Gegenteil von sich selbst einschlägt. Warum, das weiß ich nicht, aber ich ging dazwischen, schlug den Kraftprotz mit einer Eisenstange nieder, packte den Knaben am Handgelenk und zog ihn hinter mir her. Weg aus der Gasse, runter von den Straßen, bis hin zu mir nach Hause. Erst dort drehte ich mich um und sah mir das Gesicht des Fremden an und wünschte mir im nächsten Augenblick, dass ich es nicht getan hätte. „K... Kai?“ Seine Augen weiten sich erschrocken, als er meinen Blick erwidert und schluckt etwas hinunter. Ich konnte mir schon denken, was es war... “Tala...? Tala... bist... bist du das?“ Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Es war Kai, eindeutig! „Du hattest Recht... du hattest wie immer Recht... Nun sehen wir uns doch wider...“ Ich hatte kaum etwas verstanden, doch ich wusste genau, was er gesagt hatte. ~ ...hast den ersten tag verflucht und meinen Fruchtsaft ausgespuckt... ~ Es dauerte eine Weile, bis ich Kai wieder weites gehend aufgepäppelt hatte und man an ihm wieder etwas Menschliches erkennen konnte. Er war ganz anders, hatte sich extrem verändert. Zumindest mir gegenüber. Er ging nie raus und wenn, dann nur mit mir zusammen. Wurde er mal angesprochen, ignorierte er die Leute oder war total unfreundlich, aber sobald wir zu Hause waren, alberte er mit mir rum, benahm sich wie ein kleines Kind. Aber wehe, ich kam zu nahe an sein Zimmer, dass war das Einzige, wo er auch mir gegenüber kantig wurde. Warum wusste ich nicht, nur, dass es nichts Gutes heißen konnte. Aber ich ließ ihn damit in Ruhe, dachte, dass sich das schon von alleine gibt. Das änderte sich aber schlagartig ins Gegenteil um, als ich eines Tages nach Hause kam und Kai dort im Wohnzimmer sah. Am Tisch, mit einem mir nur zu gut bekannten Päckchen. Es war meins. Er hatte es gefunden. Ich dachte, dass es jetzt aus wäre, aber Kai lächelte mich nur an, hielt mir ein Tablett entgegen, auf der noch eine Linie vorhanden war. In diesem Moment fühlte ich mich wie das letzte Arschloch. Ich hatte es geschafft, nun auch das letzte Weiß dieses Unschuldlammes in ihm zu entfernen. Nun, war ich die Zentrale... Weder die Abtei, noch Boris, noch Voltaire, nein, ich ganz allein. Und irgendwie, gab es mir aber auch Hoffnung auf etwas, was ich schon so lange vermisst hatte. Ich wollte ihn! ~ ...du bist das große weiße Lamm, das Anonyme ich zentral... ~ Wir gaben uns immer häufiger die Kante, begannen zu trinken, uns mit sämtlichen Drogen voll zu pumpen, doch nie brachte ich den Mut auf, dass zu sagen, was ich sagen wollte, dass zu tun, was ich tun wollte, dass zu beginnen, was ich so sehr begehrte! Was ich auch tat, es gab einfach nie einen Weg zu dir. Du hattest das Talent, immer wenn ich einen Versuch starten wollte, dich in dein Zimmer zurück zu ziehen, dich im Bad einzuschließen, dich vor die Glotze zu pflanzen oder etwas der Gleichen. Obwohl du mir immer so nahe warst, gab es doch keine Möglichkeit, noch näher an dich heran zu kommen. Und das alles frustrierte mich! So sehr, dass ich mir schon die schlimmsten Sachen ausmalte, die ich einfach so mit dir anstellen könnte. Aber am Ende gab ich mich doch der Vernunft hin und suchte mir anderweitige Befriedigung, in dem ich ein paar Stricher bereicherte... ~ ...du bist das Regenrind am Fels, mein Leben sah kein Weg zu dir... ~ Hätte ich gewusst, dass es dadurch nur noch schlimmer wird und ich dich am Ende doch zerreise, hätte ich mich vor dir erschossen! Aber nein, ich hingegen besaß ja das Talent, immer alles zu zerstören, was mir lieb war, das zu verletzen, was ich gern hatte, immer alles falsch zu machen... Ich hatte schon damals versagt gehabt, dort, in der Hölle, in der Abtei. Ich habe mit angesehen, wie man dich brach, habe zugesehen, wie du dein falsches Spiel spieltest, habe zugelassen, dass du zum Mörder wurdest und dich dann auch noch alleine gelassen, nur um dich dann so zu finden. Wenn dass das Firmament war, auf dem unser Band aufgebaut werden sollte, so wäre es doch das Beste gewesen, wir hätten und niemals getroffen... Dein Herz starb durch mein Versagen, während meins gefror. Aus Zorn, Hass, Wut, aber auch Eifersucht. Eifersucht auf jene, die das mit dir machen konnten, was ich nur einmal durfte. Ich wollte dich! Und ich habe dich einfach so genommen, habe deine Wunden wieder aufgerissen und dich damit in den Wahn des Mordens getrieben. In den Selbstmord... Aber ich habe mir geschworen gehabt, es wieder gut zu machen! Und das werde ich auch. Das werde ich auch... ~ Flashback end ~ ~ ...als ich dich schuf in meinem Firmament, stand mir das Herz und ich verstarb... ~ Ich habe es endlich geschafft! Drei Meter tief musste ich buddeln, doch nun trennt uns nur noch eine Platte aus Holz. Mit einem gezielten Schlag hole ich mit der Schaufel aus und zerbreche das Holz in viele kleine Teile. Vorsichtig sammle ich die Spliter auf, entferne sie von dir, will dir nicht noch einmal wehtun. Du liegst da, verwehst, nur noch Hautfetzen und Knochen sind von dir zu sehen. Aber dein Anzug, er ist wirklich schick. Mann erkennt zwar nur noch wenig von ihm, aber du hast bestimmt wunderschön darinnen ausgesehen. Ich lecke mir über die Lippen. Ich bekomme Hunger, Hunger auf dich! “Warte noch einen Moment, dann bin ich bei dir...“, hauche ich ihm entgegen und klettere aus dem Loch hinaus. ~ ...ich gunger in deiner Seele - Ich hab Lust auf diese gier... ~ Ich wühle in meiner Tasche und finde, was ich suche. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Das Ganze ist doch einfach zu verrückt! Aber es ist genau das, was man tut, wenn man jemanden liebt! Man will doch bei dem sein, den man gern hat, oder etwa nicht? Ich zumindest will es! Und zwar für immer! Ich steige zurück in das Loch und hocke mich an den Rand des Sarges. Lange starre ich ihn einfach nur an, ehe sich meine Hände selbständig machen und ich ihn ein Letztes mal berühre. Seinen Schädel hat man weites gehend wieder zusammen geflickt. Könnte aber auch nur eine Nachbildung sein, was ich aber stark bezweifle, da der Verwesungsprozess dort noch stärker ist. Kein Wunder, Kleinteile rotten schneller wie größere. Vorsichtig fahre ich über seinen Brustkorb, ohne großherrlich Druck auszuüben. “Ich liebe dich...“ ~ ...und in sterblichen Sekunden will ich dich noch mal berühren... ~ Ich trinke den Rest der dritten Flasche aus und lege mich neben Ihn, nehme Ihn in den Arm und kuschle mich ganz dicht an Ihn. Er richt noch immer so, wie sonst auch. Oder ist das Einbildung? Der Alkohol? Er ist sogar noch so warm wie immer. Oder ist das Einbildung? Der Alkohol? Nein, das ist Kai, wie er lebt! „Sieh mal... Kennst du die noch? Ja, genau, dass ist dieselbe, wie aus der Abtei. Nicht nur du hast deine Waffe aufgehoben...“ Ich lege den Lauf an meine Schläfer, gebe Kai noch einen flüchtigen Kuss, ehe ich den Hebel abrücke... Bis gleich... Kai... ... .. . ~ ...ich bin Gold in dir es soll dir zeigen was dir fehlt... ~ Der Nachtwächter vom Yuki-Friedhof in Tokio machte heute Morgen eine grauenhafte Entdeckung! Anfangs sah es nur aus wie Grabschändung, doch als er näher heran ging, fand er den geöffneten Sarg des vor drei Jahren verstorbenen Kai Hiwatari. Neben ihm lag eine weitere Leiche, Tala Ivanov, der sich letzte Nacht das Leben nahm. Die Gründe sind bis lang noch unklar, doch viele spekulieren, dass es eine verbotene Liebe zwischen den beiden ehemaligen Beyblade-Teamkollegen gab, ehe sich der Sport zurückzog und die beiden zusammen zogen, was ebenfalls erst vor kurzem bekannt gegeben wurde. Oh, Moment... Ich bekomme gerade einen Hinweis... Es soll ein Zettel gefunden worden sein, auf dem steht... ist das ihr Ernst? Ja? OK, Verzeihen Sie! Also, auf dem Zettel stehen folgende Zeilen: Manchen gab Gott die Kraft, Dinge zu verändern. Mir gab er die Kraft zu ertragen, was ich nicht verändern kann... Sollten die Gründe dieses Selbstmordes wirklich in tiefer Zuneigung gelegen haben? Soll das hier das Schauspiel eines Grabes der Sünde sein? Wir halten sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden! Ihre Nachrichtensprecherin...... < ~ ...komm mit mir das grab der Sünde ist es wert... ~ „Mom! Hast du...?“ „Ja, ich habe es gesehen...“ „Das meinte er also mit > Ja, mehr als das <...“ „Hast du den Umschlag eigentlich schon geöffnet?“ „Nein, warte... Es... Es ist die Besitzerurkunde der Abtei in Russland! Und zwar auf meinen Namen übertragen! Warte, hier ist noch ein Zettel... Ach Tala, du Idiot...“ ...Hey Max. Ich weiß, du hättest das niemals angenommen, deswegen hoffe ich, du tust mir und auch Kai den Gefallen und übernimmst dieses Angebot wenigstens jetzt. Die Abtei ist riesig, da haben eure ganzen Maschinen mehr als nur Platz, ihr könntet dort endlich mit eurer Arbeit weiter machen und alle möglichen Sachen entwickeln und damit bestimmt mehreren helfen, so, wie es doch dein Traum war. Vielleicht schaffst du es ja auch, den Beyblade Sport wieder ein wenig populärer zu machen... Ich wünsche dir noch was und... danke für alles, was du und deine Mutter für mich getan habt. Nur noch eine letzte Bitte: Erinnere deine Mutter bitte an das Versprechen. Tala Ivanov „Mom, welches Versprechen?“ „Er meint das Baby... Ich habe ihm versprochen, dass ich den kleinen Kai nennen werde...“ ... .. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)