Flower in the desert von Nayru_Lady ================================================================================ Kapitel 4: Under pressure ------------------------- Kapitel 4 Under pressure Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen da meine Nase bei jeder Bewegung ein unangenehmes Gefühl ausströmte. Kareem schritt geduldig neben mir her und machte keine Anstalten ein Gespräch zu beginnen. Die Stille erdrückte mich fast, doch es fiel mir kein geeignetes Thema ein, über das ich mich mit ihm unterhalten könnte. Ich bemerkte wie Kareem seinen Kopf in meine Richtung drehte und starrte ihn ebenfalls an. Seine Augen waren nicht auf die meinen gerichtet und ich folgte seinen Blicken. Ein kleiner Schock durchfuhr mich als ich Kareem dabei ertappte wie er auf meinen Ausschnitt starrte. »Kareem! Wo schaust du denn hin?« fragte ich empört. Sein Kopf schnellte hoch und er sah mir verlegen in das Gesicht. »Ich kann einfach nicht mehr so weiter machen!« schimpfte er vor sich hin. Seine Hände umfassten meine Oberarme und hielten mich fest. »Kareem lass mich los! Du tust mir weh!« protestierte ich und wand mich so gut es ging in seinem festen Griff. »Hör mir mal zu Mädchen! Entweder wir besorgen dir jetzt etwas anständiges zum anziehen oder ich werde noch verrückt! Ich habe noch nie eine Frau in einer solchen Kleidung gesehen. Es ist ein Wunder das du noch nicht missbraucht in der nächsten Seitengasse liegst« Nun lag es an mir verlegen zu schauen. »Ich hatte ja keine andere Wahl! Glaubst du ich fühle mich so wohl unter all den wilden Kriegern um mich herum?« Kareem hatte nicht damit gerechnet so schnell zu gewinnen und machte einen zufriedenen Eindruck. »Dann lass uns losziehen und dir etwas zum Anziehen besorgen. Wir werden eine lange Reise vor uns haben«. »Eine lange Reise? Wohin gehen wir denn?« Meine Stimme brachte Empörung an den Tag. Ich war schockiert das er mich einfach mitnahm ohne zu fragen was ich wollte. »Hast du etwa erwartet ich würde dich hier lassen? Du wärst verloren in einer Stadt wie Tilar Brunarch! Aber bitte, wenn du nicht willst...« Meine Gedanken rasten. Leider musste ich mir eingestehen das Kareem recht hatte. Wenn er mich hier allein lassen würde, dann würde ich keine Woche überleben. Besonders da Alban noch in meiner Nähe war. Es wäre wohl das beste wenn ich mit ihm mitgehen würde. »Und wohin reisen wir wenn ich fragen darf?« »Con Kador« Ich zog fragend eine Augenbraue hoch und starrte ihn verständnislos an. Er schien meine Unwissenheit zu bemerken und zog ebenfalls eine Augenbraue hoch. »Hast du noch nie etwas von Con Kador gehört?« »Nein, ich bin nicht von hier« erwiderte ich schnippisch. »Con Kador ist die Festung zu der ich gehöre. Heimat der Wüstenkrieger Kadora« Kareem machte ein stolzes Gesicht und schritt erhobenen Hauptes voran. Ich allerdings war geschockt das Kareem auch ein Wüstenkrieger war und blieb wie angewurzelt stehen. »Du bist ein Wüstenkrieger?« Ich stellte meine Frage lauter als beabsichtigt und Kareem trat einen Schritt auf mich zu. »Mädchen, diese Welt besteht nun mal aus zwei Schichten. Die eine, welche zugleich die größere Schicht ist, bilden die Wüstenkrieger. Die andere, geringere Schicht, sind die Kaufleute und Bauern. Wir Wüstenkrieger stehen im ständigen Zwielicht mit anderen Clans, es sei denn wir verbünden uns« Ich hörte Kareem gespannt zu. In was für einer Welt war ich bloß gelandet? Diese Welt war geprägt von Gewalt und Krieg und ich wünschte mir sehnlichst wieder bei Dean und Amy in einer ganz normalen, friedlichen Welt zu sein. Inzwischen steuerten wir wieder auf den Marktplatz zu, auf welchem wir ein paar Kleider für mich erwerben wollten. Kareem hörte jedoch nicht mit seinen Erzählungen auf und begann nun von den bedeutsamsten Kriegen zu schwärmen, welche sein Clan geführt hatte. »Was hast du eigentlich für einen Stand oder eine Bedeutung in deinem Clan?« unterbrach ich ihn nun. »Im Moment zähle ich noch zu den niederen Rängen. Jedoch werde ich in 3 Tagen in einen höheren Rang erhoben. Man hegt große Hoffnung in mich, doch da ich erst 20 geworden bin hatte ich noch nicht das Recht aufzusteigen. Ich habe noch einen weiten weg vor mir wenn ich in diesem Clan wirklich etwas erreichen will« Ich hatte Kareem kein einziges mal angesehen seit er mir das erzählte. Eine kurze Pause trat in unser Gespräch bevor Kareem das Schweigen brach. »Ich habe dir jetzt schon so viel von mir erzählt und weiß eigentlich gar nicht mit wem ich es bei dir zu tun habe. Woher kommst du eigentlich und wie bist du auf Alban gestoßen?« Ich öffnete meinen Mund um Kareem von meinen seltsamen Ereignissen zu erzählen, schloss ihn aber gleich wieder. Ich konnte Kareem doch nicht erzählen, dass ich eigentlich aus einer ganz anderen Welt stammte und während eines Badeausfluges durch Zufall in seiner Welt gelandet bin. Wenn ich ehrlich war konnte ich diese Geschichte selber nicht glauben. Also entschloss ich mich, eine Wahrheit zu erfinden. »Ich komme aus einem kleinen Dorf weit weg von hier« Ich hielt meinen Blick stets auf den Boden gerichtet damit er meine Lügen nicht in meinem Gesicht ablesen konnte. Um die richtige Dramatik aufkommen zu lassen redete ich langsam, was mir ebenso länger Zeit zum überlegen gab. »Wie heißt dein Dorf?« fragte Kareem knapp. Ich hatte keine Ahnung was ich darauf antworten sollte. Am besten war es wenn ich einen Namen benutzen würde, der frei erfunden war. Also kramte ich in meinen Gedanken herum und nannte den ersten Namen der mir einfiel. »Kakariko« Kareem zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Warum musste ich auch ausgerechnet den Namen aus einem Computerspiel nehmen?! »Dieses Dorf kenne ich nicht. Wo liegt es?« »Wenn ich das wüsste Kareem! Ich weiß ja nicht mal wo ich hier bin« Anscheinend gab er sich vorerst mal mit dieser Antwort zufrieden und ich atmete erleichtert auf. »Wie bist du nun in Albans Hände geraten?« fragte er mit einem drängenden Unterton. »Also das war so, ich habe mit einem Freund ein Spiel gespielt« »Ein Spiel?« »Ja genau, ein Spiel. Dabei musste er mich sozusagen fangen. Also bin ich so schnell gerannt wie ich konnte. Ich hab es bei der Hitze wohl übertrieben und habe einen Hitzeschlag bekommen. An das nächste was ich mich erinnern kann ist, dass ich auf einem Kamel in Albans Karawane lag« Ich schloss meine Geschichte hier ab. Immerhin hatte ich ihm die halbe Wahrheit erzählt. Kareem schien meine Geschichte mit Interesse verfolgt zu haben. »Da drüben müssen wir hin. Dort bekommst du gute Kleidung für einen gerechten Preis« Wir standen nun vor einem Stand, welcher grob aus Holzplatten gezimmert worden war. Überall hingen Stoffe, welche in allen Farben leuchteten. Ich ließ meinen Blick über die große Auswahl schweifen und suchte nach etwas, dass -für meinen Geschmack- moderner aussah als all die verhüllenden Umhänge. Dann sah ich es. An der Innenwand des Standes hing ein Kleid, welches aus sandfarbenem Leder und roten, eingearbeiteten Tüchern bestand. Ich zog an Kareems Umhang, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. »Das möchte ich Kareem! Siehst du das sandfarbene Kleid mit den roten Tüchern?« Kareem schien es genau zu mustern und fragte den Besitzer des Standes nach dem Preis. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich überhaupt kein Geld bei mir hatte um es bezahlen zu können. »Kareem, mir fällt gerade ein das ich gar kein Geld besitze! Wie soll ich das denn alles bezahlen?« »Keine Sorge, ich lege dir das Geld aus. Im Moment brauchst du ja nur Schuhe, das Kleid und einen Reiseumhang« Ich war ziemlich erleichtert das Kareem mir diese Dinge besorgte. Schließlich wollte ich nicht noch einmal halbnackt durch die Wüste ziehen. Mein Sonnenbrand schmerzte noch immer von der letzten Reise. Kareem unterbrach meine Gedanken indem er mir das Kleid unter die Nase hielt und mich zum Anprobieren drängte. Schnell schlupfte ich in das Kleid und ließ mir von Kareem die Knöpfe am Rücken zumachen. Ihm schien es etwas peinlich zu sein mir beim ankleiden zu helfen, aber das Ergebnis ließ ihn anerkennend nicken. Das Kleid ging mir bis zu den Knien und hatte breite Träger. Auf dem Bauch waren zwei rote Seidenstreifen eingenäht, welche bis zur Hüfte verliefen. Um die Taille war ebenfalls so ein rotes Band genäht und betonte wirklich sehr gut, wie ich zufrieden feststellte. Der Ausschnitt -welcher rund und tief war- gefiel mir ebenfalls gut. »Kareem ich möchte es unbedingt haben!« bettelte ich. »Meinetwegen. So stelle ich mir zwar kein Kleid vor, aber immerhin besser als deine vorherige Kleidung. Jetzt suchst du dir noch einen Reiseumhang aus und dann besorgen wir dir Schuhe« Der Reiseumhang war schnell ausgesucht. Er hatte eine Kapuze, ging bis auf den Boden und war pfirsichfarben. Nachdem Kareem bezahlt hatte schritten wir durch die geschäftige Menschenmenge zu einem Schuhstand. Der Verkäufer maß meine Füße ab und reichte mir Sandalen, die zwar keinen Absatz hatten, jedoch eine Schnur besaßen, die ich um meine Beine bis zu den Knien wickeln konnte. Alles in allem war ich zufrieden mit meiner Kleidung, auch wenn sie nicht ganz der Mode entsprach die ich gewohnt war. Den Rest des Einkaufs lief ich nur noch Kareem hinterher, welcher Proviant für unsere Reise besorgen musste. »Wie lange werden wir brauchen bis wir in deiner Festung sind?« »Ungefähr 2 Tage wenn alles gut läuft« »2 Tage? Das ist ja eine Ewigkeit! Kommen wir in der Zeit noch mal an einer Stadt vorbei?« Nun drehte sich Kareem zu mir um und starrte mir etwas genervt in die Augen. »Hör mir mal zu Prinzessin. Wir können dich auch gleich hier lassen wenn du jetzt schon ein Problem mit der Reise hast! Wir sind nur vier Leute und da brauchen wir niemanden der zimperlich ist! Jeder muss mit anpacken, sonst wird die Reise ein paar Tage länger als geplant« Er schloss seine Predigt mit einem Schnaufer der kein "Wenn und Aber" zuließ. Ich rührte mich kein Stück und starrte in sein ernstes Gesicht. Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich mich ihm widerstandslos fügen oder ihm zeigen wie sehr mich sein aggressives Verhalten aufregte. Natürlich letzteres! Wer war er schon das er in so einem Ton mit mir sprechen konnte? Ich holte tief Luft, drehte mich um und stapfte ohne ein Wort zu sagen von ihm fort. »Wo willst du hin?« schrie mir Kareem hinterher. Ich jedoch drehte mich nicht um, sondern drängte mich in die nächste Menschenmasse. Soll er doch ohne mich abreisen, dachte ich so vor mich hin. Ich suche mir einfach einen anderen Reisepartner der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Als ich ein gutes Stück weit gelaufen war sah ich mich um. Kareem war nicht mehr zu sehen. Irgendwie war ich darüber ein wenig enttäuscht. In Filmen folgen die Männer den Frauen doch immer. Aber schön, wenn es ihm wirklich so egal ist was aus mir wird, dann such ich mir eben jemand anderen. Hauptsächlich hielten sich hier ältere Männer auf. Kareem musste einer der wenigen Wüstenkrieger sein, die schon so weite Reisen auf sich nahmen. Dann werde ich mich eben an die älteren mit mehr Erfahrung wenden. Das würde mir auch eine sichere Reise garantieren. Ich entschied mich für einen recht muskulösen Mann mit langen, schwarzen Haaren, welche etwas verfilzt aussahen. Schnell schritt ich zu ihm hinüber und räusperte mich hörbar. Der Mann drehte sich um und starrte auf mich hinab. »Entschuldigen sie Sir, aber ich wollte fragen ob sie vielleicht Platz für eine Mitreisende hätten?« Dies bekräftigte ich mit einem strahlenden Lächeln. Man konnte dem Mann ansehen das er am überlegen war. Schließlich lächelte er und entblößte dabei seine gelben Zähne. »Aber sicher doch. Für dich haben wir bestimmt noch Platz. Ich muss nur noch unseren Anführer fragen« Das er so leicht zu überreden war hätte ich nicht gedacht und folgte ihm gehorsam. Wir schlängelten uns durch die Menschenmassen und ich hatte Probleme Schritt zu halten. Der Mann merkte es und packte mich am Arm. »Komm schon, ich habe jemanden aus meiner Gruppe gesehen und frage ihn gleich wo sich unser Führer aufhält« Sein Griff um meinen Arm war etwas fester als ich es für gut empfand und zum ersten Mal fragte ich mich ob ich aus meiner Wut heraus vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hatte. »Hey Kumpel, weißt du wo Alban ist? Ich hab hier jemanden gefunden der gerne mit uns reisen würde« ALBAN? Hatte er gerade wirklich seinen Namen genannt? Jetzt war ich mir völlig sicher. Ich HATTE die falsche Entscheidung getroffen! Albans Anhängerzahl war riesig, kein Wunder dass ich den Mann nicht erkannt hatte. Vielleicht war es noch nicht zu spät und er hatte mich nicht erkannt. »Ähm, verzeihen sie Sir. Ich glaube ich habe gerade jemanden den ich kenne dort hinten vorbeilaufen sehen und würde...« »Nix da Schätzchen! Glaubst wohl ich hätte dich nicht erkannt. Du bleibst schön hier« Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der beiden Männer. »Bitte, ich tue auch alles was ihr wollt wenn ihr mich nur gehen lassen würdet« Mein Herz raste und ich versuchte mich verzweifelt herauszureden. »Wirklich? Gibst du mir einen Kuss Schätzchen?« mischte sich der andere Mann ein, welcher um einiges älter schien. Ich sah ihn angeekelt an und überlegte. Es war bestimmt nicht schön diesen Mann zu küssen, jedoch immer noch besser als Alban erneut in die Hände zu fallen. »Na schön, wie du willst«. Der Mann grinste breit, schritt zu mir und zog mich an sich. Ich versteifte mich sofort als er seine Lippen auf meine presste und seine Zunge fordernd an meine geschlossenen Lippen stießen. »Aber Schätzchen, was soll denn das? Ich dachte ich bekomme einen Kuss!« »Du hattest deine Chance, jetzt darf ich mir was wünschen« drängte nun der jüngere der beiden. »Ich wünsche mir was viel schöneres. Wie wär's mit einer kleinen Schäferstunde dort drüben im Schatten« »NEIN!« brach es aus mir heraus. »Wie nein? Du wolltest doch alles tun« »Schon, aber könnt ihr nicht ein wenig Gnade walten lassen?« »Nein, entweder du erfüllst uns unsere Wünsche oder wir lassen dich nicht laufen« Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Einerseits ekelten mich diese Männer an, andererseits hatte ich eine riesige Angst vor Alban. Er würde mich umbringen wenn ich ihm wieder in die Hände falle. »Nagut, ich tue es« sagte ich mit leicht zitternder Stimme. »Braves Mädchen, hast die richtige Entscheidung getroffen« Ich folgte ihm etwas widerspenstig in den Schatten einer Seitengasse. Hektisch fummelte er an seinem Umhang herum. Ich jedoch presste mich stocksteif an die Wand und hoffte das mich jemand von diesen Qualen erlösen würde. Seine Hand griff nach meinem Kleid und schob es etwas höher. »Das Ding kenn ich doch« sagte er entzückt und strich über mein Bikinihöschen. Langsam begannen mir die Tränen über die Wangen zu laufen und ich betete um Erlösung. »Keine Sorge Schätzchen es wird schnell gehen« Er wollte gerade über mich herfallen als ihn jemand von mir weg zog. Langsam öffnete ich meine verweinten Augen und sah ihn vor mir stehen...Alban. »Du Idiot, ich will sie doch verkaufen und beinahe hättest du den guten Preis zu nichte gemacht den ich für eine Jungfrau bekomme« schrie er seinen verdutzt dreinblickenden Gefolgsmann an. »Und nun zu dir Schätzchen. Ich bin nicht gerade gut auf dich zu sprechen. Deshalb folge mir lieber widerstandslos bevor ich mich vergesse« Ich tat wie mir befohlen und folgte ihm. Umdrehen und weglaufen konnte ich nicht, da die zwei Männer hinter mir her liefen und wachsame Blicke auf mich warfen. Wir kamen an der Wirtschaft an, wo ich und Cyrill unsere Flucht gewagt hatten. Cyrill ist die Flucht gelungen, und wäre ich nicht so dumm gewesen, wäre ich jetzt auch in Sicherheit. Alban öffnete die Tür und stieß mich in den Schankraum. Der kleine Mann in der guten Kleidung saß noch immer an dem selben Tisch, an welchem ich ihm zuletzt gesehen hatte. »Wie ich sehe hast du sie gefunden Alban. Meine Zeit ist knapp und ich möchte das Geschäft schnell hinter mich bringen« »Keine Sorge. Überreiche mir den vereinbarten Preis und du kannst sie sofort mitnehmen« »Wie du sicher weißt fehlt mir die Zeit sie nach all deinen Versprechungen zu untersuchen. Falls ich später jedoch herausfinden sollte das du mich reingelegt hast, werden wir uns wohl sehr bald wieder sehen« Der kleine Mann sah ihn mit gefährlich funkelnden Augen an und Alban verstand seine Drohung. »Ich habe mir keine Schuld auferlegt. Sie hat alles was ich dir versprochen habe. Dürfte ich nun um das Geld bitten?« Albans Stimme war drängend, woraufhin der kleine Mann aus seiner Tasche einen Haufen Geld, eingewickelt in ein Tuch, herausholte. Hastig ergriff Alban das Bündel und schuckte mich auf die Seite des kleinen Mannes. »Also dann, war mir ein Vergnügen mit ihnen Geschäfte zu machen. Viel Spaß mit ihr. Tschüss Schätzchen« Alban war schneller verschwunden als er gekommen war. Ich blieb mit gesenktem Kopf neben dem Mann stehen. »Da hatte Alban ja eine Menge Ärger mit dir, was Kleines?« Ich antwortete ihm nicht und blickte weiterhin stur auf meine Füße. »Du musst dich nicht fürchten Liebes, wir werden dir einen netten Freier suchen« Dieses Argument beruhigte mich keinesfalls. Ich beschloss vorsichtig zu sein, da ich schon viel zu viele Menschen getroffen hatte, welche mich negativ überrascht hatten. Nun stand der kleine Mann auf und schob mich vor sich her. »Nun aber rasch Liebes. Wir wollen doch keine Zeit verlieren« Ich begann etwas schneller zu laufen damit er mich nicht mehr berühren konnte. Wohin mochten wir wohl gehen? Eilig verließen wir die Schankstube und traten in gleißendes Sonnenlicht. »Ah, Raquel! Hier haben wir ein neues Vögelchen. Ich überlasse alles weitere dir. Bring sie zu Magdalen, sie wird wissen was zu tun ist« grüßte mein Käufer einen anderen, ziemlich gefährlich aussehenden Mann. Er war sehr groß und wohl das, was man als Schrank von einem Mann bezeichnete. »Wie ihr wünscht«. Raquel machte eine knappe Verbeugung, packte mich am Kragen und stieß mich an, so dass ich einen Schritt nach hinten stolperte. »Mach schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit« Schnell setzte ich mich in Bewegung. Wir bogen in ein paar Straßen ein, bis wir vor einem aus Stein gebautem Haus standen. Es schien mir etwas größer zu sein als die anderen Häuser und machte einen gigantischen Eindruck. »Mach das du verschwindest! Wir wollen keine Kunden die unsere Dienste nicht bezahlen können« Eine ungewöhnlich große Frau mit roten, kurzen Haaren trat aus dem Haus. Sie trug ein dünnes Tuch um ihren schlanken Körper gewickelt und zerrte einen ärmlich gekleideten Mann an den Haaren zur Tür hinaus. »Kann ich ihn dir abnehmen Magdalen?« meldete sich nun mein finsterer begleiter zu Wort. »Was für ein Glück das du da bist Raquel! Aber sicher doch, kümmere dich um unseren ungebetenen Gast. Und wen haben wir denn dort? Das muss doch die neue sein! Wie heißt du kleines?« Ich hatte sie die ganze Zeit angestarrt und brauchte eine Zeit bis ich ihre Frage registrierte. »Ähm, mein Name ist Keira« Meine Stimme klang schüchtern und verängstigt. Magdalen musste dies bemerkt haben und legte ihre braun gebrannte Hand auf meine Schulter. »Komm mit Kleines, wir wollen dir erst einmal deine Uniform geben und die erklären was du zu tun hast« Sie drückte mich sanft in Richtung Tür. Ihre Berührung erleichterte mich etwas und ließ meine Schultern entspannt sinken. Im Inneren des Hauses war es sehr bequem eingerichtet. In allen Ecken waren Berge von seidenen Kissen, auf denen man sich niederlassen konnte. Die Kerzen und das abgedunkelte Licht ließen die Atmosphäre romantisch erscheinen. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, um welchen drei Frauen saßen. Als sie uns eintreten sahen richteten sie ihre Blicke auf uns. »Oh Magdalen, ist das die Neue? Wie heißt sie?« Ich schien der Mittelpunkt des Geschehens geworden zu sein und sah beschämt zu Boden. »Meine Lieben, das ist Keira! Nehmt sie freundlich auf und weißt sie in ihre Arbeit ein« Die Frauen nickten eifrig und begrüßten mich herzlich. Sie stellten sich mir als Belén, Flavia und Lupita vor. Flavia und Lupita waren eineiige Zwillinge und sahen faszinierend gleich aus. Beide hatten dieselben schwarzen Augen, das selbe schwarze Haar und die selbe pummelige Figur. Belén hatte jedoch grüne Augen und dunkelblonde Haare. Sie sah ein wenig mager aus, doch sonst war sie recht hübsch. Flavia drängte sich zu mir hin und packte mich sanft an den Händen. »Komm mit mir Keira. Ich werde dich etwas herum führen. Schließlich willst du doch gleich richtig einsteigen können, oder?« »Eigentlich möchte ich gar nicht hier arbeiten! Gibt es denn keine Möglichkeit mich frei zu kaufen?« Flavias Gesicht verdüsterte sich etwas. »Leider nein Liebes. Aber glaube mir, du gewöhnst dich sehr schnell an dieses Leben. Wir verdienen anständiges Geld und Raquel sorgt für unsere Sicherheit. Und nun folge mir« Ich fasste es nicht! Ich konnte doch nicht einfach in einem Bordell arbeiten! Aber wie sollte ich von hier entwischen. Die Frauen waren zwar nett, aber ich konnte so ein Leben einfach nicht führen. Wir stiegen eine mit Tüchern bedeckte Treppe hinauf und Flavia führte mich in einen -von einer massiven Holztür verschlossenen- Raum. In ihm war es ungewöhnlich hell für die abgedunkelten Verhältnisse im unteren Stock. Der Boden war fast komplett mit hunderten von Kissen ausgelegt. Ich ließ mich hineinfallen und es war ein tolles Gefühl. »Bequem, nicht wahr? Das ist der hellste Raum in diesem Haus. Da unsere Gäste verschiedene Ansprüche haben sind all unsere Zimmer verschieden« »Ich kann mir schon denken für welche Art von Gästen dieses Zimmer ist« sagte ich spöttisch. »Das dürfte auch ziemlich klar sein« kicherte Flavia. »Aber bevor ich dich weiter führe hab ich noch etwas für dich. Hier bei uns ist es Pflicht einheitlich angezogen zu sein.« Flavia reichte mir ein grünes Bündel, welches sich als großes Seidenes Tuch entpuppte. »Ich soll nur ein Tuch tragen?« »Es ist doch recht hübsch, findest du nicht?« Flavia lächelte und deutete auf das Tuch, welches sie elegant um sich geschlungen hatte. »Na los, probier es an. Ich werde dir helfen« Anfangs war es mir etwas peinlich mich vor Flavia zu entkleiden. Doch sie ermutigte mich mit Komplimenten, dass meine Scheu schnell wieder verflog. Während wir mich ankleideten polterte es die Treppen hinauf und Belén platze durch die Tür. »Beeilt euch! Da wartet nämlich Keira´s erster Kunde« sprudelte es aus Belén heraus. »Mein erster WAS?« schrie ich schockiert und starrte Flavia hilfesuchend an. »Könnt ihr ihn nicht übernehmen Belén? Ich habe Keira noch nicht alles gezeigt« Belén schüttelte heftig den Kopf. »Das geht nicht Flavia! Wir haben uns schon angeboten. Er will jedoch unbedingt zu Keira. Er meinte, er hätte sie gesehen als Raquel sie hergebracht hat und war gleich angetan« »Nun, irgendwann muss sie ja anfangen zu arbeiten. Je früher, desto besser« Jetzt mischte ich mich ein. »Das könnt ihr doch nicht machen! Gebt mir noch etwas Zeit!« Flavia schüttelte bedauernd den Kopf. »Glaub mir, es ist besser so. Warte hier, wir holen deinen Kunden« Bevor ich noch etwa sagen konnte waren beide auch schon verschwunden. Wie konnte ich nur um den Mann herum kommen? Schnell hastete ich zum Fenster und streckte meinen Kopf hinaus. Gab es hier vielleicht eine Fluchtmöglichkeit? Springen war eine Möglichkeit. Jedoch war es nicht ganz ungefährlich. Unmöglich war es nicht, doch die Angst vor einem Bruch war zu groß. Meine Nase war immer noch gebrochen und ich wollte mir nicht ausdenken wie weh es tun würde wenn ich auf ihr aufkommen würde. Bei diesem Gedanken fing meine Nase an zu kribbeln und ich rieb sachte an ihr. Nun nahm ich das leise Quietschen der Tür wahr und erstarrte. Er war schon hier im Zimmer. Unfähig mich zu bewegen blieb ich am Fenster stehen und drehte mich nicht um. Ich konnte spüren wie er näher kam. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich zuckte unter seiner Berührung zusammen. Ich beschloss, mich langsam umzudrehen und dann weiter zu sehen. Vielleicht konnte er mir auch helfen wenn ich ihm meine Geschichte erzähle. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich sah ihm direkt in sein von markanten Gesichtszügen geprägtes Gesicht. »Kareem! Was machst du denn hier?« Er begann zu grinsen und klopfte mir auf die Schulter. »Hallo Prinzessin. Man oh man, du trittst auch in jedes Fettnäpfchen« lachte er. Plötzlich erinnerte ich mich wie aufgebracht ich eigentlich sein sollte. »Und du? Wolltest dich wohl vor deiner Abreise hier erleichtern. Sieht dir ähnlich!« »Sag doch nicht so etwas. Ich bin dir natürlich gefolgt! Ich wusste das du nicht alleine zurecht kommst« Kareem verlor seinen belustigten Tonfall keineswegs. Meine Lage schien ihn zu belustigen. »Was grinst du denn so doof?« wollte ich aufgebracht wissen und verschränkte meine Arme. »Sag ich dir vielleicht später. Wir sollten uns jetzt um unsere Flucht kümmern. Nur schade das...« »Was ist schade?« fragte ich ungeduldig. Er sah mich von der Seite her mit einem bedauernden Gesichtsausdruck an. »Nur schade das ich schon eine Anzahlung für dich abgeben musste. Und das für nichts!« Den letzten Satz betonte er besonderst und ich schmiss aufgebracht ein paar Kissen nach ihm. »Gut gemacht Prinzessin, mir ist gerade eine Möglichkeit eingefallen wie wir von hier verschwinden können« Kareem lehnte sich aus dem Fenster und legte seine Stirn nachdenklich in Falten. Dann kam er wieder rein und begann Kissen aufzusammeln. Er schmiss einen ganzen Haufen aus dem Fenster und wandte sich dann zu mir. »Jetzt muss es schnell gehen. Ich springe zuerst und fange dich dann auf, ok?« Ich war sehr nervös und meine Knie schlotterten. Ich begann schon mal meine Kleidung, welche ich von Kareem bekommen hatte, einzusammeln. Währenddessen kletterte Kareem durch das Fenster. Doch bevor er sprang wandte er sich noch mal zu mir um. »Übrigens. Ich grinse weil ich durch den Hauch von Stoff sehen kann, welchen du da trägst«. Nach diesen Worten stieß er sich ab und war nicht mehr zu sehen. Ich stand wie angewurzelt da und wurde rot im Gesicht. Doch ich durfte keine Zeit verlieren wenn ich von hier weg wollte. Während ich mir einen Haufen von Schimpfwörter für Kareem ausdachte, rannte ich rüber zum Fenster und vergewisserte mich ob er noch da unten stand. Als ich ihn erblickte schmiss ich meine Kleidung aus dem Fenster und sprang hinterher. Kareem hielt mir seine Arme entgegen und fing mich auf. Durch die Wucht des Falls fiel er nach hinten um und wir landeten weich auf den Kissen. Wir rappelten uns schnell auf und suchten meine Klamotten zusammen. Ich erschrak als Kareem von Raquel grob herumgeschleudert wurde und Raquels Faust direkt in Kareems Gesicht landete. Unfähig weiterzusuchen starrte ich auf den Kampf. Plötzlich packte mich jemand am Arm und riss mich mit. Ich wollte schon ausholen und zuschlagen als ich merkte das es Cyrill war, welcher mich von hier weg bringen sollte. Er hatte den anderen Teil meiner Klamotten bereits in der Hand und so rannte ich mit ihm weg von dem Bordell. Manchmal versuchte ich noch zurück zu blicken, doch dies brachte mich zum stolpern und ich fiel öfters hin als es mir lieb war. Ein greller Schrei ließen mich und Cyrill zusammenfahren. Wer diesen Schrei ausgestoßen hatte war uns unklar. Wir liefen einfach nur stur weiter. Irgendwann kamen wir am Stadtrand von Tilar Brunarch an, wo auch schon zwei gesattelte Kamele bereit standen. Von Kareem und Farid war jedoch noch nichts zu sehen. Ich nutze diese Zeit um mich in meine anderen Kleider zu hüllen, worauf ich stets achtete das Cyrill nicht in meine Richtung schielte. Plötzlich wurde Cyrill unruhig und zerrte an meinem Arm. Ich blickte in die Richtung, auf die er zeigte und sah Farid, wie er Kareem stütze und in unsere Richtung lief. Anscheinend hatte Kareem sich am Schenkel verletzt. Ich wollte ihnen entgegen laufen, doch Cyrill hielt mich zurück. Als sie ankamen fragte ich wie das mit Kareems Schenkel passiert war. Doch alles was ich als Antwort von Kareem erhielt war »Gehen wir, es wird Zeit«. Farid sah eher belustigt aus, was ihm durch seine grauen langen Haare das Aussehen eines freundlichen Opas verlieh. »Kareem ist nur sauer weil eine Frau ihm die Wunde zugefügt hat« »Eine Frau?« fragte ich erstaunt. »Ja! Eine große Frau mit roten, kurzen Haaren kam während des Kampfes aus dem Haus gestürzt und rammte ihm ein Messer in den Oberschenkel.« Farid begann nun laut zu lachen bevor er weiter erzählte. »Dadurch hab ich dann etwas Spielraum gehabt um den Mann mit einem Pfeil in der Schulter zu treffen. Die Frau ist gleich zu ihm geeilt und hat ihn ins Haus gezerrt. Ich habe Kareem dann in einer Seitengasse abgefangen und hierher gebracht« In Farids Stimme schwang Stolz mit und ich schenkte ihm ein paar Worte der Bewunderung. Meiner Meinung nach hatte Kareem nun seine gerechte Strafe bekommen und ich muss ihn schon nicht mehr beschimpfen. Nachdem Farid all die Taschen und Sattel überprüft hatte, half er Kareem auf sein Kamel und setzte mich vor Kareem auf das selbige Tier. Cyrill nahm bei Farid Platz. Die Reise konnte los gehen. Ich hoffte nur das ich und Kareem uns bei der langen Reise nicht streiten würden. Schließlich waren wir lang genug unterwegs um sich neue, provozierende Kommentare einfallen zu lassen. Aber warum starrte mich Kareem die ganze Zeit lang schon so an? »Weißt du Prinzessin, als du aus dem Fenster auf mich zugesprungen bist...in diesem dünnen Tuch...ich wollte nur sagen...ich hab ALLES gesehen<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)