Und wenn alles nur ein dummer Fehler war? von abgemeldet (Ein Engel ist auch nur ein Mensch) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Kapitel 10 Oscars Mutter und ihre ältere Schwester standen um das auf einem Tisch ausgebreitete Hochzeitskleid. „Und du glaubst, dass Oscar das wirklich anziehen wird?“, so ganz konnte es Cecile immer noch nicht glauben, - Oscar in einem Kleid und das freiwillig -. „Selbst Oscar muss einsehen, dass der Pfarrer sie wohl kaum in Hemd und Hose verheiraten wird!“, scherzte Madame de Jarjayes und musste lachen. Auch ihre Tochter konnte es sich nicht verkneifen. Da öffnete sich die Tür und Oscar trat ins Zimmer. Bei der Szenerie, die Oscar dort vorfand, konnte sie sich nur allzu gut vorstellen warum die Beiden vor ihr so lachten. Es war ja so ungemein witzig sie sich in einem Kleid vorzustellen. Obwohl sie es natürlich niemals zugegeben hätte, kränkte es sie doch. So setzte Oscar in alter Kommandantenmanier ihren „Böser Soldat“ Blick auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Als die Damen sie bemerkten hielten sie sofort inne. Cecile stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Ihre Mutter allerdings reduzierte ihr Lachen nur auf ein entschuldigendes Lächeln, und sagte: „Schau nicht so wütend! Erstens haben wir es nicht böse gemeint, und zweitens sind wir keiner deiner Soldaten.“ Oscar nahm resignierend die Arme herunter und ging auf den Tisch zu, „Muss das wirklich sein?“, sie schaute ihre Mutter an, die immer noch lächelnd nickte. Cecile verstand zuerst überhaupt nicht worum es ging, bis Madame de Jarjayes das Schweigen brach, „Wir müssen doch sehen, ob es passt. Wenn noch etwas zu ändern ist müssen wir das jetzt machen.“ Nachdem der Kampf mit dem Stoff geschlagen worden war, stand Oscar nun in einen Traum aus Seide gekleidet da. Wirklich wohl fühlte sich Oscar nicht, aber als ihre Schwester begann das Korsett zu schnüren verstärkte sich dieses Gefühl ungemein. Allerdings lag es nicht an ihrer Abneigung gegen Kleider, ihr wurde langsam aber sicher schwarz vor Augen und sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Cecile war fertig und wollte nun sehen, wie es ihrer kleinen Schwester wohl stand, und trat ein paar Schritte zurück, um sie zu betrachten. Auch Oscars Mutter begutachtete ihr gemeinsames Werk. Da bemerkten sie endlich, dass Oscar drohte ohnmächtig zu werden, sie schwankte und schien nach Luft zu schnappen. Die Beiden wussten nicht was auf einmal mit ihr los war und halfen Oscar erstmal sich auf einen Stuhl zu setzten, dort schien sie endgültig das Bewusstsein zu verlieren. In diesem Moment betrat eines der Hausmädchen das Zimmer, um die Ankunft des Arztes anzukündigen, der heute viel früher als sonst gekommen war. Als sie ihre Botschaft überbracht hatte, blickte sie entsetzt auf die Szene, die sich vor ihr abspielte. „Geh, und hol den Doktor sofort hierher!“, unterwies Madame de Jarjayes. Der Doktor eilte augenblicklich zu Hilfe und erkannte sehr schnell den Grund für Alles. Er forderte Cecile auf sofort das Korsett zu lockern, die dieses auch direkt machte. Oscars Blick klärte sich langsam und sie kam wieder zu sich. Sie sah den Arzt und bemerkte, dass sie nun auf einem der Stühle saß. „Ich weiß durchaus, dass modisch gesehen ein Korsett seinen Sinn und Zweck hat, aber aufgrund der bestehenden Umstände, sollten die Damen lieber darauf verzichten.“, er sah zu Cecile und ihrer Mutter, „Und da diese Dinger doch nur dafür da sind schlanker aussehen zu lassen, denke ich, dass es kein großer Verlust sein wird!“ Cecile sah schuldbewusst auf ihre Schwester, „Warum haben wir nur nicht an dein Lungenleiden gedacht?“ Sie machte sich schwere Vorwürfe. „Es liegt nicht nur an der Tuberkulose!“, brachte er nun ein. Oscar schaute ihn sofort entsetzt an. Sie dachte er würde jetzt den Beiden brühwarm erzählen, dass sie schwanger war. Als er ihren Gesichtsausdruck wahrnahm, grinste er nur, er hatte schließlich nicht vor sie zu verraten, und setzte fort: „Lassen sie mich erklären, für sie Madame ist es das Normalste auf der Welt ein Korsett zu tragen. Wahrscheinlich tun sie dieses ja auch schon seid ihrer Jugend! Wissen sie, ich habe in meinem Studium einiges gesehen, worauf ich gerne verzichtet hätte, aber ich kann ihnen sagen, dass durch das ständige Einschnüren sich die Rippen verformen und die Lunge nach oben gestaucht wird. Wegen der ihr fehlenden Gewohnheit, wäre ihr Körper selbst im gesunden Zustand nicht an die geringere Sauerstoffzufuhr angepasst gewesen, so eng wie sie es geschnürt hatten!“ Oscars Mutter und Schwester schienen nun endgültig überzeugt und meinten, dass man das Kleid wohl in soweit abändern könnte. Na ja, sie hofften wenigstens, dass Sophie für die Lösung dieses Problems etwas einfallen würde. Oscar währenddessen war froh, dass er seinen Mund gehalten hatte. Die bedrückten Gesichter ihrer Mutter und Cecile allerdings, nach den Ausführungen des Arztes, gefielen ihr gar nicht. „Es geht schon wieder. Macht euch keine Sorgen!“ Oscar stand auf und schaute auf die Drei vor sich. Das Kleid war immer noch am Rücken offen und ihr Haar hing wie eh und je offen über ihre Schultern. Als Cecile sie nun betrachtete, erkannte sie wie wunderschön ihre kleine Schwester in Wirklichkeit war, wenn sie sich nicht gerade hinter ihrer Uniform versteckte. Sie sah so grazil, ja fast schon zerbrechlich aus, dass sie sich ernsthaft fragte, wie sie es nur immer geschafft hatte im Kampf zu bestehen. „Alles in Ordnung, Cecile?“, fragte Oscar besorgt ihre Schwester, die völlig abwesend wirkte. „Natürlich, Oscar!“, beruhigte sie ihre Schwester. „Was mich angeht so werde ich hier wohl nicht mehr benötigt. Die Kontrolluntersuchung können wir heute ruhig ausfallen lassen, außer diesem Vorfall scheint es ihnen ja recht gut zu gehen!“, dabei sah er Oscar an, die bestätigend nickte, „Ich wünsche den Damen noch einen schönen Tag! Auf Wiedersehen!“ Mit diesen Worten verließ er den Raum. Nachdem ihre Mutter und Schwester aus dem Kleid geholfen hatten, zog sich Oscar ihre normale Kleidung wieder an, und war insgeheim sehr froh darüber, dass man ihr die Schwangerschaft noch nicht ansehen konnte. Noch lange an diesem Abend saßen Madame de Jarjayes und Sophie zusammen, um das Kleid so abzuändern, dass es Oscar auch ohne ein Korsett tragen konnte. Währenddessen scheuchte in Paris eine aufgeregte Rosalie ihren Mann durch die Wohnung. Sie wollten sich Morgen auf den Weg nach Dieppe machen. Rosalie hatte lange gebraucht, um Bernard davon zu überzeugen der Einladung zu folgen. Er wollte eigentlich keine Sitzung des neuen Parlaments verpassen, es waren einfach noch zu viele wichtige Entscheidungen zu treffen, aber letztendlich ließ er sich dann doch von seiner Frau überreden, sie sollte ja schließlich auch Oscars Trauzeugin sein. Und nun war das große Packen ausgebrochen und er hatte die gloreiche Aufgabe alles das zu suchen, was Rosalie nicht sofort fand. Als Bernard die Hoffnung hatte es endlich geschafft zu haben, hielt Rosalie einen Moment lang inne und sagte ihm dann, sie müsse noch dringend etwas besorgen, wonach sie aus der Wohnung verschwand. Bernard atmete erleichtert auf, obwohl er keine Ahnung hatte was sie jetzt noch holen wollte. Rosalie wollte nur schnell etwas Proviant einkaufen, da sie es über die Aufregung hinweg völlig vergessen hatte. Als sie um die nächste Ecke bog stieß sie auf einmal mit jemandem zusammen. Völlig perplex murmelte sie eine Entschuldigung und wollte schon weitergehen, als sie ihren Namen hörte. Verdutzt drehte sie sich um und sah vor sich Graf Hans Axel von Fersen, der sie ähnlich überrascht ansah. „Graf, was macht ihr hier?“, Rosalie hätte mit jedem gerechnet, aber nicht mit ihm. „Wenn ich ehrlich bin habe ich euch gesucht!“ Rosalie war jetzt völlig verwirrt, „Aber wieso?“ „Ich wollte nur wissen………… . Oscar ist nicht tot, nicht wahr?“, von Fersen hatte schon seit dem Moment als er hörte, dass sie gefallen sei, das Gefühl, dass es nicht stimmte. Natürlich hatte er nichts von seiner Vermutung gesagt, weder zur Königin, noch zu irgendjemand anderem, er wusste nur zu gut, dass auf Hochverrat der Tod stand. Er schaute Rosalie hoffnungsvoll an. Sie wusste, dass die Beiden gute Freunde waren und er sie nicht verraten würde. Er machte sich wirklich Sorgen, dass sah sie. „Ja, es stimmt. Lady Oscar war zwar schwer verletzt, aber sie ist wieder soweit gesund.“, während sie so erzählte, rutschte es ihr dann heraus, „Jetzt können die Beiden endlich heiraten!“ Als Rosalie realisierte, was sie gerade gesagt hatte, wollte sie die Situation irgendwie retten, aber von Fersen war schneller, „Bitte richte ihnen meine Glückwünsche aus! Ich glaube niemand hat es mehr verdient glücklich zu werden, als die Beiden.“ Rosalie sah ihn entgeistert an. Sie hätte nicht mit einer derartigen Reaktion gerechnet. Aber sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, der Graf hatte sich nur noch kurz verabschiedet und ihr alles Gute gewünscht, bevor er schnellen Schrittes ging. Vielleicht würde sie in Dieppe Oscar fragen, ob sie dafür eine Erklärung hatte. So machte sie sich auf die letzten Besorgungen zu machen, bevor sie mit Bernard auf den Weg machen würde. Hans Axel von Fersen war sehr froh über diese Nachrichten. Nicht nur, dass seine gute Freundin überlebt hatte, sie hatte auch endlich ihr persönliches Glück gefunden. Bei diesem Gedanken musste er unweigerlich schmunzeln, „gefunden“ war bei Oscar und André wirklich nicht das richtige Wort. Er fragte sich nur, wie sich wohl Oscars Vater fühlte, schließlich hatte er, soweit er wusste, André erst ins Haus geholt. Da fiel ihm ein, dass er schon das perfekte Hochzeitsgeschenk wusste, er würde direkt einen Boten schicken, wenn er wieder in seinem Anwesen wäre. Diese Beiden waren für ihn der Beweis, dass die wahre Liebe auch in dieser Welt eine Chance hatte. Ihm war klar, dass es Beide viel gekostet hatte endlich zusammen zu kommen. Oscar musste für ihre Liebe alles was sie kannte verraten und André hatte jahrzehntelang nicht einmal das Recht gehabt, der Frau für die sein Herz schlägt, zu sagen was er empfindet. Er musste unweigerlich an Antoinette denken. Ja, sie hatten sofort erkannt, dass sie zusammen gehören, aber trotzdem hatte ihre Liebe keine Chance, oder doch ? Irgendwann? Diesen idiotischen Gedanken wegwischend schüttelte er den Kopf und ging seiner Wege. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)