Ein tödlicher Fall von MichiruKaiou (Heiji x Kazuha und die Männer in Schwarz) ================================================================================ Kapitel 11: Zugfahrt der Gedanken --------------------------------- Nun war es so weit: halb 10! Shinichi schaute jede Minute auf die Uhr. Er wollte nicht zu Heiji auf's Zimmer gehen, aber sie mussten wirklich los, sonst würden sie den Zug am Ende noch verpassen. Doch nach einer weiteren Minute, in der Shinichi auf die Uhr guckte, hörte man jemanden die Treppe herunterkommen. Heiji betrat aufbruchbereit die Küche, in der Shinichi und Professor Agasa auf ihn warteten. "Es ist so weit. Kann es losgehen?", fragte Shinichi, obwohl er wusste, dass diese Frage völlig überflüssig gewesen war. "Kann losgehen!", entgegnete Heiji mit ernstem Blick auf die Tür gerichtet. "Seid mir ja vorsichtig, ihr zwei. Vermeidet bitte ein unnötiges Risiko.", kam es von einem sehr besorgten Professor. Keiner der beiden antwortete darauf. Schließlich brachte der Professor beide noch zur Tür, aber Heiji und Shinichi gingen, ohne Auf Wiedersehen zu sagen. War das ein Zeichen dafür, dass sie wiederkommen würden? Der Professor hoffte es sehr. Die beiden konnten zwar auf sich selbst aufpassen, aber dieses Mal war der Einsatz vielleicht zu hoch! Derweil stand Ai an der Kellertür und blickte den beiden nach. "Meine Freunde...", murmelte sie vor sich hin. Dann ging sie wieder in den Keller zurück, noch bevor der Professor die Haustür wieder zu machte und sich voller Sorgen ins Wohnzimmer begab. "Wie fühlst du dich?", begann Shinichi ein Gespräch auf dem Weg zum Bahnhof. "Was willste denn jetz von mir hören?", erwiderte Heiji trocken. Shinichi machte sich Sorgen. Er hatte Heiji noch nie so ernst erlebt. Jeder Funke Frohsinn schien ihm entwichen zu sein und das gefiel ihm gar nicht. Noch vor einer Stunde konnte er seine kleinen Scherze treiben, aber nun war Heiji vollkommen verstummt und nur auf sein Ziel fixiert. Es war wirklich ein ungewohnter und vorallem trauriger Anblick. Aber Shinichi konnte ihn verstehen und sagte weiter nichts mehr. "Haste jemals 'ne Entscheidung von dir bereut?", fragte Heiji auf einmal. Shinichi war zu überrascht, um sofort zu antworten. Was wollte er damit andeuten? Shinichi wollte ihm nicht antworten, denn dann müsste er ihm sagen, dass er es bereute, Heiji angerufen und hergebeten zu haben. Das wollte er ihm nicht auch noch gestehen. "Ich bereue keine.", fuhr Heiji fort. Jetzt war Shinichi wirklich total perplex. Heiji war weder wütend oder enttäuscht, noch verachtete er Shinichi für die Ereignisse der letzten Tage. Shinichi traute seinen Ohren nicht. Wie konnte man nur so gütig sein? Heiji hätte ihn anschreien, schlagen oder sogar hassen können, doch er tat es nicht. Shinichi kam es so vor, als wäre alles so, wie es ein sollte. Dieses Verhalten von Heiji konnte er nicht verstehen. Er hätte gerne jegliche Art von Strafe entgegen genommen, doch das Einzige, was er bekam, war Vergebung! "Ich schon.", sagte er leise vor sich hin. Heiji hatte es dennoch gehört. Er wusste, was Shinichi meinte. "Wie würdeste denn an meiner Stelle reagieren? Würdeste mich hassen?". "Nein!", antwortete er sofort. Er könnte Heiji nicht hassen, egal, was er tun würde. Rache war etwas, was man nicht empfinden sollte. Warum wünschte er sich dann, dass Heiji so empfand? Jetzt erst verstand Shinichi Heijis Gedanken. Rache führte zu nichts, sie war nur ein Hindernis, ein Hindernis, welches Heiji nicht vor sich aufbaute. Außerdem wusste er, was wahre Freundschaft bedeutete. Etwas, das Shinichi scheinbar aufgrund ihrer gegenwärtigen Situation vergessen hatte. "Tut mir Leid.". "Du brauchst dich für nix zu entschudigen. Es war meine Entscheidung und dazu steh ich. Ich bereu es nich, dass ich dir geholfen hab. Es gab schlimme Missverständnisse, aber da kannste überhaupt nix für. Ich allein hab Schuld an diesem Dilemma, denn ich hab mich so entschieden.", sagte Heiji mit fester Stimme. "Aber jetzt bist du nicht allein!", entgegnete Shinichi. Heiji lächelte leicht. Er war Shinichi dankbar für seine Anwesenheit. Wenn er alleine zum Bahnhof gehen müsste, würde er wahrscheinlich nie dort ankommen. Am liebsten wäre er sofort weggerannt und hätte sich vor all dem hier weggeschlossen. Doch er war nicht allein und das gab ihm die Kraft, weiterzumachen. Und der Gedanke an Kazuha zog ihn zu den schwarzen Männern wie ein starker Magnet. Er hatte Angst, große Angst. Aber alle seine schlechten Gefühle und Ahnungen wurden noch von seiner Entschlossenheit übertrumpft! Schließlich kamen die beiden um viertel vor zehn am Bahnhof an und begaben sich sofort zu besagtem Gleis. Shinichi folgte Heiji in einem bestimmten Abstand und bevor sie das Gebäude betraten, hatte er sich eine Strickmütze und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Schließlich kannten ihn die Männer in Schwarz in seiner wahren Gestalt. So standen beide dann am Gleis und warteten auf die Ankunft des Zuges. Heiji wirkte sehr ruhig, aber Shinichi wollte nicht wissen, wie er sich wirklich fühlte. Nur noch fünf Minuten bis zur Ankunft! Ob Gin und Wodka wirklich an Bord waren? Vielleicht würden sie beim entstehenden Gedränge einfach auf Heiji schießen? Oder auf ihn? Vielleicht würden sie ihn sofort erkennen? Shinichi machte sich wieder zu viele Gedanken und versuchte diese abzuschütteln. Da wurde er auch schon vom Lärm des einfahrenden Zuges unterbrochen. Shinichi war beunruhigt. Die Hälfte des Zuges fuhr an ihm vorbei, bis er endlich hielt und er war gut besetzt! In der anderen Hälfte würde es wahrscheinlich nicht anders aussehen. Ein fast vollbesetzter Zug mit zwei skupelosen Mördern an Bord! Shinichi hatte ein mieses Gefühl in der Magengegend. Außerdem glaubte er auch nicht daran, dass Kazuha in diesem Zug saß. Aber das könnten sie nur herausfinden, wenn sie einstiegen. Shinichi bemerkte, wie Heiji mit den anderen Menschen in den Zug strömte, nachdem die anderen Fahrgäste ausgestiegen waren. Er stieg eine Tür vorher ein und setzte sich auf den nächsten freien Platz. In der Fensterscheibe konnte er beobachten, dass Heiji gerade den Wagon betrat und sich ebenfalls auf den Sitz setzte, den Gin ihm vorgegeben hatte. Nun saßen sie jeweils auf der anderen Seite des Ganges, vier Sitzblöcke auseinander. "Heiji, kannst du mich hören?", flüsterte Shinichi scheinbar zu sich selbst. "Laut und deutlich!", antwortete dieser. Professor Agasa hatte beide mit einem Microsender ausgestattet, den sie sich ins Ohr steckten und so immer in Kontakt bleiben konnten. Sichtkontakt war hier nun nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll, denn man konnte davon ausgehen, dass wenn die Männer in Schwarz einen von ihnen sahen, würden sie dann auch sofort den anderen ausfindig machen. Shinichi behagte das zwar gar nicht, aber so war es noch am sichersten für beide! Dann ertönte ein schrilles Piepen und die Türen schlossen sich wieder. Jetzt gab es kein zurück mehr. Nun saßen sie in dem verhängnisvollen Zug, wo der Tod in jeder Ecke auf sie lauerte. Shinichi konzentrierte sich auf seine Umgebung und betrachtete alle Fahrgäste, die in seinem Blickfeld waren. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken, nicht einmal schwarzgekleidete Leute. In diesem Teil des Zuges schienen sie also nicht zu sitzen. Das bedeutete aber auch, dass sie nicht die schwarzen Männer finden würden, sondern die würden sie finden. Ein klarer Vorteil für Gin und Wodka! Shinichis Magen fühlte sich immer schlechter. Er konnte sich nicht helfen, aber er hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. Aber wieso wunderte ihn das? Es war doch klar, dass sie nach ihren Regeln spielen müssten. Das war es, was Shinichi Magenschmerzen bescherte. Entweder drehten sie den Spieß um oder sie würden dieses Spiel verlieren! Langsam bewegte sich der Zug und Shinichi sah den Bahnsteig entlang, der immer schneller vor seinen Augen ablief. Er hatte das Gefühl, in die Hölle zu fahren. Ob sie diesen Zug je wieder verlassen würden? Er konnte im Moment nichts ausrichten, also blickte er aus dem Fenster, der Sonne entgegen. Heiji saß am Gang und blickte nicht sehr hoffnungsvoll aus dem Fenster. Ihm gegenüber saß ein Junge, etwas jünger als er, und hatte sich gerade seinen MP3-Player in die Ohren gestöpselt. Er wippte mit dem Fuß zum Beat seiner Musik, die sogar für Heiji hörbar war, und hatte dabei die Augen schlossen, so als ob er in eine andere Welt eingetaucht wäre. Heiji beneidete diesen Jungen. Er war sorglos und frei, konnte die Fahrt genießen und hatte keine Ahnung, wer sonst noch alles hier an Bord war. Neben Heiji saß eine ältere Frau, die lächelnd eine Frauenzeitschrift laß. Sie sah ebenfalls so unbekümmert aus, zumindest hier im Zug. Sie machte sich keine Sorgen um das, was kommen würde, denn für sie war es eine normale Zugfahrt. Und neben dem Jungen mit seinem MP3-Player saß ein junges Mädchen in etwa so alt wie Heiji. Sie hatte braune Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Sie blickte verträumt aus dem Fenster und grinste dabei. An was sie wohl dachte? Vielleicht wollte sie einen guten Freund besuchen oder Verwandte? Aber warum interessierte ihn das überhaupt? Er wusste nicht wieso, aber irgendwie erinnerte dieses Mädchen ihn an Kazuha. Der Junge neben ihr müsste sie nur noch ärgern und sie müsste wütend werden und rummeckern, dann wären die beiden ein perfektes Ebenbild von ihm und Kazuha. Aber warum musste er jetzt daran denken? Er wünschte sich, dass Kazuha wirklich dort sitzen würde. Dann könnte er sie sehen und mit ihr reden. Er wollte ihr doch unbedingt etwas sagen. Plötzlich drehte sich das Mädchen zu ihm um und lächelte ihn an. "Was guckst du denn so traurig? Einen harten Tag vor dir?", fragte sie ihn. "So in etwa.", antwortete Heiji. "Wie kommt es, dass so ein süßer Junge wie du ganz allein unterwegs ist?", fragte sie hämmunglos weiter. Zurückhaltung war wohl ein Fremdwort für sie, wie für Kazuha! "Ich bin auf dem Weg zu meiner Freundin.", entgegnete er. "Das hab ich mir gedacht. So jemand wie du ist bestimmt kein Single.", sagte sie lächelnd und drehte sich dann wieder zum Fenster um. 'Meine Freundin'?? Wieso hatte er das nun gesagt? Eine Freundin vielleicht, aber 'die' eine? Heiji war verwirrt, aber er hatte instinktiv vielleicht schon das Richtige gesagt. Ja, er wollte, dass Kazuha seine Freundin war. Nicht irgendeine, sondern 'die' Eine! Er vermisste sie so sehr, dass ihm erst einmal klar wurde, wie wichtig sie doch für ihn war. Er hatte sich geschworen, dass ihr niemals etwas zustoßen würde. Immer hatte er sie beschützt, aber es kam ihm so vor, als ob sie seine kleine, manchmal auch seine große, Schwester war. Sie kannten sich von klein auf und nie hatte er an mehr als Freundschaft gedacht. Doch da war noch etwas, etwas Neues. Und er wusste auch, was es war! Deshalb würde er sie finden und sich zurückholen. Egal, ob sie wild um sich schlüge, rumschrie oder ihn abwiese. Diesen Worten könnte sie sich nicht verweigern! (Song: 'Miss you like crazy' by Christina Milian) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)