And I´ll run to you! von Nekoryu ================================================================================ Kapitel 1: Wer Stress hat, sollte Urlaub machen! ------------------------------------------------ "Ne Pause?" Chiyo sah Luna halb entsetzt, halb verdattert an. "Ja, eine Pause!" gab Luna gelassen zurück. Sie sah völlig ruhig in die Gesichter der anderen Bandmitglieder. "Und wie lang soll die Pause sein?" Chiyo sah Luna durchdringend an. "Keine Ahnung! Mindestens 2 oder 3 Jahre sicher...." Luna´s Sicherheit schwand ein wenig, angesichts der mittlerweile sehr verärgerten Blicke ihrer Kollegen, Freunde und Ersatzfamilie. "Hörtmal, bevor ihr jetzt anfangt, mich zu hassen, will ich euch etwas erzählen!" "Na da bin ich aber gespannt!" gab Cain in einem sarkastischen Unterton zurück. Den hatte er immer, wenn er kurz vor der Explosion war. Luna holte tief Luft: "Ich möchte, das ihr alle einmal kurz nachdenkt! Wollt ihr das, was wir jetzt machen, bis ans Ende eures Lebens tun? Ich meine, wollt ihr im Gesicht faltenfrei sein und am Körper aussehen wie ein alter Apfel? Wollt ihr das wirklich?" Luna sah in die Runde und diese sahen sie irritiert an. So genau haben sie noch nicht darüber nachgedacht. Bei Interviews wurden sie immer wieder mal gefragt, wie lange sie der Welt erhalten bleiben wollen und jeder von ihnen hatte etwas geantwortet wie: "So lange wie möglich". Aber WIE LANGE war das? Offensichtlich hatte Luna irgendwann angefangen, darüber nachzudenken. "Nein, nicht wirklich..." warf Koryu in die Stille ein. "Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Uns auflösen?" Luna spürte wieder die feindselige Stimmung aufkommen. Sie seufzte. Mussten solche Themen immer knapp vor dem Krieg enden? "Nein. Deswegen sagte ich ja: eine Pause. Damit sich jeder selbst überlegen kann, was er tun möchte. Und ich hab auch nicht gesagt, dass wir KEINE Musik mehr machen sollen. Ich finde nur, das wir kürzer treten sollten!" Luna hielt einen Moment inne. "In den letzten 2 Jahren hatten wir wider aller Vereinbarungen einfach zuviel des Ganzen. Cain, ich hab dich in den letzten 5 Monaten JEDEN, aber wirklich JEDEN Morgen am Frühstücksbuffet vermisst. Und bei den Proben standest du voll neben dir! Daisuke, von dir hab ich in den letzten 3 Monaten kein "Lass-uns-einen-geilen-Song-schreiben!" mehr gehört! Koryu, wenn man dich irgendwo sieht, dann weit weg von allem, wo auch nur eine Note draufsteht. Abgesehen von deinem -Gesichtsausdruck! Und du, Chiyo;" Sie holte Luft, "Du bist sowieso am schlimmsten von uns allen dran! Dein armer Assistent bekommt nach und nach deine ganzen organisatorischen Aufgaben aufgehalst. Soweit ja ganz okay, aber der arme Kerl leidet mittlerweile genauso unter dem ganzen Stress. Chiyo, der Ärmste ist grade mal 19 und immer noch in der Ausbildung. Und wenn er was versaut, lässt du deinen vollen Frust an ihm aus. Obendrein würdest du aussehen wie der Besen meiner Oma, wenn die Stylistin nicht dauernd an dir rumfummeln würde. Und auch die bekommt deinen Frust zu spüren. Ich dachte erst, du würdest langsam abheben, wegen des Erfolgs. Aber dann hab ich mich selbst mal erwischt. Beim letzten Auftritt, wo die Technik ausfiel." Sie schwieg kurz. "Mir tat's hinterher leid, so ausgerastet zu sein, vor allem, weil wir alle eigentlich fast wie eine Familie sind!" redete sie weiter. "Aber, mir ist klar geworden, dass das nicht ewig so weiter gehen kann! Auf die Dauer machen wir nicht nur uns selbst, sondern uns auch gegenseitig kaputt. Ich hab keinen von euch außerhalb des Jobs gesehen oder mit ihm über was anderes geredet als über Choreographien und Songtexte! Leute, unsere Freundschaft geht so langsam aber sicher vor die Hunde! Und DAS will ich nicht. Deswegen beantrage ich die Pause. Ich kann es KEINEM- weder mir noch euch noch den Fans gegenüber verantworten, das wir uns selbst haben vor die Hunde gehen lassen! Und ne verlogene Freundschaft sowieso nicht!" Luna hielt inne. So, nun war es raus! Es gab kein zurück mehr und irgendwie war sie froh darüber. Erfolg, Verkaufszahlen und der Terminkalender, der immer voller wurde- Alles, aber wirklich alles wurde langsam ein Fluch des Erfolgs. Und dieser Erfolg wurde ihr nun mehr als unheimlich. Es war beängstigend. Vor der ersten Pause hatte sie schon Angst gehabt, aber nun grenzte es fast an einer Panik. Davor war es fast genauso extrem gewesen, aber nun war sogar ihr Schlafmaß geregelt! Sie fühlte sich ein Roboter, der einem Programm zu folgen hatte. "Dass es so schlimm ist, habe ich nicht einmal bemerkt..." flüsterte Chiyo betroffen. "Ich werde meinen Assistenten wohl noch einen suchen müssen..." "Das ist aber keine Lösung!" erwiderte Cain. "Irgendwann hast du 10 und der Stress wird trotzdem nicht weniger... Abgesehen davon, wisst ihr, wie viel Schlaf wir alle in der letzten Woche hatten?" Cain zog seinen Terminkalender hervor. "Ich hab's mir ausgerechnet: es waren grade mal 60 Stunden! Die Nickerchen zwischendurch nicht eingerechnet!" Daisuke und Koryu sahen ihn entsetzt an. "Chiyo, du wusstest das. Keine Frage, die Termine hast du ja auch eingetragen. Du bist aber genauso betroffen, deswegen gebe ich dir mildernde Umstände!" sagte Cain und man hörte wieder das untergründig- alberne aus seiner Stimme heraus. Chiyo nickte nur. "Nach 60 Stunden Wochenschlaf fühle ich mich auch!" gab Luna zurück. "Und ihr wisst, ich komm ohne 8 Stunden TÄGLICH nicht aus den Socken!" Chiyo zuckte zusammen. "Tut mir leid!" flüsterte sie. "Lass es! Wir sind alle dran schuld! Wir haben nicht gemerkt, wo wir da reingeraten! Ich würde daher sagen, dass eine Pause eine gute Idee ist! Nach Luft schreie ich schon lange!" Koryu legte seine Hand auf ihre Schulter. "Abgesehen davon: mir schwirrt schon seit einiger Zeit was im Kopf herum..." "Ach, was denn?" rief Luna begierig aus. "Naja, nach einem halben Jahr Urlaub- und den rate ich JEDEM hier an- würde ich versuchen, Musikproduzent zu werden!" Cain schielte zu Koryu:" Normalerweise werden das Musiker, die mit dem herumtouren wegen "privater Veränderungen" nicht mehr Klarkommen!" Koryu wurde einen kurzen Moment rot:" Ääh, das war nur so ne Idee! Ich weiß nur, das ich nicht aufhören werde, Musik zu machen!" "Da schließ ich mich dir an!" gab Cain zurück. "Äähm, Leute, ich hab's euch nicht gesagt, weil wir eh zuviel Stress hatten, aber..." Daisuke kramte einen Zettel heraus. "Ich hab ein Angebot für einen Film, der in 2 oder 3 Jahren anläuft!" Er sah in die verdutzten Gesichter der anderen. "Und, worum geht's in dem Film?" fragte Koryu. "Irgendeine Drama- Romanze im alten Japan oder China..." antwortete er. "Aber das, was ich gehört habe, war echt gut!" "Lass mich raten, dir haben sie dir Hauptrolle verpasst!" grinste Luna. "Nicht nur mir, Koryu und Chiyo haben sie sie ebenso angeboten. Die Briefe habe ich immer noch, aber es war in letzter Zeit zu stressig, sie zu vergeben. Deswegen hab ich sie vergessen..." sagte er entschuldigend. "Ich hab keinen!" schmollte Luna und grinste dann. "Aber, den will ich auch gar nicht. Ich hab was zu großes vor, als das ich Zeit zum Filme drehen hätte..." "Und welch grandioses Projekt habt Ihr Euch vorgenommen, Serenal?" fragte Cain ironisch. "Ich wird es euch sagen, aber vorher erzähle ich euch was anderes. Als Chiyo und ich bei euch aufgenommen wurden, hatten wir ja grade die Schule beendet. Naja, wir standen kurz davor!" "Luna, wir waren 2 Jahre in der Band, als wir aus der Schule raus waren!" grinste Chiyo. "Wie dem auch sein, ich wollte an eine Universität für Musik. Im Prinzip war es mir egal, was, aber entweder waren die Kurse uninteressant für mich oder die Studiengebühren zu hoch. Und als wir >es< geschafft hatten, traf ich immer mehr Leute, die Talent hatten, die eben so ein Studium verdient hätten, aber eben dasselbe Dilemma hatten wie ich damals." "Und worauf willst du hina- oh! Verstehe!" Koryu grinste. "Ich mach ne Akademie für die Bildende Kunst MUSIK auf. Und damit meine ich, alles, was Musik zu bieten hat!" redete Luna weiter und erwiderte Koryu´s Grinsen. "Die natürlich die beste überhaupt wird!" Chiyo grinste nun ebenfalls. "Das will ich sehen! Vor allem, jede Art von Musik, die man vermitteln kann. Ein bisschen viel, was du dir da vorgenommen hast..." "Lass DAS mal meine Sorge sein!" lachte Luna. "Ich kenne mittlerweile genug Leute, die Leute kennen!" grinste sie. "Das tun wir alle!" gab Cain zurück. "Aber damit wir auf den Punkt zurückkommen: Wer für die Pause Stimmt, möge seine Hand erheben!" Alle Hände schossen nach oben. "Damit wäre das beschlossen. Wir sollten ein paar Pressekonferenzen organisieren. Chiyo, lass alle Termine der nächsten MONATE absagen und organisier die Konferenzen. NACHDEM du deinen Assistenten zu einem Entschuldigungsessen eingeladen hast!" Cain war wie am Beginn der Geschichte der Band ruhig und kalkuliert. "Damit das aber klar ist: da die Band nicht aufgelöst ist, werden wir immer noch Alben und Auftritte haben!" "Hai!" rief Luna aus. "Was anderes hätte ich auch nicht gewollt!" Cain nickte. "Na denn! Auf in die Schlacht! Die letzte, die wir für das nächste halbe Jahr zu schlagen haben!" Pressekonferenzen. Keiner von ihnen hatte jemals so viele Fragen beantworten müssen wie in den darauf folgenden Wochen. Aber dann wurde es ruhig. Endlich! Alle Sender und Magazine bekamen nur noch das Management zu sehen und das auch nur nach einem Brief mit den Themen, über die sie in ihrem Magazin oder Sendung zu der Band berichten wollten. Viele der Sender brachten bald ein "Making of the Band" nach dem anderen. Die Fanclubs, die die einzigen waren, deren Kontakte weniger Einschränkungen unterworfen waren als die der Reporter, wurden mit Briefen überschwemmt. Aber von all denen bekamen die Mitglieder nichts mit. Denn sie waren weit weg von all dem und genossen das, was wir nannten... **** Luna sah durch das Fenster ihrer Suite. Die Wellen des Meeres spielten mit dem weißen Sand der endlos langen Sandbänke. Sie warf sich aufs Bett und stellte mit der Fernbedienung die Klimaanlage noch ein Stück weiter nach unten. "Herrlich, eine Klimaanlage!" seufzte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. 45°C in der Sonne waren einfach eine Nummer zuviel für sie. Sie hätte durchaus ein klimatisiertes Auto nehmen können, aber diese gehörten alle dem Typus an. Und auffallen wollte sie um keinen Preis. Sie atmete tief durch. "Zeit zum Mittagessen!" sagte sie zu sich selbst und sprang auf. In diesem Moment klingelte sie das Telefon. "Hallo?" fragte sie. "Miss Sugarheart?" hörte sie die die Dame von der Rezeption am anderen ende der Leitung sagen. "Am Apparat!" erwiderte Luna. "Hier ist ein junger Mann, der sie sprechen möchte. Er meinte, er wäre ein Freund von ihnen!" "Name?" fragte Luna kurz angebunden. "Marik Ishtar!" war die Antwort. "Okay! Sagen sie ihm, er soll hochkommen! Achja, bringen sie uns die Erfrischungen ihrer Speisekarte nach oben!" "Alle?" war die Frage. Luna konnte das verdutzte Gesicht förmlich vor sich sehen. "Alle!" erwiderte sie ruhig und lachte los, als sie den Hörer auflegte. "Ich liebe es, eine Suite zu haben!" grinste sie. "All inclusive, eine Suite und jetzt-" Es klopfte. Luna sprang förmlich herum und öffnete die Tür. Das Hotel war mehr als nur Nobel. Einen Moment lang dachte er, an der falschen Adresse zu sein. So noble Hotels waren für Luna mehr als nur unüblich. Und als er bei Rezeption nachfragte, kam er sich vor, als würde er um eine Audienz bitten. Erwartete ihn wirklich Luna? Oder war es eine ganz andere Person? Marik seufzte. Er hatte wohl keine andere Möglichkeit als nachzusehen und abzuwarten. Und, überhaupt: wieso wollte sich Luna partout in einem Hotel mit ihm treffen? Er hatte sie eingeladen, sie hatte die Einladung abgeschlagen und sie ihrerseits an ihm zurückgegeben... Wieso? Sein Kopf schwirrte voll mit den verschiedensten Fragen als er mit dem Fahrstuhl hochfuhr. Und doch gab es nur eine Antwort, und die würde ihm die Tür, hinter der sich Luna befand, selbst offenbaren... Er hob die Hand und klopfte. Prompt hörte er hinter der Tür, wie jemand über Tische und Bänke zu springen schien und die Tür öffnete sich... Noch bevor er einen Ton sagen konnte, war Luna ihm schon an den Hals gesprungen und hatte offensichtlich nicht die Absicht, ihn so schnell wieder loszulassen. Das Ergebnis war ein kurzer Moment absoluter Totenstille. Sie ließ ihn schließlich los. "Huuff, das hab ich gebraucht! Kommst du rein! Schön dich zu sehen!" plapperte sie völlig wild durcheinander. "Ääh, ja! Ich freue mich auch, dich wieder zu sehen!" antwortete Marik verwirrt und bemerkte seine leichte Gesichtsröte nicht. "Was...hast du eigentlich nach der Bekanntgabe eurer Pause so gemacht?" fragte Marik wie nebenbei. Er versuchte krampfhaft, seine Verlegenheit, die ihm Luna wieder einmal beschert hatte, zu verbergen. "Lira und die Rasselbande besucht. So lange, bis ich Urlaub von denen braucht!" grinste sie. Shui-kun tut mir leid! Er war heilfroh, mich wieder zu haben. Aber nun..." Sie hielt inne. "Shuichi wird nächstes Jahr das Stipendium bekommen! Und die Kleinen sind auch schon reif für die Schule!" Luna seufzte. "Dass es alles so schnell geht, hätte ich nicht erwartet..." Sie sah Marik beinahe melancholisch an. "Irgendwie tut es mir leid, sie so lange alleine gelassen zu haben! Ich meine, ich habe das Beste verpasst... Aber andererseits weiß ich nicht, wie Lira das ganze dann gemanged hätte. So viele Jobs hätte sie gar nicht machen können!" Marik schwieg. Luna schien ein sehr bewegtes Leben gehabt zu haben. Irgendwie hatte er es geahnt. Und noch was fiel ihm auf: Er wusste nichts über sie, obwohl sie nun schon so lange befreundet waren. Befreundet. Seltsamerweise hatte sie nie ein Wort über die "Geiselnahme" oder über die Dinge verloren, die seine dunkle Seite ihr angetan hatte. Sie erinnerte sich sicher an alles, was sie unter seiner Kontrolle getan hatte... Er verstand nicht, wie sie ohne auch nur einen Vorwurf, einen Gedanken, ein böses Wort mit ihm befreundet sein konnte. Als wäre nichts gewesen... Marik seufzte. Luna war ein Mensch, den man nicht durchschauen konnte. Was man sah war pure Fröhlichkeit, aber den ernsten Kern, der, der melancholisch den Wind nachlauschte und versuchte, die schlechten Erinnerungen zu verarbeiten, kannte nur er. Diese Luna gehörte ihm. Er bemerkte, dass dieser Gedanke ihn fast glücklich zu machen schien. Mehr noch, er machte ihn zufrieden. Es war, als ob ihre Melancholie ihn zufrieden machen würde. Er erschrak. War seine dunkle Seite zurück? Luna drehte sich zu ihn und lächelte ihn fröhlich an: "Irgendwie komisch, ohne den ganzen Trupp! Jetzt müssen wir wohl für Abwechslung sorgen!" sagte sie und lachte. "Kugg nicht so! Wir haben nur uns! Wir wär´ s mit ner Runde im Pool?" fragte sie verschmitzt. "Ääh, was?" fragte er verdattert. "Komm schon? Oder kannst du nicht schwimmen?" fragte sie ihn. "Doch!" druckste Marik. "Aber nicht so gut. Als Kind konnte ich es schlecht lernen und nun..." "Du bist nicht zu alt, um es richtig zu lernen!" unterbrach Luna ihn heiter. "Ich finde es schön hier! Ich hätte längst mal in Ägypten Urlaub machen sollen!" seufzte sie zufrieden. Marik lächelte: "Du wirkst irgendwie erleichtert!" stellte er fest. "Ja, das bin ich auch!" antwortete Luna. "Wenn ich so drüber nachdenke: ich wollte schon seit einer Weile mit DAME aufhören. Aber die Band war wie eine Gewohnheit, etwas, was du eine sehr lange Zeit deines Lebens getan hast. Du wirst es nicht los. Jedes Mal, wenn du kurz davor stehst, tust du es nicht, Als hättest du Angst, irgendeine Sicherheit zu verlieren..." Luna atmete die Kalte Luft aus der Klimaanlage ein. "Menschen sind schon komisch, nicht wahr?" Er schwieg und betrachtete ihr Gesicht. Sie sah wirklich entspannt aus, ein wenig gebräunt und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. So, als hätte man eine Bürde von ihr genommen. "Lass uns zum Pool gehen!" sagte er dann und lächelte nun ebenfalls. **** Kein Mensch weit und breit. Alle, wirklich alle waren am Strand und aalten sich im Sand oder planschten im Meer. Luna dümpelte langsam durch das angenehme Wasser des Pools und genoss es sichtlich hier zu sein. Vor allem machte sie von dem luxuriösen Service regen Gebrauch. Marik war sich sicher, sie würde heute noch eine Massage ordern. Er hörte wie Luna langsam, aber konzentriert Luft ausstieß und langsam im Wasser des Pools versank. Für einen sehr kurzen Moment war sie völlig unter Wasser, dann stieß sie ihre Füße vom Boden ab und brach förmlich aus der Wasseroberfläche, nach Luft schnappend. "Puh!" schnaufte sie. "Wasser in die Nase bekommen!" S ie nieste und prustete, aber besser schien es nicht zu werden. Marik lag über der Matratze und ließ sich durch das Wasser treiben. Seid Ishizu und er beschlossen hatten, an der Oberwelt in einem nicht gerade kleinen Haus zu leben, versuchte er sich im Pool ans Schwimmen. Als Kind hatte er wirklich keine Möglichkeit dazu bekommen, es wäre auch unsinnig gewesen. Aber nun hatte er einiges nachzuholen, und das tat er auch. So wie Luna. "Zweimal die 45 auf der Eiskarte!" bestellte sie ungerührt die fünfte Runde an Eis. Der Kellner nahm es ebenso gelassen hin und verschwand mit einem Nicken und freundlichen Lächeln, um das bestellte schnellstmöglich zu bringen. "Ägypten ist herrlich!" freute sich Luna, als sie ihre Haare trockenrieb. "Keiner kennt DAME! Die paar Touristen, die mich kennen, können sich DIESES Hotel nicht leisten. Aha. Daher wehte also der Wind. Nicht nur der Luxus hatte es Luna in diese Nobelklasse der Hotels verschlagen, sondern die Tatsache, sicher vor Paparazzos und Autogrammjägern sein zu können. Clever. "Du denkst praktisch!" stellte Marik grinsend fest. Luna grinste zurück: "Nur, wenn es um meinen Urlaub geht!" "Was willst du eigentlich die ganzen 4 Wochen machen? Abreisen?" fragte Marik. Luna hielt inne. "Nein, eigentlich weiß ich das noch nicht... Mal sehen, wo es mich als nächstes hinzieht!" Marik wusste, das die Auswahl da sehr klein sein konnte... "Du könntest nach den 4 Wochen zu mir kommen!" schlug er vor. "Platz haben wir genug!" "Oh ja, und einen ausgedehnten Keller!" gluckste Luna. "Einen Keller, wo mein Alter sich mit Freuden drin verlaufen würde!" Luna hatte Recht; das Haus stand genau auf der Grabkammer des Pharaos. Und somit hatte das Haus einen recht interessanten "Keller". "Also, nimmst du die Einladung an?" fragte Marik. "Warum nicht! Zeit genug hab ich ja!" lächelte sie. "Danke für die Einladung!" Sie stützte sich am Poolrand ab und sprang aus dem Wasser. Die Wassertropfen flogen in die Luft und glitzerten in der Sonne. Luna setzte sich am Rand des Pools und nahm das Handtuch von der Liege. Sie begann, sich die Haare zu rubbeln. "Und was, sehr geehrter Gastgeber, gedenkt Ihr in der folgenden Zeit mit mir anzustellen in diesen unglaublich großen Keller!" gluckste sie erneut und betont etwas anzüglich. Die Zeiten, in der sie unbewusst der männlichen Bevölkerung um sich herum den Verstand geraubt hatte, waren vorbei. Nun spielte sie wie alle anderen jungen Frauen ihres Alters ein kleines Spiel mit ihren Reizen. Etwas, was sie nur tun konnte, wenn sie alleine mit ihren "Opfern" war... "Hmm, lasst mich überlegen!" Marik stützte sich auf die Luftmatratze auf. "Eine Kellerführung mit einem unterirdischen Picknick?" Ihm machte es sichtlich Spaß. "Aber wird es da nicht ganz furchtbar dunkel sein und alles voller Krabbelviecher?" Luna tat ein wenig ängstlich. In Wahrheit würde sie sich mit dem größten Vergnügen da unten "verlaufen" wollen. Die Vorstellung war einfach zu genial. "Keine Sorge, ich werde dich beschützen und sie allesamt totschlagen!" Marik wurde immer alberner. Es kostete ihn viel mühe, nicht loszulachen. Dann würde er vor lachen sicher die Matratze loslassen.... "Und mit welchen Waffen kämpft ihr?" Luna grinste mittlerweile wie ein Honigkuchenpferd. "Doom Ultra?" fragte sie und sie prustete laut los. Das war zuviel für Marik´ s eiserne Beherrschung und er lachte laut auf. Prompt rutschte ihm die Luftmatratze unter den Händen weg und er fiel lachend ins Wasser. Das Wasser allerdings schoss ihm sofort in die Nase und er tauchte hustend wieder auf, immer noch lachend, aber trotzdem nach der Matratze rudernd. Ein wenig zu sehr nach Luna´s Geschmack. Sie sprang ins Wasser und schoss das erwünschte Wasserspielzeug in seine Richtung, "Also, weißt du..." grinste sie, als Marik hustend und immer noch prustend vor Lachen an Land lag. "...irgendwie solltest du doch lieber ins Nichtschwimmerbecken gehen! Da kann man auch lachen, ohne unterzugehen!" "Und wer, hat mir das eingebrockt?" ächzte er fertig. "Doom Ultra!" gab Luna zurück und beide lachten erneut los. 4 Wochen lang genoss Luna ihren Urlaub. Sie machte so ziemlich jedes touristisches Erlebnis mit, das man ihr anbot. Eine Stadtrundfahrt, Dromedarreiten in der Sahara, sie nahm sogar bei Ausgrabungen teil. Am Ende derer war sie sich sicher, das ihr "Alter" definitiv ein Rad ab hatte. Wie konnte man nur nach Tonscherben im Dreck wühlen... Das war jedenfalls der Gedanke, den sie hatte, als sie aus dem Loch klettern wollte. Dann rutschte sie aus, fiel unsanft hin und etwas kullerte ihr vor die Füße. Luna sah auf das Ding und ihre Augen weiteten sich. Und dann ertönte ein Schrei, wie ihn die Wüste schon lange nicht mehr gehört hatte! Die Leitenden der Ausgrabungsstätte beglückwünschten ihr zu diesem großartigen Fund, während Luna immer noch käsebleich ein Glas Wasser nach dem anderen kippte. "Die spinnen, die Archäologen!" dachte sie und fächerte sich Luft zu. "Übrigens, wollen Sie Ihrem Fund einen Namen geben?" fragte einer der Professoren. Luna sah ihn missmutig an. "Fragt ihn doch selber nach seinem Namen!" gab sie ungnädig zurück. Es reichte ihr vollkommen, Bekanntschaft mit einem Schädel gemacht zu haben.... 3 Tage später wurde im Fernsehen verkündet, das Suzuhara Luna, die Sängerin der berühmten Band "DAME!", die sich zurzeit in einer Pause befinden, einen Schädel gefunden hätte. Man hatte den dazugehörigen Körper ausgegraben und ihn als 3000 Jahre altes Bauernmädchen identifiziert. Man hatte ihr einen Namen gegeben, der übersetzt "Wüstenschrei" bedeutete. Luna hätte am liebsten den Fernseher aus dem Zimmer geworfen. "Wenn das mein Alter mitbekommt, hängt er mir wieder ewig am Rockzipfel und mach einen auf Vater- Tochter Ausgrabungen!" knurrte sie. Nach dieser Meldung beschloss sie, ihren Urlaub hier zu beenden und sich anderen Plätzen auf der Welt zuzuwenden... Marik saß vor dem Fernseher. Er hatte mit Luna zusammen ihre Ferien verbracht. Auch, wenn er nicht dauernd bei ihr war, weil er sich auf das Schwimmtraining konzentrierte, das man im Hotel anbot. Abgesehen davon gab es hier viele interessante Dinge, die er zu gerne auch bei sich zu Hause hätte. Bei der Rückkehr würde er wohl mal wieder mit Ishizu reden müssen... "...die bedeutende Entdeckung wurde von Miss Suzuhara gemacht, die als Serenal, Sängerin von DAME, bekannt ist, gemacht und- " Marik schaltete ab. "Ich glaube, es wird langsam Zeit, zu gehen..." seufzte er und schob sich den Müsliriegel in den Mund. Frauen reisten mit viel Gepäck, das wusste er. Aber er hätte sich NIE träumen lassen, dass es SOVIEL war. "Hey, ich bin 4 Wochen weg!" sagte Luna nur, als sie Marik´ s zweifelnden Blick sah. "Da sind nur meine wichtigsten Sachen drin! Sonnenöl, Sonnenblocker, Make Up, Make Up Remover, Hautpflegelotionen, Wechselsachen, Nähzeug..." "Schon gut, schon gut!" wehrte Marik schnell ab. Das kannte er von Ishizu zur genüge. Seit sie an der Oberwelt waren, hatte auch sie ihre Vorliebe für moderne Kosmetik entdeckt. Luna grinste. "Nur ein Witz! Mein Gepäck steht da drüben!" Sie zeigte auf 2 Reisetaschen und einen riesigen Campingrucksack. "Für den Rest hab ich den Hotelsafe gemietet...." Der heiße Wind der Sahara brannte sich ihr unter die Haut. Es war dasselbe Gefühl wie auf der Bühne, wenn sich die Scheinwerfer auf sie richteten und die Luft um sie herum aufheizten. Die Räder des Bikes preschten über den Sand und der Motor schien in der weite der Wüste zu verhallen. Sie hielt sich an Marik fest. Luna fühlte, das die Hitze sich auch ihm unter die Haut brannte, und das, obwohl sie am späten Nachmittag losgefahren waren. Der Beifahrerwagen, den sie auf die Schnelle aufgetrieben hatten, war voll gepackt mit Luna´s Gepäck. Es war seltsam, so nah hinter Marik zu sitzen und durch die Wüste zu fahren. Sie richtete sich ein wenig auf und steckte ihre Nase in den Wind. Er roch nach Marik. Luna errötete. "Du liebe Güte, was denkst du denn für ein Blödsinn?" dachte sie. Der Fahrtwind strich ihr durch die Haare und sie fühlte sich leicht. Leise summte sie eine Melodie vor sich hin. Ihre Lippen begannen langsam, Worte zu formen und sie in den Wind zu flüstern. Wie eine leise Beschwörung begann sie, das Lied in die untergehende Sonne zu singen... Sie fuhren schon eine kleine Weile, als er Luna´s leise Stimme hinter sich singen hörte. Es war ein einfaches Lied, aber es war trotzdem schön. Marik würde gerne die Augen schließen, und einfach nur zuhören, aber wer am Steuer sitzt, sollte möglichst konzentriert bleiben. "Halt mal an!" sagte Luna unvermittelt. "Mir wird kalt!" Marik stoppte und sah zu, wie Luna abstieg und in den Taschen nach einigen Sachen kramte. "Ich hab ja gewusste, das es nachts in der Wüste schweinekalt wird. ABER SO SCHWEINEKALT?!" schnaufte sie und zog sich einen Pulli aus der Tasche. Sie zog ihn drüber. Dann zog sie eine Lange Jeans aus der Tasche und- "Dreh dich um!" war Luna´s knapper Befehl an Marik. Es war zwar schon dunkel, aber der Vollmond schien so hell, das man doch mehr erkennen konnte, als manch einer vielleicht glaubt. Marik gehorchte ihr und drehte sich um. Die gähnende und schläfrige Weite der Wüste streckte sich ihm entgegen, während er hörte, wie Luna sich aus ihrer knappen Shorts schälte. "Luna?" fragte er, um die Stille zu unterbrechen. "Hm?" war die Antwort. "Ich, also...." Verdammt, irgendwas, bitte.... "Ich wollte wissen, wie du damals zu DAME! gekommen bist..." schalt er sich in Gedanken. Luna hielt irritiert inne: "Wenn du es genau wissen willst: ich wollte singen und brauchte ein paar Hampelmänner für den Hintergrund..., " Sie zog den Gürtel durch die Lasche. "Nein, im Ernst: du musst nicht krampfhaft ein Gespräch anfangen... Nicht über Dinge, die die ganze Welt schon weiß! Ist doch langweilig, oder?" Marik seufzte: "Ja, okay. Ich wird mir später ein paar überlegen." Luna stellte sich neben ihn. "Ich hab von einem Beduinen gehört, dass die Strahlen des ersten Vollmondes, die ein Mann und eine Frau in der Wüste erblicken, die beiden näher bringt, wenn sie eine geistige Verbindung haben. Ich für mein Teil glaube nicht daran. Wenn du in einer Band bist, wo du heute topp und morgen flopp sein kannst, musst du auf dem Boden bleiben. Zum Träumen hast du da nicht viel Zeit." Sie setzte sich auf das Bike. "Andererseits: die Pause ist dazu da, sich Zeit dazu zu nehmen. Also, bekomm ich deinen Keller noch zusehen oder nicht?" grinste sie. "Heute nicht mehr, aber morgen!" grinste er zurück und setzte sich wieder ans Steuer. "Wo hast du den eigentlich getroffen? Bei der Ausgrabung?" "Jupp, beim . Erinnere mich bitte nicht an diesen bleichen Schädel." Luna verdrehte genervt die Augen, "Wieso war das ein Schädel? Normalerweise müsste doch der ganze Körper aussehen wie ne Trockenpflaume!" Luna schnaufte. "Nunja, du weißt nicht, unter welchen Umständen sie gestorben ist..." Marik warf einen kurzen Blick zu Luna. "Vielleicht haben andere Tiere an ihr geknabbert...." "Erzähl mir nichts davon.... Der Beduine war so ziemlich der einzig Normale unter all diesen Irren. Und dann noch der Professor. Er geriet ganz aus dem Häuschen, als er mitbekam, dass ich die Tochter meines Alten bin. Die beiden sind Busenfreunde, wirklich abartig...." Luna´s Abneigung gegenüber ihren "Alten" war mehr als nur Rebellion oder Abneigung. "Er hat mir noch ganz andere Sachen erzählt... Ich mein den Beduinen... Er sagte mir unter anderem, wie ich in der Wüste Wasser finde und so weiter. Dann kam dieser Verrückte rein und meinte, mit mir ne Teeparty machen zu müssen....." Luna seufzte. "Welchen Namen hat dein Fund bekommen?" fragte Marik vorsichtig. "Etwas Unaussprechliches in beduinisch. Bedeutet ..." Marik lächelte. "Ziemlich ungewöhnlicher Name...." "Ja, und bevor du fragst, wieso es ein Schrei in der Wüste war: Normalerweise habe ich keinen Umgang mit Toten..." Marik musste grinsen. "Wir sind fast da...." Sagte er nur Luna kuschelte sich in das riesige Gästebett. Das weitaus besser als eine Luxus- Suite in einem Hotel. VIEL BESSER! Luna begann, sich wie eine Prinzessin in einem fremden Schloss zu fühlen. Und da es geradezu viele, weiche und kuschelige Kissen in diesem Bett gab, schlief sie wohlig ein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)