Attitüde eines SysLords von abgemeldet ================================================================================ Attitüde eines SysLords ----------------------- Es ist der kalte Tod, der von euren geschundenen Körpern Besitz ergreift, er zieht bis in die letzte Zehe, entzieht euch jegliche Wärme, bevor ihr euch der scheußlichen Wahrheit bewusst werdet: Ich komme wieder über euch. Die Narben sind noch nicht verheilt, die ihr in den Minen für eure Faulheit ertragen musstet. Und jetzt, da ihr meine Schiffe erblickt, da ihr sie wieder kommen seht, die knallenden Peitschen, den Lärm, den unmenschlichen Schmerz, fangen die Wunden heftig zu schmerzen an und erinnern euch daran, dieses Mal bis zum Ende zu kämpfen, denn das bereitet mir nur ein kurzes Vergnügen, im Gegensatz zu der Erniedrigung in den kalten Minen. Benötigen ich und meinesgleichen wirklich eine Rechtfertigung für unsere Taten? Seid ihr etwa Pazifisten, die in der Belanglosigkeit des Friedens einen Funken Sinn zu suchen vermögen? Wir werden diese unendliche Gräue unterwerfen, die Harmonie vernichten, auf dass niemand mehr ihr wahres Gesicht verkenne und sich am Selbstbetrug erfreue, denn sie ist, was sie immer war und immer sein wird: Betrug. Frieden kann es nicht geben, das Leben beruht auf dem Prinzip des Stärkeren und der Ausplünderung, euer Frieden hat keinerlei Bedeutung, er ist zur Existenzlosigkeit verdammt und ihr auch, solltet ihr das nicht einsehen. Ruhe vor dem Sturm ------------------ Er schaute aus dem großen Fenster hinaus in die unendliche Nacht, welche durchsetzt war von funkelnden Diamanten. Oberflächlich betrachtet waren es nur helle Punkte, umgeben von der Schwärze des Universums, doch manchmal neigte er dazu eine Schönheit in diesen Konstellationen zu suchen. Das Licht, welches soeben in seine Pupillen fiel, war schon Jahrmillionen alt. Wohlige Stille umgarnte ihn, bettete den Blutgebadeten in Unschuld. Der Henker war da. Sternenbilder? Bah! Das waren Faseleien kläglicher Menschen. Manipulation der Wahrheit, ohne etwas verändern zu müssen war den Schwachen vorbehalten, die Angst vor Taten und Konsequenzen hatten und sich ihre Welt zurechtträumten. Und somit verbannte er diese Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte die Mittel, er musste nicht träumen, um die Welt zu verändern. Regungslosigkeit kehrte zurück, Vorbereitung für das Schlachten. Die Ruhe vor dem Sturm, einem leidenschaftlichen Orkan, der alles hinwegraffen wird, vom kleinsten Kind bis hin zur letzten Raketenbasis. Aufsässig, das hatte Vater gesagt. In Wahrheit war es eine Probe, er war ja nicht dumm. Das Töten gehört zum Leben, es ist ein Teil der Evolution. Die Menschen, im höchsten Anflug von Selbstbetrug und Größenwahn hatten versucht, diesen natürlichen Kreislauf von töten und getötet werden zu durchbrechen. Der Erfolg war sehr kurzweiliger Natur. Nach vielen Tausend Jahren der blutigen und selbstzersetzenden Suche hatten sie ein System entdeckt, das die Meinungen der Starken und der Schwachen im gleichen Maße vereinigte und gedacht, das Ende der Jagd erreicht zu haben, dabei waren sie in einer Sackgasse. Das war wider der Natur, Toleranz konnte nicht die Basis von Veränderung sein, und Stagnation bedeutete, sich nicht an die veränderten Bedingungen anzupassen und führte damit unweigerlich zum Tod. Der Orkan --------- Die erste Verteidigungslinie war binnen von Sekunden zerstört. Wie gleißende Schwerter drangen die Todesgleiter durch den von den Jägern der Tauri durchsetzten Himmel, begleitet von einigen Al-Kesh, die sich der Verteidigung am Boden annahmen. Schlag auf Schlag zerbarsten Jets, schlugen Plasmabomben in Raketenstellungen und Atomschutzbunkern, löschten gebündelte Energieschüsse Menschleben aus. Keine Materialschlacht, wie es die letzte Hoffnung der erbärmlichen Erdenbewohner war, nein hier zählte nicht, wer die meisten, sondern einzig und allein wer den größten Hammer hatte. Er saß in einem der Al-Kesh, die Feuertaufe. Der Schwarm teilte sich auf. Ungebremst drangen sie bis in die Städte vor. 'Bestrafung, Zerstörung, Blut, Rache, Tod.' Die Worte des Vaters schossen ihm wie flammende Pfeile durch den Kopf. Eigentlich müsste er Teil dieses Feuers sein und es nähren, doch irgendeine Blockade in seinem Kopf hinderte ihn. 'Lass deinen Gefühlen freien Lauf, sei kreativ.', das hatte der Vater gesagt und damit gemeint, dass es verschiedenste und amüsanteste Wege gibt, zu töten. War er wirklich zu schwach einen Knopf zu drücken? Die Koordinaten waren schon eingegeben. Nein, automatisch führte seine Hand zum Pult, drückte ihn, als sei nichts dabei. New York ging soeben in Flammen auf. Nebenbei trank er einen Tee. Vater hatte absolut Recht, es war geil, eine Welt nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Natürlich waren das nur Spielereien mit wehrlosen Sklaven, doch das brühte ab. Wenn man kein Mitleid mit Untertanen hatte, wie konnte man dann welchen mit Soldaten und anderen Systemlords haben? Er fuhr mit dem Handgerät über das obsidiane Pult. Der Kommunikationsbildschirm sprang an. "Zerstört ein paar ihrer Städte, fünf sollten genügen." Ein leichter Ton von Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. "Sind sie sicher?" "Absolut." Das kam mit mehr Überzeugung und Kompromisslosigkeit rüber, als er es von sich selbst gedacht hätte. Funken ------ Irgendetwas lief schief, ganz gewaltig schief. Das Schiff zitterte, die Wände dröhnten, Druck auf seinen Ohren, Fiepen im Gehörgang. Funken prasselten gegen seinen Schild, zischten dabei wie Katzen, die nach der Beute griffen. Eine gewaltige Erschütterung ließ ihn rücklings auf den harten Boden fallen, sodass es ihm die Luft aus der Lunge presste. Ekelhaftes Knacken, irgendwo tief aus seinem Körper. Krämpfe der Angst schüttelten ihn, nebliger Dunst lag vor seinen Augen, heißer Tee verbrühte seine Haut. 'Steh endlich auf und beginn zu atmen, Idiot.', im Krieg wurde es nun mal ungemütlich. Nichts, was nicht vorhergesehen wäre, jegliche Option war geplant. "Meister, wir werden aus dem Orbit heraus angegriffen." Der "Meister" stand gerade wieder auf. "Notfallprotokoll ausführen." Ohne noch einen Blick für die Todgeweihten zu opfern erhob er sich und ging. Fast schon gleichgültig lief er den Gang entlang, neun weitere im Schlepptau. Eine Decke aus Todesgleitern legte sich schützend über das aufgeflogene Al-Kesh, sie wurde rasch dünner. "Zerstört es endlich." "Zu Befehl, Herr." Es war als ob man von einem Hochhaus aus mit Steinen auf Ameisen schmiss, und man das sadistischerweise noch durch ein riesiges Teleskop beobachtete. Nur das die Opfer verdammt schnell entwichen, und die Steine Löcher in die Hülle von Al-Kesh brannten. Wenn der riesige Bildschirm nicht wäre, könnte man glatt denken, seine Taten blieben ohne Wirkung. Das reichte ihm nicht, er musste mittendrin sein. Synchron neigten sich Ios Schiffe nach vorn, als könnten sie kippen. Wie in einem riesigen, materiereichen Strudel fielen die drei Mutterschiffe gen Erde. Plötzlich stoppten sie, von hier waren die Ziele leichter zu treffen. Das Schiff dieses Bastards hatte sich nicht großartig von der Stelle bewegt, sondern tänzelte herum wie ein angeschlagenes Tier und die gesamte Todesgleiterstaffel hatte sich zu einem regelrechten Schwarm um ihren Gott versammelt. Irgendetwas machte ihm Sorgen. Unbemerkt verließen zeitgleich zehn Todesgleiter das Al-Kesh und tauchten im Schwarm unter, woraufhin die ganze Masse explosionsartig nach vorn schnellte. 'Ein verzweifelter Fluchtversuch?' Io konnte damit nichts anfangen, er ließ einfach weiterfeuern. Träge setzten sich seine Schiffe in Bewegung, der Masse folgend. Das Gewimmel verdichtete sich, das einzelne kleine Bollwerk, in dem sich dieser ungehobelte Junge verstecken musste, war nicht mehr zu erkennen. Außerdem mischten sich noch ein paar andere Al-Kesh darunter. Verdünnung, ein uraltes Prinzip. 'Dann soll seine Flotte halt mit ihm untergehen.' Er, Io, war der größte Fisch im Wasser, zumindest in diesem Gewässer. Die Forelle konnte den Hecht niemals besiegen. Immer wieder verließen einzelne Gleiter das Kollektiv. Detonation, das Triebwerk schraubte den Todesgleiter des Gottes durch die Luft. Trotz der Trägheitsdämpfer wurde er nervös, als er die Landschaft unerträglich schnell vorbeisausen sah, und nichtsdestotrotz wurde es ihm speiübel, als es im Neunziggradwinkel steil nach unten ging, sie vermieden auch nicht, dass ihn die bebende Panik übermannte, als er die Erde unendlich schnell größer erscheinen werden sah. Der Gott war zu schwach, zu schreien, außerdem verspürte er keine Fallbeschleunigung, sein Körper vermittelte OK, die Augen jedoch den baldigen Tod, in einer gewaltigen, einer angemessenen Explosion. Fünf Meter über dem Boden kam der Hightechsarg beinahe zum Stillstand, fünf Meter vor der totalen Kollision. Der Autopilot hatte ihn nicht in Stich gelassen, als wäre nichts gewesen setzte das Gefährt zur Landung an. Wahrhaftig ein Todesgleiter, zweideutig. Er wischte sich den kalten Angstschweiß von der Stirn. Jetzt erst begriff er den Unterschied zwischen Soldat und Führer, er musste beides sein. Er verließ die Maschine und suchte in einem ausgebombten Gebäude Schutz. Er war sich zu nichts zu schade, er repräsentierte die neue Generation der SysLords, die jedes nur denkliche Leid für den Sieg eingingen. Er musste sich durchsetzen, ER musste seinen Vater beeindrucken, nicht seine Brüder. Selektion, auch System Lords waren ihr unterworfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)