Der Tag an dem Sesshomaru "komisch" war von Weissquell ================================================================================ Kapitel 9: Aus Spaß wird Ernst... --------------------------------- Es bedurfte einer geschlagenen Stunde, unglaublich sensibler Engelszungen und des kompletten, kläglichen Rests des Schokoriegelvorrates um Jaken wieder halbwegs zu beruhigen und ihm den momentanen Sachverhalt, einigermaßen begreiflich zu machen. Der batteriebetriebene Föhn war wie durch ein Wunder heil geblieben und so wechselten sich nun Sesshomaru und Rin damit ab, die frisch gewaschenen Kleider mit warmer Luft zu bearbeiten. Zwischendurch blieb es selbstverständlich nicht aus, dass sie sich auch mal gegenseitig damit bearbeiteten. Vom Feuer her ist also von Zeit zu Zeit ein fröhliches Kichern zu hören. Das trägt selbstverständlich keineswegs dazu bei, dass Jaken sich besser fühlt. Der kleine Gnom sitzt wie ein Häufchen Elend ein wenig abseits auf der Wiese und schiebt sich deprimiert den letzten Schokoriegel in den Mund. Das muss alles ein böser Traum sein! Inu Yasha hat sich nach der jüngsten Sitzattacke auf die oberen Äste eines nahestehenden Baumes verkrümelt. Ihm ist es lieber wenn er sich für die nächste Zeit erst mal außerhalb von Sesshomarus oder Kagomes Reichweite aufhält. Wer kann es ihm verdenken? Endlich ist es soweit! Der Föhn tut seine Wirkung und Sesshomarus Kleidung ist wieder trocken. Seufzend erhebt Miroku sich. Es gehört nicht viel dazu sich auszurechnen, dass ein Youkai, der einen Beistand beim Wasserlassen braucht, natürlich auch keine Ahnung hat wie man einen Hakama vernünftig bindet. Also wird auch hierbei wieder seine Hilfe gefragt sein. Also schön, bringen wir es hinter uns! "Na komm, Sesshomaru-chan! Richten wir dich wieder anständig her!", ruft er dem Youkai zu. Jaken bleibt nur der Mund offen stehen: Sesshomaru-chan? Aber dann winkt er resigniert ab. Das kümmert jetzt auch keinen mehr! Ein wenig wiederwillig reißt sich der Youkaiprinz von seinem neuen Spielzeug los. Doch dann folgt er Miroku gehorsam zwischen die Bäume und es dauert wirklich nicht lange und die beiden tauchen wieder in einwandfreiem Zustand bei den anderen auf. Sesshomaru strahlt. Nun fühlt er sich wieder gut. "Hey, das fühlt sich ganz warm an!", verkündet er begeistert. "Hähä...!", hüstelt Kagome verlegen, "Wie schön!" Während Sesshomaru Rin gerade die Temperatur seines Hakamas überprüfen lässt, beginnt Kagome in ihrem Rucksack zu kramen. "Hier müssen sie doch irgendwo sein....!", murmelt sie, "Wo hab ich bloß...?" Dann plötzlich streckt sie erleichtert ein kleines Glasfläschchen in die Höhe. "Da sind sie ja!", verkündet sie erleichtert. Wie gut, dass die Juwelensplitter unversehrt geblieben sind. Was man doch immer für Ängste um diese Dinger aussteht? Mit einem beruhigten Ausatmen betrachtet sie die rosaschimmernden Splitter in dem Fläschchen. Doch plötzlich erscheinen zwei schlanke Finger über ihr und ehe sie sich's versieht hat das kleine Fläschchen den Ort zwischen ihren Fingerspitzen verlassen. Irritiert schaut sie sich um. Mit großen Augen bestaunt Sesshomaru gerade die Splitter in dem kleinen Behälter. "Ui, die sind aber schön!", meint er beeindruckt. "Gib die sofort wieder her!", befiehlt Kagome tadelnd. Sie macht einen Schritt auf ihn zu, doch er springt rasch aus ihrer Reichweite. "Ich will sie mir erst angucken!", entgegnet er leicht trotzig. Doch Kagome ist diesmal nicht so ohne weiteres bereit den verspielten Youkai einfach gewähren zu lassen. "Gib sie wieder her! Das ist nichts für dich!" Doch wieder springt Sesshomaru rasch vor ihr davon. "Wieso nicht? Die sind hübsch!" "Ich wiederhole mich ungern!", versucht es Kagome etwas energischer, doch der schlanke Youkai scheint sich nur wenig darum zu kümmern. "Gib sofort die Splitter zurück!", ertönt es auf einmal unwillig von den oberen Ästen des nahen Baumes. Inu Yasha beobachtet das Treiben seines Bruder mit zunehmendem Missfallen. Doch noch immer scheint sich Sesshomaru nicht weiter darum zu scheren. In aller Seelenruhe beäugt er das Glasfläschchen und seinen Inhalt. Im zunehmendem Maße verärgert, verfolgt Inu Yasha das Verhalten seines Bruders. Eigentlich hatte er sich erst vor einer Weile geschworen, kein einziges Wort mehr mit seinem Bruder zu wechseln solange sein Zustand noch anhält, und wenn er schon dabei ist... am besten nie wieder! Dieser völlig verblödete Kindskopf hat es doch tatsächlich fertiggebracht, dass Kagome ihn mit dieser Jahrhundert-Sitzattacke beglückt hat. Im Augenblick kann er seine Freundin wirklich nur sehr eingeschränkt leiden und am liebsten würde er ihr jetzt mit vollster Genugtuung die Schuld geben an diesem, im wahrsten Sinne des Wortes, erniedrigendenden, und zudem noch überaus schmerzhaften Attentatsversuch; anders kann man es schon fast nicht mehr bezeichnen. Aber momentan bietet sich ihm hier ein viel besseres Zielobjekt an, das man für sein jüngste Strafaktion verantwortlich machen kann und das ist diese unaussprechlich nervige Landplage von Bruder! Dabei war er vorhin fast schon bereit gewesen, anzunehmen, dass sein Bruder... unter gewissen Umständen... möglicherweise... hin und wieder... schon beinah als nahezu passabler Gesprächspartner zu gebrauchen sein könnte. Inu Yasha verzieht das Gesicht. Nicht zu fassten! Ich konnte den Kerl sogar fast schon leiden. Und jetzt das! Erst werde ich seinetwegen unangespitzt in den Boden gerammt und nun reißt er sich die Juwelensplitter unter den Nagel. Der Kerl hat wirklich ein charmante Art um Schläge zu bitten! "Rück sie augenblicklich raus, sonst wird's hier gleich ungemütlich!", befiehlt Inu Yasha erneut und setzt sich auf. Doch Sesshomaru würdigt ihn keines Blickes. Die Tatsache, dass sein Bruder vorhin von Kagome so bestraft worden ist, bedeutet wohl, dass er hier anscheinend doch nicht so viel zu sagen hat. Für ihn ist Kagome irgendwie so was wie die Rudelführerin und Inu Yasha allenfalls ein Untergebener. Seine Anweisungen kann man also getrost ignorieren. Doch gerade das ist es was Inu Yasha jetzt wieder so tierisch aufregt. Seine Worte werden offenbar komplett überhört. Kann er so etwas dulden? Soll er so etwas dulden? Wird er so etwas dulden? Bestimmt nicht! Kurz schaut er zu Kagome hinunter die leicht verärgert und ein wenig hilflos auf der Wiese steht und ihre Augen nicht von den Splittern lässt. Man sieht ihr deutlich an, dass sie sie am liebsten wiederhätte. Eigentlich der perfekte Augenblick für Inu Yasha, um sich für die Sitzattacke von vorhin zu revanchieren und sich über sie lustig zu machen. Aber im Grunde möchte er ebenso wenig wie sie, dass Sesshomaru die Splitter des Juwels behält. Also wird er wohl doch eingreifen müssen. Schließlich schwingt er sich mit einem lässigen Sprung von seinem Ast herunter und landet ein wenig unsicher auf den Füßen. Dass ihm noch immer alle Rippen von vorhin wehtun, mag er sich nicht anmerken lassen. Ohne Kagome weiter zu beachten macht er einen Schritt auf seinen Bruder zu. Dieses eine Mal wird er ihr noch helfen, nur diesmal noch! Und wenn sie jetzt wieder auf die Idee kommt, ihn mit der Kette zu disziplinieren, dann war es das! Dann sind sie auf ewig geschiedene Leute. Inu Yashas Nerven sind in keinem guten Zustand und seine Geduld besteht praktisch nur noch auf dem Papier. "Also gut, Bruderherz", versucht Inu Yasha es mit ein wenig mehr Entgegenkommen, als seine momentane Gemütsfassung bereit ist zu tolerieren, "du hattest deinen Spaß, also mach jetzt keine weiteren Zicken und gib schon die Splitter her!" Sesshomaru schaut nun doch auf. Dann weicht er wieder zwei Schritte zurück. "Ich will sie mir erst noch angucken!", meint er trotzig. Inu Yasha setzt ein verdächtig freundliches Lächeln auf und geht weiter auf seinen Bruder zu. "Ich rate dir, überspann den Bogen nicht!" Sesshomaru weicht weiter aus; diesmal zur Seite. Offenbar wittert er hier ein neues Spiel mit dem Titel: Fang die Splitter! und ist nur allzu gern bereit mitzumachen. Mit einem neckischen Blitzen in den Augen grinst er seinen Bruder an, während Inu Yashas Geduld gerade dabei ist, sich endgültig in Rauch aufzulösen. Wieder macht er einen Schritt auf den Youkai zu. "Na komm, Sesshomaru-chan!", lockt er mit einem vertraulichen Lächeln, "Komm zu Papa!" Doch Sesshomaru schiebt nur die Unterlippe vor. "Du bist nicht mein Papa, du bist mein Bruder!", bemerkt er altklug. Nun platzt Inu Yasha der Kragen. "Ja, und als dein Bruder sage ich: Rück die verdammten Juwelensplitter wieder raus und zwar plötzlich! Wird's bald?" Schon will er sich auf Sesshomaru stürzen, doch der weicht nur flink aus und zwinkert Inu Yasha verschmitzt zu. "Erst musst du mich faaangen!", flötet der Youkai und umschließt das Fläschchen fest mit seiner Hand. Mit einem großen Satz springt er nun aus Inu Yashas Reichweite gerade als dieser seinen Bruder am Kragen packen will. Wütend fährt der Hanyou herum und funkelt seinen Bruder an. "Komm wieder her!", faucht er und setzt ihm nach. Doch Sesshomaru grinst nur weiterhin und weicht ihm erneut aus. Sofort ändert Inu Yasha die Richtung und springt wieder auf seinen Bruder zu. Wieder verfehlt er ihn nur um wenige Zentimeter. Sesshomaru kichert vergnügt. Ihm macht dieses neue Spiel einen Heidenspaß. Inu Yasha ist da etwas anderer Ansicht. Für ihn ist dies hier alles andere als ein Spaß. Grimmig beißt er die Zähne zusammen."Bleib gefälligst stehen, du elender Mistkerl, oder ich mach kurzen Prozess mit dir!" "Pöh, versuch's doch!", stichelt Sesshomaru ungeniert, "Fang mich doch erst mal, wenn du kannst!" "Na warte!", grollt Inu Yasha und setzt ihm sofort wieder nach. Kagome und die anderen folgen das Treiben der beiden inzwischen mit ziemlich besorgten Blicken. "Inu Yasha!", ruft sie ihm zu, "Pass besser auf, ok? Nicht, dass einer verletzt wird!" Diese Worte verursachen bei dem Hanyou doch einen schmerzhaften Knoten in der Magengrube. Schon wieder ergreift sie Partei für ihn! Immer ist sie auf der Seite seines Bruders. Seit der Kerl einen Dachschaden hat wird er von allen Seiten nur verhätschelt. Das stinkt ihm gewaltig. Nie zuvor hat man von ihm verlangt, sich gegenüber seinem Bruders so sehr zurückzuhalten. Dieser Dreckskerl! Ganz gleich ob Freund oder Feind, immer wieder schafft er es, ihm irgendwie ans Bein zu pinkeln. Für einen kurzen Moment schnauft Inu Yasha auf. Nein, er wird Kagome nicht zeigen wie sehr ihn das trifft. Er wird sich nicht anmerken lassen, wie sehr es ihn verletzt, dass sie mal wieder für jemanden anderen Partei ergreift! "Keine Sorge!", faucht er giftig zurück, "Ich tu ihm schon nichts...! Jedenfalls nicht viel! Wenn er die Splitter brav wieder rausrückt, kommt er mit n paar oberflächlichen Kratzern davon. Du brauchst dir also keine Sorgen um ihn machen. Dein neuer Kuschel-Youkai wird das schon überleben!" War sein Ärger jetzt grad doch etwas zu offensichtlich? Ach, scheiß drauf! Mit Kagome kann er sich später befassen. Erst mal wird dieser Warmwasser-Youkai auseinandergenommen... wenn er ihn endlich mal erwischen würde! Mit großen Augen hat Kagome seine Worte vernommen. Zunächst bringt sie kein Wort heraus. Ihr besorgter und nun doch etwas reumütiger Blick, geht zu ihrem Freund hinüber. Dann murmelt sie leise: "Inu Yasha... ich mach mir doch gar nicht Sorgen um Sesshomaru!" Doch der Hanyou hört es gar nicht. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt seinem Bruder nachzusetzen. Immer wieder greift er ins Leere und das tut seiner Laune keinesfalls gut. "Daneben!", hört er Sesshomaru wieder amüsiert rufen. Er springt ihm nach. "Wieder daneben!", meint Sesshomaru erneut. Inu Yasha ist inzwischen auf hundertachtzig. Das wird der Kerl ihm büßen! Und wie er ihm das büßen wird. Wenn er ihn nur erst in die Finger bekommt. Nur eine Hand um seine Kehle! "Schon wieder vorbei!", grinst Sesshomaru triumphierend. Inu Yasha kocht. Der Kerl macht sich lustig über mich! Er macht sich wahrhaftig lustig über mich! Dieser miese, arrogante, dreckige...!!! Er bleibt einen Momentlang stehen. Sein Bruder postiert sich mit einem schalkartigen Grinsen gerade eben außerhalb seiner Reichweite. Inu Yasha funkelt ihn tödlich an. Was zuviel ist, ist zuviel! Jetzt reicht es ihm endgültig. Dem Kerl wird das dämliche Grinsen gleich vergehen, dafür wird er persönlich sorgen! "Hier hört der Spaß auf!", grollt er, "Zum letzten Mal: Her mit den verdammten Splittern, oder wir zwei bekommen ein echtes Problem! Wenn du Wert darauf legst, noch mal Bekanntschaft mit Tessaiga zu machen, dann mach nur so weiter! Also rück sie raus und lass die albernen Faxen, sonst vergesse ich mich!" Für einen kurzen Moment scheint Sesshomaru angestrengt über diese Möglichkeit nachzudenken, doch dann guckt er Inu Yasha nur mit einem bewusst provozierenden Grinsen an und meint: "Nö!" Und dann hüpft er auch schon wieder fröhlich ein paar Schritte weg. In genau diesem Moment springen bei Inu Yasha sämtliche Sicherungen raus. Mit einem wütenden Grollen stürzt er sich auf seinen Bruder. "Du Scheißkerl! Jetzt kannst du echt was erleben!" Wieder versucht Sesshomaru ihm auszuweichen, doch diesmal ist Inu Yasha schneller. Oh nein! So haben wir nicht gewettet! Was glaubt er Kerl eigentlich wer er ist? Von dem lass ich mich keine Sekunde länger verarschen! "Genug gespielt! Sankontessou!" Mit einem wütenden Hieb gehen Inu Yashas scharfe Klauen auf Sesshomarus Gesicht nieder. Blut spritzt auf. Kagome und die anderen halten erschrocken die Luft an. Tief atmend bleibt Inu Yasha einen Moment stehen. Er ist selbst ein wenig überrascht, dass sein Angriff ein Erfolg war. Er schaut auf; über Sesshomarus linke Wange ziehen sich drei tiefe Schnitte die von seinen Krallen herrühren und Blut läuft ihm über die Wange. Das Lächeln ist von Sesshomarus Gesicht verschwunden und ist einer verblüfften Mine gewichen. Eine Sekunde lang hält er wie erstarrt inne. Doch dann urplötzlich verfinstert sich sein Blick und er faucht: "Auu...! Das tat weh!" Im gleichen Augenblick schießt eine beängstigende Röte in seine Augen und Krallen wie Fangzähne treten deutlich hervor. Was dann geschieht, geht so schnell, dass die anderen es kaum verfolgen können. Einen Wimpernschlag später ragt Sesshomaru groß vor dem leicht irritierten Hanyou auf und noch ehe der nur darauf reagieren kann, hat der aufgebrachte Youkai ihm auch schon links und rechts einen heftigen Hieb verpasst, so dass er ein Stück entfernt unsanft auf dem Boden aufschlägt. Doch damit nicht genug. Schon ist sein Bruder wieder über ihm; noch immer mit rotglühenden Augen, noch immer zornig. "Pass gefälligst besser auf!", schnaubt er wütend und dann geht ein wahrer Hagel an Hieben auf den völlig überrumpelten Hanyou nieder. Inu Yasha kann sich kaum zur Wehr setzen. Wer hätte denn schließlich damit rechnen können, dass die heitere Stimmung seines Bruders von einem auf den anderen Moment so derart frappierend umschlagen könnte? Er zumindest nicht und so hat er den wütenden Attacken seines Bruders kaum etwas entgegenzusetzen. Der ungehaltene Youkai hat sich über ihn gekniet und schlägt immer wieder mit gezückten Klauen auf seinen wehrlosen Bruder ein. Alles was Inu Yasha tun kann, ist schützend die Arme vor Gesicht und Oberkörper zu halten, doch viel Deckung bietet es nicht. Sein Bruder schlägt gnadenlos immer wieder auf ihn ein und es gelingt ihm einfach nicht, ihn abzuschütteln. Wie durch einen warmen, roten Vorhang vernimmt er schwach Kagomes spitzen Schrei: "Inu Yasha!" Dann nimmt er gerade noch wahr, dass das Gesicht seines Bruders aus seinem Gesichtsfeld weggezogen wird und dann übermannt ihn endlich willkommene Schwärze. "Bist du wahnsinnig? Was machst du denn?", Kagomes Stimme überschlägt sich beinah. Ohne auch nur einen Gedanken an ihre eigene Sicherheit zu verschwenden, ist sie zu dem rasenden Youkai hinüber gelaufen und hat versucht ihn von ihrem Freund wegzuzerren der nun reglos und blutüberströmt am Boden liegt. Zum Glück haben Miroku und Sango ihre Absicht sogleich durchschaut und sind ihr rasch zu Hilfe gekommen. So sind sie praktisch gemeinsam bei Sesshomaru angekommen und mit vereinten Kräften haben sie ihn von seinem Gegner fortgezogen. Glücklicherweise hat der Youkai es ohne weitere Gegenwehr mit sich geschehen lassen. Nun hockt er ein wenig irritiert auf der Erde und wird von Miroku und Sango festgehalten während Kagome neben Inu Yasha kniet und mit zittrigen Fingern seinen Zustand untersucht. Oh bitte, lass ihn nicht tot sein! Nein, welch ein Glück, er atmet noch, wenn auch nur flach! Ruckartig dreht sie sich wieder zu Sesshomaru um wirft ihm einen fassungslosen und zugleich wütenden Blick zu. "Bist du noch zu retten? Du hättest ihn töten können! Was hast du dir bloß dabei gedacht? Du hast doch wohl gemerkt, dass er keine Lust auf Spielchen hatte. Wenn du ihn so ärgerst, musst du damit rechnen, dass er dir eine verpasst. Aber das ist noch lange kein Grund so auf ihn loszugehen!" Kagomes Stimme schwankt zwischen Zittern und Hysterie. Das Mädchen steht noch immer unter Schock. Das ist alles meine Schuld!, macht sie sich Vorwürfe. Ich hätte das gleich von Anfang unterbinden sollen! War ja klar, dass das mit den beiden nicht auf Dauer gut geht. Ich war zu leichtsinnig! Ich habe vergessen, dass Sesshomaru eigentlich ein ziemlich gefährlicher Kerl ist. Oh Inu Yasha, du hattest recht! Du hast ihm die ganze Zeit misstraut und ich hab nicht auf dich gehört. Und dann habe ich doch auch vorhin erst wieder so doll mit dir geschimpft. Bei der Sitzattacke hab ich wirklich überreagiert. Und nun so was! Es tut mir so leid! Tränen treten ihr in die Augen. Betretene Stille macht sich auf der Lichtung breit. Nur Kagomes unterdrücktes Schluchzen ist zu hören. "Das... wollt ich nicht!", hört man plötzlich Sesshomarus leise Stimme, "Das wollte ich wirklich nicht! Das... das musst du mir glauben!" Mehrere skeptische und wachsame Augenpaare gehen nun in seine Richtung. Der Youkai wirkt sehr geknickt. Verzagt senkt er den Kopf: "Ich... ich hab mich doch bloß erschrocken. Und dann bin ich eben wütend geworden. Ich weiß auch nicht... Ich wollt ihn gar nicht verletzen." "Du hast ihn aber verletzt!", funkelt Kagome aufgebracht, "Du bist nun mal der Stärkere von euch. Er hatte dir doch gar nichts entgegenzusetzen. Er war völlig wehrlos und du schlägst weiter auf ihn ein. Das ist wirklich mies von dir! Du bist echt das Letzte!" "Tut mir doch leid!", versucht Sesshomaru es noch mal, seine Stimme ist kaum noch zu hören und er meidet Kagomes Blick. "Davon wird es auch nicht besser!", meint Kagome bitter und wendet sich wieder Inu Yasha zu. Noch immer liegt er besinnungslos neben ihr und rührt sich nicht. Sein Atem geht ungleichmäßig und er hat viel Blut verloren. "Sango...?", meint Kagome leise, "kannst du mir bitte die Verbände aus meinem Rucksack holen. Die Dämonenjägerin nickt und erhebt sich. Im Augenblick scheint der Youkai sich wieder beruhigt zu haben und keine Bedrohung darzustellen. Eine Bewachung scheint momentan nicht erforderlich zu sein. Rasch geht sie zu dem Rucksack hinüber und beginnt darin zu kramen. Doch plötzlich schaut sie auf. "Kagome... es sind keine Verbände da!" "Was?" Kagome fährt überrascht herum, "Das kann doch gar nicht sein! Ich weiß doch, dass ich welche eingepackt habe." Hastig springt sie auf und läuft zu ihrem Rücksack wo sie ebenfalls zu kramen anfängt. Doch auch sie wird nicht fündig. "Ähm...!", räuspert Miroku sich, "Wenn ihr diese kleinen, weißen Päckchen meint... also die liegen noch immer in der Schlucht. Eine uns wohlbekannte Person hat die nämlich bei seiner Suche nach den Schokoriegeln wild durch die Gegend geschmissen. Ich hätte sie ja wieder mitgebracht, aber du sagtest doch mal, dass es nicht so gut ist wenn sie schmutzig werden und... na ja, also deshalb... hab ich sie eben da gelassen." Augenblicklich wandern sämtliche Augen zu dem schwitzenden Jaken hinüber und er fühlt sich gerade völlig zurecht von finsteren Blicken durchbohrt. Da aber offenbar jetzt an der Situation nichts mehr zu ändern ist, kommt er gerade noch um eine gehörige Strafaktion herum. Erleichtert atmet er aus, als sich die besorgten Blicke wieder Inu Yasha zuwenden. Kagome hat sich wieder neben ihm niedergelassen und überlegt fieberhaft wie sie ihm mit seinen Verletzungen Erleichterung verschaffen kann, doch ihr Kopf ist wie leergefegt. Sein leicht rasselnder Atem bereitet ihr Sorgen und er fühlt sich ungewöhnlich warm an. Das Schweigen über der Lichtung wird immer bedrückender. Sango hat Wasser zum Kochen gebracht und Miroku hilft mit ein paar improvisierten Stoffstreifen aus, mit denen Kagome beginnt, Inu Yashas Wunden behutsam vom Blut zu befreien. Ein paar Schritt entfernt sitzt Sesshomaru bekümmert auf dem Boden und kann seinen Blick nicht von seinem Bruder wenden. Wenn man genau hinschaut kann man erkennen, dass seine Hand leicht zittert und er gelegentlich schwer schlucken muss. Niemand redet mit ihm. Der stillschweigende Ärger über ihn hängt drückend in der Luft. Er ist sich nur allzu klar darüber, dass er einen schweren Fehler gemacht hat und nun alle deswegen sauer auf ihn sind. Lage Zeit sagt er nichts doch dann meint er. "Also hat er doch Recht gehabt. Ich bin wirklich gefährlich!" Niemand erwidert etwas. "Dabei wollte ich das doch gar nicht!", seine Stimme schwankt leicht. Noch immer reagiert keiner auf ihn. Sesshomaru versucht es noch einmal. Diesmal wendet er sich an Kagome: "Wird er sterben?" Kagome hat ihm den Rücken zugewandt. "Ich hoffe nicht!", meint sie leise, "Du hast ihn ganz schön zugerichtet." "Tut mir leid! Das wollte ich wirklich nicht!", der Youkai klingt aufrichtig reumütig. Betrübt sitzt er auf dem Boden, hat den Arm um die Knie geschlungen und starrt vor sich hin. "Er hat mir erzählt, dass wir uns nie wirklich verstanden haben. Er sagte ich wäre früher schon gemein zu ihm und zu anderen gewesen, aber ich dachte er übertreibt. Ich dachte, dass das doch gar nicht sein kann... Er war zwar die ganze Zeit so mürrisch aber er hat doch mit mir gespielt!" Kagome wendet sich nun doch zu ihm um. Sesshomaru schaut noch immer zu Boden. "Und ihr wart doch alle so nett zu mir... Warum wart ihr denn so lieb zu mir wenn ich eigentlich euer Feind bin? Wie kann das sein? Da stimmt doch was nicht? Wer bin ich und warum kann ich mich bloß nicht erinnern?", es klingt fast schon verzweifelt, "Ich wollte doch bloß wissen wer ich bin... und was mache ich? Ich töte beinah meinen... Bruder! Kein Wunder, dass er mich hasst! "Dabei war ich doch so froh als ich gehört habe, dass ich noch eine Familie habe. Aber alles was ich sonst über meine Familie weiß, ist, dass sie fast alle tot sind. Mein Vater, meine Mutter... der Einzige der mir geblieben ist, ist mein Bruder! Und jetzt durch dieses dumme Versehn kann es sein, dass ich auch ihn noch verliere. Das ist einfach nicht fair!" Sesshomaru kann es nicht verhindern, dass seine Stimme, bei diesen Worten ab und zu, unwillkürlich in die höheren Tonlagen abdriftet. Nun steht er langsam vom Boden auf und macht ein paar zaghafte Schritte auf seinen reglosen Bruder zu. Kagome behält ihn derweil argwöhnisch aber auch ein wenig verwundert im Auge. Täuscht sie sich oder ist der Youkai leichenblass geworden? Bei näherer Betrachtung stellt sie fest, dass seine Unterlippe leicht bebt und in seinen Augen großer Schmerz liegt. Der Zustand seines Bruders scheint ihn wirklich sehr mitzunehmen. Nun lässt sich der weißhaarige Youkai direkt neben ihr ins Gras sinken und betrachtet den noch immer bewusstlosen Hanyou mit eigenartig glänzenden Augen. Kagomes Brauen heben sich erstaunt. Das kann doch gar nicht sein! Sind das etwa... Tränen? Nein unmöglich, sie muss sich täuschen! Nun streckt Sesshomaru zögernd seine Hand nach Inu Yasha aus. Seine krallenbewehrten Finger streifen behutsam über eine Schnittwunde an seinem Oberarm. Inu Yashas Gesicht verzieht sich ein wenig zu einer schmerzvollen Mine. Sesshomaru schluckt schwer. "Es tut mir leid!", flüstert er noch einmal. "Ich wollte dich nicht verletzen!", seine Stimme schwankt. "Du darfst nicht sterben, ...Bruder!", wieder wird seine Stimmlage unwillkürlich höher; er kann es nicht verhindern. Fast schon zärtlich ergreift er nun die leblose Hand seines Bruders. "Wenn du auch noch stirbst... dann habe ich doch niemanden mehr! Dann bin ich wieder alleine! Was... was soll ich denn dann machen?" Und dann kann er nicht länger an sich halten. Tränen treten ihm in die Augen und laufen kurz darauf in kleinen Rinnsalen seine Wange hinunter. Er senkt den Blick, sodass seine Ponyfransen sein Gesicht halb verdecken, nur seine Mundwinkel zucken noch verdächtig. Wie ein Häuflein Elend sitzt der Youkaiprinz da, hält die Hand seines Bruders fest und weint leise vor sich hin. Zu hören ist fast kein Laut nur seine leicht bebenden Schultern verraten ihn; und ein gelegentlicher, heller Wassertropfen der von seinem Kinn hinab auf seinen Handrücken tropft. Weder Kagome noch einer von den anderen ist fähig, ihre Verwirrung in Worte zu fassen oder darauf irgendwie zu reagieren. Hier sitzt Sesshomaru, ein Fürst der Hundeyoukais und normalerweise die Kaltherzigkeit in Person und weint dicke Kullertränen aus tiefster Seele über die Verletzungen seines, bis vor kurzem noch verhassten, Halbbruders die er ihm in einem kurzen Moment der kindischen Impulsivität zugefügt hat. Dies ist alles so dermaßen widersprüchlich, dass man von ihnen einfach nicht erwarten kann, jetzt hierauf sinnvoll zu reagieren. Mal ganz abgesehen davon, dass es hier wohl niemanden gibt der unter den gegebenen Umständen ein irgendwie tröstendes Wort für den weinenden Youkai finden könnte. Was soll man ihm auch sagen? Welche Worte könnten den Youkai mit seinem derzeitigen, kindlichen Gemüt überhaupt erreichen? Nein, da gibt es wirklich nichts Erleichterndes zu sagen. Noch immer beben Sesshomarus Schultern. Ein leises Wimmern ist zu hören und behutsam drückt er die Hand seines Bruders etwas fester. Der schmerzhafte Knoten in seiner Brust will einfach nicht weggehen. Was soll er denn machen? Es tut ihm alles so schrecklich leid, aber Kagome hat Recht, das ändert nichts. Was wenn er wirklich stirbt? Ein neuer Schwall Tränen steigt ihm in die Augen. Er kommt sich plötzlich so klein und verloren vor. Auch wenn er sich an fast nichts erinnert, er hat irgendwie den Eindruck, dass dieses Gefühl völlig neu für ihn ist und er weiß nicht was er machen soll. Ist hier denn niemand der ihm helfen kann? Da auf einmal spürt er etwas. Sehr zögerlich legen sich zwei kleine, dünne Arme um seinen Hals und ziehen ihn vorsichtig an sich. Sesshomaru hebt den Kopf. Seine Augen glitzern feucht. Neben sich sieht er Rin die ihn schüchtern anlächelt. Sie kniet neben ihm und hat ihre Arme sanft um ihn gelegt. Kleine, sanfte Finger streifen über seinen Kopf . Sesshomaru schluckt. Irgendwie tut das gut. Und plötzlich weiß er auch was ihm gefehlt hat. Was Worte nicht ausdrücken können, hat das kleine Mädchen erkannt und auch sogleich ihrem großen Freund zukommen lassen: Verständnis und bedingungsloses Mitgefühl. Sesshomarus Wimmern verwandelt sich nun doch in ein tiefes Schluchzen und dann legt er seinen Kopf auf Rins Schulter und vergräbt heulend sein Gesicht in ihrem Gewand während die Kleine ihn nur weiter im Arm hält und ihn einfach weinen lässt. Nur hin und wieder streichelt sie ihm leicht über seine weichen, weißen Haare. Sie ist glücklich! Endlich konnte sie auch mal etwas für ihren Herren tun; etwas was niemand sonst für ihn jemals hätte tun können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)