Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 38 - Ende der Qualen ---------------------------- Tares hatte die Prinzessin in kürzester Zeit erreicht. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Gruppe einzuholen und folgte ihnen, eher gemächlich, mit beachtlichem Abstand. Keiner von ihnen war, wie es schien, auch nur auf die Idee gekommen, auf sie zu warten. „Geht es dir gut?“, fragte der Troll sogleich. Sie machte auf ihn einen irgendwie bekümmerten Eindruck. „Ja“, gab sie zurück, doch ihre Antwort lies unschwer das Gegenteil der Fall sein. „Was hast du denn?“, fragte er weiter. Elya schniefte. „Du ignorierst mich!“ „Was?“ Tares war erschüttert. „Wie kommst du denn darauf?“ Geduldig wartete er auf eine Antwort. „Seit du Moros ... Du scheinst mich nicht mehr so recht wahrzunehmen ...“ „Unsinn!“ Der Troll war verwirrt. „Das bildest du dir nur ein!“ Einige Schritte liefen sie schweigend nebeneinander her. „Du warst es doch, der es unangenehm war, wenn ich dir im Beisein der Anderen zu nahe gekommen bin. Ich wollte dich nur vor weiteren Schamgefühlen bewaren.“ Auf diese Worte hatte sie jetzt keine so recht passende Antwort. Die Elfe versuchte ihn mit leicht erhöhtem Tempo abzuhängen. Tares jedoch fasste nach ihrem Arm und hielt sie an. „Jetzt hör mal. Das ist doch albern! Du irrst dich!“ Er nahm ihre Hände und hockte sich vor ihr auf den Boden. „Was die anderen von mir denken ist mir Einerlei.“ Er schaute bei diesen Worten zu ihr auf. „Ich liebe dich. Niemals würde ich dich ignorieren!“ Langsam legte sich das Wütende in ihrem Blick. Sie spürte, wie ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Wie liebte sie es, wenn er sie auf diese Art anschaute. Die Stärke, welche dieser Mann stets ausstrahlte ... Tares erhob sich wieder und drückte sie an sich. Er hatte nicht vor, sich mit dieser Frau zu streiten. Er wollte die Zeit, die er noch mit ihr hatte, genießen. Vielleicht sah er sie nie wieder. Seine Tränen, bei diesem Gedanken, unterdrückte der große Kerl tapfer. Einige Sekunden hielten sie sich wortlos fest, dann hatte die Realität sie zurück. „Wir sollten uns beeilen.“ Der Troll gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen. „Dein Vater wartet sicherlich bereits recht ungeduldig.“ Er nahm Elyana an die Hand und beide beschleunigten ihre Schritte. Die Burg selbst wirkte verlassen. Sogar das große Tor ließ sich ohne Probleme öffnen. Niemand schien sich dahinter zu verbergen. Sofort nach dem Antreffen der Beiden, hatte Tares den Soldaten das Bündel erneut abgenommen. „Wo verkriecht ihr euch?“, fluchte der neue Herr dieses Reiches. „Kommt gefälligst hervor!“ Endlich vernahmen sie das klingen von Metall. Es war Zaltór, welcher derweil die Regierung dieses Reiches vorgenommen hatte, und jetzt heraustrat. In Tares Gesicht machte sich ein unheimliches Grinsen breit. „Onkel Zaltór“, begann er mit falscher Freundlichkeit und schnappte sich sogleich Rions Waffe. Dieser versuchte jedoch nicht, ihn davon abzuhalten, da er auch jetzt noch recht angeschlagen war. „Wie konntet ihr hier hereinkommen!?“, wurde der Troll erbost angeschrieen. Die Elfensoldaten zogen ebenfalls ihre Waffen. Tares rollte dem Angreifer den Kopf vor die Füße. Beim Anblick dessem bekam er das Zittern. „Wenn Ihr keinen Ärger wollt – oder gar Eueren Tod – dann verlasst sofort Oryeras!“ Sogleich senkte er sein Schwert. „Ich habe nur die Befehle Eueres Vaters ausgeführt. Ich bin unschuldig!“ Dieser Mann war ein Feigling. Versuchte er sich doch tatsächlich hinter diesen schäbigen Worten zu verstecken. „Verschwinde! Bevor ich es mir anders überlege!“ Tares nahm ihm sein Schwert aus der Hand und deutete stumm in Richtung Ausgang. „Solltet Ihr dann noch in der Stadt sein...“ Er sprach nicht weiter. Diesmal hatte er bemerkt wie die junge Elfe vor Schreck die Luft angehalten hatte. Würde er diesen Mann wirklich töten, wäre er nicht im Geringsten besser als sein Vater. Die Treppe, welche zu den Kerkern hinunter führte, befand sich ganz am Ende des Ganges. Ein unangenehm muffiger Geruch wehte hier allen um die Nase. Sie stiegen die breite Steintreppe hinab. Die Aufregung und Nervosität aller war so stark, das diese fast schon knisterte. Der unangenehme Gestank, der ihnen bereits oben entgegenwehte, hatte seinen Grund gefunden. In der ersten Zelle verrottete doch tatsächlich – zum entsetzen aller – einer von Moros eigenen Leuten. Schnellstens eilten sie vorbei. Die Gruppe ahnte Schlimmes und beschleunigte ihre Schritte. In der vierten Zelle hockte eine Gestalt. Sie saß an die Wand gelehnt und bewegte sich ebenfalls nicht. „Vater?“, fragte Elya eher kleinlaut. Es dauerte eine Weile, bis der Gefangene den Kopf hob. Er wirkte ungeheuer gealtert. Falten durchzogen sein ganzes Gesicht. „Elyana, Liebes. Du bist es wirklich!“ Er erhob sich wankend. Der Schlüssel hing auch, wie in Sesárs Burg, nicht weit von der Tür. Sogleich schloss einer der Ritter diese auf. Elyana hastete auf ihren Vater zu und drückte ihn, in der Zelle stehend, an sich. Der Elfenkönig überhäufte sie mit Küssen. Ihre Tränen der Freude, waren unaufhaltbar. „Vater...“, hauchte sie mit zitternder Stimme. Er schaute kurz auf, um zu sehen wer außer seiner geliebten Tochter noch hier eingetroffen war. „Wie ich sehe, habt Ihr Euer Wort gehalten“, brachte Sesár mit zitternder Stimme hervor und musste sogleich von Elya gestützt werden, da ihn die Kraft verließ. Der Troll verbeugte sich vor dem König. „Jawohl, Eure Majestät.“ Elyana wand überrascht den Blick zu Tares. „Was soll das heißen?“ Sie wollte schnellstmöglich eine Antwort, doch der Troll schaute nur weiterhin schweigend zu Boden. „Was soll das heißen, ...sein Wort gehalten!?“ So langsam wurde sie ungeduldig. Mit finsterer Miene schaute sie erneut zu ihrem Vater. „Hattet ihr etwa eine Abmachung? Warum bekomme ich keine Antwort?!“ „Beruhige dich doch bitte Liebes“, versuchte es Sesár mit netten Worten. „Dieser Mann hat lediglich geschworen, dich vor dem Tod zu bewaren.“ Auf sein gutmütiges Lächeln bekam er trotz allem nur einen finsteren Blick als Antwort. „Das kann ich nicht glauben. War das etwa die ganze Zeit nur ein Spiel?“ Wütend schaute die Elfe Tares an. „Er soll gehen!“ Nur zögernd wagte er es, ihr in die Augen zu sehen. Da Tares nicht ging, wie sie es verlangt hatte, war sie es, die mit großen Schritten an allen vorbei stapfte und das Gebäude wieder verließ. Auch wenn ihre Freude unendlich groß war, ihren Vater endlich wieder zu haben, raubte der Gestank hier unten ihr sämtliche Luft. Die Übelkeit, welche in ihr aufstieg, wurde unaushaltbar. Sie musste hier heraus. Rion trat heran. Er nahm endlich wieder sein Schwert an sich und packte es weg. Tares wollte ihr nach, blieb dann aber doch auf der zweiten Stufe stehen. „Es tut mir leid Elya. Ich wollte nicht das...“ Er brach seinen Satz ab und schlug stattdessen mit der Faust gegen die Wand, welche sofort zu bröckeln begann. Alle fuhren zusammen. Verschämt über sein Verhalten und zutiefst traurig über seine jetzige Situation ließ er sich auf der Treppe nieder. Wie konnte er sich nur einbilden, bei diesen Leuten hier – bei seiner Herkunft – eine Chance zu haben. Vor allem nach dem, was alles geschehen war. Elyana spürte die Tränen in sich aufsteigen. Niemals hätte sie damit gerechnet. Sie schaute mit verschwommenem Blick in die Ferne. Wie konnte Tares nur. Wie konnte dieser Mistkerl die ganze Zeit nur mit ihr spielen? Sie hätte es wirklich wissen müssen. Wütend ballte sie die Fäuste und kniff die Augen fest zusammen, als eine alte Erinnerung sie wieder einholte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)