Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 35 - Heimwärts ---------------------- „Ihr werdet seine Leiche verbrennen. Nichts soll mehr an ihn erinnern, verstanden?!“ Die Trolle nickten nur. „Seinen Kopf nehmen wir mit, als Beweiß!“ Elya fuhr zusammen. Derartiges hatte sie Tares noch nie sagen hören. Irgendwie klang er nicht nach sich selbst. Trotz das sie so nah neben ihm stand, schien er sie nicht weiter zu beachten. Moros Blut klebte auch an seinem Hemd. Tares wand Rion jetzt den Blick zu. „Du hast gut gekämpft“, lobte er diesen. „Quäl mich nicht mit deinem falschen Trost!“, maulte der Elf sichtlich beleidigt. Um sich nicht noch länger das gegenseitige Beschimpfen anzuhören, erhob Lena das Wort. „Wir werden jetzt gehen.“ Tares zitterten auch jetzt noch die Beine. Die zierliche Frau hielt ihm Poras Haarband entgegen. „Ich finde, du solltest es haben.“ Dankbar nahm er dieses an sich. „Ich danke dir Lena. Du warst wirklich eine große Hilfe.“ Er drückte sie kurz an sich. „Pass auf dich auf.“ Sein suchender Blick hatte Laris erst nach einigen Sekunden erfasst. „Pass auf euch Beide auf. Vielleicht ist es dir wirklich möglich, Laris zu heilen.“ Als dieser seinen Namen hörte, kam er überraschenderweise heran. Lena befreite sich aus der Umarmung. Die rothaarige Elfe neben ihm hatte Tränen in den Augen. Sofort drückte auch diese Lena an sich. „Du wirst mir fehlen“, sagte sie schniefend und mit zitternder Stimme. „Ihr werdet mir Beide fehlen.“ Sie war sich sicher, dass sie die beiden niemals wiedersehen würde. „Ich hoffe so sehr, dass diese Sache hier nicht ganz umsonst war und dein Vater noch am Leben ist“, flüsterte sie, um von Laris nicht gehört zu werden. Noch ein letztes Mal drücke sie die schlanke Frau an sich. „Lasst es euch gut gehen.“ Mit diesen Worten gab sie die Elfe frei und wand Rion einen kurzen Blick zu. Diesen würde sie ganz sicher nicht umarmen. Zu sehr hatte er sie persönlich enttäuscht. „Lebt wohl“, sagte sie stattdessen. Ließ ihren Blick dabei jedoch bereits wieder schweifen. „Lass uns gehen“, sagte sie lächelnd und streckte die Hand nach Laris aus. Keinesfalls wollte sie noch länger hier stehen und darauf warten, dass auch sie in Tränen ausbrach. „Wo gehen wie hin?“ Er schaute verängstigt. „Wir gehen jetzt in meine Welt – in die Welt der Menschen.“ Er schaute erneut zurück. Von diesen Leuten kannte er niemanden, also konnte er genauso gut ihr folgen. Der Unterschied war nur, dass er sich bei dieser Frau irgendwie sicher fühlte. Ein letztes Mal warfen sie Moros kopflosen Leichnam einen angewiderten Blick zu. Lena nahm die Hand des Elfen und beide liefen noch bis ans Ende der Brücke. Von hieraus waren sie weit genug von allen entfernt. Lena zog den Brief mit dem Spruch, welcher sie nach Hause bringen sollte, hervor. Sie atmete tief durch. Das Medaillon trug sie um ihren Hals. In der einen Hand das Papier und mit der anderen klammerte sie sich an die des Elfen. Dabei las sie die wenigen Worte laut vor. Auch diese ergaben für Lena keinen Sinn. Es dauerte einige Sekunden, dann wurde es schlagartig hell. Ein ungeheuerer Wind ging von dieser Lichtquelle aus. Dieser Sog hatte die beiden recht schnell verschluckt. Der Schein verschwand und das Paar war dieser Welt entschwunden. Wie gebannt standen alle da und schauten auf das Licht, bis es verschwunden war. Die gespannte Situation hatte sich mittlerweile wieder etwas gelegt. Tares hob den Kopf und schaute sich suchend um. Narkis war verschwunden. Unruhig lief er die Brücke zur Burg wieder zurück. War ihm etwa in diesem Handgemenge etwas geschehen? Nach einigen Schritten vernahm er ein Wimmern. In einer der Ausbuchtungen des Brückengeländers hockte er ganz eng zusammengekauert und weinte leise vor sich hin. Erleichtert, dass seinem Brüderchen nichts passiert war, fiel Tares ein Stein vom Herzen. „Geht es dir gut, Kleiner?“, fragte er vorsichtig. Narkis starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Du hast....“, begann er mit zitternder Stimme, sprach jedoch nicht weiter. Tares wurde sehr unruhig. Er hatte bei seinem Tun auf niemanden Obacht gegeben und jetzt war sein Bruder vollkommen am Ende. „Es tut mir so leid, dass du das mit ansehen musstest.“ Tares strich ihm vorsichtig über die Schulter. Der Junge sagte kein weiteres Wort. Diese Stille schien Tares so langsam zu erdrücken. „... aber... mir blieb nichts anderes übrig. Verachtest du mich jetzt?“ Narkis sprang auf und viel seinem großen Bruder um den Hals. „Du darfst mich nicht auch noch allein lassen!“ Er drückte ihn fest an sich. „Niemals!..“ sprach er leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)