Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 12 - Entschuldigungen ----------------------------- Der nächste Morgen begann ausnahmsweise einmal mit Sonnenschein. Einige der Sonnenstrahlen kitzelten Lena an der Nase. Als sie sich umdrehte, war niemand im Zimmer. In dieser Nacht hatte sie richtig gut schlafen können, im Gegensatz zur letzten. Laris war sicherlich schon aufgestanden. Doch plötzlich saß sie vor Schreck im Bett. Hatte Elya sie nicht gebeten seinen Säbel zu verstecken? Sofort sprang sie auf und lief gleich ans Fenster. Die beiden Elfen waren im Garten beschäftigt und Laris machte von hier aus einen ganz normalen Eindruck auf sie – wenn man bedenkt, dass Lena damit einen Elfen meinte. Beruhigt machte sie sich ebenfalls auf den Weg nach unten. Warum hatte er sie nicht geweckt? Sicherlich könnten sie ihre Hilfe gebrauchen. Auf dem großen Küchentisch stand wieder die Schale mit den Früchten. Lena hatte sich vorgenommen, auch einmal ein paar der unbekannten Sachen zu essen. Die kleinen Früchte, welche Laris dem kleinen Haustier gestern zuwarf, sahen ganz lecker aus. Mit ihrer Größe und Form erinnerten sie stark an Weinbeeren. Nur waren diese hier eher orange von der Farbe. Nachdem sie sich einige von ihnen eingeworfen hatte, öffnete sich langsam die Tür. Lena lächelte erfreut doch ihr Gesicht verzog sich ganz schnell wieder. Sicherlich hatte sie sich geirrt als sie daran dachte, dass das ein guter Tag werden sollte. Tares trat ein. Wieder schaute er so von oben herab als wäre er etwas Besseres. Lena riss sich zusammen. Sie wollte dieses mal keine Angst zeigen. Hastig kaute sie hinter. Der Troll kam nähr. „Keinen Schritt näher!“ Sie versuchte böse zu schauen. „Willst du mir drohen?“, meinte er äußerst belustigt. „Elya ist draußen im Garten, falls du sie suchen solltest.“ „Ich weiß...“ Er grinste schauerlich. „ ...und Laris ist bei ihr“, fügte er noch hinzu. Mit langsamen Schritten kam er Lena näher. Laris hatte ihn gesehen und nicht davon abgehalten hier hereinzukommen? Diese Sache gab ihr sehr zu denken. Sie lief in die andere Richtung um den Tisch herum, um aus der Tür zu verschwinden, doch der Troll war schneller. Mit einer Hand hielt er sie zu – jedoch ohne die geringste Kraftanstrengung. „Was ist verdammt noch mal dein Problem?“, fauchte sie ihn an. Tares grinste nur. Dieses spöttische Grienen machte sie stinksauer. „Langsam gehst du mir wirklich auf die Nerven!“ Lena versuchte dennoch die Tür zu öffnen, obwohl er noch immer gegendrückte. „Sind alle Trolle solche Arschlöcher?“ Ihre Worte ihm gegenüber wurden direkter. Sofort lies er die Tür los. Hatte sie jetzt etwa an seinem Ego gekratzt? Erneut griff sie nach der Tür, doch er war wieder schneller und hielt abermals zu. Lena hatte mittlerweile sicherlich einen roten Kopf vor Wut. „Was ist dein Problem? Hast du keine Hobbys? Weist du nichts mit dir anzufangen?“ Lena merkte, dass sie an der Tür nicht weiter kam, also ging sie wieder zum Tisch und nahm sich weitere Beeren. Tares lies ebenfalls von der Tür ab und tat es ihr gleich. In seine großen Hände passten einige Beeren mehr als in die, der zierlichen Menschenfrau. Am liebsten hätte sie ihm den Hals umgedreht. „Ein Mensch also...“, stellte er erneut fest, während er weiterkaute. „Du scheinst damit ja die selben großen Probleme zu haben wie dieser Moros“, bemerkte sie, ohne ihn anzuschauen. „Eure Intoleranz bringt euch nicht das geringste!“ Er kam wieder näher doch jetzt floh sie nicht. Die junge Frau setzte sich auf den Tisch und ließ die Beine baumeln. Ihr hasserfüllter Blick sollte ihm langsam wirklich zu denken geben. „Wie hat ein Mensch es geschafft, diese Welt zu betreten?“ Hörte Lena da etwa die bereits erwähnte Neugierde aus ihm sprechen? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich das wirklich interessieren könnte. Du und dein Vater, ihr seid doch nur scharf darauf, mich so schnell wie möglich wieder loszuwerden!“ Verdutzt blieb er stehen. „So ein eigenartiges Licht hat mich in diese beschissene Welt gebracht. Denke ja nicht ich bin freiwillig hier!“ Lena wand ihren Blick wieder ab. „Ich würde nichts lieber tun, als so schnell wie möglich wieder von hier zu verschwinden, nur habe ich nicht die geringste Ahnung wie!“ Sie sprang wieder auf. Dieses mal hielt er sie nicht vom gehen ab. Was er jetzt wohl denken mochte, war ihr vollkommen egal. „Ich bin eigentlich hier, weil ich mich entschuldigen soll... wegen Gestern... .“ Hatte ihm Elya also doch den Kopf gewaschen. „Deine Entschuldigung kannst du dir sparen!“, fauchte sie mit erhobenem Finger. „Ich finde, wir beide haben das selbe Recht hier zu sein. Ich habe keine Lust mich noch länger mit dir zu unterhalten.“ Mit diesen Worten verlies sie das Haus und verschwand in den Garten. Sofort kam ihr Laris entgegen. „Alles in Ordnung?“ Er schaute besorgt. „Warum hast du ihn nicht davon abgehalten das Haus zu betreten?“ Er senkte den Kopf. „Elya wollte es nicht.“ „Dieser Mann kann mir gestohlen bleiben!“ Ihre Worte trafen Elya sehr hart. Tares folgte ihr nicht. Sicherlich würde er jetzt erst einmal über alles nachdenken. „Es tut mir leid Elya, aber ich kann mit diesem Mann einfach nichts anfangen.“ Bedrückt schaute sie zu der zierlichen Elfe. „Ich kann dich ja verstehen“, schniefte sie und machte sich auf den Weg ins Haus. „Das war zu hart von mir, richtig?“ Lena wand sich an Laris als die Elfe außer hörweite war. Dieser nickte mit verzogenem Mund. „Meinst du, sie wird mir das sehr lange übel nehmen?“ Der Elf zuckte mit dem Schultern und umarmte sie liebvoll. „Ich weiß doch auch nicht was sie an diesem Kerl findet.“ Laris griff nach ihrer Hand. „Hast du vielleicht Lust mich in den Wald zu begleiten? Ich hatte letztens Fallen für Yalï’s aufgestellt.“ „Was sind das denn für Tiere?“ Davon hatte sie noch nie etwas gehört. „Das sind diese, wie du bei deiner Ankunft bereits eines gesehen hast. Du warst der Meinung ich hätte es gejagt.“ Schon bei diesem Gedanken musste er erneut grinsen. Sie erinnerte sich. „Sicher, ich sollte Elya ohnehin erst einmal aus dem Weg gehen.“ Lena überlegte. „Letztens meintest du? Das ist doch zwei Tage her. Müssten sie da nicht schon...“ Laris feixte. „Ja natürlich, aber ich fange sie doch lebend. So lange halten die schon einmal aus. Bis dahin verhungern sie nicht.“ Mit leisen Schritten und ohne ein Wort trat Elya wieder ins Haus. Sofort sprangt der Troll auf um ihr einige Sachen abzunehmen, doch Elya drehte sich weg und stellte die große Schüssel voll Gemüse mit einem derben Ruck auf den Tisch, so dass einige der Sachen heraussprangen. „Was hat diese Hexe dir jetzt wieder erzählt?“, brauste der Troll sogleich wieder erbost auf. „Lena ist keine Hexe!“ Elya schaute traurig. Behutsam legte ihr der Hüne die großen Hände an die Hüfte. Elya jedoch griff sofort danach und befreite sich wieder davon. „Die Menschenfrau soll wieder verschwinden!“ Seine Worte klangen eisig. „Ich will, dass sie wieder dorthin geht wo sie her gekommen ist!“ In seinem Unterton verbarg sich allerdings auch Angst. „Hat dir Lena erzählt, was sie hier her brachte?“ Tares nickte stumm. Elya sah das allerdings nicht und sprach einfach weiter. „Dir sollte klar sein, dass es nicht im geringsten einfach wird, sie wieder Heim zu schicken. Du solltest stattdessen jetzt gehen.“ Er schaute enttäuscht. „Meinst du nicht, du übertreibst jetzt?“ Die Elfe drehte sich zu ihm um. „Lena hat niemandem etwas getan und du führst dich auf wie dein Vater!“ „Seit diese Person hier ist, scheine ich hier nicht mehr besonders willkommen zu sein.“ Der Troll ging nicht im geringsten auf ihre letzten Worte ein, obwohl es ihm sonst gar nicht zusagte, mit seinem Vater verglichen zu werden. „Du dürftest genau so wenig hier sein!“ Tares versuchte sie am Kinn zu streicheln, doch Elya wand den Kopf erneut ab. „Sag mir bescheid, wenn du dich wieder beruhigt hast!“, schmollte er, verlies das Haus mit schnellen Schritten und verschwand durch den Garten, um nicht entdeckt zu werden. Elya brach in Tränen aus. Am Stadttor hatten sie dieses mal keine Probleme. Lena machte das ein bisschen stutzig. Schließlich hatte sich die Wache so angestellt bei ihrer Ankunft. Sie dachte jedoch nicht länger darüber nach. „Ich denke ich werde mich sofort bei Elya entschuldigen wenn wir zurück sind.“ Noch bevor sie den Waldrand überhaupt sehen konnten, äußerte sie ihr Vorhaben. Laris nickte nur zustimmend. „Ich finde, ich war respektlos. Ich sollte mich wirklich zurückhalten.“ Lenas schlechtes Gewissen plagte sie so stark, dass sie am liebsten sofort umgekehrt wäre. Laris griff nach ihrem Arm und brachte sie mit einem Ruck zum stehen. Erschrocken drehte sie sich um, weil sie den Verdacht hatte, er hätte wieder einen seiner Aussetzer. Das jedoch war nicht der Fall. Glücklich schaute er ihr in die Augen. Seine Hände glitten an ihren Armen hinauf und verharrten auf ihren Schultern. „Ich danke dir Lena.“ Der Elf lächelte nach wie vor – und dann küsste er sie liebevoll. Die Hemmungslosigkeit dieses Mannes machte sie nervös. Vielleicht war der Grund ihrer Nervosität auch jener, dass sie sich noch nicht besonders weit vom Stadttor entfernt hatten. Es fiel ihr unsagbar schwer, sich jetzt von ihm loszureisen. „Wir sollten wirklich weiter“, sagte sie einzig, um ihn abzulenken Lena befreite sich aus der Umarmung und lief ein Stück voraus. Er war stehen geblieben und schaute die Menschfrau mit schrägem Kopf an. Was ihm jetzt im Kopf vorging konnte sie nur ahnen... „Wo steckt Loco?“, fiel es Lena jetzt auf. „Den hab ich bei Elya gelassen, dass sie nicht ganz so alleine ist.“ Endlich folgte er ihr. Als sie die Feuerstelle erreichten, schien auf den ersten Blick alles wie vorher. Lena schaute sich erneut nach Senos um. Von hieraus wirkte dieses Örtchen so verträumt, aber wenn man dann erst einmal drinnen war... „Wo liegt eigentlich Moros´ Reich?“, fragte sie interessiert. „Von hieraus sieht man das noch nicht“, bekam sie als Antwort. Er deutete stattdessen mit dem Finger in rechte Richtung des Waldrandes, dann zog er sie weiter in den Wald. Lena musste aufpassen wo sie hintrat. Diese Schuhe waren für den Wald ebenso wenig geeignet wie für eine Flucht. Einige Male stolperte sie über Wurzeln, die aus dem Boden ragten. Die Wege in diesem Wald schienen keine konkrete Richtung zu haben. Irgendwie verliefen sie recht wahllos. Laris schien sich hier jedoch besonders gut auszukennen. Das ständige Zickzack schien ihm keine Probleme zu machen. Elya hatte erzählt, dass Laris viel Zeit damit verbrachte, sich im Wald zu verkriechen. Ganz sicher war dies der Grund für seinen Überblick. Ruckartig blieb er stehen und hob den Kopf. Hatte er da etwas gehört? Lena schaute sich ebenfalls um. Ein unangenehmer Wind kam auf. „Hier ist jemand“, flüsterte er mit sanfter Stimme. Lena jedoch konnte niemanden sehen. Die beiden bogen zwischen einigen Büschen ab und Laris bückte sich. Er schien etwas zu suchen. „Meine Falle ist weg“, stellte er entsetzt fest. Lena hockte sich ebenfalls auf den Boden und schaute zwischen den Sträuchern hindurch. Nichts was einer Falle ähnlich sah, konnte sie jedoch entdecken. Er sprang auf und hastete einige Meter weiter. Auch hier suchte er vergebens. „Das kann doch nicht war sein!“ Überaus aufgebracht kam er zu ihr zurück. „Wer sollte sie denn gestohlen haben?“ Laris schaute sich erneut um. Er schien sich noch unsicherer zu fühlen. „War es vielleicht die Bestie, von der du mir erzählt hast?“ Ihr Unterton hatte allerdings etwas belustigtes. „Blödsinn!“ Er schaute sie finster an. „Entschuldige, sei doch nicht gleich so.“ Mit suchendem Blick lief er zum Feuer zurück. Erschüttert lies er sich neben den Steinen fallen. Im Feuer fand er Reste seiner Konstruktionen. „Ich fasse es nicht.“ „Ich würde jetzt behaupten, dass das die Trolle waren. Hast du schon einmal deine Fallen eingebüßt?“ „Ja, das ist nicht das erste Mal passiert. Das letzte mal ist aber schon eine ganze Weile her. Aber warum sollten sie diese zerstören, wenn sie doch stattdessen das gefangene Tier stehlen könnten und die Falle anschließend dafür selbst benutzen?“ Das leuchtete Lena ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)