Chiisana LOVE-STORIES von Ditsch (Die ultimative Anime-Crossover-Dating-Fanfic) ================================================================================ Kapitel 27: Rei und Meiling - Nur Mitleid?! ------------------------------------------- Von Soo, ich bin schon wieder dran ^.~ Diese Geschichte haben Jitsch und ich uns wieder zusammen überlegt, da sie jetzt nicht mehr am anderen Ende der Welt ist^-^ Die Idee zum Pärchen stammt von . Vielen Dank dafür! Ich hoffe, die Geschichte gefällt dir! Diese Story ist ziemlich kurz, wie ich beim Schreiben festgestellt habe. Ging wirklich erstaunlich schnell! So eine kurze Geschichte hatten wir glaub ich seit mehr als zehn Kapiteln nicht mehr! Aber ich finde sie gerade deshalb, weil es nicht so viel Drumherum gibt, sehr niedlich, muss ich sagen ^.^ Vielleicht geht es euch ja genauso. hat übrigens im Zuge unseres Wettbewerbs auch ein Fanart zu diesem Kapitel gezeichnet: http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1033676&sort=wb&sort_manuell=1033676-1423516-1461665-1482511-1484323-1486573-1487385 Jetzt aber genug geredet. Hier kommt: Nur Mitleid?! Die Hochhäuser warfen lange Schatten auf die menschenleeren Straßen der Stadt und dem Vollmond gelang es kaum, seinen Schein in die engen Gassen zu werfen. Auch der Junge, der sich mit schnellen Schritten dort bewegte, wurde nicht in sein Licht getaucht. Doch sein Gesicht wurde von einem anderen, weißlichen Schimmer erhellt. Er schien direkt aus dem Körper des großen weißen Tigers zu kommen, der einige Meter vor dem ihm lief. Jede Zelle seines Körpers schien zu strahlen, denn seine Helligkeit war so überwältigend, dass sein Verfolger die Augen weit zusammenkneifen musste, um überhaupt irgendetwas erkennen zu können. „Bleib stehen, Clow Card!“, rief der Junge. Sein Name war Shaolan und er war, wie so oft, auf der Jagd nach den mysteriösen Karten. Diese Verfolgung dauerte an, und er wünschte sich, wenigstens eine Verschnaufpause machen zu können, doch der Tiger zeigte bisher nicht das geringste Anzeichen von Erschöpfung. Doch nun zeichnete sich vor ihnen eine solide Mauer im Schein des leuchtendes Tieres ab. Shaolan lächelte erleichtert. Das Wesen saß in der Falle. Es versuchte, an der Wand hochzuspringen, doch als dies ihm unmöglich erschien, wandte es sich zu seinem Verfolger um, der nach Luft schnappend vor ihm stand. Das war der Moment, auf den er gewartet hatte. Mit nach dieser langen Verfolgung erstaunlicher Geschwindigkeit zog er das lange Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken und stieß es in die Luft. „Herrscher des Donners! Erhöre meinen Ruf!“, rief er auf Chinesisch. Sein Schwert glühte auf und ließ den Tiger erschrocken zusammenzucken. Auf einmal schob sich eine Wolkenwand vor den Mond und tauchte die Nacht in eine noch tiefere Finsternis. Mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht sah Shaolan hinauf, als ein Blitz die Dunkelheit durchbrach und genau dort einschlug, wo das leuchtende Wesen stand. Doch sein Lächeln erstarb schnell. Der Tiger war zu Boden gesunken und hatte sich langsam in Nichts aufgelöst. Ein lauter Fluch entfuhr dem Jungen. Über ihm ertönte ein zweiter Fluch, fast wie ein Echo. Shaolan sah auf und wurde sogleich von einem gut platzierten Schlag ins Gesicht getroffen. Überrascht taumelte er ein paar Schritte zurück. Vor ihm stand ein Junge – zumindest traute Shaolan einem Mädchen solch einen brutalen Angriff nicht zu – der kaum größer zu sein schien als er selbst. Mehr konnte er selbst bei bestem Willen in dieser Finsternis nicht erkennen. „Was sollte das?“, fragte eine harsche Stimme. Eindeutig eine Jungenstimme. „Was?“, fragte Shaolan kühn und hielt dem anderen sein Schwert vor die Nase. „Du hast gerade mein BitBeast angegriffen, falls dir das nicht bewusst ist“, erklärte der andere jedoch etwas weniger aggressiv als zuvor. Das Schwert schien seinen Zweck zu erfüllen. „Dein was?“, fragte Shaolan verdutzt. Hatte er es etwa nicht mit einer Clow Card zu tun gehabt? Der andere seufzte. Als er sprach, zitterte seine Stimme vor unterdrückter Wut: „Du greifst einfach mal an, auch wenn du keine Ahnung hast, worum es sich handelt?“ „Ich dachte, es wäre eine Clow Card“, verteidigte Shaolan sich beleidigt, ließ aber dennoch das Schwert sinken. „Es war nur ein Missverständnis?“, fragte der Junge. Langsam schien er sich zu beruhigen. „Ja“, sagte Shaolan. Dann fügte er hinzu: „Tut mir leid wegem deinem Bit-Dings.“ „BitBeast“, berichtigte der andere und lachte. Shaolan steckte sein Schwert zurück. „Ich heiße übrigens Rei“, sagte der andere, während er sich bückte, einen kleinen Gegenstand vom Boden aufhob und ihn in seine Tasche steckte. Shaolan öffnete gerade den Mund, um sich ebenfalls vorzustellen, als er ein Mädchen nach ihm rufen hörte. Er machte sich kurz bemerkbar und wenig später stand Sakura in dem weißen Kleidchen, das ihre Freundin für sie genäht hatte, vor ihm. „Was tust du hier?“, fragte sie erstaunt und sah erst zu dem noch immer im Schatten stehenden Rei, dann zu Shaolan. „Ich bin Rei auf der Jagd nach Snowy begegnet“, erklärte er mit einem kurzen Nicken in dessen Richtung. „Guten Abend“, sagte Rei höflich. Sakura erwiderte seinen Gruß. „Und du hast schon aufgegeben, oder warum bist du hier?“, fragte Shaolan das Mädchen missmutig. Sie zog eine Spielkarte hervor, die Shaolan selbst im Dunkeln als Clow Card identifizieren konnte, und erwiderte: „Nein, ich habe Snowy schon gefangen. Dann hab ich mich gleich auf die Suche nach dir gemacht, damit du nicht umsonst durch die Stadt läufst.“ „Wie überaus freundlich von dir“, presste Shaolan zwischen den Zähnen hervor. Es war Sakura also schon wieder gelungen, die Clow Card vor ihm zu finden und zu fangen. „Aber ich muss jetzt auch langsam zurück, bevor Papa und Touya bemerken, dass ich weg bin“, sagte sie, ohne zu bemerken, in was für eine schlechte Laune sie Shaolan versetzt hatte. „Bis morgen, Shaolan!“, rief sie fröhlich, drehte sich um und machte sich mit federnden Schritten auf den Weg. Shaolan starrte ihr wütend hinterher. Warum konnte er nicht wenigstens einmal die Karte vor ihr fangen? „Alles in Ordnung?“, fragte Rei vorsichtig. Shaolan zuckte unwillkürlich zusammen; er hatte die Anwesenheit des anderen völlig vergessen. „Immer ist sie schneller als ich...“, murmelte er so leise, dass er überrascht war, eine Erwiderung von Rei zu erhalten: „Ich weiß zwar nicht genau, worum es geht, aber vielleicht solltest du ihr einfach den Vortritt lassen.“ Shaolan bedachte ihm mit einem zweifelnden Blick. „Und meinen Stolz einfach vergessen? Nie im Leben!“ Einen Moment lang schwiegen beide, dann sagte Rei: „Ich hab schon lange keinen Chinesen mehr getroffen. Wollen wir uns vielleicht mal bei einer Tasse Tee unterhalten?“ Shaolan ging nicht auf die Frage ein, sondern fragte barsch: „Woher willst du wissen, dass ich ein Chinese bin?“ „Erstens hast du vorhin einen chinesischen Zauberspruch – oder was immer es war – benutzt, und zweitens klingt dein Name mir sehr chinesisch“, erklärte Rei geduldig. „Scheinst dich ja gut auszukennen“, murmelte Shaolan. „Kein Wunder, schließlich bin ich selbst Chinese“, gab Rei amüsiert zu. Shaolan sah ihn verblüfft an. „Ehrlich? An deinem Namen merkt man's nicht so.“ „Nein, eher nicht“, meinte Rei. Dann fragte er: „Und was ist mit meinem Angebot? Hättest du nicht auch Lust, mal ein bisschen Chinesisch zu sprechen?“ „Ja, wär ganz nett, mich mal mit wem anderen als meiner Cousine zu unterhalten“, sagte er. Sie verabredeten Zeit und Ort, dann verabschiedeten sie sich voneinander und machten sich auf den Heimweg. „Mit wem triffst du dich denn nun?“ Shaolan drehte sich sichtlich genervt zu dem schwarzhaarigen Mädchen um, das neben ihm die Straße entlang ging, und sah sie finster an. Sie hielt seinem Blick jedoch stand und verschränkte noch trotzig die Arme. „Ist doch deine Schuld, wenn du es mir nicht sagst! Bestimmt ist es irgendein Mädchen!“, vermutete sie aufgebracht. Shaolan atmete tief ein und sagte: „Nein, es ist kein Mädchen, Meiling! Wir oft soll ich dir das noch sagen?“ „Bis ich mich vom Gegenteil überzeugt habe!“, erwiderte sie lautstark. Shaolan seufzte. „Ich kann dich ja doch nicht davon abhalten“, murmelte er. Wenige Minuten später erreichten sie den Haupteingang des Bahnhofes. Shaolan warf einen Blick auf die Uhr, die im Eingangsbereich hing: laut ihr war es schon zwölf. „Bestimmt hast du sie angerufen und gesagt, dass sie nicht kommen soll, weil ich kein anderes Mädchen an dich ranlasse!“ Shaolan warf ihr einen genervten Blick zu, sagte aber nichts. Es würde sowieso keinen Unterschied machen. Allerdings fragte er sich ein wenig nervös, ob Rei wirklich kommen würde. Er hatte sich doch wohl nicht über ihn lustig machen wollen, indem er ihn hierherkommen ließ? Doch Shaolans Befürchtungen wurden schon bald zerschlagen, als Rei mit einer freudigen Begrüßung aus dem Bahnhofsgebäude heraus auf ihn zukam. Er hätte ihn beinahe nicht erkannt, schließlich war es bei ihrer ersten Begegnung sehr viel dunkler gewesen. „Es ist ja wirklich kein Mädchen“, stellte Meiling ein wenig enttäuscht fest. Shaolan ignorierte sie und begrüßte Rei ebenfalls. Dieser sah Meiling interessiert an. Bevor ihr Cousin sich zu Wort melden konnte, hatte sie schon begonnen sich vorzustellen: „Ich heiße Meiling Li. Ich bin mit Shaolan zusammen aus unserer Heimat hierhergekommen.“ Rei lächelte. „Guten Tag, Meiling. Ich bin Rei Kon, erfreut dich kennenzulernen.“ Lächelnd machte er eine kleine Verbeugung. „Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte Shaolan, da es ihm ein wenig auf die Nerven ging, dass Meiling sich immer in den Vordergrund drängen musste. Rei wandte sich wieder ihm zu und sagte: „Zugegebenermaßen bin ich noch nicht so lange hier. Vielleicht kannst du ja ein Café hier in der Nähe empfehlen?“ Shaolan wandte seinen fragenden Blick Meiling zu, die sofort antwortete: „In der Einkaufsstraße gibt es ein süßes chinesisches Café. Ich war einmal mit den Mädchen aus meiner Klasse dort.“ Rei sah Shaolan fragend an, der zustimmend nickte. Er selbst hatte auch nicht viel Ahnung von den Restaurants und Cafés dieser Gegend, da er meistens nur abends oder nachts zur Jagd der Clow Cards das Haus verließ. Während die drei unterwegs waren, betrachtete Shaolan Rei. Er hatte dunkelviolettes bis schwarzes Haar, das widerspenstig von seinem Kopf abstand. Nur zwei Strähnen fielen ihm ins Gesicht und über seinen Rücken hing ein mit weißem Stoff umwickelter Zopf bis zu seinen Knien herab. Seine haselnussbraunen Augen leuchteten voller Lebensfreude. Anscheinend hatte er sich bemüht, heute einen möglichst guten Eindruck zu machen, denn er trug eine marineblaue Schuluniform, die ordnungsgemäß bis oben hin zugeknöpft war. Shaolan fragte sich, wo er wohl zur Schule ging. Wenig später standen die drei vor dem Eingang des Cafés „Shanghai“. Meiling war die Erste, die eintrat, Rei und Shaolan folgten. Das leicht gedimmte Licht und die gemütlich aussehenden Sitzbänke an den ovalen Tischen erzeugten eine freundliche Atmosphäre. Sofort kam eine Kellnerin auf sie zu, fragte, wie viele sie seien und führte sie an den bereits besetzen Tischen im vorderen Bereich vorbei zu einem am hinteren Ende des Cafés. Rei setzte sich auf einen Stuhl an der Gangseite, Meiling auf die Bank. Shaolan zögerte einen Moment, dann ließ er sich neben Rei nieder. „Willst du dich nicht neben deine Freundin setzen?“, fragte dieser lächelnd. Shaolan widersprach sofort: „Sie ist nicht meine Freundin!“ „Ich bin seine Verlobte!“, erklärte Meiling und starrte ihn böse an. Er erwiderte nur: „Red nicht so einen Blödsinn. Du bist nur meine Cousine.“ „Na und?“, sagte sie. „Du bist trotzdem mein Verlobter! Und das weißt du ganz genau! Dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen!“ „Ich schäme mich nicht!“, meinte er aufgebracht. „Aber erstens bin ich wirklich nicht dein Verlobter und zweitens wäre das ein ernsthafter Grund, um sich zu schämen!“ „Du bist fies, Shaolan!“, rief sie – was die Aufmerksamkeit einiger anderer Gäste auf sich lenkte -, sprang auf und verschwand in dem Gang, der zu den Toiletten führte. Shaolan seufzte. „Dass sie sich immer gleich so aufregen muss, echt furchtbar.“ Rei sagte: „Du gehst aber auch nicht gerade zimperlich mit ihr um.“ Shaolan warf ihm einen bösen Blick zu. „Sie nervt mich eben! Was soll ich denn da anderes machen? Vielleicht lässt sie mich ja irgendwann in Ruhe, wenn ich sie so behandele...“ Rei hob überrascht die Augenbrauen. „Ist es wirklich so schlimm?“, fragte er ungläubig. „Allerdings“, seufzte Shaolan. Einen Moment schwiegen die beiden Jungen und hingen ihren Gedanken nach. „Hättest du was dagegen, wenn ich sie einlade?“, fragte Rei auf einmal. Shaolan sah ihn überrascht an. „Du willst Meiling einladen?“ „Warum nicht? Ich finde sie sehr süß“, gab er zu. „Du musst das nicht tun“, sagte Shaolan mit einem Anflug schlechten Gewissens. „Ich werde schon irgendwie mit ihr klarkommen.“ Rei lächelte breit. „Ach was, ich mache das gerne. Wirklich, sie gefällt mir. Ich treffe viel zu selten chinesische Mädchen...“ Als sich einige Zeit später eine schmollende Meiling mit verschränkten Armen zurück an ihren Tisch setzte, standen schon die drei Tassen des speziellen chinesischen Tees auf dem Tisch, den sie bestellt hatten. Meiling griff nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck. Die beiden Jungen taten es ihr gleich, da sie nicht so recht wussten, was sie sagen sollten. „Hast du morgen vielleicht ein wenig Freizeit?“, fragte Rei vorsichtig. Meiling sah überrascht zu ihm auf. „Ich?“, fragte sie überrascht. Er nickte lächelnd. „Ja“, sagte sie. „Warum?“ „Hättest du vielleicht Lust, dich mit mir zu treffen? Wir könnten ...“ Er überlegte kurz. „... ein wenig spazieren gehen. Du könntest mir die Stadt zeigen ... Oder so ...“, fügte er unter ihrem skeptischen Blick unsicher hinzu. „Warum nicht?“, sagte Shaolan und tat so, als hätte er noch nichts von dieser Idee gewusst. „Das wäre doch echt nett, schließlich kennt Rei sich hier noch nicht so gut aus und so“ Meiling sah erst Rei an, dann Shaolan, dann wieder Rei. „In Ordnung“, sagte sie. Rei lächelte. „Danke, Meiling.“ Am nächsten Tag strahlte die Herbstsonne vom Himmel und spiegelte genau Reis Gefühle wieder, als er pfeifend den Stadtpark durchquerte, auf dem Weg zu seiner Verabredung mit Meiling. Diese strahlte jedoch ganz und gar nicht, wie er feststellen musste, als er sie vor sich erblickte. An ihrem düsteren Gesichtsausdruck änderte sich auch nicht viel, als sie ihn erkannte. Langsam erhob sie sich vom Rand des Springbrunnens, auf dem sie gesessen hatte, und begrüßte Rei. Dieser fragte besorgt: „Ist irgendetwas passiert? Du guckst so böse.“ „Kannst du dir das nicht selber denken?“, fragte sie genervt und starrte ihn wütend an. Er zuckte leicht zusammen, als er diesen Ausdruck auf ihrem sonst so hübschen Gesicht sah. „Nein, ehrlich gesagt nicht“, gab er zu. „Du triffst dich doch sowieso nur aus Mitleid mit mir! Weil du denkst, Shaolan würde immer so gemein zu mir sein wie gestern im Café. Das stimmt aber nicht! Er ist meistens echt nett!“, sprudelte es aus ihr heraus. Rei hob überrascht die Augenbrauen. „Das habe ich auch nicht bezweifelt“, versuchte er sich zu verteidigen. „Ich habe mich nur eingeladen, weil ich ... dich so süß fand.“ Sie sah ihn überrascht an, verfiel dann aber schnell wieder in ihren bösen Blick. „Shaolan hasst mich. Er will mich doch sowieso immer nur loswerden. Bestimmt hat er dich dazu angestiftet, mit mir auszugehen!“ Zum Ende hin wurde ihre Stimme immer lauter und überzeugter. Anscheinend hatte sie diese Theorie gerade erst entwickelt. „Das ist nicht wahr!“, widersprach Rei mit ernstem Blick. „Er hat nichts damit zu tun.“ „Ach ja?“, fragte sie, sichtlich nicht überzeugt. Er wollte gerade etwas erwidern, als er ein Kreischen hinter sich vernahm. Schnell drehte er sich um und sah einige Meter weiter ein blondiertes Mädchen stehen, dass fasziniert zu ihm herüberblickte. „Du bist Rei Kon!“, rief sie fasziniert und kam auf ihn zugelaufen. „Wie bitte?“, fragte er auf Chinesisch. „Nun tu doch nicht so, ich erkenn dich doch! Ich weiß ganz genau, dass du der supercoole Beyblader aus dem Fernsehen bist und dass du auch Japanisch sprichst!“ „Kennen wir uns?“, fragte er, noch immer in seiner Muttersprache. „Du kommst mir irgendwie gar nicht bekannt vor. Warst du vielleicht einmal mit mir in einer Klasse? Nein, du siehst nicht sehr Chinesisch aus. Vielleicht hat dir ja meine Mutter mal ein Foto von mir gezeigt, sie kommt ja viel in der Welt rum. Das wird es sein, nicht wahr?“ Nun sah das Mädchen ihn sichtlich verwirrt an, da er in einer Sprache auf sie einredete, die sie nicht zu verstehen schien. Betont langsam fragte sie: „Sprichst du Japanisch?“ „Tut mir leid, ich verstehe dich nicht. Aber ... wenn ich dich mal etwas genauer betrachte, sieht du fast wie das amerikanische Dienstmädchen aus, das eine Zeit lang bei uns war. Obwohl ich mir fast sicher bin, dass sie blaue Augen hatte. Oder war es vielleicht doch braun? Ich bin mir wirklich nicht sicher! Aber trotzdem, danke, dass du mich angesprochen hast. Vielleicht bin ich auf dem Weg, endlich mehr Beachtung in dieser Welt zu bekommen.“ Das Mädchen verbeugte sich, entschuldigte sich murmelnd, obwohl er sie sowieso nicht zu verstehen schien und ging dann schnellen Schrittes wieder davon. Als sie einige Meter entfernt war, ertönte ein Prusten hinter Reis Rücken. Er wandte sich erneut um und sah Meiling, die sich vor Lachen auf dem Boden kringelte. Einen Moment lang wusste er dies nicht einzuordnen, doch dann fiel ihm ein, dass sie als Chinesin alles verstanden hatte, was er gerade an Blödsinn von sich gegeben hatte. Überglücklich, dass es ihm gelungen war ihre schlechte Laune zu bekämpfen, stimmte er in ihr Lachen ein. „Shaolaaaan!“, schallte der Schrei durch das große Haus. Dieser verdrehte die Augen, trottete aber dennoch langsam die Treppe hinauf und betrat im ersten Stock das Zimmer, das Meiling bewohnte. Es war das fünfte Mal an diesem Abend, dass sie ihn zu sich rief. Bei dem Anblick des Mädchens, das nun vor ihm stand, blieb er wie versteinert stehen. Sie war kaum wiederzuerkennen. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Zopf geflochten, der über ihre Schulter hing. Dazu trug sie ein langes, chinesisch anmutendes Kostüm in einem sanften hellblau mit goldenen Mustern daraufgestickt. Shaolan hatte seine Cousine noch nie so gesehen und war unwillkürlich überwältigt davon, wie schön dieses Mädchen aussehen konnte. Meiling deutete seine Reaktion jedoch komplett falsch. „Sehe ich so schlimm aus?“, fragte sie verzweifelt. Die braunen Augen in ihrem dezent geschminkten Gesicht leuchteten von Feuchtigkeit. „Ganz und gar nicht!“, sagte Shaolan und riss sich von ihrem Anblick los. „Du siehst fantastisch aus!“ Sie lächelte geschmeichelt. „Glaubst du, es wird ihm gefallen?“ Shaolan streckte seinen Daumen in die Höhe. „Auf jeden Fall!“, meinte er voller Überzeugung. Seit Meilings erstem Treffen mit Rei waren inzwischen zwei Wochen vergangen. Zwei Wochen, in denen sie von kaum etwas anderem als diesem Date gesprochen hatte. Zwei Wochen, in denen sie sich kein einziges Mal an Shaolan geklammert hatte. Als Meiling eine Viertelstunde später endlich an der Haustür stand und in ihre Schuhe schlüpfte, sah sie Shaolan zweifelnd an. „Bist du dir sicher, dass mein Aussehen in Ordnung ist?“, fragte sie unsicher. Er seufzte, dann erwiderte er: „Selbst falls das nicht der Fall sein sollte, Rei ist doch nicht der Typ, der andere nach ihrem Aussehen beurteilt, oder?“ Sie murmelte etwas von „unterbewusstem Eindruck“, zog sich dann aber trotzdem ihre Jacke über und verließ das Haus. Shaolan blieb einen Moment auf der Schwelle stehen. Meiling hatte schon so lange von diesem Date geredet und ihn damit fast verrückt gemacht. Und er war sich sicher, dass sie, wenn sie zurück kam, kein Wort darüber erzählen würde, was zwischen ihr und Rei geschehen war. Shaolan musste heute noch ein paar Einkäufe erledigen und immerhin wusste er, dass die beiden ins Kino gehen wollten... Oder war es unfair gegenüber Meiling, sie heimlich zu beobachten? Wenn sie wollte, dass er über alles Bescheid wusste, würde sie es ihm auch erzählen. Und sonst musste er eben in Unwissenheit bleiben. Aber schließlich siegte doch seine Neugier. Er steckte sich den Einkaufszettel in die Tasche, zog seine Schuhe an und verließ dann das Haus. Es dauerte nicht lange, bis Shaolan alles besorgt hatte, was er brauchte. Zum Zeitvertreib schlenderte er noch ein wenig durch die Stadt, was er schon so lange nicht mehr getan hatte. Es war eigentlich wirklich schön hier in Tomoeda. Wenn Meiling nicht immer so an ihm geklebt hätte, wäre er bestimmt schon oft hier langgegangen... Er war wirklich froh, dass sie nun endlich jemanden für sich gefunden hatte. Endlich waren fast zwei Stunden verstrichen, seit er sich von Meiling verabschiedet hatte, und er machte sich auf den Weg zum Kino, sehr froh, dass es hier nur eins gab, in dem sie sein konnten. Dort angekommen versteckte er sich hinter einem Stapel Kartons in einer Gasse neben dem Gebäude. Doch wie er so im Schatten stand und vorsichtig in Richtung des Eingangs linste, kam er sich auf einmal wieder ziemlich schäbig vor Er würde es bestimmt auch nicht mögen, bei einem Date von irgendjemandem heimlich beobachtet zu werden. Er wollte gerade sein Versteck verlassen, um sich auf den Heimweg zu machen, als die Tür des Kinos sich öffnete und eine Schar von Leuten herauskam, unter ihnen auch Meiling und Rei. Shaolan zog sich noch etwas weiter in den Schatten des Hauses zurück. Wenn er jetzt entdeckt würde, würde Meiling ihm das auf ewig übelnehmen. Unglücklicherweise blieben die Objekte Shaolans Beobachtung direkt vor dem Eingang zur Seitengasse stehen. Sie strich sich verlegen eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, er sah sie einfach an. „Meiling.“ Shaolan erschauderte, als Rei sanft den Namen des Mädchens aussprach. Sie erstarrte in ihrer Bewegung und sah zu ihm hinauf. „Rei“, flüsterte sie so leise, dass Shaolan es nur erahnen konnte. Der Dunkelhaarige lächelte. Langsam griff seine Hand nach ihrer und er kam ein wenig auf sie zu. Sie zögerte kurz, dann erwiderte sie sein Lächeln. Dies schien irgendetwas in ihm auszulösen, denn er beugte sich kurzerhand zu ihr hinunter und küsste sie. Ihre Augen weiteten sich überrascht, dann trafen sie seine und schlossen sich schließlich. Er erhob seine andere Hand und berührte sanft ihre Wange. Als sich ihre Lippen wieder trennten, sahen die beiden sich in die Augen, braun in braun. „Ich vermisse dich jetzt schon, Meiling“, flüsterte Rei und schloss sie fest in seine Arme. „Ich dich auch“, erwiderte sie mit einem Lächeln. Auch Shaolan lächelte nun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)