Chiisana LOVE-STORIES von Ditsch (Die ultimative Anime-Crossover-Dating-Fanfic) ================================================================================ Kapitel 15: Jeile und Kagome - Traumprinz ----------------------------------------- Von So, jetzt sind wir schon bei der fünfzehnten Chiisana Love-Story. Nicht schlecht, oder? Es gab auch mal wieder eine Bedingung: Der Name musste drei Silben haben, wenn man es in japanischen Zeichen schreibt. Sonst hätte Jeile ja höchstens zwei Silben. Aber im Japanischen schreibt man das ja JE-I-LU (ヅェイル). Kagome ist ja klar. Jeile hab ich mir übrigens ausgesucht, weil ich gerade Merupuri zu Weihnachten bekommen hatte. Merupuri und Inuyasha ist ja mal wieder eine sehr merkwürdige Kombination... Aber das sind sie doch irgendwie alle, oder? Das hier ist übrigens bis jetzt die längste der bisherigen Chiisana Love-Stories! Da bin ich voll stolz drauf ^-^ Und bevor ich das Wichtigste vergesse: Dieses Kapitel widme ich DatRandy-chan, die uns schon so viele liebe Kommis geschrieben hat, und die sich so sehr auf dieses Kapi gefreut hat! Jetzt aber genug gelabert, los geht es mit: Traumprinz Kagome streckte sich. Sie saß auf ihrem Schreibtischstuhl; der ganze Schreibtisch lag voller Schulbücher und -hefte. Ihr roter Wecker zeigte fünf nach drei. Leise fluchend setzte Kagome sich auf und nahm ihr Geschichtsbuch in die Hand. Sie musste sich wirklich ranhalten, wenn sie die Prüfung schaffen wollte. Und weil sie schon wieder beim Lernen eingeschlafen war, hatte sie eine wertvolle Stunde verloren. 1852 entdeckten die Menschen aus Edo, dem heutigen Tokyo, riesige schwarze Schiffe auf dem Meer. Sie standen unter dem Befehl des Amerikaners Perry, der... Kagome seufzte. Erstens hatte sie diesen Text schon dreimal gelesen und zweitens interessierte sie sich sowieso nicht für Geschichte. Teilweise war Geschichte zwar sehr interessant, besonders wenn man sie selbst erlebte, an der Seite eines Halbdämons namens Inuyasha, aber meistens war sie einfach nur langweilig und ermüdend. Bei dem Gedanken an Inuyasha schlich sich ein Lächeln auf Kagomes Lippen. Wenn sie diese blöde Prüfung hinter sich hatte, konnte sie endlich wieder ins Mittelalter zurückkehren und mit ihren Freunden Sango, Miroku und Shippo und natürlich mit Inuyasha die Splitter des Juwels suchen. „Guten Morgen, Kagome-chan!“, rief ihre Freundin Ayumi ihr fröhlich zu. „Morgen, Ayumi-chan“, erwiderte Kagome verschlafen. Sie hatte kaum zwei Stunden geschlafen und außerdem das Gefühl, alles wieder vergessen zu haben, was sie gelernt hatte. „Hast du wieder so lange gelernt? Wie geht es deinem Rücken?“, erkundigte Ayumi sich. Kagome seufzte und antwortete: „Meinem Rücken gehts super, aber ich bin todmüde. Ich sollte vielleicht beim nächsten Mal eher anfangen zu lernen.“ „Wenn dein Zustand es erlaubt“, fügte Ayumi grinsend hinzu. Kagome ließ nur einen erneuten Seufzer hören. „Hey, Kagome-chan! Auch mal wieder da?“, fragte Yuka, eine andere Freundin von Kagome, die gerade mit Eri auf dem Fahrrad ankam. Kagome nickte nur. Den ganzen Weg zur Schule schwieg sie und versuchte sich auf die geschichtlichen Fakten zu konzentrieren, die sie können musste, während Ayumi, Yuka und Eri sich über die neuste Mode unterhielten. Kagome verließ niedergeschlagen das Schulgebäude. Sie seufzte. Wie sie es schon vermutet hatte, hatte sie fast alles wieder vergessen. Nur die Legende des Bambusschneiders hatte sie mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen aufschreiben können. Was ja auch verständlich war, denn sie hatte sie ja gewissermaßen selbst erlebt [siehe Inuyasha The Movie 2 – The castle beyond the looking glass]. Aber bei den meisten anderen Sachen hatte sie nur einfach irgendwas geschrieben. Wie sollte man sich auch solche blöden Jahreszahlen merken? „Wunderschönen guten Tag, oh Schönste aller Frauen!“, sagte plötzlich eine vornehme Stimme. Erschrocken drehte Kagome sich um. Vor ihr stand ein Mann. Aber was für ein Mann! Er trug ein tiefblaues Jacket mit vielen Knöpfchen. In seinem Ausschnitt prangte eine gewaltige Rüschenschleife und auch seine Ärmelsäume waren mit Rüschen versehen. Seine braunen Haare waren mit einer weiteren großen Schleife zu einem Zopf gebunden. „Äh... hallo...“, erwiderte Kagome völlig perplex. Was war das denn für ein Kerl? Der sah ja sehr merkwürdig aus. Und was wollte er überhaupt von ihr? Dieses „Schönste aller Frauen“ erinnerte sie ein wenig an den Mönch Miroku, der jede Frau fragte, ob sie nicht die Mutter seines Kindes sein wollte. Der Fremde lächelte charmant, machte dann eine tiefe Verbeugung und sagte: „Ich bin Jeile. Ich unterrichte Mesopotamisch an dieser Schule. Wie ist dein Name?“ Kagome antwortete, während sie immer noch gebannt auf diesen Jeile starrte: „Kagome Higurashi. Und ... was wollen Sie von mir, Jeile-sensei?“ „Du bist so viel schöner als jede andere Frau, die ich bis jetzt getroffen habe. Und manche Frauen sind wirklich wunderschön, Airi zum Beispiel ... Aber das kann dir jetzt egal sein. Du bist so wunderschön, deshalb werde ich dich auf die Kandidatenliste meiner potentiellen zukünftigen Ehefrauen setzen.“ „Pontentielle zukünftige Ehefrauen? Wollen Sie sich etwa an einer Schülerin vergreifen?“, rief Kagome. Jeile nickte und sagte: „Selbstverständlich. Schülerinnen sind die schönsten Mädchen überhaupt.“ Kagome sah ihn entgeistert an. Doch dann schrie sie: „Sind Sie verrückt? Es gibt schon genug Leute, die mich heiraten wollen!“ Jeile lächelte charmant und sagte: „Das ist verständlich, bei deiner Schönheit. Aber wollen wir uns nicht erstmal näher kennen lernen? Warum kommst du nicht mit zu mir?“ „Auf keinen Fall! Ich muss noch Hausaufgaben machen und außerdem muss ich heute Nachmittag zu ... meinem Freund zurück.“ Natürlich meinte sie Inuyasha, aber davon durfte sie diesem merkwürdigen Lehrer selbstverständlich nichts erzählen. Seit wann unterrichtete der überhaupt an dieser Schule? Kagome hatte ihn noch nie gesehen. „Ich geh dann mal“, murmelte Kagome und drehte sich um. Da begann Jeile, etwas zu flüstern. Es klang wie eine Art Zauberspruch. Kagome blieb stehen. Ihr wurde schwindelig. Die Gedanken schienen aus ihrem Kopf zu fliehen. Dann wurde ihr schwarz vor Augen; sie spürte nur noch, wie jemand seinen Arm um ihre Hüfte legte. Kagome blinzelte. Sie lag auf einem großen weichen Bett, das mit bunten Tüchern verhängt war. Langsam sah sie an sich herunter. Sie trug ein langes Kleid von dem Grün ihrer Schuluniform. An der Hüfte war es eng geschnürt und es hatte lange, weite Ärmel. Der ganze Stoff war mit kunstvollen Mustern verziert. „Guten Morgen, meine Göttin“, hörte sie hinter den Tüchern jemanden sagen. Dann schob eine Hand sie wie einen Vorhang zur Seite. Es war Jeile. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt einen noch aufwändigeren, weißen Anzug mit noch mehr Rüschen als zuvor. Er lächelte Kagome freundlich an und schwärmte: „Du siehst himmlisch aus in diesem Kleid, meine Göttin!“ Kagome errötete von diesem Kompliment, dennoch fragte sie Jeile erbost: „Haben Siemir etwa dieses Kleid angezogen?“ „Nein, das war ich“, sagte eine hohe Stimme neben Jeile. Kagome sah erschrocken in die Richtung, doch sie konnte den Ursprung der Stimme nicht ergründen. „Tu nicht so, als sähest du mich nicht!“, sagte das Stimmchen empört. Da entdeckte Kagome es letztendlich doch: neben Jeiles linkem Ohr schwebte ein winzig kleines Wesen. „Wer... wer bist du?“, fragte Kagome verwirrt. „Ich bin Malulu“, sagte das Wesen stolz. Doch dann wurde ihre Stimme wieder wütend und sie sagte: „Aber Jeile-sama gehört allein mir! Er hat mir diese Schleife geschenkt!“ Du kannst ihn ruhig haben, hätte Kagome fast gesagt, doch Jeile sprach zuerst, seine Stimme war sanft und leise: „Malulu-chan, könntest du bitte wieder gehen? Wir haben hier... noch etwas zu tun.“ Schmollend schwebte Malulu davon. „So“, sagte Jeile und wandte sich erneut Kagome zu, „dann wollen wir mal“ „Was?“, fragte Kagome. Jeile sah sie erstaunt an. „Was wollen wir?“, fragte Kagome. Unbehagen stieg in ihr auf. Jeile lächelte nur breit und erhob vielsagend die Augenbrauen. Dann packte er sie plötzlich an den Schultern und drückte sie auf das Federbett. Sie protestierte: „La – Lassen Sie das, Jeile-sensei!“ Er beugte sich über sie und flüsterte in ihr Ohr: „Nenn mich doch einfach nur Jeile. Und in solch einer vertraulichen Situation sollte man sich wirklich nicht mehr siezen...“ Kagome versuchte sich von ihm loszureißen, doch er war stärker, als sie erwartet hätte. Auch ihr Versuch, ihn zu treten, misslang, denn er hatte sich auf ihre Beine gekniet. Jeile nahm die rechte Hand von Kagomes Schulter und machte sich an der engen Schnürung ihres Kleides zu schaffen. „Jeile-sensei! Hören Sie auf!“, rief Kagome hilflos. Ihr linker Arm war jetzt zwar frei, aber auch der war nicht stark genug, um Jeile von ihr weg zu drücken. Plötzlich ertönte ein Splittern. Überrschascht sahen beide zum Fenster. Durch die Tücher, die das Bett umgaben, konnten sie nur einen Schatten erkennen: die Gestalt stand im zerstörten Fenster und hatte die Faust erhoben. „Hey, du Mistkerl! Lass Kagome in Ruhe!“ „Inuyasha!“, rief Kagome erleichtert, als sie die Stimme des Halbdämons erkannte. Er sprang vom Fensterbrett und riss die Tücher zu Boden. „Raus!“, rief Jeile. „Du zerstörst gerade mein privates Schlafgemach, du ...“ „Halt die Fresse!“, schnauzte Inuyasha ihn an. Dann schnappte er sich Kagome und verschwand wieder durch das Fenster. „Hey! Gib mir meine Göttin wieder!“ Doch Inuyasha reagierte gar nicht auf ihn. Er ließ Kagome im Park, der das Schloss umgab, runter. „Danke!“, stieß sie aus. „Was war das für'n Kerl?“, fragte Inuyasha missgelaunt. „Äh... Er sagte, er wäre Lehrer an meiner Schule und unterrichte Mesopotamisch“, erwiderte Kagome zögernd. „Was is'n das schon wieder?“, erkundigte sich Inuyasha mürrisch. „Ähm... Mesopotamien liegt glaub ich irgendwo am Mittelmeer. Weiß ich nicht so genau“, erklärte sie. Dann sah sie ihn an und fragte: „Ähm... Warum bist du eigentlich hier? Ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht immer holen kommen!“ „Mann, diese komische Prüfung ist doch jetzt vorbei, oder? Außerdem kannst du froh sein, dass ich dich gerettet habe“, schnauzte Inuyasha sie an. „Ich hätte mich schon selber retten können“, sagte Kagome beleidigt. Schmollend machten die beiden sich auf den Rückweg zum Higurashi-Schrein. Dort angekommen betrat Kagome das Haus und rief ihrem Bruder zu, der beim Essen saß: „Hey, Souta-kun, ich geh jetzt mit Inuyasha zurück. Sag das Mama, okay?“ „Wann kommst du denn wieder?“, fragte Souta neugierig, die Stäbchen in der Hand. „Weiß noch nicht, wahrscheinlich erst zur nächsten Prüfung, die ist erst nächsten Monat“, überlegte Kagome. Dann lief sie hoch in ihr Zimmer und packte alles, was sie brauchte, in ihren großen gelben Rucksack. Nachdem sie sich noch einmal versichert hatte, dass alles drin war, lief sie ins Esszimmer zurück. Souta, der noch immer seinen Reis aß, sagte mit vollem Mund: „Inuyafa if fon rüwerwewangen“[Inuyasha ist schon rübergegegangen] „Danke. Man spricht nicht mit vollem Mund“, murmelte Kagome, dann verließ sie das Haus und ging zum Brunnen rüber. „Kouga-kun!“, stieß Kagome überrascht aus und versteckte sich schnell hinter einem Stein in der heißen Quelle, in der sie gerade badete. Die Geschehnisse mit Jeile waren inzwischen einige Tage her und sie hatte sich wieder mit Inuyasha vertragen. Jetzt waren sie gerade, wie so oft, auf der Suche nach Narakus Schloss. „Hallo, Kagome-chan. Schön, dich wiederzusehen.“ Kagome steckte vorsichtig ihren Kopf an der Seite des Steins vorbei, um ihn anzusehen. Er grinste sie an. „Ja, schön dich zu sehen“, murmelte sie. „Ich weiß, wo Narakus Schloss ist!“, platzte es da aus Kouga heraus. „Echt? Wo?“, wollte Kagome gleich wissen. „Das... kann ich dir nicht sagen. Du verrätst es doch sowieso nur wieder diesem dreckigen Halbdämon und dann schnappt er mir die Chance weg, mich an Naraku zu rächen. Tut mir leid, Kagome-chan, aber das kann ich dir nicht verraten“, sagte er traurig. Dann drehte er sich um und wollte gehen. Kagome handelte sofort. Sie stürmte hinter dem Stein hervor, kletterte aus der heißen Quelle und hielt Kouga am Arm fest. Erstaunt drehte er sich um und starrte auf die nackte Kagome vor seinen Augen. Sie sah ihm fest in die Augen und sagte: „Bitte, Kouga-kun! Verrate mir den Standpunkt des Schlosses. Wir möchten doch unbedingt dabei sein, wenn du Naraku fertig machst. Du bist doch so ein starker und stolzer Wolfsdämon!“ Sie legte ihre Hand an seine vor Scham errötete Wange und sagte mit einem Lächeln: „Ich wäre dir wirklich sehr, sehr dankbar, wenn du mir dieses Geheimnis offenbaren würdest.“ Er stotterte: „Ähm... in Ordnung... ich... werde es dir verraten.“ „Danke, Kouga-kun!“, rief Kagome und fiel ihm überglücklich um den Hals. Wenn er jetzt noch Zweifel hatte, dann wusste sie auch nicht weiter. „Hey, Kagome! Alles in Ordnung? Was will dieser Typ hier?“, hörte sie plötzlich Inuyashas Stimme aus dem Gebüsch hinter Kouga. „MACH PLATZ!!“, schrie Kagome zornentbrannt. Dann wandte sie sich wieder Kouga zu. „Wo ist nun das Schloss?“, fragte sie mit sanfter Stimme. Doch Kouga hatte anscheinend seine Meinung geändert. Er sagte gekränkt: „Du tust doch jetzt nur so freundlich, damit du diesem stinkenden Hundevieh verraten kannst, wo das Schloss ist, damit er Naraku vor mir fertig machen kann. Sonst würdest du dich niemals so verhalten.“ Dann lief er schnell wie der Wind davon. Wütend wickelte Kagome sich ihr Handtuch um den Körper. Dann lief sie auf Inuyasha zu, der noch immer in dem Busch hockte und schrie ihn an: „Was sollte das denn jetzt schon wieder, du Spanner! Ich war gerade dabei aus Kouga herauszukitzeln, wo dieses Schloss liegt! Aber du musstest mir ja unbedingt dazwischenfunken!“ „Woher sollte ich denn wissen, dass der das weiß?! Ich dachte, er wollte dich schon wieder entführen!“, antwortete der Halbdämon gereizt. „Sah es so aus, als wollte er mich entführen?“, beschwerte Kagome sich. „Mann, ich dachte, du wärst in Gefahr, da hab ich nicht so genau drauf geachtet!“, schnauzte Inuyasha sie schlecht gelaunt an. „Ich hab langsam die Schnauze voll! Immer meckerst du rum, wenn ich dich retten will! Sei doch einfach mal dankbar!“, fügte er dann noch hinzu. „Bin ich aber nicht! Warum sollte ich dankbar dafür sein, dass du mir überhaupt nichts zutraust? Ich kann mich auch alleine retten! Weißt du was? Ich geh nach Hause!“, entschied Kagome schließlich. Kagome verließ fröhlich das Gelände des Schreins. In der Stadt traf sie ihre drei Freundinnen und begrüßte sie überschwänglich. Ayumi fragte: „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Warum bist du so gut gelaunt?“ „Ich bin gut gelaunt?“, fragte Kagome grinsend. „Ähm... ja“, sagten ihre Freundinnen synchron und warfen sich vielsagende Blicke zu. Kagome schien das gar nicht zu merken. Sie fühlte sich gut, mal wieder ohne Prüfungsstress zur Schule gehen zu können. Außerdem war sie es wirklich langsam leid, sich dauernd mit Inuyasha streiten zu müssen. Im Unterricht war Kagome sehr aufmerksam. Sie hatte viel verpasst und musste das möglichst schnell wieder aufholen. Denn bestimmt würde sie bald ins Mittelalter zurückkehren müssen. Die anderen brauchten sie schließlich, um die Splitter des Juwels zu finden. Aber was sollte denn so aus ihr werden? Entweder würde sie es gerade so schaffen, die Oberschule zu beenden und dann irgendeinen Billigjob zu bekommen, oder es würde in einem Nervenzusammenbruch enden, weil sie an den wenigen Tagen, an denen sie in der Gegenwart war, viel zu viel arbeitete und lernte. Also musste sie darauf hoffen, dass sie bald alle Splitter des Juwels zusammenhatten und Naraku besiegen würden. Langsam ärgerte sie sich darüber, dass sie überhaupt in diese ganze Geschichte reingeraten war. Nach der Schule verließ Kagome fröhlich hüpfend das Gebäude. Sie würde zu Hause ihre Hausaufgaben erledigen und für den Abend hatte sie sich mit Houjou am Kino verabredet. Bis jetzt war immer etwas dazwischen gekommen, aber heute würde sie ihn nicht wieder versetzen! Vielleicht würden die beiden dann ein Paar werden... Es ist toll, mal wieder ein paar Tage als normaler Teenager zu verbringen!, dachte sie vernügt. „Was für eine Freude, nach so langer Zeit wieder deine wunderschöne Gestalt zu erblicken!“, hörte sie in diesem Moment eine Männerstimme hinter sich. Langsam drehte sie sich um. Jeile, der Mesopotamischlehrer, kniete vor ihr. Er hielt ihr mit einem Lächeln eine rote Rose entgegen. Kagome errötete ein wenig und sagte: „Hallo, Jeile-sensei...“ Er neigte seinen Kopf zum Boden und sagte leise und erstaunlich ernst: „Ich bitte vielmals um Verzeihung für das, was ich dir angetan habe. Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen. Es tut mir unendlich leid.“ „Ähm... das ist schon okay“, murmelte Kagome, der es allmählich unangenehm wurde, da ein paar Schüler sie und Jeile schon mit merkwürdigen Blicken besahen. Es musste aber auch merkwürdig aussehen, wie er da vor ihr hockte in seinen ungewöhnlichen Klamotten, die Rose in der Hand und das Haupt gesenkt. „Würdest du als Wiedergutmachung eine Einladung zum Essen annehmen?“, fragte er und sah auf. „Ähm...“ Kagome zögerte. Jeile sprang auf, schmiss kurzerhand die Rose auf den Boden und packte sie an den Schultern. „Bitte, Kagome-chan. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du jetzt schlecht über mich dächtest! Oder ist es dir meine Gegenwart etwa unangenehm?“, fragte Jeile und sah ihr fest in die Augen. „Nein, eigentlich...“, begann sie. „Okay, dann ist das verabredet“, sagte Jeile erleichtert, „wir treffen uns heute Abend um sieben Uhr am Eingang zum Stadtpark, in Ordnung?“ Völlig überrumpelt von seinem plötzlichen Entschluss nickte sie einfach. Unsicher sah Kagome sich um. Es war punkt sieben Uhr und Jeile war noch nicht da. Sie hingegen wartete schon seit einer Viertelstunde am Eingang zum Park. Erstens wollte sie auf keinen Fall zu spät kommen, und zweitens hatte sie zu Hause sowieso nichts zu tun gehabt. Da kam Jeile auch schon angelaufen. Schnaufend blieb er vor Kagome stehen und sagte: „Tut mir leid... dass ich so spät bin... ich hatte noch was zu erledigen... Aber jetzt können wir gehen“ „Ähm... Möchten Sie nicht vielleicht erst ein wenig verschnaufen?“, schlug Kagome vor. „Sie sehen sehr erschöpft aus.“ Jeile lächelte und sagte: „Das bin ich auch. Ich wollte dich ja schließlich nicht allzu lange warten lassen. Und du kannst mich ruhig duzen. Dieses `Sie´ wirkt so distanziert.“ Nachdem Jeile sich eine Weile ausgeruht hatte, machten die beiden sich auf den Weg durch den Park. Dieser war nicht sonderlich lang, denn Jeiles Schloss befand sich ja in ebendiesem Park. Deshalb gelang es ihnen auch nicht, ein richtiges Gespräch auf die Beine zu stellen. Im Schloss angekommen führte Jeile Kagome in ein kleines, romantisch eingerichtetes Zimmer. Die himmelblauen Vorhänge waren zugezogen, so dass das Licht der einfallenden Abendsonne ein wenig gedämmt wurde. Der Tisch in der Mitte des Raumes war von einem weißen Tischtuch bedeckt und auf ihm stand eine Kerze mit flackernder Flamme. „Was sagst du dazu?“, erkundigte sich Jeile. „Ich habe das Zimmer speziell für diesen Abend herrichten lassen.“ Kagome erwiderte lächelnd: „Ich finde es schön.“ Jeile sagte stolz: „Oh ja, meine Dienstmädchen haben wirklich einen Blick für solche Dinge.“ Und in diesem Moment betrat eines dieser Dienstmädchen in einem rüschenbesetzen Kostüm durch eine Seitentür den Raum. Sie machte einen kleinen Knicks und fragte dann: „Wünschen Sie schon etwas zu trinken?“ Kagome fragte: „Was haben Sie denn da?“ Das Mädchen antwortete mit einem Lächeln auf den Lippen: „Was Sie wünschen. Wir haben eigentlich alles, von einfachem Mineralwasser bis hin zu den erlesensten französisch Weinen.“ Kagome überlegte kurz. Sie hatte noch keine Erfahrung mit Alkohol gemacht, da sie erst fünfzehn Jahre alt war und das Trinken von Alkohol in Japan erst mit zwanzig erlaubt war. Aber einmal probieren konnte ja nicht schaden. „Ich nehme einen Rotwein“, entschied sie schließlich. „Was für einen?“, wollte das Dienstmädchen wissen. „Egal. Ich bin da nicht so wählerisch“, log Kagome. Jeile sagte: „Ich nehme meinen Lieblingswein, du weißt bescheid. Den wird Kagome-chan auch mögen.“ „In Ordnung“, sagte das Mädchen und verließ den Raum. „Setzen wird uns doch hin“, schlug Jeile vor. Kagome nickte. Die beiden ließen sich auf den Stühlen nieder, die neben dem Tisch standen. Jeile stützte den Kopf auf seine Hände und sah Kagome unverwandt an. Sie wich seinen Blicken aus und dachte: Ich hätte vielleicht doch etwas anderes als meine Schuluniform anziehen sollen. So saßen sie eine Weile schweigend da; Jeile sah Kagome an und diese zupfte verlegen an ihrem kurzen Rock herum. „Deine Augen sind wunderschön. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“ Kagome wurde noch verlegener und sagte leise: „Nein“ Oder vielleicht doch? Hatte Inuyasha nicht schon mal...? Nein, dafür war er gar nicht der Typ! Und wenn überhaupt, dann hat er sie bestimmt mit Kikyous Augen verglichen... Kagome seufzte. Ja, Inuyasha dachte immer nur an Kikyou. Auch in ihr sah er wahrscheinlich immer noch nur die Reinkarnation von Kikyou, nicht sie selbst, nicht Kagome Higurashi. Erst als Jeile fragte: „Kagome-chan, was hast du?“, tauchte sie wieder aus ihren Gedanken auf. „Es... es ist nichts“, murmelte sie. Doch Jeile ließ nicht so schnell locker. „Ich merke doch, dass dich etwas bedrückt.“ Kagome seufzte erneut. Dann erklärte sie: „Ja, Sie... du hast Recht. Aber ich möchte nicht darüber sprechen. Ich komme schon alleine damit klar.“ Jeile sagte mit einem verständnisvollen Lächeln: „Ich möchte zwar nicht, dass etwas deine Stimmung trübt, aber wenn du es mir nicht mitteilen möchtest, dann muss ich das wohl akzeptieren.“ Kagome nickte nur. Schon wenig später brachte das Dienstmädchen die Getränke. Auf der Weinflasche stand der Name Astellare. Kagome kam er gänzlich unbekannt vor. Aber sie wollte auch nicht nach seiner Herkunft fragen, da Jeile sie dann vielleicht für unerfahren halten würde. Jeile erhob das Glas und sagte: „Auf dich!“ Kagome stieß zögernd mit ihrem dagegen. Jeile schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Dann trank er einen Schluck. Auch Kagome führte das Glas zm Mund und trank. Dieser Wein schmeckte außergewöhnlich gut. Er war sehr süß, ganz anders, als Kagome es erwartet hatte. Deshalb trank sie gleich noch einen Schluck. Jeile fragte: „Und? Schmeckt er dir?“ Kagome antwortete: „Ja, ich mag ihn sehr gerne.“ Das Dienstmädchen erläuterte kurz, was sie für das Essen geplant hatte. Das meiste davon war französischer Herkunft, einiges war Kagome allerdings auch vollkommen unbekannt. Ich werde es schon mögen, dachte sie sich. Nach einer Weile sagte Jeile: „Weißt du was? Ich habe schon so viele schöne Frauen in meinem Leben getroffen. Und sie alle haben von mir den Namen einer Blume bekommen, die Namen meiner Lieblingsblumen. Auch bei dir habe ich überlegt, welche Blume zu dir passen könnte.“ „Und? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, fragte Kagome interessiert. „Zu keinem. Es gibt einfach keine Blume auf dieser Welt – und auch nicht auf irgendeiner anderen Welt – die deiner Schönheit ebenbürtig ist.“ Kagome kicherte verlegen und sagte: „Danke!“ Das Essen war aufgetragen worden und die beiden ließen es sich reichlich schmecken. Kagome war inzwischen bei ihrem dritten Glas Wein angelangt. Jeile fragte: „Was machst du eigentlich so in deiner Freizeit?“ „Was für 'ne Freizeit?“, fragte Kagome. „Ich hab keine Freizeit, ich jage den lieben langen Tag mit einem unfreundlichen Hundedämon durch die Wälder und suche die Splitter irgendeines komischen Juwels.“ Eigentlich sollte sie nicht vor anderen Leuten von diesem Geheimnis sprechen, aber das war ihr in diesem Moment ziemlich egal. Sie fühlte sich so frei, es schien keine Regeln und Grenzen zu geben, die sie beachten musste. Es fühlte sich an wie ein Traum. „Ein Hundedämon? Wie interessant! Etwa dieser, der beim letzten Mal einfach ins Zimmer gestürmt ist?“, erkundigte sich Jeile. „Ja, genau der. Der bildet sich immer ein, ich wäre total hilflos und er müsste mir immer helfen. Das geht mir total auf die Nerven! Und außerdem hänge ich wegen diesem blöden Köter in der Schule total weit zurück und komm überhaupt nicht mehr nach mit lernen. Wie soll ich es denn so zu was bringen?“ „Das ist natürlich wahr. Aber wenn er dich für so hilflos hält, warum sucht er die Splitter dieses Juwels dann nicht alleine?“ „Er würd sie gar nicht alleine finden. Nur ich spüre sie schon von weitem und darum brauchen sie mich.“ „Sie? Wer ist da denn noch außer diesem Dämon?“ „Das ist eine sehr komische Truppe. Da wäre zum einen ein Lüstling, der sich Mönch nennt, und eigentlich nur darauf aus ist, einen Nachfolger zu zeugen. Und dann ist da noch diese Dämonenjägerin, die voll den Bruderkomplex hat und nur mit uns mitgeht, weil sie glaubt, wir könnten ihr helfen, ihren Bruder zurückzuholen. Der Kleine ist sowieso so gut wie tot. Und dann läuft uns auch noch immer so ein winziger Fuchsdämon hinterher, der uns eigentlich überhaupt keine Hilfe ist, weil er außer Illusionskünsten überhaupt nichts drauf hat. Aber am schlimmsten ist immer noch Inuyasha, der Hundedämon höchstpersönlich. Dieser Idiot hätte mich schon mal fast getötet, als sein Dämonenblut zum Vorschein gekommen ist!“ „Fast getötet? Wie schrecklich! Und mit so einem gibst du dich noch ab?“ „Ich bin praktisch dazu gezwungen. Schließlich habe ich dieses verdammte Juwel zertrümmert. Ehrlich gesagt war ich ja mal in Inuyasha verliebt und habe sogar geglaubt, er würde meine Gefühle erwidern, aber er sieht in mir immer nur die Reinkarnation von Kikyou, von seiner Kikyou. Dabei ist die doch eigentlich schon längst tot! Meinetwegen soll er doch mit ihr zur Hölle fahren!“ „Deine Gefühle scheinen sich ja sehr geändert zu haben...“ „Mir ist einfach nur klar geworden, was er doch für ein Idiot ist.“ „Ja, für mich klingt er auch sehr unfreundlich! Soll er doch versuchen, ohne dich klarzukommen!“ „Da hast du völlig Recht! Ich werde dem Typen bestimmt nicht noch länger hinterherlaufen! Sonst bildet er sich noch irgendwas darauf ein!“ Jeile schenkte ihr ein freundliches Lächeln, doch sie war viel zu wütend, um ihn überhaupt zu bemerken. „Jeile?“, fragte sie nach einer Weile. „Was ist denn?“, wollte er wissen. „Ich bin so müde... Mein Kopf fühlt sich so schwer an...“ Bevor er irgendetwas tun konnte, landete ihr Kopf auf dem Tisch. Kagome wandelte durch die Dunkelheit. Alles war schwarz. Sie konnte noch nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Ein unangenehmes, kaltes Gefühl kroch durch ihren ganzen Körper. Sie fühlte sich einsam. Sie wollte Licht sehen, Feuer, irgendwas, was diese unendliche Dunkelheit verscheuchte. Und dieses Licht kam, in Person eines ihr bekannten Menschen. „Jeile“, flüsterte sie erleichtert. Er trug einen weißen Anzug mit den üblichen Rüschen. Es schien Kagome, als sei er von einem wundersamen weißen Schimmer umgeben. Er lächelte freundlich und kam langsam auf sie zu, vertrieb die Dunkelheit um sie herum und die Einsamkeit in ihrem Herzen. Er nahm sanft ihre Hand in seine und fragte: „Kagome-chan, willst du mich heiraten?“ Sie konnte nicht anders, als einfach mit Tränen des Glücks in den Augen zu nicken und in sein freundlich lächelndes Gesicht zu blicken. Und mit einem Mal wurde alles taghell. Kagome und Jeile standen vor einem Altar. Sie bemerkte, dass auch sie jetzt Weiß trug, ein wunderschönes weißes Kleid. Jeile hatte ihre Hand genommen und sah glücklich zu dem Priester vor ihnen. Dieser sagte: „Ich erkläre Sie nun zu Mann und Frau.“ Jeile drehte sich zu seiner Braut um und sah in ihre unendlich schönen kastanienbraunen Augen. Und sie sah zurück. Sie fühlte sich wunderbar. Eine kühle Hand berührte Kagomes Arm und eine sanfte Stimme flüsterte in ihr Ohr: „Wach auf, Kagome-chan.“ Verwirrt schlug sie die Augen auf und sah in Jeiles Gesicht. Dieser sagte: „Es ist schon halb elf. Ich denke, du solltest langsam nach Hause gehen.“ Kagome richtete sich erschrocken auf. „Halb elf?“ Jeile nickte. Dann sagte er: „Aber vorher muss ich dich noch etwas von hoher Bedeutung fragen.“ „Was denn?“, fragte Kagome mit einem kribbligen Gefühl in der Magengegend. Sie erinnerte sich sehr gut an den Traum, den sie gerade gehabt hatte. „Kagome-chan. Willst du mich heiraten?“ Doch Kagome reagierte nicht genauso wie in ihrem Traum. Sie fragte: „Und was ist mit den anderen Frauen auf der Liste deiner potentiellen zukünftigen Ehefrauen?“ Jeile erwiderte: „Die habe ich alle gestrichen, während du geschlafen hast. Sie bedeuten mir nichts mehr. Kagome-chan, ich will nur dich.“ Ein wenig misstrauisch seiner plötzlichen Wandlung gegenüber sagte Kagome: „Dann... dann werde ich es mir überlegen.“ „Ach so...“, sagte Jeile. Er lächelte zwar noch immer, aber sein Blick war zu Boden gerichtet und nicht mehr auf Kagome. Diese sagte: „Ich geh dann mal“, und verließ schnell den Raum. An der frischen Luft atmete sie erst einmal tief durch. Sie war verwirrt. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte, was sie denken sollte. Noch vor wenigen Tagen war sie wie selbstverständlich mit ihren Freunden durchs Mittelalter gezogen. Und mit Inuyasha. Und jetzt so etwas. Sie wusste wirklich nicht, was sie für Jeile empfand. Musste sie ihn nicht eigentlich hassen, nachdem er sie beim ersten Mal so behandelt hatte? Aber nach diesem Traum waren ihre Gedanken wie verändert. Jeile war für sie da gewesen in der Dunkelheit und hatte ihr Herz erleichtert. Dieser Traum musste doch etwas bedeutet haben! Aber sie war erst fünfzehn. Sie war noch gar nicht alt genug, um heiraten zu dürfen. Und was würde ihre Familie überhaupt dazu sagen? Sie musste unbedingt mit ihrer Mutter darüber reden! Jeile saß in seinem Zimmer und starrte gedankenverloren aus dem Fenster in die dunkle Nacht. Was würde Kagome ihm antworten? Würde sie ja sagen? Oder nicht? Er war sich so sicher, dass dieser Zaubertraum, den er ihr geschickt hatte, sie überzeugen musste. Aber dann war diese Antwort gekommen. Würde sie überhaupt zu ihm zurückkehren? Oder würde er sie nie wiedersehen...? Vielleicht hatte er auch erneut zu überstürzt gehandelt. Sie kannte ihn doch kaum. Warum sollte sie ihn nur wegen einem Traum heiraten wollen? Außerdem war sie ja erst fünfzehn. Laut den Regeln dieses Landes durfte sie noch gar nicht heiraten. Und bestimmt würde ihre Familie es auch nicht erlauben. Jeile seufzte. Er hatte mal wieder alles falsch gemacht. Und aus diesem Grund würde er jetzt vielleicht nicht bei der Frau sein können, die er liebte. Kagome betrat das Haus und rief: „Ich bin wieder da!“ Sofort kam ihr kleiner Bruder angestürmt und fragte: „Wo warst du?“ Kagome sah ihn erstaunt an. „Hab ich euch das nicht gesagt?“ „Du hast gesagt, du gehst mit Houjou-kun ins Kino, aber er hat vorhin angerufen und gefragt, warum du nicht kommst.“ „Houjou-kun? Den hab ich ja völlig vergessen! Ich war mit ... jemand anderem essen.“ „Mit wem denn?“ „Das geht dich überhaupt nichts an. Musst du nicht ins Bett? Es ist schon fast elf und du musst morgen zur Schule!“ „Du aber auch!“ „Ich bin älter als du!“ Souta streckte ihr die Zunge raus, dann ging er aber wirklich hoch in sein Zimmer. Kagome seufzte und setzte sich an den Tisch. Sie dachte nach. Was sollte sie auf Jeiles Frage antworten? Sie kannte ihn doch eigentlich kaum. Aber dann war da dieser Traum gewesen. Sie hatte sich so glücklich gefühlt, als sie ihn gesehen hatte. Aber hätte sie sich nicht beim Anblick einer jeden Person in dieser Dunkelheit glücklich und erleichtert gefühlt? Und was war überhaupt mit Inuyasha? Inuyasha ist ein Idiot! Er liebt doch eigentlich nur Kikyou, ich bedeute ihm rein gar nichts... Ihre Mutter betrat den Raum und setzte sich neben sie. „Hallo, Kagome-chan. Wo warst du so lange?“, fragte sie ihre Tochter. „Das... das spielt doch jetzt gar keine Rolle. Ich muss eine wichtige Entscheidung treffen“, antwortete Kagome. „Was denn für eine Entscheidung?“ „Eine Entscheidung für mein Leben.“ „Geht es um Inuyasha?“ „Ja, gewissermaßen schon.“ Kagome wollte ihrer Mutter nicht die ganze Wahrheit erzählen. Aber sie wollte sie auch auf keinen Fall belügen. Ein wenig hatte die Sache ja schon mit Inuyasha zu tun. „Egal was es ist, du solltest es dir genau überlegen, wenn es so eine wichtige Entscheidung ist.“ „Ich habe schon darüber nachgedacht. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll.“ „Bei so einer Entscheidung ist das Wichtigste, dass du auf dein Herz hörst. Schalte deinen Verstand für eine Weile aus und höre auf das, was dein Herz dir sagt.“ „Es... es geht um eine Bindung fürs Leben. Bei so etwas sollte ich meinen Verstand nicht ausschalten.“ „Vergiss für einen Moment, dass du erst fünfzehn bist. Denke einfach daran, ob du dein Leben mit dieser Person verbringen möchtest oder nicht.“ In diesem Moment wurde es Kagome klar: Sie kannte Jeile eigentlich kaum, sie wusste so gut wie gar nichts über ihn, aber... Ich will bei ihm sein! Dieser Traum hat es mir gezeigt! Er ist derjenige, mit dem ich mein Leben verbringen will! Er ist derjenige, den ich liebe. Kagome stand auf und sagte: „Danke, Mama. Ich habe jetzt meine Entscheidung getroffen. Dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Morgen früh werde ich zu ihm gehen.“ Ihre Mutter lächelte nur. An diesem Morgen riss Kagomes Wecker sie schon um halb fünf aus dem Schlaf. Sofort sprang sie auf, wenn auch noch etwas schläfrig, und zog sich um. Nachdem sie sich die Splitter des Juwels der Vier Seelen geschnappt hatte, verließ sie leise das Haus – sie wollte niemanden aufwecken – und lief zu dem kleinen Haus, in dem sich der Brunnen befand. Als sie davor stand, und schon die Hand auf das Holz gelegt hatte, hielt sie einen Moment inne. Es würde das letzte Mal sein, dass sie in diesen Brunnen sprang. Denn sie hatte sich entschieden, Inuyasha und alle anderen aus dieser anderen Zeit für immer zu verlassen. Entschlossen sprang sie in den Brunnen hinein, spürte den Strom der Zeit an sich vorbeifließen und landete schon nach wenigen Sekunden im steinigen Inneren des Knochenfresserbrunnens im Mittelalter. Sie kletterte hinaus. Die aufgehende Sonne tauchte den Wald in ein zartes Orange. Doch das kümmerte Kagome in diesem Moment weniger. Deshalb durchschritt sie schnell den Wald und sah schon bald das kleine Dorf, in dem Kaede lebte. Sie ging an den Feldern vorbei und dann stand sie endlich vor der kleinen Hütte, in der Kikyous kleine Schwester sich niedergelassen hatte. Kagome schob vorsichtig die Bambusmatte zur Seite, die als Tür diente und betrat die Hütte. Sofort richtete Kaede, die am anderen Ende des kleinen Raumes lag, sich auf und fragte: „Wer ist da?“ „Ich bin's nur, Kagome.“ Kaede seufzte und sagte: „Hast du mich erschreckt, Kagome-chan.“ Kagome setzte sich neben sie und sagte ohne Umschweife: „Ich werde heiraten.“ Kaede schien nicht sehr erstaunt über diese Aussage. „Wen? Kouga-kun? Oder jemanden aus deiner Welt?“ „Jemanden aus meiner Welt. Er heißt Jeile.“ „Und warum bist du hier? Bestimmt nicht nur, um uns diese freudige Botschaft zu überbringen, oder?“ Kagome schüttelte den Kopf. Dann schwieg sie. Komm schon, Kagome, drängte sie sich, du hast dir doch schon die Worte zurechtgelegt! Und obwohl es ihr schwer fiel, es zu sagen, tat sie es schließlich doch. „Kaede-sama... Hier sind die Splitter des Juwels der Vier Seelen. Gib sie Sango-chan, sie wird gut darauf aufpassen. Ich habe beschlossen ... diese Zeit zu verlassen.“ Kaede nahm schweigend die Splitter entgegen und steckte sie in ihr Gewand. „Und, Kaede-sama, eins noch: bitte Sango, den Knochenfresserbrunnen zu zerstören. Sonst wird Inuyasha kommen, um mich zurückzuholen.“ Kaede nickte nur. Dann sagte sie leise: „Ich werde deine Anweisungen befolgen ... Es ist schade, dass du gehst, aber ich will dich nicht aufhalten. Du wirst dir viele Gedanken über diese Entscheidung gemacht haben. Danke für die Zeit, die du bei uns warst.“ Kagome konnte ihre Tränen kaum noch zurückhalten. Deshalb fiel sie Kaede kurz um den Hals und flüsterte: „Danke für alles.“ Dann verließ sie rasch die Hütte und rannte aus dem Dorf. Die Tränen fanden den Weg in ihre Augen und glitzerten im Licht der Sonne, die schon ein wenig weiter gewandert war auf ihrer tagtäglichen Reise am Himmelszelt. Jetzt stand Kagome auf der Lichtung, direkt vor dem Brunnen. Sie musste nur noch hineinspringen. Doch wollte sie das wirklich? Dann würde alles vorbei sein. Sie würde niemals zurückkommen können, niemals. Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Zeit hier war teilweise so schön gewesen. Sie erinnerte sich daran, wie sie Inuyasha das erste Mal getroffen hatte. Sie erinnerte sich an seine weichen Hundeohren und seine glänzenden goldenen Augen. Sie erinnerte sich an das, was im Grab von Inuyashas Vater geschehen war, wie Inuyasha gesagt hatte, er werde sie beschützen. Sie erinnerte sich daran, wie sie Miroku, Sango und Shippo kennnen gelernt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Inuyasha sie einmal angesehen hatte... Aber damals hat er nicht mich gesehen! Er hat Kikyou in mir gesehen! Und dieser Gedanke war es, der sie aus ihrer Starre löste und sie durch den Brunnen springen ließ. Während sie die Zeit durchquerte, zum letzten Mal in ihrem ganzen Leben, dachte sie mit einem traurigen Lächeln: Auf Nimmerwiedersehen, meine Freunde... Kagome kletterte aus dem Brunnen und verließ dann das kleine Häuschen. Unbemerkt verließ sie das Gelände des Schreins. Es war kalt hier in der Stadt, schließlich war es erst halb sechs. Kagome fror in ihrer knappen Schuluniform. Und wieder stiegen Zweifel in ihr auf. Warum hatte sie nur diese Entscheidung getroffen? Hatte sie nicht einst beschlossen, dass sie bei Inuyasha sein wollte, obwohl er Kikyou liebte? War ihr nicht schon längst klargeworden, dass sie Inuyasha liebte? Und jetzt würde sie diesen Inuyasha, der ihr so viel bedeutet hatte, nie wieder sehen... Zum Zweifeln ist es jetzt zu spät!, schalt sie sich selbst. Ich habe auf mein Herz gehört, und das hat sich für Jeile entschieden! Und wenn ich meinem Herz nicht mehr vertrauen kann, kann ich niemandem mehr vertrauen. Und mit diesem Gedanken fest im Kopf verankert durchquerte sie die leeren Straßen und kam schließlich an Jeiles Schloss an. Mit pochendem Herzen klopfte sie an das große Eingangstor. Schon wenig später wurde ihr von einem Dienstmädchen geöffnet. Kagome, die Jeile erwartet hatte, sagte verwirrt: „Ähm... ich möchte Jeile sprechen...“ Das Dienstmädchen fragte: „Wie ist Euer Name?“ „Kagome Higurashi.“ Das Mädchen verbeugte sich und sagte: „Bitte folgt mir.“ Sie machte einen Schritt zur Seite und ließ Kagome eintreten. Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, führte sie Kagome durch die großen Räume des Schlosses. Als sie im zweiten Stock angekommen waren, blieb das Mädchen vor einer rot lackierten Tür stehen. Sie klopfte an die Tür und sagte: „Jeile-sama, Higurashi-san ist eingetroffen.“ Sofort wurde die Tür aufgerissen und Jeile stand vor den beiden. „Komm herein“, bat Jeile sie mit einem glücklichen Lächeln. Kagome gehorchte und betrat sein Gemach. Er schloss die Tür und sagte: „Vielen Dank, dass du gekommen bist. Ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen.“ „Aber du hast mich doch etwas gefragt! Da muss ich doch zurückkehren“, gab Kagome empört zurück. Jeile sah sie gerührt an und sagte: „Ich finde es toll, dass das für dich so selbstverständlich ist.“ Kagome lächelte unsicher. Dann sagte sie: „Ich habe mich entschieden.“ Jeile sah sie ernst an. Jetzt war es soweit. In diesem Moment würde entschieden werden, ob er glücklich sein würde in seinem Leben oder nicht. „Jeile...“ Sie sah ihm fest in die Augen. „Ja, ich möchte dich heiraten.“ Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Er musste ihr einfach um den Hals fallen. Tränen der Freude stiegen in seine Augen. Es war so wunderbar. Er würde sie heiraten. Sie, die Frau seiner Träume. Kagome fühlte sich erleichtert. Sie hatte es hinter sich gebracht. Jetzt würde es ihr bestimmt leichter fallen, Inuyasha und ihre Freunde zu vergessen. Sie lächelte und legte ihre Arme sanft um Jeile. Kagome saß auf dem Bett in einem der vielen Zimmer des Schlosses von Jeiles Vater und wartete auf ihren zukünftigen Ehemann. Sie war sehr erstaunt gewesen, als Jeile ihr nach ihrer Zusage erzählt hatte, er sei der Prinz eines Zauberreiches. Erst hatte sie ihm nicht geglaubt, doch er hatte sie ziemlich schnell überzeugen können, da sie ja schon Erfahrung mit fremden Welten hatte. Das Zauberreich, in das er gehörte, hieß Astelle. Es war anders als die Welt, aus der Kagome stammte, aber sie fühlte sich dort eigentlich ganz wohl. Fremde Sitten und Bräuche schreckten sie schon lange nicht mehr ab. Jeile war sich zu Anfang nicht sicher gewesen, ob sie die andere Welt betreten konnte, aber nachdem sie ihm von ihren Ausflügen in die Vergangenheit erzählt hatte, waren seine Zweifel beseitigt. Und es war ihr dann auch tatsächlich gelungen, ihm nach Astelle zu folgen. Jeile betrat den Raum. Kagomes Anblick zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. „Du bist wunderschön“, sagte er. Kagome stand auf und betrachtete sich noch einmal in dem großen Spiegel, der an der Flügeltür ihres Schrankes angebracht war. Sie trug ein langes weißes Kleid, wie es auch in diesem Land zu Hochzeiten üblich war. Es war sehr schlicht, aber die Schneiderinnen hatten gemeint, das würde ihre Schönheit noch mehr zum Ausdruck bringen. Jeile flüsterte ihr von hinten ins Ohr: „Dieses Weiß harmoniert hervorragend mit deinem obsidianschwarzem Haar.“ Kagome drehte sich zu ihm um und sagte: „Vielen Dank, Jeile. Und du siehst so majestätisch aus in diesen Klamotten...“ Sie strich einen Fussel von dem weißen Stoff seiner Kleidung. Er ergriff ihre behandschuhte Hand und sagte: „Lass uns gehen! Dieses Fest dürfen wir nicht verpassen.“ „Du hast Recht. Denn dieses Fest, dieser Tag, gehört nur uns allein.“ Nur einer ist bei dieser Geschichte völlig leer ausgegangen: Houjou. Der wartet wahrscheinlich sehnsüchtig darauf, dass Kagome endlich diese elenden Windpocken los wird, wegen denen sie laut ihrem Großvater mal wieder nicht zum Unterricht erscheinen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)