I want to heal you! von Silverdarshan (Seto/Joey) ================================================================================ Kapitel 16: Trust - Lerne zu vertrauen... ----------------------------------------- Hallöchen, liebe Leser! Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen diese Story derzeit doch weiterzuführen. Einer der Gründe ist die hohe Zustimmung, dich ich von euch erhalten habe. Wie ich mir schon dachte, war ich nicht die einzige, die unter diesen Bedingungen nicht länger posten wollte. Ein besonderer Dank gilt neben meinen fleißigen Kommischreibern auch jene, welche sich als 'Schwarzleser' enttarnt haben. Diese Kommentare haben mir besonders am Herzen gelegen, da es unter euch Lesern scheinbar doch Menschen mit einem gewissen Ehrgefühl gibt. Vielen Dank dafür! *verbeug* Aber gut. Ich denke für lange Vorworte habt ihr sowieso keine Nerven, da ihr ja lange genug auf eine Fortsetzung warten musstet. Viel Spaß mit Kapitel 16 von "I want to heal you!" eure _BleedForFuckinLove_ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 16. Kapitel : Trust – Lerne zu vertrauen… Nein… Nein, nein, nein, nein, nein! Das durfte nicht sein…! Nicht jetzt! Jetzt noch nicht! Nicht so früh! Die Augen vor Schock weit aufgerissen und in seiner Haltung völlig erstarrt, blickte Joey entgeistert auf Seto, welcher sich nun räuspernd erhob und Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen. Den Arzt in Empfang zu nehmen… Ihn in hereinzulassen und zu Joey zu bringen… Gleich würde er sich wieder seinen grausamen Erinnerungen stellen müssen… Den Schmerz erneut in seinem Körper fühlen… Die Hände… der Geruch… die Pein… Alles würde ihn wieder niederdrücken… ihm die Luft zum Atmen nehmen und in einen Strudel der tiefsten Bewusstlosigkeit stürzen, aus der es kein Entkommen mehr gab. „Oh nein… bitte… Seto… nein…“, krächzte Joey heißer. Tränen der Hilflosigkeit standen in seinen vor Angst glitzernden Augen und drohten jede Sekunde über die Ufer zu treten. Zitternd hatte er seine bleiche Hand erhoben, für jene Verzweiflungstat den Schutz der Decke aufgegeben, um sie dem Brünetten entgegenstrecken zu können… ganz in der Hoffnung, dass dieser ihn auffing. Ihm Halt gab und vor dem Mann bewahrte. Seine gesamte Körperhaltung schrie nach Schutz… nach Verschonung durch jene Monster, die ihn zu zerstören drohten. Monster wie jene, die nun an der Tür standen und nach Einlass verlangten. Joeys gesamtes Inneres war in Aufruhr. Kein Funken Rationalität war ihm mehr geblieben. Sein Denken, seine Vernunft… alles, was den jungen Blondschopf ausmachte existierte nun nicht mehr. Lediglich die Panik war es, die aus ihm sprach. ~~~~ Seto hielt einen Augenblick inne, als die gewisperten Worte seine Ohren erreichten. Ein eisiger Schauer rann seinen Rücken hinab, als er der Furcht gewahr wurde, welche in dem Blonden steckte. Bis in die Grundtiefen seiner Seele erschüttert… Nein… er durfte nicht nachgeben… Noch immer mit dem Rücken zu Joey stehend verharrte Seto in seiner Position, während er innerlich einen kleinen Kampf mit sich und seinem Gewissen ausfocht. Es schien, als sei der Brünette zu Stein erstarrt. Er konnte sich nicht zu Joey umdrehen… Würde er dies tun, wäre seine einzige Chance, dem Blonden zu helfen, zunichte. Kaiba wusste das. Er spürte es instinktiv. Die innerliche Unruhe, die auch ihn befallen hatte, machte ihm die Entscheidung keineswegs leichter… Seine Hände waren Schweißbedeckt und ballten sich, auf der Suche nach einem Ventil, rhythmisch immer wieder zusammen. Denn ein Blick in diese panischen Augen und er würde alles vergessen, was er sich für Joey vorgenommen hatte, würde jeden Ruf der Vernunft einfach über Bord werfen und den Blonden in eine feste Umarmung ziehen. Aber… Es gab keinen Zweifel daran, dass man Joey helfen musste. //Es wird ihm niemals leicht fallen… Wenn wir ihn nicht zwingen, zerstört er nur sich selbst…//, beharrte er und warf einen festen Blick auf die Tür, hinter welcher Dr.Ayase stand und darauf wartete, dass man ihm die Türe öffnete. Etwas ungeduldig geworden klopfte dieser nun ein zweites mal gegen das Stück Holz, welches ihm den Einlass verwehrte. Doch allein die verzweifelte Stimme, mit der ihn Joey angefleht hatte… allein dies bewirkte, dass Seto beinahe sein Vorhaben aufgab. Kaibas Hände, welche bis vor wenigen Augenblicken locker an seiner Seite geruht hatten, verkrampften sich zur Faust. Schmerzhaft deutlich spürte er, wie sich die Nägel seiner Finger in sein Fleisch gruben. Er hasste es Joey so sehen zu müssen… er hasste es, in dem Wissen, nun auch noch dafür verantwortlich zu sein. Er wollte dem Blondschopf kein Leid zufügen… Nicht nach allem, was dieser durchlebt hatte… Es war zugleich jedoch unausweichlich, dass Dr.Ayase, mit dem er ihn gleich konfrontieren würde, Erinnerungen aufleben ließ… Quälende Erinnerungen… Und Joey war sich dessen mehr als bewusst. Sein gesamtes Ich sträubte sich gegen diesen Plan. Nur allzu deutlich sprach Ablehnung aus dessen verkrampfter Haltung. Die Beine fest an den zerbrechlich wirkenden Körper gezogen und die Hände wie ein rettender Anker in der weichen Decke vergraben, starrten hilflose Bernsteine zu ihm herüber. Das sonst so frech wirkende Gesicht war zu einer schmerzverzerrten Maske verzerrt… Tat er wirklich das Richtige? … Aber war es besser ihn in Depressionen versinken zu lassen? Phasen seiner geistigen Dunkelheit, die ihn in manchen Augenblicken genauso leiden ließen? Mit dem Unterschied, dass ihm Seto dort, wo Joey sich in jenen Momenten befand, nicht helfen konnte…? … Was sollte er nur tun? Egal wie es Seto drehte und wendete… Am Ende seiner Gleichung stand immer das gleiche Ergebnis: Angst und Furcht. „Vergiss nicht, was ich dir versprochen habe…“, sprach er plötzlich leise aber deutlich, ehe er seine bleiernen Beine in Bewegung setzte und den Raum verließ. Nur gedämpft vernahm er daraufhin das erstickte Schluchzen, welches durch das Anwesen hallte. //Bitte mach es dir nicht noch schwerer, als es für uns beide sowieso schon ist…// … Die wenigen Meter bis zur großen und reich verzierten Haustür kamen dem jungen Firmenchef wie eine endlose und Kräfte zehrende Wanderung vor. Jeder Schritt den er tat, festigte das Schicksal des jungen Blondschopfes, welcher so verloren in seinem Wohnzimmer hockte. Und mit jedem Schritt näherte sich Seto dem Ungewissen. Mit versteinerter Miene umschloss Seto schließlich den Türgriff, atmete einmal tief ein und aus, ehe er ihn leicht herunterdrückte und sein Hausarzt ihn in seiner üblich lockeren Art begrüßte. „Mr.Kaiba! Schön Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?“ Durchdringende Blicke trafen den Brünetten. Blicke, die in so krassem Gegensatz zu den warmen Worten des Arztes standen. Hinter diesem Mann mit der kleinen Brille stand weit mehr, als das freundliche Lächeln… Wissend und beinahe vorausschauend schien Dr.Ayase genau zu wissen, wie es um Seto stand. „Es geht hier nicht um mich. Kommen Sie“, erwiderte Kaiba steif und trat einen Schritt zur Seite, sodass Ayase bequem eintreten konnte. Für einen Smalltalk hatten sie nun wirklich keine Zeit. Nicht das Seto jemals wert auf derlei Gespräche legte… „Zuvorkommend wie eh und je“, lachte der alte Mann leise, nahm seine Arzttasche und folgte dem Brünetten, welcher ihn zu dem kleinen Patienten bringen würde. ~~~~ //„Vergiss nicht, was ich dir versprochen habe…“// … //„Ich bleibe bei dir. Ich werde bei dir bleiben wenn du das möchtest und Dr.Ayase wird sofort aufhören wenn du nicht mehr kannst, einverstanden?“// …Wie? Wie sollte Joey ihm nur glauben können? Das Versprechen ihn zu beschützen… Nun, da ihm solche Qualen bevorstanden, war es Joey unmöglich den tröstenden und kraft spendenden Worten glauben zu schenken. Alles in ihm schrie nach Flucht. Schrie danach, sich in Sicherheit zu bringen. Langsam ließ er seine, noch immer zitternde Hand sinken, bis sie, scheinbar leblos auf der weichen Decke ruhte. Leeren Blickes starrte Joey auf sie und zuckte leicht zusammen, als sich die ersten salzigen Tränen aus seinen Augenwinkeln lösten und von der Nasenspitze auf seinen Handrücken tropften. Jämmerliche Schluchzer verließen seine Lippen, ohne dass Joey sie kontrollieren konnte. Verdammt, warum war das Leben so scheiß ungerecht zu ihm?! Was hatte er getan um von Gott so gehasst zu werden?! Gab es ihn überhaupt? Nein… Joey konnte nicht glauben, dass ein Hüter, welcher über alle Menschen dieser Erde wachte, existierte. Wann sollte dieser über ihn gewacht haben? Wo war Gott? Wo war Gott als Joey von seinem Vater geschlagen wurde? Wo war Gott gewesen, als dieser sich auf ihn gestürzt hatte… seine nach Alkohol stinkenden Lippen auf die seinen gepresst und ihn betatscht hatte? Wo war der Erschaffer allen Lebens gewesen, als er ausgezogen und vergewaltigt wurde? WO?! Es gab keinen Gott! Keinen, der sich für Joey einsetzte! Sogar Seto verriet ihn, indem er diesen Arzt zu ihm brachte! „Traue nur dir selbst!“, hatte er einmal in einem Roman gelesen. Damals schien dieser Satz für ihn unwichtig und keine Bedeutung zu haben… doch nun… in diesen vier Worten steckte mehr Wahrheit, als in allem anderen! Denn eines schien Gewiss: Egal wie oft Joey sich jemandem öffnen würde… egal wie sehr er glaubte, den Menschen seiner Umgebung trauen zu können… er würde früher oder später stets enttäuscht und verraten werden. Was hatte er nicht alles getan, um Seto hiervon abzuhalten?! Er hatte ihn angefleht, ihm sein Innerstes offen gelegt und ihm mehr als deutlich seine Ängste gezeigt! Er hatte vor Kaibas Augen geweint und ihm versucht zu erklären, wie er sich fühlte. Wie sehr ihn andere Männer ängstigten. Männer, welche die Statur seines Vaters besaßen oder ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legten, wie er… Aber Seto ließ ihn im Stich! Er verriet ihn, indem der dem Arzt die Türe öffnete und ihn zu ihm führte! Eiskalte Schauer durchzuckten den geschundenen Leib, als Joey den leisen und gedämpften Wortwechsel aus dem Flur vernahm. Angstschweiß bildete sich auf seiner hellen Haut und ein abgehacktes Keuchen entwich immer wieder den aufgesprungenen Lippen, ohne dass er es hätte verhindern können. Das seichte Zittern verstärkte seines Körpers verstärkte und vermischte sich mit dem Duft der Furcht, der drohend wie ein grauer Schleier in der Luft hing. Gleich… Gleich…! Er hörte die Schritte… Gleich waren sie da…! Schatten schienen sich plötzlich von den Wänden zu lösen und wie mahnende Lichter vor Joeys Augen zu tanzen. »Flieh! Er kommt!«, wisperten sie ihm zu und hüpften aufgeregt auf und ab. »Er kommt… er kommt! Er wird dich holen!« Immer lauter wurden die Stimmen in seinem Kopf, immer schriller schrieen sie ihm zu, bis Joeys Ohren schmerzten und ihm unaufhörlich eine Gänsehaut über den Rücken trieben. „Aufhören… ihr tut mir weh…“, wimmerte er erstickt und krümmte sich zusammen. Diese lauten Stimmen… ihr schrilles Kreischen… die Kälte, die sich plötzlich durch seine Adern fraß… der Schmerz in seiner Brust und die unbändige Angst, die diese Gefühle verzehnfachte… //“Uh… ich hätte das schon… ah… viel früher mit dir machen sollen…“// Alkoholgeruch… //“Mmmh… du bist fast so gut wie deine Mutter… die Schlampe, die mich mit einem Bastard von Sohn… uuh… wie dir, hat sitzen lassen!“// Kehliges Stöhnen… //“Das ist alles deine Schuld, Joey!... Ah… Ich werde dich bestrafen… hmm… dafür, dass du mir Serenity und Mariah genommen hast! Du hast sie getötet, hörst du?! GETÖTET!“// Schmerz… Hände, die sich an seine Kehle legten und langsam zudrückten… Schuld… Dunkelheit… Wie in Zeitlupe kippte der bebende Körper zur Seite, bis das weiche Sofa den Sturz des Blonden auffing. Die Augen weit aufgerissen, wickelte sich Joey fahrig in die flauschige Decke und vergrub weinend den Kopf zwischen den Knien. Zahllose Tränen stürzten sich in die Tiefe und versickerten stumm in dem weichen Stoff, der Joey wenigstens etwas Halt und Sicherheit gab. Die Hände hatte der Blondschopf fest auf die Ohren gepresst, verzweifelt in der stillen Hoffnung, die quälenden Laute so vertreiben zu können. Es sollte aufhören! Warum hörte er das? Warum konnte er es nicht stoppen? Immer fester krallten sich seine Finger in die empfindliche Kopfhaut, bis der beißende Schmerz ihn leise aufwimmern ließ… Joey erschauderte. Er verlor die Kontrolle… Das Rauschen in seinen Ohren nahm zu, verschluckte die wispernden Stimmen in seinem Kopf und drohte ihn hinab in die Tiefe zu reißen. Verzweifelt kämpfte er dagegen an, versuchte sich krampfhaft auf die Fernbedienung zu konzentrieren, die so einsam auf dem Tisch vor seinen Augen lag. Die Fernbedienung… Joeys letzter Bezug zur Realität. Immer dunkler wurde es um dieses schwarze Gerät… immer mehr breitete sich die Kälte in seinen Gliedern aus, sodass er glaubte bei lebendigem Leibe erfrieren zu müssen. Doch obgleich sein Körper vor Kälte schrie… er konnte sich nicht bewegen… Schien wie versteinert… Lediglich die kleine Fernbedienung des Fernsehers war noch klar erkennbar. „Nein… ich will nicht! … Kaiba…!“ Joey mobilisierte sämtliche Kräfte, um diese Worte hervorzuwürgen. Es schien, als würden selbst seine Stimmbänder den Protest einlegen und Joey daran hindern wollen, sich verständlich zu machen. Verzweifelt schluchzte er auf, als die Konturen der Fernbedienung immer schwächer wurden und sein Blick verschwamm. Ein eisiger Schauer überrollte ihn, wie eine Welle aus purer Dunkelheit. //Bitte nicht… nicht schon wieder…//, dachte Joey panisch, ehe ihn eine leise Stimme urplötzlich aus dieser Apathie riss. „Joey?“ Diesem war, als habe man ihm einen heftigen Schlag in den Magen verpasst. Sämtliche Luft schien aus seinen Lungen gepresst, als habe jemand eine Hand fest um seine Lungen geschlungen und drücke diese zusammen. Reflexartig bäumte er sich laut aufkeuchend auf und riss die Hände von seinem Kopf, sodass er einige kleine Büschel seines eigenen Haares in den verkrampften Händen hielt. Verwirrt und einen Moment lang völlig desorientiert, schob er sich mit den Armen soweit zurück, bis er an die Rückenlehne des Sofas stieß. Gehetzt rasten seine Augen umher, als suchten sie die Wurzel allen Übels… Die Person, der er diese Qualen zu verdanken hatte. Jeden Augenblick würde sie hinter einer der Garnituren hervorspringen und sich auf ihn stürzen… ihm die Kleider vom Leib reißen und- „Joey! Joey, sieh mich an, ich bin hier!“ Erst eine kühle Hand, die sein Kinn umschloss und es mit sanfter Gewalt zu sich drehte, erlangte schließlich seine Aufmerksamkeit. Für den Bruchteil einer Sekunde schrak der Blondschopf heftig zuckend zusammen und war versucht, sich der Hand zu entziehen, doch eisblaue Augen, welche ihren Blick auf ihn hefteten, unterbanden diesen Impuls. Doch sie unterbanden ihn nicht nur… sie nahmen Joey regelrecht gefangen. Wie ein riesiger Fächer, fegte dieser Blick das leise Flüstern in Joeys Kopf hinfort und ließ nur Platz für Stille. Die Stille und die Aufmerksamkeit für den Brünetten, welcher besorgt vor ihm kniete. ~~~~ Bis aufs äußerste angespannt, verharrte Seto plötzlich vor der Tür, die die beiden von Joey trennte. Seine Hand ruhte bereits auf der silbrig schimmernden Türklinke, als er inne hielt und sich erneut mit leiser Stimme an den älteren Mann wandte. „Doktor… bevor ich Sie zu ihm führe, habe ich noch eine Bitte an Sie.“ „Nur zu, ich höre“, erwiderte jener etwas überrascht und schob sich abwartend die Brille auf seiner Nase zurecht. Kaiba war nervös, dass sah Dr.Ayase sofort. Er kannte den jungen Mann fast ausschließlich als beherrschten und selbstsicheren Firmenboss. Jenes Bild jedoch, bot sich ihm so selten, dass er diesen Umstand auf Anhieb erkennen konnte. Kaibas Mimik schien wie versteinert und es kam Ayase so vor, als suche er nach den passenden Worten, die nun zaghaft über seine Lippen glitten. „Joey ist verstört. Ich habe Sie zwar gebeten, ihn anzusehen, aber Sie sollten wissen, dass er selbst sehr große Angst davor hat. Er wollte nicht, dass ich Sie hole, aber ich denke, dass ich seinen derzeitigen Zustand keinesfalls so lassen sollte. Deswegen sind Sie hier.“ „Nun, es ist verständlich, dass er den Kontakt meiden möchte. Aber bitte seien Sie unbesorgt. Ich arbeite nun schon einundzwanzig Jahre als Arzt und habe ein Gespür dafür entwickelt, wann es meinen Patienten zu viel wird. Ich werde ihn mir ansehen und alles schnellstmöglich über die Bühne bringen. Allerdings wäre es sicher angenehmer für ihn, wenn Sie bei ihm bleiben. Sie kennen mich und er Sie. Es tut ihm gut, wenn er etwas Unterstützung dabei hat. Vorausgesetzt er möchte es.“ Seto nickte zustimmend. Genau jene Gedanken hatte auch er gehegt und er würde sie auch in die Tat umsetzen. „Ich habe mit ihm bereits darüber gesprochen. Er hat eingewilligt, dass ich bei ihm bleibe. Er lässt sich behandeln. Jedoch unter der Bedingung, dass sie aufhören, sobald es ihm zu viel wird.“ Dr.Ayases Gesichtsausdruck wurde bei diesen Worten plötzlich nachdenklich. Tief in Gedanken versunken zupfte er leicht an den kurzen Haaren seines Bartes und musterte den jungen Mann vor ihm eingehend, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Mr. Kaiba… ich kann mir sehr gut vorstellen, welche Kraft es sie gekostet hat, Joey so weit zu bringen, dass er mich in seine Nähe lässt.“ //Oh ja, und wie viel Nerven noch dazu//, dachte Seto im Stillen… „Aber lassen Sie mich kurz erklären: Joey fürchtet sich vor mir, dessen bin ich mir bewusst. Und Sie haben ihm versprochen, dass er sich äußern kann, sobald er glaubt, dass seine Grenzen erreicht sind…“ „Sie meinen…“ Seto begriff langsam, worauf Dr.Ayase hinaus wollte. „Ganz recht. Joey wird mich nicht so nah an ihn heranlassen, dass ich ihm helfen kann, da ich mit ihm über tief sitzende Ängste reden muss. Er wird die Sitzung abbrechen, bevor ich mit der Behandlung wirklich begonnen habe. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Joey nutzt ihr Versprechen als Schlupfloch, um sich mir zu entziehen. Ich kann ihm nicht blind etwas verschreiben, ohne sicher zu gehen, ob er wirklich ausgeprägte Depressionen entwickelt. Es wird nicht angenehm für ihn und er wird sich davor drücken, wenn er bemerkt, worauf ich hinaus will.“ Seto wurde blass. Der Griff um die Türklinke verstärkte sich, ganz so, als ob dieses simple Stück Messing ein rettender Anker für den Firmenchef wäre. … Nein… das konnte er nicht tun! Er würde sein Versprechen gegenüber Joey brechen und Joeys Vertrauen dadurch komplett verlieren! Vehement den Kopf schüttelnd verschränkte Kaiba die Arme vor seiner Brust. „Nein. Das geht nicht. Wissen Sie, was Sie da von mir verlangen? Es wird für Joey den Anschein machen, als hätte ich ihn belogen! Sein Vertrauen zu mir wird zerbrechen und es gibt zur Zeit niemanden außer mir, der sich um ihn kümmern kann!“ „Das Risiko werden wir eingehen müssen. Ich kann ihnen nur sagen, was passieren wird. Glauben Sie mir… er wird es in seiner Angst vor mir ausnutzen. Ich weiß, was der Junge durchgemacht hat und kann es ihm auch nicht verdenken, aber wenn wir zu einer Lösung für das Problem kommen wollen, müssen wir handeln. Auch gegen seinen derzeitigen Willen. Er ist wenn Sie es so sehen wollen, in seinem Zustand nicht zurechnungsfähig.“ „Er wird ausrasten… Er wird das nicht verkraften!“ Das konnte Seto nicht zulassen. Schon jetzt spürte er die vorwurfsvollen Blicke des Blonden in seinem Nacken. Wie würde es erst werden, wenn jener weinend und zitternd vor ihm saß? „Es wird bis zu einem gewissen Grad schwer, das gebe ich zu. Ich sage ihnen jetzt die einzige Möglichkeit, die ich in diesem Fall sehe“ „Und die wäre?“ Gab es überhaupt noch einen Weg, der auf diese Weise nicht in einer Katastrophe endete? „Sie bestimmen, wann es für Joey zu viel wird.“ „Ich?“, keuchte Seto überrascht und blinzelte seinen Arzt perplex an. „Ganz recht. Sie kennen Joey und wissen, wie er sich verhalten wird, wenn er es nicht mehr ertragen kann. Ich selbst werde natürlich auch ein geschultes Auge auf ihn werfen, aber jemand aus seinem Umfeld, kann gewisse Anzeichen schon früher erkennen, als ich.“ Er? Seto Kaiba? Aber… wie gut kannte er Joey? Kannte er ihn wirklich gut genug, um eine derart wichtige Entscheidung für ihn treffen zu können? Was, wenn er ihn falsch einschätzte, seine Reaktionen nicht richtig bedachte und ihn so noch mehr quälte? „Glauben Sie mir… ich sehe Ihnen an, welche Gedanken sie haben. Und genau deshalb sage ich Ihnen, dass Sie das schaffen können. Sie machen sich Sorgen um ihn und darin liegt Ihre Stärke. Sie werden besonders Aufmerksam sein. Bessere Vorraussetzungen gibt es nicht.“ Man sah es ihm also an, ja? Stumm den Worten des Mannes lauschend fühlte sich Seto mehr und mehr ertappt. Innerlich wand er sich bei der Erkenntnis, seine Maske mehr und mehr zu verlieren. Verdammt! Wieso ging ihm das Ganze auch nur so nah?! Leise räuspernd straffte er schließlich seine Schultern und musterte Dr.Ayase eines kühlen Blickes. „Also gut“, erwiderte er steif. „Ich vertraue auf Ihr Urteil, Doktor.“ „Das ist schön! Also… dann würde ich sagen, schieben wir es nicht länger vor uns her und machen uns an die Arbeit.“ Deutlich weniger enthusiastisch nickte Seto langsam und wandte sich wieder der Tür zu, hinter welcher der noch ahnungslose Joey saß und sicherlich ängstlich auf das Kommende harrte. Die Türklinke quietschte leise, als Seto sie zögernd herab drückte und wenig später die Sicht auf das geräumige Wohnzimmer ermöglichte. Suchend glitten die Blicke der beiden Männer im Türrahmen umher und fanden nach kurzer Zeit ihr kleines Zielobjekt. Jedoch auf schreckliche Weise anders, als Seto es erhofft hatte. Zwischen all dem Luxus, den die Kaiba Corporation Seto und seinem Bruder ermöglichte, kauerte Joey jämmerlich weinend auf der breiten Couch. Immer wieder zuckte die Decke verdächtig zusammen, wenn neue Schluchzer sich die Kehle des Blonden hinaufschlängelten. Die blonden Haare ergossen sich dabei wie eine Flut auf dem schwarzen Stoff des Sofas. Schockiert taumelte Kaiba ungewollt einige Schritte zurück, bis er gegen die Brust des Arztes stieß. Joey hatte sich in Embryonalstellung eingerollt und die zierlichen Hände schier brutal in seinen Haaren vergraben. … Oh Gott, was war nur geschehen?! In so einem Zustand war Joey bis vor wenigen Minuten noch nicht gewesen! Hatte am Ende der heftige Stress diesen Anfall ausgelöst? Hatte er genau das bewirkt, was Seto hatte verhindern wollen? „…icht… Kaiba…!“ Jener schien wie benommen. Als habe man ihm einen heftigen Schlag verpasst… Joeys Stimme war kaum zu hören… es machte auf den Brünetten den Anschein, dass dieser aus irgendeinem Grund kaum reden konnte. Und dennoch konnte er die pure Verzweiflung regelrecht spüren… Eine kräftige Hand, die plötzlich auf seiner Schulter ruhte, ließ Seto ruckartig umdrehen. Ayase –nicht weniger schockiert wie Seto- fackelte nicht lange und schob Kaiba nun bestimmt in Joeys Richtung. „Gehen Sie! Na los! Er ruft nicht ohne Grund nach Ihnen!“ In so manch anderer Situation hätte Seto den Arzt sicherlich in seine Schranken verwiesen, doch nun schien ihm der kleine Vorfall mehr als nebensächlich. Vorsichtig näherte er sich der Couch, auf der das zitternde Bündel ruhte und ging vor ihm langsam und bedacht in ihn die Hocke. „Joey?“, flüsterte er leise und hatte gerade seine Hand erhoben, die er dem Blonden beruhigend auf den Rücken legen wollte, als dieser sich heftig aufbäumte und zu Setos entsetzen die Hände derart Ruckartig von seinem Kopf riss, dass Joey blonde Haare in den Händen hielt. Laut nach Luft schnappend wich er vor Seto zurück, bis ihm die Couchlehne den Fluchtweg versperrte. Unruhig zuckten seine Augen umher und Kaiba erhielt Gewissheit darüber, dass er ein Erkennen seitens Joey ausschließen konnte. „Nicht schon wieder… komm schon, Joey!“, murmelte Seto und griff bestimmt nach Joeys Kinn. Zielstrebig umfasste er es und zog es zu sich, bis die trüben und mit Furcht gekennzeichneten Augen in die seinen blickten. „Joey! Joey, sieh mich an, ich bin hier!“, flüsterte er sanft und sah mitfühlend auf den Blondschopf herab, als dieser stark unter der Berührung zusammenzuckte. Für einen schrecklichen Moment sah Seto die Panik in Joeys Augen aufblitzen, spürte regelrecht den Drang des Jungen sich aus seinem Griff zu lösen. Erleichtert seufzte er auf, als er sah, wie Joeys Augen plötzlich ruhig in seine blickten. „Na, wieder da?“, sprach er leise und lächelte sachte. Joey errötete leicht und wandte beschämt sein Gesicht ab. Er kam sich vor wie ein Idiot! Ein Irrer, der langsam Wahnvorstellungen bekam! „Mhm…“, brummte er kaum hörbar und stierte fest auf die Hände in seinem Schoß. Resignation erfüllte ihn und Seto schmerzte es, diese in seinen Augen sehen zu müssen. „Joey?“, fragte er schließlich und legte behutsam eine seiner Hände über die des Blonden. Jetzt gab es kein zurück mehr… „Ich möchte dir Dr.Ayase vorstellen. Er ist hier, um dir zu helfen.“ Es tat weh… Es tat so unglaublich weh, zu sehen, wie Joey erstarrte und mit weit aufgerissenen Augen aufsah und schließlich Setos Hausarzt entdeckte, welcher noch immer zurückhaltend im Türrahmen stand. ~~~~ Er war da! Seto hatte ihn tatsächlich herein gelassen! Sofern dies überhaupt möglich war, erbleichte Joey noch mehr und war nun gänzlich kalkweiß im Gesicht. Pure Panik spiegelte sich in seinen Augen, als Dr.Ayase mild lächelnd das Wohnzimmer betrat. „Hallo, mein Junge“, entgegnete er freundlich und blieb etwa zwei Meter vor Seto und dem Blondschopf stehen. Mit einem dumpfen Geräusch ließ er die seine Tasche auf den Boden gleiten, in der sämtliche Utensilien waren, die Ayase als hausierender Arzt brauchte. Doch trotz seiner jahrelangen Berufserfahrung, versetzte es dem alten Mann einen kleinen Stich ins Herz, als Joey mit Tränen in den Augen versuchte, sich regelrecht in dem Sofa zu verkriechen. Abwehrend drehte er Seto und ihm den Rücken zu, presste leise weinend den Kopf an die Couchlehne. //Nein, nein… bitte nicht//, dachte er verzweifelt, konnte die Tränen keine Sekunde länger zurückhalten. Nur am Rande spürte er, wie Seto ihm beruhigend über den Rücken strich und versuchte auf ihn einzureden. „Wheeler… ist ja gut… er tut dir doch nichts. Beruhige dich… Höre dir doch erst mal an, was er zu sagen hat, hm?“ „Kaibaaa… bitte… ich kann das nicht…“ „Wovor fürchtest du dich?“, wollte Seto plötzlich wissen, erhob sich aus seiner hockenden Position und setzte sich neben Joey. Kurz warf er dem Arzt einen scharfen Blick zu und bedeutete diesem somit, still zu sein. Ayase verstand und verharrte an Ort und Stelle. Er nahm lediglich ein kleines Notizbuch hervor und begann einige Vermerkungen darin zu machen. „Wovor?“, schluchzte Joey und warf einen flüchtigen Blick zu dem alten Kittelträger. „Wa-warum fragst du mich das?“, wollte er nun wissen und drehte sich so, dass er Seto ins Gesicht blicken konnte. Beiläufig wischte er ein paar seiner Tränen von den Wangen, auch wenn sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder welche dazugesellten. „Warum?... I-ich hab- muss ich dir das noch erklären? Warum verstehst du mich nicht?.. N-NIEMAND VERSTEHT MICH!“, schrie er und begann urplötzlich wie wild auf das Sofa einzuschlagen. Er brauchte ein Ventil… all sein Hass, seine Verzweiflung, seine Hilflosigkeit gegenüber dem, was mit ihm passierte… „WARUM LASST IHR MICH NICHT IN RUHE?! ICH WILL DAS NICHT!“ Voller Wut griff Joey blindlings nach einem der Kissen und schleuderte es von sich. Mit ungeahnter Wucht traf es auf eine Vase, welche sogleich von ihrem Sockel gerissen wurde und laut scheppernd auf dem Boden zerschellte. „Joey!“ „NEIN! Hör auf mich ständig einzulullen! Ich brauche deine Hilfe nicht! Mir geht es gut, okay?!! Ich kann auch ohne-“ „NEIN KANNST DU NICHT!“, fuhr Seto nun zornig dazwischen, griff blitzschnell nach Joeys Handgelenken und hielt diese eisern umklammert. „Du kommst nicht ohne Hilfe zurecht! Du brauchst sehr wohl Hilfe! Sei nicht so ein dummer Sturschädel, Köter!“ „KÖTER?!“, schrie Joey hysterisch zurück und versuchte ruckartig seine Handgelenke zu befreien. Seto hielt sie so fest im Griff, dass sie bereits schmerzten. Besonders die gestauchte Seite pochte wieder unangenehm. Er nannte ihn wieder Köter? „JA, GENAU DAS BIN ICH! Wertlos! Warum machst du dir die Arbeit mit mir und reißt dir für mich den Arsch auf, Kaiba?! Ich bin selbst Schuld an allem! Und ich brauche keine Hilfe! Verdammt, mir geht es gut!“, log er laut und schaffte es tatsächlich eine seiner Hände zu befreien, mit welcher er nun, wie im Wahn begann, auf Setos Brust einzuschlagen. Irritiert hielt er inne, als Kaibas Lachen plötzlich an seine Ohren drang. Doch die Art und Weise wie er dies tat… Joey erschauderte, als er gewahr wurde, dass Seto in verspottete. Er lachte ihn aus! Kalt hallte die Stimme des Brünetten in dem großen Raum wider, schien so mit doppelter Wucht zu ihm zurückzukehren. „Gut? Dir geht es gut?! HA! Wem willst du das erzählen, Wheeler?! Dir geht es also gut, ja?“ Zorn… purer Zorn sprach aus Kaiba. Joey schien wie erstarrt. Völlig von den funkelnden Saphiren eingenommen, wehrte er sich nicht, als dieser ihn an den Schultern packte und langsam auf das Sofa niederdrückte. Die Hände weiterhin auf Joeys Schultern gepresst, schob sich Kaiba so weit nach oben, bis er neben Joeys Hüfte saß. Verächtlich blickte er auf den jungen Blondschopf herab. Kalte Blicke… wie zu alten Zeiten… Kalt und noch kälter… „Ja, verdammtes Arschloch! Es geht mir gut!“, fauchte Joey keuchend und versuchte immer wieder Kaibas Arme von sich zu schieben, damit er sich aufrichten konnte. Doch geschwächt wie sein Körper war, hatte er keine Chance gegen den durchtrainierten Firmenboss. „Soso…“, hauchte Kaiba leise und bedrohlich. „Sag, hast du dich bereits daran gewöhnt? An die Alpträume, die dich immer wieder heimsuchen, bis du schreiend und weinend in deinem Bett liegst? Fühlt es sich für dich schon normal an, wenn du von Weinkrämpfen geschüttelt auf dem Boden kauerst? Von deiner Vergangenheit heimgesucht wirst?“ Leer… Mit jedem Wort, dass Seto ihm entgegen spie, wuchs die Leere in Joeys Augen. Salzige Tränen sammelten sich in ihnen, bis sie schließlich voll stummer Anteilnahme über seine Wangen perlten. Unkontrolliert begannen einzelne Muskeln in seinem Körper zu zuckten, bis ein gleichmäßiges Zittern in wellenartiger Form seinen Leib durchfuhr. Dr.Ayase beobachtete das Szenario mit zunehmender Sorge im Blick, dennoch hielt er sich weiterhin im Hintergrund. Setos Taktik mochte gewöhnungsbedürftig sein, doch Ayase erkannte die Absicht hinter dieser Fassade. Wie schwer musste es für ihn sein, Joey derart zitternd neben sich zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu dürfen? ~~~~ Bald… bald hatte er es geschafft… nicht mehr lange und Joeys Mauer aus sich selbst schützendem Trotz würde einbrechen. Sie würde brechen und ihn für die Worte des Arztes empfänglich machen. „Hast du dich am Ende wirklich an den Schmerz in deinem Herzen gewöhnt? Sind die Tränen, die du vergießt schon so alltäglich für dich? Wirst du-“ Halt… konnte er das wirklich tun? War es klug, Joey dies derart beizubringen? … //Vergib mir, Kleiner…// „Wirst du vor Gericht genauso gleichgültig vor deinem Vater sitzen?“ Stille. Seto schwieg und ließ die Worte wirken. Die Zeugenbefragung… die Verhandlung… alles Dinge, die Kaiba Joey hatte sanft beibringen wollen. Doch in seiner jetzigen Lage, hatte Seto nur diesen Weg gesehen, Joeys Augen ein für allemal zu öffnen. Für die dringende Hilfe zu öffnen, die dieser brauchte. „Nein, Joey… du schaffst das nicht allein…“ Seto sprach leise… Die Wut in seiner Stimme war verschwunden, ebenso wie Joeys Gegenwehr. Tief atmete er ein, das alles hatte auch ihn enorme Kraft gekostet. Nervös betrachtete er sich das weiße Gesicht, besah sich die kastanienbraunen Augen, welche leer und dennoch so voller Pein in die seinen starrten. „…was?“, hörte er die brüchige Stimme Joeys. Sie klang furchtsam… ungläubig. „Du wirst Aussagen müssen, Joey… damit dein Vater im Gefängnis bleibt.“ Nur allmählich schien der Sinn hinter diesen Worten Joeys Geist zu erreichen. Fahrig zuckten Joeys Hände umher, bis sie an Kaibas Arme stießen und sich beinah verzweifelt an diesen festkrallten. „Aber… aber… ich…“, wisperte er erstickt, während er von dem unbändigen Zittern geschüttelt wurde. „Du hast… ich… NEIIIIIIN!“ Ruckartig bäumte sich Joey abermals auf, schlug mit voller Kraft Setos Arme beiseite und kam strauchelnd auf die Beine. Gehetzt sah er sich um, bis er die offene Tür zum angrenzenden Bad entdeckte. „Nein, nein, nein! Nicht er… ich kann nicht, ich…“ Schritt um Schritt stolperte er in Richtung des schützenden Raumes, während er Seto beinahe argwöhnisch dabei beobachtete, wie dieser sich langsam erhob und auf ihn zukam. „Joey… komm her… lass es mich dir erklären…“ „BLEIB WEG! GEH! VERSCHWINDE!“, schrie Joey aus einem Impuls heraus, ehe er mit den verbleibenden Kräften ins Bad rannte und die Tür hinter sich zuknallte. Er wollte nichts mehr hören! Nicht von Seto… von niemandem! Mit bebenden Händen drehte er den Schlüssel, bis ein leises Klicken ihn erleichtert aufatmen ließ. Nur wenige Sekunden später hörte er wie Seto laut gegen seinen Schutzwall klopfte. „Joey! Bitte, Kleiner! Komm da raus!“ Warum…? Warum hatte Seto das getan? Weinend schritt Joey langsam zum Waschbecken und erschrak, als er erstmals sein Gesicht nach so vielen Tagen wieder in einem Spiegel sah… ~~~~ „Joey! Bitte, jetzt mach schon auf!“ „Er wird freiwillig nicht kommen…“ „Verdammt, das brauchen Sie mir nicht zu sagen!“, fauchte Kaiba gereizt zurück, als Joey nach mehrmaligen Versuchen sich noch immer im Bad verschanzte. Kopfschüttelnd sank Dr.Ayase auf die Couch und beobachtete stumm, wie Seto versuchte den Blonden aus seiner Schutzkammer zu locken. Scheiße! Wieso hatte er nicht schnell genug geschaltet, als Joey in diese Richtung gelaufen war?! „Joey!“ „Geh weg!“, hörte er die Stimme des blonden gedämpft durch die Tür dringen. Sie klang weinerlich und immer wieder glaubte Seto laute Schluchzer zu vernehmen. „Joey, bitte… wir finden schon eine Lösung“ „Ich will nicht mehr…“ Obwohl Seto genau hinhören musste, um diese Worte zu verstehen, jagten sie ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Unterschwellige Angst breitete sich in seinem Körper aus. Die Angst, das Joey sich etwas antun könnte… „Joey, bitte… mach die Tür auf!… Joey? JOEY!“ Seto schrie… Ayase keuchte alarmiert auf… Und Scherben klirrten plötzlich hinter einer verschlossenen Tür… Fortsetzung folgt! eure _BleedForFuckinLovE_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)