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Nur ein Spiel

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Gefahr durch die Schatten der Götter

Kapitel 52: Gefahr durch die Schatten der Götter
 

Es war früh am Morgen, als Zelda ihre tränenden Augen aufschlug. Sie saß zusammengekauert mit einem schwarzen Mantel an dem alten Dornenbaum, der direkt am Ufer stand. Es hatte in der Nacht erneut geregnet und selbst jetzt zogen noch dunkle Regenwolken vorüber, aber dafür hatte sie im Moment keinen Sinn. Es war ihr gleichgültig. Genauso gleichgültig wie die Tatsache, dass sie total durchnässt und durchgefroren war.
 

Sie sah um sich und griff sich an ihren schmerzenden Kopf. Erneut ein Alptraum, der sich messerscharf in ihr Herz hineinbohrte...
 

Sie warf einen Blick hinaus auf das weite Meer. Erinnerung. Irgendwann einmal gab es Meer in der Vergangenheit, einmal in ihren vielen Reinkarnationen. Irgendetwas war damals, aber jene Erinnerungen waren wie durchsichtige Gebilde zwischen dem Rad des Schicksals. Sie wollte sich aufrappeln, unterließ es aber bei einem Blick auf die Uhr. Erst fünf... Ob Link schon auf den Beinen war? Wo war er überhaupt? Eigentlich wollte sie ihn suchen, aber dann kamen ihr seine Worte mit dem verletzten Klang seiner Stimme wieder in ihr Gedächtnis. Es war Schluss... das Ende ihrer Freundschaft und sie war schuld daran. Sie wollte nicht schon wieder weinen, aber es ging einfach nicht mehr. Warum war sie nur so kalt zu ihm und so kalt zu sich selbst? Gerade als sie anfing zu schluchzen, hörte sie eine Stimme: "Mach' nicht so ein Gesicht, Zeldalein."
 

Überrascht sprang sie auf, schaute in alle Richtungen und versuchte zu begreifen, wo die Stimme herkam. Dann schon wieder: "Hör auf zu weinen. Linky hat das bestimmt nicht so gemeint. Es gibt doch niemanden, der ihm so am Herzen liegt wie du, Zeldalein." Und die anmutige Prinzessin der Hylianer wusste jetzt, wo diese Stimme herkam, die sehr vertraut schien. Es war eine Mädchenstimme. Eine freche Kinderstimme, die sie damals sehr oft in Links Anwesenheit gehört hatte. Flugs sprang Zelda von ihrer Seite auf die andere des Baumes. Ein kleines Mädchen hockte dort mit einem wunderbaren Grinsen auf dem Gesicht und strahlte die einstige Prinzessin Hyrules an. Zelda kannte dieses Geschöpf und brachte zuerst vor lauter Aufregung keinen Ton heraus. "Linky wird dir vergeben, Zeldalein, und dann werdet ihr beide über eure sinnlosen Streitigkeiten lachen. Ganz sicher. Ihr braucht einander doch, wie die Feen ihren Feenstaub."
 

Zelda starrte weiterhin in das kleine runde Gesichtchen, betrachtete sich genau die roten Wangenbäckchen, die blonden Locken und die blauen Schleifen im Haar. "Unmöglich... du... du bist..."
 

Einige Meter weiter sprang Link gekonnt von dem Baum, streckte sich und kramte nach einer Wasserflasche. Er trank einen Schluck und erinnerte sich an Gestern. Ja, so hieß dieser dämliche, bescheuerte Tag: Gestern. Am besten ich vergesse Gestern wieder, dachte er und kramte nach etwas Essbaren, dass er glücklicherweise fand. Aber noch bevor er einen Bissen von ein paar ausgetrockneten Keksen nehmen konnte, wurde er unsanft von hinten angerempelt und landete mit dem Gesicht nach vorne im kalten Matsch. Was war das denn? Verflucht! Link drehte sich um, begann zu fauchen und schaute in ein paar vorwitzige blaue Augen. Nicht schon wieder der Knirps, der Existenz will. Link rappelte sich auf und sagte dann verärgert: "Freundchen, könntest du mir freundlicherweise sagen, warum du mich angerempelt hast?"

"Ich habe dich nicht angerempelt. Du bist selbst auf die Nase gefallen!"

"Wie bitte?"

"Ich sagte, du bist selbst auf die Nase gefallen.", meinte der Bengel mit den frechen Kinderaugen und grinste Link tückisch an. Der junge Heroe setzte eines seiner drohenden Gesichter auf, die zumindest bei Moblins Wirkung zeigten und entgegnete: "Ich glaube nicht, dass deine Eltern dir beigebracht haben, so mit Erwachsenen zu reden."

"Stimmt sicherlich. Aber du bist doch nicht erwachsen, zumindest benimmst du dich nicht so, also kann ich mit dir reden, wie ich will", entgegnete das Würstchen. Link riss der Geduldsfaden und seine linke Faust spannte sich gefährlich an. Dieser Knirps wusste nicht mit, wem er sich anlegte.

"Also, raus mit der Sprache, was willst du von mir? Geh' Zelda nerven, die freut sich über deine Anwesenheit mehr als ich." Der kleine Kerl zog traurig seine Mundwinkel nach unten und starrte auf den Boden. Link aß derweil seine mit Matsch beschmierten Kekse.

"Was ist denn noch? Weißt du nicht mehr, wie man seine Beine bewegt. Oh, ich vergas, du existierst ja noch nicht..."

"Du bist gemein", schimpfte der Junge und zog seine Nase nach oben. "Aber. Ich bleibe, ob es dir nun passt oder nicht." Und protzend, mit einem breiten Grinsen setzte er sich neben Link, direkt auf die Wiese.
 

"Sag' endlich, was du von mir willst, du kleiner Bengel."

"Ich will nichts, nur existieren."

"Das sagst du jetzt schon zum dreißigsten Mal."

"Nein, es waren genau einhundertsiebenundzwanzig Mal, die ich das gesagt habe. Nur, die meisten Male hast du mich nicht verstanden oder hast dich, wenn ich mit dir geredet habe, nicht daran erinnert."

"Na toll. Du hast mich wohl öfter beobachtet, als es mir in den Kram passt."

"Tja, das musst du wohl akzeptieren. Schließlich bin ich ein Teil von dir und stets in deiner Nähe." Aha... so allmählich wurde Link doch schlauer. Er beugte sich zu dem Kerlchen und sah ihn eindringlich an. "Von wem hast du deine große Klappe und dein zügelloses Temperament?"

"Das verrate ich dir nur, wenn du dich mit Zelda versönnst!" Links noch fröhliches Gesicht verschwand, er stand auf und schaute in den düsteren Himmel. "Und wie soll' ich das bitte schön anstellen. Sie..." Er redete nicht weiter und schüttelte frustriert dem Kopf. "Immer wenn ich versuche, zu ihr durchzudringen, wenn ich versuche ihr nahe zu sein, dann stößt sich mich weg oder erfindet ihre Ausreden. Es geht einfach nicht mehr..." Der Kerl stand auf und hüpfte mit einem Satz, den man ihm für seine Statur und Größe nicht zutrauen würde auf Links Schultern, der gar nicht begriff, was das sollte. Aber allem Anschein nach fühlte sich der Bengel auf diesen Schultern sehr wohl. Er flüsterte dem erwachsenen Helden leise ins Ohr: "Ich habe eine Idee. Danach wird sie dich entweder gar nicht mehr anreden, oder sie überwindet ihre Mauer um sich herum. Hör' zu." Und leise brachte der Knirps Link auf eine unfassbare, hinterhältige Idee, die Link um Kopf und Kragen bringen könnte. (Und nicht einmal der Leser sollte etwas davon erfahren...)
 

Nach wenigen Minuten hatte Link sich von den Einfällen des Bengels überreden lassen, auch wenn diese nicht gerade guten Manieren entsprachen. "Ich muss sagen, du bist ganz schön dreist, mein Kleiner", sagte Link, während er mit dem Kerl auf den Schultern durch den Nadelwald lief. "Tja. Für mich gehört es sich, immer ein schickes, wenn auch fieses Argument auf der Zunge zu haben. Ich rede gerne mit Leuten, die sich den Mund nicht verbieten lassen, so wie mit dir oder mit Zelda."

"Du hast einfach nur ein sehr aufständisches Gemüt. Aber das könnte dir irgendwann zum Verhängnis werden. Sagst du mir jetzt endlich mal deinen Namen?" Und der Junge zerrte Link an beiden spitzen Ohren.

"Hey? Was sollte das denn?" Dann begann das Kind zu lachen. Das erste Mal, dass Link wieder jemanden lachen hörte und es tat gut.

"Du...", begann Link, aber der Kegel zerrte ihn erneut an den Ohren. Flugs packte Link das Kind und setzte es auf den Boden der Vernunft.

"Mein lieber, kleiner Freund. Wirst du wohl mit deinen Scherzen aufhören. Du bist ja schlimmer als ich in deinem Alter."

"Bin ich denn nicht genauso wie du in deinem Alter?" Und dann streckte der Kleine ihm die Zunge heraus.

"Na warte. Das wirst du bereuen." Und auch Link begann zu lachen. Der Junge rannte davon und Link in Windeseile hinter ihm her.
 

Link und der Bengel kamen nach wenigen Minuten an das Ufer, wo Zelda einer weiteren kleinen Person gegenüberstand. Als Link die blonde Hylianerin und das merkwürdige Mädchen entdeckte, blieb er unverhofft stehen und schaute sich nachdenklich Zeldas schockiertes Gesicht an. Es sah so aus, als kannte sie das Mädchen mit den blauen Schleifen im Haar. Zelda kniete dann nieder und packte das Mädchen an den Armen. "Navi. Du bist es wirklich?! Navi..." Und Zelda kamen beinahe Freudentränen. Und der Fratz nickte kaum bemerkbar. Link hatte zugehört und verstand nun, weshalb dieses Kind ihm ständig gefolgt war und stets über ihn gewacht hatte. Aber Navi hätte er sich dennoch ein wenig anders vorgestellt. Irgendwie älter...
 

Er trat näher, beachtete Zelda mit keiner Silbe und sagte: "Das war es also. Du bist Navi..." Das Mädchen schaute tief in seine blauen Augen und murmelte: "So ähnlich. Jetzt bin ich nur noch ein Kind. Einst hatte ich eine andere Gestalt, aber die Zeiten sind leider vorbei. Dennoch... kein Grund für Trübsal." Dann lächelte sie und begrüßte den kleinen Kerl neben dem erwachsenen Link.

"Hallo. Du bist ja auch schon wieder hier", sagte Navi und lächelte ihn an.

"Jep, man tut, was man kann, um zu existieren."

"Mmh verstehe."

Navi nahm den anderen Knirps in ihrem Alter an der Hand und sagte: "Also dann, Leute. Wir verschwinden mal wieder. Bis demnächst", sagte sie und flugs lösten sich beide kleinen Gestalten in Luft auf.
 

Soviel dazu... es handelte sich bei diesen beiden somit nicht um die gleiche Person und allem Anschein nach kannten sie sich sehr gut. Wenigstens eine Neuigkeit...
 

Link lief hinüber zum Ufer und schaute freudlos hinaus auf die weite Einöde des Meeres, weiterhin beachtete er Zelda nicht. Er atmete tief aus und sagte dann: "Es wird Zeit, dass wir aufbrechen. Wir haben ohnehin nicht mehr viel davon." Zelda antwortete nicht einmal mit einem einfachen: Ja. Sie ging hinüber zu Namenlos, ergriff die Zügel, setzte einen Fuß auf den Stiegbügel und zog sich auf das zahme Tier hinauf. Sie wartete auf Link, der jedoch neben dem schwarzen Hengst stehen blieb und leise, aber mit ernster Stimme meinte: "Ich laufe lieber."

Zelda drehte ihren Kopf in die andere Richtung und sagte erneut nichts. Jetzt hatte sie es wahrhaft geschafft. Link achtete darauf, ihr keineswegs mehr nahe zu kommen.
 

Kein Lächeln.

Keine Gefühlsregung.

Keine Berührung.
 

Stur trottete Link neben dem Pferd her und wechselte kein Wort mit Zelda.
 

Der elfte Tag in Hyrule brach nun an und die Hälfte der Zeit war um. Nur noch wenige Tage und der finale Kampf gegen den Großmeister des Bösen sollte sich entscheiden, nur noch wenige Stunden und das Schicksal würde einmal mehr seinen Lauf nehmen. Zelda und Link befanden sich auf dem Weg nach Nordosten und nutzten einen Flusslauf als Orientierungsmöglichkeit. Jener Fluss hatte seine Quelle in der Nähe eines Gebirges nicht weit von den Kokiri- Wäldern und mündete direkt in den Hylia-See. Da die Wälder das nächste Ziel darstellten, folgten sie einfach dem Flusslauf. Inzwischen schien die Sonne wieder und auch die Temperaturen stiegen an.
 

An einem Wasserfall rasteten sie, sahen sich nicht an, redeten kein Wort miteinander und taten so, als ob es den anderen gar nicht gäbe. Wiedereinmal aßen sie irgendeine Büchsensuppe, die beiden mit der Zeit aus den Ohren quoll. Aber hatte man denn eine Wahl, um nicht zu verhungern? Zelda aß gerade mal zwei Bissen und schüttete den Rest ihrer Portion einfach weg. Link beobachtete ihr Verhalten und schüttelte bekümmert mit dem Kopf.

Gegen seinen Willen bemerkte er: "Du solltest etwas essen. Es hat keinen Zweck halbverhungert und abgemagert durch Hyrule zu reisen."

"Das ist immer noch meine Sache", zischte sie. "Du findest also, dass ich abgemagert bin", setzte sie gereizt hinzu.

Er sprang auf und zankte sich schon wieder mit ihr: "Das habe ich nicht gesagt, Prinzessin, und hör' auf mir das Wort im Maul zu verdrehen." Sie standen sich gegenüber und scheuten erneut ihre Blicke. Funkstille. Aufgebracht ließ sich Zelda auf den Boden sinken, während Link sich immer elender fühlte. Erneut taten sie einander weh. Erneut redeten sie aneinander vorbei.
 

Dann geschah es. Die erste Gefahr seit den Erlebnissen am Hylia- See. Es wurde dunkler an jenem Ort, als ob inmitten des Tages die Nacht hereinbrach. Link blickte um sich, sah wie sich kalte, schwadenförmige Schatten über die Wiese, den Fluss und die kleinen Sträucher legten und dann wanderten seine Augen in Richtung hylianischer Sonne. Schützend hielt er eine Hand über seine ozeanblauen Augen, um nicht von dem puren Sonnenlicht geblendet zuwerden. Etwas war im Gange.

Dann unterbrach einer der grauem Schemen die Sonnenstrahlen, die sich in Richtung Erdboden bewegten. Auch Zelda sprang auf und schaute in den Himmel. Zuerst hielt sie den bleiernen Schatten für eine große Wolke, die sich über die Sonne legte. Dann wurde es immer düsterer, schwärzer und die Farben der Welt versanken in einem Meer von fahlen Wogen. Link sah nun genau zu dem glühenden Feuerball am Himmel, zwang sich hinzusehen, auch wenn seine Augen tränten und erkannte den alten Mond, der sich wie eine große Platte vor das Licht der gleißenden Sonne schob.
 

"Eine Sonnenfinsternis.", sagte Zelda gefasst. Es schien, als wäre sie davon nicht beeindruckt.

"Ist das in Hyrule ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?" Doch Link erhielt erneut keine Antwort. Trotzig lief Zelda zu der Feuerstelle und machte alles für ihre Weitereise bereit. Link jedoch wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Eine Sonnenfinsternis in einer Welt mit Magie war sicherlich kein gutes Zeichen. Außerdem war es inzwischen sehr dunkel, zu dunkel.
 

Zelda stieg auf Namenlos und sah Link gedankenverloren an der Kante des Flusses stehen. Seine Augen versanken beinahe in dem reinen, fließenden Wasser, als ob er sich in einer schier mächtigen Trance befand.

Namenlos wieherte plötzlich, wurde unruhig, ließ sich nicht mehr zähmen und stellte sich auf seine Hinterhufe. Wie wild geworden schlug er um sich. Und innerhalb von Sekunden verlor Zelda den Halt, krachte schmerzhaft zu Boden und sah nur noch den schwarzen Hengst über ihr. Schützend schlug sie ihre Hände vor das Gesicht und betete, dass die Hufe sie nicht treffen mögen.
 

Link reagierte schnell, rannte zu seiner Prinzessin, krallte sie sich und rollte mit ihr einige Meter weiter, sodass sie von Namenlos nicht getrampelt wurde. Nach Luft schnaubend lag Link direkt neben ihr und hatte immer noch einen schützenden Griff um sie. Er rappelte sich auf, reichte ihr die Hand, die sie aber ignorierte. Sie stand alleine auf.

"Alles in Ordnung?" Aber auch diese Frage führte zu Zank und Wut zwischen den beiden.

"Wenn du denkst, dass ich mich jetzt bei dir bedanke, hast du dich geirrt. Das hätte ich auch alleine geschafft", zischte sie.

"Was ich mich überhaupt eingemischt habe...", brummte Link missgelaunt.

"Ja, der Held hätte sich wegen mir nicht die Finger schmutzig machen müssen."

"Keine Sorge, Prinzessin, darauf habe ich geachtet. Das nächste Mal kannst du ruhig von dem Hengst zermatscht werden..." Zelda reckte aufgebracht ihre Nase in die Höhe und ging ihm aus dem Weg, während Link vor lauter Erbitterung an einen Baumstumpf trat. Namenlos jedoch trabte davon.
 

Noch immer lagen unnatürliche Schatten überall und auch die Gefahr von vorhin wurde wieder spürbar. Zelda studierte den Himmel, die scheinbar schwarzen, eisigen Wolken und spürte ebenso die Gefahr. Mit einem vibrierendem Summen hielt sie ihr Schwert langgestreckt vor sich.

Ein Windstoß kam auf und am Himmel zuckten Blitze vorüber, gefolgt von schweren Donnerschlägen.

Link zog sein Schwert, nicht wissend, dass eine gewaltige Gefahr sich näherte gegen die er fast keine Chance haben dürfte. Und Zelda noch weniger. Denn irgendwann in der Vergangenheit hatte sie schon einmal eine Begegnung mit ihr, jener Gefahr- mit gewaltigen Dämonen der Finsternis- mit Wesen ohne Herz.

Ohne Vorwarnung, leise, schnell, wurden Link und Zelda von drei mächtigen Gestalten, allesamt in grauen, zerfetzten Umhängen gekleidet, umzingelt. Wie aus dem Nichts erschienen sie, wie Geister schwebten sie über dem grasigen Boden und hatten keinerlei Waffen in ihren verhüllten Händen, noch nicht...
 

Link spürte eine neue befremdende Furcht in sich. Eine Furcht, die er noch nie empfunden hatte. Und klarerweise hatte er in seinem jungen Leben reichlich Grund für jegliche Gefühle der Angst. Link lief einige Schritte rückwärst und stieß mit dem Rücken von Zelda zusammen. "Was sind das für Dämonen?", rief Link ihr zu und hoffte, sie würde ihm diesmal antworten. "Das sind jene Schatten, vor denen wir gewarnt worden sind.", sagte sie trocken. Dann wurde der Kreis, den sie um Link und Zelda bildeten kleiner und kleiner und ihre abscheulichen, knochigen Hände mit langen, schwarzen Fingernägeln wurden sichtbar. Und mit einem Schnippen hatten sie alle drei jeweils eine mit Stahl beschlagene lederne Peitsche in der Hand. Noch bevor der Angriff kam, schrie Link: "Duck' dich, Zelda." Und die Peitschen flogen in die Richtung der zwei Hylianer. Sie rappelten sich beide wieder auf und schauten aufmerksam zu den Gestalten, die sich immer weiter näherten, verheerend näherten.
 

Sie schwebten weiterhin in einem kleinen bedrohlichen Kreis um Link und Zelda herum. Dann erhoben sie ihre Stimmen, die so kalt und grausam klangen, wie ihre Gestalten aussahen. Kratzige Töne wurden von irgendwelchen verrosteten Stimmbändern produziert, wie die Klänge eines alten Uhrwerkes, das schon seit Jahrzehnten nicht mehr geölt wurde.

"Gebt' her die Macht. Gebt sie her." Weder Link noch Zelda erwiderten etwas darauf und traten in den Kampf ein. Link schwang zornig sein Schwert. Die Klinge wanderte furchtlos durch den Körper einer Schreckenskreatur und doch konnte sie ihr kein Haar krümmen. Die Gestalt fauchte und stieß Link mit einer gewaltigen Magieattacke zurück. Er landete rücklings auf dem Boden, rappelte sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mist, dachte er, das Schwert zeigt keine Wirkung und Magie besitzen diese Viecher auch noch.
 

Zelda versuchte ebenfalls ihr Glück und stach ihr Schwert in den Leib einer der Kreaturen. Sie erreichte genauso viel wie Link und wich dann den Peitschenhieben aus. Link gab es nicht gerne zu, aber diesen Kampf konnten sie nicht gewinnen und müssten fliehen.

"Zelda, so besiegen wir diese Bestien nicht.", schrie er, "Wir müssen fliehen!" Aber Zelda wollte nicht. Sie hörte nicht auf Link und wollte ihm wohl ein für allemal beweisen, dass sie nicht schwach war und vor keiner Gefahr davonlief. Aber gerade in diesem Augenblick hätte sie auf Link hören sollen. Die Stimme ihrer alten Weisheit schien angesichts ihres unhaltbaren Dickkopfes nichts mehr wert zu sein...

"Ich kämpfe!", schallte ihre helle Stimme durch die Luft und wütend schwang sie ihr Schwert gegen die Schatten der Götter.
 

"Zelda, sei nicht dumm. Du setzt dich einer Gefahr aus, die über deine Kräfte geht. Wir müssen weg!", brüllte Link und konnte Zeldas Sturheit nicht verstehen. Sie ignorierte ihn und wich weiterhin den gefährlichen Peitschen aus, kämpfte mit ihrem Schwert gegen die Diener Ganondorfs und stach ihre Waffe ab und an in die schattenhaften Leiber ihrer Gegner. Aber nichts zeigte Wirkung.
 

Gerade in dem Moment ließen die Kreaturen von Link ab und alle drei griffen Zelda an, die nicht mehr wusste, wie sie der Lage Herr werden sollte. Mit einem Hieb der Peitsche nahmen sie Zelda den Boden unter den Füßen, sodass sie laut quieksend auf dem Boden landete. Eine andere Schlinge wand sich um ihren Hals, beförderte sie auf die Beine und wirbelte die wehrlose Zelda durch die Luft.
 

Link spannte schnell einen Bogen, durchtrennte das Leder der Peitsche und Zelda kam schreiend, aber ohne weitere Verletzungen auf dem Boden auf. Link rannte zu ihr, wehrte die Hiebe mit seinem Schwert ab, zerrte Zelda auf ihre Beine und packte sie entgegen ihres Willens an der Hand. Der junge Held sprang hinein in den Flusslauf und hetzte auf die andere Seite, hoffend, dass diese Biester sich vor Wasser fürchteten. Leider folgten sie ihnen und waren zu schnell auf ihren Schattenbeinen.
 

Verdammt, so hilflos hatte sich Link lange nicht gefühlt. Wie nur sollte er Bestien besiegen, denen Schwertstreiche nichts anhaben konnten, die lediglich Schatten waren. Er hetzte hinter Zelda her und ließ sie bewusst vor ihm laufen, um sie, wenn nötig zu beschützen, aber was dann? Sie erreichten, halb ausgepowert, das andere Ufer und rannten zwischen Gestrüpp und anderen Sträuchern hindurch, stets nach hinten blickend, falls ihre Feinde sie einholten. Sie flohen weiterhin, hörten die vibrierenden, gefährlichen Stimmen der Schattengestalten und wussten weder ein noch aus. Zelda stürzte schreiend zu Boden, stand aber gleich wieder auf und rannte weiter. Angst stieg in ihr hoch, genauso wie in Link. Hilflosigkeit steigerte das Gefühl des Ausgeliefertseins. Sein Puls raste, seine Hände zitterten und die Luft wurde knapper und knapper. Sie konnten nicht ewig weglaufen.
 

Und noch immer stand der Mond vor der Sonne, gab nichts von ihrem milden Schein wieder und hüllte ganz Hyrule in einer widerliche Dunkelheit.
 

Nach wenigen Minuten erreichten Zelda und Link inmitten des Waldes eine kleine Höhle. Schnell hetzten sie hinein, schwiegen und hörten lediglich ihr beides aufgeregtes Atmen.

Link drängte sie in die hinterste Ecke und blieb direkt vor ihr stehen. Wachsam sah er durch die Dunkelheit hinaus, blinzelte durch die Öffnung der Höhle und versuchte jedes kleine Geräusch und jede Bewegung außerhalb zu registrieren.
 

Währenddessen trat Ganondorf über seine selbsterschaffene Pforte in Hyrule ein. Irgendwo in der Nähe des Schlosses der Königsfamilie betrat er endlich zu seinem unbeschriebenen Vergnügen hylianischen Boden. Noch immer herrschte pure Dunkelheit in der alten Welt, die er glaubte zu besitzen. Sein Ziel war es in den Schatzkammern der Königsfamilie einmal mehr magische Relikte an sich zunehmen. Immerhin gehörte Ganondorf einer Bande sittenloser Diebe an und er begehrte Besitz und Macht schon seit vielen Jahrhunderten. Außerdem hatte er noch eine kleine Rechnung zu begleichen. Sein eigentliches Ziel stellte das Auffinden der Okarina der Zeit und dem Taktstock des Windes dar. Alles mächtige Gegenstände, die er vernichten wollte, sodass keine von Links Nachfahren oder Reinkarnationen einen Weg fände, diese Überbleibsel vergessener Jahrhunderte gegen ihn einzusetzen.

Seine Augen, erfüllt von blanker Machtgier beschmutzten mit einem seiner erniedrigenden Blicke den hylianischen Himmel, der genau das widerspiegelte, was in Ganondorf verborgen war- erdrückende Dunkelheit- vergessenes Elend- übertriebene Feindseligkeit gegen alles und jeden. Er begann abartig zu lachen und grunzte, wie es sich für einen Dämon von schwarzem Blut gehörte: "Soso... die Schatten der Götter sind unterwegs." Selbstverständlich freute ihn diese Tatsache, denn gerade er hatte sie aus der Schattenwelt befreit. Seitdem wandelten sie durch Hyrule- immer auf der Suche nach ihrer eigenen Wahrheit.
 

Der Mistkerl mit Namen Ganondorf wie er im Buche stand, kam mit einem weiteren selbstherrlichen Gelächter in der alten Schatzkammer, die tief in den Kellern des Schlosses verborgen war, an. Doch eine Sache hatte selbst er nicht bedacht... Die Königsfamilie hütete erstaunliche magische Schutzvorrichtungen, denn gerade das hylianische Volk war für Magie in jeglicher Hinsicht berühmt, wie auch in der Art und Weise, wie es sie anzuwenden wusste. Und das Schloss besaß so einige Tücken, die Ganondorf nicht überwinden würde. Mit drohenden Funkeln in den feuerroten Pupillen stand er vor einem gewaltigen Problem. Die Schatzkammer wurde von einem gewaltigen, komplizierten Sicherheitsmechanismus versperrt, welcher durch einen Schlüssel und eine weitere Form der Magie aufrechterhalten wurde. Ganon schmetterte zahlreiche Energiebälle gegen jenes hohes Tor mit den vielen Ketten, Schlössern und Rätseln. Aber jeder Angriff endete mit einer Rauchwolke. (Tja, Ganon, kann man halt nichts machen. Selbst du bist in gewisser Weise machtlos...)
 

Nach vielen Versuchen gab er schließlich auf und verließ Hyrule erneut, da er den blutenden Himmel in der wirklichen Welt wesentlich, und seinem kranken Hirn entsprechend, für sehenswerter, amüsierender und ästhetischer hielt.
 

Link und Zelda hatten immer noch mit den grauenhaften Schatten zukämpfen und hielten sich geschickt in der Höhle versteckt, benahmen sich so leise wie nur irgendwie möglich. Sogar das eigene rasche Atmen versuchten sie zu unterbinden, das schnelle, aufgeregte Herzklopfen zu überhören. Zelda fürchtete, die Schattengötter (oder was auch immer) könnten sie allein durch das laute Pochen ihres Herzens hören. Sie zitterte. Sie hatte Angst. Sie wollte nicht mehr. Dann wollte sie sich am liebsten selbst eine Ohrfeige geben, da sie sich nur noch beschwerte und jammerte. Schon seit einigen Tagen war ihr alles zuviel. Dabei gab es nur einen, der wirklich das Recht besaß sich zu beschweren... aber diese Person ließ sich von Angst, Mutlosigkeit und Müdigkeit mal wieder nichts anmerken. Aufmerksam stand Link in der Höhle, hielt sein Schwert fest in der Hand und achtete auf jede Kleinigkeit. Dann trat er leise zu Zelda heran und kniete vor ihr nieder. "Du kannst ruhig ein wenig schlafen. Ich... ähm... pass' schon auf dich auf." Und Zelda konnte mal wieder nicht verstehen, wie er sich nach all' den Diskussionen, die sie hatten, noch so liebevoll ihr gegenüber verhalten konnte. "Ich kann gut selbst auf mich aufpassen.", sagte sie stur, noch bevor sie über den Sinn dieser Worte ernsthaft nachdachte. Link schüttelte nur frustriert den Kopf und machte es sich jetzt bequem. Mit geschlossenen Augen, nachdenklich, lehnte er sich an die kalte Wand der Höhle.
 

Einige Minuten verstrichen. Schweigen. Taube Worte...
 

"Ich gehe mal nachsehen", sagte Link zögerlich und wartete auf eine Bestätigung seiner Handlung von Zelda, die jedoch nicht kam. "Bleib' in der Höhle, egal, was passiert, ja?"

"Nun geh endlich'!", meinte sie mürrisch. Damit verschwand Link verärgert und tonlos.
 

Schon wieder hatte sie ihn angeschrieen, schon wieder hatte sie sein Vertrauen enttäuscht. Es waren Worte, nur dumme Worte aus ihrem Mund, die sie ohne Anhalt von sich gab...

Und im nächsten Augenblick keimte unwiderrufliche Sorge um ihren Helden im Inneren der stolzen Hylianerin auf...
 

Zelda überkam mehr und mehr ein mulmiges, stechendes Gefühl in ihrem Magen bei dem Gedanken daran, dass Link diese Biester alleine besiegen wollte. Sie sprang auf und wagte sich wenige Schritte aus dem Versteck heraus. Ungewissheit und Angst stiegen in ihr hoch. Das beunruhigende Gefühl in ihrer Magengegend wurde schlimmer. Dann überkam sie zusätzlich ein Stich auf ihrem rechten Handrücken. Auch das noch, murmelte sie in sich hinein und blickte zaghaft nach draußen.
 

Die Dunkelheit außerhalb schien sich immer mehr auszubreiten und noch immer stand der Mond wie eine kalte Hand vor dem Licht von Hyrules Sonne. Diese Sonnenfinsternis dauerte länger als eine gewöhnliche- ein Zeichen unnatürlichen Ursprungs.
 

Plötzlich ein Knacken. Ein berstender Ton. Weitere Geräusche. Zelda stieg wieder die Angst ins Mark. Ihren gesamten Mut aufwendend wagte sie sich nach draußen und blickte durch den grauen Wald, durch Bäume und Gestrüpp. Wo war Link nur? Vorsichtig tappte sie voran, lief immer zögerlicher, mit schwankenden Schritten an der rechten Felswand entlang. Jeder Schritt hinterließ einen verräterischen Abdruck in Form von kleinen Geräuschen. Jede Bewegung könnte ihr zum Verhängnis werden und sie zu einem Festmahl der näherkommenden Gefahr machen. Zeldas Hand brannte, der Schmerz wurde schlimmer und schlimmer. ,Geh' zurück', sagte sie zu sich selbst. ,Verschwinde wieder.' Aber es war zu spät. Sie konnte sich einfach nicht mehr rühren, stand wie erstarrt an der Felswand und hörte nur noch auf den Schmerz. War es nicht genau das, was Macht mit sich brachte? Elend und Harm, in allen Formen?
 

Zelda rührte sich nicht mehr und brach erschöpft auf die Knie. Was war das? Sie fühlte sich, als ob man ihr die Energie nehmen würde, als ob sich irgendetwas an ihr laben würde- etwas teuflisches- bestialisches. Der Schmerz kam regelmäßig, mit jeder Sekunde gewaltiger, gieriger... Vor Pein stiegen ihr Tränen in die Augen. Heftig presste sie mit ihrer linken Hand auf ihren schmerzenden rechten Handrücken, betend, der Schmerz würde verschwinden.
 

Ein weiterer Laut schallte durch die Luft und Zelda erkannte ihn als Schrei von Link. Sie stand abrupt auf ihren Beinen und hetzte in die Richtung aus der jener Hall kam. Sie erreichte ein großes Stück Wiese und Link stand mit dem Rücken an die Felswand gelehnt. Auch er musste Schmerzen in seiner Hand haben, sein Gesichtsausdruck verriet es. Geschockt blickte er zu Zelda. "Du solltest doch in der Höhle bleiben!", fauchte er.

"Warum? Damit ich von dort deine Schreie höre? Soll' ich zu hören, wie sie dich umbringen?" Er schwieg dann und schaute weg. Auch Zelda brachte dann keinen Ton mehr heraus. Dennoch lief sie zu Link und lehnte sich ebenfalls an die Wand.

"Sind sie weg?"

"Weiß nicht", meinte er stockend. "Der Stich in der Hand sagt mir jedenfalls nichts Gutes."
 

Kaum hatte Link sein letztes Wort ausgesprochen, kam ein Zischen, ähnlich dem einer Schlange aus dem Unterholz. Schnell sprangen die beiden Hylianer auf und sahen geängstigt in Richtung Wald. Innerhalb von Bruchteilen schlugen drei Peitschen aus der Dunkelheit hervor, die jedoch kein Ziel hatten. Schützend stellte sich Link vor Zelda, die nur noch Links Körper vor ihr und die kalte, kantige Felswand hinter ihr wahrnahm. Link nahm ihr die Sicht. Die Schattengötter jedoch standen aufgereiht vor ihnen, bereit auf ihre Opfer einzuschlagen. Unverhofft, noch ehe Link reagieren konnte, schlugen sie ihm mit einem heftigen Peitschenhieb das Schwert aus der Hand. Schockiert sah Link der Waffe hinterher, die sinnlos ein Stück weiter auf dem Boden lag. Schmierig grinsend stellten sich die drei Gegner vor Link und Zelda in einem Halbkreis auf, bereit zuzuschlagen. Wieder riefen sie mit ihren kratzigen Stimmen: "Gebt uns die Macht, gebt' sie her."

Erneut erwiderten beide Hylianer nichts darauf.
 

Die Sekunden wurden immer länger. Zeit spielte im Augenblick keine Rolle mehr... und es geschah in diesem Moment, dass Link das erstemal dachte, es war vorbei...

Nichts als Worte, aber sie sagten alles aus, alles und doch gerade das Hoffnungslose. Es war vorbei. Die Rettung der Welt. Die Rettung Hyrules. Vorbei... Drei Peitschen setzten bereits zum Schlag an und sollten ihr Ziel nicht verfehlen.

Gerade da wurde Link seine Verantwortung gegenüber seinem eigenen Schicksal bewusst. Was, wenn er versagte? Was, wenn er derjenige sein sollte, der aufgab?
 

Mit einem leichten Lächeln drehte er sich um, ein standhafter, ehrlicher Blick und Zelda begriff allmählich, aber entgeistert, was er vorhatte. Er lehnte sich an sie, umarmte sie und würde als lebendiges Schutzschild für Zelda dienen. Noch immer schmerzten ihre beiden Handrücken, sodass Zelda ihre magischen Kräfte nicht nutzen konnte. Link stütze seine Hände am kalten Gestein ab, wartete mit zusammengekniffenen Augen darauf, dass die Peitschen sich in seinen Rücken hineinfraßen. Und die Zeit schien still zu stehen.
 

Zelda stand einfach nur da, zusammengedrängt, mit geweiteten Augen. Sie war nicht einmal in der Lage etwas zusagen. Geschockt blickte sie in Links Gesicht, der nicht mit der Wimper zuckte. Sie konnte es nicht verstehen, sie wollte es nicht begreifen. Warum tat er das? Sie war zu entsetzt, als noch klar zudenken oder ihn davon abzuhalten, sich für sie zu opfern.
 

Und zornig glitten die Peitschen durch die Luft. Mit Stahl besetztes Leder traf auf grünen robusten Stoff und bohrte sich dennoch mit unglaublicher Wucht hinein in braungebrannte Haut. Ein markerschütternder Schrei hallte umher, endete in einem hastigen Atmen und Schnauben nach Luft. Noch ein Schlag, erneut ein Schrei. Und Zelda blickte mit Tränen in den Augen in ein erzwungenes Lächeln aus jenem Gesicht eines treuen Freundes, der alles für sie aufgeben würde...

"Link...", wimmerte sie, während tobende Schläge auf ihn niederprasselten und ihn dafür folterten, dass er jemanden beschützen wollte, den er wie nichts anderes auf der Welt brauchte. Zaghaft öffnete er seine tiefblauen Augen in einem Moment der Stille, stets bereit die nächsten Hiebe auf sich zu nehmen. Ein Schlag und ein Schrei, tief aus der Kehle eines Kämpfers ohnegleichen. Und Link steckte weitere Schläge ein, ließ alles über sich ergehen. Inzwischen war seine Stimme heiser und die Folter kostete alles. Kraft, Willen und Luft. Sein gesamter Rücken brannte und immer wieder krachten die Peitschen auf ihn. Immer wieder wurde er bestraft für sein reines Herz, für seine Ehre und Edelmütigkeit.

Zelda blickte während der ganzen Folter in sein Gesicht, und nur schwerlich begriff sie, fühlte mit jedem Schlag seine Schmerzen, fühlte, wie Links Körper bei jedem Aufprall zuckte. Sie sah Schweißperlen in seinem Gesicht glänzen, gefangen von dem leiderfüllten Ausdruck seines Gesichtes, welcher das vorher so friedvolle Lächeln abgelöst hatte. Seine Haare hingen zerstreut in den unergründlichen blauen Augen, die er sogleich wieder schloss.
 

Die Peitschen stoppten und Link brach einfach auf seine Knie. Unbewusst zerrte er auch Zelda mit sich. "Oh... Link...", schluchzte Zelda und umarmte ihn dann innig, als er sich endgültig nicht mehr halten konnte. Aber er war noch bei vollem Bewusstsein, lediglich die Schmerzen nagten an seiner Kraft.
 

Am Himmel gab es endlich einen Hoffnungsschimmer. Ein kleiner Riss bildete sich am Rand des Mondes. Eine Spur Licht durchbrach die Dunkelheit, als der Mond sich von der Sonne wegbewegte. Verärgert über das angenehme Licht zogen sich die Schatten der Götter zurück, verschwanden in dem Element, dass sie doch selbst waren...
 

Sanfte Sonnenstrahlen bedeckten Links Gesicht, der inzwischen mit seinem Kopf in Zeldas Schoss lag. Seine Atmung beruhigte sich allmählich und der Schmerz auf dem Rücken klang ab. Noch hielt er seine Augen geschlossen, blinzelte aber, als er einen Wassertropfen auf seiner rechten Wange spürte. Eine Träne? Zunächst blendete ihn das Licht der reinen Sonne, die ihm nun so kostbar erschien. Er fühlte Zeldas sanfte Hände, die zärtlich durch seine Haare streichelten, dann über seine Stirn, zu seiner Wange. Er sah in Zeldas Gesicht, wo nur Tränen standen. Sie sagte nichts, sondern streichelte weiterhin über seine Wangen. Einmal mehr schloss er die Augen und ließ sich von Zeldas sanften Berührungen hinfort tragen. (Die Blessuren am Rücken waren eigentlich zu dulden, wenn ihn diese sanften Hände verwöhnten...)
 

"Kannst du dich ein wenig aufrichten?" Überrascht öffnete er seine Augen nach einer Weile und wäre doch beinahe auf Zeldas Schoss eingeschlafen. Er nickte, bemüht sich vorsichtig zusetzten und ließ Zelda nach den Schrammen schauen. Ohne weiteres knöpfte sie seine grüne Tunika auf und hob das blassgraue Hemd, welches seinen Rücken bedeckte, nach oben. Die Striemen schienen nicht allzu tief zu sein. Dennoch waren die rötlichen Kratzspuren, da sich die Peitschen hinein in seine Haut gefressen hatten, kein schöner Anblick. Links ganzer Rücken war übersät von den Striemen. Zelda strich vorsichtig darüber und hörte sofort ein leichtes Stöhnen aus Links Mund.

"Verzeih'...", murmelte sie, da sie vielleicht zu grob war. Dann wühlte sie in ihren Taschen herum, vermutlich auf der Suche nach Verbandsmaterialien oder anderen Pflastern.

"Zelda...", meinte er dann. "In meiner Tasche sind noch Verbände." Aber sie hörte nicht auf ihn und durchkramte abermals die magische Tasche.

"Danach suche ich nicht, Link." Dann holte sie eine kleine bräunliche Schatulle heraus, die aus sehr merkwürdigen Holz bestand.

"Was ist das?"

"Eine Schatulle aus dem Holz des Dekubaumes angefertigt. Leg' dich auf deinen Bauch." Link blickte sie verständnislos an. "Hey, du kannst mir ruhig vertrauen", entgegnete Zelda leise angesichts Links fast ängstlichem Getue.
 

Mittels Zeldas Überredungskunst ließ er sich überzeugen und spürte dann etwas kühles, feuchtes auf seinen Wunden. Trotz der kalten, cremigen Masse war es angenehm und, womit Zelda auch die Schwellungen betupfte, es beruhigte das Brennen. Außerdem waren ihre Hände auf seinem Rücken ein weiterer Grund die Prozedur über sich ergehen zu lassen.

"Danke... das ist lieb von dir", flüsterte Link.

"Nein... ich muss mich bei dir bedanken, Link. Du hättest mich nicht beschützen müssen, nach allem, was ich zu dir gesagt habe und was ich..." Sie brachte es nicht über die Lippen.

"Schon gut. Ich habe mich auch wie ein Vollidiot benommen. Verzeih' mit bitte, Zelda", sagte er, richtete sich auf und knöpfte seine Kleidung wieder zu. Er drehte sich um und blickte in ein Paar traurige, blaue Augen.
 

"Was ist das eigentlich für eine Salbe, die du da hast?" Eine gute Frage, die jene beklemmende Situation zwischen ihnen wieder auflösen sollte.

"Eine magische Salbe für Wunden."

"Cool. Hilft sie denn bei jeder Schramme aus?"

"Vielleicht." Sie durchwühlte wieder die magische Tasche, packte die Schatulle zurück, aber holte einen weiteren Gegenstand heraus. Ein Gegenstand so voller Erinnerungen. Link glotzte nicht schlecht, als sie eine blaue Okarina in der Hand hielt. Eine feine Triforcegravur zierte das Mundstück. Ein Blick und man hatte das Gefühl in der blauen Farbe, die ähnlich dem weiten, faszinierenden Himmel schien, zu versinken.

"Die Okarina der Zeit?" Zelda nickte.

"Sie hat ihre Macht verloren, aber... ich konnte sie nicht einfach im Schloss lassen, da ich immer noch soviel mit ihr verbinde. Und Ganondorf würde sie vernichten, wenn ich sie einfach im Schloss lasse, das heißt, wenn er sich hier in Hyrule aufhalten sollte. Den Taktstock des Windes besitze ich auch. Möchtest du ihn dir anschauen?" Aber noch verweilte Links Blick auf dem merkwürdigen Instrument in Zeldas Händen. Er war wie in Trance und hatte ein unnatürliches Funkeln in den Augen.

"Link?", betonte Zelda dann.

"Ähm..." und, wie als wäre er aus einem Traum erwacht, ergänzte er: "Kann ich mal?" Sie reichte ihm das Instrument. Er führte es an seine Lippen und spielte einige Töne. Der Klang war unglaublich und wunderschön... Link hatte noch nie einen solchen reinen, fast traurigen Ton gehört.

"Nimm' sie ruhig. Sie hat sowieso immer dir gehört und niemandem sonst."

"Wirklich? Ich kann sie haben? Ach, ich weiß." Er kramte seine eigene Okarina hervor, reichte sie ihr und sagte: "Lass' es uns als Tausch sehen, ja?" Sie nickte, ohne ihn anzusehen und nahm im Gegenzug seine in ihre Hände. Dann spielten sie zusammen und ohne es richtig zu verstehen, spielten sie ein und dieselbe Melodie, einer die erste und der andere die zweite Stimme. Die Töne schallten durch die Luft, während in der Nähe von Link und Zelda auf den grünen Wiesen Schmetterlinge umhertanzten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-04-05T20:00:00+00:00 05.04.2008 22:00
SIE HABEN SICH WIEDER VERTRAGEN!!!!!!!!!!!
warum müssen eigentlich immer erst lebensgefährliche Situationen kommen, dass die beiden sich wieder verstehen?(so wird das doch nie was)
ja jetze kann ich beruhigt ins bett gehen un schlafen...obwohl...eher noch zeichnen....

LG Padme-chan
Von:  Earu
2007-07-03T16:29:27+00:00 03.07.2007 18:29
Oh, ich find die Stelle, an der Link Zelda von den Götter-Schatten beschützt so schön. Mir will nur einfach nicht in den Kopf, warum sie ihn immernoch so ablehnt, obwohl er so viel für sie tut. Ist das nicht Beweis genug, dass er sie liebt *heul*

Man merkt, ich fiebere mit ^^"
Von: abgemeldet
2006-08-27T19:27:48+00:00 27.08.2006 21:27
bööp ich hab mir schon gedacht, dass das die Navi is XD

Also an dene ihrer Stelle wär ich vor den Schattengöttern weggelaufen, immer weg. Aber da ich noch nie gut in Dauerlauf gewesen bin, wär ich sehr bald wie ein gehetztes Pferd zusammengeklappt und die Viecher hätten mich tot gekloppt ToT
Wenigstens kann man sich in dem Fall sagen, man hätts versucht.

Ach ja, was der Kleine ohne Existenz Link vorgeschlagen hat interessiert mich ungemein ^^
Und Zeldas Sturkopf bringt mich um (der ihr Stolz is noch schlimmer als meiner XD)
auf zum nächsten Kapi!
Von: abgemeldet
2006-02-07T18:47:37+00:00 07.02.2006 19:47
Das ist echt SEHR gut geworden! Ich war so glücklich, dass wieder ein neues Kapitel on war *hehe* ^_____^

Haach...du schreibst so schön! Das Lesen geht immer so schnell vorbei. *schnief* Aber das liegt nicht daran, dass du wenig schreibst, sondern eher daran wie du schreibst.^-^

Ich hätte mir nicht gedacht, dass das kleine Mädchen Navi ist *g* - war eine gelungene Überraschung! =)
Welchen Plan der kleine Junge Link ins Ohr geflüster hat, möcht ich auch gern mal wissen *gg* ^ ^ Hoffentlich erfährt man das noch! ^.~

Mach weiter so! ^o^

ps: Sorry, dass ich auf deine ENS noch nicht geantwortet habe. Hoffe, du bist mir nicht böse.
Ich verspreche, so bald wie möglich zu antworten, okay?

Nja
Liebe Grüße
Dani =3


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