Nur ein Spiel von Faylen7 ================================================================================ Kapitel 47: Unheimliche Begegnung --------------------------------- Während die beiden Hylianer verträumt ihrem Weg folgten, zogen Adler hoch über ihren Köpfen in Richtung Norden. Der junge Heroe, bekleidet mit T-Shirt, Kapuzenjacke und lässigen Jeans, trottete wie ein verlorenes Wesen ohne Heimat hinter der Prinzessin der hylianischen Lande her, konnte sich kaum losreißen von den Eindrücken und hob seinen neugierigen Blick in die Lüfte um die kreischenden Laubvögel in der Höhe zu beobachten. Mit scharfem Blick sah er die stolzen Geschöpfe in zartem grauen Gefieder sich in die Tiefe stürzen und an Berghänge einnisten. Wunderschöne Tiere, riesig, Federn, die im Sonnenlicht glänzten. Je mehr Link von Hyrule sah, umso mehr verliebte er sich in diese riesige, geheimnisvolle Welt… Die Sonne stand im Zenit, erinnerte an einen langsameren Puls der Zeit hier in dieser Dimension. Und außer dem Rauschen des Windes, den Gesängen von sich in Laubbaumkronen einnistenden Vögeln, und einem sich entfernenden, erfrischenden Bachplätschern, ruhte Hyrule in völliger Lautlosigkeit. Eine beängstigende Stille bemächtigte sich dieser Welt, wo keine menschlichen oder elfischen Wesen atmeten außer Link und Zelda… Eine gefrierende, beinahe unheimliche Stille, gerade hier, in der Nähe zu Hyrule-Stadt, dem riesigen Markt vor den Toren des Residenzschlosses der königlichen Familie. Die Stadtmauer vor den beiden Kämpfern schien ebenfalls ein paar wenige Geräusche zu verschlucken, wo das einstige bunte und gesellige Treiben in der Hauptstadt zu erahnen war. Nachdenklich betrachtete sich Link die riesige mittelalterliche Stadt, behütet von der Mauer mit mehreren Wachtürmen, gut bewacht an einigen Toren, die Link hinter sanften Hügeln und stämmigen Baumgruppen entdeckte. Ein unsinniger Gedanke nahm ihn gefangen, während seine Augen mit eisblauen Schimmern funkelten. Ein beinahe abartiger Gedanke… Er versuchte die Erlebnisse hier in die einfache Darstellung von Hyrule in Okarina of Time einzuordnen und fragte sich, wie viel von dem Spiel nun echt war. Wie viele von den Orten würde er hier in einem faszinierenden Detailreichtum wiederfinden? In der Nähe des nördlichen Stadttores rasteten beide Heldengestalten auf einer morschen Holzbank und schlugen zur Orientierung die riesige Karte dieser vergessenen, magischen Welt auf und überprüften den Weg, den sie einschlagen sollten. Zelda deutete auf den südlichen Westen und erklärte die nächsten Ziele mit erschreckender Sachlichkeit. Falls sie sich freute zurück in ihrer Heimat zu sein, so war sie absolut in der Lage dies zu kaschieren. Link beobachtete sorgfältig die versteckten Züge von Traurigkeit in Zeldas harter, sachlicher Miene, aber entschied dies zu einem günstigeren Zeitpunkt zur Sprache zu bringen. Sie mussten vorankommen, die nächsten Ziele gut durchdacht abwägen. Und deswegen versuchte auch er sachlich zu bleiben, betrachtete sich erstaunt die Ortschaften, deren Namen er leider nicht lesen konnte, besah sich Wegbeschreibungen, Markierungen über Flüsse, Bezeichnungen von Bergen und anderen Städten oder Dörfern. Hyrule war so gigantisch, dass ihn der Gedanke diese Welt in drei Wochen nach verstärkenden Weisenelixieren abzusuchen völlig erschreckte. Sicherlich wusste er, wie schwer diese Mission sein würde, aber die Realität der Gefahr und eines Scheiterns ließ auch ihn nicht kalt. Mit einem Seufzen, während der junge Heroe eine halbe Wasserflasche trank, deutete Zelda auf die Darstellung eines großen Gebäudes inmitten der Hauptstadt und begann zu erklären: „Das hier ist die Zitadelle der Zeit… Ist dir dieser Ort ein Begriff?“ Link nickte nur. Das Gefühl von Aufregung und Freude in Hyrule zu sein wandelte sich in immer mehr Überforderung, nicht nur, weil es frustrierend war Zelda wegen jeder Kleinigkeit befragen zu müssen, sondern auch, weil er realisierte, dass er vielleicht nicht bereit war für dieses Abenteuer. Link sah diese riesige Karte Hyrules, berührte das Material, welches sich anfühlte wie Pergament und empfand das erste Mal seit längerer Zeit eine Hilflosigkeit und Sorge um die Zukunft, ein grässliches Gefühl, das er nicht kannte. Jegliche Sicherheit inmitten einer geordneten Zivilisation zu leben, sich jederzeit aus dem Supermarkt ein Essen zu holen, jederzeit medizinische Hilfe erhalten zu können, war mit dem Eintritt nach Hyrule erloschen. Und das fühlte sich für einen Menschen, der in einer modernen Welt lebte, absolut bitter an. „In der Zitadelle wird unser erster Missionspunkt sein, das erste Elixier ruht in dem heiligen Reich, der Dimension, die das Masterschwert wie ein Schlüssel bewacht.“ „Das Masterschwert…“, sprach Link um es zu begreifen. Ihm war niemals in den Sinn gekommen, dass er das legendäre Bannschwert überhaupt zu Gesicht bekommen würde. „Jetzt… wo du hier bist, scheint alles sehr überwältigend, nicht wahr?“ Sie versuchte mit einem leichten Lächeln, das ihre Lippen umspielte, etwas Verständnis zu signalisieren. „Ich kann mir… kaum vorstellen, wie es für dich sein muss, dies alles hier als existent zu begreifen.“ Link hielt kurz inne, aber schenkte ihr ein charmantes Grinsen. Es machte seine Mimik beinahe unbeschwert. Wenn es etwas gab, das der einstige Held der Zeit beherrschte, dann jemanden mit diesem hinterhältigen, süßen Grinsen zu verzaubern. Etwas verlegen wich Zelda jenem Blick aus und sprach weiter um dieses Grinsen zu ignorieren. „Laut den Aufzeichnungen ist der magische Trank in der Nähe der Halle der Weisen, also erreichbar, wie ich finde.“ Zelda atmete tief durch, und rieb sich dann die Stirn. Hinter ihrer Sachlichkeit bemerkte Link nun doch eine Besorgnis, die sie bagatellisierte. Dort in den zarten Fältchen ihrer schmalen Stirn. Und in den schattigen Punkten ihrer Iris… „Ich denke, wir sollten dieses Elixier sofort an uns nehmen, zumal wir nicht wissen können, ob wir wieder und rechtzeitig zum Schloss zurückkehren können. Und wir müssen auch die Option im Kopf behalten, dass jemand anderes Zugang nach Hyrule haben könnte und uns das Elixier vor der Nase wegschnappt.“ Doch das Durchspielen von so viel negativen Optionen gefiel dem Helden nicht. „Zelda… glaubst du wirklich, dass wir uns mit jeder möglichen Option auseinander setzen müssen?“ Sie blinzelte, aber nicht weil das Sonnenlicht sie blendete oder der kühle hylianische Wind ihr ins Gesicht blies. Sie blinzelte, weil sie das Gefühl beschlich, Link könnte ihre Strategien für unnötig erachten oder ihre Fähigkeiten diskreditieren. Sie biss sich auf die Unterlippe um sich zickige Worte zu verkneifen und verlor sich mit nachdenklichen Blicken bei der kleinen Zugbrücke in das nördliche Stadttor. „Aber…“ , ruderte Link in sanften Worten zurück. Er rutschte etwas näher und sprach sanft. „… ich vertraue dir. Wenn du es für notwendig erachtest, dann tun wir das.“ Einmal mehr unterstützte ein charmantes Grinsen seine Worte, und einmal mehr wich Zelda mit einem Schimmer rosa Verlegenheit aus seinem Blickfeld. Wie nur schaffte er es dabei so liebevoll auszusehen? Hastig verstaute sie die Karte Hyrules in ihrer magischen Tasche und trat nervös in Richtung der Zugbrücke. Innerhalb weniger Minuten passierten die beiden Hylianer das Tor in die alte Hauptstadt, die schon in sehr frühen Epochen, damals als das Masterschwert erst geschmiedet und von Göttin Hylia gesegnet wurde, bestand. Die Stadt vor dem Schloss war der vielleicht zentralste Punkt Hyrules, der Ort, an dem Verträge mit Bündnispartnern ins Leben gerufen wurde, der Ort, wo blühender Handel erstarkte. Dieses Zentrum stabilisierte die wirtschaftliche Situation des Königreiches immer wieder und wurde von nahen Königreichen hochgeschätzt. Und als Link die leergefegte, aber unglaublich urige, sympathische Stadt erkundete, verstand er auch warum. Hier war Hyrules eigene Magie spürbar, ein beschaulicher Platz mit kleinen Gassen, eigenwilligen, krummen Häuschen, die sich dicht aneinander reihten, aneinander gewürfelt mit totalem Ignorieren von Maßstäben, aber auch gerade Häuschen mit Fachwerk, royalblauen Dächern, aber auch winzigere Gebäude, die wie Hexenhäuschen an alte Zeiten erinnerten. Und überall in dieser Hauptstadt herrschte noch immer eine erahnende Freude am Geschäftsleben, an Geselligkeit und an eine friedvolle Lebendigkeit. Eine wundervolle Stadt, dachte Link, der sich die Waren auf den Ständen betrachtete. Noch immer duftende Brötchen, Naschwaren in Form von Dreiecken, Süßspeisen, die er noch nie gesehen hatte. Ein Stand mit Kleidern für einfaches Volk, Tuniken, Unterkleider, Lederstiefel. „Wir sollten uns von dem Proviant bedienen“, sprach Zelda und stopfte hylianische Speisen in ihre Taschen. Sie lächelte mit Verzückung. Sie hatte die hylianische Mehlspeise so sehr vermisst. Und Link tat es ihr gleich, bediente sich nach Herzenslust, biss genüsslich in ein mit Honig bestrichenes Brötchen. Ungemein flaumig und weich. Dass er sogar hylianisches Essen kosten durfte, auch das war ihm nicht vorher in den Sinn gekommen. Er bekam immer größere Augen und bestaunte die Köstlichkeiten. Zelda beobachtete ihren Heroen mit einem warmen Gefühl, das über ihr Brust glitt… mit allem, was er in den letzten Tagen erduldet hatte, tat es gut ihn so unbeschwert so erleben. Dann wanderte ihr Blick zu einem der Stände, wo Lederwaren verkauft wurden. Die letzte Prinzessin drückte daraufhin ihrem Heroen einen der dicken Mäntel in die Hände, die sie von dem Stand entwendet hatte. Ein dunkelbrauner Ledermantel mit hylianischen Mustern in grau. Sie zwinkerte, worauf er den Mantel in seiner magischen Tasche verschwinden ließ. Vielleicht waren sie beide hier in der verlassenen Dimension doch nicht so hilflos wie befürchtet. Zumindest in der Hauptstadt gab es einige Ressourcen für sie beide. Ein Glück, dass die Stadt für irgendeine aktuelle Feierlichkeit diesen riesigen Markt aufgebaut hatte, dachte Link. „Welcher der Wege wird uns zur Zitadelle der Zeit führen?“, murmelte der Heroe. Aber Zelda, die ihm den Rücken zugewandt, sich in der Mitte des Marktplatzes, einige Pfosten betrachtete, sowie ein Zelt, wo Waffen und Schilde aufgebahrt waren, antwortete zunächst nicht. Auch Link zog es mit der Aufmerksamkeit dorthin, bis er realisierte, dass hier so etwas wie ein Ritterturnier stattgefunden haben musste. Link erinnerte die Mittelalterfeste in Schicksalshort, wo ähnliches als Belustigung gefeiert wurde. Link fragte sich nur, wer hier vielleicht einmal gekämpft hatte. „Zelda?“ Irritiert drehte sie sich zu ihm, aber blickte streng zu Boden. Einmal mehr ahnte Link, dass sie ihm etwas verschwieg. „Siehst du vor uns die Allee mit den Laubbäumen?“ Der Heroe nickte, fasziniert von royalblauen Bannern, die Baum mit Baum verbanden und im Wind flatterten. „Dieser Weg wird uns direkt zu der Zitadelle der Zeit bringen.“ Stramm marschierte die wunderschöne Adlige voran, sprach so wenige Worte wie möglich mit ihrer Begleitung. Eine seltsame, zerknirschte Atmosphäre schien sich zwischen Zelda und ihm aufzubauen, dachte er. Wie eine unsichtbare Wand trostloser Nichtigkeiten… „Gut. Dann auf in die Zitadelle der Zeit“, brabbelte Link, nur um irgendetwas zu sagen und folgte ihr. Er grübelte über einige Themen, während er ihr wie ein Hündchen hinterher trottete. Aber nichts als Unwichtiges wanderte durch seine Gedanken, bis er dem Grübeln müde wurde und sprach. „Gibt es in Hyrule eigentlich noch andere Tempel außer den fünf Weisen- Tempeln, die ich aus dem Spiel kenne?“ Gleichzeitig ohrfeigte er sich innerlich. Was für eine unsinnige Frage. Was wollte er damit bezwecken? „Link…“, murmelte sie, fast belehrend, mit einem genervten Unterton. „Ich weiß nicht… ob es noch Sinn macht unsere Welt mit einem Spiel zu vergleichen.“ Link verzog die Augenbrauen. „Nein, natürlich macht das keinen Sinn mehr…“ Wie belanglos und vernichtend diese Aussage aus ihrem hübschen Mund doch war. „Aber…“, erklärte sie. „Hyrule war das größte Königreich unter dieser Sonne… und es gab viele, viele Labyrinthe, merkwürdige Orte, Höhlen und auch andere Tempel. Im Laufe der Geschichte hat sich Hyrule natürlich verändert. Das Land wuchs, oder wurde durch Kriege wieder kleiner. Einige Tempel versanken, andere wurden neu errichtet. Vielleicht besucht eine deiner zukünftigen Reinkarnationen diese…“ Damit räusperte sie sich und bremste ihre Worte. Sie strich sich das honigblonde Haar zurecht, das der Wind über ihr Gesicht wehte. „Ja, vielleicht“, murmelte Link, aber auch er ahnte die schmerzliche Wahrheit in ihren Worten. Es würde, wenn Hyrule ewig im Verblassen lag, vielleicht keine Reinkarnation des ewigen Helden diese Orte finden… weil es keinen Helden mehr gab. Weil es niemanden mehr in Hyrule gab… Link suchte ein weiteres Mal nach passenden Worten, nach irgendetwas um diesen Trübsinn zu entschärfen, der sich ihrer beider gerade bemächtigte. Aber jeder Gedanke führte zu einem weiteren Irrweg, zu Unsinn, noch mehr Unsinn. Und so entschied Link dem Schweigen Vorrang zu geben. Und hoffte einmal mehr einen besseren Zeitpunkt zum Reden zu finden… Sie bewegten sich zielstrebig durch die geschmückte Allee, dann durch eine schmale Gasse, in der man den Eindruck hatte, die kleinen, krummen Häuser links und rechts würden sich mehr und mehr aufeinander zu bewegen. Immer wieder bestaunte er die Geschäfte in jener winzigen Gasse und kam aus seiner Verwunderung nicht mehr heraus. Merkwürdige Teleskope, Statuen, Kräuterbeutel und viele andere Merkwürdigkeiten waren in den Schaufenstern aufgetürmt… Dinge, die er noch nie gesehen hatte, seltsame wissenschaftliche Objekte, magische Objekte womöglich. Link lief nach wie vor ein Stück abseits, beobachtete Zelda in ihrer hylianischen Kleidung stumm vorwärts trotten, ihren bestimmenden, strengen Schritt und spürte die Verzweiflung, die in ihr herrschte. Und sie lief immer schneller, als wollte sie vor sich selbst davon laufen. Die hübsche Adlige warf schließlich einen Blick auf ihr Medaillon, das sie am Hals trug. Schwungvoll pendelte die Kette mit jedem Schritt, erst deshalb realisierte sie einen Blick darauf zu werfen. Sachte hielt sie sich das kostbare Stück an ihr rechtes Ohr, lauschte einem leisen Ticken, das sie auf der Erdenwelt nicht wahrgenommen hatte. Sie hielt inne und öffnete es. Auf der Uhr in der Mitte war es kurz nach ein Uhr, was sich mit der Sonne am leicht geneigten höchsten Punkt deckte. Das Medaillon arbeitete, jetzt, da es zurück in seiner Ursprungswelt war, funktionierte es wieder. Sorgsam streichelte sie über das durchsichtige Glas des magischen Objekts und drehte sich zu ihrem Helden um, der leicht verwundert hinter ihr wartete. „Link. Das Medaillon funktionierte in der Realität nicht, oder?“ „Nein“, sprach Link sicher und trat zu ihr heran, besah sich ebenfalls das Schmuckstück. „Dem ungeachtet arbeitet es jetzt… Was bedeutet das?“ Links Augen begannen zu leuchten, als er eine kleine, goldene Sonne auf einer äußeren Bahn entlangwandern sah. Mit einer magischen Geschmeidigkeit fielen an dem zarten Lebensbaum im hinteren Bereich des Medaillons kupferfarbene Blätter hinab. „Eigentlich ist es sehr beruhigend“, sprach die Königstochter mit leichter Freude. „Denn das würde bedeuten, dass in Hyrule immer noch viele magische Kräfte am Werk sind… es bedeutet, dass Hyrule noch am Atmen ist… vielleicht sogar mehr als ich dachte.“ Dann biss sie sich auf ihre Unterlippe und schien zu grübeln. In dem Moment griff Link nach ihrer Hand. „Zelda, ich weiß, wir haben keine Zeit zu verlieren, aber… ich habe noch immer nicht wirklich verstanden, was es mit diesem Verblassen auf sich hat. Erzähl‘ mir darüber, was du weißt.“ Seine Worte kamen mit mehr Erwartung über seine blassrosa Lippen, als er es beabsichtigte. Aber bisher hatte seine Prinzessin darüber geschwiegen. Und wenn sie jetzt in Hyrule ihre Mission starteten, dann nicht nur zum Wohle der Erde, sondern auch um für die hylianische Heimat einzustehen. Sie seufzte mit auffälligem Missfallen. „Später“, würgte sie ab und setzte ihren Weg fort. Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, sprach sie weiter: „Dieser Weg führt zur Zitadelle, bitte lass‘ uns zunächst das Elixier beschaffen, dann sollten wir überlegen welcher Route wir folgen wollen.“ Sie deutete auf eine weitere Allee mit alten, knorrigen Bäumen, Pappeln und Weiden, märchenhaft, wie der Wind durch das riesige Blattwerk strich und die glitzernden Sonnenstrahlen zu fangen schien. „In Ordnung“, murmelte Link und hatte die Botschaft verstanden. Es brachte nichts, absolut nichts, seiner Prinzessin eine Information über die Vergangenheit entlocken zu wollen. Sie konnte auf der Erde nicht darüber reden und jetzt vielleicht noch weniger… Der heroische Bursche ballte kurz die Fäuste um ein leichtes Gefühl von Ärger abzuschütteln und erinnerte sich an seine Vorsätze für die Mission mit der Erinnerung an Zeldas unbeschwertes Lächeln, das sie durchaus zeigen konnte. Schweigend packte Link die sanfte, kühle Rechte seiner Prinzessin, ignorierte den fragenden Ausdruck auf ihrem glatten von kühlem Wind geküssten Gesicht und trat ebenfalls zügiger vorwärts. Und je näher sie der Zitadelle kamen umso gepflegter wurde die Umgebung. Weißgraues Pflastergestein, saubere Pfade und zu hübschen Mustern geformte Hecken und geschnittene Sträucher. Selbst zwei kleine Wasserflächen in weißem Steinbett waren wohlgeordnet und das Wasser kristallklar. Und dann endlich führten ehrfürchtige Schritte von Link und Zelda in den Innenhof des prachtvollen Bauwerks der Zitadelle der Zeit, ein magischer Ort, der die Auserwählten immer wieder vereinte. Link spürte die Wallungen der Vergangenheit, ein Druckgefühl, das sich die Sehnen in seinen Muskeln entlang schlängelte. Mit jedem Schritt durch das fein gemähte Gras im Innenhof erschien ihm das beinahe mahnende Gefühl intensiver. Zeldas Hand in seiner, die zitterte… und seine eigene Aufregung, die sich mit beklemmenden Atemzügen vermischte. Da war diese Heiligkeit, die alles in der Umgebung mit unsichtbarem Brodeln durchzog. Eine Heiligkeit, die ihn darüber belehrte sich dem Pflichtgefühl eines Helden und seiner Verantwortung bewusst zu sein. Die göttliche Energie, die dieses Bauwerk regierte, schonte ihn nicht, das spürte er mit jedem weiteren Schritt. Und wenn er die nächsten Wege in Hyrule leichtsinnig beschritt, dann ahnte er, würde diese Göttlichkeit auf ihn warten… Mit einem tiefen, kribbelnden Atemzug folgte Link wenigen steinernen Treppenstufen und schob die wuchtigen Eisentore etwas auf, rieb seine Hände an der Rauheit und den Zeichen der Verwitterung des Metalls. Und dann wurde Link dicht gefolgt von Zelda von der Dunkelheit, die aus dem Inneren kroch, verschluckt, und die Eisentore fielen mit raunendem Getöse zu… Das Innere der Zitadelle, streng majestätisch mit erahnendem weißen Gestein in der gesättigten Finsternis, ließ Link noch mehr von der übermächtigen Heiligkeit spüren, die hier alles beherrschte. Die Zitadelle, in Dunkelheit gehüllt, da die vielen Fenster in der Höhe verriegelt und abgedunkelt waren, erschreckte ihn beinahe. Er hatte mit einem Gebetshaus gerechnet, auch damit, dass so wie tatsächlich vorhanden, Bankreihen für Besucher aufgestellt waren. Aber die erdrückende Stimmung der verschwommenen Dämmerungsfarben, die sich nährte an Dutzenden eleusinisch knisternden Fackeln, die bis hinauf an das mit Malereien verzierte Deckengewölbe leuchteten… all dies erinnerte ihn mehr an Gebetshäuser der Erdenmenschen und nicht an den Ort, der von der Macht des Masterschwerts gespeist wurde. Schweigsam blickte Link hinauf zu dem riesigen, hohen Deckengewölbe, studierte die tragenden Säulen, Steinskulpturen von Gottheiten und auch dunkleren Kreaturen, welche mit Blattgold umrahmt waren und ließ ehrfürchtige Blicke zu dem Altar wandern. Da waren sie… die drei heiligen Steine, die der junge Link in seiner Mission zur Rettung Hyrules gesammelt hatte. Der Kokirismaragd, der Opal der Goronen und Zorasaphir. Alle drei heiligen Steine waren wesentlich kleiner als Link angenommen hatte und wirkten in silbrigem Licht, grau und ohne Glanz, wie erstarrte Lebewesen, verschmolzen mit dem Altar. Zeldas dumpfes Stiefelklappern verriet etwas über ihre eigene Nervosität hier zu sein. Aufgeregt stapfte sie in Richtung Altar und rieb sich die Oberarme. Denn obwohl außerhalb frühlingshaftes Wetter vorherrschte, war es innerhalb des Bauwerkes fast eisig kalt. „Am letzten Tag Hyrules… bevor das Verblassen siegte, riss Ganons Siegel. Nur deshalb sind die Fenster hoch oben verdunkelt“, sprach Zelda leise, der Schatten von Trübsinnigkeit löste sich von ihr und schien sich mit der Stimmung in dem Bauwerk zu verbinden. „Die Dunkelheit in der Zitadelle steht symbolisch als Mahnmal und als Gedenken für die vielen Ritter und Soldaten, die das Siegel bewachten und gefallen sind… Überall an dem weißen Gestein haftet noch das Blut jener Krieger… auch deshalb findet das Licht nicht hierher.“ Der traurige Klang in Zeldas Worten schlitzte in seiner Brust als wäre er Teil der Ereignisse gewesen. War es das etwa, fragte sich Link. War er hier gefallen, als Ganon frei kam? Zelda faltete die Hände für ein kurzes Gedenken. Und gerade deshalb ließ Link dem Schweigen Vorzug, er wollte sie nicht ausfragen über die Ereignisse, nicht an einem heiligen Ort wie diesen. Aber die Prinzessin blinzelte schwach und suchte dann seinen Blick. „Normalerweise… ist die Zitadelle ein Ort des Lichts, nicht umsonst findet sich hier das Tor in den Weisentempel des Lichts… in friedvollen Zeiten… da leuchtete hier das Gestein wie Perlmutt.“ Aber auch darauf traute sich Link kaum etwas zu sagen, er wollte den Schimmer von Hoffnung in ihren Worten nicht trüben. Stattdessen trat er an sie heran, berührte mit der linken Hand ihren rechten Oberarm, das glatte, royalblaue Gewand, ein feiner Stoff. „Lass‘ uns weitergehen“, murmelte sie dann und hüpfte wenige Treppenstufen hinauf hinter den Altar, hinter das breite Podest aus weißem Gestein und überprüfte mit beiden Händen die Mauer berührend das geschlossene Tor der Zeit. Ehe Link überhaupt fragen konnte, was sie tat, hob Zelda ihre Arme in die Höhe, schloss sinnierend die Augen und schickte in Form unsichtbarer Magiefäden einen Strom ihrer heiligen Kraft empor, hoch hinauf an malerische Orte, wo die Götter Hyrules weilten. Sie bat um Gehör für alles, was sie mit ihrem Heroen in den nächsten Wochen erdulden würde. Sie bat um eine glückliche Fügung und allen voran betete sie für Links Sicherheit… Auch Link trat heran an jene großen Tore am hinteren Ende der Zitadelle, ein Ort, der sich physikalisch nicht finden ließ, ein Ort, der von außerhalb des Gebäudes überhaupt nicht sichtbar war. Denn dort öffnete sich nicht nur ein Tor, sondern eine Pforte in eine alte, geheiligte Welt. Dort, streng behütet, lag eine Welt, in welche lediglich Auserwählte gerufen werden konnten, in der die Dualität von Licht und Schatten nicht existierte, wo Zeit ein leerer Begriff war… dort versiegten die Gesetze einer vierdimensionalen Welt. Dort gab es kein Scheitern, kein Hoffen, kein Leben und keinen Tod. Dort war nur das Sein… Und als die Erbin Hylias ihre Arme niedersinken ließ, ging ein brodelndes Rumoren durch das glatte Gestein der Zitadelle, bis das Tor unter Ächzen und Raunen von der Kraft der Alten niedersank. Zelda atmete tief ein, ein wenig aufgeregt wieder in das heilige Reich einzutauchen, denn dort zu sein, fühlte sich an, als ob die Seele vom Körper losgelöst wäre, als ob man jede Menschlichkeit abgelegt hätte. An jenem Platz ruhte ein Frieden in der Seele, der jegliche Angst zunichte machte. Ein Gefühl, das sie lange nicht gespürt hatte. Dann endlich ruhte das Tor still, und wo in der Zitadelle die Dunkelheit herrschte, so tanzten silbrige und goldene Lichtstrahlen aus dem Raum dahinter über die magische Schwelle. Das Licht berührte beide Heldengestalten, als wollte es jene bezirzen und mit schmeichelnder Wärme locken. Bereitwillig folgten Link und Zelda Hand in Hand, betraten das hohe Gewölbe, wo das weiße, glatte Gestein der Zitadelle funkelte. Jener Ort, der wohl berühmteste und begehrteste Hyrules, wirkte tatsächlich wie ein Überbleibsel einer vergessenen Zeit und doch befleckt mit den nur mehr stummen Zeugen der Kämpfer, die Ganon gegenüberstanden, als er aus seinem Gefängnis kam. Entsetzt betrachtete sich Link Blutlachen und Blutspritzer bis ziemlich weit oben. Feine Staubkörner wurden aufgewirbelt, als beide hylianischen Seelen das Gewölbe genauer unter Augenschein nahmen, besonders Link, dessen Blick zu jenem Gegenstand wanderte, der irgendwann einmal in seinem Besitz ruhte: eine Waffe ohnegleichen… das Masterschwert… Still ruhte es in seinem Stein, erhaben und legendär. Blank und ohne irgendeinen Kratzer… Ein Strom kraftvoller Schwingungen schlug dem Heroen entgegen, je mehr er seinen Fokus auf das Schwert richtete, beinahe so, als verlangte es nach ihm. Beinahe so, als tanzte die Seele der Waffe irgendwo unsichtbar durch die schwere, kalte Luft, erforschte mit feinen Sinnen Links Präsenz und seinen Mut. Etwas unsicher, was nun zu tun war, ballte Link die Fäuste und konnte sich von der Waffe kaum losreißen. Er hatte sich ausgemalt diese Waffe zu erblicken, hatte sich auf das übermächtige Gefühl vorbereitet, dass jene Klinge in seiner Brust auslösen würde. Aber Fakt war, jegliche Vorstellung wurde von der Realität übertroffen. Allein seinen Fokus auf diese legendäre Waffe zu richten, entzündete eine Abfolge wildes Herzrasen, schickte tosendes Adrenalin durch seinen Körper. Gesteuert von einem quälenden Bedürfnis diese Waffe zu ergreifen, in die Höhe zu strecken, als lebendig zu spüren und in einer Symbiose aus Held und Vollstreckung zu führen, stolperte Link näher bis er auf dem Podest stand. Das Masterschwert verlangte etwas von ihm, das spürte er, es verlangte nach ihm. „Es ruft dich…“, sprach Zelda mit einer Stärke und Aufrichtigkeit, die das Herzklopfen in Links Brust noch lauter und quälender machte. „Es sagt dir… wer du bist… und dass es dein Schicksal ist hier zu stehen… deins allein.“ Die Prinzessin des Schicksals trat hinter ihn, symbolisch und mit aller Bewunderung, die sie für ihren Heroen empfand. Aber Link, in vollster Konzentration, kaum realisierend und begreifend, wie notwendig diese Wahrheit für ihn war, fühlte sich irgendwie erstarrt. Seine Gesichtsmuskeln zu Härte verzogen, als begann ein neues Schlachtfeld für ihn. Seine tiefblauen Augen wie in Dunkelheit gewetzter Stahl. Link wusste, dass er die Klinge berühren durfte. Dass er sie berühren musste, befehligen musste. Und er empfand kein Zögern, noch Furcht oder Zweifel. Er war dafür geboren worden diese Waffe zu benutzen. Und irgendwo tat es beinahe etwas weh, sich zu erkennen, zu wissen, dass er der Held war, den dieses Zeitalter brauchte. Zu wissen, dass es keinen Irrtum gab. „Es ist deine Aufgabe uns in den Tempel des Lichts zu bringen, Link…“, sprach Zelda leise und fasste zögerlich an seine festen Schultern, stutzte an der immensen Anspannung, die von ihrem Heroen ausging. „Sei bereit“, sprach sie leiser. „Berühre das Schwert… es ist dein“, flüsterte sie schließlich, als waren ihre Worte wallende Beschwörungsformeln, die seinen Geist in süße Versuchung tauchten. Und alles, was Link tat, war zu nicken. Seine Fingerspitzen näherten sich der mächtigen Waffe wie diejenigen eines unerfahrenen Kindes, das sich an etwas Heißem verbrennen könnte. Und doch mit unbeschreiblicher Neugier den Prozess als nährende, bedeutende Erfahrung ertrug. Und als seine Haut das Material des Heftes berührte, dieses kühle, weiche und federnde Material, glatt und doch haftend, verschlang den Heroen ein nächster Impuls gigantischer Macht. Es pochte überall… nicht nur sein aufgeregtes Herz in der Brust. Nein, auch das Schwert pochte in einem Rhythmus nach Lebendigkeit, einem Rhythmus nach Blut… Der Geschmack des Schwertes, dachte Link… der Tanz des Schwertes, oder wie auch immer er es nur nennen konnte. Das Heft zu spüren ließ seine Finger mit dem Schwert verschmelzen. Auch seine rechte Hand fand das Heft, sehnend, bestimmend, im Einklang mit der Vorsehung. Und gerade als sich der erschaudernde Prozess intensiv und erweckend in jede Faser seines Selbst bohrte, formte sich auf seinem Gesicht eine Selbstsicherheit und Wachheit, die jeglichen Zweifel auslöschte. Link war auch in dieser Epoche der Herr des einzigen Bannschwertes. Mit einem Summen der kraftvollen Klinge wurde jene aus dem weißen Gestein befreit. Ein gleißendes Licht erstrahlte das Gewölbe, bis jenes donnernde Glühen wie ein Impuls weißer Magie die Szenerie völlig einnahm, und mehrere Sekunden den Hort des Masterschwertes in einem Farbenspiel wechselnder Weiß- und Silbertöne durchdrang. Beide Heldengestalten aber waren verschwunden, wurden geführt an den ersten Ort ihrer Bestimmung… Als Link seine Augen aufschlug, befand er sich allein in den undurchdringbaren Nebeln einer gigantischen Halle, wo im Fernen ein heiliges Wasser plätscherte. Ein gleichmäßiges Geräusch als Klang von Fluidem, dem Element des Lebens… Er trat in aufrechter Position, aber seine Füße berührten erst nach und nach den glatten, mit Mustern der Weisen bemalten Boden einer in den Lüften schwebenden Scheibe. Es fiel ihm schwer sich zu bewegen, schwer zu Atmen, sogar schwer etwas zu sehen… Diese Dimension war so matt und dicht, dass menschliche Körper es hier nicht lange aushielten, zumindest nicht bei Bewusstsein… Als Link seine Hände in die Höhe hob, versuchte den verlangsamten Zustand zu begreifen, der überall seine Zellen durchdrang, ahnte er, dass alles hier irgendwo und gleichzeitig nirgendwo bestand. Und dass diese Dimension, wo Nebel des Lichts verweilten, wo Licht in seinen Spektralfarben zerbrach und sich zu einer neuen Ebene von Licht zusammensetzten, seit den ältesten Äonen bestand… Gewöhnliche Wesen konnten sich hier drin nicht bewegen, allein schon Link, der eine auserwählte Seele in sich trug, der es ohne Harm überstand das Masterschwert zu berühren, fühlte die dichte Masse und erdrückende Gewalt von göttlicher Aura an kleinsten Bausteinen der Welt rütteln. Je länger er hier in dieser Halle war, umso stärker brannte und schlitzte die Macht der Uralten an seiner Haut, seinen Knochen und Sehnen. Ein scheußliches Gefühl, bis er versuchte sich vorwärts zu bewegen. Jeder Schritt war eine Qual… jeder Schritt im Kampf gegen bleierne, neblige Wände. „Zelda…“, rief er dann endlich, in der Hoffnung, er könnte zumindest ihre Stimme in der Halle der Weisen wahrnehmen. Seine Stimme schickte einen Schwall Energie aus seinem Mund, die sich vor ihm zu verflüssigen schien und wie wässriges Licht zu Boden plätscherte. Und da ahnte Link auch, was hier im Tempel des Lichts passierte. Alles hier wandelte sich zu Licht, alles hier drin nährte sich an Licht. Ein weiteres Mal rief Link den Namen seiner Seelenverwandten und verstand durchaus, dass Zelda diesen Ort kannte, dass sie genau wusste, welchen unsichtbaren Pfaden sie folgen musste, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Aber… hätte sie ihn nicht vorwarnen können? Oder hatte sich seine Prinzessin vielleicht doch verirrt? Hatten sich ihrer beiden Seelen an diesem Ort verloren? Ein weiteres Mal rief er den Namen des Mädchens, das sein Schicksal bestimmte, aber erneut versiegte das Echo seiner starken Stimme in den plätschernden, nebligen Gefilden, als verschluckte diese weißliche, göttliche Suppe jede Wahrnehmung. Und es war vielleicht nicht umsonst, dass Link die Ahnung beschlich, dass jenes eigenartige Verblassen Hyrules eine göttliche Handschrift trug, genauso wie die entstellenden Zustände im Tempel des Lichts. Einige Sekunden vergingen, zumindest kamen sie Link wie Sekunden vor, obwohl doch die Zeit an jenem Ort nicht in der Weise existierte wie außerhalb des Tempels. Und der junge Bursche bewegte sich unter Aufbietung seines Willens immer weiter vorwärts, bis er am Rande der Scheibe in den Abgrund spähte. Der junge Held erinnerte sich, dass es Orte in Hyrule geben musste, die sich vor dem menschlichen Auge verschleierten und die nur mit dem Auge der Wahrheit sichtbar wurden. Ob hier in diesem Nebel Brücken zu anderen Ebenen oder Plattformen führten? Link versuchte durch den Nebel zu spähen, die Verschwommenheit mit seinem scharfen Fokus irgendwie zu überwinden bis er einige Details entdeckte. Da waren Plattformen und Säulen, aber kaum erkennbar, kaum erreichbar in der erdrückenden Schwerelosigkeit. Allmählich wurde er doch etwas nervös, sich fragend, wie viel Zeit inzwischen verstrichen war, sich fragend, wie lange er das Gefühl in dieser dichten Atmosphäre wohl ertragen konnte. Sein Körper fühlte sich immer mehr erdrückt und irgendwie taub an, ein Gefühl unruhigem Pochens, das sich auf seine Haut legte. Wenn er etwas tun könnte, Ablenkung finden, wäre es vielleicht auszuhalten, wenn er verstehen könnte, welche physikalischen Gegebenheiten diesen Ort beherrschten. Er nahm einen schleppenden Atemzug und spornte sich an diese Plattform zu verlassen. Er war einst einer der mutigsten Männer in Hyrule, oder nicht? Die leichte Befangenheit in seinen Gesichtszügen wandelte sich zu dämlicher Abenteuerlustigkeit und einer Spur Hinterhältigkeit. Er trat einige Schritte rückwärts, schmälerte die tiefblauen Augen und stürmte mit allem Übermut, den er aufbringen konnte, in Richtung der Kante. Und als seine Turnschuhe das Gestein der schwebenden Plattform nicht länger berührten, und er sich in diesem schweren intradimensionalen Raum erheben konnte, verschwand auch der dreiste Übermut in seinen Gesichtszügen und Link erstaunte einmal mehr. Es funktionierte… Er schwebte in der Luft mit einer sonderbaren Form von Verschmelzung mit der dichten Atmosphäre, sog eine sich bleiern anfühlende Energie in seine Lungen und schwebte… So also bewegten sich die Weisen in diesen Hallen vorwärts. Sie schwebten. Und wo immer auch Zelda diesen Ort erreicht hatte, auch sie konnte sich auf diese Weise vorwärts bewegen. Jedes düstere Gefühl in seiner Seele verschwand in der Güte, die im Tempel des Lichts spürbar war. In den sanften Flocken Licht, die das Gestein benetzten und sich in scheinbarer Endlosigkeit verloren. Mehr und mehr genoss er das Gefühl der Schwerelosigkeit, das Gefühl, dass nur seine Seele sich bewegen konnte. Es war wie Fliegen, wie Schlafwandeln, wie Träumen. Mit etwas mehr Sicherheit, gemischt mit nicht enden wollenden Erstaunens sank Link auf einer weiteren Plattform nieder, stützte sich auf die Knie und verschnaufte, orientierte sich. Auf jener Plattform war ein Torbogen errichtet, der über eine schmale, nicht enden wollende Brücke führte. Sorgsam und neugierig trat Link weiter, setzte einen Schritt nach dem anderen seines sich schwer anfühlenden Körpers über das Konstrukt eines alten Märchens. Der Zustand in diesen Hallen überwältigte ihn mit einem weiteren Gedanken, ob dies hier noch real sein konnte, ob er dies wirklich erlebte und ob er jemals wieder die Gewöhnlichkeit der Erdenwelt erfahren würde. Und als er weiter trat, entdeckte er in der nebligen Ferne ein überhöhtes Podest, das von plätschernden Wasserwänden umzingelt schien. Wasser, das wie Licht schimmerte und in die Höhe schoss nur um in befreiender Entzückung zu Boden zu krachen. Diese Wände, durchdrungen von gleißenden, weißen Lichtstrahlen schienen etwas zu bewachen. Und Link spürte, dass er das Geheimnis dahinter unbedingt lüften musste. Er trat langsam näher an das plätschernde Nass und streckte seine Fingerspitzen der kühlen Flüssigkeit entgegen. Gerade da schoss aus einer der silbrigen, magischen Wasserwände ein heftiges Sprudeln, ein Mechanismus von Wirbel im wässrigem Licht. Die Essenz des Lichts musste irgendwie auf Links Präsenz reagieren, oder sie reagierte generell auf Leben. Mehr und mehr streckte er seine Hände durch die wässrige Substanz, die mit einem Gewebe aus Licht auf den heroischen Burschen reagierte. Das Leben in seinem Körper schien eine Pforte zu schaffen, die er schließlich durchdringen konnte. Verzaubert von den physikalischen Eigenheiten des Tempels trat er weiter, überquerte in den wolkigen Sphären eine endlos scheinende Brücke, bis er in dem Gewächs aus Dunst eine vertraute Gestalt ausmachen konnte. Mit unendlicher Erleichterung gab er seine Anwesenheit preis und sprach den Namen seiner Prinzessin euphorischer als er es beabsichtigt hatte. Um ihre Mundwinkel erschuf sich ein sanftes Lächeln. Auch Zelda war erleichtert ihren Heroen vor sich zu sehen. Und sie ahnte, es würde womöglich nicht das letzte Mal sein, dass sie einander in Hyrule aus den Augen verlieren würden. Sie lächelte und eilte zu ihm und öffnete augenblicklich ihre Handinnenflächen und präsentierte ihm voller Stolz das erste Elixier zur Verstärkung der heiligen Kräfte eines Weisen. Eine zarte Phiole in mattem Gelb mit einer sonnenblumengelben Flüssigkeit. „Das Elixier hat auf mich reagiert“, sprach sie langsam. Auch sie schien die kräftezehrenden Zustände an diesem Ort zu spüren, spürte, wie sich die dichte Atmosphäre auf ihre Haut legte. „Als wollte es mich rufen… es war beinahe zu einfach es zu finden.“ Sie erklärte die Neuigkeiten streng und unduldsam, mit etwas Müdigkeit in ihren Gesichtszügen. „Ich war ein wenig beunruhigt, weil ich dich nicht gleich gefunden habe“, sagte Link schließlich. Und weil er ahnte, dass seine Besorgnis ihr gegenüber nicht hierher gehörte, sprach er gleich weiter: „Ich hätte nicht gedacht, dass in diesen heiligen Hallen solche merkwürdigen Zustände herrschen…“ „Ich dachte, du liebst Überraschungen“, sprach Zelda und versuchte etwas Schäkern in diese ernste Situation zu bringen, aber Link verzog vor Verwunderung die Augenbrauen. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass Zelda sich einen völlig deplatzierten Spaß erlaubte. Einmal mehr ahnte er um ihre inneren Kämpfe… „Nun ja“, und damit trat die Prinzessin an ihm vorbei. „Hier an diesem Ort vergeht die Zeit sehr viel langsamer und fesselt jede Menschlichkeit. Nicht umsonst bannte dich das Schwert…“ Dann aber korrigierte sie sich mit einem Räuspern. „Nicht umsonst bannte das Masterschwert deine frühere Erscheinung an diesen Ort, wo du schlafen und wachsen konntest.“ So formuliert klang die Vergangenheit nur noch unverständlicher, düsterer und grausamer. Wie wohl hatte er sich gefühlt, als ihm klar wurde, was die Götter mit ihm vorhatten? Schließlich rieb sich Zelda ihre Augen und starrte ihm mit einem weiteren ungeduldigen Blick entgegen. „Ich würde diesen Ort gerne verlassen… ehe der Tempel unseren Verstand zu sehr lähmt.“ „In Ordnung“, entgegnete Link. Eigentlich hörte sich alles, was Zelda über die Zustände im Tempel des Lichts geäußert hatte, gruselig und bedrohlich an. Etwas scheu lächelte sie ihm entgegen und reichte ihm ihre rechte Hand. Er blinzelte, aber umschloss ihre Hand ein wenig fester. Mit einem tiefen Atemzug stieß sich die letzte Prinzessin Hyrules vom Boden ab und schien den verwunderten Helden der Erde hinter sich her zu zerren. Link beobachtete sie in einem Zustand von wehrloser Entrückung, beobachtete, wie ihr schlanker Körper sich in wiegender Geschmeidigkeit durch die neblige, plätschernde Sphäre bewegte und ihr goldenes Haar zu schimmern begann. Sie führte ihn weiter hinauf, immer höher an eine erdachte Grenze in der endlos scheinenden Halle. Und sie wirkte so mutig, so wissend und mehr wie die Erbin von Hylias Heiligkeit als in jedem Moment in der Erdenwelt. Link wusste, dass Zelda innerlich mit allem kämpfte, was sie hier in ihrer Heimat erinnerte, aber das erste Mal seit langer Zeit spürte Link eine Kraft aus diesem wunderschönen Mädchen hervorbrechen, die ihn erstaunte. Nach all den düsteren, konfliktreichen Situationen auf der Erde, spürte er, dass Zelda dort nicht hin gehörte. Sie war in den wenigen Stunden in Hyrule mehr sie selbst als in dem vergangenen halben Jahr… Und als sie in ein blau glühendes Licht eintauchten, und sie beide ihre Augen erneut öffneten, traten sie mit leicht zitternden Beinen einmal mehr in dem Gewölbe, wo das Masterschwert ruhte. Das Bannschwert steckte wieder in seinem Stein, flüsterte nicht, sang nicht. Link Hände berührten noch immer träge das Heft des Schwertes, einmal mehr streichelte er das glatte Material, das völlig unberührt schien und alles, was er fühlen konnte war ein wenig Wehmut. Ein trostloser Gedanke, wie gerne er diese Waffe jetzt sein Eigen nennen würde, wie gerne würde er dieses Schwert mit sich führen, aber Link wusste auch, dass er dies jetzt aus den falschen Motiven heraus tun würde. Er schwieg, aber ein Funke eines tapferen Zugeständnisses wie eine laute Botschaft an sich selbst stach aus dem tiefen Blau seines Blickes. Zelda ahnte um den Zwiespalt, der in ihm brodelte. „Das Schwert wird hier auf dich warten, dann wenn die richtige Zeit gekommen ist“, versprach sie und trat mit diesen verräterischen Worten zu dem Tor der Zeit, ließ Link einige Minuten mit dem Schwert der Legende allein. Nicht, weil sie es musste, aber weil Link diesen Respekt verdient hatte. Link seufzte. Sicherlich konnten sie das Tor zum Heiligen Reich, geschützt durch das Masterschwert, nicht geöffnet lassen. Und das Schwert stellte im Augenblick den einzigen Schlüssel dar, den einzigen Wachposten, denn niemand außer dem einzig wahren Helden konnte Hand an das Schwert legen. Aber wie sollte er jemals gegen Ganondorf kämpfen ohne es? Wäre er bereit für das Schwert, wenn sie innerhalb von drei Wochen Hyrule nach den Weisenelixieren abgesucht hätten? Das konnte doch nicht die Antwort sein. Link sank ein wenig enttäuscht mit seinen Händen an dem Schwert zu Boden und lauschte einer trügerischen Hoffnung… einem feinen Summen, das er von seiner Phantasie kaum trennen konnte, lauschte und suchte Verstehen… Und irgendwo suchte er auch etwas Trost für die Last, die sich auf seinen Schultern immer bedrohlicher und schwerer anfühlte. Er erhob sich mit einem tiefen Atemzug und marschierte stramm vorwärts, blickte bewusst noch einmal zurück zu der legendären Waffe, die in ihrem eigenen Silberlicht zu tanzen schien. Das Leben in jener Klinge war für ihn unleugbar, fühlbar… Und mit seinem nächsten Wimpernschlag, so hätte er schwören können, sah er für den Bruchteil eine bläulich schimmernde Manifestation sich aus dem Stahl erheben. Link lächelte zaghaft, bedankte sich innerlich und mit aller Ehre, die er aufbringen konnte, für das, was er in wenigen Stunden in Hyrule bereits erlebt hatte. Und als er das Tor der Zeit passierte, schloss dieses sich mit einem reißenden, tosenden Laut. Etwas verunsichert suchte er den verdunkelten Innenraum nach seiner Prinzessin ab und fand sie hockend auf der ersten Holzbankreihe. Sie hatte ihre Hände in eine hylianische Gebetshaltung gelegt und blickte nachdenklich zum Altar. „Ich weiß… Bei Anbruch der Nacht sollten wir ein großes Stück des Weges zurückgelegt und vielleicht einen Turm oder Wachposten erreicht haben. Wir sollten nicht verweilen, aber, ich brauche einen Moment hier.“ Sie erklärte es ein wenig umständlich, sodass Link sofort verstand, was das Problem war. Zelda brauchte ebenfalls ein wenig Zeit um zu begreifen, dass sie wirklich zurück in Hyrule war. Er nickte nur, fühlte sich ohnehin zerquetscht von einem hinterhältigen Druck aus Verantwortung und Pflichtgefühl, das ihm die Nackenhaare aufstellte. Und so entschied sich Link am Altar der Heiligen Steine zu warten… Derweil faltete Zelda ihre Hände, murmelte melancholische Worte in Hylianisch und stützte ihren Kopf in die Hände. Ein scheußliches Gefühl einer erschlagenden Realität knallte in ihr nieder. Und obwohl sie das erste Elixier sicher in ihrer magischen Tasche verstaut hatte, so fühlte sich ihre Heimat nicht mehr so an wie es einst war. Es fühlte sich verräterisch, dunkel und bedrohlich an… Ob sie beide es wohl schaffen würden innerhalb von drei läppischen Wochen eine umfangreiche Quest zu bestehen? Sorgen krochen über ihre weiße Haut und drückten über ihrer Brust. Sorgen um Impa, ihren Vater, die Weisen und ihre Freunde. Und ganz besonders quälte sie die Sorge um Link. Plötzlich setzte sich ihr Heroe neben sie, unterbrach ihre Zweifel. „Betest du zu den Göttinnen?“ Seine Augen schimmerten mit Verständnis. Sie nickte lediglich und gab Link das Gefühl nicht darüber reden zu wollen, denn sein Verständnis prallte an ihren mit Schatten belegten Augen ab. Es war so deutlich, so spürbar. Und es war kaum an ihm die Vergangenheit aus ihren Worten zu erzwingen. Seine Prinzessin wählte diesen Zustand von schweigsamen Versteckens schon seit er sie kannte, schützte sich womöglich mit einem Betäuben vor Ereignissen in der Vergangenheit. Sians Worte kamen ihm in den Sinn. Der schlaue Bursche mit Shieks Seele, der ihm verdeutlicht hatte, dass Zeldas Herz voller Wunden war. Aber wie nur sollte er ihr helfen zu heilen? Er verschränkte die Arme, spürte das Umschlagen seines Verständnisses in leichte Ärgernis. Ob sie ihm nicht doch etwas sehr Wichtiges verschwieg? Oder lag es vielleicht sogar an ihm? An einem Fehler, den er nicht erinnerte. An einem falschen Wort aus der Vergangenheit? Seit er Leon über den Weg gelaufen war, sehnte er sich danach mit Zelda über die Vergangenheit zu reden. Nicht nur, dass er es wissen wollte, wegen seiner selbst willen. Der eigentliche Grund war… er wollte herausfinden, was es war, dass Zelda belastete und ihr irgendwie nahe sein, sie spüren lassen, dass er für sie da war. Aber immer, wenn er versuchte zu ihr durchzudringen, wich sie ihm aus und ließ diesen Schatten sich zwischen sie und Link stellen. Dann lächelte sie mit diesem wunderschönen Elfengesicht, verzauberte ihn und alles, was er dann noch tun konnte, war sie zu begehren… Seine Augen ruhten lange Zeit auf ihr, auf ihren geschlossenen Augenlidern, diesen schön geschwungenen Wimpern bis er ebenso zu beten begann. In dem Augenblick geschah allerdings etwas Unvorhergesehenes. Beide Hylianer hatten angenommen und vielleicht sogar gehofft, hier in Hyrule die zwei einzigen menschlichen Wesen zu sein, hatten gebetet für Sicherheit in dieser alten, vergangenen Zeit, aber gerade an diesem heiligen Ort geschahen zu oft Irrtümer des Schicksals. Dieser Ort verbarg die Fehler der Vergangenheit in einer gruseligen, oberflächlichen Unschuld… und Zelda spürte das Umschlagen von der scheinbaren Heiligkeit in eine Düsternis, die sich nur allzu vertraut anfühlte. Ein plötzlicher gewaltigen Energieschub in der Zitadelle ließ sie ihren Körper ruckartig in die Höhe schießen, eine unleugbare Angst fraß sich durch ihre Venen… Diese Energie… beinahe bestialisch drohte sie die Heiligkeit in der Zitadelle zu unterwerfen. Ein Geruch nach Absonderungen uralter Dämonen tobte in Zeldas Nase und ließ sie noch panischer werden. Sie hetzte in Richtung Altar und blickte nervös umher, fixierte jeden Winkel der Zitadelle mit wachen Augen bis ihre Augen jene besorgten ihres Heroen kreuzten. „Was hast du?“, fragte Link verdutzt, der Zeldas plötzliche Aufregung nicht verstand. Er spürte die Unruhe nicht, spürte die sonderbare Erscheinung nicht, wo er doch sonst Dämonen erspüren konnte. Die junge Prinzessin musterte ihn angsterfüllt, aber verlor sich in scheußlichen Zweifeln, die sich wie Gift in ihrem Körper zu winden begannen. „Etwas… stimmt nicht“, sprach sie zitternd und erspähte erschrocken alle Fackeln in der Zitadelle. Und nur eine Sekunde später begann das Feuer wie wild zu flackern, betastet von unruhigen Geistern, die sich ebenfalls fürchteten. „Spürst du das nicht!“, rief Zelda lauter, lauschte einem Raunen, das in der Ferne unterging, ein leises Surren, dass in dem weißen Gestein der Zitadelle pochte. Zeldas Hände begannen zu zittern, so stark, dass sich der Heroe nun doch angesichts ihres Verhalten sorgte und er ahnte, dass Zeldas Wahrnehmungen von einer neuen Gefahr berichteten. Jeden Winkel in der Zitadelle beobachtend trat er in ihre Richtung, erinnerte sich in einem plötzlichen unguten Gedanken daran, dass gerade dieser Ort in Zeldas schlimmsten Alpträumen Präsenz erfahren musste. Denn gerade hier wurde sie einst in der alternativen Zeit von Ganondorf unterjocht… Er war wenige Schritte von ihr entfernt, als mit einem Schlag das Feuer jeder Fackel ausging… und einmal mehr erschauderte ein Raunen, eine spürbare Vibration das Gebäude, kämpfte gegen den, der da kam… Die Augen der Heldengestalten kreuzten sich erneut. Tiefblau trat auf Himmelblau in gespannter Erwartung, während außerhalb eine dunkle Wolke das Licht von Hyrules Sonne bedeckte und die wenigen spärlichen Lichtstrahlen, die noch die Zitadelle beleuchteten, von noch mehr Finsternis vertrieben wurden… Und plötzlich war es sonderbar still. Zu still in dieser gefallenen Welt, wo dennoch wenige Tiere und das Rauschen des Windes über Hoffnung belehrte und auch diese in einem Anmarsch des Verblassens untergingen. Ob es das Verblassen war, dieser elende Fluch, der Hyrule einst ausgelöscht hatte, fragte sich Link. War es diese grausame Macht, die sie beide nun überrannte? Eine düstere Ruhe vor dem Sturm, der das Unabwendbare einleitete und die Geschichte sich wiederholen ließ. Ein weiteres Mal suchte der Held die Blicke seiner Seelenverwandten, nicht sicher, was er darin sah. Die Erwartung des Unvermeidbaren? Hoffnung? Angst? Und schließlich rannte Zelda panisch an ihm vorbei, steuerte hektisch zu den großen Toren, und rüttelte daran wie besessen, rüttelte mit einem verzweifelten Laut, der aus ihrer Kehle kroch. Und da realisierte Link einmal mehr, wie gefährlich alles werden würde, was sie beide in Hyrule taten… Auch Link hetzte zu ihr, versuchte die Tore aufzuschieben, aber sie ließen sich nicht öffnen. „Jemand kommt!“, rief Zelda und presste ihre verkrampften Hände ins Gesicht. Alles an ihr schrie vor Angst, alles an dieser Kämpferin brüllte nach Schutz, bis Link verstand, dass er handeln musste. Es war an ihm jetzt in dieser Sekunde die Entscheidungen zu treffen. Und er würde alles tun, dass sich seine Prinzessin wieder sicher fühlte. „Still jetzt“, rief er, unduldsam und stark. Er packte Zelda an den Schultern und zerrte sie innerhalb von wenigen Sekunden hinter eine der gewichtigen Säulen. Innerhalb von schwindelerregenden Momenten stand sie mit dem Rücken an das steinerne Monument gepresst. Link lehnte sich an sie und schaute knapp neben ihrer Schulter mit seinen scharfen Augen in Richtung des Ganges aus Bankreihen, die zum Altar führten. Er fühlte Zeldas Wärme, ihr starkes Herzpochen, und ihre Atemzüge an seinem Hals. Sie zitterte vor Angst, das konnte Link nicht nur fühlen, sondern auch in ihren Augen sehen. Er flüsterte sanft in ihr Ohr: „Ruhig…“ Sie nickte leicht, vergrub ihr Gesicht dann in seiner Schulter und schloss die Augen mit einem tiefen Seufzer. Die Situation war keineswegs romantisch, aber die einstige Königstochter kam nicht umher die Nähe zu ihrem Helden irgendwie als angenehm zu empfinden. Die beschützende Wärme, die durch sein Kapuzenshirt sickerte, gab ihr Kraft. Und plötzlich krachten gleißende Lichtstrahlen wie Blitze aus allen Richtungen der Zitadelle, vermischten sich in einer Symbiose aus Licht und Donner. Und als sich die knisternde Energie ruckartig am Altar sammelte, kämpfte die Prinzessin mit einem befreienden Schrei, der in ihrer Kehle anschwoll. Sofort hielt Link ihr den Mund zu, sanft aber bestimmend. Sein Blick ruhte konzentriert, beinahe verbissen dort an dem silbrigen Licht, das die heiligen Steine reflektierten. Und im gleichen Moment trat am Altar eine abnorme, verhutzelte Gestalt hervor, kroch schlangenartig aus dem hellen Schimmer, schlürfte vorwärts und hinterließ ein aufgeregtes Pochen in Zeldas Brust. Link spürte ihren hetzenden Herzschlag in der Umarmung, ein fiebriges Atmen, das jenes unruhiges Pochen nur noch unerträglicher machte. Zelda war so voller Angst, dass auch ihm, obwohl er kaum eine Gefahr von der Kreatur spüren konnte, bange wurde. Und wie unheimlich jene Kreatur sich mit verschrobenen Bewegungen vorwärts zog… Das Wesen, nicht erkennbar ob männlich oder weiblich, versteckte schiefe Proportionen eines krummen Körpers zu großen Teilen unter einem langen, blutroten Umhang und doch war so viel von einer abartigen Entstellung sichtbar. Der Rücken des Geschöpfes war krumm, verzerrt. Auf der einen Seite des Buckels ragte durch den blutroten, dicken Stoff ein ekliger Knubbel hervor, während die andere Rückenhälfte normal schien. Den rechten Arm, der doppelt so lang war wie der andere, schleifte die Gestalt wie ein überflüssiges Körperglied hinter sich her, während es mit dem anderen sein Gewicht auf einem langen Holzstab abstützte. An seinen Knöcheln befanden sich Fesseln, und eine große Eisenkugel, die mit einem quietschenden Geräusch auf dem steinernen Boden der Zitadelle herumschlürfte, schabte und ein schiefes Krachen an die Gehörgänge schickte. Eine Kreatur so entsetzlich und unmenschlich wie ein gefallener Gott. Auch Zelda drehte ihren Schädel fast unmerklich zur Seite, beobachtete das Wesen mit einer Mischung aus Erstaunen und Abscheu und versuchte unter Links noch immer währenden Griff einen verängstigten Atemzug zu nehmen. Link suchte einen klärenden Blick aus dem sanften, schönen Himmelblau, wollte die sorgenvolle Irritation darin verstehen und schien kaum zu realisieren, wie unnötig es mittlerweile war, dass er seine linke Hand über ihrem Mund liegen ließ. Dann endlich funkelte Zelda ihren Heroen streitsüchtig an, deutete mit Verärgerung in ihren Gesichtszügen an, was folgte. Sie wusste nicht, was sie tat, als sie ihren Mund einen Spalt öffnete und die Haut von Links Hand mit Lippen und Vorderzähnen leicht zwickte. Und als seine Augen überrascht zu ihren wanderten, das Tiefblau darin mit Verwunderung über eine diese innige Handlung kämpfte, schoss der jungen Prinzessin das Blut in die Wangen. Und anderen Umständen hätte er vielleicht provokant reagiert, oder er hätte vielleicht sogar laut losgelacht, denn Zeldas Handlung war ungemein prekär und schelmisch. Aber er sah auch die Scham in ihrem hübschen Gesicht toben. Er trat einen Schritt zurück, spürend, wie beengend die Situation wurde und setzte seinen Fokus wieder auf jene Kreatur, die sich vor dem Altar zu verbeugen schien. Der jungen Prinzessin schlug derweil das Herz bis in die Kehle, einerseits vor Aufregung, dann auch vor Angst. Hatte sie eigentlich ihren Verstand verloren Link in die Hand zu beißen? Wie absurd… Die Anwesenheit jener Kreatur schien etwas mit Zeldas Seelenleben anzustellen, dass ihr nicht geheuer war… Aufmerksam verfolgten Link und Zelda die Kreatur, deren Atmung unregelmäßig und flach, und mit sonderbarem Rauch aus ihren Lungen kam. Eine lange Hand, mit dünnen Fingern, verschrumpelter, trockener Haut bewegte sich zitternd auf einen der heiligen Steine zu. Sie berührte den versteinerten Goronenopal und murmelte Worte in einer anderen Sprache, vermutlich Hylianisch. Eine geschmeidige, flüssige Sprache, klar und irgendwie klang es nach Heimweh. Weitere Worte krochen wie Beschwörungsformeln aus dem Mund des entstellten Wesens, und je länger es sprach umso tiefer und kratziger drang das Hylianisch über vernarbte Lippen. Link beugte sich noch einmal näher zu Zelda, roch ihr nach Blüten duftendes Shampoo im honigblondem Haar. „Was sagt es?“, flüsterte er, so leise wie möglich. „Pst… Du solltest nicht reden“, zischte sie entgegen und diesmal legte sie ihm ihre Hand auf die schwachrosa Lippen. Gerade da glühte der Goronenopal, ein altes magisches Artefakt, dessen Geheimnisse noch immer tief verborgen in seltenem Kristall ruhten. Er pulsierte beinahe, schickte klirrende Vibrationen durch die Bankreihen und erfasste das grauweiße Gestein. Und einmal mehr saugte sich das magische Hylianisch mit flüssigen Wörtern an dem Kristall fest. Eine Pulsation. Eine erschreckende Technik, die das entstellte Wesen auch mit den anderen heiligen Steinen wiederholte… so als saugten die langen, dürren Finger an einer alten Lebensenergie, die tief in den Kristall eingesperrt war, als sammelte sie Informationen in den speichernden Strukturen… und dann endlich legte sie ihre Kapuze zurück, und das Bildnis einer alten Frau mit grauem Haar und vielen klaffenden und auch vernarbten Wunden im Gesicht wurde sichtbar. Auch wenn da kein Blut war, so erhoben sich die Wunden wie winzige Schluchten auf weißgrauer Haut. Und noch etwas irritierte Zelda immens… Auf der Stirn der Kreatur befand sich ein Dreieck in dunkler Farbe, nicht erkennbar ob gemalt oder ein Mal… und als die Prinzessin in einem Moment von wagemutiger Neugier mit ihren aufgeregten Blicken die Augen des Wesens beobachtete, Augen ohne Pupille oder Regenbogenhaut, scheinbar blutunterlaufen mit zarten Striemen, klapperten ihre mit Metall beschlagenen Stiefel verräterisch auf dem blankpolierten Steinboden des heiligen Bauwerks. Erschrocken über das Klappern unbekannten Ursprungs röhrte die Gestalt in die Richtung, wo die beiden Hylianer standen, einen schrägen, zischenden Laut und verschwand in eben demselben Licht, das sie ihren Weg in die Zitadelle finden ließ. Erleichtert atmeten die beiden aus, spürten ihre Anspannung wie einen halben Goronen von ihren Schultern krachen. Gerade da erleuchtete das Licht der Fackeln erneut die Zitadelle und brachte etwas feuergelbe Wärme in den Innenraum. Und obwohl die Gestalt verschwunden war, hinterließ sie eine Aura ohne Licht und Wahrheit im Herzen, hinterließ ein beunruhigendes Gefühl. Denn hier in Hyrule nicht allein zu sein fühlte sich noch bedrohlicher und unheimlicher an als erwartet. Zelda war immer noch an die Mauer gedrängt, spürte den kalten weißen Stein in ihrem Rücken, während Link immer noch an sie gedrängt vor ihr stand. Jetzt, da das merkwürdige Wesen verschwunden war, wurde die Situation allmählich beengend… und vielleicht ein wenig peinlich, besonders, da er es nicht für nötig ansah, einen Schritt zurückzutreten. Der Held dieses Schicksals war so in seine Überlegungen verstrickt, dass er nachdenklich zu dem Altar blickte. „Link?“ „Ja“, murmelte er direkt in ihr Ohr, aber ließ seine tiefblauen Augen weiterhin den Altar beleuchten. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich loslassen würdest.“ Zeldas Erleichterung über das Verschwinden der hässlichen Kreatur wandelte sich in überdrehte Heiterkeit, das nervöse Gekicher aus ihrem Mund irritierte ihn immens. Er stotterte plötzlich: „Ähm… nein… äh… ich meine… ja… natürlich.“ Er drehte ihr verlegen den Rücken zu, hob eine Hand an seinen Hinterkopf und kratzte seine Kopfhaut. Er hatte über die mögliche Gefahr sinniert, aber der Gedanke, wie unbeholfen derartige Situationen mit Nähe zu Zelda werden könnten, ließ ihn nur noch nervöser werden. Ob sie beide jemals darüber reden würden, was zwischen ihnen war? „So, also konntest du dieses Ding verstehen? Was genau hat es gesagt?“, lenkte Link ab und überprüfte mit wachen Blick die Umgebung. Noch während er sprach, trat er in Richtung Pforte. Er hörte Zeldas Stiefel hinter ihm her trotten. „Nun, es ist seltsam“, erklärte sie nachdenklich. „Es sagte in etwa: ,Verflucht seiest du, Ganondorf!’ und es hat in einer sehr alten hylianischen Sprache geredet, die ich in meinem Unterricht bei Impa gelernt habe.“ Mit einem Zwinkern nahm Link ihre Worte unter die Lupe. Das war interessant. Nicht nur, dass jene Kreatur tatsächlich Althylianisch sprach, sondern, dass seine wunderschöne Adlige etwas über ihr Leben in der vergessenen Welt erzählte. Ob sie in allen Fächern von Impa unterrichtet wurde? Oder gab es noch andere Lehrmeister für die Prinzessin? „Somit ist ,dieses Ding’ vermutlich keines von Ganondorfs Vasallen…“ Zelda drehte sich um und lief in Richtung der heiligen Steine. Sie berührte sie sorgsam, überzeugte sich von der Unveränderlichkeit jener, überzeugte sich davon, dass jene Heiligen Steine noch über ihre ihnen eigene Magie verfügten. Und weil diese genauso zu sein schienen wie zuvor, kombinierte die blonde Hylianerin weiter. „Ich weiß nicht, möglicherweise ist es auch einfach nur aus Ganondorfs Dämonenarmee ausgestoßen worden.“ „Und dennoch ist die Tatsache, dass wir in Hyrule nicht alleine sind, beunruhigend…“, sprach Link und wartete darauf, dass Zelda ihre Untersuchung an den Kristallen beendete. Eigentlich wollte er diesen Ort so schnell wie möglich verlassen. Was immer diese geschändete Bestie hier wollte, es behagte dem Helden überhaupt nicht, dass es Notiz von ihm und Zelda haben könnte. „Es ist beängstigend…“, murmelte die letzte Prinzessin und trat in Links Richtung, zügig und noch aufgeregter als Link. „Wir sollten nicht länger verweilen…“ Er nickte und schob die großen, schweren Tore auf, sodass das Licht der Mittagssonne hell und gleißend auf ihn niederfiel. Er seufzte mit Erleichterung, da sich die Tore wieder öffnen ließen. Noch immer saß ihm irgendwie die Furcht in den Knochen. Nicht wegen der möglichen Gefahr, sondern, weil er Angst um Zelda hatte. „Sag‘ mir… Gerade eben… hattest du Sorge, es wäre Ganondorf, der uns hier findet?“ Sie hielt inne, musterte ihn streng, ein starres, unbewegliches Mustern, das ihm ein ablehnendes Gefühl entgegenschickte. „Weil er dich hier einmal entführt hat…“, setzte er hinzu und dachte im selben Augenblick, dass er sich den Mund verbrannt hatte. Okay, das war zu direkt. Aber Link hielt sein eigenes Unwissen bezüglich der Vergangenheit nicht mehr lange aus. Eigentlich frustrierte es ihn immens, dass Zelda immer noch nicht bereit war ihm über die alte Zeit zu berichten. Und er ahnte, dass diese unerledigten Dinge zwischen ihnen standen und etwas auslösen konnten, das ihnen nicht gut tat… „Entschuldige, ich wollte nicht so neugierig sein“, entgegnete er und legte eine Hand auf ihre rechte Schulter. Sie hob ihren Kopf in Richtung der Sonnenstrahlen, aber schwieg auf seine Aufwartung. „Link, es ist schon gut“, sprach sie, nicht sicher, ob sie ihm erklären sollte, was vor sich ging. Etwas in ihrem Inneren schnürte ihr beinahe die Kehle zu, wenn sie an die Vergangenheit dachte, an die Ketten der unerfüllten Sehnsüchte, an die lähmende Bürde von alten Ängsten und an alles, was Hyrule niemals mehr sein würde. „Ich bin nicht direkt die Zelda, die die Entführung durch Ganondorf erlebt hat und doch bin ich sie irgendwie… Ich erinnere mich an alles im Schleier von Hylias Gaben… an alle Opfer. An alle Gräueltaten des Bösen. An alle Fehler…“ Eine beklemmende Melancholie durchzog ihre Worte, vermischte sich mit dem erstickten Laut ihrer Stimme und ließ sich Link nur noch scheußlicher fühlen. „Zelda… wenn ich dir irgendwie helfen kann…“, begann er leise. Aber er sah nur das beschämte Kopfschütteln, das ausweichende Wiegen ihres honigblonden Hinterkopfes im Sonnenlicht. „Besser wir machen uns auf den Weg.“ Kühl kamen ihre Worte wie ein Marschbefehl aus ihrem Mund. Es war beinahe als hatte sie Links aufrichtige Worte völlig überhört. Er seufzte angesichts ihrer unglaublich sturen Fähigkeit das, was ihr nicht in den Kram passte, zu ignorieren… Sie schlug die Karte auf den beinahe blankpolierten Steinboden vor dem hoheitlichen Gebäude der Zitadelle auf und hockte sich davor. Sie studierte die Karte konzentriert. Und Link verstand, dass es erneut nichts brachte Zelda in irgendeiner Weise nahe zu sein. In sich selbst versunken hockte sie sich zusammen und ihre ernste Mimik schwappe auf das Pergament. „Siehst du diesen Ort, südöstlich der Stadt Hyrule?“, sprach sie und ließ ihre Fingerspitzen über das strohartige Material wandern, so als wollte sie die Karte streicheln. Link kniete neben ihr nieder und betrachtete sich einen scheinbaren Stützpunkt, nicht weit entfernt von einem weiteren Dorf, einem Wachposten und einer Mauer zwischen zwei Gipfeln. „Ja, was ist das?“ „Ein wichtiger Wachposten als strategischer Schutz der Hauptstadt bei Angriffen“, erklärte Zelda. Natürlich, dachte Link, Zelda verfügte über notwendiges Wissen in der Kriegsführung. Sie wusste, wo in Hyrule Schlachten gewonnen werden konnten und wo Kämpfe mit Niederlagen endeten. Ob sich dieses Wissen noch bezahlbar machen würde? „Hier…“ und erneut deutete sie mit zusammen gekniffenen Augen auf den Wall vor der Hauptstadt. „Hier fielen im Zeitkrieg Hunderte ehrbare Ritter und Soldaten gegen Ganondorfs Armee des Bösen… und genau dort gehen wir hin. Es ist die beste Orientierungsmöglichkeit.“ Irgendwie überfiel den Heroen das Grauen in Form einer Gänsehaut, die seinen Nacken entlang wanderte. Für Sekundenbruchteile erschrak er an einem inneren Bild von blutigem Wahnsinn. Ein Bild von Hunderten Leichen auf graugrüner Steppe und mordlüsterne Krallen, die jene Krieger mit silberblauen Rüstungen niederstampften. Dieser Wall musste schon sehr oft standgehalten haben und sehr oft war das grüne Steppengras über zerfallende Knochen hochgewachsen. „Wenn es gut läuft, erreichen wir den Schutzwall noch vor Sonnenuntergang. Neben einigen Getreideschächten wurden dort auch andere Vorräte in Türmen aufbewahrt. Auch war es ein Umschlagplatz für Hyrules Handel. Dort wurden beispielsweise täglich mehrere Kübel Lon-Lon-Milch angeliefert.“ Zelda blickte mit einer Spur Tatendrang in das verwunderte Tiefblau seiner klaren Augen. „Wenn du originale hylianische Milch kosten möchtest…“ Dann aber verstummte sie wieder und strich sich das blonde Haar über die spitzen Ohren. „Nicht weit entfernt gibt es tatsächlich die Lon-Lon-Farm?“, sprach Link und schmolz innerlich an dem Gedanken. Die Farm von Malon und Talon existierte wirklich? Das war phantastisch. Er wollte Hyrule nicht erneut mit einem Spiel vergleichen, aber hatte er denn wirklich eine Wahl? Noch vor wenigen Wochen wusste er nicht einmal, dass es ein Hyrule gab. „Ja, aber wir können diese Farm nicht besuchen“, sie erklärte hastig weiter und deutete auf die Karte. „Wir sollten uns zunächst Richtung Westen halten und so schnell wie möglich die Wüste erreichen, wo wir Naborus Elixier finden werden. Die Farm ist ein unnötiger Umweg, der uns Zeit kostet.“ Link nickte und lauschte seiner Prinzessin vertrauensvoll. „Wir brauchen außerdem eine funktionierende Unterkunft… und der Schutzwall liegt nahe in der Hinsicht, dass wir uns dort schützen können, egal, was auch kommen mag.“ „Ich verlasse mich ganz auf deine Weisheit.“ Link nahm dann die Karte an sich und zog seine Prinzessin auf die Beine. Er schenkte ihr eine ordentliche Portion Zuversicht mit einem charmanten Lächeln und hängte den Kopf schief, durchlöcherte seine Prinzessin damit. „Zelda… ich wollte dir nur sagen, du bist wunderbar in dem, was du tust… Ich vertraue dir.“ Sie schluckte eine große Portion Speichel mit hochkochenden Ängsten herunter und versuchte die Zweifel in ihren mit Schatten belegten Augen zu verschließen. Das war überhaupt nicht fair. Dass Link ihr Komplimente für ihre Rolle in diesem Wahnsinn machte, war einfach nicht fair. Zu groß war die Last ihrer Verantwortung, zu groß ihre eigenen unter der Haut schlitzenden Schuldgefühle. So gut war sie nicht, und so gut fühlte sich ihr Innenleben nicht an. Links Worte hatten ferner einen sehr naiven Beigeschmack und das fühlte sich irgendwie unecht an. Sie wand ihm den Rücken zu und stolperte verunsichert vorwärts. „Wie auch immer… wir sollten aufbrechen, die Zeit.“ Link spürte, dass seine Worte nicht das erreicht hatten, was er sich gewünscht hatte und murmelte ein verschlucktes „Gut.“ „Gut“, entgegnete sie kühl. Und es war dann, dass beide Heldengestalten die Hauptstadt des alten Reiches Hyrule hinter sich ließen. Ihre Füße bewegten sich strotzend und kraftvoll vorwärts unter der alten Sonne, die eine märchenhafte Steppe flutete. Und vielleicht ließen sie beide noch mehr zurück an diesem Ort als ihnen bewusst war. Denn hier in der Hauptstadt hatten sich vor Jahrtausenden ihrer beiden Wege das erste Mal gekreuzt. Hier war ihr gemeinsamer Anfang. Und hier würde sich vielleicht alles entscheiden, dann wenn ihre Quest zur Rettung der Welten endete… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)