Hundeyoukai jenseits des Meeres von Hotepneith (Die dritte Staffel) ================================================================================ Kapitel 18: Frauenprobleme -------------------------- Wie angekündigt ein Blick zu Akamaru und seiner Miyaki... 18. Frauenprobleme Miyaki stand neben Akamaru am Strand. Die Sonne ging unter und der Herr der südlichen Länder betrachtete die letzten Strahlen. Die junge Hundeyoukai war nervös. Ihr Vater und ihr, ja, ihr Gefährte hatten zuvor den Ehevertrag unterschrieben, den Inuyasha als Vertreter des Herrn der Hunde beglaubigt hatte. Akamaru hatte ihrem Vater ein kostbares Schwert gegeben und drei Wagenladungen Seide, was diesen sehr zufrieden gestellt hatte, hatte er doch nicht gewagt, etwas zu fordern. Als sich ihr Vater von ihr verabschiedet hatte, hatte er sie noch einmal ermahnt, demütig und gehorsam zu sein, für das undenkbare Glück, dass ein Fürst aus allen weiblichen Hundeyoukai ausgerechnet sie erwählt hatte. Und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie danach durch ein Dimensionsportal gegangen. Das Youki ihres Gefährten war groß genug um sie mitnehmen zu können. Doch was würde jetzt wohl passieren? Akamaru wandte den Kopf. Er konnte wittern, dass sie aufgeregt war. Eben erst fiel ihm ein, dass Mädchen ja nichts über den Ablauf einer Hochzeitsnacht erfuhren. Flüchtig überlegte er, ob Shiro damals auch nervös gewesen war. Aber jetzt war etwas anderes viel wichtiger. Er nahm die Hand seiner Begleiterin: "Du zitterst ja. Dabei will ich dir nichts tun. Nun, zumindest nichts Unangenehmes." Das klang schon etwas tröstlich, fand Miyaki. Aber sie sagte leise, bemüht, ihrem Vater zu gehorchen: "Was soll ich denn jetzt machen, Akamaru-sama?" "Nimm deine wahre Gestalt an. Und dann lauf weg." Sie starrte ihn so verwirrt an, dass er lächelte: "Keine Sorge, ich werde dich schon einholen. Das gehört zum Spiel. So ist das uralte Ritual." Er gab sie frei, ließ sein Youki aufflammen, um sich zu verwandeln. Miyaki wich ein wenig zurück, ehe sie ihre Hundeform annahm, mit kurzen braunen Haaren, aber einem langen, weichen Schwanz. Ihre Augen waren schwarz geblieben. Sie warf noch einen raschen Blick auf den schwarzen Hund mit grünen Augen vor sich, der größer als sie selbst war, ehe sie sich abwandte und davonlief. Akamaru wartete nur kurz, bevor er beschloss, dass dieser Vorsprung reichte. Inuyasha grinste über das ganze Gesicht, als er seinen Cousin am nächsten Morgen traf: "Na, angenehme Nacht gehabt?" "Oh, du weißt gar nicht, wie schön es ist, eine Gefährtin zu haben", sagte der prompt, ohne nachzudenken. "Ach ja?" Inuyasha grinste womöglich noch breiter, was Akamaru zurück auf die Erde brachte: "Natürlich, entschuldige. - Ich möchte noch heute mit Miyaki in den Süden reisen. Sie ist nun die Fürstin und hat Anspruch auf die Morgengabe." Das wusste auch Inuyasha. Jede Frau bekam von ihrem Ehemann am Morgen nach der Hochzeit etwas, das sie absichern sollte, bei Scheidung oder Witwenschaft. "Natürlich. Was willst du ihr denn geben? Sicher kein Schwert." Dieses Geschenk hatten sehr viele Leute als sehr exzentrisch empfunden, auch wenn das natürlich niemand dem Fürsten gegenüber geäußert hätte. Aber wie sollte ein Schwert Shiros Auskommen sichern? "Nein. Das hat zu Sesshoumaru und Shiro gepasst. Nee-chan ist eine kämpferische Natur. Miyaki bekommt von mir ein Sommerschloss in den Bergen, mit den zugehörigen Ländereien." "Hübsch. Wo ist sie eigentlich?" "Sie zieht sich um. Sie trägt nun ja auch den Kimono einer verheirateten Fürstin." "Dann gute Reise. - Und ich darf hier diese langweilige Verwaltung allein machen. Sag nichts. Ich weiß, du hast den ganzen Papierkram im Süden auch zu erledigen. Aber dir macht das ja wohl auch nichts aus. Ich will dagegen endlich hier weg. Ich hoffe dauernd schon, dass mein Herr Bruder wieder auftaucht. Stundenlange Gespräche mit Jaken sind nicht so mein Ding." "Sie haben Shiro befreit, da bin ich mir sicher. Und warum die drei noch nicht zurück sind, hat gewiss einen guten Grund. Wenn sie wieder hier sind, werde ich ihnen Miyaki vorstellen." "Mal sehen, was deine Schwester dazu sagt." "Ich gebe zu, es wird sie überraschen. Aber es war eben eine spontane Entscheidung." "Sehr spontan. Na ja. Gute Reise, Akamaru. Und ich muss eben noch ein bisschen Jakens Berichte anhören. Die Welt ist ungerecht." Er ging. Miyaki stand ziemlich steif da. Es war für sie ungewohnt, einen Kimono aus zwölf Lagen zu tragen. Shiros Zofe, Tamiko, hatte ihr geholfen, auch dieses kleine Menschenmädchen, Rin, das Tamiko anscheinend in der Lehre hatte. Das trat jetzt zurück, klatschte begeistert in die Hände: "Oh, Miyaki-sama...Ihr seht so schön aus." "Ja, in der Tat." Tamiko reckte sich ein wenig. Sie war solche Anproben nicht mehr gewohnt. Einst war sie Shiros Erzieherin gewesen, und die Prinzessin hatte sie nach ihrer Verheiratung mitgenommen. "So, Miyaki-sama, jetzt soll noch diese Perlenkette in Euer Haar." "Das ist mir richtig peinlich, wenn du Miyaki-sama sagst. Du bist doch viel älter als ich." "Aber Ihr seid nun die Fürstin. Jeder wird und muss Euch so anreden. Und, wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet: es ziemt sich nicht für eine Fürstin, ihre Bedenken oder Gedanken laut zu sagen, geschweige denn, vor Dienern." "Aber die Perlenkette...woher ist sie denn?" Miyaki war sich nur zu bewusst, dass sie weder solch teuere Garderobe noch Schmuck je besessen hatte. Aber sie hatte den Rat verstanden. "Akamaru-sama sandte sie, mit dem Befehl, sie Euch ins Haar zu flechten." Die junge Fürstin erstarrte. Noch ein Geschenk von ihm? Wie sollte sie ihm denn je ihre Dankbarkeit beweisen? Gut, er hatte da gestern Nacht etwas davon gesagt, dass sie ihn glücklich gemacht habe, aber...? "Sie wird dir wunderbar stehen, Miyaki-ko." Hastig gingen die drei vor dem Fürsten auf die Knie. "Akamaru-sama..." sagte Tamiko höflich. Sie kannte ihn, seit er ein Welpe gewesen war, sie war die Erzieherin seiner Zwillingsschwester gewesen. Darum wagte sie den Satz: "Darf ich offen sprechen?" "Was ist?" "Würdet Ihr mir gestatten, mit Euch und Miyaki-sama in den Süden zu gehen?" "Meine Schwester wird deiner bedürfen." Tamiko zögerte, sie bewegte sich auf einem sehr schmalen Pfad. Niemand machte einem Fürsten Vorschläge: "Sollte Shiro-sama meine Rückkehr wünschen, werde ich gehorchen. Aber bitte bedenkt, dass niemand in Eurem Schloss lebt, der Miyaki-sama in ihre neue Würde einführen kann." Akamaru dachte kurz nach. Er hatte eine gewisse Achtung vor der alten Tamiko. Sie war damals nach der Verlobung von Sesshoumarus Vater geschickt worden, um Shiro zu einer würdigen Fürstin zu erziehen. Und Miyaki würde eine bestimmte Hilfe in der ersten Zeit brauchen, das war richtig. Sie entstammte keiner adeligen Familie, würde wohl öfter unsicher sein. Das Letzte, was er wollte, wäre, dass sich seine vornehmen Untergebenen lustig über seine Gefährtin machten, auch wenn sie gewiss nicht so lebensmüde wären, das offen zu zeigen. "Ich werde Inuyasha-sama bitten, dich mitzuschicken. Sollte meine Schwester deine Rückkehr wünschen, kehrst du zurück." Tamiko beugte sich noch weiter vor: "Darf ich dann die Kette in das Haar der Fürstin flechten?" Dazu müsste sie aufstehen, was in Gegenwart des Fürsten unhöflich war. "Ja. Ich werde zusehen." Miyaki wurde verlegen. Es schickte sich doch nicht, dass ein Mann dabei zusah, wie man frisiert wurde? Sie hörte, wie die Zofe nahe zu ihr trat, leise flüsterte: "Das ist überaus schmeichelhaft für Euch, dass der Herr sich so für Euch interessiert", ehe sie begann, die Perlen kunstvoll in das schwarze Haar zu flechten. Die junge Fürstin war plötzlich mehr als froh, diese alte Youkai mitnehmen zu können. Es gab sicher so viel, was sie nicht wusste, und rasch lernen musste, sollte sie ihren Gefährten nicht blamieren. Und das wollte sie gewiss nicht. Vier Gestalten erschienen in der Grotte des Zeitgottes. Die drei Hundeyoukai legten unwillkürlich die Hände an ihre Schwertgriffe. Etwas war hier seltsam. Aber nichts war zu erkennen. Draußen war es dunkel, schien Nacht zu sein. Ob das nun die richtige Zeit war, in die sich das Nebelwesen Dai Oya geflüchtet hatte? Myu blieb eng neben Yuri: "Was ist?" flüsterte sie. "Spürst du nichts?" Sie zögerte, dann meinte sie: "Ich spüre kein Youki...." Sesshoumaru wandte etwas den Kopf: "Yuri, komm." Dieser trat sofort neben ihn. Shiro presste für eine Sekunde die Lippen zusammen, ehe sie sachlich fragte: "Mein Befehl?" "Du bleibst bei Myu." "Wie du willst, Taishou." Hielt er sie für so viel schwächer als Yuri, dass er sich lieber mit dem Cousin auf die Jagd nach Dai Oya machen wollte? Und sie taugte zu nichts, als Kindermädchen für diese Katze zu spielen? Der Hundefürst drehte sich etwas erstaunt um. Diese Anrede war formell richtig, er war auch ihr Anführer, aber für gewöhnlich sprach sie ihn mit dem höflichen Suffix- donno an. Dann erkannte er den gut verborgenen Zorn in ihr. Shiro. Er hatte sie schonen wollen, nach der ganzen Aufregung der Entführung und Gefangenschaft und nicht bedacht, dass sie sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen würde, ohne freilich die Unhöflichkeit zu besitzen, ihm zu widersprechen. Der einzige Ausdruck ihres Unwillens war die ungewöhnliche Anrede gewesen. Glaubte sie etwa, er halte sie für zu schwach? Er wusste, dass sie noch immer seine Verachtung befürchtete. "Für den Kampf gegen Dai Oya werde ich dich benötigen", sagte er daher, ehe er sich abwandte und ging. Yuri folgte ihm sofort. Shiro atmete unmerklich auf. Er hatte bemerkt, dass sie sich gekränkt fühlte, und ihr so zu verstehen gegeben, dass er sie durchaus an seiner Seite kämpfen lassen würde. Nur, wenn er sie für den Kampf gegen Dai Oya brauchen würde, warum hatte er sie nicht mitgenommen? Rechnete er etwa nicht damit, dass der Magier hier sei? Irgendetwas Seltsames war da draußen, das spürte sie auch, aber es schien nicht dieser wandernde Nebel zu sein. Wollte Sesshoumaru nur auf Erkundung gehen? Oder war es einfach nur, weil es schicklicher war, eine Frau bei dem Katzenmädchen zu lassen? Machte sie sich umsonst Gedanken? Sie trat zu dem Grottenausgang. Es war so dunkel, dass sie die beiden schon nicht mehr sehen konnte, nur wittern. Das war keine gewöhnliche Nacht. Wo waren sie hier nur gelandet? Was war das für eine Zeit? Sie prüfte erneut die Luft. Bäume gab es, sie konnte auch einige Tiere erkennen, aber sonst lag dicht und schwer alles im Dunkel eines fremden Zaubers. Das war keine gewöhnliche Welt. Was hier wohl auf sie warten würde? Eigentlich war das genau der Ort, an dem sie Dai Oya suchen würde. Aber der Wind verriet nichts von ihm. "Shiro-sama..." flüsterte Myu und wagte es, die Hundefürstin am Ärmel zu zupfen. "Was ist?" "Dort drüben, zwischen den beiden Bäumen...siehst du es nicht?" "Katzen sehen im Dunkel besser als Hunde. Und ich kann nichts wittern, " gab Shiro ehrlich zurück. "Dort ist jemand. Augen...mehrere Augen, aber kleine Gestalten." Das Katzenmädchen war nicht so aufgeregt, wie sie es noch vor wenigen Tagen gewesen wäre. Immerhin hatte die Youkaifürstin schon bewiesen, dass sie sie beschützen würde. "Tiere?" Shiro witterte, konnte aber nichts bemerken, was an Tiere oder auch andere Youkai erinnert hätte. Allerdings gab sie zu, dass sie hier in einer sehr eigenen Welt waren. Ob dies wohl eine andere Ebene war, ähnlich der, durch die sie bei einem Dimensionsportal gingen? "Keine Tiere, sie gehen auf zwei Beinen, sind größer als ich...Ich fürchte, sie sind bewaffnet, Shiro-sama. Und sie gucken die ganze Zeit zu uns." "Wie viele?" "Zehn vielleicht." Shiro überlegte kurz. Bei einem Kampf stünde sie allein gegen zehn Angreifer, deren Kraft sie nicht abschätzen konnte. Sie könnte Myu zwar hinter sich in der Grotte lassen, aber falls es den anderen gelang, sie wegzulocken, könnte jemand hineingelangen. Myus magische Macht würde erwachen und die Grotte zerstören, ihre einzige Möglichkeit, hier wieder wegzukommen. "Komm, seitwärts." Myu gehorchte sofort, in der Hoffnung, der Hundefürstin sei etwas Gutes eingefallen. Ein Stück entfernt blieb Shiro stehen. Sie konnte noch immer kein Youki spüren, aber ihre Erfahrung mit magischen Fähigkeiten verriet ihr, dass sich Zauberwesen näherten. "Sie kommen?" erkundigte sie sich bei Myu. "Ja." Das klang ängstlich. "Drück dich an die Felswand und bleib ruhig." Die Hundeyoukai drehte sich um, machte einige Schritte vor, die Hand bereits am Schwert. Plötzlich erfasste sie eine Witterung, mit der sie in dieser fremdartigen Welt nicht gerechnet hatte. Sie zog hastig Daketsaiga, aber da war der Angriff der zehn Rattendämonen auch schon über ihr. Sesshoumaru und Yuri waren geradeaus durch die Dunkelheit gewandert. Auch sie spürten nirgends Youki, aber sie wussten, dass magische Wesen um sie waren. Manchmal hörten sie ein Rascheln zwischen den Bäumen, witterten ein Tier, aber nichts verriet, dass hier Dai Oya zu finden war. Und nur dessen Gestank suchten sie. Der Youkaifürst blieb kurz stehen, ehe er weiterging. Er hatte vor sich Blut gerochen, das er nicht einordnen konnte. "Ein Tier", sagte Yuri und kam ein wenig neben ihn, freilich immer noch den höfischen Respektsabstand wahrend. Kurz darauf standen sie vor einem toten Tier, wie sie es nie zuvor gesehen hatten. In der Schwärze dieser Welt hatten sie Mühe, es zu erkennen. Es war größer als jeder Ochse, grau und schien zwei Schwänze zu haben, denn einer hing aus seinem Gesicht. Große Ohren lagen nun schlaff auf der Erde. Zwei weiße Zähne ragten aus seinem Maul, als ob es damit zustoßen könnte. Und es hatte keinen einzigen Tropfen Blut mehr in sich. Die Witterung stammte von einer Blutlache, die sich neben dem kurzen Hals befand. In diesem waren Bisswunden zu erkennen. Was auch immer dieses Wesen getötet hatte, es hatte es nicht gefressen, sondern nur sein Blut getrunken. Unwillkürlich spannten sich die beiden Youkai an, witterten in die Dunkelheit um sich. Aber kein Geruch, kein Geräusch warnte sie. Es war nur eine flüchtige Berührung am Hals. Yuri hätte gewöhnlich angenommen, ein Blatt sei vorbeigeweht, aber in dieser Situation empfand er das als Bedrohung. Ohne zu zögern ließ er sein volles Youki aufflammen, sich um ihn verbreitend. Sesshoumaru sprang gerade noch hoch, einige Bäume in der Umgebung wurden gefällt. Der Youkaifürst blickte ein wenig irritiert zu seinem Cousin. So ohne Vorwarnung eine solche magische Explosion zu verursachen, war mehr als unhöflich. Wäre er selbst nicht stärker und schneller als sein Begleiter, wäre er übel in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber dann erkannte er eine schwarze, verkohlte Gestalt, die neben Yuri auf dem Boden lag. Dieser starrte mit ausdruckslosem Gesicht darauf. Soweit man das noch erkennen konnte, schien es sich um eine Art Fledermaus zu handeln. Was waren das denn hier für Fledermäuse? Sie kannten eigentlich nur solche, die Früchte fraßen. Nun gut, es gab auch Fledermausyoukai, die Menschen jagten, aber das hier war kein Youkai. "Es wollte mich beißen", erklärte Yuri ein wenig verspätet. Und seine magischen Fähigkeiten waren wohl auch nicht zu verachten, wenn es sich so unauffällig hatte nähern können. "Gut, dass du so stark bist", meinte Sesshoumaru nur und drehte um. Shiro und Myu mussten vor dieser Gefahr gewarnt werden. "Ja, denke ich auch. Ich konnte spüren, dass es sich meinem Youki zu widersetzen vermochte. Ein gewöhnlicher Youkai wäre sein Opfer geworden." Yuri hob den Kopf. Der Hundefürst spürte das gleiche. Shiros volles Youki. Und das würde sie nur in einem sehr heftigen Kampf zeigen. Was war da passiert? Sie rannten los. Die Hälfte der Ratten war mit Schwertern bewaffnet gewesen, die andere Hälfte nicht. Shiro hatte den ersten Angriff mehr oder weniger dadurch überstanden, dass sie blind um sich geschlagen hatte, in einer kurzen Pause ihre Klinge mit ihrer Energie aufgeladen hatte. Ihre nächste Attacke hatte vier Ratten mit Schwertern das Leben gekostet. Aber dann waren sie schlauer geworden. Obwohl sie es schaffte, noch zwei weitere zu töten, war es ihnen gelungen, sie zu entwaffnen. Eine der Rattendämonen hatte in einer praktisch selbstmörderischen Aktion sich gegen ihre rechte Schulter geworfen, oben, wo sie nicht durch die Rüstung geschützt wurde, direkt am Gelenk, hineingebissen. Die Angreifer waren einen Kopf kleiner als Shiro. Sie hatte zunächst den Schmerz ignoriert, dann jedoch gespürt, wie sich die Ratte immer tiefer in sie fraß und mit der Linken zugepackt, diese weggeschleudert. Der Rattendämon war tot, aber im gleichen Moment hatten seine Kameraden angegriffen und sie so von ihrem Schwert getrennt. Leider waren die drei Überlebenden schlau genug, Daketsaiga sofort in das Gebüsch zu werfen, so dass sie es nicht ohne weiteres in der Dunkelheit finden konnte. "Shiro-sama..." keuchte Myu entsetzt. Sie konnte mit ihren Katzenaugen den Kampf verfolgen, erkannte bestürzt, dass die Hundefürstin verletzt und entwaffnet war. Zwar waren nur noch drei übrig, aber... "Ruhig!" befahl Shiro unweigerlich. "Du brauchst keine Angst zu haben." Die Ratten lachten: "Du bist verletzt. Und ohne dein Schwert hilflos. Du wirst unser Abendessen werden, ebenso wie dein Junges." Sie trugen selbst allerdings auch keine Waffen. Und eine Katzenyoukai für das Kind eines Hundes zu halten sprach nicht gerade für ihre Intelligenz. "Irrt euch nicht!" meinte die Hundeyoukai: "Rattengezücht. Ihr versteckt euch doch unter der Erde, aus Angst vor Hunden!" Rattendämonen lebten seit Urzeiten in selbstgegrabenen Gängen. Und zwischen den Arten herrschte ebenso lange schon Todfeindschaft. Sie drehte etwas den Kopf: "Geh dort links zu dem Felsen und lehne dich daran." Myu gehorchte sofort. Sie ist ruhiger geworden, dachte Shiro, ehe sie sich wieder ihren Gegnern zuwandte. "Ihr greift feige aus dem Hinterhalt an: zehn zu eins und lobt euch noch, dass ihr es geschafft habt, mich zu verletzen." Die drei griffen sofort an. Das Katzenmädchen sah fasziniert zu, wie Shiro in die Luft sprang, die Hand zur Klaue werden ließ. Ein Rattendämon wurde getroffen und wich verwundet zurück. Myu presste sich eng an den Felsen. Erst zehn zu eins, jetzt immer noch drei zu eins, dieser Kampf war so unfair, zumal Shiro-sama verletzt war. Aber Sesshoumaru und Yuri würden doch bald kommen... Der Nahkampf wurde erbittert. Als Shiro plötzlich bemerkte, dass sie zwei der Rattendämonen von Myu weglocken wollten, damit der dritte zu dem Katzenmädchen gelangen konnte, sprang sie sofort zurück, erwischte diesen, der das mit dem Leben bezahlte. Dabei hatte sie allerdings ihre eigene Verteidigung außer Acht gelassen. Einer der Rattendämonen traf sie mit seinen Krallen an der rechten, bereits verletzten Schulter. Mit einem Aufschrei ging sie in die Knie, richtete sich aber sofort wieder auf. "Vergesst es einfach", keuchte sie: "Ihr beide seid die letzten Überlebenden einer zehnköpfigen Truppe..." "Du bist hier gleich tot, Hündin..." knurrte eine der beiden Ratten, die erneut angriffen, sich in die Hundeyoukai verbissen, die zu Boden ging. Etwas wie ein Aufblitzen war zu sehen. Shiro spürte etwas, das sie schon einmal erlebt hatte, und wappnete sich, baute ihr gesamtes Youki als Schutzschirm auf. Die Rattendämonen traf die Energie dagegen vollkommen unvorbereitet. Sie verschwanden buchstäblich in der fremden Magie. Die Hundefürstin wollte sich mühsam aufrichten, als sie etwas wieder zu Boden drückte. "Shiro-sama..." weinte Myu und umarmte sie fest: "Es...es tut mir so leid. Du bist verletzt...Und dein Schwert ist weg..." "Ich muss mich bei dir bedanken." Vorsichtig schob Shiro das Katzenmädchen zurück: "Deine Magie ist gerade wieder aufgeflammt?" "Ja", murmelte Myu: "Ich...ich hatte solche Angst, dass sie dir etwas antun. Ich...oh, ich wurde so wütend, als sie dich gebissen haben!" Ein wenig verlegen fuhr sie fort: "Mir wurde da ganz heiß, weißt du, Shiro-sama?" "Kann ich mir vorstellen." Die Magie war stark genug gewesen. Die Hundeyoukai stand mühsam auf, suchte die Witterung ihres Schwertes, als sie sich umdrehte, da sie bekannte Gegenwarten fühlte. Sesshoumaru hielt Daketsaiga in der Hand, sah sie mit undefinierbarem Blick an. "Seit wann hast du gegen Ratten ein Problem?" "Verzeih." Mehr konnte sie nicht sagen. Er musste doch selbst wissen, dass sie an Myu hatte mit denken müssen, sich so nicht frei bewegen hatte können, wie sie es für gewöhnlich in einem Kampf getan hätte. Aber so etwas erwiderte man seinem Fürsten nicht. Er reichte ihr ihr Schwert, betrachtete kurz die Bisswunden, die bereits begannen, sich zu schließen. Ihr Youki schien wieder vollen Einfluss auf ihre Selbstheilungskräfte zu haben. Und da war noch etwas. Er blickte zu Myu, die prompt verlegen zu Boden starrte. "Du hast wieder die Beherrschung verloren." "Ja, Sesshoumaru-sama. Entschuldige." Langsam wusste sie, was sich bei Hunden gehörte. "Ja, was macht ihr denn hier?" fragte eine bekannte Stimme. Die vier drehten sich um. Tsuki kam aus seiner Grotte: "Ich sehe schon, ich sehe schon", meinte er: "Myu und ihre Magie, oder? Ihr habt euch beim Sprung durch die Zeit in eine Parallelwelt verirrt. Lag das auch an ihr? Kommt nun. Ich denke, ich weiß, wo Dai Oya ist." "Solltest du uns nicht auch etwas über Myu sagen?" Der kaum bemerkbare Unterton machte aus der Frage des Youkaifürsten eine Drohung. "Myu?" Der Herr der Zeit dachte kurz nach: "Ich werde fragen, ob ich das erzählen darf. Und jetzt kommt bitte. Ich kann das Tor zu dieser Welt nicht lange offen halten." Und nicht nur Myu hatte das Gefühl, als ob der Mondgott nicht sehr viel über sie sagen wollte. *********************************** Myu und ihre Knuddelattacken. Irgendwann erwischt sie mal den Falschen. Und wer oder was sie ist, wird Tsuki schon noch erzählen müssen... Das nächste Kapitel heisst: Dai Oya. Dieser bekommt Besuch, mit dem er nicht gerechnet hatte. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)