Seventh Heaven von abgemeldet (I-Child Story) ================================================================================ Kapitel 7: Chapter 6-8 ---------------------- Chapter 6: Discussion Sura hatte die Kleidung gewechselt. Zu einer offiziellen Besprechung sollte man nicht unbedingt blutverschmiert auftauchen. Der hohe Kragen ihrer Jacke verdeckte zuverlässig den straffen Verband, der die Wunde an ihrem Hals schloss. Während sie in der langärmligen Jacke und dem knielangen engen Rock mit der dunklen Strumpfhose darunter sowie den halbhohen Stiefeln einen durch und durch seriösen Eindruck machte war der Feuerengel das genaue Gegenteil. Er trug die üblichen schwarzen Lederhosen, dazu ein offenes Hemd mit Netzoberteil darunter, dazu noch eine höchst genervte Miene. Was Sura aus den gemurmelten Beschwerden ihres derzeitigen Chefs heraus hören konnte ließ vermuten, dass sowohl Uriel als auch Sebhael ihn mehr oder minder zu dieser Besprechung gezwungen hatten. Sura konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und musste es blitzschnell in ein Hüsteln umwandeln, als der Feuerengel sich mit blitzenden Augen zu ihr umdrehte. Sie traten in das riesige, weiße Gebäude ein und wie jedes Mal wurde Sura geblendet und musste kurz die Augen zusammen kneifen. Wie gewohnt flammte die Schrift aus getrocknetem Blut an den Wänden auf und gemahnte vergangener Verbrechen. Laut hallten die Schritte der beiden Engel durch den Gang. Plötzlich hielt Michael an und fuhr wütend zu Sura herum: "Hör mit diesem elenden Geklapper auf. Das macht einen ja wahnsinnig." Dabei spielte er auf die Absätze von Suras Stiefeln an, die zugleich dafür sorgten, dass sie ein Stück größer war als er, wie Sura mit einer gewissen Genugtuung feststellte. "Nun das ist die Rache dafür, dass das Laufen in diesen Dingern fast umbringt. Irgendwie muss meine Umwelt ja mit mir leiden." Ärgerlich runzelte der Feuerengel die Stirn und überlegte kurz ob er die freche Antwort durchgehen lassen sollte. Mit einem Grunzen entschied er sich die Angelegenheit zu verschieben und erst einmal Uriel zufrieden zu stellen. Sie traten in einen der größeren Versammlungsräume. Rund um die Wände waren mehrer Reihen Bänke installiert und in der Mitte befand sie ein Podium für den Redner. Alle hohen Engel hatten sich versammelt, das hieß allerdings nicht viel, da die meisten im letzten großen Krieg gefallen waren. Hauptsächlich waren die Führer verschiedener politischer Gruppen sowie deren Berater anwesend. Sura erkannte gleich nach dem Eintreten Sebhael, der neben Uriel und Raziel saß. Auch Michael hatte die Gruppe entdeckt und steuerte darauf zu. Er ließ sich auf eine Bank fallen, legte mürrisch die Füße auf die vor ihm und schwieg sich aus. Sura dagegen verbeugte sich vor den drei hohen Engeln und begrüßte vorallem ihren Mentor mit einem erfreuten Lächeln. Dann setzte sie sich auf den angebotenen Platz neben Sebhael. Die drei hohen Engel nahmen ihr Gespräch wieder auf und erst jetzt erfuhr Sura worum es in dieser Besprechung gehen sollte. Ihr stockte der Atem und das Blut wich aus ihrem Gesicht. Ihre Finger krallten sich fest in ihren Rock bis die Knöchel weiß hervor traten. Sie musste sich schwer beherrschen, um nicht die Fassung zu verlieren. Während die drei Hohen sich weiter unterhielten, war Suras Zustand nicht unbemerkt geblieben. Michael blinzelte aus dem Augenwinkel herüber und fragte sich kurz was die Veränderung bewirkt hatte, tat es dann aber mit einem Schulternzucken wieder ab; nicht sein Problem. Sariel trat begleitet von Shetel in den Versammlungsraum. Sein Gesuch war erhört worden. Diese Versammlung würde über das Schicksal der Hasenkinder bestimmen und er war zuversichtlich, dass das Ergebnis zu seiner Zufriedenheit ausfallen würde. Sein Blick wanderte über die Anwesenden und erstaunt stockte er als er der Gruppe an der gegenüberliegenden Seite des Raumes ansichtig wurde. Dort bei dem Schreiberling und dem Erdengel, flankiert von dem rothaarigen Dämonenschlächter saß seine Beute. Strahlend wie am ersten Tag, da er sie gefunden hatte, weißer und reiner den je. Sie war so nah und doch unerreichbar. Vielleicht ergab sich am Ende der Versammlung eine Gelegenheit sich näher zu unterhalten. Voller Vorfreude nahm er seinen Platz ein und Minuten später erhob sich der Adjutant neben der Tür, schloss diese und verkündete den Beginn der Versammlung. Selbstbewusst trat Sariel vor und begann mit seiner wohlgeplanten Rede. Er legte den Engeln dar, wie schädlich die I-Kinder für die Moral des Himmels wären. Wie unnatürlich ihre bloße Existenz sei und dass es ihre Aufgabe wäre diese Existenz zu beenden. Als er mit seiner Rede endete war es totenstill im Raum. Nach und nach erhob sich Gemurmel in den Reihen und immer mehr Stimmen wurden laut; manche zustimmend andere ablehnend. Der Adjutant war völlig überfordert Ruhe in die aufgebrachte Menge zu bringen. Sariel hatte viel Staub aufgewirbelt. Raunend verstummte die Menge als sich der Erdengel erhob und zum Podium schritt. Sariel machte ihm nur ungern Platz, der Richter war ein geschickter Redner, doch ihm blieb nichts übrig als zu warten und entsprechend zu reagieren. "Die I-Kinder sind ein Teil des Himmels und im Moment keinerlei Gefahr für seine Struktur. Es ist überhaupt fraglich in wie weit sie gefährlich sind. Dies wäre ein Pfad, der mit hohem Blutzoll bezahlt wird. So etwas sollte nicht geschehen", sprach Uriel scharf. Sariels Augen blitzten wütend. Er würde sich nicht dazwischen funken lassen. "Unter ihnen gibt es Aeonen. Ihre Macht stellt eine unberechenbare Gefahr dar, die beseitigt werden sollte. Ich denke ein Abstimmung wäre angebracht", schoß er hervor. "Hat noch jemand anderes etwas dazu zu sagen?" Uriel blickte in die Runde, als niemand sich erhob begann die Abstimmung. Reihum äußerten die Engel sich. Manche enthielten sich andere stimmten für die Auslöschung andere dagegen. Alles in allem neigte die Waage sich jedoch gegen die I-Kinder. Sura konnte ihr Zittern kaum noch unterdrücken. Das konnte doch nicht wahr sein! Das konnte einfach nicht! Die Reihe kam an Raziel. Seine blauen Augen blickten Sariel an als wollte er ihn mit seinem Blick durch bohren. "Ich stimme Uriel voll und ganz zu. Die I-Kinder sind KEINE GEFAHR!" Die letzten Worte sprach er mit einem Nachdruck aus, die Sura erschauern ließ. Sebhael sprach ruhiger doch im Sinne die gleichen Worte. Sura war ihrem Mentor auf einmal unendlich dankbar. Dann kam die Reihe an Michael und seit beginn der Besprechung blickte Sura ihn erst wieder an. Er lag noch immer halb auf der Bank, die Augen halb geschlossen und mit gelangweiltem Ausdruck auf dem Gesicht: "Mir egal! Mich interessieren nur die Dämonen. Macht doch mit den I-Kindern was ihr wollt." Ein Stich traf Sura mitten durchs Herz. Die Worte des Feuerengels schmerzten sie in einem unglaublichen Maße. Nicht dass geglaubt hätte er würde für die I-Kinder einstehen, doch seine kalte Gleichgültigkeit erschütterte sie. Zu guter Letzt stand die Abstimmung gegen die I-Kinder, doch so ausgewogen, das sich Sebhael erhob und meinte: "Für eine solch wichtige Enscheidung kein wirklich eindeutiges Ergebnis. ich bin der Meinung wir sollten uns alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen und in einem Monat erneut abstimmen." Zustimmendes Gemurmel und mit dem Einverständnis der Hohen wurde die Sitzung beendet. Die Engel erhoben sich und strömten hinaus in gedämpfte Debatten vertieft. Auch Michael erhob sich, froh endlich wegzukommen. "Wir gehen", meinte er zu Sura gewandt. Doch diese schaute ihn mit kalkweißem Gesicht an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. "Geht bitte vor, ich komme später nach, Michael-sama", antwortete sie mit belegter Stimme. Ohne seine Antwort abzuwarten stürmte Sura buchstäblich aus dem Saal. Ziellos floh sie durch die langgezogenen, weißen Gänge immer begleitet von dem blutigen Mahnmal an den Wänden. Nach Minuten blieb sie keuchend und zitternd stehen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube: der große Vernichtungsschlag gegen die I-kinder war nicht mehr fern. Sebhael hatte ihr etwas Zeit verkauft, aber bei weitem nicht genug, um an ihrem ursprünglichen Plan festzuhalten. Sie lehnte sich an die Wand, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen versuchte sie sich zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordnen. Sie musste neu planen und zwar schnell. Sie hatte in den Gesichtern der Ratsteilnehmer sehen können, dass die nächste Abstimmung ein böses Ende nehmen würde. Während ihre Gedanken rasten kam es wie eine Welle über sie, mächtig und unausweichlich. Sie sah das Blut, hörte die Schreie, spürte den Schmerz und das Leid. Hilflos fliehende Kinder. Rote Augen, die leer zum Himmel starrten, wie im stummen Gebet. Sie war mitten unter ihnen. Sie war eine von ihnen. Schritte rissen sie aus ihrer Trance. Gehetzt blickte sie auf und sah in die kalten Augen des Jägers. Freude durchfloss ihn wie ein eisiger Schauer. So lange hatte er versucht an sie heran zu kommen und nun wurde sie ihm auf dem Silbertablett serviert. Allein, ohne den rothaarigen Rotzbengel oder irgend eine andere Seele, die sie stören konnte. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand. Das einfallende Licht ließ sie in heiligem Licht strahlen; nahezu perfekt! Gemäßigten Schrittes ging er auf sie zu und bedeutete Shetel etwas zurück zu bleiben. Als er nur noch wenige Meter entfernt war bemerkte sie ihn. Sie zuckte zusammen und blickte ihn für einen Moment furchtsam an, wie ein Tier, dass seinem Todfeind unter die Augen tritt, dann wurde ihr Blick abschätzend und sie stellte sich gerade vor ihn. Mit einer leichten Verbeugung grüßte er sie: "Es freut mich endlich eure nähre Bekanntschaft zu machen, Sura." "Die Freude ist ganz meinerseits, Sariel-sama", antwortete sie diplomatisch. Sie stand da und schwieg, kein weiteres Wort mehr und Sariel hatte Mühe sich nicht in den himmelsgleichen Augen zu verlieren. Er räusperte sich: "Verzeiht meine Störung, aber ich wollte euch einen Vorschlag nahe legen." Sie sagte nichts, sondern schaute ihn weiterhin mit undefinierbarer Miene an. "Ich konnte nicht mehr an euch heran treten bevor ich in Michaels Dienste getreten seid und dennoch möchte ich euch mein Angebot unterbreiten. Kommt zu mir, zur 'Sapientes Gladio'. Wir stehen vor einem großen Schritt. Es könnte eurer Karriere nur förderlich sein." Er streckte ihr einladend die Hand entgegen und lächelte sie erwartungsvoll an und leicht erschrocken sah er die Augen, die trüb vor Hass blitzten als würden sich Sturmwolken in ihnen zusammen brauen. Sie wischte seine Hand zur Seite und trat genau vor ihn. Der kleine Engel musste sich strecken um Sariel annähernd in die Augen blicken zu können, doch ihre Wut machte den Mangel an Größe ohne weiteres wett. Sie zischte ihm leise ins Gesicht: "Ich würde mich lieber an meinen Gedärmen aufhängen lassen, als dass ich euch oder eure Sache in irgendeiner Weise unterstütze." Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte den Gang hinunter. Sariel stand wie angewurzelt da und starrte dem Engel nach und sein weißer Traum zerbrach in tausende Scherben. Chapter 7: Emotion Sie vergrub sich in ihrem Büro. Saß vor aufgeschlagenen Folianten doch in Wirklichkeit sah sie nichts von den sorgfältig geschriebenen Berichten. Ihre Gedanken waren weit weg und noch immer schaffte sie es nicht einen klaren Plan zu fassen. Immer wieder sah sie die Vision vom Tage der Sitzung und dannach kam ihr wieder Sariel in den Sinn und Wut überschwemmte sie wie eine Welle. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte vehement den Kopf. Blinde Wut und Verzweiflung würden sie nicht weiter bringen. Sie musste hier heraus und sich erst einmal einen klaren Kopf verschaffen. Entschlossen stand sie auf und trat vor die Tür. Die Dämmerung brach gerade herein und über dem Gelände lag eine gespenstische Stimme. Die Männer waren irgendwohin verschwunden und vergnügten sich wahrscheinlich; das war Sura nur zu recht. Blutrot stand die Abendsonne knapp über dem Horizont und ließ Sura wieder an die Vision denken. Sie stellte sich breitbeinig auf das freie Feld und atmete ein paar Mal tief durch. Sie konzentrierte sich auf ihren inneren Energiekern und spürte das sanfte Pulsieren ihrer Kraft. Sie kanalisierte sich und nahm Gestalt an. In ihrer Hand erschien das lange, silberschwarze Schwert, das Sebhael einst aus einer ihrer Federn erschaffen hatte damit sie nie schutzlos da stand. Die Klinge lag perfekt in ihrer Hand und schimmerte. Das Metall schien zu fließen und sah dabei aus wie Öl, als hätte es ein eigenes Leben. Sie vollführte einige einfache Schwünge und genoss das Gefühl des Schwertes. Es war eine Verlängerung ihrer Selbst, ein Teil von ihr. Sie leerte sich vollkommen und begann den Schwerttanz. Michael trat hinaus in den Abend. Das Gelände war ungewöhlich still ohne die gröhlende Männermeute. Bald würde es dunkel werden, dann wüde sich eine Ruhe über dem Areal ausbreiten, die einem tiefen Schlaf glich. Eine einsame Figur bewegte sich über das Kampffeld. Seine Sekretärin trainierte für sich und schwang dabei ein ungewöhliches Schwert. Ihre Bewegungen schienen anders als sonst und weckten die Aufmerksamkeit des Feuerengels. In den letzten Tagen hatte er wenig von der jungen Frau gesehen. Seit der Sitzung hatte sie sich äußerst rar gemacht. Ärgerlich angesichts der Tatsache, dass Camael noch immer nicht von seinem Auftrag zurück gekehrt war, war ihm ihr Fehlen besonders stark aufgefallen. Die ganze Zeit hatte er versucht sie loszuwerden, hatte sie gemieden so gut es ging. Dann hatte er notgedrungen ihre Gesellschaft erduldet und es war ihr sogar gelungen ihm einen gewissen Respekt abzuringen. Doch nun hatte sie sich von ihm zurück gezogen, als wäre ihr ganzer Ehrgeiz verschwunden in der Hirachie aufzusteigen. Oh ja, er wusste weshalb Sebhael sie bei ihm eingeschleust hatte. Ein paar Dienstjahre bei ihm könnten sie die Karriereleiter regelrecht hinauf katapultieren. Ein weiterer Grund weshalb es ihm widerstrebt hatte sie aufzunehmen; er wurde nicht gerne benutz. Doch so ehrgeizig sie sich gezeigt hatte so ehrlich war sie. Er blinzelte nachdenklich. Ihr Schwerttanz machte ihn neugierig. Kurzentschlossen ergriff er sein Feuerschwert und trat hinaus auf den Trainingsplatz. Sie war so vertieft in ihre Übungen, dass sie ihn gar nicht wahrnahm. Höhnisch verzog er das Gesicht. Seine Umgebung zu vergessen konnte tödlich enden. Ein kleiner Denkzettel wäre angebracht. Er hob das Schwert, bereit mit der flachen Seite zu zuschlagen. Sein Schwert sauste zielgenau auf Suras Kopf zu, als diese in einer flüssigen Drehung ihr Schwert hob und parierte. Funkenstiebend klirrten die beiden Klingen aneinander. Die Blicke der beiden Engel begegneten sich, der des Elementars weit erstaunt, der des blonden Engels ruhig und emotionslos. Sura hatte in ihren Übungen die Antwort gefunden. Alles Jammern und Denken brachte nicht. Ihr blieb nur noch das Handeln. Sie würde Sariel und seine Jäger stoppen, koste es was es wolle. Sie erinnerte sich an Sebhaels Worte: Dein Kampf ist verloren, sobald du ihn aufgibst. Jeder noch so mächtige Gegner hat eine Schwachstelle. Finde sie und schlage gnadenlos zu. Zurückhaltung ist in der Schlacht fehl am Platze, dein Gegner wird dich auch nicht verschonen, weil du ihn mit Samthandschuhen angefasst hast. Was war die Schwachstelle von Sariels Schlächtern? Wo lag ihr wunder Punkt? Sie waren Jäger, schlachteten die sich versteckenden I-Kinder ab. Nie würden sie mit Gegenwehr rechnen. Sura würde sie das fürchten lehren. Niemand würde mehr ungesühnt Jagd auf ihre Brüder und Schwestern machen! Tödliche Ruhe breitete sich mit diesen Gedanken in ihrem Körper aus. Kalt floss die Gewissheit durch ihre Adern, dass - sollte sie versagen - ihr ein schmerzhafter Tod sicher sei. Ihre Gabe aktivierte sich auf die leiseste Berührung ihres Geistes hin. Ihre Bewegungen verschwammen und alles schien seine Konturen zu verlieren. Das nahende Schwert sah sie schon als der Feuerelementar noch zum Streich ausholte. Das Feuerschwert prallte gegen ihres und die Resonanz des Schlages floss durch ihren Körper. Sie hebelte ihn einfach aus und trat einen Schritt zurück, blickte in das erstaunte Gesicht des Feuerengels und erwiderte diesen kalt. Kurz taxierte sie ihn, dann schlug sie ansatzlos zu. Der perplexe Michael konterte im letzten Augenblick und ging sogleich zum Gegenangriff über. Wieder und wieder gerieten die Schwerter aneinander. Doch während der andauernde Kampf Michael nervlich aufzureiben schien - wie konnte sie ihm so leicht widerstehen? - blieb in ihr nur die Gewissheit zurück, dass sie weiter kämpfen musste und sich nicht geschlagen geben durfte; eine Generalprobe. Der Kampf tobte mit unverminderter Heftigkeit weiter und dennoch waren beide darauf bedacht das gegenüber nicht zu verletzen, wenn dieser Gedanke auch nur unterbewusst herrschte. Wie lange das Gefecht andauerte wusste keiner von beiden, doch schließlich senkten sie, in stummen Einverständnis, die Waffen. Beider Atem ging keuchend und abgehackt. Schweiß stand ihnen trotz der kühlen Nachtluft auf der Haut. Kleinere Kratzer und Schnitte zierte Kleidung und Körper der Engel und doch schienen beide zufrieden zu sein. Mit einer gewissen Erleichterung stellte Michael fest, dass der emotionslose Ausdruck aus Suras Gesicht verschwunden war, stattdessen lag dort ein leichtes Lächeln vom silbernen Mondlicht beschienen. Mit einem kurzen Aufleuchten verschwand Suras Schwert und sie ließ sich mit einem Mal zu Boden fallen. Sie warf sich schwungvoll auf den Rücken und seufzte zufrieden. Der Feuerengel stand nur erstaunt neben ihr. Sie schien aus mehrern Persönlichkeiten zu bestehen, die so schnell wechselten wie das Wetter. Er schüttelte den Kopf und marschierte zum Gebäude zurück. Er hatte Uriel ein Treffen versprochen. Sura lag da und betrachtete den Himmel. Kaum ein Stern war zu sehen und auch der Mond lugte gerade noch so hinter einem Wolkenfetzen hervor. Sie schloss die Augen und spürte den Wind auf der Hauch. Unterschwellig nahm sie einen seltsamen Geruch wahr, der nicht in diese friedliche Nacht gehörte. Sie riss die Augen auf und hoch am schwarzen Himmel hing ein blutroter Mond. Der Geschmack von Kupfer lag auf ihrer Zunge und der Geruch des Todes stieg ihr nun überdeutlich in die Nase. Sie sprang auf und sah sich panisch um, doch außer ihr war niemand mehr hier. Sie schüttelte energisch den Kopf und die Nacht wurde wieder normal. Sie breitet ihre weißen Schwingen aus und stieg in den Himmel auf, geleitet von dem leichten Geruch des Krieges in der Luft. Heute Nacht würde Blut vergossen werden. Chapter 8: Verdammt, was sollte das? Erst bestellte Uriel ihn mitten in der Nacht ein und dann marschierten sie hier endlos durch die Slums ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Und dieser Schreiber Sebhael war auch noch dabei! Mürrisch kickte er einen Stein weg, der polternd gegen eine Wand schlug, was ihm einen scharfen Blick von Uriel einbrachte. Er knurrte unwillig, die Hände in den Hosentaschen vergraben, unterließ derartige Dinge aber. "Wir sollten bald da sein", meldete sich Sebhael überraschend. Er sprach nur gedämpft und achtete genau auf seine Umgebung. Der Kerl lief wie ein Krieger durch feindliches Gebiet. Nun war Michael klar woher Sura ihre kämpferischen Fähigkeiten hatte und dennoch ging ihm der Kampf von vorhin nicht völlig aus dem Kopf. Sie war nicht sie selbst gewesen. Oder war genau das ihr wahres Ich? Für einen Moment hatte sie ihm sogar Angst eingejagt. Es war als hätte er dem Tod selbst ins Auge geblickt. Der Feuerengel verdrängte diesen Gedanken schnell wieder. Das war ganz unmöglich; er hatte keine Angst! "Hört ihr das? Man kann es auch riechen", es dauerte einige Sekunden bis Michael begriff, dass Sebhael mit ihm gesprochen hatte. Nun konzentrierte sich das Feuerelementar auf seine Umgebung. Er hörte entfernte Stimmen, in denen Aufregung schwang und der Geruch von Blut hing unterschwellig in der Luft. "Was zum...", stieß er erschrocken aus. "Deshalb sind wir hier", ließ Uriel vernehmen, "wir haben wichtige Informationen erhalten, dass jemand heimlich gegen den Willen des Rates agiert." "Jemand der meinen Vorschlag einfach in den Wind geschossen hat. Wir wollen ihm und seiner Gruppe zeigen, dass so etwas nicht geduldet wird. Zumal ich persönlich ihn nicht gerne an der Macht sehen würde", ergänzte Sebhael ungewöhnlich grimmig. Wie ein Blitz durchzuckte es den Feuerengel: "Sariel!" Die beiden anderen Engel schwiegen nur. Immer weiter schritten sie durch die verwinkelten Gassen der Slums. Sie mussten oftmals verschütteten Straßen ausweichen und kamen dem Schauplatz nur langsam näher. Überall lag Dreck und Schutt. Kaum zu glauben, dass hier etwas lebte, geschweige den Engel. Michael war ungewöhnlich betroffen. Normalerweise interessierte ihn so etwas nicht. Er wäre für gewöhlich umgekehrt, als er den Grund für die nächtliche Wanderung erfahren hatte, aber diese Nacht hatte einen seltsamen Einfluss als ihn; so als würde etwas Großes in der Luft liegen. Die Geräusche wurden deutlicher. Man hörte mehrer Stimmen, die durcheinander riefen; panisch und wütend zugleich und da war ein Wimmern, dass fast völlig unterging. Ein Laut der unendliche Angst und Qualen ausdrückte und den Atem stocken ließ. Der Geruch von Blut lag nun drückend über ihnen. Es klirrte. Das unverkennbare Geräusch von Stahl auf Stahl, dann ein erstickter Schrei. Sie traten um eine Ecke und vor ihnen breitete sich ein Schlachtfeld ab. Der Boden war getränkt von Blut. Inmitten der Lache lagen mehrere Leichen verstreut. Mit großen Augen erkannte Michael drei Kinder und eine Frau, alle mit porzellanweißer Haut und roten leeren Augen und Einschusslöchern in der Stirn. Das Gewimmer, dass sie gehört hatten stammte von einem kleinen Jungen, der neben der Frau kniete und hilflos an ihren Kleidern zerrte in der kindlichen Hoffnung sie würde wieder aufstehen. Zwei Männer lagen ebenfalls auf dem feuchten Boden. Sie waren in dunkelblaue Uniformen gehüllt. Die Todesursache war bei beiden eindeutig. Jeweils ein riesiger Schnitt zog sich über den gesamten Oberkörper aus dem Eingeweide hervorquollen. Ein weiterer Uniformierter stand noch mit dem Rücken zu ihnen und verdeckte seinen Gegner. Dieser führte sein Schwert in einem kraftvollen Bogen und teilte seinen Gegner in zwei Hälften. Blut spritzte durch die Luft und fiel wie Regen zu Boden. Durch die Fontäne wurde ein Engel sichtbar. Silberne Haare vom Mondlicht beschienen, weiße Haut vom Blut beflekt und strahlend rote Augen und ein schwarz fließendes Schwert in der Hand. Dort, inmitten des Blutes und der Leichen stand Sura. Nebel waberte durch die Gassen der Slums und ließ sie noch unheimlicher wirken als sie ohnehin schon waren. Nach der Zerstörung der Himmelsschalen war dieser Ort zu einer neuen Zuflucht der Ausgestoßenen geworden, deren alte zuvor auf Befehl der Hohen Engel zerstört worden war. Sura huschte wie ein Geist durch die Schatten; fast lautlos und auf ihr Gefühl verlassend. Heute Nacht würden Jäger zu Gejagten werden. Angst sollte Einzug halten in ihren Reihen. Notfalls reichte es auch schon, wenn die Jäger ihre Energie fortab auf sie konzentrierten. Sie konnte sich verteidigen. Ihre Gabe meldete sich; eine Warnung! Abrupt stoppte Sura und machte einen Sprung zurück, als genau in diesem Moment ein riesiger Schuttblock vor ihr auf den Weg fiel. Eigentlich hätte sie sich genau an dieser Stelle befunden. Ihr Körper spannte sich und sie schaute sich sorgsam um, doch aufgrund der Dunkelheit und des Nebels konnte sie niemanden ausmachen. "Zeigt euch", zischte sie verhalten. Als Antwort flogen mehrer fausgroße Steine in ihre Richtung. Mühelos wich sie ihnen aus. Heute Nacht schie ihre Gabe auf einem Höhepunkt zu stehen. Sie tauchte in die Schatten eines Hauseingangs und rüttelte probeweise an der Tür. Das morsche Holz bot kaum Widerstand und Sura schob sich ins Innere. Im Treppenhaus roch es nach Schimmel und faulendem Holz. Entsprechend vorsichtig schlich Sura die Stufen hinauf, in der Hoffnung, dass diese sie zum Dach führen würden. Unheimliche Stille umfing sie und das Knarren des sterbenden Holzes hallte unendlich laut in ihren Ohren. Ein Geräusch ließ sie aufhorchen; war da nicht gerade jemand über die Decke über ihr gelaufen? Dieser unachtsame Moment reichte aus und sie machte einen falschen Schritt. Die Stufe gab nach und Suras Bein brach ein. Sie schlug schwer auf der Treppe auf. Leise fluchte sie vor sich hin. Schmerz zog ihr Bein hoch und ließ sie die Luft scharf einziehen. Sie versuchte sich hochzustemmen, diesmal besonders vorsichtig, damit keine weiter Stufe nachgab. "Keine Bewegung", ertönte ein Befehl von oben. Sura hielt in ihren Bemühungen inne und blickte langsam nach oben. Durch den Staub und das wenige Licht konnte die junge Frau nur schwer die Gestalt ausmachen, die am oberen Ende der Treppe stand. Sie kniff die Augen zusammen und langsamm festigte sich die Gestalt. Dort stand ein schlaksiger Junge, dem Aussehen nach vielleicht gerade einmal 13 Jahre alt. in der Hand trug er mehrere der Steine, wie die, die vorhin auf Sura zugeflogen waren. Er stand dort oben und versuchte einschüchternd zu wirken, während er in Wahrheit vor Angst nur so zitterte. Seine roten Augen strahlten durch das spärliche Licht. Das erklärte seine Angst; er hielt sie wohl für eine von den Jägern; ein mutiger Junge, aber dumm. Ein paar Steine reichten kaum, um einen erfahrenen Kämpfer aufzuhalten. Sura spannte ihre Muskeln an. Sie wollte den Jungen eigentlich nicht unnötig ängstigen, doch sie würde sich auch nicht mit Steinen bewerfen lassen. Mit einem Ruck stemmte sie sich aus dem Loch heraus und war schon fast oben, als die Welt einen Purzelbaum schlug. Der Junge war erschrocken zurück gewichen und mit einem Mal bebte das gesamte Gebäude. Die maroden Wände hatten den heftigen Erdstößen nichts entgegen zu setzen und gaben krachend nach. Instiktiv warf Sura sich über den Jungen. Um sie herum schlugen Felsen ein, Kleinere trafen sie schmerzhaft an der Schulter, doch die Großen verfehlten sie erstaunlicherweise. Der Lärm war ohrenbetäubend, als das Haus bis auf seine Grundfesten zusammen fiel. Erst nachdem der Krach verebbt war und der Staub sich langsam legte erhob Sura sich vorsichtig. Die Stellen an denen Steine sie getroffen hatten zogen schmerzhaft und aus eine Wund seitlich am Kopf floss ein stetes Rinnsal Blut. Wenn sie sich die zerstörten Überreste um sich herum ansah grenzte es an ein Wunder, dass sie nahezu unbeschadet hervor gegangen waren. Der Junge hockte noch ganz erschrocken auf dem Boden; ihm fehlte nichts. Mit geweiteten Augen schaute er auf die junge Frau vor ihm. "Hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun", meinte Sura. "Ich habe keine Angst!", schnappte der Junge zurück, "und warum sollte ich dir glauben?" Sura lächelte, der Junge erinnerte sie irgendwie an sich selbst. Sie war damals bei der Begegnung mit Sebhael genauso gewesen. Sie seufzte milde lächelnd: "Verständlich, dass du fragst..." Sie atmete einmal kurz tief durch und ließ dann den Schleier fallen, der ihr seit Jahren als Tarnung gedient hatte, zu einer zweiten Haut geworden war. Das silberblonde Haar verlor Farbe und selbst in dem spärlichen Licht, dass der Mond warf, konnte man deutlich das weiße Haar erkennen; die Augen verfärbten sich bis sie den Jungen in tiefem Rot anglühten. "Und nun sag mir deinen Namen", forderte sie ihn auf. Dem jungen Engel bleib die Luft weg und er musste mehrmal schlucken bevor er in der Lage war zu antworten: "Sui'el, Engel der Erdbeben; das ist mein Name." Sura nickte: "Dann war dieses Gewackel dein Werk." Betreten starrte Sui'el auf seine Füße: "Ich hab mich erschrocken und die Kontrolle verloren." Sura legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Kopf. Die schwarzen Haare waren vom Staub ganz grau, der leise heraus rieselte als der Junge den Kopf leicht schüttelte. "Was machst du hier, Sui'el?", fragte Sura freundlich. Der Junge begann zu zittern, Sura konnte sehen, dass es Wut war, die ihn zittern ließ. Die Hände so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervor traten, versuchte er seine Kraft zu beherrschen und nicht wieder ein Erschütterung auszulösen. "SIE sind wieder unterwegs. SIE jagen uns. Ich wollte SIE aufhalten, doch sie haben einen anderen Weg genommen und Melek hat mir verboten ihnen zu folgen", presste er hevor. "Melek?", wiederholte Sura. "Ja, er ist...", ein Schrei hallte durch die Slums gefolgt von einem Schuss. Sura sprang auf. "Wer immer dieser Melek ist, hör auf ihn. Ich kümmere mich darum!" Und sie stürmte los in dir Richtung aus die der Schuss gekommen war. "Warte," schrie Sui'el hinterher, "wer bist du?" "Sura", rief sie über die Schulter und schon war sie außer Sichtweite. Sura war nicht mehr darum bemüht leise zu sein. Sie wollte nur noch schnell voran kommen. Behände sprang sie über Trümmer und Schutthaufen. Zwei weitere Schüsse hallten ihr entgegen und trieben sie weiter an. Dann sah sie SIE. Drei von ihenen in dunkelblauen Uniformen und mit Gewehren bewaffnet. Sie hatten fünf I-Kinder gestellt. Eine Frau und vier Kinder. Sowohl die Frau als auch zwei der Kinder hatten sie schon erschossen, auf das nächste hatten sie gerade angelegt. Die drei achteten nicht auf ihre Umgebung sondern waren ganz gefangen in dem Blutbad, das sie anrichteten. Sie ergötzen sich an der Angst der Kinder! Sura wurde schlecht vor Ekel. Im Laufen beschwor sie ihr Schwert; dies sollte die Waffe sein, die die Jäger richtete; eine Waffe geschmiedet aus der Feder eines I-Kindes. Das Gewicht der Waffe legte sich in ihre Hand und sie spürte das vertraute Gefühl, das sie immer überkam, wenn sie dieses Schwert benutzte. Lautlos stürmte sie heran und fiel den Uniformierten in den Rücken. Sie schwang die Klinge, die sich erbarmungslos in den Rumpf des ersten Engels fraß, derjenige, der auf das Kind angelegt hatte. Stöhnend brach der getroffene Engel zusammen, doch der Schuss löste sich und traf. Ihre Wut kochte heißer denje und Adrenalin schoss durch ihre Adern. Mit einer Drehung schwang sie das Schwert gegen den Engel zu ihrer Rechten. Dieser riss aus einem Reflex heraus das Gewehr hoch, um den Schwertstreich aubzufangen. Doch der Schwung trieb die scharfe Klinge ohne große mühe durch das Metall der Waffe und hinein in den Körper des Mannes. Eine Wunde klaffte quer über den Bauch und die Gedärme quollen unaufhaltsam hervor, obwohl der Mann panisch versuchte sie festzuhalten. Suras Vermutung bestätigte sich: Das waren keine richtigen Krieger! Das waren Schläger, die sich an der Angst und dem Blut Wehrloser ergötzen wollten! Sie wirbelte herum um blickte ihrem letzten Gegner entgegen. Der war immer noch erstarrt und blickte ihr nur verwundert entgegen. Das Blut rauschte in Suras Ohren und schrie nach dem Tod des Engels. Sie schloss die Hände fester um das Heft ihres Schwertes und trat auf den verschreckten Jäger zu. Wie ein Geist war sie gekommen. Amael war tot, bevor sie sie überhaupt bemerkt hatten. Auch Rail hatte keine Chance gehabt und nun stand sie ihm drohend gegenüber. Keiner klarer Gedanke war möglich, als er in die Augen von der Farbe trocknenden Blutes blickte. Das Schwert in ihren Händen schimmerte ölig-schwarz und wirkte fast wie ein eigenständiges Wesen, das sich bewegte. Der Mond tauchte hinter den Wolken auf und beschien sie mit seinem milden Licht. Das Haar umfloss ihr Gesicht wie flüssiges Silber; die Haut schient fast durchscheinend und das Blut seiner gefallenen Kameraden hob sich deutlich davon ab. Wie die Todesgöttin höchstselbst stand sie vor ihm, das unheimliche Schwert wand sich unheilvoll. Er wehrte sich nicht, als sie ausholte und das Schwert durch seinen Leib fuhr. Gleißender Schmerz umfing ihn, dann folgte Schwärze. Haut, Muskeln, Knochen und Eingeweide boten kaum Widerstand. Fast waagrecht spaltete Sura den Körper. Dir obere Hälfte rutsche weg, während die Beine noch stehen blieben und eine Fontäne aus Blut spritzte heraus, die ihr die Sicht nahm und sie besudelte. Durch den Blutregen entdeckte Sura mehrere Gestalten, die am Ausgang einer Gasse standen. Der rote Nebel lichtete sich und mit Schrecken erkannte Sura die drei Männer; Uriel, Sebhael und Michael. So das hab ich in letzter Zeit so fabriziert. Hoffe es gefällt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)