APD - Teil 1 von CptJH ================================================================================ Kapitel 1: File 1 ----------------- File 1 "Hey, Detective! Kommen Sie doch mal bitte." Leicht genervt drehte ich mich zu meiner Chefin namens Mina Shinsai um, die - wie immer mit einer Tasse Kaffee in der Hand - auf mich zusteuerte. Ich fragte mich, ob die Tasse nicht schon längst angewachsen war. Dass sie noch nicht an einem Koffeinschock gestorben war, wunderte mich ebenfalls. Sie schien nämlich nichts anderes zu sich zu nehmen als Kaffee. "Ich hab jetzt Feierabend.", brummte ich. "Was gibt's denn?" Ich hatte meinen letzten Fall erfolgreich abgeschlossen und jetzt wollte ich nach Hause, ein wenig Pause machen. "Sie bekommen einen neuen Partner." Wie bitte? Ich arbeitete seit Jahren allein. "Ich brauche keinen Partner.", sagte ich. Beziehungsweise, ich wollte keinen Partner. Nicht nach der Sache damals ... - "Hören Sie... Wir brechen seit Jahren die Vorschriften. Aber jetzt ist Schluss damit. Sie werden Ihren Partner abholen!", sagte Shinsai und sah energisch zu mir hoch. Wenn sie mit diesem Tonfall kam, duldete sie keine Widerrede. "Na schön. Wenn's sein muss.", meinte ich, mit einem nicht besonders begeisterten Gesichtsausdruck. "Wo wartet der denn?" "Er ist frisch von der Polizeischule. Da müsste er auch noch sein, er muss noch seine Zeugnisse abholen. Holen Sie ihn ab, bringen Sie ihn hierher und weisen sie ihn ein. Sakura-chan wird Ihnen später noch weitere Instruktionen geben.", sagte sie und rauschte davon. Ich seufzte. Na toll. Frisch von der Schule? Keine Erfahrungen im Außendienst? Mein neuer Partner? Das konnte was werden... "Ach, und...-", sie drehte sich noch einmal kurz um, "vergessen Sie den Bericht nicht..." Und ich dachte, den hätte sie vergessen. Da konnte ich mir den Feierabend wohl abschreiben. Missmutig ging ich zu meinem schwarzen BMW und machte mich auf den Weg zur Polizeischule. Der Verkehr war wieder mal die Hölle, was meine Laune nicht besonders hob. Verdammt, konnte ich nicht einmal in Ruhe Feierabend machen, ohne dass etwas dazwischen kam?! Geschlagene dreißig Minuten später - zu Fuß hätte ich wohl nur eine Viertelstunde gebraucht - brachte ich meinen Wagen vor der Akademie zum Stehen. Ich stieg aus und sah mich um. Niemand zu sehen. War ich nun zu spät oder zu früh? Oder hatte ich auf der falschen Seite des Gebäudes geparkt? Ich lehnte mich gegen den Wagen um zu warten. "Entschuldigung?" Jemand stupste mich an. War ich eingenickt? Ich hob den Kopf. Ein Blondschopf stand vor mir und hatte ein Grinsen im Gesicht, das von einem Ohr zum anderen reichte. Im ersten Augenblick dachte ich, es wäre eine Frau, doch die nichtvorhandene Oberweite zeigte deutlich, dass es sich um einen Kerl handelte. "Hn?", machte ich und richtete mich ein wenig auf. Stand ich im Parkverbot? Der Blonde trat einen Schritt zurück Er war einen Kopf kleiner als ich und so musste er den Kopf leicht in den Nacken legen. "Sind Sie der Detective, der mich abholen soll?", fragte er mich. War das etwa mein neuer Partner? Und, verdammt, war ihm das Grinsen festgewachsen?! "Ja. Der bin ich.", antwortete ich. "Ich bin Fye, freut mich. Warten Sie schon lange?", plapperte er los. "Wenn dies der Fall sein sollte, tut es mir Leid, das Abholen der Unterlagen hat mehr Zeit beansprucht als ich erwartet hatte..." Holte der auch mal Luft? "Ich habe nicht ewig Zeit.", brummte ich und deutete auf den Wagen. "Rein da." Mit diesen Worten stieg ich selbst ein. Der Blonde schaute ein wenig verdutzt, doch dann sprang er um das Auto herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Um gleich darauf wieder loszuplaudern wie ein Wasserfall. Ich warf ihm einen genervten Blick zu und ließ den Motor an. "Sie sind ja nicht sehr gesprächig, hm?", fragte er - scheinbar unbeeindruckt von meinem Blick - und strahlte mich an. Ich fand, dass er eigentlich deswegen in Quarantäne gesteckt werden sollte: Strahlungsgefahr. "Hm.", brummte ich. Er dafür ja umso mehr. "Sie haben sich auch noch gar nicht vorgestellt, Detective...", stellte er fest und sah erwartungsvoll zu mir herüber. "Kurogane.", grummelte ich. "Kurogane-san? Dann sind wir ja Partner!" Wenigstens einer der sich freute. "Ja, leider.", knurrte ich. "Shinsai-san hat mir schon viel von dir erzählt..." Womit er mich dann sonst noch auf dem Weg zum Revier zutextete, ging bei mir von einem Ohr rein und zum anderen wieder heraus. Und vor allem ging er gleich zum "Du" über. Aber er hörte auch nicht mehr damit auf. Nach zehn Minuten wurde es mir dennoch zuviel. "Wäre es möglich, einmal die Klappe zu halten?", knurrte ich. "Ich versuche mich aufs Fahren zu konzentrieren... Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn man mich von der Seite zuquatscht." "Oh. Tut mir Leid, das wusste ich nicht.", meinte Fye und war tatsächlich ruhig - zumindest für fünf Minuten. "Vielleicht hatten wir einen schlechten Start und sollten von vorne anfangen.", schlug er vor. "Gibt es irgendwelche Regeln, Kuro-sama?" Und ob. "Regel Nr. 1: Ich heiße Kurogane. Regel Nr. 2: Quatsch nicht so viel und hör mit diesem Dauergrinsen auf. Regel Nr. 3..." Ich stellte fest, dass er sich an die Regeln hielt - außer an die ersten zwei... Ich stoppte den Wagen vor dem 13. Revier des APD (Abaton Police Department) und riss die Tür beim Öffnen fast aus den Angeln. Dann stapfte ich auf die Tür der Dienststelle zu. Fye sprang ebenfalls aus dem Wagen. "Kuro-chan, warum bist du denn so sauer...?", fragte er und versuchte mit mir Schritt zu halten. Er musste fast rennen. "Hey, jetzt geh doch nicht so schnell...!" Ich stoppte abrupt und er rannte in mich hinein, weil er nicht damit gerechnet hatte. Langsam drehte ich mich zu ihm um. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich KUROGANE heiße?", fragte ich, mühsam beherrscht. "Aber Kuro-pii...!" Hoffnungslos. Ich verdrehte genervt die Augen, drehte mich herum und stieß die Tür zum Revier auf. Ich nahm schnurstracks Kurs auf unser Informationscenter, kurz IC, Fye im Schlepp. Das IC war mit Hightech nur so vollgestopft, das neueste vom Markt was Hard- und Software anging. Als dort die Türen automatisch auseinander glitten, drehte sich Sakura-chan fröhlich lächelnd zu uns um. "Kurogane-san! Wie immer perfektes Timing.", meinte sie und reichte mir eine Akte. Dann wendete sie sich meinem Partner zu. "Und dann müssen Sie Fye-san sein. Willkommen auf dem 13. Revier! Ich bin Sakura.", sagte sie. Fye strahlte sie an. "Freut mich sehr." "Puuuuuuuuh!" Ich machte einen kleinen Schritt zur Seite, sodass die weiße Pelzkugel, die auf mich zugeschossen kam, an mir vorbeiflog. Leider verfehlte sie auch die Tür, da dessen automatischer Öffnungsmechanismus durch meine Bewegung wieder aktiviert wurde. Fye schaute etwas erschrocken. Doch da hatte er Mokona auch schon auf seiner Schulter sitzen. "Ich bin Mokona! Puh!" Da hatten sich ja zwei gefunden. Fye wiederholte sein "Freut mich sehr" und die beiden strahlten um die Wette. Sakura widmete sich wieder ihrer Arbeit. "Ach, Kurogane-san, die Chefin will dich sprechen... du sollst Fye-san mitbringen.", sagte sie. Ich nickte und drehte mich auf dem Absatz um. "Bis dann, Fye-san!", verabschiedeten Mokona und Sakura meinen Partner, als dieser sich beeilte mir zu folgen - nicht ohne den beiden noch fröhlich zum Abschied zu winken. "Herein!", erklang es durch die Tür an der "Inspektor Mina Shinsai, APD, 13. Revier" prangte. Ich öffnete die Tür und trat ein. Fye quetschte sich auch noch schnell durch den Türspalt. Er hatte zur Abwechslung mal geschwiegen und so hatte ich glatt vergessen, dass er hinter mir war und die Tür nach dem Eintreten wieder geschlossen. Shinsai stand, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, in ihrem Büro am Fenster und schaute heraus. Nachdem sie einen Schluck von ihrem Kaffee - ich glaube das war die Standarddroge auf unserem Revier - genommen hatte, drehte sie sich zu uns um. "Und, Detective? Wie ich sehen haben Sie sich mit ihrem Partner bekannt gemacht.", meinte sie. Ich hatte ja wohl keine andere Wahl gehabt. Ich deutete ein Nicken an. Sie wandte sich an Fye. "Lieutenant, willkommen auf dem 13. Revier. Ich bin Mina Shinsai, Leiterin dieser Dienststelle. Stören sie sich nicht an der schroffen Art des Detectives, eigentlich ist er ganz nett.", grinste sie. Fye lächelte zurück. "Ich weiß. Vielleicht ist er ja nur schüchtern?", kicherte er. Ich warf ihm einen tödlich geladenen Blick zu. "Haben Sie Ihren Partner schon eingewiesen?", erkundigte sich Shinsai. "Nein. Wir sind gerade erst angekommen und waren noch im IC.", sagte ich. "Dann tun Sie das jetzt und dann dürfen Sie Feierabend machen.", antwortete Shinsai und widmete sich wieder ihrem Kaffee. Wir waren schon halb aus der Tür, als sie den Kopf noch einmal hob. "Ich kriege noch ein paar Berichte von Ihnen, Detective!" Ich seufzte. Ein paar?? Es war ein ganzer Berg, der sich auf dem Schreibtisch stapelte. Die Tischplatte bog sich fast durch. Ich hasste den Papierkram!! "Berichte?", fragte Fye. "Ja. Die Dinger, mit denen man sich nach jedem Fall herumquält und die völlig sinnlos sind.", brummte ich. "Ich verstehe..." Der Blondschopf lachte. Ich schielte zu ihm herüber. Dann grinste ich. Vielleicht war ein Partner doch nicht ganz so schlecht... Ich führte ihn durch das Revier. Im IC waren wir ja schon gewesen. Vom Büro des Chefs über die Kantine, von dort ins Forensische Labor, in die Asservatenkammer und dann weiter in die Büroabteilung. Danach schauten wir in der Pathologie vorbei. Dr. Meyer hatte gerade eine Obduktion und unterhielt sich mit dem Toten, an dem er herumschnippelte. Aber die Unterhaltung war logischerweise etwas einseitig. Da wir ihn nicht stören wollten - wir würden ihn eh noch öfter zu Gesicht bekommen - gingen wir weiter zur Trainingshalle. Das war dann auch die letzte Station, wir hatten zwar noch einen Fuhrpark, aber der war nicht unbedingt wichtig. Außerdem hatte ich keine Lust mehr. Fye hatte mich nämlich mit Fragen gelöchert, die ich kurz und knapp beantwortet hatte. Ich wollte so schnell wie möglich Feierabend machen. Dann standen wir wieder am Eingang des IC. "Und jetzt?", fragte Fye und schaute mich an. "Hab ich Feierabend.", brummte ich und wandte mich zum Gehen. "In welchem Bezirk wohnst du denn?" "Oxalit.", antwortete ich. Oxalit war der vierte Bezirk von fünf in Abaton. Dort gab es fast nur Hochhäuser und es war das Einkaufsviertel der Stadt. In Oxalit bekam man fast alles. "Warum?", hakte ich nach. "Könntest du mich mitnehmen? Ich habe meine Wohnung auch in dem Bezirk...", bat Fye. Hatte ich irgendwo ein Schild, auf dem stand "Privattaxi" oder "Bringdienst"?! Ungefähr den Blick hatte ich auch drauf. "Hast du keinen Führerschein?", fragte ich. "Doch, schon...- aber keinen Wagen.", gab Fye zurück. "Meine Wohnung ist in der Hauptstraße..." Da kam ich dran vorbei. Ich wohnte in der Nähe der Hauptstraße. "Na schön. Dieses eine Mal..." Ich steuerte den Ausgang an. Fye strahlte mich an und sprang hinter mir her. "Danke, Kuro-tan!" Die Hauptstraße war zur Rushhour das reinste Chaos. Das war so klar, dass ich genau dort hinein geriet. Hätte ich vor zwei Stunden meinen Feierabend genießen können, wäre ich in einer halben Stunde zu Hause gewesen. Jetzt schlich ich im Stop-and-go-Verkehr über die Hauptstraße, und das würde wohl noch eine Stunde, wenn nicht mehr, so weiter gehen. Und dann war da ja noch Fye. "Es ist wirklich nett, dass du mich nach Hause bringst, Kuro-myu. Und das bei dem Verkehr..." Er fing ja schon wieder damit an, mich zuzutexten. "Hör mal zu - ! Ich hatte einen langen Tag und ich würde jetzt gerne meine Ruhe haben, okay?", fauchte ich. Ich musste mich beherrschen, ihn nicht anzuschreien. "Okay!", meinte Fye und nickte. "Scheint ja wirklich ein harter Job zu sein..." Ich warf ihm einen eisigen Blick zu, der ihn verstummen ließ. "Sorry...", nuschelte er nur noch. Eine Weile später stoppte ich den BMW vor Fyes Haustür. "Bis morgen, Kuro-wan!", sagte Fye und stieg aus dem Wagen. Er schien es mir nicht übel zu nehmen, dass ich so unfreundlich zu ihm gewesen war, denn er strahlte wieder wie bei unserer ersten Begegnung. Ich fuhr weiter und erreichte mein Haus in einer halben Stunde. Ich parkte und schloss meine Haustür auf. //Endlich!!//, dachte ich, als ich diese dann hinter mir zufallen ließ. File 1 - Closed Kapitel 2: File 2 ----------------- File 2 Ich stoppte meinen Angriff. Es hatte an der Tür geklingelt. Wer zur Hölle störte mich bei meinem Training? Ich schulterte mein Katana und ging zur Tür. Der Postbote konnte das nicht sein - dazu war es noch zu früh. Außerdem bekam ich außer den üblichen Rechnungen und jeder Menge Werbung eh keine Post. Ich öffnete die Haustür. "Ich hab Brötchen mitgebracht, Kuro-chan!", tönte es mir entgegen und jemand schwenkte eine Tüte von einer Bäckerei vor meiner Nase herum. Ich wich einen Schritt zurück. Es war mein Partner. "Was zur Hölle machst DU denn hier?", fragte ich ihn fassungslos. Der Blondschopf strahlte. "Ich dachte, wir könnten zusammen zur Arbeit fahren... Hast du schon gefrühstückt?" Er schob sich an mir vorbei. Ihm folgte meine Katze. "Eh?", machte ich und sah ihm erstaunt hinterher. Was fiel ihm ein?! "Was zum...? Hey, warte mal, du kannst doch nicht einfach...!" Doch da war er schon in meiner Küche verschwunden. Ich ging ihm schnell hinterher. Er wühlte munter in einer meiner Schubladen - anscheinend auf der Suche nach einem Messer. Auf der Anrichte stapelte sich schon der Inhalt meines Kühlschranks (ich kochte so gut wie nie, dementsprechend war es nicht viel) und die Katze hockte daneben. "Kuro-chama", er zog die nächste Schublade auf, stieß einen kleinen Freudenlaut auf und holte das Brotmesser heraus, "du hast ja gar nicht erzählt, dass du eine Katze hast!" Das war ja auch lebenswichtig, zu wissen, dass ich eine Katze hatte. Ich verdrehte die Augen. "Na und?!" Das ging ihn ja auch nichts an. Er drehte sich zu mir um und drückte mir ein Brötchen in die Hand. Dann musterte er mein Schwert. "Oh, habe ich dich gestört?", fragte er. Meine Augenbraue rutschte zur Antwort ein Stück nach oben. Außer, dass er einfach so hereingeplatzt kam, als wenn er hier wohnen würde? Moment mal ... - "Woher kennst du eigentlich meine Adresse, he?", fragte ich zurück. "Ach die... Die steht in deiner Personalakte.", grinste er mich an und nahm einen Bissen von seiner Semmel. Ich musste Shinsai sagen, dass nicht jeder einfach so die Akten lesen sollte... "Und deshalb dachtest du, du platzt einfach mal hier rein und bringst Brötchen mit...?" "Ja. Genau." "Und jetzt soll ich dich mitnehmen, neh?" "Exakt." Ich konnte ihn rausschmeißen. Stattdessen biss ich in mein Brötchen. Schließlich war er mein Partner und ich musste ihn noch länger ertragen Was nicht hieß, dass er nun mit allem durchkam.. Da sollte ich es mir vielleicht nicht ganz mit ihm verscherzen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sein ewiges Grinsen nur Fassade war. Er lächelte zwar durchgehend, aber seine Augen erreichte das Lachen nicht. "Fahren wir.", brummte ich. Auf dem Weg zur Tür verstaute ich noch schnell mein Katana und schnappte mir Mantel und Schlüssel, bevor ich die Tür öffnete und herunter zur Tiefgarage ging. Ich wohnte im fünften Stock eines Hochhauses in der Nähe der Hauptstraße. Allerdings war ich aufgrund meines Jobs kaum zuhause. Das war auch der Grund, warum ich eine Katze hatte und nicht etwa zum Beispiel einen Hund. Dafür hätte ich keine Zeit gehabt. Zweitens war mir die Katze - ich hatte sie in einem Anfall von Kreativität Blacky (die Katze war schwarz) getauft - zugelaufen und ich war sie nicht mehr losgeworden. Aber eigentlich war es nicht so schlimm. Sie war, wie ich, genauso einzelgängerisch und auch nie zuhause. Fye fand wohl auch, dass Blacky und ich wie für einander geschaffen waren. "Sag mal, ist deine Lieblingsfarbe Schwarz? Schwarze Katze, Schwarzes Auto, Schwarze Klamotten - sogar schwarze Haare...", meinte er, während er mir zu meinem Auto folgte. Stellte der vielleicht Fragen! Ich trug grundsätzlich schwarz und meine Haarfarbe war nun mal angeboren. Irgendwie hatte ich mir das angewöhnt und zweitens war es sehr praktisch. Bei Fyes bevorzugtem Hellblau würde man Staub und andere Flecken, die der Job bei der Mordkommission mit sich brachte, sehr schnell sehen. Ich brummte genervt. Und so was am frühen Morgen... "Also, wenn du die vermeintlichen Täter so was fragst, dann bist du schneller aus dem Job, als du bis drei zählen kannst...", antwortete ich ihm, als wir darauf warteten, dass der Fahrstuhl uns in der Parkebene absetzte. Fye lachte. "Schwarzen Humor hast du wohl auch...!" Ich signalisierte ihm mit einem Blick was ich davon hielt, stieg mich in mein Auto und wartete bis er ebenfalls eingestiegen war. Dann ließ ich den Motor an und lenkte den Wagen aus der Garage. Gerade als wir durch die Eingangstür traten, stürmte uns schon Shinsai entgegen. "Detective, Lieutenant!", sie schwenkte eine Akte "ein Mord in Karzer! Fahren sie da sofort hin!! Die SpuSi ist schon da..." Sie drückte mir den Dokumentenordner in die Hand. Karzer, der zweite Bezirk, keine gute Gegend. Dort geschahen die meisten Verbrechen. Außerdem lag dort das Hochsicherheitsgefängnis von Abaton. "Wir kümmern uns drum... Komm." Damit drehten wir uns wieder um und fuhren zum Tatort. Er war in der Dritten Straße, Ecke Vierte. Wie Shinsai gesagt hatte: Storm und sein Team von der Spurensicherung waren schon da. Shaolan, Storms Assistent, kam gleich freundlich lächelnd auf uns zu. "Kurogane-san! Sehr gut, dass du da bist. Es gibt zwei Opfer, eines männlich, das andere weiblich. Anscheinend ein Raubüberfall. Sie si- " Er wurde mitten im Satz unterbrochen. Von seinem Chef. "Detective Kurogane... Sie haben sich ja ganz schon Zeit gelassen...", meinte er von oben herab. "Ach, und Sie haben einen Partner?? Passen Sie bloß gut auf ihn auf...", meinte er spöttisch. "Kommissar Storm, freundlich wie immer, neh?", gab ich gehässig zurück. Ich konnte ihn nicht ausstehen. "Wäre es möglich, dass Sie ihr Team nehmen, von hier verschwinden und uns dann übernehmen zu lassen??" Fye schaute dieser kleinen Auseinandersetzung interessiert zu, mischte sich aber nicht ein. "Wir wollten gerade gehen...", erwiderte Storm spitz. "Shaolan! Wir sind hier fertig!" Damit stolzierte er davon. Ich sah ihm spöttisch nach. Es war kein Geheimnis auf dem Revier, dass wir uns nicht sonderlich mochten. Sobald wir uns sahen, lagen wir uns in den Haaren. Wir waren sprichwörtlich wie Hund und Katz. Da sollte man sich auch besser nicht einmischen. Fye hatte das wohl sofort erkannt und war still gewesen. "Jawohl!", sagte Shaolan und benachrichtigte das Team, das daraufhin zusammenpackte. Dann widmete er sich noch kurz uns. "Also. Die beiden sind erschossen worden. Es gibt drei Verdächtige..." "Shaolan! Nicht so langsam!", ertönte es ungeduldig von Storm. "Sind sofort da, Chef!", rief Shaolan zurück. "Entschuldigung, aber wir müssen. Viel Erfolg, Kurogane-san!" Mit diesen Worten verschwand er in derselben Richtung wie sein Vorgesetzter. "Du kannst ihn nicht leiden, hm?", fragte Fye. "Wen?" "Storm." "Stimmt. Er ist ziemlich blasiert." "Aber Shaolan-kun ist nett, oder?" "Hn.", machte ich. Ja, er war ein netter Bursche. Noch nicht lange dabei, aber er nahm seine Arbeit ernst und war eifrig dabei. Leider hatte er das Pech, Storms Assistent zu sein. "Was meinte er damit, dass du auf mich aufpassen sollst?", fragte Fye. "Nicht so wichtig...", winkte ich ab. Das war eine Sache zwischen mir und Storm. Wir gingen näher an den Tatort heran. "Dr. Meyer!", brummte ich. "Huch!" Der Gerichtsmediziner fuhr herum. "Kurogane-san! Sie haben mich erschreckt!" Ich hob eine Augenbraue. Er war immer schon sehr nervös gewesen. "Und? Was sagen Sie?" Ich deutete mit einer Kopfbewegung zu den Leichen. "Na ja. Sie sind erschossen worden. 30 Millimeter. Je ein Schuss, tödlich in Brust, beziehungsweise Kopf. Sie waren auf der Stelle tot. Ungefähr seit gestern, 14:30 Uhr...", zählte er auf. Dann fiel sein Blick auf Fye. "Ah, der neue Partner, hm? Ich bin Dr. Claude Meyer, Gerichtsmediziner.", stellte er sich vor. "Freut mich. Ich bin Lieutenant Fye.", meinte mein Partner lächelnd zurück. "Braucht ihr die noch oder kann ich die beiden mit in die Pathologie nehmen?", wollte Meyer wissen. "Sind schon Fotos gemacht?", fragte ich. "Ja, Shaolan-kun hat das erledigt." "Dann nimm sie mit.", sagte ich. Die Leichen wurden eingepackt und der Gerichtsmediziner machte sich auf den Weg. "Und was machen wir?", wollte Fye wissen. "Wir gehen und befragen die Verdächtigen." Ich wedelte mit der Akte. Der erste Verdächtige wohnte in Debitor, dem viertem Bezirk. Das war das Industrieviertel und das Geschäftsviertel für Immobilien und Autos. Und die Gegend mit den Eigentumswohnungen. Storm lebte, soweit ich wusste, auch hier. Passte zu ihm. Dieser Pedant...! Als der mutmaßliche Täter uns erstaunt öffnete, hielten wir ihm unsere Marke unter die Nase. "Peter Weißberg?", fragte ich. "Äh...ja, der bin ich? Was kann ich für sie tun...?" "Wir sind von der Mordkommission. Dürfen wir reinkommen?", meldete sich Fye zu Wort. "Natürlich, treten sie ein..." Weißberg führte uns in sein Wohnzimmer. "Mordkommission?" Er schien ziemlich nervös zu sein. Lag das daran, dass er der Täter war, oder einfach daran, dass es nicht oft vorkam, dass die Polizei bei ihm herumspazierte? "Es wurden gestern zwei Menschen ermordet. In Karzer. Wo waren Sie zwischen 14 und 15:30 Uhr?", brummte ich. "Ermordet?", sein Blick irrte zwischen mir und meinem Partner hin und her. Entweder hatte er keine Ahnung oder er war ein verdammt guter Schauspieler. "Äh, ich war im Kino. Ja, genau. Mit einer Freundin. Die 14:30 Vorstellung...." "Dann geben sie uns doch freundlicherweise die Namen und Anschrift ihrer Freundin.", sagte Fye. "Kein Problem....wer ist denn eigentlich ermordet worden?" Weißberg schrieb die Adresse auf einen Zettel und reichte sie meinem Partner. "Vielen Dank.", sagte dieser. "Susan Klein und Tsutomu Hiroshi.", antwortete ich. "Was? Susan und Tom??", rief Weißberg entsetzt aus. "Sie kannten die Opfer?", fragte Fye. "J...ja! Wir waren Freunde...." "In welcher Beziehung standen Sie zueinander?", wollte ich wissen. "Wir waren Freunde...einfach nur Freunde...", stammelte der Mann. "Könnte...ich jetzt allein sein...das ist ein Schock für mich... wenn es Ihnen nichts ausmachen würde..." "Wir sind schon weg.", brummte ich. Aber wir würden gewiss wiederkommen. Wir wurden noch zur Tür begleitet. Gerade als Weißberg diese schließen wollte, drehte ich mich noch mal um. "Ach, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Rufen Sie an." Ich gab ihm die Nummer vom Revier. Fye wartete am Auto. "Wohin geht's als nächstes?" "Cera. Eine gewisse Sonny Müller." Namen gab's... Cera war der fünfte Bezirk und bestand größtenteils aus einem Naturschutzgebiet mit vielen Wäldern und Wiesen. An der Grenze zwischen Karneol, Debitor und Karzer waren einige Häuser. Dort lebte auch unsere zweite Verdächtige. Das Haus zu finden erwies sich als schwieriger als erwartet. Diese Gegend war das reinste Labyrinth. Alles sah gleich aus und Straßenschilder gab es auch nicht. Verdammt, ich sollte das Straßenverkehrsamt anrufen und denen sagen, dass sie hier gefälligst Schilder hinstellen sollten...! Doch wir fanden es. Beziehungsweise Fye; Mithilfe einer Karte navigierte er mich vor ein kleines Haus. "Da sind wir.", verkündete er stolz. "Zumindest glaube ich, dass das hier Nr. 87 ist..." Es war das Haus von Sonny Müller. "Ja, bitte?!", fragte sie, nachdem sie auf unser Klopfen - eine Klingel gab es nicht - reagiert und geöffnet hatte. "Detective Kurogane und Lieutenant Fye von der Mordkommission." Wir zeigten auch ihr unsere Marke. "Kennen Sie Susan Klein und Tsutomu Hiroshi?" "Flüchtig. Ja, wieso?" "Weil sie gestern ermordet worden sind...Wo waren Sie zwischen 14 und 15:30 Uhr?" "Ich war zuhause." "Gibt es Zeugen?", fragte Fye. "Nein. Ich war allein...", antwortete Müller. "Ach, warten Sie!! Gegen 15 Uhr war der Paketdienst da und ich habe das Paket persönlich angenommen." "Selbstverständlich werden wir das überprüfen.", brummte ich. "Natürlich...ich glaube...Moment, ich hole den Lieferschein. Da müsste die Adresse draufstehen." Sie verschwand kurz. Ich warf Fye einen kurzen Blick zu. "Was meinst du? Ist sie's oder kann sie sehr gut Schauspielern?" "Ich denke, sie sagt die Wahrheit...", meinte Fye. Ich nickte. Genau das hatte ich von ihm höre wollen. Der Rest war reine Routine. Wir nahmen den Lieferschein mit und dann war die Sache erledigt. Der letzte Verdächtige wohnte in Karneol, wo auch unser Revier lag. Hier gab es die Familienhäuser, die Altstadt und es gab Schrebergärten, die an der Grenze von Cera lagen. Meyer und Shinsai wohnten im ersten Bezirk. "Steve Grisham.", las ich aus der Akte heraus. Wir klingelten an dessen Tür. Ein kleines Mädchen öffnete und strahlte zu uns hoch. "Ja bitte?", fragte sie. "Ist Mr. Grisham zu sprechen?", brummte ich. Das kleine Mädchen schaute ein wenig einschüchtert. Lag das an mir, oder daran, dass wir nach Steve Grisham gefragt hatten? "Papa ist nicht da...", sagte sie. Fye ging vor ihr in die Hocke und lächelte sie an. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin Fye und das ist mein Partner Kuro-ta!" - Ich verkniff mir einen wüteten Kommentar - "Wir sind von der Polizei und wollen deinem Vater nur ein paar Fragen stellen. Könntest du ihm das ausrichten, wenn er wieder kommt?" Das Gesicht von dem Mädchen hellte sich auf und nickte eifrig. "Ich will auch mal Polizistin werden!", verkündete sie. Fye lachte sie an. "Okay, Kollegin in Spe. Hier ist unsere Karte. Gib sie deinem Vater und der soll uns dann anrufen, ja?" Wieder nickte sie. "Mach ich. Auf Wiedersehen!" "Auf Wiedersehen!" Fye erhob sich und das Mädel schloss die Tür wieder. "Du hast die Kleine erschreckt, Kuro-chan!!", stellte Fye auf dem Weg zum Wagen fest. "Merks dir, ich heiße Kurogane...", knurrte ich. Ich konnte eben nicht gut mit Kindern umgehen. Mein Partner dafür ja umso mehr, wie es aussah. "Und jetzt?", fragte mein Partner. "Jetzt fahren wir zum Revier und erkundigen uns, was die SpuSi und die Pathologie für uns hat." Gesagt, getan. Wenige Minuten später standen wir im IC. In der Pathologie war Meyer noch dabei, die Opfer zu obduzieren. Auch im forensischem Labor war das Team noch eifrig dabei, die Spuren auszuwerten. Als warteten wir auf den Anruf von Grisham. Aber auch der ließ auf sich warten. Wir überprüften das Alibi von Frau Müller, das sich aber wie erwartet als korrekt herausstellte. Somit waren es noch zwei Verdächtige. Wir telefonierten mit der Freundin von Weißberg. Sie bestätigte dessen Alibi. Anscheinend blieb nur noch Mr. Grisham übrig. Der tauchte ja auch nicht auf. Dennoch - die Freundin konnte lügen, um ihrem Freund ein falsches Alibi zu geben. "Wir sollten vielleicht im Kino nachfragen, ob die beiden die Vorstellung auch besucht haben...", schlug Fye vor. Das war keine so schlechte Idee. "Sakura-chan. Falls Mr. Grisham hier anruft, sagst du uns Bescheid?" "Klar, mach ich, Kurogane-san! Viel Erfolg, ihr beiden!" Es war inzwischen 14:00 Uhr, als wir am Kino eintrafen. "Sag mal, Kuro-ta ...~" "Kurogane!" "... machen wir auch mal Mittagspause?", fragte Fye. Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu. "Wir sind noch nicht mit den Ermittlungen fertig.", meinte ich. "Aber es ist nicht gut, wenn man nichts im Magen hat...", warf er ein. Ich seufzte genervt. "Na schön... wenn wir hier fertig sind, gehen wir meinetwegen was essen...", brummte ich. Fye strahlte. "Fein, fein!" Ich war es gewöhnt, immer dann zu essen, wenn ich Zeit hatte - es kam zwar selten vor, aber hin und wieder war es doch so. Wir betraten das Kinogebäude und sahen uns um. Am Kassenhäuschen erkundigten wir uns, welcher Film gestern gegen 14:30 Uhr lief und ob der Kassierer die Leute auf dem Foto erkannte, das wir ihm zeigten. Er schüttelte zur zweiten Frage den Kopf. "Ich hatte gestern Frühschicht, die geht bis 13:00 Uhr.", meinte er. "Aber was für Filme liefen, kann ich nachschauen..." Das tat er und druckte uns eine Liste aus. "Wer hatte denn gestern Schicht?" "Ähm~", er warf einen Blick auf einen Plan "das war Tony Carter." "Und wo finden wir den?" "Der ist bestimmt im Vorführraum von Saal 4." Ich deutete ein Nicken an. "Vielen Dank!", sagte Fye. Wir suchten den Projektorraum von Saal 4 auf. "Hey, Sie dürfen hier nicht rein!", kam uns gleich jemand entgegen, als wir durch dir Tür traten. "Mordkommission.", einmal mehr zückten wir unseren Ausweis "Tony Carter?" "Äh, ja?" Fye wedelte mit dem Fotos von Weißberg und dessen Freundin. "Schon mal gesehen?", fragte er. Carter schaute sich die Fotos an. "Hier gehen so viele Leute rein und raus..." "Angeblich waren sie in der 14:30 Vorstellung.", sagte ich. "Kann sein, dass die da waren... Keine Ahnung. Gucken Sie sich doch einfach die Bilder der Überwachungskamera im Foyer an..." Das hätte man uns aber auch eher sagen können!! "Und wo sind die?", brummte ich. Carter führte uns in den Raum, wo die Bänder aufbewahrt wurden und suchte das von Gestern, 14:30 Uhr heraus. "Ich mach Ihnen eine Kopie, okay?" "Aber wehe, es fehlt auch nur eine einzige Sekunde!", drohte ich. Carter nickte und verschwand. Als wir dann endlich die Kopie vom Band hatten und aus dem Kino traten, hatte sich der Himmel verdüstert. Und es regnete. Einen Schirm hatte weder ich noch mein Partner dabei. Dass sich das Wetter im Herbst auch immer so schnell ändern musste... "Ich kenn ein gutes Café, da gibt's leckeren Kuchen!", ließ Fye sich vernehmen. Hatte er nicht was von Mittagessen gesagt? Na, eigentlich war's egal. "Und es ist in der Nähe, eine Straße weiter.", fuhr Fye fort und taperte los. Obwohl es wirklich nicht weit war, waren wir, als wir ankamen, pitschnass. Aber das Café war gut beheizt. Und der Kuchen war wirklich gut, wie Fye schon sagte. Anschließend holten wir meinen Wagen und fuhren zum Revier. Dort gaben wir Sakura-chan das Videoband. Mithilfe der neusten Technik würden wir ganz schnell rausfinden, ob Weißberg und seine Freundin im Kino gewesen waren. Sakura-chan lächelte uns an und schob das Band in den Computer. "Ich sag euch Bescheid, wenn ich was finde, okay? Dr. Meyer ist nämlich fertig. Und Kommissar Storm auch.", sagte sie. Fye und ich nickten synchron und wir machten uns auf in die Pathologie. Dr. Meyer wartete schon auf uns. "Also. Die Obduktion hat ergeben, dass die beiden um 14:35 Uhr gestorben sind. Das männliche Opfer hat noch Schürfwunden und eine Prellung. Anscheinend gab es ein Handgemenge, bevor die beiden erschossen worden sind. Das wäre dann auch alles..." "Danke, Doc!", sagte Fye. Und weiter ging's ins forensische Labor. Storm war nicht da - was ich durchaus begrüßte. Shaolan kam auf uns zu, als er uns bemerkte. "Kurogane-san, Fye-san! Sehr gut, dass ihr da seid!", rief er uns zu. "Wir haben eine Menge herausgefunden!" "Lass hören.", meinte ich. "Also. Erstens, es sollte nur wie ein Raubüberfall aussehen. Allerdings hat der Täter eine sehr wertvolle Haarspange liegen lassen. Ansonsten war der Täter sehr gründlich. Es waren keinerlei andere Spuren, wie zum Beispiel Reifenspuren oder Faserreste zu finden. Der Mord war also geplant." Fye hatte den Kopf leicht schief gelegt. "Wir konnten auch schon eine Verdächtige ausschließen, aber bei den anderen sind wir noch dran.", meinte er, als Shaolan mit seinen Ausführungen fertig war. "Na, warum machen Sie dann nicht weiter und halten meine Leute nicht unnötig von ihrer Arbeit ab?", ertönte Storms Stimme plötzlich hinter uns. Ich drehte mich leicht zu ihm um. Er durchbohrte mich schier mit seinem Blick. Zwischen uns sprühten schon wieder die Funken. Ich hielt es für besser, diesmal nichts zu sagen und schluckte meine bissige Antwort herunter. Stattdessen schob ich meinen Partner wortlos an Storm vorbei, der uns dann misstrauisch nachsah. "Dieser Storm ist ja wirklich unhöflich.", stellte Fye fest. "Sogar schlimmer als du!", meinte er noch. Ich knurrte kurz. "Lass das..." "Was machen wir jetzt, Kuro-pan?" Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Es war 18:00 Uhr. "Wir schauen noch einmal bei Sakura-chan vorbei, ob sie was rausgekriegt hat, und wenn nicht mach ich für heute Feierabend." Ich hoffte, dass wir diesen Fall vor dem Wochenende klären konnten, weil ich am Wochenende dienstfrei hatte. Also hieß das, dass wir ihn Morgen lösen sollten, denn da war Freitag. Im IC fanden wir nur Mokona vor, der uns hüpfend begrüßte und uns mitteilte, dass Sakura-chan nichts heraus gefunden hatte. Sie war schon nach Hause gefahren, weil sie auch Feierabend hatte. Dann würde ich jetzt auch nach Hause gehen. Schließlich hatten Fye und ich mal wieder eine Doppelschicht gemacht und ich musste schließlich noch Berichte schreiben. Wir meldeten uns bei Shinsai ab, die nichts dagegen hatte, dass wir gingen - natürlich erinnerte sie mich an den Bericht. Ich fuhr Fye nach Hause und dann weiter zu mir. "Ich komm morgen wieder vorbei!", rief Fye mir noch zu. Er hatte mich überredet, ihn jetzt immer mitzunehmen. Ich seufzte resigniert. Na ja, so schlimm war es auch nicht. Eigentlich war Fye gar kein so schlechter Kerl, auch wenn er mir manchmal gehörig auf die Nerven ging. Dieses ewige Grinsen... Zuhause kam mir Blacky miauend entgegen und sprang auf meine Schulter. Ich strich ihm kurz über den Kopf und ließ mich auf dem Sofa nieder und holte mein Notebook hervor, um wenigstens ein paar Berichte zu schreiben. Danach ging ich ins Bett, weil es ziemlich spät war. File 2 - Closed Kapitel 3: File 3 ----------------- File 3 Ich riss angesäuert die Tür auf. Fye! "Dein Timing ist echt miserabel!", knurrte ich ihn an und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Ein verdutztes "Eh?" kam durch die Tür. Ich stapfte zurück ins Bad. Ich war gerade aus der Dusche gekommen, als es geklingelt hatte und somit tropfnass und nur im Handtuch zur Tür. Ich zog mir meine Hose über und schnappte mir mein Hemd. Es klingelte noch mal. Ich zog mir das Shirt über den Kopf und kehrte zur Tür und öffnete sie. Fye schaute mit verlegen-unschuldigem Blick zu mir hoch. "Heeeeehe. Hätte ich später kommen sollen?" "Wäre besser gewesen.", brummte ich und meine Miene verdüsterte sich. "Bleib da stehen.", sagte ich und deutete knapp auf die Stelle, auf der er gerade stand. Dann drehte ich mich um, zog mich vollständig an, suchte meine Schlüssel, stellte Blacky eine Schale Milch hin, schnappte mir meinen Mantel und rauschte an meinem Partner vorbei, die Tür zuschlagend, in Richtung Lift. Wieder musste Fye fast rennen, um mit mir Schritt halten zu können. "Soll ich lieber vorher anrufen?", fragte er, während er noch schnell mit in den Aufzug huschte. "Es wäre besser, wenn du ein Taxi nehmen oder dir einen eigenen Wagen anschaffen würdest.", brummte ich und stiefelte aus dem Fahrstuhl. "Was machen wir heute?", fragte Fye und wechselte damit das Thema. Wir stiegen ein und ich ließ den Motor an. "Möglichst diesen Fall lösen und pünktlich Feierabend machen." Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass damit nichts werden würde und der Tag auch nicht besonders gut laufen würde... Im IC berichtete mir Sakura-chan, dass Grisham endlich angerufen hatte und bereit war, uns heute wenn nötig, auch noch persönlich zu sprechen. Fye war nämlich gerade in der SpuSi, den Bericht abzuholen. "Ach, und Kurogane-san, die Chefin will dich sprechen.", richtete sie mir noch aus, als ich Mokona von meiner Schulter pflückte und Sakura-chan die Pelzkugel in die Hand drückte. Bestimmt wieder eine Ermahnung der Beichte. Ein paar konnte ich ihr sogar abliefern, ich hatte schließlich bis spät in die Nacht daran gesessen. Ich war gerade auf dem Weg zu Shinsais Büro, als Fye mir entgegen kam. "Ich hab dir ne Tasse Kaffee mitgebracht!", meinte er. "Ich trinke keinen Kaffee.", meinte ich. Damit war ich auf dem Revier der einzige. "Oh." Er schaute in den Becher. "Dann trink ich ihn.", meinte er und nahm einen Schluck. Na dann Prost. Den Kaffee hier konnte man vergessen. Ich fragte mich, was die anderen daran fanden. Die Reaktion meines Partners kam auch prompt. "Uh. Ich hab schon mal besseren getrunken...", meinte er, trank das Zeug aber trotzdem. Den sollte einer verstehen. Ich klopfte an der Tür, woraufhin ein "Herein." ertönte. "Ah, Detective. Sie müssen sofort zu diesem Grisham fahren.", sagte Shinsai und trank einen Schluck Kaffee - was auch sonst. "Das hatte ich vor. Und diesen Weißberg und seiner Freundin wird ich auch noch auf den Zahl fühlen." "Gut, dann machen Sie das am besten jetzt gleich.", meinte sie und schwenkte mit der Tasse. Ich nickte. "Und~" "Der Bericht? Hab ich zufällig dabei.", brummte ich und reichte ihr den USB-Stick auf dem die Daten gespeichert waren. Hoffentlich hörte sie jetzt auf, mich damit zu nerven. Sie musterte mich mit einem erstaunten Blick. "Na, Endlich! Wird auch Zeit. Das nächste Mal schreiben Sie die Berichte am besten sofort!", hörte ich es noch, als ich dir Tür hinter mir schloss. Ich schnaufte genervt. Wieso eigentlich immer ich?! "Fiuuu. Fahren wir dann?", hörte ich eine Stimme neben mir. Mein Partner stand neben der Tür an die Wand gelehnt und grinste mich an. "Ja, allerdings. Komm schon, ich will zur Abwechslung mal pünktlich Feierabend machen.", meinte ich und ging zum Auto. "Komme schon, Kuro-wan!" "Nenn mich nicht so!!" "Okay~ Kuro-rin!" Wir standen bei Grisham im Wohnzimmer. "Ich bin gestern spät wiedergekommen. Deshalb habe ich erst heute morgen anrufen können.", erklärte er uns. "Wo waren Sie denn?", wollte ich wissen. "Auf einer Geschäftsreise." "Und vorgestern, so gegen 14:00-15:00 Uhr?", fragte ich weiter. "Ähm. Da habe ich gerade die Reise vorbereitet." "Gibt es dafür Zeugen?" "Nein, meine Frau war zur Arbeit und meine Tochter in der Schule." Fye schrieb eifrig mit. Wozu hatte ich denn ein Diktiergerät in der Tasche, das mitlief? Mir fiel ein, das hatte ich ihm noch gar nicht gesagt. Na ja, auch egal... "Wieso wollen Sie das eigentlich wissen? Verdächtigen Sie etwa mich?" , meinte Grisham etwas ungehalten. "Sie und ein paar andere.", brummte ich. "Schließlich waren die beiden ja Kollegen von Ihnen." "Wieso, was ist denn passiert? Haben die beiden jemanden umgebracht, oder wie?" "Nein. Sie sind ermordet worden." "Oh mein ... Gott!! Sie sind... tot...?" Grisham musste sich erst mal setzen. "Ja. Erschossen. Vorgestern.", brummte ich. "Das war nicht sehr taktvoll, Kuro-mune...", mischte Fye sich ein, und hielt mit dem Schreiben inne. Ich warf ihm einen genervten Blick zu. "Todesnachrichten zu überbringen ist nie taktvoll und außerdem mein Job. Und jetzt halt die Klappe und schreib." Danach fuhren wir zu Weißbergs Freundin. "Wer sind Sie?", fragte sie. Sie schien nicht sehr erfreut. Außerdem sah sie sehr gereizt aus. "Was wollen Sie?" "Mordkommission. Kennen Sie Peter Weißberg?" "Mordkommission?", sie runzelte die Stirn. "Klar kenn ich Peter, er ist mein Freund. Aber das habe ich doch schon am Telefon gesagt." "Wo waren sie denn zum Tatzeitpunkt?", fragte Fye. "Im Kino. Hab ich das nicht erwähnt?" "Sie waren nicht im Kino..." "Wie kommen Sie denn bitte darauf?!", rief sie und schaute wieder zu mir. "Wir haben uns das Band von der Überwachungskamera im Foyer des besagten Kinos geben lassen. Weder Sie noch Ihr Freund waren drauf.", konfrontierte ich sie. Wir hatten im Kino angerufen und danach gefragt und da sie es digital aufgenommen hatten, konnten sie es uns, beziehungsweise Sakura-chan sofort zukommen lassen. Diese hatte es sofort überprüft, aber die beiden nicht auf dem Band entdeckt. Sie schwieg eine Weile und schien zu überlegen. Dann seufzte sie. "Okay, okay. Das mit dem Kino stimmt nicht." "Und wieso haben sie es behauptet?", bohrte ich. "Weil, ... weil es ein schlechtes Alibi ist, allein zuhause zu sein." Sie sah weg. Log sie schon wieder? "Sie waren also mit Ihrem Freund zu Hause?" "Ja. Richtig. Eigentlich wollten wir ja ins Kino gehen...aber dann ist uns etwas dazwischengekommen und wir haben uns entschieden, zu Peter zu gehen..." "Soso... Und das ist jetzt die Wahrheit, oder gibt's da noch ne andere Varianten?" "Nein, das ist jetzt die Wahrheit..." Ich musterte sie skeptisch. "Okay. Komm, wir gehen.", meinte ich dann zu Fye. "Vielen Dank für Ihre Geduld, Miss!", meinte Fye und folgte mir. "Glaubst du ihr?", fragte er, als wir im Wagen saßen und auf dem Weg zur Wohnung von Weißberg waren. "Nein, keineswegs. Ich glaube, dass Peter Weißberg der Mörder ist. Und sie weiß das." "Also sollten wir uns beeilen, bevor er über alle Berge ist, oder?" "Wenn ich schneller fahre, dann krieg ich noch ein Strafmandat wegen Geschwindigkeitsüberschreitung." Ich überfuhr eh schon alle möglichen Schilder. Im Rückspiegel bemerkte ich dann ein auffälliges Auto. War das eine Zivilstreife? Ich fuhr ein ganz bisschen langsamer. Ich konnte es mir nicht leisten, angehalten zu werden. Doch da hatte ich nichts zu befürchten. Verfolgte der uns etwa? Ich behielt ihm über den Rückspiegel im Auge. In einer Kurve setzte der Wagen zum Überholen an. Und dann rammte er uns! Mitten auf dem Highway. Gut, es war nicht viel Verkehr, aber ein paar Autos waren doch da. Er rempelte uns noch einmal an und versuchte uns abzudrängen. "Festhalten.", knurrte ich und lenkte dagegen. Immer wieder lenkte der andere Fahrer sein Auto gegen unseren BMW. Funken sprühten und das schabende, schrille Geräusch, als die Karosserien aufeinander prallten , tat fast in den Ohren weh. Der zerkratzte mir meinen Lack. Ich versuchte den Fahrer zu erkennen, doch ich konnte ihn nicht richtig sehen. Außerdem trug er eine Sonnenbrille und eine Käppi. Und nebenbei musste ich mich darauf konzentrieren, nicht abgedrängt zu werden und auch selbst keine anderen von der Straße schob. "Kuro-chin!! Pass auf, der Alfa!!" Wo kam der so plötzlich her, verdammt noch mal?! Ich verriss das Lenkrad, und mein BMW kam ins Schleudern. Der Fahren des Wagens, der es auf uns abgesehen hatte, nutzte diese Chance und fuhr erneut gegen uns. Ich hörte ein Krachen. Das waren die Achsen gewesen. Der Alfa war neben uns und wir schlitterten genau hinein und schoben ihn noch eine Weile weiter, bis zur Leitplanke wo sowohl mein BMW als auch der Alfa knirschend und scheppernd zum stehen kamen. Die anderen Autos konnten zum Glück noch ausweichen und unser Verursacher war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Ich sah zu meine Partner herüber. Er sah ziemlich verstört aus. "Fiuuu. Das ist ja gerade noch mal gut gegangen....", seufzte er und ließ das Armaturenbrett los. Nichts war gut. Mein BMW hatte wahrscheinlich einen Totalschaden und der Alfa war bestimmt auch nicht mehr ganz so heil. Ich stieß die verbogene Tür auf. Sie klemmte wie verrückt, da sie sich total verzogen hatte. Fye war auch aus dem Auto gekrabbelt. Ich sah mir den Schaden an. Meinen Wagen konnte ich vergessen. Die Seite, an der ich gerammt worden war, war eingedellt und der Lack völlig verkratz. Vorne rechts war der Kühler eingedrückt. Und einen Achsenbruch vorne hatte ich auch noch. Die Seite, mit der ich in den Alfa geknallt war, konnte ich nicht sehen, aber da sah es bestimmt auch nicht anders aus. Der Alfa sah nicht ganz so mitgenommen aus, aber trotzdem war er wohl kaputt. Da kam auch schon der Fahrer des Alfas auf mich zu. "Sagen Sie, geht's noch?!", brüllte er wütend. Hinterdrein kam eine Frau. "Chris, so beruhige dich doch..." "Ich will mich aber nicht beruhigen!! Mein Alfa! Der ist total im Eimer!" "Das war doch sicher keine Absicht..." "Aber mein Auto!!" Der Typ sah wütend zu mir hoch. "Sie haben meinen Wagen kaputt gemacht!! Sind Sie noch ganz dicht, he?" "Chris...", versuchte es die Frau noch einmal. "Nein, Sandra, ich beruhige mich jetzt nicht...!!!, meinte er und wendete sich wieder mir zu. "Haben Sie Ihren Führerschein im Lotto gewonnen, oder was?" "Hören Sie mal zu!! Man wollte uns abdrängen und mein Wagen ist auch schrottreif!!", knurrte ich. Als ob ich das geplant hatte!! "Ist das hier so Sitte, oder wie?? Da fährt man in den Urlaub und dann so was! Echt ey...." "Mir ist die Achse gebrochen, als ich beim Gegenlenken gerammt wurde. Da konnte ich nichts mehr tun.", erklärte ich, beherrscht nicht auch zu schreien. "Aber mein Alfa!!" "Mein BMW ist auch nicht besser dran." "Den Schaden werden Sie mir ersetzen!!", drohte er. Ich fragte mich, ob ich das auf die Spesen setzen konnte. "Wenn ich den Typen finde, der mich und meinen Partner umbringen wollte, dann....!!", grollte ich. "Hey, hören Sie mir gefälligst zu!!" "Jetzt hören Sie mir mal zu! Ich bin von der Mordkommission und da wollte uns einer aus dem Weg räumen, ja? Also, halten Sie jetzt die Klappe oder ich vergesse mich!! Ich hatte eh schon einen schlechten Tag....", knurrte ich ihn an. Der war tatsächlich ruhig. "Aber mein Alfa...!". jammerte er. Ich sah mich nach Fye um. Der hatte inzwischen, mit Hilfe der Frau, die Unfallstelle gesichert und unterhielt sich mit ihr. Ich ging zu den beiden hinüber und auch der Typ stapfte hinterher. "Ah, Kuro-ta! Das ist Sandra Nitka, von der Anwaltskanzlei Lenßen und Partner.", stellte er sie mir vor. Anwalt? Das war ja so klar "Und das ist mein Kollege Christian Storm. Christian, das ist Fye, Lieutenant bei der Mordkommission.", meinte Frau Nitka zu dem Typen. "Es tut uns wirklich aufrichtig Leid.", entschuldigte sich Fye. "Ich ruf Ingo an.", brummte Storm und stapfte davon. "Ich sag Shinsai Bescheid.", knurrte ich im selben Augenblick. Weißberg konnten wir vergessen. Und ich meinen BMW. Verdammt noch mal! Shinsai war natürlich nicht sehr erfreut. Sie traf fast zeitgleich mit Ingo Lenßen, dem Chef der beiden Ermittler, bei uns ein. Sie gab ihm die Hand. "Mina Shinsai, Inspektor des 13. Reviers. Abaton Police Department. » "Ich bin Ingo Lenßen, Anwaltskanzlei Lenßen und Partner." Er deutete hinter sich. "Meine Ermittler Sandra Nitka und Christian Storm." "Das sind Detective Kurogane und Lieutenant Fye." Sie warf mir einen Blick zu. "Also, was ist passiert?" Ich erklärte es ihr und sie seufzte resigniert. "Ich bin sicher, dass ihr Detective keine Schuld an dem Unfall hat.", lenkte Lenßen ein. "Aber mein Alfa...!" "Chris!" "Ist doch so. Ich will mein Auto wiederhaben..." Ich sah zu Storm. Was sollte ich denn sagen? Jetzt musste ich mir einen Dienstwagen leihen. Es wurde alles zu Protokoll genommen und dann wurden die beiden Unfallwagen abgeschleppt. Danach verabschiedeten wir uns von Lenßen und Partner und Fye und ich stiegen in eines der Polizeiautos. Während der Fahrt sagte Shinsai nichts. Sehr schlechtes Zeichen. Eine Weile später stand ich mit verschränkten Armen in Shinsais Büro und meine Chefin tigerte vor dem Fenster hin und her. "Wie konnte das passierten, Detective?!" Ich machte gar nicht erst den Versuch, etwas sagen zu wollen, denn sie ließ mich eh nicht zu Wortkommen. "Das ist jetzt schon das dritte Mal!!" Auch bei den ersten zwei Unfällen trug ich keine Schuld. Zumindest nicht die Ganze. Was konnte ich denn dafür, dass die Gangster an denen ich dran war, dauernd irgendwelche Verfolgungsjagden veranstalten mussten und mir dann plötzlich immer irgendwas in die Quere kam? Shinsai warf mir einen wütenden Blick zu und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Die Chance nutzte ich. "Ich kann doch nichts dafür, wenn uns jemand rammt.", brummte ich. "Sind sie sicher, dass das kein Versehen war?" "Ein Versehen? Das war volle Absicht. Er hat uns erst verfolgt und uns dann mehrere Male gerammt. Der wollte uns ganz klar abdrängen." "Ich warne Sie, Detective. Dass das nicht noch mal passiert!!" Ich nickte. Schließlich konnte ich wegen dieser Sache meinen BMW vergessen. "Natürlich. Kommt nie wieder vor." Zumindest, wenn nicht wieder jemand versuchte, mich umzubringen. "Schön. Dann dürfen Sie gehen.", sagte Shinsai. "Und denken Sie an den Unfallbericht!" Ich zog die Tür zu. Unfallbericht. Klasse. "Fiuuu. Passiert dir das öfter?" Fyes Stimme klang ein wenig spöttisch. "Was? Dass mich jemand umbringen will?", knurrte ich. "Nein, eine Standpauke von Shinsai-san." "Mindestens einmal die Woche. Manchmal auch mehr." Meistens waren die Dinge aber banal. Mein Partner lachte auf. "Na dann..." "Wir sollten uns jetzt um diesen Weißberg kümmern.", brummte ich und schlug den Weg zum Fuhrpark ein. Ich bedauerte, dass mein Auto länger in der Reparatur war. Der Mechaniker hatte gemeint, dass ich mir gleich ein neues kaufen sollte, aber ich hatte ihm geantwortet, dass er es sicher wieder hinkriegen würde. Der Mechaniker hatte mich angesehen, als wäre ich verrückt, aber meinte, dass er es versuchen würde. "Wie wär's mit dem hier?" Fye deutete auf einen der Wagen. "Nein, wir brauchen ein Zivilfahrzeug." Die standen weiter hinten. Und die waren lange nicht so gut. Aber daran konnte ich ja leider nichts ändern. Wir liehen uns einen alten VW Passat. Wenn wir mit der Karre umhergurkten, kam bestimmt niemand darauf, dass wir von der Polizei waren, dachte ich zynisch. Als wir bei Weißberg ankamen, machte niemand auf. Dieser Tag war nicht unbedingt mein Glückstag. Gut, dass wir einen Durchsuchungsbefehl hatten. Also verschafften wir uns Zutritt zu dem Haus uns sahen uns vorsichtig um. Mir fielen ein paar Handschuhe auf. Sie waren erstaunlich sauber, obwohl sie oft getragen wurden, wie es aussah. Dabei war draußen nicht gerade schönes Wetter. Ich musterte sie skeptisch. Da fiel mir unter der Naht ein dunkler Fleck auf. Das war doch nicht etwa Blut? Ich tütete sie als Indiz ein. Da kam Fye aus dem oberen Stockwerk zurück. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf. Anscheinend war unser Vogel ausgeflogen. Obwohl, in der Küche hatte ich noch nicht nachgesehen. Vorsichtig gingen wir zur Küche. Da hörten wir eine Tür knallen. Die Hintertür. Wir rannten hin und sahen Weißberg davon stürmen. "Hey! Bleiben Sie stehen! Polizei!", brüllte ich ihm nach und setzte ihm nach. Dieses Viertel in Debitor war weit verzweigt. Hier konnte er leicht flüchten, wenn wir ihn aus den Augen verloren. Doch wir konnten ihm den Weg abschneiden. "Bleib du an ihm dran, ich versuche ihn abzufangen.", rief ich Fye zu, der knapp hinter mir war. Dieser nickte. "Viel Glück!" Ich bog in eine Seitenstraße ab. Hoffentlich war ich schnell genug und konnte Weißberg den Weg abschneiden. Ich schaffte es. Er rannte mich beinahe um - Fye mich auch fast, weil er Weißberg zeitgleich mit mir erwischte-. Weißberg stolperte gegen eine Hauswand und ich nahm ihn in den Polizeigriff. Ich hasste es, immer irgendwem nachrennen zu müssen. "Sie haben das Recht zu Schweigen, alles was Sie jetzt sagen, kann gegen Gericht gegen Sie verwendet werden.", klärte Fye ihn über seine Rechte auf. "Sie haben das Recht auf einen Anwalt, wenn Sie sich keinen leisten können, wird Ihnen vom Staat einer zur Seite gestellt." Wir schleiften ihn zum Auto. "Ich hab doch gar nichts getan!!", protestierte er. "Das werden wir ja sehen!", schnappte ich und verfrachtete ihn ins Auto. "Wie wär's, wenn wir Ihre Freundin auch abholen, he?" Nach stundenlangem Verhör gestand Peter Weißberg endlich den Mord an seinen beiden Freunden. Auch seine angebliche Freundin war nicht seine Freundin. Er hatte sie als Alibi benutzt. Der Fleck auf dem Handschuh, den ich bei ihm in der Wohnung gefunden hatte, war Blut - das von Susan Klein - und er hatte es wohl übersehen. Er hatte die beiden aus Eifersucht getötet, erzählte er uns. Er war in Susan verliebt gewesen, doch diese wollte nichts von ihm, sondern von Tom. Und der wiederum hatte gedacht, dass Susan Weißberg geliebt hatte. Nachdem die drei zusammen aus waren, kam es zu einem Streit, in dem Weißberg die beiden erschoss. Das Motiv war also Eifersucht. Weißberg hatte alle Spuren verwischt - außer den Handschuh. Seine Freundin, beziehungsweise sein falsches Alibi, wusste nichts von dem Mord, sie hatte einfach nur bestätigt, dass er mit ihr im Kino war, weil er sie erpresst hatte. Grisham war erleichtert, dass der Mörder seiner Kollegen gefasst war. Und ich war froh, diesen Fall abgeschlossen zu haben. Es war schon Abend, denn die DNA-Analyse hatte länger gedauert und Weißberg zum Singen zu bringen hatte auch seine Zeit gebraucht. Ich war müde und wollte einfach nur nach Hause. Also packte ich meinen Partner in den VW und fuhr erst ihn und dann mich selbst nach Hause. Mir fiel der Bericht ein. Am besten, ich schrieb ihn sofort, sonst schob ich das wieder monatelang vor mir her und Shinsai war eh schon mies gelaunt, da wollte ich sie lieber nicht noch mehr Gründe geben, mir den Kopf abzureißen. Also kramte ich zuhause mein Notebook wieder hervor und machte mich an den Bericht. File 3 - Closed Kapitel 4: File 4 ----------------- Yay. Endlich fertig. Sorry, dass es länger gedauert hat. Aber es sind ca. 9 Seiten in Word... Kyah. Hmhm... Achja!! Danke für die Kommis! Schön dass euch die Story gefällt... Viel Spaß! Meld mich am Ende noch mal! File 4 Ich hob den Kopf. Hatte es geklingelt...? Verschlafen rieb ich mir über die Augen und stemmte mich hoch. Ich blinzelte und schaute mich um. Ich war wohl auf der Couch eingeschlafen, während ich an meinem Unfallbericht von gestern geschrieben hatte. Zum Glück war das Notebook nicht heruntergefallen. Es schellte noch einmal. Also war ich wirklich dadurch geweckt worden. Ich gähnte. Verdammt, wie spät war es?! Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war 4 Uhr morgens!! Ich schlurfte zur Tür und steckte meinen Kopf heraus. "Kuro-ta!" Ich brummte. Fye! "Was willst du? Zur Hölle noch mal... es ist vier Uhr morgens!?", murrte ich. Mich mitten in der Nacht zu wecken... Und das an meinem dienstfreien Wochenende!! Und nachdem gestern mein Auto geschrottet worden war... "Bei mir gab es einen Wasserrohrbruch und das ganze Haus steht quasi unter Wasser.", erzählte er. Er klang aufgeregt. Außerdem tropfte er den Flur voll. War das ein Schlafanzug unter seinem Mantel...? "Das ist ja sehr schön...Gute Nacht.", brummelte ich und wollte die Tür schließen. Doch mein Partner stellte seinen Fuß dazwischen. "Kuro-myu! Meine Wohnung steht einen halben Meter unter Wasser!", sagte er eindringlicher und stieß die Tür auf. Meine Reaktionen waren noch nicht ganz da, weil ich noch halb im Tiefschlaf war und so bekam ich sie an den Kopf, obwohl ich einen Arm hochriss. Autsch! Jetzt war ich wach. Ich knurrte missmutig und stützte mich am Türrahmen ab. Blut tropfte mir ins Auge und mein Arm wurde leicht taub. Fye war wohl über seine eigene Aktion genauso überrascht wie ich, denn einige Sekunden stand er wie festgewachsen, eine Hand ausgestreckt, als wenn er die Tür noch hatte stoppen wollen. Nur leider hatte er sie nicht rechtzeitig erwischt. Das Glück schien uns beide ja nicht gerade zu verfolgen. Doch dann ergriff er mich am Arm. "Das tut mir Leid...", nuschelte er und schleifte mich in die Küche. Meine Sichtverhältnisse waren gerade nicht so gut, deswegen blieb mir keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Er drückte mich auf einen Stuhl. "Wo ist dein Verbandszeug?", fragte er. "Im Schrank, im Flur..." Ich drückte meine Hand auf die Stirn. Das gab ne Beule und es blutete wie Sau. Danke, du Idiot, Herzlichen Dank, genau das hatte ich gebraucht...!! Mein Kopf! "Bring ne Aspirin mit...", blaffte ich ihm hinterher. Sekunden später war er wieder da. "Lass mich mal sehen...", sagte er und zog meine Hand weg. "Uh!" Er verzog das Gesicht, als hätte er die Tür an den Schädel gedonnert bekommen. "Die Kante hat dich genau erwischt...!", sagte er und fing an, auf der Platzwunde rumzutupfen. "Das müsste eigentlich genäht werden...", stellte er fest. Ich warf ihm mit meinem einen Auge - das andere hielt ich vorsorglich geschlossen, es brannte eh schon genug - einen tödlichen Blick zu. Zumindest sollte es einer werden. "Ist egal!! Jetzt mach!" Seine Augenbraue schoss bedenklich nach oben. "Na wenn du meinst...!", meinte er dann, nicht sehr überzeugt. Ich deutete ein Nicken an. Also packte er eine Mullbinde auf die Wunde und wickelte dann einen Verband um meinen Kopf. Dann griff ich nach dem Wasserglas, was er mir anschließend entgegenhielt und stürzte die Kopfschmerztablette herunter. Ich schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein. "Ähm...", machte Fye. "Kann ich solange bei dir bleiben, bis der Wasserschaden wieder in Ordnung ist?" Ich riss die Augen auf. "Du tanzt mitten in der Nacht hier an, schlägst mir fast den Schädel ein und dann willst du hier einziehen?", fragte ich entsetzt. Jetzt nicht nur Privattaxi sondern auch noch Hotel, oder wie?! "Zumindest das Wochenende?" Er sah mich bittend an. Da mir mein Kopf höllisch wehtat und ich deshalb nicht unbedingt herumschreien wollte, beließ ich es mit einem tiefen Knurren. "Na schön...", murrte ich. "Aber denk ja nicht, dass du gleich ganz hier bleiben kannst..." "Danke, Kuro-wan!" Er sah aus, als würde er mir gleich um den Hals fallen, also erhob ich mich ein wenig schwankend. "Du schläfst auf dem Sofa!" Ich kramte ein Kissen und eine Decke heraus und pfefferte ihm das Zeug entgegen. Er fing es strahlend auf, wobei ihn die Decke fast von den Füßen gerissen hätte. Während er es sich auf der Couch einrichtete, verschwand ich in mein Schlafzimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Kurz darauf schlief ich ein. Ich wurde wach, weil ich das Umdrehen des Schlüssels in der Haustür hörte. Moment mal - ach so, ja, Fye war ja mitten in der Nacht bei mir aufgekreuzt - und hatte mir die Tür gegen den Kopf gehauen. Auch wenn das nicht ganz absichtlich gewesen war. Ich wurde durch meine Kopfschmerzen daran erinnert. Aber, verdammt noch mal, wieso hatte Fye einen Schlüssel? Es war wohl meiner... ich hatte ihn ja auf dem Küchentisch liegen gelassen gehabt. Ich richtete mich auf. Keine besonders gute Idee. Mein armer Kopf. Ich tastete nach der Stelle, wo mich die Tür erwischt hatte. Der Verband hatte sich in der Nacht - zumindest in der ich dann hatte schlafen können - gelockert und war ein wenig verrutscht und hing mir jetzt im halb Gesicht. Ich stand auf - angezogen war ich ja noch - und ging in die Küche. Fye war auch dort, er stellte gerade eine große Einkaufstüte ab. "Ah, Guten Morgen, Kuro-tan!", begrüßte er mich. "Wie geht's deinem Kopf?" Ich brummte etwas von "Wie sollte es dem gehen, wenn du Idiot eine Tür dagegen haust...?!" und musterte skeptisch die Tüte. Fye folgte meinem Blick. "Ich dachte, du hast so wenig im Kühlschrank, da bin ich einkaufen gegangen. Quasi als Entschuldigung für die Sache mit der Tür.", erklärte er. Dann kam er auf mich zu und streckte die Hand nach dem Verband aus. "Soll ich dir den neu machen?", fragte er und musterte mich besorgt. Ich schüttelte den Kopf. "Das mach ich selbst...", brummte ich und verschwand erst mal im Bad. Als ich in den Spiegel sah, erschrak ich ein wenig. Man sah mir an, dass es mir nicht besonders gut ging. Kein Wunder, dass Fye so sparsam geguckt hatte. Außerdem hatte sich die Mullbinde rot gefärbt. Die Wunde selbst blutete aber nicht mehr, bemerkte ich, als ich den Verband abgewickelt hatte. Ich spritzte mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Dadurch wurde ich ein wenig wacher, aber mein Kopf schien immer noch zu platzen. Ich sollte noch eine Aspirin nehmen... Ich machte den Verband neu und ging in den Flur, um mir eine Kopfschmerztablette zu holen. Danach kehrte ich in die Küche zurück. Mir fiel auf, dass Fye Decke und Kissen ordentlich auf dem Sofa gestapelt hatte. Seit wann war er wach? Er sah gar nicht müde aus. Dabei hatte er doch den Wasserrohrbruch gehabt. "Was macht eigentlich dein Wasserschaden?", fragte ich ihn. "Tja. Da gibt's nicht mehr viel zu retten. Alles ist durch das Wasser kaputt gegangen.", antwortete er und hob in einer leicht hilflosen Geste die Arme.. "Auf jeden Fall dauert es Monate, bis alles wieder trocken ist und man wieder drin wohnen kann." Monate? Ich überlegte. Ein Hotel ging wohl schlecht, das wurde auf die Dauer teuer und neue Wohnungen zu kriegen dauerte auch sehr lange, weil es kaum welche gab - wenn man nicht gerade reich war. Und da er kein Auto hatte, müsste er sich Wohl oder Übel eine in der Nähe des Reviers mieten, doch da standen die Chancen noch schlechter. "Du kannst so lange bei mir wohnen.", sagte ich. "Allerdings musst du die Hälfte der Kosten übernehmen." Fye schaute sehr erstaunt. Das hatte er wohl nicht erwartet. "Vielen Dank, Kuro-pan! Natürlich gebe ich die Hälfte dabei!" "Nenn mich gefälligst nicht immer so! Ich heiße Kurogane!!" Für mich kam das allerdings auch nicht so ungelegen. Schließlich brauchte ich jetzt ja auch nur die Hälfte bezahlen, blieb mehr für die Reparatur des BMWs... "Ähm. Könntest du mir vielleicht ein paar Sachen zum Anziehen leihen? Meine sind leider ziemlich nass geworden und die Geschäfte haben jetzt zu..." Fye sah mich an. Er hatte - nach genauem hinsehen - tatsächlich einen Pyjama an. War er so einkaufen gewesen? Ich nickte. Mal sehen ob ich was fand, dass ihm nicht allzu groß war und tatsächlich, ich fand zwei Hosen und ein paar Shirts, die ihm passen müssten. Vorsorglich gab ich ihm auch noch einen Gürtel, falls die Hosen doch etwas zu weit waren. Schließlich konnte er ja schlecht im Schlafanzug durch die Gegend turnen. "Vielen Dank, Kuro-bun!", sagte er und verschwand im Bad, um sich umzuziehen. Ich warf ihm einen leicht wütenden Blick hinterher. "Du sollst mich nicht so nennen, verdammt noch mal!!" Nachdem er wieder in meinen Klamotten - die Hose war ein wenig zu lang und das Shirt ein wenig zu weit, was ihn aber nicht sonderlich zu stören schien - aus dem Bad kam, fragte er: "Könnten wir bei mir in der Wohnung nachschauen, ob ich noch was finde, was noch nicht ganz hinüber oder zu retten ist? Gestern Nacht habe ich mir nur einen groben Überblick verschaffen können." "Wenn wir danach bei der Werkstatt vorbeifahren." Mal sehen, wie weit mein BMW war. Ich fragte mich, wer uns da hatte abdrängen wollen. "Hast du den Typ erkannt, der uns fast umgebracht hätte?", fragte ich Fye. "Nein, ich habe niemanden erkennen können... das Nummernschild auch nicht.", meinte Fye seufzend. "Das war gestern ja ein ganz schönes Desaster." Ich nickte. Und ob! Zum Glück war nicht mehr passiert. Es hätte jemand verletzt werden können. "Na, dann komm." Wir machten uns auf den Weg zu Fyes Wohnung. Zumindest regnete es nicht mehr, aber es hingen schwere, graue Wolken am Himmel. Außerdem war es kalt. Mein Partner wohnte, ebenso wie ich, in einem mehrstöckigen Haus. "Wo war denn der Rohrbruch?", fragte ich, während ich meinem Partner ins Treppenhaus folgte. "In meiner Wohnung. Und die liegt ganz oben.", antwortete er mit einem schiefen Lächeln. "Ich glaube, meine Nachbarn haben auch etwas Wasser in die Wohnung bekommen..." "Und deine Wohnung ist jetzt komplett geflutet?" "Ja, ich denke, so könnte man das ausdrücken. Natürlich wurde das Wasser abgepumpt, aber es ist sicher noch alles nass... Besonders die Möbel...", erzählte er, während wir die letzten Treppen stiegen und vor seiner Wohnungstür stehen blieben. Das hörte sich ja nicht gut an. Ich musterte den Boden. Das Wasser schien wirklich bis auf den Flur gelaufen zu sein. Er schloss die Tür auf und schob sie auf. "Ein wenig trockener als heute morgen ist sie schon...", meinte er grinsend. Also, ich würde das nicht unbedingt witzig finden. Die Wohnung war nicht schlecht - zumindest war sie das vor dem Wassereinbruch sicher gewesen. Man sah an den Wänden, wie hoch das Wasser gestanden hatte. Gute sechzig Zentimeter waren es sicher gewesen. An manchen Stellen waren sogar immer noch kleine Pfützen und es sah ziemlich verwüstet aus. Es sah eher nach einer Riesenwelle als nach einem Rohrbruch aus. Was zur Hölle hatte er gemacht?! Als ich mich weiter umsah, entdeckte ich in der Küche ein riesiges Loch in der Wand. In dieser Wand verliefen alle wasserführenden Rohre, wie es aussah - beziehungsweise, das war einmal so gewesen. Das erklärte einiges. Ihm war nicht nur ein kleines Rohr, wie beim Wasserhahn, kaputtgegangen, nein, bei ihm war förmlich der gesamte Wasserhaushalt in der Wohnung gelandet. Der Schutt von den Überresten der Wand stand in Eimern herum. Das musste vor den Aufräumarbeiten ausgesehen haben, wie bei einem Bombeneinschlag. Wo war eigentlich Fye abgeblieben? Ich hörte ein dumpfes Geräusch, als wäre etwas zu Boden gefallen. Ich ging eine Tür weiter und lugte in sein Schlafzimmer. Ein Regal stand schief und drohte umzukippen. Eines der Regalbretter war herausgefallen. Unweit vom Fenster stand eine Tasche auf dem Boden, daneben hockte Fye. Er rührte sich aber nicht. "Hey, wolltest du nicht ein paar Sachen zusammenpacken?", fragte ich. Merkwürdig. Keine Reaktion. Hatte er mich nicht gehört? Ich ging zu ihm. Er schien mich nicht zu bemerken. Ich hockte mich hin und bemerkte, dass er leichenblass war. "Hey...!!" Ich legte meinem Partner die Hand auf die Schulter. Er zuckte heftig zusammen und blickte mich an, aber es war so, als würde er mich nicht erkennen. Seine Augen waren angstvoll aufgerissen und er fing an zu zittern. "Nicht..."; stammelte er und duckte sich. Was war los mit ihm?! Ich schüttelte ihn leicht an der Schulter und zog ihn auf die Beine. "Fye, verdammt, was ist los?!", fragte ich ihn, etwas lauter, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Er blinzelte und seine blauen Augen flackerten. Erkennen blitzte in ihnen auf. "Kuro-san...?", flüsterte er, kaum hörbar und sah verwirrt aus. Ich rüttelte ihn noch einmal kurz und sein Blick klärte sich langsam. "Was ist passiert?!", wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf - als wollte er irgendetwas abschütteln. "Ich....ich...", stotterte er und stockte. Er schien sich zu sammeln. "Ich wollte den Koffer vom Schrank angeln, aber ich habe vergessen, wie unstabil das Regal ist...", antwortete er mir dann schließlich, übertrieben fröhlich. "Und dann kam mir alles entgegen...heheee..." Er verschränkte verlegen die Arme hinterm Kopf und das gewohnte Grinsen machte sich wieder auf seinem Gesicht breit. Ich war mir sicher, dass er mir vor seinem Stocken etwas ganz anderes sagen wollte. Wenn man fast ein Regalteil abbekommen hätte, war man vielleicht erschrocken, aber doch sicher nicht dermaßen, als hätte man einen Geist gesehen. Und Fye sah aus, als hätte er genau das. Er war völlig apathisch gewesen, wie in Trance oder in einer anderen Welt. Ich musterte ihn skeptisch. "Du warst blass wie ein Laken.", stellte ich fest. "Was ist wirklich passiert?" Die Geschichte mit dem Koffer kaufte ich ihm nicht ab. Er schaute mich fragend an. "Das habe ich doch gerade gesagt, oder? Ich glaube, ich hab das Regalbrett abbekommen...", meinte er leichthin. "Könntest du mir den Koffer geben, Kuro-pi?" Der wollte mir doch echt weismachen, dass das Regal an seinem merkwürdigem Verhalten von gerade Schuld war. Aber wenn er es mir nicht sagen wollte, konnte ich auch nichts machen. Ich griff nach dem Koffer, der auf besagtem Schrank lag und zog ihn herunter. Und auch eine Menge Staub. Ich blinzelte, weil ich ihn in die Augen bekam. Ich reichte Fye den Koffer und rieb mir über die Augen, um den Staub wieder herauszubekommen. "Vielen Dank!", sagte er und stellte ihn neben die Tasche. Dann fing er an, seine Sachen zusammenzusuchen. Ich brachte das gekippte Regal wieder in die Senkrechte und machte den Regalboden wieder daran fest, während ich überlegte, was meinen Partner so aus der Fassung gebracht haben könnte. So was war doch nicht normal!! Doch mir blieb keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, weil Fye mich aus meinen Gedanken riss. "Kuro-chan~" Ich drehte mich zu ihm um - er hockte auf der Tasche und kämpfte mit dem Reißverschluss. Das war doch nicht zu fassen! Manchmal war er echt zu dämlich. Ich schob ihn zur Seite, stopfte die Sachen in der überfüllten Tasche noch ein wenig weiter hinein und schloss den Reißverschluss. Fye strahlte mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, er bekäme ein neues Auto. Ich fragte mich, wieso zur Hölle, er nicht ein paar Sachen in den Koffer getan hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass dieser schon ziemlich schwer gewesen war, als ich ihn vom Schrank geholt hatte. Er war anscheinend schon voll gewesen. Ich hatte noch nicht ganz zuende gedacht, als Fye sich auch schon den Koffer schnappte, gleich darauf auch noch die Tasche und an mir vorbeischwankte. In der Tür blieb er plötzlich stehen. "Ups~", machte Fye. "Wieso gehst du nicht einfach durch diese verdammte Tür, anstatt da Wurzeln zu schlagen?!", fragte ich ihn. "Weil..." Ich konnte sein Grinsen förmlich hören "ich fest hänge, Kuro-chi!" Auch das noch!! So viel Blödheit musste doch schon wehtun, dachte ich und brummte genervt. Wie konnte er denn bitte in der Tür feststecken?! Ich schlug mir mit der flachen Hand vors Gesicht. Dann packte ich ihn hinten an seinem Mantel - der eigentlich auch mir gehörte, den seiner war am Trocknen - und zog. Er saß tatsächlich fest! "Verdammt noch mal, das ist mit dir ja nicht zum Aushalten...", knurrte ich und versuchte es mit Drücken. Das half auch nicht viel. Dann kam ich auf die Idee, erst sein Gepäck loszubekommen und zog an der Tasche, die sich auch bewegte. Allerdings auch nur ein paar Zentimeter. Das konnte doch nicht wahr sein!! Ein wenig ratlos ließ ich los und trat einen Schritt zurück. "Sag mal, machst du das eigentlich mit Absicht?!" "Nyaaaa~ die Schlafzimmertür ist ein wenig schmaler als die anderen, das hatte ich aber vergessen...und außerdem ist glaube ich ein hervorstehender Dübel oder so was..." Ich schnaufte und versuchte es dann noch mal, ihn zu befreien. Diesmal klappte es. Er stolperte rückwärts, mir entgegen und ich fing ihn auf. "Sonst noch irgendetwas, was dir entfallen ist? Am besten fällt dir das vorher ein, bevor so was noch mal passiert...", grummelte ich, während ich ihn auf die Beine stellte und ihm die Tasche aus den Händen nahm. Er schien ernsthaft zu überlegen. Dann schüttelte er den Kopf. "Nicht, dass ich wüsste..." Dadurch brachte er sich einen ungläubigen Blick meinerseits ein, bevor ich ihn vorwärts schob. "Wir haben auch noch was anderes zu tun. Hast du alles?!" "Jupp.", sagte er und spazierte voraus, zum Passat, wo wir sein Gepäck in den Kofferraum packten. Dann fuhren wir zur Werkstatt, in der mein BMW repariert wurde. Die Mechaniker hatten ihn auseinander genommen und schraubten eifrig daran herum. Wie es aussah, dauerte es wohl noch eine Weile. Aber der Chef sagte mir, dass sie ihn wieder hinbekommen würden. Gut. Dann brauchte ich ihn nicht abzuschreiben, was mir sehr missfallen hätte, denn ich hing an diesem Wagen. "Und jetzt?", fragte Fye, als wir wieder in Richtung Passat gingen. Es war schon um die Mittagszeit herum. "Wie wäre es mit Mittagessen. Du hast doch eingekauft.", schlug ich vor. "Das klingt gut!", meinte er strahlend. "Wir könnten einen Eintopf machen, oder Nudeln..." Er grinste. "Oder einen Eintopf mit Nudeln. Oder magst du lieber was anderes?" "Mir egal." Ich aß fast alles. Von mir aus konnten wir Eintopf machen. Wieder bei mir zuhause angekommen, parkte ich den VW und wir holten Fyes Klamotten aus dem Heckraum. Dann fuhren wir mit dem Lift zu meiner Wohnung hoch und verstauten die Sachen meines Partners. Danach machten wir uns ans Kochen. Obwohl es erst kurz nach Mittag war, wurde es draußen schon wieder dunkel, bemerkte ich, als ich aus dem Fenster sah, während ich das Gemüse schnippelte. Fye rührte vergnügt in einem großen Topf herum und summte vor sich hin. Nichts wies auf den Vorfall von vorhin in seiner Wohnung hin. Doch ich hatte es nicht vergessen. Was zur Hölle war wirklich passiert?! Ich brachte das kleingeschnittene Gemüse zu Fye und tat es in den Topf. "Hey, Hey.... Du schmeißt ja alles daneben...!", rief mein Partner. Ich senkte meinen Blick. Tatsächlich, mehr als die Hälfte war daneben gefallen, weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Ich brummte etwas unverständliches und sammelte die danebengegangenen Stückchen wieder ein und warf sie in den Topf. Fye rührte munter weiter, schien aber jetzt auch in Gedanken zu sein. Optimale Vorraussetzung fürs Kochen, wenn sich niemand darauf konzentrierte, was er gerade tat. Also verdrängte ich die Gedanken von eben und beschloss darüber später nachzudenken, damit uns das Essen nicht auch noch anbrannte. Da ich mit dem Gemüse fertig war, fing ich an den Tisch zu decken. Was ich nicht sehr oft tat, weil ich meistens allein und dann außerhalb oder auf der Couch aß. Ich stellte gerade die letzten Sachen auf den Tisch, als Fye "Fertig!" rief und mit dem Kochlöffel umherschwenkte. Ehrlich gesagt wurde das auch Zeit, denn ich hatte Hunger. Und ich musste zugegeben, dass Fye sehr gut kochen konnte. Zwar hatte ich mitgeholfen, aber das meiste hatte er gemacht. "Kannst du nicht kochen?", fragte Fye mich, als wir am essen waren. "Doch. Aber meistens habe ich nicht die Zeit dazu.", meinte ich und er nickte. "Kenn ich auch." Schließlich redeten wir über belanglose Dinge wie das Wetter und den Job, als das Telefon klingelte. Als ich den Hörer abhob und "Ja, bitte?!" brummte, schallte mir Shinsais Stimme entgegen. "Detective? Ich weiß, es ist Ihr freies Wochenende, aber könnten sie mir vielleicht einen Gefallen tun?" "Ich ~" "Vielen Dank!" Sie ließ mich nicht einmal ausreden, geschweige denn protestieren, sondern redete einfach weiter. Wahrscheinlich hatte sie eben, als ich versucht hatte, ihr klar zu machen, dass ich auf gar keinen Fall mein - eines der wenigen freien - Wochenende opfern würde, eh nur einen Schluck Kaffee genommen. Also brummte sie mir diesen "Gefallen" einfach auf. Wieso konnte sie denn keinen anderen dafür herbeordern? Eine Stunde später stand ich also - mit meinem Partner - im strömendem Regen und observierte ein Juweliergeschäft, auf das ein Überfall geplant war. Verdammt, das war doch wohl nicht mein Job, ich war jetzt bei der Mordkommission und nicht beim Raubdezernat!! Aber versteh einer die Chefs... Ich lehnte mich gegen die Mauer des Gebäudes, das dem Juwelier gegenüber lag und wo wir Stellung bezogen hatten. Warum waren die Straßen auch so eng und deshalb mit absolutem Halteverbot beschildert, weshalb wir auch von außerhalb des Autos observieren und uns voll regnen lassen mussten?! Und wie es aussah, würden wir auch noch Stunden hier stehen, zur Zeit tat sich nämlich rein gar nichts. Außer, dass Fye in diesem Moment mit einer Packung Bonbons vor meiner Nase herumwedelte. "Auch eins, Kuro-chi?", fragte er fröhlich. Ihm schien es anscheinend nichts auszumachen, sich hier die Beine in den Bauch zu stehen und obendrein auch noch nass zu werden, sodass man meinen könnte, wir wären hergeschwommen. "Nein, danke.", brummte ich mit einem Seitenblick auf meinen Partner, bevor ich mich wieder auf den Juwelier konzentrierte. "Die schmecken aber wirklich gut...", verkündete Fye, etwa eine halbe Minute später. "Ich möchte keins." Ich seufzte, wandte den Blick aber nicht von dem Geschäft ab. "Sicher?", wollte der Blondschopf wissen und ich hörte Papier knistern. "Ja, ganz sicher.", meinte ich genervt und warf ihm einen ebenso genervten Blick zu. "Okay, dann nicht...", gab er zurück und aß den Drop selbst. "Erstick da aber nicht dran, klar?", sagte ich und widmete mich wieder dem Schmuckladen. Wenn nicht bald irgendetwas passierte, würde ich noch durchdrehen, dachte ich gereizt. Im Regen herum stehen und dabei auch noch vom Partner genervt zu werden, zählte nicht gerade zu meinen Hobbies. Doch gerade bei diesem Gedanken regte sich etwas im Juwelierladen. Der Inhaber öffnete das Geschäft und ging dann seiner Arbeit nach: es sich hinter dem Tresen bequem machen und Kaffee trinken. Zumindest glaubte ich, dass es Kaffee war. Dann passierte eine halbe Stunde nichts mehr, nur dass ein paar Autos die Straße heruntergefahren kamen, die aber nicht hielten oder sich sonst verdächtig benahmen. Und noch ein Auto. Aber Moment mal, das hatte ich doch eben schon einmal gesehen. Hatte der Fahrer des Wagens sich verfahren oder war er nur einmal um den Block gefahren, um sicher zu sein, nicht gestört zu werden? Gut, dass es schon dunkel war, denn sonst hätte er uns sicher gesehen. Auch Fye schien der Wagen aufgefallen zu sein, denn er hörte auf mit der - mittlerweile leeren - Bonbontüte herumzuspielen. Der Wagen parkte. Eigentlich war es ein eher unauffälliges Auto: häufige Marke und eine genauso häufige Farbe. Doch was mich stutzig machte war, dass es mit laufendem Motor, direkt vor dem Eingang des Geschäfts hielt. Dann schien es ja jetzt loszugehen. Und tatsächlich. Es waren drei, die ausstiegen, einer - der Fahrer, der übrigens unser Informant war - blieb im Wagen. Diese drei stürmten in den Laden, sodass der Ladenbesitzer entsetzt aufsprang und sein Getränk verschüttete. Dann räumten sie alles leer und dann sollte der Inhaber den Safe öffnen. "Sag mal. Wieso stehen wir noch hier?", fragte Fye. "Sollten wir ihm nicht helfen?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Wir sollen denen später folgen, zu ihrem Versteck." Zu zweit gegen vier, schön und gut, das würden wir vielleicht schaffen, aber Shinsai hatte ausdrücklich gesagt, dass wir nicht eingreifen sollten, sondern uns hinterher nur an die Diebe heften sollten. "Die gehören zu einer Diebesbande, die wahrscheinlich sogar mit der Mafia zusammen arbeitet... und die wollen wir kriegen.", erklärte ich. "Aber wieso überfallen die denn diesen Juwelier, ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass hier wirklich niemand ist?" "Frag mich was leichteres.", brummte ich. Wahrscheinlich, weil dieser Juwelier erst gestern neue Ware bekommen hatte und dazu noch ziemlich abgelegen war. Und weil sie einen Tipp von unserem Informanten, der Undercover agierte, bekommen hatten. Der hatte ihnen wahrscheinlich gesagt, dass der Coup todsicher war. Aber leider konnte er uns das Versteck der Bande nicht mitteilen, weil es zu gefährlich wäre, da er sonst auffliegen würde. Es war für ihn schon riskant gewesen, uns den Tatort zukommen zu lassen, ohne entdeckt zu werden. Da kamen die Gangster auch schon wieder heraus. Den Ladenbesitzer sah ich nirgendwo. "Okay... hinterher.", meinte ich und bewegte mich vorsichtig, aber schnell zu unserem Wagen, den ich etwas weiter in der Seitengasse abgestellt hatte. Fye folgte mir genauso schnell und lautlos. Wir hörten auf der Straße das Durchdrehen von Reifen und das Aufheulen eines Motors, als wir in den Passat stiegen und ich den Motor anließ. "Dann wollen wir mal." Ich lenkte den Wagen aus der Gasse heraus und hängte mich - hoffentlich - unauffällig ans Fluchtauto vor uns, das gerade um die nächste Ecke verschwand. Die ersten zehn Kilometer musste ich aufpassen, nicht zu nah an das Auto heranzufahren, aber trotzdem nicht abgehängt zu werden. In den Vororten gab es so viele Seitenstraßen, dass einem das schnell passieren konnte. Aber in der Innenstadt wurde es besser, da die Straßen belebter wurden und es nicht so schnell auffiel, dass man verfolgt wurde. Außerdem war es dunkel. Und mit diesem Passat fielen wir garantiert nicht auf. Zumindest würden sie sicher nicht vermuten, dass wir von der Polizei waren. Eine Weile später wurde es dann wieder schwieriger, weil wir die Stadt wieder verließen. Bei diesem Wetter war auf den Landstraßen kaum jemand unterwegs. Aber dennoch, die Gangster würden sich sicher immer mal versichern, dass sie nicht verfolgt wurden. "Kuro-ta!! Sie sind abgebogen!", sagte Fye, der die ganze Fahrt über erstaunlich ruhig gewesen war, plötzlich. Ich fuhr weiter geradeaus. "Das weiß ich. Aber dieser Weg führt bloß wieder auf diese Straße zurück.", meinte ich. "Also, ein Test?" "Ja." Hier gab es viele solcher Wege. Ich fuhr ein wenig langsamer, sodass wir nicht etwa vor dem Fluchtauto landeten. Da tauchten sie auch wieder vor uns auf. Gut, dass unser Informant der Fahrer war. Ich behielt die Geschwindigkeit bei, damit es so aussah, als wenn wir zufällig hier fahren würden. In die nächste Ausfahrt folgte ich ihnen. Nach einer Weile schalteten sie Ihr Scheinwerferlicht aus. Vielleicht sollte ich das auch lieber tun? Ich ließ mich ein wenig zurückfallen, knapp außer Sichtweite und wartete die nächste Seitenstraße ab. Als wir dort vorbei fuhren, schaltete ich mein Licht ebenfalls aus. So musste es aussehen, als wären wir abgebogen. Jetzt war es schwieriger, sie zu verfolgen, doch anscheinend ging diese Straße immer nur noch geradeaus. Leider kannte ich mich in dieser Gegend nicht mehr aus. Bald fuhren wir auf einem unebenem Waldweg, der ganz matschig war, weil es ja die ganze Zeit regnete. Und dann auch noch den Weg nicht sehen zu können, da die Scheinwerfer ja aus waren, machte die Sache noch ein wenig schwerer, weil ich langsam fahren musste, damit wir keine nähere Bekanntschaft mit einem Baum machten. Verdammt, warum mussten die ihr Versteck - wenn sie denn dort hinfuhren - auch in so einer gottverlassenen Gegend haben? Ich trat auf die Bremse. Verflucht! Fast wären wir auf das Auto aufgefahren. Es stand genau hinter der nächsten Kurve. Jetzt konnten sie es schlecht übersehen, dass sie verfolgt wurden. Doch nichts rührte sich. "Heeehe...", Fye klang erleichtert. "Scheinen nicht mehr im Wagen zu sein..." Stellte sich die Frage wo sie dann waren. Ich setzte ein Stück zurück und parkte unseren Passat ein Stück entfernt. "Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt, wie's aussieht.", brummte ich. Hoffentlich. Vorsichtig stiegen wir aus, schließlich waren die Kerle ja bewaffnet und ich war nicht scharf darauf, eine Kugel abzubekommen. Doch immer noch rührte sich nichts. Ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen war, ließ sich nicht sagen. Als wir um die Ecke bogen und hinter dem Fluchtauto in Deckung blieben, hörte ich Stimmengewirr. Es schien von etwas weiter rechts zu kommen. Dann erklang ein Türklappen und es war ruhig. Dann wurde es ein wenig heller. Aus den Fenstern eines Hauses, das jetzt erkennbar wurde, schien Licht. Aber die Vorhänge waren zugezogen und so konnte man nur Silhouetten erkennen, die hin und wieder vor dem Fenster auftauchten. War das etwa das Versteck? "Vielleicht sollten wir näher herangehen...", flüsterte Fye und deutete mit einer Kopfbewegung zu dem Gebäude. Ich dachte einen Moment darüber nach. Wenn das wirklich ein Versteck der Mafia war, dann war es bestimmt gut gesichert und man konnte nicht einfach so hinspazieren. Aber in diesem Fall hatten sie uns sicher schon entdeckt. Dennoch schlichen wir schließlich zu dem Haus und lugten hinein, da wo der Vorhang nicht ganz geschlossen war. Es waren vier Personen im Raum, die gerade die Beute aufteilten. Doch zwei davon waren mir unbekannt. Was hieß, dass noch zwei woanders sein mussten - was auch so war, ich das aber nicht mehr richtig mitbekam, denn als ich bei einem Geräusch herumwirbelte, bekam ich einen Schlag verpasst. Beim Zurücktaumeln schlug ich mir den Kopf an der Wand an. Dann war alles schwarz. File 4 - Closed ---------------- Sooooo. Nyaaaaaaa~ das Ende von diesem Chap....naaaa ja. Ich selbst finds eher nicht so gut. Wollte wohl einfach nur fertig werden.... Sorry.... nächstes Mal geb ich mir mehr Mühe... Kapitel 5: File 5 ----------------- File 5 "Au..." Ich richtete mich weiter auf und fasste mir mit der rechten Hand an den Kopf. Schon wieder eine Beule. Eigentlich hatte ich nicht vor, darin einen Weltrekord aufzustellen. "Kuro-min!", hörte ich Fye von rechts. "Ewww....nicht so laut! Mein Kopf!", brummte ich und schaute ihn säuerlich an. "Sorry...", meinte er in einer erträglicheren Lautstärke. "Aber es wird Zeit, dass du aufwachst!" Ach ja. Hatte ja nähere Bekanntschaft mit einer Hauswand gemacht. Also schloss ich daraus, dass wir jetzt in der Hütte waren. "Wie lange sind wir denn schon hier?", fragte ich und registrierte nebenbei, dass ich mit der linken Hand an ein Rohr gefesselt war. "Ungefähr zehn Minuten~", meinte Fye. "Aber wollten wir nicht eigentlich die anderen fangen?", fragte er - grinsend, klar. Wir hatten es vergeigt. Verdammt. Aber kein Wunder, wenn man sich so dämlich anstellte und sich in eine Falle locken ließ. "Nein, eigentlich wollten wir sie zum Tee einladen!", knurrte ich. "Was denkst du denn...?!" Fye hob eine Augenbraue. "Nyaaa~ das hab ich doch auch gar nicht so gemeint..." Ich brummte. Und so was an meinem dienstfreien Wochenende. Hätte Shinsai nicht Storm schicken können? Oder war sie noch sauer wegen dem Unfall? Wahrscheinlich lag es am Kaffee. Wegen dem Zeug kam sie auf dumme Ideen... Fye legte sich quer über mich und riss mich aus meinen - sinnfreien - Gedankengängen. "Was soll das?!", fragte ich perplex. "Ich...versuche das Schloss aufzukriegen.", kam es konzentriert zurück. Musste er sich denn gleich auf mich drauf schmeißen? "Kuro-chi~ Hilfst du mir mal?", fragte er. "Mit einer Hand geht das so schlecht..." Stimmt ja. Er hatte ebenfalls nur eine Hand frei. Doch so, wie er jetzt lag, kam ich mit meiner rechten Hand nicht an die linke Seite. "So geht das nicht...!", meinte ich. "Oh~ ja, Moment...", er ächzte und rappelte sich hoch. Fast hätte ich seinem Ellenbogen im Magen gehabt. Jetzt kam ich dran. Mann, war das kompliziert. Fye lehnte sich wieder über mich. "Pass auf, wo du deine Hand hinlegst!", knurrte ich. "Jaaa~", meinte er und zückte einen Draht. "Wo hast du den denn wieder her?", fragte ich. "Kyah. Manchmal sind sie ganz nützlich...", meinte er und begann im Schloss herumzustochern. Es wollte nicht so recht klappen. Zwar nicht ganz die Antwort, die ich haben wollte, aber egal. "Beeil dich! Haben die uns unsere Dietriche weggenommen?" "Ja, leider. Sonst würde ich es ja auch mit denen versuchen. Den Draht haben sie glaub ich übersehen...", meinte er. "Ich glaube....ich hab's gleich..." Na hoffentlich. Es wurde so langsam verdammt unbequem. Es klackte. "Hah!" Fye schwenkte triumphierend den Draht und das Schloss. "Geschafft!" "Gut. Dann kannst du ja von mir runtergehen." "Oh, ja...~" "VERDAMMT! ICH HAB DIR GESAGT, PASS AUF DEINE HAND AUF!" Nachdem ich Fye befreit und er das Türschloss geknackt hatte, waren die Gangster natürlich längst ausgeflogen. Hatte nichts anderes erwartet. Nur- warum mussten sie unbedingt auch noch unseren - beziehungsweise den geliehenen - Passat mitgehen lassen? Der war zwar mit einem GPS-Sender ausgestattet, doch den hatten die sicher zerstört. Und selbst wenn nicht und wenn wir ein Ortungsgerät hätten - wir hätten ihnen nicht folgen können. Unser Fahrzeug war ja weg. "Tja~ sieht so aus, als würden wir hier festsitzen...", stellte Fye fest und sah sich um. Da hatte er recht. Im Dunkeln und zu Fuß kamen wir sicher nicht zurück. Und schon gar nicht bei dem Regen. Wir waren gerade mal drei Minuten draußen gewesen und waren klitschnass. "Dann müssen wir wohl oder übel hier bleiben...", meinte ich. Wieder drinnen hängten wir unsere tropfenden Mäntel auf und sahen uns erst mal genau um. Hier drin war es zwar nicht gerade warm, aber angenehmer als draußen. Es war nicht, viel was wir fanden - aber mehr als ich erwartet hatte. Ein bisschen Feuerholz war noch da - auch Kerzen und Streichhölzer, die Fye irgendwo ausgegraben hatte. Damit hatte sich dann das Heizproblem gelöst. Lebensmittel gab es keine, das Abendessen fiel also aus. Aber ich fand noch ein paar Decken. Die mussten vorher aber ordentlich ausgeklopft werden. Verdammt, waren die staubig!! Als ich die Decken ausgeklopft hatte, war es Fye gelungen ein Feuer zu entfachen und hockte schon davor. Ich ließ eine Decke über ihn fallen. "Damit du dich nicht erkältest..." "Danke, Kuro-rin!" Er lächelte und hüllte sich in die Decke. Ich setzte mich neben ihn, nachdem ich mir meine Decke um die Schultern gelegt hatte. Schweigen. Aber die angenehme Art des Schweigens. Nicht, weil man nicht wusste, was man sagen sollte, sondern einfach nur, weil man die Stille genoss. Zumindest ging es mir so. Draußen prasselte der Regen auf das Dach und rauschte an den Fenstern herunter. Das Feuer knackte und loderte und langsam wurde es angenehm warm. "Mir ist kalt...", murmelte Fye plötzlich, wohl mehr zu sich selbst, als an mich gerichtet. Ich schaute zu ihm. Er hatte die Arme um seine Knie geschlungen und zitterte leicht. Er starrte ins Feuer. Abwesend. Mit den Gedanken ganz wo anders, weit weg. "Kalt...", wiederholte er leise, gerade noch ein Flüstern. Ich rückte ein wenig weiter zu ihm und legte ihm meine Decke um die Schultern. Er schrak zusammen und blinzelte, als wäre er gerade aufgewacht. "Eh...?", lächelte er mich erstaunt an. Doch irgendwie ... es war ein falsches Lächeln, traurig. Er merkte wohl, dass ich misstrauisch wurde, denn er schaute wieder weg. "Danke... Aber wird dir jetzt nicht kalt?", fragte er. "Ich finde es warm genug." "Okay~" Er hüllte sich fester in die Decken. Ich spürte ein Gewicht an meiner Schulter. Ich sah zu Fye und wollte gerade fragen, was das werden sollte, doch ich merkte, dass er eingeschlafen war. Er atmete ruhig und gleichmäßig - und hatte ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Während ich ihn noch eine Weile musterte, dachte ich darüber nach, weswegen er immer so gute Laune hatte - vielmehr so tat, als ob. Zwar sah es so aus, doch er hatte so unendlich traurige Augen. Undurchdringlich. Hellblau. Wie Eis. Ich fragte mich, warum er nicht lächelte. Es würde ihm bestimmt stehen - ein ehrliches, fröhliches Lächeln, dass sich auch in seinen Augen widerspiegelte. File 5- Closed Hui. Diesmal zum Schluss ziemlich ernst geworden. Habe wohl grad ne ernste Phase. Na ja. Aber ich hab mich bemüht, das Kapitel schnell zu schreiben. Und einen nicht ganz so fiesen Cliffie ans Ende zu bringen. XD Nyo. Wir sehen uns im nächstem File!! (Auch schon fertig....XD) Kapitel 6: File 6 ----------------- Gaaaaanz schnell gewesen diesmal. Kein Wunder, bei dem Kommi-Andrang!! XD Na denn...viel Spaß... ich mach mich dann mal ans nächste File! File 6 Fye war inzwischen auf meinen Schoß gesunken und schlief dort zusammengerollt immer noch wie ein Murmeltier. Ich hatte nur wenige Stunden geschlafen. Obwohl man es eher als Dösen bezeichnen sollte. Ich bewegte mich leicht. Mir waren die Beine eingeschlafen. Fye seufzte leise und kuschelte sich fester in die Decken. Ich überlegte, ob ich ihn wecken sollte. Je eher wir aufbrachen, desto eher waren wir wieder zurück in Abaton. Aber andererseits - er schien sich richtig wohl zu fühlen... Ich beschloss, ihn noch eine Weile schlafen zu lassen. Doch in diesem Moment hob er den Kopf. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und er sah sehr verschlafen aus. Doch auch nur für zwei Sekunden. Denn dann grinste er. "Guten Morgen, Kuro-chan!", meinte er fröhlich und gähnte herzhaft. "Morgen.", brummte ich. Wenigstens einer, der ausgeschlafen war... Er richtete sich auf und fuhr durch sich durch die Haare. Viel brachte es nicht, außer dass sie noch chaotischer abstanden. Ich streckte erst mal die Beine aus. Mit einem Kribbeln kehrte dann so langsam das Gefühl wieder in sie zurück. Die ganze Nacht mit untergeschlagenen Beinen und dann auch noch mit einem Gewicht darauf zu verbringen, war nicht ganz so angenehm. Als das Kribbeln nachließ, stand ich auf. Das Feuer war ausgegangen und es war wieder kühler geworden. "Sollen wir schon losgehen?", fragte Fye mich und erhob sich ebenfalls. "Wäre vielleicht besser." Mit dem Auto hatten wir etwa zwei Stunden bis hierher gebraucht. Von den Vororten aus - und mit 50 oder 70 Km/h. Zu Fuß würden wir sicher den ganzen Tag brauchen, wenn nicht mehr. Ich sah aus dem Fenster. Zumindest regnete es nicht mehr. Aber es sah so aus, als wäre es kalt draußen. Mein Mantel war trocken, stellte ich fest, und Fyes ebenfalls. Draußen war es wirklich eiskalt. Vor der Tür blieb ich stehen. "Vielleicht sollten wir die Decken mitnehmen...", schlug ich vor. "Aber~" "Wir schicken sie halt per Post zurück....", unterband ich Fyes Einwand - natürlich ironisch gemeint. Die Dinger waren so verstaubt gewesen, die waren seit Jahren nicht benutzt worden. Außerdem hatte ich keine Lust, zu frieren. "Okay~ Ich hole sie...", meinte er und verschwand wieder im Haus, um Sekunden später mit den Decken auf dem Arm, ordentlich zusammengerollt, wieder im Türrahmen zu erscheinen. Ich nahm ihm eine ab. Dann machten wir uns auf den Weg. "Haaa~ch! Ist das schön...", meinte Fye. Er ging ein Stück vor mir, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und betrachtete das Blätterdach über uns. Zumindest was davon übrig war. Es war schließlich Herbst und die meisten der Rot-Gelb-Orange verfärbten Blätter lagen schon auf dem Boden. "Pass auf, dass du dich nicht langlegst!", warnte ich ihn. Wenn er, anstatt nach vorne zu schauen, nach oben guckte, sah ich es schon kommen, dass er gleich auf der Nase lag. Fye lachte auf, drehte sich einmal um die eigene Achse und fing eines der Blätter auf. Dann gesellte er sich zu mir und lief neben mir her. Er schaute ganz sentimental drein. Mit einem ganz merkwürdigen, undurchdringlichem Blick. "Schau mal, das Blatt passt zu deinen Augen!", meinte er versonnen und hielt es hoch. Das Laubwerk war dunkelrot und ging an den Spitzen in ein helleres Karmesinrot über. "Hehe~ allerdings nicht so tödlich wie dein Blick manchmal!", kicherte er dann. Die Waldluft bekam ihm nicht, fürchtete ich. "Hn.", machte ich nur. "Ach, Kuro-myu!!", meinte er ausgelassen. "Warum bist du immer so grummelig? Es ist doch tolles Wetter! Und der Wald ist wunderschön...!" Es war kalt. Und wir waren nicht freiwillig hier. Er hüpfte ein paar Schritte vor, drehte sich um und ging nun rückwärts vor mir her. Dabei strahlte er, als gäbe es nichts tolleres, als an einem saukalten Tag, stundenlang und kilometerweit durch einen Wald zu laufen. "Jetzt lächle doch mal - huh?" Er stolperte und kippte rückwärts in einen Blätterhaufen, dass die Blätter aufstoben und durch die Luft wirbelten. Ich schlug mir die Hand vors Gesicht. Ich hatte es gewusst!! Fye tauchte wieder aus dem Laubhaufen auf. Erst sah er ein wenig verdutzt drein, doch dann fing er an zu lachen. "Oh je~ du hattest mal wieder recht.... ich sollte aufpassen, wo ich hintrete." Er rappelte sich auf. "Allerdings." Ich zupfte ihm ein Blatt aus dem Haar. "Und jetzt hör auf mit dem Unsinn, sonst kommen wir nie an!!" "Kuro-pi~ Ich hab Hunger!", quengelte Fye. "Du nervst!!" Sollte ich jetzt was hervorzaubern oder wie? Ich hatte ebenfalls seit gestern Mittag nichts gegessen. "Aber, Kuro-chan...!" "Nenn mich nicht so!! Ich heiße Kurogane!! Verdammt noch mal!!" "Kyah! Sei doch nicht so gemein zu mir!" Wollte der sich unbedingt mit mir streiten?! "Vor drei Stunden fandest du es noch toll hier, vergessen?!" "Ist es jetzt ja auch noch!! Aber mir ist kalt und ich hab Hunger!" Ich schnaufte genervt. Der hatte Probleme. "Und außerdem kann ich nicht mehr laufen..." Damit ließ er sich einfach am Wegrand in den Blättern nieder. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. "So kommen wir nie an!!", knurrte ich. "Stell dich nicht so an und komm weiter!" "Nur fünf Minuten~" Ich seufzte. Wenn er dann endlich aufhörte, herumzujammern. "Na schön. Fünf Minuten." Aus den fünf Minuten wurde eine Viertelstunde. "Jetzt komm! Oder hast du da schon Wurzeln geschlagen?!" "Nein~, ich komme ja schon..." Er rappelte sich hoch und klopfte sich die Blätter vom Mantel. Ich ging weiter. Fye lief hinter mir her. "Nicht so schnell! Warte auf mich!" "Mir ist kalt." "Das kommt davon, wenn man sich auf den Boden setzt." "Nyaaaaaa!" "Verdammt, leg dir die Decke über...!!" Ich reichte sie ihm. Die Seine hatte ich später auch getragen, weil er durch die Gegend geturnt war wie ein Kleinkind und es musste ja nicht sein, dass sie verloren ging. Er wickelte sich in die Decke ein und rieb seine Hände aneinander. Ihm schien wirklich sehr kalt zu sein. Hatte wohl eine geringe Eigenwärme. Mir war nicht kalt. Erstens, weil wir schon den halben Tag durch die Gegend latschten und zweitens - zweitens weil Fye sich soeben an meinen Arm gekrallt und sich an mich geschmiegt hatte. "Uhhh~ du bist schön warm, Kuro-min!" Ich versuchte, meinen Arm freizubekommen, aber er hielt ihn fest umklammert. "Lass los!" "Nya~ aber du bist so schön warm. Dann wird mir ja wieder kalt....~", meinte er und drängte sich noch näher an mich. Ich machte einen Ausfallschritt zur Seite, weil ich sonst gestolpert wäre. Ich knurrte unwillig, steckte die Hände in meine Manteltaschen und stapfte weiter. Fye schlenderte - sichtlich zufrieden - neben mir her. Zumindest hatte er sich wieder ein wenig von mir gelöst. Meinen Arm jedoch hatte er immer noch umklammert. Ungefähr weitere drei Stunden später schleifte ich meinen Partner fast schon hinterher. Er wankte und hing schwer an meinem Arm. "Ich kann nicht mehr, Kuro-sama! Lass uns eine Pause machen, ja?" Ich blieb stehen. Wir waren seit sechs Stunden unterwegs - wenn nicht sieben. Wie viele Kilometer wir wohl schon geschafft hatten? Und wie viele lagen noch vor uns? Ich fürchtete, dass wir es nicht rechtzeitig vor dem Abend schaffen würden. Doch bevor ich Fye tragen musste... "Ja. Machen wir eine Rast.", meinte ich und er seufzte erleichtert. Ich breitete eine Decke aus und wir ließen uns darauf nieder. "Es tut mir Leid.", meinte Fye aus heiterem Himmel. "Hm?" Ich verstand nicht, was er meinte und sah ihn verwirrt an. Er hatte den Kopf gesenkt und blickte auf den Boden. "Dass ich... dass ich so eine Last für dich bin..." Wieder dieses traurige Lächeln. Darauf wusste ich erst einmal keine Antwort. Es stimmte. Er nervte und machte jede Menge Umstände. Außerdem war er manchmal - öfters - ziemlich ungeschickt. Aber andererseits war er mein Partner - und irgendwie... mochte ich ihn. Aus irgendeinem Grunde tat er mir Leid. Und das war bei mir sehr selten. Vielleicht war es das unglückliche Lächeln...? Manchmal wirkte er so fröhlich, richtig ausgelassen - glücklich. Aber von einer Sekunde auf die andere war er deprimiert, verletzt, zerbrechlich, leer. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Wie war er wirklich? Mir fiel auf, dass ich kaum etwas über ihn wusste. Doch wenn ich fragte, blockte er ab oder wechselte das Thema. "Kuro-ta?!", fragte er und ich hörte einen Hauch Besorgnis aus seiner Stimme heraus. "Ich glaube, ich rede wieder nur Unsinn...", meinte er und schaute verlegen. "Nein. Das tust du nicht.", sagte ich. Ich hoffte, dass er das nicht in den falschen Hals bekam oder auf das Falsche bezog. Aber ich wusste nicht, was ich sonst antworten sollte. Doch ich glaube, er hatte verstanden, was ich damit sagen wollte, denn nach einem kurzen Zögern sagte er: "Ich habe gehofft, dass du so darüber denkst..." Er lächelte mich an und auch in seinen Augen sah ich es kurz aufblitzen. "Nyaaaa... Und du hast wirklich nichts zu essen da?", fragte er dann quarrig und hängte sich an mich. Ich hielt es für besser, einen Baum anzustieren. "Nein. Seh ich so aus?!", knirschte ich. "Aber... Wir werden verhungern~...!!" "Au, au, au! Kuro-ryu!! Stop, Halt, Warte!!" Fye hüpfte auf einem Bein neben mir her. "Was hast du jetzt schon wieder?", fragte ich unwirsch. "Einen Stein im Schuh~ Aua~ Ouh..." Er stütze sich an mir ab und angelte den Stein aus seinem Schuh. Typisch! Der einzige Stein, der bisher im Wald rumlag, und gerade den erwischte er natürlich!! Ich seufzte. "Hast du's dann bald?" Es dämmerte schon und es wurde immer kälter. Inzwischen hatte auch ich mir eine Decke umgehängt. "Ja~" Er hatte den Schuh wieder an und stand wieder grade. "Sorry..." Ich brummelte etwas, wovon ich auch nicht mehr genau wusste, was es war. "Kyaaaaah... meinst du, wir schaffen es wenigstens noch bis in einen Vorort?", fragte er. "Wenn das so weiter geht, nicht!!" "Und hier kommt auch ganz sicher kein Bus vorbei?" "Ganz sicher." "Und kein Auto?" "Nein. Da müssen wir erst auf die Landstraße. Und selbst da wäre es Glück..." "Hoffentlich haben wir Glück!" "Und jetzt hör auf zu quatschen und spar dir deinen Atem fürs Laufen..." Ich schätzte, die Landstraße war noch cirka zehn Kilometer entfernt. Also würden wir ungefähr eine Stunde brauchen - wenn wir 10 Kilometer pro Stunde gingen. Und dann mussten wir ja auch noch etwa siebenundzwanzig Kilometer bis in einen der Vororte von Abaton... Also... ungefähr dreieinhalb Stunden. Und wir waren jetzt schon sehr lange unterwegs. Fye schnappte schon länger nach Luft und auch ich keuchte leicht. Mein Partner strauchelte und prallte gegen mich. "Tschuldige..." Er sah aus, als würde er gleich im Gehen einschlafen. Mir ging es nicht anders. Aber hier draußen zu übernachten? Die Temperaturen gingen sicher nicht über die Fünf Grad Celsius hinaus. Aber man sah kaum noch die Hand vor Augen und ehe man sich's versah, hatte man sich vielleicht schon verirrt... Verdammt! Dass es im Herbst immer so schnell dunkel werden musste...!! Er taumelte, stolperte noch mal und diesmal ging er zu Boden. "Uh~" Er klang zutiefst erschöpft. Ich half ihm wieder auf die Beine. Er hielt sich an mir fest. "Ich... ich fürchte, ich kann keinen Schritt mehr tun..." "Das merke ich." Es hatte keinen Sinn. Es ging einfach nicht mehr weiter. Also doch eine Freiluft-Übernachtung bei Null-Temperaturen. Hoffentlich ohne Regen. Gut, dass wir wenigstens die Decken mitgenommen hatten. Sobald wir eine Decke auf dem Boden ausgebreitet hatten, rollte Fye sich darauf zusammen. Ich legte mich daneben und angelte ebenfalls nach der Decke. Mein Partner hatte sie netterweise sofort einkassiert. Ich knurrte missmutig und mir gelang es, mir ein Ende zu schnappen und über mich zu ziehen. Ein unwirsches Brummen kam von Fye. Dann fielen mir die Augen zu und ich bekam nur noch am Rand mit, dass er sich dicht an mich kuschelte. File 6 - Closed Kapitel 7: File 7 ----------------- File 7 Irgendwann - es war auf jeden Fall verdammt früh - wachte ich auf. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war und was mich geweckt hatte. Ich spürte Fyes Wärme an meinem Rücken und hörte ihn leise atmen. Der Wind rauschte durch die Blätter. Es war kalt, aber durch die gegenseitige Körperwärme, war es unter der Decke erträglich. Regnen tat es zum Glück nicht und soweit ich das am nachtschwarzen Himmel erkennen konnte, war es nicht bewölkt. Zumindest sah ich ein paar Sterne. Da hörte ich noch ein anderes Geräusch, eines das nicht hierher passte. Einen Automotor! Aber, war es nicht ein wenig früh? Ich konzentrierte mich auf das Geräusch. Also, einer unserer Polizeistreifenwagen war es nicht, die hatten einen anderen Motor. Einen Diesel, keinen Benziner. Ich weckte Fye. "Nchfünminutn...", nuschelte er. Dann schnellte er so plötzlich hoch, dass wir fast mit den Köpfen zusammen stießen. Verschlafen sah er sich um. "Was... wo..." Dann sah er zu mir. "Ah~ Kuro-rin... Guten Morgen!", meinte er. "Es ist doch Morgen, oder?" "Ja. Und ich glaube da kommt ein Auto..." "Ein Auto? Das ist ja wunderbar!!" Er sprang auf die Füße. "Uah...! Kalt!", quietschte er, als ein weiterer Windstoß kam. "Das ist nur wunderbar, wenn wir damit endlich nach Hause kommen..." Ich erhob mich ebenfalls und fröstelte. Ich reichte Fye die Decke, mit der wir uns zugedeckt hatten - eigentlich zum Halten, doch er wickelte sich gleich wieder darin ein. Keine so schlechte Idee. Ich schüttelte die andere Decke aus und hängte sie mir auch über die Schultern. "Ich glaube, es kommt von da!", meinte ich und zeigte in die Richtung, in die wir wollten. Fye wollte losstürmen, doch ich hielt ihn fest. "Nicht so schnell... vielleicht sind das die Gangster, die zurückkommen..." "Meinst du?" "Würdest du um diese Uhrzeit durch den Wald fahren?" "Eh... ich glaube nicht." "Also sollten wir vorsichtig sein." Er nickte. "Sicher!" Wir gingen wieder zum Weg, um auf das Auto zu warten. Das Motorengeräusch wurde deutlicher. Klang nach einem alten Auto. Die Gangster hatten eines von den neuen Modellen. Das Gefährt kam um die Ecke. Es war ein alter klappriger Jeep. Vom Forstamt. "Nya! Sieht aus, als hätten wir diesmal Glück!", freute sich Fye. Das wurde auch Zeit! In den letzten Tagen waren wir je geradezu vom Pech verfolgt worden. Endlich fing der Tag mal gut an. Wir hielten das Auto an und der Förster erklärte sich bereit, uns nach Hause zu fahren. Mein Blick fiel auf die Uhr im Jeep, es war kurz nach vier. Mit dieser Zahl hatte ich es aber auch... Erleichtert ließen wir uns auf die Rückbank nieder. "Was rennen Sie eigentlich um diese Zeit im Wald herum?", fragte er, als er den Wagen wendete. "Das ist eine lange Geschichte." Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust, ihm das jetzt zu erklären. "Uns ist das Auto liegengeblieben...", meinte Fye. Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war auch nicht ganz verkehrt. "Ah. Wo denn?", erkundigte sich der Förster. "Es ist schon... abgeschleppt worden.", erklärte ich. Stimmte, das Auto war weg. "Genau~ und dann standen wir in einem Funkloch... also kein Taxi.", fügte Fye hinzu. "Die Technik, nicht war?" Der Förster grinste und Fye nickte. "Ja~ Kein Verlass..." Und so ging das Gespräch dann weiter, eben Smalltalk. "Hey..." Ich brummte unwirsch, als Fye mich immer wieder in die Seite piekste. "Wach auf!! Wir sind da!" "Ja... ich bin ja wach... hör auf damit..." Er hörte erst mit dem Gestupse auf, als ich die Augen öffnete. Ich war während der Fahrt eingedöst. Aber auch Fye sah aus, als wäre er gerade aufgewacht. Tatsächlich, wir waren schon auf der Hauptstraße. "Oh~ äh... gleich hier links!", sagte Fye gerade zum Förster. Dann wendete er sich an mich. "Wird Shinsai sauer, wenn wir unpünktlich sind?" Stimmte ja, es war Montag. Und laut Uhr mussten wir in einer halben Stunde da sein. Das schafften wir nie. Als der Förster uns knapp anderthalb Stunden später vor dem Revier absetzte, war es sieben Uhr. Eine Stunde zu spät. Na ja, was soll's, schließlich war es ja nicht meine Schuld, dass sie uns das Auto geklaut hatten. Shinsai schien das allerdings nicht so zu sehen. Sie hatte mich und Fye natürlich sofort in ihr Büro zitiert. Gerade schwenkte sie - offensichtlicht schlecht gelaunt - mit ihrer Kaffeetasse, die zum Glück leer war, denn sonst hätte ich das ganze Zeug bestimmt auf dem Mantel gehabt - vor meiner Nase herum. "Manchmal frage ich mich echt, ob Sie das nicht mit Absicht machen, Detective!!", regte sie sich auf. "Also, wenn das so weitergeht, muss ich mir wirklich noch einmal stark überlegen, ob Sie diesen Job weitermachen oder ob ich Sie nicht besser suspendiere!" Bevor sie mich tatsächlich mit der Tasse traf oder mir von dem ganzen Herumgeschlenker schwindelig wurde, nahm sie endlich die Tasse herunter. "Suspendieren...?!", fragte ich ungläubig. "Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Autos mehr oder die Banken und Juweliere können ihren Tresor gleich ganz auflassen...", meinte sie erbost. Jetzt übertrieb sie aber! Nur weil wir sie nicht sofort festnehmen konnten, hieß das noch lange nicht, dass wir sie nicht doch noch irgendwie erwischten und der Fall ungelöst zu den Akten wanderte. "Aber, Shinsai-san!", mischte sich jetzt Fye ein. Sein Lächeln war nicht ganz so breit wie immer, aber immer noch vorhanden. "Es war doch nicht Kuro-chans oder meine Schuld, dass sie uns überrascht haben... Na, ein wenig vielleicht, aber dass sie uns das Auto klauen würden, das haben wir nicht voraussehen können, oder?" Shinsai hörte auf, mich anzufunkeln, und sah zu Fye. Einen Moment lang sah sie so aus, als würde sie sich fragen, was er eigentlich hier tat. Doch dann sagte sie: "Nein, das stimmt schon! Aber Ihre Ermittlungsmethoden sind katastrophal... Halten Sie sich überhaupt an irgendeine Vorschrift?" "Ähm~" Fye sah zu mir. "Wir halten doch bei Rot, oder?" "DAS habe ich nicht gemeint... ach, ist ja auch egal..." Shinsai stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab, um sie dann gleich mit der anderen Hand wieder aufzunehmen. Sie wedelte ungeduldig mit der Hand in Richtung Tür. "Sehen Sie zu, dass Sie, erstens, den Passat wiederfinden, zweitens, die Juwelendiebe fassen und drittens möglichst auch noch die Mafia!!" Wir machten, dass wir aus dem Büro herauskamen. Kurz, bevor die Tür komplett ins Schloss fiel, ertönte noch ein: "Viertens, Vergessen Sie Ihren Bericht nicht!" Das war mir irgendwie klar gewesen. Auf dem Gang kam uns Storm entgegen. Er grinste gehässig. Der Leiter der Spurensicherung fand es immer wahnsinnig amüsant, wenn wir von Shinsai eines auf den Deckel bekamen. Ich warf ihm einen unfreundlichen Blick zu, und ging dann ins IC, wo uns Sakura-chan auch fröhlich begrüßte. "Kurogane-san! Fye-san! Schön, dass ihr da seid!" Auch Mokona kam angehopst. "Was bist du eigentlich?", wollte Fye wissen, nahm das Pelzknäuel auf den Arm und musterte es genau. "Bisher hatten wir es immer so eilig und ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht!" "Mokona ist Mokona!", kam es zur Antwort. Mehr würde er auch nicht sagen, das war auch die Antwort, die ich bekommen hatte, als ich mal nebenbei wissen wollte, was zur Hölle DAS war, als er mir das erste Mal entgegengeflogen kam. "Ja, und was machst du so?", fragte Fye weiter. "Mokona hilft Sakura-chan!" Die Pelzkugel war richtig stolz. Helfen? Eigentlich war er bloß immer im IC, hüpfte hier herum und stürzte sich auf diejenigen, die hereinkamen, beziehungsweise speziell auf mich. "Könntest du mal schauen, ob der GPS-Sender am Passat aktiviert ist?", fragte ich Sakura-chan, während Mokona und Fye sich gegenseitig um die Wette anstrahlten. Sie tippte eine Weile auf der Tastatur des Rechners herum und schüttelte dann den Kopf. "Tut mir Leid. Das GPS kann ihn nicht orten.", sagte sie. Das hatte ich mir schon gedacht. Ich nickte. "Okay." Hieß, dass wir ihn also so suchen durften. Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen - und das auch noch im Dunkeln. Ich seufzte leise. "Komm..." Ich schnappte mir meinen Partner und ging aus dem IC. "Was denn?" "Wir gehen jetzt in die Kantine und Frühstücken..." "Au ja!!" Mir war nämlich eingefallen, dass wir länger nichts gegessen hatten. Der Passat konnte warten. In der Cafeteria entdeckten wir Shaolan, der an einem der Tische saß und etwas ratlos auf ein Blatt Papier neben seinem Tablett starrte. "Guten Morgen, Shaolan-kun!", grüßte Fye. "Dürfen wir uns setzen?" Der Junge schaute auf. "Ah, natürlich! Guten Morgen!" Während ich schweigend aß, fragte Fye: "Was machst du da, Shaolan-kun?" "Oh, das ist der aktuelle Fall, den wir gerade bearbeiten... aber ich komme irgendwie nicht weiter." "Nyaaa! Vielleicht können wir dir ja helfen...", bot mein Partner an. "Das wäre sehr nett.", meinte Shaolan, schob ihm den Zettel hin und erläuterte, um was es ging. "Hier... die Einschusslöcher sind quer verstreut und bis unter die Decke... Aber alle exakt gerade. Genau 154. Und es sind auch alle Kugeln da..." "Das ist in der Tat sehr merkwürdig. Wie hoch ist denn die Halle?", erkundigte sich Fye. "Sechs Meter!" Die Beiden fingen an zu diskutieren. Das war wirklich merkwürdig, dachte ich. Niemand schaffte es, exakt gerade in Wände zu schießen, zumindest nicht 154 Mal und in 6 Meter Höhe. "Was wurde noch am Tatort gefunden?", mischte ich mich jetzt ein. Shaolan sah zu mir. "Ähm... eine Stange, etwa sieben Meter lang... sie wies Rillen auf, mit denen wir aber auch nichts anfangen konnten... Und Reifenspuren, aber den Halter des Wagens haben wir schon ermittelt..." Eine Stange? Die Halle war 6 Meter hoch. Also konnte die Stange nicht gerade stehen... es sei denn... "Gab es in der Decke ein Loch oder eine Luke?", wollte ich wissen. Der Junge nickte. "Ja. Es gibt in der Halle eine Luke!" "Und die Waffe war eine Automatik?" "Ein Maschinengewehr, ja." "Ah! Ich glaub ich weiß es!", meinte Fye. "Sie haben die Stange senkrecht gestellt und dann den Abzug der Waffe festgemacht..." Shaolan sah immer noch ein wenig verwirrt drein. "Und dann haben sie das Ding einfach an der Stange runter fallen lassen...", fügte ich hinzu. Jetzt schien auch der Junge verstanden zu haben. "Verstehe! Durch den Rückstoß der Waffe hat diese sich gedreht, war aber gerade und deshalb die Löcher in den Wänden und die Rillen in der Stange..." "Richtig. Wenn man alle Einschussstellen in den Computer eingeben würde und dann die Geraden berechnen würde, würde sicher herauskommen, dass alle Kugeln von derselben senkrechten gekommen sind...", vermutete ich. Shaolan sprang auf. "Entschuldigt mich... Das muss ich gleich nachprüfen!!" "Schon gut! Viel Erfolg, Shaolan-kun!", rief Fye ihm nach. Als wir unsere Tabletts in die Ablage brachten, fragte ich mich gerade, wie wir unseren Passat ohne Fahrzeug wiederfinden sollten. Mein BMW war sicher noch nicht wieder einsatzbereit. Das konnte doch nicht wahr sein. Erst ein Auto kaputt, dann das andere weg... Mit dem B u s konnten wir ja schlecht ermitteln... Geschweige denn irgendwen verfolgen. Shinsai lieh uns bestimmt keinen Wagen mehr. So gut kannte ich meine Chefin schon. Manchmal konnte sie wirklich sehr gemein sein... Sah nicht gut aus für uns. Storm brauchten wir gar nicht erst um ein Auto bitten, der würde sich bloß halbtot lachen und hätte wieder einen Grund, über mich herzuziehen. Dr. Meyer hatte zwar ein Auto, aber das brauchte er selbst. Sakura und Shaolan fuhren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Tja. Und ich bezweifelte stark, dass unser verrücktes Pelzknäuel einen Wagen hatte. Es sah wirklich nicht gut für uns aus... Fye riss mich aus meinen Gedanken. "Kuro-mune? Hast du eigentlich einen Motorradführerschein?" "Ja, warum fragst du?" Irgendwann hatte ich mal einen gemacht. War aber schon länger nicht mit einem Motorrad gefahren - was daran lag, dass ich keins hatte. "Na ja. Ich hab eins im Keller stehen. Aber keinen Motorradschein." Wieso hatte er ein Motorrad, aber keine Lizenz? Diese Frage schien mir wohl im Gesicht zu stehen, denn er fuhr fort: "Ein ehemaliger Nachbar hat es stehen lassen und mir die Schlüssel gegeben. Allerdings ist es kaputt." Er grinste schief. "Vielleicht können wir es reparieren, dann sind wir nicht auf Bus und Bahn angewiesen..." Wäre einen Versuch wert. Ich nickte. Also machten wir uns auf zu ihm, um das Gefährt mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Meine Erwartungen wurden übertroffen - allerdings die negativen. Das Teil war erstens verstaubt bis zum geht-nicht-mehr und zweitens fiel es halb auseinander. "Meinst du, wir kriegen das wieder hin?" "Keine Ahnung... erst mal müssen wir das hier raus kriegen..." Sonst würden wir noch am Staub ersticken. Also beschafften wir uns ein paar Bretter, die wir die Kellertreppe hochlegten, damit wie das Motorrad hochschieben konnten. Das Ding war ziemlich schwer und es dauerte seine Weile, bis wir es draußen hatten. Im Tageslicht sah das Fahrzeug noch erbärmlicher aus. Die Staubschicht war gute drei Zentimeter dick, außer da, wo wir den Staub heruntergefegt hatten, während wir es über die Treppe hochgewuchtet hatten. Überall hingen Spinnenweben und die Reifen waren platt, einer hatte sogar eine Acht. Kein Wunder, dass der Nachbar das nicht mitgenommen hatte. "Also... erst einmal sollten wir es ein wenig entstauben...", stellte ich fest. Also holten wir einen Schlauch und ein paar Lappen, um das Motorrad von Staub und Dreck zu befreien. Da kam ganz schön was runter, als wir es abspritzten - wobei nicht nur das Motorrad Wasser abbekam - und hinterher noch mal mit den Waschlappen darüber gingen. Aber danach konnte man zumindest erkennen, dass es eine Kawasaki war und die Farbe dunkelblau und schwarz hatte. Dann kam der schwerere Teil: Die Reparatur. Wir mussten es fast komplett auseinander nehmen, wobei wir die Chance nutzten, um wirklich alle Teile gründlich zu säubern. Nachdem wir es wieder zusammengesetzt hatten und noch mal ordentlich poliert und auf Hochglanz gebracht hatten, erkannte man die Maschine nicht wieder. Uns allerdings auch nicht. Wir waren nämlich jetzt dreck- und ölverschmiert und nass. Aber wir hatten es geschafft. Die Kawasaki blitzte und der Motor schnurrte wie eine Katze. "Puh." Fye wischte sich durchs Gesicht, wodurch er es noch mehr verschmierte, und grinste zufrieden. Dann sah er mich an. "Tja~ jetzt sehen wir aber aus, als hätten wir Jahre im Keller herumgestanden...", meinte er lachend. "Du siehst aus, als wärst du in eine Matschpfütze gesprungen." Er sah nicht anders aus. Jetzt brauchten wir wohl eine Dusche. "Dann machen wir doch ne Probefahrt...", schlug ich vor. Fye nickte. "Mal sehen, ob ich noch irgendwo zwei Helme finde..." Er verschwand im Keller, um sich auf die Suche zu machen. Derweil stand ich herum und sah mich um. Ich bemerkte eine Gestalt, die an einer Hauswand lehnte und uns anscheinend beobachtet hatte. Als ich sie fixierte, wandte sie sich ab und verschwand. Ich runzelte meine Stirn. Na ja. Hatte wohl nur zugeschaut, wie wir die Maschine wieder in Schuss gebracht hatten. Da kam mein Partner auch schon wieder, und ich dachte nicht weiter daran. Fye hatte tatsächlich noch Helme gefunden, die er munter schwenkte und mir einen entgegen warf. "Na dann. Fahren wir!" Ich war länger nicht gefahren, aber ich fand mich schnell wieder ein. Bald hatte ich das Gefühl, als hätte ich erst gestern gelernt, so eine Maschine zu lenken. Fye saß hinter mir und hielt sich an mir fest. Eine Unterhaltung war nicht möglich, da der Fahrtwind sie übertönen würde, und die Helme auch noch die Stimme dämpfte. Wir waren viel schneller durch den Verkehr - es war kurz nach zwölf, und somit machten die meisten Mittagspause - als mit dem Auto und deshalb dauerte es nicht lange, bis ich die Kawasaki in der Tiefgarage auf meinem Parkplatz abstellte. Fye ließ sich von der Maschine rutschen und nahm den Helm ab und auch ich stieg ab. "Ich bin noch nie Motorrad gefahren, fährt sie sich gut?", erkundigte er sich. Ich nickte. Die Maschine fuhr sehr gut, wie neu. "Sehr schön!!", freute sich Fye. Wir gingen zum Fahrstuhl und fuhren hinauf zu meiner Wohnung. Als wir unsere Mäntel auszogen, stellte ich fest, dass die vielleicht dringend mal gewaschen werden mussten. Also nahm ich Fye auch seinen ab und ging zur Waschmaschine. Bevor ich die Mäntel in die Waschmaschine steckte, schaute ich noch in den Taschen nach, ob noch etwas darin war, das zum Mitwaschen nicht geeignet war. In meinen Taschen war bloß noch ein Schlüssel. Den hatte ich schon überall gesucht... In Fyes fand ich das Blatt, was er im Wald gefunden hatte. Das Karmesinrote. Hatte er es vergessen oder trug er es mit Absicht mit sich herum? Ich grinste und legte es auf die Ablage neben die Waschmaschine und steckte die Jacken in die Maschine hinein, um diese danach anzuschmeißen. Als ich wieder aus dem Raum kam, in dem mein Trockner, die Gefriertruhe und die Waschmaschine samt Wäscheständer stand, verschwand Fye gerade im Bad. Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank um einen Blick hineinzuwerfen. Ich entdeckte eine Packung Orangensaft und angelte sie heraus. Als ich mir ein Glas davon einschenkte, kam Blacky angeschlichen und maunzte, als er auf meine Schulter sprang. Ich strich ihm über den Kopf. Ob er beleidigt war, dass er die letzten zwei Tage kein Frühstück bekommen hatte? Ich öffnete den Kühlschrank erneut und füllte eine Schale mit Milch, die ich meinem Kater hinstellte. Sofort ging er darauf los. Hatte ich's doch gewusst... War mal wieder zu faul gewesen, sich sein Frühstück selbst zu besorgen. "Das Bad ist jetzt frei!", rief Fye und kam gleich darauf in die Küche. Er trocknete sich gerade die Haare ab und strahlte wie gewöhnlich. "Soll ich uns was zu essen machen?" "Wenn du möchtest...", sagte ich und ging dann ins Bad. Die Dusche tat wirklich gut. Die Reparatur des Motorrads und der Stress in den letzten Tagen machte sich bemerkbar, als das warme Wasser auf mich niederprasselte. Ich blieb einfach eine Weile so stehen, schloss die Augen und ließ es die Anstrengungen einfach abspülen. Nachdem ich nach einer Weile aus der Dusche kam und mich abtrocknete, fühlte ich mich gleich viel besser. Ich zog mir frische Klamotten an und ging wieder in die Küche. Fye hatte schon den Tisch gedeckt und in einer Pfanne brutzelte, soweit ich das sehen konnte, Rührei mit Speck. Er wedelte mit dem Pfannenwender. "Du kommst genau richtig!", rief er und macht einen Schritt zurück, um sich zu mir umzudrehen. Dabei übersah er leider Blacky und stolperte. Die Katze sprang erschreckt davon und er knallte gegen den Tisch und schlug sich den Kopf an der Tischkante an, bevor er zu Boden ging. Das Ganze war dermaßen schnell gegangen, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Erst Sekundenbruchteile später löste ich mich aus meiner Erstarrung und lief zu ihm in. Er war bewusstlos, und als ich seinen Kopf vorsichtig anhob, lief mir Blut durch die Finger. Auf meine Ansprechversuche reagierte er nicht. Als ich ihn hochhob, um ihn zum Sofa zu tragen, stellte ich fest, dass er erstaunlich leicht war. Ich legte meinen Partner auf dem Sofa ab und ging in die Küche, um die Pfanne auszustellen, bevor der Herd abfackelte und außerdem brauchte ich eine Schale Wasser. Aus dem Flur holte ich den Verbandskasten. Aus dem Bad kramte ich ein paar Handtücher heraus. Dann kehrte ich wieder ins Wohnzimmer zurück und kümmerte mich um seine Verletzung. Mit einem der Handtücher tupfte ich vorsichtig die Wunde sauber und legte einen Verband an. Wo war eigentlich meiner abgeblieben...? Bestimmt war er abgegangen, als wir an der Hütte überrascht wurden. Nachdem ich den Verband ordentlich befestigt hatte, legte ich meinem Partner einen kalten Lappen auf die Stirn. Er stöhnte leise auf. Ich seufzte. Wieso musste das gerade jetzt passieren? Ich ließ mich auf der Kante des Sofas nieder. Er schlug die Augen auf und bewegte leicht benommen den Kopf, bevor er eine Hand hob und sich auf die Stirn legte. "Aua~", ächzte er und wollte sich aufrichten. Ich hielt ihn zurück. "Bleib liegen." Er sah mich leicht erstaunt an. "Aber~ wieso? Mir tut nur der Kopf ein bisschen weh..." "Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung..." "Meinst du?" "Du bist mit dem Kopf auf die Tischkante gefallen." Er war zwar auch ein Sturkopf, so wie ich, aber mir hatte die Tür letztens und die Hauswand auch wehgetan. Also ging ich davon aus, dass eine Tischkante mindestens genauso wehtat. "Okay~ ich bleib liegen.", meinte er, schloss kurz die Augen und lächelte zufrieden. Als er die Augen wieder öffnete, fragte er: "Krieg ich denn ne Aspirin?" Ich holte ihm eine und ein Glas Wasser. Nachdem er die Tablette geschluckt hatte, grinste er. "Jetzt weiß ich ja ungefähr, wie sich die Tür angefühlt haben musste..." "Komm mir bloß nicht da mit!", knurrte ich. Das wollte ich so schnell wie möglich vergessen. Fye kichert leise. "Wo ist denn Blacky hin? Denkt er, dass ich ihm böse bin?" "Keine Ahnung." Wusste ich, was im Kopf meiner Katze vorging? Er versteckte sich sicher irgendwo, würde aber wieder auftauchen. Ich war auch schon öfters über ihn gestolpert... "Rutsch mal ein Stück zur Seite...", brummte ich. Fye sah mich abermals verdutzt an, rutschte aber mehr zur Lehne hin. Jetzt konnte ich mich besser auf die Couch setzen. Auf der Kante war es ziemlich unbequem gewesen. Fye rutschte auf ursprüngliche Position zurück und legte seinen Kopf auf meinen Oberschenkel. "Viel besser...", meinte er und grinste. Fye war nach einiger Zeit wieder eingeschlafen. Der Schlag auf den Kopf hatte ihn doch mehr geschafft, als ich erwartet hätte. Da klingelte das Telefon. Vorsichtig stand ich auf und ging an den Apparat. "Kurogane-san?", ertönte Sakuras Stimme durch den Hörer. "Entschuldige die Störung, aber der Passat ist wieder aufgetaucht." "Wirklich?" Das war doch eine gute Nachricht. "Wo denn?" "In Karzer." Wo auch sonst? Dort landeten alle verschwundenen Sachen - zum größten Teil auf dem Schwarzmarkt. "Okay. Dann werde ich hinfahren...und ihn abholen." Sakura gab mir die genaue Adresse und wünschte mir viel Erfolg. Nachdem ich aufgelegt hatte, drehte ich mich um. Fye hatte sich aufgerichtet und wischte sich verschlafen über die Augen. "Abholen?", fragte er. "Ja, den Passat." "Ich komme mit...", meinte er und schwang die Beine vom Sofa. "Du bleibst hier und ruhst dich aus." "Nyaaa~ aber wie willst du denn dann das Auto abholen?" "Ich fahr mit dem Bus hin und mit dem Auto zurück..." "Aber es wäre doch einfacher mit dem Motorrad zu fahren." "Dann krieg ich das Motorrad aber nicht mit." "Deshalb möchte ich ja mitkommen. Du nimmst das Motorrad und ich den Passat..." Ich musterte ihn skeptisch. War er schon in der Lage, das Auto zurückzulenken? Einerseits hatte er ja recht damit, dass es mit dem Motorrad schneller ging als mit dem Bus, aber andererseits hatte er sich gerade erst den Kopf angeschlagen. "Mach ich dir keine Sorgen, ich schaffe das, Kuro-ta!" Er lächelte zuversichtlich. "Na schön! Aber wenn du umkippst oder so, ist das nicht meine Schuld!!", brummte ich. Er stand auf. "Natürlich nicht! Dazu wird es nicht kommen!" Ich suchte gerade meinen zweiten Mantel, da der andere ja noch in der Wäsche war - ich sollte ihn vielleicht mal zum Trocknen aufhängen - als Fye in den Flur kam. Er hatte schon einen Mantel an. "Was brauchst du denn so lange?", fragte er flachsend. Ich gab bloß ein Knurren von mir und angelte eine Jacke aus dem Schrank. Sie passte sogar noch, nur der Reißverschluss ging nicht ganz zu. Egal. Konnte ich nichts dran ändern. Ich nahm die Schlüssel vom Motorrad und öffnete die Tür. "Dann trödle jetzt nicht auch noch rum und komm..." Fye sprang munter an mir vorbei, Richtung Lift. Es hatte nicht den Anschein, dass er Bekanntschaft mit einer Tischkante gemacht hatte. Man sah es ihm nicht an - wenn man vom Verband absah. Fragte sich nur, wie lange das so blieb... Ich zog die Tür ins Schloss und folgte ihm. Bis nach Karzer brauchten wir eine halbe Stunde. Aber bis wir endlich die gesuchte Adresse gefunden hatten, dauerte es noch mal soviel. Diese Gegend war unübersichtlich. Aber als wir endlich ankamen, stand unser Passat wirklich da. Ich hielt neben dem Wagen und stellte das Motorrad ab. Dann untersuchten wir den Passat. Es war soweit alles in Ordnung. Sogar im Tank war noch Benzin. Was mich wunderte. Meistens gaben Diebe ihr Fahrzeug nur auf, wenn der Tank leer war oder es ein anderes Problem mit dem Gefährt gab. Na, um so besser für uns. Es war auch keine Manipulation zu erkennen. Und eine Bombe fanden wir auch nicht. In dieser Gegend konnte man das nie wissen und die Mafia war auch nicht gut auf uns zu sprechen... Fye stieg ein. Und dann schloss er einfach mal das Auto kurz. Na schön, wir hatten keinen Schlüssel und so etwas auf der Polizeischule sogar gelernt, aber er tat das so selbstverständlich, als würde er ein Auto immer so zum Starten bringen. Ich hob eine Augenbraue. Er sah zu mir und grinste. Ich ging zur Kawasaki und schwang mich darauf. Fye setzte das Auto in Bewegung und ich folgte ihm einfach mal. Wie ich so hinter ihm herfuhr - was verdammt schwierig war - ahnte ich, warum er kein Auto hatte. Ich hatte zwar auch nicht gerade den besonnensten und vorsichtigsten Fahrstil, aber er- Hölle... er fuhr wie ein Wahnsinniger!! Er hielt sich zwar an Verkehrsregeln, aber nur wenn es unbedingt sein musste. Ich kam mit der Maschine nur hinterher, weil der Passat nicht so viel an Motorenleistung hergab. Also, wenn ich dabei war, würde ICH fahren, unter jeder Garantie. Das tat ich zwar eh immer, aber bei ihm war es doppelt sicher, wenn man selbst fuhr. Ich wunderte mich, wieso er, das Auto und ich heil zu Hause ankamen. Und das alle Ampeln und Verkehrsteilnehmer nicht zu Schaden gekommen waren... Fye stellte den Passat auf meinem Parkplatz und ich das Motorrad auf den Nebenstellplatz, der immer frei war. Wenn jemand was dagegen haben sollte, würde ich es wegstellen. Ich nahm den Helm ab und wartete bis Fye ausgestiegen war. Er schien zufrieden zu sein. "Sag mal... Hast du deinen Führerschein im Lotto gewonnen?", wollte ich wissen. Er grinste. "Nein, ganz normal in der Fahrschule, warum?" "Weil du wie ein Bekloppter fährst, verdammt noch mal!!" "Findest du?" Meinte der das ernst?! "Ich rate dir - fahr nie wieder Auto... Ich glaube das überlebt die Umwelt nicht..." Er sah mich ein wenig verständnislos an und lachte dann. "So schlimm?" Ich nickte nur und machte mich auf den Weg in meine Wohnung. Er brauchte dringend ein Sicherheitstraining... Oben versuchten wir es noch mal mit Kochen, und diesmal ging alles glatt. Während wir aßen, tauchte auch Blacky wieder auf. Typisch. Immer dann, wenn es was zu essen gab. Fye tätschelte ihn. "Na, auch wieder da?", fragte er. "Hast dich auch erschreckt, hm?" Blacky sprang auf seinen Schoß und rollte sich dort zusammen. Fye strahlte mich an. "Sieht so aus, als wäre er nicht mehr böse, dass ich fast auf ihn draufgetreten wäre..." Wenn er das überhaupt gewesen war. Nach dem Essen räumten wir den Tisch ab und gingen dann hinüber ins Wohnzimmer. Draußen wurde es wieder dunkel, obwohl die Uhr erst vier zeigte. "Was machen wir jetzt?", fragte Fye. Also, Punkt Eins von Shinsais Liste - der Passat - war erledigt. Blieben Punkt Zwei und Drei. Ach ja. Und Punkt Vier. "Schreiben wir unseren Bericht...", schlug ich vor und Fye nickte zustimmend. Also kramte ich meinen Laptop heraus und wir pflanzten uns aufs Sofa und tippten den Bericht. Es war verdammt viel. Ich hasste Bürokram... Als wir den Bericht - beziehungsweise meine und Fyes Berichte - fertig hatten, war es schon halb sieben. Also seit einer halben Stunde Feierabend. Ich schickte den Bericht per Email ins Revier und schaltete dann den Laptop aus. Danach schaltete ich das Fernsehgerät ein. Der Wetterbericht sagte wieder schlechtes Wetter voraus und der darauffolgende Spielfilm war ganz interessant. Zwischenzeitlich gesellte sich Blacky auch zu uns, der sich abwechselnd bei mir oder Fye anschmuste. Gegen Zehn Uhr war ich müde, also sagte ich Fye gute Nacht und ging ins Bett. Morgen würde sicher ein harter Tag werden... File 7 - Closed Jau. Wieder ein Kapitel fertig. ^^V Und wieder etwas länger. [9 Seiten in Word] Deshalb hat es auch länger gedauert...^^ Das Problem von Shaolan hab ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern mir von CSI abgeguckt... XD Aber ich fand das so genial, deshalb... Nya. Ich denke der Autor von CSI hat nichts dagegen... Na ja. Dann mach ich mich mal an File 8... Hoffentlich gehen mir nicht die Ideen aus... Wenn ihr mal ne Idee für einen Fall habt... dann schickt sie mir als ENS. Aber ohne Lösung, versteht sich... die bastle ich mir dann zusammen... ^^ Kapitel 8: File 8 ----------------- File 8 Der Wecker riss mich am Morgen zur üblichen Zeit aus dem Schlaf - und wie immer würde ich das Teil am liebsten gegen die Wand werfen. Doch dann müsste ich mir wohl jeden Tag einen Neuen kaufen. Und das würde wohl über mein Budget hinaus gehen. Deshalb stellte ich ihn bloß aus und stand auf. Während ich mich anzog, hörte ich nebenan, das Fye wohl auch aufgewacht war. Kein Wunder, das Klingeln des Weckers konnte man noch auf der Straße hören... Noch ein wenig verschlafen schlurfte ich durch das Wohnzimmer zur Küche. Fye hockte auf dem Sofa und wirkte kein bisschen müde. "Guten Morgen, Kuro-rin!", meinte er fröhlich. "Ich glaube, du solltest dir einen neuen Wecker kaufen. Den hört man ja im ganzen Haus!" "Nein, den hört man auch noch im Haus nebenan...", brummte ich. "Na dann, wird's doch erst recht Zeit!" Er sprang vom Sofa. Wie konnte man so früh schon so gute Laune haben? Er schob mich in die Küche und kam gleich hinterher. "Was gibt's zum Frühstück?" , fragte er und strahlte mich an. "Mach dir doch was du willst...", antwortete ich. "Okay~!" Er flitzte zur Kaffeemaschine. "Möchtest du auch einen Kaffee?", fragte er. "Nein. Ich trinke keinen Kaffee. Das habe ich dir doch gesagt..." "Ach ja~ Nicht mal Milchkaffee? Du siehst aus, als könntest du einen gebrauchen." Na, vielen Dank. "Ich bin im Bad...", meinte ich und steuerte darauf zu. Hinter mir hörte ich Fye kichern und dann, wie er anfing herumzuwerkeln. Ich fragte mich, was daran so lustig war... Als ich wieder in die Küche kam, drückte er mir eine Tasse in die Hand. "Ich hab doch..." "Ja, ich weiß! Das ist aber Milchkaffee~ was ganz anderes.", entgegnete er rasch. "Probier doch mal!" Er grinste. "Und jetzt geh ich ins Bad!" Damit verschwand er aus der Küche. Ich warf einen Blick in meine Tasse und nahm einen Schluck. Wirklich anders als Kaffee - und mindestens eine halbe Packung Zucker drin... "Ein bisschen weniger Zucker hätte auch gereicht...", begrüßte ich Fye, als er wieder in die Küche kam. "Oh ~ ehm... dann hast du wohl meinen getrunken. Ich trink ihn immer mit viel Zucker." Damit kippte er in die andere Tasse Zucker, sodass ich mich wunderte, dass die Tasse nicht überlief. Das war jetzt nicht mal mehr Milchkaffee, das war Zucker mit nem Schluck Kaffee und Milch... Ihn schien das aber nicht zu stören, denn meinen trank er dann auch noch. "Sag mal, wieso hast du eigentlich eine Kaffeemaschine, wenn du keinen Kaffee trinkst?", wollte er dann wissen. "Die hab ich mal geschenkt bekommen..." Womit das Thema für mich erledigt war. Außerdem mussten wir los. Denn wenn wir heute wieder zu spät kamen, wäre Shinsai sicher wirklich nicht mehr sehr gut auf uns gestimmt - was sie meistens sowieso nicht war - aber ich wollte nicht schon wieder in ihre Schusslinie geraten. Es war wieder nebelig - man merkte, dass es auf den Winter zuging. Trotzdem lagen wir gut in der Zeit - zumindest bis wir in die vorletzte Straße zum Revier einbogen. Dort lief uns jemand fast vors Auto. Ich trat im letzten Augenblick auf die Bremse. Ich hatte sie wirklich nicht gesehen. "Was zur Hölle?" Bei diesem Wetter sollte man wirklich nicht auf der Straße herumspringen. Ich sah zu Fye, ihm schien bei dieser Vollbremsung nichts passiert zu sein, außer einem kleinen Schrecken vielleicht. Dann riss ich die Tür auf und ging zu der Person. Eine Frau, ungefähr zwanzig Jahre alt, brünett und nicht sehr groß. Sie war sichtlich verstört. "Hilfe....Hilfe...ich brauche Hilfe..", stammelte sie vor sich hin. "Okay... Jetzt beruhigen Sie sich doch erst mal...", meinte ich zu ihr und hielt sie am Arm fest. Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass wir sie fast über den Haufen gefahren hatten und blickte verwirrt zu mir und dann zu Fye. "Was ist denn los?", fragte dieser auch gerade und trat auf die andere Seite der Frau. "Mein...mein...", stotterte sie. Sie schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen. "Ganz langsam...Kommen Sie, setzen Sie sich erst mal hin..." Wir führten sie zum Auto und ließen sie sich setzen. "Und jetzt erzählen Sie, schön langsam und der Reihe nach." "Sie haben ihn entführt...gerade eben...ich...ich...", meinte sie aufgeregt. "Wer hat wen entführt?" Ich verstand ja, dass das nicht unbedingt alltäglich war, aber wenn sie nicht mit der Sache rausrückte, kamen wir auch nicht weiter. "Ich weiß nicht... auf jeden Fall haben die meinen Mann entführt...", erzählte sie aufgelöst. "Ich muss zur Polizei...ich muss Hilfe holen..." "Wie sind von der Polizei.", meinte Fye und lächelte beruhigend. "Am besten schauen wir uns erst mal in Ihrem Haus um, und fahren dann aufs Revier, Sie kriegen einen Kaffee und dann erzählen Sie es uns noch einmal genauer, okay?" Die Frau nickte zögernd und führte uns zu ihrem Haus. Es herrschte das reinste Chaos, die Einbrecher und Entführer hatten gute Arbeit geleistet. "Du schaust dich oben um, und ich hier unten.", sagte ich zu Fye, als ich mir gerade die Handschuhe anzog. Fye nickte eifrig. "Okay!" Eigentlich war dies ja eine Aufgabe der Spurensicherung, doch Storm und sein Team waren gerade mit einem anderem Fall betraut. Und wir waren gerade vor Ort. Was mir durchaus nichts ausmachte. Aufmerksam schaute ich mich um, achtete darauf, möglichst keine Sachen von ihrem Platz zu bewegen, wenn ich sie hochhob, um sie zu untersuchen. Scheinbar wies alles darauf hin, dass die Täter einfach nur wahllos alles durchwühlt hatten. "Fehlt irgendetwas?", fragte ich Frau Schneider, die in der Tür stand und immer noch völlig aufgelöst war. Sie schüttelte den Kopf. "Nein...ich glaube nicht... Ich wüsste auch nicht, was die gesucht haben könnten..." Fye kam freudestrahlend ins Wohnzimmer. "Ich glaub, ich hab was gefunden!", verkündete er. Er hielt mir einen Lottoschein unter die Nase. "Die Ziehung vom letztem Samstag!", sagte er. "Na und?" Ich spielte kein Lotto. "Er hat gewonnen. Den Jackpot." "Aber dazu braucht man doch einen Bon. Hast du den auch gefunden?" "Nein. Er wollte wohl seinen Gewinn abholen..." "Aber warum erst jetzt?" Frau Schneider sah zwischen uns hin und her. "Er war nicht in der Stadt, weil er außerhalb arbeitet. Und diesmal musste er über das Wochenende ins Büro." Das erklärte, warum er erst heute morgen wiedergekommen war und den Gewinn noch nicht abgeholt hatte. Aber wie konnten die Entführer davon wissen? "Hat Ihr Mann etwas davon gesagt, dass er gewonnen hat, am Telefon oder so?", wollte ich wissen. "Nein... wahrscheinlich wollte er mich überraschen..." "Hatte er Schulden bei irgendjemanden?" Wieder ein Kopfschütteln. "Nein...zumindest weiß ich nichts davon!" Ich wandte mich an Fye. "Wo hast du den gefunden?" "Unter dem Nachtschränkchen neben dem Bett. Er wird wohl darunter gerutscht sein..." "Und von dem Bon keine Spur?" "Ich hab überall nachgesehen, ohne Erfolg!" Dann hatte er das Ding wohl in der Brieftasche gehabt... Zumindest wies die Durchwühlung des Hauses durch die Täter, darauf hin, dass sie irgendetwas gesucht hatten. Und da sie es nicht gefunden hatten, hatten sie Herrn Schneider einfach entführt. Doch wo steckte er jetzt? "Fahren wir erst mal aufs Revier.", meinte ich und das taten wir dann auch, nachdem wir den Tatort gesichert hatten. Auf dem Revier kam uns dann auch schon Shinsai entgegen. Als sie Frau Schneider entdeckte warf sie uns einen fragenden Blick zu. Die Art von Blick, der fragte, was man denn jetzt wieder angestellt hatte. Doch zumindest hatten wir eine Begründung, warum wir wieder so spät kamen. Sie zuckte kurz mit den Schultern und machte dann kehrt zu ihrem Büro. Natürlich war klar, dass wir ihr das später noch erklären mussten. Aber erst einmal führten wir die Frau in ein leerstehendes Büro, baten Sie, sich zu setzen und Fye holte einen Kaffee. Als er wieder da war und ihr die Tasse in die Hand gedrückt hatte, meinte ich: "So. Und jetzt noch mal von vorne. Was genau ist passiert?" Die Frau atmete erst mal tief durch, bevor sie anfing zu erzählen. "Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen, und da stand die Tür offen... und ich habe komische Geräusche gehört... Und als ich dann vorsichtig nachgeschaut habe, kamen mir drei maskierte Männer entgegen... Sie haben mich zur Seite geschubst und ich habe mir den Kopf gestoßen. Dann haben sie meinen Mann entführt, der auch gerade aus dem Auto gestiegen ist." "Wahrscheinlich wegen dem Lottobon!", vermutete Fye. "Ja...", sagte die Frau. "Hoffentlich tun sie ihm nichts an!! Sie müssen ihn finden!" "Natürlich. Wir schicken noch einmal ein Spurensicherungsteam vorbei, fassen sie vorher bitte nichts an! Und sie müssen das Protokoll bestätigen.", sagte ich. Nachdem die Frau gegangen war, kam auch Sekunden später schon Shinsai herein gestürmt. "Was haben Sie denn jetzt wieder angestellt?!" Wieso dachte sie eigentlich immer, das wir irgendetwas ausgefressen hatten? "Sie ist uns quasi vors Auto gelaufen...", fing Fye an zu erklären. Das war genau der falsche Anfang. "Was?" Sofort fixierte sie mich. "Sagen Sie bloß, Sie haben die Dame angefahren!" "Natürlich nicht! Ihr Mann ist entführt worden..." "Ach so?" Shinsai sah mich erstaunt an und ich nickte. "Deshalb ist sie uns ja auch fast vors Auto gelaufen." Ich wiederholte in groben Zügen, was passiert war und was sie uns erzählt hatte. "Na dann...Ich sage Storm Bescheid." Shinsai war fürs erste beruhigt, wie es aussah. "Und schreiben Sie's in den Bericht..." Mit den Worten war sie dann auch wieder zur Tür raus und ich stieß einen leisen Seufzer aus. Bericht - natürlich, was sonst? Hörte das denn nie auf...? Jetzt hatten wir schon zwei Fälle, um die wir uns kümmern mussten. Und bei beiden noch keine Anhaltspunkte... "Verdammt das gibt es doch nicht!", moserte ich. Seit Stunden waren wir unterwegs, um eventuelle Anhaltspunkte für den Grund der Entführung zu finden - doch Fehlanzeige. Wir waren keinen Schritt weitergekommen. Jetzt standen wir, mit jeweils einem Brötchen und einem Becher Kaffee - beziehungsweise Tee - in der Hand, an eine Hauswand auf der Einkaufsstraße gelehnt und ich musterte verstimmt die Menge, die sich in beide Richtungen an uns vorbeischob. "Nimm's doch nicht so schwer!", meinte Fye aufmunternd, nachdem er einen Schluck von seinem Kaffee getrunken hatte. "Wir finden früher oder später sicher was raus... ein bisschen Geduld müssen wir wohl haben..." Ich würde die letzten Stunden eher als Zeitverschwendung bezeichnen. Plötzlich tippte er mich leicht am Arm und zeigte verdeckt auf einen Mann, der gegenüber an einem Brückengeländer stand und auf jemanden zu Warten schien. Er trug eine Sonnenbrille und eine Kappe. Und das im Winter! "Ist das nicht ...", fing Fye an. "...der Typ der uns abdrängen wollte!!", knurrte ich. "Komm, den kaufen wir uns..." Langsam und möglichst unauffällig bewegten wir uns auf ihn zu. Was anhand der Menschen nicht gerade leicht war. Während ich mich mehr von rechts näherte, schwenkte Fye leicht nach links, um ihm den Weg abschneiden zu können. Wir hatten ihn fast erreicht, da bemerkte er uns und sprintete los, sodass ich ins Leere griff, als ich ihn packen wollte. Auch Fye schoss los, hinter ihm her, als er sich durch die Masse schlängelte. Ich wirbelte herum und musste einem Passanten ausweichen, bevor ich den Beiden nachsetzen konnte. Fye hatte ihn fast eingeholt und streckte den Arm aus, um ihn festzuhalten, doch da schwang der Typ sich übers Geländer und Fye lief glatt an ihm vorbei. Ich erreichte die Stelle ebenfalls und schwang mich über die Brüstung. Doch als ich unten auf dem Weg, der den Fluss entlang führte, aufkam, war er verschwunden. Wo war er hin, verdammt noch mal? Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse. Da entdeckte ich ihn hinter einer kleinen Mauer, doch da stürzte er schon auf mich zu und rammte mich, sodass ich ein paar Schritte zurücktaumelte. Bevor ich mein Gleichgewicht wieder fand, stieß er mich noch einmal an, und so stolperte ich über die Böschung des Flusses und fiel mit einem lauten Platschen ins Wasser. Es war eiskalt, sodass mir für den ersten Moment die Luft wegblieb. Prustend kam ich wieder hoch und versuchte, gegen die Strömung wieder ans Ufer zu kommen. Mein Partner war unterdessen wohl auch heruntergesprungen, doch er war auf einen eventuellen Angriff vorbereitet. Er hatte den Typen an der Jake gepackt, der sich jedoch wehrte. Fye geriet ziemlich in Bedrängnis. Ich hatte das Ufer erreicht und hievte mich aus dem Wasser, um danach Fye zur Hilfe zu kommen. Doch da riss sich der Typ los, indem er Fye in meine Richtung stieß, und rannte abermals davon. Fast landete ich ein weiteres Mal im Wasser, als mein Partner gegen mich taumelte und als wir beide unser Gleichgewicht wiedererlangt hatten, war der Typ endgültig verschwunden. "Zur Hölle noch mal...!" Das konnte doch nicht wahr sein... "Kuro-chan! Alles in Ordnung?", fragte mein Partner und schlüpfte aus seinem Mantel. "Du musst dir was Trockenes anziehen, sonst holst du dir noch eine Lungenentzündung!", sagte er dann und legte den Mantel über meine Schultern. Er hatte recht, es war sehr kalt und ich war tropfnass. Deshalb beeilten wir uns, zum Auto zu kommen. Nachdem wir dort angekommen waren und ich die Heizung angestellt hatte, war es schon viel besser. Meinen durchnässten Mantel warf ich auf den Rücksitz und dann lenkte ich den Wagen in Richtung meiner Wohnung. Dort angekommen war mir durch die Autoheizung schon nicht mehr ganz so kalt, aber meine Kleidung klebte unangenehm auf meiner Haut und war durch das Wasser schwer geworden. "Ich koche dir einen Tee und du gehst unter die Dusche!", sagte Fye und schloss die Autotür. Dann kam er um den Wagen herum und schob mich auf den Aufzug zu. "Es ist alles in Ordnung... ich brauch keinen Tee...", brummte ich. "Aber nicht, dass du dich erkältest!" "Ich ~" Durch ein lautes Niesen wurde ich unterbrochen. Ich war seit Jahren nicht mehr erkältet gewesen...! "Kuro-chi! Da hast du's!", meinte Fye tadelnd, doch dann hielt er mir grinsend ein Taschentuch hin und nahm mir die Schlüssel aus der Hand. "Willst du doch lieber einen Tee?", fragte er leicht bespöttelnd und schloss die Tür auf. Kaum, dass ich nach einer heißen Dusche und in warmen, trockenen Klamotten, wieder ins Wohnzimmer kam, drückte mein Partner mir eine Tasse Tee in die Hand und schubste er mich leicht zum Sofa. "Du musst dich hinlegen, Kuro-pi!", wies er mich an. "Aber ich will mich nicht hinlegen - der Fall..." "Der Fall kann warten! Sonst holst du dir wirklich eine Lungenentzündung!!" Fye ließ mich gar nicht protestieren und drückte mich aufs Sofa, wo er mir auch gleich eine Decke umhängte. Da es gerade offensichtlich keinen Sinn hatte, irgendwas entgegenzusetzen, fügte ich mich und ließ die Prozedur über mich ergehen. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee und blieb auf der Couch sitzen, während Fye nach dem Telefon griff. "Was machst du da?", fragte ich ihn. "Ich ruf im Revier an und melde dich krank!" "Nein, das brauchst du nicht... Ich fühle mich gut!", grummelte ich. "Ich wärme mich ein bisschen auf und dann können wir weiter machen." Fye hob eine Augenbraue. "Na wenn du meinst...aber sag hinterher nicht, dass ich dich nicht gewarnt hab, Kuro-ta!" Er stellte das Telefon wieder weg. "Komm mir bloß nicht mit ,Ich hab's dir ja gesagt!'", knurrte ich. Meine Stimme klang heiser und verschnupft. "Ich hab's dir ja gesagt!", echote er belustigt. "Mund auf!", fügte er hinzu und steckte mir das Fieberthermometer in den Mund. Ich lag inzwischen, dick eingepackt, im Bett und neben einem heftigen Schnupfen hatte sich auch noch Husten und etwas Fieber hinzugesellt. Kurz gesagt, ich hatte mir wohl eine Grippe eingefangen. Fye schwirrte um mich herum wie ein Krankenpfleger. Er hatte eindeutig den Beruf verfehlt... "38,9!", verkündete er, nachdem er eine Weile später das Thermometer prüfte. "Tja~ damit kannst du wohl nicht wieder zur Arbeit gehen.", sagte er. "Ich sag dem Revier Bescheid..." Und schon war er weg, ins Wohnzimmer zum Telefon. Ich konnte auch nichts dagegen sagen, weil ich einen kleinen Hustenanfall bekam. Verdammt, wieso musste der mich auch gerade im Winter in einen Fluss schubsen?, dachte ich wütend. Außerdem ärgerte es mich, dass er trotz allem entkommen war. Da kam Fye herein, den Mantel halb angezogen. "Ich gehe noch mal schnell zu Apotheke, okay~?", verkündete er. "Schlaf ein bisschen, das hilft immer bei Erkältung." Er hob die Hand. "Bis gleich, Kuro-wan!" Ich nickte nur. Ich sollte wirklich etwas schlafen. Mein Kopf war schwer und ich fühlte mich benommen. Verflixte Erkältung... Keine Minute später hörte ich die Tür klappen, bevor ich die Augen schloss und gleich darauf einschlief. File 8 - Closed Kapitel 9: File 9 ----------------- File 9 Ich schlug die Fahrertür des Passats zu und sah mich um. "Fiiiu!", machte Fye, der ebenfalls ausgestiegen war. "Das sieht hier ja gemütlich aus!" Wir standen in einem kleinen Dorf. Ich hatte Urlaub und er natürlich auch. Anscheinend hatte Shinsai meine Erkältung und der dadurch verbundene Umstand, dass ich dadurch sowieso eine Weile außer Dienst war, genutzt. Und Fye wollte unbedingt wegfahren, nachdem ich mich ein wenig von meinem unfreiwilligen Bad im eiskalten Fluss erholt hatte. Also standen wir jetzt hier. Unser Passat stand vor dem Tor einer ausgebrannten Kirche, die in der Mitte des Dorfes stand. Die sechs Straßen verliefen wie ein Davidsstern und an jedem der "Zacken" des Sterns befand sich eine Villa - zumindest hatte man uns das gesagt. "Wo müssen wir noch mal hin?", fragte ich und Fye kramte einen kleinen Zettel hervor. "Ähm~ zur ,Villa mit der Uhr'. Das ist auf der anderen Seite der Kirche...", meinte er und zeigte die Richtung an. "Oder...?" Er drehte den Zettel um. "Es könnte aber auch die Richtung sein..." Er deutete nach hinten und kratzte sich verlegen am Kopf. Ich warf ihm einen leicht genervten Blick zu. "Was denn nun?" Ich war immer noch ein wenig erkältet und deshalb beschränkte ich mich darauf, nur das nötigste zu sagen. "Der Plan ist ungenau gezeichnet...", meinte er, fast schon schmollend. "Theoretisch kann es jede Richtung sein." Doch bevor die Situation in eine Debatte zwischen uns beiden ausartete, kam auch schon jemand auf uns zu. "Guten Tag! Ich bin Juzo Tokita.", begrüßte er uns höflich. "Haben Sie gut hergefunden? Die Karten sind ein wenig ungenau." "Oh, ja, das haben wir gemerkt!", nickte Fye. "Sind sie der Besitzer der ,Villa mit der Uhr'?" "Ja, in der Tat, der bin ich.", antwortete Tokita. "Ich habe mir schon gedacht, dass Sie Probleme haben werden die richtige Villa zu finden und deshalb habe ich mir gedacht, ich hole Sie ab." "Das war eine sehr gute Idee und sehr zuvorkommen von Ihnen. Ich bin Fye und das ist Kuro-wan!", stellte er uns vor. "Kurogane heiße ich."; brummte ich und warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, bevor ich Tokito zunickte. "Er ist erkältet...", erklärte Fye und Tokita nickte verstehend. "Nun denn, dann kommen Sie doch mit. Schließlich werden Sie erwartet." Also folgten wir ihm zu seiner Villa. Dort angekommen, fiel mir sofort das Wappen über der Tür auf. Es war ebenfalls ein Davidsstern, allerdings fehlte die obere Zacke. Doch ich konnte mir keine weiteren Gedanken darüber machen, denn Fye meinte, als er an mir vorbei ging: "Vergiss das Gepäck nicht, Kuro-rin!" "Trag deins gefälligst selbst!", fauchte ich und hielt an seinem Schal zurück. "Aber du bist doch so stark, das schaffst du bestimmt~", sagte er grinsend und legte den Kopf leicht schief. "Außerdem hänge ich dann sicher wieder irgendwo fest...", fügte er mit Unschuldsmiene hinzu. Genervt schnaubend wuchtete ich die zwei Koffer aus dem Gepäckraum und stellte sie neben mir ab, bevor ich meinem Partner mein, ordentlich in ein Tuch eingewickelt und verschnürtes, Katana in die Hand drückte. "Wag es ja nicht, das fallen zu lassen!", warnte ich ihn und hob die Koffer hoch. Er nickte. "Geht klar!", meinte er und musterte das Bündel. "Dein Schwert? Wozu brauchst du das denn?" Er schlenderte neben mir her. "Du sollst dich doch ausruhen! Dafür sind wir hier hergefahren." "Hier habe ich aber genug Zeit zum Trainieren.", gab ich zurück. Seit er bei mir wohnte, konnte ich nur noch unregelmäßig trainieren. Und bevor ich anfing, mich hier zu langweilen, wollte ich die Zeit sinnvoll nutzen. "Das Schwert ist dir sehr wichtig, hm?", fragte er und ich nickte. "Es ist ein Erbstück.", sagte ich und trat durch die Tür. "Fuiii!", machte Fye anerkennend und auch ich musste zugeben, dass die Villa sehr eindrucksvoll war. Schon die Eingangshalle war so groß, wie meine Wohnung insgesamt an Fläche aufbot. Sie war spärlich, aber edel möbliert. Und mehr Möbel waren auch gar nicht nötig, denn die riesige Uhr, die den Raum beherrschte, ließ es gar nicht anders zu - sonst hätte die Eingangshalle wohl trotz ihrer Größe eng gewirkt. Die Pendeluhr reichte bis zur Decke - ich schätzte sie auf sechs Meter - und war so breit wie mindestens zwei Kleiderschränke. Das Pendel hatte ungefähr einen Durchmesser einer Kuchenplatte und war reich verziert. Genau wie der Rest der Uhr. Auf dem Ziffernblatt, das ungefähr den doppelten Radius des Pendels hatte, entdeckte ich noch einmal den Davidsstern. Selbst ich musste, wenn ich ein paar Meter von der Uhr entfernt stand, den Kopf in den Nacken legen, um die Uhr lesen zu können. Daher kam wohl der Name der Villa. Dabei war es nicht die einzige Uhr in diesem Gebäude. Auf dem Weg zu unseren Zimmern, zu denen uns das Hausmädchen führte, entdeckte ich noch jede Menge Uhren. Alle sahen sehr kostbar aus. Und sie schienen allesamt auf die Minute richtig zu gehen. Im Gegensatz zu der gigantischen Eingangshalle waren die anderen Räume relativ klein. Zumindest nicht überdimensional, vielleicht etwas größer, als es normale Zimmer waren. Aber die Räume, die ich bisher gesehen hatten, waren sorgfältig eingerichtet worden. Nachdem wir unser Gepäck abgestellt hatten, brachte uns das Hausmädchen ins Wohnzimmer, wo Tokita anscheinend auf uns gewartet hatte. Doch er war nicht allein. Eine junge Frau war bei ihm. "Darf ich Ihnen meine Tochter Wakaba vorstellen?", begrüßte uns Tokito und deutete auf das Mädchen. Wir stellten uns ebenfalls vor. "Es freut mich, Sie kennen zu lernen.", erwiderte sie höflich, aber anscheinend nicht sonderlich begeistert. "Morgen wird sie heiraten.", verkündete Tokita. "Zu der Hochzeit sind Sie natürlich eingeladen, da Sie ja jetzt Gäste in diesem Haus sind." "Wirklich? Meinen herzlichen Glückwunsch!", sagte Fye und Wakaba lächelte kurz. "Ich bin schon ganz aufgeregt und habe nichts dagegen, wenn Sie mit uns feiern.", meinte sie. Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen und redeten. Am Anfang war sie ziemlich distanziert, doch mit der Zeit blühte sie auf, besonders als Tokita einen Augenblick hinausging, um noch etwas zu erledigen, wie er sagte. Wakaba erzählte uns, das es eine alte Tradition verlangte, dass die Braut vor ihrem Hochzeitstag die Nacht in der alten Kirche verbringen musste. "So? Warum denn?", wollte ich wissen. Die Kirche war doch ausgebrannt, da würde es doch sicher ziemlich ungemütlich sein, und erst recht nachts. "Ich weiß nicht genau. Alles was ich weiß ist, dass das hier in diesem Dorf immer schon so gemacht wurde. Es soll Glück bringen. Heute Abend wird ein Bankett veranstaltet." Ihr Vater kam wieder hinein. "Richtig. Ich habe dem Koch gerade mitgeteilt, dass wir zwei Gäste mehr haben werden. Sie essen doch sicher mit uns?" "Warum nicht, sehr gern.", nickte ich und auch Fye war offensichtlich begeistert. "Dann werden Sie auch gleich noch die anderen Besitzer der anderen Villen kennen lernen, da sie ebenfalls kommen werden.", sagte Tokita. "Das wird ein großartiger Abend und morgen die Hochzeit wird sicher auch wunderbar, nicht wahr, Wakaba?" "Ja! Ich kann es kaum noch erwarten.", antwortete diese. "Aber jetzt muss ich mich so langsam fertig machen, um zur Kirche zu gehen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß." Sie nickte uns zu. "Wir sehen uns dann sicherlich morgen früh." "Gute Nacht! Schlafen sie gut!", rief Fye ihr noch nach, als sie sich auf den Weg nach draußen machte. Tokita sah seiner Tochter nach, bevor er sagte: "Ich habe auch noch einiges vorzubereiten, wenn Sie mich also entschuldigen würden?" "Sicher." Schließlich war er hier der Hausherr und konnte tun und lassen was er wollte. "Das Bankett beginnt um 20 Uhr.", erklärte Tokita uns noch, bevor er dann auch aus dem Wohnzimmer verschwand. "Na, Kuro-chan! Das wird sicher ein toller Urlaub, neh?", meinte Fye zu mir. "Hm. So sieht's aus.", sagte ich. Ich freundete mich so langsam doch damit an, ein paar Wochen nicht arbeiten zu müssen. "Was jetzt? Wir haben es gerade mal 18 Uhr. Sehen wir uns ein wenig um und packen unsere Sachen aus?", schlug mein Partner vor. "Warum nicht?" Etwas anderes hatten wir nicht zu tun, also sahen wir uns ein wenig in der Villa um. Sie war nicht ganz so groß, wie ich es nach dem Anblick der Eingangshalle erwartet hatte. Aber dennoch war sie ein großes Gebäude. Zum Glück waren die Gänge nicht verzweigt, so dass man nicht Gefahr lief, sich zu verirren. "Die Uhr in der Eingangshalle ist wirklich sehr beeindruckend!", meinte Fye und lehnte sich in den Rahmen der Verbindungstür zwischen unseren Zimmern. "Hm. Ist ja auch die "Villa mit Uhr", brummte ich, als ich die Schranktür schloss und den Koffer auf denselben stellte. "Apropos... wir sollten uns so langsam auf den Weg machen! Sonst kommen wir hinterher noch zu spät!", sagte Fye, mit dem Blick auf die Uhr. Ich nickte und wandte mich in Richtung Tür. "Warte!", rief Fye und ich drehte mich noch mal zu ihm um. "Was denn?", wollte ich wissen. "Dein Kragen sitzt schief.", sagte er grinsend und zupfte den Kragen meines roten Hemdes zurecht und richtete dann auch noch meine Krawatte. Genau wie er hatte ich, zur Feier des Tages sozusagen, einen Anzug an. Fye hatte darauf bestanden, dass ich einen mitnahm. "Weißt du was? Du solltest öfter so was tragen!", sagte Fye. "Er steht dir wirklich sehr gut, Kuronpu!!" Ich musste zugeben, dass er auch nicht schlecht aussah, in seinem Anzug. Allerdings hatte er ein weißes Hemd an und, anstatt der Krawatte, trug er eine Fliege. "Wenn du dann fertig bist, mit dem Versuch mich zu erwürgen, können wir dann ja gehen, oder?", fragte ich und lockerte die Krawatte ein wenig, als er sie losließ. "Ein einfaches ,Danke' hätte auch gereicht!", grinste er und klopfte mir noch mal auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und summend vor mir aus dem Raum tapperte. Der Bankettsaal war festlich dekoriert und die lange Tafel, die auf der anderen Seite im Raum stand, war für neun Leute gedeckt. Nicht, dass ich abergläubisch war, aber auch die Neun war eine Unglückszahl. Wir waren nicht die letzten, denn es waren erst drei Gäste da. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es mehr Gäste waren, aber anscheinend waren nur die anderen Villenbesitzer eingeladen. Tokita winkte uns zu sich herüber. Er stand bei den drei Anwesenden. "Guten Abend.", begrüßte er uns und deutete auf eine Dame neben ihm. "Das ist Mitsuko Kusanagi, ihr gehört die Efeu-Villa." "Guten Abend, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen!", erwiderten mein Partner und ich und Kusanagi nickte. "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite." "Ich bin Reiji Kabuto und das ist meine Tochter Kiriko.", stellte sich der nächste Herr gleich vor. Seine Tochter nickte uns nur wortlos zu. Sie schien nicht so begeistert darüber zu sein, hier zu sein. "Uns gehört die Villa mit den Rüstungen." "Sehr erfreut." Tokita wollte wohl gerade etwas sagen, da kamen zwei Herren und eine Dame herein. "Ah, Ran! Schön, dass sie da sind! Natürlich gilt das auch für Sie, meine Herren.", rief Tokita zu ihnen herüber und zu uns sagte er: "Das sind Ran Goto, Junya Kazamatsuri und Torao Itsushiki." Ran Goto war eine wirklich sehr hübsche Dame und ihr gehörte die Turm-Villa. Junya Kazamatsuri war der Besitzer der Wetterhahn-Villa und er erzählte uns, dass er früher einmal Jäger gewesen war. Und Torao Itsushiki, der mir sehr nervös und ängstlich erschien, wohnte in der Farbfenster-Villa. Eine Weile später, nachdem alle Gäste eingetroffen waren, wurde auch schon das Essen serviert und wir setzten uns alle um den Tisch. Das Essen war großartig und auch die anfangs sehr steife und höfliche Atmosphäre lockerte sich und alle wurden heiterer. Was wohl auch ein wenig am Wein lag. Es war schon etwas später, da läutete plötzlich eine Glocke. Ich dachte erst, es wäre die Uhr in der Eingangshalle, doch da sprang Tokita entsetzt auf. "Die Kirchenglocke!", rief er. "Wakaba!" Mit diesem Wort stürzte er dann auch schon zur Tür hinaus. Die anderen erhoben sich ebenfalls hastig und liefen ihm nach. "Juzo! Warten Sie doch!" Ich warf meinem Partner einen fragenden Blick zu und zog ihn dann am Arm hinter den Leuten her. Die Leute standen vor der Kirche. "Wakaba! Wakaba?" Tokita hämmerte gegen die Kirchentür und rüttelte am Griff. Doch nutze es nichts - sie blieb zu. "Wir brechen sie auf, wir müssen sie aufbrechen!", erklärte Tokita. "Bestimmt ist irgendetwas passiert." Er war erstaunlich ruhig, dafür, dass er schon ahnte, dass seiner Tochter etwas zu gestoßen sein könnte. Ich warf einen weiteren Blick zu meinem Partner, der die ganze Szene, die sich hier abspielte interessiert und nachdenklich mitverfolgte. "Aufbrechen? Aber wie stellen Sie sich das vor, Juzo?", fragte Reiji Kabuto. "Oder haben Sie etwa ein Brecheisen dabei?" "Unsinn... die Kirche ist alt, die Tür werden wir wohl auch so aufkriegen! Und wenn nicht, dann holen wir eben eine Brechstange...", gab Tokita zurück. Ich musterte die Tür. Für mich sah sie ziemlich massiv aus... "Was stehen wir dann noch hier rum?", mischte sich plötzlich Fye ein und ging ein paar Schritte auf das Tor zu. "Wenn wirklich etwas passiert ist, sollten wir handeln..." Er drehte sich zu mir um. "Komm schon, Kuro-wanko! Lass es uns mal versuchen, bevor alle sich sowieso gegenseitig im Weg stehen..." "Ja..." Ich ging zu meinem Partner. "Und wie willst du das anstellen?" Mittlerweile waren auch die kleinen vereinzelten Diskussionen verstummt und die Aufmerksamkeit richtete sich auf uns. "Na ja...~", meinte Fye und schaute die Tür mit leicht schiefgelegtem Kopf an. "Wenn man in etwa das Schloss trifft, müsste es gehen, oder?" "Versuchen wir's." Hoffentlich war die Tür nicht so solide, wie sie aussah. Wir brauchten drei Versuche, bis das Tor krachend nachgab und sich ein wenig öffnete. Aber ein weiterer, kräftiger Tritt gegen das Schloss genügte dann und die Tür sprang auf. Sofort stürzten alle ins Innere der Kirche, um nachzuschauen, was es mit dem Glockenschlag und der Tatsache, dass Wakaba sich nicht meldete, auf sich hatte. In der Kirche war es dämmrig, obwohl der Mond durch einige der zerbrochenen Fensterscheiben schien und unsere Schritte hallten durch den großen Raum. Ansonsten rührte sich nichts. Tokita führte uns zum Raum, in dem seine Tochter übernachtete. Die Tür stand offen und somit fiel unser Blick genau auf das Bett, das mitten im Raum stand. "Ich gehe nachschauen, wir sollten nicht alle gehen, der Raum ist dazu viel zu eng...", meinte Tokita und ging zum Bett herüber. Ich hörte ein leises Plätschern, als er neben das Bett trat und die Bettdecke zurückschlug. Dann schrie Tokita entsetzt auf und taumelte rücklings aus dem Raum. "W-W...Wakaba...s...sie...sie...sie ist...", stammelte er. Er war kreidebleich. Sofort waren Fye und ich am Bett. Dunkle Flecken zeichneten sich auf dem Laken ab und das Plätschern rührte von der Blutlache her, die sich auf dem Boden am Bett gebildet hatte. Sowohl mein Partner als auch ich starrten fassungslos auf die kopflose Leiche. Wakaba war tot. File 9 - Closed ~To be Continued~ Kapitel 10: File 10 ------------------- File 10 Man sollte meinen, wenn man schon länger bei der Mordkommission war, gewöhnte man sich an so etwas. Dem war nicht so - beim Anblick von Wakabas Leiche wurde mir leicht übel. Auch mein Partner war blass geworden. Ich zog die Decke zurück über den Leichnam. Dann drehte ich mich zu dem Rest der Gruppe um, die mit geschockten Gesichtern vor der Tür standen und vor Entsetzen keinen Laut von sich gaben, außer Ran Goto, die sich die Hand vor den Mund geschlagen hatte und leise wimmerte. Tokita stammelte leise vor sich hin. Er starrte vor sich hin, ins Leere. "Niemand - absolut niemand rührt irgendetwas an.", sagte ich. Nicht, dass irgendwelche Spuren verwischt wurden. Wakaba war definitiv ermordet worden. Und ich glaubte, dass der Täter einer von den hier anwesenden Leuten war. "Es fehlt jemand." Fyes Stimme zitterte ein wenig. Er hatte sich ebenfalls von der Leiche abgewendet. "Kiriko Kabuto...wo ist sie?", fragte er, jetzt mit festerer Stimme. Ich musste zugeben - eigentlich hätte ich erwartet, dass er das nicht so schnell wegstecken könnte, doch er hatte sich verdammt schnell wieder unter Kontrolle gebracht. Er war wohl doch härter im Nehmen, als es den Anschein hatte. Aber auch nach jahrelanger Arbeit in diesem Job, war es immer ein grauenhafter Anblick, den man nicht vergaß. Das war einfach unmöglich. Dennoch - man lernte damit umzugehen; Man musste es lernen, anders war es gar nicht machbar, sonst würde man irgendwann psychisch daran zerbrechen. Mir fiel es jetzt auch bewusst auf, dass die Tochter von Kabuto verschwunden war. Eigentlich war ich mir sicher, dass sie die Kirche ebenfalls betreten hatte. Merkwürdig. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie die Täterin war, obwohl sie bisher kein Wort gesprochen und immer ziemlich finster dreingeschaut hatte. Einen Kopf abzutrennen, dafür brauchte man Kraft. Ich wusste nicht, wie stark Kiriko war, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie dazu in der Lage gewesen wäre. Doch - bis jetzt sah es so aus, als hätte sie Wakaba getötet. Sie war verschwunden. Und bis wir nicht den wahren Grund ihres Verschwindens wussten, war sie nun mal Hauptverdächtige. "Meine Tochter ist keine Mörderin!", rief Kabuto aufgebracht, ja fast schon hysterisch. Anscheinend hatten alle dasselbe gedacht. "Wieso ist sie dann verschwunden?!", giftete Kazamatsuri ihn an. "Natürlich war sie es, sonst wäre sie doch hier, oder nicht?!" "Nun mal ganz langsam!", ging ich dazwischen. "Bis wir nicht wissen, wo sie ist, ist sie natürlich am ehesten verdächtig. Aber das heißt noch lange nicht, dass es nicht auch ein anderer von Ihnen gewesen ist!" "Ach ja?! Vielleicht waren Sie es ja auch selbst?!", sagte Itsushiki und deutet auf mich und meinen Partner. "Sollten....Sollten wir nicht erst einmal die Polizei rufen...?", meldete sich Tokita zu Wort. In seinem Gesicht stand immer noch der Schrecken geschrieben, allerdings klang er fast schon gleichgültig. Dabei war es seine Tochter, die ermordet worden war. Der Typ wurde mir immer dubioser... Fye warf mir einen fragenden Blick zu. Sollten wir sagen, dass wir von der Mordkommission waren? Allerdings, die Polizei mussten wir ohnehin rufen, damit die Spuren gesichert werden konnten und die Leiche in die Pathologie kam. "Ja... Rufen wir die Polizei. Aber alle kommen mit! Ich traue niemandem von Ihnen!", rief Kusanagi aufgebracht. Also gingen wir geschlossen zu ihrer Villa. Darauf bestand sie nämlich. "Was ist, wenn Kiriko jetzt alle Spuren beseitigt?", warf Goto ein. "Ich wäre ja dort geblieben und hätte aufgepasst, dass sich niemand an der Leiche oder so zu schaffen macht...", erwiderte Itsushiki hochmütig. "Ja~ wahrscheinlich waren Sie es und hätten die Zeit dann genutzt um zu verschwinden!", fuhr Tokita ihn daraufhin an. "Es reicht! Hören Sie auf, sich gegenseitig zu beschuldigen und überlegen Sie lieber, wo Kiriko-san abgeblieben sein könnte!", mischte ich mich ein. Das hier brachte niemanden weiter. Natürlich, wenn Kabutos Tochter die Mörderin war, konnte sie die Spuren verwischen, aber das Risiko mussten wir eingehen. "Was soll das? Sie tauchen hier auf und wollen uns sagen, was wir zu tun und zu lassen haben?", keifte Kusanagi. "Aber, aber, Kusanagi-san!", meinte Fye beschwichtigend. "Es liegt doch sicher auch in Ihrem Interesse, dass der Mörder geschnappt und der Fall gelöst wird, oder nicht?" "Natürlich, aber-!" "Also, dann ist es doch besser, dass jemand den Überblick behält und nicht alles in Chaos versinkt, hm?", unterbrach Fye sie bestimmt, aber immer noch freundlich. "Ich finde, er hat Recht. Und die Beiden sind sogar noch unparteiisch.", fügte Tokita hinzu. "Wenn sie nicht selbst die Täter sind...", murmelte Goto. "Das wird sich ja herausstellen.", meinte ich. "Und jetzt rufen Sie die Polizei." "Wie, die Polizei kann nicht kommen?!", rief Goto, als Kusanagi von ihrem Telefonat zurückkehrte. "Der Weg ist von einer Lawine verschüttet und das Wetter zu schlecht für einen Helikopter." Es stimmte, inzwischen hatte es sich radikal verändert. Als wir heute Mittag angekommen waren, war der Himmel nur ein wenig Wolken verhangen und verschneit gewesen. Doch jetzt war es dunkel, die Wolken hatten sich vor den Mond geschoben. Der Wind fegte durch die Straßen und ließ den schon gefallenen Schnee herum wirbeln. Wenn er an den Ecken der Efeu-Villa entlang strich, erklang ein langgezogenes Heulen. Es klang, wie das Maunzen der vielen Katzen, die in dieser Villa wohnten. Es waren unzählige. Mir reichte ehrlich gesagt meine Einzige... "Und das Wetter soll noch schlechter werden...", sagte Kusanagi. "Sie werden erst kommen können, wenn sich das Wetter bessert oder sie den Weg freigeräumt haben. Das aber kann Tage dauern." "Heißt das - dass der Mörder weiterhin hier herumläuft?", fragte Kabuto ängstlich. "So sieht's aus.", antwortete Itsushiki und sah misstrauisch zu mir und Fye herüber. "Wir müssen den Täter finden...", raunte mein Partner mir zu. "Ich schlage vor, wir gehen noch mal zur Kirche und suchen Indizien und sichern den Tatort." Ich nickte. Wir waren wohl auf uns allein gestellt. Und so etwas im Urlaub. "Gehen wir.", meinte ich und wandte mich dem Ausgang zu. "Wo wollen Sie hin?", fragte Tokita. "Zurück zum Tatort. Die Polizei kann nicht helfen, aber es darf nicht sein, dass jemand ermordet wird und ungestraft davon kommt." Nicht, solange ich anwesend war. "Aber allein?", fragte Itsushiki argwöhnisch. "Wenn dort alle herumlaufen, was meinen Sie, wie man dann vernünftig Tatmerkmale finden kann, he?", erwiderte ich. "Also, seien Sie alle vernünftig und bleiben hier, bis wir wieder da sind." "Wer garantiert uns, dass nicht Sie die Mörder sind?!", wollte Kusanagi wissen und hob eine ihrer Katzen auf den Arm. "Niemand. Aber es bringt uns nicht weiter, wenn wir hier alle herumsitzen und jeder jeden verdächtigt." Mit diesen Worten verließ ich zusammen mit Fye den Raum, um zur Kirche zu gehen. Wohl war mir bei der Sache ganz und gar nicht. Der Wind riss uns fast um, als wir die Strecke zur Kirche zurückgingen. Also waren wir einigermaßen erleichtert, als wir in die Kirche traten. Auch wenn uns jetzt etwas Schlimmeres bevorstand, als das schlechte Wetter. Ich sah mich um. "Am besten fangen wir bei der Leiche an.", schlug ich vor und Fye nickte. "Das arme Mädchen. Dabei sollte sie morgen heiraten...", murmelte er, während wir erneut zu dem Raum gingen. Seit wir die Kirche verlassen hatten, um die Polizei zu rufen, war anscheinend niemand hier gewesen. Bevor wir uns der Leiche zuwandten, leuchteten wir mit den mitgebrachten Taschenlampen gründlich den Raum ab. Doch die meisten Spuren, die wir fanden, waren wohl die, die wir bei dem Auffinden der Leiche selbst verursacht hatten. Auch an der Leiche fand sich nichts Auffälliges, außer, dass ihr der Kopf fehlte. Dann durchsuchten wir den Rest der Kapelle, was uns auch nicht weiter brachte. Wir fanden eine geschlossene Tür, die nicht verriegelt war. Als Fye sie aufstieß und in den Raum dahinter hineinleuchtete, stieß er einen kleinen überraschten Schrei aus. "Kuro-ta! Sieh mal..." Er hielt den Strahl der Taschenlampe auf einen Sarg gerichtet. In einer Kirche einen Sarg aufzufinden, war nichts ungewöhnliches, aber die Tatsache, dass der Deckel offen war, schon. Und dass wir beim genaueren Hinsehen eine verkohlte Mumie, der auch noch der Teil von den Rippen abwärts bis zur Hüfte fehlte, fanden, machte die Sache erst recht mysteriös. Doch diese Mumie war schon länger hier... "Hm. Die Dorfbewohner werden eine Antwort darauf haben, warum hier eine Mumie liegt." Und wenn nicht, mussten sie sich eine verdammt gute Erklärung einfallen lassen. "Oh. Natürlich, dafür gibt es eine simple Erklärung.", meinte Tokita, als wir wieder in der Efeu-Villa angekommen und die Mumie erwähnt hatten. Da war ich mal gespannt. Auch Fye sah erwartungsvoll zu ihm herüber. "Nun ja, es ist so. Es gibt nicht nur die Mumie in der Kirche, sondern sechs weitere.", erklärte er. "In jeder Villa eine. Doch die Mumien sind von den vorherigen Villenbesitzern hergebracht worden." "In jeder Villa eine Mumie?", wiederholte Fye ungläubig. "Warum das?" "Ich weiß nicht... ich glaube sie sind die Opfer vom Brand der Kirche...", meinte Tokita. Er erschien mir wieder erstaunlich ruhig. Ob er seine eigene Tochter ermordet hatte...? "Ich kann Ihnen die Mumie zeigen, wenn sie wollen.", sagte Kusanagi. "Eigentlich geht es die Beiden gar nichts an...", murmelte Itsushiki feindselig. "Zeigen Sie sie uns.", meinte ich, vielleicht half es uns ja bei der weiteren Ermittlung. Eine Weile später standen in einem Kellerraum, in dem auch ein Sarg stand. Und ebenfalls war dort eine verkohlte Mumie. Und alles, in dem diese sich von der in der Kirche unterschied, war vielleicht die Größe und dass sie intakt war, bis auf die Tatsache, dass ihr das linke Bein fehlte. Dieses Dorf samt ihren Bewohnern wurde mir immer suspekter. "Sind sie jetzt zufrieden?", fragte Itsushiki spitz. So langsam ging er mir auf die Nerven. Allerdings - ein Motiv, dass er es gewesen sein könnte, hatte ich noch nicht. Wenn es denn überhaupt eines gab. "Gehen wir wieder nach oben...", brummte ich. Hier gab es ja doch nichts, was uns weiterhelfen könnte. "Fehlt jeder Mumie etwas?", fragte Fye, als wir uns alle wieder im Wohnzimmer niedergelassen hatten. "Ja, die in der Farbfenstervilla fehlt das linke Bein. Und in meiner Villa ist bei der Mumie der linke Arm verschwunden.", meinte Goto. "Bei uns hat die Mumie keine Hüfte mehr...", meinte Kabuto und Kazamatsuri fügte hinzu: "Und bei die in meiner Villa keinen rechten Arm." "Bei der in meiner Villa fehlt der Kopf.", kam es schließlich von Tokita. Der Kopf? Hing das mit dem Mord zusammen oder war es ein Zufall? Es klopfte an der Verbindungstür. Wir waren zusammen mit Tokita zu dessen Anwesen zurückgegangen, und auch die anderen waren zu ihrer Villa zurückgekehrt, wenn auch etwas widerwillig. Da niemand zum Dorf gelangte, konnte auch niemand hier weg. Aber beruhigend war das nicht gerade... Es war schon spät und der Mord an Wakaba hatte selbstverständlich für Aufregung gesorgt und ich ahnte, dass in dieser Nacht niemand schlafen würde, zumindest nicht gut. Ich zerbrach mir auch noch den Kopf über den Mord und die sieben Mumien. Stand der Mord Wakabas mit den einbalsamierten Leichen in Verbindung? Und was hatte es mit den Villen auf sich? Deshalb war ich gerade dabei, eine Skizze zu machen, als es klopfte. "Ja?", brummte ich und Fye steckte den Kopf herein. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er. "Was machst du da?" Er lugte mir über die Schulter. "Oh, ist das da das Dorf?", erkundigte sich und deutete auf die Zeichnung des Davidsterns, in der Mitte des Blattes. "Ja~" Drumherum hatte ich jeweils die Villen eingezeichnet, wer dort wohnte und auch die Mumien. In der Mitte des Sterns hatte ich die Kirche markiert. Außerdem stand hinter Wakabas Namen ein Kreuz. Wir grübelten noch eine Weile herum, wer der Mörder sein könnte, doch gaben wir es bald auf. Wir hatten noch nicht genug Anhaltspunkte. Außerdem war es spät und ich war müde. Fye sah auch erschöpft aus. "Lass uns lieber noch eine Weile schlafen, morgen sehen wir weiter...", schlug ich vor und Fye nickte. "Ja~" Also zog er sich wieder in sein Zimmer zurück. Unter dem Türspalt erkannte ich, dass er das Licht löschte, und kurz darauf hörte ich nichts mehr. Er war wohl eingeschlafen. Ich warf noch einen kurzen Blick auf meine Skizze, machte dann ebenfalls das Licht aus und streckte mich auf dem Bett aus. Eine Weile lag ich noch wach, doch dann schlief ich auch ein. File 10 - Closed Kapitel 11: File 11 ------------------- Entschuldigung. Diesmal hat es wirklich ewig gedauert, bis ich das Kapitel fertig hatte~ Hyuu~ Aber jetzt, jetzt isses fertig und ich hoffe es ist gut~ Rechtschreibfehler dürft ihr behalten, die schenk ich euch...Viel Spaß! File 11 Es war sehr früh, als ich wieder wach wurde, und das, obwohl es gestern - nein, genaugenommen war es sogar schon heute gewesen, spät gewesen war, als ich ins Bett ging. Aber das war auch nur halb so wild, weil ich nicht sonderlich gut geschlafen hatte. Zum einen wegen meiner Erkältung und zum zweiten das gestrige Ereignis. Und ehrlich gesagt, war ich erleichtert, dass ich heute überhaupt wieder aufgewacht war - noch war der Mörder auf freiem Fuß. Und wenn er unter den Villenbesitzern war - die trauten jetzt weder uns, noch sich selbst untereinander. Und das konnte ich durchaus verstehen. Nachdem ich mich angezogen hatte, horchte ich kurz ins Nebenzimmer herüber, doch dort rührte sich nichts. Anscheinend schlief mein Partner noch. Und von mir aus konnte er das auch noch eine Weile weiter tun. In den letzten Tagen schien er nämlich nicht sehr ausgeschlafen gewesen zu sein, auch, wenn er versucht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen. Und ich hatte ihn auch nur einmal gefragt ob er schlecht geschlafen hätte und er hatte daraufhin abwiegelnd gemeint, es läge wohl am Vollmond. Und dass ich ihm das nicht so richtig abnahm, hatte ich ihm dann nicht gesagt. Schließlich war es ja seine Sache - trotzdem, manchmal verhielt er sich wirklich sonderbar. Nur, einen übernächtigten Kollegen konnte ich auch nicht gut gebrauchen. Das war für uns beide gefährlich. Und vor allem, wenn wir wie jetzt auf uns allein gestellt waren. Ich fragte mich, wer Wakaba ermordet hatte. Der Mörder musste einer der Villenbesitzer sein. Unwahrscheinlich , dass es jemand der wenigen anderen, die im Dorf wohnten, gewesen war. Ausschließen tat es nicht, aber es war fraglich. Wir hatten vereinbart, dass alle gegen Mittag in die Uhr-Villa kommen sollten und tatsächlich hatten sich alle eingefunden. Die meisten sahen übernächtigt aus - hatten wohl auch kein Auge zugetan, was verständlich war. Aber das hielt sie nicht davon ab, sich auch schon am frühen Morgen zu streiten. "Ist doch klar, dass die Mörderin Kiriko-san ist!", keifte Goto Kabuto an. Der stritt das natürlich vehement ab. "Ach ja? Wer weiß, vielleicht ist sie auch schon tot!" Tokito versuchte, den Streit zu schlichten. "Der Mörder muss ja auch nicht unbedingt einer von uns sein..." "Wer soll es sonst gewesen sein? Niemand kann hier her oder von hier weg...", warf Kusanagi ein. "Nun, bevor diese Beiden gekommen sind, war es hier friedlich! Zumindest gab es keinen Mord.", knurrte Itsushiki. Damit meinte er zweifelsohne mich und meinen Partner. "Wie wäre es, wenn ich diesmal das Bankett veranstalte? Der Tod der kleinen Wakaba muss doch gefeiert werden!" Damit war er aus dem Raum. Tokita starrte ihm missmutig hinterher, aber niemand sagte etwas gegen den Vorschlag. Warum waren hier alle so dubios!? Sie konnten es alle gewesen sein. Außerdem schienen sie sich untereinander nicht unbedingt ausstehen zu können... "Dieser Fall ist kompliziert, hm?", fragte Fye, der neben mir stand. Ich nickte. "Allerdings..." Ich wurde aus diesem Mord nicht schlau. Wir hatten weder Indizien noch die Tatwaffe. Auch Motive hatten wir keine - dafür sieben Verdächtige und einen Haufen mysteriöser Umstände. So ein Fall war mir noch nie untergekommen. Da fiel mir ein, dass wir die Alibis gar nicht überprüft hatten. Als gestern der Glockenschlag ertönt war, waren alle beim Bankett gewesen, außer natürlich Wakaba. Also musste sie davor getötet worden sein, zwischen 18 und 20 Uhr. Das Diktiergerät hatte ich dieses Mal leider nicht dabei, aber auf der Kommode neben mir, lag ein Stift und ein paar Zettel. Es hatte sicher niemand etwas dagegen, wenn ich sie benutzte. "Wo waren sie zwischen sechs und acht Uhr gestern Abend?", fragte ich die noch übriggebliebenen Anwesenden. Itsushiki musste ich dann eben später fragen. "Ich habe das Bankett vorbereitet, zusammen mit dem Hausmädchen und dem Koch.", antwortete Tokita als erstes und ich notierte es, bevor ich zu dem nächsten sah. Kabuto sah etwas nervös drein, als er erklärte: "Kiriko und ich haben zusammen ferngesehen und uns dann für das Bankett umgezogen..." Kiriko konnten wir jetzt ja schlecht nach der Bestätigung fragen, da sie ja verschwunden war. Auch diese Aussage schrieb ich auf. Am Ende stellte sich heraus, das eigentlich alle in ihren Villen gewesen waren und sich auf das Bankett vorbereitet hatten. Nicht alle hatten Zeugen dafür, nur noch Kusanagi, die ihre Katzen gefüttert hatte - das könne uns das Hausmädchen bestätigen, sagte sie. Alle Alibis klangen glaubwürdig. Es würde schwer sein, das herauszufinden, welches gelogen war. Fehlte nur noch Itsushikis. Auf das war ich gespannt. Nun, er war sicher auch in seiner Villa gewesen und hatte sich für das Bankett umgezogen... Die Alibis brachten uns jetzt also auch nicht weiter. Die müssten wir dann erst mal widerlegen, doch bisher klangen alle stichhaltig. Aber das war ja auch kein Wunder, denn sie waren sich alle ziemlich identisch. Und genau da lag momentan das Problem. Später saßen wir alle wieder zusammen, wie gestern Abend. Allerdings in der Farbfenster-Villa und mit wesentlich gedrückterer Stimmung. Niemand sagte ein Wort und starrten sich feindselig an. Der Einzige, den die ganze Situation wohl nicht unbedingt zu stören schien, war Fye, der neben mir saß und guter Laune zu sein schien. Nicht unbedingt wie sonst, aber dennoch hatte er ein leichtes Grinsen im Gesicht. Ich fragte mich, wie er das schaffte. Doch das änderte sich schlagartig, als Kusanagi, kurz nachdem das Essen gekommen war, entsetzt kreischend aufsprang. "Itsushiki! Wie können sie nur!", schrie sie hysterisch und machte hektische Gesten auf ihren Teller. "Sie...sie...Monster!", stammelte sie dann. Angesprochener blieb erstaunlich gelassen bei ihrem Ausbruch, und auch die anderen schauten bloß fragend hinüber. "Das ist doch bloß eine Katze, jetzt regen Sie sich doch nicht so auf~", meinte Itsushiki und Kusanagi schnappte hörbar nach Luft und sackte erst mal auf ihren Stuhl zurück. Diese Leute hier hatten einen wirklich makaberen Sinn für Humor, fand ich. "Am besten, wir bringen Sie nach Hause.", meinte Goto, die neben Kusanagi saß und stand auf. "Fassen Sie mich nicht an!!", zischte diese, als Goto sie am Arm fasste, erhob sich dann aber doch. "Dafür werden Sie bezahlen, Itsushiki, da können sie Gift drauf nehmen! Die arme Katze! Sie Ungeheuer!", zeterte sie auf dem Weg nach draußen. "Wir sollten die Beiden nicht alleine gehen lassen. Schließlich ist der Mörder immer noch auf freiem Fuß.", meinte Kazamatsuri und erhob sich ebenfalls. Und auch die anderen hatten nichts dagegen einzuwenden. "Dass sie sich auch immer gleich so aufregen muss~", murmelte Tokita und schüttelte den Kopf. Meine Verwunderung und auch mein Misstrauen dieser Leute gegenüber wuchs zusehends. Erst der Mord und dann das hier. Was zur Hölle sollte das? "Wir sollten vielleicht auch mitgehen, Kuro-rin.", sagte Fye und riss mich somit aus meinen Gedanken. "Hinterher stellen die noch mehr an~" "Ich komme schon, bevor die sich gegenseitig umbringen." Noch eine Leiche wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich nur hier weg. Aber nicht bevor ich diesen Fall nicht gelöst hatte. Und so was im Urlaub! Das war ja schlimmer, als wenn ich Dienst war... "Ich komme ganz bestimmt nicht mit! Ich bleib hier...", verkündete Itsushiki. "Na, wenn Sie meinen...", entgegnete ich, während ich meinem Partner zur Tür folgte. Schließlich konnte ja nichts passieren, da alle anderen bei Kusanagi waren. Noch am selben Abend fanden wir seine Leiche. Ihr fehlte das rechte Bein. Eigentlich waren mein Partner und ich zurück zur Farbfenster-Villa gegangen, nachdem sich alle anderen in ihre eigenen Villen zurückgezogen hatten, um uns zu erkundigen, ob alles in Ordnung war. Doch stattdessen hatten wir ein weiteres Opfer. "Verdammt noch mal!", fluchte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. "Ob das Kusanagi-san war?", vermutete Fye. "Lass uns nachsehen. Sie hat ein Motiv.", knurrte ich. "Aber erst mal müssen wir den Tatort sichern. Hier darf keiner mehr rein." Wir wiesen das Hausmädchen, das bei der Todesnachricht weiß wie eine Wand wurde, an, nichts anzufassen, niemanden in das Zimmer zu lassen und die Tür zu verriegeln. Dann machten wir uns auf zur Efeu-Villa. Das ging zu weit. Zwei Morde in einem Dorf, in dem Jeder Jeden kannte und trotzdem hatte niemand etwas bemerkt. Steckten die etwa alle miteinander unter einer Decke? Als wir an der Efeu-Villa ankamen, öffnete auf unser Klingeln hin niemand. Nur die Katzen miauten drinnen - und ich war mir sicher, dass sie das beim letzten Mal nicht getan hatten. "Kuro-ta, ob da drin was passiert ist? Die Katzen, sie sind heute so merkwürdig...", meinte auch Fye in diesem Moment. "Kusanagi-san? Machen sie auf.", rief ich, doch es rührte sich, außer den Katzen nichts. "Hm~ Entweder sie ist nicht da, oder sie kann die Tür nicht mehr öffnen.", sagte mein Partner langsam und ging zu einem der Fenster, um dort reinzuschauen. "Die Katzen scheinen ganz durcheinander zu sein. Ich glaube es ist was passiert." Doch nicht etwa noch eine Leiche? "Kuro-mune! Sieh doch mal!" Fye zeigte auf eine weiße Katze, die von innen aufs Fensterbrett gesprungen war. Aber er meinte sicher nicht die Katze an sich, sondern, dass Blut an den Pfoten der Katze klebte. Zuviel, als das es von einer Maus oder einem Vogel stammen könnten. "Wir müssen nachsehen was passiert ist!", rief Fye und sah sich um. Wahrscheinlich nach einer Möglichkeit, in das Haus zu kommen. "Einen Zweitschlüssel gibt es wohl nicht.", brummte ich. "Also werden wir wohl wieder nachhelfen müssen..." "Du willst die Tür eintreten? Die sieht aber stabiler aus, als die in der Kirche!" "Wir könnten auch nachsehen, ob es eine Terrassentür gibt." "Das ist eine gute Idee!" Fye wirbelte förmlich herum. "Wir sollten uns beeilen!" Das hatte ich auch vorgehabt. Aber ich glaubte nicht, dass der Mörder noch im Haus war. Aber es hatte sich definitiv schon jemand vor uns Zutritt zu dem Haus verschafft. Die Hintertür stand speerangelweit offen. Verdammt aber auch. Die tote Kusanagi - ihr fehlte ein Arm - fanden wir im ersten Stock. Die Katzen hocken um sie herum und maunzten lauthals. Wieder waren wir zu spät gekommen. "Ob wir den Mörder gestört haben?", fragte Fye. "Ich glaube nicht. Ich denke, sie ist schon eine Weile tot. Es braucht ein wenig Zeit, jemanden ein Körperteil abzutrennen. Außerdem ist das Blut schon teilweise getrocknet..." "Was ist eigentlich mit dem Hausmädchen? Ich hab es hier nirgends gesehen." "Ich glaube nicht, dass es das Mädchen war." "Das meine ich auch nicht! Vielleicht ist ihr auch was passiert. Lass uns lieber noch in den anderen Räumen nachschauen." Doch zum Glück war alles was wir in den anderen Räumen noch fanden Katzen. "Scheint als hätten wir jede Menge Zeugen. Leider können die nicht sprechen..." "Was? Es gab zwei weitere Morde?!" "Itsushiki und Kusanagi?" "Wir werden alle sterben!", jammerte Kabuto. "Sie ja sicher nicht.", meinte Kazamatsuri spöttisch. "Ihre Tochter wir Sie sicher verschonen." "Sie ist keine Mörderin!", giftete Kabuto zurück. "Aber sie ist die Einzige, die es sein kann! Niemand hat sie seit dem ersten Mord gesehen.", sagte Tokita. "Da hat er allerdings Recht.", mischte ich mich ein. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass sie dahinter steckte. Allerdings gab es auch andere Möglichkeiten, warum Kiriko verschwunden blieb. Entweder sie versteckte sich, weil sie wusste, dass sie jetzt alle verdächtigten und sie deshalb Angst hatte oder der eigentliche Mörder hielt sie fest, weil sie ihn entweder beobachtet hatte oder damit ihr der Mord in die Schuhe geschoben werden konnte. Oder sie war bereits ebenfalls tot. "Sehen Sie, Reiji! Oder sind Sie sich da so sicher, dass sie es nicht ist, weil Sie der Mörder sind?", fragte Kazamatsuri. "Jetzt hören Sie doch auf!", protestierte Kabuto empört. "Am besten beruhigen Sie sich jetzt alle, meine Herren.", meldete sich Goto zu Wort und strich sich ihre Haare hinter die Ohren. "Es bringt doch nichts, wenn sich hier alle aufregen und wild herumspekulieren." Dann sah sie zu Fye und mir. "Die beiden Herren von der Polizei werden uns sicher sagen, wer der Mörder ist, nicht wahr?" "Tja~. Hm." Fye grinste schief. "Ich fürchte, noch nicht. Aber natürlich arbeiten wir daran." Dazu brauchten wir aber Anhaltspunkte. Nur war das schwer, weil der Täter mal wieder keine Spuren hinterlassen hatte. Ich fragte mich, wie er das bei dem ganzen Blut überhaupt schaffte. Natürlich hatten wir auch schon nach Kiriko gesucht, gleich nachdem wir Wakaba gefunden hatten. Gefunden hatten wir sie jedoch nicht, obwohl wir das ganze Dorf auf den Kopf gestellt hatten. Doch aufgeben kam nicht in Frage. Wir würden den Mörder überführen, ungestraft würde der da nicht davonkommen. Eine Weile später erweiterte ich meine Aufzeichnung. Dabei fielen mir Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern und den Mumien auf. Da musste dann etwas dahinter stecken, Zufall war das sicher nicht. Außerdem kam mir das Wappen mit dem abgebrochenen oberem Zacken über Tokitas Haustür wieder in den Sinn. Hatten die anderen Villen ebenfalls so ein Wappen, nur dass eine andere Zacke fehlte? Darauf hatte ich gar nicht geachtet, aber ich vermutete, dass es so war. Das ließ sich aber auch leicht überprüfen. Ich fragte, mich, worin darin der Zusammenhang bestand. Das Dorf war wie ein Davidstern aufgebaut, die Villen bildeten die Eckpunkte. Und dort wo sie standen fehlte in ihrem Wappen die Zacke. Und wenn man die Spitzen des Sterns als die Körperteile eines Menschen betrachtete, dann fehlte den Mumie genau die, bei denen auch die Zacke abgebrochen war beziehungsweise wo die Villa stand. Bei den Opfern war es genauso, je nachdem, in welcher Villa sie gewohnt hatten. Falls ich den Zusammenhang herausfand, konnte ich vielleicht weitere Morde verhindern. Wenn ich doch nur wüsste, was dahinter steckte... Ich ging noch ein mal die Reihenfolge der Morde durch. Das erste Opfer war Wakaba, ihr fehlte der Kopf, dann hatten wir Itsushikis Leiche ohne das rechte Bein gefunden und gleich darauf Kusanagi, bei der ich mich zu erinnern glaubte, dass ihr das linke Bein gefehlt hatte. Wenn man jetzt die drei Punkte verband, hatte man das erste Dreiecks des Davidsterns. Wenn man dann im Uhrzeigersinn weiterdachte, wäre das nächste Opfer Ran Goto. Allerdings - wenn man das ganze umdrehte wäre Kiriko es. Aber die war verschwunden. Ich erzählte Fye von meinen Vermutungen. "Das klingt logisch.", meinte auch er. "Du bist so schlau, Kuro-wan! Und ich glaube, du hast sogar Recht, was die Wappen betrifft. An Kusanagi-sans Villa habe ich auch so eins gesehen. Die untere linke Zacke fehlte." "Pass auf Ran Goto auf.", meinte ich zu Fye. "Aber sag ihr besser nicht, dass sie das nächste Opfer sein könnte und auch die anderen sollten davon nichts erfahren." "Wäre es nicht besser, wenn du auf sie aufpasst?" "Vielleicht. Aber ich will versuchen, was über die Mumien herauszufinden. Da kannst du auch gleich Goto-san fragen, ob sie was darüber weiß. Aber sei vorsichtig. Ich könnte mich auch irren und sie ist die Mörderin." "Machst du dir etwa Sorgen um mich, Kuro-mune?", fragte er grinsend. "Ich will keine weiteren Opfer." Schon gar nicht, wenn es dann womöglich mein Partner war. Und da das nicht bis morgen warten konnte, machten wir uns sofort auf den Weg. Fye zur Turm-Villa und ich erst mal zu Kazamatsuri zur Wetterhahn-Villa. Ich hielt ihn für den vernünftigsten der Verbliebenen. Das Hausmädchen öffnete mir und führte mich zu ihm. Er war nicht überrascht, dass ich aufkreuzte. "Was gibt es, Detektive?", fragte er mich gelassen. "Irgendwelche Fragen? Oder sind sie gekommen, um mich zu verhaften?" "Eigentlich bin ich nur gekommen, um Ihnen einige Fragen zu stellen.", antwortete ich. Verhaften konnte ich ihn nicht, da es keinerlei Beweise gab. Aber das konnte sich auch noch ändern. Solange der Mörder sich sicher war, dass ihm noch niemand auf der Spur war oder ihm die Morde nachweisen konnte, würde er sich auch nicht verraten. "Worum geht's denn?" "Was hat es mit den Mumien auf sich, wo kommen sie her? Können Sie mir darüber etwas sagen?" Er schwieg eine Weile und schien mit sich selbst zu ringen. Dann seufzte er. "Nun ja, über die Mumien kann ich Ihnen nichts sagen, aber hier in der Nähe, in den Bergen, da ist sicher etwas, das Sie interessieren würde. Und dann sollten Sie sich vielleicht an Tokita wenden..." Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen. Und obwohl es schon wirklich sehr spät war, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang zu machen. "Das hat ihnen sicher Kazamatsuri erzählt, habe ich recht? Aber es war mir klar, dass das irgendwann rauskommt." Ich stand bei Tokita im Wohnzimmer. In den Bergen hatte ich ein Hanffeld entdeckt, nachdem ich ungefähr eine halbe Stunde gesucht hatte. Es war auch nicht unbedingt versteckt gewesen, nur abgelegen. Erst drei Leichen, jetzt auch noch Drogen - zumindest dachte ich nicht, dass das Hanf für etwas anderes verwendet wurde. Und nachdem ich mich dort ein wenig umgesehen hatte, ging ich auch zurück, weil es nichts Aufschlussreiches gab, weswegen ich mir mehr Informationen von Tokita, den ich dann aufsuchte, erhoffte. Und nachdem ich ihn mit den Tatsachen konfrontiert hatte, war er bereit, mir die Sache zu erklären. "Früher, also vor ein paar Jahren, hat in dem Haus in den Bergen eine Pastorfamilie gewohnt. Sie hatten sieben Kinder adoptiert, alles Mädchen. Irgendwann wollten sie aus dem Drogengeschäft aussteigen.", erzählte er. "Daraufhin ... wurde der Pastor und seine Frau erschossen, von wem, weiß ich nicht, von irgendeinem Drogenboss, nehme ich an. Die Mädchen wurden in die Kirche eingesperrt." Tokita sah erschöpft aus, aber er berichtete weiter. "Danach wurde die Kirche angesteckt und die Mädchen sind alle verbrannt." "Die Mumien, nehme ich an.", sagte ich und Tokita nickte. "Richtig. Alle sieben sind verbrannt..." Kein Wunder, dass die hier alle sehr merkwürdig drauf waren. Tokita sah zumindest aus, als wäre er froh, dass er das erzählt hatte. "Aber mit den Morden, da habe ich nichts mit zu tun!", beteuerte er. Und das glaubte ich ihm. Er war ja immer bei uns gewesen, außer, als er das Bankett vorbereitet hatte. Aber der Koch und das Hausmädchen hatten sein Alibi bestätigt. Blieben noch drei Verdächtigte. Ich hoffte, dass Fye ebenfalls weiter kam. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht... Ich würde mich jetzt gerne hinlegen, es geht mir nicht so gut.", sagte Tokita und ich nickte. "Natürlich, ich will Sie nicht weiter stören." Die Uhr in der Eingangshalle schlug Zwölf, als ich die Villa verließ und ich überlegte, ob ich Kabuto noch einen Besuch abstatten sollte. Ich konnte ja nachschauen, ob er noch wach war. Wenn nicht, würde ich für heute Schluss machen. Doch ich hatte Glück und Kabuto war noch auf und ließ mich sogar rein. Ihn fragte ich, ob er ebenfalls von der Pfarrerfamilie und den Drogengeschäften wusste. Die Antwort erstaunte mich nicht. "Ja, natürlich. Jeder hier weiß es..." Das hatte ich mir schon gedacht. "Ihre Tochter ist noch nicht wieder aufgetaucht oder hat sich gemeldet?", erkundigte ich mich. "Nein. Sonst hätte ich es längst gesagt." Er schien auch schon fast daran zu glauben, dass sie für die Morde verantwortlich war. "Glauben Sie, dass sie es war?", fragte er mich. "Bis wir das nicht ausschließen können, ja.", sagte ich und er seufzte. Dann hörten wir ein ohrenbetäubendes Scheppern und kurze Zeit später flitzte eine Katze ins Zimmer, die sich unter dem Sofa versteckte. Dabei hatte Kabuto doch gar keine Katze? "Das muss eine von Kusanagi-sans sein...", murmelte er auch. Er war vor Schreck aus dem Sessel aufgesprungen. "Sicher hat sie irgendwas umgestoßen. Ich sehe mal nach..." Ich nickte und er ging in den Flur. Doch er war bald wieder zurück - schreckensbleich. "Kiriko....", stammelte er. "Sie...sie..." Das konnte nur bedeuten, sie war wieder da oder sie war tot. Leider stellte sich letzteres heraus. Ihre Leiche war in der Rüstung, welche die Katze umgestoßen hatte, versteckt gewesen und ihr fehlte der rechte Arm. Sie schien schon länger tot gewesen zu sein. Also hatte Kabuto recht gehabt: Sie war nicht die Mörderin. Verdammt. Ich wusste gar nicht mehr, wohin mit den ganzen Toten... Und Unterstützung konnte immer noch nicht kommen, da die Straßen immer noch nicht frei waren, erfuhr ich, als ich die weiteren Morde per Telefon meldete. Danach musste ich den Hörer erst mal einen halben Meter von mir halten, weil Shinsai an den Apparat gekommen war. Und sie war natürlich alles andere als begeistert. "Können Sie denn nicht einmal Urlaub machen, ohne dass etwas passiert?", keifte sie. Als ob ich mir das ausgesucht hätte oder etwas für die Morde konnte... "Sehen Sie zu, dass Sie den Mörder finden, Detektive!! Wie können Sie nur zulassen, dass ..." Immer die gleiche Leier, die kannte ich schon auswendig, sodass ich nicht unbedingt zuhörte. Ich schwieg, bis sie mir eine Möglichkeit gab, doch was zu sagen, wahrscheinlich musste sie den Schock mit Kaffee verarbeiten. "Ich bin ja schon dabei. Der Fall ist nun mal kompliziert. Und ich hätte auch gerne ein paar weniger Leichen gehabt. Aber ich krieg den Mörder, darauf können Sie sich verlassen." Dann legte ich auf. Shinsai würde toben, wenn wir zurück waren... Aber das war jetzt egal. Da Kiriko tot war und sie also auch nicht mehr als Mörderin in Frage kam, war der Mörder immer noch auf freiem Fuß. Nur - wer war es? Ran Goto? Sie war etwas zu selbstverliebt, hatte ich den Eindruck. Aber war sie zu Morden fähig? Kaltblütig genug schien sie ja zu sein. Denn ihre Reaktionen auf die Todesfälle waren nicht unbedingt sehr entsetzt gewesen. Hoffentlich war es kein Fehler gewesen, Fye zu ihr zu schicken... Und Reiji Kabuto? Ich glaubte nicht, dass er seine Tochter umbringen würde. Ich warf einen kurzen Blick zu ihm. Er saß zusammengesunken in einem der Sessel und hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Was er vor sich hinstammelte konnte ich nicht ganz verstehen, aber ich glaubte etwas wie "Ich werde der nächste sein..." zu hören. Blieben Juzo Tokita oder Junya Kawamatsuri übrig. Tokita würde wohl kaum seine Tochter umbringen. Zumal er sowieso ein Alibi hatte, wenn der Koch und das Hausmädchen die Wahrheit sagten. Ansonsten war er ja bei uns gewesen... Kawamatsuri, vielleicht schon eher. Anscheinend war der früher Jäger gewesen, von den vielen ausgestopften Tieren zu schließen. So kam ich nicht weiter. Jeder von ihnen konnte es gewesen sein und mehr Anhaltspunkte hatte ich nicht. Das war zum Verzweifeln. Aber aufgeben kam für mich nicht in Frage. Ich würde den Mörder stoppen. Hoffentlich war es dann nicht schon zu spät~ File 11 - Closed Auf File 12 müsst ihr hoffentlich nicht so lange warten...hehe...^^" Kapitel 12: File 12 ------------------- File 12 Ran Goto öffnete erst nach dem zweiten Klingeln. Sie schien ein wenig überrascht mich zu sehen und schien beschäftigt gewesen zu sein. "Oh, Guten Abend, Lieutenant. Kann ich was für Sie tun?", fragte sie und ich strahlte sie an. "Ich hätte nur ein paar Fragen an Sie, Goto-san.", antwortete ich. Nachdem Kuro-ron mich gebeten hatte, auf sie aufzupassen oder etwas herauszufinden, war ich sofort hierher gekommen, in der Hoffnung, das Goto-san noch nicht zu Bett gegangen war. Schließlich wollte ich Kuro-ne helfen. Bisher machte er fast alles noch allein. Aber ich wollte nicht wieder nutzlos sein. Zumindest soweit es mir möglich war, dies nicht zu sein. Wahrscheinlich war Kuro-ta schon genervt von mir, weil ich mich einfach zu blöd anstellte. Wer konnte ihm das auch verübeln? "Natürlich. Kommen Sie doch herein." Sie öffnete die Tür so weit, dass ich eintreten konnte. "Vielen Dank. Ich hoffe, das macht keine Umstände?" "Aber nein. Schließlich geht es hier um Mord." Sie schloss die Tür, nachdem ich im Flur stand. Es war dämmrig in der Villa. Doch eigentlich schien es doch genug Lampen zu geben...? Vielleicht wollte sie ja gerade ins Bett gehen, das war wohl die Erklärung. Hätte ich auch eher drauf kommen können. Ich nickte vor mich hin. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Und dieses Gefühl täuschte mich meistens nicht. Ach was, wahrscheinlich war ich nur ein wenig nervös. Wegen den Vorkommnissen der letzten Tage. Oder sowieso seit ich zur Polizei gegangen war. Eigentlich um mich zu verstecken. Wirklich geklappt hatte das nicht. Aber das war klar gewesen... Ich konnte nicht ewig davon laufen. Ich hätte nicht mal damit anfangen sollen... Ich folgte Goto-san ins Wohnzimmer. "Also, was wollen Sie denn wissen?", fragte sie. "Setzen Sie sich doch. Kann ich was zu Trinken anbieten?" Ich ließ mich auf einem der Sessel nieder und schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Nicht nötig. Was ich wissen wollte; Wo waren Sie heute gegen 18-19 Uhr?" "Da war ich hier. Und - nein, ich habe keine Zeugen." "Was wissen Sie über die Mumien, was hat es mit den Wappen auf sich?" "Nun. Das weiß ich nicht genau. Die Wappen waren schon immer da. Genau wie die Mumien." Sie ließ sich galant auf den Sessel gegenüber nieder und schlug die Beine übereinander. Sie kam mir ein wenig nervös vor. "Aber ich glaube, Juzo weiß etwas darüber." "Wenn das so ist, dann wird er es sicher Kuro-mune erzählen.", sagte ich. "Ich hoffe doch stark, dass Sie den Mörder finden. Ich kann nachts kaum noch schlafen.", meinte sie. Dabei sah sie nicht sehr besorgt aus. Vielleicht war sie ja eine genauso gute Schauspielerin wie ich es war und verbarg ihre Gefühle ebenso geschickt. Ich lächelte sie an. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit.", sagte ich und sie nickte. "Das klingt beruhigend." "Ja, ich hoffe auch, dass das hier bald vorbei ist. Eigentlich sind wir ja nur hergekommen, weil wir Urlaub machen wollten." Und es war meine Idee gewesen. Kuro-ne hatte jetzt schon wieder eine Menge Ärger, meinetwegen. Erst sein Wagen, dann die Sache bei der er in den Fluss gefallen war und jetzt das. Ich wunderte mich, dass er mich überhaupt noch bei sich haben wollte, eigentlich brachte ich ihm nichts als Scherereien. Oder wollte er mich längst loswerden, nur ließ Shinsai-san das nicht zu? Da hörte ich plötzlich ein Geräusch. Es klang wie ein Wimmern. "Haben Sie das auch gehört?", fragte ich Goto-san, die mich erstaunt ansah. "Nein, was denn?", antwortete sie. "Da war eben ein Geräusch..." Ich schüttelte nachdenklich den Kopf. "Haben Sie vielleicht ein Fenster aufstehen?" Da war es schon wieder. Und diesmal sah ich ihr an, dass sie es auch gehört hatte. "Schon möglich, dass ein Fenster offen ist..." "Wir sollten mal nachsehen." Ich erhob mich und sie stand ebenfalls auf. "Ob das vielleicht der Mörder ist?", fragte sie alarmiert. "Seien Sie vorsichtig..." Es behagte mir ganz und gar nicht, dass Kuro-myu nicht da war. Ich war allein. Nun, eigentlich war ich das immer, aber wenn Kuro-wan bei mir war, passte er auf, dass mir nichts passierte... Ich tappte auf den Flur und sah unentschlossen nach links und rechts. Das Geräusch ertönte erneut und ließ mich nach rechts gehen. Anscheinend kam es von oben. Ich schritt auf die Treppe zu, Goto-san direkt hinter mir. Fast am oberen Ende der Treppe angekommen, fasste ich in etwas Nasses, als ich die Hand auf das Geländer legte. "Blut...", murmelte ich leise, als ich es mir näher ansah. Ich legte die Stirn leicht in Falten. Wo kam das denn her? Auf dem Boden entdeckte ich auch noch ein paar Tropfen, und ein paar Schritte weiter, wieder. Das Wimmern dauerte länger an und wurde lauter. Es kam irgendwo von weiter hinten aus dem Gang. Der war dunkel. Ich tastete nach dem Schalter, aber als ich ihn betätigte passierte nichts. "Das Licht ist kaputt!", flüsterte Goto-san. Dann musste es eben so gehen. "Bleiben Sie hier, ich gehe nachschauen, was das ist." Vorsichtig taperte ich den Gang herunter, blieb vor einigen Türen stehen und lauschte. Hinter den ersten Vier regte sich nichts, aber hinter der Fünften hörte ich ein leises Rascheln und ein unterdrücktes Jammern. Die Tür war verschlossen, aber der Schlüssel steckte. So lautlos wie möglich drehte ich ihn herum und legte meine Hand auf die Klinke, die ich ebenso leise herunterdrückte und die Tür einen kleinen Spalt aufschob. Von draußen fiel ein wenig Licht herein, sodass ich ein paar Schemen erkennen konnte. Und einer davon bewegte sich. Ich öffnete die Tür ganz. "Ist da wer?", fragte ich. "Mhmphh!", kam es aus der Richtung des sich bewegenden Schattens. Vorsichtig näherte ich mich ihm und meine Augen weiteten sich überrascht. Kusanagi-sans Hausmädchen! Sie sah mich mit großen Augen an, sie sah sehr verängstigt aus. Und sie war verletzt. Daher wohl das Blut... Ich befreite sie von dem Knebel. Warum war sie hier und gefangen? Zu spät begriff ich, dass ja nur Goto-san dahinter stecken konnte. Ich wirbelte herum, als ich ein dumpfes Geräusch hinter mir hörte - und das Hausmädchen aufschrie - und riss gerade rechtzeitig den Arm hoch, sodass mich das mich das Buch, mit dem Goto-san mich hatte niederschlagen wollen, nur aus dem Gleichgewicht brachte. Bevor ich mich wieder fangen konnte, warf sich Goto auf mich und ich landete entgültig auf dem Rücken und schlug mir den Hinterkopf an. Nicht schon wieder. Das passierte häufig in letzter Zeit. Mir wurde kurz schummrig vor Augen, aber ich versuchte sie von mir herunter zu stoßen. Goto hatte erstaunlich viel Kraft - und immer noch den dicken Wälzer in der Hand. Als dieser keine Sekunde später schmerzhaft Bekanntschaft mit meiner Schläfe machte, wurde es schwarz um mich - ich hörte nur noch eine Uhr zwölf schlagen. Ich kniff die Augen zusammen. Mein Kopf brummte. Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Benommen versuchte ich mich aufzurichten, doch schaffte es nicht. Zum ersten war mir immer noch ein wenig schlecht und zweitens gefesselt. Ich schlug die Augen auf und versuchte es erneut, aber wieder vergeblich. Es schien nicht all zu viel Zeit vergangen zu sein, seitdem ich das Buch auf den Kopf bekommen hatte. Zu hören war nichts - aber überall um mich war Blut. Das Hausmädchen lag regungslos in meiner Nähe - es war offensichtlich dass das viele Blut von ihr stammte. Ich rollte mich auf die Seite und versuchte die Fesseln aufzubekommen. Schon wieder vermasselt. Eigentlich hatte ich ja auf Goto aufpassen sollen. Stattdessen hatte ich mich von ihr reinlegen lassen. Ich war wirklich unfähig, irgendwas auf die Reihe zu bekommen... Er hatte recht gehabt. Zu nichts zu gebrauchen. Auf mich zukommende Schritte rissen mich aus meinen Gedanken und ich hob den Kopf leicht, um dorthin zu sehen, gleichzeitig erschien auch das Lächeln wieder auf meinem Gesicht. "Behandeln Sie ihre Gäste immer so, Goto-san?", fragte ich. "Sie hätten mir das Buch auch in die Hand geben können..." "Heute scheint mein Glückstag zu sein~", meinte sie, kichernd, eher zu sich selbst. Sie wirkte komplett verändert. Sie war ganz eindeutig nicht mehr bei Verstand. Außerdem war sie über und über mit Blut verschmiert. "Wieso haben sie das getan?", fragte ich und startet noch einen Versuch, mit aufzurichten. Immerhin gelang es mir, mich hinzusetzen. Sie lachte - in einem Ton, der mir einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Dieses Lachen. Es klang fast identisch wie seines. Auf jeden Fall rief es Erinnerungen wach - die, vor denen ich versuchte davon zu laufen. Ich versuchte die Panik, die in mir aufstieg zu unterdrücken. Er war nicht hier. Dies hier war eine ganz andere Situation, ähnlich, aber anders. "Wieso das alles?", wollte ich wissen. Wahrscheinlich war es sowieso nicht von Belang, ob sie es mir erzählte oder nicht. Mich würde sie sicher auch nicht am Leben lassen. "Ich brauchte ihr Blut, um meine Schönheit zu erhalten." Sie warf ihre Haare zurück und blieb vor mir stehen. "Ihr...Blut?" Ich erschauderte erneut. "Ja. Genau wie das von den anderen Mädchen..." Sie lachte wieder leise und ich sah vage etwas in ihrer Hand aufblitzen. "Und...die Anderen wussten davon? Haben Sie sie deshalb umgebracht?" Meine Stimme klang zittrig. Doch darauf reagierte sie gar nicht, sondern erzählte weiter. "Am Anfang haben sie sich alle gewehrt. Und dann haben sie entweder geweint oder sie sind verstummt." Sie ließ sich vor mir in die Hocke sinken. "Ich bin gespannt, wie es dieses Mal sein wird." Fast schon freundlich sah sie mich an. Sie würde mich auch töten. Na ja. Dann wäre ich aber auch nicht mehr ein nervtötendes, nutzloses Anhängsel... Und es blieb mir erspart ihn noch einmal wiederzusehen. Mein Blick senkte sich kurz auf den Dolch, mit dem sie schon die ganze Zeit über spielte. Wieder blitzte die Klinge im Mondlicht auf. Einige dunkle Flecken darauf verrieten, dass das Hausmädchen nicht mehr am Leben war. Ob es sehr leiden hatten müssen? Ich hoffte bloß, dass es schnell ging. "Warum tun Sie das?", fragte ich leise und sah sie wieder an. "Ich verstehe das nicht." "Das ist auch nicht nötig. Hauptsache ist, dass dadurch meine Schönheit unvergänglich sein wird." In ihren Augen leuchtete es beunruhigend auf und ihr Mund verzog sich zu einem selbstzufriedenen, aber auch gierigen Grinsen. "Es wird nicht wehtun.", sagte sie, in einem Ton, den auch immer Ärzte verwendeten und streckte ihre Hand nach mir aus, um mir über die Wange zu streichen. "Zumindest nicht lange." Ich lachte erstickt auf und konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig zurückzuckte. "Das ist sehr beruhigend.", brachte ich gepresst hervor. Warum hatte ich so viel Angst? Ich würde doch bloß sterben. Dann wäre doch alles gut - oder nicht? Ich wollte aber nicht sterben. Eigentlich nicht. Jetzt, wo ich doch gerade wieder jemanden gefunden hatte, dem ich vielleicht doch vertrauen konnte. Dem ich vielleicht doch nicht so zur Last fiel, wie ich dachte. Auch wenn er nicht unbedingt zeigte, dass es so war. Ach, Kuro-sama, wo bist du nur? Wieso bist du nicht da und rettest mich - so wie sonst immer? Ich habe mich doch in dir nicht getäuscht? Mir entfuhr ein kleiner überraschter Laut, als die kühle Klinge in meine Wange schnitt und eine warme Blutspur hinterließ. Ich wich zurück so weit ich konnte. Doch natürlich konnte ich ihr nicht entkommen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es hatte sowieso keinen Sinn. Ich kniff bloß die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite, als sie etwas von dem Blut abwischte und wieder dieses Lachen von sich gab. Länger konnte ich die Panik, die schon länger in mir tobte, nicht zurückhalten. Ich keuchte auf, als ich die Klinge an meinem Hals spürte und von ihrem Gewicht auf den Boden gedrückt wurde. Warum musste das denn genauso ablaufen wie schon so oft bei ihm? "Keine Angst, bald wird alles vorbei sein...", hörte ich sie flüstern und spürte ihren Atem an meinem Ohr, doch ich glaubte fast, seine Stimme zu hören. Genau dieselben Worte. Ich wartete darauf, dass die Klinge in meine Haut schnitt, das Blut langsam meinen Hals hinunterfließen würde. Das alles vorbei war. Ich wollte sie bitten, mich schnell zu töten. Ich wollte ihr sagen, dass ich nicht sterben wollte. Aber ich brachte vor Angst keinen Ton heraus und bewegen konnte ich mich auch nicht. Ich war einfach zu schwach. Wieder hatte er recht gehabt. Ich war ganz einfach schwach. Schwach, kläglich, erbärmlich. Es schnürte mir schier die Luft ab, ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen. Warum half mir denn niemand? Weil ich allein war. Und nutzlos. Ich hatte wohl erneut das Bewusstsein verloren. Aber - ich lebte und war größtenteils unverletzt. Es war mir schleierhaft wieso, aber ich war erleichtert. Leider hielt die Erleichterung nicht lange an, denn noch bevor ich die Augen aufschlug, merkte ich, dass es brannte. Hatte Ran Goto ihre Villa angesteckt, um Beweise zu vernichten? Überall war Rauch und die Luft war heiß und stickig, sodass ich kaum atmen konnte. Außerdem konnte ich das Knistern der Flammen hören. Ich öffnete die Augen und entdeckte sofort die Flammen, die sich am Fenster ausgebreitet hatten. Die Vorhänge und einige Möbel brannten schon und das Feuer war dabei sich weiter auszubreiten. Ich zerrte an den Seilen, die meine Handgelenke zusammen hielten. Ich musste hier raus! Und zwar schnell. Doch die Knoten waren ziemlich fest und die Stricke schnitten schmerzhaft in die Haut. Außerdem musste ich wegen dem Rauch immer öfter husten. Aber trotzdem gab ich nicht auf. Ich wusste nicht, was mich dazu brachte, dies zu tun, alles was ich denken konnte war, dass ich hier weg musste. Doch mit dem Zerren an den Fesseln kam ich nicht weiter. Hektisch sah ich mich nach einer Möglichkeit um, die Seile vielleicht durchzuschneiden. Einige Meter von mir entfernt sah ich schließlich etwas schimmern. Das Messer, das Goto gehabt hatte. Jetzt musste ich da bloß hinkommen. Ich holte mit meinen Beinen Schwung und kam so in eine aufrechte Position. Sofort kniff ich die Augen zusammen, die wenigen Zentimeter, die mein Kopf jetzt höher war, hatten eine erheblich vermehrte Rauchentwicklung zufolge. Ich blinzelte um den beißenden Rauch wieder aus den Augen zu bekommen und klar sehen zu können und versuchte, so wenig wie möglich zu atmen, bevor ich mich dann langsam zu dem Messer hinbewegte. Die Hitze wurde immer unerträglicher und der Rauch dichter. Doch ich schaffte es zumindest bis zu dem Messer, das ich dann zu angeln versuchte. Daneben hatte sich auch schon ein Feuer ausgebreitet und es war heiß. Als ich erkannte, was da brannte, stockte ich kurz. Es war Goto und ihr fehlte ein Arm. Kein Wunder, dass das Messer hier lag. Aber, das musste bedeuten, dass Goto nicht der Brandstifter oder Mörder war. Doch darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken, die Flammen hatten mich schon eingeschlossen und schossen förmlich auf mich zu. Ich bekam das Messer zu fassen und versuchte dann, die Seile zu durchschneiden. Doch es war schwer, die Klinge in die richtige Position zu drehen und mir wurde schwindelig, durch den Rauch und den dazugehörigen Sauerstoffmangel. Ich schnitt mich, als ich erneut husten musste, aber dann hatte ich es auch geschafft, die Stricke zu durchtrennen. Ich ließ das Messer fallen und hielt mir eine Hand vor Nase und Mund, während ich mich in Richtung Tür wandte. Dort züngelten auch schon kleine Flammen und dazwischen brannte es auch schon überall. Außerdem knackte und zischte es über mir. Die Deckenbalken hatten auch Feuer gefangen. Bald würden sie herunterstürzen. Ich taumelte auf die Tür zu. Ich war fast blind und das Schwindelgefühl wurde stärker. Ich stolperte und landete auf dem Boden, das nahm mir die sowieso schon knappe Luft. Fast hatte ich nicht die Kraft, um mich aufzurappeln, aber ich schaffte es und machte weitere Schritte Richtung Tür. Schlieren tanzten vor meinen Augen und mir war schlecht. Außerdem war ich jetzt durchgehend am Husten. Ich registrierte ein leises Knacken und dann ein lautes Krachen und auf mich fielen Funken herab. Ich wollte gar nicht wissen, wie es draußen aussah, aber wenn ich nicht hier rauskam würde ich entweder erschlagen werden, ersticken oder verbrennen. Die Tatsache, dass es in den anderen Räumen wahrscheinlich genauso sein würde, verdrängte ich. Völlig erschöpft erreichte ich den Türrahmen und stürzte an die gegenüberliegende Wand, die noch von den Flammen verschont geblieben war. Meine Beine gaben nach und ich sackte zu Boden. Ich war völlig erschöpft - aber lange nicht in Sicherheit. Aber mein Körper gehorchte nicht mehr. Der Raum, in dem ich bis eben noch war, loderte jetzt vollends und ein Stützbalken kam gerade herunter und schlug mit einem Funkenregen auf dem Boden auf, durchschlug diesen und blieb dort halb im Fußboden hängen. Aber die Flammen blieben nicht im Raum, sondern breiteten sich natürlich auch auf dem Flur aus. Ich konnte mit Mühe sehen, dass die Treppe auch schon in Flammen stand. Ich war gefangen, konnte nicht mehr weg. Jetzt würde ich wohl doch noch sterben. Ich fragte mich, warum ich mich eigentlich angestrengt hatte. Es wäre schneller gegangen, hätte ich mich einfach von dem Pfeiler erschlagen lassen. Mir wurde immer wieder schwarz vor Augen, weil ich fast keine Luft mehr bekam. Das Feuer hatte mich fast erreicht. Das war's dann wohl. Kuro-wanko musste sich wohl einen neuen Partner suchen. Plötzlich fühlte ich mich gepackt und halb hochgehoben. Außerdem legte sich etwas kühles über meinen Kopf und ich hörte Kuro-rins Stimme. Jetzt hatte ich schon Wahnvorstellungen, wahrscheinlich starb ich gerade. Es war weniger schmerzhaft als ich gedacht hatte. Dann verlor ich den Boden unter den Füßen. Etwas unsanft landete ich auf dem Boden, spürte eisige Kälte, die ich aber als äußerst angenehm empfand, nach der unerträglichen Hitze. Außerdem bekam ich viel besser Luft, obwohl meine Lunge zu brennen schien. Ich hustete immer noch, atmete aber keinen Rauch mehr ein. Ich spürte eine Hand auf der Schulter, die mich leicht schüttelte und öffnete die Augen. War ich etwa tot? Es war alles weiß um mich. Als ich aufblickte, sah ich in Kuro-nyans Gesicht. "Kuro-ne...?", murmelte ich leise, doch jetzt holte mich die ganze Erschöpfung ein, die bisher nur durch das Adrenalin der Panik und Todesangst zurückgehalten worden war mit einem Schlag ein. Das Adrenalin war wohl endgültig aufgebraucht und es flackerte vor meinen Augen und erneut wurde alles langsam wieder schwarz. File 12 - Closed Kapitel 13: File 13 ------------------- File 13 Das war verdammt knapp gewesen. Ich sah zu Fye, der halb auf meinem Schoß und halb im Schnee lag und auch gleich nachdem er die Augen geöffnet hatte, wieder bewusstlos geworden war. Er war blutverschmiert und verrußt und seine Kleidung an manchen Stellen angesenkt. Aber er war zum Glück unverletzt, obwohl ich eine Rauchvergiftung vermutete. Ich strich ihm die Haare aus dem Gesicht und sah zu der Villa, die gerade niederbrannte. Gut, dass die Villa so abseits stand, denn dann griff wenigstens das Feuer nicht auch andere Gebäude über. Denn löschen war auch nicht möglich. Ich war gerade aus Kabutos Villa getreten, als ich den Rauch bemerkte, der von Gotos Villa aufstieg. Als ich dort ankam, stand schon die eine Hälfte des Hauses komplett in Flammen. Doch ich zögerte keine Sekunde, vielleicht war es ja noch nicht zu spät. Gleichzeitig hoffte ich, dass sich niemand mehr dort drin befand. Ich durchnässte meinen Mantel und betrat schnell die Villa. Rauch schlug mir entgegen und ich hielt mir den Ärmel vor Mund und Nase. Die Hitze, die hier drin schon herrschte war kaum zu ertragen. Es war wohl am besten, wenn ich zuerst oben nachsah, denn dort breiteten sich die Flammen schneller aus, an der Treppe flackerte es schon auf. Eine Stufe brach unter mir weg, sodass ich das Gleichgewicht verlor und fast die Treppe wieder herunter stürzte. Doch ich bekam gerade noch das Geländer zu fassen und machte mich schnell wieder daran nach oben zu gelangen. Dort war der Rauch noch dichter und von rechts brandeten mir schon hohe Flammen entgegen. Ich hörte links von mir ein lautes Krachen und dann ein Splittern und Bersten. Und ich entdeckte eine Gestalt, die aus einem der Räume taumelte und an der Wand zusammensackte. Fye! Die Flammen kamen ihm immer näher. Ich eilte zu ihm und als ich ihn erreichte, packte ich ihn am Arm und zog ihn halb hoch, während ich ihm meinen Mantel überwarf, um ihn vor weiterem Rauch und der Hitze zu schützen. "Wir müssen hier raus.", sagte ich, doch er reagierte nicht. Er schien nicht mehr bei Bewusstsein zu sein. Ich hob ihn ganz hoch und war wieder froh darüber, dass er so ein Leichtgewicht war. Als ich mich umdrehte, um den Weg zurückzugehen, war dieser schon von Flammen versperrt, und die Treppe schien auch schon zu brennen. Doch aus dem Fenster zu springen kam auch nicht in Frage, zumal ich erst eines finden müsste und selbst dann wäre es zu hoch. Blieb also doch nur noch die Treppe, ich musste es zumindest versuchen. Doch erst einmal musste ich durch den Flur zurück. Und dort wurden die Flammen auch immer größer, aus den meisten Räumen schlugen schon Flammen und setzten die Decke in Brand. Überall knackte und krachte es und es wurde immer heißer. Lange würde diese Villa nicht mehr stehen, also sollte ich mich besser beeilen. War nur leichter gesagt als getan, wenn man kaum etwas sehen konnte. Als ich endlich am Ende des Gangs ankam hatte ich mich drei- oder viermal an herunterfallenden Teilen verbrannt, aber das versuchte ich zu ignorieren. Gerade als ich durch den Rahmen trat, der Flur und den Treppenabsatz trennte, kam die Decke funkenstobend herunter und ich machte hastig einen Satz nach vorn, wodurch der Fußboden bedrohlich knarrte und ich Fye fast fallengelassen hätte. Der schien überhaupt nichts mehr mit zu bekommen. Dann eilte ich die Treppe hinunter, vergaß fast, die fehlende Stufe zu überspringen und als ich mich am Geländer abstützte, wackelte das schon bedenklich. Unten hatte sich das Feuer auch schon rasend schnell ausgebreitet, sodass ich mich fragte, ob wir da überhaupt noch durchkamen. Bis zur Tür war es nicht mehr weit, aber dazwischen befand sich eine Feuerwand. Aber einen anderen Weg als da hindurch gab es nicht. Ich holte noch einmal tief Luft und machte dann einen großen schnellen Schritt durch die Flammen und stolperte dann wenige Augenblicke später hustend aus dem brennenden Gebäude. Einige Meter weiter ließ ich mich einfach in den Schnee sinken und schnappte nach Luft. Und dort saß ich wie gesagt noch eine Weile, machte noch einen Versuch, Fye anzusprechen, doch er reagierte nicht. Aber zumindest lebten wir noch. Da es jetzt doch recht kalt wurde, erhob ich mich und nahm meinen Partner wieder auf den Arm. Im gleichen Augenblick kamen Kazamatsuri und Kabuto an und starrten fassungslos auf die brennende Villa. "Was ist passiert?", wollten sie wissen. "Jemand muss sie angesteckt haben.", vermutete ich. Als ob das Feuer von allein ausgebrochen wäre. "Was ist mit Ran?", fragte Kabuto. "Ist sie da etwa noch drin?", rief Kazamatsuri, fast gleichzeitig. "Ich weiß es nicht und wenn, dann ist es sowieso zu spät.", sagte ich. Da jetzt noch reinzugehen, wäre Selbstmord und wenn sich dort noch jemand befand kam die Rettung zu spät. "Wo ist Tokita?", erkundigte ich mich, als mir auffiel, dass dieser fehlte. "Vielleicht hat er ja das Feuer gelegt und ist jetzt verschwunden.", verdächtigte Kabuto ihn sofort. "Vielleicht...", meinte ich nur müde. "Lassen Sie mich meinen Partner erst mal versorgen, und dann gehen wir nachsehen, ob Tokita zuhause ist. Er wollte sich hinlegen, weil es ihm nicht gut ging." Wir waren ja dann ohnehin in dessen Villa. Ich brachte Fye in sein Bett und versorgte seine Wunden. Was war bloß in der Villa passiert? Fye schien einiges durchgemacht zu haben. Wenn er aufwachte würde ich ihn danach fragen, er sah ziemlich erschöpft aus und ich wollte ihn nicht deswegen wecken. Wahrscheinlich würde ich das auch gar nicht schaffen. Ich deckte ihn ordentlich zu, bevor ich das Zimmer verließ. Dann machte ich mich erst mal daran meine Verbrennungen zu behandeln. Es waren zum Glück nur ganz leichte, sodass etwas Brandsalbe wohl aushalf. Ich war gerade dabei, die letzte Brandwunde an meinem Arm zu verarzten, als es klopfte und ohne auf Antwort zu warten Kabuto hereingestürzt kam. "Tokita ist tot.", sagte er. Erst dachte ich, er wäre auch ein Opfer des Mörders geworden, doch zur Abwechslung war es ein natürlicher Tod. Ein Herzinfarkt, was wegen seines Herzleidens nicht verwunderlich war. Zumindest deutete nichts daraufhin, dass er durch Fremdeinwirkung gestorben war. Und selbst wenn, dann passte das nicht in die Mordserie, denn die Leiche war noch vollkommen intakt. Außerdem schien Tokita schon länger tot zu sein, etwa gegen halb Eins. Also konnte er auch nicht das Feuer gelegt haben. Das Feuer hatte ich etwa gegen Viertel vor bemerkt. Und da ich das für das Werk des Mörders hielt, kam er für die Todesserie wohl auch nicht in Frage. Womit ich den Täter hatte - jetzt brauchte ich nur noch Beweise. Ich hoffte, welche bei der niedergebrannten Villa zu finden. "Sie beide gehen jetzt nach Hause. Am besten schlafen Sie sich aus.", sagte ich zu Kabuto und Kazamatsuri. Da einer von den Beiden der Mörder war, dieser sich aber nicht verraten wollte, würden sie sich wohl an die Anweisung halten. Auch würde er sicher den Anderen nicht umbringen, denn dann stand es ja fest, wer es war. Und noch sagte ich ihnen nicht, dass ich wusste, wer es war. Ich hoffte nur stark, dass Fye in Sicherheit war. Es war ein Fehler gewesen in zu Gotos Villa zu schicken, ich hätte mitkommen sollen. Nun, dafür war es zu spät. Aber wäre ihm etwas passiert, hätte ich mir das nicht verzeihen können. Nachdem die Beiden gegangen waren, machte ich mich auf, zur Villa. Sie war vollkommen abgebrannt. Hier und da glühte sie noch, um sie herum war der Schnee geschmolzen und ein wenig Rauch kräuselte sich immer noch in der Luft. Sie war halb in sich zusammengebrochen, nur ein paar Mauerreste standen noch inmitten eines Haufen Schutts und Asche da und einzelne Balken ragte aus dem Boden oder aus dem Mauerwerk hervor. Außerdem waren noch ein paar verkohlte Möbel oder andere Gegenstände vorhanden. Die aus Metall waren nur angesenkt und verrußt. Ich durchstreifte die Ruine vorsichtig, wirbelte dabei aber trotzdem jede Menge Staub und Asche auf. Das Obergeschoss existierte zum größten Teil nicht mehr, auch das Dach war weg. Zumindest bestand so eine geringe Einsturzgefahr... Ich ging zu der Stelle die, wie ich vermutete, unter dem Teil gelegen hatte, an der ich Fye gefunden hatte. Ich fand zwei verbrannte Körper, einem fehlte ein Arm. Ich vermutete bei dem einen Goto, doch der andere? Vielleicht wusste Fye mehr. Ich wollte gerade zurückgehen, weil ich nichts weiter gefunden hatte, doch dann fiel mir etwas auf. Es war zufällig in den Lichtkegel meiner Taschenlampe geraten, aber es war wichtig. Endlich ein Indiz. Obwohl ich noch nicht wusste, wie ich das einordnen sollte... Der Täter war wohl unvorsichtig geworden, weil er dachte, das Feuer würde alles vernichten. Ich kehrte zu Tokitas Villa zurück. Ich sah noch einmal nach Fye, bevor ich meine verstaubte Kleidung wechselte und mir Gesicht und Hände wusch. Jetzt machte sich auch die Müdigkeit breit, kein Wunder, bei der Uhrzeit. Als ich auf die Uhr sah, zeigte sie halb Drei. Dazu der heutige Tag und die letzte Nacht, in der ich auch kaum geschlafen hatte. Doch jetzt noch weiterzumachen, würde nichts bringen, außer dass ich vollkommen übermüdet sein würde und mich sowieso nicht konzentrieren konnte. Außerdem liefen die Beweise sicher nicht weg, und der Täter sicher auch nicht. Und der würde ganz schon was zu hören bekommen. Fast hätte ich schon wieder meinen Partner verloren. Ich ließ vorsorglich die Verbindungstür zwischen unseren Zimmern auf. Denn dann würde ich hoffentlich aufwachen, falls Fye doch noch unerwünschten Besuch bekam, weil er etwas wichtiges gesehen hatte oder wusste und der Plan mit dem Feuer dann doch schief gelaufen war. Ich grübelte noch ein wenig über das Indiz nach, kam aber zu keinem Schluss und so schlief ich dann auch schließlich ein. File 13 - Closed XD~ Wies aussieht wird diese FF noch seeeehr lang. Aber ich versuche, die Beziehung zwischen Kuro-ta und Fye noch auszubauen~ und das Geheimnis um die ominösen Person, vor der Fye flieht lüften~ also seid gespannt~ Kapitel 14: File 14 ------------------- File 14 Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug fühlte ich mich nicht gut. Ich war in der Nacht immer mal wieder aufgewacht und schob es deshalb auf den Schlafmangel. Aber es lag wohl auch ein wenig daran, dass ich noch erkältet war. Ich stand auf und zog mich an, bevor ich zu Fye herüber ging. Der schien noch zu schlafen, doch als ich an sein Bett herantrat, schlug er die Augen auf. Er sah immer noch ziemlich fertig aus, aber er lächelte schwach und stemmte sich leicht hoch. „Kuro-mune? Es tut mir Leid.“, sagte er dann und das Lächeln wirkte trauriger. „Du hast dich schon wieder meinetwegen verletzt, weil du mich retten musstest. Außerdem konnte ich nicht mal auf Goto-san aufpassen...“ Er sah herunter auf seine Hände, die sich in die Bettdecke verkrallt hatten. „Anstatt dir zu helfen, mache ich dir immer nur noch größeren Ärger.“ Ich sah ihn eine Weile schweigend an. Da war sie wieder, diese Trostlosigkeit. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass er nicht mehr lächelte. „Es braucht dir nicht leid zu tun. Das ist manchmal so in dem Job. Der ist nun mal nicht ungefährlich.“, sagte ich dann. „Außerdem konntest du ja nicht wissen, was sie vorhatte oder das die Villa abbrennt. Und wenn überhaupt, ich hab dich doch gebeten dort hinzugehen.“ Und ich machte mir deswegen immer noch Vorwürfe. Ich hätte mitgehen sollen. Schließlich war er gerade erst seit ein paar Monaten bei der Polizei und doch noch nicht ganz so viel Erfahrung. Und dann gleich so ein Fall. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen. Nicht, dass ich dachte, dass er das nicht schaffte, aber trotzdem. Er sah wieder zu mir auf. Ich hatte mich geirrt, das Lächeln lag immer noch auf seinen Lippen. Aber sein Blick strafte dieses Lügen und erzählten das Gegenteil. „Wirklich? Du bist nicht sauer, weil ich mich so dämlich angestellt habe – wieder mal?“, fragte er leise. „Nein.“ Dazu hatte ich ja keinen Grund. Wenn er sich dämlich anstellte und es schaffte, in einer Tür fest zu hängen, dann war ich genervt und vielleicht auch etwas sauer. Aber das war eine ganz andere Situation, als diese. „Du hast versucht, das zu tun, was ich dir gesagt habe. Aber du konntest ja nicht wissen, was Goto vorhatte, sehe ich das richtig? Also hast du nichts falsch gemacht.“ „Da bin ich aber froh.“, meinte er erleichtert. „Hast du schon was neues rausgefunden?“, fragte er dann. „Wie man’s nimmt. Ich weiß wer der Täter ist, habe aber weder genug Beweise noch ein Motiv.“ „Aber die wirst du jetzt suchen, oder?“, meinte er und schlug die Decke zurück. „Ich helfe dir!“ „Ich schaff das schon. Ruh dich lieber aus.“, erwiderte ich. „Du hast sicher eine Rauchvergiftung und...“, fuhr ich fort, aber er unterbrach mich. „Aber Kuro-ta~! Mir geht’s gut! Ich will hier nicht untätig rumsitzen.“ Er schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. „Außerdem, wenn es darum ginge, müsstest du dich auch hinlegen.“, sagte er, wieder leicht grinsend, während er eine Hand ausstreckte und sie auf meine Stirn legte. „Du hast wieder Fieber~“ Dagegen konnte ich dann ja wohl schlecht etwas einwenden, denn er hatte ja recht. „Na gut. Komm halt mit.“, brummte ich, obwohl es mir doch lieber gewesen wäre, wenn er sich noch eine Weile schonte. Er strahlte mich an und nahm die Hand wieder herunter. „Ich bleib auch bei dir, damit du mich Idioten nicht wieder retten musst!“, sagte er und ging herüber zum Kleiderschrank. Eine Weile später standen wir in der Kirche. Obwohl wir beim ersten Mal dort nichts gefunden hatten, wollten wir alle Tatorte – soweit das möglich war, noch einmal unter die Lupe nehmen. Konnte ja sein, dass wir etwas übersehen hatten. „Kuro-rin! Sieh mal. Ich glaub ich hab was.“ Fye hockte auf dem Boden, neben dem Bett. Als ich mich zu ihm umdrehte, richtete er sich gerade auf und schwenkte begeistert die Taschenlampe. „Ich krieg’s aber nicht unter dem Bettpfosten weg, ohne dass es kaputt geht~“ Ich trat zu ihm hin und er richtete den Taschenlampenstrahl wieder auf den Boden, auf eine Rabenfeder, die unter dem Pfosten klemmte. Sie war blutverschmiert. Wahrscheinlich war sie mit Blut überdeckt gewesen, weshalb sie nicht aufgefallen war. „Okay. Ich heb das Bett an und du nimmst die Feder.“, sagte ich. „Hyuu~ eine gute Idee, Kuro-pi!“ Ich schaltete meine Taschenlampe aus und steckte sie in die Tasche, bevor ich nach der Bettkante griff und das Bett einige Zentimeter hochhob. So schwer war es nicht, ich hatte es schwerer geschätzt. „Kannst es wieder abstellen, Kuro-mune! Hab sie.“, verkündete Fye keine Sekunde später und ich ließ das Bett sinken. Fye hielt die Feder hoch und leuchtete sie an. „Meinst du, dass die uns weiterbringt? Ich meine, die könnte auch zufällig hier liegen...“ „Kann sein~ wir werden ja sehen, ob sie was mit dem Täter zu tun hat,“, meinte ich. Die Indizien – soweit es sich überhaupt um solche handelte – waren genauso mysteriös wie die Morde. Fye erhob sich wieder. „Würde es denn zu einem von den zwei Übriggebliebenen passen?“, fragte er. Dass Tokita tot war, wusste er inzwischen. Und er hatte mir erzählt, was er über Goto wusste. Er hatte mir aber nicht erzählt, was genau in der Villa passiert war. Ich wusste nur soviel, dass er dort Kusanagis Hausmädchen gefunden hatte und dass Goto sie getötet hatte. Und anscheinend noch ein paar mehr Mädchen. Aber das konnte ja noch später ermittelt werden. „Ja, ich glaube schon.“, sagte ich. „Ich glaube, dann weiß ich auch, wer es war~“, meinte er. Wir suchten alles gründlich ab, doch mehr fanden wir nicht. Auch an den anderen Tatorten blieben wir ergebnislos. Ich hatte den Eindruck, dass sich Fye an der abgebrannten Villa stark zusammen nehmen musste, um die Ruine überhaupt zu betreten. Aber das konnte ich verstehen, fast wäre er hier ums Leben gekommen. Aber auch hier fanden wir nach intensiver Suche nichts mehr. Insgesamt sieben Leichen, sechs davon wegen Mord, zwei Verdächtige, zwei Indizien, wobei ich mir bei einem nicht ganz sicher war, und kein Motiv. Und auch die Tatwaffe war noch unbekannt. Nicht gerade eine gute Bilanz. Und wie es aussah, blieb uns auch nicht mehr viel Zeit den Fall zu lösen, weil das Wetter besser wurde. Zwar konnte dann Verstärkung kommen, aber der Täter konnte auch entwischen. Die zwei Beweise mussten einfach ausreichen. Das Motiv – das konnte uns dann auch der Mörder erzählen. „Was hältst du davon, wenn wir unserem mutmaßlichen Täter einen Besuch abstatten?“, fragte ich und Fye nickte. „Sicher, dass die Beweislage soweit ausreicht, dass er gesteht?“ „Ich hoffe es.“ Und ich wollte das schnell hinter mich bringen. Mir ging es nämlich immer schlechter, auch wenn ich mir das nicht anmerken ließ, um Fye nicht zu beunruhigen. Ihm schien es zwar auch nicht blendend zu gehen, aber schien auch nicht weiter beeinträchtigt. Und das beruhigte mich. „Hey warte mal...“, sagte Fye plötzlich und blieb stehen. „Was ist denn?“, fragte ich und hielt ebenfalls an. Er deutete auf ein Auto, dass neben Kazamatsuris Villa stand. „Ja, und?“ Ich wusste nicht was er meinte. Warum sollte das Auto da nicht stehen? „Kuro-ta~ schau doch mal genauer hin. Da liegt gar kein Schnee drauf... Unser Auto müssen wir wahrscheinlich ausbuddeln...“ Stimmt. Das war kaum noch zu sehen, auch wenn es nur zwei Tage herumgestanden hatte. Und wo sollte man bei dem Wetter auch groß hinfahren? Zumal der einzige Weg hier weg zugeschüttet war. Etwas Schnee lag doch auf dem Wagen, aber nicht auf der Heckklappe, das wunderte mich schon ein wenig. Da war wohl oft jemand dran gewesen. „Lass uns da doch noch mal einen Blick draufwerfen...“, meinte ich. „Vielleicht hilft uns das ja weiter...“ Schaden konnte es sicher nicht. Fye nickte strahlend und tapperte neben mir her, zum Wagen. Der Kofferraum war verschlossen und auf der Rückbank lag etwas, aber es war unter einer Decke versteckt. Nun, das war nicht unbedingt strafbar, aber auch nicht unbedingt unverdächtig. Im Fußraum lag ein längeres Seil, das an manchen Stellen aufgerieben war. Als ob es über eine scharfe Kante gerutscht war... Könnte aber auch ein normales Abschleppseil sein, dass einfach nur dort lag. „Wir dürfen sie nicht einfach aufmachen, oder?“, fragte Fye. „Nicht, wenn sie verschlossen ist.“ Aber irgendwie schien das Glück diesmal doch auf unserer Seite zu sein. Die Tür ließ sich ohne Widerstand öffnen. Und da sie schon mal offen war... Ich hob die Decke ein wenig an. „Sieht so aus als hätten wir noch ein paar Beweise mehr...“, sagte ich und Fye nickte. „Die kann man ja schlecht abstreiten.“ Sechs Opfer, ein Verdächtiger, zwei Indizien, wobei ich mir bei einem immer noch nicht sicherer war, immer noch kein Motiv – aber dafür die Tatwaffe. Beziehungsweise mehrere Tatwaffen. Das hob die Schlussrechnung doch schon positiv. Ich zog die Hand zurück und schloss die Autotür. „Gehen wir.“ „Dürfen wir reinkommen?“ Kazamatsuri sah ein wenig verwirrt drein, trat aber in den Flur hinein, um uns durchzulassen. „Aber sicher doch... was gibt’s denn? Haben Sie was neues herausgefunden?“ „Wir haben die Tatwaffen gefunden.“, sagte ich. Kazamatsuri kam mir erstaunlich gelassen vor. Er machte nicht unbedingt den Anschein eines ertappten Mörders. Noch hatten wir ihm das ja nicht gesagt, aber ich hatte eigentlich gedacht, dass er auf unser Auftauchen doch etwas nervöser reagieren würde. Zumal er wirklich der Einzige war, der die Morde hätte begehen können. Zumindest was die derzeitige Beweislage anging. „Wirklich? Das ist ja großartig.“ „In Ihrem Wagen.“ „In meinem... Wagen?“ Jetzt klang er auf einmal doch nicht so begeistert. „Das ist doch Ihr Wagen, der rote Mazda neben der Villa?“, fragte Fye. „Nein, mein Wagen ist zwar auch rot, aber der steht in der Garage und ist ein Mercedes.“ „Wem gehört denn dann der Mazda?“, wollte ich wissen. Nun, vielleicht hatte Kazamatsuri ja gedacht, dass er das jemanden Anderem in die Schuhe schieben konnte. Oder ich hatte mich geirrt, weil der wahre Täter uns in die Irre geführt hatte... „Meinem Koch... ja, das ist der Wagen vom Koch. Aber glauben Sie wirklich, dass mein Koch...?“ „Eigentlich halten wir Sie für den Täter.“ „Mich?! Ich hab niemanden umgebracht! Sie haben den Falschen!!“ „Sie sind aber der Einzige, der in Frage kommt.“ Man versteckte doch keine Tatwaffen im eigenem Auto und lässt es dann auch noch auffällig herumstehen... „Als das Feuer in der Wetterhahnvilla ausgebrochen ist, war ich gerade bei Kabuto. Tokita war zu dem Zeitpunkt schon tot.“ „Aber ich war es nicht!“, beteuerte Kazamatsuri. „ ... Ich habe Ihnen nicht alles erzählt. Aber ich habe niemanden umgebracht!“ „Was haben Sie uns denn verschwiegen?“, wollte ich wissen. „Ich hatte damals eine Affäre.“, fing er an. „Mit einem der Pastormädchen. Sie war von mir schwanger.“ „Aber, das heißt ja, sie ist tot, oder? Was hat das dann noch mit den Morden hier zu tun?“, erkundigte sich Fye. „Das ist es ja. Sie ist nicht verbannt. Das weiß aber niemand außer mir.“ „Aber es gibt doch sieben Mumien.“ Das verstand ich gerade nicht, Fye sah auch etwas ratlos drein. „Wessen Leiche ist das dann?“ „Niemandes.“ „Sie meinen doch nicht etwa, dass die siebte Mumie aus den fehlenden Gliedmaßen der anderen Mumien besteht?“, fragte ich nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte. Alles war vorhanden gewesen, außer der eigentlich Rumpf. Aber das fiel nicht auf, wenn der bei einer Leiche fehlte, weil bei jeder Mumie ja ein Körperteil nicht vorhanden war. Und da die Mumien alle verbrannt waren, fiel es noch weniger auf. Da hätte ich aber auch schon eher draufkommen können. Eigentlich war es ganz simpel. „Richtig. Genau so ist es...“ „Heißt das, dass eine der Schwestern überlebt hat?“ „Ja. Aber sie lebt nicht mehr hier. Ich weiß auch nicht, ob sie überhaupt noch lebt.“ Dann war das Motiv Rache. Aber jetzt mussten wir wieder von vorne anfangen – wenn Kazamatsuri das nicht nur erzählte, um uns auf eine falsche Spur zu bringen. Aber das glaubte ich nicht. Nur suchten wir dann nach einem unbekannten Täter. Da sollten wir vielleicht unserer neuesten Spur nachgehen. Diese Wendung hatte ich nicht erwartet. Als wir hier angekommen waren, hatte ich allerdings auch nicht erwartet, gleich in eine Mordserie verwickelt zu werden... „Sie sagten, das Auto gehört dem Koch?“ Kazamatsuri nickte. „Ja. Er ist übrigens auch noch nicht lange hier. Erst seit etwa einer Woche...“ „... und spätestens morgen wäre ich auch wieder verschwunden. Und niemand hätte etwas vermutet. Aber leider mussten Sie hier ja auftauchen. Und jetzt rate ich Ihnen, keine falsche Bewegung zu machen.“ In der Tür stand, zumindest vermutete ich, dass er es war, besagter Koch. Anscheinend hatte er uns belauscht. Er schien sich sehr sicher zu sein, dass er ungestraft davonkommen würde. Aber er war ja auch bewaffnet und hielt die Waffe auf Kazamatsuri gerichtet. „Und trotzdem haben Sie sechs Leute ermordet.“, stellte ich fest. „Fünf. Es waren nur fünf. Kiriko habe nicht ich umgebracht, das war Wakaba, sie hat es für mich gemacht.“ Darauf schien er ziemlich stolz zu sein. „Außerdem war alles schon vorbereitet und ließ sich nicht verschieben. Und es hätte ja auch fast funktioniert.“ „Aber eben nur fast.“, meinte Fye. „Und was haben Sie jetzt vor? Die Polizei wird bald hier sein.“ „Ach was. Dann wird Kazamatsuri Sie ebenfalls umgebracht haben und anschließend hat er Selbstmord begangen...“ Das Übliche also. „Das wird nicht funktionieren. Das wird die Polizei herausbekommen.“ „Und wenn schon. Dann habe ich wenigstens meine Mutter gerächt! Ich habe es ihr versprochen. Sie hatte ein schreckliches Leben! Und alles wegen ihm.“ Er zeigte anklagend auf Kazamatsuri. „Und deshalb hat sie mich gebeten, sie zu rächen. Und um zu beweisen, dass ich es ernst mein, sollte ich sie auch umbringen.“ „Aber das ist doch verrückt!“, rief Kazamatsuri entgeistert. Bisher hatte er einfach nur fassungslos auf die Waffe gestarrt, aber jetzt sah er ihn an. „Das glaube ich einfach nicht...“ „Es ist aber wahr. Du hast sie damals fallen lassen, als die Sache mit den Drogen herausgekommen ist!“ Er machte ein paar Schritte auf Kazamatsuri zu und fuchtelte mit der Waffe herum. Jetzt war er nicht mehr so ruhig wie eben. „Du wusstest sicher nicht mal, dass du einen Sohn hast, oder besser, du wolltest es nicht wissen! Und jetzt wirst du dafür bezahlen, für das, was du ihr angetan hast! Genau wie die anderen!“ Er hob die Waffe. „Stirb!“ Fye riss Kazamatsuri zur Seite, als dessen Sohn abdrückte, und ich machte schnell einen Satz auf diesen zu, um ihm die Waffe abzunehmen, bevor er noch mal schießen konnte. „Verdammt!“, fluchte er, als ich ihn rammte und ihm den Arm umdrehte. „Hast du ihn?“, fragte Fye. „Ja, jemand verletzt?“, gab ich zurück und Fye schüttelte den Kopf. „Nein, niemand... nur die Wand hat was abbekommen~“ Und die war im Moment ja relativ egal. „Loslassen, lassen Sie mich sofort los!“, zeterte Kazamatsuris Sohn und wand sich wie ein Aal. Doch ich dachte gar nicht daran, ihn wegzulassen. „Jetzt halten Sie still, verdammt noch mal, oder ich werde wirklich ungemütlich.“, knurrte ich und verstärkte meinen Griff etwas. Ich nahm es ihm wirklich übel, dass er nicht nur sechs Leute auf dem Gewissen hatte, sondern auch noch Fye in Gefahr gebracht hatte. „Hyuu~ jetzt hätten wir fast den Falschen verhaftet...“, meinte Fye und sah zu Kazamatsuri, der seitdem der Schuss gefallen war, geschwiegen hatte. Er konnte das wohl gerade alles kaum glauben. Aber er meinte jetzt: „Es hat sich ja alles aufgeklärt. Zum Glück~“ Ein paar Stunden später war die örtliche Polizei da und packte Kei Tanaka, Kazamatsuris Sohn, in den Streifenwagen. Wir hatte Tanaka solange in einen Raum im ersten Stock untergebracht, von wo aus er nicht flüchten konnte, weil sich die Fenster nicht öffnen ließen, und auch einschlagen nichts brachte, da sie von außen vergittert waren. Und wenn er es durch die Tür, die er auch hätte eintreten müssen, versucht hätte, wäre uns das nicht entgangen, weil wir im Raum genau gegenüber waren. Außerdem hatten wir ihm alle Möglichkeiten genommen, Suizid zu begehen. Einen toten Täter wollte ich Shinsai nicht auch noch abliefern. Tanaka schrie und schimpfte und schwor Rache. Nur konnte er die getrost vergessen, weil er für lebenslänglich in den Knast wandern würde. Ein weiteres Auto stoppte vor der Villa und ich erkannte das von Shinsai. Sie kam höchstpersönlich hierher und wartete nicht wie gewohnt in ihrem Büro? Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Und was mir überhaupt nicht gefiel war, dass auch Storm aus dem Wagen stieg. Das war auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen – zumindest für mich. Außerdem ließ dies meine Laune noch ein Stück weiter, unter den Nullpunkt, fallen. „Hyuu~ gibt das jetzt Ärger?“, wollte Fye wissen, obwohl er nicht unbedingt danach aussah, als ob er sich ernsthaft darüber Sorgen machte. „Wahrscheinlich.“, meinte ich. Jedenfalls glaubte ich nicht, dass uns Shinsai gleich um den Hals fallen würde, nur weil wir den Fall schließlich doch gelöst hatten. Was wohl auch besser war. Trotzdem musste sie uns nicht gleich so anzuherrschen – was ich aber schon irgendwie erwartet hatte – und uns obendrein fast mit ihrer Thermoskanne erschlagen. Ich würde wetten, dass darin Kaffee war. Ich tat zumindest so, als würde ich ihrem Redeschwall folgen und versuchte Storms selbstgefälliges Grinsen zu ignorieren, bis Shinsai fertig war und zumindest eine konkrete Frage stellte: „Können Sie nicht mal Urlaub machen, ohne dass es Tote gibt?!“ Als ob mir das Spaß machte. „Wären wir nicht hierhin gekommen, wäre der Täter wahrscheinlich unerkannt geblieben.“ Zugegeben – wir hätten etwas schneller mit der Lösung des Falles sein können – da stimmte ich Shinsai zu – aber es hatte eben nicht genug Anhaltspunkte gegeben. Sonst wären wir natürlich rascher gewesen. Schließlich war mit Mord nicht zu spaßen. „Da könnten Sie recht haben“, sagte Shinsai, „trotzdem hätten Sie das nicht zulassen dürfen.“ „Hätten wir gewusst, dass jemand vorhat sich hier an ein paar Leuten zu rächen, dann wäre das sicher nicht passiert.“, entgegnete ich ein wenig entnervt. Ich war erkältet, hatte die letzten Tage nicht unbedingt geschlafen, und sieben Leichen am Hals gehabt. Und dann jetzt das. Ich wollte einfach nur nach Hause und eine Pause machen. „Ist Meyer auch da?“, fragte ich. Schließlich würde er was zu tun haben. „Ja, der ist bereits unterwegs.“, sagte Shinsai und wendete sich an Storm, der endlich mit diesem Grinsen aufhörte. Er würde auch eine Menge zu tun bekommen – und ich dachte nicht mal dran, ihm dabei zu helfen. Sollte er die forensischen Beweise doch allein suchen... Ein weiteres Auto parkte und Meyer stieg aus. Ich sah zu Fye. „Gehen wir.“ Fye sah mich ein wenig erstaunt an. „Einfach so?“ „Warum nicht? Wir haben eigentlich ‚Urlaub’...“ Das hielt Shinsai aber nicht davon ab, uns nachzurufen, dass sie den Bericht morgen auf ihrem Schreibtisch haben wollte. Schon wieder nicht schnell genug~ Wir unterhielten uns noch kurz mit Meyer, der wohl als Einziger nicht wirklich etwas gegen die acht Toten zu haben schien. Nun – würde es die nicht geben, wäre er arbeitslos. „Nun, dann wird ich mich mal an die Arbeit machen.“, sagte Meyer, nachdem wir ihm erklärt hatten, wo er seine neuen ‚Schützlinge’ fand. „Viel Spaß.“, sagte ich und Meyer taperte los. Nachdem wir den Passat von den Schneemassen befreit hatten – das hatte auch noch eine Weile gedauert –, unser Gepäck eingeladen hatten und der Schlüssel wegen dem festgefrorenen Schloss fast abgebrochen war, war ich froh im Auto zu sitzen und nach Hause fahren zu können. Es war eine ziemliche Strecke, aber obwohl ich mich nicht wohlfühlte, wollte lieber ich fahren. Fyes Fahrstil vertraute ich noch nicht wirklich. Außerdem sah Fye wirklich sehr müde aus. Nach einer halben Stunde war er auch schon zur Seite gekippt und schlief. Wegen dem Schnee hatte es noch länger als erwartet gedauert, bis ich den Passat endlich auf dem Parkplatz abstellte. Außerdem war es ziemlich anstrengend gewesen. Ich stupste Fye an, der blinzelnd die Augen öffnete. „Sind wir etwa schon da?“, fragte er. „Du siehst müde aus, Kuro-ta, du solltest schlafen gehen~“ Er öffnete die Tür und stieg aus. „Das hatte ich auch vor.“, meinte ich und erhob mich auch aus dem Auto. „Das Gepäck kann bis morgen warten...“, sagte ich und ging in Richtung Fahrstuhl. „Ja, stimmt~ wir dürfen es nur nicht vergessen.“ Fye schien noch was fragen zu wollen, sagte aber nichts weiter. Oben angekommen schloss ich die Tür auf und ließ den Schlüssel auf das Schränkchen im Flur fallen. Ich hatte das Gefühl im Stehen einschlafen zu können. Deshalb ging ich eigentlich direkt ins Schlafzimmer und ins Bad, um mich bettfertig zu machen, während Fye im Wohnzimmer herumsprang und sein Bettzeug hervorkramte. „Nacht, Kuro-chi, schlaf gut.“, sagte er, als ich an ihm vorbei ging. „Hm. Dir auch...“ Und wehe, ich konnte morgen früh nicht ausschlafen... „Lass das Licht noch an, ich will noch etwas lesen.“, sagte Fye und ich nickte. Ich wollte jetzt einfach nur schlafen – und das tat ich dann auch. File 14 – Closed Aaaaaaalso. Bevor ich zum neuen Kapitel komme~ Aaaaaaaaaaaawwwwww~ Danke für die vielen Kommis!! *euch alle mal knuffel* ^////^“ Mit so vielen hatte ich gar nicht gerechnet~ und ich freu mich, dass meine FF so gut ankommt. *mawahaha* *hüstel* Joa. Und~ eees geht natürlich auch weiter... ich hoffe bloß, dass es nach diesem doch etwas laaaaaaangen und komplizierten Fall nicht langweilig wird.... aber hmhm....Fye und Kuro werden sicher noch ne Menge Spaß zusammen haben (vor allem zusammen *nyahahah*) ... und die anderen auch... *muhahaha* und ich erst.... *hg* Also~ lasst euch überraschen, wie es weiter geht!! Kritik und Vorschläge sind natürlich weiterhin erwünscht! Kapitel 15: File 15 ------------------- File 15 Ich konnte tatsächlich ausschlafen, denn es war beinahe Mittag, als ich aufwachte. Als ich ein Blick aus dem Fenster warf, stellte ich fest, dass es schneite. Aber davon abgesehen, war schönes Wetter. Ich beschloss aufzustehen, und mal nachzusehen, ob Fye auch schon wach war. Außerdem fiel mir der Bericht ein. Dann musste ich wohl heute doch arbeiten. Nächste Woche war mein Urlaub beendet. Viel hatte ich davon ja nicht gehabt. Fye schlief noch, als ich ins Wohnzimmer kam, also war ich möglichst leise, weil ich ihn nicht wecken wollte. Aber ich bemerkte, dass das Licht noch an war. Anscheinend war Fye beim Lesen eingeschlafen. Ich machte es aus. Dann ging ich in die Küche, machte mir ein kleines Frühstück, und holte den Laptop in die Küche, um den Bericht zu schreiben. Warum wollte Shinsai diese Dinger eigentlich immer haben? Vielleicht ihr zweites Hobby neben dem Kaffeetrinken... Na ja. Musste wohl sein. Drumherum kam ich ja doch nicht. Eine Weile später kam auch Fye in die Küche getappt. „Morgen, Kuro-ta~“, sagte er und schaute in den Kühlschrank. „Es ist schon längst Mittag.“, entgegnete ich. „Oh – tatsächlich. Dann ist es für Frühstück ja schon zu spät~“ Also kramte er einen Topf und Nudeln heraus. „Was hältst du von Spagetti?“ Ich hatte zwar schon was gegessen, aber warum nicht? Ich nickte. „Klingt gut.“ „Soll ich dir helfen?“, fragte Fye und zeigte auf den Computer. „Nicht nötig. Bin fast fertig...“, antwortete ich. „Merkwürdig~ ich hatte geglaubt, dass Shinsai-san anrufen wird, weil der Bericht noch nicht da ist...“ „Ich habe das Telefon ausgesteckt.“ Fye lachte leise auf. „Ah~ darum also. Wir werden wieder Ärger bekommen.“ „Wahrscheinlich.“ Aber das war ja nichts seltenes. Außerdem hatten wir schließlich Urlaub. Nach dem Mittagessen fuhren wir kurz in die Werkstatt und ich erkundigte mich nach meinem Auto. Der BMW war so gut wie repariert – gut, dass die Versicherung die Rechnung größtenteils übernehmen würde. Danach schauten wir in nochmals in Fyes Wohnung vorbei und fingen an, dort aufzuräumen. Die Möbel, Teppiche und auch die Wände waren durch das Wasser völlig hinüber – das zahlte die Versicherung aber erst, wenn die Ursache geklärt worden war. Und das war sie bisher ja noch nicht, also konnte das ganz schön teuer werden. Aber Fye nahm die ganze Sache wie üblich mit Humor. Und zwar indem er meinte, dass er ja weiterhin bei mir wohnen bleiben könnte, was sowieso viel praktischer war. Zumindest für ihn. Ich war nicht unbedingt gegen diesen Vorschlag, aber auch nicht unbedingt dafür. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass er bei mir wohnte und seine Gesellschaft war angenehm – meistens zumindest. „Kuro-ta~n?”, summte er. „Wenn ich weiter bei dir wohnen bleibe, brauch ich aber ein Bett~ das Sofa ist so langsam wirklich unbequem.“ „Ich hab doch gesagt, dass du nicht ewig bleiben kannst...“, meinte ich. Er sah mich überrascht an. „Warum denn nicht? Bei dir ist es doch so~ schön! Ich will gar nicht mehr ausziehen. Außerdem bezahle ich die halbe Miete...“ Ich seufzte. Es sprach ja eigentlich nichts dagegen, dass er blieb. Nur hatte ich kein Zimmer übrig. „Dann wirst du trotzdem auf dem Sofa schlafen müssen.“, meinte ich. Sein Grinsen wurde irgendwie beunruhigender. „Ich kann doch auch bei dir im Bett schlafen. Das ist sicher gemüüütlich!“ Jetzt sah ich ihn überrascht an und überlegte, ob er das jetzt wirklich ernst gemeint hatte. Aber bevor ich zu einem Ergebnis kommen konnte, hängte sich Fye an meinen Arm und zog mich in Richtung Tür. „Ich wäre dafür, etwas essen zu gehen, was meinst du Kuro-rin? Aufs Kochen hab ich nämlich keine Lust mehr und außerdem kenne ich ein ga~nz tolles Restaurant im Hafen...“ „Hm. Machen wir den Rest morgen.“, meinte ich, noch halb in Gedanken. Es war nicht mehr viel. Die meisten Möbel stapelten sich in Einzelteilen an einer Wand im Wohnzimmer. Trotzdem hatte das eine Weile gedauert, und so war es schon Abend. Im Hafenrestaurant kam uns sofort eine Kellnerin entgegen und zeigte uns einen Tisch. „Einen Augenblick, ich hole die Karte.“, sagte sie und war auch schon wieder weg. Wir ließen uns an dem Tisch nieder und ich sah mich interessiert um. Das Restaurant war nicht sehr groß, aber gemütlich eingerichtet. Etwa ein Dutzend Tische verschiedener Größen standen im Raum und an einer Seite zog sich eine Theke entlang. Fast alle Tische waren besetzt und auch an der Bar saßen ein paar Leute, dennoch konnte man sich in fast anständiger Lautstärke unterhalten. Die Kellnerin trat wieder an unseren Tisch. „Was darf’s denn zu trinken sein?“, fragte sie und legte die Karten auf den Tisch. Wir bestellten und es wurde ein wirklich angenehmer Abend. Doch irgendwie schienen wir überhaupt kein Glück damit zu haben, mal wirklich einmal irgendetwas ohne Zwischenfälle zu unternehmen, denn plötzlich sprang einer der Gäste auf, gerade als sie anscheinend seine Bestellung aufnehmen wollte. Die Kellnerin schrie auf und taumelte zurück. Sie war verletzt, ihr steckte ein Messer in der Brust. Fye und ich sprangen gleichzeitig auf und auch viele der Gäste starrten entsetzt auf die Kellnerin oder sie flüchteten aus dem Restaurant. Der Mann nutzte das Durcheinander und lief zum hinteren Teil, wo er sich über die Theke schwang, den Wirt dahinter in ein Regal stieß und dann in die Küche stürzte. Von dort war ein Fluchen zu hören und lautes Geschepper. Als wir in der Küche angekommen waren, stolperten wir fast über verstreute Töpfe und den Koch, der immer noch vor sich hinschimpfend auf dem Boden lag. Der Lieferanteneingang stand offen und als wir in der Gasse dahinter standen, war natürlich niemand mehr zu sehen. „Verdammt!“, knurrte ich. Das war ja langsam nicht mehr normal. Doch es brachte nichts, dass wir weiter hier draußen rumstanden, also gingen wir wieder zurück in die Küche, wo der Koch sich mittlerweile aufgerappelt hatte. „Was war das denn?!“, fragte er aufgebracht. „Was ist da drin passiert?“ „Das wissen wir selbst noch nicht genau... Kommen Sie mit.“, erwiderte ich und schob den Koch aus der Küche. Während ich zu der Kellnerin ging, die regungslos auf dem Boden lag und von den restlichen Gästen umringt war, die aufgeregt durcheinander redeten, fischte Fye den Wirt aus dem Regal. „Machen Sie mal Platz.“ Ich schob einen Mann zur Seite und ließ mich neben der Kellnerin in die Hocke sinken. Kein Puls, stellte ich fest, als ich nach ihrem Puls fühlte. Allerdings hatte ich das auch nicht erwartet, denn der Messerstich hatte sie wohl tödlich getroffen. „Ruf Shinsai an.“, rief ich Fye zu, der ein Okay-Zeichen machte und dann wohl den Wirt nach einem Telefon fragte. „Hat jemand irgendwas angefasst?“, fragte ich derweil und die anderen Gäste schüttelten den Kopf. „Was ist denn jetzt mit ihr...? Ist sie etwa... tot?“, wollte eine Frau wissen. Ich nickte. „Ja... Und Sie werden sich jetzt alle irgendwo hinsetzen, bis die Polizei da ist.“ Aufgeregt und aufgewühlt kamen die Leute der Aufforderung nach einer Weile nach und ließen sich an den Tischen nieder, wo sie entweder schweigend dasaßen oder sich angeregt unterhielten. Fye kam zu mir, mit einer Tischdecke, die er über der toten Kellnerin ausbreitete. „Shinsai-san kommt gleich. Aber sie ist sauer...“, sagte er. „Ist der Wirt verletzt?“, fragte ich und Fye schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein paar Kratzer...“ Etwa eine Viertelstunde später kam Shinsai samt Spurensicherung – natürlich Storms Team – und auch Meyer war mit von der Partie, obwohl der eigentlich nicht unbedingt zu Tatorten kommen brauchte. Wir hatten die Zeit genutzt, die Leute zu befragen – aber die Täterbeschreibung lief nur darauf hinaus, dass der Täter etwa 1.80 groß war und helles Haar hatte. Ansonsten konnten sich die Leute nicht einig werden. Der Wirt sagte noch, dass es sich vielleicht um den Ex-Mann der Kellnerin handeln könnte, aber den hatte er eigentlich nur einmal gesehen und war sich nicht sicher, ob er es wirklich war. Shinsai war wie gesagt ganz und gar nicht begeistert. „Wieso haben Sie den Mann nicht aufgehalten?“, fauchte sie – und bestellte dann erst mal Kaffee. Dass sie das Zeug um diese Uhrzeit trinken konnte... „Könnten wir hellsehen, gäbe es überhaupt keine Kriminalität mehr.“, antwortete ich. Verdammt, als ob wir so was ahnten. „Und dann hätten wir alle keinen Job mehr~“, fügte Fye hinzu, aber Shinsai war gerade nicht unbedingt für Späße aufgelegt. „Seien Sie das nächste Mal eben schneller!“, sagte sie, aber schon etwas ruhiger als vorher, was wohl auch daran lag, dass sie jetzt ihren Kaffee hatte. „Wir wissen, wer es vermutlich sein könnte.“, meinte ich. „Und zwar der Ex-Mann des Opfers.“ „Das lässt sich ja sicher feststellen.“, erwiderte Shinsai. Damit konnten wir unseren Urlaub abschreiben und durften uns wohl wieder ein paar Nächte um die Ohren hauen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte mich für einen anderen Job entschieden... Storm kam hinzu, anscheinend hatte er die Spurensicherung abgeschlossen. „Und, etwas gefunden?“, erkundigte sich Shinsai. „Ja, Fingerabdrücke auf der Tatwaffe und auch jede Menge Faserspuren, die aber wohl nicht alle vom Täter sind.“, sagte der Leiter der Spurensicherung. „Mit den Fingerabdrücken können wir ja fürs Erste genug anfangen.“, stellte sie, schon zufriedener, fest. Shaolan war wohl auch mit den Fotos fertig, denn Meyer nahm gerade die Leiche in Empfang. Die Pathologie musste bald überfüllt sein, wenn das so weiter ging... Auch die anderen Polizisten, sie hatten die Leute nochmals befragt oder bei der Beweisaufnahme geholfen, packten ein. Hier waren wir wohl erst mal fertig – und damit würde es also auch richtig losgehen. Etwas später standen wir im IC neben Sakura und sahen auf den Monitor, auf dem gerade der gefundene Fingerbadruck mit vielen verschiedenen anderen verglichen wurde und warteten darauf, dass der Computer ein Ergebnis ausspucken würde. „Wie gut, dass du noch da warst, Sakura-chan!“, sagte Fye. Das war wirklich erstaunlich, denn sonst machte Sakura eigentlich immer pünktlich Feierabend, zumindest war sie noch nie bis um diese Uhrzeit im Revier gewesen. Außer wenn sie Nachtschicht hatte und das war eigentlich immer nur eine Woche im Monat. „Ach, wisst ihr, ich habe nur auf Shaolan-kun gewartet, der war ja unterwegs...“, antwortete sie leicht verlegen. „Ah~ verstehe. Ihr fahrt ja auch immer zusammen nach Hause, hab ich recht?“, meinte Fye grinsend und Sakura nickte. „Ja.“ Da sprang Mokona wie wild geworden auf und ab und unterbrach somit das weitere Gespräch. „Der Computer hat einen Treffer!“, verkündete er stolz, als ob es sein Verdienst wäre, dass der Fingerabdruck passte. „Und, ist er das?“, fragte Sakura, als sie die Akte öffnete, in der auch ein Foto enthalten war. „Lässt sich schlecht sagen...die Beschreibung der Zeugen war sehr ungenau... Und der Mann auf dem Foto hat dunkle Haare.“, sagte ich. Aber Haare färben war ja kein Problem. „Aber die Größe stimmt. Ein Meter einundachtzig.“, meinte Fye. „Dann sollten wir den doch unter die Lupe nehmen. Wo wohnt er?“, fragte ich. „Er arbeitet bei der Marine und ist hier stationiert. Zumindest war er das vor zwei Jahren.“, sagte Sakura. „Bei der Marine?“ Das könnte ein Problem geben. „Nun – wenn er der Täter ist, wird er wohl immer noch hier sein, oder zumindest auf einem der Schiffe sein...“ „Welche Schiffe sind denn in letzter Zeit von Außerhalb eingelaufen, kannst du das rausfinden, Sakura-chan?“, fragte Fye und Sakura fing an, auf der Tastatur herumzutippen. „Es sind drei...“, meinte sie nach einer Weile. „Eine Yacht, ein größeres Frachtschiff und ein Schiff der Marine, das wird es wohl sein. Vor ungefähr zwei Wochen hat es angelegt.“ Na, das war doch mal eine erfreuliche Nachricht. Und das fand Shinsai wohl auch, als wir ihr davon erzählten. „Dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, nicht wahr?“, meinte sie. „Wir haben noch zwei andere Fälle...“, sagte ich. Und zwar den Juwelenraub und die Entführung von Herr Schneider. Die hatten wir vor unserem Urlaub vorläufig Kollegen übergeben, aber die hatten bisher auch keine Ergebnisse. „Der geht vor. Sie sind schließlich von der Mordkommission.“ Sonst interessierte sie das auch herzlich wenig, aber sie drehte es meistens so, dass es für sie gerade passte. „Genau~“, meinte Fye. „Wir hatten auch gar nicht vor, den Fall jemand anderem zu überlassen, nicht wahr, Kuro-mune?“ Er stieß mich leicht in die Seite. „Natürlich nicht.“, brummte ich. „Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß.“, meinte Shinsai, nippte an ihrem Kaffee und grinste dann verschmitzt. „Ich bin ja mal sehr gespannt, wie Sie sich bei der Marine machen.“ „Hyuu~ das ist mal ein großes Schiff!“, stellte Fye fest. Wir standen im Hafen, vor dem Marineschiff, das vor zwei Wochen hier eingelaufen war. Fye hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute begeistert hinauf. Ich hingegen starrte bloß missmutig die Schiffswand vor mir an und überlegte, wie zur Hölle Shinsai auf diese schwachsinnige Idee gekommen war. Protestieren hatte überhaupt nichts genützt. Und jetzt waren wir Undercover bei der Marine eingeschleust wurden – dabei hatten wir beide überhaupt nicht die geringste Ahnung davon. Ich verstand gar nicht, warum wir hier weiter ermitteln sollten, obwohl wir die Fingerabdrücke vom Täter auf der Mordwaffe hatten... Aber da die Marine ein eigenes Völkchen war, konnte man da nicht einfach reinmarschieren und einen verhaften, hatte Shinsai gemeint. Außerdem waren wir ja gar nicht sicher, ob er die Tat allein begangen hatte oder nur angestiftet worden war. Also sollten wir ihn erst mal finden und ihn ganz klar überführen – wie wir dass anstellen sollten, hatte Shinsai nicht erwähnt. „Willst du ein Loch in den Rumpf starren?“, fragte Fye grinsend. „Ich glaub, dann kannst du da lange rumstehen~ Lass uns lieber an Bord gehen und uns beim Kommandanten melden.“ Irgendwie hatte Shinsai es geschafft, an zwei vollständige Uniformen, samt Ausrüstung, zu kommen. In besagten Uniformen steckten wir jetzt – Fye hatte gemeint, dass mir das ausgezeichnet stände. „Das hast du bei dem Anzug auch gesagt.“, hatte ich erwidert. „Dir steht eben alles~“, meinte er zur Antwort. „Ja, gehen wir.“, sagte ich, schnappte mir den Seesack und ging an dem Schiff entlang, zur Gangway. Oder nannte man das nur bei Flugzeugen so? Wir werden ganz schnell auffliegen, dachte ich. Wieso musste das Militär auch so viele Fachbegriffe haben... An der Treppe – Stelling, wie ich später erfuhr – standen zwei Wachposten, denen wir unsere – gefälschten – Papiere zeigten und die uns dann ohne weiteres hinauf ließen. Den ersten Schritt hatten wir also geschafft. Jetzt mussten wir nur noch den Kommandanten finden. Stempton hieß er. Nur liefen hier sehr viele Leute in Uniform herum. Und aus den Abzeichen auf den Schulterklappen wurde ich auch nicht schlau. „Hm.“, machte ich. „Was ,Hm’?“, fragte Fye. „Wie erkennt man den Kommandanten?“ „Wahrscheinlich ist es der mit den meisten Streifen.“, meinte Fye. „Da wäre ich auch drauf gekommen, aber wir können schlecht alle Leute bitten, sich zu versammeln, damit wir die Streifen zählen können...“ „Stimmt~ dann sollten wir vielleicht auf der Brücke nachsehen, hm?“ Das taten wir dann auch. Kapitän Stempton musterte uns ein wenig skeptisch, als wir im Stillgestanden vor ihm standen. „Willkommen an Bord.“, sagte er dann aber schließlich nach einer Weile. „Danke, Sir.“ „Melden Sie sich beim Versorgungsoffizier, Leutnant Houston, danach können Sie dort auch schon Ihren Dienst antreten.“, fuhr er fort. „Wegtreten.“ Wir salutierten und verließen die Brücke wieder. „Hyuu~ und ich dachte schon, der wirft uns gleich wieder raus.“, meinte Fye. „Hm. Dann suchen wir diesen Versorgungsoffizier mal.“ Da er offensichtlich etwas mit Versorgung zu tun hatte, würde er sicher irgendwo bei den Laderäumen sein. Und die waren nicht schwer zu finden. Houston stand mit einem Klemmbrett und einem anderem Offizier in Laderaum Nummer Drei und schien die Ladung zu überprüfen und entgegen zu nehmen. Wir traten zu ihm und er schaute auf. „Gefreite De Flourite und Sugawa melden sich zum Dienst.“, sagte ich und Fye musste sich anscheinend ein Grinsen verkneifen. Seit er meinen Nachnamen wusste, fand er irgendetwas daran wohl ziemlich lustig – was es war hatte er nicht gesagt. Und mir war aufgefallen, dass ich eigentlich nur mit meinem Vornamen angesprochen wurde. Aber daran hatte ich mich gewöhnt. Das lag eigentlich daran, dass Shinsai das verwechselt hatte, als ich im 13. Revier angefangen hatte. Und dann hatten auch die anderen es übernommen. Ein paar Mal hatte ich zwar gesagt, dass Kurogane mein Vorname war, aber trotzdem hatten sie es beibehalten mich bei meinem Vornamen zu nennen. Bei mir war das immer unterschiedlich, ob ich sie beim Vornamen nannte oder nicht. „Leutnant Houston, Versorgungsoffizier.“, antwortete er. „Dies ist Gefreiter Kinley. Er ist mein Assistent.“ Wir nickten uns zu. „Also. Wir nehmen heute neue Waren auf.“, erklärte Houston. „Aber damit werden wir sicher bis zum Mittagessen fertig sein.“ Das hörte sich doch gut an. Hier liefen jetzt noch jede Menge andere Leute rum und halfen dabei, die Kisten und Container, die vom Pier aus mit Ladekränen an Bord gehoben wurden, an ihren vorgesehenen Platz zu verfrachten und dort zu sichern. Nachdem wir damit fertig waren, hatten wir Pause, bis zum Mittagessen, weil fürs Erste alles erledigt war. Fye und ich nutzten die Zeit, uns umzusehen und uns auf dem Schiff zurechtzufinden. Es gab vier Abteilungen, beziehungsweise Hauptabschnitte, damit die Arbeit auf dem Schiff besser eingeteilt werden konnte. Wir waren in der Versorgung, wo man, wenn man es richtig machte, alles hatte oder alles bekam. Deshalb achteten die anderen wohl auch darauf, sich zumindest mit dieser Abteilung gut zu stellen. Die anderen, das waren diejenigen, die für die Waffen und für den Radar zuständig waren, dann die Leute von der Schiffstechnik – von Licht bis hin zu den Schiffsschrauben und Pumpen – und eben der Deckdienst, der die Brückencrew, Navigation und alle die an Deck arbeiteten mit einbezog. Natürlich gab es zwischen den Abteilungen auch mal die einen oder anderen Sticheleien – aber das war bei uns auf dem Revier ja nicht anders. Die Rangfolge der Dienstgrade wurden uns dann auch klarer. Zum einen die Offiziere, die das Sagen an Bord hatten, darunter fiel dann logischerweise Kapitän Stempton, und zum Teil die gesamte Brückencrew. Dann gab es als Abteilungsleiter die Bootsmänner und Unteroffiziere, und obwohl ein Leutnant schon in den Bereich Offizier fiel, war Houston der Schiffsversorgungsoffizier, kurz SVO, und unser direkter Vorgesetzter. Nun und als Gefreiter, beziehungsweise Obergefreiter oder Hauptgefreiter war man für alles andere zuständig, das noch anfiel. Und das war eine Menge. Nur gab es davon dann auch entsprechend mehr an Bord als die Offiziere oder Unteroffiziere. Wenn man dort dann wenigstens einen kleinen Überblick hatte, kam man gleich viel besser zurecht, stellte ich fest. Beim Mittagessen freundeten wir uns mit ein paar weiteren Leuten an, die bei uns am Tisch saßen. Sie waren ebenfalls aus der Versorgung, außer zwei, die aus der Technik und dem Deckdienst kamen. Wir waren mit Kinley zusammen zum Essen gegangen und er hatte uns dann mit ihnen bekannt gemacht. „Kommt ihr denn heut Abend noch mit, einen draufmachen?“, fragte Stevenson, ein blonder junger Mann, mit einem kurzen, abgehackten Akzent. Er war auch bei uns in der Versorgung und schien ein heiterer Mensch zu sein. Mit Vornamen hieß er Lars. „Morgen legen wir ja schon ab.“ „Ich kann leider nicht.“, sagte Kinley, von dem wir erfuhren, dass sein Vorname John war. „Ich habe die letzte Wache...“ „Oh, das ist natürlich Pech.“, zog ihn Kate Berenzen, einer der wenigen weiblichen Mitglieder an Bord, freundschaftlich auf. Sie war brünett, schien aufgeweckt und ziemlich selbstbewusst zu sein und kam aus der Technik. Der junge, schwarzhaarige Mann mit Brille lachte leise auf. „Wir können dir ja was mitbringen.“, sagte er und klopfte Kinley auf die Schulter. „Na danke, Harry.“, gab Kinley zurück. „Das ist ja bloß halb so lustig. Ich komm das nächste Mal mit.“ Harry Trance, bei dessen Nachnamen ich Ausspracheprobleme bekam, war bei uns in der Versorgung und hatte anscheinend immer irgendeinen Kommentar. „Ich kann auch nicht.“, ließ sich Martin Sander verlauten. Er war vom Deckdienst und schien etwas zurückhaltender zu sein, als seine Kollegen. Sander war ein stämmiger kleinerer Mann, der kurzes braunes Haar hatte. Kate sah zu ihm. „Warum nicht? Musst du auch Wache schieben?“ „Ja. Die erste...“, nickte Sander. „Das ist doch kein Problem... Dann kommst du halt mit, musst du nur aufpassen, dass du pünktlich um Mitternacht wieder da bist und halbwegs nüchtern.“, meinte Stevenson. „Wir sagen dir Bescheid.“ „Ich weiß nicht... ich überleg es mir.“, erwiderte Sander. „Aber ihr kommt doch sicher mit, oder?“ Trance wandte sich an uns und auch die anderen sahen uns an. „Ihr kennt doch sicher ein paar Läden, wo es was zu trinken gibt, oder?“ „Und kommt bloß nicht mit der Ausrede, ihr müsstet Wache schieben.“, sagte Berenzen grinsend. Da wir heute erst angekommen waren, waren wir dafür noch nicht eingeteilt worden. Das würde frühestens morgen um Acht bei der alltäglichen Besprechung gemacht. „Klar, warum sollten wir nicht mitkommen?“, fragte Fye begeistert. „Hm. Vielleicht kommt Henry ja auch mit.“, meinte Harry. „Wer ist Henry?“, fragte ich. „Henry Lake. Er ist auch in der Versorgung. Gar nicht zu übersehen, so ein großer Kerl, mit blonden Haaren.“ Lake. Der Name sagte mir was. Die Kellnerin hatte Karin Lake geheißen. Zumindest, vor der Scheidung von ihrem Mann. „Ah. Den hab ich gesehen!“, sagte Fye. „Aber er scheint nicht gesprächig zu sein...“ „Na ja. Eigentlich schon. Er ist ziemlich misstrauisch, aber wenn man ihn erst mal kennt, ist er ganz nett. Ich frag ihn ob er mitkommt.“, meinte Trance. „Aber kommt ihr beide jetzt mit?“, kam er wieder aufs Thema zurück und ich nickte. „Ja, wir kommen mit.“ Das würde uns eine Möglichkeit verschaffen uns diesen Lake mal genauer unter die Lupe zu nehmen. „Sehr schön... dann sind wir Neun – wenn Martin mitkommt. Das wird sicher lustig!“, sagte Berenzen. „Wir sehen uns dann am besten um 21.00. Ich hab nämlich bis acht Wache~“ Alle nickten zustimmend. „Klar, warum nicht.“ „So, dann wird ich mal gehen, hab noch was zu tun und bald ist wieder Dienstantritt.“, verabschiedete sich Berenzen und erhob sich, um ihr Tablett wegzubringen. Das war einer der Vorteile der Marine. Hier wurde sich wenigstens an die Arbeitszeiten gehalten. Wenn man nicht unbedingt eine Wache übernehmen musste, war das Wecken um halb sieben, bis halb acht hatte man die Chance zu frühstücken und um acht gab es dann eine Musterung, wo der erste Offizier das wichtigste vom Tag erzählte und die Abteilungsleiter dann ihre Abteilung übernehmen. Dann ging man einer Arbeit nach, bis halb eins. Um diese Uhrzeit gab es dann Mittagessen und Pause bis zwei. Danach war dann wieder Arbeit angesagt, bis um 17 Uhr, da war Feierabend. Wenn das auf unserem Revier genauso wäre, hätte ich wirklich einige Probleme weniger... Nach und nach gingen auch die anderen, nachdem sie mit dem Essen fertig waren. „Er ist also tatsächlich hier.“, sagte ich, nachdem ale außer Hörweite waren, zu Fye. Der nickte. „Ja. Jetzt müssen wir bloß rausfinden, ob er es wirklich war. Und warum!“ „Richtig. Ich hoffe, dass er uns nicht gesehen hat und uns wiedererkennt...“ „Er hat nicht in unsere Richtung geguckt. Aber vielleicht hat er sich ja vorher umgesehen... Ich hab ja nicht auf ihn geachtet, als er reingekommen ist.“ „Ich auch nicht. Aber wenn er es war, dann kriegen wir ihn.“ Nach der Pause gingen wir wieder an die Arbeit. Dabei versuchten wir, Lake möglichst nicht aus den Augen zu verlieren. Er verhielt sich ziemlich unauffällig und normal. Manchmal starrte aber auch er etwas finster zu uns herüber. Er schien uns wohl doch nicht ganz zu trauen. Aber er wahr wohl auch nicht unbedingt beunruhigt, das wir hier waren. Irgendwann kam er dann zu uns. „Hey. Was starrt ihr mich die ganze Zeit so an?“, fragte er ruppig. „Oh. Das tut uns Leid.“, meinte Fye. „Wir haben uns nur gefragt, ob Sie Henry Lake sind.“ „Ja, der bin ich. Und was tut das zur Sache?“ „Harry wollte fragen, ob Sie heute Abend auch mitkommen.“, erklärte Fye ihm unbekümmert. „Hat er schon.“, antwortete Lake und seine Miene hellte sich etwas auf und er wurde freundlicher. „Aber ich komm nicht mit. Harry hat mir von euch erzählt. Ich wollte euch nicht so anmachen, aber ich kann’s nicht leiden wenn man mich beobachtet...“, sagte er. „Ach, nicht so schlimm!“, lachte Fye. „Aber warum kommst du denn nicht mit?“ „Ich muss Wache schieben.“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Ein anderes Mal vielleicht. Ich muss jetzt aber auch wieder los.“, fügte er hinzu und wandte sich zum Gehen. „Sonst krieg ich noch Ärger.“ Er grinste und ging. Ich wusste nicht, was ich dann jetzt halten sollte. Er schien nicht unbedingt darauf gefasst zu sein, dass er des Mordes angeklagt werden würde. Aber er war doch ein wenig nervös gewesen, als hätte er irgendwas zu verbergen. „Wir sollten eigentlich hier bleiben und ihn weiter beobachten, heute Abend.“, meinte ich. „Aber... das ist doch dann etwas auffällig, oder?“, gab Fye zurück. „Wir haben doch jetzt zugesagt...“ Das stimmte allerdings. Außerdem bekamen wir vielleicht etwas durch die anderen über ihn heraus. Also nickte ich. „Dann gehen wir heute Abend mit.“, sagte ich und Fye strahlte. Die Zeit bis zum Feierabend verging wie im Flug, weil wir so viel zu tun hatten. „Hey, ihr beiden!“ Stevenson stand im Eingang zum Laderaum. „Kommt ihr gleich wieder mit uns essen?“ „Ja, sicher!“, rief Fye zurück. „Wir kommen sofort.“ Er drehte sich zu mir um. „Bist du fertig, Kuro-pi?“ „Ja, gleich. Geh ruhig schon mal vor. Ich muss Houston noch die Liste zurückgeben.“ „Okay. Wir warten auf dich, ja?“ „Ja, macht das.“ Fye ging in Richtung Tür und ich sah mich nach Houston um, aber konnte ihn nicht entdecken. Vielleicht war er weiter hinten im Laderaum, dachte ich und machte mich auf den Weg dorthin. Ich konnte ihn auch bald hören, anscheinend unterhielt er sich mit jemanden. Gerade als ich um einen Kistenstapel herumgehen wollte, erklang die Stimme des Gesprächspartners: Lake. „...dieser Sugawa eine Dienstakte bei der Polizei.“, sagte er gerade. Ich blieb auf der Stelle stehen. „Bei der Polizei? Dann wissen sie sicher was. Sonst wäre er ja nicht hier...“, sagte Houston, er klang erschreckt. „Wir können die Sache nicht mehr verschieben.“, sagte Lake. „Ich bin mir nicht sicher ob er etwas weiß, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen.“ „Richtig. Wenn wir auffliegen, dann kommen wir vors Kriegsgericht...“ Er verstummte abrupt und ich hörte auch Schritte. „Danke, Gefreiter, Sie dürfen wegtreten.“, sagte er hastig und Lake antwortete: „Jawohl, Sir.“ „Was gibt es, Kinley?“, fragte Houston dann eine Weile später. „Hier ist die Liste, Sir. Die Ladung ist korrekt.“, sagte Kinley und ich trat zu den beiden, in der Hoffnung, dass es mir nicht anzusehen war, was ich gerade gehört hatte. „Die auf dieser Liste ebenfalls, Sir.“, sagte ich, als ich vor ihm stand. Houston schien kurz um Fassung zu ringen, aber auch nur für einen Sekundenbruchteil. „Danke. Sie können Feierabend machen.“ Anscheinend wollte er zumindest mich ganz schnell loswerden. „Hast du dich verlaufen?“, fragte Fye grinsend, als ich mich neben ihn setzte. „Oder warum hat das so lange gedauert?“ Ich schüttelte bloß den Kopf. „Ich musste Houston erst finden.“, sagte ich. Jetzt konnte ich Fye ja schlecht erzählen, was Lake und Houston über uns wussten, weil die anderen – außer Berenzen, die jetzt Wache hatte – auch am Tisch saßen. Dazu fand sich hoffentlich später noch eine Möglichkeit. „Habt ihr nach dem Essen noch was vor?“, fragte Trance. „Nein, noch nicht.“, sagte Fye. „Warum?“ „Ihr könnt doch sicher Karten spielen, oder?“ Also spielten wir Poker – wobei Fyes Grinsen etwas irritierend war. Dabei war es ihm wohl auch egal, ob er ein gutes oder ein schlechtes Blatt hatte. Und meistens schaffte er es sogar zu gewinnen. „Habt ihr schon ein paar Vorschläge, wo es hingehen könnte?“, fragte Stevenson, nachdem wir ein paar Runden gespielt hatten. „Hier in der Nähe gibt es viele Bars...eigentlich ist es relativ egal.“, sagte ich. „Gehen wir doch in alle~“, meinte Fye lachend. „Na... ich weiß ja nicht ob wir die alle schaffen.“, sagte Trance. „Aber wir können’s ja versuchen.“ „Hey... wir müssen morgen noch stehen können!“, sagte Sander. Stevenson sah zu ihm. „Ach, heißt das du kommst mit?“ Er nickte. „Ja. Aber wie gesagt, kann nicht so lange bleiben.“ „Das ist ja egal. Hauptsache du bist dabei!“ „Da bin ich!“, rief Kate und winkte uns zu. Wir standen schon seit fünf Minuten an der Stelling und hatten auf sie gewartet. Fye winkte begeistert zurück und Harry meinte: „Dann können wir ja los.“ Er schob Lars die Stelling herunter und wir folgten ihnen. „Also...wohin?“ Kate drehte sich zu Fye und mir um. „Na, Kuro-rin, du weißt doch bestimmt was, hm?“, fragte Fye und piekte mir in die Seite. „Ja... es ist auch nicht weit.“, meinte ich und ging vor, während die anderen sich munter unterhielten, wobei ich etwas von ein paar Manövern aufschnappte. Wir brauchten ungefähr zehn Minuten bis zum „Tony’s“. Ich kannte den Barkeeper dort recht gut, weil er in einen Fall von mir verwickelt gewesen war. Und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht gleich ausplauderte, dass ich bei der Polizei arbeitete. Aber er würde sich sicher freuen, meinen neuen Partner kennen zu lernen. „Ah, lange nicht gesehen!“, begrüßte er mich, als ich mit den anderen hereinkam. „Deine Kollegen?“ Er deutete auf meine Begleiter und ich nickte. „Ja. Haben gerade Feierabend.“, sagte ich, was ihn dazu veranlasste, leicht zu grinsen. Er wusste, dass Feierabend – zumindest für Shinsai – schon fast ein Fremdwort war... Harry klopfte Fye und mir auf die Schulter. „Die Beiden sind neu in unserer Einheit und deshalb feiern wir quasi ihren Einstand.“, meinte er. „Aber wahrscheinlich wären wir auch so was trinken gegangen~“, fügte Kate lachend hinzu. „Was soll’s denn sein?“, fragte Tony. Eine Weile später war die Stimmung wirklich sehr ausgelassen. Die anderen unterhielten sich heiter über ein paar andere Marineoffiziere und was die so lustiges angestellt hatten. Erst hatte ich ein wenig mit Tony geredet, aber viele neue Informationen hatte er nicht. Und dann hatte ich die anderen ein wenig weiter über Lake ausgefragt, aber mehr war da auch nicht rausgekommen. Danach war ich damit beschäftigt, auf Fye aufzupassen. Der vertrug nämlich so gut wie nichts, stellte ich fest. Das hätte er mir vorher sagen sollen... Er wurde ziemlich redselig, aber er erwähnte zum Glück nicht, dass wir bei der Polizei arbeiteten. „... und dann hab ich ihm die Tür an den Kopf gehauen.“, kicherte Fye gerade. „Oh mann. Das nennt man wirklich Pech!“, meinte John, und die anderen lachten. „Das hat verdammt wehgetan!“, mischte ich mich ein. „Hyuu~ und dann...dann wollte er mich nicht mal bei sich einziehen lassen...“, erzählte Fye weiter. „Wie gemein~“ Hatte er gerade wirklich miaut? Die anderen kicherten und Harry wollte Fye nachschenken. „Ich glaube, das reicht für ihn...“, sagte ich und sackte sein Glas ein. Fye sah mich entsetzt an. „Aber Kuro-taa~ ...ich will noch was... gib das wieder her!“, jammerte er und hängte sich an meinen Arm. „Vergiss es... du hast schon jetzt zuviel.“ Er würde morgen wohl einen gewaltigen Kater haben... „Du bist soooo fies!“, maulte er und angelte nach dem Glas, was eigentlich eher ein unkoordiniertes Herumgefuchtel mit einem Arm war. „Ich glaube, er muss zurück...“, stellte ich fest. Ich wäre ja noch geblieben, aber Fye sollte wohl schnellstens ins Bett, bevor er noch was ausplauderte, was dann nicht so gut für uns wäre. Die anderen lachten wieder. „Ja~ wäre vielleicht besser. Sonst kriegt er morgen seinen Dienst nicht auf die Reihe.“ „Ich will aber noch nicht...nach Hause.“, nuschelte Fye und klammerte sich halb am Tisch fest. „Nyaaa~“, quietschte er danach. „Wir gehen.“, bestimmte ich. „Ihr könnt ja noch eine Weile hier bleiben. Ich bring ihn schon zurück...“, meinte ich zu den anderen, während ich versuchte, Fye vom Tisch loszueisen. „Komm schon...stell dich nicht so an!“, sagte ich und er ließ tatsächlich los, klammerte sich dann aber an mich. Beim Aufstehen schwankte er bedrohlich, was ihn aber nicht unbedingt zu stören schien. Die anderen sahen amüsiert zu. „Na dann viel Spaß auf dem Heimweg, Kurogane!“, sagte Harry feixend. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass du nicht trinkfest bist.“, brummte ich, als wir draußen waren. „Warum denn?“, meinte Fye. „Ich kann noch viii~el mehr trinken...“, fügte er hinzu und nickte überzeugt. „Das glaub ich aber nicht... du kannst nicht mal mehr vernünftig stehen...“ Und dass es dann auch noch so glatt hier draußen sein musste, trug auch nicht unbedingt zur Stabilität bei. „Kaaalt~“, maunzte er dann. „Mir ist kalt...“ Er rückte noch näher an mich heran, was mich fast aus dem Gleichgewicht brachte. „Du bist immer so schön warm.“, schnurrte er und lehnte sich an mich. Nur rutschte er plötzlich aus und da ich keinen festen Stand auf dem Schnee fand, ging ich ebenfalls mit zu Boden. Erst sah er mich ein wenig erstaunt an, dann kicherte er. „Nyaaa~, Kuro-wan sitzt mit mir im Schnee~“, flötete er. Dann fiel er mir um den Hals, sodass ich hintenüberkippte. Zum Glück schlug ich mir nicht auch noch den Kopf an. „H...Hey...“, machte ich überrascht. Fye richtete sich ein wenig auf und sah mich an. Sein Blick war leicht benebelt, seine Augen hatte er halbgeschlossen, seine Haare hingen ihm halb im Gesicht und seine Wangen leicht gerötet. Auch das typische Grinsen war verschwunden und sah richtig ernst aus. Seine kalte Hand legte sich auf meine Wange. „Kuro-ne...? Bleibst du bei mir?“, fragte er und kam mir mit seinem Gesicht immer näher. Ich war viel zu perplex, um irgendwie zu reagieren, starrte ihn bloß an. Was hatte er denn jetzt vor? „Ich will nicht mehr allein sein...“, meinte Fye leise und war nur noch etwa einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Ich...“, fing er an – und kippte leicht zur Seite, sackte dann auf mir zusammen und sein Kopf landete auf meiner Schulter. „Nya...“, seufzte er leise und kuschelte sich an mich. Er schlief. Ich blinzelte verwirrt und rührte mich eine Weile nicht. Was war das denn gerade gewesen? Leicht stieß ich ihn an, doch er wachte nicht auf. Also richtete ich mich ein wenig umständlich auf, sodass er nicht herunterfiel, doch darüber brauchte ich mir wohl keine Sorgen machen, denn sobald ich saß, schlang er seine Armer erneut um meinen Nacken. Doch aufwachen tat er nicht. Ich erhob mich vollständig. Anscheinend musste ich Fye wieder mal tragen. Während ich das letzte Stück zum Schiff zurücklegte, dachte ich über das nach, was er gerade gesagt hatte. Er wollte nicht mehr allein sein...? Als er das gesagt hatte, hatte er traurig geklungen. Und was er wohl danach hatte sagen wollen? Da wir in einer Kabine untergebracht waren, fragte ich ihn gleich nach dem Aufstehen danach. Zumindest, nachdem ich ihn wach bekommen hatte. Er hatte wie erwartet einen Kater und ich brauchte mindestens fünf Minuten, bis er sich zumindest im Bett aufsetzte und etwas erledigt grinste. „Uhm... mein Kopf...viel zu früh zum aufstehen...“, meinte er und fuhr sich kurz durchs Haar. „Wie hast du das gestern gemeint, du ‚willst nicht mehr allein sein’?“, fragte ich ihn und er sah überrascht zu mir. „Hab ich das gesagt? Kann mich nicht erinnern, du musst dich irren...“ Er lachte leise. „Du musstest mich ja abfüllen... jetzt hab ich einen Kater~“ „Ich hab dich nicht abgefüllt!“, antwortete ich. „Hast du wohl~ das weiß ich ganz genau.“ Er nickte vor sich hin. „Ja, ja...du brauchst es gar nicht anzustreiten.“ Er grinste mich schelmisch an. „Du hattest doch nichts vor, oder?“ Er griff nach seiner Uniform. „Hast du zufällig eine Aspirin? Mein Kopf~“, klagte er, als er aufstand. „Nein hab ich nicht.“, sagte ich. „Du hast meine Frage nicht beantwortet!“ „Ich hab keine~ Ahnung wovon du sprichst.“, flötete er, aber ich hatte das Gefühl, dass er das ganz genau wusste. „Hyuu~ warum hast du eigentlich keinen Brummschädel? Das ist unfair~“, plapperte er weiter. Es war wohl sinnlos, weiter darauf zu beharren, dass er das gesagt hatte. „Ich vertrag eben viel. Im Gegensatz zu dir.“, sagte ich. Er lachte leise. „Praktisch, nicht wahr?“ Ich hob eine Augenbraue. „Wieso?“ „Weil du mich dann abfüllen konntest, du bist fies, Kuro-wanko!“, erwiderte er, tippte mir auf die Brust und schob sich an mir vorbei. „Böser Junge! Hattest wohl vor, dich an mir zu vergreifen...?“ „Was?!“ „Hyuuuu! Das erzähl ich den anderen~“ Lachend verschwand er nach draußen. „Wag es....!“, fauchte ich und stürzte ihm hinterher. File 15 - Closed Erst mal... das hat mal wieder gedauert, ich weiß~ Aber ich war eine Woche in Spanien... und dann hatte ich ein Kreatief und eine Schreibblockade... hyuuu~ aber dann bin ich doch weitergekommen. Ob das eher am Pfingstmontag oder an der Erkältung liegt? Ich hab auf jeden Fall keine Stimme... und deshalb ne Menge Zeit weil ich im Bett geblieben bin~ joa... und da hatte ich dann eben auch ne Idee zum weiterschreiben... also...sorry fürs Warten.^^ Joa... Endlich hat Kurogane einen Nachnamen bekommen... Eigentlich sollte er ja von Anfang an einen haben, aber da ist mir keiner eingefallen. Und dann~ tja... Dann brauchte er ihn auch nicht unbedingt... *lol* Aber jetzt hat er einen... ich finde, der passt ganz gut – vom Klang her (falls der Name ne Bedeutung hat, klärt mich auf~ XD). Dann möchte ich noch ein paar Dankesgrüße loswerden. XD Einmal für Menardi, die mir die nötigen Infos zur Marine zukommen lassen hat~^^ *knuffz* Und für TheaAl und BabyTunNinjaDrac, weil sie mich quasi bedrängt haben weiter zu schreiben~ Und ChibiLiebchen, fürs Betalesen. ^_^ Und dann für alle anderen, die diese FF lesen.^^ Würde mich über weitere Kommis freuen, die helfen mir nämlich sehr, auch wenn ich dann manchmal mein Konzept ein wenig umschmeißen muss, aber das macht mir nichts.... Uhm... ich glaub das reicht fürs Nachwort? XD Ich hoffe, dass File 16 nicht so lange braucht... Kapitel 16: File 16 ------------------- File 16 Die anderen trafen wir beim Frühstück. Harry schien auch ein wenig Kopfschmerzen zu haben, während Kate sehr munter aussah. Auch John und Lars schienen nur etwas unausgeschlafen. Martin hatte Wache, deshalb war er nicht hier. „Ah, seid ihr gut zurückgekommen?“, begrüßte Kate uns und winkte uns an den Tisch, wo wir uns auch niederließen. „Ja~ ich glaube schon.“, meinte Fye grinsend. „Kuro-wan hat ja auf mich aufgepasst.“ „Die Wache meinte, er hätte dich sogar getragen~“, meinte Harry. „Also...so einen Service hätte ich auch gern.“ Er sah seine Kollegen an. „Sicher nicht...dazu bist du viel zu schwer!“, sagte Lars und lachte leise. „Außerdem...es hätte nichts gebracht, wenn wir dich getragen hätten...dann wären wir wohl alle umgekippt!“, fügte John hinzu. „Wart ihr noch lange da?“, erkundigte ich mich. „Bis ein Uhr~“, antwortete Kate. „Dann sind wir auch gegangen.“ Harry nickte. „Sonst würden wir jetzt wahrscheinlich noch schlafen.“ „Kate, wie machst du das eigentlich, dass du keinen Kater hast?“, fragte Lars. „Viel trinken~“, meinte Kate und lachte. „Natürlich Wasser oder Saft. Das hilft, den Alkohol abzubauen... Habt ihr in der Schule nicht aufgepasst?“ „Hey, Henry!“, rief John plötzlich. Lake hatte gerade den Speisesaal betreten und steuerte auf unseren Tisch zu. Mir fiel ein, dass ich Fye ja noch erzählen musste, was er und Houston gesagt hatten... Bisher hatte ich dafür ja keine Zeit gefunden. Lake setzte sich und sah kurz prüfend zu Fye und mir herüber. Ich ließ mir nichts anmerken und Fye wusste davon eh nichts. „Schade, dass du gestern nicht dabei warst, Henry. Es war sehr lustig!“, meinte Lars. „Ich hab übrigens geguckt... du hattest gar keine Wache.“, sagte Kate. „Hab ich auch gemerkt. Aber dann war es schon zu spät.“, erwiderte Lake. Aber er schien genau gewusst zu haben, dass er keine Wache hatte. Was also hatte er gemacht? „Na ja... ist ja auch egal.“, meinte Harry. Ich wartete darauf, dass Fye mit seinem Frühstück fertig wurde und hörte weiter zu, was die anderen so redeten. Jetzt redeten sie hauptsächlich über die Arbeit – was wohl heute anstehen würde und so weiter. Als Fye dann endlich fertig war, meinte ich leise zu ihm: „Komm mal mit... ich muss dir was sagen.“ Er schaute mich fragend an, nickte dann aber. Etwas später standen wir in einem der vielen Gänge, in der Nähe des Lagerraums. „Was gibt’s denn, Kuro-ta?“, fragte Fye und sah mich erwartungsvoll an. „Dieser Lake steckt mit Houston unter einer Decke.“, antwortete ich. „Ich hab ein Gespräch zwischen den Beiden mitbekommen, gestern im Lagerraum.“ „Hat es gestern deshalb so lange gedauert, bis du da warst?“ „Ja.“ Ich nickte. „Sie haben herausgefunden, dass wir von der Polizei sind. Leider haben sie nicht mehr gesagt, weil Kinley dazugekommen ist, da haben sie abgebrochen.“ „Was? Das klingt gar nicht gut.“, sagte er und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Haben sie denn gemerkt, dass du sie belauscht hast?“ „Ich glaube nicht. Aber anscheinend vermutet Lake, dass wir was wissen... Ich nehme an, dass sie es vielleicht auf uns abgesehen haben...“ „Dann sollten wir vorsichtig sein!“, meinte Fye. „Aber... wenn sie wirklich hinter dem Mord stecken, warum sind sie dann noch hier?“ Mir fiel ein, was Lake gesagt hatte: ‚Es lässt sich nicht mehr verschieben’. „Irgendwas haben die noch vor.“, meinte ich. Fragte sich nur was... Da mussten wir wirklich die Augen offen halten. „Hey, was steht ihr da noch rum?“ Wir haben gleich Besprechung!“, unterbrach uns Stevenson, der mit Kate und Harry auf dem Gang aufgetaucht war. „Wir kommen!“, rief Fye und setzte sich in Bewegung. „Komm schon, Kuro-ne! Wir wollen doch nicht zu spät kommen~“ Ein paar Stunden später, machte ich eine Entdeckung. Wir waren wieder von unseren Abteilungsleitern übernommen und eingeteilt worden. Fye war allerdings nicht in meinem Team gelandet, dafür aber Lake. Ich vermutete, dass Houston das absichtlich gemacht hatte. Während ich die Kisten kontrollierte, schaute ich mich gleichzeitig nach Hinweisen um, die Lake eventuell verraten würden und behielt ihn im Blick. Er war sehr nervös und wartete anscheinend auf etwas. Er sah immer wieder auf die Uhr und dann verließ er plötzlich den Raum. Ich folgte ihm, weil ich ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache hatte. Er hatte sicher irgendetwas vor. Er ging in einen der anderen Lagerräume, der aber schon voll beladen war und durchquerte ihn fast vollständig. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und ging hinter einigen Kisten in Deckung, als ich sah, dass er nicht allein war. Einige andere Offiziere, die ich nicht kannte und Houston waren anwesend. Was sie wohl hier wollten? Als Lake bei der Gruppe angekommen war, öffnete Houston einige der Kisten und sie schienen sich darüber zu unterhalten, aber ich war zu weit weg, um sie verstehen zu können, aber ich glaubte, dass einer von ihnen sagte: „Wir haben die Kisten gestern ohne Problem austauschen können!“ Nach einer Weile nickte Lake zufrieden und die Kisten wurden wieder zugemacht. Die Gruppe zerstreute sich und ich wich noch ein Stück zurück, damit sie mich nicht entdeckten, wenn sie an mir vorbei gingen. Nachdem ihre Schritte verklungen waren, wartete ich noch ein paar Sekunden und sah mich vorsichtig um. Doch sie waren wohl alle weg. Ich beschloss nachzusehen, was in den Kisten war. Ich war mir sicher, dass der Inhalt der Kisten nicht auf der Liste stand. Und ich hatte recht. Auf den ersten Blick schien die Ladung harmlos zu sein, doch unter der Oberfläche lagerten Waffen. Also war es das, was sich nicht mehr verschieben ließ: Waffenschmuggel. Und so wurde mir auch einiges klar. Es ging Lake oder Houston nicht um den Mord, sondern sie dachten ich wäre hinter ihnen her, weil sie die Waffen schmuggelten. Nur blieb trotzdem die Frage, wer die Kellnerin ermordet hatte. Ich verschloss die Kiste, die ich geöffnet hatte wieder und wollte zurück gehen, sonst würde es wohl auffallen, dass ich nicht da war, wo ich sein sollte. Außerdem musste ich Fye sofort davon erzählen. „Ich wusste doch, dass er uns nachspionieren würde!“, hörte ich plötzlich Lakes Stimme. „Gefunden, was Sie suchen?“, fragte er, als er hinter einem Kistenstapel hervorkam. „Nein, hab ich nicht.“, antwortete ich. „Eigentlich bin her gekommen, um einen Mörder zu finden. Aber Waffenschmuggel ist ja auch kein Kavaliersdelikt.“ „Tja, nur schade, dass das niemand erfahren wird.“, meinte Lake. Ich war mir sicher, dass er nicht allein hier war. Mindestens einer war noch hier – wahrscheinlich Houston. Nur konnte ich gerade nicht ausmachen, wo sich dieser befand. „Und mit Mord hab ich nichts zu tun!“ „Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe.“ „Ach ja? Das muss eine Verwechslung sein.“ „Geben Sie doch zu, dass Sie ihre Ex-Frau erstochen haben.“ „Karin? Erstochen? Ha! Die Mühe würde ich mir nicht mal machen, wenn ich was erben würde!“ „Wo waren Sie denn, vorgestern, gegen 0 Uhr und 0:30 Uhr?“, fragte ich. „Eigentlich geht Sie das ja nichts an, aber da war ich hier! Hier, an Bord und habe diese Kisten dort vertauscht.“ Er deutete auf ein paar andere Kisten. „Für den Waffenschmuggel könnten Sie mich drankriegen, aber nicht für Mord! Aber – leider, werden wir Sie wohl zum Schweigen bringen müssen. Zumindest, bis dieser Deal gelaufen ist und wir über alle Berge sind~“ „Nein, wir werden ihn endgültig zum Schweigen bringen! Genau wie deine Ex!“, mischte sich Houston ein, der jetzt auch dazukam. „Du bist einfach zu naiv! Glaubst du etwa, dass die uns dann nicht kriegen werden?“ „Was? Hast du sie etwa umgebracht?!“, fuhr Lake Houston erschrocken an. „Sag mal, spinnst du?!“ „Sie hat es rausgefunden und wollte uns verpfeifen...das konnte ich nicht zulassen! Und wenn du auch nicht die Klappe hältst, leg ich dich auch um!“ „Du wolltest doch von Anfang an alles für dich allein einkassieren!“ „Ich will Sie ja nicht stören, aber wie wäre es, wenn sie sich im Gefängnis weiterstreiten?“, ging ich dazwischen, bevor sich die Beiden wirklich noch was antaten. Wie schnell sich Komplizen doch gegenseitig hintergingen... „Verdammt!“ Houston stieß Lake in meine Richtung und rannte los. Schnell ließ ich die Handschelle um sein Handgelenk schnappen und die andere um eine Verstrebung, der daraufhin anfing vor sich hinzufluchen. „Dieser Verräter...!!“, knurrte er. Mehr konnte ich dann auch nicht hörne, weil ich schließlich Houston verfolgen musste. Und der hatte jetzt einen ziemlichen Vorsprung. Und wahrscheinlich hätte ich ihn auch nicht eingeholt, wenn er nicht ausgerechnet mit Fye zusammengestoßen wäre, der mich anscheinend gesucht hatte, und plötzlich um eine Ecke bog. Beide gingen zu Boden. „Halt ihn fest! Schnell!“, rief ich Fye zu, der etwas verblüfft dreinblickend auf dem Boden saß, und sich das Handgelenk hielt. Aber er reagierte und packte Houston am Hosenbein, als dieser aufsprang, sodass er durch den eigenen Schwung wieder auf den Boden knallte. Und dann kam ich auch schon bei ihnen an. Fye sah zu mir hoch. „Was ist denn los?“, fragte er. „Ich dachte, Lake wäre unser Täter...“ „Anscheinend nicht. Oder – zumindest ist er nicht der Mörder.“ Später – als wir auch noch den Rest der Hehlerbande festgenommen hatten und Shinsai mit ein paar Streifenwagen kam, um sie alle abzuholen, kamen Kate, John, Lars und Martin zu uns. Sie hatten mit der Sache nichts zu tun gehabt. „Ihr seid von der Polizei?“, fragte John. „Hattet ihr von dem Waffenschmuggel gewusst?“ Ich schüttelte den Kopf und Fye meinte: „Nein, eigentlich sind wir hier hergekommen, um einen Mordfall zu klären~“ „Ist gar nicht aufgefallen, dass ihr nicht bei der Marine seid!“, sagte Kate und grinste. „Dabei habt ihr eigentlich keine Ahnung, wie?“, fügte Lars hinzu. „Richtig. Absolut nicht!“ Fye lachte leise. „Aber jetzt schon, zumindest ein bisschen~“ „Tja. Hey! Wenn’s euch bei der Polizei nicht mehr gefällt, dann kommt doch einfach zurück!“, meinte Kate zwinkernd. „Bleibt doch einfach hier...“ „Nichts da... das war eine einmalige Aktion!“, ertönte Shinsais Stimmt hinter uns. Natürlich hatte sie Kaffee in der Hand, der aber bei dieser Kälte wohl schon kalt geworden war. „Außerdem ist die Arbeit noch lange nicht beendet! Schließlich müssen Sie noch den Täter verhören, ihn vors Gericht bringen und die Schmuggelware einkassieren.“, zählte sie auf. „Ach... und natürlich alles in den Bericht!“ Als ob sie das jemals vergessen würde... „Stehen Sie nicht rum Detektive, Lieutenant, schließlich sind Sie im Dienst!“ Damit ging sie dann wieder zu ihrem Auto. Und das seit geschlagenen drei Tagen. „Oho, im Dienst, heh?“, stichelte John. „Und dann trinken, hm? Also wirklich...“, fügte Kate hinzu. „Da müsst ihr uns aber mal besuchen kommen und uns einen ausgeben!“ „Machen wir.“, grinste Fye. „Wenn wir je wieder frei bekommen.“ Dann verabschiedeten wir uns von ihnen und fuhren mit zurück zum Revier. Dort brachten wir recht schnell ein Geständnis aus Houston und Lake heraus. Houston hatte erfahren, dass Lakes Ex-Frau wind von der Sache bekommen hatte. Also war er in das Restaurant gekommen und hatte sie erstochen – mit einem Messer, dass Lake gehörte. Da er Handschuhe getragen hatte, waren seine natürlich nicht auf der Tatwaffe. Der Waffenschmuggel lief schon einige Monate. Aber es waren keine großen Ladungen gewesen, wie es zum Beispiel die Mafia zu pflegen übte, sondern nur welche, die wohl eher zum „Privatgebrauch“ bestimmt waren. Bisher waren nie Vermutungen darüber angestellt worden, weil die Schmuggler sehr geschickt vorgegangen waren. Wahrscheinlich wäre er auch nicht aufgeflogen, wenn Houston nicht Lakes Ex-Frau ermordet hätte. Lake war dementsprechend wütend auf Houston, weil er jetzt auch in den Knast wanderte. Dann sorgten wir dafür, dass die Beweislage fürs Gericht ausreichte und das die Schmuggelware in Verwahrung gelangten. Und deshalb wurde es herzlich spät, als wir das Revier verließen – ohne dass wir den Bericht geschrieben hatten. „Wie wär's...wenn wir noch was trinken gehen?“, fragte Fye und hängte sich an meinen Arm, als ich die Hände in die Taschen schob, und ich schaute zu ihm. „Du glaubst doch wohl nicht, dass du mehr verträgst, als gestern?“, fragte ich. „Na ja... eigentlich nicht.“ Er lachte. „Aber warum sollten wir nicht drauf anstoßen, dass wir schon wieder einen Fall erfolgreich gelöst haben?“ „Weil ich keine Lust habe, dich hinterher wieder nach Hause zu tragen, darum!“ „Ich kann selber laufen!“, behauptete er. „Das hab ich ja letztens gesehen! Außerdem bin ich müde... ich will einfach ins Bett.“ Fye seufzte. „Na...dann eben nicht~ Du musst ja eh noch Auto fahren...“ „Eben.“ Ich nickte. Dann fuhren wir nach Hause und es dauerte auch nicht lang, bis zumindest ich fest schlief. Was in diesem Punkt Fye betraf konnte ich nicht wissen, drüben war auf jeden Fall nichts zu hören gewesen, also nahm ich an, dass er auch schlief. Den Bericht würden wir eben morgen schreiben... File 16 - closed joa~ XD das nächste...hat auch wieder lange gedauert, dafür, dass es so kurz ist... aber naja. Ich hoffe es war trotzdem spannend... im nächsten Kapitel werd ich wohl ein wenig auf die Andeutungen eingehen...vielleicht wird Fye ja sogar deutlicher~ ... Endlich Ferien~!! Schöne Ferien, übrigens~ XDDDDDD (Für die, die welche haben~) Kapitel 17: File 17 ------------------- File 17 Es ging auf Weihnachten zu, genauer gesagt war Heiligabend schon in einer Woche. Was Shinsai natürlich nicht davon abhielt, uns jede Menge Arbeit aufzuhalsen. Der Schneider-Fall hatte sich inzwischen aufgeklärt, es hatte sich herausgestellt, dass Herr Schneider mit dem Geld untergetaucht war. Aber dann war er doch wieder zurückgekommen, anscheinend war er nur mit dem Geld nicht glücklich geworden. Was den Juwelendiebstahl betraf, waren wir noch nicht weiter. Auch unser Informant meldete sich nicht mehr und Shinsai befürchtete, dass er vielleicht aufgeflogen war. Unser Passat war, kurz nachdem wir ihn nach dem Diebstahl wiederbekommen hatten, natürlich gründlich auf Spuren untersucht worden, aber gefunden worden war kaum etwas. Es reichte zumindest nicht, die Täter zu ermitteln. In den letzten Wochen, die vergangen waren, seit wir bei der Marine ermittelt hatten, hatten sich kaum neue Verbrechen ereignet. Nur kleinere Delikte, die eigentlich sehr schnell geklärt waren. In der Stadt herrschte vorweihnachtliche Stimmung und es waren viele Menschen unterwegs. Wahrscheinlich Geschenke kaufen. Das war allerdings nicht unser Grund, weswegen wir uns den Weg durch die Menschenmassen bahnten. Wir verfolgten gerade einen Raubmörder. Der hatte ein kleines Kaufhaus überfallen und dann den Kaufhausdetektiv verletzt und die Treppe hinuntergestoßen, der sich daraufhin das Genick gebrochen hatte, und war dann geflüchtet. Und bei den Massen war es nicht leicht, jemanden, der theoretisch schon überall sein konnte, wiederzufinden. Wir waren kaum zehn Minuten später am Tatort angekommen und nachdem wir die Täterbeschreibung bekommen hatten, machten wir uns an die Verfolgung, während Storms Team die Spurensicherung machte und Verstärkung für die Suche anforderte. Doch bisher schienen wir auf der richtigen Spur zu sein. Zumindest hofften wir das. Denn es war sehr kalt und hin und wieder schneite es. Und dann machte es wirklich keinen Spaß, nach jemandem zu suchen. „Da! Ist er das?“, fragte Fye und deutete auf einen mann, der eine ziemlich unauffällige grüne Jacke trug, dazu Jeans und Winterstiefel, um den Hals einen Schal und eine Mütze auf dem Kopf. Und er hatte eine Reisetasche dabei. Ganz wie in der Täterbeschreibung. Er sah sich hektisch um, und konnte sich anscheinend nicht entscheiden, welche Richtung er jetzt einschlagen sollte. Das war fast schon zu einfach... manche Diebe waren einfach zu blöd. „Ich denke schon!“ Doch als wir ihn verhaften wollten, flüchtete er in eine Einkaufspassage und dann in eine kleiner, unbelebtere Gasse. Dort kamen wir schneller voran, aber er natürlich auch. Er bog um eine Ecke. Als wir ebenfalls dort ankamen, hatten wir eigentlich damit gerechnet, dass er weitergelaufen war, doch er hatte gewartet und schlug mit einer Holzstange, die hier wohl gelegen hatte nach uns. Wir zogen schnell die Köpfe ein, sodass sie stattdessen gegen die Wand knallte. Dadurch kam ich aus dem Gleichgewicht und konnte den zweiten Schlag gerade noch blocken. Fye versuchte nach dem Stab zu greifen, aber der Räuber zog ihn mit Schwung weg. Mich wunderte wirklich, warum er nicht weiter flüchtete, doch das wurde mir fast gleich darauf klar. Er hatte gewartet. Anscheinend auf seine Freunde, die ihm jetzt zur Unterstützung kamen. Und einen davon kannten wir sogar sehr gut: der Kerl mit der Kappe und der Sonnenbrille. Deshalb wurde mir auch klar, warum es so einfach gewesen war, den Täter aufzuspüren. Das ganze war schlicht und einfach eine Falle gewesen und wir waren hineingetappt. „Sie sind ganz schön lästig.“, sagte der Typ mit der Sonnenbrille. „Ich dachte, ich wäre sie losgeworden, nachdem sie den Juwelendieben in die Hände gefallen sind. Aber dann sind Sie wieder aufgetaucht und haben mich fast geschnappt~“ Damit meinte er wohl meinen Ausflug in den Fluss. „Also... muss ich wohl persönlich darum kümmern.“ „Wer sind Sie eigentlich?“, wollte ich wissen und er lachte leise, als wäre das eine besonders blöde Frage, aber er nahm die Kappe und die Sonnenbrille ab. Ich hörte Fye neben mir nach Luft schnappen. Also schloss ich daraus, dass er ihn – im Gegensatz zu mir – kannte. „Lange nicht gesehen, Fye, hm?“, meinte der Kerl. „Wer ist das?“, fragte ich und sah zu Fye, der etwas blass geworden war. „Er ist... von der Mafia. Um genau zu sein, von der Drogenmafia.“, antwortete Fye zögernd. „Du hast uns verraten! Und jetzt wirst du dafür bezahlen. Er wird sicher erfreut sein, dich wiederzusehen.“, sagte der Typ, mit einem schon wütendem Unterton, der aber gleichzeitig fast amüsant klang. Ich verstand nicht was er meinte, aber Fye schien zu wissen, wo von er redete. Aber eigentlich war mir das auch relativ egal, zumindest im Moment, was es mit der Vergangenheit der beiden auf sich hatte. Der Kerl hatte meinen BMW geschrottet, mich in einen eiskalten Fluss geschubst und jetzt bedrohte er uns auch noch. Und wenn er obendrein von der Mafia war, dann gehörte er erst recht festgenommen. Doch noch bewegte ich mich nicht. Vielleicht erfuhr ich ja so noch etwas mehr. Fye hatte ihn eine Weile angestarrt, doch jetzt lachte er traurig. „Na schön. Ihr habt mich also doch gefunden...“, meinte er. „Ich komme mit – aber nur wenn ihr ihn in Ruhe lasst.“ Er deutete auf mich. „Er hat nämlich nichts damit zu tun.“ Auch wenn das sehr nett gemeint war, ich würde nicht zulassen, dass sie mir meinen Partner wegnahmen. Was auch immer früher passiert war, das spielte jetzt gerade keine Rolle. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Der Typ schüttelte den Kopf. „So läuft das nicht. Das weißt du doch.“ Der Kreis schloss sich enger um ums. Natürlich lag mein Katana ordentlich verschnürt im Auto. Schließlich hatte ich ja nicht erwartet, dass ich es brauchen würde. Musste es eben so gehen... Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich eine Bewegung und ich machte einen schnellen Schritt zur Seite, wobei ich Fye etwas zu Seite schob. „Du bleibst schön bei mir, klar?“, sagte ich, und schlug dann erst mal zurück. Fye sah mich an, schien eine Weile zu überlegen und nickte dann. Dann war auch er damit beschäftigt, den ganzen Leuten auszuweichen. Angreifen tat eigentlich nur ich, aber es reichte. Zwei konnten wir dabehalten, der Rest hatte schließlich die Flucht ergriffen – der Typ mit der Sonnenbrille natürlich auch. Aber zwei waren besser als gar nichts. Vielleicht bekamen wir ja was Brauchbares aus ihnen heraus. Wir waren einigermaßen heil aus der Sache herausgekommen, bis auf ein paar Prellungen. Mehr oder weniger hinter uns herschleifend, beziehungsweise stoßend, brachten wir sie zurück zu unserem Ausgangspunkt, an dem Shinsai schon ungeduldig wartete und nippte anscheinend etwas gereizt an ihrem Kaffee. Als sie unsere unfreiwilligen Begleiter sah, hob sie skeptisch eine Augenbraue. „Was soll das? Sie sollten doch den Raubmörder verhaften... können Sie denn nicht einmal irgendwas richtig machen?“, meinte sie, fast schon verzweifelt. Fyes Grinsen, das auf dem Weg hierher höchstens angedeutet gewesen war, wurde ein wenig breiter. Bis jetzt hatte er auch ganz entgegen seiner Gewohnheit geschwiegen. „Der hatte aber ne Menge Freunde bei der Mafia.“, sagte ich. „Mafia?“, echote Shinsai und ich nickte. „Sagen Sie das doch gleich.“ Ja, da sah die Sache ja wieder ganz anders aus, dachte ich. „Eigentlich wollten wir das ja...“ „Aber was ist denn jetzt mit dem Dieb?“ „Der... wird wohl weg sein.“, meinte ich, und ich wusste, dass dies nicht die Antwort war, die Shinsai haben wollte. Aber anstatt uns beide wieder zusammenzustauchen seufzte sie bloß. „Ich les es dann in Ihrem Bericht.“, sagte sie und winkte ein paar Polizisten heran, welche unsere beiden Gefassten abführten, und dann wurde der Tatort wieder geräumt. Auf dem Weg zum Passat, der etwas abseits der menschenvollen Straßen stand, fragte ich Fye: „Wieso wusstest du, dass er von der Mafia war?“ „Ich wusste es eben.“, meinte er abwimmelnd und schaute weg. Es war offensichtlich, dass er nicht darüber reden wollte, doch diesmal hatte ich keine Lust, nachzugeben und wieder vor unbeantworteten Fragen zu stehen. Deshalb griff ich nach seinem Arm und brachte ihn so zum Stoppen. „Verdammt noch mal. Ich will jetzt wissen, warum du ihn kennst! Er hat versucht uns umzubringen! Was ist passiert, he?!“, fuhr ich ihn ungeduldig an. Er zuckte leicht zusammen und drehte sich weg. „Das ist nicht wichtig...“; murmelte er. „Doch, das ist es. Erzähl endlich!“ Er war mir immer ausgewichen, wenn ich ihn etwas gefragt hatte – besonders wenn es um seine Vergangenheit ging. Er wollte sich meinem Griff entziehen, doch ich hielt ihn fest. Eine Weile herrschte Schweigen. Nur ein kalter Windstoß rauschte hin und wieder über die Straße und außerdem fing es wieder an zu schneien. Fye stand da und starrte auf den Boden. „Ich... war eine Zeitlang selbst bei der Mafia.“ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Da wusste ich aber nicht, dass es die Mafia war. Erst als ich hinter ihre Drogengeschäfte gekommen bin, habe ich es gemerkt.“ Er machte eine Pause. Es fiel ihm sichtlich schwer, das zu erzählen. Aber ich schwieg, wartete darauf, dass er weiterredete. „Ich hab sie auffliegen lassen. Danach haben sie versucht, mich umzubringen, aber ich konnte fliehen. Deshalb bin ich in eine andere Stadt gezogen. Mehrmals. Bis ich hierher kam. Eigentlich wollte ich hier auch wieder weg... vor allem, weil ich...“ Er brach ab, weil ein Passant vorbeiging. „Ich schon seit längerem wusste, dass sie hier sind. Trotzdem hab ich mich erschreckt, als ich ihn gesehen hab – als wir meine Sachen nach dem Rohbruch geholt haben...“ Die Sache mit dem Regal. Die Erklärung war doch viel schlüssiger, als seine erste. „Und ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Sie sind gefährlich! Besonders Ashura, der fast alle Mafiabanden kontrolliert... selbst der ist hinter mir her...ich weiß einfach zuviel.“ Jetzt sah er mich an und ich konnte die Angst in seinen Augen erkennen. Der Name Ashura sagte mir allerdings nichts. Aber – vielleicht hatten wir ihn ja irgendwo in der Datenbank. „Aber jetzt ist es wahrscheinlich eh zu spät. Ich hätte dich gar nicht erst kennen lernen dürfen...“ Er fuhr sich nervös durch die Haare. „Aber ich brauchte einfach einen Job.“ „Wieso gerade die Polizei?“, fragte ich. Er lachte. Unsicher und traurig. „Weil sie das wohl am wenigsten vermutetet hatten. Ich hab die Unterlagen für die Aufnahme an der Schule gefälscht. Aber die Abschlussprüfung habe ich bestanden. Eigentlich wollte ich bloß ein paar Wochen bei der Polizei bleiben, bis ich genug Geld hätte, um wieder umzuziehen.“ Er seufzte tief. „Aber... dann konnte ich einfach nicht. Mir gefällt es hier. Und ich will nicht dauernd auf der Flucht sein. Ich kann das einfach nicht mehr länger...“ Er sah wieder zu Boden und er klang wirklich verzweifelt. „Aber ich bringe alle, die mit mir zu tun haben in Gefahr. Shinsai-san, Shaolan-kun, Sakura-chan... Dich.” Er schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich ja nicht mal Polizist... Dafür komme ich doch sicher ins Gefängnis, oder?“, murmelte er. „Ich hab es verdient, aber...dort ist man so alleine. Und ich habe Angst vor dem allein ein. Obwohl ich alle in meiner Umgebung in Gefahr bringe – ich kann einfach nicht allein sein.“ Jetzt, wo er einmal zu reden angefangen hatte, schien er auch nicht mehr damit aufhören zu können. Aber ich unterbrach ihn nicht. „Deshalb... hab ich auch nie was erzählt. Vielleicht hätte ich es eher tun sollen. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn sie dir irgendetwas angetan hätten, weil du davon nichts wusstest...Sicher hasst du mich jetzt...“ Seine Stimme kippte und er schloss die Augen und sah wirklich sehr müde aus. Außerdem zitterte er leicht – ob ihm kalt war oder er gar versuchte, Tränen zu unterdrücken, oder vielleicht auch beides... In seinen Augen hatte es vorhin verdächtig geschimmert. Jetzt verstand ich endlich, warum er sich manchmal so merkwürdig verhalten hatte, schlecht schlief und so tat, als wäre alles in Ordnung, in dem er die gane Zeit lächelte. Wahrscheinlich wollte er damit auch sich selbst überzeugen. Und niemanden mit seinen Problemen zu belasten und in Gefahr zu bringen. Ich wusste, wie gefährlich die Mafia war. Ich hatte schon öfters mit ihr zu tun gehabt. Es gab kleinere Banden, die nicht so gefährlich waren – so wie eben die von dem Typ mit der Sonnenbrille. Aber dann gab es auch solche, die vor gar nichts mehr zurückschreckten und im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gingen. „Nein, ich hasse dich doch nicht! Behaupte so etwas nicht.“, sagte ich. Warum sollte ich auch? Jeder machte mal Fehler – die einen auch größere. Außerdem konnte ich Fye inzwischen sehr gut leiden. Auch wenn ich ihn manchmal etwas ruppig behandelte. Denn mir ging es genauso: Ich wollte nicht, dass ihm etwas passierte. Er hob den Kopf wieder und sah mich an. „Das...sagst du auch nicht nur so...?“, fragte er leise und es schwang Hoffnung mit. „Ich meine es ernst.“ Ich merkte, dass ich ihn immer noch am Arm festhielt und ließ die Hand sinken. „Da bin ich aber froh... ich hätte es niemals ausgehalten, gerade von dir gehasst zu werden, Kuro-ne...“ Er trat einen Schritt auf mich zu und lehnte sich an mich, ließ seinen Kopf gegen meine Brust sinken. „...von anderen ja. Aber nicht von dir.“ Er sah mich von unten her an. „Ich mag dich nämlich sehr, sehr gern, weißt du?“ Er lächelte leicht du diesmal schien dieses Lächeln echt zu sein. Doch dann verblasste es auch wieder. „Glaubst, du, dass ich ins Gefängnis muss? Ich will bei dir bleiben...“, sagte er. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass du für die gefälschten Unterlagen gleich ins Gefängnis musst. Und – wenn du als Kronzeuge gegen die Mafia aussagst...vielleicht wird die Anzeige – die natürlich sein muss – fallen gelassen.“ „Aussagen? Gegen die Mafia?“ Er schüttelte entsetzt den Kopf. „Das kann ich nicht!“ „Natürlich kannst du. Wenn du das nicht tust, wirst du dich immer vor ihnen verstecken müssen. Außerdem, helfe ich dir damit.“ Er schwieg. Dann sagte er: „Du...du hast recht. Wenn ich gegen sie aussage...dann werden sie alle verhaftet, oder?“ „Alle, denen wir nachweisen können, dass sie dazugehören.“ „...kann ich trotzdem bei dir wohnen bleiben? Auch, wenn wir wohl keine Partner mehr sind?“, fragte er und ich nickte. „Weiß du was? Du hast die Abschlussprüfung bestanden, oder? Vielleicht...kannst du ja doch bei der Polizei bleiben. Natürlich, nur wenn du willst.“ „Klar will ich! Aber...wie willst du das denn machen?“ „Ich werde mit Shinsai darüber reden.“, sagte ich. „Versprechen kann ich dir nichts, aber ich werde alles versuchen, dass du mein Partner bleiben kannst.“ Inzwischen war mir schleierhaft, warum ich keinen neuen Partner haben wollte. Ich war zwar auch gut ohne ausgekommen, aber mit war alles irgendwie einfacher. Einen Grund gab es da zwar, aber... „Danke, Kurogane .“, sagte Fye und er klang unglaublich erleichtert. „Gehen wir nach Hause? Es ist kalt!“ Er hängte sich an meinen Arm und zog mich in Richtung Auto. „Außerdem ist es spät. Und Blacky braucht sicher was zu fressen, hm? Und... ich hab Hunger, du auch?“, plapperte er weiter. Ich fragte mich, warum die Mafia gerade ihn aufgegabelt hatten... na ja. „Aber dann erledigen wir das mit dem Verfahren morgen, klar?“ Er nickte. „Ja~. Shinsai-san wird sicher explodieren.“ Oder an ihrem Kaffee ersticken. Ich konnte es ja selbst kaum glauben, was Fye mir da erzählt hatte – ich hätte es niemals erwartet. Wir erreichten den Wagen und stiegen ein. Hier drin war es um einiges wärmer, und ich merkte, wie kalt mir eigentlich geworden war. „Los, fahr schon, Kuro-pan~ Ich will ins Warme...“, sagte Fye und piekte mich grinsend in die Seite. Das wollte ich auch. „Lass das...“, brummte ich und startete den Motor. Wenigstens heute Abend noch vergessen, was in den nächsten Tagen – wenn nicht Wochen auf uns zu kommen würde. Ich kannte Gerichte zu Genüge und deren Vorliebe für Bürokratie. Und das Gespräch mit Shinsai würde auch nicht unbedingt angenehm werden... File 17 – Closed Hyuu. Ich hab stark überlegt, ob ich Fyes Vergangenheit schon in diesem Kapitel aufdecken soll... Voila~ hier ist sie~ Aber das heißt noch nicht dass, diese FF zuende ist. Drei Kapitel werden es wohl noch werden... aber dann werde ich diese FF wohl abschließen... Nun... was meint ihr? Oder... die Geschichte endet in Kapitel 20~ aaaaaber ich schreibe kleine Extrakapitel~ hmhmh...das is auch ne Idee...denn ich liebe diese FF... und würde sie ungern gar nicht mehr schreiben... mal sehen...~ seit gespannt auf File 18! XD~ Kapitel 18: File 18 ------------------- File 18 Ich biss in mein Brötchen und lenkte mit der anderen Hand den Passat um die Kurve. Wir würden wieder zu spät kommen... Fye hatte lange nicht schlafen können und mich auch wachgehalten. Bis ich ihm dann erlaubt hatte, bei mir im Bett zu schlafen. Schließlich war er dann auch endlich neben mir eingeschlafen. Und sich dann anschließend noch eine ganze Weile unruhig hin und her bewegt, bis er sich an mich schmiegte und den Kopf an meinen Rücken lehnte. Danach wurde er dann ruhiger und entspannte sich. Ich fand das auch nicht unangenehm – eher im Gegenteil: es beruhigte mich ungemein, ihn so nah bei mir zu wissen. Ich hatte noch eine Weile darüber nachgedacht, was ich am besten Shinsai erzählte, ohne ihren Kaffee ins Gesicht zu bekommen, weil sie entweder fassungslos oder aufgebracht wurde. Und – Fye hatte mich Kurogane genannt – nur leider hatte er mir ja keinerlei Chance gelassen, darauf zu reagieren, weil er gleich weitergeredet hatte. Außerdem fragte ich mich immer noch, wie zur Hölle er es geschafft hatte, an die Mafia zu geraten... Schließlich war ich dann auch eingeschlafen. Leider hatte ich vergessen, den Wecker zu stellen und deshalb waren wir erst dadurch wachgeworden, dass draußen das allmorgendliche Hupkonzert wegen einer großen Baustelle, die genauso plötzlich und unerwartet auftauchten, wie sie manchmal unnötig waren, losging. Es war zwar knapp eine halbe Stunde, nachdem der Wecker eigentlich geklingelt hätte, aber wenn da draußen jetzt schon so ein Verkehr herrschte... Wir hatten uns hastig fertig gemacht und Fye hatte schnell zwei Brötchen geschmiert („Die zwei Minuten machen jetzt auch nichts mehr...“) und dann waren wir ins Auto gesprungen und losgefahren, obendrein mussten wir einen riesigen Umweg wegen der Baustelle machen. „Uhm...“, machte Fye, nachdem er sein Brötchen aufgegessen hatte, „reden wir jetzt erst mit Shinsai oder was hast du vor?“ „Ich denke, das wäre besser. Und danach können wir ja mal schauen, ob wir in der Datenbank irgendwas über diesen Ashura rausfinden...“ „Hmhm. Aber ich glaube nicht, dass wir irgendwas über ihn finden werden.“ „Das kriegen wir schon hin.“, meinte ich und Fye kicherte. „Was?“, fragte ich. „Seit wann bist du denn hier der Optimist?“, fragte er grinsend. „Sonst denkst du doch immer sooo negativ~“ „Ich denke gar nicht immer negativ.“, brummte ich zurück. „Aber sehr, sehr oft.“, sagte Fye. „Ich versuche alles positiv zu sehen.“ „Tze. Das tun andere auch.“ „Siehst du? Warum du nicht?“ „Weil man die negativen Dinge eben nicht positiv sehen kann.“ Er legte den Kopf leicht schief. „Hm~ da könntest du recht haben. Klingt logisch.“ Ich parkte den Passat. „Am besten... erzählst du es ihr selber, hm?“, meinte ich und er nickte. Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Wenn’s gar nicht geht, helfe ich dir auch.“ Shinsai verschluckte sich wirklich an ihrem Kaffee. Nach kurzem Zögern hatte Fye angefangen zu erzählen. Ruhig und zumindest äußerlich erstaunlich gelassen. Zwar nicht so viel, wie er mir anvertraut hatte, aber dass er ziemlich viele Informationen über die Mafia hatte und hinterher rückte er damit heraus, dass er die Aufnahmeprüfung der Polizeischule gefälscht hatte. Shinsais Gesichtsausdruck wurde immer erstaunter und gerade als sie den nächsten Schluck Kaffee trinken wollte, kam Fye gerade zu dem Punkt mit der Schule, worauf sie sich verschluckte. Fast hätte ich gelacht, weil das wirklich komisch aussah. Aber die Situation war viel zu ernst. Ein kleines Grinsen konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen. So dermaßen verblüfft hatte ich Shinsai noch nie gesehen. Nachdem sich unsere Chefin wieder gefangen hatte, schwieg sie eine Weile. Anscheinend wusste sie auch nicht, was sie davon halten sollte. Sie warf einen fragenden Blick zu mir und ich nickte nur. „Nun...Lieutenant, kann ich Sie kurz allein sprechen?“, sagte Shinsai und Fye warf einen kurzen Blick zu mir hinüber, nickte dann aber. „Falls du mich suchst... Ich bin im IC.“, meinte ich zu Fye und verließ dann den Raum. Shinsai übertrieb manchmal ein wenig, aber zumindest in diesem Fall würde sie wohl gerecht sein. Ich hoffte, dass sie Fye nicht gleich rausschmiss – auch wenn das vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt wäre... Ich saß an einem der Rechner im IC und sah mir die Datenbanken an. Die Stichwortsuche hatte nichts ergeben, der Name schien nicht zu existieren, was ich aber vermutete, da Ashura entweder ein Deckname war oder er einen benutzte. Und nach dem Aussehen konnte ich auch nicht gehen, weil ich nicht wusste, wie er aussah. Aus dem Internet erfuhr ich nur, dass „Ashura“ ein muslimischer Feiertag war, was wohl eher nichts damit zu tun hatte... Doch so recht konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, weil meine Gedanken immer wieder zu Fye abschweiften. Der könnte mir sicher helfen, weil er mehr über diesen Ashura wusste...aber der war ja leider gerade nicht da. Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich auf ihn warten brauchte, oder ob Shinsai ihn schon herausgeworfen hatte und er es vorgezogen hatte, schnell zu verschwinden. Aber ich glaubte, dass er sich wenigstens von mir verabschiedet hätte, was also heißen konnte, dass er noch da war. Mokona, der auf meine Schulter hopste, riss mich aus meinen Gedanken. „Wenn du nur den Monitor anstarrst, bringt das nichts~“, flötete er belustigt. „Vielleicht solltest du die Tastatur auch benutzen.“ Ich knurrte bloß. Ich wusste wie man mit einem Computer umging, das brauchte mir dieses vorlaute Pelzknäuel nicht sagen. „Wo ist Fye-san?“, fragte er dann. „Bei Shinsai im Büro.“, sagte ich. Zumindest nahm ich an, dass er noch dort war. „Aha? Und was suchst du?“, wollte er weiter wissen und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Etwas über die Mafia. Und über einen Kerl namens Ashura.“, antwortete ich. „Und wenn du mich nur nerven willst, anstatt mir zu helfen, dann verschwinde.“ „Ashura? Nie gehört~“, antwortete Mokona. Und da er die meiste Zeit im IC herumhing, schnappte er allerhand an Informationen auf. Manchmal brauchte man dann nur fragen und man bekam eine Antwort. Ob sie einem weiterhalf war dann manchmal fraglich, aber in seltenen Fällen konnte man damit sogar was anfangen oder sie brachten einen auf die richtige Spur. Und wenn man von allein nichts rausfand oder nicht mehr weiterkam, musste man sich einfach an Sakura wenden, die es irgendwie immer schaffte, an Informationen zu bekommen. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass das auch nicht immer ganz legal war, wie sie diese Angaben beschaffte, aber eigentlich war das auch relativ egal. Aber gerade war sie nicht da. Mokona meinte, sie sei mit Shaolan frühstücken. Die beiden passten wirklich gut zusammen... Und es wurde immer augenscheinlicher, dass sie mehr waren als nur Freunde. Natürlich würde das keiner der beiden offen zugeben...aber es wussten sowieso ziemlich alle auf dem Revier... Ich ermahnte mich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, sonst saß ich hier sicher noch Stunden. Also machte ich einfach mal auf gut Glück weiter. Doch irgendwie wollte da nichts so recht bei rauskommen. „Und?“, hörte ich Fye hinter mir. „Schon was gefunden?“ Ich hatte gar nicht gehört, wie er hereingekommen war. Er drückte mir einen Becher Tee in die Hand. „Hier, bitte sehr~“ „Nur, dass Ashura ein muslimischer Feiertag ist...“, meinte ich und drehte mich zu ihm um. „Wie ist es gelaufen?“, wollte ich wissen. Auf seinem Gesicht lag ein kleines Lächeln, aber das sollte bei ihm ja nichts heißen. „Na ja... Shinsai-san hat mich suspendiert. Bis nach der Gerichtsverhandlung. Sie will es endgültig entscheiden, wenn das Urteil da ist – davon hängt es ab.“, sagte er. „Sieht so aus, als müsstest du eine Weile alleine arbeiten.“ Er grinste und piekte mich in die Wange. „Schaffst du das, Schwärzli, hm?“ „Natürlich schaff ich das...“, brummte ich. „Ah? Aber ich glaube nicht, dass uns ein arabischer Feiertag weiterbringt...“ Das glaubte ich allerdings auch. „Na schön.“, seufzte ich. „Vielleicht wäre es doch nicht schlecht, wenn du mir ein wenig hilfst. Das darfst du doch wohl, oder?“ „Ich glaub schon. Ich bin nur nicht mehr im Dienst~“ Er sah sich nach einem Stuhl um, doch fand er wohl auf Anhieb keinen und ließ sich dann einfach auf meinem Schoß nieder. „Ich bin doch nicht zu schwer, oder?“, fragte er grinsend, sah aber auch nicht so aus, als würde er sich erheben, selbst wenn ich sagte, er sei es. Aber ich sagte gar nichts. Eigentlich hatte ich gar nichts dagegen; bei jedem anderen hätte ich das, aber bei Fye mittlerweile nicht mehr... „Hm~ du bist bequem.“, sagte er und drehte sich dann zum Computer. „Was hast du denn schon alles versucht, hm?“, fragte er, während er seine Hände auf die Tastatur legte. Ich sagte es ihm. Fye legte den Kopf ein wenig schief und überlegte, dann fing er an, etwas einzutippen. „Was tust du da?“, fragte ich. „Ich schau mal nach, ob das FBI oder die CIA irgendwas hat~“, meinte er, als ob das die normalste – und einfachste – Sache der Welt war. „Einfach so?“ „Natürlich nicht einfach so. Eigentlich darf man das glaub ich nicht mal...aber wenn man die anfordert, dauert das oder man bekommt gar nichts.“ „Das weiß ich. Wir versuchen das wirklich oft~“ Aber dafür hatten wir notfalls Sakura... „Hast du das schon öfter gemacht?“, fragte ich. Er schien sich damit auszukennen. „Na ja. Ich war mal bei einem Informatiker... da lernt man einiges.“ „Papiere fälschen und hacken?“, meinte ich trocken. „Das war fies.“, stellte er fest. „Aber... indirekt schon, ja~ aber es ist manchmal richtig nützlich.“ Und wir lernten ja auch, wie man Autos kurzschließen und Schlösser knacken konnte... Außerdem – eigentlich hatte er recht. „Und... findest du was?“, fragte ich nach einer Weile, in dem man eigentlich nichts weiter gehört hatte, als das schnelle Klickern der Tasten. „Nichts konkretes über Ashura, aber dafür ne Menge über die Mafia.“, antwortete Fye. Er stöberte noch eine Weile herum und verwischte dann wohl anscheinend seine Spur. Dann schloss er das Fenster und das der Suchmaschine im Internet war wieder auf dem Schirm zu sehen. „Na ja. Ich hab alles kopiert, was mir wichtig erschien.“, sagte er dann und drehte sich zu mir um. „Ist viel, hat man was zu lesen. Aber ich hab ja jetzt Zeit~“ Es klang ein wenig enttäuscht. Da kam Sakura wieder und sah uns ein wenig erstaunt entgegen – und auch etwas verlegen. Nun – es musste auch ein wenig merkwürdig aussehen. Er auf meinem Schoß, mit einem Arm auf meiner Schulter angelehnt und ich mit einem Becher Tee in der Hand, ihn halb im Arm, sodass er auf der einen Seite nicht herunterkippte. Fye hob eine Hand und winkte Sakura zu. „Guten Morgen, Sakura-chan~“, flötete er gut gelaunt. „Kuro-wan bekommt mal wieder nichts alleine hin.“, fügte er hinzu und tätschelte mir demonstrativ den Kopf. Ich spuckte den Tee, von dem ich soeben einen Schluck genommen hatte, fast wieder aus. Das klang in dieser Situation verdammt zweideutig! Sakura grinste schief. „Braucht ihr denn noch Hilfe?“, fragte sie dann. Fye schüttelte den Kopf. „Nein, nein, danke schön. Haben schon alles was wir brauchen.“ Er klopfte mir auf den Rücken. „Schön aaa~tmen, Kuro-ne!“ Wir hatten die Rechercheergebnisse ausgedruckt und waren jetzt auf dem Weg nach Hause. Fye grinste immer noch von einem Ohr zum anderen. „Mach so was nicht noch mal!“, sagte ich, ein wenig verstimmt, aber lange nicht so sehr wie sonst. Eigentlich war die Situation ja wirklich lustig gewesen. „Warum denn nicht?“, erkundigte sich Fye. „Weil ich nicht an Tee ersticken will...“ Und, verdammt, Mokona würde sicher wieder Gerüchte verbreiten. „Ach~ dann pass ich auf, dass du das nächste Mal eben nichts trinkst.“, meinte Fye. „Oder war es dir unangenehm, dass ich auf deinem Schoß saß, hm?“ Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, ob diese Frage ernst gemeint war, und richtete ihn dann wieder auf die Straße. „Nein... nicht unbedingt...“, sagte ich unbestimmt. Es war ungewohnt, aber nicht unangenehm gewesen... „Aber...? Du bist schüchtern.“ Er lachte leise. „Ich bin nicht schüchtern!“, protestierte ich. „Oh doch, das bist du.“, beharrte er. „Aber...weißt du was? Ich finde das irgendwie süß~“ Süß? Das war sicher nicht die Umschreibung, die ich gewählt hätte. Aber es klang ernst, wie er das sagte. „Hyuu~ der große, starke Kuro-nyan ist schüchtern~“, flötete er. Was jetzt nicht mehr so ernst klang, dafür sehr begeistert. Ich sah ein, dass es keinen Zweck hatte, zu versuchen, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Ich tat es trotzdem. „Ich bin nicht schüchtern!!“ Zuhause ließen wir uns auf dem Sofa nieder und Fye reichte mir ein paar Seiten. Die sahen wir durch. Es waren eine Menge Informationen, aber manche sehr unvollständig oder fast noch Theorien. Dennoch brachten sie uns ein wenig weiter. Nicht viel – aber immerhin. Das Klingeln des Telefons unterbrach uns bei dieser Arbeit. Fye sprang auf und nahm ab. „Hier, ist für dich. Shinsai-san!“, sagte er und drückte mir den Hörer in die Hand, um sich gleich darauf wieder einen Stapel der FBI-Berichte zu schnappen. „Ja?“, fragte ich in den Hörer. „Detective. Sie müssen sofort wieder zum Revier zurückkommen.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber das hieß meistens, dass es wirklich wichtig war. „Was gibt’s denn?“, wollte ich wissen. „Unser Informant ist wieder aufgetaucht – allerdings ist er tot.“ „Ich komme sofort.“, sagte ich und legte auf. Fye sah zu mir herüber. „Ist etwas passiert?“, fragte er, was er aber sicher schon vermutete. „Ja. Der Informant ist tot. Ich muss wieder zurück zum Revier.“, erklärte ich, während ich in meinen Mantel schlüpfte. „Tot? Weiß man schon warum?“ Er folgte mir zur Tür. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, zumindest hat Shinsai nichts gesagt.“ „Kuro-ta?“ Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn fragend an. „Gestern... da hab ich dir doch gesagt, dass ich dich sehr mag.“, meinte er und sah etwas unsicher aus, ob er weiterreden sollte oder nicht. „Na ja... das war genaugenommen untertrieben. Vielleicht ist das jetzt dumm oder falsch...aber...“ Ganz plötzlich machte er ein paar Schritte, sodass er direkt vor mir stand und schlang seine Arme um meinen Nacken. Und dann küsste er mich. Ich war darüber viel zu verblüfft, um ihn wegzustoßen oder festzuhalten oder sonst irgendetwas anderes zu tun. Ich wusste nicht mal, was ich tun sollte. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet. Nach einigen Sekunden löste er sich von mir. „Ich liebe dich.“, fuhr er fort, und ich merkte, dass ihn das eine Menge Überwindung gekostet hatte. Er war leicht rot und sah doch etwas verlegen drein – aber er schien das wirklich ernst zu meinen. Ich wusste gar nicht wie ich darauf reagieren sollte. „Was...“, fing ich an, doch er legte bloß einen Finger auf meine Lippen. „Ich erwarte gar keine Antwort von dir. Ich wollte nur, dass du das weißt.“, sagte er. „Wahrscheinlich ist es sowieso eine einseitige Geschichte... aber, dann werde ich damit wohl leben müssen. Aber ich wollte es dir zumindest sagen, was ich für dich empfinde.“ Er lachte leise. „Das ist unglaublich dumm von mir...“, murmelte er, eher zu sich selbst. Dann nahm er den Finger wieder herunter und schob mich aus der Tür. „Du kommst noch zu spät, Kuro-rin!“, meinte er. „Du musst los.“ Das konnte ich doch jetzt wirklich nicht glauben. Er erwartete, dass ich gerade jetzt ging? „Wenn du sagst, ich soll gehen, dann bin ich weg, bevor du wiederkommst.“, sagte er. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich wollte doch nicht, dass er ging. Aber ich wusste auch nicht so recht, was ich jetzt zu ihm sagen sollte. Ich fing gerade erst an, zu realisieren, was er gesagt hatte. Und ich war mir nicht sicher... ob ich das auch tat. Ihn lieben. Ich mochte ihn, ja, eine gewisse Zuneigung war da schon. Aber ging das wirklich schon so weit, dass man das Liebe nennen konnte? „Kuro-chan. Denk einfach in Ruhe darüber nach, ja? Ich kann warten. Und egal was du schließlich sagen wirst: Ich werde es akzeptieren.“, sagte er. Inzwischen stand ich auf den Gang vor meiner Wohnung und Fye lächelte leicht. „Du solltest jetzt wirklich fahren. Pass auf dich auf.“ Stimmte ja. Shinsai wartete sicher schon ungeduldig. Und die Begründung, dass ich zu spät gekommen war, weil mir mein Partner aus heiterem Himmel ein Liebesgeständnis abgelegt hatte, war zwar die Wahrheit, aber das würde ich ihr sicher nicht erzählen. Und selbst wenn: Sie würde das wohl kaum glauben. Ich musste das auch erst mal verdauen. „Hören Sie mir eigentlich zu?“, fragte Meyer. Ich stand mindestens schon eine halbe Stunde in der Pathologie, doch mit den Gedanken war ich immer noch bei Fye. Das hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen... Ich konnte immer noch seine Lippen auf meinen fühlen und... „Hallo? Erde an Kurogane-san~ Ich rede mit Ihnen!“, wiederholte Meyer und stieß mich an. „Was haben Sie denn gesagt?“ „In den letzten fünf Minuten hab ich Ihnen erzählt, dass es in Amerika lila Kängurus gibt, die an einem Tag durch den Atlantik und zurück schwimmen. Und da Sie dazu genickt haben, schließe ich daraus, dass Sie mir nicht zugehört haben.“ Hatte ich auch nicht. „Da haben Sie recht.“ „Na... ist es, weil Fye-san suspendiert worden ist?“, wollte er wissen. „Nicht direkt.“, meinte ich. „Aber es ist wegen ihm, oder?“ Die Frage war rein rhetorisch und ich nickte. „Schön. Es ist ja toll, dass Sie sich seinetwegen so viele Gedanken machen... aber wäre es dann auch möglich, mir mal kurz zuzuhören?“, fragte er. „Man könnte ja glatt meinen, Sie wären verliebt, so wie Sie völlig in einer eigenen Welt durch die Gegend laufen.“, meinte er. Erst dachte ich, er wüsste da irgendwie was, aber es sollte wohl doch nur ein Scherz sein, denn er grinste. Wenn er wüsste, wie recht er vielleicht damit hatte... „Fangen Sie an.“, sagte ich schnell, bevor er vielleicht darauf kam, das Thema doch etwas zu vertiefen – und ich mit meinen Gedanken wieder abschweifte. „Wir haben die Leiche aus dem Fluss gezogen. Deshalb sieht er nicht mehr ganz so gut aus. Aber daran ist er nicht gestorben.“ , erklärte mir unser Gerichtsmediziner. „Unser Guter hier ist erschlagen worden. Wahrscheinlich mit einem stumpfen Gegenstand. Schädelbasisbruch mit Todesfolge.“ „Ah. Und der Todeszeitpunkt?“, fragte ich. „Oh. Das ist schon ein wenig länger her. Ich würde sagen, eine Woche, oder anderthalb...“ „Deshalb haben wir auch keinerlei Spuren finden können.“, erklang Storms Stimme und ich hörte die Tür zuschlagen und gleich darauf stand er schon neben mir und Meyer. „Und wahrscheinlich ist er eh an anderer Stelle in den Fluss geworfen worden und irgendwann angetrieben worden.“, fügte er hinzu. Ich nickte bloß. Das hatte ich mir irgendwie gedacht. „Aber feststeht, dass das unser Informant ist, oder?“ „Ja, da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Der arme Kerl...“, sagte Meyer und schüttelte den Kopf. „Er hat ja gleich gesagt, dass das nicht gut gehen würde~“ „Er war aber auch wirklich abergläubisch.“, stellte ich fest. Leider waren seine Befürchtungen eingetroffen. Aber dazu musste man wohl auch nicht abergläubisch zu sein, wahrscheinlich war er nur unvorsichtig gewesen... Ich hatte jetzt doch lieber immer mein Katana dabei. Gegen Scharfschützen half das sicher nicht viel, aber es beruhigte doch ungemein. Im Auto hatte ich auch dauernd nach eventuellen Verfolgern Ausschau gehalten. Und um Fye, der jetzt ja allein zuhause war, machte ich mir auch Sorgen... „Wahrscheinlich wusste er zu viel... und sie haben rausgekriegt, dass er sich eingeschleust hat...dabei war er doch eigentlich einer der Besten Undercover.“, meinte Storm. „Nun... genaueres kann ich erst nach der Obduktion sagen.“, sagte Meyer. „Aber dann werde ich Sie auf jeden Fall über die Ergebnisse informieren.“ Sollte wohl heißen, dass er sich jetzt ungestört mit unserem toten Informanten „unterhalten“ wollte, also gingen Storm und ich hinaus. „So... ihr Partner ist also suspendiert worden.“, stellte Storm fest, als wir draußen auf dem Gang waren – es klang irgendwie bedauernd. Wahrscheinlich hätte er es lieber gesehen, wenn ich vorrübergehend außer Dienst gestellt worden wäre. Ich nickte. „Ja.“, antwortete ich knapp. „Und?“ „Ich wollte es nur noch mal von Ihnen hören.“; meinte er schulterzuckend. „Nicht, dass Sie schon wieder einen neuen Partner brauchen.“ Für diesen Kommentar hätte ich ihn erwürgen können. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Seine Reaktion darauf war bloß ein triumphierendes Grinsen. Er wusste ziemlich genau, dass ich auf diese Anspielung gereizt reagierte. Doch bevor er noch irgendwas sagen konnte, was mich vielleicht dann doch veranlassen würde, ihm die Luft abzudrehen, kam Shinsai auf uns zu. „Ah, gut, dass ich Sie hier treffe, meine Herren.“, sagte sie. „Ich nehme doch an, dass Sie diesen Fall übernehmen wollen?“ Sie sah zwischen Storm und mir hin und her. „Li kann Ihnen helfen.“ Erst jetzt merkte ich, dass das hieß, dass ich mit Storm zusammenarbeiten sollte und seinem Blick nach zufolge war er da auch gerade drauf gekommen. „Ich schaff das auch allein.“, kam es gleichzeitig von uns beiden. „Nein. Detective, solange ihr Partner suspendiert ist, werden Sie mit Kommissar Storm zusammenarbeiten.“, bestimmte Shinsai. Das konnte ja heiter werden. „Ich übergebe Ihnen die Leitung dieses Falls, Detective.“, fügte sie hinzu. Na, das hörte sich doch schon besser an. Storm sah immer weniger begeistert drein, aber meine Laune hob sich doch ein wenig. Shinsai drückte mir die Akte in die Hand und schaute in ihren leeren Kaffeebecher. „Was stehen Sie noch hier rum? Holen Sie Li und fangen Sie an zu arbeiten!“, sagte sie und wedelte mit dem Becher. Dann drehte sie sich um und ging. Wahrscheinlich neuen Kaffee holen... Ich schlug die Akte auf, während ich auf Storm und Shaolan wartete. Dort stand der Lebenslauf unseres Informanten und der Obduktionsbericht, den ich ja schon teilweise kannte. Außerdem einige Ermittlungsergebnisse, die er uns regelmäßig hatte zukommen lassen hatte. Manches davon kannte ich schon aus den FBI/CIA-Berichten, die Fye ausgedruckt hatte, manches noch gar nicht. Über den Juwelendiebstahl stand auch etwas da. Er hatte geschrieben, dass er als nächstes herausfinden wollte, wo sie die Beute versteckt hatten. Doch danach folgte nichts mehr. Entweder hatte er nichts herausgefunden – was er aber sicherlich erwähnt hätte, oder er war erwischt worden und aufgeflogen. Und dann erschlagen worden... Dann wäre es wirklich mehrere Wochen her, denn der Bericht war nicht älter als einen Monat. Außerdem schrieb er von anderen Überfällen, die entweder schon passiert oder geplant waren. Bei den meisten waren Verweise auf andere Akten, was hieß, dass sie bearbeitet oder schon gelöst waren, je nachdem. Die Akten mussten wir wahrscheinlich später noch alle durchgehen, wenn wir wissen wollten, wann der Kontakt zu unserem Informanten wirklich abgebrochen war und wann sie seine Spur verloren hatten. Jetzt machten Berichte sogar Sinn, musste ich zugeben. Was es natürlich nicht besser machte, sie schreiben zu müssen... Alles konnte ich mir nicht durchlesen, weil Storm und Shaolan wiederkamen. „Und? Wo fangen wir an?“, wollte Storm wissen. Man sah ihm an, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass Shinsai mir die Leitung in diesem Fall übergeben hatte. „Mit Berichte lesen.“, meinte ich. Dazu mussten wir wohl ins Archiv. Die Berichte gab es dort in gedruckter Form. Natürlich hatten wir auch ein Archiv im Computer und auf Datenträgern, allerdings waren dort längst nicht alle Akten verzeichnet – die ältesten um Beispiel – und auch nicht so ausführlich. Außerdem war es so einfacher, sie auch mal zu kopieren. „Ich könnte Sakura-chan bitten, uns bei der Suche zu helfen.“, schlug Shaolan vor. „Sie kennt sich ja im Archiv aus.“, fügte er hinzu und ich nickte. Das war keine so schlechte Idee. „Wenn sie gerade nichts anderes zu tun hat, kann sie uns helfen. Geh sie am besten gleich fragen.“ ,sagte ich und Shaolan nickte. „Ja, bis gleich.“ Er schien sichtlich erfreut. Sakura fand die Akten, die in den Verweisen standen fast auf Anhieb. Außerdem bot sie an, sie auch mit durchzusehen. Und ich hatte nichts dagegen, weil es ziemlich viel Akten waren. Jeder von uns musste mindestens zehn sichten. Und wahrscheinlich waren darin noch lange nicht alle Informationen enthalten, die wir brauchten, um den Fall sofort zu lösen. Aber ein Ansatz und eine Spur reichte hoffentlich, um auch diesen Fall erfolgreich abzuschließen. Schließlich war einer unser Kollegen vermutlich ermordet worden – und der hatte auch noch relativ viel über die Mafia herausgefunden. Und wenn wir die Mafia endlich mal schnappen konnten, würden sich sicher auch noch eine Menge andere ungelöste Fälle aufklären. Aber – man musste sich dazu wohl erst in die Mafia einschleusen um an Informationen zu kommen. Zumindest erfuhren wir ja größtenteils aus den Polizeiberichten etwas über die Mafia. Von den Medien eher selten und auch eher, wenn es gelungen war, bei einer Razzia wichtige Leute festzunehmen oder Banden zu zerschlagen... Nur war es ziemlich schwer und meist langwierig, unentdeckt bei der Mafia zu ermitteln – wenn man denn erst mal dabei war. Wieder einmal fragte ich mich, wie Fye das geschafft hatte... „Hey, wo wollen Sie denn hin?!“, fragte Storm, als ich an ihm vorbei ging und gleich darauf zur Tür. „Zu Shinsai.“ Denn mir war eine Idee gekommen, die uns vielleicht weiterhelfen könnte – wenn sie funktionierte. Eine Weile später stand ich in ihrem Büro. Sie war richtiggehend erstaunt, dass ich freiwillig dort auftauchte. Ich erklärte ihr meinen Plan, dem sie erst misstrauisch gegenüberstand. Aber ich schaffte es schließlich, sie davon zu überzeugen, dass dies wohl die einzige Möglichkeit wäre. Deshalb stimmte sie schließlich zu. Natürlich stellte sie einige Bedingungen, aber das war mir klar gewesen. Ich rief in der Werkstatt an. „Was macht mein BMW?“, fragte ich. „Sieht schon viel besser aus. Aber ich hab doch gesagt, ich sag dir Bescheid, wenn er fertig ist.“, meinte der Mechaniker. „Ich brauch ihn aber spätestens morgen.“ „Bist du verrückt? Ich kann nicht zaubern!“, meinte er. „So schlimm kann das doch nicht mehr sein. Schließlich habt ihr den schon seit mehr als einem Monat da!“ „Hast du ne Ahnung...“, moserte er. „Wir haben ja auch sonst nichts anderes zu tun.“ „Es ist aber... ein Notfall.“ „Ein Notfall... das hast du das letzte mal auch gesagt.“ „War doch auch so!“ Er seufzte. „Na schön. Ich schau mal was sich machen lässt.. wie kann man so ein tolles Auto dauernd zu Schrott fahren?“ „Ich habs nicht zu Schrott gefahren, ich wurde gerammt... das ist was ganz anderes!“ „Ist aber aufs selbe rausgekommen!“ Ich brummte verstimmt. „Da kann ich ja nichts für.“ „Na...dann werde ich mich mal daran machen, deinen Wagen wieder flott zu kriegen... ich ruf an.“ Er legte auf. „...okay~“, sagte ich, obwohl er das gar nicht mehr mitbekam und legte ebenfalls auf. Gut, das wäre geklärt. Dann fuhr ich nach Hause. Storm würde sich zwar ärgern, aber das war mir egal. Shinsai würde ihm wohl Bescheid sagen, dass ich noch was zu erledigen hatte. Als ich parkte, war es 17 Uhr. Fye war anscheinend noch da, denn es war Licht an, das hatte ich von der Straße aus gesehen. Mir fiel ein, dass ich noch gar nicht wirklich darüber nachgedacht hatte, was ich ihm denn nun sagen sollte... Dazu hatte ich auch nicht wirklich Zeit gehabt, da es auf dem Revier dann doch so viel zu tun gegeben hatte. Aber ich hatte wirklich keine Ahnung. Selbst wenn ich da jetzt drüber nachdachte – ich kam nicht wirklich zu einem Ergebnis. Mein Verstand sagte mir, dass das Ganze völlig absurd war. Er war mein Partner, und noch dazu männlich. Nicht dass ich unbedingt etwas dagegen hatte, aber... es war schon merkwürdig. Gefühlsmäßig kam genau das Gegenteil. Ich konnte nicht genau sagen, ob das nur Sympathie oder schon mehr war... das war wirklich schwierig. Irgendwie schien sich gerade alles zu widersprechen. Und das verwirrte mich noch mehr, sodass ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich denken sollte... Und, dass sich Fye fast so verhielt wie immer irritierte mich auch. Er saß mit Blacky, den er zwischendurch übers Fell strich, auf dem Sofa, und blätterte wohl im letzten der Berichte. Als ich hereinkam sah er freudig auf. „Kuro-mune! Da bist du ja wieder! Wie war die Arbeit? Hast du was rausgefunden?“, fing er an zu plappern. Aber wahrscheinlich nur, um von heute Mittag abzulenken. „Hast du...das von heute Vormittag ernst gemeint?“, fragte ich und sah ihm direkt in die Augen. „Und lenk nicht wieder vom Thema ab.“ Er grinste schief. Anscheinend hatte er das vorgehabt. Dann nickte er langsam. „Ja.. das hab ich. Aber so langsam glaube ich, dass ich dir das nicht hätte sagen sollen... tut mir Leid...“ Ich schüttelte den Kopf. „Mhn... das ist es nicht... ich... ich weiß nur nicht...“ Er lachte leise. „Das hab ich mir gedacht, dass du nicht weißt, was du sagen sollst.“, unterbrach er mich. „Aber ich hab ja gesagt, du kannst dir ruhig Zeit lassen damit...Schließlich solltest du dir sicher sein, hm?“ Er hatte recht. Nur was das sehr schwierig. Konnte man sich da überhaupt sicher sein? „Ja... das wäre wohl besser...“ „Vielleicht, solltest du da einfach nicht so viel drüber nachdenken!“, schlug er vor. „Tu doch einfach was du für richtig hältst... hab ich zumindest so gemacht...“ Er sah weg. „Uhm... jetzt dräng ich dich ja doch...“ „Nein, eigentlich nicht.“, meinte ich. Den größten Teil des Tages hatte ich darüber nachgegrübelt. Herausgekommen war, dass ich noch ratloser war, als vorher. Er sah wieder zu mir. „Wirklich?“ Plötzlich grinste er. „Das ist wie mit den Berichten: wenn Shinsai die haben will, hört sie ja auch nicht auf, dich damit zu nerven bis sie ihn hat~“ Irgendwie war das schon ein passender Vergleich. Aber, dass sie da immer nachhaken musste, lag daran, dass ich Berichte einfach nicht gerne schrieb. Das hier war ja jetzt was ganz anderes... Er war mir schon bei unserer ersten Begegnung auf irgendeine Weise sympathisch gewesen. Nur da war ich viel zu genervt gewesen, um das in diesem Moment zu bemerken. Inzwischen wohnte er sogar bei mir, was uns nicht nur zu Arbeitskollegen machte. Und es funktionierte sogar sehr gut. Streiten taten wir uns eigentlich nie. Zumindest nicht ernsthaft. Er war ja von Anfang an sehr anhänglich gewesen... erst hatte mich das ein wenig gestört, doch mit der Zeit fand ich das sogar angenehm. Ich musste sogar zugeben, dass er sehr attraktiv war. Und er war ja wirklich kein schlechter Kerl – sogar noch immer ein wenig mysteriös, auch wenn ich doch schon mehr über ihn erfahren hatte, in letzter Zeit. Aber, das machte ihn ja auch wirklich interessant... Ich wusste eigentlich gar nicht mehr, wie es sein würde, wenn er nicht mein Partner wäre und das alles nicht passiert wäre. Ich konnte mir nicht vorstellen, ihn nicht bei mir zu haben. Ich machte mir ja schon Sorgen um ihn, wenn ich nicht wusste, wo genau er gerade war und was er tat. Bei unseren letzten Fällen waren wir uns sehr viel näher gekommen. Was mich im nachhinein bloß verwirrt hatte, aber mir eigentlich nicht unangenehm war. Auch wenn es sehr, sehr nah gewesen war. Vielleicht hatte ich bisher einfach nur nicht bemerkt – oder ich wollte mir nicht wirklich eingestehen – dass ich ihn doch sehr viel mehr leiden konnte, als nur als einen Freund. Wahrscheinlich hatte ich bloß einen Anreiz gebraucht, um mal wirklich darüber nachzudenken. Da hatte ich jetzt also mein Ergebnis. Nur wie sagte ich ihm das jetzt? Ihm schien es ja recht leicht gefallen zu sein. Doch mir fehlten entweder irgendwie die Worte dafür oder ich konnte mich einfach nicht dafür entscheiden, wie man das jetzt am besten sagte... Ich löste die kompliziertesten Mordfälle und jetzt konnte ich nicht mal sagen, was ich für Fye fühlte. Das war doch wirklich verrückt. Aber irgendwann musste ich es ja hinter mich bringen. Und ich war eher der Typ, der Dinge sofort erledigte – zumindest die meisten. Ich wollte gerade anfangen, etwas zu sagen, da durchschnitt das Telefonklingeln unser Schweigen. Fye zuckte erschreckt zusammen und auch ich war völlig überrascht. Wir starrten beide auf das Telefon, das erneut klingelte. Das durfte doch nicht wahr sein... war natürlich klar gewesen, dass es genau jetzt stören musste... Ich nahm ab. „Ja?“ „Kurogane? Dein Wagen ist fertig.“ Da war ich jetzt aber auch sprachlos. So schnell... Gut, ich wusste, dass er und sein Team wirklich fix waren, aber ich hatte damit gerechnet, dass er spätestens morgen fertig sein würde – so wie er eben am Telefon geklungen hatte. „Das... ging ja schnell.“, sagte ich, weil mir einfiel, dass er am anderen Ende der Leitung meine Reaktion ja nicht sehen konnte. „Kann ich ihn abholen?“ „Klar. Deshalb ruf ich ja an. Aber beeil dich... wir wollen Feierabend machen.“ „Ich komme so schnell wie ich kann.“ Schließlich musste ich den Bus oder ein Taxi nehmen. Und die Kawasaki umparken. So langsam wurde es echt eng~ „Ja... dann bis gleich.“ Wieder legte er einfach auf. Aber das war ich ja gewöhnt. Ich stellte das Telefon auf die Ladestation zurück und drehte mich zu Fye um, der mich perplex anblinzelte. Er hatte mich, bevor das Telefon geklingelt hatte, äußerst erwartungsvoll angesehen, während ich fast schon verzweifelt darüber nachgedacht hatte, was und wie ich ihm das denn sagen sollte. Das musste ich immer noch. „Äh...ist dein BMW repariert?“, fragte er, wieder, bevor ich etwas sagen konnte und ich nickte. „Ja...“ „Das ist ja toll! Darf ich mit? Komm schon, bitte! Ich hab die ganze Zeit hier rumgesessen und die Berichte gelesen und...“ „Ja. Du darfst mit.“, sagte ich. Ich hatte ihn sowieso fragen wollen. Begeistert sprang er auf. Er schien vergessen zu haben, über was wir gerade eigentlich geredet hatten oder... war er enttäuscht? Aber darüber konnte ich auch nicht weiter nachdenken und ich kam auch nicht mehr dazu, ihn darüber ins Bild zu setzen, was ich für ihn empfand. Denn er flitzte schon in Richtung Tür. „Komm schon! Dann kriegen wir den Bus vielleicht noch!“ Ich schnappte mir die Schlüssel, während er nach seinem Mantel griff und hineinschlüpfte und dann gingen wir in Richtung Lift. Mir fiel auf, dass er doch etwas mehr Abstand hielt, als sonst. Nicht sehr viel, anderen würde das sicher nicht mal auffallen, aber ich hatte eben eine gute Beobachtungsgabe, die bei der Polizei sowieso noch weiter trainiert wurde. Munter tippte Fye auf dem Fahrstuhlknopf herum, weshalb – leider – auch sofort die Türen aufgingen. Wieder eine Möglichkeit verpasst, zu Wort zu kommen. Obwohl – mitten auf dem Gang hier wollte ich das ihm auch nicht sagen. Die Nachbarn waren wirklich sehr neugierig. Zumindest einige davon. Und im Fahrstuhl hatte ich auch keinerlei Chance, da eine der besagten neugierigen Nachbarinnen anwesend war. Sonst fuhr so gut wie nie jemand zeitgleich Aufzug, wenn ich ihn mal benutzte... So ging das aber natürlich auch weiter. Die Haltestelle war etwa zehn Meter entfernt und der Bus war gerade im Begriff zu halten, sodass wir sofort einsteigen konnten. Wir hatten Mühe, Plätze zu finden, weil er doch gut besetzt war. Irgendwas musste sich mal wieder gegen mich verschworen haben... Fye schien das alles nichts auszumachen, er wirkte ziemlich munter. Aber da konnte man sich ja nie ganz sicher sein. „Wo müssen wir denn aussteigen, Kuro-san?“, fragte er und grinste mich an. „An der fünften Station. In der Hafenstraße.“ Das war die Straße, die sich vom Hafen aus in Richtung Karneol erstreckte und in der Nähe des Abaton-Rivers eine Kurve machte. Und an dieser Straße, im letzen Block vor der Kurve, befand sich die Autowerkstatt. Mit dem Bus brauchte man ungefähr 20 Minuten. Zumindest, wenn normaler Verkehr herrschte. In der Werkstatt wurden wir schon erwartet. Toya und Yukito, die beiden Chefmechaniker kamen uns schon entgegen, als wir die Werkstatt betraten. Die anderen Mitarbeiter räumten gerade auf oder verabschiedeten sich nach Hause. „Da seid ihr ja!“, sagte Toya und wir folgten ihm und Yukito zu den Garagen. „Du hast uns aber eine Menge zu tun gegeben!“, meinte Yukito. „Wir musste die gesamte Karosserie neu lackieren, von den Dellen ganz zu schweigen, die Türen mussten wir größtenteils auch wechseln, deine Achse konnte man auch vergessen. Dann hatte die Scheibe einen Sprung, die Scheinwerfer waren auch kaputt...“, zählte Toya auf. „Totalschaden, quasi.“ Ich hatte das Gefühl, dass er damit nicht nur meinen BMW meinte. „Aber jetzt ist er so gut wie neu!“, fügte Yukito hinzu. „Ja... aber bis wir die Teile für dieses Modell hatten...“ „Hey, so alt ist der Wagen auch wieder nicht!“, meinte ich. „Nein, weil er schon viermal neue Teile bekommen hat...“, antwortete Toya und blieb vor Garage Nummer Sieben stehen. „Das erste Mal konnte ich da aber nichts für. Ich saß auf dem Beifahrersitz.“ „Ändert ja trotzdem nichts dran...aber wie gut, dass der Wagen versichert ist, hm?“ „Allerdings.“ Sonst müsste ich sicher noch mehr Überstunden machen – und dafür müsste der Tag dann mindestens 36 Stunden haben. Toya gab mir die Schlüssel. „Wenn du ihn das nächste Mal gegen eine Mauer setzt, dann komm aber nicht wieder mit einem Notfall, klar?“ „Ich hoffe, dass ich nicht unbedingt überhaupt noch mal hierher kommen muss.“, meinte ich. „Das wäre natürlich noch besser.“, sagte Toya und zeigte auf meinen BMW. „Ist sogar gewaschen und aufgetankt.“ Der BMW sah wirklich aus wie neu. Als hätte er nie einen Unfall gehabt. „Gute Arbeit!“, sagte ich und strich über die Motorhaube. „Klar, immer. Nur die Klimaanlage kriegen wir einfach nicht repariert.“ „Die funktioniert trotzdem...“, meinte ich. Man musste nur wissen wie... „Na dann. Jetzt aber raus hier, wir wollen jetzt auch nach Hause.“ Er winkte ungeduldig mit der Hand. Fye, der bisher grinsend daneben gestanden oder sich mit Yukito unterhalten hatte, kletterte auf den Beifahrersitz und ich ließ den Motor an. Der klang doch schon viel besser als der unseres Passats. „Die Klimaanlage geht ja wirklich nicht.“, stellte er fest. Laut Anzeige war die nämlich an, aber es war trotzdem kalt im Wagen. Ich schlug einmal kurz auf das Armaturenbrett. Es rasselte kurz und dann summte die Klimaanlage leise. „Irgendwie scheint da was zu klemmen, aber niemand weiß was.“, erklärte ich. „Aha. Aber wenn man weiß wie’s wieder läuft~“, meinte Fye grinsend. „Toya-san und Yukito-san sind wirklich nett.“ Und ausgezeichnete Mechaniker. „Ja.“ „Dein Wagen war also schon viermal kaputt?“ „Hm. Aber beim ersten Mal war es noch nicht mein Auto.“, meinte ich und bog in die Straße ein, an welcher der Hafenbahnhof lag. „Der Wagen gehörte meinem Partner. Er hat mich nie fahren lassen...“ „Ah! Verstehe. Deshalb wolltest du auch keinen neuen. Was ist passiert?“ „Er hat ihn vor eine Mauer gesetzt. Wir haben jemanden verfolgt und eine Kurve nicht gekriegt. Die Frau, dessen Gartenzaun wir platt gefahren und ihren Rasen ruiniert haben, war nicht sehr erfreut. Meinen Partner hat es eher gestört, dass ihre Hauswand die Motorhaube regelrecht aufgerollt hat...“, erzählte ich. „Aber es ist zum Glück nichts weiter passiert und am Ende der Straße, in die der Andere geflüchtet ist, stand schon ein Streifenwagen.“ Das war schon fast vier Jahre her. Damals war ich einundzwanzig und knapp seit einem Jahr bei der Polizei. Die Verfolgungsfahrt gehörte zu meinem ungefähr sechsten Fall, den ich zusammen mit meinem damaligen Partner bearbeitete. Shinsai – die schon damals Chefin des Reviers gewesen, aber noch nicht Inspektor, sondern Kommissarin gewesen war, war nicht sehr begeistert gewesen und mein Partner hatte wirklich Kaffee abbekommen... „Du mochtest deinen Partner, hm?“, fragte Fye. Ich nickte. „Ja. Er hat mir so ziemlich alles beigebracht, was ich jetzt weiß.“ Und da war er meist nicht wirklich zimperlich gewesen. Ich hatte sehr oft von ihm eins auf den Deckel bekommen. Aber wir hatten uns gut verstanden. Aber – auf andere Art wie Fye und ich jetzt. „Aber da war es wirklich nur Freundschaft.“ Ich warf einen kurzen Blick zu Fye. „Hm... ist er...?“ „Ja, er ist gestorben. Während eines Einsatzes...“, sagte ich. „Das war vor drei Jahren. Er hat eine Kugel abbekommen. Das war auch das erste Mal, dass ich dann diesen Wagen gefahren bin – um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Aber ich war wohl nicht schnell genug. Sie konnten im Krankenhaus nichts mehr für ihn tun. Nach einer Stunde ist er dort gestorben. Vorher hat er mir aber den BMW geschenkt. Ich soll gut drauf aufpassen, hat er gesagt.“ Aus diesem Grund wollte ich erst auch keinen neuen Partner haben. Es war schrecklich gewesen, ihn zu verlieren und das wollte ich nicht noch mal erleben. Doch inzwischen war ich froh darüber, dass ich Fye hatte. Obwohl es wohl noch schlimmer wäre, womöglich ihn zu verlieren. „Und das Katana und die Kaffeemaschine?“, fragte Fye. „Das Katana ist von meinem Vater. Und die Kaffeemaschine... die ist vom Revier. Ich hab sie bekommen, ich glaub da war ich zwei Jahre bei der Polizei. Und ich glaube, die hat Storm ausgesucht, weil er wusste, dass ich keinen Kaffee trinke...“ „Ach, habt ihr euch damals auch schon nicht gemocht?“ Er grinste. „Nein. Im Gegenteil – da waren wir sogar befreundet. Ich glaube, dass sollte ein Scherz sein...“ „Was ist passiert, dass ihr keine Freunde mehr seid?“, wollte Fye wissen. „Mein Partner war sein älterer Bruder.“, antwortete ich. „Er gibt mir wohl die Schuld an seinem Tod. Aber ganz unrecht hat er damit nicht. Ich hab nämlich nicht aufgepasst...“ Ich hatte den Schützen zu spät gesehen und deshalb hatte er meinen Partner erwischt. Deshalb benutzte ich seitdem auch mein Katana als Dienstwaffe und keine Schusswaffe. Ich konnte zwar damit umgehen, aber nachdem mein Partner an der Schutzverletzung gestorben war, mochte ich Schusswaffen nicht sonderlich. Fye sah betroffen drein. „Das erklärt das natürlich... weil, wenn ich ihm mal auf dem Gang begegnet bin, war er eigentlich ganz nett.“ „Er kann ja auch nur mich nicht leiden.“, meinte ich. „Ja, aber warum bist du dann auch so unfreundlich zu ihm?“ „Am Anfang hab ich versucht, freundlich zu ihm zu sein. Aber das hat ihn bloß noch wütender gemacht. Und als ich ihn in Ruhe lassen wollte, hat ihm das auch nicht gepasst. Dann ist es so gekommen, dass wir uns jetzt jedes Mal in die Haare kriegen, wenn wir uns sehen.“ „Hm~ vielleicht ändert sich das ja auch wieder...“ „Ich glaube nicht. Aber... das ist schon in Ordnung so.“, sagte ich. „Übrigens, der Gerichtstermin ist verschoben worden. Ich habe Shinsai den Vorschlag gemacht, Ashura erst verhaften zu lassen, und dann persönlich vor Gericht zu stellen. Dazu müssen wir ihn aber erst mal kriegen. Und dafür brauche ich deine Hilfe.“ „Wie?“ Er sah erstaunt zu mir. „Aber...ich bin doch suspendiert.“ „Aber nur offiziell.“, sagte ich. „Wir brechen mal wieder die Vorschriften...“ Jetzt sah er so aus, als würde er gar nichts mehr verstehen. „Was meinst du, wie werden wir uns bei der Mafia schlagen?“ File 18 – Closed Juhu. Endlich fertig. Okay~ eigentlich sollte es ja noch länger werden (sind nur 13 Seiten in Word~) aber der Abschlusssatz passte so gut~ Nya. Und weiter gehts dann halt in 19~ da passt das dann eh als Anfang besser... ufufufuf...ich hab mir an manchen Stellen echt einen abgebrochen beim Schreiben... oha~ Aber ich denke dieses Kapitel ist bisher das beste überhaupt...XD Findet ihr das auch? Naja.... Ich schreib dann mal an 19 weite...hehehehe~ Ich sollte öfter Zug fahren...da krieg ich gaaaaaaanz tolle Ideen~ muuuuuuuahahaha....... Kapitel 19: File 19 ------------------- File 19 "Dass du dich wieder hierher traust, hatte ich ja nicht gedacht, Fye." Ich stand, mit locker verschränkten Armen an meinen BMW gelehnt da, scheinbar uninteressiert und vor sich hin dösend da. Trotzdem wusste ich genau was um ich herum vorging. Fye war ein paar Schritte entfernt mit drei anderen Männern, die offensichtlich von der Mafia waren, zusammen und redete mit ihnen. Mir warfen sie immer mal beunruhigte oder misstrauische Blicke zu. Seit zwei Tagen hatten wir nach denen gesucht. Fye hatte vermutet, dass sie hier waren, aber sie ausfindig zu machen war nicht einfach. Außerdem mussten wir uns erst mal an unsere neuen Rollen gewöhnen. Schließlich waren wir jetzt keine Polizisten mehr. Aber wir fanden sehr schnell hinein. Fye trug auch nicht mehr wie sonst sein hellblau, sondern auch schwarz, genau wie ich. Und das stand ihm wirklich gut. Auf seinem Gesicht lag zwar auch immer ein fröhliches Lächeln, aber in seinen Augen lag jetzt auch ein spöttischer und kalter Ausdruck. Er spazierte hier so selbstbewusst herum, als wäre er der Mafiachef persönlich. Und auch jetzt ließ er sich nicht von den Typen einschüchtern. Was wohl auch an meiner Anwesenheit lag. "Ich habe Ashura ein Geschäft vorzuschlagen.", erwiderte er gelassen, mit seinem gewöhnlich sanftem Tonfall, aber mit einem kühlen Unterton in der Stimme. Wir befanden uns in der Nähe des Schwarzmarktes in Karzer, wo wir seit ein paar Tagen auch eine Wohnung hatte - wenn man das Wohnung nennen konnte. Sie war noch kleiner als meine eigentliche Wohnung. Immerhin funktionierte die Heizung und Warmwasser...hin und wieder zumindest. Es war der 22. Dezember, also zwei Tage vor Heiligabend. Hier in diesem Bezirk könnte man es aber auch glatt vergessen, denn außer dass es kalt war und es mehr Hehlerware gab als sonst, deutete nichts darauf hin, dass Weihnachten anstand. Was ich auch nicht erwartet hatte. Die Straßen waren hier immer noch genauso eng und dunkel, wie sonst auch und man musste wirklich aufpassen, dass man nicht beklaut oder gleich um die Ecke gebracht wurde. Hier ging es eigentlich, da wir uns etwas abseits befanden und hier weniger Leute waren. Genauer gesagt, waren hier nur Mafialeute. Und das so ziemlich von allen Banden die es überhaupt gab. Nun, manche musste man nicht unbedingt ernst nehmen - zum Beispiel die Drei mit denen wir redeten - aber manche würden uns wohl ohne groß zu überlegen, eine Kugel verpassen. "Hah. Der wird dich umbringen. Er ist immer noch sauer, weil du ihm letztens dazwischengefunkt hast.", meinte einer der Mafiosi. "Verwunderlich, das du noch lebst. Dachte eigentlich, dass dich schon jemand kalt gemacht hätte." "Tja... Haben ja auch ein paar versucht.", antwortet Fye mit einem Schulterzucken. "Wie ihr seht haben sie das nicht geschafft." Der Kerl, mit dem Fye sprach, machte eine Kopfbewegung zu mir. "Wer ist das, he?" Fyes Grinsen wurde ein wenig breiter. "Schon mal von den Yakuza gehört?" "Er ist von der japanischen Mafia?", fragte einer der anderen beiden, die bisher nicht viel gesagt hatten. Und das klang schon verblüfft. "Einer der besten. Ich rate euch, legt euch nicht mit ihm an." Er strahlte sie schon fast an. "Also, was ist jetzt?", meinte er dann und schaffte es einen schroffen Tonfall in seine Stimme zu legen, aber sie trotzdem noch gutmütig klingen zu lassen. "Sagt ihr ihm jetzt Bescheid oder nicht?" "Ich glaube eher, dass er dich umlegt, aber das ist ja deine Sache. Wir sagen ihm, dass du hier warst." Sie grinsten gehässig und gingen an ihm vorbei, wobei sie auch an mir vorbei mussten. "Schickes Auto...", meinte der Anführer der Drei und streckte die Hand aus. Sekundenbruchteile später hatte er die Klinge meines Katana am Hals und ich knurrte - ohne die Augen zu öffnen - bedrohlich: "Fass es an und das war das letzte, was du in deinem Leben getan hast." Dann warf ich ihm einen tödlichem Blick zu. Ich hatte meinen sowieso schon leichten japanischen Akzent noch ein wenig verstärkt. Er erstarrte und rang um Fassung und auch seine Begleiter schienen nicht so recht zu wissen, ob sie ihm helfen oder doch lieber flüchten sollten. Sie warfen sich unsichere Blicke zu. "Hey, Kuro... wenn du sie jetzt killst, dann können sie Ashura nicht mehr Bescheid sagen.", meinte Fye völlig entspannt und trat neben mich. "Heb dir das für später auf." "Tze." Ich spießte mein Gegenüber förmlich mit meinem Blick auf. "Da hast du aber verdammtes Glück gehabt.", zischte ich und senkte meine Waffe. Erleichtert trat er einen Schritt zurück. "Ich hab euch gewarnt." Fye grinste die Drei, mit fast schon entschuldigend erhobenen Händen, amüsiert an, während ich mein Katana mit einem sirrenden Geräusch langsam wieder in die Scheide gleiten ließ. Die Drei machten, dass sie so schnell wie möglich von uns wegkamen. "Das war knapp, Boss...", meinte der eine zu dem Anführer, der eine Hand zu seinem Hals gehoben hatte. "Ach... halt die Klappe...", zischte er. Dann verschwanden sie um eine Ecke. Wir bleiben noch eine Weile so stehen. Dann sah Fye zu mir hoch und grinste. "Kuro-chan~ das war einmalig. Du hast ihn zu Tode erschreckt!" Er lachte leise. "Du warst aber auch nicht schlecht. Kaum zu glauben, dass du kein kaltblütiger Gangster bist.", meinte ich. "Dabei war ich so nervös...", meinte er. "Hat man nicht gemerkt." "Wir hätten Schauspieler werden sollen~" Der erste Schritt war also geglückt. Jetzt mussten wir bloß warten, dass Ashura darauf einging. In den nächsten drei Tagen ließen sie nichts von sich hören. Aber nach nur einem Tag kannte uns so ziemlich jeder in diesem Viertel. Was wohl eher daran lag, dass alle uns misstrauisch gegenüberstanden. Was natürlich klar war. Schließlich tauchten wir hier auf und niemand wusste genau woher. Und dann verhielten wir uns so unscheinbar, dass es - hier bei der Mafia - schon wieder auffiel. Viele dachten erst, wir wären harmlos, doch bald wussten sie, dass das komplette Gegenteil der Fall war. Bei mir wussten sie schon, woran sie waren - zumindest fürchteten sie, dass ich sie wegen der geringsten Kleinigkeit umlegen würde. Deshalb achteten sie schon darauf, dass Fye mit dabei war, dann war dieses Risiko doch schon geringer. Denn sie hatten herausgefunden, dass ich mir nur von ihm etwas sagen ließ. Und genau da lag der Punkt. Sie hielten ihn für gefährlicher als er eigentlich war. Außerdem wurden sie nicht schlau aus ihm. Trotzdem waren wir so mysteriös wie man nur sein konnte und unberechenbar, genau wie wir es geplant hatten. Fye, mit seiner lockeren und fast schon freundlichen Art, der auf einen Schlag eiskalt werden konnte und ich, gefährlich schnell gereizt und wie Fyes Schatten immer in der Nähe oder unvermittelt auftauchen vermögend. Niemand kam uns unbemerkt zu nahe, auch wenn es schien, dass wir beiden vollkommen aufeinander fixiert zu sein schienen. Ich hatte es nämlich endlich geschafft, Fye zu sagen, dass ich dasselbe für ihn empfand, wie er für mich. Es war an dem Abend gewesen, nachdem wir den BMW abgeholt hatten. Nachdem wir die Kawasaki ein wenig zur Seite gestellt hatten, passte der BMW auch noch ganz bequem auf den Parkplatz. Oben in der Wohnung hatte ich ihm meinen Plan erläutert und er war einverstanden gewesen, auch wenn er doch Angst hatte, Ashura zu begegnen. Aber er war dadurch beruhigt, dass ich bei ihm sein würde. "Ich hoffe nur, dass es klappt. Dein Plan ist gut.", meinte er. "Werden wir ja sehen. Aber er ist riskant.", antwortete ich. "Ich weiß.", nickte er. "Wie bist du eigentlich an die Mafia geraten?", fragte ich und trank einen Schluck von meinem Tee. "Na ja. Genau weiß ich das auch nicht. Ich habe einen Job als Lieferfahrer angenommen. In einer ganz normalen Firma. Da war ich auch ein halbes Jahr. Nur dann hab ich mal einmal den Wagen in einen Graben gefahren, weil ein Reh über die Straße gelaufen ist. Dabei ist die Ladung flöten gegangen... Als ich sie wieder fest gemacht hab, sind mir wohl ein paar abhanden gekommen und die waren sehr sauer. Viel zu sauer, als wenn man es wäre, wenn man ein paar Pakete Zucker verliert...", erzählte er. "Ich bin halt noch mal an die Stelle gefahren, an der ich den Unfall hatte. Eines der Päckchen hab ich auch wiedergefunden. Nur war da nicht nur Zucker, sondern auch Kokain drin..." Er strich sich das Haar aus dem Gesicht. "Ich hab mich schon immer ein wenig gewundert, warum ich so viel Trinkgeld bekommen habe. Natürlich haben sie es rausgekriegt, dass ich es herausgefunden hab... und dann war Schluss mit dem Trinkgeld. Allerdings haben sie mir ‚angeboten' bei ihnen weiterzumachen. Das wollte ich natürlich nicht. Und da ich denen nicht unbedingt sagen wollte, dass ich aussteigen wollte, hab ich die anonym bei der Polizei angezeigt und bin abgehauen. Natürlich haben sie dadurch gewusst dass ich es war... und seitdem bin ich vor ihnen auf der Flucht." Informatiker, Lieferfahrer, Polizist... Was war er eigentlich nicht schon gewesen? Aber das war sogar ganz praktisch. "Nun, und warum ich hier geblieben bin, weißt du!" Er lächelte mich an. Und diesmal nutzte ich die Chance, es ihm zu sagen. "Wegen mir...", brummte ich. "Und...du liegst falsch." Er sah mich überrascht an. "Dass das eine einseitige Geschichte ist...und dass es dumm wäre. Denn in dem Fall... wären wir es wohl beide." "Heißt das...?" "Ja... Fye... ich..." Weiter kam ich nicht, denn er hatte sich halb über den Tisch gestürzt und war mir um den Hals gefallen und hatte sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben. Fast kippte der Stuhl hintenüber. Aber diesmal legte ich die Arme um ihn und drückte ihn an mich. "Kuro-ta...", flüsterte er. "Ich habe so gehofft, dass du das sagst..." Okay. Gesagt hatte ich es nicht direkt - aber ich war froh, dass er verstanden hatte, was ich meinte. "Kuro-ne? Hast du mich gerade Fye genannt?" Er hob den Kopf und lächelte mich an. "Ja... habe ich, warum?" "Weil du das noch nie getan hast. Deswegen!" Er schien sich wirklich zu freuen. "Doch. Aber nicht oft." "Es klingt aber sehr schön, wenn du das sagst." "Die anderen sagen das doch auch~", brummte ich, schon etwas verlegen. "Ja... aber bei dir klingt es...anders. Sanfter~" Er legte die Arme um meinen Nacken und grinste mich an. "Hätte gar nicht gedacht, dass du soo~ nett sein kannst!" "Ach ja? Ich kann auch noch viel netter sein~", gab ich zurück. Und diesmal küsste ich ihn. Weihnachten hatte ich zwar schon sehr oft in besseren Gegenden, aber noch nie - meiner Meinung nach - in besserer Gesellschaft verbracht. Wir hatten es uns am späten Nachmittag gemütlich gemacht - auch wenn wir keinen Tannenbaum oder so etwas hatten, das war aber auch nicht nötig. Auch war die Heizung mal wieder ausgefallen. Derzeit lagen wir auf dem Sofa, das hieß, Fye lag noch halb auf mir, in meinem Arm, seinen Kopf auf meiner Schulter gebettet, unter einer Decke, neben uns eine Tass schön heißen Tee. Geschenke hatten wir auch keine - Aber das war ja auch nicht unbedingt wichtig. "Ich hab noch nie richtig Weihnachten gefeiert~", meinte Fye und schmiegte sich an mich. "Ach? Warum nicht?", fragte ich und sah ihn an.. "Weil ich bisher eigentlich immer ziemlich allein war.", meinte Fye. "Oder auf der Flucht." "Das ist natürlich sehr schade.", meinte ich und strich ihm durchs Haar. "Hmhm~ aber jetzt hat sich das ja zum Glück geändert." Er strich mir über die Brust. "Und mit dir würde ich sogar am Nordpol feiern." "Na ja. Dort wäre es mir dann doch zu kalt.", meinte ich und er kicherte. "Ach...wir würden schon eine Möglichkeit finden uns aufzuwärmen." Ich nickte grinsend und beugte mich etwas zu ihm herunter um ihn zu küssen. "Allerdings~" Er rückte nun ganz auf mich drauf und kuschelte an mich, während ich meine Hand in seinem Nacken legte. Fye seufzte wohlig auf als ich ihn dort zu kraulen anfing und zerfloss förmlich. "Hmn~ Kuro-nyan...", schnurrte er und dann taten wir eine Weile eigentlich nichts anderes mehr, als völlig entspannt einfach so weiter da zu liegen. Hin und wieder schnurrte er auf, was mich zum Grinsen brachte. Das schien ihm ja wirklich zu gefallen. Dann spürte ich seinem Atem in meiner Halsbeuge und er fing an, an meinem Ohr zu knabbern. Ich brummte leise, als er seine Hände unter meinen Pullover schob. "Du hast kalte Hände...", murmelte ich leise. "Ich weiß~", kam es amüsiert zurück. "Aber du bist schön warm." Seine Lippen landeten wieder auf meinen und wir versanken in einen leidenschaftlichen Kuss. Am nächsten Morgen, dem ersten Weihnachtstag, erwachte ich, weil mein Arm kribbelte. Anscheinend war er eingeschlafen, was auch kein Wunder war, weil Fye da wahrscheinlich die ganze Zeit draufgelegen hatte, seit wir eingeschlafen waren. Und das war sehr spät geworden... Fye schlief noch tief und fest an mich gekuschelt. Ich strich ihm die Haare aus dem Gesicht. "Hey...aufwachen...", sagte ich und stupste ihn leicht an. Er bewegte sich unwillig und vergrub sein Gesicht noch fester an meine Brust. "Nhm... früh...", nuschelte er verschlafen. "Von wegen früh...es ist fast Mittag...", sagte ich und er schlug seufzend die Augen auf. "Nya~ ist aber grade so schön warm...will nicht aufstehen..." Er schlang seine Arme um meinen Nacken und küsste mich kurz. "Lass uns doch liegen bleiben, Kuro-chan~" "Da hätte ich wirklich nichts gegen...", meinte ich und strich ihm über den Rücken. "...aber wir haben noch was anderes vor." "Ach...wer weiß...vielleicht kommen die heut ja wieder nicht...", antwortete er grinsend. Doch dann löste er sich von mir und stand doch auf. "Aber eigentlich gibt's für die Mafia ja keine Feiertage." Er fuhr sich durch die Haare. "Na los! Aufstehen!", fügte er lachend hinzu und ich setzte mich auch auf. Fye wirkte ganz anders als sonst. Wirklich glücklich. Eine Weile später traten wir heraus auf die Straße. Ein paar Straßen weiter trafen wir die Drei. "Da seid ihr ja. Wo habt ihr verdammt noch mal gesteckt?!", fauchte der Boss aufgebracht. Anscheinend hatte er seinen Schock überwunden. "Wir warten nicht gern." "Wir auch nicht.", meinte Fye zurück. "Wir haben schließlich auch zu tun." Er steckte die Hände in die Taschen. "Also. Was ist jetzt?", fragte er ungeduldig. "Ashura will einen... na ja... sagen wir Beweis, dass ihr Beide wirklich auf unserer Seite steht.", sagte der Anführer der Drei. "Der wäre?", fragte Fye gelassen. "An Neujahr wird Jemand sehr wichtiges am Bahnhof eintreffen." "Abholen? Entführen? Umlegen?", fragte ich gelassen. "Herbringen reicht erst mal." "Klar." Fye sah zu mir. "Kuro?" "Mach ich mit links.", brummte ich. Das hatten die Drei sich wohl schon gedacht. Fye schenkte mir ein zufriedenes Lächeln und wandte sich wieder an die Drei. "Um wen genau geht es denn?", wollte er wissen. Boss grinste. "Um die Tochter des Bürgermeisters." "Da wird sehr viel Sicherheitspersonal sein.", meinte der Kerl, der rechts neben ihm stand und der andere fügte hinzu. "Das ist also schier unmöglich." "Tja. Wenn ihr es nicht schaffen solltet... dann seid ihr tot.", meinte Boss jetzt wieder. Fye lachte bloß auf. "Soll uns das etwa Angst machen?" Er sah zu mir. "Schaffst du das allein oder soll ich auch noch mitkommen?" Ich hob eine Augenbraue. "Klar schaff ich das allein. Von mir aus kannst du mitkommen, aber das wird nicht nötig sein." Den Blicken nach hielten sie uns für lebensmüde und so gut wie tot. "Sag Ashura, dass Kuro das erledigt~", meinte Fye und schmiegte sich an mich. "Neh, Kuro? Jetzt kriegst du mal was Anständiges zu tun~", flötete er. "Dabei hatten wir an Sylvester doch was anderes vor... wie schade~" Ich legte meinen Arm um seine Taille. "Das schaffen wir auch noch. Ich beeil mich." Ich sah zu den Drei, die ein wenig verwirrt zu uns herüber starrten. "Sonst noch was?!", knurrte ich genervt. Wieder schienen sie nicht genau zu wissen, woran sie jetzt bei uns waren. "Nein.", antwortete der Anführer und drehte sich um. "Gehen wir..." Sie mussten wirklich etwas durcheinander sein, denn schließlich hätten sie uns ja auch sagen können, dass wir verschwinden sollten. Schließlich war das hier ja eigentlich ihre Straße. Das schien ihnen jetzt auch einzufallen, denn sie blieben stehen und drehten sich um. Boss räusperte sich - fast schon verlegen. "Verschwindet... das ist unsere Straße." Ich grinste und Fye brach in Lachen aus. "Ach, wirklich?", meinte er amüsiert. "Stimmt ja... Komm, Kuro, wir gehen." Ich nickte und folgte ihm, als er - immer noch leise lachend - langsam die Straße runterschlenderte. In den nächsten vier Tagen planten wir die Entführung, das hieß, ich informierte mich über die Bahnfahrpläne, auch für Sonderzüge und Fye war dabei, mir einen Security-Ausweis zu fälschen, falls wir umdisponieren mussten und doch zu viele Sicherheitsleute dort waren. Doch ich vermutete, dass die Tochter des Bürgermeisters eher ohne viel Aufwand kommen würde. Also würde es wohl auch nicht so schwer werden. Mit Shinsai konnten wir uns selbstverständlich nicht in Kontakt setzen. Aber das war auch nicht nötig. Wenn wir also gerade nicht mit der Planung der Entführung beschäftigt waren, schlenderten wir meistens durch die Straßen, taten, was die Mafia eben so tat - oder wir gingen einfach bloß spazieren. Und dann dauerte es auch nicht lange, bis uns die Drei "zufällig" über den Weg liefen. Den Drei gefiel es natürlich gar nicht, dass wir sie lächerlich gemacht hatten - das hatte sich ziemlich schnell rumgesprochen. Jetzt versuchten sie uns das Leben schwer zu machen. Meist schafften sie das aber eher nicht. "Ach ja? Jetzt bist also doch nicht mehr so gelassen, was?", hörte ich die Stimme von einem der Drei. "Haben wir's doch gewusst. Ohne deinen Schwarzen Schatten, hast du rein gar nichts drauf.", meinte auch der Zweite höhnisch. Ich war gerade unterwegs gewesen, um den Inhalt unseres Kühlschrankes mal wieder aufzustocken und kam jetzt gerade zurück. Fye war in ein anderes Geschäft gegangen, um noch Material für den Ausweis zu holen, weil er ihn spätestens morgen fertig haben musste. "Lasst mich los!", hörte ich Fye sagen. "Ich warne euch, wenn..." "Ja, ja~", unterbrach ihn der Andere "Wenn dein Freund hier auftaucht, sind wir dran." "Der ist aber nicht da. Warum also, wehrst du dich nicht selbst, heh?" Ich legte einen Schritt zu. Sie mussten sich irgendwo um die nächste Ecke aufhalten. "Traust dich etwa nicht?" "Ich habe es doch gar nicht nötig, mir an euch die Hände schmutzig zu machen.", zischelte Fye. Aber es klang nicht mehr so sicher wie vorher. Als ich um die Ecke bog, sah ich, dass einer der Beiden - Boss war nicht dabei - Fye an den Handgelenken festhielt und ihn gegen eine Wand drückte. Der Andere stand schräg dahinter. Sie standen mit dem Rücken zu mir, konnten mich also nicht sehen. Mit wenigen Schritten stand ich hinter ihnen. "Gibt's ein Problem?", knurrte ich und packte, den, der Fye festhielt, grob am Kragen und stieß ihn unsanft an die Wand, gleich neben Fye. Der Andere war erschreckt zur Seite gesprungen, als sein Kumpan mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand knallte. Fye sah mich auch kurz erstaunt an, doch dann fing er sich wieder, lehnte sich entspannt gegen die Wand und grinste süffisant. Ich packte den Einen am Arm und funkelte ihn an, während ich den Anderen weiterhin gegen die Wand drückte. Er versuchte sich loszureißen, schaffte es aber nicht. Doch recht eingeschüchtert sah er mich an. "Niemand, außer mir, fasst ihn an, verstanden ? Ihr spielt mit eurem Leben!", knurrte ich. Diese Drohung brauchte ich nicht mal wirklich spielen. "Wir...haben uns doch bloß mit ihm unterhalten...", meinte der Eine gequetscht. Ich ruckte ihn noch mal gegen die Wand, sodass er schmerzhaft aufschrie. "Für mich sah das aber anders aus.", grollte ich. "Ahg...tu was! Der bricht mir sonst noch was!", wimmerte derjenige, der zwischen mir und der Wand eingeklemmt war, zu dem anderen oder zu Fye, so genau wurde das nicht klar. "Ich glaube eher, dass er dich umbringen wird.", meinte Fye gelassen und die Beiden sahen ziemlich geschockt aus. Ich verstärkte das Argument, indem ich den Griff um den Arm des Einen und den Druck auf den Anderen noch etwas verstärkte. "Ist ... ist ja gut... wir tun es nie wieder!", rief der eine hastig und schon fast hysterisch. "Sag ihm, er soll uns loslassen und wir verschwinden...", fügte der andere, genauso eilig und flehend hinzu. Fye grinste bloß. "Ich weiß ja nicht...", sagte er nachdenklich. Der, der an der Wand klebte fing schon langsam an, nach Luft zu japsen. "Es tut uns wirklich Leid..." "Wir legen uns nie, nie wieder mit euch an! Versprochen..." Ich sah sie verächtlich an. "Allein für dieses Gewinsel sollte ich euch kaltmachen.", zischte ich, was sie zum Verstummen brachte. Bei der Mafia zu ermitteln, fing an, richtig Spaß zu machen, fand ich. "Kuro, lass sie los.", sagte Fye langsam. "Aber...", wollte ich unwillig protestieren, doch er unterbrach mich. "Kuro!", seine Stimme klang so kalt und schneidend und in seinen Augen blitzte es gefährlich, sodass sogar ich überrascht war. Die beiden fuhren sogar zusammen. "Sie sind es nicht wert." Ich ließ sie los, aber nicht ohne beide noch mal gegen die Wand zu stoßen und sie anzuknurren. "Ihr habt wirklich Glück. Wäre er nicht dabei, wärt ihr schon längst tot." Fye legte mir beschwichtigend die Hand auf den Arm. Dann sah er die Beiden verdrießlich an. "Das nächste Mal werde ich ihn nicht zurückhalten. Verschwindet.", sagte er kalt. Und das ließen sich die Zwei nicht noch mal sagen. Sie rannten förmlich davon. Fye stieß einen erschöpften Seufzer aus und lehnte sich an mich. "Danke, Kuro-ta.", murmelte er. "Wenn du nicht gekommen wärst, wär ich sicher aufgeflogen...oder sie hätten sonst was gemacht." An seinen Handgelenken zeichneten sich schon ein paar leichte Hämatome ab, dort, wo ihn er eine festgehalten hatte. "Alles in Ordnung?", fragte ich und sah ihn besorgt an. "Ja, jetzt schon." Er lächelte schwach zu mir hoch. "Hm~ lass uns nach Hause gehen!" Ich nickte und ließ ihn los, um die Einkäufe, die ich abgestellt hatte, wieder aufzuheben. "Hyuu~ hast du alles gekriegt?", fragte er, jetzt wieder leicht grinsend. "Ja, klar. Ich werd doch wohl einkaufen können, oder?", gab ich zurück. "Hehe~ wer weiß...", flötete er und tapperte neben mir her. "Hast du auch so einen Hunger wie ich?" "Das nächste Mal muss ich ihnen wirklich eine Abreibung verpassen.", stellte ich fest, als wir beim Essen saßen. Fye nickte. "Ja, sieht so aus.", nickte er. "Hoffentlich halten sie sich an ihren Vorsatz, dass sie sich nicht mehr mit uns anlegen wollen." Ansonsten mussten wir unsere Drohung wahrmachen oder sie würden merken, dass wir doch nicht so eiskalt waren, wie wir taten. Und dann würden sie sicher auch bald vermuten, dass wir uns hier eingeschlichen hatten. "Wäre besser für sie.", sagte ich. "Wie willst du das morgen machen?", fragte er. "Was, wenn die Tochter des Bürgermeisters nicht kommt?" "Dann kann ich da doch auch nichts für." "Hyuu~ wir wollen tatsächlich jemanden entführen...", meinte er und schüttelte ungläubig den Kopf. "Und das, um später jemanden zu verhaften...Das ist komisch. Wir werden kriminell, aber das ist legal, weil wir eigentlich ja gegen die Kriminalität vorgehen.", sagte er. "Denk da am besten nicht drüber nach... so ist das eben.", riet ich ihm. Wenn man sich dauernd solche Fragen stellte, dann stand man hinterher einem ganzen Haufen von mehr solcher Fragen. Und da konnte ich persönlich drauf verzichten. "Hm..." Fye legte den Kopf leicht schief. "Ich glaube du hast recht~", sagte er dann und grinste. "Es braucht ja nicht mal Sinn zu haben, solange es funktioniert, hm?" "Sieht wohl so aus." Am nächsten Tag, dem 31. Dezember, war es dann soweit. Wann sie genau kommen würde, hatte ich trotz Recherche nicht herausgefunden. Eigentlich wurde auch nur angekündigt, dass die Tochter des Bürgermeisters die Neujahrsfeierlichkeiten eröffnen sollte, da der Bürgermeister selbst erkrankt war. Dabei war sie erst zehn Jahre alt. Der Bürgermeister war mit seiner Familie zu einer Kur ans Meer gefahren - und da dies doch ein Stück wegwar - der Teil unseres Meeres mit dem Hafen war nicht unbedingt bade- und erholungsgeeignet - würde sie wohl mit dem Zug kommen, zumal sie laut Mafiagerüchten dann doch fast allein kam. Ob es die Sache leichter machen würde, blieb fraglich. Ich hoffte, dass der 7:00Uhr-Zug pünktlich war. Es war noch dunkel und dazu verdammt kalt. Ich stand, im Schatten, gegen eine Wand gelehnt, am Bahngleis Drei des Hauptbahnhofes und wartete darauf, dass der Zug einfuhr - in dem auch hoffentlich die Tochter des Bürgermeisters sitzen würde. Und das seit einer geschlagenen halben Stunde. Während ich mir die Hände an einem Becher Tee wärmte, dessen Wärme sogar noch durch die Handschuhe hindurch drang, beobachtete ich die Leute ringsherum. Es waren doch schon eine ziemliche Anzahl, die anscheinend für das Neujahrsfest nach Hause zu ihren Familien oder zu ihren Freunden fuhren oder auf sie warteten, um sie abzuholen. Aber das war gar nicht mal so schlecht, denn so fiel ich auch nicht so auf. Ich hatte mich trotzdem sicherheitshalber außerhalb des Bereiches der Überwachungskameras und nahe am Ausgang des Bahnsteiges gestellt, nah genug für eine hoffentlich reibungslose Flucht samt "Opfer" und weit genug weg, um sofort aufzufallen. Die meisten Leute liefen sowieso an mir vorbei, ohne mich sonderlich zu beachten, wie das am Bahnhof eben so war. "Auf Gleis Drei fährt ein: der ICE 34, planmäßige Ankunftszeit sieben Uhr, zur Weiterfahrt in Richtung Kinida nach einem Aufenthalt von 20 Minuten. Bitte Vorsicht bei der Einfahrt an Gleis Drei.", verkündete eine Stimme aus dem Lautsprecher. Kurz darauf hörte ich das Rattern des Zuges auf den Schienen und das Kreischen der Bremsen. In die Menge an Bahnsteig Drei kam Bewegung. Manche schnappten ihre Koffer, andere drehten sich bloß erwartungsvoll zum Zug. Dann hielt der Express und nach einer Weile gingen die Türen auf. Das war dann auch mein Stichwort, um loszulegen. Ich wusste ungefähr, wie die Tochter des Bürgermeisters aussah, und bald sah ich sie aus dem Zug aussteigen. Mit ihr, zwei Männer, die auch glatt ein Schild mit der Aufschrift "Leibwächter" hätten tragen können, so augenscheinlich war es. Einer von ihnen trug einen Koffer, der wohl auch nicht gerade leicht war. Sie setzten sich in Bewegung und kamen direkt auf mich zu. Dann ging alles ziemlich schnell. Gerade, als sie durch den Ausgang treten wollten, löste ich mich von der Wand und verpasste dem Ersten einen harten Schlag in den Magen, sodass er fast sofort zusammensackte, ohne, dass sie überhaupt wussten, was mit ihnen geschah. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass sie entführt werden würde. Der Andere reagierte dann zwar, aber zu langsam. Er bekam den schweren Koffer, den er trug ab. "Lauf!", ächzte er zu der Bürgermeistertochter, die erschreckt aufgeschrieen hatte. Ich schickte ihn mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit und erwischte das Mädchen gerade noch an ihrem Mantel, als sie losrannte, zog sie zu mir und legte ihr die Hand auf den Mund, damit sie nicht schrie, was ich mir wohl auch sparen könnte. Natürlich war der gesamte Bahnsteig - der jetzt zum Glück fast völlig leer war, in heller Aufruhr und jemand schrie nach der Polizei oder einem Schaffner. Ich zog sie schnell in Richtung Ausgang. Natürlich stemmte sie sich dagegen, aber da sie erst zehn war, hatte ich damit weniger Probleme. Bei meinem BMW angekommen, den ich gleich beim Bahnhof abgestellt hatte, entriegelte ich schnell die Tür und packte sie auf den Rücksitz, natürlich nicht, ohne sie anzuschnallen, und ließ mich dann schnell auf den Fahrersitz fallen. Dann startete ich schnell den Motor und fuhr los, gerade in dem Moment, in dem ein paar Beamte und einer der Leibwächter, aus dem Bahnhofsgebäude stürzten. Ich warf einen schnellen Blick in den Rückspiegel. Sie kauerte völlig aufgelöst auf dem Rücksitz und schluchzte leise, sagte aber nichts. Wahrscheinlich stand sie gerade unter Schock. Hoffentlich war ich nicht zu rabiat gewesen... Aber ich konnte ihr ja auch nicht erzählen, dass ich eigentlich von der Polizei war. Denn da war das Risiko zu groß, dass sie das eventuell erzählte, wenn auch nicht beabsichtigt. "Ah, Kuro! Da bist du ja wieder.", begrüßte mich Fye, als ich den Wagen neben ihm zum Stehen brachte und ausstieg. Wir standen wieder am Treffpunkt mit den Drei, wobei uns Boss' Kumpanen eher respektvolle Blicke zuwarfen. Nur Boss selbst war wie immer ziemlich von sich selbst überzeugt. "Und? Hat's geklappt?", fragte er. "Hn. War schon zu einfach.", sagte ich und deutete auf den Rücksitz. "Und was machen wir jetzt mit ihr?", fragte Fye. "Oder lassen wir sie jetzt wieder laufen?" Boss lachte, als hielte er Fye für nicht ganz dicht. "Natürlich nicht. Jetzt werden wir damit ganz viel Geld und Macht erpressen." Nun in dem Falle wurde "wir" wohl ganz schnell zu Ashura, aber das war mir irgendwie schon klar geworden. Ich fragte mich, wie sie mit ihm in Verbindung standen... "Ach... und wo bringt ihr unseren ‚Gast' jetzt unter?", wollte Fye wissen. Boss grinste. "Na, bei euch~", sagte er. "Ist schließlich euer Job, heh?" "Wir sind doch keine Babysitter...", knurrte ich, doch im Prinzip hatte ich da nichts gegen, weil dann schließlich gewährleistet war, dass ihr nichts passierte. "Wir machen das.", bestimmte Fye und ich schnaufte genervt, sagte aber nichts. "Dann komm, Kuro~ lass uns nach Hause fahren. Ich bin schon fast festgefroren.", meinte er. "Ich tau dich wieder auf.", meinte ich und er grinste. "Das will ich ja hoffen." Ich stieg ein und Fye ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Er warf einen Blick auf die Rückbank. "Die arme Kleine.", meinte er, als wir losgefahren waren. "Sie muss völlig fertig sein... sie schläft." "Ja... schon länger. Sie hat sich ja auch ziemlich erschreckt." "Na, das glaub ich. Aber verletzt ist sie nicht?" "Natürlich nicht. Ich war vorsichtig." Zuhause legten wir die Kleine ins Bett im Schlafzimmer. Von dort konnte sie auch nicht flüchten, was für sie hier sicher sehr gefährlich wäre, wenn sie hier alleine rumlief, und ihr konnte nichts passieren. Und außerdem fiel hier die Heizung weniger oft aus, als im Wohnzimmer. "Tja... dann müssen wir wohl ne ganze Weile auf dem Sofa schlafen, hm?", meinte Fye, aber das klang keineswegs unglücklich. Und mir machte das auch nichts aus. "Ja, ist ja groß genug~", erwiderte ich. "Genau.", nickte er. "Ich mach mal Frühstück! Was schönes warmes!", meinte er dann und tapperte in die Küche. Und das konnte ich auch brauchen. Schließlich hatte ich fast vierzig Minuten in der Kälte herumgestanden. Und Fye schien auch schon länger dort gewartet zu haben. "Kuro-ne? Kannst du versuchen, die Kleine zu wecken? Vielleicht hat sie auch Hunger..." Ich nickte und ging ins Schlafzimmer. Das Mädchen schreckte auf, als ich ihm leicht die Hand auf die Schulter legte. Sie sah sich verwirrt um, dann fiel ihr wohl wieder ein, wie sie hier hergekommen war. "Hey, hast du Hunger?", fragte ich, bevor sie womöglich in Tränen ausbrechen konnte. "Ich will nach Hause!", sagte sie stattdessen. Und das klang wirklich erstaunlich selbstbewusst. Sie verschränkte trotzig die Arme. "Sofort." "Das geht aber nicht. Also, willst du jetzt was essen oder nicht?" "Ich will nach Hause!", wiederholte sie, jetzt sah sie aber aus, als würde sie wirklich gleich anfangen zu heulen. Ich überlege, ob ich mir die erneute Frage sparen konnte, weil sowieso dieselbe Antwort kommen würde. "Wenn du jetzt nichts essen willst, dann musst du bis zum Mittagessen warten, Kleine." "Ich bin nicht klein!!", empörte sie sich. "Ich bin schon zehn!" Jetzt schmollte sie eindeutig. Ich seufzte resigniert. "Außerdem heiße ich Aiko, Aiko Takeda! Und nicht Kleine." "Na schön. Dann kannst du mir doch hoffentlich mal meine Frage beantworten.", meinte ich, so langsam wurde ich schon ungeduldig. "Willst du jetzt was oder nicht?" "Nö." Wie konnte man nur so stur sein. "Dann bleib halt hungrig.", meinte ich. "Ich will aber nicht!", quengelte sie. "Ich will nach Hause..." "Wo bleibt ihr denn?", fragte Fye und steckte den Kopf zur Tür herein. "Sie will nicht.", brummte ich, und wandte mich in Richtung Tür. "Ich will nur nach Hause!", maulte Aiko. "Aber kleine Kinder müssen doch viel essen!", sagte Fye. "Ich bin NICHT klein!!" "Außerdem ist jetzt das Frühstück fertig.", fuhr mein Partner fort. "Ich hoffe du magst Pfannkuchen...hm..." "Aiko!", krähte sie sofort. "Aiko-chan~", wiederholte er. "Ein schöner Name. Also? Möchtest du auch ein paar Pfannkuchen?" "Danke... Pfannkuchen?" Irgendwie schien sie gerade vergessen zu haben, dass wir sie entführt hatten und sie ja eigentlich nach Hause wollte. "Ja~ du willst sicher süße Pfannkuchen, hm?", wollte Fye wissen und lächelte sie an. "Kuro-mune mag die nämlich nicht, wenn sie süß sind." "Klar. Ich will welche mit viel Schokolade.", ereiferte sich Aiko. "Das~ hab ich mir gedacht. Dann komm mit." Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, tappte brav mit in die Küche und ließ sich am Tisch nieder. Ich setzte mich ebenfalls. "Hier sind schon mal deine, Kuro-chan~", meinte Fye und stellte sie auf den Tisch. "Danke.", sagte ich. "Ich bin übrigens Fye." "Das ist auch ein schöner Name! Du bist nett, Fye-san!", meinte Aiko. Dann sah sie böse zu mir. "Dich mag ich nicht. Du bist nicht nett." Fye lachte auf. "Tja, Kuro-chi~ streng dich an, hm?" Ich grummelte bloß vor mich hin. "Warum denn? Wenn sie mich nicht mag, soll sie es halt lassen..." Fye sah wieder zu Aiko, stellte ihr jetzt auch Pfannkuchen auf den Tisch und dazu die Schokoladensoße. "Ach, eigentlich ist er ganz lieb. Auch, wenn er immer so grummelig guckt.", versicherte er ihr. Aiko sah bloß skeptisch zu mir. Dann beschloss sie wohl, mich zu ignorieren und die Pfannkuchen zu verspeisen. Natürlich nicht ohne sie vorher in Schokolade zu ertränken. Fye stellte den Herd aus und gesellte sich auch zu uns. "Na dann, guten Appetit.", sagte er und griff auch nach der Schokoladensoße. "Willst du nicht auch was, Kuro-rin?", fragte er grinsend. "Vielleicht wirst du dann auch ein bisschen freundlicher." "Tze~. Nein, ich ess sie so.", meinte ich. "Tja~ dann nicht~", flötete Fye. "Hey, Kuro-ta?" "Hm?" Ich sah zu ihm. "Dann probier einen von meinen!", grinste er und ließ mir keine andere Wahl, weil er seine Gabel mit dem Schokopfannkuchen schon in meinen Mund befördert hatte. Er lachte. "Na? Schmeckt doch viel besser? Oder?" Ich warf ihm einen angesäuerten Blick zu. "Lass das." Aiko kicherte. "Ihr seid lustig~" Am Mittag stand es in allen Zeitungen, dass Aiko Takeda, die zehnjährige Tochter des Bürgermeisters entführt worden war. Außerdem tappte die Polizei noch immer im Dunkeln. Die Leibwächter hatten mich nicht erkannt, wie es schien, es ging einfach alles viel zu schnell, sagten sie. Auch in den Nachrichten war die Entführung Thema Nummer eins. Alles in allem konnte man also sagen, dass ich ziemlich erfolgreich gewesen war. "Warum... darf ich denn nicht nach Hause?", fragte Aiko, die gerade bei uns auf dem Sofa hockte. "Na ja. Weißt du...", fing Fye an. "Es ist... ein Spiel. Damit du dich nicht langweilst." "Wirklich?" Sie sah schon etwas glücklicher aus. "Wie geht das Spiel denn?" "Das ist wie verstecken. Niemand darf wissen, dass du hier bist. Wenn die dich finden haben wir verloren." "Ah? Und wie gewinnen wir?" "Wenn sie uns nach einer bestimmten Zeit nicht gefunden haben, dann kriegen wir was von ihnen. Und wenn wir das bekommen haben, dann darfst du wieder zurück." "Und wenn wir es nicht kriegen?" "Dann geht das Spiel so lange weiter, bis wir es bekommen. Und wahrscheinlich müssen sie uns dann sogar noch mehr geben." "Das klingt leicht, das Spiel. Das gewinnen wir bestimmt! Ich bin gut im Verstecken." "Na, siehst du? Aber: Du musst immer schön bei uns bleiben. Nicht, dass dir etwas passiert." Aiko nickte eifrig. "Ja. Mach ich." Ich hoffte bloß, dass es so glatt laufen würde. Ich glaubte nicht, dass die Regierung die Forderung, ihre Macht an die Mafia abzutreten, akzeptieren würde. Und dann würde die Mafia sicher nicht mehr ganz so nett zu Aiko sein. Daher konnte das Spiel ganz schön schnell ziemlich blutiger Ernst werden. Doch ich hoffte, dass wir verhindern konnten, dass es soweit kam. "Hm. Aber dann kann ich ja gar nicht zur Sylvesterfeier!", rief Aiko. "Nein, das geht leider nicht, da hast du recht.", sagte Fye. "Aber...ich hatte mich schon so gefreut! Außerdem ist Mama so stolz auf mich gewesen, dass ich das machen wollte, so ganz alleine!" "Das ist ja auch wirklich mutig!", meinte Fye lächelnd. "Aber, wir wollen doch nicht schon nach einem halben Tag verlieren, oder?" Aiko überlegte. "Nein, das wäre ja doof. Außerdem ist es hier bestimmt lustiger als in dem Hotel, wo ich hinsollte. Und meine Bodyguards waren total langweilig. Die haben nie mit mir gespielt. Und da durfte ich gar nichts machen~", erzählte sie. "Und bestimmt hätte es da auch nicht sooo leckere Pfannkuchen gegeben!" "Vielen Dank für das Kompliment.", sagte Fye. Aiko gähnte. "Bist du müde, Aiko? Dann leg dich doch eine Weile schlafen. Du musstest sicher ganz früh aufstehen, oder?" "Ja... ich musste die ganze Nacht mit dem Zug fahren und da konnte ich nicht schlafen...", meinte sie. "Hm. Dann geh ins Bett. Sonst kriegst du heute Abend das Feuerwerk gar nicht mit! Und das wäre ja schade." Fye stand vom Sofa auf und nahm Aiko bei der Hand. "Ja!! Das will ich unbedingt sehen. Ich darf wirklich so lange aufbleiben?" "Na sicher, schließlich ist Neujahr. Das muss man doch feiern.", sagte Fye, während sie das Wohnzimmer in Richtung Schlafzimmer durchquerten. Ich fragte mich, ob es überhaupt ein Feuerwerk geben würde, da Aiko entführt worden war. Aber ich glaubte nicht, dass sie das absagen würden. Schließlich war es eines der größten Ereignisse in Abaton überhaupt. Aber das würden wir ja sehen. Da kam Fye zurück. "Sie ist sofort eingeschlafen.", verkündete er und ließ sich wieder aufs Sofa fallen, um sich an mich zu schmiegen. "Meinst du, dass es eine gute Idee war, ihr zu sagen, dass das nur ein Spiel ist?", fragte er nachdenklich. "Eigentlich ist es nämlich genau das Gegenteil..." "Besser, als ihr Angst zu machen. Außerdem passen wir ja auf sie auf." "Hm. Fragt sich nur wie lange wir das können..." Ich nickte schweigend. Nach einer Weile seufzte Fye. "Ach. Das Feuerwerk wird sicher schön!", meinte er. "Ich mag Neujahr." "Ich auch.", sagte ich. "Hmmm~ dann hat dieses Jahr auch ein Ende. Dann kann ich hoffen, dass das nächste besser wird. Auch wenn ich die letzten Male feststellen musste, dass es noch schlimmer wurde." Er lehnte sich an mich. "Meinst du, dass es dieses Jahr vielleicht besser wird?" "Hm. Bestimmt." "Das ist schön.", sagte er. "Das wird auch mal Zeit." Es war 23 Uhr. Aiko war immer noch munter - aber kein Wunder sie hatte ja auch den ganzen Nachmittag geschlafen. Zur Zeit sah sie fern. Fye stand in der Küche. Ich glaubte, er machte gerade eine Bowle. Sicher war ich mir da nicht, weil er gesagt hatte, es wäre eine Überraschung. Von den Dreien oder von Ashura hatten wir den Rest des Tages nichts gehört. Auch war wohl noch keine Forderung an das Bügermeisterpaar gegangen, weil die Nachrichten immer noch dasselbe sagten, wie heute Mittag. Und es fuhren ziemlich viele Streifenwagen durch die Gegend. Eine halbe Stunde vor Mitternacht wurde die Sendung wegen einer Sondermeldung unterbrochen. Die Forderung der Entführer waren eingetroffen. Ich hatte ziemlich viel erwartet, aber das dann doch wieder nicht: Die Regierung sollte ihre gesamte Macht niederlegen und sie den führenden Mafiabossen übergeben. Innerhalb der letzten halben Stunde dieses Jahres. Wenn dies nicht geschah, würde das Feuerwerk für viele Menschen nicht das neue Jahr bedeuten, sondern den Tod. Und als Beweis, dass sie es ernst meinten, wollten sie Aiko eine Viertelstunde vor Mitternacht töten, wenn die Forderung nicht bestätigt wurde. Aiko quiekte erschrocken auf und Fye steckte den Kopf aus der Küche. „Was?!“, fragte er entsetzt. „Kuro-chan!! Das müssen wir verhindern!!“ „Ja. Aber ich fürchte, dass wir das nicht in einer halben Stunde schaffen.“ „Aber...wir müssen mit Ashura sprechen!“ Ich nickte. „Fragt sich nur wo der ist.“ Da klopfte es an der Tür. „Hey, macht auf.“, hörten wir Boss’ Stimme. „Aiko. Geh ins Schlafzimmer und bleib da.“, sagte ich und das Mädchen nickte. Als sie darin verschwunden war, öffnete ich die Tür. „Was gibt’s denn?“ Boss hatte andere Leute dabei. Die sahen so aus, als würden sie sich nicht so leicht einschüchtern lassen. Sie drängten mich einfach zurück in die Wohnung. „Wir dürfen doch eintreten?“, fragte Boss. „Was wollt ihr?“, fragte ich. „Das Mädchen, wo ist es?“ „So nicht.“, sagte Fye. „Erst wollen wir mit Ashura reden.“ „Was?!“, fragte Boss. „Das ist jetzt unwichtig.“ „Nein. Das war die Abmachung.“, erwiderte Fye ruhig. „Sucht sie.“, befahl Boss seinen beiden Leuten und die beiden wandten sich in verschiedene Richtungen. Ich stellte mich dem Einen in den Weg. „Bleibt wo ihr seid, sonst werd ich ungemütlich.“, knurrte ich. „Richtig. Erst wollen wir Ashura sprechen.“, sagte Fye kühl. „Ansonsten kriegt ihr das Mädchen nicht.“ Der eine Kerl wollte sich an mir vorbei schieben, doch ich rammte ihm kurzerhand den Griff meines Katana in den Magen. „Ich hab gesagt, stehen bleiben.“, zischte ich ihm zu, als er gegen die Wand sackte und sich den Magen hielt. „Du...“, knurrte er und richtete sich mühsam auf, wahrscheinlich um mir ebenfalls eine zu verpassen und sein Kumpan war auch angespannt. „Aufhören.“, sagte Boss. „Aber, Boss!“, protestierte derjenige, der mir gerade gegenüber stand. „Schon gut. Dann bringen wir euch eben zu ihm, wenn ihr unbedingt wollt. Aber das Mädchen, das kommt mit.“ Ich warf einen Blick zu Fye und sah ihn fragend an. „Einverstanden.“, sagte Fye langsam. „Kuro, hol sie her.“ Ich nickte kurz, warf meinem Gegenüber noch einen wütenden Blick zu und ging ins Schlafzimmer. Aiko hatte sich auf dem Bett unter der Decke verkrochen. Ich zog vorsichtig die Decke zurück. „Hey, wir müssen gehen. Komm mit.“ „Haben wir etwa schon verloren? Haben die uns gefunden?“, fragte sie. „Noch läuft das Spiel. Aber wir müssen uns beeilen.“, meinte ich. Sie zögerte. „Ich...ich will nicht mehr mitspielen. Ich will nach Hause.“, sagte sie dann leise. Ich hatte da nichts gegen, aber leider ging das nicht. „Das geht leider nicht.“ Ich ging vor dem Bett in die Hocke, um sie ansehen zu können. „Noch nicht. Aber bald. Dann werden Fye und ich dich nach Hause bringen, ja?“ „Wenn wir das Spiel gewonnen haben?“ „Ja, richtig. Wenn wir gewonnen haben. Versprochen.“ „Wirklich?“ „Ich halte meine Versprechen immer.“ Sie schaffte es sogar, ein wenig zu lächeln und krabbelte vom Bett. Ich schob sie aus dem Zimmer. Fye warf mir ihren und meinen Mantel zu, er selbst war schon fertig. „Beeil dich.“ „Ja, ja.“ Ich half Aiko in den Mantel und schlüpfte dann in meinen. Dann folgte ich Fye die Treppe herunter. Draußen vor der Tür stand ein schwarzer Transporter und Boss sah uns auffordernd an. „Oh nein. Kuro. Hol deinen BMW. Wir fahren mit dem.“ „Ist gut.“ Ich schob Aiko zu ihm und er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Sie auch.“, fügte er hinzu. Schnell holte ich den Wagen vom Parkplatz und hielt vor Fye und Aiko und die beiden stiegen ein. „Wir folgen euch schon!“, rief Fye zu Boss und seinen Leuten und die stiegen nach kurzem Zögern in ihrem Transporter ein. Dann hängten wir uns einfach dahinter, als sie losfuhren. Erstaunlicherweise fuhren wir direkt nach Karneol, an der Grenze zu Oxalit und Debitor, zu einem großen Bürokomplex, genau neben dem Abaton River. Es war eine Computerfirma, die größte in der Gegend. Wir hielten auf dem Parkplatz und stiegen aus. „Der arbeitet hier? Das ist ja mal eine Überraschung.“, meinte ich leise zu Fye und er nickte. „Wartet hier.“, sagte Boss und ging in Richtung des Gebäudes. Seine beiden Leute blieben bei uns. Es dauerte eine ganze Weile, doch dann kam Boss mit einem großen, schlanken schwarzhaarigem Mann, der wirklich eher wie ein Geschäftsmann und nicht wie ein Mafiaboss aussah, wieder. Allerdings war der Blick, mit dem er uns skeptisch musterte eiskalt. „Das ist er.“, sagte Fye tonlos. „Ashura.“ File 19 - Closed Kyah. Fertig. Hyuu~ Sogar bis heute geschafft, wie es geplant war~ *freu* Eigentlich wollte ich ja nach der Sondermeldung aufhören, aber dann fand ich das doof und hab noch locker zwei Seiten dranghängt. XD Jetzt geht's ins Finale - aber das wird wohl sehr lang sein oder noch mal in ein paar Kapitel aufgeteilt~ XD Vielleicht gibts sogar wieder eins aus Fyes Sicht~ Mal sehen... Also...uh~ Ich muss noch ne Menge einbringen fällt mir grad auf. Mahaha~ Aber das wird toll.^^ Hoffe ich. Zwanzig Kapitel... Hätte nie gedacht, dass das so viele werden... Oder noch mehr... Und so viele Kommentare. Kyah~ Aber das ist natürlich ein ganz toller Ansporn, weiterzuschreiben. Und das werde ich jetzt auch tun. Kapitel 20: File 20 ------------------- File 20 Ashura. Das letzte Mal hatte ich ihn vor einem Jahr gesehen. Da hatte er es fast geschafft mich umzubringen. Vor meinem geistigen Auge erschien wieder die Bilder, die ich immer zu verdrängen versuchte. Ich stand mit dem Rücken zur Wand, er über mich gebeugt und mich mit einem Messer bedrohend. „Es wird nicht wehtun.“, hatte er damals zu mir gesagt. „Und darüber kannst du dich wirklich glücklich schätzen.“ Es war kurz, nachdem ich seine Drogengeschäfte angezeigt hatte. Erst hatte er nur seine Leute geschickt, doch als die mich nicht hatten schnappen können, hatte er es auch persönlich versucht. Er hatte es geschafft. Ich war gerade wieder dabei gewesen, meine Sachen zu packen, weil ich befürchtete, dass sie mich mal wieder gefunden hatten, und meine Befürchtung bestätigte sich, als ich aus dem Haus trat. Ashura tauchte plötzlich vor mir auf und stieß mich in den Hausflur zurück. „Du hältst uns ja ganz schön auf Trab.“, sagte er. „Aber jetzt ist Schluss damit.“ Ich hatte keinen Fluchtweg mehr; nach oben, da würde er mich früher oder später auch kriegen. Wenn ich hier wegwollte, dann musste ich an ihm vorbei. Meine Gedanken rasten. Ich hätte mich niemals mit der Mafia einlassen sollen... doch für die Erkenntnis war es leider zu spät. Ich zwang mich zur Ruhe und zauberte ein Lächeln aufs Gesicht, das aber nicht so sicher wirkte, wie es sein sollte. „Uhm. Na ja.“ Ich lachte unsicher. „Ich glaube ein ‚Tut mir Leid’ reicht nicht, oder?“ Er kam mich zu und ich wich zurück. „Richtig, das reicht nicht. Bei weitem nicht.“, erwiderte er eisig. „Fye.“, sagte Ashura und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Das war einfach eine reine Feststellung. Ich grinste ihn an. „Das stimmt.“ Kuro-ta sah der Unterhaltung misstrauisch schweigend zu. Aiko hatte sich hinter ihm versteckt und klammerte sich an ihn. Seine Gegenwart ließ mich etwas sicherer werden. „Was führt dich her?“, fragte Ashura, obwohl er es sicher schon wusste. „Ich will das Geschäft mit dir abschließen.“ Ashura hob eine Augenbraue. „So, wirklich?“, meinte er. „Das wird ja auch Zeit. Du hast mich ziemlich lang warten lassen.“ Er trat einen Schritt auf mich zu und ich musste den Drang unterdrücken, einen Schritt zurück zu machen. Ich spürte, wie sich Kuro-ne neben mir auch leicht anspannte. Ich wollte antworten, doch Ashura hob die Hand und brachte mich damit zum Schweigen. „Ich bin kurz davor, die gesamte Macht der Stadt zu übernehmen.“, erklärte er sachlich. „Nicht, dass ich in den letzten Jahren wenig Einfluss hatte, aber in einer Viertelstunde werde ich die gesamte Macht offiziell übernehmen. Da ist es mir gleich, ob die Politiker es ohne sich dagegen auszusprechen tun werden oder ob ich ihnen erst zeigen muss, dass ich das wirklich ernst meine.“ Er richtete den Blick auf Aiko. „Ich musste wegen euch die Frist verschieben.“ Wenn Ashura die Macht über diese Stadt bekam, könnte sich das auch auf die anderen Städte in der Umgebung auswirken. Denn dann kontrollierte er unter anderem den Hafen, somit das gesamte Import/Exportnetz in dieser Gegend. Die Vororte und einige Nachbarstädte waren von diesem System nicht unbedingt abhängig, aber es würde sehr teuer werden, wenn sie ihre Importe und Exporte anderswo tätigen müssten und es würde auch viel länger dauern. Außerdem, Ashura würde kaum die Demokratie beibehalten. Und um seine Ziele durchzusetzen fand er immer eine Möglichkeit. Doch bisher hatten wir noch nie einen Beweis dafür gehabt, dass er wirklich dahinter steckte. Wenn Leute der Mafia verhaftet und verhört wurden, würden sie sich eher selbst umbringen, als Ashura oder ihre Leute zu verraten. Dabei war das nicht mal immer Loyalität gegenüber Ashura, sondern einfach, weil sie Angst hatten. Und das konnte ich selbst sehr gut nachvollziehen. Schließlich war ich seit Jahren auf der Flucht vor der Mafia. Ich bedauerte, doch hier geblieben zu sein. Eigentlich hatte ich ja niemanden mit in die Sache hineinziehen wollen. Jetzt war es doch passiert und dazu war es schon eine gewisse Anzahl an Menschen. Nicht nur meine Kollegen vom Revier und Kuro-chan, mein Partner, jetzt auch noch Aiko – und die war erst zehn. Und es war meine Schuld. Ich hätte mich niemals auf Ashuras Vorschlag damals einlassen sollen. Lieber hätte ich mich von ihm töten lassen sollen. Doch dafür war es jetzt zu spät. Boss schnappte sich Aiko, die erschreckt aufkreischte und zappelte. Doch Boss ignorierte es einfach und zerrte sie weg. Seine beiden Leute folgten ihm. Nur Ashura blieb bei uns stehen. „Lass mich los! Hilfe, Fye....Kuro-san...!!“, rief Aiko und sah hilfesuchend zu uns. Ich rührte mich nicht und hielt Kuro-chi zurück. „Ich habe meinen Teil der Abmachung gehalten.“, sagte ich zu Ashura. „Ich hab dir das Mädchen gebracht. Und alle Informationen über die Mafia, welche die Polizei, das FBI und die CIA haben.“ Ich spürte förmlich, wie sich Kuro-nes fassungsloser Blick auf mich richtete. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah zu ihm hoch. Er sah verwirrt zurück. Verständlich, weil das eigentlich nicht zu seinem Plan gehörte. Sondern zu meinem, nein, eigentlich war es Ashuras. „Kuro-ta... ich...“, fing ich an und schmiegte mich an ihn. „...es tut mir Leid.“ „Was tut dir Leid?“, fragte er zurück, stieß mich zwar nicht weg, erwiderte die Umarmung aber auch nicht. „Alles. Ich... habe dich die ganze Zeit belogen. Ich bin bloß zur Polizei gegangen, um an die Informationen zu kommen.“ Durch meine Informationen war unter anderem der Informant gestorben. Und nicht nur er, ich vermutete, es waren noch mehr Opfer. Heute würde es noch mehr geben. Unschuldige Menschen würden sterben. Kuro-munes Gesichtsausdruck wurde immer bestürzter und sah mich ungläubig an. „Was redest du da?“, fragte er. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich...“ „Na los. Sag’s ihm.“, meinte Ashura ruhig und Kuro-wans Blick huschte kurz zu ihm herüber, bevor er wieder mich ansah. Ich legte eine Hand auf seine Wange und strich darüber. „Sie wissen, dass du von der Polizei bist und gegen die Mafia ermitteltst. Von Anfang an haben sie es gewusst. Du dachtest die ganze Zeit, dass wir verdeckt gegen die Mafia ermitteln, dabei infiltriere ich die Polizei. Ich arbeite für Ashura – die ganze Zeit schon.“ Kuro-rins Augen hatten sich immer mehr geweitet, während ich sprach. „Das heißt...du hast die ganze Zeit über...“, stieß er hervor. „Du wolltest nie gegen Ashura aussagen...“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wir mussten an die Tochter des Bürgermeisters herankommen. Und das ging nur, wenn die Regierung von der Polizei davon in Kenntnis gesetzt wurde.“ „Aber ich hab Shinsai doch davon gar nichts erzählt...“ „Nein, das war ich. Ich hab es ihr gesagt. Und sie dachte, dass das alles nur gestellt sein würde. Also hat sie es uns leicht gemacht. Ohne dich hätten wir die Entführung nie geschafft.“, sagte ich. Er schüttelte langsam den Kopf. „Aber...“, sagte er, brach dann aber ab. „Du hast die ganze Zeit für die Mafia gearbeitet, ohne es zu wissen. Seit ich dich getroffen habe. Der Juwelenraub und der Raubmord im Kaufhaus waren eine Falle, um auf die Mafia zu lenken. Sie wussten natürlich, dass sie verfolgt werden...“, meinte ich weiter. Meine Stimme wurde immer monotoner. „Du hast mich die ganze Zeit benutzt?“, brachte er hervor. „Ja, Kuro-chan. Ich habe dich die ganze Zeit belogen und manipuliert.“, sagte ich und lächelte mein falsches Lächeln. „Ich hatte keine andere Wahl.“ Ashura zog ein Messer hervor und drängte mich weiter zurück, bis ich schließlich an die Wand stieß und nicht mehr weiter konnte. „Hehe...können wir da nicht noch mal drüber reden...?“, fragte ich, mich bemühend das Zittern aus meiner Stimme herauszuhalten. „Da gibt es nichts zu reden.“, erwiderte er und nahm mir die letzte Hoffnung auf eine Fluchtmöglichkeit, indem er sich mit den Armen links und rechts neben mir an der Wand abstütze und zu mir herunterbeugte. „Ich hasse es, hintergangen zu werden.“ Seine Stimme klang bedrohlich ruhig. „Und wer das wagt, bezahlt mit seinem Leben.“ Ich spürte die Klinge seines Messers an meinem Hals und kniff die Augen zusammen. Ich konnte meine Angst nicht länger verstecken. „Bitte...nicht...“, flüsterte ich tonlos. Ich hatte wahnsinnige Angst, die meinen Verstand komplett vernebelte. Ich hörte Ashura leise auflachen. „Warum sollte ich dich verschonen, heh?“ „Ich... ich mach’s wieder gut.“, stammelte ich. „Ach ja? Und wie?“, fragte er. „Wegen dir habe ich einen großen Verlust gemacht.“ Er machte eine kurze Pause. „Aber ich glaube, ich hätte da was, womit du deinen Fehler vielleicht wieder gut machen kannst. Aber ich warne dich – ein noch kleiner Ausrutscher und du bist endgültig weg vom Fenster.“ Ich nickte hastig und er sagte mir, ich solle als Maulwurf bei der Polizei arbeiten und ihm alle Informationen zukommen lassen. Wirklich alle. Ich stimmte zu. Alles war mir gerade recht, ich wollte nur nicht sterben. Als er ging meinte er: „Du bist wirklich erbärmlich, Fye. Hättest du auch nur einen Funken Ehrgefühl, hättest du dich lieber umbringen lassen.“ Die Tür fiel ins Schloss und ich sank verzweifelt zu Boden. Was hatte ich getan? Ashura hatte recht. Ich war sogar zu schwach, um es mir noch einmal anders zu überlegen... Ich beugte mich langsam zu Kuro-nyans Ohr herüber. „Na ja. Einmal habe ich dich nicht angelogen.“, flüsterte ich. „Das war, als ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe. Das tue ich wirklich. Es tut mir Leid, dass es so weit gekommen ist...“ Ich legte einen Arm um seinen Nacken und presste meine Lippen auf seine. Er gab ein ersticktes Keuchen von sich und seine Augen weiteten sich überrascht. Ich löste mich von ihm und trat einen kleinen Schritt von ihm zurück. Blut tropfte von der Klinge des Messers, dass ich in der Hand hielt in den Schnee. Sein Blut. Ungläubig starrte er erst mich an, dann das Messer und danach auf seine Hände, die er auf die starkblutende Wunde gepresst hielt. „Was...?“, fragte er und sah wieder mich an. Fast wäre ich seinem Blick ausgewichen. „Ich...habe dir vertraut, Fye.“, sagte er, es klang zutiefst verletzt und enttäuscht. In seinen Augen konnte ich den gleichen Schmerz lesen und ich senkte den Blick. Nein, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nicht, nachdem ich ihn so hintergangen hatte. Und dann hatte ich ihm auch noch ein Messer in den Bauch gerammt. Und alles, weil ich nicht sterben wollte. Das war so erbärmlich. Der Schnee färbte sich weiter rot und ich konnten hören, wie Kuro-ne nach Luft schnappte. „Wieso...Fye?“, fragte er, es klang wütend. „Sieh mich gefälligst an!“ Langsam hob ich den Blick und erschrak. In seinem Blick lag derartige Verachtung, dass ich fast noch einen halben Schritt zurück wich. „Verdammt...ich habe dir vertraut.“ Er schwankte und in seiner Stimme schwang Schmerz mit. Dann sackte er zusammen. „Wie rührend.“, kommentierte Ashura belustigt. „Fye, dein Hang zur Dramatik ist wirklich überraschend.“ Er blieb neben Kuro-sama stehen und sah auf ihn herab. „Na, Detective ?! Ist es nicht schlimm, einen Partner zu verlieren? Und das auf diese Weise?“, fragte er spöttisch. „Ist es schlimmer als das letzte Mal?“ „Damit werden Sie nicht durchkommen, Ashura.“, knurrte Kuro-ru mit zusammengebissenen Zähnen und richtete sich ein wenig auf. Er atmete schwer. „Wer soll mich denn aufhalten?“, gab Ashura zurück. „In zehn Minuten ist es soweit. Mein Plan hat hervorragend funktioniert. Nur leider werden Sie das nicht mehr mitbekommen.“ Kuro-mune kam mühsam wieder auf die Beine und packte Ashura am Revers seines Mantels. „Das werden wir ja sehen...“, sagte er, aber Ashura gab sich unbeeindruckt. „Ein frohes neues Jahr, Detective.“, sagte er kalt und stieß ihn grob von sich, genau in den Fluss. Ich hörte nur ein Platschen, nachdem er den keinen Hang heruntergestürzt war, sehen konnte man nichts, weil es zu dunkel war. „Komm, Fye.“ Ashura ging völlig unberührt in Richtung Firma zurück. „Sonst verpassen wir das Feuerwerk.“ Ich starrte noch eine Weile in die Schwärze, in welcher der Fluss hin und wieder aufblitze. Ich fühlte mich so unendlich leer und mein Kopf war ebenfalls wie leergefegt. „Fye.“ Ashura klang ungeduldig. Ich sah auf das Messer und drehte mich um. Es hatte doch sowieso keinen Sinn mehr. Ich würde es nicht schaffen, Ashura zu töten. Aber genauso wenig konnte ich die Waffe gegen mich richten. Ich warf ich das Messer ebenfalls in den Fluss und setzte mich in Bewegung. Wenigstens Aiko wollte ich retten. Falls es nicht schon zu spät war. Ashura hatte die Forderung leicht geändert. Das Feuerwerk ging in fünf Minuten los – stoppen konnte es nur Ashura. Er hatte einen ganzen Gebäudekomplex abgeriegelt und dort waren eine Menge Menschen. Die würden alle sterben, wenn die Regierung nicht einwilligte. Ich versuchte verzweifelt das Blut von meinen Händen zu bekommen. Mir war eiskalt, obwohl ich mich fast an dem heißen Wasser, das aus dem Hahn floss, verbrannte. Ich hatte Kurogane umgebracht. „Total ruiniert...“, meinte Ashura, der neben mich trat und musterte seinen Mantel. Der wies einen ziemlich großen Blutfleck auf. Ich schloss die Augen und stütze mich auf das Waschbecken. Mir war schlecht. Ich wurde das Bild, wie Kuro-san mich angesehen hatte, als ich ihn erstach nicht mehr los. Dieser Blick... „Beeil dich, Fye.“, sagte Ashura. „Ich bin im Büro. Komm nach, wenn du fertig bist.“ Ich nickte schweigend und hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Dann schluchzte ich auf und kurze Zeit später rannen mir die lange zurückgehaltenen Tränen das Gesicht herunter. Meine Beine gaben einfach nach und ich sank zu Boden. Dort saß ich, vergrub das Gesicht in meinen Händen und weinte. Es hatte länger als eine Minute gedauert, bis ich mich mühsam beruhigt hatte. Ich fühlte mich noch schlechter, als je zuvor. Ashura würde sauer sein, aber das war mir egal. Man würde mir wahrscheinlich ansehen, dass ich geweint hatte, aber das war mir auch egal. Mir war gerade alles egal. Ich schöpfte mir noch eine Ladung Wasser ins Gesicht und sah in den Spiegel. Mein Haar hing mir wir ins Gesicht und meine Augen waren gerötet. Ich atmete tief ein. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt. Und ich fasste einen Entschluss. Ich musste Ashura aufhalten, auch wenn ich dabei draufgehen würde. Und Aiko. Wir mussten doch das Spiel gewinnen. Dann war Kuro-sama wenigstens nicht umsonst gestorben. Ich stieß mich vom Waschbecken ab und stürmte aus dem Bad, in Richtung Büro. „Du kommst spät.“, sagte er, sah aber nicht mal auf, als ich die Tür aufstieß. Er hatte den Blick auf den Fernseher gerichtet. Dort konnte man den Konferenzraum der Regierung sehen. Alle Regierungsmitglieder waren versammelt. In zwei Minuten war Mitternacht. „Wir verhandeln nicht mit Terroristen.“, sagte gerade der Sprecher zu Ashura, der bloß süffisant grinste. „Ach was, Terrorist. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Aber gut, wenn Sie es so haben wollen, meine Herren. Dann wird es das Einkaufszentrum in einer Minute und dreißig Sekunden nicht mehr geben. Und die Leute, die dort drin sind auch nicht mehr. Was wollen sie den Hinterbliebenen sagen? ‚Wir verhandeln nicht mit Terroristen, deshalb mussten Ihre Lieben leider sterben?’“ Er unterbrach die Verbindung. „Ashura...“, fing ich an, doch er unterbrach mich. „Nicht jetzt.“ „Tu das nicht.“, fuhr ich fort. Er sah zu mir. „Ach und warum nicht?“ „Das sind unschuldige Menschen. Du kannst sie nicht einfach so umbringen!“ „Die sind mir völlig egal.“, meinte er ruhig. „Außerdem – du hast doch gerade eben auch jemanden getötet.“ Das saß. Und er hatte recht. Und dieser Jemand hatte mir etwas bedeutet, sehr viel bedeutet. Doch ich durfte nicht aufgeben. „Ja, das habe ich. Und ich bereue es zutiefst. Ich hätte das niemals tun dürfen! Ich hätte mich niemals mit dir einlassen dürfen!“, sagte ich. Auf einmal war ich wirklich wütend. „Du willst mich aufhalten?“, fragte Ashura und sah amüsiert zu mir. „Ja. Ja, ich werde dich aufhalten. Und wenn ich selbst dabei sterben würde.“ „Jetzt auf einmal?“, meinte er ungerührt. „Das hätte dir eher einfallen sollen.“ Er deutete auf die Uhr, die Zwölf schlug. Draußen schossen die ersten Raketen in den Himmel. Verdammt, und nur weil ich mich noch unnötig mit herumheulen aufgehalten hatte. Doch irgendwie wirkte Ashura unzufrieden. „Was zum...?“, fragte er. Das Telefon klingelte und er drückte auf den Annahmeknopf. „Was ist los?!“, fauchte er. „Warum steht das Einkaufzentrum noch?“ „Es gibt Problem mit der Zündung....“, meldete sich eine zittrige Stimme. „...äh. Der Punkt ist...die Software ist weg. Und die manuelle Zündung klappt auch nicht.“ „Was?!“, jetzt war Ashura wirklich aufgebracht. „Seht zu, dass ihr die verdammte Software wiederfindet!“ „Suchen Sie das hier?“ Ich wirbelte zur Tür herum und Ashura sprang sogar aus seinem Sessel auf. File 20 – Closed Nyaha. Okay. *sniff* Dieses Kapitel ist kurz (na ja immerhin 6 Seiten) aber richtig toll gemein und traurig… Und ich bin so intelligent und hör dabei auch noch Deprimusik~ TT.TT XD Tja. Jetzt hat es den armen Kuro-chan erwischt, aber dafür steht das Einkaufszentrum noch. Was mit Aiko ist, wer da in der Tür steht und was sonst noch passiert...könnt ihr im nächsten Kapitel lesen! XD *seufz* Dabei wollte ich doch eigentlich nur Zwanzig schreiben. Aber ich liebe diese FF einfach zu sehr... Und ich will nicht alles in ein Kapitel quetschen. Also. Dann auf in die nächste Runde...File 21~ Yay.^^ Hehe....ich sollte mich beeilen, weil ich das Gefühl hab, sonst tot umzufallen...*lol* >.o Kapitel 21: File 21 ------------------- File 21 Ich schwenkte die CD-Rom, auf der eine Kopie der Software war. Das Original hatte Sakura. Sie und Shaolan hatten mithilfe von einem Team des Sondereinsatzkommandos das Einkaufszentrum gestürmt und alle Mafialeute verhaftet. Außerdem hatten sie die Bombe entschärft. Dann hatten sie eine Kopie gemacht und diese Storm gegeben, der sich sofort auf den Weg zur Computerfirma gemacht hatte. „Ich hab sie.", hörte ich Storm hinter mir sagen und bald darauf stand er mit Aiko auf dem Arm neben mir. Das Mädchen schlief, aber ansonsten war es unverletzt. Hinter ihm, das zweite Team des Sondereinsatzkommandos. Ich nickte und sah dann wieder zu Ashura. „Ich sagte doch, das werden wir sehen.", meinte ich. „Ashura, Sie sind verhaftet." Das Einsatzteam umstellte Ashura und nahm ihn fest. Der hatte gerade eine Waffe ziehen und flüchten wollen. Er zeterte und wehrte sich, als sie ihn aus dem Büro schleiften, doch das brachte nichts. Storm ging seelenruhig neben ihm her und klärte ihn über seine Rechte auf. Fye hatte die ganze Zeit bloß völlig baff dagestanden, aber jetzt brach er in unverständliches Gestammel aus. „Ku...Kuro-ne? Aber…ich…du…" Er trat auf mich zu und sah mich entgeistert an. Dann verpasste er mir eine schallende Ohrfeige. „Du Idiot!! Weißt du, was für Vorwürfe ich mir gemacht habe?! Ich dachte, du wärst tot!!" Er holte noch einmal aus, doch er ließ die Hand wieder sinken. Stattdessen fiel er mir um den Hals und hängte sich schniefend an mich. „Du lebst...!" Er vergrub sein Gesicht an meiner Schulter. Ich war immer noch leicht perplex über seinen Ausbruch, doch ich legte die Arme um ihn und zog ihn an mich. „Das ist ja ne nette Begrüßung.", brummte ich. „Tut mir Leid...", nuschelte er gegen meine Schulter. „Aber...wie?", fragte er dann nach einer Weile, hob den Kopf und sah mich an. „Ich meine...woher wusstest du?" „Ich bin misstrauisch geworden. Das Einschleusen in die Mafia ging viel zu schnell.", fing ich an. „Und außerdem hat Sakura rausgefunden, dass hier, in dieser Computerfirma diese Software entwickelt wird. Eigentlich hätten wir bei dem Namen aber auch schneller drauf kommen können." Die Firma hieß nämlich ‚a rush @'. „Hier haben wir natürlich auch ein paar Leute, die uns auf dem Laufenden gehalten hatten. Hm. Na und der Juwelendiebstahl hat uns dann doch stutzig gemacht und als dann nach und nach unsere Kontakte zu unseren Informanten abbrach, haben wir vermutet, dass wir einen Maulwurf unter uns haben." „Und dann kamt ihr auf mich?", fragte er. „Nicht sofort. Ich bin erst draufgekommen, als du dich in den Computer des FBI eingehackt hast. Sakura hatte mir gesagt, dass jemand häufiger am Computer war und dort herumgestöbert hat. Meist war es dann, wenn du allein warst." Er senkte den Blick. „Da hätte ich mich wohl schlauer anstellen sollen." „Aber, dass du vorhast mich zu erstechen... damit hab ich nicht gerechnet.", meinte ich und er sah mich entschuldigend und besorgt an. „Gerade das versteh ich nicht. Das ganze Blut und...du bist in den Fluss gefallen..." „Dieser Mantel ist so dick, der ist quasi wie eine kugelsichere Weste. Das hat den Stich größtenteils gestoppt, deshalb war er nicht tödlich. Und ich bin nicht ins Wasser gefallen, das war bloß ein großer Stein. Zum Baden ist es viel zu kalt~", erklärte ich. „Storm hat mich aufgesammelt und ein Arzt hat mich auf die Schnelle behandelt. Ich muss da nur noch mal hin, wenn ich hier fertig bin." Weil wehgetan hatte die ganze Sache schon. „Es tut mir so leid. Ich wollte das alles nicht. Aber ich hatte solche Angst vor Ashura...", sagte Fye. „Jetzt kann ich den Job bei der Polizei wohl ganz vergessen, hm?" Ich seufzte. „Ich fürchte ja. Aber dank dir haben wir jetzt die nötigen Beweise, um Ashura hinter Gitter zu bringen." „Ach was... du hast doch fast alles allein gemacht. Wieso hast du dir eigentlich nicht anmerken lassen, nachdem du wusstest, dass ich eigentlich für die Mafia arbeite?" „Weil wir Ashura sonst wahrscheinlich nicht so schnell bekommen hätten.", sagte ich. „Und – ich wollte es bis zuletzt nicht wahrhaben, dass du es bist." Ich hatte mich oft gefragt, wieso gerade er. „Und jetzt? Bin ich verhaftet? Werde ich zusammen mit der Mafia angeklagt?", fragte er. „Ich weiß nicht. Aber – du willst doch sicher immer noch gegen sie aussagen, oder?" Er nickte. „Ja. Natürlich." „Sehr gut.", sagte ich und sah ihn dann an. „Gehen wir?" Er nickte. „Ah, Kuro-wan? Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr." „Hm, ja. Frohes Neues." Das war zwar schon knapp eine halbe Stunde alt, aber warum nicht. Er küsste mich kurz und löste sich dann von mir. Dann verließen wir das Büro, weil auch die Leute der Spurensicherung kamen, um Beweise sicherzustellen. Storm war nicht dabei, der stand mit Aiko in der Eingangshalle. Außerdem war Shinsai auch da. „Detective! Gute Arbeit.", sagte sie. Hatte ich mich da gerade verhört oder bekam ich schon Halluzinationen von dem Schmerzmittel, was mir der Arzt gegeben hatte? Sie sah zu Fye. „Vielen Dank für die Hilfe.", meinte sie und Fye schüttelte den Kopf. „Eigentlich habe ich gegen Sie gearbeitet." „Wir haben es so gedreht, dass es uns geholfen hat.", meinte Shinsai und schlürfte zufrieden ihren Kaffee. „Wegen dem Gerichtstermin...", fing Fye an, doch Shinsai unterbrach ihn. „Da kümmere ich mich drum." „Oh. In Ordnung.", sagte Fye. „Ähm. Und was ist mit ihr?", meldete sich Storm zu Wort und nickte mit dem Kopf zu Aiko. Ich nahm sie ihm ab. „Die kann über Nacht bei uns bleiben. Und morgen sehen wir weiter." „Vergessen Sie nicht, noch mal zum Arzt zu gehen, Detective.", sagte Shinsai und ich nickte. „Werde ich nicht." „Na ja. Auf jeden Fall, nehmen Sie sich ein paar Tage frei, Detective.", sagte sie und winkte dann. „Ich will Sie nicht vor dem zehnten im Revier sehen, klar?" „Klar.", sagte ich und sah zu Fye. „Na, fahren wir dann nach Hause?", fragte ich und er nickte. „Ja! Ich bin müde...ich könnte auf der Stelle einschlafen. Trägst du mich auch?" „Die paar Meter kannst du auch selbst laufen." „Nyaaa~" Wir traten aus der Tür. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass irgendwas fehlte. Ich wusste nur nicht, was es war... Fye sah mich mit schiefgelegtem Kopf an, als ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ, nachdem ich Aiko auf den Rücksitz verfrachtet hatte. „Was ist?", fragte er. „Du siehst so nachdenklich aus." „Hm...Irgendwas...fehlt...glaube ich." Fye hob eine Augenbraue und schien auch zu überlegen. „Find ich auch. Ich weiß nur nicht was es ist..." Kurz, bevor ich losfahren wollte, klopfte Shinsai an die Fensterscheibe. Ich ließ sie herunter. „Fast hätte ich es vergessen. Denken Sie an den Bericht!" Ich stöhnte auf und Fye grinste. „Aber klar. Das hat gefehlt!" Zuhause – in meiner eigentlichen Wohnung, nicht die in Karzer – war es doch schon viel gemütlicher. Ich legte Aiko, die schlief wie ein Stein, aufs Sofa und deckte sie zu. „Ich hol schnell Blacky ab, dann komm ich wieder.", sagte ich zu Fye, der müde nickte. Ich hatte meine Nachbarin gebeten, ihn zu füttern, weil ich ja nicht wusste, wann ich wieder da war. Hokuto steckte den Kopf zur Tür raus, als ich klingelte. Offensichtlich feierten sie. „Ah, Kurogane-san~ Frohes Neues.", meinte sie strahlend. „Sind wir zu laut?", fragte sie dann und aus dem Hintergrund hörte ich ihren Zwillingsbruder rufen: „Es tut uns sehr leid!", der dann auch an die Tür kam. „Ich habe doch gesagt, wir stören die Nachbarn..." Ich schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich meine Katze abholen." „Ah. Ich hole sie, Kurogane-san!", sagte Subaru und machte sich auf, Blacky zu suchen. Hier schien er sich ebenfalls gern aufzuhalten. Soweit ich wusste, war Subaru Tierarzthelfer. „Willst du nicht mitfeiern, ach, und Fye-san auch?" „Nein. Nicht nötig.", lehnte ich ab. „Ah. Wieder einen Fall gelöst?", fragte Hokuto, die wusste dass ich bei der Polizei arbeitete. Sie wusste sowieso irgendwie immer alles... Ich nickte. „Ja." „Oh, na dann." Sie grinste. „Aber wenn ihr später doch Lust habt, dann kommt doch einfach rüber." Ich nickte, obwohl ich wusste, dass wir wohl eher nicht kommen würde. Subaru kam mit Blacky auf dem Arm zurück. „Entschuldige, dass du so lange warten musstest. Aber er hat sich unterm Schrank versteckt." „Das macht er immer. Er mag den Krach nicht.", sagte ich und nahm meine Katze in Empfang. „Danke, fürs Aufpassen." „Klar, immer wieder gern.", meinte Hokuto. „Subaru-chan freut sich immer~" Der errötete leicht. „Ich mag Tiere sehr gern." Ich nickte. „Dann bis nächstes Mal." „Ja~ sicher!", antwortete Hokuto. „Gute Nacht~ Kurogane-san!" „Nacht." Ich wandte mich wieder in Richtung meiner Wohnung und Hokuto schloss die Tür. Als ich Blacky in der Wohnung absetzte und die Tür schloss, war es erstaunlich ruhig – zumindest in der Wohnung. Draußen wurde nämlich noch mit Feuerwerkskörpern geschossen und meine Katze suchte sich erneut ein Versteck unterm Schrank. Aiko schlief immer noch friedlich auf dem Sofa und als ich ins Schlafzimmer schaute, hatte sich Fye schon, in voller Montur auf dem Bett ausgestreckt und schlief auch. Nur der Mantel hing über dem Stuhl. Darauf waren deutlich Blutflecken zu sehen. Sylvester hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt... Aber es war ja zum Glück gut ausgegangen. Ich war auch müde, was wohl auch ein wenig vom Blutverlust herrührte, was mich wieder daran erinnerte, noch mal zum Arzt zu müssen. Aber das konnte bis später warten. Ich machte mich bettfertig und kehrte dann ins Schlafzimmer zurück, wo ich Fye erst mal vorsichtig beiseite schob, weil er doch etwas zu viel Platz beanspruchte. Eigentlich wollte ich ihn nicht wecken, doch er wachte auf. Verschlafen sah er mich an. „Oh... bin ich eingeschlafen?", fragte er und ich nickte. Er wischte sich über die Augen. „Und...Blacky wieder da?" „Ja. Rück mal ein Stück.", sagte ich. Er schaute sich kurz um. „Klar. Ich muss mich eh umziehen, so kann ich ja nicht schlafen.", meinte er und krabbelte aus dem Bett. „Bin gleich~ wieder da." „Hmhm...", meinte ich und streckte mich auf dem Bett aus. Ich war wirklich müde, auf einmal. Ich war schon halb eingeschlafen, als Fye sich neben mich unter die Decke kuschelte und seinen Kopf auf meine Schulter legte. „Schlaf schön~", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Nacht." Es dauerte nicht lang, da war ich auch schon eingeschlafen. Ich erwachte, weil mich plötzlich irgendetwas ansprang und krähte: „Aufwachen, Frühstück ist fertig!" Das Etwas war Aiko und die war gerade genau auf mich drauf gesprungen. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass Fye aufgestanden war... Langsam richtete ich mich auf und fuhr mir kurz durch das Haar. „Komm schon~", sagte Aiko ungeduldig und zog an meinem Arm. „Ja...ich komm ja schon..." Es war schon zehn Uhr. „Ah~ Kuro-tan!", begrüßte mich Fye, als ich hinter Aiko die Küche betrat. „Guten Morgen~" Er schien auch noch nicht lange wach zu sein, denn er war auch noch im Schlafanzug. „Morgen.", sagte ich. Aiko zog mich zum Tisch. „Hab ich irgendwas verpasst?", fragte ich. Warum waren die beiden denn so aufgedreht? „Ja~ ihr bringt mich doch heute nach Hause." „Ach – tun wir das?" Das war mir was ganz Neues und ich sah zu Fye, der grinste. „Na ja...ich dachte.. Da du jetzt Urlaub hast, können wir auch wegfahren und..." „Du weißt was passiert ist, als wir das letzte Mal weggefahren sind.", unterbrach ich ihn. Er nickte. „Ja, schon! Aber Aiko hat uns doch eingeladen!" „Ja! Du hast gesagt, wenn wir gewonnen haben, dann bringt ihr mich nach Hause!" Ja das hatte ich gesagt. Aber doch nicht gleich am Neujahrstag. „Ich muss noch zum Arzt.", sagte ich. „Dann danach.", beharrte Aiko. „Du hast es versprochen." Fye sah mich an. „Ach komm schon. Das wird sicher toll!" Solche Hundeblicke müssten verboten werden – und dann gleich zwei davon... Ich seufzte. „Na gut. Dann fahren wir eben." „Juhu!", rief Aiko und strahlte Fye an, der breit grinste. „Aber erst wird gefrühstückt, dann muss Kuro-ta noch zum Arzt und packen müssen wir auch noch.", erklärte er. Aiko nickte. „Ja...oh...wo ist eigentlich mein Koffer?" „Hm...den wird wohl einer deiner Aufpasser haben...", meinte ich und ließ mich am Tisch nieder, der schon gedeckt war. „Ah~ na dann." Während wir frühstückten, erzählte sie uns so ziemlich alles über ihre Eltern und ihr Haus. Wir würden sie zurück zu ihren Eltern, die noch immer in Kur waren, fahren – mit dem Zug. Denn mit dem Auto wäre es zu weit, weil Fye würde ich nicht fahren lassen. Danach zog ich mich an und ging zum Arzt, während Fye und Aiko sich um das Packen und die Zugtickets kümmern wollten. Carson Beckett war sehr nett und lächelte eigentlich immer leicht, nur war das nicht unbedingt ein Berufslächeln, sondern ernst gemeint. Er war Schotte – was man an seinem Akzent sehr gut hören konnte und seine Fachkompetenz war wirklich hervorragend. Ich kannte ihn schon länger, seit meiner Schulzeit auf der Mittelschule, und zu einem anderen Arzt ging ich eigentlich auch nicht mehr. Ich ging sowieso nur zum Arzt, wenn es unbedingt nötig war. Auch heute schien Beckett erfreut zu sein, dass ich da war. Warten musste ich zum Glück nicht, da seine Praxis gerade nicht besucht war. Was immer unterschiedlich war – manchmal war es brechend voll, meistens wenn man es eilig hatte. Beckett verstand sich auf Allgemeinmedizin und Chirurgie. Er hatte schon immer Arzt werden wollen – so wie ich Polizist. „Ah, Kurogane, lange nicht gesehen.", begrüßte er mich. „Wir geht's denn?" „Na ja. Abgesehen, dass ich gestern knapp vor Mitternacht fast erstochen worden bin, ganz gut.", meinte ich. „Erstochen? Oh je. Jetzt weiß ich, warum ich Arzt geworden bin." Er hatte Gefahren nie gemocht. Obwohl Arzt ja auch nicht unbedingt ein ungefährlicher Job war. „Fast. Deshalb bin ich hier." „Na, dann zeig doch mal her." Etwa eine halbe Stunde, einen frischen Verband und noch mehr Schmerzmittel intus später, verabschiedete ich mich von Beckett. Die Wunde hatte genäht werden müssen, aber eine örtliche Betäubung hatte gereicht. Carson hatte ungläubig den Kopf geschüttelt und irgendwas vor sich hingemurmelt. Dann hatte er mir gesagt, dass es gut verheilen würde und nur noch die Fäden gezogen werden müssten, in zirka zwei oder drei Wochen. Als ich nach Hause kam, stolperte ich fast über die Koffer, die im Flur standen, aber Fye und Aiko waren nirgends zu sehen. Fye hatte mir einen Zettel an den Kühlschrank gepappt. „Sind schnell die Zugtickets abholen.", stand in seiner fein geschwungenen Handschrift darauf. Außerdem: „Falls du über die Koffer gefallen bist, tut es uns Leid, dein Flur ist zu eng." Ich seufzte. Ich konnte mir sein Grinsen, dass er auf dem Gesicht gehabt hatte, als er das schrieb genau vor mir sehen. Ich hatte das Gefühl, dass er die sowieso mit Absicht dahingestellt hatte, um mich zu ärgern. Im Wohnzimmer war schließlich genug Platz... Dort ließ ich mich dann auch am Schreibtisch nieder und fing mit dem Bericht an. Je eher ich den fertig hatte, desto schneller konnte ich ihn vergessen. Dann hörte ich den Wohnungsschlüssel – Fye hatte mittlerweile auch einen – im Schloss, dann eine Weile ihre Stimmen und Geraschel im Flur und gleich darauf spürte ich Fyes Hände auf meinen Schultern. „Da sind wir wieder!", verkündete er und Aiko setzte sich kurzerhand auf den Schreibtisch. „Wir haben dir was mitgebracht." „Eine Überraschung." Fye beugte mich zu meinem Ohr und flüsterte: „Ich hab Aiko adoptiert." „Du hast was...?!", fragte ich perplex und er kicherte. „Nein, natürlich nicht. Das war ein Spaß." Ich hob den Blick. „Ach...?", fragte ich, da hielt mir Aiko auch schon eine kleine Tüte mit kleinen schwarzen Bonbons entgegen. „Was ist das?", wollte ich wissen. „Lakritz, Kuro-chan~", flötete Fye vergnügt. „Genauso schwarz wie du, bestimmt magst du es." Ich sah die Bonbons etwas misstrauisch an, während Aiko ein paar aus der Tüte friemelte und mir dann hinhielt. „Probier mal!" „Aber..." Ich wollte gerade damit anfangen, zu protestieren, dass ich doch keinen Süßkram mochte, doch Fye kniff mir in den Nacken. „Ach, Kuro-ta, jetzt stell dich nicht so an." Also probierte ich die Bonbons dann doch. Den Beiden konnte man eben nichts abschlagen... Aber ich stellte fest, dass Lakritz gar nich mal so schlecht schmeckte – auch wenn wohl trotzdem unglaublich viel Zucker drin war. Anscheinend bemerkten Fye und Aiko, dass ich nicht ganz abgeneigt war, denn sie strahlten und Fye drückte kurz meine Schultern. „Das war eine tolle Idee, Aiko-chan!", sagte Fye und das Mädchen nickte fröhlich. „Was ist mit den Tickets?", fragte ich. „Wir können jederzeit los, Kuro-chan." Ich hätte Blacky bei den Nachbarn lassen können... Die würden aber wohl noch schlafen, oder zur Arbeit gefahren sein, wenn sie nicht auch Urlaub hatten. Ich würde ihnen einfach einen Zettel schreiben, dann würden sie sich Blacky irgendwann schnappen, wenn er mal vorbeikam. Das machte ich öfter so. „Aber erst hab ich Hunger!", verkündete Aiko und schnappte sich auch ein Bonbon, bevor sie mir die Tüte in die Hand drückte und vom Schreibtisch hüpfte. „Hm. Was haltet ihr von einer schönen warmen Suppe?", fragte Fye. „Au ja! Mit gaaaaanz vielen Nudeln!" Fye lehnte sich zu mir vor. „Na, Schwärzli, was sagst du dazu?" „Kling gut.", antwortete ich. „Gut~ dann deck mal den Tisch!" Er grinste und tätschelte meinen Kopf, bevor er sich in Richtung Tür umwandte. Aiko folgte ihm auf dem Fuß und ich erhob mich, nachdem ich den Laptop zugeklappt hatte. Nachdem wir gekocht, gegessen, den Tisch abgeräumt und den Abwasch gemacht hatten, machten wir uns fertig, um zum Bahnhof zu fahren. Aiko war schon völlig aufgeregt und sprang durch die Gegend. Ich dachte gerade noch daran, Hokuto einen Zettel an die Tür zu kleben. Fye hatte es dann auch geschafft, Aiko warm mit Schal, Mütze, ihrem dicken Mantel und Handschuhen einzupacken und stand selbst in seinem Mantel und Handschuhen da. Ihm schien Kälte nicht wirklich etwas auszumachen. Ich schlüpfte ebenfalls in meinen Mantel, suchte Autoschlüssel und mein Portemonnaie. Fye machte die Tür auf und schob Aiko hinaus. „Wir gehen schon mal vor, sonst passen die ganzen Koffer ja gar nicht mehr in den Fahrstuhl.", meinte er grinsend. „Außerdem ist das Taxi glaube ich da!" „Hey, nimm deinen Koffer gefälligst selbst!!", sagte ich, doch natürlich ignorierte er das und sah mich bloß treuherzig an. Immer dasselbe... Murrend nahm ich also wieder das gesamte Gepäck, wobei ich mich fragte, ob wir nur eine Woche verreisen oder gleich ausziehen wollten. Ich packte die Koffer in das Taxi, das wir gerufen hatten, weil ich meinen BMW nicht am Bahnhof stehen lassen wollte und Bus oder U-Bahn zu kompliziert waren, wenn man großes Gepäck dabei hatte. Dann ließ ich mich zu Fye und Aiko auf die Rückbank nieder. Am Bahnhof mussten wir eine halbe Stunde auf den ICE warten, der uns nach Beretin bringen würde. Wir würden erst morgen Mittag dort ankommen, aber umsteigen mussten wir nicht. Während Aiko ein Abteil suchte, ich die Koffer trug und Fye so nett gewesen war, wenigstens eine Reisetasche zu tragen, fuhr der Zug dann auch schon los, sodass sich Fye kurz an mir festhielt, weil er durch den Ruck aus dem Gleichgewicht gekommen war und mir die Tasche fast auf den Fuß fallen ließ. Er grinste mich entschuldigend an und wollte sich wieder von mir lösen, doch ich hielt ihn fest. „Sag mal, wieso wolltest du mich erstechen, hm?", fragte ich und er sah mich kurz erschreckt an. Ich war ihm deswegen nicht unbedingt böse, aber es interessierte mich nun doch. „Na ja...ich..." Er senkte den Blick, es war offensichtlich, dass er sich damit schon die gane Zeit auseinander setzte und es bereute. „Ich wollte nicht, dass womöglich Ashura das tut oder schlimmeres..." Er strich über die Stelle, wo er mich verletzt hatte. „Ich wollte dir ersparen, dass du womöglich noch weiter leiden müsstest. Verhaften hättest du Ashura ohnehin nicht gekonnt und mit uns...das wäre auch nicht mehr gegangen.", murmelte er. „Aber glaub mir! Ich hätte es nie getan, wenn wir Ashura nicht begegnet wären. Und ich finde es wirklich unglaublich, dass du mich noch bei dir haben willst." Ich strich ihm über die Wange. Irgendwie konnte ich seine Argumente nachvollziehen. „Ich habe doch gesehen, dass du das nicht wirklich gewollt hast.", sagte ich. „Und es ist ja zum Glück nichts passiert." „Aber ich hätte dich...", fing er an, doch jetzt stoppte ich in, indem ich ihn einen Finger auf die Lippen legte. „Es ist nun mal passiert und daran lässt sich auch nichts mehr ändern. Ich bin dir nicht böse, also mach dir darüber keine Gedanken mehr, hm?", sagte ich. Diese Einstellung war zwar etwas riskant, aber wenn dies ewig zwischen uns stand, wäre das sicher nicht gut. Er sah mich überrascht an, dann lächelte er leicht und nickte. „Aber tu das trotzdem nie wieder, ja?", fügte ich hinzu. „Versprochen!", sagte er. Ich beugte mich herunter, um ihn zu küssen. „Wo bleibt ihr denn?!", fragte Aiko und kam den Gang heruntergelaufen. „Ich hab was gefunden! Da hinten ist noch was frei." Sie zupfte uns am Mantel und zog daran. „Wir~ kommen ja schon!", sagte Fye und hob die Tasche wieder auf. „Also...dann zeig uns doch mal, was du gefunden hast, Aiko-chan!" Aiko strahlte und tappte wieder los. Fye grinste mich an. „Was meinst du Kuro-rin~, sollten wir sie nicht doch adoptieren?" „Red keinen Unsinn.", brummte ich zurück und er zog einen Schmollmund, bevor er dann wieder grinste und Aiko folgte. „Komm schon Kuro-ne! Du blockierst mit den Koffern den Gang!", flötete er und brachte sich dann lachend in Sicherheit, weil er sonst einen Koffer gegen die Beine bekommen hätte, weil ich schon direkt hinter ihm stand. Die Plätze, die Aiko gefunden hatte, waren knapp vor dem Bord-Restaurant in der Mitte des Zuges. Das Mädchen klebte fast die ganze Zeit über am Fenster, während ich am Bericht weitertippte – denn praktischerweise konnte man hier auch einen Laptop anschließen. Fye hatte sich neben mich gepflanzt und war in ein Buch vertieft. Doch irgendwann schien es Aiko zu langweilen, einfach aus dem Fenster zu gucken. Dann sie beugte sich über den Tisch und versuchte auf meinen Laptop zu schielen. „Kann ich mitspielen?", fragte sie. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu. „Das ist kein Spiel." Eigentlich hatte der Laptop, außer den schon im System integrierten Spiele, keinerlei Software dieser Art. Eben, weil es ein Arbeitsgerät war. „Was machst du denn?", fragte sie weiter. „Arbeiten. Ich schreibe den Bericht vom letzten Fall." „Also doch ein Spiel.", stellte sie fest. „Nein, kein Spiel." „Aber es war doch auch ein Spiel, gestern." Ich seufzte. Nicht wirklich, aber sie davon abzubringen, dauerte sicher. „Mir ist langweilig~", fing sie jetzt an zu quengeln und zupfte an meinem Ärmel. „Spiel was mit mir, Kuro-chan!!", verlangte sie. Ich hielt mit dem Schreiben inne. „Jetzt nicht. Hier kann man nichts spielen.", sagte ich. „Ich hab Durst~", kam es daraufhin. „Trink was." „Hab nichts." Ich kramte in meiner Tasche und drückte ihr ein paar Münzen in die Hand. „Dann geh ins Restaurant und hol dir was..." „Ich will aber nicht alleine gehen~", nörgelte sie. Ich sah zu Fye, der sehr darauf konzentriert war, so zu tun, als ob er lesen würde. Als ich ihn ansah, hob er den Blick und grinste. „Ne, ne, Kuro-ta~ sie hat dich gefragt! Also gehst du!", sagte er. Blieb mir wohl nichts anderes übrig. Also erhob ich mich und Fye zog die Beine ein, damit ich vorbeikam. Aiko rutschte auch erfreut von ihrem Sitz. Dass kleine Kinder auch immer alles bekommen wollten. Und im Nerven waren sie ja leider auch wahre Meister. „Was willst du denn trinken?", fragte ich, als wir durch das Restaurant gingen, das kaum besetzt war. „Limo!", kam es wie aus der Pistole geschossen. „Davon bekommt man bloß noch mehr Durst.", stellte ich fest. „Ich will aber Limo!", sagte sie laut und einige Leute schauten zu uns rüber. „Mach hier keinen Aufstand...", murrte ich. „Dann kriegst du eben Limo...Aber sagt später bloß nicht, dass du noch mehr Durst hast." Also kaufte ich ihr eine Flasche Limonade, die sie dann auch glücklich zurück zu unseren Plätzen trug. Dann herrschte eine Weile Ruhe, weil sie mit ihrem Getränk beschäftigt war. Fye grinste mich über den Buchrand hinweg an. „Du gibst einen richtig~ tollen Vater ab, weißt du das?", flötete er und lachte leise. „Ach ja?", fragte ich genervt. Dann wäre die Erziehung bei ihr anders gelaufen... Fye nickte. „Oder gefällt dir ‚Onkel~ Kuro' besser?" Ich zog verärgert die Augenbrauen zusammen und er verschwand mit einem leisem Kichern wieder hinter seinem Buch. Aber grinsen tat er immer noch. Ich konzentrierte mich wieder auf den Bericht. Sonst bekam ich den sicher nie fertig. Und wenn ich dann erst mal wieder im Dienst war, würde ich mit den Dingern sicher überhäuft – wie immer eben. „Ich will Kekse." Ich seufzte. „Fye...haben wir welche?" „Nein, Onkel Kuro.", summte er vergnügt. „Dann gibt's auch keine.", sagte ich zu Aiko, die mich völlig entgeistert ansah. „Ich will aber Kekse!", nörgelte sie jetzt. „Es gibt aber keine!", knurrte ich leise. Jetzt war ich wirklich genervt. Aiko sah mich vorwurfsvoll an und sah dann zu Fye. „Fye-chaaan! Kuro-ne ist gemein zu mir!", quengelte sie weinerlich. Fye hob wieder den Blick über die Buchkante und bedachte mich auch mit einem tadelnden Blick. „Sei doch so nett, Kuro-wanwan!" „Hol du ihr doch Kekse.", meinte ich angesäuert zurück. „Ich versuch mich hier zu konzentrieren." Ich fing an, mein Versprechen, sie zurück zu bringen, zu bereuen. „Na schön. Aiko-chan, was möchtest du denn für Kekse?", fragte Fye freundlich. „Schokoladenkekse, bitte." „Wenn die hier Schokoladenkekse haben, dann bring ich dir welche mit.", meinte Fye und stand auf. „Vielen Dank, Fye-chan!" Ja, wenn sie wollte konnte sie auch ganz lieb sein – Kinder... „Willst du auch was, Kuro-san?", fragte er, aber ich schüttelte den Kopf. Nach einer Weile kam Fye wieder und hatte tatsächlich Schokoladenkekse dabei. Er ließ sich wieder neben mich fallen und legte die Packung Kekse auf den Tisch. „Aiko-chan? Lass Kuro-ne bitte in Ruhe zuende arbeiten, ja?", sagte er und strich mir über den Arm. „Neh, Kuro-ta, dann hast du bestimmt wieder bessere Laune.", schnurrte er. „Also, Aiko-chan ärger ihn bitte nicht!" Aiko nickte. „Na gut!" Munter fing sie an, die Kekse zu mampfen. Ich warf Fye einen überraschten Seitenblick zu. Er strahlte zurück. „Wär doch schade, wenn du Falten kriegst.", flötete er dann. Ich hob bloß eine Augenbraue und wandte mich wieder dem Laptop zu und er kicherte. Draußen war es inzwischen wieder dunkel – auch wenn es heute eigentlich noch nicht unbedingt hell gewesen war – und ich hatte es endlich geschafft den Bericht zuende geschrieben. Fye hatte irgendwann ein Kartenspiel hervor gezaubert und hatte Aiko beschäftigt. Ich klappte den Laptop zu, wischte mir ein wenig müde über die Augen und massierte mir mit der anderen Hand kurz den Nacken. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es schon 18 Uhr war. „Ah, Kuro-ta! Willst du mitspielen?", fragte Fye mich. „Au ja! Spiel doch mit uns Mau-Mau!", nickte Aiko auch begeistert. Ich packte den Laptop weg. Fye hatte mir schon Karten ausgeteilt, also spielte ich eben mit. Wir spielten fast eine Stunde, dann verkündete Fye, dass er Hunger hatte und es Zeit fürs Abendessen war. „Also~ gehen wir in den Speisewaggon?", schlug er vor und Aiko nickte begeistert. Aiko sprang auf. „Au ja!" Ich nickte. „Ja, warum nicht?" Also gingen wir ins Bord-Restaurant. Das war jetzt voller als vor ein paar Stunden, offensichtlich hatten viele im Zug dieselbe Idee gehabt wie wir. Wir schnappten uns den letzten Tisch, nachdem wir uns etwas zu Essen geholt hatten. „Zugfahren ist toll!", stellte Aiko fest, nachdem wir saßen. „Vor allem mit euch!" Dann machte sie sich über ihre Spagetti her und auch ich fing an zu essen. „Jetzt hast du überall Tomatensoße, Aiko-chan!", sagte Fye, als wir fertig waren und reichte ihr eine Servierte, was nur dazu führte, dass sie die Soße bloß noch weiter in ihrem Gesicht verteilte. Fye lachte. „Geh dich lieber waschen, Aiko-chan!", sagte er und Aiko nickte. „Sollen wir hier warten oder findest du uns wieder?" „Ich find euch schon!", meinte sie und flitzte davon. „Meinst du wirklich, dass wir sie hier allein rumlaufen lassen können?", fragte ich skeptisch und legte das Besteck auf meinen leeren Teller. „Ach was! Das ist doch nicht weit. Das schafft sie auch allein.", meinte Fye und wedelte leicht mit der Hand. „Na, wenn du meinst." Jetzt war es eh zu spät, mitzugehen, weil sie schon weg war. Also räumten wir unsere Tabletts in die Ablage und kehrten zu unseren Plätzen zurück. „Das dauert zu lange.", stellte ich fest, als sie nach zehn Minuten immer noch nicht wieder da war. Fye nickte. „Ja... hm. Ob ihr was passiert ist?" „Wir sollten lieber nachsehen.", antwortete ich und Fye stand auf. „Ja, du hast recht!" Ich zeigt in Fahrtrichtung. „Such du da und ich geh in die andere Richtung." Also machten wir uns auf die Suche. So schnell konnte niemand in einem Zug verloren gehen – und gehalten hatten wir bisher ja auch nicht. „Hast du sie gefunden, Kuro-ta?", fragte Fye, als wir uns in der Mitte wiedertrafen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass du sie findest." Ich hatte wirklich alles durchsucht. Aber Aiko hatte ich nicht gefunden. „Wo kann sie denn bloß sein?" „Verdammt." Wir konnten wirklich nicht in den Urlaub fahren, ohne dass irgendetwas passierte... „Wir müssen sie wiederfinden!" File 21 – Closed So. File 21 ist auch fertig. Ich hoffe es ist nicht zu langatmig, an manchen Stellen hatte ich das Gefühl~ na ja. Okay. Kuro-run ist wieder da, jetzt ist Aiko weg. Wohin sie wohl ist, was passiert ist, ob die beiden sie überhaupt wiederfinden... alles in File 22!! Kapitel 22: File 22 ------------------- File 22 Noch einmal durchstreiften wir den Zug von vorne bis hinten – Aiko blieb verschwunden. „Das gibt’s doch nicht.“, meinte ich. „Sie kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen...“ Dies war ein Schnellzug. Und viele Verstecke gab es hier nicht. Ich hatte einige Leute gefragt, doch die hatten Aiko nicht gesehen. „Das ist merkwürdig, äußerst merkwürdig!“, stimmte Fye zu. „Ich hab auch ein paar Leute gefragt – niemand hat sie gesehen, zumindest nicht, nachdem sie im Speisewaggon war...“ „Wo kann sie denn sein?“ „Sollten wir den Zug anhalten lassen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Falls sie irgendwer eventuell entführt hat, machen wir ihm das nur noch leichter...“ „Entführt?! Aber Kuro-ta...“ „Sie ist die Tochter des Bürgermeisters... Vielleicht hat sie jemand erkannt...“ „Hm. Meinst du wirklich?“ „Ausschließen würde ich es nicht.“ „Dann müssen wir wohl jeden Einzelnen im Zug fragen.“, schlug Fye vor. Ich hob eine Augenbraue. „Da stehen wir hier ja bis übermorgen. Nein... das dauert viel zu lange. Bald kommt ein Bahnhof und wenn sie tatsächlich entführt wurde, dann werden wir noch mehr Probleme bekommen, sie zu finden.“ „Dann sollten wir uns beeilen.“, meinte Fye und nickte. „Aber...wir haben den Zug schon zweimal durchgekämmt.“ „Sie ist auf jeden Fall nicht an uns vorbei gekommen. Eigentlich könnten wir den vorderen Teil des Zuges ausschließen.“, meinte ich. Aber soweit war es nicht vom Restaurant zur Toilette. Eigentlich nur den Gang herunter. Und deshalb wunderte ich mich, dass Aiko so plötzlich verschwunden war. Noch unwahrscheinlicher hielt ich es, dass sie sich eventuell verlaufen hatte. Denn in einem Zug ging das einfach nicht. „Fye-chan! Kuro-san!” Fye wirbelte herum. „Aiko-chan! Da bist du ja!“ „Wo warst du?“, fragte ich. „Ich hab mich ein bisschen umgeschaut! Und dann hab ich euch nicht gefunden... Tut mir Leid.“ „Na ja. Jetzt bist du ja wieder da.“, sagte Fye erleichtert. „Du siehst müde aus, Aiko-chan.“ Sie nickte. „Ja, ein bisschen.“ Es war ja auch schon 21 Uhr und sie war ja gestern Nacht recht spät schlafen gegangen. Dass die Zeit so schnell vorbeiging... Langsam gingen wir zu unseren Plätzen zurück. „So, aber nicht wieder weglaufen.“, sagte ich und Aiko nickte. „Nein. Aber ich bin ja nicht weggelaufen...“ „Aber du hast uns nicht gesagt, wo du hinwolltest.“, mischte sich Fye ein und war damit mal auf meiner Seite. Aiko sah kurz schmollend drein. „Ich hab euch ja nicht gefunden...das nächste Mal sag ich Bescheid.“ „Ah, ist sie nicht vernünftig~“, meinte Fye schnurrend zu mir und Aiko grinste. „Spielen wir weiter Karten?“ Also spielten wir noch eine Weile, bis Aiko sich schließlich auf den zwei Sitzen ausstreckte und einschlief. Fye drehte sich mit dem Rücken zu mir, schwang die Beine über die Armlehne am Gang und ließ sie baumeln, bevor er sich an mir anlehnte. „Nya. Ich mag Zugfahren.“, sagte er. „Das ist gemütlich.“ „Warum fahren wir eigentlich Zug? Wir hätten auch fliegen können...“, fragte ich und setzte mich ein wenig bequemer hin und Fyes Kopf verlagerte sich von meinem Schulterknochen an meine Brust. „Aiko-chan verträgt Fliegen nicht. Ich hab sie das schon gefragt.“, meinte er. „Und ich mag Fliegen auch nicht unbedingt. Aber – zurück können wir ja ein Flugzeug nehmen, das geht schneller.“ „Ja.“ Ich hatte nichts gegen das Fliegen. Ich war erst einmal geflogen und das war länger her, aber mir war weder übel geworden noch hatte ich Flugangst oder so etwas bekommen. „Was meinst du, wie lange können wir bleiben?“, fragte Fye und wechselte die Position, in dem er sich auf seinem Sitz zusammenrollte und sich mit seinem Oberkörper noch mehr an mich kuschelte, sodass er jetzt halb auf meinem Schoss lag. „Ich weiß nicht. Ein paar Tage sicher. Aber zum Zehnten müssen wir wieder zuhause sein.“, meinte ich. „Hm. Hoffen wir, dass uns Shinsai nicht vorher zurück ruft, wegen dem Gerichtstermin.“ Jetzt klang er wieder ernster. „Kuro-ta... ich... irgendwie habe ich Angst gegen Ashura auszusagen.“, sagte er. „Das brauchst du nicht. Er wird dir nichts tun können, das schaffst du schon.“ Er seufzte. „Wenn du meinst~“ Er schwieg eine Weile. „Was machst du denn jetzt? Ich meine, jetzt hast du wieder keinen Partner mehr...“ Fye sah zu mir hoch. „Na ja. Ich hab ein paar Jahre auch ohne Partner gearbeitet...“ „Shinsai wird nicht begeistert sein.“ „Das ist sie nie.“ „Stimmt.“ Er kicherte leise. „Naah~ reden wir über was anderes, schließlich hast du Urlaub.“ „Hm. Und über was?“ „Weiß nicht. Vielleicht über das Treffen morgen? Ich bin schon gespannt. Vom Bürgermeister hab ich schon viel gehört – und jetzt lernen wir ihn und seine Frau sogar persönlich kennen!“, plapperte er los. Und immer so weiter. Ich hörte ihm einfach geduldig zu, gab hin und wieder meinen Kommentar ab. Alles in allem eine Unterhaltung wie immer... „Die Fahrkarten, bitte.“ Ich hatte vor mich hingedöst, nachdem Fye eingeschlafen war. Warum kam der Schaffner denn jetzt erst? Ach so. Wahrscheinlich waren wir am Bahnhof vorbei... Meine Fahrkarte fischte ich aus der Hemdtasche. Aiko hatte ihre im Mantel, soweit ich wusste. Tatsächlich, ich fand sie. Ich bemühte mich, mich so wenig zu wenig zu bewegen, um Fye nicht zu wecken. Der Schaffner wartete geduldig. Ich reichte ihm schon mal meinen und Aikos Fahrschein. Wo hatte Fye denn seinen? In seinem Mantel fand ich ihn nicht. In seiner Hemdtasche war er auch nicht. Kurzerhand schob ich meine Hand in seine Hosentaschen. Dort wurde ich dann auch fündig. Fye seufzte leise und bewegte sich ein wenig, schlief aber weiter. Der Schaffner grinste ein wenig schief und gab mir die drei Karten wieder. „Vielen Dank, eine angenehme Reise wünsche ich. Und entschuldigen sie die Störung.“ Damit verschwand er dann den Gang hinunter, in Fahrtrichtung, ins nächste Abteil. Ich steckte alle drei Fahrscheine in meine Tasche und sah auf die Uhr. Fast Zwölf. Ich sah eine Weile aus dem Fenster. Der Schnee setzte sich klar in der Dunkelheit ab und es sah aus, als gäbe es draußen nur eine schwarze und darunter eine weiße Fläche mit einigen verwaschenen Flecken darin. Das leise, aber stetige und gleichmäßige Rattern des Zuges machte mich ein wenig müde und ich döste auch wieder ein. „Verehrte Fahrgäste, wir erreichen in wenigen Minuten planmäßig den Hauptbahnhof in Beretin. Für Ihre Anschlussmöglichkeiten achten Sie bitte auf die Durchsagen auf dem Bahnsteig. Bitte steigen Sie alle aus, der Zug endet hier.“, erklang eine Durchsage. Aiko hibbelte schon seit wir gefrühstückt hatten auf ihrem Platz herum. „Bald sind wir da!!“, rief sie begeistert. Fye grinste. Er hatte mich heute morgen geweckt, als er aufgestanden war, um Frühstück zu besorgen. Aiko erst, nachdem das Frühstück da war. „Hm. Was ich merkwürdig finde, es war gar kein Kontrolleur da...“, meinte er. Ich sah zu ihm. „Doch. Da habt ihr aber schon geschlafen...“ Fye hob eine Augenbraue. „Na, na... bist du denn gut an meinen Fahrschein gekommen?“, fragte er dann grinsend und legte eine Hand auf die entsprechende Gesäßtasche. Ich zog seine und Aikos Karten aus meiner Tasche und reichte ihm seine. „Klar.“, sagte ich und er grinste noch breiter. „Schäm dich, Kuro-ne! Mich einfach im Schlaf anzu-...“ Weiter kam er nicht, denn der Zug wurde langsamer und ruckte um eine Kurve. Darauf war er nicht gefasst und er kippte nach vorne, genau auf mich. Seine eine Hand landete auf meinem Oberschenkel und die andere ein wenig weiter mittig. „...grapschen...“, beendete er den Satz und grinste mich wieder an. „Aber jetzt sind wir ja quitt, neh?“ Er richtete sich wieder auf, bevor das dann doch zu augenscheinlich wurde. „Juhu!“, rief Aiko. „Wir sind da!“ „Dann zieh dich schön warm an, Aiko-chan!“, sagte Fye und streckte mir meinen Schal entgegen. „Und du auch~“ Der Zug rumpelte in den Bahnhof ein und hielt dann. Ich hatte inzwischen das Gepäck aus der Ablage gewuchtet und die Tasche Fye in die Hand gedrückt. Aiko wollte losflitzen, doch Fye hielt sie zurück. „He, nicht so schnell, Aiko-chan! Sonst gehst du wieder verloren.“ Kaum eine Minute später standen wir am Bahnsteig. Dieser Bahnhof war sogar noch etwas größer als der in Abaton. Und es war voll hier... „Gut. Nehmen wir ein Taxi.“, meinte ich. „Weißt du die Adresse?“, fragte ich an Aiko gewandt. „Nein. Aber...wir können anrufen, dann holt uns unser Chauffeur ab!“ „Ein Chauffeur? Hyuu!“, sagte Fye bewundernd. „Klingt besser als Taxi, was meinst du, Kuro-rin?“ „Mir soll’s egal sein.“ Also telefonierte Aiko mit dem Chauffeur. „Er kommt gleich, dauert eine halbe Stunde.“, verkündete sie, nachdem sie aufgelegt hatte. „Theo ist total nett!“, redete sie weiter. „Und das Auto ist totaaal~ gemütlich!“ Und so erfuhren wir dann alles über Theo, während wir Richtung Ausgang gingen, wo wir auf Besagten warteten. Knapp eine halbe Stunde später fuhr ein silberner Chrysler vor und ein braunhaariger, schlanker junger Mann mit Brille und im schicken Anzug stieg aus. „Theo!“ Aiko flitzte auf ihn zu. „Aiko-chan!“, erwiderte er freundlich lächelnd und wuschelte ihr durch die Haare. „Hattest du eine gute Reise?“ „Oh ja! Kuro-san und Fye-chan haben gut auf mich aufgepasst!“, sagte sie. „Ja, das sieht man!“, stellte er fest und nickte uns zu. „Sie werden schon erwartet! Mein Name ist Theodor Sinnis, aber alle nennen mich Theo.“ „Ah, du hast also Mama und Papa schon Bescheid gesagt?“ „Oh ja. Und sie haben natürlich nichts dagegen. Allerdings gibt es morgen eine nachträgliche Neujahrsfeier, deshalb konnten sie auch nicht selbst kommen, weil sie zu tun haben.“ „Och, das ist nicht so schlimm!“, winkte Aiko ab, aber irgendwie klang es doch traurig. „Soll ich Ihnen das Gepäck abnehmen?“, fragte Theo, aber ich schüttelte den Kopf. „Nein, das geht schon.“ Er öffnete den Kofferraum und Fye stellte die Tasche hinein und ich die Koffer. Dann schob uns Aiko zu den Türen. Theo schloss gemächlich die Heckklappe und hielt dann die Tür auf. „Danke, Theo!“, sagte Aiko und rutschte auf den Rücksitz. Dann klopfte sie neben sich. „Kommt schon, sonst wird es noch kalt~“ „Ja, natürlich...“, meinte Fye, und zog mich am Ärmel mit.“ Ich hatte meinen Mantel gerade ins Innere des Wagens gezogen, da schlug auch die Tür zu und keine zwei Sekunden später fuhr Theo los. Er hatte einen halsbrecherischen Fahrstil! Dabei sah er so besonnen aus... Aiko schien das nichts auszumachen und Fye auch nicht unbedingt – nachdem man sich daran gewöhnt hatte ging es dann aber auch. Das Hotel war groß. Es ragte in der Nähe des Strandes – der jetzt natürlich im Schnee versunken war und das Meer nicht blau sondern eher grau aussah – inmitten kleinerer Häuser auf. Der Wind vom Meer pfiff um die Häuserecken und machte die Gegend hier kälter als sowieso schon. Warum machten sie denn gerade hier eine Kur zur Erholung? Im Sommer war es hier sicherlich schön, aber im Winter? „Ich parke schnell den Wagen, dann komme ich nach. Aiko-chan, du kannst ja schon hochgehen!“, sagte Theo und ging zum Wagen zurück. „Ja, bis gleich!“ Aiko winkte und zog uns dann durch die Eingangstür in die Empfangshalle, wo es gleich viel wärmer war. Aiko tappte zur Rezeption. „Ah, die kleine Aiko!“, zwitscherte die Empfangsdame. „Ich bin nicht klein!“, protestierte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen um über den Tresen gucken zu können. „Sind meine Eltern da?“, fragte sie und die Rezeptionistin nickte. „Ja. Sie müssten hier irgendwo sein.“ Dann sah sie zu uns. „Was kann ich für Sie tun?“ „Oh~“, fing Fye an, doch Aiko meinte: „Sie sind meine Gäste. Allerdings brauchen sie noch ein Zimmer.“ Die Empfangsdame lächelte. „Okay, ich nehme an, die selbe Etage?“ „Ja, bitte.“ „Na, dann. Zimmer 204 und 205 wären noch frei.“ Sie reichte Aiko die Schlüssel. „Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.“ „Aiko-chan, so was machst du öfter, hm?“, fragte Fye, während wir mit dem Lift in den dritten Stock fuhren. „Ich hab’s bei Mama und Papa abgeschaut.“, meinte sie, auch ein klein wenig stolz. Es schienen nicht viele Gäste hier zu sein – kein Wunder, Hauptsaison war jetzt ja nicht gerade. Wahrscheinlich waren sie deshalb hier, dann war weniger Rummel. Zimmer 204 und 205 lagen direkt nebeneinander und waren durch eine Tür miteinander verbunden, wie in Tokitas Villa. Wir räumten unser Gepäck ein und Aiko half uns begeistert dabei. Als wir fertig war, sagte sie: „Ich suche mal Mama und Papa, vielleicht haben sie ja ein wenig Zeit!“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer. „Hyuu. Riesiges Hotel, hm?“, fragte Fye und schmiss sich aufs Bett. „Und so weiche~ Betten.“ Er richtete sich wieder auf und sah zu mir. „Das wird sicher toll, oder?“ „Sicher besser, als unser letzter ‚Urlaub’.“, antwortete ich und er grinste. „Fye-chan, Kuro-san!“, rief Aiko und stürmte nach kurzem Anklopfen ins Zimmer. „Gleich gibt es Mittagessen und da haben Mama und Papa Zeit!“ „Ah, wirklich? Das ist ja schön!“, sagte Fye und sah zu mir. „Dann lernen wir sie also bald kennen.“ Ich nickte. „Ja, sieht wohl so aus.“ Aiko kletterte zu uns aufs Bett. Wir hatten ein wenig ferngesehen, zur Zeit liefen Nachrichten. „Ratet mal, was es zum Mittagessen gibt!“, sagte sie. „Hm. Spagetti?“, riet Fye. ,,Fast! Lasange~”, teilte uns Aiko begeistert mit. „Ich liebe Lasange.“ „Wann gibt es denn Mittag?“, erkundigte sich Fye. „Um halb Eins!“, antwortete Aiko. „Das ist gleich. Soll ich euch den Speisesaal zeigen?“ „Oh, ja. Gern.“, meinte Fye und erhob sich. „Komm schon, Kuro-nyan!“ „Ja, ich bin ja schon da.“, sagte ich und stand ebenfalls auf. „Und heute Abend gibt es noch eine nachträgliche Neujahrsfeier!“, erzählte Aiko fröhlich. „Da kommen ganz viele wichtige Gäste. Und ich darf mein Lieblingskleid anziehen! Und Leute von der Zeitung sind auch da...“ „Sind wir auch eingeladen?“, fragte ich. „Ich glaube schon!“, meinte Aiko. „Ich hab noch nicht gefragt.“ „Hyuu! Kuro-ne! Das wird dann sicher lustig.”, stellte Fye fest und hängte sich an meinen Arm. „Eine Party~“ „Hm. Schon möglich.“ Ich erinnerte mich an die letzte Party. Danach hatte es acht Leichen gegeben... das würde ich wohl nie vergessen. „Ach komm, nicht jede Feier endet in einer Katastrophe, Kuro-ta!“, sagte Fye, anscheinend hatte er den selben Gedankengang gehabt, wie ich. Ich nickte. „Ist mir klar.“ Aber ich war trotzdem skeptisch. Im Speisesaal saßen Herr und Frau Takeda schon am Tisch. „Mama, Papa!“ Aiko lief begeistert auf sie zu. „Aiko, im Speisesaal rennt man nicht.“, sagte Herr Takeda bestimmt. „Entschuldigung.“, sagte sie und ließ sich von den Beiden umarmen. „Schön, dass du wieder da bist!“, sagte Frau Takeda. „Geht’s dir gut, tut dir irgendwas weh...?“ „Mamaaa~ mir geht’s toll! Es ist ja gar nichts passiert.“, winkte sie ab. „Kuro-san und Fye-chan haben ja auf mich aufgepasst.“ „Guten Tag.“, sagte ich, nachdem wir an den Tisch herangetreten waren und Fye fügte hinzu: „Vielen Dank für die Einladung.“ „Mama, Papa, das sind Kurogane und Fye.“, stellte Aiko uns freudestrahlend vor. „Fye-chan, Kuro-san, das sind meine Eltern.“ Die Beiden gaben uns die Hand und baten uns, Platz zu nehmen. Aiko rutschte auch auf einen Stuhl. „Sie haben also auf unsere Tochter aufgepasst?“, fragte Frau Takeda freundlich. „Herzlichen Dank.“ „Ach, das war doch kein Problem. Sie war ja ganz brav!“, meinte Fye. „Ah, sicher nicht immer...“, meinte Herr Takeda. „Manchmal kann sie nämlich ziemlich eigensinnig sein.“ Aiko stöhnte auf. „Papa~“ Fye lachte leise und warf mir einen kurzen Blick zu. „Da haben Sie wohl recht, Takeda-san.“ „Wie dem auch sei, wir sind froh, dass sie wieder da ist.“, sagte Frau Takeda. „Wir hatten uns erst Sorgen gemacht, als wir hörten, sie sei entführt worden, aber dann wurden wir ja informiert, dass es Aiko gut geht.“ „Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“, sagte ich. „Es war aber lustig!“, meinte Aiko. „Ich durfte ganz lange aufbleiben, an Sylvester und...“ „Aiko, erzähl uns das bitte nach dem Essen.“, unterbrach der Bürgermeister sie. „Gleich kommt das Essen.“ Aiko sah kurz etwas enttäuscht drein, nickte dann aber. „Sie sind von der Polizei?“, wandte er sich jetzt an uns und wir nickten. „Ja, das ist richtig.“, antwortete ich. „Ich habe gehört, dass Sie den Mafiaboss verhaften konnten.“, sagte er und seine Frau nickte eifrig. „Ich finde das wirklich großartig.“ „Oh – Aiko-chan hat uns dabei sogar sehr geholfen.“, meinte Fye. „Aber, war das nicht gefährlich?“, meinte Frau Takeda leicht entsetzt. „Wir haben gut auf sie aufgepasst.“, antwortete ich. Am Ende war es schon etwas knapp geworden, aber das sagte ich nicht, um die Beiden nicht noch zu beunruhigen. Da kam auch schon das Essen, was das Gespräch dann unterbrach. Und während des Essens schnitt Frau Takeda dann gleich ein neues Thema an, den heutigen Abend. „Mama, darf ich dann mein Lieblingskleid anziehen?“, fragte Aiko. „Ah und dürfen Kuro-san und Fye-chan auch kommen, och bitte~“ „Natürlich sind sie eingeladen, Schatz.“, meinte diese und sah zu uns. „Wir würden uns wirklich sehr freuen.“ „Die Freude ist ganz auf unserer Seite, nicht wahr, Kuro-ne?“, meinte Fye und ich nickte. Aiko strahlte und beschäftigte sich dann mit der Lasange. Sie schaffte es, nicht zu kleckern, nicht so wie bei den Spagetti im Zug. Nach dem Essen entschuldigten sich Aikos Eltern, weil sie noch eine Menge für heute Abend vorbereiten mussten und fragten, ob wir auf Aiko aufpassen könnte, bis Theo, der einige Erledigungen machte, zurück war. Wir hatten nichts dagegen und Aiko war begeistert. „Na, was willst du denn machen?“, fragte Fye sie, als wir den Speisesaal verließen. „Was lustiges.“, sagte sie und Fye lachte leise. „Ah, und was wäre lustig?“, erkundigte er sich. „Hm~ ich weiß nicht. Schwimmen gehen?“ „Aber doch nicht im Meer, oder? Dazu ist viel zu kalt~“ „Natürlich nicht! Die haben hier ein Schwimmbad!“, erklärte Aiko. „Lasst uns dahin gehen!“ „Aber wir haben doch keine Badesachen dabei.“, meinte ich, doch Fye grinste. „Doch haben wir~ Aiko hat gemeint ich soll welche einpacken.“ „Na dann.“ Also holten wir unsere Sachen und Aiko führte uns voller Begeisterung zum Hotelschwimmbad. Es war ziemlich groß, hatte zwei Becken, ein Sportbecken und eines, das nicht so tief war und es war angenehm warm hier drin. Außer uns befand sich hier auch niemand – was wohl daran lag, dass wir sowieso fast die Einzigen im Hotel waren. Fye ließ sein Handtuch auf eine der Liegen fallen und musterte das Becken. Dann grinste er und hängte sich an meinen Arm, als ich mein Handtuch ebenfalls ablegte. In seinen Badeshorts sah er wirklich umwerfend aus. Ein wenig bedauerte ich es, nicht mit ihm allein zu sein... „Naaa, dann wollen wir doch mal sehen, ob unser Schwärzli auch schwimmen kann.“, meinte er grinsend und zog in Richtung Becken, was mich aber bloß einen Schritt in diese Richtung brachte. Denn dann blieb ich einfach stehen. „Aiko-chan~ Kuro-wanwan traut sich wohl nicht!“, meinte Fye grinsend. „Ich helf ihn dir reinschmeißen!“, kicherte Aiko. Na, da war ich ja mal gespannt, wie die beiden das anstellen wollten. Ich blieb eine Weile stehen und ließ sie eine Weile schieben beziehungsweise ziehen, ohne dass ich mich auch nur einen Millimeter rührte. „Och, Kuro-ta~ das is gemein!“, meinte Fye und hörte kurz auf zu ziehen. Dann piekte er mich in die Seite. „Traust dich nicht? Bist du wasserscheu?“, fragte er grinsend. „Nein, aber ich glaube nicht, dass es dem Verband so gut tut, nass zu werden~“, meinte ich. „Oh... na, aber verboten hat dir der Arzt schwimmen nicht, oder~?“ Ich dachte kurz nach. „Nein, hat er nicht.“ „Na siehst du.“, meinte er und schob mich wieder in Richtung Becken. „Also, kannst du ja auch mit ins Wasser...“, meinte er. Ich ließ mich bis zum Beckenrand mitziehen, doch dann blieb ich erneut stehen. „Huh?“, machte Fye und Aiko meinte: „Och...fast~“ „Tja~ Aiko, da müssen wir uns wohl anstrengen, ihn reinzuschmeißen...“ Er lachte leise und piekte mich in die Seite. „Von allein traut~ er sich nicht~“, summte er fröhlich und fing an zu ziehen. „Ich hab aber keine Lust, zu schwimmen.“, meinte ich. „Oh doch, hast du, das weißt du nur noch nicht.“, meinte Fye. „So, so...“, brummte ich. „Aber wenn ihr darauf besteht...“ Ich schnappte mir Aiko und stieß Fye an, der sowieso schon halb über dem Beckenrand hing, und der jetzt mit einem erstaunten Quietschen ins Wasser platschte. Aiko ließ ich auch ins Wasser fallen. „...unbedingt schwimmen gehen zu müssen, halte ich euch davon nicht ab.“ Jetzt grinste ich. Fye und Aiko sahen mich an. „Das war gemein.“, sagten sie dann unisono. „Na warte!“, kicherte Fye dann und ließ dann einen Schwall Wasser zu mir herüber spritzen, weshalb ich dann auch nass war. „Naaa? Willst du nicht doch reinkommen? Das Wasser ist toll~ Und jetzt wo du schon mal nass bist...?“ Er kam an den Backenrand geschwommen und grinste mich an. „Na komm.“ Dann packte er mein Handgelenk und zog. Darauf war ich zwar gefasst gewesen, aber ich stand zu nah am Rand, also fiel ich doch mit ins Wasser. Als ich wieder auftauchte, lachte Fye. „Ah~ du kannst ja wirklich schwimmen~“, kicherte er und stupste mich an. „Klar kann ich schwimmen.“, meinte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wie lange kannst du die Luft anhalten?“, fragte ich dann und er schaute mich an. „Oh, neeeein~ Kuro-wan, aus!“ Doch er schnappte noch rechtzeitig nach Luft, als ich ihn runterdrückte. Er zappelte und nach etwa zehn Sekunden durfte er dann wieder auftauchen. Prustend kam er wieder hoch. „Kuro-ta...das war fies~“, maunzte er und schlang schnell die Arme um meinen Nacken, damit er nicht nochmal unterging. „Das war fürs reinschmeißen...“, meinte ich. „Mach das nicht noch mal~“, sagte er und kniff mich in den Nacken. „Ach und wenn doch?“, fragte ich, natürlich hatte ich gar nicht vor ihn noch mal auf Tauchstation gehen zu lassen. „Äh~ da fällt mir schon was ein~“, meinte Fye nach einer Weile und grinste. „Wasserschlacht~“, rief er dann und stürzte sich mit viel herumplanschen auf mich und Aiko war auch keine halbe Minute später da um mitzumachen. Eine Weile später hing Fye nach Luft schnappend über dem Beckenrand und Aiko saß schon auf den Fliesen daneben. „Von wegen zwei gegen einen ist unfair~“, meinte Aiko. „Fye-chan, das hat ihm gar nichts ausgemacht~“ Fye sah sie grinsend an. „Tja...wir sind eben kleine~ Fische.“ Aiko kicherte. „Und er ist der große schwarze Hai~“ Fye sah zu mir. „Ja~ pass auf, sonst frisst er uns noch.“ Ich hob bloß eine Augenbraue. „Ihr habt doch mit der Wasserschlacht angefangen.“ „Jaaah~ und dann hast du dich nur gewehrt und uns beide fertig gemacht~“, grinste Fye zurück und hängte sich an mich. „Hyuuu. Jetzt hab ich wieder Hunger. Wie spät ist es denn?“ Aiko lehnte sich ein Stück nach hinten und sah auf die Uhr. „Fast Drei.“ Die Zeit war ja schnell herum gegangen, fast zwei Stunden waren wir schon hier. „Ich brauch ne Pause~“, sagte Fye und hievte sich aus dem Wasser. Ich kletterte auch aus dem Becken. Die Zwei konnten schwimmen wie die Fische und es war gar nicht mal so einfach gewesen, sich gegen die beiden zu erwehren. Aber erstaunlicherweise saß der Verband an Ort und Stelle. Er war durch das Wasser zwar etwas unangenehmer geworden, aber sobald er trocknete, würde das wohl auch wieder vorbei sein. Aiko taperte neben uns her, um sich auch abzutrocknen. „Das hat Spaß gemacht~“, meinte sie und pflanzte sich auf ihre Liege. „Oh ja! Ich war schon lange nicht mehr schwimmen!“, sagte Fye. „Und du, Kuro-wanko?“ „Seit meinem unfreiwilligen Bad?“ Er grinste. „Ah, das war doch kein Schwimmen.“, sagte er und hockte sich auch auf die Badeliege, sich das Handtuch um den Nacken hängend. „Ah, hier steckst du, Aiko!“ Theo stand in der Tür zum Schwimmbad. „Ah, Hallo!“, begrüßte er uns auch noch. „Aiko, kommst du? Wir müssen doch noch in die Stadt, du solltest doch zum Friseur.“ „Oh ja! Stimmt!“, sagte Aiko und sprang auf. „Ich komme.“ Dann drehte sie sich zu uns um. „Wir sehen uns später, okay?“ „Klar~“, sagte Fye. „Viel Spaß! Aber fön dir vorher die Haare trocken, sonst erkältest du dich noch.“ „Mach ich! Ah...sagt am besten Mama nichts davon, dass wir schwimmen waren, sie macht sich sonst wieder Sorgen~“ Diese Bitte fand ich ein wenig merkwürdig, aber so wichtig, dass Frau Takeda das unbedingt wissen musste, war es ja auch nicht. Fye nickte. „Wenn du meinst~“ „Danke!“ Dann schnappte Aiko sich ihr Handtuch und lief zu Theo. „Ich zieh mich nur schnell um!“, sagte sie und der Chauffeur nickte. „Ja, wäre ne Idee...“, meinte er grinsend und folgte dem Mädchen aus dem Schwimmbad. „Tjaaa...“, machte Fye. „Hm?“ Ich sah zu ihm. „Und, was machen wir jetzt?“, fragte er und grinste schelmisch. „Ich dachte du hast Hunger und brauchst eine Pause.“, meinte ich. „Stimmt, das hab ich gesagt~“, meinte er und rückte etwas näher. „Was hältst du davon, wenn wir auf unser Zimmer gehen und es uns da gemütlich machen?“, schnurrte er. „Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee.“, erwiderte ich und er strahlte mich begeistert an. Dann erhob er sich und ergriff meinen Arm. „Wir können ja auch den Zimmerservice rufen und uns Kuchen oder so bestellen~ Kaffeezeit~“ Er zeigte grinsend auf die Uhr und zog mich in Richtung Tür. „Na, wenn du meinst.“ „Oh ja~ meine ich!“ Eine Weile später hockte er zufrieden an mich geschmiegt auf meinem Bett und schob mir glücklich eine Gabel voll Kuchen in den Mund. Auch wenn ich keine zwei Sekunden zuvor gesagt hatte, dass er das lassen sollte. „Nya~ Kuro-tan~ der Kuchen ist so lecker, den allein zu essen wäre schade.“, schnurrte er und nahm selber einen Bissen. „Ah? Und wo ist da die Logik?“, fragte ich. Normalerweise würde man dann doch nichts abgeben, wenn es einem selber wirklich gut schmeckte und der andere sowieso nichts wollte. „Hm? Das ist Fye-Logik, das stimmt so.“, meinte er und schwenkte grinsend die Gabel vor meinem Gesicht umher. Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich kurz. „Außerdem schmeckst du jetzt sogar noch besser~“, meinte er und lachte leise. „Ach, tue ich das?“ Ich nahm ihm die Gabel und den Teller aus der Hand, die ich aufs das Nebenschränkchen stellte, und zog ihn dann noch etwas näher zu mir heran. „Du hast gekleckert~“, stellte ich fest und wischte ihm ein paar Krümel und Schokolade aus dem Mundwinkel. Er hielt meine Hand fest und knabberte kurz an meinem Finger. „Hm...das war Absicht!“, meinte er grinsend und legte dann seine Arme wieder um meinen Nacken. „Du bist so~ aufmerksam.“ „Natürlich, was denkst du denn? Dich kann man ja auch nicht allein lassen.“ „Kann man wohl~“, meinte er gespielt schmollend. „Aber ich bin sowieso lieber bei dir~“ „Na...das will ich auch hoffen.“ Ich strich ihm über den Rücken und küsste ihn wieder. „Hmhm~“, machte er und kuschelte sich an mich. „Hyuu. Heute Abend wird sicher lustig, was meinst du?“ „Kann sein... Vielleicht wird’s ja auch eine total langweilige Veranstaltung...“, meinte ich. „Dann verschwinden wir eben unauffällig~“, antwortete Fye und strich mit seinen Händen über meine Brust, zumindest da, wo der Verband nicht fixiert war. „Auch wenn Aiko-chan das wohl auffallen wird und dann ist sie sicher böse auf uns~“ „Schon möglich...“, meinte ich und knabberte an seinem Hals. „Aber...jetzt wo wir mal unsere Ruhe haben...sollten wir nicht reden, was meinst du?“ „Hm~ ja, du hast recht~“, meinte er leise und schmiegte sich noch ein wenig mehr an mich, und ich beugte mich leicht über ihn, drückte ihn sanft auf das Laken und küsste ihn. File 22 – Closed Yay. Fertig. Hat wieder gedauert....XD Und es geht immer noch weiter.... Gott... Und ein Bonuskapitel ist auch in Arbeit~ uff~ Balld sind die Ferien zuende... nyaaaaaa~ mal sehen wie viele Kapitel es noch werden~ XDDDDDD Kapitel 23: File 23 ------------------- File 23 Fye stand vor dem Kleiderschrank und knöpfte sein Hemd zu. "Komm schon, Kuro-rin! Wir werden noch zu spät kommen...", meinte er und angelte nach dem Jackett. "Als ob es so schlimm wäre, zwei Minuten später zu kommen.", brummte ich und richtete meine Krawatte. Da hatten wir doch glatt die Zeit vergessen und jetzt war es schon fast 19 Uhr. "Vielleicht fährt Theo dann aber auch ohne uns!", meinte Fye. Die Feier fand in der Stadthalle von Beretin statt und Theo hatte angeboten, uns gleich mitzunehmen. Die Eltern von Aiko waren schon da, und Aiko würde deshalb mit uns mitfahren. "Das glaube ich nicht.", antwortete ich. Es klopfte und Aiko steckte den Kopf zur Tür herein. "Kommt ihr?", fragte sie. "Aiko-chan, du siehst toll aus!", sagte Fye. "Komm mal ganz rein~" "Danke!" Sie öffnete die Tür ganz. Sie hatte einen neuen Haarschnitt, was man gut erkennen konnte, auch wenn ihre schon recht langen Haare zu einem Zopf geflochten worden waren, der von einer Schleife geziert wurde. Ihr Kleid mit einem feinen Blumenmuster war fast bodenlang, der leichte Rock wallte um sie herum. "Das ist mein Lieblingskleid.", sagte sie und strahlte begeistert. "Es steht dir ausgezeichnet, du siehst aus wie eine junge Dame!", meinte Fye und Aiko war jetzt gar nicht zu mehr zu halten. "Oh, danke Fye-chan! Ihr beide seht aber auch gut aus!" "Neh, Kuro-chan siehst du, ich hab doch gesagt, dass du öfters einen Anzug tragen solltest - auch wenn du in allem gut aussiehst!", grinste Fye und hängte sich bei mir ein. "Können wir?" Wir folgten Aiko zum Wagen, wo Theo schon wartete. "Ah, da sind Sie ja!", begrüßte er uns. "Hast sie also doch gefunden, Aiko." "Na klar! War ja auch nicht schwer!", meinte sie und kletterte in den Wagen. Wir stiegen ebenfalls ein und Theo fuhr los, in Richtung Stadthalle. Dort war sehr viel los: Autos - die meisten wirklich teuer - hielten oder parkten und eine Menge Leute wuselten umher. Theo stoppte den Chrysler. "Ich hoffe es macht nichts, dass ihr ein wenig laufen müsst?", fragte er. "Denn bis wir dahinten ankommen, seid ihr mindestens dreimal da." "Ach, natürlich nicht, Theo!", winkte Aiko ab. "Kein Problem." "Fein, dann wünsche ich euch ne tolle Party." "Vielen Dank! Kommt schon, Fye-chan, Kuro-san! Sonst kommen wir noch später!", meinte Aiko und rutschte aus dem Auto. Kaum, dass ich die Tür hinter mir geschlossen und einen Schritt beiseite gemacht hatte, fuhr Theo auch schon wieder los. "Na, dann wollen wir mal~", meinte Fye und zog mich neugierig in Richtung Stadthalle. "Ob wir da deine Eltern überhaupt finden, Aiko-chan?" "Sicher... sie werden wohl beim Empfang sein.", meinte sie und es schwang ein etwas trauriger Unterton mit. "Da finden wir sie bestimmt!" Sie behielt recht. Aber dort waren nicht nur ihre Eltern - die ebenso feierlich angezogen waren, wie alle anderen, sondern auch viele Gäste. "Mama, Papa! Da bin ich!", sagte Aiko, als sie vorauslief. "Sehr schön, Schatz.", meinte Frau Takeda. "Du siehst entzückend aus. Aber jetzt haben wir leider gerade keine Zeit, Spätzchen. Wir müssen die Gäste begrüßen. Geh doch mit den Zwei was spielen.", schlug sie vor und deutete auf zwei andere Kinder, die auch ein wenig verloren herumstanden, aber von dieser Idee nicht begeistert schienen. Auch Aiko war wenig erbaut. "Aber, Mama..." "Komm, sei so lieb!" Sie schob sie in die Richtung der anderen beiden und Aiko warf uns einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie mit den anderen mittappte. "Hm. Sie sah so aus, als ob sie lieber bei uns geblieben wäre.", stellte Fye fest und ich nickte. "Na ja. Sie wird sich aber mit den anderen Kindern wohl besser amüsieren.", meinte Fye dann und griff nach meiner Hand. "Komm, schauen wir uns hier doch mal um, hm?" "Okay..." Ich ließ mich von ihm hinterher ziehen. Eine Weile später standen wir im Festsaal. Wie erwartet waren auch hier schon eine Menge Leute, die sich gegenseitig begrüßten oder einander bekannt gemacht wurden. Manche von ihnen schienen recht bekannt oder wichtig zu sein, einige erkannte ich aus der Zeitung oder dem Fernsehen wieder - die meisten jedoch waren mir unbekannt. "Hyuu~", machte Fye. "Ziemlich voll hier..." "Ich würde mal sagen, dass dies eine ziemlich wichtige Veranstaltung ist." Irgendwie fühlte ich mich ein wenig fehl am Platz. Die meisten die hier waren, waren sicherlich Regierungsbeamte, Politiker, Wirtschaftsbosse und so weiter... Und davon verstand ich nicht sonderlich viel. Wir durchquerten den Raum einmal in Schlangenlinien, um den Leuten auszuweichen, manchmal blieben wir stehen, weil uns jemand angesprochen hatte und unterhielten uns ein bisschen. Doch meist tauchte dann ein alter Bekannter oder ein Firmenpartner auf und sie entschuldigten sich, um ihn zu begrüßen. "Hm~ soll ich uns was zu trinken holen?", fragte Fye und ich nickte. "Tu das.", antwortete ich und er schlängelte sich Richtung Büffet. Ich trat einen Schritt zurück, um mich etwas näher zur Wand hinzustellen, damit er mich später auch wiederfand und ich nicht ganz so im Weg stand, stieß dabei aber gegen jemanden. "Entschuldigung...", meinte ich und drehte mich zu demjenigen um. Vor mir stand Storm, der mich genauso überrascht ansah. "Was machen Sie denn hier?", fragten wir gleichzeitig. Mir fiel ein, dass seine Eltern, zumindest der Vater, eines der führenden Wirtschaftsunternehmen leitete und dass diese in Beretin lebten. Na, kein Wunder, dass er hier auftauchte. "Kuro-ne..oh! Kommissar Storm, Sie sind auch hier?", hörte ich Fye hinter mir und gleich darauf stand er auch schon neben mir, mit jeweils einem Glas in der Hand. Eines davon übergab er dann gleich mir. "Ja, das sieht man doch.", meinte Storm, allerdings schon etwas freundlicher als zu mir. Allerdings schien er nicht unbedingt darüber erstaunt zu sein, Fye ebenfalls zu treffen. Aber anscheinend hatte er auch nicht unbedingt Lust, sich weiter mit uns zu unterhalten. Und mir war das auch recht. Reichte ja, wenn wir uns bei der Arbeit sahen... Ohne weiter Umschweife meinte er: "Ich muss jetzt auch weiter.", und schob sich an mir vorbei. Fye sah ihm nach und dann zu mir. "Was für ein Zufall.", stellte er fest. "Nein, eigentlich nicht.", brummte ich zurück. "Sein Vater ist der Geschäftsleiter von InterCorp." "Oh, wirklich? Na, dann ist es natürlich nicht unbedingt Zufall~", meinte Fye und nippte an seinem Glas. "He...sind das nicht die beiden, die mit Aiko spielen sollten?" Er deutete durch die Menge auf zwei Kinder. Und er hatte recht, es waren die Zwei, aber Aiko war nirgends zu sehen. "Ja, und?", fragte ich. "Vielleicht sollten wir mal nach Aiko sehen.", schlug Fye vor. "Wahrscheinlich ist sie bei Theo... oder ihre Eltern haben gerade Zeit." "Oder sie hat sich abgesetzt. Wie im Zug. Komm schon, Kuro-ta! Wir können doch wenigstens mal schauen ob wirklich alles in Ordnung ist!" Ich seufzte. Was besseres, als hier herumzustehen hatten wir sowieso nicht vor, aber ich hatte auch nicht unbedingt Lust, dauernd Aufpasser zu spielen. Doch wusste ich auch, dass Fye mich wahrscheinlich so lange damit nerven würde, bis ich nachgab. "Na schön." Wir fingen die beiden Kinder ab, die auf dem Weg zum Büffet waren. "Hey, sagt mal, wo ist denn Aiko?", fragte Fye. "Keine Ahnung.", kam es zur Antwort, zusammen mit einem desinteressierten Schulterzucken. "Ist ja nicht unser Problem, wenn sie wegrennt..." "Habt ihr sie geärgert?", fragte ich, was schon fast eine Feststellung war. "Was ist die auch so zimperlich...", meinte der Andere genauso uninteressiert. Kein Wunder, dass Aiko nicht mit denen spielen wollte. "Wo ist sie denn weggelaufen?", wollte Fye wissen. Er klang aber auch nicht mehr ganz so freundlich. Der Eine machte eine vage Handbewegung durch die Halle, auf einen Gang. "Irgendwo dahinten." "Irgendwo dahinten.", echote Fye etwas kritisch und ich seufzte. Dann sah er zu mir. "Gehen wir sie suchen." Ich quittierte die beiden Kinder mit einem säuerlichen Blick und ging dann Fye nach, der voraustappte. "Hm...wo steckt sie bloß?" Fye sah sich erneut suchend um, aber wir hatten so ziemlich alle Gänge und Räume abgeklappert, ohne eine Spur von Aiko zu entdecken. "Im Zug haben wir sie ja schnell gefunden - beziehungsweise sie uns..." "Eigentlich hab ich nicht gedacht, dass sie so schnell wegrennt.", meinte ich. "Kuro-ta...sie ist erst zehn. So sind Kinder eben...", kam es, fast amüsiert, zurück. "Na, aber bei dir war das sicher anders, hm?" "Na ja. Ich bin nicht gleich weggelaufen, wenn du das meinst." "Nein...eigentlich hab ich gemeint, dass du wahrscheinlich derjenige warst, der geärgert hat." "Das stimmt nicht.", sagte ich nur. Ich wollte jetzt ganz sicher nicht meine Kindheit vor ihm ausbreiten. Erstens war dazu nicht die Zeit und zweitens sowieso völlig unpassend. Also beließ ich es dabei ihn nur ein wenig sparsam anzusehen und er grinste zurück, bevor er dann wieder ein wenig ernster dreinschaute. "Hm...Kuro-rion? Haben wir da hinten schon mal nachgesehen?", fragte er und deutete den Gang herunter. "Nein, ich glaube nicht." Hier sahen die Gänge ziemlich gleich aus. "Lass uns dann mal da lang gehen..." Schaden konnte es sicher nicht. Also gingen wir diesen Gang herunter und schauten in die nicht verschlossenen Räume, in denen sich aber niemand aufhielt. Dann hörte ich Schritte, die von dem Quergang kamen, aber Aiko war es definitiv nicht, dazu waren die Schritte zu schwer. Und es waren mehrere. "Also, Leute...ganz einfach: Wir gehen rein, lassen uns den ganzen Zaster geben und gleich wieder raus." Ich blieb wie angewurzelt stehen und auch Fye stoppte. Er sah mich überrascht an. Dann schnappte er meinen Arm, zog mich schnell in einen der Räume und schloss leise die Tür. Wahrscheinlich in letzter Sekunde, denn jetzt bogen sie wohl um die Ecke und gingen dann an der Tür vorbei, hinter der wir uns befanden. "Kuro-ta! Sie wollen die Gäste ausrauben!", flüsterte Fye mir zu. Ich nickte. "Sieht ganz danach aus..." "Wie sind sie am Sicherheitspersonal vorbeigekommen?", wisperte er und lauschte dann kurz an der Tür. "Ich glaub, sie sind weg." Wir warteten noch ein paar Sekunden und dann steckte Fye vorsichtig den Kopf aus der Tür, bevor er sie ganz aufmachte. "Was machen wir denn jetzt?", fragte er. "Ich meine... wir müssen doch was machen!" Wir waren... Ich war nicht im Dienst und Beretin lag sowieso außerhalb meines Dienstbereiches, also dürfte ich nicht mal was unternehmen, auch wenn ich gerade keinen Urlaub hatte. "Wir rufen die Polizei.", sagte ich. Er sah mich kurz an, dann nickte er. "Klar...hätte ich selbst drauf kommen können." Dann machten wir uns auf die Suche nach einem Telefon. Wir fanden eines - aber leider war das tot. Und das nächste auch. Also vermutete ich, dass sie von draußen die Leitung gekappt hatten... "Und jetzt? Wir müssen uns beeilen... Sonst sind sie weg!", drängte Fye. Storm lief hier doch auch irgendwo rum... Wenn der uns half, konnten wir die Verbrecher vielleicht überwältigen und festhalten, bis die Polizei kam. Allerdings waren sie sicher schon längst in dem Raum angekommen, in dem sich die Gäste aufhielten und genau geplant schienen sie die ganze Sache auch zu haben.... Und wir mussten Storm erst mal finden. Aber höchstwahrscheinlich war er auch in dem Raum, zu dem die Räuber unterwegs waren. "Hast du dein Handy dabei?", fragte ich Fye doch der schüttelte den Kopf. "Nein~" Das war so klar. Wenn man das Teil mal brauchte, hatte man es nicht. Na ja. "Was machen wir jetzt? Hier raus und dann irgendwie die Polizei holen oder hier bleiben und selber was tun?", wollte Fye wissen. Das war die große Frage. Eigentlich sollten wir besser die Polizei holen...aber bis die kam, konnte es zu spät sein. Aber auch diese Entscheidung wurde uns abgenommen: Wir waren einfach nicht schnell genug in Deckung gegangen. Ehrlich gesagt, hatten wir uns nicht mal bewegt, weil wir nicht gehört hatten, dass Zwei von denen wieder zurückgekommen waren. Wir starrten uns erst erstaunt gegenseitig an, völlig überrascht, über das plötzliche Auftauchen. "Wo kommt ihr denn her?!", fragte einer ganz perplex, aber dann bewegten sie sich doch auf uns zu, sicher nicht um ein Pläuschchen über Politik zu halten. Zum Glück hatten sie uns etwas Zeit gegeben, uns auf den Angriff vorzubereiten. Sie zückten zwar ihre Waffen - sie mussten sich sehr sicher gefühlt haben, weil sie diese weggesteckt hatten - aber dass gab uns einige Sekunden mehr, sie zuerst zu erreichen und anzugreifen. Ich griff nach dem Handgelenk des Einen und verdrehte es, sodass er zumindest die Schusswaffe fallen ließ. Ich trat sie schnell quer über den Gang, damit niemand daran kam - vorerst zumindest. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Fye der gerade fast beiläufig einem Hieb des Anderen ausgewichen war, plötzlich einen Schritt auf diesen zu machte, sich mit einer Hand auf dessen Schulter abstütze, und dann - nach einem sauberen Handstand-Überschlag - hinter ihm stand und sich grinsend umdrehte und ihm auf die Schulter tippte. Der schaute erst verblüfft, dann aber drehte er sich auch mit Schwung um, hatte gleich zum Schlag ausgeholt, doch Fye trat bloß einen Schritt zurück und unsere beiden Gegner knallten zusammen, da ich den Anderen, mit dem ich beschäftigt gewesen war, genau in dessen Weg geworfen hatte. Mit einem Stöhnen sanken die Beiden zusammen. "Hyuu~", machte Fye. Dann sah er zu mir. "Ob die anderen das gehört haben?" "Die werden sich auch auf jeden Fall wundern, dass sie nicht zurückkommen." Damit mussten wir uns wohl beeilen, denn ich hatte keine Ahnung, wie sie reagierten, wenn sie nervös wurden und dann eine Waffe in der Hand hatten. Aber bevor wir uns auf dem Weg zu dem Festsaal machten, brachten wir die Beiden erst einmal sicher unter, damit sie nichts anstellen konnten - wenn sie dann wieder aufwachten. Was hoffentlich noch eine Weile dauerte. Diesmal passten wir jedoch auf, als wir den Gang hinunter gingen - noch eine Überraschung wäre nicht sehr toll. Denn da zogen wir vielleicht den Kürzeren, weil der Andere erst schoss und dann nachfragte. "Du kannst ja doch kämpfen.", stellte ich fest. "Na ja~", meinte Fye gedehnt und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Nun - er hatte zwar immer noch nicht angegriffen, aber jetzt war er nicht nur ausgewichen. Zumindest nicht so, als wäre es ein Sonntagsspaziergang. Ich sah ihn noch eine Weile an, doch er schien das Thema nicht weiter vertiefen zu wollen. Und ich kam nicht dazu noch weiter nachzuhaken, da wir in die Nähe des Festraumes kamen. Dort sollten wir lieber leise sein, falls noch jemand vor der Tür stand. Als wir um die nächste Ecke biegen wollten, sprang uns plötzlich wieder jemand in den Weg. Ich reagierte reflexartig und schlug zu. "Kuro-ta, nicht!", rief Fye in dem Moment, nur da war der eine auch schon zu Boden gegangen. "Nhhha~ zu spät~", seufzte Fye. Jetzt erst registrierte ich, wen ich da eigentlich erwischt hatte. "Oh.", machte ich und sah etwas ungläubig auf Storm hinunter, der sich gerade benommen aufrappelte. Das war eigentlich nicht geplant gewesen. Fye grinste schief und warf mir einen sparsamen Blick zu, als Storm auf die Beine kam. Er hielt sich die Nase und sah überhaupt nicht begeistert aus. "Was. Sollte. DAS?!", knurrte er und schnaubte dann. "Das war ein Versehen.", meinte ich. Das stimmte auch - ich hatte ja nicht erwartet, dass er um die Ecke kam. Dafür schenkte er mir einen Blick, der zeigte, dass er eindeutig an meinem Verstand zweifelte. "Ein Versehen ?! Schau gefälligst genau hin, bevor du zuschlägst, verdammt aber auch!", schrie er. "Kann ich wissen, dass du um die Ecke kommst?", meinte ich in gleicher Lautstärke zurück. "Trotzdem!! Man! Du hast mir die Nase gebrochen!!", brüllte er und funkelte mich an. "Stell dich nicht so an!", donnerte ich zurück. "Das heilt wieder..." "Ähm..." Fye stand mit erhobenen Händen da und sah zwischen uns hin und her. "Ich will euch ja nicht unterbrechen...aber...", meinte er ruhig und zeigte auf die vier Gestalten die vor uns auf dem Gang standen. Storm und ich sahen gleichzeitig zu ihnen. Was wollten die denn jetzt? "Schön die Hände hoch, aber plötzlich!", polterte Einer von ihnen. "Na toll!!" Storm wandte sich wieder zu mir um. "Das ist alles deine Schuld, weil DU hier so rumbrüllst!!" "Ach ja?! DU hast doch damit angefangen!!", gab ich zurück. "Du hättest mir auch sagen können, dass hier solche Typen rumrennen." Er machte eine ausholende Handbewegungen zu den Vier, die ziemlich perplex zu uns herüberstarrten und sich sicher fragten, was wir hier eigentlich taten. Fye hatte den Kopf leicht schiefgelegt und grinste nur vor sich hin - mit noch immer erhobenen Händen. "Dazu hatte ich ja keine Zeit!" Ich stieß Storm vor die Brust, was ihn ein paar Schritte rückwärts taumeln ließ. "Weil du mich angebrüllt hast." "So?! Du hast mir eine reingehauen, du Idiot!" Er rempelte zurück. "Weil ich dachte, dass du einer von denen wärst!" Jetzt schubste ich wieder. Fye sah jetzt etwas unsicher drein und die anderen Vier sahen sich ratlos an. "He!! Ich hab gesagt Hände hoch!", meinte der eine - nicht mehr so ganz überzeugend - und fuchtelte mit der Waffe. "Klappe, wir sind beschäftigt, sieht man das nicht?!", fauchten Storm und ich synchron, und funkelten uns dann wieder an. Die Vier sahen jetzt wirklich verwirrt drein. Ich packte Storm am Kragen und er machte einen Schritt zurück, um sich loszureißen. "Lass mich los, verdammt!", zischte er. "Wieso sollte ich?", fauchte ich zurück. "Weil ich DIR sonst eine verpasse!", drohte er. "Ach ja...das will ich sehen!", grollte ich. Storm holte aus und schlug zu - ich duckte mich und der Fausthieb traf genau einen der Vier. Ich stürzte mich sofort auf zwei der anderen und Storm nahm sich den letzten vor. Das Überraschungsmoment war auf unserer Seite und so waren die schnell erledigt. Fye stand nur da und schien irgendwie gerade gar nichts mehr zu kapieren. "Hyuu~...?", machte er nur langsam. Dann grinste er. "Das waren alle oder?" "Sieht so aus... bin mir nicht sicher... Vielleicht sind da noch welche.", meinte ich und rückte mein Jackett wieder gerade. "Die wären aber wohl schon da.", sagte Storm und zog ein Taschentuch aus der Tasche und hielt es sich an die Nase. "Aber, verdammt! Musstest du so hart zuschlagen?" "Das war wirklich keine Absicht.", wiederholte ich. "Aber wenigstens hast du ja mitgespielt...", fügte ich hinzu. Schließlich war der Plan, eher spontan entstanden... "Ja... das funktioniert immer wieder.", meinte er - es hätte natürlich auch schief gehen können. "Wie im Film~ ich dachte schon ihr streitet ernsthaft.", nickte Fye. "Ah, wie schön, dass ihr euch wieder vertragen habt." "Warum?", fragte ich und Storm: "Wie kommst du darauf?" "Weil ihr euch duzt!" Er strahlte uns an. Ich sah zu Storm herüber. "Na ja...", meinte ich und hob eine Augenbraue. "Ich hab nichts dagegen." "Ich auch nicht...", meinte Storm schließlich. "Ist ja schon längst vergessen, die Sache...nicht ungeschehen, aber vergeben.", sagte er und ich nickte. "Aber unter einer Bedingung", fügte er hinzu. "Ach...die wäre?" "Wenn wir uns das nächste Mal streiten und uns wieder vertragen, dann hau ich aber dir eine rein!" Er grinste und streckte die Hand aus. "Dazu kommt es dann hoffentlich nicht.", meinte ich und schlug ein. Nach drei Jahren wurde es auch Zeit, dass wir uns vertrugen - hätte ich gewusst, dass ich ihm bloß die Nase brechen musste, dann hätte ich das schon eher getan. "Du solltest zu einem Arzt.", stellte ich fest, als wir den Gang, weiter in Richtung Festsaal heruntergingen. "Hm...ich glaub das geht schon.", meinte Storm. "Blutet nicht mal mehr~" "Wir sollten auch die Polizei rufen!", warf Fye ein. "Die werden sich sicher freuen, wenn sie die Bande einsammeln." Ich nickte. "Ja... fragen wir doch mal, ob die hier ein Telefon haben das funktioniert." "Ah! Und Aiko-chan! Die haben wir ganz vergessen!", meinte Fye. "He, Sie!", hörten wir es hinter uns und als wir uns umdrehten, standen die Leute vom Sicherheitsdienst da. Sie sahen ziemlich ramponiert aus. "Hier ist eine Diebesbande unterwegs! Gehen Sie besser nicht in den Raum! Da sind noch welche von denen drin." "Ach? Sechs von denen sind uns schon begegnet..." meinte ich. "Die machen keinen Ärger mehr.", fügte Storm hinzu und Fye sagte: "Sie sind den Gang runter, links um die Ecke und zweite Tür rechts." Die Sicherheitsleute schauten uns ein wenig verdutzt an, aber dann gingen zwei von ihnen in die Richtung. "Ist die Polizei schon alarmiert?", fragte ich und einer der Security-Typen nickte. "Ja." "Wie viele sind es denn insgesamt gewesen?", wollte Storm wissen. "Neun, ja, Neun waren es." "Dann sind es ja nur noch drei.", stellte Fye fest. "Hyuu~" "Und dafür brauchen wir gleich ein Einsatzkommando?" Storm seufzte. Wir waren auf jeden Fall mehr Leute... eigentlich dürften die Drei ja kein Problem sein. "Ja. Die haben sich nämlich verbarrikadiert und haben Geiseln." Das war natürlich ein Argument, auf das Einsatzkommando zu warten. Also taten wir das auch. "Dass die sich nicht wundern, das ihre Kumpel nicht wiederkommen oder sich melden...", meinte ich nach einer Weile. Wir hatten uns in einen der vielen Räume zurückgezogen, damit sie uns nicht entdeckten, wenn sie auf den Gang traten. Eine halbe Stunde später war das Einsatzkommando des BPD da. Das Team bestand aus zehn Polizisten, allesamt in Ausrüstung des Sondereinsatzkommandos, genau wie unsere, nur dass sie nicht das Emblem des APD-Reviers, sondern des der Bertentiner Polizei trugen. "Ah... da mischt sich die Polizei aus Abaton mal wieder in unsere Angelegenheiten ein, hm?" Der Einsatzleiter - besser gesagt: Einsatzleiterin - kam auf uns zu. "Wieso mal wieder? Das ist erst das zweite Mal.", sagte ich und war schon ein wenig überrascht. "Und seit wann bist du beim Sondereinsatzkommando?" File 23 - Closed Hyuuu~ fertig. Sorry, dass es so lange gedauert hat... Das nächste Kapitel wird sicher wieder etwas schneller fertig sein... Und dann schreib ich natürlich auch am Bonuskapitel, das so um die 20 Seiten, wenn nicht länger, werden soll... Also...ich halt mich ran. ^_^ Nuuuuunja. Wer es noch nicht gesehen hat: Es gibt eine FA zu File 15. Und zu File 23 wird's auch eins geben. Das lad ich hoch, wenn File 23 freigeschaltet ist.^^ Tja~ dann mach ich mich mal an File 24 (und Bonus~ XD) und erlöse euch hoffentlich bald von dem pööööösen Cliffhanger, wer das denn nun wieder sein könnte~ *muhahaha* Kapitel 24: File 24 ------------------- File 24 Tomoyo lachte leise. „Seit ich bei der Polizei bin. Und natürlich nach meiner Beförderung.“ Ich kannte Tomoyo schon länger. Sie war ebenfalls mit mir auf die Schule gegangen, dann allerdings nach Beretin umgezogen. Eigentlich wollte sie Ärztin werden. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch im Medizinstudium gewesen... Die Einmischung auf die sie anspielte, war ein Vorfall von vor einigen Jahren gewesen. Mein ehemaliger Partner und ich hatten einen Täter verfolgt, nur war ihm die Beretiner Polizei ebenfalls auf den Fersen. Das hatte dann ein Verkehrchaos gegeben, bei dem aber glücklicherweise alle Autos heil geblieben waren. Nur Tomoyos Garten hatte etwas abbekommen, weil der Täter die Kurve zu eng genommen und ihren Gartenzaun plattgefahren hatte. Und über diese Sache durfte ich dann einen Bericht schreiben, wegen Schadensersatz. „Was ist mit der Medizin?“, fragte ich. „Ach~ das war irgendwie nichts für mich...“, meinte sie. „Aber du hättest mich ruhig mal besuchen kommen können.“ „Wir sind soweit.“, sagte eines der Teammitglieder, ebenfalls ein für mich bekanntes Gesicht, von dem ich aber wusste, dass sie bei der Polizei war. „Souma.“ Ich nickte ihr zu Begrüßung zu. An ihrem Streifenwagen waren wir ganz knapp vorbeigeschrammt... Außerdem war sie die Freundin von Tomoyo. „Oh, das ist gut!“, sagte Tomoyo und fügte hinzu: „Wir sehen uns dann sicher später!“ Sie sah kurz in die Runde und folgte dann Souma. „Tja. Und jetzt?“, fragte Storm und sah zu Fye und mir. „Hmmm~ wir haben Aiko-chan immer noch nicht gefunden...“, meinte Fye. „Wo sie wohl steckt?“ „Wir können ja weitersuchen, solang das Sondereinsatzkommando sowieso beschäftigt ist.“, meinte ich. Wenn Aiko allerdings in dem Raum war, in der die Geiselnehmer waren, hatten wir natürlich eher schlechte Karten. „Also...hier drin haben wir ja schon überall nachgesehen...“, meinte Fye. „Vielleicht ist sie ja auch nach draußen gerannt.“, mutmaßte Storm. „Bei dem Wetter? Hoffentlich nicht!“, sagte Fye. „Kuro-nya! Wir sollten ganz schnell gucken, ob sie nicht vielleicht doch draußen ist. Da holt sie sich ja den Tod!“ Ich nickte. „Ja.“ Wenn sie nicht draußen war, war ja alles in Ordnung und wenn doch, dann mussten wir sie ganz schnell finden. Fröstelnd rieb ich mir über die Arme. Fye neben mir tat es mir gleich und rieb danach seine Hände aneinander. Wir hatten uns von Storm getrennt, der in der anderen Richtung suchen wollte. Wir hatten uns von Storm getrennt, der in der anderen Richtung suchen wollte. Trotz unserer Mäntel, es war verdammt kalt – auch wenn wir mehr oder weniger im Laufschritt durch die Straßen gelaufen waren. „Kuro-ta... ich glaub...sie ist nicht hier draußen.“, sagte Fye. Ich konnte das Zittern in seiner Stimmer hören. „Sieht so aus...“, gab ich zurück. Wir sollten wirklich rein und uns aufwärmen. So weit konnte Aiko doch gar nicht gekommen sein... „Schauen wir noch da vorne nach und dann gehen wir zurück.“, sagte Fye und zeigte in die entgegengesetzte Richtung der Festhalle. „Wir sollten lieber jetzt gehen.“, sagte ich doch Fye schüttelte den Kopf. „Erst will ich noch da nachsehen... ich weiß nicht. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie doch hier ist...“ „Na gut. Aber danach gehen wir wirklich zurück. Sonst holen wir uns noch eine Lungenentzündung.“, antwortete ich und ging dann mit Fye zu der Stelle, an der er unbedingt noch suchen wollte. „Ah~ Kuro-ne! Sieh doch, da!” Er deutete auf einen Zaun, an dessen Querbalken ein kleiner Stofffetzen hing, der sich bei genauerem Hinsehen als ein Teil von Aikos Kleid herausstellte. Fyes Eingebung war also doch der richtigen Spur gefolgt. „Also...weit kann sie nicht sein...wenn es doch nicht so schneien würde, dann könnten wir ihren Fußspuren folgen.“ Ganz leicht waren noch einige zu erkennen und wir folgten ihnen eine Weile – sie führten uns direkt zu Aiko. Sie saß am Boden, im Schnee und schaute nicht auf, als wir näher kamen. „Aiko-chan!“, rief Fye, aber auch da erfolgte keine Reaktion. Das letzte Stück Weg legten wir im Sprint zurück. „Aiko.... hey, Aiko...“ Sie zitterte vor Kälte am ganzen Körper und reagierte nur schwach. Warum hatte sie auch keinen ordentlichen Mantel an? Warum war sie eigentlich hier draußen? Schnell zog ich meinen Mantel aus und hüllte sie hinein, bevor ich sie hochhob. „Nhm... will nicht...“, murmelte Aiko. Fye legte ihr besorgt die Hand auf die Stirn. „Sie hat ja Fieber!“ „Ist ja auch kein Wunder...“, brummte ich. „Bringen wir sie lieber schnell zurück.“ „Ja... Moment, das Hotel ist viel näher...bringen wir sie dorthin und rufen dann einen Arzt.“ Schnell machten wir uns auf zum Hotel. Die Rezeptionistin schaute erschrocken auf, als wir hereinkamen. „Rufen Sie einen Arzt, schnell!“, rief Fye ihr entgegen und sie griff hastig nach dem Telefon. Theo kam uns auf dem Gang, auf dem Aikos Zimmer lag, entgegen. „Schon zurück...Ach du je!“ Er hatte Aikos Zustand bemerkt. „Was ist denn passiert?“, fragte er, während er mir die Tür aufhielt, damit ich Aiko schnell ins Bett packen konnte. Fye erklärte es ihm schnell. „Wir müssen Herr und Frau Takeda benachrichtigen!“, sagte Theo. „Ich fürchte, das geht leider nicht. Sie sind vermutlich in eine Geiselnahme verwickelt.“ „Was?“ Theos Blick wurde immer fassungsloser. Auch das erklärten wir ihm. Keine zehn Minuten später war der Arzt da, der uns auch erst mal aus dem Zimmer wies, damit er Aiko untersuchen konnte. „Wir müssen Storm Bescheid sagen, dass wir sie gefunden haben. Und irgendwie ihre Eltern erreichen, die machen sich sicher schon Sorgen!“, sagte Fye, als wir vor der Tür standen. „Wir sollten sowieso zurück, hier können wir wohl im Moment sowieso nichts tun.“, meinte ich und Fye nickte. „Dann gehen wir zurück.“ „Soll ich sie fahren?“, fragte Theo. „Nein, das geht schon, bleiben Sie am besten bei Aiko.“, antwortete ich. Theo nickte. „Ist wahrscheinlich besser so.“ Also machten Fye und ich uns wieder auf den Weg zurück. Dort angekommen trafen wir wieder auf Storm – der mit einem anderen Mann mit Brille zusammen stand, und auf ihn einredete. Die beiden bemerkten uns erst als, wir neben sie traten, und sahen auf. „Ah, da seid ihr ja!“, sagte Storm. „Das ist Seiichiro Aoki, Reporter. Er will uns bei der Suche nach dem Mädchen helfen.“, sagte er. „Wir haben sie schon gefunden. Sie ist im Hotel.“, sagte ich. „Trotzdem danke, für das Angebot.“ Der Reporter winkte lächelnd ab. „Aber ich helfe doch gern. Als ich gehört habe, dass sie vermisst wird, habe ich natürlich sofort angeboten zu helfen. Vor allem da Herr Storm mir auch schon sehr weitergeholfen hat...“ Er hielt inne, wohl um Luft zu holen. „Sie müssen Sugawa-san und Flourite-san sein, hab ich recht? Ich freue mich wirklich ihre Bekanntschaft zu machen.“ Fye strahlte nicht minder zurück. „Ja, das ist richtig.“, sagte er. „Storm-san hat Ihnen also geholfen?“ „Ja, im Flugzeug...Wissen Sie...“, fing er an zu erzählen, doch ich hörte gar nicht mehr zu. „Wie steht es mit der Geiselnahme?“, fragte ich an Storm gewandt, der bis eben noch etwas entsetzt über die Worte von Aoki und wohl auch etwas verlegen darüber gewesen sein schien. „Das Einsatzkommando ist noch beschäftigt. Anscheinend scheint die Lage doch ernster als gedacht.“, meinte er schließlich. „Aber, die meisten Leute sind davor ohnehin nach Hause gefahren. Aber dennoch sind noch etwa zwanzig Personen in dem Raum.“ Das war natürlich schlecht. So war es für das Einsatzkommando schon ein Risiko zuzugreifen, da vielleicht einer der Gäste getroffen werden konnte. Und es behagte mir gar nicht, hier draußen zu stehen und nichts tun zu können. Aber der Beretiner Polizei würde es natürlich gar nicht gutheißen, wenn wir dazwischenfunkten. Und Shinsai würde uns auch den Kopf abreißen, wenn sie erfuhr, dass wir uns wieder mal nicht an die Regeln hielten und uns in die Angelegenheit des Nachbarstädtchens einmischten. Also blieb wohl wirklich nichts anderes übrig als zu warten. Nach etwa einer Stunde wuselte anscheinend das halbe Revier von Beretin hier herum. Die Geiselnehmer weigerten sich vehement, aufzugeben. Das Einsatzteam überlegte gerade, ob es zu riskieren wäre, den Saal zu stürmen, oder ob das doch zu gefährlich war. Wir standen bei Tomoyo, wärmten uns mit Kaffee beziehungsweise Tee auf und beschrieben der Einsatzleiterin den Schnitt des Festsaales, soweit wir ihn in Erinnerung hatten. Es war nicht schwer, da er rechteckig war, aber durch die vielen Leute die dort gewesen waren, konnten wir nicht genau sagen, wo etwas stand. „Hm, ich denke, wir riskieren den Zugriff. Es ist immer gefährlich. Und wenn die Geiselnehmer noch nervöser werden, könnte die Situation eher außer Kontrolle geraten.“, meinte sie und wandte sich an Souma. „Sag unseren Leuten, sie sollen sich bereithalten.“ „Ist gut.“, antwortete sie und ging wieder ins Gebäude, um dem Team Bescheid zu sagen. „Am besten bleibt ihr hier oder geht zu dem Einsatzwagen da drüben.“, sagte Tomoyo und deutete auf einen der schwarzen Transporter, dessen einzige Auffälligkeit das Blaulicht auf dem Dach war. Mit diesem ‚Vorschlag’ wies sie uns wohl daraufhin, uns auf gar keinen Fall einzumischen und nicht im Weg herumzustehen. Was mir auch nicht unbedingt etwas ausmachte. Mittlerweile war es nämlich schon spät und noch kälter geworden, somit konnte selbst der Tee kaum Abhilfe schaffen. „Kuro-ta... lass uns doch einfach zum Hotel zurückkehren, vielleicht ist Aiko-chan ja wieder wach.“, schlug Fye vor. Ich nickte. Hier konnten wir ohnehin nichts tun und im Hotel war es sicher um einiges wärmer als im Einsatzwagen. „Steht eigentlich schon fest, ob die Takedas in die Geiselnahme verwickelt sind?“, fragte ich Tomoyo noch, bevor wir uns auf den Weg zurück und sie sich zu ihren Leuten aufmachten. „Ich denke, dass sie noch dort sind – schließlich sind sie die Gastgeber. Wir melden uns einfach im Hotel, wenn wir etwas neues hören.“ Damit ging sie dann auch schon und Fye und ich machten uns auch auf den Weg. Dort angekommen, erfuhren wir, dass Aiko eine starke Unterkühlung hatte, aber wohl in ein paar Tagen wieder gesund war. Und verständlicherweise schlief sie. Theo machte sich ziemliche Vorwürfe, obwohl er ja gar nichts dafür konnte – und Frau und Herr Takeda waren auch noch nicht wieder zurück. Wir versuchten ihn zu beruhigen, was gar nicht so einfach war. Aber nach einer Weile hörte er zumindest auf, die ganze Zeit herumzutigern und setzte sich hin. „Sie sehen müde aus, legen Sie sich doch schlafen.“, meinte Fye. Theo schüttelte den Kopf – obwohl er wirklich so aussah, als wenn er gleich im Stehen einschlafen würde. „Aiko-chan ist krank und ihre Eltern sind auch noch nicht wieder da, da kann ich nicht schlafen!“, meinte er. „Aber es bringt auch nichts, hier herumzusitzen, weil man sowieso nichts tun kann.“, sagte ich. Es war wirklich schon sehr spät. Und ich war ebenfalls müde und Fye sah auch nicht unbedingt wach aus. Fye nickte. „Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir alle ins Bett gehen und ausgeschlafen sind... wenn irgendwas passiert, wird man uns wohl eh wecken!“ Dazu nickte ich. „Die Beretiner Polizei macht das schon und Aiko schläft sicher bis morgen durch.“ Theo schien diese Argumente wohl auch zu akzeptieren. „Wahrscheinlich haben Sie recht... Besser ist es wirklich, ein paar Stunden zu schlafen.“ Er erhob sich. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“, antwortete Fye und sah dann zu mir. „Komm, Kuro-pi... gehen wir auch ins Bett.“ Er gähnte. „Sonst schlafe ich noch hier ein.“ Und ich wohl auch. Wir konnten wirklich nicht wegfahren, ohne dass irgendetwas passierte... ich hatte es ja geahnt. Wir machten uns auch auf den Weg aufs Zimmer. Ohne große Umschweife fielen wir eine Weile später auch schon ins Bett. „Ich hoffe nur....dass alles gut geht...“, murmelte Fye schläfrig, als er sich an mich schmiegte. Ich nickte. „Ich auch.“ Doch von Fye kam überhaupt keine Antwort mehr, weil er schon eingeschlafen war. Ich strich ihm durch die Haare. Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen und ereignisreich... Eine Weile später schlief auch ich. File 24 – Closed Hyuuu~ fertig. Awwwwwwwwwwwwww~ jetzt hab ich so lange gebraucht und dann ist dieses Kapitel auch nur so kurz.... >.< Sorry... ich schreibe jetzt erst das Bonuskapitel fertig, bevor ich File 25 schreibe...dafür bräuchte ich ohnehin Ideen... Über Vorschläge, was in File 25 passieren könnte, wäre ich also sehr erfreut! XD Und natürlich Ideen für Bonuskapitel!! XD Außerdem hab ich wieder ne kranke Idee bekommen und schreibe gerade einen neuen One Shot – der wahrscheinlich aber auch weitergeführt werden kann... Wenn er fertig ist lad ich ihn hoch. Und wenn der gut ankommt...mal sehen, vielleicht wird dass dann ja so wie bei APD, dass ich ewig daran weiterschreibe... obwohl ich dann erst APD abschließen werde, bevor ich was neues schreibe. ^^““ Also... dann hoffe ich, dass APD nicht noch überladen oder langweilig zum Ende hin wird...Aw~ Kapitel 25: File 25 ------------------- File 25 Das Telefon klingelte und riss mich somit aus dem Schlaf. Fye wohl ebenfalls, der aber sein Gesicht bloß leise murmelnd noch ein Stückchen näher an meiner Schulter vergrub, um weiter zu schlafen. Selbst noch halb im Schlaf tastete ich nach dem Hörer. „Hn?“ „Kurogane? Die Geiselnahme ist eskaliert.“ Ich erkannte Tomoyos Stimme, und dann brauchte ich eine Weile, bis ich registriert hatte, was sie soeben gesagt hatte. „Was?“, fragte ich – eher um den Grund zu erfahren, wie das passieren konnte, aber auch, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht verhört hatte. „Ja... einer der Geiselnehmer ist ausgerastet und hat geschossen. Wir glauben, dass jemand verletzt ist – und es sich dabei um Frau Takeda handelt.“ Sie klang müde und gestresst, was ich bisher noch nie bei ihr erlebt hatte – und ich war schließlich drei Jahre mit ihr auf die selbe Schule gegangen. Ich nickte, erinnerte mich daran, dass sie das gar nicht sehen konnte und antwortete: „Verstehe...“ Anscheinend sollten wir das Aiko beibringen. „Wie ist ihr Zustand?“, wollte ich wissen. „Ich weiß es nicht. Wir wissen nur, dass sie verletzt ist.“ Tomoyo seufzte. „Wir haben immer noch keine Möglichkeit gehabt, einzugreifen. Und jetzt ist die Situation viel kritischer...“ Aus dem Hintergrund von Tomoyos Seite aus, hörte ich Stimmen, konnte aber nicht verstehen was gesagt wurde. „Ich muss auch wieder an die Arbeit. Ich dachte aber, ihr solltet das wissen... schließlich ist Aiko in eurem Hotel, ihr solltet ihr das so schnell wie möglich sagen.“ Bevor ich irgendwas erwidern konnte, legte sie auf und nach einigen Sekunden tat ich das ebenfalls. Während ich das Telefon wieder auf das Nachtschränkchen neben dem Bett abstellte, fiel mein Blick auf die Uhr. Fünf Uhr Morgens. Kaum drei Stunden, seit Fye und ich ins Hotel zurück waren... „Wer...war das?“, fragte dieser dann auch gerade verschlafen von der Seite. Anscheinend war es bei dem Versuch, weiter zu schlafen, geblieben. „Tomoyo. Frau Takeda ist angeschossen worden“, sagte ich. „Was?“ Fye richtete sich halb auf und sah mich an. Ich nickte. „Wir sollen es Aiko sagen. Sie wissen aber auch nichts genaues...“, meinte ich. „Das ist ja schrecklich...“, murmelte Fye. „Aber... wir können nichts tun, hm?“ Da hatte er recht, auch wenn mir das nicht passte. Wir konnten weder dem BPD helfen, noch Frau Takeda und gerade war auch die Situation ungünstig, Aiko über die Situation aufzuklären – das Mädchen war krank und sicher schlief es sowieso noch. Allerdings: „Wir sollten dem Chauffeur Bescheid sagen“, sagte ich. Der machte sich schließlich auch Sorgen und hatte uns gebeten, ihn auf dem Laufenden zu halten. Fye nickte und schlug seufzend die Decke zurück, um aufzustehen und ich tat es ihm gleich. Theo schien nicht geschlafen zu haben, zumindest nicht fest, denn er öffnete fast sofort, nachdem wir an seine Tür geklopft hatten. Er steckte auch noch in dem Anzug, den er gestern Abend getragen hatte, nur hatte er das Jackett ausgezogen und die Krawatte abgelegt. „Ist irgendwas passiert?“, fragte er sofort. Ich nickte. „Frau Takeda ist angeschossen worden“, kam ich ohne weitere Umschweife zur Sache, weil wir sowieso alle müde waren und das Ganze nicht unbedingt in die Länge ziehen mussten. „Was?! Ist sie...?“ „Sie lebt, aber sie ist wohl doch schwer getroffen worden“, antwortete ich, bevor er das ganze Hotel weckte, wenn er wieder so laut wurde. „Eben hat Tomoyo-san vom Einsatzteam des BPD angerufen und es uns mitgeteilt, deshalb wissen wir auch nichts genaueres“, fügte Fye hinzu und fuhr sich müde durch die Haare. Theo nickte. „Aiko-chan...sie sollte das auch wissen...“, meinte er. „Ja. Aber ich denke, sie sollte ausschlafen. Sie hat schon so viel durchgemacht“, gab ich zu bedenken und Fye meinte: „Und vielleicht stellt sich ja noch heraus, dass es gar nicht Frau Takeda war.“ „Was ist mit Mama?“, kam es leise von der Tür, in der Aiko stand. Sie sah müde aus – was verständlich war, um diese Uhrzeit, weshalb ich mich fragte, weshalb sie überhaupt wach war – und auch noch lange nicht gesund. „Aiko-chan!“ Theo legte ihr die Hände auf die Schultern, nachdem sie zu uns getappt war. „Was machst du denn hier? Du hast ja noch Fieber...“ Er schob sie leicht in Richtung Tür. „Du musst dich wieder hinlegen...“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein...ich will wissen was mit Mama ist...“, meinte sie und weigerte sich weiter zu gehen, obwohl sie wirklich sehr mitgenommen aussah. Aber sie sah uns mit ängstlichem Blick an. „Was ist passiert?“ „Na ja...“, fing Fye an und schien auch nicht so recht zu wissen, wie er es sagen sollte. „Wir glauben, dass deine Mutter bei einer Geiselnahme in der Festhalle angeschossen wurde“, sagte ich schließlich, als er mich hilfesuchend ansah und auch Theo ratlos drein sah. Aikos Augen weiteten sich erschrocken. „Was?!“ Hätte Theo sie nicht festgehalten, wäre sie wohl zusammengesackt. „Das...das ist alles meine Schuld“, schluchzte sie schließlich und vergrub ihr Gesicht in der Decke, die sie um die Schultern trug. „Was? Natürlich nicht...“, protestierte Theo und strich ihr beruhigend über den Kopf. „Nicht doch...“ „Wie kommst du denn darauf, Aiko-chan?“, fragte auch Fye erstaunt und beugte sich ein wenig zu ihr herunter. „Weil“, schniefte sie, „ich sie doch reingelassen hab...“ „Wen?“ „Die Männer...ich bin durch eine Tür raus...die durfte man eigentlich gar nicht aufmachen...“ „Warum bist du rausgelaufen?“, fragte Fye weiter und Aiko nickte. „Sie haben mich geärgert...und dann...bin ich weggelaufen“, erzählte sie stockend, weil sie immer noch weinte. „Die beiden anderen Kinder?“ Fye nickte verstehend. „Das haben wir uns schon gedacht...“ „Welche Tür meinst du?“, fragte Theo, etwas verwirrt. „Ich glaube es war die Hintertür... mir hat einer der Sicherheitsleute gesagt, die darf man nicht aufmachen...aber ich hab nicht drauf gehört, weil ich einfach nur weg wollte.“ Sie wischte sich über die Augen. „Ich hab sogar vergessen, mir eine Jacke mitzunehmen...“ „Hast du denn gesehen, wie sie reingegangen sind?“, fragte ich und sie nickte. „Ja...sie haben was von viel Geld gesagt und hatten Waffen, deshalb hab ich mich versteckt...ich wollte die Polizei holen, aber dann war es so kalt...“ Mehr konnte man dann nicht mehr verstehen, weil sie wieder anfing zu schluchzen. „Mama...“ „Ihr geht es bestimmt gut...“, tröstete Theo und nahm sie in den Arm. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis Aiko wieder eingeschlafen war. Das Fieber war wieder gestiegen und Theo hatte sich neben ihr Bett gesetzt – schlafen könnte er jetzt ohnehin nicht mehr, hatte er gemeint. Fye und ich waren auf dem Weg in unser Zimmer. Jetzt war klar, wie die Bande überhaupt reinkommen konnte. Obwohl der Sicherheitsmann doch eigentlich die Tür wieder hätte schließen können. Es sei denn – „Komm, wir müssen zu Festhalle!!“ „Was...?“, fragte Fye erstaunt, als ich plötzlich ein paar Schritte zulegte. Ich stieß die Tür zu unserem Zimmer auf, sodass sie fast gegen die Wand knallte, und schnappte mir schnell einen Pullover. Fye zog sich auch hastig an und keine Minute später waren wir wieder bei Theo. „Wir brauchen das Auto.“ Theo sah verwirrt zwischen Fye und mir hin und her. „Jetzt...?!“ Ich nickte knapp und wirbelte wieder herum. „Aber...warum...?“, wollte der Chauffeur wissen, während wir dann auf dem Weg nach unten und zum Auto waren. „Die Sicherheitsleute...sie stecken mit den Geiselnehmern unter einer Decke!“, erklärte ich. „Deshalb sind die doch erst in den Festsaal gekommen! Selbst Aiko ist einem der Sicherheitsleute begegnet!“ „Jetzt wo du es sagst... es waren schon eine Menge... Aber wir sind keinem Einzigen begegnet...“, meinte Fye. „Erst als wir auf die Bande gestoßen sind. Aber das heißt ja...“ „Genau – die angeblichen Sicherheitsleute werden natürlich die Geiselnehmer unterstützen.“ „Und sie werden der Polizei in den Rücken fallen!“ Der Wagen schlingerte in den Kurven bedrohlich, doch ich brachte den Wagen schnell wieder unter Kontrolle. Wir fuhren viel zu schnell, vor allem bei diesem Wetter, aber dann doch nicht so schnell, wie wir es gerne hätten, denn sonst würden wir wirklich an der nächsten Wand enden. Wie gut, dass es so spät, beziehungsweise früh war, denn so war kein Verkehr. Rutschend kam der Wagen vor der Festhalle schließlich zum Stehen. Theo – der wohl einen Herzinfarkt bekommen hätte, wenn er gesehen hätte, welche Fahrmanöver der Chrysler hatte mitmachen müssen – war bei Aiko geblieben, auch wenn er hin- und hergerissen gewesen war. Den Wagen hatte er dann doch rausgerückt, mit unserem Versprechen, ihn unversehrt wiederzubekommen. Fye und ich sprangen aus dem Wagen. Das BPD war noch da, sogar einige Krankenwagen – es herrschte Chaos. „Hoffentlich sind wir nicht zu spät!“, sagte Fye, während wir schnell, aber vorsichtig, auf das Gebäude zusteuerten. Gerade als wir die Tür öffnen wollten, ging sie von innen auf – es war Tomoyo, die zwar müde aussah, aber guter Dinge war. Genau wie der Rest des Teams hinter ihr. „Huh?“, machte sie und stoppte, bevor sie in mich hineinlief. „Was macht ihr denn hier? Wir wollten euch gerade anrufen! Die Geiselnahme ist beendet und Frau Takeda geht es weitestgehend gut. Es war nur ein Streifschuss und sie wird jetzt im Krankenhaus behandelt.“ Von diesem Wortschwall etwas überrascht, nickte ich. „Wir richten es Aiko aus...Die Sicherheitsleute, wo sind sie?“, fragte ich. „Sie stecken mit den Geiselnehmern unter einer Decke.“ „Das wissen wir bereits“, sagte Tomoyo. „Kommissar Storm hat uns darauf schon hingewiesen.“ Sie deutete zu ihm, der – zusammen mit dem Reporter Aoki – von einem Krankenwagen aus zu uns herüber kam. Sein Arm steckte in einer Schlinge. „Was ist passiert?“, wollte Fye wissen, als die Beiden neben uns standen. „Streifschuss“, erklärte Storm knapp. Dann erzählte er uns, dass ein Satz, den Aoki gesagt hatte – dass er es merkwürdig fand, dass die Security nichts tat – ihn darauf gebracht hatte, das mit dem Sicherheitsteam etwas nicht stimmte. Dann wollte er Tomoyo, die mit ihrem Team kurz vor der Stürmung stand, was in einer Katastrophe geendet wäre, warnen und war genau in einen der Sicherheitsleute, der das Gespräch mit Aoki mitbekommen hatte, gelaufen und dann hatte dieser auf ihn geschossen. Darauf waren natürlich einige Leute des BPD aufmerksam geworden und dann war alles doch noch glimpflich abgelaufen. Sie hatten die Security-Leute verhaftet und die Geiseln befreit – nachdem die Geiselnehmer erfahren hatten, dass sie keine Rückendeckung mehr hatten, hatten sie sich ergeben. Es gab einige Verletzte unter den Sicherheitsmännern und einer der Geiselnehmer, denn es hatte doch einen Schusswechsel gegeben. Von den Geiseln war niemand verletzt, außer Frau Takeda, doch sie standen größtenteils unter Schock oder waren zumindest ziemlich mitgenommen. „Verdammt, und ihr schlaft seelenruhig, wie?“, meinte Storm, der es anscheinend doch nicht lassen konnte, und Vorwürfe zu machen. „Nicht unbedingt“, meinte ich zurück und schon lagen wir uns wieder in den Haaren – irgendwie konnten wir es trotz der Versöhnung nicht lassen uns zu streiten. Fye stand grinsend daneben und Tomoyo fing an, ihr Team zu koordinieren, sodass es abrücken konnte. Eine Weile später zeugte eigentlich kaum noch etwas von dem Ereignis. Die Einsatzwagen und Krankenwagen waren mittlerweile abgefahren, die Gäste ebenfalls und sogar Storm und seine Eltern waren auf dem Weg nach Hause – wobei sich Aoki als Fahrer angeboten hatte, da Storm mit seinem verletzten Arm nicht fahren konnte und ebenso wenig seine Eltern, da diese noch unter Schock standen. Wir gingen auch zum Chrysler zurück, als Tomoyo und Souma auf uns zukamen. „Grüßt doch die kleine Aiko-chan von mir“, sagte sie und ich nickte. „Werden wir.“ „Und“, meinte Tomoyo und lachte „besucht uns doch mal.“ „Mal sehen.“ Wenn ich überhaupt mal frei bekam, was wie gesagt, sehr selten war, verschlug es mich unbedingt nicht gerade nach Beretin. Und jetzt, da Fye da war, wohl eher noch weniger. Wir verabschiedeten uns und fuhren zum Hotel zurück. „Da war Storm wohl schneller als wir“, stellte Fye fest. Ich nickte. „Ja...“ Aber das war wohl auch besser – denn wir wären zu spät gekommen. Fye gähnte. „Wie gut, dass alles gut ausgegangen ist...vor allem für Frau Takeda. Das wird Aiko sicher beruhigen.“ Das tat es auch, als wir ihr am nächsten Morgen – beziehungsweise Mittag, denn wir hatten wirklich lange geschlafen, davon erzählten. Herr Takeda war bei seiner Frau geblieben und hatte Theo von dort aus angerufen und davon in Kenntnis gesetzt. Frau Takeda musste eine Weile dort bleiben. Natürlich wollte Aiko sofort zu ihrer Mutter ins Krankenhaus, um sie zu besuchen. Allerdings war sie immer noch krank und so meinte Theo, dass es besser wäre, wenn sie im Bett liegen blieb. Sie blieb im Bett – aber nur unter Protest. Und auch nur unter der Bedingung, dass wir ihr alles über die Geiselnahme erzählten und nichts ausließen. Als wir damit fertig waren wollte Fye wissen, warum die Kinder sie geärgert hatten. „Sie ärgern mich immer“, erklärte sie. „Die Beiden sind die Kinder von dem Bürgermeister aus Kinida. Sie halten sich für was besseres. Ich habe Mama schon gesagt, dass ich nicht mit ihnen spielen will, weil sie mich immer ärgern.“ Sie hielt inne und sah dann zu uns. „Kann ich euch was sagen...? Ihr dürft es aber nicht Mama oder Papa sagen.“ „Was denn?“, fragte Fye und sah kurz erstaunt zu mir rüber. Aiko klang plötzlich wirklich traurig. „Na ja... ich glaube Mama und Papa mögen mich nicht mehr“, meinte sie. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich und Fye schien auch gedacht zu haben, dass es etwas schlimmeres wäre. „Sie haben gar keine Zeit für mich und verbieten immer alles. Ich glaube, sie wollen mich gar nicht mehr sehen, ich mag Theo ja, aber ich will auch mal was mit Mama und Papa machen...“, erzählte sie. „Und immer wenn mir irgendwas Spaß macht, sagen sie, dass es viel zu gefährlich ist, obwohl Theo aufpasst, dass mir nichts passiert.“ „Aber Aiko-chan... Natürlich mögen sie dich noch“, meinte Fye und nickte überzeugt. „Weißt du, da geht es dir glaube ich wie vielen anderen Leuten auch. Deine Eltern finden es sicher auch nicht toll, dass sie dich nicht oft sehen können, weil sie so oft arbeiten müssen.“ „Aber sie schimpfen doch immer sofort, wenn ich was falsch mache...und dann verbieten sie mir alles sofort.“ „Sie machen sich Sorgen um dich. Sie wollen nicht, dass dir was passiert“, sagte ich. „Vielleicht übertreiben sie damit ein bisschen, so sind Eltern nun mal, aber das heißt ja nicht, dass sie dich nicht mehr lieb haben, hm?“, fügte Fye hinzu. Aiko nickte zögernd. „Ich weiß ja, dass sie wichtige Leute sind...aber ich finde, sie könnten trotzdem mal mehr mit mir machen.“ „Dann sag ihnen das doch“, schlug Fye vor. „Sie hören mir ja nicht zu. Sie sagen immer ‚ja gleich’ oder ‚jetzt nicht’.“ „Wahrscheinlich sind sie dann gerade im Stress“, meinte ich. „Du fragst sie vielleicht immer im falschen Augenblick.“ Nun, bei vielbeschäftigten Leuten war es schon schwer, einen passenden Zeitpunkt zu finden, um mit ihnen zu reden. „Du musst es mal versuchen, wenn ihr etwas zusammen macht – beim Essen zum Beispiel. Oder du fragst Theo ob er dir hilft, wenn es nicht klappt. Das wird er sicher tun“, fügte Fye hinzu. Aiko nickte wieder, aber diesmal überzeugter. „Hmhm...ich versuchs mal.“ Sie lächelte leicht. „Ich bin aber froh, dass ich mich geirrt habe.“ Fye wuschelte ihr durchs Haar. „Na siehst du. Deine Eltern haben sicher auch wieder Zeit für dich. Jetzt ist die Veranstaltung ja vorbei, hm?“ „Ja. Und jetzt könnt ihr ja mit mir spielen!“, sagte sie und klang jetzt wieder fröhlicher. „Wie lange bleibt ihr denn noch?“ „Bis zum Achten oder Neunten“, antwortete Fye grinsend. „Weil dann muss Kuro-nyan wieder arbeiten.“ Er warf mir einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu. „Und dann hat er gar~ keine Zeit mehr für mich~“ Aiko kicherte und klopfte ihn auf die Schulter. „Das kommt dir nur so vor.“ Ein paar Tage später brachte uns Theo, zusammen mit Aiko, zum Flughafen. Wir hatten beschlossen zurückzufliegen. Storm flog an diesem Tag ebenfalls und auch der Reporter hatte diesen Flug gebucht. „Ihr müsst mich aber unbedingt mal besuchen kommen!“, sagte Aiko. „Natürlich, wenn wir mal Zeit haben, kommen wir mal vorbei“, sagte Fye. „Neh, Kuro-ta?“ Ich brummte etwas unbestimmtes. Die restlichen Tage waren ruhiger verlaufen – wenn man von Aiko absah, denn sie war aufgedrehter denn je, nachdem sie wieder einigermaßen gesund war und aufstehen durfte. Sie hatte allerdings nicht nach draußen gehen dürfen, was sie ein wenig verstimmt hatte, weil sie nicht mit durfte, wenn Fye und ich Spaziergänge unternahmen. Dafür nahm sie uns dann meist in Beschlag, wenn wir zurück waren. Meist spielten wir Karten, Fye brachte ihr Schach bei, was sie sehr begeisterte, vor allem wenn sie gegen Theo spielte, der immer gegen sie verlor. Dass sie uns zum Flughafen begleiten durfte, lag daran, dass das Auto beheizt war und ebenso die Flughalle. Außerdem war sie dick angezogen und Theo hatte versprochen, sie sofort zurückzubringen. Ihr Problem mit ihren Eltern war zwar noch nicht aus der Welt, aber es hatte sich zumindest entspannt – zumindest hatte Aiko uns das erzählt. „Die Passagiere von Flug 740 werden gebeten, sich an Bord zu begeben. Letzter Aufruf für die Passagiere von Flug 740.“ „Das ist Unserer“, stellte ich fest. Aiko seufzte enttäuscht. „Wir sehen uns sicher irgendwann mal wieder“, meinte Fye und wuschelte ihr durchs Haar. „Bestimmt!“, nickte sie und fiel ihm um den Hals. „Komm schon, wir verpassen unseren Flug“, meinte ich und drehte den Kofferkuli in Richtung Gangway. „Ja, schon unterwegs Kuro-na! Entspann dich~“, grinste Fye. Dann hatte ich Aiko erst mal an mir kleben. „Guten Flug!“ „Danke“, meinte ich und strich ihr auch kurz über den Kopf. „Kuro-pi...trödle nicht~“, kam es amüsiert von Fye, der schon ein paar Schritte entfernt stand. „Und vergiss das Gepäck nicht.“ „Wieso kannst du deinen Kram nicht selbst nehmen!“, murrte ich, doch wie erwartet dachte er nicht mal daran, sondern schlenderte lachend los. File 25 – Closed Hyuuu~ Fertig~ Sorry, dass es so lange gedauert hat… Aber irgendwie hatte ich eine Tiefphase und bin auch nicht unbedingt zum Schreiben gekommen… Jetzt geht’s ins Finale! Mehr als fünf Kapitel sind nicht geplant~ Ich hoffe fünf reichen, um APD zum Abschluss zu bringen. Dann gibt es noch Bonuskapitel. Und wie gesagt, Criminal Minds werde ich dann vielleicht zur Serie machen~ Gut~ dann mach ich mich mal ans nächste File ^_^ Kapitel 26: File 26 ------------------- File 26 „In einer Woche ist der Gerichtstermin gegen Ashura angesetzt“, teilte mir Shinsai mit, als ich am Morgen das Revier betreten hatte. Ich nickte. „Ja, Fye und ich haben eine Vorladung für unsere Zeugenaussagen bekommen.“ Mittlerweile war es Februar. Ich ging wie gewohnt meiner Arbeit nach – natürlich wieder ohne Partner, denn einen anderen als Fye wollte ich nicht. Das hatte Shinsai auch eingesehen und da es ohnehin noch nicht klar war, ob Fye seinen Job als Polizist aufgeben musste, war es sowieso noch zu früh, eventuell einen neuen Partner zu bekommen. Fye hatte sich – ein paar Tage, nachdem wir aus Beretin zurückgekehrt waren –, nach einem kleinen Nebenjob umgesehen – um sich zu beschäftigen, wenn ich nicht da war. Und die Teilzeitstelle als Kellner, die er in einem kleinen Café angenommen hatte, schien ihm auch recht gut zu gefallen. Allerdings hatte er weit weniger zu tun als ich. Zwar häuften sich die Mordfälle nicht unbedingt, aber der ein oder andere verzwickte Fall war doch darunter und manchmal kam ich deshalb gar nicht dazu, nach Haus zu fahren. Helfen konnte Fye mir natürlich auch nicht mehr, da die Fälle schon unter einer gewissen Geheimhaltungsstufe standen – zumindest die Ermittlungsergebnisse. Shinsai hatte sich schon darüber beschwert, dass wir uns in die Ermittlungen des BPD eingemischt hatten – wieder mal –, aber trotzdem schien sie recht zufrieden zu sein, dass wir mitgeholfen hatten diesen Fall zu lösen. Storm arbeitete ebenfalls wieder, obwohl sein Arm immer noch nicht unbedingt geheilt war. Aber das schien ihn auch weniger zu stören. Und immer öfter traf man den Reporter Aoki im Revier an. Was gar nicht so schlecht war, denn durch die enge Zusammenarbeit mit der Presse kamen wir manchen Tätern eher auf die Spur. Manchmal war eben auch an Gerüchten etwas dran. Alles andere lief eigentlich wie immer – so fern man das bei der Mordkommission so sagen konnte, denn Regelmäßigkeiten waren ziemlich selten – was die Fälle anging zumindest. „Das habe ich mir gedacht“, meinte Shinsai und nahm einen Schluck ihres Kaffees. „Wir haben auf jeden Fall genug Beweise und mit Ihren Aussagen werden wir ihn auf jeden Fall ins Gefängnis bringen. Und auch die meisten Mitglieder der Mafia haben wir mittlerweile.“ „An manchen sind wir noch dran“, sagte ich. „Die kriegen wir auch noch.“ Die Mafia war noch nicht ganz geschlagen, aber wir waren auf dem besten Wege die gesamte Organisation auseinander zu nehmen. Alle würden wir sicher nicht erwischen, aber das war sowieso klar, da viele Mafiamitglieder unbekannt waren oder untertauchten. Doch bisher waren alle Razzien, die wir durchgeführt hatten, erfolgreich gewesen – mehr oder weniger. „Dann wird es sicher ruhiger.“ Shinsai nahm erneut einen Schluck von ihrem Kaffee, während ich wieder nickte. Das wäre sicher mal nicht schlecht. So langsam konnte ich mitmeinen Überstunden wohl einen Jahresurlaub machen. Allerdings war mir die Lust auf Urlaub nach den letzten paar Fahrten doch vergangen. Und leider gab es immer noch genug andere Verbrechen, um die man sich kümmern musste, da wir immer noch in allen Abteilungen unterbesetzt waren... „Wenn es sonst nichts mehr zu tun gibt, fahre ich nach Hause“, meinte ich und sah auf die Uhr. Fye müsste heute auch da sein... Shinsai überlegte kurz. „Tun Sie das...aber denken sie an die Berichte. Sie sind schon wieder im Verzug.“ „In letzter Zeit kommt man mit dem Schreiben auch nicht so schnell nach, weil ein Fall auf dem anderen folgt“, sagte ich. Und die meiste Zeit war ich ohnehin auf Außeneinsätzen. „In spätestens einer Woche will ich alle auf meinem Schreibtisch liegen haben“, meinte Shinsai, ohne auf meinen Protest einzugehen. Da blieb mir wohl keine andere Wahl. Ich brummte etwas, dass sie als Zustimmung oder erneuten Protest auslegen konnte und machte mich dann auf dem Weg zum Wagen. Ich bog gerade auf die Hauptstraße ein, als ich ein liegengebliebendes Fahrzeug bemerkte. Der Fahrer desselben versuchte anscheinend verzweifelt jemanden zum Anhalten zu bewegen. Eigentlich wollte ich ja nach Hause, aber ich konnte ihn schlecht ignorieren und vorbeifahren – das wäre unterlassene Hilfeleistung. Also lenkte ich meinen Wagen an die Seite, gleich hinter den anderen, der mit Warnblinkern und offener Motorhaube dastand und dessen Fahrer jetzt doch erleichtert aussehend herüberkam. „Ich dachte schon, ich müsste die Nacht hier herumstehen...“, meinte er, als ich die Tür öffnete. „Ich glaube, irgendwas stimmt mit dem Motor nicht...“ „Hm“, machte ich. „Lassen Sie mich mal sehen.“ Ein wenig kannte ich mich mit Motoren aus, aber wenn der wirklich hinüber war, konnte ich auch nichts tun. Dann müsste ich ihn wohl abschleppen. Deshalb hoffte ich, dass einfach nur der Tank leer war. „Ich kenne mich überhaupt nicht mit Autos aus...“, quasselte der Fahrer weiter, während wir zu seinem Wagen hinübergingen. Das hatte mir gerade noch gefehlt..., dachte ich und stütze mich mit einer Hand auf der Karosserie des Wagens ab, um in den Motorraum schauen zu gucken. Erst konnte ich nichts finden, doch dann fiel mir ein Kabel auf, das lose war. Vielleicht lag es daran? „Hey... Haben Sie Werkzeug da?“, fragte ich. „Eine Zange und einen Schraubendreher?“ „Ja sicher. Aber ich denke, ein Schraubenschlüssel tut es auch.“ Irgendwie hatte die Stimme des Mannes einen bedrohlichen Unterton angenommen, weshalb ich mich umdrehte. Doch leider zu spät – ich bekam besagte Schraubenschlüssel direkt in den Nacken. Und wieder mal landete ich in der bekannten Schwärze. Ich bekam noch mit, wie meine Beine wegsackten und ich auf dem Boden aufkam. Mein Kopf schmerzte höllisch. Das war das erste, was ich bemerkte, nachdem ich wieder zu mir kam. Aber da war nicht nur das Brummen meines Kopfes – auch das eines Motors. Anscheinend lag ich auf der Ladefläche eines kleinen Lastwagens. Zumindest ließ alles darauf schließen, als ich den Kopf hob. Allerdings nicht für lange, da mit sofort schwindelig wurde. Verdammt. Wie hatte das denn passieren können? Ich hätte besser aufpassen müssen. Nur wer erwartete auch, gleich eins übergezogen zu kriegen, wenn man helfen wollte? Ich fluchte gedanklich vor mich hin, während ich an den Fesseln zog, um meine Hände frei zubekommen. Allerdings konnte ich da wohl so lange zerren und ziehen wie ich wollte, denn Handschellen – sogar meine eigenen – hielten viel aus. Natürlich hatten sie mir die Schlüssel und die Dietriche abgenommen... Hätte ich nicht höllische Kopfschmerzen und nichts besseres zu tun, würde ich mich lautstark darüber aufregen. Ich ließ es sein, zu versuchen, frei zu bekommen und startete einen erneuten Versuch, mich aufzusetzen. Doch in diesem Moment stoppte der Wagen und der Motor verstummte. Außerdem hörte ich eine Tür schlagen und Stimmengewirr. Kurze Zeit später wurde ich unsanft auf die Beine gezerrt. Das machte meine Kopfschmerzen nicht unbedingt besser – eher schlimmer. Ich war so benommen, dass ich wohl wieder umgekippt wäre, hätten sie mich nicht festgehalten. Der hatte wirklich mächtig hart zugeschlagen... „Na...dann bringt unseren Gast doch mal rein“, hörte ich jemanden sagen – und die Stimme kam mir sehr bekannt vor. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich mehr von der Ladefläche fiel als heruntersprang beziehungsweise gezogen wurde. Es war der Kerl mit der Baseballkappe. „So sieht man sich wieder“, sagte er. „Ich hätte gern drauf verzichtet“, knurrte ich leise. Na ja. Es sei denn, er wäre der mit den Kopfschmerzen und in meinem Gewahrsam... File 26 – Closed Joa... iiiich weiß...es ist kurz... Und ein doofes Ende für ein Kapitel... Aber mein Laptop is grad Out of Order und deshalb dauerts mit dem Schreiben... nyaa~ Und zu lange wollte ich euch auch nicht warten lassen... Also – ich hoffe ihr hattet trotzdem Spaß an diesem Kapitel~ Kapitel 27: File 27 ------------------- File 27 „Ich werde nicht aussagen. Ich kann nicht“, sagte ich. „Nicht so lange Kurogane noch verschwunden ist!“ „Wir tun ja schon alles in unserer Macht stehende um ihn zu finden“, sagte Shinsai, in deren Büro ich gerade stand. „Aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Sie schien genauso wenig geschlafen zu haben wie ich – nun, vielleicht doch etwas mehr, oder es lag am Kaffee... Drei Tage war er jetzt schon verschwunden. Inzwischen drehte ich vor Sorge fast durch. Vorgestern hatte ich im Revier angerufen, um zu fragen, ob Kurogane doch Überstunden machen musste, weil er nämlich am Tag davor nicht nach Hause gekommen war. Eigentlich hatte er gesagt, dass er frei hätte – doch in seinem Job wusste man das ja nie so genau. Sakura-chan hatte mir daraufhin verwundert gesagt, dass er gefahren sei und bisher auch nicht wieder auf dem Revier aufgetaucht war – was Shinsai zu diesem Zeitpunkt gar nicht so toll gefunden hatte. Das hatte ich dann doch sehr merkwürdig gefunden – Kuro-ne hätte sich sicher gemeldet. Sakura-chan fand es auch seltsam, weil Kurogane doch sonst mehr oder weniger zuverlässig war. Mir kam in den Sinn, dass er vielleicht einen Unfall gehabt hatte. Doch nachdem Sakura-chan die Krankenhäuser überprüft hatte und die Unfallberichte des letzten Abends durchgesehen hatte, war er zumindest nicht dabei. Was mich dann insoweit beruhigte, dass er nicht in einen Unfall geraten war. Allerdings half es nicht über die Tatsache hinweg, dass er immer noch verschwunden war. Sakura-chan meinte, dann habe er wohl vergessen sich zu melden und dass er wohl wieder auftauchen würde. Wenn er kam, würde sie anrufen. Ich gab ihr die Nummer vom Café in dem ich zur Zeit arbeitete, denn dort hatte ich an diesem Tag auch hingemusst. Dann war dort so viel zu tun gewesen, dass ich nicht viel über sein Verschwinden nachdenken und mich sorgen konnte. Doch bis zum Abend tauchte er weder auf, noch gab es sonst eine Nachricht von ihm. Zumindest keine positive. Kurz vor Zehn hatte ich einen Anruf von Sakura-chan bekommen. Sie hatten sein Auto gefunden – versenkt im Abaton River. Allerdings fehlte von ihm noch jegliche Spur. Ich wollte eigentlich sofort zum Revier kommen, doch Sakura-chan hatte gemeint, dass es besser wäre, wenn ich zuhause bliebe, denn auf dem Revier war natürlich der Teufel los. Widerwillig hatte ich ihr versichert, dass ich hier bleiben würde und sie hatte mir gesagt, dass sie mich sofort anrufen würde, wenn etwas Neues kam. Die Nacht darauf konnte ich kaum ein Auge zutun und fragte mich die ganze Zeit, was wohl passiert sei. Hoffentlich ging es ihm gut... Gestern war dann eigentlich nichts weiter passiert, außer dass ich mich bei der Arbeit mehrmals fast verbrannt oder ein Tablett fallengelassen hatte, weil ich mit den Gedanken bei Kuroganes Verschwinden war. Deshalb hatte mich mein Chef auch nach Hause geschickt – ich war viel zu sehr durch den Wind und deshalb in diesem Zustand nicht wirklich zu gebrauchen. Einerseits war ich froh gewesen, gehen zu dürfen – andererseits hatte ich keine Ablenkung mehr gehabt. Gegen Mittag hatten sie seinen BMW aus dem Fluss gefischt. Der hatte es erstaunlich gut überstanden – wenn man von der Innenausstattung absah. Aber er lief sogar noch. Doch immer noch keine Spur von Kurogane... Das machte mich schier wahnsinnig. Die nächste Nacht konnte ich ebenfalls nicht schlafen. Und heute Morgen – Ich legte Shinsai den Zettel auf den Tisch, der heute im Briefkasten gelegen hatte. „Sie haben ihn entführt. Und wenn ich aussage dann...dann tun sie ihm was an!“ Allein die Vorstellung war schrecklich. Shinsai überflog den Zettel. Viel stand ja nicht drauf. Nur, dass ich, wenn ich aussagen würde, Kurogane nicht wiedersehen würde – zumindest nicht lebendig. „Die Mafia mal wieder, was?“, meinte Shinsai. Ich nickte. „Und die verstehen wirklich keinen Spaß.“ „Sie werden trotzdem aussagen müssen -...“ „Ich kann nicht!“, unterbrach ich sie energisch. „...ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen. Aber wollen Sie etwa, dass Ashura letztendlich doch freigesprochen wird?“ Das wollte ich natürlich auch nicht. „Nein, aber...“ „Wir finden ihn schon. Der Prozess beginnt ja erst in zwei Tagen.“ Mir war klar, dass sie mit dem ‚erst’ wohl doch übertrieb. Aber ich nickte. „Ich hoffe es.“ „Gut. Dann...“ Sie sah mich ein wenig kritisch an. „Gehen Sie am besten nach Hause und schlafen Sie eine Runde. Soll Sie jemand nach Hause fahren?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, danke... Ich nehme den Bus“, meinte ich. Die Polizei hatte jetzt ja wohl gerade genug zu tun. „Wir melden uns, wenn wir etwas Neues herausgefunden haben“, versicherte Shinsai mir noch mal und ich verließ das Büro. Gleich in der Nähe des Reviers war eine Bushaltestelle, und der nächste Bus müsste auch bald kommen. Tatsächlich hielt er keine fünf Minuten später vor mir – fast hätte ich es versäumt einzusteigen, da ich mit meinen Gedanken wieder bei Kuro-nes Verschwinden war. Und eigentlich war es sogar meine Schuld. Ich hätte nicht zulassen sollen, dass er gegen Ashura ermittelte. Vielleicht wäre er Ashura früher oder später doch irgendwie auf die Spur gekommen, aber es war mein Verdienst gewesen, dass er sich mit Ashura angelegt hatte. Ich ließ mich auf einen der Sitze fallen, der Bus war nahezu leer. Genauso leer, wie die Wohnung sein würde, wenn ich dort ankam. Diese ganze Sache machte mich total fertig. Eigentlich war es doch klar gewesen, dass sie versuchen würden, die Aussagen gegen Ashura zu verhindern. Und das auch durch solche Methoden... Doch – ich konnte doch auch nicht dafür sorgen, dass Ashura freigesprochen wurde. Sie würden Kurogane womöglich trotzdem umbringen, sobald er frei war. Und dann wäre wohl ich an der Reihe – und alle die irgendwas mit der Mafia zutun gehabt hatten... Ich hatte Shinsai gefragt, ob die Beweise gegen ihn nicht ausreichen würden, doch sie hatte gemeint, dass die Aussagen unbedingt nötig wären für eine Verurteilung. Ich fuhr mir durchs Haar und lehnte dann den Kopf gegen die Fensterscheibe. Noch vier Stationen... Durch ein leichtes Rütteln an der Schulter wurde ich wach. Ich drehte mich herum und sah Hokuto direkt ins Gesicht. Hinter ihr, ihr Bruder, der leicht besorgt schaute. „Hokuto-san, Subaru-kun...“, meinte ich und wischte mir schlaftrunken über die Augen. Was machten denn die beiden hier? „Fye-san! Alles in Ordnung?“, fragte mich Hokuto. „Du siehst so müde aus...“ „Geht es dir nicht gut? Fehlt dir was, bist du krank?“, wollte Subaru besorgt wissen. Ich versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, doch es misslang mir gründlich. „Ah... nein. Ich hab in letzter Zeit nur schlecht geschlafen, das ist alles...“, antwortete ich ausweichend. „Was macht ihr hier?“ „Wie sind vor drei Stationen hier eingestiegen, da hast du schon geschlafen. Und jetzt haben wir dich geweckt, weil wir gleich aussteigen müssen. Du willst doch sicher auch dort raus?“ „Ja... jetzt hätte ich die Haltestelle ohne euch glatt verschlafen!“, meinte ich und gleich darauf hielt der Bus an besagter Station. Hokuto, Subaru und ich stiegen aus. „Irgendwas hast du doch?“, hakte Hokuto nach, während wir das Treppenhaus betraten, um zum Fahrstuhl zu gehen. „Es ist wegen Kuro-tan...“, antwortete ich vage. „Habt ihr euch gestritten?“, erkundigte sie sich, und ich schüttelte daraufhin den Kopf. „Nein – das nicht. Er ist verschwunden.“ „Verschwunden? Wohin denn? Warum?“ Hokuto klang wirklich ernsthaft besorgt – auch wenn sie sehr neugierig war. „Ich wünschte, ich wüsste, wo er steckt!“, antwortete ich und lehnte mich gegen die Fahrstuhlrückwand, während die Türen zuglitten. „Genau das ist es ja... ich weiß weder wo er ist, noch wie’s ihm geht. Das macht mich ganz krank.“ „Du siehst auch wirklich blass aus“, bestätigte Hokuto. „Hat das mit einem Fall von ihm zu tun?“ Ich nickte. „Ja... eigentlich sollten wir vor Gericht aussagen – in zwei Tagen...“ Hokuto legte mir die Hand auf die Schulter. „Möchtest du zu uns kommen?“ „Nein, danke...“, lehnte ich ab. „Ich erwarte einen Anruf...“ „Wir können auch zu dir kommen“, bot sie weiter an, doch wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein, es geht schon. Ich will euch ja gar nicht damit belasten.“ „Ach wo! Freunden und Nachbarn hilft man doch“, winkte Hokuto ab. „Aber – wenn du irgendwas brauchst oder wenn irgendwas ist, dann kannst du zu uns rüberkommen, ja?“ „Das werde ich, vielen Dank“, meinte ich. Doch ich glaubte nicht, dass ich diesem Angebot nachgehen würde. Wir betraten den Flur und gingen hinüber zu den Wohnungstüren. „Mach dir keine allzu großen Sorgen, Fye-san! Kurogane-san taucht schon wieder auf“, meinte Subaru zu mir, als wir dort angekommen waren. Er klang wirklich aufrichtig zuversichtlich und das brachte mich irgendwie doch dazu zu lächeln. „Hm. Da könntest du recht haben. Ich hoffe es“, sagte ich und schloss die Wohnungstür auf. „Und wie gesagt, wenn irgendwas ist – komm einfach zu uns“, verabschiedete sich Hokuto. Ich schloss die Tür hinter mir und seufzte leise. In der Wohnung war es totenstill. Es war erdrückend... Ich machte mich auf den Weg in die Küche und ließ meine Jacke achtlos auf einen der Stühle fallen, als ich auf dem Weg zum Kühlschrank daran vorbei ging. Ich öffnete die Tür auf und zog lustlos den Orangensaft daraus hervor, um mir ein Glas davon einzuschenken. Während ich den Schrank öffnete und ein Glas herausnahm, sprang Blacky mit einem Maunzen neben mir auf die Arbeitsplatte. Ich fand, dass er auch niedergeschlagen aussah – vielleicht täuschte ich mich auch. „Na du? Vermisst du ihn auch so?“, fragte ich den Kater, während ich ihm leicht hinter den Ohren kraulte. Er reckte sich meiner Hand entgegen und miaute wie zur Antwort. Ich goss mir mit der freien Hand Orangensaft ein und stellte die Packung zurück in den Kühlschrank. Dann nahm ich Blacky und auch das Glas mit ins Schlafzimmer, wo ich mich aufs Bett setzte und die Katze auf meinen Schoß. Danach leerte ich das Glas Orangensaft in einem Zug, stellte das leere Glas auf den Nachttisch und ließ mich nach hinten sinken. Ich war müde. Eine bleierne Müdigkeit, die einen unfähig machte, irgendetwas zu tun, aber bei der man das Gefühl hatte, trotzdem nicht schlafen zu können. Blacky rollte sich gerade auf meinem Bauch zusammen und ich strich ihm geistesabwesend über das Fell. Zumindest war ich nicht ganz allein, das hätte ich überhaupt nicht ausgehalten... Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Mein Hemd war schweißgetränkt und mein Atem ging schnell, als hätte ich gerade einen Fünfhundert-Meter-Sprint hinter mir. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, und ich hatte einen fahlen Geschmack im Mund. Außerdem spukten mir immer noch die Bilder des Alptraumes durch den Kopf... Ich fuhr mir durchs Haar und versuchte mich zu beruhigen. Blacky war verschwunden. Es war dunkel und ein Blick auf den Radiowecker sagte mir, dass es bereits Einundzwanzig Uhr war. Langsam fand ich in die Realität zurück. Doch die Bilder des Traumes wollten einfach nicht aus meinem Kopf. Ich hatte von Ashura geträumt – und auch Kurogane kam darin vor. Ashura hatte ihn mit einem kaltblütigen Lachen erschossen. Ich hatte daneben gestanden, nah genug um einzugreifen, aber als ich den Arm ausgestreckt hatte, um es zu verhindern, hatte ich ihn nicht erreichen können und war wie gelähmt gewesen. Und als Kurogane dann starb – der Traum war erschreckend real gewesen – hatte er mir die Schuld gegeben. Als ich mich wieder zu Ashura umgedreht hatte, war dieser verschwunden. Nur sein Lachen hallte in meinem Kopf wider... Mir war als könnte ich es immer noch hören. Schnell versuchte ich den Traum endgültig zu vertreiben. Schrecklich...es war einfach grauenhaft gewesen. Das ganze Blut und... Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht in meiner Armbeuge. Ich fühlte mich schrecklich allein gelassen. Wahrscheinlich ging es Kurogane genauso. Die Dunkelheit im Zimmer schien dichter zu werden und ich hatte das Gefühl, schier erdrückt zu werden. Da kam mir ein grässlicher Gedanke: Was, wenn er schon längst nicht mehr am Leben war? Was, wenn die Suche nach ihm völlig umsonst war? Was, wenn... – Nein – Schluss. An so etwas durfte ich gar nicht denken. Es fehlte ja noch, dass ich die Hoffnung aufgab. Er würde wiederkommen. Sie würden ihn finden. Ganz bestimmt. Er musste einfach wiederkommen! Ohne ihn ... ich könnte doch ohne ihn gar nicht mehr sein. Ich merkte, dass ich zitterte. Schnell ballte ich meine Hände zu Fäusten, um es zu unterdrücken, doch ganz klappte es nicht. Plötzlich schrillte das Telefon und durchbohrte die Stille. Ich hob den Kopf, verharrte eine Sekunde lang, als wäre es gerade vom Himmel gefallen, dann sprang ich so hastig auf, dass ich fast vom Bett gefallen wäre. Doch als ich abhob, war es nicht etwa Sakura-chan oder Shinsai-san, was ich erhofft hatte. Im Gegenteil – diesen Anruf hätte ich gerade am wenigsten erwartet. Der Anrufer meldete sich zwar nicht mit Namen, aber ich erkannte seine Stimme: Der Typ mit der Baseballkappe. Meine Hand verkrampfte sich um den Telfonhörer. „Was wollen Sie?“, fragte ich und erschrak selbst darüber, wie hoch meine Stimme klang. „Kannst du dir das nicht denken, Fye?“, entgegnete er. „Wir wollen uns nur vergewissern, dass du nicht aussagst. Du warst doch heute hoffentlich nur bei der Polizei, um ihnen zu sagen, dass du deine Aussage nicht machst, oder?“ Es klang lauernd. Das wussten sie also auch... „Was ist mit Kurogane?!“, fragte ich. Meine Stimme schwankte. „Ah... willst du ihn sprechen?“ Er klang richtiggehend amüsiert. „Keine Sorge, noch lebt er...“ Irgendwie klang das aber nicht beruhigend. Ich musste mich wirklich beherrschen, nicht gleich hysterisch zu werden. Allerdings stand ich kurz davor. „Fye...“ „Kuro-ne!“, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er klang erschreckend mitgenommen – aber er lebte. „Hör zu, ich...sie haben mich...“, fing er an, doch dann hörte ich ihn ächzen und einen dumpfen Aufprall und einen leisen Schmerzenslaut, der aber eindeutig von ihm stammte. „Kuro-rin!!“, rief ich entsetzt. „Könnte dir so passen, womöglich zu verraten, wo wir sind...“, hörte ich es aus dem Hintergrund, bevor sich wieder der eigentliche Anrufer zu Wort meldete. „Zufrieden?“, fragte er. „Lasst ihn gehen! Wenn ihr ihm was antut, dann...!“ Ich schluckte hart. Jetzt bloß nicht auch noch in Tränen ausbrechen. „Was dann?“, kam es höhnisch zurück. „Drohst du uns etwa? Ich an deiner Stelle würde aufpassen, was du sagst! Denk dran: Keine Aussage. Wenn doch... du weißt ja was dann passiert.“ Dann klickte es in der Leitung. Aufgelegt. Ich versuchte, mich einen Moment zu sammeln. Dann wählte ich schnell die Nummer vom Revier. Sakura-chan stellte mich fast sofort durch – allerdings konnte sie wohl mehr ahnen, dass ich Shinsai sprechen wollte, denn meine Stimme überschlug sich so, dass sie es unmöglich verstanden haben konnte, was ich gesagt hatte. „Langsam, Fye, was sagten Sie?“, fragte Shinsai und ich versuchte erst mal tief durchzuatmen. „Die Mafia... sie haben gerade bei mir angerufen... Kuro-ta. Ich glaube er ist verletzt!“, brachte ich hervor. „Haben Sie irgendwelche Hintergrundgeräusche gehört?“ „Hintergrundgeräusche...?“ Ich dachte nach. „Nein...ich erinnere mich nicht... ich hab nicht darauf geachtet!“ Dazu war ich ja gar nicht in der Lage gewesen. „Denken Sie nach, versuchen Sie es noch mal... es hilft uns sicher weiter...“, sagte Shinsai. „Irgendeine Autobahn vielleicht, oder ein Zug, der gerade vorbei gefahren ist?“ „...ich weiß es nicht!“ Jetzt klang ich wirklich hysterisch. „Ist in Ordnung. Das ist verständlich...“, sprach Shinsai beruhigend auf mich ein. Ich hörte kaum noch was sie sagte. Das war gerade alles zuviel für meine Nerven. Ich sank zu Boden. Mit Mühe unterdrückte ich ein Schluchzen. „Fye? Ich werde jetzt auflegen. Wir finden ihn, ganz sicher! Wenn Ihnen doch etwas einfällt, dann rufen Sie an. Haben Sie verstanden?“ „Ja...“, meinte ich tonlos. „Gut. Soll ich jemanden vorbeischicken oder geht es?“ „Nein...ich...ich komm klar...Finden Sie einfach nur Kurogane wieder...bitte...“ „Das werden wir. Ich melde mich.“ Sie legte auf und ich ließ das Telefon zu Boden sinken. Ich schluchzte auf und biss mir vergeblich auf die Unterlippe. Jetzt hockte ich hier auf dem Boden und fing schon wieder an zu heulen. Wie erbärmlich. Frustriert schlug ich mit der Faust aufs Parkett. Versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, ob irgendwas auf den Aufenthaltsort hinwies, an dem sie Kurogane festhielten. Doch da war gar nichts. Mein Kopf war wie leergefegt. Erneut ließ mich ein Schluchzen erbeben und ich atmete zitternd aus. Mir musste doch irgendwas einfallen...irgendein Geräusch musste es doch gegeben haben... Mit einer fahrigen Bewegung wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und richtete mich ein wenig auf. Doch... da war etwas gewesen. Ganz leise. Wenn ich doch nur wüsste, was es war! Das Geräusch war mir bekannt vorgekommen...aber ich kam einfach nicht drauf. Ich überlegte fieberhaft. Es war ein leises Summen gewesen. Wie das einer Lüftung... Und etwas, dass wie eine Heizung geklungen hatte. Hätte ich mich nicht an etwas ungewöhnlicheres erinnern können? Eine Lüftung und eine Heizung, das konnte ja wirklich überall sein... Ich blieb noch eine Weile auf dem Boden sitzen, bevor ich mich in Lage sah, aufzustehen. Leicht schwankend kam ich auf die Beine und legte das Telefon weg. Ich fühlte mich so kraftlos... Wenn ich Kurogane nicht bald wohlbehalten wiedersehen würde, bekam ich sicher noch einen Nervenzusammenbruch. Vielleicht wäre es doch am besten, mich noch einmal hinzulegen und zu versuchen zu schlafen. Sonst würde ich vor Müdigkeit nichts mehr auf die Reihe bekommen und wirklich noch zusammenbrechen. Und das half dann weder mir, noch Kurogane oder der Polizei. Höchstens der Mafia, da sie ihr Ziel erreicht hatten. Und das wollte ich ihnen wirklich nicht gönnen. Und – vielleicht fiel mir ja morgen noch etwas ein, was mir entgangen war. Meine Nerven waren einfach überstrapaziert... Bevor ich wieder ins Schlafzimmer zurückging, tappte ich ins Bad. Den Blick in den Spiegel mied ich wohlweislich, als ich zum Waschbecken hinüberging und mir das Gesicht wusch. Danach hatte ich das Gefühl, dass es mir zumindest ein kleines bisschen besser ging. Dann zog ich mich um und beschloss, mir noch einen Tee zu machen, zur Beruhigung. Dies schaffte ich sogar ohne mich zu verbrennen, auch wenn ich schon wieder nicht ganz bei der Sache war. Mit der heißen Tasse Tee zog ich mich also ins Schlafzimmer zurück und lehnte mich rücklings an die Wand, während ich die Decke über meine Beine zog und dann vorsichtig am Tee nippte. Das erinnerte mich an früher, noch bevor ich Kurogane gekannt hatte. Da hatte ich mich auch einfach mit einfach mit einer Tasse Tee ins Bett zurückgezogen, wenn es mir nicht gut gegangen war. Allerdings hatte ich mir da weit weniger Sorgen machen müssen... Diesmal beruhigte mich die gewohnte Situation nicht so sehr, wie ich erhofft hatte. Aber ich fühlte mich doch nicht mehr ganz so verstört, als ich die leere Tasse eine Weile später neben das leere Glas stellte. Ich ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken und zog die Decke fester um mich. Wenn man die Augen schloss, konnte man fast denken, dass Kurogane doch da war – zumindest roch es ganz leicht nach ihm. Nur seine Wärme fehlte gerade. Ich rollte mich leicht zusammen und vergrub mich förmlich im Bettzeug. Morgen früh kam sicher alles in Ordnung, sagte ich mir. Es war zwar unwahrscheinlich, aber es half trotzdem, um einzuschlafen. File 27 – Closed Kapitel 28: File 28 ------------------- File 28 Ich landete mal wieder unsanft auf dem Boden und kassierte einen schmerzhaften Tritt zwischen die Rippen, welcher mich ächzen ließ. „Könnte dir so passen, womöglich zu verraten, wo wir sind...“, knurrte mich der an, der die Autopanne vorgetäuscht hatte. Eigentlich hatte ich das gar nicht vorgehabt – ich wusste es ja nicht mal. Viel hatte ich nicht auch sehen können, seit ich hier war. Außer der Tiefgarage – die überall sein konnte – wusste ich nur noch von einem Treppenhaus, das auch aussah wie jedes andere und dem Raum, in dem ich mich jetzt befand, außerdem ein Kellerraum, der außer ein paar schief dastehende, verstaubte leere Regale nichts weiter beinhaltete. In Letzteren hatten sie mich vor einigen Tagen, wie viele genau es inzwischen waren, wusste ich nicht genau, verfrachtet und mit einer Hand an ein Heizungsrohr gefesselt. Danach waren sie gegangen, die schwere Kellertür hinter sich zufallen lassen – ich hatte auch nicht erwartet, dass sie mir Gesellschaft leisten würden... Ich hatte immer noch wahnsinnige Kopfschmerzen gehabt, weshalb ich eine Gehirnerschütterung vermutet hatte, was kein Wunder war. Nachdem ich zumindest eine Hand frei gehabt hatte, hatte ich vorsichtig meinen Hinterkopf betastet. Ich hatte eine große Beule und anscheinend hatte es sogar geblutet... und es tat weh, sodass ich die Hand auch schnell wieder sinken ließ. Dann hatte ich den Versuch gestartet, mich zu befreien. Leider war ich gescheitert. Es hätte wohl ohnehin nichts gebracht, denn hier wäre ich sicher nicht herausgekommen. Den Rest des Tages hatte ich also mit dem Rücken an der Wand lehnend und dem vergeblichen Versuch, die Kopfschmerzen zu ignorieren, verbracht. Außerdem hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was sie eigentlich von mir wollten. Doch spätestens, wenn ich weder zuhause noch bei der Arbeit aufkreuzte, würden sie sich fragen, wo ich blieb. Fye würde sich sicher riesige Sorgen machen, war mir eingefallen und ich hatte gehofft, dass er dann nichts Dummes anstellen würde. Am nächsten Tag – ich hatte nicht geschlafen, doch ich vermutete dass es irgendwann am Vormittag gewesen sein musste – kam jemand vorbei, derjenige, der mich auch zusammen mit dem Typ mit der angeblichen Panne hergebracht hatte, und stellte ein Tablett vor mich auf den Boden, bevor er wortlos wieder verschwand. Viel war es nicht – aber besser als nichts. Vor allem die Thermoskanne kam mir sehr gelegen, auch wenn sie, wie ich festgestellt hatte, Kaffee enthielt, doch der war immerhin sogar warm. In der Nacht war es sich empfindlich abgekühlt und da ich mich wohl schlecht beschweren konnte, hatte ich damit vorlieb nehmen müssen. Der Kaffee schmeckte zwar nicht unbedingt, aber mir war zumindest wärmer geworden. Außerdem war ich ein wenig wacher. In den nächsten Stunden war nichts passiert, außer dass ich hin und wieder Stimmen und Geräusche gehört hatte, die dumpf durch die Decke über mir gedrungen waren. Ich hatte versucht, sie zu identifizieren, aber sie waren viel zu verzerrt gewesen. Die Decke war wohl zu dick. Dann war ich wohl doch eingenickt, weil ich später durch das Klappen der Tür geweckt worden war. Aber wieder war es nur der Eine, der jetzt das Tablett wieder mitnahm. Eine ganze Weile später war noch einmal jemand mit einem Tablett vorbeigekommen, diesmal aber ohne Kaffee. Dann hatte sich auch wirklich einen längeren Zeitraum über niemand blicken lassen, sodass ich schon dachte, sie hätten mich vergessen. Doch dann hatte ich Schritte vor der Tür gehört, es mussten fast zwei weitere Tage vergangen sein – inzwischen hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Diesmal waren es die Beiden von gestern gewesen, die vor mir gestanden hatten. „Los, aufstehen!“, hatte der Eine ungeduldig geblafft, aber auch nicht gewartet, bis ich Anstalten gemacht hatte mich zu erheben. Die Beiden hatten mich gepackt und auf die Beine gezerrt – wobei ich jeden Knochen gespürt hatte, da ich die ganze Zeit über mehr oder weniger in einer Position verharrt hatte und der Boden doch sehr hart gewesen war. Dann hatten sie mich unter der Drohung, bloß nichts Dummes anzustellen, losgemacht – allerdings hatte ich einen Fluchtversuch auch gleich wieder verworfen, als ich gesehen hatte, dass sie bewaffnet waren. Und erst recht, als ich den Lauf einer Waffe dann auch im Rücken gehabt hatte – denn auf eine Kugel konnte ich getrost verzichten, mir ging es schon mies genug. „Vorwärts!“, hatten sie mich angeherrscht und ihrer Aufforderung Nachdruck verliehen, indem sie mir einen Stoß in den Rücken verpasst hatten. Meinen Protest über diese Behandlung hatten sie ignoriert und auch die Frage, was dass denn hier sollte, hatten sie mit einem „das werden Sie schon noch früh genug erfahren“ abgetan. Sie hatten mich durch den Gang geführt, den ich ja schon von meiner Ankunft kannte, allerdings hatten wir das Treppenhaus eine Etage höher verlassen und uns auf einem Flur wiedergefunden. Was mir aufgefallen war – hier war es auf jeden Fall erheblich wärmer. Doch war keine Zeit mehr geblieben, weiter darüber nachzudenken, denn sie hatten mich grob in Richtung einer Tür weiter gestoßen. Dahinter lag ein Büro. Und wer dort auf mich gewartet hatte, hatte ich schon geahnt – natürlich der Anstifter des Ganzen hier, der Typ mit der Baseballkappe. Diesmal allerdings in einem geschäftsmäßig aussehenden Anzug. Er war gerade am telefonieren – und ich erriet auch sofort mit wem. Fye! „Ah... willst du ihn sprechen?“, hatte er gerade belustigt in den Hörer gesagt. „Keine Sorge, noch lebt er...“ Daraufhin hatte er mir den Hörer hingehalten und mir ein leises drohendes „nur ein falsches Wort“ zugezischt. Womit wir dann wieder bei meiner derzeitigen Situation wären. „... du weißt ja was dann passiert“, sagte er gerade und legte auf. Dann richtete er seinen Blick auf mich und meinte: „Ich habe Sie ja gewarnt!“ Ich richtete mich halb auf und funkelte ihn an. „Lassen Sie Fye gefälligst da raus!“, knurrte ich. Natürlich wusste ich, dass ich genau zu diesem Zweck, dass Fye nicht aussagte, hier war. Trotzdem – am Telefon hatte er verdammt verstört geklungen. Ich hatte mir schon gedacht, dass er schon durchdrehte vor Sorge. Dennoch war ich froh, dass er anscheinend zuhause war. So war er also zum Glück nicht doch auf dumme Gedanken gekommen... Mittlerweile hatte ich mich wieder ganz aufgerappelt und hielt mir einen Arm gegen meine schmerzenden Rippen gepresst. Mein Blick hatte wohl inzwischen tödliche Ausmaße angenommen, doch das schien mein Gegenüber eher weniger zu beeindrucken. Das lag wohl aber eher daran, dass er nicht alleine war. „Na, wer wird denn hier gleich so aggressiv? Wir tun ihm ja nichts – noch nicht!“ Er lachte hämisch. „Das wird sich natürlich ändern, sobald Ashura wieder frei ist. Was meinen Sie, wird er lieber Ihnen beim Sterben zusehen oder sich das ersparen wollen und uns bitten, ihn als Erstes umzubringen, hm?“ Das war wirklich zu viel und ich ging auf ihn los. Zumindest hatte ich das vor – weit kam ich allerdings nicht, da ich an beiden Armen gepackt und zurückgerissen wurde. Ich wand mich heftig, um aus diesem Griff loszukommen, doch leider waren die Zwei ziemlich kräftig – auch wenn sie eine Menge Kraft aufbringen mussten, sich dagegenzustemmen und mich festzuhalten. Er grinste überheblich, in dem Wissen, dass er es geschafft hatte mich zu provozieren. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht so reagieren sollte, aber gerade konnte ich einfach nicht anders. Schließlich bedrohte er gerade nicht nur mich, sondern auch Fye. Und da verstand ich mittlerweile überhaupt keinen Spaß mehr. „Ich warne Sie, wenn Sie ihm auch nur zu nahe kommen, werde ich dafür sorgen dass Sie für eine richtig lange Zeit in den Knast wandern und auch nicht wieder rauskommen“, zischte ich wütend. „Oh, schon die zweite Drohung innerhalb zehn Minuten“, stellte er gelassen fest. „Dabei sind Sie ja nicht gerade in der Position irgendetwas ausrichten zu können.“ Mittlerweile hatten die Beiden es geschafft, mich so in den Griff zu kriegen, dass ich mich kaum bewegen konnte – zumindest nicht, ohne mir irgendwas auszurenken. „Außerdem“, fuhr er gemächlich fort, „riskieren Sie es, so wie ihr Wagen zu enden: auf dem Grund des Abaton River. Es wäre doch wirklich bedauerlich, Fye noch einmal anrufen zu müssen, um ihm zu sagen, dass wir Sie leider erschießen mussten.“ Und um seine Worte glaubhaft zu machen, griff er in eine Schreibtischschublade, um eine Waffe hervorzuziehen, die er anschließend gelassen auf mich richtete. Ich starrte ihn mittlerweile sprachlos vor Wut an. Doch anstatt abzudrücken, trat er einen Schritt auf mich zu und schlug mir heftig in den Magen, sodass ich aufkeuchte und zusammensackte. „Ich an Ihrer Stelle würde also aufpassen, das ist die letzte Warnung!“, sagte er kalt, während ich nach Atem rang. „Bringt ihn zurück“, sagte er dann an die Beiden gewandt, die mich immer noch festhielten, und die sich daraufhin auch wieder in Bewegung setzten, mich mehr oder weniger einfach mitziehend. Ich sträubte mich nicht dagegen. Doch als wir dann im Treppenhaus ankamen, sah ich zumindest eine kleine Chance zur Flucht. Kaum waren wir an der letzten Treppe angekommen warf ich mich zur Seite und rammte den, der rechts von mir war gegen die Wand. Dadurch zog ich den anderen mit, der stolpernd versuchte, wieder ins Gleichgewicht zu kommen doch mittlerweile hatte ich mich losgerissen und stieß ihn die Treppe hinunter – keine sehr feine Methode, dafür aber wirksam. Er kollerte die Treppe herunter und blieb mit einem dumpfen Scherzlaut benommen liegen. Der Andere folgte keine Sekunde später. Allerdings wäre ich auch fast mitheruntergefallen, da er mich am Ärmel erwischte. Glücklicherweise konnte ich mich rechtzeitig am Geländer abstützen und befreite mich schnell aus seinem Griff. Er taumelte einige Schritte rückwärts die Treppe herunter, allerdings fiel er nicht. Ich wirbelte herum und hoffte, dass die Tür der Tiefgarage nicht abgeschlossen war, während ich darauf zuhielt. „Halt!“, hörte ich es hinter mir und eilige Schritte auf der Treppe. Als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich alle Beide auf mich zustürmen, der Eine ein wenig langsamer, doch hatte ich eigentlich gehofft, er wäre länger außer Gefecht. Ich erreichte die Tür und drückte die Klinke herunter. Sie schwang nach außen auf, nach links gegen eine Wand – da schlug neben mir eine Kugel in die Wand ein. Der Schuss hallte noch in der Garage und im Treppenhaus nach. „Dageblieben!“, bellte der, der eben die Treppe heruntergefallen war. „Das nächste Mal treffe ich nämlich.“ Rechts von mir und gerade aus lag eine völlig freie Fläche, wenn man von ein paar Säulen oder Fahrzeugen absah – ich würde es nicht schaffen, in Deckung zu gehen. Vorher hätte er eine Menge Zeit, um auf mich zu schießen. Verdammt! Und bevor ich mich doch noch dazu entschließen konnte, loszurennen, erreichte mich derjenige, der nicht gefallen war und stieß mich mit voller Wucht gegen die Wand im Treppenhaus neben der Tür. Er packte mich vorne am Kragen und schnürte mir fast die Luft ab, während er mich wütend anzischte. „Eigentlich sollten wir Sie dafür erschießen!“ „Was ist hier los?“, kam es verärgert vom Treppenabsatz. Allerdings hatte Chef der Beiden die Lage sofort überblickt – was nicht sehr schwer war, da die Tür neben mir gerade mit einem lauten Klacken ins Schloss zurückfiel und ich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt dastand, während der Andere mit der Waffe auf mich zielte. Ich zog es vor, keinen Widerstand mehr zu leisten, damit aufzuhören, dem, der mich festhielt das Handgelenk zu zerquetschen, um wieder vernünftig Luft zu bekommen, sondern sie nur zornig anzustarren. Der Baseballkappentyp kam langsam die Treppe herunter und schüttelte seufzend den Kopf, als wäre er wirklich enttäuscht. „Sie hatten doch nicht wirklich gerade versucht, zu entkommen, oder?“, fragte er, in einem Ton, als hätte ich es in Betracht gezogen, vom Dach eines Hochhauses zu springen. „Nein, eigentlich wollte ich mich nur mal genauer umsehen – ich hatte noch keine Zeit dazu“, gab ich mit unüberhörbarem Zynismus zurück. Er sah mich gespielt vorwurfsvoll an, wie ein Kind, das gerade versehentlich eine Scheibe zerschossen hatte. „Wenn Sie das noch mal machen, werde Sie überhaupt nichts mehr sehen“, sagte er ruhig. „Eigentlich hatte ich Sie für vernünftig gehalten...“, fügte er hinzu, er klang fast enttäuscht. „Sollen wir ihn umlegen?“, erkundigte sich der Eine, anscheinend mit einer gewissen Vorfreude – kein Wunder, ich hatte ihn die Treppe heruntergeschubst – und hob seine Waffe noch ein wenig höher. „Nein. Wir brauchen ihn noch – allerdings, wenn er es noch mal versucht, dann legt ihn um, sofort. Dann ist es auch egal“, antwortete der Gefragte. „Und ihr passt auf, dass es nicht noch mal passiert, haben wir uns verstanden?!“ Die Zwei nickten hastig. „Los, Bewegung!“, knurrte der Eine schroff und stieß mich ruppig zurück in Richtung Treppe. Der Baseballkappentyp verschwand wieder nach oben, nicht ohne einen mahnenden Blick an die Beiden zu verlieren. Diesmal behielten sie mich genau im Auge – nicht dass ich einen weiteren Fluchtversuch geplant hatte, denn ich zweifelte nicht daran, dass sie schießen würde, sobald ich eine falsche Bewegung machte. Außerdem tat mir alles weh, da wollte ich ihnen nicht noch einen Anreiz geben, mir eine noch gröbere Behandlung als jetzt zuteil werden zu lassen. Sie waren ohnehin schon massiv genug. Sie stießen mich derb in den Kellerraum zurück und der, den ich die Treppe herunter gestoßen hatte, ließ unwirsch die Handschelle um mein Handgelenk schnappen – offensichtlich mit Absicht viel zu fest, sodass sie schon fast einschnitt. Ich verbiss mir jeglichen Kommentar, sondern warf ihm bloß einen missgefälligen Blick zu. Wenn ich sie zu sehr provozierte, gingen sie wohl doch noch auf mich los und dann hätte ich keine Chance. Doch zu meinem Glück verzichteten sie darauf und verließen ohne weitere Worte den Raum, die Tür hinter sich zuschlagend. Kaum waren sie aus der Tür ließ ich mich entkräftet an der Wand herunterrutschen und schloss die Augen. Ich hatte eigentlich gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer werden. Doch leider hatte ich mich da ja gewaltig geirrt. Mir tat wirklich alles weh, jetzt musste ich mir auch noch Sorgen um Fye machen und Fye stand wahrscheinlich gerade kurz vor einem Nervenzusammenbruch... Ich hoffte, dass ich ihn nicht durch mein Verhalten in Schwierigkeiten gebracht hatte. Das einzig Positive im Moment war, dass ich noch lebte. So bestand zumindest eine Chance, dass sie mich fanden, bevor ich eine Kugel im Kopf hatte... Allerdings fragte ich mich, wozu sie mich noch brauchten. Diese Frage wurde mir ungefähr ein Tag später beantwortet. Es müsste der, vor dem Gerichtstermin sein... Ich hatte wieder nicht unbedingt gut geschlafen, mein Handgelenk war inzwischen aufgescheuert und anscheinend hatte ich eine gebrochene Rippe, weshalb das Atmen ein wenig beschwerlich war. Ganz zu schweigen von meinen mittlerweile dauerhaften Kopfschmerzen. Außerdem hatte ich Durst. Diesmal kamen alle Drei, allerdings schienen sie mich nicht abholen zu wollen. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen, doch ganz schien ich meinen angeschlagenen Zustand nicht verbergen zu können, als ich zu ihnen aufsah. „Sie werden Fye jetzt sagen, dass er nicht aussagen soll“, sagte der Baseballkappentyp. Er klang angespannt. Anscheinend lief nicht alles so wie geplant. Das veranlasste mich dann doch zu einem abfälligen Lächeln. „Und wenn ich’s nicht tue?“ Fye war anscheinend doch bereit, auszusagen, obwohl ich mich in der Gewalt der Mafia befand. Shinsai hatte ihm wahrscheinlich gut zugeredet. „Werden wir ihn eben anders zum Schweigen bringen“, erwiderte er eisig. „Das glaube ich nicht. Er steht längst unter Polizeischutz.“ Da war ich mir nicht sicher, doch wahrscheinlich war es so. Und dann kamen sie nicht an ihn ran. „Es gibt viele Methoden. Wir müssen nicht mal nach draußen.“ Der Ton in seiner Stimme ließ bei mir die Alarmglocken angehen. Was hatten sie vor? Er hatte ein Telefon dabei – anscheinend waren wir doch nicht so tief, wie ich dachte, denn sonst würde es nicht funktionieren – und wählte eine Nummer. „Sagen Sie ihm einfach, er soll nicht aussagen. Wenn sie es nicht tun – dann ist es auch egal. Allerdings werden Sie dann nicht mehr leben.“ Er sah mich durchdringend an. „Und Sie wollen doch sicherlich nicht, dass er Sie am Telefon sterben hört?“ Mein Blick verfinsterte sich schlagartig. Natürlich wollte ich das nicht. Das würde Fye nicht verkraften. Er reichte mir das Telefon. Allerdings konnte ich doch auch nicht zulassen, dass Ashura freigesprochen wurde – dann würde er sich sicher auch an Fye rächen wollen. Mich würden sie so oder so nicht am Leben lassen... Am anderen Ende hob Fye ab. „Ja...?“ Er klang wirklich müde. Sie richteten eine Waffe auf mich. „Na los. Sagen Sie’s ihm!“ „Fye... hör mir gut zu“, sagte ich langsam. Ich hörte ihn am anderen Ende nach Luft schnappen. Mein Entschluss stand fest. „Kurogane...“, flüsterte er leise. „Wo bist du? Wie...“ Ich unterbrach ihn. „Hör zu. Es ist wichtig.“ Ich warf einen Blick zu den Drei, die ungeduldig warteten. „Du musst unbedingt aussagen, hörst du?“ Der Baseballkappentyp riss erschreckt die Augen auf. „Verstanden?“, fragte ich hastig. „J...ja...“, stammelte Fye. „Aber was ist –...“ Mehr konnte ich nicht verstehen, denn das Telefon wurde mir aus der Hand gerissen. „Falsche Antwort!“, zischte der Baseballkappentyp. Und er war wütend. „Versuchs noch mal! Vielleicht überzeugt dich das ja!“ Dann schoss er auf mich. Ich schrie auf, als sich die Kugel in meinen Körper bohrte. File 28 – Closed Kapitel 29: File 29 ------------------- File 29 „Aber was ist mit dir?“, fragte ich angsterfüllt. Ich sollte nicht aussagen? Aber wieso sagte er das? Sie würden ihn umbringen! Am anderen Ende der Leitung hörte ich Gerangel. „Kurogane?“ Was ging da vor? Plötzlich ertönte ein lauter Knall – ich registrierte erst, dass es ein Schuss war, als ich Kurogane aufschreien hörte. Entsetzt riss ich die Augen auf. Nein, das konnte nicht sein. Sie hatten ihn wirklich erschossen... „Nein....“, flüsterte ich tonlos und mir wurde auf der Stelle schlecht. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und kurz wurde alles schwarz. Als ich die Augen wieder aufschlug, lag ich auf dem Sofa, ein Polizist rüttelte mich leicht an der Schulter. Anscheinend hatten sie mich hier raufgelegt, Shinsai-san und den Rest des Teams, das bis eben noch hier gewesen war, entdeckte ich nicht. „Was...?“, fragte ich und blinzelte verwirrt. Hatte ich nur geträumt? Ich hoffte es. Doch meine Hoffnung wurde dem Polizisten in tausend Stücke zersplittert. „Sie sind umgekippt“, teilte er mir mit. „Was ist mit Kurogane?“ Ich richtete mich ruckartig auf. „Das Einsatzkommando ist bereits unterwegs. Wir haben den Anruf zurückverfolgen können“, erklärte er. Gestern hatten sie eine Fangschaltung installiert, falls die Mafia noch einmal anrief. Ich hatte sie eine Minute hinhalten sollen... dies hatte ich wohl geschafft – sie hatten nicht aufgelegt... „Fahren Sie mich da hin! Ich muss sofort zu ihm!“, rief ich. „Fahren Sie mich dahin!“ Meine Gedanken bestanden nur noch aus einem: Ich musste zu Kurogane. „Ich halte das für keine gute Idee...“ „Fahren Sie mich hin!“, meine Stimme versagte und ich spürte, wie mir die Tränen über das Gesicht liefen. „Bitte...Sie müssen mich da hinfahren...“ Er schaute erschrocken drein, dann zog er mich auf die Beine. „Kommen Sie...“ Ich bekam kaum mit, wie wir zu ihrem Wagen kamen und ich auf den Beifahrersitz gelangte – noch die nahezu halsbrecherische Fahrt. Mir kam alles so unwirklich vor. Immer wieder verschleierten mir Tränen die Sicht. Was war mit Kurogane? Er durfte nicht tot sein... Ich hatte die schlimmsten Bilder vor meinen Augen. Es war sogar schlimmer als damals, als ich ihn fast erstochen hätte... „Wir sind da“, riss mich er mich aus meiner Lethargie. Wir waren in der Nähe des Hafens, neben einem Häuserblock, der recht normal aussah. Bis auf dass hier gerade Hochbetrieb herrschte. Überall war Polizei und auch ein Krankenwagen, das Blaulicht der Fahrzeuge tauchte die Szenerie in zuckendes Licht. Ich fiel fast aus dem Auto, so eilig hatte ich es, auszusteigen. „Moment, Sie können da nicht - ...“, versuchte der Polizist mich zurückzuhalten, doch ich hörte nicht auf ihn, sondern lief in Richtung Eingang. Ich folgte den Sanitätern, die ebenfalls das Gebäude betraten. Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen. Ich wollte ihnen auch in einen Raum im Keller nacheilen, doch da fing mich jemand ab. „Sie dürfen da nicht rein“, sagte Storm. Ich versuchte verzweifelt, mich seinem Griff zu entwinden, doch er hielt mich fest. Ich zog und zerrte, doch er ließ nicht locker. „Lassen Sie mich los!“, fuhr ich ihn an, doch er schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Ich kann Sie da nicht reinlassen. Seien Sie vernünftig!“, herrschte er mich eindringlich an. „Lassen Sie mich los...“, beschwor ich ihn, doch plötzlich fühlte ich mich unendlich kraftlos und hörte auf, zu versuchen, den Raum zu betreten. Ich schwankte und hätte Storm mich nicht festgehalten, wäre ich wohl wieder umgekippt. Allerdings trat er deshalb einen Schritt zur Seite, sodass ich einen Blick hineinwerfen konnte – besser, ich hätte es nicht getan, doch jetzt konnte ich ihn auch nicht mehr abwenden. Auf dem Boden befand sich eine erschreckend große Blutlache. Die Sanitäter hoben Kurogane gerade auf eine Trage. Er war blass, hatte die Augen geschlossen und regte sich nicht. Ich schlug mir fassungslos die Hand vor den Mund. Er war doch nicht tot?! „Kurogane!“ Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen Storm, um nun doch wieder in den Raum hereinzukommen, doch er hielt mich eisern fest. „Sie sollten nicht im Weg stehen“, sagte er und ich ließ mich von ihm beiseite ziehen. „Aber, Kurogane...er...“, stammelte ich. „Er lebt“, sagte Storm. „Hören Sie? Er ist verletzt, aber er lebt. Er ist nicht tot.“ Ich blickte hoch und fing seinen Blick auf. Dann sah ich zu Kurogane, den die Sanitäter gerade schnellen Schrittes in Richtung Tür brachten. Erleichtert registrierte ich, dass Kuroganes Brustkorb sich wirklich hob und senkte, er atmete. Er lebte! Eine Welle der Erleichterung durchfuhr mich. Doch leider wurde sie dadurch getrübt, als ich die Schusswunde sah. Der gesamte untere Teil seines Hemdes war blutgetränkt. Auch das weiße Laken der Trage verfärbte sich langsam aber sicher rot. Die Sanitäter rauschten vorbei und der Notarzt kam herüber. „Sind Sie ein Angehöriger?“, fragte er und ich nickte. „Ich wohn bei ihm...“, meinte ich. Ich bekam kaum ein Wort heraus. „Kommen Sie, Sie fahren mit uns“, sagte der Notarzt und führte mich in Richtung Krankenwagen. Sie luden gerade Kurogane ein und der eine Sanitäter winkte ein wenig hektisch. Anscheinend sollten wir uns beeilen. Der Notarzt half mir in den Krankenwagen und zog die Tür zu. „Geben Sie ihm ein Beruhigungsmittel“, wies er den einen Sanitäter an, während er an die Scheibe klopfte, die den Fahrerraum abtrennte. Anscheinend das Zeichen für den Fahrer loszufahren. Die Sirene heulte auf und der Krankenwagen schoss los, sodass es mich fast von den Beinen gerissen hätte. Doch der Sanitäter war darauf vorbereitet und stützte mich ab. „Setzen Sie sich“, sagte er und drückte mich nicht grob, aber bestimmt auf einen der kleinen Sitze nieder, und legte mir eine Decke um die Schultern. Den Pieks der Beruhigungsspritze merkte ich nicht mal, mein Blick hing unablässig an Kurogane, der gerade von dem Notarzt und dem anderem Sanitäter versorgt wurden. Er bat mich, ihm Kuroganes und meine Personalien zu nennen und fragte, ob Kurogane gegen irgendwas allergisch reagierte und seine Blutgruppe... Als er das alles notiert hatte – bei den meisten Fragen hatte ich die Antwort nicht genau gewusst – half er mit, Kurogane zu behandeln. „Wir müssen diese Blutung endlich stoppen...“, sagte der Arzt. „Noch ein Druckverband?“, erkundigte sich der Sanitäter und der Arzt nickte. „Wir müssen ihn stabil bekommen. Puls bei hundertzehn“, meldete der eine Sanitäter, der anscheinend das EKG überwachte. „Er fällt in einen hypovolämischen Schock“, meldete er dann. „Respirator“, wies der Arzt an. „Legen Sie einen intravenösen Zugang und verabreichen Sie ein Erythrozytenkonzentrat und Lidocain.“ Sie fingen an, ihn über ein Gerät zu beatmen und einer der Sanitäter stach ihm mit einer Nadel in die Ellenbeuge. Ich blieb erstaunlich ruhig – was wohl am Beruhigungsmittel lag. Sonst würde ich wahrscheinlich schon hysterisch und völlig aufgelöst durch die Gegend springen... „Puls immer noch bei hundertzehn, wir verlieren ihn! Kardiogener Schock.“ Das EKG gab ein langgezogenes, durchdringendes Piepsen von sich. „Herzstillstand.“ „Acht Komma Vier Natriumkarbonat. Drosseln sie die Infusionsgeschwindigkeit. Defibrillator.“ Hastig, aber routiniert leiteten die Drei die Reanimation ein. „Zweihundert Joule, fertig? Und weg!“ Die Sanitäter traten einen Schritt zurück, um nicht auch einen Stromschlag abzubekommen. „Immer noch kein Puls“, berichtete der Sanitäter. „Defibrillator auf dreihundert Joule“, sagte der Arzt. „Fertig und weg.“ Das EKG hörte mit dem durchgehenden Piepton auf und gab jetzt regelmäßige Piepser von sich. Auch die Linie war nicht mehr gerade, sondern schlug aus. „Wir haben ihn wieder“, sagte einer der Sanitäter. „Adrenalin, schnell“, antwortete der Arzt. „Beatmen Sie ihn weiter.“ „Puls liegt jetzt bei zweiundachtzig, stabil.“ Das schien sie alle zu beruhigen. Der Sanitäter von eben kam herüber zu mir. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“, erkundigte er sich. Ich nickte langsam, mir ging es gut, zumindest wie es einem in so einer Situation gehen konnte. Außerdem fiel mir ein, dass es besser wäre, wenn ich nicht weiter die Luft anhielt. Unbewusst hatte ich das nämlich getan. Der Krankenwagen kam mit einem Ruck zum Stehen und keine Sekunde später gingen die Türen auf. „Es ist alles für die Operation vorbereitet“, teilte eine Krankenhausärztin dem Notarzt mit. Dieser informierte sie über Kuroganes Zustand, während einer der Sanitäter, zusammen mit zwei Krankenhauspflegern die Trage ausluden. Es war wirklich erstaunlich, dass sie sich mit den ganzen Kabeln und Schläuchen nicht verhedderten, schoss es mir durch den Kopf, während ich mich auch erhob. Hatten sie gerade Operation gesagt? Plötzlich schien die Wirkung der Beruhigungsspritze rapide nachzulassen. Ich fuhr zu dem Sanitäter herum, der neben mich getreten war. „Operation?“, fragte ich nach. Der Sanitäter nickte. „Die Kugel muss entfernt werden und die inneren Blutungen müssen gestoppt werden.“ Ich sprang ebenfalls aus dem Krankenwagen, der direkt in der Notaufnahme gehalten hatte. Die Ärzte legten ein ganz schönes Tempo vor, als sie anscheinend den OP ansteuerten. Ich hielt kaum mit ihnen Schritt. „Tut mir Leid, hier können Sie nicht mit rein“, hielt mich ein Arzt vor dem Operationstrakt zurück. „Aber –...“, versuchte ich zu protestieren. „Keine Sorge, er ist in guten Händen“, meinte der Arzt mit beruhigendem Tonfall und ebenso ermutigendem Lächeln – wahrscheinlich sowieso nur eine Berufsroutine. Doch sie half. Ich beruhigte mich tatsächlich ein wenig. „Sie können selbstverständlich hier bleiben. Ich begleite sie in den Warteraum“, meinte der Arzt und dirigierte mich in die Richtung, natürlich entgegengesetzt der des OP-Traktes. Ich warf noch einen besorgten Blick über die Schulter. Die Zeit schlich dahin, die Zeiger der Uhr im Warteraum schienen sich nicht von der Stelle zu bewegen. Ich war wieder in dumpfe Besorgnis gefallen. Warten... das war das Schrecklichste was man tun konnte – vor allem wenn alles so unklar war... Da die Aufregung jetzt dem Warten gewichen war, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. So langsam realisierte ich, dass Kurogane im Krankenwagen fast gestorben war. Es kam mir so unwirklich vor. Ich wusste gar nicht, wie ich reagiert hätte, wenn er wirklich gestorben wäre. Es war verdammt knapp gewesen. Ich wischte mir völlig erschöpft durchs Gesicht. Ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt. Meine Nerven allerdings waren zum Zerreißen angespannt. Wie lange dauerte das denn? Ob die Operation schiefgelaufen war? Ich versuchte mir nicht auszumalen, was wäre, wenn dem so wäre. Mein Blick wanderte wieder zur Uhr, die ich aber auch nicht richtig wahrnahm. „Wie sieht’s aus?“, vernahm ich plötzlich eine Stimme neben mir. Ich fuhr herum. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Shinsai-san und Storm-san hereingekommen waren. „Er...wird gerade operiert“, meinte ich. Ich erschrak über meinen lethargischen und hoffnungslosen Tonfall. Storm legte mir eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon“, meinte er. Er schien sich hier im Krankenhaus auch sehr unwohl zu fühlen – irgendwie verständlich. „Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte Shinsai mich, doch ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keinen Durst. Wahrscheinlich würde mir nur schlecht werden – ich hatte das Gefühl, dass ich Steine im Magen hätte. Außerdem war mir wieder eiskalt und ich zitterte am ganzen Körper. Rastlos fuhr ich mir durch die Haare und unterdrückte den Drang aufzuspringen und unruhig auf- und abzugehen. Ich starrte wieder auf den Boden, während Storm abwesend in einer Zeitschrift zu blättern begann. Shinsai trat unruhig auf einer Stelle hin und her, während sie an ihrem Kaffee nippte. „Wir haben übrigens die drei Täter verhaften können“, sagte Shinsai plötzlich in die Stille herein. „Sie haben wohl gemerkt, dass wir den Anruf zurückverfolgt haben und haben versucht unterzutauchen, aber weit gekommen sind sie nicht.“ Ich nickte geistesabwesend. Es war mir gerade relativ egal, was mit denen war. Im Moment interessierte mich nur, dass es Kurogane besser ging. Mir war klar, dass sie versuchten, mich von meinen finsteren Gedanken abzubringen und versuchten, mich aufzumuntern, doch irgendwie drang das gar nicht zu mir durch. Nach einer Ewigkeit – in Wirklichkeit waren knapp zwei Stunden vergangen – kam die etwas müde, dennoch zufrieden aussehende Ärztin herein. Shinsai, Storm und ich sahen auf. „Die Operation ist gut verlaufen“, teilte sie uns mit. „Er ist im Aufwachraum. Wenn Sie wollen, können Sie zu ihm.“ Storm und Shinsai blieben im Warteraum zurück, während mich eine der Krankenschwestern zum Aufwachraum brachte. „Er hat eine Gehirnerschütterung und viel Blut verloren. Außerdem waren einige Rippen gebrochen“, erklärte mir der Arzt, der dort war. „Er hat großes Glück gehabt, denn die Kugel hat keines der inneren Organe verletzt“, fuhr er fort. Am Ton des Arztes merkte ich, dass, wenn es anders gewesen wäre, er nicht mehr leben würde. „Die Narkose wird in etwa zehn bis fünfzehn Minuten aufhören zu wirken. Es kann sein, dass er dann für einen Moment aufwacht.“ Kurogane war immer noch ein wenig blass, aber nicht mehr ganz so bleich, wie zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihn befreit hatten. Er hatte immer noch eine Nadel im Arm, die wohl zu der Infusion gehörte und neben ihm stand noch ein EKG-Monitor, dessen Ton aber herunter gedreht war. Außerdem war sein Kopf und seine linke Hand verbunden, und ich schätzte, dass dies auch bei seinem Oberkörper und Bauchbereich der Fall war. „Wenn etwas ist, brauchen Sie nur zu rufen“, meinte der Arzt und ließ mich dann allein. Ich ließ mich auf einem Stuhl neben seinem Bett nieder und stellte erleichtert fest, dass er gleichmäßig und ruhig atmete. Ich griff vorsichtig nach seiner Hand. Sie war kälter als gewöhnlich, was aber wohl am Blutverlust lag. „Kurogane...“, murmelte ich. „Was machst du immer für Sachen...? Ich hab dir doch gesagt du sollst mich nicht so erschrecken.“ Der ganze Stress der letzten Tage war einer großen Erleichterung gewichen. Mir stiegen wieder die Tränen in die Augen, doch diesmal eben, weil alles vorbei war und gut ausgegangen war. Nie wieder wollte ich so etwas durchmachen. Sanft strich ich ihm durchs Haar. Wie hatte ich das vermisst, wie sehr hatte ich ihn vermisst... Nach einer Weile schien er aufzuwachen, denn er bewegte sich leicht. Und dann schlug er die Augen auf. „Kuro-ne...!“ Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, doch das ging ja gerade nicht. Deshalb beschränkte ich mich darauf, sanft seine Hand zu drücken und ihm leicht über das Gesicht zu streichen, bis sein Blick ein wenig klarer wurde. File 29 – Closed Zur Erläuterung: Respirator: Beatmungsgerät Defibrillator: Reanimation mithilfe von Elektroden, die Stromstöße aussenden. Man defibrilliert zunächst mit der Stärke von 200 Joule, dann 300 und evt. Noch 360, bis der Patient anspricht. Während der Defibrillation sind Berührung mit dem Patienten oder dem Bett zu vermeiden EKG:Elektrokardiogramm. Zeichnet die Herzfrequenz auf und dient zur Überwachung des Herzschlages Hypovolämischer Schock: auch Volumenmangelschock, entsteht durch Blut- oder auch Plasmaverlust, Dehydrierung (enormer Wasserverlust) Kardiogener Schock: Lebensbedrohliches Kreislaufversagen mit schwerem Sauerstoffmangel des Organismus, hervorgerufen durch primäres Herzversagen („Pumpversagen“) Intravenöser Zugang:Um Medikamente schnell in die Blutbahn zubringen, wird ein direkter Zugang mithilfe einer Nadel gelegt (auch für Infusionen) Notfallmedikamente: Adrenalin: Stimuliert das Nervensystem und fördert Schlagkraft und -frequenz, Reizleitung und die Erregbarkeit des Herzens. Wirkt Gefäßverengend und somit blutstillend Lidocain: Wird bei Kammerflimmern oder – flattern (über 100 Schläge in der Minute) eingesetzt, es dämpft die Erregungsleitung und Bildung von Extrsystolen und normalisiert den Herzschlag. 8, 4 % Natriumkarbonat: Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand gerät der Patient in eine metabolische Azidose, was die Chancen einer erfolgreichen Reanimation senkt, daher wird Natriumkarbonat zur Entgegenwirkung eingesetzt Erythrozytenkonzentrat: Transfusion von Blutplasma, allerdings ohne Leukozythen (weiße Blutkörperchen) und Thrombozythen (rote Blutkörperchen) Die normale Pulsfrequenz liegt bei einem Erwachsenen zwischen 60 - 80 Schlägen pro Minute. Hyuuu... ich muss zugeben, manches musste ich nachschlagen.... und dann richtig zusammenbasteln... Praktisch, wenn die Mutter Krankenschwester ist und ein dickes Buch (1412 Seiten) über medizinische Pflege rumliegt~ *lol* Joa... auf zum Finale, würde ich dann mal sagen, neh? Kapitel 30: File 30 ------------------- File 30 Es roch nach Krankenhaus. Das war das erste, was ich wahrnahm. Ich fühlte mich benommen und es dauerte eine Weile, bis ich nicht immer wieder in die Schwärze zurückfiel. Jemand hielt meine Hand und strich mir durchs Haar. Ich schlug die Augen auf und sah alles verschwommen. „Kuro-ne...!“, drang Fyes Stimme an mein Ohr und während ich versuchte, klar zu sehen, schoss es mir durch den Kopf, dass ich noch lebte. Mir war leicht schwindelig und ich hatte Schwierigkeiten, die Augen überhaupt offen zu halten, doch zumindest hatte ich keine Schmerzen. Er sah völlig erschöpft aus und hatte Ringe unter den Augen – wenn er so aussah, in welchem Zustand war dann ich? Ich konnte spüren, dass ich eingewickelt war wie eine Mumie... Und Fye war bei mir. Ich drehte leicht den Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Auf seinem Gesicht breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus. „Hey...“, sagte er leise. „Wie geht’s dir? Hast du Schmerzen?“ „Nein...“, sagte ich, reden war genauso anstrengend, wie die Augen offen zu halten, stellte ich fest. Ich war nur müde. Ich hob eine Hand, um ihm über die Wange zu streichen, doch es wurde bloß ein unkoordinierter Versuch. Er nahm meine Hand in die Seinen und hielt sie fest. „Beweg dich nicht“, meinte er sanft. „Die Narkose wirkt anscheinend noch nach... Ruh dich aus.“ Ich drückte seine Hand leicht und schloss die Augen. „Du bleibst aber hier...?“, fragte ich. „Natürlich bleibe ich bei dir“, hörte ich ihn antworten. Dann spürte ich kurz seine Lippen auf meinen, seine Haare strichen dabei über mein Gesicht. „Ich werde nicht von deiner Seite weichen.“ „Hm“, machte ich schläfrig. Ich versuchte, mich auf seine Berührung zu konzentrieren. Er hatte wieder angefangen, mir durch die Haare zu streichen. Lange konnte ich mich aber nicht wach halten, sondern driftete wieder in den Schlaf. Ich blieb noch eine Weile bei ihm sitzen, nachdem er wieder eingeschlafen war. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er länger wach bleiben würde, aber es schien ihm schon Schwierigkeiten bereitet zu haben, die Augen offen zu halten. Ich hatte ihn eigentlich noch mehr fragen wollen, doch das konnte ich auch später. Außerdem kam gerade eine Krankenschwester herein, die mir freundlich mitteilte, dass die Besuchszeit abgelaufen war. Natürlich konnte ich später wiederkommen, nach der Mittagspause. Ich wollte ungern hier weg, doch ich wollte natürlich auch keinen Aufstand machen. Also strich ich Kurogane noch einmal über die Hand und erhob mich. „Auf Wiedersehen“, sagte ich zu der Schwester, bevor ich mich auf den Weg Richtung Ausgang machte. Ich konnte ja später wieder kommen, so hatte ich auch die Gelegenheit, ein paar Sachen für Kurogane zu packen und herzubringen, dass würde ihn sicher freuen. Offensichtlich musste er hier eine längere Zeit verbringen – das würde ihm sicher nicht gefallen, das wusste ich jetzt schon. Und ich wusste, dass ich wohl auch den Großteil meiner Zeit hier verbringen würde. Mir fiel der Gerichtstermin wieder ein. Der war ja schon morgen... Kurogane würde sicher nicht aussagen können. Doch ich würde es tun, ich hatte es Kurogane ja versprochen – und jetzt war er ja außer Gefahr. Außerdem – Ashura durfte auf gar keinen Fall freigesprochen werden. Denn dann würde er sich an uns rächen. Ich verließ das Krankenhaus und mir fiel ein, dass ich ja hergefahren worden war. Musste ich wohl wieder den Bus nehmen oder die U-Bahn, die Linie lag ja gleich hier nebenan... Meine Brieftasche befand sich in meiner Jacke – und meine Jacke war zuhause. Ich hatte nicht mal den Schlüssel mitgenommen! Na, das war ja super gelaufen. Zum Glück hatten wir den beiden Sumeragis noch einen Ersatzschlüssel überlassen, falls so etwas passierte... Nur half mir das nicht weiter – es war doch ein ziemlich weites Stück, wenn ich zu Fuß gehen wollte. Die Abaton Zentralklinik lag in der Nähe des Abaton Rivers, dort wo er sich gabelte. Es war ein großer Gebäudekomplex und von allen Orten Abatons gut zu erreichen. Es waren leider knapp sieben Kilometer von hier bis zu unserer Wohnung – und das Luftlinie. Mit dem Auto natürlich eine Strecke von ein paar Minuten, doch zu Fuß bräuchte man dann doch knapp eine Stunde... Und dazu war ich jetzt definitiv zu müde. Musste ich wohl doch ein Taxi nehmen und es dann am Ziel bezahlen. Aufs Geld würde der Fahrer warten... Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich noch genug Geld in bar dort hatte... Also blieb mir wohl wirklich keine andere Wahl als zu Fuß zu gehen. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, da hielt ein Wagen neben mir. Genauer gesagt, ein silberner Mercedes. Ganz genau gesagt, Storms Mercedes. „Hey, soll ich Sie nach Hause bringen?“, fragte er, nachdem er das Fenster heruntergelassen hatte. „Aber Sie wohnen doch in der ganz anderen Richtung“, meinte ich. „Das ist nur ein kleiner Umweg – Sie haben doch nicht ernsthaft vor, zu laufen oder?“, erkundigte er sich. „Steigen Sie schon ein, es ist kein Problem.“ Ich fragte mich, wie er auf die Idee kam, mich zu fahren, aber anscheinend ließ er sich auch nicht umstimmen. Also stieg ich ein. „Danke sehr“, sagte ich und er fuhr los. Eine Weile schwiegen wir, dann fragte er: „Wie geht’s ihm?“ „Er war kurz wach“, meinte ich. „Allerdings sah er doch recht mitgenommen aus“, fuhr ich fort. „Aber ich bin froh, dass er noch lebt.“ Storm nickte. „Das sind wir wohl alle. Der Arzt meinte, er wäre auf dem Weg ins Krankenhaus fast gestorben...“ „Das stimmt“, antwortete ich. Aber daran wollte ich gar nicht denken, ich hatte es schon fast verdrängt. Doch ich erinnerte mich, was Kurogane über Storms Bruder erzählt hatte. Er war ja leider im Krankenhaus gestorben. Wahrscheinlich erinnerte ihn die Situation ein wenig daran. Nur beantwortete es mir nicht die Frage, wieso er mich mitnahm. Aber es war sehr nett von ihm. Eine Weile später setzte er mich vor der Haustür ab. „Vielen Dank fürs Herfahren!“, meinte ich, als ich ausstieg. „Kein Problem“, antwortete er. Dann verabschiedete er sich und fuhr weiter. Ich klingelte bei den Sumeragis und hoffte, dass zumindest einer von den Beiden da war. Und ich hatte Glück. „Ja, bitte?“, hörte ich Hokuto-chans Stimme aus der Sprechanlage. „Entschuldige die Störung, Hokuto-chan, aber ich habe meinen Schlüssel vergessen“, meinte ich. „Ah, Fye-chan! Komm rein”, meinte sie und der Türsummer ertönte, woraufhin das Schloss in der Tür klackte und ich sie aufschob. Hokuto-chan kam mir schon entgegen, als ich aus dem Aufzug trat. „Fye-chan~“, rief sie, dann stutzte sie kurz. „Ist das Blut?“, fragte sie und deutete auf ein paar Flecken auf meinem Pullover. Ich schaute an mir herunter. Tatsächlich, ich hatte sie noch gar nicht bemerkt. Wahrscheinlich stammte es von Kurogane, weil ich zu nah an der Trage gestanden hatte... „Äh... ja“, meinte ich. „Bist du verletzt?“, erkundigte sich Hokuto schnell. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein... Kurogane, er ist verletzt. Das ist wohl von ihm.“ „Sie haben ihn also gefunden!“ Hokuto klang auch sehr erleichtert. „Heute Vormittag...“, sagte ich. „Mithilfe einer Fangschaltung.“ „Deshalb der ganze Trubel?“, fragte sie und als ich nickte fuhr sie fort: „Ist es sehr schlimm?“ „Er hat ziemlich viel Blut verloren und einige Rippen gebrochen. Außerdem eine Gehirnerschütterung“, zählte ich auf. „Er ist angeschossen worden. Aber jetzt ist er im Krankenhaus und schläft... Ich wollte einige Sachen vorbeibringen.“ „Vielleicht solltest du auch eine Runde schlafen, hm?“, schlug sie vor. „Du siehst nämlich wirklich erschöpft aus.“ Und mich umziehen sollte ich mich wohl auch – eine Dusche wäre wohl auch nicht verkehrt. Ich nickte. „Du hast recht. Im Krankenhaus ist ohnehin gerade Mittagspause.“ Ich grinste ein wenig. „Und wenn ich in diesem Zustand da auftauche, behalten sie mich wohl auch gleich da.“ Hokuto kicherte. „Wahrscheinlich! Hier, die Schlüssel. Soll ich dir bei irgendwas helfen?“ „Ich glaube, das ist nicht nötig“, meinte ich höflich. „Aber wenn doch, dann sage ich Bescheid.“ „Okay. Grüß doch Kurogane-san von mir, ach, vielleicht komm ich auch mal vorbei.“ „Werde ich ihm ausrichten“, versprach ich. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und ich betrat die Wohnung. Blacky maunzte vorwurfsvoll, als ich ihn ignorierte, weil ich nicht erst in die Küche kam, sondern gleich das Bad ansteuerte. Dort steckte ich meine Klamotten in die Wäsche und stellte mich unter die Dusche. Während das warme Wasser angenehm auf mich einprasselte, merkte ich erst, wie müde ich wirklich war. Die letzten Tage waren wirklich hart gewesen... Ich stand eine ganze Weile unter der Dusche, bevor ich das Wasser abdrehte und mich in ein Handtuch wickelte. Jetzt ging es mir gleich viel besser. Nachdem ich meinen Pyjama angezogen hatte, ging ich in die Küche. Blacky drehte mir beleidigt den Rücken zu. „Hab ich wieder versäumt, dir was zu fressen zu geben, hm?“, meinte ich und kramte nach dem Katzenfutter. In letzter Zeit hatte ich mich wirklich unregelmäßig um Blacky gekümmert. Und Kurogane war ja nicht da gewesen. „Du bist viel zu verwöhnt!“, stellte ich fest, während sich Blacky zufrieden über das Futter hermachte und strich ihm kurz übers Fell. Nun, ich war wohl ein wenig mitverantwortlich... Mir fiel ein, dass ich auch noch nichts gegessen hatte. Also machte ich mir schnell ein paar Brote. Den Teller nahm ich mit ins Schlafzimmer und machte es mir wieder auf dem Bett bequem. Jetzt, wo ich wusste, dass es Kurogane gut ging – mehr oder weniger zumindest – hatte ich auch großen Appetit. Kein Wunder, da ich ja die letzten Tage eher nichts gegessen hatte. Ich beschloss, die Sachen später zu packen, wenn ich wieder wach war. Ich stellte den Teller zur Seite und zog die Bettdecke über mich. Gleich darauf war ich auch schon eingeschlafen. Als ich aufwachte, fühlte ich mich ausgeruht – obwohl ich, wie ich feststellte, nur zwei Stunden geschlafen hatte. Doch da ich mir nicht mehr so wahnsinnige Sorgen machen musste, hatte ich gut geschlafen. Mir fiel ein, dass ich Kurogane noch Sachen vorbeibringen wollte – die Mittagspause war sicher zu Ende. Ich stieg aus dem Bett, schnappte mir eine Reisetasche und suchte einige Sachen zusammen, bevor ich mich anzog, um loszufahren. Diesmal vergaß ich meine Jacke, samt Schlüssel und Busfahrkarte, nicht und fuhr mit dem nächsten Bus zur Zentralklinik. An der Rezeption sagte man mir, dass sie Kurogane verlegt hatten und nannten mir seine Zimmernummer. „Vielen Dank!“, sagte ich und machte mich auf den Weg zu genanntem Zimmer und nachdem ich es gefunden hatte, klopfte ich an, so dass er es hören würde, wenn er wach war, aber leise genug um ihn nicht zu wecken. Doch er schien noch zu schlafen, weil keine Antwort kam. Und als ich den Kopf zur Tür hereinsteckte und nachschaute, schlief er wirklich. Ich wollte gerade das Zimmer betreten, da kam ein Arzt auf mich zu. „Einen Moment, bitte“, bat er mich. „Ist etwas passiert?“, wollte ich wissen. „Nein, allerdings ist er nicht noch mal aufgewacht“, erklärte er. „Was heißt das?“, fragte ich – schon wieder in Sorge. „Anscheinend ist es der Blutverlust. Heute wird er wohl nicht mehr zu sich kommen. Vielleicht morgen oder übermorgen. Es ist besser, Sie kommen dann wieder.“ „Aber – ...“, versuchte ich zu protestieren. „Tut mir Leid, aber es ist besser, wenn er jetzt absolute Ruhe hat“, sagte der Arzt. „Das war eigentlich vorauszusehen. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen.“ Er dirigierte mich wieder Richtung Ausgang. „Rufen Sie morgen an, wenn er wach ist, können Sie selbstverständlich vorbeikommen.“ Also blieb mir keine andere Wahl, als wieder nach Hause zu fahren. Jetzt hatte ich sogar vergessen, die Reisetasche dort zu lassen, fiel mir ein, als ich im Bus saß, denn die hatte ich immer noch dabei. Am nächsten Tag rief ich im Krankenhaus an, doch Kuroganes Zustand hatte sich noch nicht geändert und ich wurde gebeten, es doch morgen noch einmal zu versuchen. Kurz, nachdem ich aufgelegt hatte, rief mein Chef an, ob ich wieder auf der Höhe wäre und zur Arbeit kommen könnte, doch ich musste absagen, da heute ja der Gerichtstermin war. Doch etwa eine Stunde später – ich machte mich gerade fertig – klingelte das Telefon erneut und Shinsai teilte mir mit, dass das Gericht entschieden hatte, die Verhandlung doch zu verschieben. Deshalb telefonierte ich noch einmal mit meinem Chef und sagte zu. Der war sichtlich begeistert, da wohl ein Kollege kurzfristig krank geworden war. Also fuhr ich ins Café, einerseits, um etwas zu tun zu haben und andererseits, weil ich schon ziemlich lange ausgefallen war. Am Abend, als ich wieder zuhause war, rief ich noch einmal im Hospital an, doch Kurogane war immer noch nicht aufgewacht. Doch am Tag danach hatte ich Erfolg. Sie meinten, heute spräche nichts gegen einen Besuch und so machte ich mich schnell fertig und schnappte mir die Tasche. Im Krankenhaus angekommen, machte ich mich sofort auf den Weg zu Kuroganes Zimmer, ich wusste ja, wo es lag. Dann klopfte ich an und hoffte auf eine Antwort – diesmal wurde ich nicht enttäuscht. „Herein“, sagte ich, als es an der Tür klopfte. Ich war vor einigen Minuten aufgewacht und war noch immer ein wenig müde. Allerdings hatte ich gemerkt, dass ich nicht mehr im selben Raum war, wie der, in dem ich mich als erstes befunden hatte. Und Fye war auch nicht da – allerdings hatte mir eine Schwester erklärt, dass ich die letzten zwei Tage bewusstlos gewesen war und der Arzt Besuch nicht zugelassen hatte. Die Tür wurde schwungvoll geöffnet und Fye kam herein, eine recht große Reisetasche in der Hand. „Du bist wach!“, stellte er erfreut fest und kam zu mir herüber. „Ich hab dir ein paar Sachen mitgebracht. Wie geht’s dir?“, fragte er, während er die Tasche neben dem Bett abstellte und sich selbst auf der Bettkante niederließ. Dann zog er meine Hand in seine und begann darüber zu streicheln. Er sah ausgeruhter aus als letztens, und das beruhigte mich. „Ging mir schon mal besser“, antwortete ich. „Schön, dass du da bist.“ Ich konnte wirklich nicht genau sagen, wie es mir ging. Da ich wahrscheinlich starkes Schmermittel bekam, spürte ich kaum etwas von den Schmerzen. Nur ein dumpfes Pochen oder ziehen. Und ich fühlte mich ein wenig benommen, aber zumindest fiel es mir nicht mehr so schwer, die Augen offen zu halten. Aufsetzen konnte ich mich auch nicht, das hatte ich schon versucht, nachdem ich aufgewacht war. „Ich hab ja gesagt, ich komme wieder“, antwortete er. „Übrigens, schöne Grüße von Hokuto-chan. Sie kommt vielleicht mal vorbei.“ „Hm“, machte ich. „Danke.“ Plötzlich verschwand seine Fröhlichkeit und er wurde ernst. Eine Weile schien er über etwas nachzudenken. „Ich hatte so eine Angst um dich“, sagte er und sah mich an. „Du wärst fast gestorben.“ In seinen Augen schimmerte es verdächtig nass. Ich drückte seine Hand fester. „Ich hab auch gedacht, ich sehe dich nicht wieder“, antwortete ich. Das wäre auch beinahe passiert. Nachdem er auf mich geschossen hatte, war ich vor Schmerz erst wie gelähmt gewesen. Anschließend hatte ich Blut gespuckt und dann war alles langsam verschwommen und dunkler geworden, bis ich wohl das Bewusstsein verloren hatte – zumindest konnte ich mich ab diesem Zeitpunkt bis zu dem, an dem ich im Krankenhaus aufgewacht war, an nichts erinnern. „Was ist eigentlich mit den drei Mafiatypen?“, wollte ich wissen. „Und wie ist die Gerichtsverhandlung gestern gelaufen?“ „Sie konnten verhaftet werden, keine Sorge“, meinte Fye. „Und die Verhandlung ist vertagt worden, bis du wieder aussagefähig bist.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er wieder zu mir sah. „Und deshalb~ bleibst du schön hier und ruhst dich aus!“, meinte er gespielt streng. „Ich hab ja keine andere Wahl“, murrte ich. Es war mir klar, dass ich wohl in spätestens einer Woche aufstehen konnte. Und wenn es nach den Ärzten ging, legten sie sicher noch eine Woche drauf. „Eben~“, flötete er und strich mir kurz übers Haar. „Aber eigentlich ist es schade! Ich finde, zuhause bei mir wärst du viel besser aufgehoben.“ „Ganz meine Meinung, aber erzähl das mal den Ärzten.“ Ich strich mit meiner Hand seinen Arm hinauf, bis zu seinem Nacken und zog ihn leicht zu mir herunter, um ihn kurz zu küssen. „Ich würde dich ja in den Arm nehmen“, meinte ich dann leise, „aber ich glaube, das wäre nicht so gut für meine gebrochenen Rippen.“ Fye nickte, leicht grinsend. „Ich glaube auch. Heben wir uns das eben für später auf, was meinst du?“ „Hmhm“, machte ich zustimmend. „Das ist eine gute Idee.“ Ich ließ meine Hand noch ein wenig in seinem Nacken und fuhr ihm dort mit den Fingern leicht durchs Haar. „Dein Verband“, sagte er leise kichernd, „er kitzelt.“ Was ihm aber anscheinend nicht unbedingt zu missfallen schien, denn er drängte sich meiner Hand noch etwas entgegen und seufzte leise. „Du ahnst gar nicht, wie sehr ich das vermisst habe!“ Er tat zwar so, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen, aber mir ging es genauso. „Doch, ich kann’s mir vorstellen“, meinte ich. Er lehnte vorsichtig seinen Kopf an meine Schulter. „Geht das?“, fragte er und ich nickte leicht. Dann schwiegen wir eine Weile und genossen einfach, das alles gut ausgegangen war. Es klopfte und Fye richtete sich schnell auf. Kurz darauf trat der Arzt ein. „Ah, Sie sind wach, sehr schön“, stellte er fest. „Ich bin Dr. Evans.“ Er gab Fye und mir die Hand, bevor er an mich gewandt fragte: „Wie geht es Ihnen?“ „Ein wenig müde, aber ansonsten gut“, antwortete ich. „Wie lange muss ich denn hier bleiben?“, erkundigte ich mich. Mit dieser Frage schien er gerechnet zu haben, denn er meinte: „Genau kann man das noch nicht sagen, aber mindestens drei bis vier Wochen.“ „Was denn, so lange?“, fragte Fye verblüfft und klang auch ein wenig enttäuscht. Anscheinend hatte er, genau wie ich, gehofft, dass es höchstens zwei waren. „Natürlich. Die verletzten Gefäße müssen sich erst einmal ordentlich regenerieren, das geht nicht von heute auf morgen. Außerdem wollen wir weitere Komplikationen vermeiden.“ Das sah ich ein – aber warum musste das so lange dauern? „Nun, wir werden sehen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, Sie eher zu entlassen“, fuhr er fort. Das gefiel mir schon besser. Dann schaute er noch mal nach der Infusion und fragte mich, ob ich irgendwelche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit verspürte. Das verneinte ich. Ich hatte zwar ein wenig Kopfschmerzen, aber das war wohl wegen der Gehirnerschütterung. Und ich wurde schon wieder müde. „Das ist ganz normal“, meinte der Arzt, als ich ihm das mitteilte. „Das macht der Blutverlust und die Schmerzmittel.“ Dann verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. „Soll ich auch gehen?“, fragte Fye. „Damit du ein bisschen schlafen kannst?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, du kannst ruhig bleiben“, sagte ich. „Ich denke, ich werde noch oft genug die Gelegenheit haben, zu schlafen.“ Er grinste. „Ja~ das glaube ich auch.“ Dann sah er mich mit ein wenig Sorge an. „Aber du solltest dich wirklich ein bisschen ausruhen!“ Er strich mir über die Wange. „Du bist nämlich immer noch ein wenig blass.“ „Ich werd mich schon nicht überanstrengen...“, brummte ich. Was sehr einfach werden würde, da ich mich noch kaum bewegen konnte. „Bei dir was man das ja nie so genau!“, flötete er und erhob sich. „Willst du gehen?“, fragte ich, ein wenig überrascht, doch er winkte ab. „Nein, doch jetzt noch nicht!“ Er bückte sich, um die Tasche aufzuheben. „Ich wollte deine Sachen einräumen“, verkündete er dann vergnügt und machte sich auch schon daran, die Sachen aus der Tasche in die Schränke zu verstauen. Dabei summte er leise vor sich hin. Nachdem ich dem Ganzen eine ganze Weile lang zugesehen hatte, fragte ich: „Sag mal, ich will hier nicht einziehen! Was hast du da alles drin?“ Er hielt inne und drehte sich schwungvoll zu mir um. „Was denn? So viel ist das doch gar nicht!“, meinte er grinsend. „Das reicht ja glatt für einen Monat“, gab ich zurück. „Besser zu viel als zu wenig“, antwortete er, als es klopfte. „Herein!“, sagten wir beide, er wohl eher aus Reflex. Storm und Shinsai traten ein. „Der Arzt meinte, Sie wären jetzt zu sprechen, Detective“, sagte Shinsai. „Wie –...“ „Der Nächste, der fragt, wie’s mir geht, den werfe ich raus! Ich kann die Frage nicht mehr hören“, unterbrach ich sie. Sie hob kurz die Augenbraue. „Eigentlich war der ursprüngliche Wortlaut ‚Wie fühlen Sie sich’, aber dann eben nicht. Guten Tag, Flourite.“ „Tag!“ Fye strahlte wie eh und je. „Na, scheint dir ja doch ganz gut zu gehen“, stellte Storm fest. „Auch wenn du ziemlich fertig aussiehst.“ „Vielen Dank auch“, brummelte ich gekränkt. „Freundlich wie immer, wie?“ Ich wandte mich wieder an Shinsai. „Weswegen sind Sie hier?“, fragte ich. Nur um mir ‚gute Besserung’ zu wünschen, sicherlich nicht. Dafür kannte ich meine Chefin viel zu lange und in dieser Hinsicht also auch viel zu gut. „Um Ihnen zu sagen, dass die Gerichtsverhandlung verschoben worden ist. Bis Sie aussagen können“, antwortete sie ohne Umschweife. Ich hätte wetten sollen... „Das weiß ich schon“, meinte ich. „Fye hat es mir erzählt.“ „Und wir sollen dir Genesungswünsche ausrichten“, fügte Storm hinzu. „Von so ziemlich allen...“ „Danke“, sagte ich. „Ah, und: Toya Kinomoto meinte, als er dein Auto abgeholt hat, du sollst dir ruhig Zeit lassen, wieder aus dem Krankenhaus zu kommen. Er war nicht begeistert, den Wagen zu sehen, glaube ich“, verkündete er weiter. Ach ja... mein BMW war ja baden gegangen. Typisch Toya! „Hyuu!“, machte Fye. „Das kann ich mir denken.“ „Tze. Der soll sich mal nicht so anstellen, ich kann ja gar nichts dafür“, brummte ich. Und das stimmte sogar – ich hatte die Mafia nicht darum gebeten, mein Auto zu versenken. „Er läuft ja noch, muss nur trocknen!“, meinte Fye zuversichtlich. ‚Nur’ war gut – wahrscheinlich war die gesamte Inneneinrichtung nicht mehr zu gebrauchen... Aber das war gerade egal. „Die Beiden kriegen den wieder hin“, sagte ich. Das hatten sie bisher ja immer geschafft. Aber so langsam hätte ich mir schon längst einen neuen Wagen anschaffen können... aber das lohnte sicher nicht, der wäre wahrscheinlich genauso schnell wieder reparaturbedürftig. Shinsai sah auf die Uhr. „Nun, ich muss dann auch wieder los“, meinte sie. „Kommen Sie bloß schnell wieder, auf dem Revier geht alles drunter und drüber...“ Das war seit Jahren der Normalzustand – irgendwie wollte kaum jemand Polizist werden, oder die, die es versuchten schafften die Prüfung nicht, weil sie es nicht ernst genug nahmen oder auch, weil sie einfach nicht geeignet waren... „Sie könnten bei dieser Gelegenheit Ihre Berichte aufholen.“ Ich unterdrückte ein verstimmtes Seufzen und meinte stattdessen: „Ich versuch’s.“ Nicht mal im Krankenhaus hatte man davor seine Ruhe... „Ich habe auch noch etwas zu tun“, verkündete Storm. „Grüßen Sie mal Aoki-san von mir“, meinte Fye und irgendwie sah Storm ein wenig ertappt aus. „Werde ich“, sagte er und dann gingen meine beiden Kollegen. Fye grinste. „Wusstest du, dass der Reporter ganz in der Nähe von uns wohnt?“ „Nein, das wusste ich nicht.“ „Ich bis gestern auch nicht, aber dann sind wir uns begegnet! Ich bin grade von der Arbeit gekommen und er anscheinend auch“, erzählte er und ließ sich wieder auf der Bettkante nieder. „Jetzt weiß ich auch, warum mich Storm vorgestern nach Hause gefahren hat – er wollte sowieso in die Richtung.“ Er lachte leise. „Hmhm...“, machte ich, weil mich soeben die Müdigkeit übermannt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Fye und rückte etwas näher heran. „Ja...ich bin nur müde“, antwortete ich. Jetzt strengte es mich sogar an, knapp eine halbe Stunde wach zu bleiben und mich zu unterhalten. „Dann schlaf ein bisschen“, sagte er und legte eine Hand auf meinen Oberarm. „Du sollst dich nicht überanstrengen.“ „Du hast Recht“, meinte ich und eine Weile später war ich tatsächlich eingeschlafen. Er war ja wirklich sehr müde. Ich strich ihm über den Arm. Aber etwas Schlaf und Ruhe würde ihn sicher wieder schnell auf die Beine bringen. Ich lächelte sanft. Es hatte sicher keinen Sinn, wenn ich hier herumsaß, da er ohnehin schlief – und irgendwann würden mich die Ärzte wohl auch rauswerfen. Also beschloss ich, zu gehen. Schließlich gab es ja auch noch zuhause was zu tun und im Café wahrscheinlich auch. Und ich würde ja oft genug hier sein. Ich gab Kurogane noch einen Abschiedskuss und verließ dann leise das Zimmer. Als ich um die nächste Ecke bog, auf dem Weg in Richtung Ausgang, stieß ich fast mit jemand zusammen. Es waren zwei und irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. „Das ist er“, meinte einer von denen und sie sahen sich gegenseitig an, bevor sie ihre Blicke wieder auf mich richteten. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. „Was wollen Sie?“, fragte ich. „Wer sind Sie?“ Doch darauf bekam ich keine Antwort, denn einer der Beiden trat auf mich zu und versetzte mir unvermittelt einen Stoß, der mich nach hinten stolpern ließ und ich mich sitzend auf der Erde wieder fand. Ich blinzelte verblüfft und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch der Andere stand schon hinter mir. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich eine Bewegung und dann wurde mir etwas über Mund und Nase gedrückt. Chloroform! Erschreckt hielt ich die Luft an und versuchte, mich dem Griff zu entwinden. Die wollten mich entführen! Und das in einem öffentlichen Krankenhaus... wo waren die Leute, wenn man sie mal brauchte? So langsam ging mir die Luft aus und mit dem nächsten Atemzug würde ich das Chloroform unweigerlich einatmen. Aber ich sah ein, dass das so nicht klappte, ich kam einfach nicht auf die Beine. Ich zappelte noch ein bisschen und sackte dann einfach zusammen. „Na also... der ist ganz schön hartnäckig!“, meinte der mit dem Chloroform und nahm das Tuch herunter. Ich spürte eine Hand um meinen Fußknöchel und trat zu. Dem Aufschrei nach hatte ich genau das Schienbein erwischt. Ich trat noch einmal zu und zog ihm so die Beine weg. Er landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden und ich nutze den Schwung, um auf die Beine zu kommen. Der Eine hatte nämlich erstaunt losgelassen. Doch leider hatte er sich auf wieder gefangen, als ich mich zu ihm umgedreht hatte. Der Andere rappelte sich auch fluchend wieder auf. „Du Idiot! Bist du sogar zu blöd dafür, richtig mit Chlorform umzugehen?!“, fuhr er seinen Mitstreiter an, als er es geschafft hatte. Mir war ein wenig schummrig, anscheinend hatte ich doch etwas von dem Zeug eingeatmet, aber bevor die Beiden erneut auf mich losgehen konnten, hörte ich Schritte. „Was ist denn hier los?“, bellte eine Stimme und ein Arzt tauchte auf. Ich deutete auf die Beiden, die erschreckt zusammengefahren waren. „Sie wollten mich entführen!“ Der Arzt schaute ein wenig verwirrt, aber auch skeptisch drein, aber sein Auftauchen und meine Worte ließen die Zwei wohl die Flucht ergreifen. Ich hob das chloroformgetränkte Tuch auf und wandte mich an den Art. „Dürfte ich mal ein Telefon benutzen?“ Eine Weile später kamen zwei Polizisten. Wir standen inzwischen vor Kuroganes Zimmer, ich hatte die Befürchtung gehabt, dass sie ihm auch etwas antun wollten. Doch zum Glück war das nicht der Fall. Er war nicht einmal aufgewacht. Ich gab den Polizisten eine Täterbeschreibung und das Tuch. „Haben Sie eine Ahnung, warum die Zwei Sie entführen wollten?“, fragte einer der Beamten. Ich nickte. „Damit ich vor Gericht nicht aussagen kann. Das waren bestimmt welche von der Mafia.“ So langsam ging mir das auf die Nerven – aber eigentlich mussten wir damit rechnen. Doch anscheinend schien die Mafia sehr angeschlagen zu sein, schien kaum noch Leute zu haben, die richtig gut waren, denn sonst würde ich sicher nicht mehr hier stehen. Um so besser. „Wollen Sie Zeugenschutz?“, fragte der Polizist. Ich dachte kurz darüber nach. „Nein, ich denke, das ist nicht nötig“, meinte ich dann. „Ich glaube nicht, dass das noch mal passieren wird.“ „Na gut, wenn Sie meinen. Aber wenn Sie es sich anders überlegen, sagen Sie Bescheid.“ Ich nickte und die beiden Polizisten verabschiedeten sich. Nach einem kurzen Blick in Kuroganes Zimmer ging auch ich dann nach Hause. Inzwischen war es Ende Februar, also drei Wochen nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus. Heute durfte ich endlich nach Hause gehen. Aber auch nur auf eigene Verantwortung. Mein Handgelenk war schon seit ungefähr zehn Tagen wieder in Ordnung, aber meine Rippen und die Schusswunde waren noch nicht ganz verheilt. Aber obwohl ich noch zweimal am Tag ein Schmerzmittel schlucken musste, ging es mir gut. Die ersten zwei Wochen hatte ich nicht einmal aufstehen dürfen, in den ersten Tagen wäre ich dazu auch gar nicht in der Lage gewesen. Genaugenommen, in den ersten fünf Tagen hatte ich eigentlich kaum etwas anderes getan, als zu schlafen. Fye hatte mir jeden Tag einen Besuch abgestattet, und nachdem ich in der zweiten Woche auch aufstehen durfte, hatten wir – wenn es das Wetter erlaubte – kleinere Spaziergänge über die Krankenhausanlage unternommen. Unter Protest des Arztes, der gemahnt hatte, dass ich mich nicht überanstrengen sollte. Doch nach dem ganzen Herumliegen musste ich mir einfach die Beine vertreten. Fye hatte mir auch von der versuchten Entführung erzählt – doch noch ein Anschlag oder ähnliches war zum Glück nicht noch einmal vorgekommen. Der Gerichtstermin war jetzt im März festgelegt. Das war ein Grund, warum ich aus dem Krankenhaus entlassen werden wollte – ein anderer war schlicht und einfach, dass ich nach Hause wollte. Der Arzt hatte nach einigen Bedenken zugestimmt, auf eigene Verantwortung und dass ich mich nicht überanstrengte. Außerdem dürfte ich erst in einem Monat, frühestens drei Wochen wieder arbeiten. Gegen die Aussage vor Gericht sprach natürlich nichts. Die Tür ging schwungvoll auf und Fye kam herein. „Ah, du packst ja schon!“, rief er erfreut. Er war tropfnass, was kein Wunder war, denn draußen goss es in Strömen. Seine Haare hingen wirr und nass herab und auch der Mantel schien völlig durchgeweicht. Trotzdem hielt ihn das natürlich nicht ab, mich glücklich anzustrahlen. „Im Schrank da vorne sind Handtücher“, sagte ich. „Hast du keinen Schirm dabei?“ „Den hab ich in der Eile vergessen!“, meinte er, während er sich ein Handtuch aus dem Schrank fischte und sich die Haare trocknete. „Und ich musste auch ein Stückchen zu Fuß gehen, weil die Buslinie hierher umgeleitet werden musste, wegen einer Baustelle. Der Bus kann hier nicht halten, sondern eine Haltestelle davor. Aber der Bus zurück fährt ganz normal!“ „Du hättest dir ruhig die Zeit nehmen können, einen Schirm mitzunehmen. Du erkältest dich noch“, meinte ich und zog ihn zu mir. „Dann machst du mich eben wieder gesund“, flötete er und grinste unter dem Handtuch hervor. „Du wirst nass.“ „Spätestens draußen werd ich das wohl sowieso“, antwortete ich, ließ ihn aber wieder los, um den Rest in die Tasche zu packen. „Aber ich wollte dich ja abholen“, meinte er. „Ich dachte, du kommst erst in einer Woche.“ „Wenn es nach dem Arzt gehen würde schon“, gab ich zurück. „Aber so langsam halte ich es hier echt nicht mehr aus.“ „Das glaube ich dir aufs Wort!“, sagte er. „Mir würde es genauso gehen!“ Ich zog den Reisverschluss der Tasche zu und zog mir meinen Mantel über. „Von mir aus können wir gleich hier verschwinden“, verkündete ich und schulterte die Tasche, natürlich auf der Seite der unverletzten Rippen. „Musst du nicht dem Arzt Bescheid sagen?“, fragte er und hängte das Handtuch über das Bettgestell. Ich schüttelte den Kopf. „Er war eben schon hier.“ „Na dann!“ Fye harkte sich bei mir unter und zog mich so in Richtung Tür. „Gehen wir~!“ Der Bus brachte uns ohne weitere Umstände nach Hause – nachdem wir nass geworden waren, als wären wir in den Fluss gesprungen. „Hast du Hunger?“, fragte Fye, als wir vor der Wohnungstür standen und er sie aufschloss. „Nein... Ich will nur aus den nassen Sachen raus!“, meinte ich. Fye nickte. „Oh ja! Gute Idee. Gut, dass ich die Heizung aufgedreht habe, jetzt ist es hier schön warm.“ Er zog mich in den Flur und schob die Tür hinter uns zu. „Wie schön, dass du wieder zuhause bist!“ „Das finde ich auch“, meinte ich und schälte mich aus dem nassen Mantel, nachdem ich die Tasche abgestellt hatte. Fye tat es mir gleich und wir hängten sie zum Trocknen im Bad auf. Danach machten wir es uns auf dem Sofa bequem, die Tasche würde ich später auspacken. „Hmm~“, machte Fye und lehnte sich an mich. „Jetzt haben wir ganz viel Zeit füreinander, hm?“, meinte er und ich nickte. „Oh ja, die haben wir wohl.“ Arbeiten durfte ich noch nicht, die Gerichtverhandlung lag auch noch einige Tage entfernt und Fye hatte frei, da der Geschäftsinhaber Urlaub machte. Und das wurde auch mal Zeit nach all dem Stress. „Aber die verbringen wir bitte hier zuhause!“ „Da habe ich nichts dagegen~“, meinte er. „Ich glaube, du dürftest auch noch gar nicht verreisen. Aber das ist auch viel~ besser so!“, schnurrte er und fuhr mit seinen Fingern über meinen Nacken. Ich legte die Arme um ihn. „Stimmt, hier ist es auch viel gemütlicher“, stellte ich fest, bevor ich anfing, Fye ebenfalls im Nacken zu kraulen und er innerhalb der nächsten Sekunden wohlig seufzend dahinschmolz. Ich sah zum wiederholten Male auf die Uhr. „Nervös?“, fragte mich Kurogane. „Ein bisschen…“, antwortete ich. Heute war die Gerichtsverhandlung und ich war der nächste Zeuge. Kurogane würde nach mir an der Reihe sein. Momentan warteten wir auf dem Gang, vor dem Gerichtssaal, in dem die Verhandlung gegen Ashura vor einer halben Stunde begonnen hatte. Vor der Verhandlung hatten wir Ashura nicht gesehen – vielleicht war das auch besser. Trotzdem war mir ganz und gar nicht wohl bei der Sache, gegen ihn auszusagen, die erhoffte Genugtuung ihn endlich vor Gericht zu sehen wollte sich nicht einstellen. Ich hatte immer noch Angst vor ihm. Und das, wo ich doch wusste, dass er mir nicht das Geringste mehr anhaben konnte, und auch Kurogane nicht. Auch seine Hintermänner konnten uns nichts antun. Ich spürte wie Kurogane mir seine Hand auf die Schulter legte. „Du schaffst das schon“, sagte er. „Lass dich nur nicht von denen durcheinanderbringen.“ Ich nickte. „Ich werd’s versuchen“, antwortete ich dann und zauberte ein Grinsen auf mein Gesicht. „Wäre ja noch schöner, wenn Ashura freigesprochen wird, nach all dem Stress.“ „Herr de Flourite, bitte“, kam es aus dem Lautsprecher. „Bis gleich~“, meinte ich zu Kurogane, der mir noch mal aufmunternd auf die Schulter klopfte, und betrat dann den Gerichtsaal. „Bitte, kommen Sie nach vorne“, sagte der Richter, nachdem die Tür hinter mir zugefallen war. Ich kam der Bitte nach und warf einen kurzen Blick zu Ashura, der neben seinem Verteidiger saß. Er schien ziemlich gelassen und selbstsicher zu sein. Er warf mir einen verächtlichen Blick zu. Doch davon ließ ich mich nicht irritieren, sondern ließ mich auf dem Stuhl gegenüber dem Richter nieder. „Bevor wir zu Ihren Personalien kommen“, begann der Richter, „muss ich Sie belehren vor Gericht auch unvereidigt die Wahrheit zu sagen, ansonsten machen Sie sich wegen einer Falschaussage strafbar.“ „Verstanden“, sagte ich. „Gut. Ihr Vorname ist Fye, Sie sind vierundzwanzig Jahre alt, ledig, wohnhaft in Abaton, derzeit tätig im Gastronomiebereich und weder verwandt noch verschwägert mit dem Angeklagten?“ „Korrekt.“ „Herr Staatsanwalt – Ihr Zeuge.“ „Vielen Dank, Euer Ehren“, sagte der Staatsanwalt – mit unverkennbarem amerikanischem Akzent – und erhob sich, um vor mir auf- und abzugehen. Ich weiß nicht, was er damit bezwecken wollte, aber wenn es mich noch nervöser machen sollte, dann funktionierte es recht gut. Allerdings nicht in der Weise, dass ich mir Sorgen über meine Aussage machte, sondern darüber, ob der Staatsanwalt überhaupt eine Ahnung hatte, was er hier wollte. „Mister de Flourite“, sprach er dann an mich gewandt. „Sie waren in der Nacht am einunddreißigstem Dezember letzten Jahres zum ersten Januar dieses Jahres am Tatort der Erpressung der Regierung und Geiselnahme in Tatmehrheit anwesend?“ Ich nickte. „Ja. Ich war bei den Ermittlungen mitbeteiligt“, antwortete ich. „Sie haben also die Erpressung mitbekommen?“ „Ich stand daneben. Ich habe wortwörtlich alles mitbekommen“, sagte ich. Der Staatsanwalt sah plötzlich sehr interessiert aus. „Und was hat der Angeklagte zu genanntem Zeitpunkt gesagt und getan?“ „Er hat damit gedroht, ein Einkaufzentrum, in dem viele Menschen waren, in die Luft zu jagen, wenn die Regierung nicht auf seine Forderungen eingeht.“ Ashuras Verteidiger sprang auf. „Einspruch! Haben Sie dafür irgendwelche Beweise?“ Der Richter machte ein missbilligendes Gesicht. „Bitte, Herr Verteidiger, Sie sind nicht dran. Sie können das den Zeugen später fragen. Bitte, Herr Staatsanwalt, fahren Sie fort.“ Der Verteidiger ließ sich missmutig wieder auf seinen Stuhl zurückfallen und spielte verärgert mit seinem Kugelschreiber, während der Staatsanwalt sich wieder an mich wandte, nachdem er seinem Kollegen ein schadenfrohes Grinsen geschenkt hatte. „Welche Forderung stellte der hier Angeklagte damals?“, fragte er dann. „Er verlangte, dass die Regierung ihm die gesamte Macht über die Stadt übergibt.“ Der Staatsanwalt verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ließ meine Antwort eine Weile lang im Raum stehen. Ich fand, dass er einen viel zu ausgeprägten Sinn für Dramatik hatte. Ich fühlte mich zusehends unwohler und wollte dies schnell hinter mich bringen – vor allem weil ich Ashuras drohenden Blick förmlich spüren konnte. „Sind Sie sich weiterer Straftaten des Angeklagten hier bewusst?“, wollte der Staatsanwalt wissen. „Ja. Vor zweieinhalb Jahren, da hat er mich bedroht.“ „Haben Sie Anzeige erstattet?“ „Hatte ich, nicht wegen der Drohung, sondern davor, aber nach der Drohung habe ich sie wieder zurückgezogen.“, antwortete ich. „Haben Sie den Angeklagten bei einem Mord gesehen?“, fragte der Staatsanwalt. „Nein. Aber ich bezweifle nicht, dass er mindestes einen begangen hat.“ Der Staatsanwalt räusperte sich bedeutungsschwer. „Keine weiteren Fragen.“ Er schlenderte, mit zufriedenem Gesichtsausdruck, zurück zu seinem Schreibtisch. „Herr Verteidiger – bitte sehr“, sagte der Richter. Ashuras Anwalt erhob sich und Ashura selbst ließ sich zu einem kleinen, aber verschlagendem Lächeln herab. „Sie waren also dabei?“, fragte der Anwalt lauernd. „Ja. Das hatte ich doch gesagt.“ „Haben Sie Beweise dafür, die Ihre Behauptung der Erpressung der Regierung bestätigt?“ „Fragen Sie den Regierungsvorstand“, meinte ich. „Oh.“ Jetzt sah er etwas siegessicherer aus. „Das haben wir bereits. Sie berufen sich auf ihr Diplomatenrecht und schweigen über die Sache.“ „Auch die Tochter von Bürgermeister Takeda? Er hat sie nämlich entführen lassen!“ „Und Sie waren daran beteiligt!“, sagte er. Mein Lächeln wackelte ein wenig. „Einspruch!“, rief jetzt der Staatsanwalt. „Das war Teil der laufenden Ermittlungen.“ „Einspruch standgegeben“, meinte der Richter. „Nun, und davor?“, meinte der Verteidiger. „Weshalb haben Sie vor zweieinhalb Jahren gegen meinen Mandanten Anzeige erstattet?“ „Ich habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet – wegen Drogenhandels“, meinte ich nach kurzem Zögern. „Wie sind Sie darauf gekommen, dass Drogen gehandelt wurden?“ „Sie befanden sich in meiner Lieferung – ich habe sie zufällig entdeckt, nach einem kleinen Unfall.“ „Sie wussten davon also nichts?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er stützte sich mit einer Hand auf der Tischkante auf und beugte sich zu mir herüber. „Dafür könnte man Sie der Mittäterschaft anklagen!“ „Einspruch! Darum geht es jetzt nicht“, wandte der Staatsanwalt erneut ein. Der Richter nickte. „Herr Verteidiger, bleiben Sie bitte beim Thema!“ Der Anwalt schien kurz zu überlegen. „Keine weiteren Fragen.“ „Herr Staatsanwalt? Noch Fragen an den Zeugen?“, wollte der Richter wissen. „Keine Fragen.“ Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf und ich atmete auf. „Für das Protokoll, der Zeuge wird entlassen“, sagte der Richter zu seinem Gerichtsdiener und sah dann zu mir. „Vielen Dank, Sie können sich dort hinten hinsetzen.“ Ich erhob mich und ließ mich auf einen der Plätze nieder. Geschafft – doch irgendwie, als Ashura mir einen Blick zuwarf, hatte ich das Gefühl, dass ich es noch nicht ganz hinter mir hatte. Aber jetzt war Kurogane erst einmal an der Reihe... „Sie heißen Kurogane Sugawa, Fünfundzwanzig, ledig, wohnhaft in Abaton und arbeiten bei der Polizei, weder verwandt noch verschwägert mit dem Angeklagten?“, sagte der Richter. Ich nickte. „Richtig.“ „Bevor Sie aussagen, muss ich Sie belehren, die Wahrheit zu sagen. Ansonsten werden Sie vereidigt und dann kann eine Falschaussage eine Strafe von bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe nach sich ziehen.“ „Ich weiß“, antwortete ich, aber das war nun mal die übliche Routine. Ich hatte schon öfter vor Gericht aussagen müssen. Den Richter kannte ich allerdings nur vom Hörensagen – er war für seine gerechten Verhandlungen und Urteile bekannt. Und das war gut so – denn auch wenn es den Anschein hatte, dies wäre ein eindeutiger Fall, ganz so leicht war es dann doch nicht, da manche Beweise einfach nicht vorhanden oder nicht belastend genug waren. Es reichte gerade mal für Geiselnahme, der Störung des öffentlichen Friedens und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Dies ergab nur eine geringe Freiheits- oder Geldstrafe. Doch ich nahm an, dass sich das mit meiner Aussage ändern würde. „Sie haben also gegen den Angeklagten ermittelt?“, fragte mich der Staatsanwalt gerade. „Ja“, antwortete ich. „Seit drei Jahren.“ „Seit drei Jahren? Und warum kam es erst jetzt zu einer Anklage?“ „Vorher konnten wir ihm nicht ausreichend nachweisen, dass er ein Verbrechen begangen hat. Doch jetzt haben wir genügend Beweise. Und das nicht nur für die Tat am einunddreißigsten Dezember, sondern auch in den vergangenen Jahren einige Vergehen, darunter mindestens ein Mord, dem man ihm nachweisen kann.“ Sowohl der Richter als auch die Anwälte schienen davon nicht allzu viel gewusst zu haben. Doch Ashura schien zu wissen, wovon ich redete. „Oh“, meinte er gedehnt. „Das meinen Sie...Detective? Jetzt wo Sie es erwähnen... fällt es mir wieder ein.“ Er redete so beiläufig darüber, als wenn er vergessen hätte, eine versprochene Zeitschrift mitzubringen. Ich musste mich wirklich beherrschen, ihn nicht wutentbrannt anzufahren. Schließlich wollte ich mir kein Ordnungsgeld aufbrummen lassen. „Wovon, bitte, reden Sie?“, schaltete sich der Richter ein. „Von dem Mord an meinem Partner, vor drei Jahren“, antwortete ich. „Er hat ihn damals erschossen. Allerdings konnten wir ihm das nicht nachweisen – niemand hat ihn gesehen.“ „Ach! Und warum sind Sie so sicher, dass mein Mandant der Schütze war?“, wollte der Verteidiger wissen. „Durch DNA-Analyse. Da dieses Verfahren aber recht neu ist, wurde dies erst im letzten halben Jahr herausgefunden.“ „Euer Ehren, ich erhebe Einspruch“, rief von Ashuras Anwalt. „Dafür liegen keine Beweise vor! Außerdem geht es gerade nicht um den Mord.“ „Einspruch!“, kam es daraufhin vom Staatsanwalt. „Es ist relevant für die Festlegung des Strafmaßes! Außerdem ist die Tat noch nicht verjährt.“ „Werter Herr Kollege“, meinte der Verteidiger mit unhörbarer Ironie. „Ich habe genau wie Sie Jura studiert und kenne das Gesetz! Allerdings geht es hier gerade um die Tat von Silvester letzten Jahres und nicht um ein Verbrechen von vor drei Jahren!“ „Meine Herren, ich bitte Sie!“, erhob der Richter die Stimme. „In gewisser Hinsicht haben Sie recht, Herr Verteidiger.“ „Danke, Euer Ehren“, meinte diese triumphierend, während der Staatsanwalt entrüstet nach Luft schnappte. „Aber“, fuhr der Richter fort, was die Situation ins Gegenteil verkehren ließ, „können wir diese Tat selbstverständlich in dieses Verfahren miteinbeziehen, wenn die entsprechenden Beweise vorliegen.“ „Den habe ich dabei.“ Ich zog einen Brief aus meiner Tasche. „Es ist der Analysebericht.“ Ich reichte dem Staatsanwalt, der ja immer noch vor mir stand, den Bericht. Dieser reichte ihn dann an den Richter weiter. Ashura sah jetzt nicht mehr ganz so begeistert aus. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass wir ihm auch noch den Mord nachweisen konnten. Der Richter las sich den Bericht durch. „Der Bericht wird als Indiz bei der Beweisaufnahme miteinbezogen“, sagte er dann. Der Verteidiger machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen, während der Staatsanwalt zufrieden verkündete: „Keine weiteren Fragen, Euer Ehren“ und sich dann zurück auf seinen Platz begab. „Herr Verteidiger?“, wollte der Richter wissen. „Keine Fragen“, knurrte dieser. Damit war ich als Zeuge also entlassen. Ich setzte mich neben Fye, der mich ein wenig verwirrt anschaute. „Ich erzähl’s dir später“, vertröstete ich ihn und er nickte. „Okay.“ „Ich denke, damit ist der Fall eindeutig“, meinte der Richter. „Die Beweisaufnahme wird deswegen geschlossen. Herr Staatsanwalt, Ihr Plädoyer, bitte.“ Der Staatsanwalt erhob sich, strich seine Robe glatt und räusperte sich. „Hohes Gericht, Herr Kollege; wie Sie schon sagten, Euer Ehren, der Fall ist klar – glasklar. Deswegen ist wohl kein ausgefeiltes und langatmiges Plädoyer notwendig. Ich plädiere aufgrund der Beweislage auf schuldig und beantrage eine Freiheitsstrafe, ausgesetzt ohne Bewährung. Vielen Dank, Euer Ehren.“ Er setzte sich wieder. „Danke, Herr Staatsanwalt. Herr Verteidiger, Ihr Plädoyer, bitte“, sagte der Richter, woraufhin sich seinerseits der Anwalt erhob. „Hohes Gericht, natürlich ist mein Mandant schuldig – das lässt sich nicht bestreiten, allerdings nur im Sinne der Anklage, die da lautet, sich eines Verbrechens gegen den öffentlichen Frieden, die öffentliche Ordnung sowie Geiselnahme und Erpressung schuldig zu machen. Deshalb beantrage ich eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren, ohne Bewährung. Danke, Euer Ehren.“ Auch der Anwalt ließ sich wieder auf seinem Platz nieder und der Richter wandte sich an Ashura. „Sie haben das letzte Wort. Wollen Sie etwas hinzufügen?“ „Nein“, antwortete Ashura. „Dann unterbreche ich die Verhandlung und ziehe mich für die Beratung zurück“, verkündete der Richter. „In etwa zehn Minuten wird der Prozess fortgeführt.“ Er erhob sich und verließ zusammen mit den Gerichtsdienern den Raum. Fye richtete seinen Blick auf mich und meinte leise: „Lass uns doch so lange rausgehen.“ Ich nickte und wir standen auf um hinaus zu gehen. Auch die meisten Leute, die den Prozess als Zuschauer mitverfolgt hatten, nutzen die Pause um den Saal zu verlassen – wahrscheinlich um etwas trinken zu gehen oder sich die Beine zu vertreten. Nachdem wir – etwas abseits des Gerichtsaales – auf dem Gang standen fragte Fye: „Er hat also deinen Partner erschossen?“ „Ja, sieht so aus“, antwortete ich. „Somit habe ich wieder keine Fälle die ungelöst sind.“ Und endlich würde der Mörder meines Partners in den Knast wandern – entweder gleich nach diesem Verfahren oder aber ganz sicher in einem weiteren, bei dem der Mord verhandelt werden würde. „Ist das ein Zufall, oder hast du dir das schon gedacht?“, wollte Fye wissen. „Ich habe ihn damals nicht gesehen, aber wir waren der Mafia auf der Spur... Zu diesem Zeitpunkt war Ashura aber nur einer der kleinen Fische, glaube ich. Deshalb haben wir ihm auch nichts nachweisen können, weil wir nichts von ihm wussten.“ „Na, gut, dass es jetzt diese DNA-Untersuchung gibt!“ „Allerdings...“ Ich nickte bedächtig – doch noch stand nichts fest. „Gehen wir zurück.“ Schließlich sollten wir die Urteilssprechung nicht verpassen. Also kehrten wir in den Verhandlungsraum zurück. Ashura grinste gehässig. „Wissen Sie, Detective“, meinte er, als wir an ihm vorbeigingen, „nach der Sache mit Ihrem Partner habe ich rasch Karriere gemacht.“ Dann sah er zu Fye. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so lästig sein kannst.“ Anscheinend bereute er, Fye nicht gleich aus dem Weg geräumt zu haben, als er die Chance dazugehabt hatte – und mich gleich dazu. „Das Verfahren wird wieder aufgenommen“, sagte der Richter, als er hereinkam und so dieses Gespräch unterbrach. Wir kehrten auf unsere Plätze zurück. „Bitte erheben sie sich. Ich verlese jetzt das Urteil. Der Angeklagte wird wegen Mordes, in Tatmehrheit und Tateinheit mit Körperverletzung, Freiheitsberaubung in Tatmehrheit und weiterhin Tateinheit mit Geiselnahme, Störung öffentlicher Betriebe, Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten, sowie Bildung krimineller Vereinigungen, laut §211, §223, §239, Absatz 1 und 2, sowie Absatz 3 Punkt 2, §239b, Absatz 1 und 2, §316b, Absatz 1 und 2, §126, Absatz 1, Punkt 2-5, § 129, Absatz 1 und 4, zurückzuführen auf § 25 nach dem Strafgesetzbuch, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Haftbefehl vom ersten Januar bleibt somit aufrechterhalten. Die Kosten für das Verfahren trägt der Angeklagte. Gegen das Urteil kann innerhalb einer Woche Revision eingereicht werden. Die Verhandlung ist hiermit geschlossen.“ Fye sah sehr erleichtert aus, aber auch nur solange, bis er Ashuras hasserfüllten Blick bemerkte, den dieser uns zuwarf. „Ihr werdet es noch bereuen, euch mit mir angelegt zu haben“, zischte er, bevor er abgeführt wurde. „Das wird aber lange, lange dauern...“, meinte ich. „Um die fünfzehn Jahre~“, fügte Fye hinzu und seufzte dann erleichtert. „Endlich ist es vorbei!“ „Ja, fahren wir nach Hause“, meinte ich. „Hah~ ja! Wo sind die Autoschlüssel?“, fragte er gutgelaunt. „In meiner Jackentasche...Und da bleiben sie auch, bis wir beim Auto sind – ich fahre.“ „Nie darf ich fahren, Kuro-ne~ das ist unfair!“, protestierte Fye. „Außerdem hat der Arzt gesagt, dass du dich ausruhen sollst.“ „Ich bin nicht invalid. Und außerdem ist das Wochen her“, brummte ich zurück. Mittlerweile hatten wir das Gerichtsgebäude verlassen und waren auf den Parkplatz getreten. „Na gut, dann fahr du... ich schmolle jetzt“, verkündete Fye. „Tu das, es wird trotzdem nichts daran ändern, dass ich fahren werde.“ In einem weiteren Verfahren wurden Ashuras Komplizen zu zehn Jahren Haft verurteilt, wegen Beihilfe zum Mord, gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Geiselnahme und anderen Vergehen. Fye und ich waren erneut als Zeugen vorgeladen, aber der Prozess ging recht schnell. „Und ich darf wirklich nicht fahren? Einmal~ bitte~“, flötete er und sah leidig zu mir hoch. „Nein! Ich fahre, das weißt du ganz genau!“ „Detective! Warten Sie mal!“, hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir, als wir aus dem Saal gingen, und ich drehte mich um, auch Fye blieb stehen. „Was gibt’s denn?“, wollte ich wissen und sah zu Shinsai – sie und Storm waren ebenfalls als Zeugen vorgeladen worden. Shinsai schwenkte ihren Kaffeebecher. „Gute Arbeit“, sagte sie. „Was meinen Sie, können Sie in einer Woche wieder Ihren Dienst antreten?“, fragte sie. Ich nickte. „Ich denke schon“, antwortete ich. Inzwischen war alles wieder in Ordnung und alles lief wie gewöhnlich. Fyes Verhandlung war fallengelassen worden, allerdings gefiel es ihm im Café sehr gut, sodass er auf den Polizeidienst verzichtet hatte und jetzt dort arbeitete. Es war zwar sehr schade, dass er nicht mehr mein Partner war – aber wir sahen uns oft genug. Mein BMW war wieder fahrtüchtig und mein Kleinkrieg mit Storm war wohl auch noch lange nicht vorbei. Somit war alles wie vorher – nun ja fast – und würde sich wohl auch nicht mehr so schnell ändern. „Dann erwarte ich, dass Sie in genau einer Woche auf dem Revier auftauchen!“, sagte Shinsai. „Ach – mit den Berichten, die noch ausstehen, versteht sich!“ Das würde sich wohl auch nie ändern! „Alle?!“, fragte ich etwas schockiert. „Na was denken Sie denn, natürlich alle! Bis dann.“ Und schon ging sie von dannen. Ich seufzte genervt und Fye kicherte. Alles war wieder beim Alten – nur wusste ich nicht recht ob ich mich darüber freuen oder ärgern sollte. File 30 – Closed; APD - Closed Anmerkung: Das StGB ist nach dem neuesten deutschem Gesetz, doch sollte mir ein Fehler unterlaufen sein... ich hab Jura nicht studiert~ XD Hyuu~ Fertig. Das letzte Kapitel von APD – und ein sehr langes dazu! Ich bedanke mich bei allen Lesern und ganz besonders bei den fleißigen Kommentar-Schreibern. Ach, und natürlich bei CLAMP, von denen ich mir Kurogane, Fye und Co ausleihen konnte. Tja... dies war zwar das letzte Kapitel – doch es wird einen zweiten Teil geben und Bonuskapitel! Also müsst ihr nicht traurig sein~ Freut euch also schon mal auf Teil zwei! Bis dann~ Dat überaus glückliche Fly-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)