Neverending Parade von abgemeldet (Eine Reise der Gefühle) ================================================================================ Hier also nun mal was neues von mir. Mir ist die Idee schon sehr lange im Kopf herumgespukt. Daher werd ich "Ying und Yang" vorerst auf Eis setzen. Alle Personen sind meine Geschöpfe *freu* irgendwelche Ähnlichkeiten sind bewusst und mit den betreffenden Leuten abgesprochen (*wink* an Jack, Josi, Sebbl...). Geklaut ist nur der Titel, der kommt von nem Song von Negative (evtl. benutze ich diesen auch noch). Ich widme diese Geschichte meinem besten Freund robert_de_lier als Dank für diese Freundschaft, die schöne Zeit und die Inspiration...du bleibst für mich immer mein kleiner Psychophat zum Knuddeln!!! Ich wünsche nun viel Spaß beim Lesen, hoffe, dass es euch gefällt und freue mich wie immer über konstruktive Kritik. -------------------------------------------------------------- ~ Neverending Parade ~ Er stand am späten Nachmittag in der großen Einkaufsmeile seiner Stadt. Die Menschen rannten um ihn herum und beachteten ihn in ihrem geschäftlichen Treiben kaum. Aus den, aufgrund des warmen Sommers, geöffneten Türen der Kaufhäuser drang Musik und er vernahm undeutlich die Stimmen einiger Verkäufer, die ihre Waren anpriesen. Irgendwie mochte er diesen Teil der Stadt nicht besonders, jedoch eignete er sich hervorragend als Treffpunkt, da alle die große Säule in der Mitte der Fußgängerzone kannten und auch der Straßenbahnanschluss perfekt war. So stand er jetzt also hier und wartete. Er lebte nun schon zwei Jahre in dieser Stadt, davor hatte er in einem Dorf ganz in der Nähe gelebt und war daher auch sehr oft hier gewesen. Eigentlich war hier seine richtige Heimat. Und auch wenn er die Einkaufsmeile nicht besonders mochte, liebte er doch die Stadt und das war für ihn der ausschlaggebende Punkt gewesen, der ihn hier studieren und wohnen ließ. Einige vorbeieilende Menschen blickten ihn verwirrt an und er stellte so einmal mehr fest, dass er einfach nicht in die Umgebung solcher herausgeputzten Leute gehörte. "Tobi!" Eine recht dunkle, irgendwie schiefe Frauenstimme ließ ihn aufschrecken und bevor er registrieren konnte, was passiert war, warf sich ihm schon die Besitzerin dieser Stimme in die Arme. Er blickte kurz nach unten und sah nun den blau-lila-schwarzen Haarschopf, der sich an ihn drückte. Lächelnd legte er nun auch seine Arme um das Mädchen. "Na, Kleine. Freust dich ja sehr mich zu sehen." Er grinste sie an. Daraufhin hob das Mädchen ihren Kopf und sah Tobi, der eigentlich Tobias Alexos Richter hieß, böse an. "Ich bin verdammt noch mal nicht klein." Tobias schmunzelte: "Aber 1,61 m ist nicht groß, Aleya." Aleya stieß ihn ihren Ellebogen leicht in die Seite. "Kleine klingt aber so, als wäre ich noch ein 16jähriges Mädchen. Ich bin gerade 21 geworden, verdammt noch mal." Tobias schmunzelte: "Ich weiß, Kleine. Und damit bist du jünger als ich und das gibt mir das Recht, dich Kleine zu nennen." Aleya lächelte nur und gab auf. Bei ihrem besten Freund hatten Widerworte eh keinen Sinn. Auch Tobi lächelte. Er kannte Aleya nun schon seit der gemeinsamen Zeit auf dem Gymnasium und seit vier Jahren war sie seine beste Freundin. Er wusste einfach zu gut, wie er sie ärgern konnte und auch, dass sie ihm nie böse sein könnte. Seit sie die Schule vor drei Jahren beendet hatten, war es nicht mehr möglich sich oft zu sehen, da Aleya zum Studium in eine andere Stadt gezogen war. Doch nun in den Semesterferien trafen sie sich eine Woche in ihrer Geburtsstadt. Das war schon so etwas wie eine Tradition geworden. Tobias betrachtete seine beste Freundin genauer und stellte fest, dass sie seit ihrem letzten Treffen vor einem halben Jahr wieder erwachsener geworden war. Zumindest was ihr Gesicht betraf, denn sonst war sie immer noch der selbe Wirbelwind wie zu ihrer gemeinsamen Schulzeit. Eine junge Frau, die wahnsinnig viel und schnell reden konnte, immer auf Achse war und sich manchmal benahm wie ein 12jähriges Kind. Ja, er liebte sie wirklich und konnte sich ein Leben ohne seine Kleine nicht mehr vorstellen. Diese Liebe bedeutete aber nicht, dass er sie auch nur im geringsten körperlich begehrte. Klar, sie sah toll aus, aber für ihn war sie eher wie eine Schwester und genau so liebte er sie auch. Die schlanke Prinzessin, wie er sie gern nannte, da sie Aleya von Schieszel hieß, war zwar ein kleiner Vamp, auch wenn man es ihr nicht ansah, aber mit ihm würde sie niemals ins Bett steigen. Er lächelte Aleya an: "Also, was machen wir heute? So wie ich dich kenne, hast du ja sicher schon eine Idee." Aleya schmunzelte: "War ja klar, dass du dir keine Gedanken gemacht hast. Klar hab ich eine Idee. Im DT spielt heute eine geile Band aus der Umgebung. Kennste vielleicht, heißen ,Transfusion Of Beauty'. Und wie siehts aus? Hast du Lust?" Tobias nickte nur. Und ließ sich nun von seiner besten Freundin zu den Straßenbahnhaltestellen schleifen. Aleya lebte nun schon drei Jahre nicht mehr hier und dennoch schien sie immer zu wissen, wo was passierte und kannte jeden Insidertipp. Er hatte keine Ahnung, wie sie das anstellte und es verwirrte ihn zu wissen, dass Aleya hier immer noch mehr Menschen kannte als er. Aber so war sie schon früher gewesen. Immer und überall schloss sie schnelle Kontakte und lernte ständig Leute kennen, an deren Namen sie sich komischerweise auch immer erinnern konnte. Sie war ein sehr offener Mensch, so schien es zumindest für alle Menschen, die sie trafen, doch Tobi wusste es besser. Eigentlich war seine kleine Prinzessin sehr zurückgezogen, was hieß, dass sie zwar schnell auf Menschen zu ging, aber so gut wie nie Freundschaften schloss. Oft hatte er das Gefühl, dass er neben Aleyas jüngerem Bruder Gregory deren einzige Vertrauensperson war. Sie bestätigte die Aussage, dass es möglich war, sich zwischen tausend Menschen einsam zu fühlen. Dennoch schien sie überall ein zuhausen zu finden und auch nachdem sie zum Studieren weggezogen war, hatte sie sich schneller eingelebt, als er es jemals gekonnt hätte. Tobi lief Aleya lächelnd hinterher und dachte an die Zeit, als sie noch zusammen zur Schule gegangen waren. Aleya hatte mit ihm im selben Dorf gelebt, war in seiner Klasse und mussten jeden Tag wie er mit dem Bus fahren. Trotzdem dauerte es fast 5 Jahre, bis sie für ihn zu einer richtigen Freundin wurde. Sie war ab diesem Zeitpunkt immer für ihn da gewesen, hatte sich um ihn gekümmert und durch sie war er das geworden, was er nun war: selbstbewusst. Nun standen die zwei an der Straßenbahnhaltestelle. "Aleya, womit müssen wir eigentlich fahren?" Seine Freundin schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und sah ihn ungläubig an: "Wer von uns beiden wohnt in dieser Stadt? Du oder ich? Du wirst doch wohl wissen, wo das DT ist. Ich kann es nicht glauben!" Tobias zuckte nur mit den Schultern: "Hey, ich weiß immerhin, dass es das DT gibt, muss ich da auch wissen, wo es ist?" Er hörte ein kurzes Schnaufen, was irgendwie aus Aleyas Richtung kam, gefolgt von einer einsilbigen, leicht verstimmten Antwort: "Industriegelände, müssen mit der 17 fahren." Nach einem kurzen Blick auf die Anzeigetafel wurde noch ein "Kommt in neun Minuten" angefügt. Kaum hatte Aleya diesen Satz beendet, verschwanden ihre Hände in ihrer Tasche und förderten eine Packung Zigaretten zu Tage. Sie entnahm sich eine und hielt die noch halbvolle Packung Tobi unter die Nase. Der schüttelte nur den Kopf und seine Freundin steckte die Schachtel wieder weg. Im Stillen lächelte Aleya. Es war immer das selbe Spiel, auch wenn es Tobi vielleicht nicht bemerkt hatte. Jedes mal wenn sie sich nach langer Zeit wieder trafen, bot sie ihm eine Zigarette an und jedes mal lehnte er ab. Irgendwann hatte sich in ihr die Gewissheit gebildet, dass, wenn er annehmen würde, sie irgendetwas in seinem Leben verpasst haben würde, irgendetwas ihren besten Freund, der noch nie geraucht hatte, verändert hatte. Sie nahm ihre silberne Zigarettenspitze heraus, steckte das komplett weiße Stäbchen hinein und gab sich selber Feuer. Genüsslich den Rauch inhalierend drehte sie die Spitze in ihrer Hand. Sie war das Abschiedsgeschenk von Tobias gewesen, als sie weggezogen war. Er hatte sie ihr damals mit dem Satz: "Wenn meine Kleine schon rauchen muss, und wie ich dich kenne wirst du damit auch in den nächsten Jahren nicht aufhören, dann soll sie wenigstens mit Stil rauchen." geschenkt. Sie hatte tatsächlich nicht aufgehört, dafür genoss sie es viel zu sehr. Schweigend standen die Freunde nebeneinander. Es war keine bedrückende Stille, bei der sich das Gefühl bildete, es müsse etwas gesagt werden. Es war einfach ein angenehmes Schweigen, das beiden die Möglichkeit ließ ihren Gedanken nach zu gehen und in den Erinnerungen zu schwelgen, die sich jedes mal einstellten, wenn sie sich trafen. Nach kurzer Zeit hatte Aleya ihre Zigarette zuende geraucht und wenige Augenblicke später hielt auch schon ihre Bahn, in welche sie einstiegen. Aleya suchte sich zuerst den nächsten Fahrscheinautomat und zog sich die entsprechende Karte, während Tobias, der aufgrund seines Semestertickets nicht zahlen musste, einen geeigneten Sitzplatz suchte. Als Aleya fertig war, schlenderte sie zu ihrem besten Freund und betrachtet ihn dabei genauer. Er hatte sich nicht sehr stark verändert. Seine Haut war immer noch recht dunkel und schien von jeglichen Unreinheiten verschont geblieben zu sein. Er war, ihres Erachtens noch etwas muskulöser geworden, wobei ihr dies nur durch das enge schwarze Oberteil, welches er trug, aufgefallen war. Sowieso sah Tobias recht ansehnlich aus, es war nicht zu leugnen, dass er Muskeln und einen gut gebauten Körper hatte, aber dennoch sah er nicht aus, als würde er jeden Tag ins Fitnessstudio rennen. Sie bezweifelte auch, dass er ein solches Studio jemals von innen gesehen hatte, geschweige denn, dass er außer Fahrrad fahren, was sie als armer Student nicht vermeiden ließ, einen anderen Sport betrieb. Er war der Meinung, dass das beste Training darin bestehe, den ganzen Tag am Computer zu sitzen, alles in sich reinzustopfen, was der Haushalt hergab und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Aleya grinste in sich hinein, da Tobias wahrscheinlich der einzige Mensch war, bei dem dies funktionieren konnte. Auch waren die braunen Haare ihres besten Kumpels etwas länger geworden, stellte sie nüchtern fest. Er hatte sie sich wachsen lassen, nachdem ihn seine selbsternannte beste Freundin eingeredet hatte, dass dies sicher atemberaubend aussehen würde und nun war Aleya wahnsinnig stolz auf sich, da sie recht behalten hatte. Tobias sah wirklich toll aus und wenn er nicht ihr bester Freund wäre...Aleya ließ sich schmunzelnd neben Tobi nieder. Der sah sie etwas verwirrt an: "Was grinst du so? Ist was?" "Nein, nein, hab nur so meinen Gedanken nachgehangen." wehrte sie ab und sah ihn nun an. "Ich will gar nicht wissen, was es war. So wie ich dich kenne, Aleya, war es sicher nicht jugendfrei." Aleya grinste nur, sah den Braunhaarigen weiter an und machte dann eine Entdeckung: "Hey, du hast dich ja geschminkt." Tobi grinste sie nun seinerseits an: "Hm, ist doch deine Schuld, dass ich das mache, du hast mich ja dazu erst gebracht. Du mit deinen komischen Stylingversuchen. Ich dachte mir eben, dass der Kajal gar nicht so scheiße ausgesehen hatte und da hab ich es halt mal selbst ausprobiert. Sieht's schlimm aus?" Aleya lächelte ihn liebevoll an: "Nein, es sieht wundervoll aus und betont deine grünen Augen richtig gut. Außerdem passte es ja zu unserem heutigen Aufenthaltsort." Tobias nickte. Es war ihm heute schon klar gewesen, dass sein Outfit zum Tag passen würde, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie in eine Location gegangen wären, die nicht zur Gothic- oder wenigstens Alternativszene gehört hätte. Seine beste Freundin würde in eine normale Disko einfach nicht hineinpassen und er musste sicher nicht erwähnen, dass er es auch nicht tat. Er fühlte sich einfach wohl in seinem schwarzen engen Shirt, dass an einigen Stellen mit Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurde, mit seiner schwarzen weiteren Hose und seinen Boots. Sie saßen nun schon eine Weile in der Bahn und würden noch mindestens zehn Minuten fahren, da das Industriegelände am anderen Ende der Stadt lag. Kurze Zeit saßen sie wieder schweigend nebeneinander, dann wandte Tobi sich seiner Freundin zu: "Kleine", diese Anrede wurde mit einem Fauchen überhört, "Hast du dich eigentlich wieder stechen lassen?" Die sogenannte Kleine drehte sich nun ihrerseits nickend zu Tobi: "Ja, hab ich. Den Ring an der Lippe und den Stecker im linken Augenbraun kennst du ja schon, außerdem siehst du es ja. Von dem Tattoo auf dem Schulterblatt hab ich dir ja schon erzählt und das Saturnzeichen im Nacken kennst du auch. Neu ist also das Zungenpiercing, das Tattoo auf dem Knöchel und das an der Lende, sowie das Pentagramm auf der Innenseite des Handgelenk. Cool, nicht wahr?" "Du hast eins in der Zunge? Hatte ich gar nicht bemerkt.", antwortete der Dunkelhaarige und schüttelte ungläubig seinen Kopf. "Das sind jetzt drei Piercings und fünf Tattoos, meinst du nicht, dass das langsam reicht? Musst ja nicht immer alles übertreiben." Aleya grinste frech und steckte ihm die Zunge heraus, wodurch er nun doch das Metall sah: "Du kennst mich doch, ich übertreibe gern. Außerdem gefällt es mir. Ich mache mir vielleicht noch ein oder zwei Tattoos, aber dann reicht es, wenn dich das beruhigt." "Oh ja, ungemein." war die sarkastische Antwort des Herrn, der daraufhin denn Ellebogen seiner Freundin in seiner Seite spürte. Beide grinsten sich noch mal kurz an und drifteten dann wieder in ihre Gedankenwelt ab. Tobi sah aus dem Fenster. Irgendwie war er immer so anders, wenn er mit seiner bester Freundin unterwegs war. Bei ihr konnte er lachen, fühlte sich einfach wohl und wurde verstanden. Sie war wohl die einzige Person, die er jemals an sich heran gelassen hatte und heute war er wieder einmal sehr glücklich, dass er vor fünf Jahren den Mut gehabt hatte, seine Maske fallen zu lassen und es so endlich einem Menschen möglich gewesen war, an ihn heran zutreten und sich sein Vertrauen zu erarbeiten. Eben jener Mensch war Aleya gewesen. "Wir müssen aussteigen." Als Tobi aufgrund dieses Satzes seine Gedanken wieder gen Diesseits lenkte, stand Aleya schon wartend an der Tür und die Bahn begann abzubremsen. Er erhob sich schnell und eilte zur Tür, welche sich keine drei Sekunden später öffnete und die zwei Freunde in die angenehme Kühle der angehenden Nacht entließ. Tobias blickte sich um. Sicher kannte er diese Gegend, er war hier schon eins, zweimal hindurchgefahren, jedoch hätte er sich hier nie zurecht finden können. Seine Freundin schien damit allerdings keinerlei Probleme zu haben, denn sie schnappte sich seine Hand und zog ihn hinter sich her. Wieder einmal mehr beneidete er sie um ihren Orientierungssinn und ihr Wissen über die Szene dieser Stadt. Er lief mit ihr durch einige dunkle Gassen und er war nach einiger Zeit der Meinung, dass scheinbar auch seine beste Freundin einmal die Orientierung verlieren konnte. Seine Vermutung wurde nur einige Minuten später vernichtet, als sie vor einer dunklen Industriehalle standen, über der ein beleuchtetes Schild den Namen "DarkTokyo" bekannt gab. "Da sind wir also!" flötete ihm Aleya freudig entgegen. Er nickte nur und besah sich noch einmal die Halle. Sie sah auf den zweiten Blick gar nicht mehr so heruntergekommen aus und er sah auch einige Menschen, die aus und ein gingen. Er musste zugeben, dass ihm der Laden nicht ganz unsympathisch war. "Woher weißt du eigentlich immer von solchen Läden und vor allem, wie findest du sie immer sofort? Und das, obwohl du nicht mal hier lebst." Aleya lachte: "Also erstens ist das DT recht bekannt, da hier immer mal recht gute Bands spielen, die aber noch nicht so bekannt sind. Außerdem ist es als Club ein doch recht beliebter Treffpunkt der Alternativenszene, ins besondere Punk, Gothic und Fetisch. Aber war ja irgendwie zu erwarten, dass du davon noch so gut wie nie etwas gehört hast, Computerheini." Daraufhin versuchte Tobi einen Schmollmund zu ziehen, was aber in einer Katastrophe endete und seine Wirkung verfehlte, weshalb er es aufgab. "Das war gemein, Aleya. Du weißt, dass ich nicht so kontaktfreudig bin wie du und alleine weggehen, macht eben keinen Spaß." "Hey, ist schon okay, mein Süßer. Brauchst dich doch vor mir nicht rechtfertigen." Schnell lächelte sie ihn an und schnappte sich seinen Arm um ihn in Richtung Eingang zu ziehen, an welchem auch schon ein Einlasser, denn Türsteher könnte man ihn wohl doch nicht nennen, stand. Der Einlasser sah recht gut aus, was sogar Tobias zugeben musste und wie sollte es anders sein, begann Aleya natürlich sofort mit ihm zu flirten, als sie den Eintritt bezahlten und ihre Stempel bekamen. Dies war seine Aleya, wie er sie kannte. Ein kleiner Vamp war sie, trotz dass sie auf den ersten Blick so süß, niedlich, schön und unschuldig, wenn auch etwas abgedreht wirkte. Aus einem unbestimmten Grund hielt er sie jedoch nicht für eine leichte Frau oder eine Schlampe, was wohl daran lag, das er ihr halbes Leben kannte und daher wusste, dass sie auch anders sein konnte. Wenn sie sich richtig verliebte, dann war sie ein Engel, wenn auch ein sadistischer. Dann liebte sie mit allem, was sie besaß und genau so hatte sie schon ein einziges mal geliebt. Dieser junge Mann, mit dem er sich im Übrigen hervorragend verstanden hatte, verließ sie vor fast genau drei Jahren und seit dem schien seine beste Freundin auf der Suche nach einer ebenbürtigen Liebe zu sein, doch ohne Erfolg. Seiner Meinung nach, war sie also vielleicht leicht zu bekommen, aber schwer zu halten, da sie einfach nicht fähig war sich selbst zu belügen und so ohne Liebe keine Beziehung führen wollte. Er selber war sich nicht sicher, ob er jemals in der Lage sein würde, einen Menschen so zu lieben, wie es Aleya konnte. Manchmal sehnte er sich nach Liebe, Zuneigung und Vertrauen, doch diese Momente waren selten und er würde dies auch nie gegenüber anderen Menschen zu geben. Er empfand diese leichte Sehnsucht als Schwachpunkt in dem Schutzschild aus Kälte, dass er um sich herum errichtet hatte. Außerdem war er sich sicher, dass er niemanden brauchte, solange er in Aleya wenigstens eine Vertraute hatte. Sie gingen die einen schmalen Gang entlang, passierten eine Tür und fanden sich dann in einer großen Halle wieder. Der Raum war länglich und vermittelte ein Gefühl der Düsternis und des Verfalls, was durch die Verbindung der alten Wände, denen man ansah, dass hier früher hart gearbeitet wurde, und der dunklen Farben und Stoffe erzeugt wurde. Sie standen noch immer am Eingang und blickten genau auf die ihnen gegenüberliegende Bühne, auf der schon einige Instrumente standen. Rechts neben ihnen war eine Bar und vor der Bühne erstreckte sich eine freie Tanzfläche welche durch Sitzecken und Sofas abgegrenzt wurde. Auf den weichen Sitzgelegenheiten saßen schon einige schwarze Gestalten, die sich eifrig miteinander unterhielten. Da es noch früh am Abend war, wurde noch nicht getanzt, es stand aber eine Traube von Mädchen vor der Bühne. Sie schienen irgendwie nicht ins Bild zu passen und kicherten die Ganze Zeit. Aleya verzog ihr Gesicht und blies abwertend durch die Nase: "Ich brauch einen Absinth." Dann stiefelte sie auch schon zu Theke und bestellte zwei mal die grüne Fee. Sie hatte Tobi nicht fragen müssen, ob er auch einen wollte, denn wenn er für etwas eine Vorliebe hatte, dann für dieses hochprozentige Getränk. Nachdem sie bezahlt hatte, suchte sie eine freie Couch und ließ sich mit ihrem besten Freund darauf nieder. Tobi war nicht entfallen, dass ihnen einige interessierte Augenpaare gefolgt waren, war aber überzeugt, dass sie seiner kleinen Prinzessin gegolten haben mussten. Während Aleya das Zuckerstück auf ihrem Löffel anzündete, beobachtete er noch einmal die Mädchen vor der Bühne. Aleya folgte seinem Blick und ließ einen verstimmten Laut vernehmen, der Tobias schmunzeln ließ. "Lass mich raten, Kleine: Du hast das Gefühl im falschen Film zu sein." Aleya blickte abwertend zu den kichernden Weibern und nickte dann: "Es ist so der Horror. Schau sie dir doch nur mal an. Die passen in ihrem Outfit in eine Disco aber nicht ins DT. Und dann noch dieses Gekicher..." Aleya seufzte gespielt und versicherte mit einer theatralischen Geste: "Diese herausgeputzten Frauenzimmer entweihen diesen magischen Ort." Tobi tätschelte seiner besten Freundin beruhigend und tröstend den Kopf, unterließ es aber, als sie ihn böse blickend auf die zwei Stunden, die sie heute in ihrem Bad für die Haare gebraucht hatte, hinwies. "Was findest du eigentlich so schlimm an ihnen? Klar sie passen prima ins Klischee ,Bravo-Leserinnen', aber du willst doch auch akzeptiert werden. Was mich viel eher interessieren würde ist, was die hier eigentlich wollen? Du hast doch gesagt, das ,Transfusion...'...aäh...na das diese Band nicht sehr bekannt ist." Aleya nickte: "Klar, sind ,Transfusion Of Beauty', wie sie im Übrigen heißen, nicht so bekannt, aber hier in der Umgebung kennt man sie schon und da sie schon über drei Jahre aktiv sind und viele Gigs haben, kennt sie hier, bis auf dich natürlich, eigentlich jeder. Die Musik geht zwar mehr in die Gothic-Richtung, aber du kennst das ja, wenn die Band geil aussieht, dann finden auf einmal alle Damen dieser Welt die Musik auch geil...Und die Typen von denen sehen echt heiß aus." Aleya machte eine kurze Pause um Luft zu holen, was Tobi wieder einmal anregte sich zu fragen, wie sie es schaffte so viel zu reden ohne zu atmen. Ihm blieb aber nicht viel Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, da die kleine, dunkle Lady neben ihm beschlossen hatte weiter zu reden. "Zu der anderen Sache: Diese Mädchen sind schrecklich, sie stören und sind peinlich. Das wirst du auch noch begreifen." Tobias wollte gerade widersprechen, als das Licht etwas gedämpft wurde, die ersten Töne erklangen, die Band auf die Bühne kam und zu spielen begann. Jedoch wurde die schöne Melodie durch hysterisches Kreischen zerrissen und statt Widerspruch konnte Aleya nun absolute Zustimmung in Tobis Augen sehen. Die Stimme des Sängers, Tobias musste zugeben, dass er echt heiß war, flog sanft durch den Raum, sie war kräftig aber federleicht, wie die sanfte Berührung zweier Lippen. Ja, Tobias musste zugeben, dass ihm die Musik gefiel, dass er sich von ihr berühren ließ, sie ihn sanft küsste. Es wurde auf Englisch gesungen, aber er verstand dennoch jedes Wort und jedes Lied. Ließ sich von den sanften Geschichten über verzweifelte Liebe tragen und fühlte sich verstanden. Er hätte wirklich versinken können, wenn nicht diese Damen vor der Bühne gekreischt hätten und so jedes Mal die Stimmung zerrissen wurde. Tobias betrachtete den Sänger genauer. Er war schlank, fast schon zart gebaut und etwas größer als er. Über seine Schulter fielen lange, blonde Haare und sein Gesicht war sanft, wenn auch etwas kalt. Er hatte lange Beine und eine schmale Hüfte, welche in eine violette Hüftschlaghose gekleidet waren. Seine Haut war hell, fast konnte man ihn blass nennen, und ein schmales Tattoo kam aus seiner Hose zum Vorschein und zog sich bis zur Brust, die sichtbar war, da der Sänger nur ein offenes Netzhemd trug. Er war schön, wie er dort im Kreis des Scheinwerferlichts stand und mit der Musik in einer anderen Welt zu schweben schien. Es war selten, dass Tobi einen Menschen als schön bezeichnete, da für ihn die meisten menschlichen Wesen hässlich, normal oder nur gut aussehend, aber fast nie schön waren. Doch dieser Engel war schön. Die Mädchen vor der Bühne schrieen immer noch und Tobias dachte einen Namen gehört zu haben, vermutlich den des Sängers, doch so sehr er sich auch konzentrierte, er konnte nicht verstehen, wie er wahrscheinlich hieß. So saß er auf der Couch und sinnierte, welcher Name wohl zu solch einem herrlichen Geschöpf passen würde, kam jedoch zu keiner Lösung. Daher wandte er sich seiner besten Freundin zu: "Hey Aleya, wie heißen die Typen in der Band eigentlich?" Aleya schien ihn gar nicht bemerkt zu haben, sie regte sich nicht im Geringsten und Tobi vermutete, dass sie wiedereinmal in die Tiefen ihrer Träume und Fantasien getaucht war, sich vom Diesseits gelöst hatte und nun nicht bereit war wieder aufzutauchen. Er rechnete schon mit keiner Antwort mehr, als er ihre abwesende Stimme vernahm, die mit einer tonlosen Aufzählung begann: "Der Bassist heißt Richard, der Schlagzeuger William, der Gitarrist nennt sich Jack, heißt aber, glaub ich, Jacob und dann halt noch Jean, der eigentlich Marius heißt." Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, tauchte Aleya wieder in das Meer ihrer Wünsche, die sich momentan mit einem gewissen Gitarristen beschäftigten. Tobias blickte wieder zu Bühne. "Marius" Er ließ den Namen hauch zart seine Lippen passieren. Ein wunderbarer Name für einen wunderschönen Menschen. Dies war der letzte bewusste Gedanke Tobias', bevor er es Aleya gleichtat und sich im Zauber der Musik in seine Gedankenwelt treiben ließ. (to be continue) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)