Frozen Heartbeat von Kita (Amor en Rodeos) ================================================================================ Schon wieder eine Gabelung! Der Wegweiser verrottet, die Buchstaben von Wind und Wetter zerfressen. Links? Rechts? Man könnte eine Münze werden. Man könnte - wenn man eine hätte. Links! Oder doch rechts? Verdammt, warum immer er? So etwas passierte Sanji nie! Immer nur ihm. Okay, oder Ruffy. Aber der besaß auch die Intelligenz einer Scheibe Toast! Rechts, verdammt! Irgendwann wird diese Straße wohl in einem Dorf enden! Verwirrt kratzte Zorro sich am Kopf. "Hä? An dem blöden Wegweiser bin ich doch vor ner Stunde schon mal vorbei gekommen!" Er sah sich um. "Bin ich eben links oder rechts gegangen? Links... oder? Ah, ich geh rechts!" Eine weitere Stunde später stand er wieder vor der Gabelung. "Verdammt!", fluchte er. ' "So komm ich hier ja nie weg! Scheiß auf den Weg, jetzt geht's einfach immer geradeaus!" Einige Stunden kämpfte Zorro sich nun schon laut fluchend durch das Unterholz und jetzt gegen Abend war es merklich kühler geworden. "Dreck! Immer noch kein Ende in Sicht! Wenn das so weiter geht, mach ich Kleinholz aus diesem verdammten Gestrüpp!" Gerade wollte er wie zur Unterstreichung seiner Drohung sein Schwert ziehen, als er eine eiskalte Berührung im Nacken spürte. Erschrocken fuhr er herum, doch: es war niemand zu sehen. "Was...", fing er an, aber da segelte etwas Weißes vor ihm zu Boden. Zorro richtete seinen Blick zum Himmel und sah, was ihn so kalt erwischt hatte: dicke Schneeflocken fielen durch die Baumkronen auf ihn herab. "Es schneit?" Ungläubig streckte der Schwertkämpfer seine Hand aus und betrachtete wie die weißen Flocken auf seiner Haut zu kaltem Wasser zerflossen. "Na toll!" Mit finsterer Miene vergrub er die Hände in den Taschen und stapfte weiter. Immer dichter fielen die weißen Flocken und der erste Schnee des Jahres entwickelte sich zu einem regelrechten Schneesturm. Wie tausend spitze Nadeln stachen die Flocken auf seiner Haut und als er endlich das Ende des Waldes erreichte, war er der eisigen Gewalt schutzlos ausgeliefert. Aber Zorro wäre nicht Zorro, wenn er sich davon hätte aufhalten lassen. Festen Schrittes kämpfte er sich durch die schon knöchelhohe Schneedecke. In einiger Entfernung sah er plötzlich etwas, das ihn noch einmal seine letzten Reserven mobilisieren ließ: die Lichter eines Dorfes. "Hey, ist hier niemand?", rief Zorro laut, doch es gab keine Antwort. Im Augenwinkel glaubte er, eine Bewegung wahrgenommen zu haben und als er sich umdrehte, sah er in einem der erleuchteten Fenster eine Person, die allerdings augenblicklich zurückzuckte. "Was ist in diesem Dorf nur los?" Er bekam seine Antwort nur wenige Sekunden später, als er an einem langen Zaun vorbei ging, der mit den unterschiedlichsten Steckbriefen verziert war. Einer davon zeigte sein Gesicht. "Verdammte Marine... na toll, ein warmes Bett kann ich also heute vergessen!" Gerade wollte er sich zum Gehen drehen, da öffnete sich vor ihm doch eine Tür. Der Hoffnungsschimmer am Horizont, der sich ihm damit auftat, entpuppte sich jedoch als trügerisch. "LORENOR ZORRO!!" Beim Klang ihrer Stimme zuckte Zorro merklich zusammen. "Nein... nicht sie... nicht hier!" Wütend funkelte Tashigi ihn an. "Ich wusste, dass wir uns noch einmal über den Weg laufen würden! Und diesmal", sie zog ihr Schwert Shigure, "werde ich dich nicht davonkommen lassen!!" Zorro griff nach seinen Schwertern. Dann jedoch schüttelte er den Kopf, drehte sich um und floh. "BLEIB STEHEN, DU FEIGLING!!" Zorro biss sich auf die Lippen. Es war eigentlich nicht sein Stil, davonzulaufen, aber Tashigis Gegenwart löste eine Reihe von merkwürdigen Gefühlen in ihm aus. "ZORRO!!" Es würde dasselbe passieren wie in Loguetown! Er würde sie wieder besiegen und dann würde sie ihn wieder mit diesem vorwurfsvollen Blick fragen, warum er sie nicht tötete. Er konnte nicht gegen sie kämpfen. Er ertrug ihren Anblick einfach nicht. "Kuina..." Erschöpft lehnte Zorro sich gegen einen Baum. Obwohl es eiskalt war - der Schneesturm war noch stärker geworden - schwitzte er. "Mann, ist die hartnäckig... aber ich denke, ich hab sie abgehängt." Seine Hoffnungen wurden jedoch regelrecht zerschmettert, als er ihre schweren Schritte im Schnee hörte. "Du... du Feigling! Stell dich dem Kampf!" Ächzend drehte Zorro sich um. "Hast du nichts Besseres zu -" Er stockte. War diese Frau wahnsinnig geworden? Sie hatte seine Verfolgung völlig überstürzt aufgenommen und sich nicht einmal eine Jacke übergezogen. Sie zitterte am ganzen Leib und keuchte erschöpft. "Wadouichi Monji!!! Ich beschlagnahme es!!" Zorro fuhr sich über die Augen. "Geht das schon wieder los... ich hab dir doch gesagt, dass ich dieses Schwert niemals hergeben werde!" "Dann kämpf mit mir darum!!" "Ich werde nicht mit dir kämpfen!!" Tashigis Augen verengten sich bedrohlich. "Warum nicht? Weil ich eine Frau bin?! Nimmst du mich deshalb nicht ernst?!" Statt zu antworten, drehte Zorro sich um und entfernte sich von ihr. "Bleib... bleib gefälligst stehen!!" Voller Zorn hatte Tashigi ihr Schwert gezogen und ihn angegriffen. Ohne Erfolg. Zorro hatte damit gerechnet und den Schlag ohne große Anstrengung abgewehrt. "Ich sagte doch: ich kämpfe nicht gegen dich. Und um dieses Schwert schon dreimal nicht!" Mit einer einzigen schnellen Bewegung schleuderte er sie von sich weg und wandte sich wieder zum Gehen. "Dann STIRB!!" Erneut griff sie ihn an und zum zweiten Mal blockte er den Schlag. Doch diesmal war da eine brennende Wut, ein Feuer, das in ihren Augen loderte. "Ich werde dich besiegen!" Es blieb ihm nichts anderes übrig, er würde gegen sie kämpfen müssen. "Verdammt!" Fluchend zog er sein Sandai Kitetsu und griff sie an. Es dauerte nicht lange, da hatte er sie erneut besiegt. Keuchend lag sie vor ihm im Schnee, ihr Schwert fest umklammert und fluchte leise. Zorro hätte schwören können, dass er in ihren Augen Tränen schimmern sah, doch da richtete sie sich schon wieder auf, Shigure kampfbereit erhoben. "Ich werde... dich besiegen! Und deine Schwerter konfiszieren!" "Das reicht jetzt!" Diese Sturheit! Ihr entschlossener Blick! Dieser über jeglichen Selbsterhaltungstrieb hinausgehende Kampfgeist! "Hör auf damit! HÖR AUF DAMIT!!" Er durchbrach ihre Deckung und warf sie zu Boden. Kuina... "Ich hasse dich! Dich und deine verdammte Visage!! Du willst ein Schwertkämpfer sein? Dann hör endlich auf, dich zu bemitleiden!! Dann bist du halt eine Frau, na und? Dein Gejammer geht mir verdammt noch mal auf den Sack! Also steh auf und kämpf wie ein Mann oder lass es endlich sein, verstanden?!" Tashigi knirschte wütend mit den Zähnen. "Du verdammter... ich mach dich fertig!!" Funkensprühend krachten ihre Klingen aufeinander, die Geräusche des Kampfes waren meilenweit zu hören. "Dieses Schwert", zischte Zorro ihr ins Gesicht, "werde ich niemals hergeben! Merk dir das!" "Woll'n doch mal sehen, wie du das machen willst, wenn du tot vor mir im Schnee liegst!" Zorro grinste. "Wir werden ja sehen, wer hier am Ende in seinem Blut liegt!" "DU!!" Sie holte aus und schlug nach ihm, verfehlte ihn jedoch. Stattdessen war es Zorro, der einen Treffer landete. Mit einem leisen Schrei taumelte Tashigi ein paar Schritte zurück. "Das kriegst du zurück!", fauchte sie nach einem kurzen Blick auf die leicht blutende Wunde unterhalb ihres Brustkorbs. Zorro lachte laut auf. "Denkst du, ja? Dann komm doch her!" Ihre nächste Attacke war gleichzeitig ihre letzte; Zorro hatte genug von alledem. Mit einer einzigen schnellen Bewegung beendete er ihr Duell und Tashigi ging stöhnend in die Knie. Schweigend steckte Zorro seine Schwerter weg. "Das Wadouichi Monji... kriegst du nicht. Vergiss das nie!" Keuchend sah Tashigi ihm hinterher, bis er im dichten Schneetreiben verschwunden war. "Lorenor... Zorro... ich werde... ah..." Mit einem leisen Stöhnen sank sie in den Schnee. "Zorro..." "Verdammt... wo ist dieses blöde Dorf??" Zerknirscht sah Zorro sich um. "Hier sieht alles gleich aus! Wie soll man sich denn da zurechtfinden?!" Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als ein eisiger Wind aufkam. "Ob es Tashigi gut geht?" Er schüttelte den Kopf. Tashigi war eine starke Frau. Wahrscheinlich war sie nach ihrer Niederlage mit einem geknickten Ego aufgestanden und zurück ins Dorf marschiert. "Sie war recht dünn angezogen..." Na und? War sie doch selber schuld? Wenn sie so kopflos drauflos stürmte... nicht sein Problem. "Ich hab sie verletzt." "VERDAMMT!", schrie er. "Wieso kann ich sie nicht einfach vergessen und an was anderes denken?!" Missmutig kickte er einen Tannenzapfen in die Finsternis der Nacht hinein. "Ihr geht's gut. Den kleinen Kratzer, den ich ihr zugefügt hab... das bisschen Schnee... sie verkraftet da-" Das Wort blieb ihm im Halse stecken. Vor sich sah er wieder die Lichtung, auf der er gegen den Marineleutnant gekämpft hatte. Sie lag noch immer dort im Schnee. "Hey! Hey!!" Er kniete sich neben sie und stieß sie an. Sie war eiskalt und rührte sich nicht. "Verdammt!" Er sah sich um. Sie befanden sich mitten im Nirgendwo. Das Dorf konnte überall liegen, ihre Spuren hatte der dichte Schneefall längst zugedeckt. "Verdammt!!", wiederholte er noch einmal, dann hob er die bewusstlose Frau hoch und lief los. Zorro hatte keine Ahnung, in welche Richtung er gelaufen war. Genauso wenig konnte er sagen, wie lange er schon so durch die Nacht eilte. Doch plötzlich teilte sich vor ihm der Wald und er stand vor - einer Felswand. Gerade wollte er wütend aufschreien, als er im Schneegestöber ein schwarzes Loch entdeckte. "Eine Höhle!!", schoss es ihm durch den Kopf. Es war zwar nicht wärmer in der Felsspalte, doch wenigstens waren sie dort vor den eiskalten Stichen der weißen Flocken geschützt. Schweigend beugte Zorro sich über Tashigi. Ihre Lippen waren blau angelaufen, ihr Gesicht weiß wie eine Wand. Ihr Atem ging flach und unregelmäßig und ihr Körper wurde geschüttelt von Zitteranfällen. "Mist... stirb jetzt bloß nicht, verstanden?!" Hastig zog er seine Jacke aus und deckte Tashigi damit zu. "Warte hier... ich bin sofort wieder da..." Er wusste selbst nicht so genau, warum er auf sie einredete. Schließlich konnte sie ihn nicht hören. Mit Feuerholz beladen betrat Zorro die Höhle. "Kannst du mir mal verraten, wie ich mit dem Zeug hier ein ordentliches Feuer machen soll? Das ist alles klatschnass!" Er warf die Äste auf einen Haufen und suchte in seinen Taschen nach Streichhölzern - vergebens. "Klasse..." Unruhig sah er zu Tashigi, die immer noch zitterte wie Espenlaub. "Verdammt, was mach ich nur?" Er wusste, wenn er nichts unternahm, würde sie erfrieren. Er seufzte leise. "Was soll's..." Behutsam hob er sie hoch und wickelte seine Jacke fest um sie. Dann ließ er sich auf den kalten Boden sinken und nahm sie in den Arm. Ihr zitternder Körper wirkte so... zerbrechlich. "Wie zerbrechlich der Mensch ist... Zorro..." "Kuina..." Zorro legte den Kopf in den Nacken. Wie lange war das jetzt schon her? Zehn Jahre? Oder sogar schon länger? Und immer noch musste er an sie denken. Sein Blick wanderte über seine Schwerter und blieb schließlich an Kuinas Schwert hängen. Wadouichi Monji... Er erinnerte sich daran, wie Tashigi damals in den Laden gestürmt war und voller Begeisterung diesen Namen gerufen hatte. Er dagegen hatte ihn an diesem Tag das erste Mal gehört. Schweigend sah er die Frau in seinen Armen an. Sie war stark, mutig und sie verstand was von Schwertern. Tashigi entfuhr ein leises Seufzen, was Zorro aus seinen Gedanken riss. Wieder einmal fiel ihm diese fast schon unheimliche Ähnlichkeit mit Kuina auf. Verstohlen musterte er sie, ihre sanften Gesichtszüge, das schwarze Haar... sie wirkte so friedlich. So hatte er sie noch nie gesehen. Langsam führte er seine Hand an ihr Gesicht und stockte. Für einen kurzen Moment zögerte er, dann nahm er ihre Brille ab und legte sie vorsichtig zur Seite. Nun sah sie wirklich aus wie Kuina. Sanft strich er ihr über die Wange und erschauderte. Sie war so kalt. "Hey, wehe, du stirbst! Du hast doch gesagt, du willst mich besiegen! Dann musst du auf jeden Fall weiter leben!" Er drückte ihren leblosen Körper an sich. "Komm schon! Du musst leben!" Ein weiterer Schauer durchfuhr die junge Frau. Beinah zärtlich fuhr Zorro ihr durch die Haare. Sie dufteten nach Rosen. Er seufzte. Nein. Ganz eindeutig nicht Kuina. Aber... Er sah in ihr blasses Gesicht. Sie war so... so... Zorro schloss die Augen. Er konnte es nicht. Mit diesem friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht war sie wunderschön, doch diesen Gedanken ließ er nicht zu. Ihre Lippen... sie waren immer noch blau. Mit zittrigen Fingern berührte er sie. Sie waren so weich... Er überlegte nur kurz. Wenn sie in seinen Armen aufwachte, würde sie ihn so oder so umbringen. Dann sollte er ihr doch wenigstens einen guten Grund dafür geben... Als ihre Lippen sich sanft berührten, spürte er mit einem Mal nichts mehr. Die eisige Kälte, vergessen. Nur noch dieses warme Gefühl, das sich in ihm ausbreitete. Zitternd wachte Tashigi auf. Wo war sie? Es war eiskalt. Sie wollte aufstehen, doch etwas drückte sie zu Boden. "Hm?" Verwirrt sah sie sich um. Und erschrak. Kein geringerer als Lorenor Zorro lag neben ihr und was viel schlimmer war: er hielt sie fest umschlungen! Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, doch vergeblich. Er drückte sie nur fester an sich. "Kuina..." Tashigi zuckte zusammen. Kuina? Wer war das? Da sie sich aus seiner Umarmung nicht winden konnte, sah sie sich ihre Umgebung genauer an. Sie lagen in einer Höhle... es war dunkel und kalt. Draußen konnte sie das Toben des Schneesturms hören. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in eine warme Decke gewickelt war. Halt, nein... das war keine Decke. Das war die Jacke, die Zorro bei ihrem Kampf noch getragen hatte. Sie musterte ihn. War ihm denn nicht kalt? Doch, sie konnte die Gänsehaut auf seinem Unterarm deutlich sehen. Warum? Warum war er zurückgekommen? Warum hatte er sie gerettet? Warum hatte er ihr die Brille ausgezogen?? Verwirrt sah die Schwertkämpferin das rote Horngestell an, das neben ihr auf dem Fußboden lag. Neben sich vernahm sie ein leises Seufzen. Wachte er auf? Nein... er atmete völlig ruhig und regelmäßig. Seltsam, wenn sie ihn so ansah, hätte sie schwören können, dass er der Typ Mann war, der nachts ganze Regenwälder abholzte. Ein bisschen enttäuscht stellte sie zudem fest, dass der ehemalige Piratenjäger nicht einmal im Schlaf entspannt aussah. Sie drehte sich zu ihm und musterte seine ernsten Gesichtszüge. Der Teufel in Menschengestalt. Lorenor Zorro. Tashigi seufzte. Dass man einem so gutaussehenden Mann solche Gruselmärchen nachsagte... na ja, er verstand was von seiner "Arbeit". Gutaussehend?? Hatte sie das gerade wirklich gedacht??? Nun ja... wie sie ihn so betrachtete, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt... er sah verdammt gut aus! Das musste sie sich eingestehen. Auch musste sie zugeben, dass sie damals in Loguetown, als sie sich in dem Schwertladen begegnet waren, ziemlich beeindruckt von ihm gewesen war. Wären sie sich unter anderen Bedingungen begegnet... Tashigi musste ein Kichern unterdrücken bei der Vorstellung, Zorro in einer Marineuniform zu begegnen. Vielleicht in einem anderen Leben. In diesem Leben würde er ihr noch ein paar Erklärungen schulden. Im selben Augenblick, in dem ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, erschrak sie vor sich selbst. Er hatte sie gerettet! Hätte er sie liegen gelassen, wäre sie jämmerlich erfroren! Warum hielt er sie in seinen Armen? Nähe spendet Wärme. Nähe... eigentlich wollte sie ihm so nah gar nicht sein! Andererseits... warum nicht... sie waren hier inmitten der tiefsten Wildnis. Es würde nie jemand erfahren. Und wahrscheinlich interessierte sich auch niemand dafür. Für einen Moment vergaß sie alles um sich herum und schmiegte sich an ihn. Im gleichen Augenblick drückte Zorro sie fester an sich. Sie fühlte sich auf einmal so sicher, als könnte ihr in seinen starken Armen nichts mehr geschehen. Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen und schlief ein. Ein frischer Wind kam auf und mit einem Frösteln wachte Tashigi auf. Draußen dämmerte bereits der Morgen, der Schneesturm hatte sich gelegt. Sie fror erbärmlich. Und Sekunden später erkannte sie, warum das so war. Zorro war verschwunden. Verschlafen blickte sie um sich. In einiger Entfernung lag ein Stapel Brennholz. Dieser brannte jedoch entgegen seines Namens definitiv NICHT. Unter den Ästen hatte sich eine große Pfütze von Schmelzwasser gebildet. "Was denkt der sich? Dass er klatschnasses Holz an Brennen kriegt?" Sie griff nach ihrer Brille und setzte sie auf. Da entdeckte sie etwas, das sie sicher wissen ließ, dass Zorro noch ganz in der Nähe sein musste: seine Schwerter standen einige Schritte entfernt von ihr an die steinerne Wand gelehnt. Die weiße Scheide des Wadouichi Monji stach ihr geradezu ins Auge. Auf allen Vieren kroch sie auf die Schwerter zu und kniete sich vor ihnen auf den Boden. Drei unglaublich wertvolle Werke. In den Händen eines Piraten? Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte ein Schwur geleistet! Sie würde dafür sorgen, dass diese Schwerter wieder für eine gute Sache eingesetzt würden! Aber nicht heute. Nicht so. Sie würde um sie kämpfen. Sie würde Lorenor Zorro in einem ehrlichen Kampf besiegen und ihm seine Schwerter entreißen. Das hatte sie sich geschworen! Trotzdem... dieses Schwert übte eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Auch, wenn sie es heute nicht beschlagnahmen würde, sie musste es einmal in ihren Händen halten. Nur einen kurzen Blick riskieren. Mit zittrigen Fingern streckte sie ihre Hand nach dem berühmten Schwert aus. Tashigi schrie erschrocken auf, als Zorro fest ihr Handgelenk umfasste und sie auf die Beine zerrte. "Wag es ja nicht, dieses Schwert zu stehlen!" "Ich... ich wollte es nicht stehlen!!" "Natürlich nicht..." Mit verächtlichem Blick stieß Zorro sie zur Seite. "Dir geht's wieder besser, schön zu sehen... dann kann ich ja endlich verschwinden." "W-warte!" Seine Worte hatten sie an etwas erinnert. "Warum?" "Hm?" "Warum hast du mich gerettet?!" Zorro verzog das Gesicht. "Das klingt irgendwie so vorwurfsvoll... wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dich hätte liegen lassen?" "Nein... nein, ich wollte nur..." Sie sah zur Seite. "Ach, vergiss es doch." "Ich hab mich verirrt." "Was?" Zorro nahm seine Schwerter und band sie sich um. "Nach unserem Kampf. Ich bin gegangen. Aber nach einiger Zeit bin ich wieder auf der blöden Lichtung gelandet. Und du hast immer noch da gelegen. Du warst völlig steif gefroren." Er sah zu Boden, damit sie sein verlegenes Gesicht nicht sehen konnte. "War wahrscheinlich ein Fehler, aber ich... ich hab auf einmal gedacht... ach, ich weiß nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe!" "Ist auch nicht so wichtig... ich... ich danke dir..." Erstaunt sah Zorro sie an. Bedankte sie sich gerade wirklich bei ihm? Einem Piraten?? "Scheinbar bist du doch noch nicht so ganz auf dem Damm... du scheinst zu fantasieren." "Was...?" Erschrocken wich Tashigi einige Schritte zurück, als Zorro sich ihr näherte und seine Hand nach ihr ausstreckte. "Was ist? Ich will nur gucken, ob du Fieber hast... immerhin hast du dich gerade bei einem Piraten bedankt." "Hör auf, Scherze zu machen!!" "Ich mache keine Scherze. Es kann durchaus sein, dass du dir was eingefangen hast. Du hast ganz rote Wangen." Tashigi erschrak. Sie wusste, dass sie errötet war, als er so vor ihr stand, einen leicht besorgten Ausdruck in den Augen. Sie hatte schließlich gespürt, wie ihr das Blut in den Kopf geschossen war und ihr Herzschlag für einen Sekundenbruchteil ausgesetzt hatte, nur um danach mit doppelter Geschwindigkeit zu schlagen. "Ich... mir geht's gut." "Wenn du das sagst. Aber sei trotzdem vorsichtig. Immerhin bist du... verletzt." Erst jetzt erinnerte Tashigi sich an die Wunde, die Zorro ihr zugefügt hatte und sah an sich herunter. Die Blutung hatte gestoppt und als sie ihr Hemd ein wenig anhob, erkannte sie auch den Grund dafür: Zorro hatte sie notdürftig mit einigen Stofffetzen verbunden. An der Farbe erkannte sie, dass sie wohl einmal Teil der grauen Jacke gewesen waren, die sie nun um die Schultern trug. Sie sah auf und suchte Zorros Blick, doch der hatte ihr den Rücken zugekehrt und starrte aus der Höhle in die verschneite Landschaft. "Besser, du ruhst dich noch eine Weile aus, ehe du dich auf den Rückweg machst. Ist ziemlich kalt da draußen." "Ähm, verrätst du mir, wo wir hier sind?" "Was?" "Na ja... als du mich hierher gebracht hast, war ich schließlich bewusstlos, ich hab keine Ahnung, wo ich hier bin und wie ich von hier zurück ins Dorf finde." Zorro schwieg und für einen kurzen Augenblick hätte Tashigi schwören können, dass er erschrocken zusammengezuckt war. "Was ist los?" Zorro fuhr sich durch die Haare, ehe er sich zu ihr umdrehte und meinte: "Ähm... ich hab keine Ahnung, wie du von hier ins Dorf kommst..." "WAS?", rief Tashigi. "Kannst du mir dann mal bitte verraten, wie ich wieder zurückkommen soll?" "Tja... nein." "Nein? NEIN? Das ist ALLES?" Zorro zuckte mit den Schultern. "Entschuldigung? Was willst du sonst noch von mir hören?" "Du willst mir also ernsthaft sagen, dass wir hier, mitten in der tiefsten winterlichen Einöde, festsitzen, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, in welcher Richtung es zurück zur Zivilisation geht?" "Wieso eigentlich WIR?" "Na... du hast doch gesagt, dass du nicht weißt, wie wir zurück ins Dorf kommen?" "Ich hör immer WIR... ICH habe nicht vor, in dieses Kaff zu gehen. Dank euch übereifrigen Marinefritzen guckt mich mein Gesicht von allen Wänden an! Die einzige Person, die reagiert hat, als ich da gestern Abend auf der Suche nach nem Dach über dem Kopf wie ein Idiot durch den Schnee gestapft bin, warst DU! Und jetzt sitz ich deshalb hier fest!" "Hab ich dich vielleicht gebeten, mich zu retten?!" "Nein, aber du hast mich bis in diesen verdammten Wald verfolgt!" "DU HÄTTEST JA NICHT WEGRENNEN MÜSSEN!!" "DU hast doch damit angefangen!" "Alles, was ICH wollte, war ein fairer Kampf! DU warst derjenige, der weggelaufen ist wie ein Feigling!" "Das reicht!" Mit wenigen Schritten war Zorro auf sie zugeeilt und hatte sie gegen die Wand gedrängt. "Wann verstehst du endlich, dass ich gegen dich nicht kämpfen werde?" Seine plötzliche Nähe raubte Tashigi den Atem und so antwortete sie ihm erst, als er sich wieder von ihr abgewandt hatte. "Warum nicht? Warum willst du nicht gegen mich kämpfen?! Glaubst du vielleicht, ich kann dir keinen lohnenden Kampf liefern?" "Nein, aber das ist was anderes." "Wie bitte?!!" "Ich kämpfe nicht gegen dich und damit basta!" "Ich werde nicht aufgeben... bis du mit mir gekämpft hast. Oder mir verrätst, warum du dich nicht auf ein Duell mit mir einlassen willst." Zorro ächzte genervt. "Oh Mann, langsam wirst du echt lästig!" "Ach ja? Dann kämpf endlich mit mir!" Ohne etwas darauf zu erwidern, verließ Zorro die Höhle. "Hey!! HEY!! Ich rede mit dir!" "Ist mir egal. Ich geh jetzt." "Ach, und wohin?" "Egal. Hauptsache weg von dir!" Tashigi konnte nicht sagen, warum, aber seine Worte verletzten sie. Und so schwieg sie einige Sekunden, ehe sie ihm hinterher rief: "Warte! Deine Jacke!" "Behalt sie. Du brauchst sie nötiger als ich." Der Ton, in dem er das sagte, ließ ihr Blut kochen und wütend schrie sie: "Glaubst du vielleicht, ich brauch dein Mitleid?!" Doch Zorro antwortete ihr nicht. Er war bereits im Wald verschwunden. "Und jetzt?" Tashigi sah besorgt zum Himmel, als einige vereinzelte Schneeflocken zu ihr herunter schwebten. Fröstelnd wickelte sie sich fester in die warme Jacke und dachte an Zorro. "Behalt sie. Du brauchst sie nötiger als ich." "Dieser Idiot!!" "Verdammt... ich glaub, hier war ich schon mal..." Verärgert kratzte Zorro sich am Hinterkopf. "Wie finde ich bloß aus diesem dämlichen Wald heraus?" Seufzend rieb er seine Hände. Durch den erneuten Schneefall war es noch kälter geworden und mit ein bisschen Reue dachte er an seine Jacke, die nun Tashigi wärmte. Als er hinter sich Schritte hörte, griff er instinktiv nach einem seiner Schwerter und drehte sich um. Er keuchte. "Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich noch ein bisschen ausruhen!" "Pah!", zischte Tashigi. "Wieso sollte ich auf das hören, was ein Pirat mir sagt? Außerdem", sie warf ihm seine Jacke über, "hab ich dein Mitleid nicht nötig." Verwirrt blickte Zorro auf den grauen Stoff in seiner Hand, dann rief er: "Mitleid? Ich hab's nur gut gemeint!" Er hielt sie ihr wieder hin. "Nimm sie verdammt, ich brauch sie nicht!" "Und warum denkst du, dass ICH sie brauche?" "Na weil..." "Weil ich eine Frau bin?" "FÄNGST DU SCHON WIEDER DAMIT AN??? Verdammt, das hat damit überhaupt nichts zu tun! Ich kannte mal ein Mädchen, die...", er stockte kurz, "ich... ach, das tut jetzt gar nichts zur Sache. Alles, was ICH sagen wollte, war, dass ich abgehärteter bin als du." Tashigi verschränkte die Arme. "Und was genau lässt dich zu dieser Erkenntnis kommen?" "Nun..." "Wieso solltest du abgehärteter sein als ich? Vielleicht mach ich ja jeden Morgen Eisschwimmen als Frühsport." Zorro musterte sie ungläubig. "Wirklich?" "Nein! Aber es könnte zumindest sein, oder? Du kennst mich doch überhaupt nicht, wieso glaubst du, dir ein Urteil über mich bilden zu können?" Zorro schwieg. Sie hatte Recht, und dennoch... immer wenn er sie ansah, hatte er das Gefühl, sie seit Jahren zu kennen. "Dann eben nicht." Schmollend klemmte Zorro sich seine Jacke unter den Arm und setzte seinen Weg fort. "Hey! Wieso ziehst du das Teil nicht an?" Ohne sich umzudrehen antwortete er: "Mir ist nicht kalt. Und selbst wenn... wie sähe das denn aus, wenn ich als Mann hier warm verpackt Seite an Seite mit einer erbärmlich frierenden Frau durch den Schnee spazieren würde?" Einige Sekunden schwieg Tashigi, dann flüsterte sie: "Macho..." und folgte ihm. Schweigend waren sie nun einige Zeit durch die weiße Landschaft gewandert, ohne aus dem Wald herauszukommen. "Bist du sicher, dass du weißt, wohin wir gehen?", fragte Tashigi schließlich. "Nein. Aber das hab ich auch nie behauptet." "Na toll... wir rennen hier also einfach drauf los?" "So sieht's aus. Ich hab dich nie gezwungen, mir nachzulaufen." "Deinetwegen bin ich überhaupt in dieser misslichen Lage, also kannst du ruhig dafür sorgen, dass ich hier wieder rauskomme!" Zorro ächzte. "Ich glaube, das Thema hatten wir schon einmal..." Als sie in der Höhle gelegen hatten, sie in seinen Armen, als er für einen kurzen Moment der Versuchung nachgegeben und sie geküsst hatte, in diesem Augenblick hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als mehr davon zu bekommen. Morgens aufzuwachen und sie an seiner Seite zu finden. Zu ertrinken in ihren dunklen Augen, den Duft von Rosen in der Nase, und sie leise seinen Namen hauchen zu hören. Doch jetzt, jedes Mal, wenn sie ihren Mund öffnete, nur um weiter auf ihn einzuschimpfen, Beschuldigungen und Drohungen auszusprechen und ihn zu verfluchen, dafür, dass er sie gerettet hatte, jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie einfach nur tot umfallen würde und ihn nie wieder mit diesem vorwurfsvollen Blick betrachten konnte. Er hasste sich für seine Gefühle - sowohl die positiven, als auch die negativen - sie machten ihn schwach. "Hörst du mir eigentlich zu?" "Nein." "...WAS?" "Ich hab nein gesagt. Was hast du daran nicht verstanden?" "Du... du bist echt der größte Mistkerl, der mir je über den Weg gelaufen ist!" "Und du die größte Nervensäge. Schön, jetzt wo wir uns gegenseitig unsere Gefühle gestanden haben... wie lange hast du noch vor, mir hinterherzudackeln?" "Du..." Nichts war mehr übrig. Nichts von dem, was sie in der Höhle empfunden hatte. Als sie in seinen Armen aufgewacht war. Das Herzklopfen, das Kribbeln im Bauch. Die Vorstellung, morgens aufzuwachen, ihn neben sich zu sehen und über sein leises Schnarchen zu schmunzeln. Lorenor Zorro war ein verdammter Pirat und ein Mistkerl obendrein. Wie hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen, sich auch noch an ihn zu kuscheln? Die warmen Gedanken, die sie durchströmt hatten, als sie erkannt hatte, dass es seine Jacke war, die sie trug? Nein, niemals würde sie sich in IHN verlieben können. "Du..." "Scht!" "SCH mich nicht an! Ich-" "Du sollst die Klappe halten!" Unruhig sah Zorro sich um. Was war das für ein Geräusch? Dieses Rauschen, fast schon ein Donnern? "Red gefälligst nicht in diesem Ton mit mir!" "Sei still, hörst du das nicht?" "Was..." Sie lauschte angestrengt in den dunklen Wald hinein. Und dann hörte sie es auch. "Was... was ist das?" "Keine Ahnung, aber es klingt nicht gut!" Plötzlich begann die Erde zu beben und das Donnern wurde lauter. Und Tashigi wurde auf einmal kreidebleich. "Was ist?" "Das... das ist... ich glaube, das ist eine Lawine!" Zorro keuchte erschrocken. "Eine... Lawine?! Das ist WIRKLICH nicht gut..." "Wir müssen hier weg! Wir müssen hier weg!!" "Brauchst du mir nicht zu sagen! Lauf!!" Durch die Bäume konnten sie die weiße Gefahr schon auf sich zu rasen sehen. "Scheiße, Scheiße, Scheiße!!" Ohne nachzudenken ergriff Zorro Tashigis Hand und zerrte sie hinter sich her. Sie rannten so schnell sie konnten, doch unaufhaltsam bahnte die Naturgewalt sich ihren Weg, bis sie die Flüchtenden schließlich eingeholt hatte und sie überrollte. Mit aller Kraft umklammerte Zorro Tashigis Hand. Nicht loslassen! Keuchend kämpfte Zorro sich an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Er fror erbärmlich. "Verdammt..." Zitternd klopfte er sich den Schnee von der Kleidung - mit mäßigem Erfolg, denn die Eiskristalle saßen nicht nur AUF, sondern auch UNTER seinen Klamotten. Er war nass bis auf die Haut. Ein Gutes hatte die Lawine jedoch gehabt: sie waren endlich aus dem Wald heraus. Und etwas weiter abseits konnte er die aufsteigenden Rauchsäulen aus den Schornsteinen des Dorfes sehen. Sie waren gerettet. Sie... wo war Tashigi? So lange er konnte hatte er ihre Hand festgehalten, auch wenn ihm die Gewalt der Lawine beinahe den Arm ausgerissen hätte. Doch schließlich hatten ihn seine Kräfte verlassen und er hatte sie verloren. Verzweifelt blickte er um sich. Die Schneedecke erstreckte sich über den gesamten Hügel. Sie konnte überall sein! Doch dann sah er sie. Hilfesuchend ragte eine blasse Hand aus dem Schnee. So schnell er konnte bahnte Zorro sich seinen Weg durch die hohe Schneeschicht und begann zu graben. "Halt durch! Ich hol dich raus." Stück für Stück legte er sie frei und als er ihr Gesicht sah, das so weiß wie der Schnee um sie herum war, schrie er: "Halt durch, verstanden?!" Er zog sie aus dem Schnee und hob sie auf den Arm. "Nur noch ein bisschen, ja? Da hinten ist das Dorf! Es ist nicht mehr weit!" "Hey!! Ich brauche Hilfe!" Niemand reagierte auf sein Rufen. Er sah auf die bewusstlose Tashigi herab und fluchte laut. "Sie wird sterben, wenn ihr mich nicht reinlasst!" Als sich immer noch nichts tat, packte Zorro die blanke Wut. "Schön, ihr habt's nicht anders gewollt!!" Mit aller Kraft, die ihm noch geblieben war, trat er die Tür des Hauses ein, aus dem Tashigi am Vorabend herausgestürmt war. "Sofort stehen bleiben!!" Mit ausdrucksloser Miene war Zorro mitten in der Bewegung erstarrt. Ein halbes Dutzend Männer hatte ihn umringt und ebenso viele Pistolen waren auf ihn gerichtet. "Lorenor Zorro! Du bist hiermit verhaftet!" Das Marinequartier des Dorfes! So viel Pech konnte man doch gar nicht an einem Tag haben! Zorro sah auf. "Wenn sie nicht bald Hilfe kriegt, wird sie erfrieren..." Ein junger Marinesoldat keuchte erschrocken. "Leutnant Tashigi!!" "Ihr Blitzmerker!", knurrte Zorro. Mit kritischem Blick näherte der Soldat sich Zorro und nahm die bewusstlose Frau von seinem Arm. Augenblicklich stürzten sich fünf Männer auf den Schwertkämpfer und pressten ihn zu Boden, die Waffen immer noch drohend auf ihn gerichtet. "Was für ein Scheißtag...", murmelte Zorro, als sie ihn abführten. "Ah!" Schweißgebadet schreckte Tashigi aus dem Schlaf. Es war unerträglich warm in dem Zimmer, in dem sie lag. Zimmer? Verwirrt sah sie sich um. Wo war sie? "Ah, endlich aufgewacht?", hörte sie die vertraute Raucherstimme ihres Captains. Smoker schloss die Tür hinter sich, anscheinend hatte er den Raum gerade betreten. "Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass ich die Heizkosten, die du hier verursachst nicht auf die Spesenrechnung stellen kann, ja?" Auf den darauf folgenden fragenden Blick Tashigis antwortete er: "Du wärst fast erfroren. Die Jungs verheizen gerade alles, was nicht niet- und nagelfest ist, um dich wieder aufzutauen." Tashigi fuhr sich durch die Haare. Sie erinnerte sich. Der Wald, der Schnee, die Lawine... Zorro. Erschrocken sah sie auf. "Was ist passiert?" Smoker schnappte sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich darauf. "Nun, ich war nicht dabei, aber mir wurde berichtet, dass Lorenor Zorro dich bewusstlos hergetragen hat." "Lorenor Zorro...?" Smoker lachte. "Ja. Seltsame Vorstellung nicht wahr? Der Trottel. Das wird ihn mit Sicherheit seinen Kopf kosten." "Seinen Kopf?!" Der Captain nickte. "Die Jungs haben ihn sofort verhaftet. Er sitzt jetzt unten in der Zelle... sie werden ihn vor ein Gericht stellen und dann hinrichten." Tashigi sah vor sich auf die Bettdecke. Ihre Hände waren verkrampft, um zu verhindern, dass Smoker sah wie sehr sie zitterte. "Hin... hinrichten?" "Ja. Ein Schicksal, das ihm schon vor einiger Zeit bevorstand... damals hat der Strohhutbengel ihn gerettet und in seine Bande aufgenommen." "Aha..." Tashigis Gedanken rasten. Sie würden ihn hinrichten! Den Mann, der ihr das Leben gerettet hatte! "Hey... Geht's dir gut? Du bist auf einmal so blass..." "Was?" Smoker hatte sie schon total vergessen. "Ich sagte: Du bist auf einmal so blass. Vielleicht... Du zitterst ja! Du wirst dir doch wohl nichts eingefangen haben, oder?" Mit besorgtem Blick legte er ihr die Hand auf die Stirn. "Schwer zu sagen, ob du Fieber hast, oder das von dieser schrecklichen Hitze kommt... ruh dich am besten ein wenig aus und ich sag den Jungs unten, dass sie jetzt aufhören können, die Einrichtung zu verfeuern." Tashigi bemerkte kaum, dass Smoker den Raum verließ. "Sie werden ihn hinrichten! Er wird sterben! Meinetwegen!!" Sie sprang aus dem Bett - jedenfalls hatte sie das vorgehabt, doch ihre Beine gaben nach und so ging sie erst einmal in die Knie. Da entdeckte sie an die Wand gelehnt Zorros Schwerter. Wadouichi Monji, Sandai Kitetsu und Yubashiri. Im Besitz der Marine. "Tashigi?" Smoker sah sich verwirrt um. Warum war sie nicht in ihrem Zimmer? "Ich hab mich schon gefragt, wann du hier auftauchen würdest..." Tashigi schluckte, als sie Zorro sah. Er saß an die Wand gekettet auf dem Boden der kleinen Zelle und grinste sie an. "Verstehst du jetzt, warum ich nicht her kommen wollte? War abzusehen, dass das passieren würde... aber dass dieses Kaff hier sogar eine Niederlassung der Marine hat... übrigens werde ich euren kleinen Betrieb hier nicht weiterempfehlen... Scheißservice." "Warum?" "Hm? Frag das doch nicht mich. Ich bin nur zu Gast hier." "Verdammt, warum hast du das getan? Warum bist du hierher gekommen?!" "Weil du sonst erfroren wärst. Außerdem... jetzt hab ich wenigstens ein Dach überm Kopf, auch wenn's hier drin nicht wirklich wärmer ist als draußen... hier zieht's ganz schön..." Tashigi traten Tränen der Wut und der Verzweiflung in die Augen. "Du weißt genau, wie ich das meine! Verdammt, sie werden dich hinrichten!!" Zorro schwieg einige Sekunden, ehe er antwortete: "So ist das Leben... ich hab mich dazu entschieden, Pirat zu werden, da muss man mit so was rechnen... aber Ruffy wird ziemlich enttäuscht sein... sein Traum vom Team Piratenkönig und weltbester Schwertkämpfer hat sich damit dann wohl erledigt..." "Kannst... kannst du nicht einmal ernst bleiben?!" "Ich meine das ernst. Um nicht zu sagen todernst. Aber was mich wirklich wurmt", sein Gesicht verfinsterte sich, "ist die Tatsache, dass ich mein Versprechen nicht einlösen konnte... ich wette, wenn ich noch mal gegen Falkenauge antreten würde, hätte ich echt gute Chancen ihn zu besiegen." "Du... du hast mal gegen Falkenauge gekämpft? Einen der Sieben Samurai?" Zorro schnaubte verächtlich. "Gekämpft? Der Mistkerl hat mich alle gemacht. Und dann hatte er noch nicht mal den Schneid, es ordentlich zu Ende zu bringen." Tashigi ballte die Hände zu Fäusten. "Wie du damals... in Loguetown meine ich..." Zorro schüttelte den Kopf. "Das ist was anderes. Er hat mich verwundet, aber die Wunde war nicht tief genug, um mich zu töten. Aber tief genug, um mir später ziemliche Schwierigkeiten zu machen!" Verärgert dachte er an seinen Kampf gegen Okta, den er ohne die verdammte Verletzung wesentlich schneller hinter sich gebracht hätte. "Hat mich voll verarscht, der Mann. Ich hab damals geschworen, nie wieder einen Kampf zu verlieren, bis ich ihn im Kampf geschlagen habe und der Beste geworden bin. Noch ein Versprechen, das ich nun wohl nicht halten kann..." "Wieso bist du so versessen darauf, der Beste zu werden?" Zorro lachte leise. "Ich glaube nicht, dass dich das was angeht." "Auf einmal? Warst doch gerade noch so redselig." "Na und? Ich hab keine Lust mehr zu reden. Und über das Thema sowieso nicht. Nicht mit dir." "Schön. Dann lass es eben!!" Hastigen Schrittes eilte Tashigi davon. "Warum? Warum hasst er mich so?" Sie konnte es sich nicht erklären, dieser Mann handelte so widersprüchlich! Einerseits betonte er immer wieder, wie sehr er sie hasste und wie sehr sie ihn nervte und andererseits... Andererseits hielt er sie die ganze Nacht lang im Arm, um sie zu wärmen. Gab ihr seine Jacke gegen den eisigen Wind. Brachte sie hierher, obwohl er damit sein Leben wegwarf. "Warum nur? Ich begreife es einfach nicht!" "Tja, schon seltsam, was Gefühle aus einem Mann machen können, nicht wahr?" Zorro lachte leise. "Gefühle? Was weißt du schon davon?" Smoker schloss die Zellentür hinter sich und ging mit langsamen Schritten auf den Gefangenen zu. "Mehr als du denkst. Ihr Piraten seid nicht die Einzigen, die noch Träume haben." Zorro schnaubte verächtlich, sagte aber nichts. "Aber lass dir eins gesagt sein", der Captain kniete sich vor Zorro, so dass er ihm in die Augen sehen musste, "wenn du Tashigi benutzt, um hier raus zu kommen, mach ich dich persönlich fertig. Haben wir uns verstanden?" Zorro grinste ihn frech an. "Aha? Bist wohl interessiert, wie?" Statt zu antworten, blies Smoker ihm eine Rauchwolke ins Gesicht und stand auf. "Ich wollte dich nur gewarnt haben, das ist alles. Also versuch's lieber erst gar nicht." "Ts..." Schweigend starrte Zorro vor sich hin. Tashigi benutzen? Als sie plötzlich vor der Zelle gestanden hatte, mit diesem entsetzten, fast schon verzweifelten Ausdruck in den Augen, hatte er für einen Sekundenbruchteil tatsächlich daran gedacht. Doch er hatte den Gedanken sofort wieder verworfen. Er hätte es sowieso nicht gekonnt. Er seufzte. "Tja, schon seltsam, was Gefühle aus einem Mann machen können, nicht wahr?" Was hatte diese Frau bloß mit ihm gemacht? All diese widersprüchlichen Gefühle, die plötzlich in ihm erwacht waren. Das alles war neu für ihn. Nein, nicht ganz. Er hatte etwas Ähnliches empfunden, wann immer er in Kuinas Nähe war. Doch damals hatte er das noch nicht verstanden. Damals? Er musste leise lachen. Warum die Vergangenheitsform? Wenn er ehrlich zu sich war, verstand er es heute auch noch nicht. Das heißt... er WOLLTE es nicht verstehen. Denn insgeheim wusste er, was in ihm vorging. Doch diesen Gedanken ließ er einfach nicht zu. Er konnte es nicht. Unruhig warf Tashigi sich von einer Seite auf die andere. Das ging schon die ganze Nacht so. Sie konnte einfach nicht aufhören, an ihn zu denken. Zorro... Er saß dort unten, in dieser eiskalten Zelle und wartete auf seine Verurteilung, die sowieso schon feststand. Und wann immer sie die Augen schloss, mit dem festen Entschluss, ihn endlich zu vergessen und zu schlafen, sah sie ihn vor sich, wie er mit besorgtem Gesicht seine Hand nach ihr ausstreckte, um ihre Temperatur festzustellen. Ein paar Mal war sie doch eingeschlafen, doch jedes Mal hatten sich ihre Träume um ihn gedreht. Sie träumte von sanften Umarmungen, innigen Küssen und seinen Händen, die zärtlich ihren Körper liebkosten und als sie schließlich schweißgebadet aufwachte, bebte ihr Körper vor Erregung und Sehnsucht nach seinen Berührungen. Schwer atmend fuhr sie sich über die Augen. "Was... was geschieht nur mit mir?" Erschrocken stellte sie fest, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. "Was..." Sie schluchzte leise. "Warum passiert das ausgerechnet mir?" Sie hatte sein Schnarchen schon auf dem Flur gehört und als sie nun an der vergitterten Tür stand und ihn betrachtete, wie er da saß, das Kinn auf der Brust ruhend und regelmäßig aber laut atmete, stellte sie mit einem erleichterten Seufzen fest, dass er völlig entspannt aussah. Leise öffnete sie die Tür und trat zu ihm herein. Sie näherte sich ihm mit vorsichtigen Schritten, wobei sie nicht sagen konnte, ob sie das tat, weil sie Angst vor ihm hatte oder davor, dass er aus diesem friedlichen Schlaf aufwachen könnte. Jedenfalls verharrte sie einige schweigsame Sekunden vor ihm, ehe sie sich vor ihm hinkniete und ihm die warme Wolldecke um die Schultern legte. Als er sie plötzlich auf die Wange küsste, erschrak sie so heftig, dass sie nach hinten kippte und hastig von ihm wegrückte. "Was... du... du bist wach?" Zorro lachte leise, als er in ihr leuchtend rotes Gesicht blickte. "Hör... hör auf zu lachen!" "Entschuldige... ich wollte dich nicht erschrecken." "Hast... hast du auch nicht!", rief Tashigi. "Ich war nur... überrascht... sonst nichts." "Kann ich mir denken. ... Was machst du hier?" "Ich...", nervös spielte sie mit ihrem Pulli, "ich konnte nicht schlafen. Ich musste immer daran denken, dass du hier... in diesem Loch sitzt. Und das, obwohl... oder WEIL du mich gerettet hast." "Aha... schlechtes Gewissen, wie?" "Nein! Doch... Ich weiß nicht. Vielleicht." "Ist ja auch egal... danke." Tashigi sah auf. Bildete sie sich das ein, oder errötete der sonst so coole Schwertkämpfer tatsächlich? "Da-danke?" "Für die Decke... hier ist's wirklich verdammt kalt." "Ich... ähm... gern geschehen." Einige Sekunden saßen sie nur schweigend da und starrten auf den Boden vor sich. Schließlich meinte Tashigi: "Es tut mir Leid." "Hm? Was?" "Dass du... dich in dieser Lage befindest... meinetwegen." "Denkst du wirklich, ich befände mich in dieser Lage nur wegen dir?" "Ich..." "Es ist genauso meine Schuld. Ich hätte mich nie darauf einlassen dürfen." "Worauf?" Er sah sie nun direkt an. "Auf dich. Darauf, was ich empfinde, wenn du in meiner Nähe bist." Tashigi schluckte. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Meinte er etwa... "Nein... nein!" Er schüttelte den Kopf und auf einmal war sein Blick hart, kalt, hasserfüllt. "Ich hasse dich. Ich hasse dich! Schon dein Anblick bereitet mir Kopfschmerzen! Verschwinde endlich! Ich ertrage deine Nähe nicht!!" "Nein..." Ungläubig schüttelte die junge Frau den Kopf. Das konnte doch nicht wirklich passieren? Mit einem unerträglichen Brennen in den Augen stand sie auf und verließ beinahe fluchtartig die kleine Zelle. "Das ist nicht wahr... das kann doch nicht sein? Wieso sagt er so was? Erst küsst er mich und dann jagt er mich zum Teufel?" "Verzeih mir..." Zorro blickte auf den kalten Stein vor sich und seufzte leise. "Es geht einfach nicht... wie kann ich nett zu dir sein, wenn du mich so sehr an sie erinnerst, dass es wehtut? Außerdem... brauche ich dein Mitleid nicht..." Die nächsten Tage verlor Tashigi nicht ein Wort über Lorenor Zorro. Auch seine Schwerter, die sie sonst immer so begeistert hatten, würdigte sie keines Blickes. Nur nachts... wenn die Träume wieder kamen... Nachts verfluchte sie ihn. Verfluchte ihn für die Unsicherheit, die sie überkam, wann immer sie seinen Namen hörte. Verfluchte ihn für die Gefühle, die er in ihr weckte. Verfluchte ihn für das Verlangen, das sie Nacht für Nacht überkam. "Ah!! Ich werd noch wahnsinnig!!" "Schrei nicht so rum... wie soll man sich denn da konzentrieren?" Unbeeindruckt von ihrem Ausbruch studierte Smoker weiter den Papierstapel, der sich vor ihm auftürmte. "Ich hasse die Bürokratie... Scheißpapierkram." "Wenn ich nicht bald mal wieder eine Nacht durchschlafe, dreh ich noch durch!" "Ich hab gesagt, du sollst nicht so rumschreien... ich versuche hier diesen Mist zu sortieren. Ist echt ein Scheißjob hier..." Tashigi fuhr sich durch die Haare. Smoker schien sich nicht dafür zu interessieren, dass er sie, wenn das so weiterging, in eine geschlossene Anstalt einweisen konnte. Der Captain seufzte. "Vielleicht solltest du Urlaub beantragen, wenn dich das so sehr belastet... aber den Papierkrieg kannst du selber führen!" "Ur... Urlaub?" "Ja. Eigentlich bist du ein guter Leutnant, aber diese Sache mit Zorro... ich kann verstehen, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, immerhin verdankst du ihm dein Leben." "Schlechtes... ja. Ja, ich hab ein schlechtes Gewissen..." Schlechtes Gewissen! Das war eine so dreiste Lüge, dass sie sich wunderte, wie Smoker sie nicht durchschauen konnte. Nein... sie hatte kein schlechtes Gewissen. Doch, hatte sie, aber das war nicht der Grund für ihre Schlafstörungen. Nein... es war viel schlimmer als das... "Nimm dir ein paar Tage frei, bis die ganze Sache gelaufen ist." "Ge... laufen?" Sie erschrak. Smoker redete von Zorros Verfahren! "Ja. Wird nicht mehr lange dauern. Ich glaub, irgendwo in diesem Stapel an überflüssigem Papier müsste der Gerichtsbeschluss sein... sie wollen ihn aufhängen." Tashigis Hände begannen zu zittern. "Aufhängen?" Smoker nickte. "Ja. Aber ich denke, ich werde ein Erschießungskommando beordern. Ist humaner. Aufhängen... ts, was für mittelalterliche Methoden." "Und... und wann..." "In drei Tagen. Nimm dir bis dahin Urlaub." "Ich... ich denke nicht, dass-" "Nimm dir Urlaub! Sonst muss ich dich suspendieren. Und das würde ne Menge Papierkram mit sich bringen." "Ja... jawohl, Captain..." Kopfschüttelnd sah Smoker ihr nach, als sie leicht geknickt den Raum verließ. "Sorry, aber... ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du ihn befreist..." Er beugte sich wieder über seine Berichte. "Tja... wo die Liebe hinfällt..." Geblendet sah Tashigi zum Himmel. Das Wetter hatte sich noch einmal gebessert, es hatte aufgehört zu schneien und die Sonne schien wunderbar warm vom wolkenlosen Himmel auf sie herab. Eigentlich hatte sie schon lange mal wieder Urlaub gebraucht. Aber jetzt? Sie streckte sich noch einmal und trat vom Balkon in ihr Zimmer, wo sie ihre Sachen bereits fertig zum Einpacken auf dem Bett gestapelt hatte. Ihr Blick streifte Zorros Schwerter. Da war sie wieder, diese magische Anziehungskraft. Zögernd streckte sie ihre Hand nach der weißen Scheide des Wadouichi Monji aus. Irgendetwas hielt sie zurück. "Wag es ja nicht, dieses Schwert zu stehlen!" Etwas an diesem Schwert war anders. Es bestand eine seltsame Verbindung zwischen ihm und Zorro. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie das Schwert nahm und aus seiner Hülle zog. Der glatte Schliff, die scharfe Klinge... Dieses Schwert war etwas Besonderes. Aber das war nicht der Grund, warum Zorro es wie seinen Augapfel hütete. Mit diesem Schwert hatte es mehr auf sich. Aber sie würde nie erfahren, was es war. Mit einem Seufzen nahm sie ihre Sachen und stopfte sie unachtsam in den Koffer. "Sie werden ihn erschießen... er wird meinetwegen sterben..." "Ich hasse dich. Ich hasse dich! Schon dein Anblick bereitet mir Kopfschmerzen! Verschwinde endlich! Ich ertrage deine Nähe nicht!!" "Na und? Was kümmert's mich? Er hätte mich ja nicht retten müssen!" Wütend schlug sie den Koffer zu und verließ ihr Zimmer. Ein paar Stunden später streifte sie durch die Straßen einer kleinen Hafenstadt, die weiter südlich lag. Hier war der erste Schnee nicht mehr gewesen als ein paar vereinzelte Flocken, die einsam vom Himmel gefallen waren. Tashigi streckte sich ausgiebig und atmete die frische Seeluft ein. Und für einige Momente vergaß sie sogar Zorro. Doch nicht für lange. Denn im Hafen entdeckte sie etwas, was sie augenblicklich erstarren ließ. Das Schiff der Strohhutbande. Warum waren sie hier? Oder anders ausgedrückt: warum war Zorro so weit weg von ihnen aufgetaucht? "Hey, schöne Frau, kann ich Ihnen helfen?" Tashigi fuhr erschrocken zusammen, als einer der Bande sie ansprach. Der Blonde. Der war in Loguetown auch schon so komisch gewesen... "He, dich kenn ich doch!" Der Strohhut! "Du hast uns doch in Alabasta geholfen!" Sie erinnerte sich. Damals hatte die Bande das Königreich Alabasta von Sir Crocodile, einem der Sieben Samurai, befreit. Sie hatte schon öfters solche Geschichten über die Strohhutbande gehört. Sie hatten den Eastblue vor Arlongs Fischmenschen gerettet. Der gefürchtete Don Creek war ihr Gegner gewesen und sie hatten ihn geschlagen. Im Kampf gegen 'Das Krokodil' hatte die Marine sie sogar unterstützt. Eigentlich waren sie alles andere als eine typische Piratenbande. Eigentlich... Tashigi schüttelte den Kopf, bevor ihr noch mehr derartige Gedanken durch den Kopf schossen. Pirat blieb Pirat, egal wie man es betrachtete. "Und, wie geht's dir so?" Überrascht von der Frage brauchte Tashigi einige Sekunden, um sich zu sammeln. "Was?" "Ich hab gefragt, wie es dir geht." "Öhm... gut..." Dieses freundliche Lächeln verwirrte sie. Was war denn mit dem los? Sanji sah ihr verwirrtes Gesicht und flüsterte: "Beachte ihn einfach nicht... ich bin ja auch noch da..." Er blinzelte ihr verführerisch zu. "SANJI!", rief Nami von der Flying Lamb. "Hör auf zu flirten!!" Sanji wandte sich ihr zu und trällerte: "Was denn, bist du etwa eifersüchtig?" Nami betrachtete ihn einige Sekunden schweigend, drehte sich um und meinte: "Ja." Sanji blinzelte. Ja? "JA???" Nami ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren unter Deck. "Hey, HEY! Warte! Was meinst du mit JA?! NAMIIIII!" Ruffy lachte laut auf. "Die beiden..." Er blinzelte Tashigi verschwörerisch zu. "Die wollen sich!" "Äh... wenn... wenn du das sagst..." "Hey, Ruffy!", rief Lysop. "Sei nicht so nett zu der, die ist doch von der Marine!!" "Ja, na und?" "Was meinst du mit NA UND? Die wartet doch nur darauf, dich zu verhaften!" "Ähm, nein..." Tashigi lächelte verlegen. "Ich... ich bin im Urlaub..." "Urlaub? Ist ja cool, ich wusste gar nicht, dass es so was bei der Marine gibt!" Ruffy schien hellauf begeistert zu sein, was Tashigi nur noch mehr verwirrte. Und auf den waren wirklich Hundertmillionen Berry ausgesetzt? Konnte man sich irgendwie so gar nicht vorstellen... andererseits... Don Creek, Arlong, Sir Crocodile... DAS sprach Bände! "Dass die Marine hier rumrennt, gefällt mir gar nicht", hörte man Sanji sagen. "Vielleicht ist der Schwertheini ihnen in die Falle gegangen... immerhin ist er jetzt schon fast eine Woche weg." Ruffy winkte lachend ab. "Ach, Quatsch, ihr glaubt doch nicht wirklich, dass Zorro sich von der Marine schnappen lässt?" "Es wäre nicht das erste Mal..." "Jetzt kommt schon... der hat sich nur mal wieder verlaufen!" Lysop nickte zustimmend. "Stimmt. Ich meine, er hat nen Orientierungssinn wie ne Badewanne! Wer weiß, wo der sich im Moment wieder rumtreibt..." "Ich wäre mir da nicht so sicher... wenn SIE hier ist", Nami nickte in Richtung Tashigi, "dann ist die Rauchwolke auch nicht weit... und mit dem hätte Zorro doch große Probleme..." "Glaubt ihr echt??" Ruffy kratzte sich ungläubig am Kopf. "Kann ich mir nicht vorstellen..." Tashigi konnte sich das nicht mehr anhören. Sie ging in die Knie. "Es tut mir Leid... es ist alles meine Schuld!" "Hm?" "Ihr... ihr habt Recht... sie haben ihn geschnappt!" Leise schluchzend fuhr sie sich über die Augen. "Sie werden ihn hinrichten! In drei Tagen! Wenn ihr nichts unternehmt..." Verzweifelt sah sie die Bande an. "Bitte, ihr müsst ihn retten! Ihr dürft nicht zulassen, dass er stirbt!" Schweigend sah Ruffy auf sie herab. Dann ballte er die Fäuste und schrie: "Los, wir müssen ihn da rausholen!" Er wollte schon losrennen, da packte Sanji ihn am Kragen und hielt ihn zurück. "Moment, du Vollidiot!" "Genau!", rief Lysop und sah Tashigi fest an. "Woher wollen wir wissen, dass sie uns nicht in eine Falle locken will?" Für diese Bemerkung verpasste Sanji ihm einen Tritt, der ihn zu Boden warf. "Die Lady lügt nicht!" Er wandte sich an den Leutnant. "Ich wollte eigentlich nur fragen, wo wir den Heini finden..." Einige Sekunden saß Tashigi nur zitternd da, dann hob sie den Arm und deutete Richtung Norden. "Ein kleines Dorf dort oben... ihr müsst nur der Straße folgen... wenn ihr an eine Gabelung kommt, müsst ihr links gehen, der Weg führt euch direkt ins Dorf." "Na also... los, Leute, holen wir unsren verirrten Schwertkämpfer wieder zurück!" Die nächsten zwei Tage verbrachte Tashigi in ständiger Unruhe. Die Flying Lamb ließ sie nie lange aus den Augen, doch nichts rührte sich. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Strohhutbande mit Zorro wieder zurückgekommen war. Am schlimmsten war die letzte Nacht. Tashigi hatte lange wach gelegen und als sie endlich eingeschlafen war, plagten sie schreckliche Alpträume, in denen sie immer wieder Zorros Hinrichtung erleben musste. Sie sah ihn, wie er gefesselt da stand, den Rücken zur Wand, die von den vielen Einschusslöchern schon total porös geworden war. Sie sah Smoker mit einigen Marinesoldaten, hörte, wie er den Befehl zum Anlegen gab. Zorro regte sich nicht, sein Gesicht war eine einzige starre Maske. Nur einige Schweißtropfen auf seiner Stirn zeigten seine wirklichen Gedanken. "Ich will hier noch nicht sterben!" "Feuer!" Tashigi wollte aufschreien, als sie den Donner der Gewehre hörte, doch kein Laut verließ ihren Mund. Sie hörte Zorros ersticktes Keuchen, als die Kugeln seinen Körper durchschlugen, sah sein schmerzverzerrtes Gesicht, als er stöhnend zusammenbrach. Musste hilflos miterleben wie das letzte Beben durch seinen Körper ging, als der letzte Lebenshauch aus ihm wich. Sah die riesige Blutlache, die sich langsam auf dem sandigen Boden ausbreitete. Mit einem Aufschrei schreckte Tashigi aus dem Schlaf. Sie zitterte am ganzen Körper und als sie sich leise seufzend über das Gesicht fuhr, bemerkte sie, dass ihr stumme Tränen über die Wangen liefen. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte lautlos in sich hinein. "Zorro..." Am Nachmittag des darauf folgenden Tages hatte sie ihre Koffer gepackt und sich auf den Rückweg gemacht. Es dauerte eine Weile, dann stand sie wieder in dem kleinen verschneiten Dorf. Jetzt, wo die Sonne hell auf die Erde schien und der Schnee in allen Farben des Regenbogens glitzerte, zeugte nichts mehr von den Vorkommnissen, die sich hier vor ein paar Tagen zugetragen hatten. "Sie haben ihn gerettet... da bin ich sicher. Dass sie noch nicht weitergefahren sind, muss ja nichts heißen...", versuchte Tashigi sich selbst zu beruhigen, als sie durch die leeren Gänge des Marinequartiers schritt und schließlich ihr Zimmer betrat. "Natürlich haben sie das! Sie sind doch gleich losgestürmt, um ihn zu holen!", lachte sie leise, als sie ihren Koffer auf ihr Bett warf und damit begann, ihn auszupacken. Im selben Moment, in dem sie sich umdrehte, um ihre Sachen in den Schrank zu räumen, sah sie etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Mit einem erstickten Aufschrei taumelte sie zurück, bis sie an die Wand stieß und an ihr zu Boden rutschte. Seine Schwerter... wieso waren sie noch hier?! Ein schrecklicher Verdacht überkam sie. "Damals hat der Strohhutbengel ihn gerettet..." Hatte Smoker vielleicht damit gerechnet, dass der Strohhut kommen würde, um Zorro zu retten? Hatte er ihnen eine Falle gestellt? Hatte sie sie in ihr Verderben geschickt? Auf einmal hatte sie die furchtbare Vorstellung von der gesamten Bande, wie sie Seite an Seite vor der durchlöcherten Wand standen und auf ihre Hinrichtung warteten. "Nein... Nein. Nein!" Ihre Gedanken rasten, als sie den Gang zu den Zellen hinunter rannte. "Das darf einfach nicht sein!" Die Zelle, in der Zorro gesessen hatte, war leer. Tashigi umklammerte die Gitterstangen, um ihren zitternden Knien nicht nachzugeben. "Bitte... bitte nicht!" Mit klopfendem Herzen trat sie in den Hinterhof des Gebäudes. Als sie die von Löchern übersäte Wand sah, musste sie für einen Moment gegen eine aufkommende Übelkeit ankämpfen. Doch dann beruhigte sich ihr Magen wieder und als sich ihre Atmung endlich wieder normalisiert hatte, ging sie seufzend in die Knie. "Kein Blut... sie haben es geschafft!" Tränen der Erleichterung liefen über ihre Wangen. "Sie haben es geschafft...!" Diese Nacht schlief sie so ruhig wie schon lange nicht mehr. Das heißt... sie wurde nicht von Alpträumen heimgesucht. Doch Zorro besuchte sie in ihren Träumen. Als hätte sie ihm diese Möglichkeit geben wollen, hatte sie die Balkontür einen Spalt offen gelassen. Leise schob der Schwertkämpfer sie auf und schlich sich ins Zimmer. Neben ihrem Bett verharrte er einige Sekunden und sah auf die schlafende Frau herab. Zögernd streckte er seine Hand nach ihr aus, entschied sich dann jedoch anders und ging am Bett vorbei. Moment mal... Tashigi öffnete die Augen. In der Dunkelheit des Raumes konnte sie einen Schatten ausmachen. Sie träumte nicht!! Da war tatsächlich jemand in ihrem Zimmer! Der Schatten hatte erkannt, dass sie nicht mehr schlief und machte einen Satz auf sie zu. Gerade als Tashigi aufschreien wollte, presste die Gestalt ihr die Hand auf den Mund und drückte sie zurück in ihr Kissen. "Schht... ganz leise." Tashigi riss die Augen auf. "Ich will keinen Ärger... nur meine Schwerter." Tashigis Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie in sein Gesicht sah. Dieser Blick... In seinen Augen glaubte sie etwas zu sehen, was sie selbst vor ein paar Nächten empfunden hatte. Doch der Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, verging und Zorro trat einen Schritt zurück. "Ich lass dich jetzt los. Wenn du schreist... bist du fällig." Er wandte sich von ihr ab und bückte sich nach seinen Schwertern. Er nahm sie an sich und stand wieder auf. Einige Sekunden zögerte er, dann flüsterte er leise: "Danke..." "Was?" "Ruffy hat mir alles erzählt... ohne deine Hilfe wäre ich jetzt..." Er sprach nicht weiter. Hinter sich hörte er das Rascheln der Bettwäsche, als Tashigi langsam aus dem Bett stieg. Schweigend drehte Zorro sich um und schluckte. In ihrem dünnen Nachthemd, im blassen Licht des Mondes, wirkte sie fast wie ein Geist - oder ein Engel. Unter seinen musternden Blicken fühlte Tashigi sich einerseits sehr unwohl. Andererseits verspürte sie auf einmal eine Hitze in sich aufsteigen, wie sie es noch nie erlebt hatte. "Bitte geh noch nicht..." Zorro zuckte kaum merklich zusammen. Diese Spannung, die auf einmal in der Luft lag... Spürte sie das auch? Er schluckte. Mit aller Macht versuchte er das Zittern seiner Hände zu unterdrücken, doch wie hätte er das schaffen können, wenn sein ganzer Körper vor Verlangen bebte? "Was... was denkst du? Ich meine, über mich?" Tashigi ging ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu und fuhr dann fort: "Ich begreife es einfach nicht! Einerseits stößt du mich von dir, sagst mir immer wieder, wie sehr du mich hasst und dass du meine Nähe nicht erträgst und andererseits... Andererseits siehst du mich mit diesem Blick an und... ich-" Sie stockte mitten im Satz, als Zorro auf sie zuging und sie zur Wand drängte. Langsam hob er seine Hand zu ihrem Gesicht und strich ihr sanft über die Wangen. "Ich hasse dich nicht... aber... dass ich deine Nähe nicht ertrage...", er führte auch seine zweite Hand an ihr Gesicht, "das war nicht gelogen... du bist ihr einfach zu ähnlich...", zärtlich streichelte er mit seinem Daumen über ihre glühenden Wangen, "dein Gesicht... deine Haare... dein Kampfstil... selbst die Art wie du redest... alles an dir erinnert mich so sehr an sie, dass es mich innerlich fast zerreißt, jedes Mal, wenn ich dich ansehe!" Tashigi verzog schmerzerfüllt das Gesicht. "Du... du tust mir weh!" Erschrocken wich Zorro einige Schritte zurück, als er erkannte, dass er seine Hände verkrampft hatte. "Tut... tut mir Leid..." "Ist... ist schon okay... wer... wer ist sie?" Zorro zögerte einige Sekunden, dann sagte er leise: "Eine alte Freundin... sie ist gestorben, vor einigen Jahren schon." "Aha..." Aha? Was Unsensibleres ist dir wohl nicht eingefallen? "Dieses Schwert hat einmal ihr gehört." Er hob das Wadouichi Monji an und betrachtete es schweigend. "Ich hab's ihr versprochen." "Was?" "Wir haben uns geschworen, dass einer von uns der Beste wird... als sie gestorben ist, habe ich versprochen, dass ich unsren Schwur einlösen werde..." "Ich werde stark für zwei! Ich werde die Nummer Eins in der Welt, damit mein Ruhm bis zu ihr in den Himmel strahlt!!" Als er an jenen Tag dachte, verspürte er einen stechenden Schmerz in der Brust, der ihm für einige Sekunden die Luft abschnürte. Ich werde der Beste! Als sie ihn so ansah, diesen traurigen Blick in den Augen, lief ihr ein Schauer über den Rücken und sie fuhr zitternd zusammen. Zorro steckte sein Schwert wieder weg und kam auf sie zu. "Du lernst es wohl nie, oder?" Gerade als Tashigi vor ihm zurückweichen wollte, streckte er seine Arme nach ihr aus und drückte sie an sich. "Du wirst dich noch erkälten, wenn du immer so dünn angezogen rumläufst..." Mit sanften Berührungen fuhr er ihr über den Rücken, immer an der Wirbelsäule entlang. Tashigi entfuhr ein leises Seufzen und Zorro spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. "Hör nicht auf... das fühlt sich so gut an...", hauchte sie. Es war genau wie in ihren Träumen. Wenn sie ihn jetzt gehen ließ, würde es für immer ein Traum bleiben... Sie sah zu ihm auf und auch er suchte den Augenkontakt. Doch nicht lange, dann wanderte sein Blick über ihr blasses Gesicht, bis er an ihren Lippen hängen blieb. Noch einmal suchte er in ihren Augen nach einer Antwort auf seine stumme Frage und als er sie nicht fand beugte er sich zu ihr herab und küsste sie. Erst war es nicht mehr als eine flüchtige Berührung, dann ein tiefer und inniger Beweis ihrer Gefühle. Atemlos keuchte Tashigi seinen Namen und schmiegte sich näher an ihn heran. Leidenschaftlich küsste Zorro ihre Lippen, ihre Wangen, ihren schlanken Hals; mit einer sanften Bewegung streifte er den rechten Träger ihres Nachthemds ab und liebkoste mit zärtlichen Berührungen ihre Schulter. Mit einem leisen Stöhnen fuhr Tashigi ihm durch die Haare und lenkte ihn sanft zum Bett hin. Sie legte ihm zärtlich die Hände an die Wangen und küsste ihn, wobei sie ihn sanft aber bestimmt auf die Decke drückte und sich auf seinen Schoß setzte. Zorro sah das Verlangen in ihren Augen und wusste, dass sie dasselbe wollte wie er. Langsam schob sie sein Hemd hoch und streichelte über seine Brust. Zorro schloss für einen Moment seine Augen, dann zog er sich das Hemd aus und ließ sich mit ihr auf die Matratze sinken. Tashigi sah ihn an. "Wir... wir dürften das eigentlich gar nicht tun..." Zorro lächelte. "Ich bin ein steckbrieflich gesuchter Pirat... was kümmert mich, was ich darf und was nicht?" "Aber-" "Kein aber", Zorro verschloss ihre Lippen mit einem tiefen Kuss. "Lass uns nicht darüber nachdenken..." Tashigi schloss die Augen. Ja... sie wollte nicht darüber nachdenken. Wollte alles vergessen, sich in seinen Küssen verlieren und sich ihm mit ganzem Körper hingeben. Diese Nacht würde es ihr egal sein, was richtig war und was nicht. Diese Nacht vergaß sie ihre Vernunft... Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen durchs Fenster und hinterließen ein angenehm warmes Gefühl auf der Haut. Seufzend streckte Tashigi sich. Es war ein wundervoller Morgen - die aufgehende Sonne tauchte das Zimmer in ein romantisches Rot - wenn auch ein wenig frisch. Als Tashigi ihr Nachthemd sah, das neben dem Bett auf dem Boden lag, erinnerte sie sich wieder an die Geschehnisse der letzten Nacht - und verstand auf einmal auch, warum es so kühl war. Mit einem verlegenen Räuspern bückte sie sich nach ihren Kleidern und zog sich rasch an. Dann erst drehte sie sich um und musste enttäuscht feststellen, dass Zorro nicht mehr da war. Genau wie seine Schwerter. Ein bisschen geknickt trat sie ans Fenster und sah zum Himmel, der sich in ein faszinierendes Naturfarbspiel verwandelt hatte. "Was hab ich erwartet?", seufzte sie. "Wenn er hier geblieben wäre und sie ihn erwischt hätten, hätten sie ihn wieder festgenommen..." Traurig drehte sie sich um und ging zu ihrem Schrank. "Warum muss er bloß Pirat sein?" "Warum ist sie bloß bei der Marine?" Zorro hatte lange Zeit neben Tashigi gelegen und sie im Arm gehalten, bis sie eingeschlafen war. Als ihre Atmung immer ruhiger und regelmäßiger geworden war, hatte er eigentlich gehen wollen, doch er hatte seinen Blick nicht von ihr wenden können. So hatte er noch einige Zeit neben ihr verharrt und sie schweigend betrachtet. Dann war er mit einem Seufzen aufgestanden, hatte seine Sachen zusammengesucht, sich angezogen und war gegangen. Nicht jedoch, ohne ihr noch einmal zärtlich durch die Haare zu streicheln und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken. "Verdammt..." Er fuhr sich durch die Haare und versuchte, nicht an sie zu denken. Ohne Erfolg. Zu sehr hatte er sich ihren Anblick eingeprägt. Zu sehr hallte ihre Stimme in seinem Ohr, wie sie ihm seinen Namen zuflüsterte. Zu sehr lag ihm ihr Duft in der Nase. Der Duft nach Rosen... Zorro atmete tief durch. Dieser Duft... er würde ihn sicher nie vergessen. Genauso wenig wie die letzte Nacht. Dass in dieser Frau - und auch in ihm! - so viel Leidenschaft steckte, hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet. "Da bist du ja endlich!" Zorro verzog das Gesicht. Na toll, das erste Gesicht, das er an diesem Morgen sah - Sanji. Der Tag fing ja schon toll an! "Ich dachte, du wolltest nur eben deine Schwerter holen!" "Ja und? Hab ich doch auch!" "Wie war das? Schnell rein, Schwerter holen und wieder weg? Dafür hast du aber verdammt lange gebraucht!" "Ach, nerv mich nicht!" Mit missmutiger Miene drängte Zorro sich an Sanji vorbei und ging unter Deck. Sanji schnupperte in die Luft. "Riecht's hier auf einmal nach Rosen??" "Hey, Fräulein, ich rede mit dir!" "Was?" Smoker fuhr sich kopfschüttelnd durchs Haar. "Meine Güte... bist du sicher, dass du schon unter den Lebenden wandelst?" Tashigi nickte. "Ja... ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr...", sie stockte und errötete. "Aha? So gut gelaunt? Freust dich wohl, dass der Pirat entkommen ist, wie?" Hastig schüttelte Tashigi den Kopf. "Natürlich nicht!! Wieso sollte mich das freuen?" "Nur so eine Vermutung... seine Schwerter sind also auch weg?" Sie nickte. "Und wie konnte das passieren?" "Ich... ich hab die... die Balkontür aufgelassen..." Smoker hob skeptisch eine Augenbraue. "Um die Jahreszeit? Ist das nicht ein bisschen frisch?" "Mir... mir war warm..." Der Captain nickte. "Das denk' ich mir... wie auch immer... der Idiot, der den ganzen Papierkram bearbeiten muss, bin ich... ich hasse dieses neue System..." Einige Sekunden lang herrschte Stille im Raum, dann sah Smoker den Leutnant an und meinte: "Ist noch was?" "Was? Äh, nein..." "Na, dann geh endlich! Deinetwegen hab ich schon genug Ärger am Hals..." "Ja... Entschuldigung..." "Ah, vergiss es." Gerade, als Tashigi den Raum verlassen wollte, rief Smoker ihr noch hinterher: "Ach, übrigens: wenn du nicht willst, dass dir irgendjemand unangenehme Fragen stellt, solltest du die nächsten Tage einen Schal tragen." "Einen... einen Schal?" "Ja. Die roten Flecken an deinem Hals geben doch Anlass zu Spekulationen..." "Hey, Zorro!" Vor Schreck wäre Zorro fast vom Sofa gefallen, als Ruffy in den Raum gestürmt war. "Das hier hat eben so ein kleiner Junge für dich abgegeben!" "Ein kleiner Junge?", gähnte Zorro ihn an. "Ja. Er meinte, so ne Brillenschlange hätte ihm fünfzig Berry gegeben, wenn er's dir übergibt." "Brillen... Brillenschlange?" Zorro war augenblicklich hellwach. "Gib her." "Hier." Einige Sekunden lang starrte Zorro das graue Bündel nur schweigend an, dann erkannte er, dass es seine Jacke war, in die er Tashigi gewickelt hatte, nachdem er sie aus den Schneemassen ausgegraben hatte. Sie hatte etwas unter der Behandlung der letzten Tage gelitten, doch das machte dem Schwertkämpfer nichts aus. Mit einem Lächeln schlüpfte er hinein und versenkte die Hände in den Taschen. Er stockte. "Was..." Er zog einen zerknitterten Zettel hervor. Darauf stand eine Adresse und darunter in ordentlicher Schrift: "Das ist die Marinestelle, zu der Smoker und ich versetzt werden, weil du uns entwischt bist... ich hoffe, wir sehen uns wieder... Tashigi" Zorro stand an der Reling und blickte hinaus aufs Meer. "Ich hoffe, wir sehen uns wieder..." Ein Marineleutnant und ein gesuchter Pirat? Ob das gut gehen konnte? Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Er konnte es nicht sagen. Aber es war eine Herausforderung. Und er liebte Herausforderungen. Kopfschüttelnd lief Sanji übers Deck. "Ich bin doch nicht verrückt? Es riecht hier definitiv nach Rosen!!" ENDE An dieser Stelle möchte ich mich ganzganzganzGANZ doll bei meinem Cousinchen Sel-chan bedanken, die mir sehr geholfen hat, einen Titel zu finden, samt dazugehörigem Untertitel, die meine Story gelesen, kommentiert, verbessert und daraus eine Leseprobe rausgesucht hat und die zu allem Überfluss meine schreckliche Kurzbeschreibung general-überholt und schön verändert hat, so dass eben was bessres bei rausgekommen ist ^.^ DANKEEEE!!! *verbeug* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)