Krieger, Magier und Diebe von Arianrhod- (AU, Science Fantasy) ================================================================================ Kapitel 16: Unerwartete Hilfe ----------------------------- Titel: Krieger, Magier und Diebe Teil: 16/24 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ Die Charas haben jetzt ihren Tiefpunkt erreicht, von jetzt an geht's nur noch bergauf für sie. *g* Die erste Szene in diesem Kapitel war ein Unfall. Ist irgendwie während des Schreibens passiert, keine Ahung, wie. ^///^ Mir gefällt sie aber. ** @ Sesshi-Chan: Mir tut er auch Leid, der arme Junge. Aber er bekommt schon alles auf die Reihe. Das selbe gilt auch für Yuriy. Kai und Dranzer waren unbrauchbar, weil sie alle zu sehr mit Black Dranzer verbunden waren. Black Dranzer selber ist kein normales Tisetha - da künstlich mit diversen Genen geschaffen - und für Calaminus nicht kontrollierbar. Es waren ja nicht nur Tisetah-Gene, sondern auch die von anderen Lebewesen, darum. <.< Falls das unverständlich ist, frag mich einfach noch mal. ^^'' @ spellmaster: Hier, bitte schön. ^^ @ are: Deine Kommis werden auch immer länger. ^--------^ Jonny und Michael tauchen noch auf, sonst hätte ich sie nicht auftreten lassen. Ich denke, das mit Zeo hat man schnell überlesen können, immerhin ist kurz darauf Kai gestorben. v.v Zeo ist Stahlklaue in Jacques' Begleitung, der den sechs die Amulette abgenommen hat. Kann schon sein. -.- Die Magier sind bei mir immer in einem ähnlichen Milieu. Schön, dass das jemandem aufgefallen ist, dass der eigentlich kein Tisetah haben kann. Das ist übrigens Jacques' Schuld. Er war in der Abtei, um auf sein Ziel hinzuarbeiten. Während Voltaire aber einem Hatesit zwei Tisetah geben wollte, wollte Jacques einem Magier ein Tisetah geben. Und Unicolyon - darauf wird nicht geachtet, die verbinden sich, wenn sie sich treffen, ob sie nun wollen oder nicht. Für das Mädchen brauchte ich ein Gesprächsthema. -.- Sonst hat das keine Bedeutung. Was Olivier macht, erfährst du dann demnächst. Übernächstes Kapitel...oder so. So solls auch klingen. Immerhin ist das der Tiefpunkt der Geschichte, für die zumindest. Ja, ich meine schon DEN Robert, sonst hätt ich einen anderen Namen genommen. Wer sagt denn, dass Robert kein Tisetah hat? Ich glaube, dieser Satz trifft Jacques ganz gut. O.O Wär' schlimm, wenn er begraben wäre <--- verstehst du nächstes Kapitel. Keine Sorge, DAS hab ich von Anfang an nicht ernst genommen. *g* Interessante Theorie, aber leider falsch. ^^ Eigentlich ist alles ganz einfach. Hier würde passen Come on, kill the phoenix. XD Rätsel wird im nächsten Kapitel gelöst. Wenn schon, denn schon! Warum einer, wenn alle gehen? Nachhilfe? Bestimmt. XD Hätt ich auch gern. Schöne Metapher... @ engel_salvia: Danke für dein Lob. ^---------^ Nö, Kai ist tot. Der hat ein Schwert ins Herz gekriegt. Da lebt man nicht mehr allzulang, schätz ich. Ein Tisetah stirbt mit seinem Hatesit(oder umgekehrt) und da Black Dranzer in dieser Hinsicht ein ganz normales Tisetah ist, ist er auch tot. Kai hat die Teshita mit Black Dranzer geschlossen, als er 10 war. Zwei Jahre später ist er dann aus der Abtei abgehauen. Erschienen ist Black Dranzer nur einmal in seinem Leben. ** ~~~~~~~ Unerwartete Hilfe "Tut die Wunde noch weh?", wollte Rei wissen und zerbrach damit die quälende Stille, die in der kleinen Zelle gelegen hatte. Bryan sah von seiner Pritsche auf. Sie war gegenüber Reis an der Wand angebracht. Durch das kleine, vergitterte Fenster fiel helles Sonnenlicht und zeichnete goldene Flecken auf den Boden. Bald würde die Sonne untergehen. In der Ecke stand ein Eimer, in dem man gewisse Dinge verrichten konnte. "Was denkst du denn?", fragte Bryan und seine Stimme klang scharf. "Lass es mich ansehen." "Warum? Du kannst jetzt doch sowieso nichts tun!" "Aber..." "Nerv nicht!" Rei wurde langsam wütend. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Da machte man sich Sorgen und wurde so angefahren! Was sollte das eigentlich?! "Du solltest mich wirklich mal danach sehen lassen. Du siehst nicht gut aus." Jacques hatte die Wunde zwar versorgen lassen, so dass Bryan am Leben blieb, aber unter den Söldnern schien keiner zu sein, der wirklich etwas von Heilkunst verstand. Rei schon und er hatte sofort gesehen, dass die Verletzung nur unzureichend versorgt war. Wenn man da nicht bald etwas ändern würde, würde es schlecht für Bryan aussehen. Der violetthaarige Krieger sah nicht besonders gut aus, sein Gesicht war bleich, aber zur gleichen Zeit schwitzte er. Seine Stirn glühte wahrscheinlich schon. "Nerv nicht!", wiederholte er keuchend und rollte sich herum. Rei fragte sich, wie er das aushalten konnte. Die Schmerzen in seiner Schulter mussten ihn doch um den Verstand bringen! Und dazu das Fieber. Aber Bryan beklagte sich nicht. Wenn Rei nicht ein so guter Beobachter wäre, hätte er auch nie gesehen, wie schlecht es dem Anderen wirklich ging. Er machte sich Sorgen. Mehr, als eigentlich angebracht war und er wusste nicht, warum. Aber das war ihm auch egal. Um solche Gefühle machte er sich nie Gedanken. Wenn sie da waren, akzeptierte er sie und handelte nach ihnen. Für Bryan musste das unverständlich sein. So, wie er reagierte... Was hatte er bloß erlebt, dass er so geworden war, wie er war? So kalt, emotionslos? Er war nicht wie Kai; er war anders als dieser, das war wirkliche Kälte. Rei verstand sie nicht. Welche Qualen mochte er in dieser Abtei erlebt, um die Wundschmerzen so einfach wegzustecken? Langsam stand er auf und trat zur Tür. "He!", rief er hinaus. Durch das Fenster konnte er in den kleinen Vorraum sehen. Mehrere Söldner waren dort versammelt und ,bewachten' sie. In Wirklichkeit waren sie aber mehr in ihr Kartenspiel vertieft. Was sollten sie auch anderes tun? Die Gefangenen würden nicht ohne Hilfe von außen aus den Zellen kommen. Jetzt drehten sie sich unwillig um. "Was ist?", grunzte einer miesgelaunt. Immerhin hatte er es den Gefangenen zu verdanken, dass er nicht irgendwo in der Burg in einem gemütlichen Zimmer sein konnte, vielleicht mit weiblicher Gesellschaft... Rei ignorierte den scharfen Tonfall und meinte: "Ich brauche Wasser und neue Verbände. Die Wunde sieht nicht besonders gut aus." "Ach ja? Glaubst du, das interessiert uns?" "Wenn sich die Verletzung entzündet, könnte er sterben. Ich glaube aber, Jacques braucht ihn noch. Außerdem war es einer von euch, der ihn verletzte." "Na und?" "Es ist wirklich wichtig. Bitte." Rei brachte es kaum über sich, das letzte Wort auszusprechen. Wer war er denn, dass er diese Kerle um etwas bitten musste?! Hoffentlich würde Bryan ihm das danken! Jetzt erhob sich der Mann und trat näher. Sein Gesicht wirkte zornig. "Hör zu, Mädchengesicht." Rei zuckte bei der Beleidigung zusammen, sagte aber nichts. Er wollte den Wächter nicht noch mehr erzürnen, da das die einzige Chance war, wie er an Wasser und Verbandsmaterial kommen würde. Also überging er das Schimpfwort und schwieg. "Ich weiß nicht, wo du herkommst, aber bei uns ist es nicht üblich, bei jedem Wunsch von einem Gefangenen sofort zu springen! Hast du verstanden?" "Aber...", begann Rei. "Kein Aber! Hast du verstanden?" "Hör auf, Thom.", schaltete sich einer der Anderen ein. "Ich glaube, Mädchengesicht hat Recht. Wenn der Kerl uns wegstirbt, haben wir die Arschkarte gezogen. Ich gehe hoch und sage Jacques Bescheid. Dann sehen wir weiter." Rei seufzte erleichtert auf. Sterndeuter würde etwas für Bryan tun, da war er sich sicher. Thom ging fluchend zum Tisch zurück und setzte sich. "Wenn du meinst. Aber lass mich aus dem Spiel!" Der freundliche Wächter, der Rei helfen wollte, zuckte die Schultern und verschwand. "Was tust du da?", erklang Bryans ungehaltene Stimme hinter ihm. Der Krieger spranch leise, so dass nur Rei ihn hören konnte, und gepresst. Rei setzte sich neben ihm auf die Pritsche. "Sei still. Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen." Wütend fuhr Bryan auf. "Mir geht es gut!" Rei runzelte die Stirn. Warum konnte der Andere nicht einmal ohne Protest Hilfe annehmen? War das denn so schwer zu ertragen? Musste er sich über alles beschweren? Er zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen und langte nach der verletzten Schulter Bryans. Dieser sog scharf die Luft ein und konnte ein Wimmern nicht unterdrücken. "Sag mal, spinnst du?! Das tut doch weh!" "Ich weiß." Bryan wusste sofort, dass er etwas falsches gesagt hatte. "Jetzt leg dich hin und ruh dich aus." Murrend funkelte der Violetthaarige ihn an, doch unter Reis entschlossenem Blick schwand sein Widerstand. Gehorsam legte er sich zurück. Es dauerte nicht lange, als der hilfsbereite Söldner wieder auftauchte. Ein kurzer Wortwechsel im Nebenraum entstand, den Rei nicht verstehen konnte. Er wollte gerade aufstehen und hinüber gehen, als ein Gesicht am Gitterfenster erschien. "Bleib da sitzen!", maulte Thom ihn an, als er seine Absichten bemerkte. Die Tür wurde aufgeschlossen und der hilfsbereite Mann kam herein. Er trug ein großes Tablett, auf dem einige Schüsseln und Tücher lagen. Er stellte das Tablett ab und verschwand eilig wieder. Anscheinend hatte er etwas Angst vor Bryan und Rei. Er hatte ja auch ganz recht. Der Zhaon'El hätte ihn wahrscheinlich mühelos überwältigen und töten können, wenn er gewollt hätte. Selbst die Entfernung wäre kein großes Problem gewesen. Und zu was Bryan fähig war...wer wusste das schon? In dieser Abtei jedenfalls musste er sehr viel gelernt haben, so wie Rei Jacques verstanden hatte. Aber wie hätte das weitergehen sollen? Sie wären nicht allzu weit gekommen. Darum blieb Rei bewegungslos sitzen, bis er die Schlüssel im Schloss knacken hörte, so schwer es ihm auch fiel. Dann stand er auf und ging zu der anderen Pritsche hinüber. Wer immer es auch gerichtet hatte, er verstand etwas von Wundpflege. Mehrere Tücher, lange, weiße Verbände, zwei Schüsseln mit Wasser und ein Napf mit Salbe würden sicher sehr helfen. Zufrieden nickte er und ging wieder zu Bryan zurück. Dieser lag noch immer bewegungslos auf der Pritsche. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging keuchend. Seine Stirn glänzte vor Schweiß und seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. War die Verletzung vielleicht doch schlimmer, als Rei angenommen hatte? Dann war es aber allerhöchste Zeit, dass er endlich etwas tat! Er griff nach Bryans Hemd, doch dessen Hand zuckte vor und umschloss Reis schlankes Handgelenk. Sein Griff war so stark, dass er schmerzte, und seine Augen waren weit aufgerissen und er schien irgendwie nicht zu begreifen, was er sah. "Was...? Bryan, lass mich los! Das tut weh!" Der Angesprochene stieß ein Keuchen aus und löste langsam seinen Griff. Er schien noch immer nicht erfasst haben, was gerade geschah. War er denn eingeschlafen gewesen? Aber...so schnell erwachte doch keiner! Rei begann langsam zu begreifen, dass Jacques ihnen nur die Spitze des Eisberges gezeigt hatte. Des Eisberges, der ,Vergangenheit in der Abtei' hieß. Was war dort denn wirklich geschehen? "Ich muss die Wunde sehen, wenn ich sie wirklich versorgen will, Bryan." Dieser nickte abgehackt und setzte sich auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Warum ließ er sich jetzt plötzlich anmerken, wie sehr es ihm weh tat? Rei schob den Gedanken beiseite. Er war nicht wichtig. Wichtig war, dass Bryan es tat, sich etwas öffnete, wenn wahrscheinlich auch nur für kurze Zeit. Rei streifte ihm erst die Weste ab, dann nestelte er an den Schnüren, die das Hemd an seinem Hals zusammen hielten. Danach schob Bryan ihn weg und zog sich das Kleidungsstück selbst über den Kopf. "Bei den Vieren!", flüsterte Rei entsetzt, als der Andere das Hemd beiseite legte. Bryans Oberkörper war durchtrainiert und unter der blassen, beinahe durchsichtigen Haut zeichnete sich jeder Muskel deutlich ab und regte sich bei jeder Bewegung Bryans geschmeidig und flüssig. Aber nicht das war es, das Rei so entsetzte, sondern die Narben. Sie zogen sich kreuz und quer über Bryans Brust, seine Schultern, viele feine, kleine Schmisse und wenige, breite Schrammen. Auf dem Rücken war es noch schlimmer. Diese Narben stammten eindeutig von Schlägen mit dem Stock oder der Peitsche. Rei wusste nicht, dass Max, Takao und Kenny vor nicht allzu langer Zeit ähnliches gesehen hatten - aber an Kai. Aber warum sollte das bei Bryan anders sein? Sie stammten beide aus dem selben Haus, wenn man das so sagen konnte. "Starr nicht!", zischte Bryan unangenehm berührt. "Sondern tu etwas!" "Ja. Moment." Reis Blick wanderte zu den blutgetränkten Verbänden an Bryans Schulter. Langsam entfernte er sie, wobei der Andere immer wieder ein Zischen ausstieß. Schließlich lag die Wunde offen vor dem Zhaon'El. Ihm wurde beinahe übel. Eiter und Blut quollen aus der Wunde, deren spröde Ränder gar nicht gut aussahen. Das musste schnellstens versorgt werden, damit man schlimmeren vorbeugen konnte! Rei holte eine der Schüsseln und ein Tuch und begann die Verletzung zu reinigen. Bald war das Wasser nicht mehr klar, sondern trüb und rot. Bryan rührte sich nicht unter der Behandlung, jedenfalls zuckte er nicht mehr zusammen vor Schmerz oder gab einen Laut von sich. Nach einer Weile entspannte er sich sogar etwas. Schließlich ließ Rei zufrieden von der sauberen Wunde ab und wischte noch kurz über die darum liegende Haut, damit jeglicher Dreck so weit wie möglich entfernt war. Was das wohl für eine Salbe war? Rei wusste es nicht, aber er vertraute dem unbekannten Heiler dort oben in der Burg. Was hätte er davon, wenn er Bryan vergiftete? Sanft strich Rei die Arznei um die Wunde, dann verteilte er den Rest auf einem der Verbände und legte ihn genau über die Wunde. Bryan zuckte zusammen und knirschte mit den Zähnen. Rei hielt inne. "Worauf wartest du?" Er nickte als Antwort und wickelte rasch und sachgerecht die Binde um die Schulter und Bryans Oberkörper und verschnürte sie schließlich. "Fertig. Ich hoffe, das hilft etwas." "Ich auch.", murrte Bryan, aber seine Stimme klang nicht mehr ganz so feindselig. Rei war froh darüber. Er wollte wirklich kein Feind für den Anderen sein, sondern im Gegenteil, ein Freund. "Alles in Ordnung?" "Ja. Was sollte nicht stimmen?" Rei seufzte. "Nichts." Er sah auf den Boden und wollte dann wieder aufsehen, doch sein Blich blieb an Bryans Oberkörper hängen. So schreckliche Narben. Was mochte in der Abtei wirklich abgelaufen sein? Der Angestarrte spannte unbehaglich die Muskeln und rutsche von ihm weg. "Was ist?" Seine Stimme klang irgendwie unsicher. Ob er sich der Narben schämte? Rei antwortete nicht, sondern hob die Hand und fuhr langsam über Bryans Oberkörper. Goldene Haut auf weißer. Er war irgendwie fasziniert von dem Anderen, handelte wie in Trance. Die Haut war kühl und glatt und weich wie Seide, zumindest an der Stelle, wo kein Narbengewebe war, ganz anders als er es sich vorgestellt hatte. Irgendwie hatte Rei geglaubt, Bryans Haut müsste spröde und hart sein. Der Andere erschauderte unter der Berührung, rührte sich aber nicht. Reis Hand glitt höher, über den Verband, den Hals, bis sie auf der Wange zum Liegen kam. Der heiße Atem des Anderen streifte sein Gelenk und seinen Arm. Beinahe schüchtern hob er seinen goldenen Blick und traf auf Bryans aus sturmgrauen, klaren Augen, in denen ein Ausdruck lag, den Rei nicht zu deuten wusste. Abrupt wurde Rei in die Wirklichkeit zurückgerissen. Dort saß keiner seiner Freunde oder guten Bekannten, sondern nur ein Verbündeter, jemand, den er eigentlich kaum kannte, und vor allem jemand, der das sicher nicht gutheißen würde. Er zuckte zusammen und zog die Hand weg, als hätte er sich plötzlich verbrannt. Bildete er sich das etwa nur ein, oder schlich sich tatsächlich etwas wie Enttäuschung in die grauen Sturmaugen? Da, hinter der Verwirrung und der...Angst? "Tut...tut mir Leid.", stotterte er und stand hastig auf um zu seiner Pritsche zurückzugehen. Ein harter Griff um sein Handgelenkt hielt ihn zurück. Rei drehte sich um, begegnete schüchtern Bryans Blick. Dessen Lippen zitterten. "Bitte...lass mich nicht allein. Bitte." Rei wusste nicht, was er sagen sollte, dann gab er seinem Gefühl nach und setzte sich wieder neben Bryan auf die Pritsche. "In Ordnung. Ich bleibe hier, wenn du willst." Bryans Blick war dankbar, aber nur kurz, dann griff er wieder nach seiner Kleidung und streifte sie über. Rei sah ihm dabei zu und grübelte darüber nach, was das eben zu bedeuten hatte. War Bryan doch nicht so hart...emotionslos, wie er geglaubt hatte? Aber auf der anderen Seite war es doch Bryans wahres Ich, was sie die ganze Zeit sahen. Bei ihm verhielt es sich nicht so wie bei Kai, der eine Maske trug. Rei lächelte. War es nicht ganz egal? Einzig und allein zählte doch, dass Bryan nicht nur ein gefühlloser, kalter Stein war, sondern durchaus auch Zuneigung empfinden konnte. Mehr war doch nicht wichtig. Seufzend beugte Robert sich wieder über die Papiere. Sein ganzer Schreibtisch war voll davon. Lauter Verwaltungskram, Anfragen wegen den Mienen und den Schmiedeerzeugnissen. Die Produkte aus Druskill waren gefragt, denn sie hatten Qualität und das schon seit Generationen. Dafür hatte der Graf viel zu viel zu tun. Und wenn er sich gar nicht konzentrieren konnte und seine Gedanken immer wieder abschweiften, kam er zu nichts. Wütend warf Robert den Federhalter auf den Tisch und stand auf. Normal schaltete er alles andere ab, wenn er sich um den Papierkram kümmern wollte, aber heute ging es nicht. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab. Heute war immerhin auch etwas geschehen, das er nie erwartet hatte. Warum musste Bourelet mit seinen Gefangenen auch hierher kommen? Bisher hatte Robert verdrängen können, dass draußen in der Wüste einige Dinge geschahen, gegen die er etwas unternehmen sollte. Einige Dinge, die nicht sein sollten. Von denen er wegen dem, was er war, eigentlich nichts wissen durfte. Robert hatte von Anfang an gewusst, das Bourelet und seine Verbündeten für die Diebstähle der Amulette verantwortlich waren. Immerhin waren Bourelet und dieser unheimliche, seltsame Karmaat zu ihm gekommen, um ihm und dem Magierturm Druskills anzubieten, sich an der Sache zu beteiligen. Höflich, aber bestimmt hatte Robert abgelehnt. Das sei nicht sein Ding. Er habe besseres zu tun. Die Hatesit hätten ihn nie behelligt. Er hatte viele Gründe angegeben und den Magiern in der Insel gleichzeitig untersagt zu helfen. Der wahre Grund aber war ein anderer. Er war sehr groß, wild, hatte einen scharfen Schnabel und riesige weiße Schwingen und einen mächtigen, roten und blauen Leib, vorn die Klauen eines Adlers, der Hinterleib der eines Löwen. Sein Name war Griffolyon und er war ein Tisetah. Sein Tisetah. Robert wusste, dass es zu einem Skandal kommen würde, würde man jemals entdecken, dass der Graf von Druskill ein Hatesit war. In seiner Familie hatte das nie gegeben, ja, eher im Gegenteil, einige zum Teil mächtige Magier waren unter seinen Vorfahren. Und er war jetzt das genaue Gegenteil. Und alles, weil er ein einziges Mal nicht auf seinen Vater gehört hatte und unbedingt die Wüste betreten wollte. Gleich beim ersten Ausflug war er auf Griffolyon gestoßen und die Bindung war schnell vollzogen gewesen. Seitdem war der Greif bei ihm. Robert musste sagen, dass ihm diese Situation gefiel. Er war nie begeistert gewesen, der Graf von Druskill zu sein; fühlte sich eingeengt und unverstanden, und war über jede Möglichkeit dankbar, aus dieser Welt, in die er hineingeboren war, auszubrechen. Auch wenn es nur eine geheime Flucht war, von der niemand etwas wissen durfte. Nachdenklich blickte Robert aus dem Fenster. Er befand sich in einem der Turmzimmer im Bergfried und von hier konnte er einen großen Teil der Burg überblicken. Menschen wuselten auf den Höfen und den Wehrgängen herum, betraten oder verließen Gebäude, gingen ihren Arbeiten nach. Einige Kinder spielten mit ein paar Hunden auf dem Hof unter einigen alten Bäumen. In der Nähe saßen einige alte Frauen und strickten. Neben den Ställen waren einige Männer damit beschäftigt, die Pferde zu tränken. Er war stolz auf das, was er sah. Er herrschte darüber, er organisierte es, es war teilweise seine Arbeit, dass alles hier so gut lief. Aber trotzdem gehörte er nicht dazu, er wusste es ganz genau. Er war anders als diese Menschen dort unten, denn er war ein Bündniskrieger. Gegenüber Magiern musste er misstrauisch sein, auch gegenüber anderen Fremden. Niemand durfte erfahren, was er war. Natürlich gab es einige Leute in Druskill, die davon wussten. Seine alte Kinderfrau, sein Verwalter, sein Lehrer, Ben. Ben hatte ihm immer zur Seite gestanden, treu und verlässlich. Jetzt würde er noch mehr tun müssen. Denn Robert konnte nicht daneben stehen, wenn Unrecht geschah. Ja, er hatte es zugelassen, weil er Bourelet indirekt unterstützt hatte, indem er ihm Druskill als Herberge zur Verfügung gestellt hatte, indem er geschwiegen hatte. Aber wenn es direkt unter seinen Augen geschah, konnte er nicht mehr zusehen. Es war Bourelets Fehler gewesen, den Weg über Druskill zu nehmen. Etwas mehr Unbequemlichkeit und Robert hätte ihn in Ruhe gelassen. So aber konnte der Graf seine Hände nicht in den Schoß legen. Sein Plan hatte schon begonnen zu reifen, als er die Gefangenen gesehen hatte. Er hatte sofort erkannt, dass es Hatesit waren, denn jemand anderen hätte Bourelet nicht mitgebracht. Darum hatte er die Zellen auch erwähnt. Es war klar, das Bourelet den Köder schlucken und ihn bitten würde, die Gefangenen dort unterzubringen. Robert war froh um den Geheimgang, den einer seiner schreckhaften, ängstlichen Ahnen dort hatte anlegen lassen - ehe er die Arbeiter umgebracht und alle Informationen darüber vernichtet hatte. Es durfte doch niemand etwas von dem geheimen Fluchtweg wissen. Robert konnte diese Verhaltensweise zwar nicht gutheißen, aber jetzt kam sie ihm zunutzen, denn der Gang war noch immer sehr geheim. Er seufzte und prägte sich das Bild, das sich ihm auf dem Burghof bog, noch einmal ein. Wahrscheinlich würde er würde es nie wieder sehen. Er hatte beschlossen etwas zu tun und Druskill würde die Folgen tragen müssen. Anders ging es nicht. Der Graf würde seine Insel verlassen und den Hatesit folgen. Darum musste er jetzt auch zurück zu seinem Papierkram. Er musste jetzt noch einige Dinge erledigen, sonst würden Ben und alle, die ihm mit der Verwaltung Druskills helfen würden, es zu schwer haben. Ben selbst war in Roberts Auftrag unterwegs und bereitete alles für die Flucht vor. Sie konnten ja schlecht ohne Bewaffnung und Gepäck durch die Wüste. Wo sollte das denn hinführen? Die Stuhlbeine schabten über den Steinboden, als Robert sich wieder hinsetzte. Langsam griff er nach dem Federhalter und tauchte ihn in das Tintenfässchen. Dann warf er einen Blick auf die Unterlagen und begann zu schreiben. Er setzte gerade den letzten Punkt, als ein Klopfen an der Tür ihn aus der Konzentration riss. "Ja?" Die Klinke wurde heruntergedrückt und die Tür lautlos aufgeschoben. Ben trat herein und schloss die Tür hinter sich wieder. "Alles erledigt, Robert." "Danke." "Du willst das wirklich tun?" "Ja. Es muss sein. Etwas muss beendet werden. Meine Aufgabe ist es, dabei zu helfen." Ben runzelte misstrauisch die Stirn. "Was meinst du damit? Du redest nicht von den Diebstählen." "Nein. Ich meine damit die Feindschaft und die Ächtung der Hatesit." Das war ein Thema, das Robert schon lange am Herzen lag. Es musste etwas daran geändert werden, dass die Bündniskrieger überall verachtet wurden. Wenn nicht jetzt, wann denn dann? Robert legte die Feder hin und schraubte das Tintenfässchen zu. Dann stand er auf. "Ich habe alles erledigt, was zu erledigen ist. Ich hoffe du kommst zurecht." Ben nickte, sagte aber nichts. Es war ihm anzusehen, dass er gerne eine andere Lösung gefunden hätte. Aber so sehr er auch suchte, er fand nichts. Es gab keine andere Möglichkeit. "Ich wünschte, nicht du müsstest gehen." "Es ist aber so. Mach dir keine Sorgen, Ben." Robert trat auf seinen alten Waffenmeister zu. So viel hatte Ben ihm beigebracht. Wie das Schwert zu führen war. Kriegsführung, Strategie, Taktik. Aber nicht nur das. Auch die Menschenkenntnis hatte er von Ben gelernt. Wie die Menschen anzufassen waren. Wie man sie dazu bringen konnte, alles für ihn zu tun. Wie weit sie gehen würden für etwas, was sie begehrten. "Danke, Ben.", sagte Robert kurz. "Ich bin sicher, du wirst den Posten gut ausfüllen und für Druskill sorgen. Eines Tages werde ich vielleicht zurückkehren können." "Ich werde daran arbeiten.", erklärte Ben und verbeugte sich, ehe er mit kurzem Gruß wieder ging. Seufzend sah Robert sich noch einmal in dem Raum um, der ihm für lange Jahre als Arbeitszimmer gedient hatte. Er wusste, dass er ihn für lange Zeit nicht wieder sehen würde. Seine Hand wanderte unbewusst zu dem roten und blauen Amulett, das er an der Kette unter dem Hemd trug. Griffolyons Amulett. Er wusste, dass seine Entscheidung die richtige war. Entschlossen kehrte er dem Zimmer den Rücken und ging hinaus. Hinter ihm fiel die Tür mit einem entgültigen Klicken ins Schloss. Unruhig tigerte Takao in der kleinen Gefängniszelle hin und her. Viel Platz dafür war nicht. Der Raum war schmal und an beiden Seiten waren harte Holzpritschen an den Wänden angebracht. Auf ihnen lagen einige Decken. Ein Eimer für die Notdurft stand in einer Ecke und durch die kleinen, vergitterten Fenster fiel fahles Mondlicht. Die Sonne war bereits vor einiger Zeit untergegangen, aber Takao konnte keinen Schlaf finden. Gelangweilt saß Yuriy auf einer der Pritschen und sah Takao zu, der einige unverständliche Worte vor sich hin murmelte. Er war tief in Gedanken versunken. Das ging schon die ganze Zeit so, seit sie hier drin waren. "Komm schon." Yuriys Stimme riss ihn aus den Gedanken. "Was?", fuhr Takao auf und sein Ton war ziemlich scharf. Er vertrug es nicht in einem so engen Raum eingesperrt zu sein. Das machte ihn nervös und reizbar, er fühlte sich eingeengt und eingesperrt - was er in diesem Fall ja auch war. "Setz dich." Gehorsam ließ Takao sich auf der Pritsche nieder. Aber er saß nicht lange ruhig, sondern rutschte hin und her und suchte eine andere Stellung. Schließlich stand er wieder auf. Yuriy seufzte. "Du machst mich ganz wirr. Kannst du nicht einmal stillhalten?" Auch seine Stimme klang gereizt. Takao schüttelte den Kopf. "Wie kannst du nur so still sein!" "Arg! Weil ich sowieso nichts tun kann! Die Tür ist viel zu dick! Und auch wenn wir hinauskönnten, da draußen sind was weiß ich wie viele Menschen, und die werden uns sicher nicht einfach vorbeispazieren lassen!" "Aber..." "Setz dich und sei still! Ich frage mich, wie Kai es so lange mit dir ausgehalten hat!" Takaos Augen funkelten wütend. "Ich frage mich dasselbe! Aber in deinem Fall! Wie konnte er nur mit jemandem wie dir befreundet sein?" Yuriy richtete sich auf. Sein Körper war angespannt. "Soll das eine Beleidigung sein?" "Ja. Hör endlich auf, an mir rumzunörgeln!" Zwischen den eisblauen Augen bildete sich eine steile Falte. "Warum? Nerve ich dich etwa?" Dieser Streit war kleinlich und unnötig, aber Takao war nicht gewillt, ihn beizulegen. Er wollte jetzt einen Krach mit Yuriy. Das würde ihm verdammt noch mal helfen, ruhig zu werden. Er explodierte und warf Yuriy einige Sachen an den Kopf, die dieser sicher nicht gerne hörte. Dass er verdammt kalt sei. Dass es ihm doch egal sein könne, was Takao mache. Sonst sei es ihm doch auch egal gewesen. Dass er es nicht verdiene, einen solchen Freund wie Kai zu haben. Dass er es nicht schaffe, diesem gerecht zu werden. Dass er... Takaos Liste fand kein Ende, aber das brauchte sie auch nicht, denn nach diesen Anschuldigungen konnte sogar jemand wie Yuriy nicht ruhig sitzen bleiben und er brüllte zurück. Dass es Takao verdammt noch mal nichts anginge, wie er war. Dass es ihm nicht egal sei, was Takao mache, nie egal war. Immerhin war Takao ein Freund von Kai und alle von dessen Freunden waren für Yuriy interessant. Dass Takao gar keine Ahnung habe, was Kai und ihn verbunden hatte, immer noch verband, über den Tod hinaus. Dass er Kai durchaus gerecht werden könne, ihm beistehen könne. Dass er...auf jede Anschuldigung fand er eine passende Erwiderung und sie wurden erst aus ihrem Streit gerissen, als jemand grob gegen die Tür bollerte. "He! Hat das mal ein Ende da drin!" "Schnauze!", brüllten die Streitenden gleichzeitig. "Misch dich nicht ein!" Sie erhielten keine Erwiderung, sondern hörten nur, wie sich Schritte entfernten. Anscheinend hatte ihr ,Gegner' Angst bekommen. Aber auch danach schwiegen sie noch. Nur zögerlich warfen sie sich gegenseitig einen Blick zu. Dann wich die gesamte Anspannung in einem befreienden Lachen. Es tat gut. Es war ein völlig irrsinniges, absurdes Lachen und es passte nicht in diese Situation, diesen Ort, diese Zeit. Aber es musste heraus. Aus dem Vorraum konnte er ein Murren hören und dann den Ruf: "Die sind verrückt." Endlich hatten sie sich beruhigt und ließen sich japsend auf die Pritschen fallen. Takao sah Yuriy an, der sich den Bauch hielt. Lachend sah er gar nicht mehr so böse und kalt aus. "Weißt du, dass du ohne diesen eisigen Gesichtsausdruck viel netter aussiehst? Sogar richtig sympathisch!", fragte er schließlich. Erstaunt sah Yuriy ihn an. Dann schüttelte er den Kopf. "Ist doch egal.", murmelte er. "He, tut mir Leid, was ich gesagt hab, war nicht so gemeint.", meinte Takao, doch Yuriy winkte ab. Anscheinend wusste er, warum Takao auf diese Weise reagiert hatte. "Schon okay. Sag nichts mehr." Yuriy richtete sich auf und rutschte auf der Pritsche zurück, so dass er sich gegen die Wand lehnen konnte. Er warf einen Blick aus dem Fenster. "Wir sollten jetzt schlafen. Sonst kommen wir morgen nicht weit." Takao schüttelte den Kopf. "Kann ich jetzt nicht." Auch Yuriy schien es so zu gehen. Er machte nicht die Andeutung, sich zu rühren, doch seine Augen waren weit offen und er wirkte kein bisschen müde. "Duuu?", begann der Jüngere nach einiger Zeit des Schweigens. "Ja?" "Wie lange kennst...kanntest du Kai schon?" Yuriy schwieg. Sollte er...sollte er Takao davon erzählen. Von der Zeit in der Abtei? Er wusste nicht, woher das Gefühl kam, aber irgendetwas drängte ihn, dem Kleineren davon zu berichten. "Seit er sechs war. Ich bin nur ein Jahr älter als er. Ein Jahr länger...dort." Yuriy machte eine Bewegung nach draußen, aber Takao verstand, was er damit sagen wollte. Er wollte etwas fragen und öffnete den Mund. Dann überlegte er es sich anders und schwieg. "Er wurde mir zugeteilt. Ich sollte etwas auf ihn aufpassen und ihn einweisen. Später würden wir auch zusammen...lernen. Wir, Bryan, Sergej und Ivan waren ein Team. Na ja, erst war mir das nicht recht. Ich sollte mich mit so einem Kleinen, einem Neuen abgeben? Tja, aber das war ein Befehl und Befehle befolgte man ohne zu murren." Yuriy schüttelte bei dem Gedanken daran den Kopf. "Ich war sofort fasziniert von Kai. Na ja, ich glaube, das ist jeder, der ihn zum ersten Mal in die Augen schaut und seine Seele dahinter sieht." Takao fühlte sich an den Moment zurückversetzt zu dem Augenblick, vor Hiros Halle, als Kai gesagt hatte er wollte gehen, an den Moment, nachdem Takao ihm einige Dinge vorgeworfen hatte. Er hatte in diesem Augenblick auch Kais Seele gesehen. Ehrlich gesagt war der Junge schon von dem Moment an, an dem Kenny ihm im Silbernen Löwen gesagt hatte, Kai sei ein Bündniskrieger, von diesem fasziniert gewesen. Aber diese Faszination hatte sich nicht auf Kai selber bezogen, sondern auf die Welt, aus der er stammte. Sie war fremd, neu und geheimnisvoll und alles was das war, zog Takao an. Darum hatte er damals mehr über Kai erfahren wollen. Später, nachdem Kai ihnen geholfen hatte, war hatte sich Anziehungskraft auf Takao verändert. Er war jetzt ein Freund, ihr Anführer und Helfer. Dafür hatte der Jüngere ihn bewundert. Dann aber, in dem Moment vor Hiros Halle war die Faszination zurückgekehrt, etwas anders als vorher und vor allem stärker. Er nickte. Er verstand Yuriy. Dieser zuckte die Schultern. "Kai...Kai war etwas Besonderes, Außergewöhnliches, aber auch Befremdendes. Er war anders als alle anderen und das hat mich entgültig in seinen Bann gezogen. Ich bin ihm verfallen, kann man sagen, schon damals, mit Haut und Haaren. Alles hätte ich für ihn getan, glaube ich." Yuriy runzelte die Stirn. "Auch wenn mir das erst jetzt auffällt." Er schwieg lange. Takao störte ihn nicht. Er wusste, dass er eigentlich zu denen gehörte, die sich selbst gerne reden hörten, aber in manchen Situationen schwieg man besser - und auch er. Jetzt war eine solche Situation. Schließlich sprach der Rothaarige weiter: "Weißt du, dass Kai oft gedichtet hat?" "Wirklich? Das hätte ich gerne gehört." "Ja. Ich würde dir jetzt gern ein Beispiel nennen - aber ich weiß nichts mehr. Dabei waren sie schön. Er war zwischen sechs und zwölf und mich haben seine Verse immer bezaubert." Yuriy schüttelte den Kopf. "Kai...war schon seltsam. Etwas bizarr vielleicht in der Welt der Abtei. Grotesk. So jemand wie er passte nicht da rein. Dass er durchgehalten hat, war ein Wunder. Er ist wirklich stark." "Hm.", machte Takao und wollte weitersprechen, als von draußen einige Stimmen erklangen. Er horchte stirnrunzelnd auf. "Wer...?", begann Yuriy und stand auf, doch Takao war schneller. Er spähte bereits aus den Gitterstäben, als der andere sich noch nicht einmal richtig von der Pritsche erhoben hatte. Takao konnte einige Gestalten im Fackellicht sehen. Die Söldner. Aber da war noch jemand anderes. Das war keiner der Wächter, aber er kam Takao bekannt vor. Groß, breitschultrig, mit kurzgeschnittenem Haar und einem langen Schwert an der Seite stand er vor ihnen. Es dauerte einen Moment, ehe Takao den Grafen von Druskill erkannte. Was wollte der Kerl hier unten? Hatte es Streit zwischen Jacques und ihm gegeben? Einer der Söldner schüttelte den Kopf, darauf hin zog der Graf - war sein Name nicht Robert? - sein Schwert und stieß es ihm ohne Umschweife in den Bauch. Der Getroffene stieß ein Röcheln aus und sackte sofort zusammen. Das alles hatte nur einen Augenblick gedauert. Dann riss Robert sein Schwert zurück und sprang über den Tisch in die andere Seite des Raumes. Was sollte das? Warum wollte sich der Kerl mit einem Dutzend ausgebildeter, erfahrener Krieger anlegen? Über Roberts strenges Gesicht huschte ein kurzes Lächeln, dann sagte er ruhig: "Griffolyon." Einen Moment fragte sich Takao, was dieses Wort zu bedeuten hatte. War es ein Zauberspruch? Dann erschien vor Robert ein dunkelblau leuchtender, großer Schatten, der rasch feste Gestalt annahm. Zwischen dem Grafen und den Söldnern stand nun ein großer Greif. Seine mächtigen, schönen Schwingen waren schneeweiß, der Löwenleib rot und die Adlerklauen blau. Der lange Schwanz mit der dicken Quaste am Ende peitschte heftig durch die Luft und die eisengrauen Klingen an den Schultern, so wie der Panzer, der wie aus grauem Eisen schien, blitzten im Licht der Fackeln und spiegelten es. Der Greif - Griffolyon - stieß einen lauten Schrei aus und ging sofort zum Angriff über. Seine mächtigen Klauen rissen die Kettenhemden der Krieger auf wie Papier und zerfetzten die Körper. Einige Schreie erhallten, der einzige Mann, der es schaffte bis zur Tür zu kommen, wurde von Roberts Dolch gefällt. Zufrieden tätschelte der Graf Griffolyon den Nacken, der seinen blutigen Schnabel kurz an dessen Bein rieb und sich dann abwandte. Robert holte seinen Dolch zurück und wischte die Schneiden ab, ehe er sie in die Hüllen schob und nach den Schlüsseln für die Zellen griff, die auf dem Tisch lagen. "Saubere Arbeit.", meinte Yuriy hinter Takao. Dieser zuckte zusammen. Er hatte ganz vergessen, dass der Rothaarige auch noch da war, so fasziniert war er von der Vorstellung des Grafen gewesen. "Das war von langer Hand geplant." "So lang auch wieder nicht.", mischte sich die Stimme des Grafen ein. Der Schlüssel knackte in dem Schloss, dann öffnete sich die Tür. Sie standen Robert gegenüber. "Nehmt euch die Waffen.", sagte er knapp, ehe er sich der nächsten Tür zuwandte. Yuriy verließ sofort den Raum und begann, die Klingen zwischen den Leichen hervorzuklauben. Angeekelt blieb Takao stehen. Auch wenn er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, viele Tote zu sehen, so war der wirkliche Anblick doch etwas ganz anderes. "Was ist?", wollte Yuriy wissen. Takao schüttelte den Kopf und murmelte: "Ich..." Er war kreidebleich im Gesicht. Trotzdem nahm er das Schwert an, dass Yuriy ihm reichte. Bedauernd dachte er an seine eigene Klinge. Jacques hatte ihm das Katana natürlich abgenommen. Das alte Erbstück! Er hatte nicht richtig darauf aufpassen können. Aber...er würde es sicher wieder in den Händen halten. Wichtiger war sowieso Dragoons Amulett. Viel wichtiger... Robert hatte inzwischen die Anderen aus ihren Zellen gelassen und trat zu Griffolyon, um ihn zurückzurufen. Der Greif verschwand, wie er gekommen war. Sie bewaffneten sich, dann wandte Lee sich an Robert und meinte: "Ich weiß nicht, wie wir Ihnen danken können, immerhin..." Robert winkte schroff ab. "Seien Sie still. Dafür ist später noch genug Zeit, da ich euch jetzt für einige Zeit begleiten muss. Zumindest aus der Reichweite Druskills hinaus." "Warum?", wollte Max verständnislos wissen. "Ich meine, Sie..." "Max. Das ist doch ganz klar!", belehrte ihn Kenny. "Da oben sind Magier und aufgrund der Spuren in diesem Raum können sie den Verlauf des Kampfes sehr schnell herausfinden - ebenso wie alle die Beteiligten. Das würde ihn natürlich sofort enttarnen." "Oh. Stimmt. Dann können Sie uns ja im Kampf gegen die Diebe helfen!" "Das besprechen wir später.", erklärte Robert scharf. "Erst einmal müssen wir von hier verschwinden. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis man da oben bemerkt, was geschehen ist, und zu diesem Zeitpunkt sollten wir so weit wie möglich weg sein." Robert marschierte entschlossen in eine der Zellen. Alle starrten ihm verdutzt hinterher. Hatte er nicht gerade gesagt, sie sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden? Warum krauchte er dann in einer der Zellen herum? "Worauf wartet ihr?" "Äh...ist...ist der Ausgang nicht dort?", wollte Takao langsam wissen und deutete auf die Tür, durch die sie, die Söldner und auch Robert den Raum das erste Mal betreten hatten. "Haltet ihr mich für senil oder was? Hier ist ein Gang, der uns direkt in die Wüste bringt. Sehr weit weg von hier. Nun kommt schon." Robert schob einen Dolch zwischen zwei Steine, die er vorher abgezählt hatte, dann trat er zu einer der Seitenwänden und drückte auf drei verschiedene Steine, ehe er einen weiteren mühsam drehte. Sofort ertönte ein Klicken. Beinahe lautlos zogen sich einige Steine zurück. Der Dolch fiel mit einem Klirren auf den Boden. Robert hob ihn auf. Kurz darauf klaffte ein Loch in der Wand. Es führte direkt in die Dunkelheit. "Nehmt die Fackeln.", befahl Robert kurz. "Und steht nicht herum wie Ölgötzen." Sofort kam Bewegung in die Gruppe, die die Anweisungen des Grafen sofort befolgten. Nichts wie weg hier! Takao griff sich eine Fackel. "Werden die nicht wissen, wo wir hin sind?", fragte Kenny besorgt und folgte seinem Freund. Robert schüttelte den Kopf. "Nein. Der Gang ist durch einen sehr alten, sehr mächtigen Zauber geschützt. Und den Gang kennen nur drei Personen außer mir und die wissen auch von Griffolyon. Von ihnen ist keine Gefahr zu erwarten." Er war der letzte, der den Gang betrat. Hinter ihm schloss sich das ,Tor' wieder, nachdem er einen Hebel umgelegt hatte. "Einfach geradeaus.", sagte er. "Es gibt keine Abzweigungen oder so. Lauft einfach zu." Takao folgte der Anweisungen und lief los. Später konnte er nicht mehr sagen, wie lange sie in dem Gang gewesen waren. Aber er war froh, dass er ihn endlich hinter sich ließ und die Freiheit der Wüste wieder fühlte. ~~~~~~~ Und weg sind sie. XD Einerseits ging es zu schnell, andererseits ist es logisch, was da passiert ist. ôO Ignoriert mein Geschwätz -.- Okay, das nächste Kapitel wird euch gefallen(denke ich oder besser: weiß ich), aber darauf müsst ihr noch ein bisschen warten. Schreibt ihr mir ein paar Kommis? Bye Silberwölfin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)