Krieger, Magier und Diebe von Arianrhod- (AU, Science Fantasy) ================================================================================ Kapitel 13: Vorbei? ------------------- Titel: Krieger, Magier und Diebe Teil: 13/24 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ ** @ spellmaster: Was meinst du mit 'anders'? Du hast sicher mitgekriegt, dass ich mich von BB nur ein paar Folgen kenne. Und für eine Analyse von Kais Charakter hat es nicht gereicht. Ich bin immer dankbar, wenn mir jemand sagt, was ich falsch gemacht habe. Kenn ich, ging mir am Anfang genauso. Inzwischen schreibe ich das, was mir besonders gefallen hat. Oder noch besser, was mir nicht gefallen hat. @ Jazzy: Mal sehen, ob du das nach diesem Kapitel auch noch sagst... ^^'''''' @ are: Also, ich würde nicht sagen, dass das hier 'ne YuKa ist, aber auch nicht, dass es keine ist. Es gibt ein paar Andeutungen darauf, besonders in diesem Kapitel. Das mit den vielen Namen tut mir Leid... Aber ich leide nun mal unter dem Tu-so-viele-Personen-wie-möglich-in-eine-Geschichte-Syndrom... In Feuermond sinds noch mehr. @.@ @ Sesshi-Chan: Danke für dein Lob *rot werd* ^----------------------^ Ich mag den Namen auch. Im Übrigen hab ich ewig gebraucht, ehe ich für jeden den Namen hatte. -.-° Von der Vergangenheit gibts nicht mehr allzuviel, aber lass dich einfach überraschen. Nicht so schlimm? Okay, dass haben mir alle gesagt, also wird's wohl stimmen. Yo, ich fands 'ne gute Idee, die dauernd aufeinander losgehen zu lassen. Aber ist doch nicht so oft passiert, wie ich eigentlich wollte. Mal sehen, was ich da noch machen kann... @ Menteni: Stress? Kenn ich, lass dich nicht davon stören. Yuriy und Kai zusammen? Fragt sich nur, wie lange noch... ** Also, dieses Kapitel liegt mir besonders am Herzen. Es ist die Vorbereitung zu meinem absoluten Favo-Kappi(dem 17.) in KMuD. v.v Ich hab mir ganz viel Mühe damit gemacht, vor allem mit dem Mittelteil und dem Ende. *hust* *an das Ende denk* ^^'''' Der Titel passt zwar zum Kappi, aber ich glaube, Schock den Leser! hätte es wohl besser getroffen. -.- Ihr werdet mich zwar dafür umbringen(für das Ende meine ich XD), aber ich hoffe, dass ihr trotzdem noch weiterlest. Deswegen werde ich mich auch schon jetzt verabschieden. Nehmt's nicht so tragisch...(Wir werden eine kleine Feier veranstalten, wenn ihr das wollt.) Bye Silberwölfin PS: Irgendwie freu ich mich schon auf eure Kommis...^^''''''''''''''(Und bitte nehmt nicht nur zum Ende Stellung, okay?) ~~~~~~~ Vorbei? "Wie weit ist es denn noch bis Zhekan?", durchbrach Kevin plötzlich die herrschende Stille. Vorher hatten sie alle geschwiegen und die einzigen Geräusche waren ihre Schritte und die Hufe des Pferdes gewesen. Es war, als hätte die Welt den Atem angehalten. Rei sah ihn kurz an und zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Letztes Mal kam mir der Weg kürzer vor." Er sah zu Lee, der erklärte: "Das liegt daran, dass wir sehr viel schneller vorangekommen sind. Damals waren wir in Eile." "Und sind wir das jetzt nicht mehr?", fragte Kevin. "Doch, eigentlich schon. Wir sollten aber ausgeruht sein, wenn wir in Zhekan ankommen. Wir können uns keinen Fehler leisten." Eine Weile herrschte Schweigen, dann wollte Rei wissen: "Und was, wenn diese Trödelei nun ein Fehler ist?" "Dann können wir nichts daran Ändern.", grummelte Lee. "Hat dir die letzte Hetzerei nicht gereicht?" "Doch. Ich meine ja nur." "Lass es bleiben. Es hat sowieso keinen Zweck. Wir können nichts mit Sicherheit sagen." "Wie du meinst." "Willst du was?" "Ja. Dieses bedrü¼ckende Schweigen endlich loswerden." "Und wie soll ich dir damit helfen? Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Warum redest du nicht mit Kevin?" "Weil er ebenfalls kein Thema hat." "Und unsere neuen Begleiter?" Lee deutete mit dem Daumen auf Sergej und Bryan, die einige Meter hinter ihnen liefen. Rei warf ihnen einen kurzen Blick zu. Beide gingen schweigend und mit verschlossenen Gesichtern nebeneinander her. Reis goldener Blick wanderte zu Lee zurück, er ersparte sich aber jeden Kommentar. Was gab es dazu schon zu sagen? Lee wusste genauso gut wie Rei, dass Bryan und Sergej nur wenig sprachen. Das, was Bryan von sich gab, war mehr als nur karg. Sergej begann von sich aus zwar nie ein Gespräch, aber wenn er gefragt wurde, antwortete er, manchmal sogar ausführlich. Hin und wieder erwärmte er sich sogar richtig für ein Thema, so dass man wirklich gut mit ihm diskutieren konnte. Aber manche Themen sollte man geflissentlich vermeiden, wenn man nicht wollte, dass der blonde Riese in die gleiche Wortkargheit wie Bryan verfiel. Unter diesen Themen waren leider auch die interessanten - Kai, die gemeinsame Vergangenheit und Herkunft, die Vergangenheit im Allgemeinen. Vorsichtig hatte Rei diese Themen in den letzten drei Tagen, an denen sie schon gemeinsam reisten, vermieden. Jetzt ließ er sich zurückfallen, bis er neben Sergej lief und meinte freundlich: "Wieder so schweigsam heute?" "Halt die Klappe!", kam es miesgelaunt von Bryan, doch der Blonde brummelte nur und zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Mit dir rede ich nicht!", fauchte Rei Bryan an. "Sondern mit Sergej!" "Ach ja?", schnappte der Andere. "Warum nervst du mich dann die ganze Zeit?" "Hör doch nicht hin! Oder lass dich nicht nerven!" "Unmöglich! Du scheinst ja überall zu sein, wo ich bin!" "Sicher nicht mit Absicht! Deine Gegenwart hält man ja im Kopf nicht aus!" "Wie schön! Glaubst du nicht, dass das Absicht ist?" "Bei dir schon! Freundlich kannst du dich ja nicht verhalten zu können." "Hab ich auch nicht vor." Sergej beschleunigte plötzlich seinen Schritt, so dass er sich nicht mehr zwischen den Streitenden befand. "Wenn ihr euch wieder beruhigt und dieses kindische Getue gelassen habt, können wir uns vielleicht vernünftig unterhalten.", knurrte er, was Bryan und Rei sofort zum Schweigen brachte. Ersterer lief ein wenig langsamer, während der Zhaon'El leise vor sich hin fluchend zu den Anderen aufschloss. "Ist der eigentlich immer so?", maulte er. Sergej schüttelte den Kopf. "Nein." Erstaunt blickte Rei auf. Er hatte eigentlich keine Antwort auf seine rhetorische Frage erwartet. "Wie meinen?", wollte auch Lee wissen. "So, wie ich's gesagt habe. Bryan hätte nie so auf jemanden reagiert." "Hätte?", hackte Rei nach. Ein Schulterzucken. "Keine Ahnung, welchen Narren er an dir gefressen hat. Er redet normal nicht viel." "Weniger noch als Kai?" "Nein, so wenig nun auch wieder nicht." "Hmpf.", machte Rei mit einem Blick auf den hinter ihnen Laufenden und wechselte das Thema. Über Bryans Verhalten nachzudenken war ihm jetzt doch zuviel. Später vielleicht. "Kennst du ihn schon lang?" "Schon immer. Wir sind gemeinsam aufgewachsen. So wie ihr." "Wir waren zu fünft.", erzählte Kevin. "Mao, Gaou, Rei, Lee und ich." "In unserem Dorf gab es viele Kinder. Aber wir fünf waren immer zusammen. Andere junge Hatesit gibt es allerdings dort nicht. Vielleicht war der Grund für unsere Freundschaft einfach, dass wir gespürt haben, alle Hatesit zu sein.", meinte Lee. "Außerdem sind wir alle mehr oder weniger eng verwandt." "Hmhm. Bei uns ist das anders.", gab Sergej zu. "Es war rein praktischer Natur; die haben uns einfach zusammen eingeteilt. Sonst hätte ich wohl nie mit Bryan oder Yuriy ein Gespräch angefangen. Von Freundschaft kann aber keine Rede sein." "Eingeteilt?" "Ja. Zum Training. Kai kam durch Yuriy dazu, der hatte nämlich immer eine Sonderstellung. So richtig kennen wir ihn kaum." "Warum Sonderstellung? Was ist an Kai so besonderes?" Sergej warf einen kurzen Blick in die Runde und sah in neugierige, weit aufgerissene Katzenaugen. "Fragt ihn. Vielleicht sagt er's euch." "Das glaubst du doch wohl selber nicht!" "Nein. Ehrlich gesagt, nicht. Aber es geht euch auch nichts an." "Hmpf.", machte Rei wieder und sagte: "Lee, sind das nicht die Spitzen der Hochhäuser von Zhekan? Da hinter den Felsen?" Er deutete auf eine aufgetürmte Felswand, die allerdings sogar für das Pferd leicht zu überklettern sein würde. Alle warfen einen Blick in die Richtung, in die er zeigte. Sogar Bryan kam zu ihnen. Lee nickte. "Ich glaube schon." "Dann haben wir es ja gleich geschafft!", freute sich Kevin und auch die Anderen sahen erleichtert aus. Endlich würden sie wieder etwas tun können, statt nur untätig durch die Gegend zu stapfen! Endlich ging es richtig los! Endlich würden sie wirklich etwas gegen die Diebe tun! Lee blieb stehen. "Rei, weißt du den Weg zu dem Haus noch?" Der Angesprochene nickte. "Ich denke, wir werden das Haus wiederfinden. Aber zuerst sollten wir noch in eine Herberge und uns ausruhen." Bryan stieß ein Schnauben aus und drehte sich weg, sagte aber zu Reis Erleichterung nichts. Der Zhaon'El hatte nicht vor, jetzt schon wieder mit dem Anderen zu streiten. "Heute Abend? Oder Morgen in der Früh?", wollte Rei wissen und setzte sich wieder in Bewegung. Lees Antwort ging in dem plötzlichen Rauschen riesiger Schwingen unter. Erschrocken fuhr Rei herum und konnte nur noch Falborgs Schwanzfedern erkennen, ehe der große Falke aus seinem direkten Blickfeld verschwand. Stattdessen blickte er in Bryans Gesicht, in dem die grauen Augen wild funkelten. Der Junge hielt sein Schwert in der Hand. "Wie...was ist denn jetzt schon wieder los?", wollte Rei genervt wissen und auch Lee und Kevin wirkten verwirrt, während Sergej bereits nach seiner riesigen Axt griff. Er schien ebenfalls nichts zu wissen, sich aber voll und ganz auf Bryan zu verlassen. Zögerlich löste Rei die Schnallen, die die Katzenklauen auf seinem Handrücken hielten, und auch die anderen Zhaon'El langten nach ihren Waffen und sahen sich um. Aber so sehr sie sich auch anstrengten, sie konnten nichts erkennen, was ihnen gefährlich werden konnte. Mit einem Seufzen ließ Rei die Hände wieder sinken, nachdem er einige Minuten nichts entdeckt hatte. "Was hast du? Da ist doch gar nichts! Ich hatte nicht gedacht, dass du so schreckhaft bist." Bryan knurrte und drehte sich um. Er war nicht davon überzeugt, dass nichts los war. Plötzlich zerriss ein Schuss die Stille. Rei zuckte zusammen und duckte sich wie eine angriffsbereite Katze zu Boden. Bryan wurde herumgerissen und auf den Boden geschleudert. Falborg am Himmel stieß einen klagenden Laut aus und taumelte. Lee und Kevin gingen hinter einem Felsen in Deckung und Sergej drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Aber sie wusste nicht, woher der Schuss kam. So konnten sie keine Gegenwehr leisten. "Bryan!" Hastig sprang Rei zu dem immer noch am Boden Liegenden. Er rollte ihn auf den Rücken. "He!" Bryans Gesicht wer schmerzverzehrt und seine Kleidung an der rechten Schulter bereits rot gefärbt. Er stieß ein scharfes Zischen aus und murmelte: "Können die nicht einmal richtig zielen?" Rei zuckte die Schultern und sah sich nervös um. Wo war der Schütze? Er konnte überall sein! "Sei doch froh! Sonst wärst du jetzt tot." Hastig durchsuchte er seine Taschen und zog schließlich ein Tuch hervor. Bryan war gerade dabei, wieder aufzustehen, doch Rei drückte ihn zurück. "Bleib liegen, verdammt. Die Kugel..." "Durchschuss!", schnappte der Verletzte. "Da können wir jetzt auch nichts tun!" "Bleib liegen, du Trottel! Du bringst uns nichts, wenn du jetzt verblutest!" So schnell wie möglich wickelte Rei das Tuch um die Wunde und knotete es fest zu. "Das muss für' s erste reichen. Später kümmere ich mich richtig darum!" Er half Bryan beim Aufstehen und sah zu Lee. Der stand in Kampfhaltung in der Nähe, wirkte aber ziemlich hilflos. Genauso wie Kevin und Sergej, die auch nicht wirklich zu wissen schien, wo der - vermutlich waren es sowieso mehrere - Schütze steckte. Dann peitschten kurz nacheinander mehrere Schüsse durch den Talkessel und schlugen nur wenige Schritt entfernt von ihnen in den Boden. Sand wirbelte auf. Das Pferd wieherte laut und stieg. Mit donnernden Hufen galoppierte es auf die nächste Lücke zwischen den Fesen zu um darin zu verschwinden. Anscheinend wollte man sie mit den Schüssen nur warnen, nicht verletzen. Waren es Räuber? Wegelagerer? Falborg am Himmel schrie und sank tiefer. Dann tauchten mehrere Gestalten zwischen den Felsen auf. Es waren Söldner, schätzte Rei. Jedenfalls sahen sie nicht aus wie Soldaten oder so, denn sie trugen weder Uniform noch etwas anderes, was sie als eine Gruppe kennzeichnete. Die meisten trugen Feuerwaffen in den Händen und zielten auf die Gefährten. "Scheiße!", fluchte Lee. "Gegen die haben wir keine Chance!" "Was...was sollen wir tun?", wollte Kevin mit zittriger Stimme wissen. Er erhielt keine Antwort. Rei ließ seinen Blick rasch über ihre Gegner gleiten. Keine Lücke. Keine Chance zu entkommen. Sie standen eng genug, dass sie jeden erwischen würden und mit Bryan hatten sie sowieso... Was war das?! Rei sah zurück und fixierte einen der Männer. "Lee. Lee. Da ist Scaramak!" "Wie...? Wo?" Sofort war der Ältere bei ihm. "Das gibt es doch nicht! Wie haben die uns gefunden?" "Kai hat uns doch gewarnt. Er meinte, so etwas könnte geschehen." "Das ist eine Falle, merkst du das nicht? Die haben auf uns gewartet. Aber..." "Was ist? Wer ist der Kerl?", unterbrach Bryan grob. "Scaramak der Wolf. Er gehört zur Diebesbande." "Weiß er auch von euch?" "Ja. Der Kater - ein Verräter aus unserem Dorf - hat ihm von uns erzählt." Bryan zog die Augenbrauen hoch. "Und sonst seid ihr euch noch nicht begegnet?" "Mao und Rei haben ihn mal gesehen. Aber er nicht sie." "Huh. Dann weiß er ja noch gar nicht, dass ihr ihn schon kenn." Lee sah wieder zum Wolf hinüber. "Das ist wahr. Das sollte auch so bleiben. Hört ihr?" Alle nickten. Warum einen solchen Vorteil verspielen, wenn man ihn so schön nutzen konnte? "Wir sind alle völlig ahnungslos.", erklärte Kevin. "Und stehen im Moment normalen Räubern gegenüber." "Du hast es erfasst." Jetzt setzte sich Scaramak in Bewegung und hob beide Hände als Friedensgeste. Ob er sie am Leben lassen würde? Lee bedeutete ihnen, die Waffen sinken zu lassen. Scaramak blieb wenige Meter vor ihnen stehen und musterte sie nacheinander. "Was willst du?", schnauzte Lee ihn an. "Hältst du jeden Reisenden auf diese Art auf?" "Nein. Nur ganz bestimmte, Hatesit." Lee runzelte die Stirn und griff unwillkürlich nach seinem Ohrring, an dem sein Amulett hing. Bryan keuchte und zischte: "Ihr seid die Diebe!" Rei war verwundert. Wer hätte gedacht, dass die beiden so schauspielern konnten? "Ganz recht." Scaramak winkte seinen Leuten näher zu kommen. "Pfeift den Vogel zurück." Bryan schüttelte den Kopf, doch Rei meinte leise: "Sie werden ihn abschießen! Tu es!" Einen Moment zögerte der Andere, dann seufzte er und Falborg verschwand in einem kurz aufblitzenden, dunkelroten Schimmer. "Sehr schön.", erklärte der Wolf. "Jetzt gebt uns eure Waffen." Lee schüttelte den Kopf. "Damit ihr uns unsere Amulette stehlen könnt? Nein, danke." Er hob seinen Stab wieder und auch seine Freunde gingen in Kampfstellung. Scaramak lachte. "Wenn eure Partner nicht so stark wären, wäret ihr alle längst tot. Also, gebt uns die Waffen und Amulette und seid schön brav, dann werdet ihr leben." Lee schnaubte. "Ihr nehmt uns mit, wie?" "Natürlich. Ihr habt uns - mich - gesehen. Wir können es uns nicht leisten, dass jemand so etwas weiterplaudert." Lee zögerte einen Moment. Das war ein Tanz auf Messers Schneide und wenn er ausglitt, waren sie alle tot. Um keinen Preis durften sie das riskieren. Jetzt hing alles daran ab, wie wertvoll ihre Tisetah waren. Der Anführer der Zhaon'El schüttelte den Kopf und knurrte. Seine Geste entlockte Scaramak nur ein müdes Lächeln. "Pass auf, Zhaon'El, aber vielleicht begreifst du nicht, in welcher Situation ihr euch befindet. Ihr habt nur eine Chance, hier wieder lebend herauszukommen und das geht leider nur unter unserer Obhut. Du weißt vielleicht nicht, wer ich bin und zu was ich fähig bin, aber ich weiß ganz genau über dich und deine Leute Bescheid, Lee Ming aus Canih." Lee zuckte zusammen und warf einen unruhigen Blick in die Runde. Scaramak grinste hähmisch. "Ganz recht, ich weiß, er ihr seid. Ihr jagt uns und versucht, uns Einhalt zu gebieten. Eure Waffe dabei sollen die Vier Göttlichen sein, nicht wahr, Rei Kon, Hatesit des Weißen Tigers?" Rei wich zurück und packte Bryan fester. "Kevin Li ist der Kleine bei euch, aber von den anderen Beiden habe ich noch nie gehört. Wie vielen Hatesit habt ihr noch von uns erzählt?" Statt einer Antwort spuckte Lee ihm vor die Füße. "Wo sind die anderen Zwei? Das Mädchen und der Trottel?" "Gaou ist kein Trottel!", fuhr Kevin auf, doch Lee legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Sei still." "Ich weiß, dass ihr nichts riskieren dürft. Jetzt gebt mir eure Waffen." Lee warf einen weiteren Blick in die Runde. Rei wusste seine Entscheidung schon. Seufzend warf Lee seinen Stab dem Wolf vor die Füße. Dieser hob eine Augenbraue und sah die Gruppe um Lee auffordernd an. "Und?" Nacheinander folgten Kevins Nunchaku, Reis Katzenklauen, Sergejs Axt und schließlich auch Bryans Schwert und hinterer verschiedene Messer, Dolche und andere kleinere Waffen. "Wie schön, dass ihr einsichtig seid. Und jetzt die Amulette." Ein sichtbares Zögern ging durch die kleine Gruppe. Es war eine Sache, Waffen wegzugeben, eine ganz andere, die Amulette abzulegen. Nur langsam holte Rei seine Silberkette aus dem Ausschnitt. Daran baumelte Drigers Amulett. Das Amulett des Weißen Tigers. Hatte er überhaupt das Recht, es aus der Hand zu geben? Lee neben ihm war schneller. Er hatte den Ohrring bereits in der Hand und seufzte tief. "Da wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben.", murmelte er auf Canihschi. "Hätte nicht gedacht, dass ihr so schnell aufgebt.", schnauzte Bryan, während er sein Halsband mit Falborgs Amulett abnahm. "Aber wenn wir hier so fürchterlich reinfallen, wird es den Anderen nicht anders ergehen." Rei wusste, dass sein Gedanke in diesem Augenblick hier vollkommen unangebracht war. Aber Bryan hatte Lee verstanden?! "Bring sie zu mir, Lee.", schaltete sich Scaramak ein. Lee nahm nacheinander die Amulette der Anderen an sich, ehe er zu Scaramak ging und sie ihm zaudernd reichte. Triumphierend nahm dieser sie an und ließ sie in einen Beutel gleiten. Jetzt war es vorbei. Sie hatten versagt. Alles lastete auf der anderen Gruppe, die die Diebe Savandon stellen wollten. Ob Bryan Recht damit hatte, dass sie ebenso in eine Falle laufen würden statt selbst eine aufzustellen? ~~~~~~Flashback~ ~ ~Anfang~~~~~~ Der Raum war klein und hell erleuchtet von elektrischen Deckenlampen. In einer der gleich langen Wänden war eine kleine Tür in der Mitte eingelassen. An den anderen Wänden waren diverse Apparaturen, Monitore und Computer angebracht. In der Mitte des Raumes stand eine hochbeinige Liege. Kai konnte sein Zittern nicht mehr unterdrücken. Er kannte diesen Raum und er hasste ihn. Größer als sein Hass war jedoch seine Furcht. Schreckliche Dinge geschahen hier. Eine große Hand schob ihn vorwärts, auf die Liege zu. Kai bemühte sich krampfhaft, seine Angst und das Zittern zu unterdrücken, aber er scheiterte kläglich. "Zieh dein Hemd aus.", riss ihn eine tiefe, angenehme Stimme aus den Gedanken. Hastig folgte Kai dem Befehl. Es war besser, Jacques nicht zu lange warten zu lassen. Er legte das Hemd über die Lehne des einzigen Stuhles im Raum und schlang die Arme um den Oberkörper. Unter der blassen, mit Blessuren übersäten Haut konnte man die Rippen zählen. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen; es war viel zu kalt hier. "Hoch mit dir." Jacques zog sich den Stuhl heran und startete die Computer und anderen Geräte. Gehorsam kletterte Kai auf die Liege. So schmal sie auch war, für den kleinen Neunjährigen war sie viel zu groß und ließ ihn verloren wirken. "Hinlegen.", befahl Jacques und Kai folgt sofort. Die Decke war aus großen Steinen und dunkel vor Nässe. An manchen Stellen wuchsen Moose und andere Flechten. Dann stand Jacques neben ihm. Teilnahmslos und routiniert begann er, in Kais Arme, Schultern und den Oberkörper verschiedene, dünne Nadeln zu schieben. Nur unter die Haut, manchmal in Blutbahnen, manchmal woanders hin. Es kümmerte ihn nicht, dass Kai das Gesicht verzog und hin und wieder vor Schmerz aufkeuchte. Schließlich hatte er seine Tätigkeit beendet und kehrte zu dem Stuhl zurück. Auf einigen Blättern notierte er etwas, dann hackte er auf die Tastatur ein. Kai wusste nie, was er da tat. Das beständige Klacken machte den Jungen unruhig und nervös, aber er versuchte trotzdem, ruhig und entspannt liegen zu bleiben. Wenn er sich bewegte oder anspannte, tat alles nur noch mehr weh. Natürlich versagte er kläglich. Wie sollte man sich auch entspannen können bei dem Gedanken, was auf ihn zukam? Am liebsten hätte er schon jetzt geschrieen, aber sein Stolz verbot es ihm. War es denn richtig, dass ein neunjähriges Kind bereits einen so ausgeprägten Stolz hatte? So ausgeprägt, dass sich mache Dinge von selbst für es verboten? Oder war das nur ein Schutz, ein Schutz um sich nicht eingestehen zu müssen, dass alles nur Angst war? Eine Illusion, hinter der die Furcht lauerte? Eine Illusion, die geschafften worden war, um nicht zu sehr verletzt zu werden? Jacques begann mit den Tests. Strom durchzuckte seinen Körper, so dass sich seine Muskeln manchmal schmerzhaft zusammenzogen, manchmal wohltuend entspannten. Jacques entfernte hier eine Nadel, schob dort eine andere hinein, setzte diverse Spritzen und leitete verschiedene Flüssigkeiten durch dünne Röhren in seinen Körper. Zwischendurch notierte er sich Dinge auf seinen Blättern, hackte auf seinem Computer herum und widmete sich den Knöpfen, Schaltern und Hebeln an den anderen Geräten rund um die Liege. Kai wusste, dass es lange dauern würde; das tat es immer. Er versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, was Jacques genau mit ihm anstellte, denn er wollte es nicht wissen. Was für Gifte und Drogen pumpte der Wissenschaftler da in seinen Körper? Wie sollte er das je überwinden können? Ob er in kurzer Zeit schon sterben würde, wenn Jacques so weiter machte? So schlecht es Kai auch ging, eines wollte er um keinen Preis: sterben. Kai hing am Leben, er hungerte förmlich danach. Was war, wenn er starb und hier danach alles besser werden würde? Sagte man nicht ,Die Hoffnung stirbt zuletzt'? Die Hoffnung stirbt nie, sagte Kai, denn er wollte sie nicht sterben lassen. Schließlich beendete Jacques seine Tests und entfernte nacheinander die Nadeln. Ruhig schaltete er die Maschinen aus. Kai warf ihm einen ängstlichen Blick zu und rutschte von seiner Pritsche um sein Hemd zu holen. "Lass das liegen.", befahl Jacques, als er den Jungen mit dem Kleidungsstück in den Händen bemerkte. "Wir sind noch nicht fertig." Entsetzt sah Kai ihn an. Was hatte er auch erwartet? Dass Jacques ihn einmal, wenigstens einmal gehen ließ, ohne...? "Nein!", flüsterte er. Jacques konnte die Angst und das Zittern in seiner Stimme ganz genau hören, das wusste er. "Nein, nein, nein. Nein!" Jacques kam mit einem teuflischen Grinsen auf ihn zu und leckte sich gierig über die Lippen. "Nein! NEIN!" ~~~~~~Flashback~ ~ ~Ende~~~~~~ "Nein, nein! NEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIN!" Kai fuhr auf. Er saß aufrecht in seinen Decken, schwitzte und zitterte. Seine Augen waren aufgerissen und beinahe schwarz, so sehr waren seine Pupillen geweitet. Er keuchte, gefangen in dem Netz seines Traumes und der Erinnerung. Nur von Ferne drangen aufgeregte Stimme an seine Ohren. "Wer hat geschrieen?" "Kai! Kai? Was ist denn?" "Warum hast du geschrieen?" "Geht es dir gut?" "Sag, hast du schlecht geträumt?" "He! Kai! Hast du deine Sprache verloren?" "Kai! Verdammt, sag doch was!" Er spürte, wie jemand ihn schüttelte. Sprachen sie etwa mit ihm?! "Kai! Sag doch was! Geht es dir nicht gut?" "Lass mich mal.", unterbrach eine kalte Stimme. Er kannte sie. Sie war wichtig. Wem gehörte sie? Das Schütteln hörte auf. Einen Moment später ertönte ein lautes Klatschen und Kais Kopf flog zur Seite. Den brennenden Schmerz, den der Schlag verursacht hatte, fühlte er erst einen Moment später. "He!", protestierte jemand. "Du kannst ihn doch nicht so einfach schlagen!" "War das nicht ein wenig hart?" "So, kann ich nicht?" "Was sollte das?" Der Schlag hatte Kai abrupt in die Gegenwart gerissen. Um sich herum versammelt erkannte er Kenny, Takao und Max; Ivan stand zwei Schritte entfernt und Yuriy direkt vor ihm. Er war es gewesen, er Kai die Ohrfeige gegeben hatte. In der Nähe brannte noch das kleine Feuer, über dem sie ihr Abendessen gebraten hatten, und spendete ein wenig Licht. "Hört auf zu streiten.", sagte Kai bestimmt und alle wandten sich ihm zu. "Kai! Was ist denn passiert?", wollte Max sofort wissen und in sein Gesicht stand Sorge geschrieben. "Warum hast du geschrieen?", fragte Takao und auch er sah besorgt aus, ebenso wie Kenny. Kai schüttelte den Kopf. "Geht euch nichts an." Er stand auf und kümmerte sich nicht um die Blicke von Kenny, Max und Takao. Ivan warf ihm einen zweifelnden Blick zu - er und Yuriy konnten zumindest ahnen, wovon er geträumt hatte - und kehrte wieder zu seinen Decken zurück. Er wusste, dass er nichts tun konnte. Das sagte er auch den anderen Dreien, die Kai noch immer anstarrten. "Ihr könnt nichts tun. Damit muss er alleine fertig werden." Kai hörte ihm nicht zu, sondern stand auf und kehrte dem Feuer und seinen Freunden den Rücken zu. Kurz fragte er sich, wie sie wohl reagieren würden, wenn er ihnen von seinem Traum - oder besser, dieser Erinnerung - erzählt hätte, schob den Gedanken aber beiseite. So rasch würden sie noch nichts davon erfahren. Auch wenn er tief im Inneren wusste, dass er ihnen vertrauen und ihnen alles anvertrauen konnte, würde er es doch nicht sagen können. Zu sehr hatte das Misstrauen und der Argwohn sich schon in seiner Seele festgebrannt. Zu sehr hatte er Angst vor seiner Vergangenheit, zu sehr war er in ihr gefangen. Er ging so lange, bis er weder das Feuer noch die anderen sehen konnte und hockte sich auf den Boden. Seufzend umschlang er die angezogenen Knie mit den Armen und lehnte den Kopf darauf. Hatte er es wirklich verdient, mit solchen großartigen Leuten zusammensein zu können? Seltsam, dass er gerade jetzt daran dachte. Das Eine hatte doch nichts mit dem Anderen zu tun. Kai wusste nicht, wie lange er bereits dort gesessen hatte und seinen Gedanken nachgehangen war, als ihn Yuriys Stimme in die Wirklichkeit zurückriss. "Hier bist du also." Er zuckte zusammen und sah auf. Der Rothaarige stand vor ihm und er konnte ihn nur als schlanke Silhouette gegen den Nachthimmel erkennen. Schweigend setzte er sich neben Kai. "Was hast du geträumt?" Kai antwortete nicht. Yuriy ließ ihm Zeit. Er wusste, dass es schwer war, darüber zu sprechen. "Jacques.", sagte der Jüngere schließlich. "Wir haben die Erinnerungen geweckt, nicht wahr?" "Ja." "Tut mir Leid." "Muss es nicht. Ich bin...ich bin froh, dass ihr- dass du da bist." Yuriy antwortete nicht. Kai sah ihn nicht an, aber sein Herz krampfte sich zusammen. Freute sich Yuriy nicht, zumindest ein bisschen, darüber, dass er Kai wiedergesehen hatte? Oder konnte er es einfach nicht sagen? "Ich habe dich auch vermisst.", sagte Yuriy schließlich. Er sprach sehr langsam und stockend und betonte jedes Wort. Kais Lächeln auf diese Worte konnte er nur erahnen, aber er wusste, dass es da war. Auch wenn es nur sehr klein war. Aber es stimmte. Über solche Dinge sagte und zeigte Yuriy nicht oft die Wahrheit, aber gegenüber Kai hatte er nie anders gekonnt. Yuriy hatte die Einsamkeit nicht gekannt, bevor Kai geflüchtet war. Nicht, bevor Kai gekommen war, denn damals wusste er nicht, was Einsamkeit war. Als Kai dann gekommen war, hatte er zwar nicht sie kennen gelernt, aber dafür die Zweisamkeit. Und als Kai geflohen war, hatte die Einsamkeit mit aller Macht zugeschlagen, denn sie wusste immer, wo neue Opfer waren. Niemand hatte davon erfahren, aber Yuriys Herz war schwer und dunkel gewesen. Er hatte alles vermisst. Die geheimen Ausflüge in der Nacht, das gemeinsame Training, das Lästern über die Aufseher beim Essen oder abends im Bett, Kais seltsame, lyrische Gedanken, die er oft in Verse fasste, die Augenblicke, in denen Kai in seinen Armen geweint oder einfach nur bei ihm Schutz gesucht hatte, die Übungskämpfe gegeneinander, die Kai meist verloren hatte, ja, auch die Zeiten, die sie zu fünft verbracht hatten - Bryan, Ivan, Sergej, Kai und er selbst - und dann die Umgebung vergessen konnten. Aber jetzt war irgendetwas anders als früher. Kais Gegenwart verwirrte ihn, sein Anblick brachte ihn dazu, glücklicher zu sein als davor, und seine Berührung ließ sein Herz schneller schlagen. Er verstand diese Reaktion seinerseits nicht. "Kai?" "Ja?" "Nichts." Was sollte das jetzt schon wieder? Er benahm sich wie der größte Depp. Sie schwiegen wieder. "Meinst du, Jacques hat seine Ziele verwirklicht?", wollte Kai plötzlich wissen. "Keine Ahnung." "Den Dieben gehören auch die LesDemondes an." "Wirklich?" Selbst in der Abtei war diese Magierfamilie ein Begriff, was auch daran lag, dass sie einst sehr eng mit Voltaire zusammengearbeitet hatten. Aber das war schon Jahrzehnte her. Trotzdem waren noch einige Überbleibsel davon zu erkennen. "Vielleicht hat er es geschafft. Ich meine, wenn die zusammenarbeiten." "Ja. Vielleicht." In Kais Stimme schwang ein seltsamer Unterton mit, den Yuriy nicht deuten konnte, aber eines wusste er: Kai hatte Angst vor Jacques, schreckliche Angst. Was tat man in einer solchen Situation? Yuriy fühlte sich vollkommen hilflos. //Lass ihn fühlen, dass er nicht allein ist.//, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf ihm zu. Was hatte er früher getan, wenn Kai geweint hatte? Er hatte den Jüngeren in die Arme genommen. Aber Kai weinte nicht. Wahrscheinlich hatte er in den letzten sieben Jahren keine Träne mehr vergossen. Zögerlich hob Yuriy ein Hand und legte sie auf Kais Schulter. Dieser zuckte zusammen, schob ihn aber nicht weg, sondern lehnte sich ihm sogar noch ein wenig entgegen. Mutiger geworden tat Yuriy das einzig Richtige in dieser Situation und zog den Jüngeren an sich, so dass Kais Kopf auf seiner Brust lag. Kai tat nichts dagegen und so zog Yuriy ihn enger an sich und strich ihm beruhigend über den Rücken. Woran lag es, dass Kai solche Angst vor Jacques hatte? Und woran, verdammt, lag es, dass Yuriy diese Situation glücklich machte? Kai in seinen Armen... Verdammt, dieser Zustand machte ihn ganz kirre. Einerseits wollte er aufspringen und so schnell wie möglich davonlaufen, andererseits aber wollte er den Jüngeren um keinen Preis loslassen. Woran lag das? Wie auch immer, es fühlte sich verdammt gut an. Verdammt richtig. Zwei Tage später wurde ihre Reise nach Savandon abrupt unterbrochen, als sie plötzlich einer Gruppe bewaffneter Männer gegenüberstanden. Es sah so aus, als hätten sie auf die Gefährten gewartet, denn sie hatten sich geschickt so verteilt, dass an ein Durchkommen nicht zu denken war und außerdem hielten sie alle entsicherte Feuerwaffen in den Händen. Der Weg, auf dem sie sich befanden, war recht breit, aber links erhoben sich zerklüftete Felsen, zwischen denen jetzt weitere Gestalten auftauchten und rechts fiel der Boden abrupt ab. Unten donnerte ein reißender Fluss vorbei. Yuriy brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass dort gerade weitere Männer auftauchten und ihnen den Rückweg versperrten. Kai warf einen Blick in die Runde und meinte: "Das sind keine Wegelagerer. Die wollen etwas anderes." "Wer sind sie dann?", fragte Max mit zitternder Stimme und zog seinen Dolch. Gut, er nahm es mehr oder weniger gefasst auf. Ivan sah sich um. Er war mit solchen Situationen vertraut. Auch Takao griff nach seinem Schwert, nur Kenny rührte sich nicht. "Lasst das bleiben.", meinte Kai und sah die beiden Jungen an. "Wir haben keine Chance." Das erkannte er ja vorbildlich. Wie sollte man auch gegen so viele Männer ankommen, die alle Feuerwaffen hatten und aussahen, als würden sie damit umgehen können? Und wenn er das recht erkannte, standen zwischen den Söldnern mehrere Magier, die bereits begannen, Zauber zu spinnen. Wer waren die nur?! "Die haben auf uns gewartet.", murmelte Yuriy und brüllte plötzlich: "He! Was wollt ihr Trottel von uns?" Statt einer Antwort lösten sich nun drei Gestalten aus der Gruppe und kamen auf sie zu. Zwei davon waren beinahe noch Kinder, kaum älter als er. Einer hatte langes, seltsam grünes Haar und ein offenes, freundliches Gesicht, der Zweite schwarzes Haar, dass er zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, und war eindeutig ein Magier, denn er trug eine Robe und auf seiner Brust lag ein Amulett, das Yuriy nicht genau erkennen konnte. Die dritte Person war ein hochgewachsener Mann mit strengem, aber sympathischen Gesicht, schwarzem Haar und dunklem Teint. Er trug kein Gewehr in der Hand, sondern ein Schwert mit langer, schlanker Klinge. Kai erkannte ihn einen Moment früher und flüsterte entsetzt: "Jacques...", während Takao gleichzeitig zischte: "Toki!" Was? Ja, Jacques erkannte Yuriy. Welcher von den beiden Jungen war Toki? Und woher kannte Takao ihn? Die drei Jüngeren starrten wütend auf den schwarzhaarigen Magier, so dass Yuriy annahm, dass dieser Toki war. "Immer noch so vorlaut wie früher, Yuriy?", fragte Jacques laut und grinste dabei hämisch. "Ich dachte nicht, dass ich dich noch einmal sehen würde." "Und ich hätte auf diese Begegnung gut verzichten können!", schnappte Yuriy wütend. Er konnte ganz genau sehen, wie Jacques Auftauchen Kai ängstigte. Der Rotäugige zitterte beinahe unmerklich und sein gesamter Körper war angespannt, seine Hände zu Fäusten geballt. Auch Ivan schien geschockt, aber er rührte sich nicht. Er kannte Jacques ja nicht so, wie Kai es tat. Jacques machte eine Bewegung, so dass der Grünhaarige und Toki stehen blieben. Er selbst stoppte erst wenige Meter vor ihnen. "Sei schon still, Yuriy. Du weißt ganz genau, dass im Moment ich am längeren Hebel sitze. Ein Zeichen von mir und ihr seid tot." "Das wirst du nicht tun." "Wie kannst du dir da so sicher sein?" "Halt mich nicht für blöd! Wenn du das wolltest, wären wir das schon längst!" "Dein Verstand hat nicht nachgelassen, was? Dann siehst du ja auch, dass ihr keine Chance habt. Gebt uns Waffen und Amulette." "Ihr nehmt uns mit?", schaltete sich Kai ein. Er wirkte wie immer, anscheinend hatte er sich gefasst. Ob Ivan, Max, Takao und Kenny sein seltsames Verhalten aufgefallen war? Jacques und seinen Gefährten ganz sicher nicht. "Ja, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen." Irgendetwas in Jacques Tonfall störte Yuriy, aber er wusste nicht was. "Und wenn nicht, sterben wir?" "Ich kann meine Worte nur wiederholen." Zögernd warf Kai einen Blick auf seine Gefährten. Seine eigene Entscheidung stand schon fest. Er wollte nicht sterben. Auch wenn das bedeutete, sich in Jacques Hände zu begeben. Aber nichts, gar nichts war ihm wichtiger als das Leben bis auf Dranzer. Und Dranzer bedeutete Leben. "Erst die Waffen.", befahl Jacques. "Was jetzt?", wollte Max leise wissen. Kai sah ihn an. "Was wohl?" "Du willst dich ergeben?", fragte Takao mit weit aufgerissenen Augen. "Ja." Klipp und klar. "Er wird uns sonst töten." "Aber..." "Willst du sterben?" "Nein, aber..." "Er hat keine Scheu, jemanden umzubringen, wenn es ihm Spaß macht." "Aber..." "Nun?" "Du lässt ihn ja gar nicht zu Wort kommen, Kai.", meinte Yuriy. "Was gibt es da auch zu sagen?" "Nichts.", flüsterte Max und schob seinen Dolch in die Scheide zurück. Er hatte die gleiche Entscheidung getroffen wie Kai. "Ich...ich sage, wir machen, was der will.", flüsterte Kenny. Takao sah von Einem zum Anderen und seufzte. Sie alle wollten sich ergeben. Alle wollten leben. Er ja auch, aber er wollte nicht gefangen sein! "Sieh es ein, Takao. Jetzt haben wir keine Chance. Später wird es weitere Möglichkeiten geben, aber jetzt gibt es nur diese eine." Kai sah zu Jacques hinüber, dann schnallte er seine Waffengurte ab. Yuriy, Ivan und Max taten es ihm gleich und auch Kenny beeilte sich, seinen Dolch und das kleine Messer abzunehmen. Schließlich schob Takao das Schwert in die Scheide zurück. "Ich habe Angst.", sagte Max leise. "Was wird der mit uns anstellen, wenn wir erst einmal in seiner Hand sind?" "Das, Kleiner.", sagte Yuriy. "Willst du gar nicht wissen." Er selbst hatte keine Angst, auch wenn er anscheinend der Einzige mit dieser Einstellung hier war. Kenny, Max und Takao stand die Furcht ins Gesicht geschrieben, während Ivan sehr still war. Er kannte Jacques und die Abtei und er kannte ihre Methoden. Kai wirkte zwar äußerlich ruhig, aber Yuriy konnte ihm doch ansehen, dass er am liebsten schreiend davongelaufen wäre. Er hatte auch allen Grund dazu, er am allermeisten. Am liebsten hätte Yuriy ihn in die Arme genommen, aber dazu war er jetzt nicht in der Lage. Und Kai würde es sicher auch nicht begrüßen. "Stahlklaue, nimm sie ihnen ab." Der Grünhaarige nickte und kam auf sie zu. Er wirkte nicht sehr gefährlich - der Kerl war höchstens achtzehn - aber an der Seite trug er ein Schwert und ein Dolch und da war etwas an ihm, was Yuriy nicht gefiel. Er runzelte die Stirn und behielt den Jungen im Auge, aber er konnte nichts erkennen. Ruhig nahm Stahlklaue ihnen die Waffen ab und hatte dabei mehr zu tragen, als ihm anscheinend lieb war. "Jetzt die Amulette. Feuerstern." Sofort setzte sich Toki in Bewegung. "Feuerstern, was?", schnappte Takao. "Was besseres ist dir wohl nicht eingefallen, Toki?" "Ihr kennt euch?", fragte Jacques erstaunt. "Ja.", erklärte Toki ruhig. "Leider.", setzte Takao hinzu. "Mir wäre es lieber, ich hätte ihn nie getroffen. Oder noch besser, ich hätte ihn erledigt, als ich die Gelegenheit dazu hatte." "Tja. Hinterher ist man immer klüger.", spottete Feuerstern lächelnd. "Aber dazu bist du gar nicht in der Lage. Nun gib mir schon dein Amulett." Takao blitzte ihn wild an und wich zurück. Er zitterte am ganzen Leib, aber nicht vor Angst, sondern vor Wut. "Takao!", sagte Kai scharf. Er hielt bereits das schwarze Halsband in der Hand, an dem Dranzers Amulett hing. Anscheinend hatte er das Band nicht weggeworfen. Yuriy griff in seinen Nacken und löste den Verschluss des eigenen Bandes. Es war das gleiche wie Kais und Ivans. Alle in der Abtei trugen ihr Amulett an einem solchen Band. Toki nahm sie alle drei entgegen, dann Max' und Kennys, zum Schluss das von Takao, der es nur sehr widerwillig aus der Hand gab und beinahe noch unwilliger Toki in die Hand gab. Feuerstern machte auf dem Absatz kehrt und wollte zu Stahlklaue zurück, aber Jacques hielt ihn auf. "Warte. Das nehme ich." Er klaubte eines der Schmuckstücke aus Tokis Hand. Schwarz, eines der Bänder. Einen Moment später erkannte Yuriy Kais. "Ich wusste doch, dass du dich nicht davon trennen kannst. Wenn das so ist, können wir es nicht gebrauchen." Er grinste teuflisch und kam näher bis er einen halben Meter vor Kai stand. Dieser rührte sich nicht. "Also weg damit." Mit einer weitausholenden Handbewegung und blitzschnell schleuderte er das schwarze Halsband mit Dranzers Amulett davon. Er hatte genau gezielt und gut und das Schmuckstück flog genau dahin, wohin er es wollte: über die Steilkante, wo es hinunterfiel und von den reißenden Fluten verschlungen wurde. "Nein!", flüsterte Kai entsetzt und riss die Augen auf. Takao und Max stürzten zur Kante und starrten hinunter, aber natürlich konnten sie nichts mehr tun. "Aber...", stotterte Kenny und verstummte. "Na klar!", flüsterte Ivan. Was sollte das? Die Frage stand allen ins Gesicht geschrieben. Die Diebe brauchten doch mächtige Tisetah, oder nicht? Und Dranzer war ohne Frage sehr mächtig. Warum warf Jacques das Amulett also weg? Nur Kai, Yuriy und Ivan konnten zumindest ahnen, was der Grund war. "Sterndeuter, ich verstehe nicht.", sagte Toki verwirrt. "Ich dachte..." "Sei still. Dieses Amulett war unbrauchbar für uns." Jacques winkte ungeduldig, so dass der Magier schulterzuckend zu Stahlklaue ging. Was auch immer, er trug ja nicht die Verantwortung. Dafür musste Jacques - Sterndeuter! - alleine gerade stehen. Kai starrte noch immer an die Stelle, wo das Amulett verschwunden war und wandte sich dann langsam Jacques zu. Was musste wohl in seinem Inneren vorgehen? Immerhin hatte er gerade gesehen, wie etwas sehr wichtiges in seinem Leben von den Fluten verschlungen worden war. In diesem Moment wirkte Kai so allein, allein, aber trotzdem stark und stolz. Von nichts zu beugen. Was mochte er fühlen?! Wieder fühlte Yuriy den Drang, Kai in die Arme zu nehmen und ihn zu trösten. Ob Kai das jetzt zurückgewiesen hätte, wusste Yuriy nicht. Trotzdem rührte der Rothaarige sich nicht. Auf Jacques Gesicht breitete sich wieder das teuflische Grinsen aus. Am liebsten hätte Yuriy ihn umgebracht! "Nun, da wir es nicht brauchen..." Er beendete den Satz nicht und sah nachdenklich auf sein Schwert. Was...was hatte der Kerl vor?! "Nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. So leid es mir auch tut, mein kleiner Kai, aber du bist jetzt unbrauchbar." Ehe Yuriy oder einer der anderen verstand, was Sterndeuter damit meinte, hatte dieser bereits das Schwert gehoben und es Kai in die Brust gerammt. Feuerrabe riss die Augen auf und öffnete den Mund, aber kein Laut drang von seinen Lippen. Jacques Grinsen wurde breiter. Seine Augen verschlangen gierig das Bild, das sich ihm bot. Kai, der langsam in die Knie sackte, noch immer das Schwert in der Brust. Dann röchelte er und spuckte einen Schwall Blut. Rotes Blut auf weißer Haut. Yuriy war wie gelähmt und auch keiner seiner anderen Freunde konnte sich rühren. Was tat Jacques da? Wieso...wieso tötete er Kai einfach? Das konnte er doch nicht tun! Das war so...so unwirklich. So unglaubhaft, so fragwürdig. So irreal. Und doch, tief in seinem Inneren wusste Yuriy, dass sich diese Szene gerade wirklich abspielte, keine Illusion war. Bevor Kai gänzlich zusammengesackt war, zog Jacques sein Schwert mit einem Ruck zurück, so dass Kai wieder hochgerissen wurde. Blut spritzte aus der Wunde. Jacques wischte es sich aus dem Gesicht und betrachtete es fasziniert, während Yuriy wieder lebendig wurde und zu Kai sprang. Er fing den Rotäugigen auf, ehe er zu Boden fiel. "Kai. Kai." Die roten Augen starrten ihn funkelnd an. Keine Mauer war dahinter. Kein Blick wie Blut. Strahlend und glänzend wie Rubine waren sie, karmesinrot. "Yu...riy." Er sprach den Namen nur stockend aus und mit jeder Silbe spuckte er wieder einen Schwall Blut. Mühsam verzog Kai die Lippen zu einem Lächeln. An was mochte er jetzt denken? Was fühlen? Ivan, Takao, Max und Kenny kamen zögernd näher, sahen auf ihren sterbenden Freund und Anführer hinunter. Schwach hob Kai die Hand wie zum Gruß. Sie starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen schockiert an. Aus Takaos Auge löste sich eine Träne. Max schluckte trocken und Kenny schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Ivan starrte Kai mit weitaufgerissenen, entsetzten Augen an. Yuriy sah wieder zu Kai hinunter. Das konnte doch nicht wirklich geschehen? Kai - sterben? Aber... das durfte nicht sein! "Tö...tet...ihn...für mich.", flüsterte Kai leise. Wieder spuckte er Blut und hustete. Yuriy hörte Schritte, als Jacques, Kais Mörder, sich langsam entfernte. Wahrscheinlich gab er jetzt den Befehl, dass man sie gefangen nehmen sollte. Wie konnte er nur? "Kai.", flüsterte Yuriy. "Kai." Immer wieder sagte er den Namen. Er wusste nichts sonst zu sagen. "Yuriy.", flüsterte Kai und lächelte ihn noch einmal an. Wie konnte er jetzt nur lächeln?! "Sei still. Weint nicht." Seine Augen strahlten noch immer, wie rote Sonnen und gaben den Blick in seine Seele frei, für alle von ihnen. Kai sah noch einmal in die Runde, dann wieder zu Yuriy. Er hob schwach die Hand und berührte Yuriys Wange. Es schien diesem, als würden Kais Augen wärmer werden, strahlender, glücklicher. "Yu...riy." Aber nur für einen Moment. Dann brach sein Blick und die wunderschönen Augen wurden wieder dunkel. Nein, nicht gebrochen, zersplittert. Feuerrabes Hand rutschte von Yuriys Wange ab und fiel in den Staub, sein Kopf sackte zur Seite. Kai war tot. ~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)