Krieger, Magier und Diebe von Arianrhod- (AU, Science Fantasy) ================================================================================ Kapitel 10: Erinnerung ---------------------- Titel: Krieger, Magier und Diebe Teil: 10/24 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ Erst einmal ein ganz großes Danke an alle, die mir wieder einen Kommi geschrieben haben. Ich hoffe, diese Lösch-Aktionen kommen nicht mehr vor. Ich werde auf jeden Fall meine Finger von der Enter-Taste lassen... ^.^ Menteni Spellmaster X66 Jazzy Arethelya Ich wollte das Kapitel eigentlich schon 2 Tage früher laden, aber unser Internet ging nicht -.- Darum gibts das Kappi erst jetzt. Wie versprochen gibts ein paar neue Charaktere und ein Teil von Kais Vergangenheit wird enthüllt. Ich hoffe, ihr könnt mit etwas abgedroschenen leben. ** @ Menteni: Thx ^.^ Dein Trostpflästerchen konnte ich gebrauchen. Kai bleibt auch noch 'ne Weile. Ohne den kommt KMuD im Moment nicht aus. @ Spellmaster: Jo, wie gesagt, ein wenig später als ich eigentlich wollte. Dafür kommt das nächste früher, denke ich. ^.~ @ X66: Finde ich auch. Bei YaoiGermany muss man das Löschen beantragen... Hiro ist wegen dem Unfall, bei dem seine Eltern umgekommen sind, aus Nijan raus - wollte von den Magiern weg. Ja, der Verräter kam schon vor. Ne, der Verräter kommt aus Canih. @ Jazzy: Etwas spät, das Kappi... Ich hoffe, du lebst noch und bist nicht vor Spannung gestorben. ^^ @ Arethelya: Weißt du, dass ich jedes Mal über deinen Namen stolpere, wenn ich ihn schreiben will? XD Ich glaube nicht, dass du irgendwo Hinweiße auf Hiro findest. War nur ein kleines Ratespielchen. ^.^ ** Ich hoffe, ihr kommt mit den ganzen unterschiedlichen Zeiten da unten klar. Vor fünf Jahren, vor sieben Jahren, plapla. Wenn nicht, werde ich's im nächsten Kapitel noch mal ausführlich erklären, okay? Ihr müsst euch nur melden. So, jetzt genug geredet, viel Spaß mit dem Kapitel! ~~~~~~~ Erinnerung Ein monotones Piepsen erfüllte den Raum. Es war das einzige Geräusch bis auf Yuriys gleichmäßiges Atmen. Er saß auf einem einfachen, unbequemen Holzstuhl mit zwei harten Armlehnen, an die seine Handgelenke geschnallt waren. Der Stuhl stand genau in der Mitte des kahlen Raumes. Die Wände waren aus grauem Stein und es war so kalt, dass Yuriys Atem weißen Wölkchen bildete. Das störte den Rothaarigen aber nicht. Er war Kälte gewohnt. Sie war ein Teil von ihm, so sehr, dass er nicht einmal mehr wusste, was Wärme eigentlich bedeutete. Das ging aber allen hier so, nicht nur ihm. Also war es egal. Es gab Dinge, die waren wichtiger. Dinge, die waren schlimmer. Dinge, von denen er wünschte, sie wären nicht, was sie waren. Zum Beispiel die vielen Drähte, die an und in seinem Körper befestigt waren. Sie führten durch ein abgedichtetes Loch in einer großen Glasscheibe, die sich ihm gegenüber befand, und von dort zu den vielen Computern. Mehrere Wissenschaftler - Männer wie Frauen und er hasste sie alle - befanden sich in dem großen Zimmer hinter der Scheibe und wuselten zwischen den mit Computern und diversen anderen Dingen, die sie für ihre Arbeit brauchten, vollgestellten Tischen herum. Sie redeten ununterbrochen und durcheinander, aber Yuriy konnte kein Wort hören, da die Wände und die Scheibe zu dick waren. Es war im Grunde auch egal, was sie sagten. Für ihn würde es nichts ändern. Ihre Tests würden sie so oder so mit ihm machen. Plötzlich durchzuckte ihn ein Schlag. Sein Körper wurde mit einem Ruck gegen die Stuhllehne gepresst und seine Hände krallten sich in das bereits zerkratzte Holz der Armlehnen. Schmerzhaft krampften sich seine Muskeln zusammen und er spürte, wie seine Fingernägel sich in das Holz gruben. Feine Splitter drangen durch seine Haut und schoben sich unter die Nägel. Yuriy spürte den Schmerz nicht, aber er wusste, dass es die nächsten Tage brennen würde wie Feuer. In der letzten Zeit hatten sie diesen Test öfter durchgeführt. Hatten die überhaupt eine Ahnung, wie sich das anfühlte?! Am liebsten hätte er geschrieen vor Schmerz, als sich seine Muskeln unter seiner Haut wie Schlangen wanden. Aber sein Stolz verbot es ihm sogar, das Gesicht zu verziehen. Aber andererseits mochte er den Schmerz. Nicht um seiner selbst Willen, nein, so veranlagt war er nicht. Eher um der Erinnerung Willen, die er mit sch brachte. Erinnerungen an Flammen, denn es schmerzte wie Verbrennungen. Und Feuer erinnerten ihn an jemand, eine ganz bestimmte Person, die nicht mehr hier war. Nur langsam ebbte der Schmerz ab und Yuriy konnte seine verkrampften, verknoteten Muskeln lockern. Entspannen nicht. Das niemals, nicht auf diesem Stuhl. Yuriy richtete seinen Blick wieder au die Glasscheibe. Wild gestikulierend deutete der Chefarzt auf ihn. Zögerlich nickte einer der Techniker und gab einen Befehl. Jetzt würde er endlich wieder hier herauskommen! Kurz darauf erschien auch ein Mitarbeiter, der Yuriy die Fesseln an den Füßen und Handgelenken abnahm und ihm einladend die Tür offen hielt. Langsam spazierte Yuriy hindurch und fand sich in einem langen, steinernen Gang wieder. Er war absolut kahl und der Boden bestand ebenso aus Stein wie alles andere hier. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen eiserne Fackelhalter angebracht, deren Kienspäne helles, angenehmes Licht verbreiteten. Flammen. Schon wieder. Heute war wohl einer der Tage, an denen seine Gedanken immer in die Vergangenheit abschweiften. Hastig konzentrierte er sich wieder auf seine Umgebung, auch wenn er den Weg in sein Zimmer auch mit geschlossenen Augen gefunden hätte, so oft war er ihn schon gegangen. Aber das lenkte ihn ab. Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Das Letzte für heute. Zumindest stand nichts mehr auf dem Plan und zum Essen hatte er nach der Aktion der Wissenschaftler keinen Nerv mehr. Außerdem würde es sowieso nichts mehr geben. Er stieß die alte Holztür auf und trat ein. Dahinter befand sich ein langer, schmaler Raum. Zwanzig Betten standen an den Wänden, je zehn auf einer Seite. Es waren eigentlich nur schmale Pritschen, an deren Enden niedrige Hocker und kleine Truhen standen, in der die Kleidung und die wenigen persönlichen Dinge aufbewahrt wurden, die man noch besaß. Alle Lagerstätten bis auf eine waren belegt. Unter den dünnen Decken zeichneten sich deutlich die muskulösen Körper der anderen Jungen ab. Am anderen Ende des Schlafsaales befand sich ein großes, aber vergittertes Fenster, das das kalte, silberne Mondlicht hereinließ. Es war zwar nur Halbmond, aber draußen musste es beinahe taghell sein. Yuriy erinnerte sich, dass früher um diese Zeit immer eine schlanke, aber doch kräftige Gestalt dort am Fenster gestanden und zum Himmel hinaufgestarrt hatte. Ins Mondlicht verliebt... Jetzt war der Platz am Fenster leer. Yuriy seufzte. Schon wieder dachte er zurück. Leise um die Anderen nicht zu wecken schlurfte er durch den Saal zu der einzigen leeren Lagerstatt. Die Pritsche quietschte leise, als er sich darauf setzte, aber das störte niemanden. Sie quietschten alle bei jeder Bewegung. Nachdenklich betrachtete er seine Hände, ehe er damit begann, die Spreißel einzeln herauszuziehen. Zum Glück waren sie groß genug. Er hatte jetzt keinen Nerv dazu, der Krankenstation einen Besuch abzustatten. Seine Fingernägel waren mit Blut verkrustet, aber es hatte bereits aufgehört zu bluten. Noch schmerzte es nicht, aber das würde noch kommen. Yuriy schlüpfte aus seinen Kleidern, als er seine ,Arbeit' beendet hatte, bis er nur noch ein dünnes Hemd trug, und kroch unter die Decke. Dunkelheit umfing ihn, als er die Augen schloss, aber das störte ihn nicht. Dunkelheit hatte ihn nie gestört. Immerhin war eines von Wolborgs Elementen die Dunkelheit, wenn auch erst nach dem Eis. Darum konnte ihn dieser Aspekt der Kammer nicht stören, im Gegensatz zu jemand anderem, der dies ganz und gar nicht von sich behaupten konnte. //Ach, verflucht!// Beinahe hätte er losgebrüllt. Schon wieder diese Erinnerung. Das konnte einen wirklich stören! //Ich sollte schnell einschlafen. Dann gibt's keine störenden Gedanken mehr.// Aber irgendwie schien es heute nicht zu klappen. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Er fühlte, wie sein Körper langsam auf die Tests reagierte. Seine Muskeln begannen zu schmerzen. Dumpf pochend erinnerten sie ihn daran, dass der Stuhl in dem kleinen Raum mit der Glasscheibe auch als Folterinstrument benutzt wurde. Seine Fingerspitzen brannten, dort, wo die Spreißel sich hinein gegraben hatten. Normal schlief er zu diesem Zeitpunkt schon und wurde erst beim Aufwachen von mörderischen Schmerzen überfallen. Aber dieses langsame Heranschleichen war noch unerträglicher. Am liebsten hätte er geschrieen, aber das verbot sich von selbst. Niemand schrie, nur die Neuen, die, die noch nicht lange hier waren, hier in der Abtei. Yuriy wälzte sich auf die andere Seite. Scheiße, warum konnte er nicht schlafen? Er hatte nie Probleme damit. Murrend drehte er sich wieder um. Unbequem, alles war unbequem. Wie sollte man so einschlafen können? Mit einem Seufzer rollte er sich auf den Rücken. Aber auch so kam der ersehnte Schlaf nicht. Schließlich hatte Yuriy genug. Er wusste, dass er die Entscheidung bereuen würde, weil er am nächsten Morgen totmüde wäre, aber er konnte nicht anders und stieg aus dem Bett. Rasch war er in seine Kleidung geschlüpft und verließ den Raum lautlos. Hastig eilte er durch die langen, verwirrenden Gänge. Manchmal dachte Yuriy, die gesamte Abtei bestünde nur aus diesen Gängen und den kahlen Zimmern, aber das war natürlich Quatsch. Er wusste, dass Boris und die anderen Bosse reich ausgestattete Quartiere hatte, ebenso wie Voltaire, wenn er hin und wieder herkam um die Fortschritte der Jungen und Wissenschaftler zu betrachten. Betreten hatte er sie allerdings selten, ebenso wie die anderen Jungen, und als er wieder herausgekommen war, war er um einige schlechte Erinnerungen reicher. Yuriy hatte gelernt, diese Sachen nicht an sich heranzulassen. Es war keine Mauer, die er um sich errichtet hatte, nein, es war seine Natur. Genau wie bei Bryan, bei dem war es sogar noch extremer. Die Mauer; hinter die Mauer zogen sich Andere zurück. Ivan und Sergej...und ER. ER hatte die Mauer ganz besonders gebraucht, so verletzlich und sensitiv wie ER immer gewesen war. //Scheiße! Schon wieder!// Grummelnd stiefelte Yuriy weiter und hielt erst inne, als er Schritte vor sich hörte. Wahrscheinlich die Priester, die ihre Kontrollrunden zogen. Die Priester. ER hatte Angst vor ihnen gehabt. Yuriy sah sich rasch um und glitt dann in eine Nische. Es war nicht klug, sich von den Priestern erwischen zu lassen, aber man konnte ihnen leicht entkommen. Von ihnen ging selten etwas Böses aus. Sie waren nur...Hüter. Verrichteten das, was die Wissenschaftler, Techniker und all die Anderen, die ebenfalls hier arbeiteten, nicht verrichten konnten, Küchendienst, Putzen, die Krankenstation. Einst war die Abtei mit den drei riesigen Gebäuden, dem Tempel und der Taiga außen herum eine heilige Stätte Nancumals gewesen. Ehrlich gesagt, war sie es immer noch. Doch damals war sie eben normal gewesen. Ein Tempel unter Tausenden, eine Pilgerstätte. Dann aber war Voltaire gekommen, ein junger, überzeugender Voltaire mit endlosem Tatendrang, und hatte alles umgekrempelt. Erst hatte er die Obersten Priester um den Finger gewickelt und nebenher auch noch alle anderen. Dann hatte er nach und nach die Abtei in ein ,Forschungszentrum' umgewandelt. Wissenschaftler, Techniker, Magier, Krieger und alle anderen hatte er mitgebracht. Auch wenn man hier etwas anders arbeitete als in normalen Forschungszentren. Was genau Voltaire vorhatte, wusste niemand so recht. Woher er seine Idee hatte, ebenfalls nicht. Wie er sie verwirklichen wollte - woher sollte Yuriy das wissen? Wann es geschehen sollte - darüber sprach Voltaire nicht. Aber von seiner Idee war er absolut besessen. Nichts stand höher als diese Idee, nichts war größer, mächtiger, perfekter. Nichts. Es war egal, welche Methoden angewandt wurden von den skrupellosen Forschern. Es war egal, wie Boris und seine Helfer die ,Auszubildenden', die Forschungsobjekte, behandelte. Nur Voltaires Idee zählte. Etwas mächtigeres als diese Besessenheit gab es nicht. Nicht einmal vor seiner Familie machte Voltaire halt. Vor allem nicht vor ihr. Sie hatte am meisten leiden müssen. Immerhin war sie es, deren ,Material' Voltaire verwendete, perfektionierte. Die zweite Generation bereits entsprach Voltaires Vorstellungen. Yuriy schüttelte den Kopf. Ob er diese Erinnerungen jemals los wurde? Die Priester bogen jetzt in den Gang ein, in dem er stand. Natürlich sahen sie ihn nicht. War ja klar. Die Priester sahen nie etwas. Ihnen war alles gleichgültig. Wie die Schüler behandelt wurden. Was hier ablief. Es ging ihnen sonst wo vorbei, was den Rest der Welt hätte Amok laufen lassen. Aber sie waren die Priester Nancumals. Und Nancumal interessierte so etwas nun mal nicht. Er war ja nicht nur der Gott des Gleichgewichts, nein, auch der Gleichgültigkeit. Und diesem Ideal entsprachen die Priester. Hielten sich Augen, Ohren und Mund zu, damit niemand etwas sah und hörte und auch niemand etwas weiterplappern konnte. Es war ja schön und gut, dass alles im Gleichgewicht blieb. Das stellte Yuriy auch gar nicht in Frage. Wo kämen sie denn hin, wenn etwas nicht im Gleichgewicht war? Alle kannten die Geschichte der Vier Göttlichen. Aber warum musste ihnen alles auch gleichgültig sein? Manchmal fühlte Yuriy Bitterkeit in sich aufsteigen, wenn er daran dachte. Aber das war nicht oft so. Ihm gefiel dieses Leben hier. Eigentlich. Ein paar Dinge - ja, ein paar Dinge könnten anders sein. Aber im Großen und Ganzen ließ es sich hier gut leben. Sie mussten sich nicht um das nächste Essen sorgen oder darum, wo sie in der Nacht unterkommen sollten. Die Schritte der Priester entfernten sich rasch und bald waren sie nicht mehr zu hören. Leise glitt Yuriy aus der Nische und ging weiter. Er wusste genau, wohin er wollte. Kurz darauf erreichte er eine alte Holztür, die besser aussah als sie tatsächlich war. Er drückte die verrostende Klinge hinunter und schob die Tür auf. Knarrend schwang sie nach innen. Dahinter kam im schwachen, flackernden Licht einer Fackel eine dunkle, schmale Stiege zum Vorschein, die schon nach wenigen Stufen nach links bog und im Schatten verschwand. Yuriy war schon lange nicht mehr hier gewesen. Zentimeterdicker Staub lag auf dem Boden. Hastig trat er ein und schob die Tür hinter sich zu. Auch wenn er es jetzt stockdunkel wäre, so war es doch besser, als wenn zufällig jemand vorbeikäme und entdecken würde, dass die alte Stiege noch benutzt wurde. Es würde Yuriy noch den letzten Ort nehmen, der ihn an IHN erinnerte, an dem er allein sein konnte. Staub wirbelte auf und er hustete kurz. Dann klackte das Schloss und für einen Moment war alles still, bis Yuriy sich wieder auf den Weg machte. Er tastete sich an den Wänden entlang, auch wenn er das eigentlich nicht brauchte. An jeden Zentimeter, jede Stufe, jeden Riss, jede Lücke in der Mauer. Er war so oft hier gewesen. So oft, seit ER ihm den Weg gezeigt hatte, vor beinahe zehn Jahren. Zehn Jahre. So lange war das jetzt schon her, seit sie beide kleine, süße Jungs gewesen waren. Nun ja, süß konnte man in Yuriys Fall sicher nicht sagen. Aber bei IHM gab es daran keinen Zweifel. Boris' Liebling war ER gewesen. Und auch seine Helfer hatten nie ,Nein' gesagt, in SEINEM Fall. Nach unzähligen Stufen erreichte Yuriy eine weitere, halb verrottete Holztür, die nicht in halb so gutem Zustand wie die andere war, und schob sie auf. Sie knarrte noch lauter. In der herrschenden Stille hörte es sich beinahe unheimlich an. Aber davon ließ Yuriy sich nicht schrecken. Nach einem Moment hatten sich seine Augen an das Licht des Halbmondes gewöhnt, so dass er es wagen konnte, einige Schritte nach draußen zu gehen. Der Ort hier oben war gefährlich, kein Zweifel. Es war nur ein schmaler Absatz, kaum einen Meter breit, aber dafür recht lang. Er zog sich an der gesamten Seite des Turmes entlang und ging an beiden Seiten in die Abteimauer direkt unter den Dächern über, aus denen der Turm wuchs. Von unten konnte man nur die Struckverzierungen sehen, nicht aber die niedrige Tür. Yuriy fragte sich, wer sie wohl angebracht hatte und wofür? Sie war eigentlich völlig nutzlos. Von diesem Platz aus konnte man zwar weit über das Land schauen, aber von den Spitzen der drei Türme hatte man eine noch bessere Sicht. Einen Moment blieb Yuriy stehen und sog sich zufrieden die kalte Luft in die Lungen. Ein scharfer Wind pfiff um die Häuser und Yuriys Atem wurde sofort mitgerissen und hatte nicht einmal die Möglichkeit, Wölkchen zu bilden. Breit grinsend sah der rothaarige Junge sich um, ließ seinen Blick über die drei alten Gebäude schweifen, die um einen gepflasterten Platz angeordnet waren, über den Tempel, der etwas abseits auf einem Hügel stand, über die vielen Gebäude, die erst vor Jahren nach und nach hinzugekommen waren, nachdem die ursprünglichen Häuser nicht mehr gereicht hatten, über den Wald, der weiter entfernt einen dicken, grünen Saum bildete, und über die weit entfernt liegende Steilwand, das einzige Stück, dass man von der Begrenzung der Insel erkennen konnte, zumindest von der Abtei aus. Er war wirklich zu lange nicht mehr hier gewesen. Aber die Gelegenheit hatte gefehlt, und die Zeit. Und ER. Vorsichtig ließ Yuriy sich am Rand des Simses nieder. Eigentlich mochte er die Höhe nicht. Höhenangst hatte er zwar nicht, aber es war ihm nicht ganz wohl, wenn er daran dachte, dass er ohne irgendeine Absicherung so hoch über der Erde herumturnte. IHN hatte das nie gestört. ER war immer ein Wesen der Höhe gewesen, war auf Türme geklettert wie eine Katze und wenn ER oben an der Spitze angekommen war, hatte er die Arme ausgebreitet wie ein Vogel seine Schwingen. Das hatte ER auch noch getan, als er Wochen und Monate in der Abtei gewesen war, unter dem strengen Regime Boris' und seiner Helfer, denen solche Kindereien nie gefielen. ER hatte es sogar noch nach Jahren gemacht. Yuriy erinnerte sich ganz genau an das letzte Mal, als er IHN so gesehen hatte. "Ach, Kai..." ~~~~~~Flashback~ ~ ~Anfang~~~~~~ "Nun, komm schon, Yuriy!" Kais Stimme war nicht laut, aber Yuriy konnte sie ganz genau verstehen. Es war Vollmond und der Himmel wolkenlos, so dass man unzählige Sterne beobachten konnte, die aussahen wie Perlen, die auf nachtschwarzem Samt verteilt waren. Das hatte Kai gesagt. Yuriy würde von allein niemals auf solche Gedanken kommen. Aber Kai...Kai war anders. Anders als alle anderen hier. Niemand sagte und tat solche Dinge wie Kai. Für den heutigen Himmel hatte Kai sich eine ganz besondere Beschreibung einfallen lassen. Für die Nordlichter, die über dem Wald funkelten und glitzerten. Das Bild von Weißen Pferden im Schnee Schwäne im Himmel Maiden hoch zu Ross Und Schwerter so rot Von Blut Yuriy fragte sich manchmal, wie Kai in solch kleinen Dingen so viel sehen konnte. Er selbst sah nur flirrende Lichter, die ganz praktisch waren, weil sie mehr Licht spendeten als Mond und Sterne. Und Kai machte so etwas daraus. Wie schaffte er das nur? Vor sich konnte Yuriy die schlanke, schmale Silhouette Kais erkennen, der auf allen vieren wie eine Katze auf dem Dach entlang kletterte. Sein wilder Haarschopf zeichnete sich deutlich vom hellem Himmel ab. Yuriy wusste genau, wohin der Jüngere wollte. Da wollte er oft hin. "Ich...ich bleibe hier.", rief er mit gedämpfter Stimme hinaus. Kai sah nach unten. "Ach, komm schon, Yuriy! Da oben ist es wunderschön. Komm schon!" Doch Yuriy schüttelte den Kopf und rutschte zurück. "Nein, nein. Mir gefällt es hier ganz gut!" "Bist du sicher?" "Jaaa.", machte Yuriy und ließ sich in die Hocke gleiten. Kai sah nach unten und Yuriy wusste, dass er eine Schnute zog. Aber er wusste, dass er den Rothaarigen nicht überreden konnte. Das war ja immer so gewesen. Warum sollte es heute anders sein? Rasch kletterte der Zehnjährige weiter und bald hatte er die Höhe erreicht, dass er auf das Turmdach hüpfen konnte. Geschickt sprang er ab und kam anmutig wie eine Katze auf dem schmalen Sims auf, dass auch das Turmdach wie jedes Dach an den Gebäuden säumte. Dort richtete er sich auf und winkte vergnügt nach unten. Yuriy winkte zurück. Wie Kai das bloß aushielt? Ihm selbst wurde schon vom Zusehen schwindlig, so dass er sich lieber auf den Boden setzte. Aber Kai war noch lange nicht fertig. Langsam, geschickt und vor allem geübt begann er, das Turmdach zu erklettern. Es dauerte nicht lange, dann hatte er die Spitze erreicht und klammerte sich an die verzierte Standwaage, die das Zeichen Nancumals war. Im Sonnenlicht gleißte sie immer golden, aber ob es wirkliches Gold war, vermochte Yuriy nicht zu sagen. Kai behauptete, es wäre normales Eisen, dass nur mit dem gelben Metall überzogen war, und er musste es ja wissen. Vorsichtig zog sich Kai an der Waage nach oben und suchte sich einen guten Stand. Yuriy konnte sein glückseliges Lächeln beinahe sehen. Hier draußen, hier auf den Dächern, das waren die einzigen Augenblicke, in denen es Kai wirklich gut ging. In denen er lachen und weinen konnte, wie er wollte, in denen er lächelte, dass es Yuriy beinahe das Herz brach, und die kalte Maske absetzte, die er sonst immer trug. Und Yuriy fühlte sich geehrt, dass er der Einzige war, mit dem Kai hier herauf kam. Nicht Bryan, nicht Sergej, nicht Ivan, nicht irgendeinem der anderen Jungen hatte Kai je seinen ,Traum-Platz', wie er das schmale Sims hinter der verrottenden Tür bezeichnete, gezeigt. Yuriy war stolz und glücklich über diese Auszeichnung und wenn Kai ihm ein süßes Lächeln schenkte, so konnte er seine eigenen Gesichtsmuskeln manchmal dazu bringen, die ungewohnte Geste zu erwidern und es ehrlich zu meinen. Einen Moment stand Kai einfach nur da und ließ sich die Haare aus dem Gesicht wehen. Sein dünnes Hemd bauschte sich hinter ihm. Dann streckte er die Arme zu beiden Seiten aus, drückte die Brust heraus und streckte das Gesicht noch mehr in den Wind. Er sah aus, als würde er sich gleich in einen Vogel verwandeln und davonfliegen, fand Yuriy. Ein Vogel, ein Raubvogel, das war die rechte Bezeichnung für Kai, zart und zerbrechlich, aber wenn er wollte mit starrem, stechenden Blick aus rubinroten Augen, die in solchen Situationen zu Blut wurden, und scharfen Krallen, die ohne ein Zögern zuschlagen konnten. Kai war kein schmaler, beinahe unterernährter kleiner Junge, der Schutz und Hilfe benötigte und sich gerne den Wind ins Gesicht wehen ließ. Nein. Kai war stark. Er hielt die Torturen und Schmerzen der Abtei ohne Klagen, ohne Proteste aus, bis auf die wenigen Male, in denen er in Yuriys Armen weinte, hier auf dem Sims. Aber das war in letzter Zeit sehr selten geworden. Kai hatte, unter seiner viel zu weiten Kleidung, einen muskulösen, sehnigen Körper, den er schneller bewegen konnte als viele andere, mit dem er hart und gnadenlos zuschlagen konnte. Kai war gefährlich. Nicht so gefährlich wie Yuriy, aber trotzdem. Eines Tages würde der Rotäugige den Rothaarigen eingeholt haben, ihm sogar überlegen sein. Nicht nur, weil er Voltaires Enkel war. Auch, weil er einfach besser war. In manchen Dingen war er ihm sogar jetzt schon voraus. In den Gefühlen, nur ein Beispiel. Manchmal fragte sich Yuriy, ob sein Innerstes, sein Herz, bereits zu Eis erstarrt war, Eis, das sein Element war. Aber bei Kai war das anders. Kai war Feuer, wilde, tanzende Flammen. Flammen, die Kai bedeckt hielt, wenn jemand anderes außer Yuriy und ihm selbst sie sehen konnte. Wieder so eine Auszeichnung, die stolz machen konnte. Er warf einen Blick auf Kai, der noch immer in der gleichen Pose dort oben stand, dann auf den Mond. Er stand schon tief, viel zu tief. "Kai!" Ob der Jüngere ihn gehört hatte? "Kai, wir müssen wieder rein! Sonst merken sie, dass wir weg sind!" Nur zögerlich ließ Kai seine Arme wieder sinken. Aber er hörte auf Yuriy und kletterte gehorsam das Dach wieder hinunter. Der Sprung war ebenso routiniert wie das Hinunterrutschen des zweiten Daches. Dann landete Kai elegant neben seinem rothaarigen Freund. Er strahlte über das ganze Gesicht und seine roten Augen leuchteten wie Rubine oder besser wie Flammen. Die Nordlichter verliehen ihm eine geheimnisvolle Aura. Die blauen Streifen auf seinen Wangen, die er nur abwischte, um sie zu erneuern, waren wie dunkle Schatten auf seiner blassen Haut und ließen ihn noch mysteriöser erschienen. "Nächstes Mal solltest du mitkommen, Yuriy! Das ist wunderbar! Wenn der Wind um dein Gesicht streift. Und du die Reinheit der Luft förmlich fassen kannst!" Aber der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. Das war eine weitere Besonderheit von Kai. In seiner Gegenwart und nur in seiner konnte man Schwächen zeigen ohne dafür bestraft zu werden. "Du weißt, dass ich das nicht mag.", murmelte Yuriy. Trotz allem fiel es ihm schwer, jemand anderem und vor allem sich selbst einzugestehen, überhaupt einen Mangel zu haben, etwas, dass er nicht perfekt konnte. Darum sprach er schnell weiter, vielleicht etwas zu ruppig: "Komm, lass uns gehen. Sonst entdeckt noch jemand, dass wir weg sind." Kai sah ihn einen Moment traurig an, ehe seine Augen dunkler wurden, jetzt eher Blut als Feuer glich und wieder von einer Mauer versiegelt wurden. Und sein Gesicht wurde wieder zur Maske. ~~~~~~Flashback~ ~ ~Ende~~~~~~ Yuriy war niemals mit Kai hinaufgestiegen. Immer hatte er abgewehrt. Jetzt wünschte er sich, er hätte es an diesem einen Tag doch getan. Nur einmal mit Kai da hoch. War das denn zuviel verlangt? Yuriy schüttelte den Kopf. Es brachte nichts jetzt in Selbstmitleid zu ertrinken. Er hatte genügend Gelegenheiten gehabt. Nicht genutzte Chancen verstrichen und kamen nie zurück. Genauso wenig wie vergangene Zeit, so sehr man es sich auch wünschte. Sieben Jahre war diese Nacht jetzt her, beinahe genau. Und kurz darauf war Voltaires Projekt fertig gewesen und sie hatten es nur noch testen müssen. Zwei Jahre später war Kai dann auf und davon. Nie mehr gesehen. Genauso wenig wie sein Lächeln, das Herzen von Engeln hatte zum Schmelzen bringen können. Und seine Tränen, die Steine hätten zerbrechen lassen können. Und das Funkeln in seinen Augen, das Yuriy ohne Grund zum Lächeln bringen konnte. Niemals mehr hatte Kai Gefühl gezeigt, seine Maske absichtlich fallen lassen, nachdem Voltaire seine Idee verwirklicht hatte. Nie mehr waren seine Augen Flammen gewesen, immer nur dunkel wie Blut. Yuriy stieß einen verärgerten Laut aus. Was war der Grund, dass er ausgerechnet heute daran dachte? Grummelnd stand er auf. Wie auch immer, jetzt war er müde. Wenn er nicht aufpasste, würde er noch hier einschlafen und das würde trotz seiner Resistenz gegen Kälte nicht gerade positiv enden. Einen Moment noch ließ er sich den scharfen Wind ins Gesicht wehen. Seinen Geist klären, wie Kai das immer gemacht hatte. Jetzt störte ihn der Gedanke an Kai nicht mehr. Er schob ihn beiseite und ließ nicht zu, dass er sich ihm wieder aufdrängte. Beinahe zufrieden kletterte Yuriy die schmale Stiege wieder hinunter. Vor der unteren Tür lauschte er noch einen Moment, aber nachdem er nichts gehört hatte, verließ er den Treppenaufgang. Rasch ging er durch die Gänge zurück. Ob ihm wieder Priester entgegenkamen? Es musste eigentlich Zeit für ihre zweite Runde sein. Als er schwere Schritte und einige Stimmen hörte, wusste er sofort, dass es keine Priester waren und es durchlief ihn heiß und kalt. Wenn Boris oder seine Helfer ihn erwischten, wäre es aus mit nächtlichen Spaziergängen! Hastig sah er sich nach einer Nische um, einem Spalt, in dem er sich verbergen konnte. Sollte sich doch die Erde auftun und ihn verschlingen! Das wäre weniger schmerzhaft als die andere Variante. Aber wenn man ein Versteck brauchte, war natürlich keines da! Zögerlich wich er einige Schritte zurück. Wenn er jetzt losrannte, würden sie ihn hören. Es war sowieso schon schwer genug, keine hallenden Geräusche in den langen Gängen der Abtei zu erzeugen. Wenn er aber nur schlich, würden sie ihn sehen, weil er zu langsam war. Zaudernd wanderte sein Blick kann den Wänden entlang und blieb dann an den Deckenbalken hängen. Darüber war noch genug Platz. Allerdings würde man ihn sofort sehen, wenn man nach oben blickte. //Was soll's.//, fuhr es ihm durch den Kopf. //Es besteht zumindest eine Chance.// Einen Moment lauschte er noch. Sie waren weit genug entfernt. Yuriy sprang, stieß sich an der Wand ab und packte zu. Einen Augenblick später hockte er auf dem Balken und versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. Dann ließ er sich zurück sinken und versuchte, sich auf dem Balken zu halten. Mit schiefgelegtem Kopf lauschte er auf die näherkommenden Schritte. Seine geschärften Sinne erkannten drei verschiedene Fußpaare. Einer der Näherkommenden war Boris, ganz eindeutig. Der trampelte immer durch die Gänge wie ein Nilpferd. Der Zweite war der Leiter der Wissenschaftler, Konstantin der Große, wie er unter den Schülern hieß; er war kleiner noch als Ivan und das war bekanntermaßen kaum möglich. Aber wer war der Dritte? Erst, als Yuriy die tiefe, sympathische Stimme hörte, war ihm klar, dass es Voltaire höchstpersönlich sein musste. Was suchte der Kerl jetzt schon hier? Er war doch um diese Zeit immer auf der anderen Seite der Insel! "...neue Ergebnisse?", wollte der Abteileiter gerade wissen. "Nein, Master Voltaire.", antwortete Konstantin. "Nichts Nennenswertes. Aber Yuriy wird bald so weit sein, dass man die nächste Stufe einleiten kann." Der Rothaarige horchte auf. Nächste Stufe? Was hatte das zu bedeuten? Etwa, dass er die zweifelhafte Ehre hatte, an Voltaires Träumen teilnehmen zu dürfen? Jetzt bogen die Drei um die Ecke. Voltaire ging in der Mitte. Konstantin trippelte links von ihm, unterwürfig und ergeben wie immer. Sein schütteres, graues Haar war penibel über die Halbglatze gekämmt, so dass der Blick unwillkürlich auf die kahle Stelle fiel. Ob der Große wusste, dass seine Frisur die gegenteilige Wirkung hatte, die er eigentlich damit beabsichtigte? Rechts von Voltaire marschierte Boris, groß, breit, muskulös, mit streng zurückgekämmten, dunklem Haar, dass einen violetten Schimmer hatte. Boris war eine der hässlichsten Personen, die Yuriy je gesehen hatte, auch wenn dies größtenteils auf sein Gesicht zurückzuführen war. Boris machte lange Schritte, ging hoch aufgerichtet. Er hatte es nicht nötig, vor Voltaire zu buckeln und - so sehr Yuriy es auch widerstrebte, das zuzugeben - es lag auch nicht in seinem Charakter. Der Rothaarige verabscheute Boris zutiefst, er hasste ihn regelrecht, mehr noch und auf andere, wirklichere Weise wie alle Anderen hier. Boris' Erscheinen weckte beinahe übermächtigen Hass, der andererseits auch keine Bedeutung hatte. Er war ja nur ein Gefühl. Voltaires Anblick dagegen versetzte ihm einen Stich. Zu sehr ähnelte Kai ihm. Zu sehr war er mit seinem Enkel verbunden. Es war nur ein leichter Stich, aber trotzdem schien er die Welt zu bedeuten. "Sehr schön.", antwortete Voltaire gerade. "Ich möchte eine Nachricht, wenn es soweit ist." Abrupt blieb er plötzlich stehen, beinahe direkt unter Yuriy. Der Rothaarige bemühte sich, so leise wie möglich zu atmen. Warum konnten die nicht weitergehen?! "Wenn das jetzt geklärt wäre, können wir auf andere Themen übergehen. Vor ein paar Tagen habe ich euch über den Dieb berichten lassen." Synchrones Nicken von Boris und Konstantin. "Ich habe die Test bereist auswerten lassen. Sie haben mir Ihrer Vermutung natürlich völlig recht gehabt." Yuriy erinnerte sich an den Reiter, der letztens gekommen war. Von welchem Dieb sprachen die? Niemand wäre so dumm, die Abtei zu bestehlen. Da konnte man auch gleich von der nächsten Klippe springen. Voltaire winkte ab. "Inzwischen wissen die Hatesit einiges über ihn. Unter anderem, dass es eine ganze Organisation ist." Was hatte die Sache mit allen Bündniskriegern zu tun? War es etwa kein Dieb, der in der Abtei sein Unwesen trieb? "Ich denke, man wird uns nicht gefährlich werden können.", erklärte der Abteileiter weiter. "Darum geht uns die Sache auch nichts weiter an. Soll der Dieb die Amulette der anderen Hatesit stehlen." Ob Voltaire das wirklich ernst meinte? Da schwang doch etwas wie Sorge in seiner Stimme mit? Aber... //Moment! Was hat der gesagt? Amulette stehlen?// Unwillkürlich griff Yuriy nach seinem eigenen, das weiß und eisblau war. Es hing an einem enganliegenden, ledernen Band um seinen Hals. Manchmal erinnerte dieses Band Yuriy unangenehm an die Halsbänder der Wachhunde. Die waren auch eng und aus Leder, nur etwas fester und härter. Es würde ihn umringen, wenn Wolborg, dessen eisige, aber für ihn wärmende Präsenz tief in seinem Inneren verborgen war, plötzlich nicht mehr da wäre. Jetzt, wo Kai weg war, gab es für ihn nichts Wichtigeres mehr als sein Tisetah, seinen schneeweißen Wolf. "Es gibt nur einen Faktor, der sich für uns als nachteilig erweisen könnte." "Und der wäre?", wollte Boris mit seiner rauen, viel zu tiefen Stimme wissen. "Nun, einer meiner Spitzel hat herausgefunden, dass Jacques an der Sache beteiligt ist." "Jacques? War das nicht der, der Hatesit und Magier verbinden wollte?", hackte Boris nach und Voltaire nickte. "Mit seinen Ideen hätte er beinahe unser gesamtes Projekt gefährdet, aber das tut hier nichts zur Sache." "Sie meinen, es ist gefährlich, dass er von uns weiß?" Boris, begriffsstutzig wie immer. Oder doch nicht? Yuriy selbst erfasste nämlich ebenfalls nicht, worauf Voltaire hinauswollte. "Nein, eher nicht. Sie haben uns bis jetzt unbehelligt gelassen, das werden sie auch weiterhin tun. Mir macht es eher Sorgen, dass er um das gesamte Projekt Kai Bescheid weiß." Yuriy horchte auf. Kai? Kai war seit seiner Flucht ein Tabuthema. Man hatte zwar die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, aber nie wieder ein Wort über den Jungen fallen lassen. Zumindest nicht in der Gegenwart der Schüler. Aber Yuriy - und auch alle anderen - hatten immer vermutet, dass Voltaire und Boris noch immer nach Kai suchten. Immerhin war Kai die Verwirklichung von Voltaires Vision. Die Experimente hatten ja das erwartete Ergebnis erzielt. Aber bevor man die Tests hatte fortführen und perfektionieren können, war Kai ausgebüxt. Yuriy erinnerte sich nur noch dunkel an Jacques. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit dunklem Teint und schwarzem Haar gewesen, der von Ehrgeiz zerfressen war. Um jeden Preis hatte er hinaufkommen wollen, an die Spitze. Er hatte es auch geschafft, immerhin war er aus dem hintersten Eck der Insel sofort in ,Projekt Kai' versetzt worden. Die anderen Schüler in der Abtei kannten ihn nur vom Sehen. Kai aber hatte ihn beinahe hoch mehr gehasst als Boris und das hatte einiges zu bedeuten. "Feuerrabe hat sich an die Spur der Diebe gehängt.", fuhr Voltaire fort. Wer bitteschön trug einen lächerlichen Namen wie ,Feuerrabe'? Boris und Konstantin dagegen schienen zu verstehen. "Hm, das ist nicht gut.", gab Boris zu. "Wenn unsere Vermutung zutrifft, ist es sogar sehr schlecht. Ich werde einige Leute losschicken." Voltaire nickte zustimmend. "Obwohl ich nicht glaube, dass Feuerrabe sich so einfach erwischen lässt." Er setzte sich wieder in Bewegung. "Außerdem müssen wir um jeden Preis verhindern, dass Kai den Dieben in die Hände fällt. Nicht auszudenken, was dann los wäre." Konstantin der Große folgte rasch, Boris erst einen Moment später. Voltaire sagte nichts mehr und auch die Anderen schweigen. Yuriy wartete, bis ihre Schritte verhallt waren, dann sprang er von seinem Balken herunter. Nachdenklich schlurfte er in sein Zimmer zurück. Da draußen gingen ja interessante Dinge vor sich! Und er war nicht dabei, sondern versauerte hier in der Abtei. Wer waren diese Amulett-Diebe? Und wer Feuerrabe? Und was hatte all dies mit Kai zu tun? Ob... Yuriy kam ein Gedanke. Ob Kai Feuerrabe war? ~~~~~~~ An die Stelle dieses...ähm 'Gedichtes' wollte ich eigentlich einen Text von The Rasmus setzen, der gepasst hätte(Still Standing, falls es jemand kennt). Aber dann hab ichs doch gelassen, weil es eigentlich keinerlei Bedeutung hat. Darum dürft ihr guten Gewissens über dieses lyrische Desaster hinwegsehen, es sei denn, ihr habt einige Tipps für mich. ^^'' Soll heißen: ignoriert es einfach, hat keine Bedeutung. Ich weiß, die Abtei ist inzwischen etwas ausgelutscht, aber stört euch nicht daran. Im Übringen ist das nur die halbe Vergangenheit. Den Rest erfahrt ihr dann im 15. Kapitel, also bitte ich noch um etwas Geduld. ^^ Bis zum nächsten Mal! Silberwölfin [Edit o4.o6.2o12] Änderung des Lyric-Parts, weil der mir nie gefiel. Das jetzt mag ich lieber. Die Wikinger hielten das Nordlicht für die Walküren (die Maiden, die die Gefallenen aussuchten, sie wurden auch in den Schwänen gesehen), auch wenn die nichts mit dieser Geschichte zu tun haben. Whatever. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)