Krieger, Magier und Diebe von Arianrhod- (AU, Science Fantasy) ================================================================================ Kapitel 1: Tisetahdieb ---------------------- Titel: Krieger, Magier und Diebe Teil: 1/24 Autor: Lady Silverwolf Anime: Beyblade Warning: OOC Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic. "..." reden //...// denken ~~~~~~~ Meine erste Beyblade-FF. Wenn die Charas nicht IC sind, liegt das daran, dass ich Beyblade eigentlich nicht kenne. Ich hoffe, ihr stört euch nicht allzu daran. Weil einige Namen nicht in die FF passen, hab ich sie umgenannt. Bitbeast = Tisetah Blader mit Bitbeast = Hatesit ~~~~~~~ Tisetahdieb Die gelben Augen der Raubkatze fixierten ihn. Leicht wurden die mächtigen Zähne des Tigers entblößt; sie blitzten weiß und gefährlich im Sonnenlicht. Ein tiefes Grollen drang aus der Kehle, dann herrschte wieder Stille, bis auf das leise Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und manchmal Rascheln im Gebüsch. Er hielt den Atem an. Zitternd vor Anspannung und Konzentration hielt er den Tiger im Blick. Gleich, gleich würde die Raubkatze losschlagen, ihre mächtigen goldenen Klauen in ihre Beute schlagen, sie zerfetzen bis nur noch kleine Schnitzel übrig waren. Das Sonnenlicht fiel durch die Blätter der Bäume und zeichnete tanzende Muster auf den Boden und das weiße Fell des Tieres, unter dem mächtige Muskeln spielten, wenn es sich bewegte. Doch jetzt stand es still wie eine Statue, nur auf den goldenen Klingen an den Beinen spiegelte sich die Sonne, so das kurze Lichtblitze über die kleine Lichtung huschten. Leise zischend stieß er den Atem aus. Als hätte der Tiger nur darauf gewartet, sprang er mit einer einzigen anmutigen Bewegung los. Man konnte kaum das unmerkliche Anspannen der geschmeidigen Muskeln sehen, als das riesige Tier aus dem Stand lossprang und mit einem einzigen Satz die Lichtung überquerte und vor seiner Beute aufkam. Der Tiger schlug noch im selben Augenblick zu und traf genau die richtige Stelle. Krachend und splitternd barst der mächtige Stamm des uralten, umgestürzten Baumes auseinander. Kleine Holzsplitter sausten als gefährliche Geschosse über die Lichtung. Rasch duckte sich der Junge hinter einen Stein. Dem Tiger mit dem dichten Fell mochten die Splitter nichts anhaben können, aber für ihn wären sie zwar nicht gefährlich, aber doch recht schmerzhaft. Der Tiger hob ein zweites Mal die Pfoten und verarbeitete den Rest des Baumstammes zu Kleinholz. Dann drehte er sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die seine Zufriedenheit deutlich zeigte, um und kam zu dem Jungen hinüber. Aus seiner Kehle kam ein Laut, der beinahe einem Schnurren glich, und sein zuckender Schwanz und die goldenen Augen zeigten, dass er lobende Worte wollte, die seiner Tat gerecht wurden. Lächelnd ging der Junge auf ihn zu und legte die Hand auf den großen Kopf, um den Tiger an der Stelle zu kraulen, von der er wusste, dass er es dort am liebsten mochte. "Das hast du gut gemacht, Driger." Driger grollte als Antwort aus tiefster Kehle. Natürlich hatte er es gut gemacht. Er machte es immer gut. Der Junge ließ ein kurzes Lächeln auf seinem katzenhaft hübschen Gesicht aufblitzen, das zwei ebenmäßige Reihen weißer Zähne mit langen, spitzen Eckzähnen entblößte und sah den Tiger aus Augen an, die wie die des Tigers waren. Groß, golden, mit senkrechten Pupillen und umrahmt von langen, dunklen Wimpern. Er war schlank und zierlich, aber unter der beinahe goldenen Haut, die aus der weiten Kleidung herausschaute, konnte man den deutlichen Ansatz von stahlharten, durchtrainierten Muskeln erkennen. Das schwarze Haar war mit einem weißen Band umwickelt worden, so dass es einen langen Zopf bildete, der ihm bis zu den Kniekehlen hinunterfiel und bei jeder Bewegung hin und her schwang. Einige kurze Strähnen umrahmten sein Gesicht und fielen ihm beinahe in die Augen, wenn sie nicht von einem breiten Stirnband zurückgehalten werden würden. Zwei spitze Ohren lugten zwischen den Strähnen hervor. "Rei! Reeei!" Er hob den Kopf, als er seinen Namen hörte. "Reeeei! Wo steckst du jetzt schon wieder?" Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Gesichtszüge. "Die suchen uns schon wieder, was?", fragte er Driger. Das geschah öfter. "Ich bin hier!", rief er zurück und kurz darauf sprang ein schlankes, athletisches Mädchen über ein Gestrüpp und trat zu ihm. Ihr hüftlanges, pinkes Haar war am Hinterkopf mit einer großen Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und ihr schönes Gesicht mit ebensolchen goldenen Augen wie Reis verzog sich zu einem strahlenden Lächeln, als sie dem Jungen entgegenkam. Die beiden sahen sich recht ähnlich, was daran lag, dass sie verwandt waren. Sie trug ähnliche, weite Kleidung wie er und um ihren Hals hing eine goldene, feingliedrige Kette, an der ein violetter Anhänger hing. Darauf war ein schwarzes Zeichen zusehen, zwei ineinander verschlungene Schriftzeichen, die Luchs und Galux bedeuteten. Rei trug eine ähnliche Kette, allerdings war sie aus Silber, ebenso wie das Amulett, auf das in Grün geschrieben stand: Tiger und Driger. Diese Amulette wiesen die beiden als Hatesit aus, als Bündniskrieger, als Menschen, denen es gelungen war, sich den Respekt und die Treue eines Tisetah zu gewinnen, welches sich schließlich mit ihnen verbunden hatte. Ohne diese Amulette war die Verbindung zwischen Krieger und Tier unterbrochen, so dass sie ihre gesamten Kräfte nicht ausspielen konnten. Niemand in Reis Dorf wusste genau, wer oder was die Tisetah waren, man wussten nur, dass sie sehr mächtig und gefährlich waren und das nur besondere Menschen, die die richtigen Erbanlangen und das richtige Wesen hatten, ein Teshita, ein Bündnis, schließen konnten. Die Tisetah wählten ihre Bündnispartner sorgfältig und mit Bedacht aus, denn eine Verbindung, die einmal geschlossen war, wurde nicht einmal durch den Tod getrennt, so sagte man. "Hier bist du also, Rei!", fauchte das Mädchen den anderen an, aber um ihre Lippen spielte ein Lächeln. "Was ist los, Mao?", wollte er wissen. "Schon wieder irgendwelche Schwierigkeiten?" Driger rieb seinen Kopf, der gut die dreifache Größe von Reis hatte, an dessen Schulter und warf ihn damit beinahe um. Rei lachte. "He, lass das!" Mao zuckte die Schultern. "Keine Ahnung.", antwortete sie. "Aber der Ältestenrat möchte dich sehen." Erstaunt blickte Rei auf. "Wie? Warum?" Hatte er irgendwas angestellt? Nach kurzem Überlegen entschied er sich dagegen. Nein, in letzter Zeit hatte er sich nichts zuschulden kommen lassen. Also, warum wollten ihn die Ältesten sonst sehen? "Keine Ahnung.", brummte Mao wieder. "Aber sie wollen auch Gaou, Kevin, Lee und mich sehen. Es scheint etwas wichtiges zu sein." "Das merke ich auch.", murmelte Rei und drehte sich zu Driger um. "Kommst du mit?", wollte er von seinem Tisetah wissen. Der Tiger grollte, dann schien es, als würde er sich in grünes Licht verwandeln. Es war nur ein kurzer Moment, dann war er verschwunden. Er war nicht wirklich weg, das wusste Rei, denn er konnte Driger ja noch immer fühlen. Wo die Tisetah hingingen, wenn dies geschah, wusste niemand, aber Rei fühlte, dass Driger seit der Teshita einen Teil seiner Seele bewohnte und sich in solchen Situationen dort aufhielt. Bei den anderen Hatesit musste es ebenso sein. Auch Galux, Maos schöner, roter Luchs, war in diesem Moment an jenem Ort in Maos Seele. Die Tisetah waren immer in der Nähe ihrer Partner zu finden. Anders konnten sie gar nicht überleben. "Komm schon!" Mao drehte sich um und verließ die Lichtung, wohl wissend, dass Rei ihr folgen würde. Bald erreichten sie den schmalen Trampelpfad, der sie ins Dorf zurückbrachte. Das Dorf lag in einem kleinen, abgelegenen Seitenarm in der Nähe der Insel Canih. Die Inseln; das waren die Flecken Erde, die von der Großen Katastrophe verschont geblieben waren, die kein Teil der Wüste geworden waren, die beinahe die gesamte Oberfläche des Planeten - oder zumindest dieses Kontinents - bedeckte. Meistens lagen die Inseln in geschützten Tälern, umgeben von hohen Steilwänden, oder in Kesseln, die von hohen Bergen umgeben waren, seltener auf Hochebenen oder Plateaus. Die Große Katastrophe war ein Kapitel unter sich. Sie hatte viele verschiedene Namen - Erste Apokalypse, der Untergang der Alten Welt, die Zweite Sintflut, der Niedergang der Zivilisation, der Zusammenbruch der Technik, aber auch der Neubeginn, der Zweite Anfang, der Ursprung, das Neue, die Geburt, die Zweite Chance - aber jeder wusste, was sie war: das Ereignis, das die alte, große Zivilisation, die einst auf diesem Planeten geherrscht hatte, vernichtet hatte. Aus den Ruinen war eine neue Zivilisation heraufgestiegen, aber nichts konnte die Opfer verbergen, die dies gefordert hatte. Milliarden Lebewesen waren gestorben, viele Rassen, Tiere und Pflanzen, waren zu Grunde gegangen, Wissen war verloren und vielleicht würde nie wieder gefunden werden, unvergleichbare Schätze waren vernichtet worden - und nichts würde dies wieder rückgängig machen können. Rei war sich bewusst, dass die Entstehung seiner eigenen Rasse ebenfalls auf die Große Katastrophe zurückzuführen war. Die Zhaon'El waren eine Kreuzung zwischen Mensch und Katze. Zwar war der größte Teil von ihnen menschlich, aber die goldenen Augen, die katzenhaften Gesichtszüge, die leicht spitzen Ohren, die scharfen Eckzähne, die Sinne und auch die Fähigkeit, aus dem Stand ohne Mühe auf einen drei, vier Meter hohen Felsblock zu springen, gehörten eindeutig zum Erbe der Katzen. So wie die Zhaon'El waren noch mehr Rassen und Lebewesen aus der Katastrophe hervorgegangen. Aber auch andere Dinge waren entstanden - zum Beispiel die Kräfte der Magie. Natürlich war dies nicht diese Magie, welche die Hexen aus den alten Märchen hatten - man hatte die geheimnisvollen Kräfte, die manche Menschen besaßen, einfach so genannt, weil sie den Zauberkräften doch sehr nahe kamen. Rei schüttelte sich bei den Gedanken an die Magier. Hier in Canih waren sie beinahe etwas wie Geächtete. Magier und Hatesit war seit jeher verfeindet, auch wenn der Grund dafür schon lange vergessen war. Vor Rei und Mao tauchte jetzt der Waldrand auf und kurz darauf konnten sie über den Felsvorsprung in das große Tal sehen, in dem das Dorf lag. Gegenüber befanden sich die großen, unter Wasser stehenden Terrassen, auf denen die Reisfelder lagen. Am Talgrund war das Dorf; sorgfältig gebaute und gepflegte Hütten aus Bambus, die sich um den großen Dorfplatz mit dem Brunnen scharten. Ein reißender Wildbach durchfloss das Tal, er kam aus der Wüste, floss unter dem Felsvorsprung, auf dem sie sich befanden und der sich weit über das Tal beugte, hindurch, am Dorf vorbei und warf sich schließlich am anderen Ende des Tals über eine Klippe in einen großen See weit unter ihnen. Hinter ihnen befand sich das kleine Wäldchen, das einst die gesamten Hänge des Tales bedeckt hatte, bis hinauf zur Wüste, und jetzt nur noch die Ostseite des Tales. Rechts von ihnen verlief der Pfad weiter, wurde am Fuße der Steilwand, auf deren Kuppe sie standen, breiter und führte von dort ins Dorf um in der Straße zu münden. Die Straße führte am Fluss entlang, in der einen Richtung zu den Reisfeldern, in der anderen nach Norden, wo er neben dem Wasserfall nach unten führte und sich dort mit der Hauptstraße vereine, die durch ganz Canih führte. Ein sachter Wind fuhr durch das Tal und beugte den Reis gegenüber, das kleine Bambuswäldchen im Süden und das hohe Gras. Hinter Rei rauschten die Wipfel der Bäume in einer sanften Melodie. "Was ist?", fragte Mao. Sie war schon längst weitergelaufen, als er am Rand des Felsvorsprungs stehen geblieben war, um den Wind im Gesicht zu spüren. "Willst du da Wurzeln schlagen? Die Dorfältesten warten auf uns!" "Ich komm ja schon.", murmelte Rei und beeilte sich, zu ihr aufzuschließen. Mao schlug einen flotten Gang an und bald waren sie im Dorf. Der Rat tagte immer in der großen Gemeinschaftshütte, in der - auch wenn es dann eng wurde - alle Mitglieder des Dorfes passten. Aber jetzt befand sich in dem großen und einzigen Zimmer der Hütte niemand, außer dem Ältestenrat - vier Männer und drei Frauen - und Lee, Gaou und Kevin. Der Rat saß in einem Halbkreis dem Eingang gegenüber, die anderen drei vor ihnen. Sie alle hockten auf Sitzkissen. Lee grinste, als er die beiden eintreten sah. Er war Maos älterer Bruder und damit Reis Cousin. Neben ihm warteten zwei freie Kissen auf die Eintretenden. Anscheinend wartete man schon auf sie. Eilig hockten sich Mao und Rei auf die für sie vorgesehenen Plätze. "Da bist du ja endlich, Rei.", sagte einer der Ältesten, ein großer, dünner Mann mit stahlgrauem Haar und einem dünnen Bart. Er hatte den Vorsitz des Rates inne und sein Name war Seijo. Rechts neben ihm saß der alte Greis, der von allem im Dorf die meisten Jahre hatte gehen sehen, daneben Mui, die alte Seherin und Großmutter von Mao und Lee. Der letzte auf dieser Seite war ein älterer Mann mit graumeliertem, schwarzem Haar, der schon weit in Canih herumgekommen war. Er war Händler. Auf Seijos rechter Seite saß der Hatesit, der die Bündniskrieger der Umgebung sozusagen anführte, neben diesem die beiden anderen Frauen, eine von ihnen eine weitere Hatesit. Seijo eröffnete ohne weitere Vorrede das Gespräch: "Wir haben euch gerufen, weil Canih eine große Gefahr droht." Bitte? Beinahe hätte Rei laut ausgerufen. Aber er konnte sich gerade noch halten. Es war nicht höflich, einem Ältesten das Wort abzuschneiden. "Besser gesagt, den Hatesit droht Gefahr, aber da Canih sein Schicksal eng mit den Bündniskriegern verknüpft hat, ist die Insel ebenfalls bedroht." Die fünf Hatesit - auch Lee, Gaou und Kevin hatten eine Teshita geschlossen - lauschten aufmerksam. Was betraf sie das? Natürlich, sie waren Hatesit, aber warum waren sie die einzigen hier? Alle hätten kommen müssen! "Mui hat Botschaft erhalten, dass ein seltsamer und überaus mächtiger Magier durch die Wüste zieht, von Insel zu Insel, und den Hatesit ihre Amulette abnimmt." "Wie bitte?", fuhr Lee auf. Er war zwei Jahre älter als seine Schwester - also der Älteste unter den Fünf - und weitaus aufbrausender. Sein langes, schwarzes Haar hatte er im Nacken zu einem Zopf zusammengefasst und seine buschigen Augenbrauen verliehen seinem Gesicht etwas drohendes. Jetzt blitzten seine goldenen Augen im matten Licht der Hütte wütend. "Wer wird es wagen?!" Mui hob beruhigend die Hände. "Enkel, setz dich und hör zu.", sagte sie mit ihrer ruhigen, sanften Stimme. "Ich weiß nicht genau, wer es ist, noch weiß ich wo er herkommt oder wo er hingeht. Ich weiß auch nicht, was er mit den Amuletten will, aber ich weiß, dass er die Kraft der Tisetah anzapfen kann und das auch tut." Jetzt runzelten auch die anderen Jugendlichen die Stirn. Wütend, verwirrt, etwas ängstlich vielleicht. In Reis Kopf hallte Lees Frage wieder: "Wer wird es wagen?!" Ja, das war eine gute Frage. Die Amulette der Hatesit zu stehlen, damit man die Kräfte der Tisetah bekam - das war Frevel. Er wusste, dass die Hatesit außerhalb Canihs meist gefürchtet und gehasst wurden, vor allem von Magiern, aber trotzdem wäre es auch für diese Menschen Frevel, das zu tun, was dieser eine Magier anscheinend tat - die Tisetah zu missbrauchen. Das war einfach unvorstellbar! Gleichzeitig bekam er Angst. Was geschah, wenn der Dieb hierher kam und Driger...? Nein, dass durfte er nicht einmal denken! Driger würde immer bei ihm bleiben, bis in den Tod und darüber hinaus! Rei vernahm tief in sich das beruhigende, tiefe Grollen des Tigers und atmete auf. Ja, Driger würde bei ihm bleiben. Anscheinend waren die anderen vier auch zu einem solchen Ergebnis gekommen, denn sie beruhigten sich. Nur Lees Augen blitzten noch. "Dagegen...dagegen muss man doch etwas tun können!", sagte Kevin leise. Er war der Jüngste von ihnen, erst vierzehn, aber trotzdem sollte man ihn niemals unterschätzen. "Ja.", antwortete Mui einfach. "Und genau darum seid ihr hier. Ich habe eine Ahnung, wie man ihn besiegen - oder zumindest aufhalten kann." Sie sah ihnen nacheinander in die Augen. "Kennt ihr die Sage der Vier Göttlichen?" Alle nickten. Natürlich! Wer kannte sie nicht? Die Vier Göttlichen waren die vier Mächtigsten unter den Tisetah. "Trotzdem werde ich sie ein weiteres mal erzählen.", meine Mui und fuhr mit singender Stimme fort: "Am Anfang waren die Elemente. Erde und Wasser, Luft und Feuer. Nicht einmal die Götter existierten. Dann kam das Licht und mit ihr die Finsternis, denn ohne Schatten kann Licht nicht sein. Dadurch gerieten die Elemente in Bewegung und jedes von ihnen gebar ein Wesen. Aus der Erde entstieg der Weiße Tiger. In seinen Pfoten ruht die Macht der Erde, die Kraft Leben zu geben und Leben zu nehmen. Aus dem Wasser kam die Schwarze Schildkröte. In ihren Händen ruht die Macht der Wellen, die Kraft Leben zu ermöglichen und Leben zu verhindern. Aus der Luft entstand der Blaue Drache. In seinen Klauen hielt er die Macht des Windes, die Kraft Leben zu schützen und Leben zu zerstören. Aus dem Feuer schließlich entfloh der Rote Phönix. In seinen Krallen ruht die Macht der Flammen, die Kraft Leben zu vernichten und Leben zu erwecken. Und nachdem die Elemente jene vier Wesen erschaffen hatten, herrschte lange Zeit Ruhe. Dann...kam die Musik. Woher? Niemand weiß es. Sie war plötzlich da. Durch sie entstanden die Götter. Und die Götter erschufen das Universum. Und mit dem Universum die Planeten. Unter diesen Planeten war auch unserer. Erst waren alle öd und leer, aber das gefiel den Göttern nicht. Also machten sie sich an das Werk und weckten die Gestirne zum Leben. Mit Hilfe der vier Elemente und dem Licht und der Finsternis schufen sie Tausende verschiedene Welten, die sich in keine Weise glichen. Manche von diesen Planeten würden uns wie Paradiese erscheinen, manche wie die Hölle selbst, manche sind dem Unseren ähnlich. Aber keiner ist wie der Andere und schon gar nicht wie der Unsere, denn der Unsere wurde anders geschaffen. Der Unsere entstand unter den Händen des Weißen Tigers, der Schwarzen Schildkröte, des Blauen Drachen und des Roten Phönix. Denn als diese vier sahen, was die Götter machten, entschlossen sie sich, es ihnen gleichzutun. Sie formten unseren Planenten. Im Inneren war das Feuer, geschmolzenes, brennendes Gestein. Darum wickelten sie die Erde, formten Täler und Berge, Wälder, Wiesen und Ebenen. Dann füllten sie die Meere, Seen und Flüsse mit dem Wasser. Und außen herum legten sie die Luft. So hatte jeder etwas zu dem Planeten beigetragen und sie blickten auf etwas, das ein Paradies und eine Hölle zugleich war. Aber sie sahen, dass etwas fehlte. Darum schufen sie die Tiere und die Menschen. Beides gefiel ihnen, denn jene Wesen verstärkten den Eindruck von Paradies und Hölle, vor allem die Menschen. Dann ließen die Vier Göttlichen von dem Planeten ab und wendeten sich den Arbeiten der Götter zu, um zu sehen, was diese geformt hatten. Was sie sahen, gefiel ihnen. Als sie zu ihrem Planeten zurückkehrten, sahen sie, dass sich kaum etwas verändert hatte. Sie begannen, etwas neues zu schaffen: die Tisetah. Jene Wesen sollten die Mächtigsten unter denen sein, die auf dem Planeten leben. Allerdings fehlte den Tisetah die Fähigkeit, ihre Gaben anzuwenden, darum legten die Vier Göttlichen einen Riegel vor. Dann gaben sie manchen Menschen die Gabe, sich mit jenen neuen Wesen zu verbünden und den Riegel zu entfernen. Durch diese Verbindung, die wir heute Teshita nennen, werden die wahren Kräfte der Tisetah geweckt und können von den Hatesit und den Tisetah angewendet werden. Die Vier Göttlichen achteten darauf, dass ihre Welt im Gleichgewicht blieb. Wurde etwas erschaffen, entstand sofort das Gegenstück dazu ohne Zutun von einem von ihnen. Sie waren zufrieden und kehrten ihrem Planeten wieder den Rücken um zu sehen, was die Götter getan hatten. Während ihres Streifzuges kam ein Gott auf ihren Planeten. Azulon war sein Name und er war neidisch. Neidisch auf das Werk der Vier Göttlichen, denn sie schienen ihm nicht so vollkommen wie er und seine Brüder und Schwestern und doch hatten sie die perfekte Welt erschaffen. Er säte die Gefühle unter den Menschen. Gefühle wie Hass, Neid, Missgunst, Bosheit, Geiz und Selbstherrlichkeit. Was er nicht wusste, war, dass im selben Moment, in dem er diese Gefühle schuf, auch ihre Gegenstücke entstanden. So kamen Liebe, Wohlwollen, Gunst, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit und Freundschaft auf die Welt. Azulon bemerkte es aber nicht und schuf noch etwas anderes: die Magie. Er gab sie wenigen Menschen ein und lehrte sie, sie zu benutzen. Dann sah Azulon sich um und sah mit Schrecken, was er getan hatte. Es war nicht das, was er wollte - wo kamen diese Gefühle her, die er nicht erschaffen hatte? Warum war es nicht nur eine Magie, sondern Weiße und Schwarze? Azulon verschwand ohne zu verstehen. Als die Vier Göttlichen wiederkamen, sahen sie sofort, was anders war, denn auf dem Planeten hatten sich Kriege ausgebreitet, aber inmitten dieser Kriege herrschte auch Frieden. Denn das Gegenstück des Krieges ist der Frieden. Die Vier Göttlichen sahen, dass der Krieg schlimm war, aber dass der Frieden gut war und darum beließen sie es bei Azulons Werk und taten nichts dagegen. Denn wie sonst hätten die Bewohner ihres Planet erkannt, was gut war, wenn sie nicht wussten, was schlecht war? Sie kehrten dem Planeten wieder den Rücken zu. Azulon war damit nicht zufrieden. Er hatte ihr Werk zerstören wollen, dabei hatte er es nur noch mehr perfektioniert. Er war wütend und stachelte einige andere Götter gegen die Vier auf. Als die Vier wieder auf ihren Planeten zurückkehrten, wurden sie von den zornigen Göttern getötet und ihre Körper auf den Planeten geworfen. Die Götter ächteten die Tisetah und sperrten sie an verborgenen Orten ein, legten einen Bann auf die Vier und gingen wieder. Die Menschen beteten trotzdem zu ihnen. Was die Götter aber nicht wussten, war, dass der Planet ein Teil der Vier Göttlichen war. Darum waren sie nicht wirklich tot. Es dauerte allerdings viele Jahre, ehe die Vier gesund aus ihrem Schlaf erwachten. Während dieser Zeit hatte sich viel verändert. Durch ihren langen Schlaf und ihre Genesung war das Gleichgewicht gestört. Der Mensch war der Herrscher des Planeten geworden, die Tisetah waren verschwunden und die Götter vergessen. Technik herrschte und die Magie war verloren gegangen. Durch den Bann der Götter wurde die Kräfte der Vier Göttlichen unterdrückt und konnte nicht mehr genutzt werden - nur wenn die Vier zusammen sind, können sie für einen kurzen Moment in eine andere Dimension wechseln, wo sie ihre Macht gänzlich entfalten könne, wo der Bann seine Wirkung verlor. Die Vier traten nach langer Suche nach einander zusammen und taten nach langer Beratung genau dies. Und aus dieser Dimension trieben sie die zerstörerischen Kräfte an, die schließlich die Erste Apokalypse herbei führten. Und aus dem Planeten, der einst Paradies und Hölle war, dann zur Selbstzerstörung getrieben wurde, wurde eine Einöde, eine Einöde mit wenigen Oasen. In diesen Oasen leben die letzten Lebewesen; Lebewesen, die entweder die Große Katastrophe überlebt oder nach ihr neu erschaffen wurden. Denn in der Wüste konnte man nicht leben, sie war verseucht und verderbt und nur wenige können über einen langen Zeitraum in ihr leben. Als die Vier Göttlichen sahen, was geschehen war, waren sie zufrieden. Die Götter und die Magie, aber auch die Tisetah kehrten zurück. Doch bevor sie in die unsere Dimension zurückkehrten, legten sie sich selbst einen weiteren Bann auf. Einen Bann, der den der Götter unterlief und ihnen ermöglichte, zumindest einen Teil ihrer Kräfte zu gebrauchen: sie machten sich selbst zu Tisetah. Und so geschah es, dass aus den Vier Göttlichen die vier stärksten Tisetah wurden. Weil sie nun Tisetah waren, konnten sie den Planeten nicht mehr verlassen und wanderten herum. Und schließlich schlossen auch sie, wie alle anderen ihrer Rasse, eine Teshita. Durch ihre Hatesit konnten sie ihre Macht zum Teil wieder nutzen und wenn sie zusammen sind - die Vier Göttlichen und ihre Hatesit - können sie ihre wirkliche Macht wieder nutzen." Es herrschte Stille nachdem Mui geendet hatte. Diese Legende war uralt und jedem bekannt, aber man lauschte ihr immer wieder gerne aufs Neue. Schließlich unterbrach Rei die Stille mit einem Räuspern. "Und was hat die Legende mit diesem Magier zu tun?" Seijo sah ihn ernst an. "Mui glaubt, nur die Vier Göttlichen hätten genug Macht, den Magier aufzuhalten, denn er sei mit Azulon im Bunde." Ein erschrockenes Keuchen ging durch die fünf jungen Hatesit. Azulon! Schon allein der Name genügte um sich ängstlich über die Schulter zu sehen. Niemand sprach ihn ohne Grund aus, den Azulon war überall, lauerte auf Opfer, die er in den tiefen Strudel des Bösen reißen konnte, wartete auf Beute, die er zum Schlechten verführen konnte. Niemand war vor Azulon sicher, denn in jedem herrschte die dunkle Seite, es war ein Teil des Gleichgewichts und das musste um jeden Preis gewahrt werden. Nein, der Gott des Bösen, des Schlechten war niemand, der unbedacht beim Namen genannt wurde. Mui nickte bekräftigend. "Wir möchten, dass ihr aufbrecht um die Vier Göttlichen und ihre Hatesit zu vereinen." Sie griff hinter sich und holte etwas hervor. Es war ein Pfeil, kaum größer als ihre Hand, aber aus reinstem Silber. "Dieser Pfeil ist mit einem Zauber belegt. Er weißt euch den Weg. Ich weiß nicht, wohin genau er euch führen wird, aber er wird euch helfen. Wenn ein Göttlicher in der Nähe eines anderen ist, so spüren sie sich gegenseitig. Das wird euch ebenfalls helfen." "Aber...", begann Mao, doch Seijo schnitt ihr das Wort ab. "Ihr werdet morgen aufbrechen; es wurde bereits alles vorbereitet. Der Magier muss um jeden Preis aufgehalten werden, hört ihr? Keiner weiß, wie dieser Kampf ausgehen wird, aber wenn der Magier siegt, wird das Gleichgewicht beträchtlich gestört sein. Das muss verhindert werden. Der Magier hat Macht, sehr viel Macht und sie wächst mit jedem Tag, mit jedem Amulett, dass er erhält, mit jedem Tisetah, das er fängt. Vielleicht - vielleicht wird er eines Tages zu stark sein, um ihn aufzuhalten. Darum sollte es rasch geschehen, was auch immer wir tun." Mui nickte und wieder herrschte Schweigen. "Warum gerade wir?", wollte Lee schließlich wissen. Den Anderen kam diese Frage gerade recht, denn auch sie sahen verständnislos drein. Mao nickte bestätigend und fügte hinzu: "Wir meinen, wir sind zwar geehrt, aber es gibt sicher Krieger, die besser geeignet und erfahrener sind als wir. Wir sind ja noch alle sehr jung und erst seit wenigen Jahren Hatesit. Kevin hat seine Teshita erst letztes Jahr geschlossen." Seijo lächelte und nickte. Er hatte diese Frage erwartet. "Nun, das hat einige Gründe. Zum einen, weil ihr noch so jung seid und dadurch voller Energie und Elan, euch zu beweißen. Außerdem habt ihr Canih noch nie verlassen. Das bringt einige Vorteile, da ihr der Welt außerhalb unserer Insel ohne Vorbehalte entgegentreten werden. Der wichtigste Grund ist allerdings die Tatsache, dass ihr Reis Freunde seid." Verdutzt starrten sie ihn an, dann wandten sie sich Rei zu. Aber der sah genauso verwirrt aus. "Und was hat das Ganze mit mir zu tun?", wollte er wissen. Er hatte wirklich nicht die geringste Ahnung. "Es ist Driger, der wichtig ist.", erklärte Mui. "Er ist einer der Vier Göttlichen." Nach dieser Eröffnung herrschte erst einmal atemloses Schweigen. "Das...das heißt also, ich muss sowieso aktiv an diesem Kampf teilnehmen?", fragte Rei leise. Seijo nickte. "Ja. Und da dachten wir, wir geben dir deine Freunde mit, die Personen, mit denen du aufgewachsen bist und die dir in jeder Lage zur Seite stehen werden." "Oh.", machte Lee. "Das erklärt es natürlich." "Wir helfen dir, Rei.", bekräftigte Gaou und lächelte freundlich. Auf den gutmütigen Hatesit mit dem Hahnenkammhaarschnitt würde Rei sich bedenkenlos verlassen können. Ebenso wie auf die anderen, sogar auf den kleinen Kevin. "Natürlich!" Entrüstet schnaubte Mao durch die Nase und schlug Rei kräftig auf die Schulter. "Niemand wird je behaupten, dass wir unsere Kameraden im Stich lassen!" "Das haben wir uns gedacht und deshalb auch euch gewählt.", wiederholte Seijo und erhob sich. "Ihr werdet morgen aufbrechen.", wiederholte er sich selber. "Wenn ihr persönliche Dinge mitnehmen wollt, so packt sie ein, aber nehmt nicht zu viel mit, denn ihr müsst es selber tragen. Am besten ihr lasst es alles hier. Um euer restliches Gepäck werden wir uns kümmern. Und jetzt geht hinaus und denkt nicht an morgen!" Die Fünf standen auf und verbeugten sich ehrerbietig vor dem Rat, ehe sie sich umdrehten und aus der Hütte traten. Rei warf einen Blick zur Sonne. Sie hatte den Zenit schon lange überschritten - natürlich - aber sie hatten noch einige Stunden Zeit, ehe sie unterging. "Man, Rei!" Lee klopfte ihm so hart auf die Schulter, dass er einige Schritte nach vorne taumelte. Aber seinen Cousin störte das nicht, er sprach einfach weiter: "Ich hätte nie geglaubt, dass Driger und du eine solche Rolle spielen! Ich meine, der Weiße Tiger und so, dass wusste ich schon, aber kann man ahnen, dass damit Driger gemeint ist?" Rei schüttelte langsam den Kopf. Nein, er wusste es nicht - und er hatte es noch nicht begriffen. Driger, einer der Vier Göttlichen? Einer von jenen, die diese Welt erschaffen hatten? Wie konnte das sein? Driger war doch...einfach Driger, oder nicht? Er lauschte in sich hinein auf Driger und der Tiger grollte und Rei wusste, es war wahr. Driger war der Weiße Tiger. Driger war einer der Vier Göttlichen. Und er war sein Hatesit. ~~~~~~~ Ich würde mich über ein paar Kommis freuen. Bye Silberwölfin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)