And I would gladly hit the road... von Schreiberliene (An unlucky australian Lovestory?) ================================================================================ Kapitel 5: But things just get so crazy --------------------------------------- Er hatte ganz genau gehört, dass da jemand gekommen war - trotz der Musik, die immer noch in der Endlosschleife lief. Aber der sollte sich nur nicht einbilden, dass Esa nun alles in die Hand nehmen würde. Der sollte das schon alleine regeln... Trotzdem lugte der blonde Finne vorsichtig unter den halb geschlossenen Lidern hervor und betrachtete Jack, wie er sich zögernd auf das andere Bett setzte und stur nach draußen starrte. Viel konnte da nicht zu sehen sein, denn das Fenster zeigte nur eine endlos rote Wüste ohne Unterbrechung, wenn man von den verstreut stehenden, grünen Büscheln absah, die von einer glühenden Spätsommersonne bestrahlt wurden. Alles in allem also nichts, was besonders interessant wäre. Wirklich bemerkenswert aber war das Profil des Australiers - die Denkerstirn, die Adlernase, das energische Kinn, die verkniffenen Lippen... Selbst die relativ kurzen Wimpern konnte er erkennen. Verdammt, dieser eigentlich völlig durchschnittliche Typ hatte etwas an sich, das ihn selbst jetzt noch träumen ließ und deshalb hochgefährlich war.Gefährlicher als jedes Flugobjekt dieser Erde, denn gegen die konnte man sich zumindest halbwegs wehren... Plötzlich riss ein Räuspern Esa aus seiner Überlegung. "Nimm doch bitte das Ding ab..." Kurz überlegte der Angesprochene, ob er die Aufforderung einfach ignorieren sollte, doch dann seufzte er schwer und streifte die Kopfhörer ab. Diese verfluchten Hormone... "Tut mir leid..." "Mir auch." Beide schwiegen, und fast wünschte Esa sich, der Andere wäre dort geblieben, wo er hergekommen war, doch dann schaffte der es, zu sagen, was er wollte. "Ich...ich bin das nun einmal nicht gewohnt. Außerdem hättest du mir das früher sagen müssen, wir hätten das wissen müssen, bevor wir dich aufgenommen haben." Esa wollte gerade etwas sicherlich nicht besonders Nettes einwerfen, doch sein Gegenüber schnitt ihm das Wort ab. "Bitte, lass mich erst einmal ausreden - danach darfst du, okay?" Der Finne nickte, gespannt, was noch kommen sollte. "Also, wie gesagt, ich wollte nicht so grob sein, es hat mich einfach sehr überrascht. Ich hätte nie... nie mit so etwas gerechnet. Aber okay, nun ist es eben so, und wir müssen uns überlegen, was wir machen. Ich werde dann heute Nacht wohl lieber im Zimmer meiner Eltern schlafen... Ach ja, was die angeht...", er zögerte und schien noch etwas unsicher zu sein, "denen sagen wir wohl lieber, dass du mir das mit... mit... naja, du weißt schon, ganz normal gestanden hast. Die sehen das eigentlich nämlich nicht so gerne..." An seinem Gesichtsausdruck konnte Esa ablesen, dass das die Untertreibung des Jahrhunderts war - anscheinend würde es noch schlimmer werden, als er es sich ausgemalt hatte. Ob man Schwule in dieser Gegend noch teerte und federte? Bevor er sich eingehender um dieses Thema kümmern konnte, sprach Jack weiter. "Und was mich angeht... ich... ich... ich bin nicht... du weißt schon." Nervös verdrehte er die Finger ineinander und versuchte krampfhaft, nicht in die tiefgrünen Augen des Anderen zu blicken, aus Angst, diesen noch mehr zu verletzen. Das war ja doch schwieriger als er gedacht hatte... Esa aber spürte, dass seine Chance noch nicht ganz vorbei war, fühlte wieder diese bestimmte Verbindung, die Jack für ihn zu etwas ganz besonderem machte und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Viel schlimmer konnte es jetzt schließlich auch nicht mehr werden... "Und woher weißt du das?" Irritiert blickte Jack auf, was sich als Fehler herausstellte, denn augenblicklich bemerkte er, dass sein Gast sich angespannt vorgebeugt hatte und ihn eindringlich musterte. Ihm wurde ganz komisch bei dem Gedanken, was dieser wollte, das er wollte, das der tat - und das nicht nur, weil die Satzkonstruktion so abenteuerlich war. "Naja... Ich denke es mal, ich meine, ich habe überlegt, und ich denke, nein, ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht so... so... du weißt schon, eben so bin..." Seine Stimme erstarb, als Esa aufstand und ein wenig näher trat, ein leichtes Lächeln auf den Lippen und ein beängstigendes Funkeln in den Augen. "Wenn du dir sicher sein willst..." Der kleinere Junge hatte mit Absicht recht leise geflüstert und kaum hatte er dieses Spiel angefangen, fühlte er sich gleich besser. Hier gehörte er hin, hier wusste er, was zu tun war, hier war er der Meister... Und bis jetzt hatte es doch immer geklappt, warum sollte Jack also nicht anbeißen? Anscheinend dachte der das selbe, denn blindlings tappte er in die Falle, die ihn daraufhin fest in ihren Fängen hatte. "Dann?" Obwohl der Australier sich bemühte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben, war nur zu offensichtlich, wie nervös er war - ein Umstand, der Esa durchaus zugute kam. "Probiere es doch einfach." "Bitte?" Absolut entgeistert starrte der Jüngere seinen Gesprächspartner an, wusste nicht so recht, was er von der ganzen Sache halten sollte und spürte doch, wie das zu erwartende Risiko Adrenalin durch seine Adern schickte. "Naja, deine Eltern kommen ja erst Morgen zurück, und es wäre doch erleichternd, wenn du sicher wärst, dass du nicht schwul bist..." Kurz überlegte der junge Mann, obwohl ihm das in Anbetracht der Situation sichtlich schwer fiel und kam zu dem Ergebnis, dass sein Gast recht hatte. "Aber... Aber sobald ich weiß, dass ich nicht... nicht... naja, du weißt schon was bin, hören wir auf?" Esa trat noch ein paar Schritte näher und beugte sich zu dem Sitzenden herunter, fast nicht glaubend, dass es tatsächlich funktioniert hatte. "Natürlich..." Er näherte sich dem Gesicht des Australiers bis auf wenige Zentimeter und hoffte, dass dieser keinen Rückzieher machen würde. Tat der auch nicht. Stattdessen wartete er einige Sekunden ratlos und zog dann seinen Austauschschüler zu sich nach unten, um ihn vorsichtig und immer noch nicht sicher, ob es logisch war, was er hier tat, zu küssen. Nach zwei Stunden war Jack sich ganz und gar nicht mehr sicher, ob er nicht vielleicht doch ein klein wenig anders war, und nach Dreien konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, jemals etwas anderes zu tun, als im Bett zu liegen, den Anderen zu küssen und hin und wieder ein kleines bisschen zu kuscheln. Das war verdammt unfair, doch jedes Mal, wenn er beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen, stellte er auf´s Neue fest, wie gut dieser blonde Kerl eigentlich verführen konnte. Außerdem spürte er, wie sein Herz immer schneller schlug und die Hitze des anderen Körpers ihn fast um den Verstand brachte, und allein der Gedanke an das, was seine Eltern mit ihm anstellen würden, sollten sie ihn jemals finden, weckte seinen Sportsgeist. Er war sich zwar noch immer nicht im Klaren darüber, ob er den Finnen jetzt eigentlich liebte, doch dass da mehr war, als ihm recht sein konnte, war wohl mehr als offensichtlich. Ebenfalls offensichtlich war, dass sein Gast nicht die Absicht hatte, ihn wieder freizugeben, denn immer wieder schien dieser dem Erstickungstod nahe. Kurz streifte Jack der Gedanke, dass das alles viel zu schnell ging und dass er gut daran täte, erst einmal die Feststellung, dass er wohl doch ein wenig schwul war, zu verdauen, und dass es ein Fehler sein könnte, etwas mit seinem Finnen anzufangen, doch er wurde schnell von den wirklich unglaublichen Küssen des blonden Jungen vertrieben. Ab und zu fragte er sich auch, wie viel Übung der Kleine haben musste und wie viel hier von wohl geplant gewesen war, doch die meiste Zeit wunderte er sich darüber, dass sein Blut tatsächlich kochen konnte, ohne das er starb. Zumindest, wenn er überhaupt einmal in der Lage war, zu denken. Hellrote Sonnenuntergangsstrahlen fielen durch das Fenster, direkt in Esas Gesicht, wo sie sich in unglaublich selbstzufriedenen, hellgrünen Augen widerspiegelten. Auch wenn er zwischenzeitlich alle Hoffnung aufgegeben hatte, anscheinend hatte sein untrüglicher Sensor ihn auch dieses Mal nicht betrogen und er würde sich doch sehr wundern, wenn Jack sich jetzt plötzlich gegen ihn entscheiden würde. Ob der Australier das überleben würde, war eine andere Frage, denn was er für ihn fühlte war mehr, als er sich jemals hätte vorstellen können... Genießerisch schloss Esa die Augen und lauschte dem heißen Atem, der sanft über sein Ohr strich, seinem eigenen pochendem Herzen und spürte den muskulösen Arm um seine Brust. Er lächelte. Wenn allein das schon so unglaublich schön war, wie musste es dann erst sein, mit ihm zusammen... naja, bis an´s äußerste zu gehen? Esa musste kichern, als ihm bewusst wurde, wie weit er schon dachte, wenn man berücksichtigte, dass er in seinem ganzen Leben noch keinen Sex gehabt hatte - nicht einmal ansatzweise. Wieder lachte er leise, beschloss dann aber, mit solchen Plänen zu warten bis Jack sich von seiner plötzlichen Umpolung erholt hatte. Ein wenig stolz war er ja schon auf sich selbst, schließlich hatte er es geschaffte, zumindest für´s erste, alle Bedenken verfliegen zu lassen. Mal sehen, wie es aussah, wenn die Eltern zurück waren... Öffentlich konnten sie sich auf jeden Fall vorerst nicht zeigen, doch im Grunde war ihm das egal. Hauptsache, er musste nie wieder die Nähe des Anderen missen... Den Gedanken daran, dass er in weniger als einem Jahr wieder fort musste, weit von sich weisend, sich in diesem Moment auch noch nicht bewusst, wie sehr sich seine Gefühle gesteigert hatten, schlief Esa friedlich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)