Am Set der Horror-Thrillers von abgemeldet (Kyokos Traumurlaub?!) ================================================================================ Fesselndes Spiel (2) -------------------- Dieses Kapitel mag ich sehr sehr gerne... Ich liebe es, Ren und Kyoko gegeneinander spielen zu lassen, aber es kommt manchmal anders als ich erwartet hatte. Ich weiß zum Beispiel schon, was noch so passieren wird, weil ich das teilweise schon geschrieben habe, aber trotzdem überrascht mich das Verhalten der Charas immer wieder. Besonders Kyoko ist ziemlich unberechenbar *seufz* Nun ja, das verstehe wer will, jedenfalls freut es mich sehr, dass ihr alle meine erste Fanfic lest! *arigato!* -Bei Kyokos Augenfarbe war ich mir nicht sicher... also stellt sie euch einfach selbst vor- Also dann, viel Spass - Kyo_Soma ------------------------------------------------------------------------------- Kyoko trat aus der Maske ins helle Sonnenlicht. Ihre Augen blitzten vor Entschlossenheit und Vorfreude. Sie trug Kontaktlinsen, um ihre eigentlich helle braun-grün-blaue Augenfarbe auf ein schönes Himmelblau zu reduzieren. Die honigblonde Perücke war ihrer Ausstrahlung angepasst und einige Strähnen fielen ihr ins sonnengebräunte Gesicht (Gott sei Dank war sie vorher schon lange genug in der Sonne gewesen, sonst hätte sie sich auch noch alles zuschminken lassen müssen - bei der Hitze trotz ihrer Schminksucht nicht ganz leicht). Die langen Haare waren zu einem feschen Pferdeschwanz zusammengebunden und waren durch den leichten Wind immer in Bewegung. Was Kyoko an ihrer Ausstattung am meisten mochte war zum einen die Pistole, die sie am Gürtel trug, zum anderen die ziemlich hautenge dunkelblaue Polizeiuniformen-Bluse, die von einem gleichfarbigen Rock ergänzt wurde. Sie stellte sich für die Neuaufnahmen der ersten Szene schon einmal in Position, bereit, Ren Tsuruga die Stirn zu bieten, während hoch oben über den Klippen eine einsame Möwe kreiste. Als Ren aus dem Schatten trat, war sie plötzlich verschwunden. Kyoko lächelte siegessicher, als Ren auf den Platz trat, ihr genau gegenüber. Ren dagegen blickte ihr kühl in die Augen, sie konnte seine Gedanken nicht entschlüsseln. Denn in diesem Moment waren sie Schauspieler. Es wurde still. Selbst die Anweisungen des Regisseurs schienen weit, weit entfernt zu sein, als die beiden Hölzer vor der Kamera aufeinandertrafen und das Klacken über den Platz hallte. Als Sho Fuwa auf dem inzwischen nicht mehr so verlassenen Parkplatz nur wenige hundert Meter entfernt aus dem Auto stieg und seine Beine auflockerte. Als jeder einzelne Zuschauer die Luft anhielt. Als eine Kaffeetasse aus Plastik vom Tisch geweht wurde und auf dem Boden auftraf. Als die Stimmung umschwang. Der Wind strich gespenstig um die beiden, Polizistin und Geisterjäger, die sich stumm anstarrten. Der Blick der jungen Frau war kalt, ja fast angriffslustig. "Ich habe sie hergerufen, damit sie uns helfen, das bedeutet noch lange nicht, dass sie diese Aktion leiten. Denn das Kommando... habe immer noch ich, nur damit das klar ist." Sie hatte nicht geschrien. Sie hatte nicht einmal laut gesprochen, doch die Worte durchschnitten die Stille wie Nadeln aus Eis. Ren, oder besser der finstere Fremde, rührte sich nicht, doch seine Ausstrahlung hinterließ das Echo eines tödlichen Wirbelsturms in den Gedanken der Zuschauer. Sie hielten unwillkürlich den Atem an, gespannt, wie es weiter gehen würde, so als hätte es niemals ein Drehbuch gegeben, so als wäre es Schicksal, was sich da vor ihren Augen abspielte. Gibt es Schicksal? Ist es mein Schicksal, hier zu stehen und gegen diesen Mann zu spielen? Diesmal werde ich nicht scheitern. Denn ich habe mein Schicksal selbst in die Hand genommen. Die junge Polizistin schnickte mit einer lässigen Bewegung ihre blonden Haare aus dem Gesicht, ohne dabei den Blickkontakt zu ihrem Gegenüber zu lösen. Unbeeindruckt starrte der Geisterjäger zurück, er hatte sich bereits in ihrem Spiel verloren. Kyokos eigene Gedanken blitzen in diesem Moment durch, als sie erkannte, dass er aufgegeben hatte. Er war versunken in diese Rolle, in ihre Augen und in jede ihrer Bewegungen. Sie hatte es noch niemals erlebt, dass Ren sich sosehr von einem Spielpartner vereinnahmen ließ. Sie lächelte mit einer seltsamen Genugtuung. "Dann werden sie wohl auf meine Hilfe verzichten müssen." Die Stimme war kalt. Kyoko lief ein Schauer über den Rücken, sie fragte sich, ob es sein konnte, dass sie auf seltsame Weise beide im selben Spiel gefesselt waren, in ihrer eigenen Welt, die sich nur in ihren Augen spiegelte, in ihren Blicken. Alles andere war nebensächlich. In ihrem Gesicht zeigte sich keine Reaktion, es war gar nicht nötig, denn Ren schien das Drehbuch vergessen zu haben. Er drehte sich nicht um, er ging nicht davon. Kyoko hielt ihn fest, auf unsichtbare Art und Weise, und sie würde ihn nicht gehen lassen. "Sie wollen davonlaufen? Vor ihrer Vergangenheit?" Ihre Stimme zeigte einen Hauch von Verachtung, gerade soviel, dass er subtil mitschwang ohne zu plump zu wirken. Der Regisseur schnappte lautlos nach Luft und bedeutete dem Kamerateam, mitzufilmen. Ren erstarrte. Er hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt, aber nun veränderte sich etwas in seiner Aura, man konnte es spüren, dass die Zeit stehenblieb. Er trat einen Schritt auf sie zu. Yashiro hatte seine Brille abgesetzt, um sie zu putzen, doch er hatte vergessen, sie wieder aufzuziehen, seine Hände spielten gedankenverloren mit dem Brillenputztuch, während seine Gedanken durcheinanderwirbelten. In diesem Moment... weiß niemand, was passieren wird. Es ist wie eine schwarze Straße. Wir folgen ihr, doch sehen sie nur soweit fremde Scheinwerfer sie beleuchten. In diesem Moment dringt kein Licht zu uns durch, wir klammern uns an die Leitplanken und folgen blind einem unbekannten Pfad. Freie Improvisation. Und noch einen, er ging langsam, bis er direkt vor ihr stand. Dann hob er die Hand und legte sie ihr ins Gesicht. Windstille. Kyokos Hand wanderte zu der Waffe an ihrem Gürtel, sie erwiderte seinen Blick wie emotionslos, während in ihrem Inneren nur Chaos herrschte. Denn jetzt hatte er den Spieß umgedreht. Er führte sie in eine unbekannte Richtung. Es war ein Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut, das von ihnen Besitz ergriffen hatte. Es gab in diesem Augenblick nur eine Möglichkeit. Sie würde ihm folgen. Die Hand, die ihr Gesicht berührte war kühl, sie war die Brücke zwischen ihnen. Sie hatte die Waffe gezogen und entsicherte sie. Das leise Klicken durchschnitt die Stille. In diesem Moment entgleiste die Situation. Ren reagierte blitzschnell, er wirbelte herum, in Sekundenschnelle hatte er ihr die Waffe entwunden, ein Schuss löste sich und ging ins Leere. Er ließ den Revolver fallen und stand plötzlich hinter ihr, Kyokos Gesicht spiegelte Entsetzen. Er beugte sich herunter, sodass seine Lippen ganz dicht neben ihrem Ohr waren und flüsterte: "Dann bist du das Mädchen von damals, oder nicht? Die, die uns beobachtet hat. Warte nur... du bist die nächste. Sie wird dich finden und umbringen. Möchtest du umgebracht werden?" Mit kaum hörbarer Stimme stieß sie ein "Nein" hervor. Er redete mit ihr wie mit einem Kind, doch in seiner sanften Stimme lag etwas forderndes. Ihre Hände verkrampften sich als die Erinnerung neu auflebte, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. "Dann hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du setzt deinem armseligen Leben selbst ein Ende...", er ließ eine effektvolle Pause, gerade lang genug, um die Zuschauer nach Luft schnappen zu lassen. "Oder sie werden exakt das tun, was ich ihnen sage, Frau Amateur-Exorzistin." Die Falle schnappte zu, Kyoko bemerkte wie eine Außenstehende, dass er sie losgelassen hatte und sich entfernte, doch sie stand wie versteinert. Sie konnte immer noch seinen Atem auf ihrer Wange spüren. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. "Schniiitt!", brüllte der Regisseur. Kyoko erwachte wie aus einem Traum, sie begann endlich wieder, gleichmäßig zu atmen. Unbewusst wanderte ihre Hand hoch zu ihrem Gesicht. Sie hatten zusammen ein Spiel entwickelt, eine Atmosphäre, die sie einzeln nicht erreicht hätten. Es war gewesen wie ein Rausch, ein Wirbel aus Gefühlen, in dem sie sich verloren hatten. Kyoko lächelte, ein kleines, sanftes Lächeln. Sie hatte gelernt, zu fliegen, in diesem Moment. Er hatte ihr seine Flügel geliehen und sie davongezerrt in eine andere Welt, die sein Zuhause war und in der er nur noch jemanden brauchte, der ihn vollends befreite und ihm sagte, in welche Richtung er fliegen wollte. "Mogami-san? Mogami-san? Können sie mich hören?" Die Stimme des Regisseurs weckte Kyoko schließlich aus ihren Gedanken. "Ja-ja! Wie war die Szene?" Ihr Herz klopfte zu schnell, sie war gespannt, was er antworten würde. "Gut gemacht. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich nicht unbedingt alle Szenen umgestalten haben möchte, aber diese lassen wir so. Ausnahmen bestätigen die Regel." Mit diesen Worten ging er davon und plötzlich war Kyoko von den anderen Team-Mitgliedern umringt, sie klopften ihr auf die Schultern, lobten ihr Talent, wo sie doch noch eine Anfängerin war und lachten. Yashiro rannte auf sie zu, ergriff ergriffen ihre Hände und strahlte sie an. "Das... das war wunderbar! Kyoko-chan, das war wunderbar! Du und Ren, ihr passt perfekt zusammen. (Böse Blicke von den umstehenden weiblichen Individuen. Kyoko dagegen hatte es nicht wirklich kapiert, sie viel zu durcheinander, um sich mit solchen Rätseln abzugeben). Kyoko lächelte erst etwas gezwungen, lachte aber dann mit. Yashiro hatte eigentlich sich eine andere Reaktion erhofft (etwa so? K: "Wie?! Tsuruga-san und ich?! Aber nicht doch!"), aber leider war sein erster Versuch nun fehlgeschlagen. Er würde es bei der nächstbesten Gelegenheit wieder versuchen. Ren lehnte gelassen am Holzpfahl einer Veranda-Überdachung, vor der Maske und betrachtete das Geschehen. Auch ihn hatte man gelobt. Er hatte es kaum wahrgenommen. Seine Gedanken waren weit weg und sein Blick hing am Horizont fest, hinter den Häusern, hinter dem Wald und den Klippen. Das war das erste Mal, dass ich mich so habe mitreissen lassen. Noch dazu in einer so einfachen Szene! Es ist wohl ihre Schuld... für einen winzigen Augenblick habe ich vergessen, dass sie noch Anfängerin ist, ich habe vollkommen vergessen, wer sie in der Realität ist. In diesem Augenblick hat sie mich am Handgelenk gepackt und mir gezeigt, dass es noch eine Welt außerhalb meines Schlosses gibt. Ich musste nur meine Hand danach ausstrecken und schon ist es passiert. Mit einem Mal habe ich mich selbst verloren. Wie ein Blinder, der das Licht sucht, so bin ich ihr hinterhergelaufen... Ihr und ihrer Stimme und ihrer Ausstrahlung... und ihrem Lächeln. Sie ist wirklich außergewöhnlich. Immer wenn ich dachte, ich sei auf alles gefasst, hat sie mir ein neues Wunder gezeigt. Sie ist wohl eine noch viel bessere Schauspielerin als ich. Fhh... Das nächste Mal werde ich selbst wissen, wohin ich gehe. Und dann wird sie diejenige sein, die in Erstaunen zurückbleibt. Wenn sie mir dadurch, dass sie mich übertrifft, meinen Kampfgeist zurückgibt, dann danke ich ihr. Er drehte sich um und wollte gerade in die Maske gehen, um sich auf die nächste Dialog-Szene vorzubereiten, als plötzlich ein markerschütternder Schrei über den Platz hallte, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)