Am Set der Horror-Thrillers von abgemeldet (Kyokos Traumurlaub?!) ================================================================================ Kapitel 1 - Es war einmal... ---------------------------- Verstohlen schlich sich ein Schatten über die Sonne, der jedoch nur kurz eine Illusion von Kühle zu vermitteln vermochte. Die sengende Hitze lag wie ein Tuch über den hohen, sauberen und irgendwie anonymen Gebäuden von LME. Schon seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet und in den Büros und Studios waren die Vorhänge zu gezogen, die Klimaanlagen arbeiteten summend auf Hochtouren, doch es war trotzdem immer noch viel zu heiß. Ganz unten im Erdgeschoss tupfte sich die hübsche, junge Empfangsdame mit einem Taschentuch die Stirn ab, während ihre ebenso hübsche und junge Kameradin ein immer-währendes Geschäftslächeln unterhielt, wobei sie gedankenverloren den üblichen Besuchern zunickte, die hier ein und aus gingen. Auch Kyoko Mogami, eilte auf den Ausgang zu, Love- me- Praktikantin in der eigens vom Präsidenten erschaffenen, gleichnamigen Abteilung für Anfänger, die erst noch eine wichtige Eigenschaft fürs Showbusiness erlernen mussten: Das Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden. Kyoko, die gerade wieder einmal im Hahnenkostüm "Bou" gespielt hatte, um in die Fernsehzuschauer der beliebten Fernseh-Show zu belustigen, die von der beliebten Newcomer-Rockband "Bridge-Rock" moderiert wurde, indem sie beispielsweise nur dumm herumstand und Körbe voller Lose festhielt, bis man ihr auftrug, irgend etwas Bescheuertes damit anzustellen. Eigentlich hätte sie die Rolle gar nicht bekommen, denn schon bei ihrem ersten Auftritt hatte sie wie eine Bombe eingeschlagen und das gesamte Konzept der Pilotfolge auffliegen lassen... Damals war Shotaro (Sho Fuwa, Pop-Star, auf Platz eins der Charts in Japan) der Stargast im Studio gewesen, der Mensch, den sie am meisten hasste! Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fragte sie sich noch immer, warum es die Zuschauer so toll fanden, dass sie ihn als Bou damals einfach fesch zu einem schweißtreibenden Badminton-Zweikampf herausgefordert hatte. Sie hatte das begeisterte Gekreische der Fan-girls immer noch im Ohr, ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Shotaros arrogante, von Gier nach immer mehr Anerkennung geprägten Gesichtszüge und sein selbstverliebtes Auftreten, wie konnte man das bloß bewundern? Ihre Rachedämonen, die um ihren Kopf gekreist waren und eine ungute Aura verbreiteten, zogen sich nur vorsichtig zurück, als ihre Gedanken abschweiften. Shotaro war so falsch... Ganz anders als Ren Tsuruga, der berühmteste Schauspieler und größte Frauenschwarm, der in den letzten Jahren die Bühne betreten hatte, und das, obwohl er erst 20 Jahre alt war. Der, obwohl er Platz zwei in ihrer Hassliste einnahm doch ihren Respekt hatte und der so unnahbar und magnetisch wirkte. Seine Ausstrahlung jedoch prallte von ihr ab... zumindest bis jetzt... "Pah", rief sie und wischte die Gedanken an diese Person beiseite. "Du bist echt bescheuert, oder?" hallten ihr seine imaginären Worte im Kopf wider. Kyoko stieß wütend die Glastüren auf, die auf einen großen, an manchen Tagen von Reportern belagerten Platz führten. Heute war es erstaunlich ruhig, vielleicht wegen der Hitze, die still auf allem lastete, überlegte sie. Als sie gerade die Straße überqueren wollte, um nach Hause, zum Daruma-Ya zurückzukehren, hielt direkt vor ihr mit quietschenden Reifen eine schwarze Limousine am Straßenrand. "Uwaahhh! Können sie nicht aufpassen?! Sie hätten mich fast überf...!" Ihre Wut verrauchte augenblicklich, als Yashiro zusammen mit Ren Tsuruga ausstieg und dieser ihr ein blitzendes Gentleman-Lächeln zuwarf. (Wenn man vom Teufel spricht) Mit der freundlichsten Stimme, die man sich nur vorstellen konnte, fragte er: "Wolltest du gerade etwas sagen?" Sie wich zurück und versuchte sich gegen den bohrenden Blick zu schützen, den er ihr zuschoss. Stotternd brachte sie ein leises "n..nein..., wollte ich nicht..." hervor. Seine Reaktion schockte sie etwas. Dabei hatten sie sich letzte Woche noch so gut verstanden, als Ren den Text für seinen neusten Film hatte lernen müssen... Klar, er hatte etwas seltsam gestempelt, als er ihr aus unerfindlichen Gründen erst 100 und dann Minus 10 Punkte gegeben hatte, so als könne er sich selbst nicht entscheiden, weil sie als Ersatz-Managerin sein Fieber auskuriert hatte (aber er das für eine eigennützige Tat zugunsten ihrer Karriere hielt!), aber dennoch, er war richtig nett gewesen, und jetzt... auf ein Mal... Irgendwie verletzte sie dieses Verhalten mehr, als sie sich eingestehen wollte. Aber er hatte ja selbst gefragt, ob sie ihn hasste. Er schien es fest anzunehmen, wie sollte er auch etwas anderes denken? Und er lag ja nicht wirklich falsch damit, obwohl sie sich inzwischen nicht mehr ganz sicher war, wann sie überhaupt das letzte Mal mit Dartpfeilen sein neuerdings nur noch postkartengroßes Bild gespickt hatte. Wenn er also fest annahm, dass sie ihn hasste, wieso sollte er dann freundlich zu ihr sein? Entschlossen sah sie auf und erwiderte den Blick, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Jetzt würde sie das ein für alle Mal klarstellen! "Tsuruga-san! Sie müssen wissen, dass ich sie gar nicht ha..." Bevor sie ihren Satz beenden konnte, stürmte ein völlig aufgelöster junger Mann an ihr vorbei auf die Straße zu und rempelte sie so hart an, dass sie geradewegs in Richtung Ren flog. Mit einem lauten Krachen stolperte dieser gegen das Auto, wobei er gleichzeitig versuchte, Kyoko vor dem Sturz zu bewahren und seinen Koffer mit wichtigen Drehbüchern festzuhalten, der runterzufallen drohte. Schließlich entschied er sich dafür, Kyoko festzuhalten und ließ den Koffer kurzerhand fallen, der sich öffnete und eine ganze Menge Hefte und Kalender auf dem Boden verteilte. Yashiro starrte entsetzt auf das Chaos und begann dann hastig, die Unterlagen einzusammeln und in den offenen Koffer zu sortieren, wobei er jedoch nicht so ordentlich vorging, wie man es von ihm gewöhnt war. Glücklicherweise hatten sich die wenigen Passanten in der Umgebung nach einem kurzen Blick und einem Schulterzucken wieder abgewendet, um sich in den Schatten der Häuser auf der anderen Straßenseite zu flüchten. Und noch glücklichererweise war kein Ren-Tsuruga-Fanclub in der Nähe, denn das Bild, das sich dem Betrachter bot, wäre alles andere als erfreulich gewesen. Ren, wenig elegant um sein Gleichgewicht kämpfend, stützte sich gegen den Wagen, die eingefrorene Kyoko hielt er um die Taille fest. Das ganze Geschehen beobachtete Rory Takarada, der Präsident von LME aus dem Fenster seines Büros im 7. Stock. Der eiskalte, unnahbare, immer-freundliche Ren, der trotz seiner höflichen, zuvorkommenden Freundlichkeit keinen einzigen richtigen Freund und Vertrauten hatte im Showbiz... Dieser Ren, der mit allen immer so oberflächlich umging... in so einer Situation... Sein amüsiertes Lächeln war undurchsichtig. "Na das kann ja interessant werden..." sagte er zu sich und verfolgte die Szene gespannt weiter. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Ren mit einem besorgten Gesichtsausdruck und wartete nicht auf die Antwort, sondern ging sicher, dass sie auch stehen konnte, um dann endlich loszulassen. Kyoko stand wie versteinert, noch immer den überrascht-entsetzt-faszinierten Ausdruck auf dem Gesicht. Ren lief um sie herum und wedelte mit seiner Hand vor ihren Augen herum. "Hey, bist du noch da?" Keine Reaktion. Er beugte sich zu ihr runter, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren und flüsterte dann: "Da vorn ist Sho Fuwa!" Er hatte eigentlich erhofft, sie würde wie von der Tarantel gestochen losstürmen, sich das nächstbeste Beil schnappen und auf jemanden losgehen, aber nichts geschah. "Puh... Sieht aus, als hätte sie bleibende psychische Schäden davongetragen, dabei hab ich doch nichts getan. Sie sollte mir dankbar sein!" dachte er bei sich, schwieg jedoch. "Aber ich gebe zu... es war eine seltsame ganz neue Erfahrung für mich... ich hab sie automatisch festgehalten, aber eigentlich nicht einmal, weil es sich so gehört, oder weil das die Gentleman-Rolle erfordert. Ich hätte selbst erwartet, dass ich anders reagieren würde... Zum Beispiel, indem ich sie hinstelle und dann frage, ob sie nicht einmal auf ihre eigenen Füße achten kann. Aber sie ist momentan wohl kaum ansprechbar..." Nichts davon sprach er laut aus. Schließlich senkte er den Kopf, sodass seine Lippen direkt neben ihrem Ohr waren und flüsterte mit rauher Stimme: "Kyoko...chan..." "Ahhhhhhhhhrrrrghh!" Ren lächelte selbstzufrieden. "Wa...was haben sie sich nur dabei gedacht?", schrie Kyoko mit einer so entsetzten Stimme, dass sich einige Passanten wieder umdrehten. Das war jetzt schon das zweite Mal in diesem Monat, dass er es wagte, sie so zu nennen, auch wenn er sich an das erste Mal nicht mehr erinnerte, weil er im Halbschlaf gewesen war. "Ich? Ich habe nur dafür gesorgt, dass du das Bewusstsein zurückerlangst. Und falls du das davor meinst: Ich habe dich vor einem bösen Sturz bewahrt." sagte er nüchtern und drehte sich dann um, um Yashiro zu helfen, der inzwischen fast alles wieder eingeräumt hatte. Kyoko setzte zu einer gepfefferten Antwort an, ließ es dann aber bleiben. Als sie jedoch mit Ren und Yashiro ganz entgegen ihrer Pläne wieder in die weitläufige Vorhalle von LME hineinspazierte und die beiden zu einer Besprechung mit dem Präsident der Agentur, Rory Takarada, begleitete, konnte sie eine leichte Röte nicht von ihren Wangen vertreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)