Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 7: Erinnerungen? ------------------------ Kapitel 7 Erinnerungen? Wenn es auf dieser Welt so etwas wie ein Schicksal gab, dann hatte es mir eine ganz besondere Rolle zugedacht. Es geschah immer wieder ohne dass ich es bemerkte. Ständig geriet ich in diese Situationen, in denen ich zum Schluss unter ging. Es passierte schleichend, ohne Vorwarnung oder in irgendeiner Weise rücksichtsvoll. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würde es mir schon Jahrhunderte so ergehen. Dieser stechende Schmerz in der Brust schien nicht von der Wunde zu kommen, die sich unter dem weißen Verband versteckte. Es war eher so, als wäre es ein Schmerz, der etwas tief Trauriges nicht vergessen lassen wollte. Ich wusste nicht, was es war, woher es kam und mir war klar, dass ich niemals eine Antwort auf diese Fragen finden würde. Aber jetzt, mit dem Blick in den dunklen Himmel gerichtet, erschien es mir ein ewiger Kreislauf zu sein. Als spielte ich immer und immer wieder die gleichen Rollen, wie ein Schauspiel, ein Theaterstück, bei dem die Geschichte stets sdie gleiche war, allein die Darstellung änderte sich über die Jahrhunderte. Nur schien der Schmerz mit jedem neuen Durchlauf stärker zu werden und ich ein wenig verzweifelter. Wenn ich an ihn dachte, an diesen schrecklichen Mann mit diesen eiskalten blauen Augen, dann kam es mir wie ein Fluch vor. Er war mir gerade jetzt so vertraut, als wäre es nicht unsere gemeinsame Schulzeit, sondern ein Jahrtausend, welches wir umeinander strichen und miteinander rangen. Als wären wir in diesem Theaterstück gefangen, als müssten wir es Jahrhundert, für Jahrhundert erneut spielen und doch war das Ende immer gleich schmerzhaft. Als wären wir nur Figuren für andere, die chancenlos den Regeln der Götter folgen mussten. Aber warum? Was habe ich getan, damit mir so ein Schicksal aufgezwungen wird? Habe ich den Liebling eines Gottes getötet? Wenn nicht, was ist schlimm genug, um all das hier zu rechtfertigen? Draußen regnete es, als wollte mir der Tag auch noch den letzten Mut nehmen. Es wird ein Gewitter aufziehen, ich kann es spüren. Selbst jetzt noch, kann ich es fühlen. Auch über diesen Schmerz hinweg. Ich weiß auch nicht warum, aber ich freue mich irgendwie darauf. Eigentlich habe ich Angst davor, Angst vor Gewittern. Aber heute ist es anders. Fast schon so, als ob in den schwarzen Wolkenbergen, die sich vor meinem Fenster türmen, etwas Wichtiges wäre. Mein Blick fiel auf den kleinen Teich, der eingebettet in ein immer noch grünes Tal aus Pflanzen, gut sichtbar im Garten lag. Die Seerosen waren längst verblüht und auch ihre großen Blätter hatten sich schon zum Schlafen tief in das Wasser zurück gezogen. Eine weiße Bank stand nur wenige Meter dahinter, doch sie lud nicht dazu ein, sich zum Ausruhen ein wenig Zeit zu nehmen. Die kahlen Büsche und die blätterlosen Bäume, die sich wie ein verschachteltes Labyrinth durch den ganzen Garten zogen, schirmten alles von außen ab. Es hätte eine gemütliche Stimmung aufkommen können, auch wenn der Wind mit den leeren Ästen spielte und sich auf der Oberfläche des Teiches geisterhafte Wellen bildenten. Wir hatten immerhin Winter, da konnte es schon mal vorkommen, dass ein Gewitter aufzog. ... aber ich fragte mich, ob es nur das Wetter war oder auch in den Gefühlen ein Sturm los brach. Diese Verzweiflung, die sich in mir breit gemacht hatte, schien mich innerlich zu zerreißen. Ich hatte eingewilligt, wie konnte ich nur? Tja, jetzt stand ich hier vor dem großen Fenster, wusste nicht weiter und schaute den aufziehenden Wolken zu. Ich fragte mich, ob es richtig war. Zumindest hatte ich erreicht, was ich wollte. Erst einmal Abstand. Dieser Blick, er hätte es getan, ohne Zweifel. Wenn ich daran dachte, brannte meine Wange noch immer von dem Schlag. Er war übergriffig geworden und ich war mir sicher, dass er nicht nur gewalttätig war. Aber warum? War es wirklich nur ein Spiel? Spielte Seto mit mir? Ein leichter Stich ließ mich plötzlich aus den Gedanken taumeln. Mitten in der Brust, nur ganz kurz, aber er tat verdammt weh. Ich dachte an diese eisblauen Augen und daran, dass sie mich eigentlich anders ansehen sollten. Nicht voller Kälte, sondern voller Zuneigung. Reflexartig hatte ich meine Hand auf die Brust gepresst und die Augen zusammengekniffen. Es tat so weh, weil es falsch war. Dieser Gedanke jagte durch meinen Kopf und doch wurde das Bild, welches sich für einen winzigen Moment vor mir zeigte, ein Ausdruck tiefster Zuneigung, von diesem eiskalten Blick in der Küche überlagert. Dieser Blick, er hätte es getan, ohne Zweifel. Aber warum? War es wirklich nur ein Spiel? Dieser Satz ging mir nicht aus dem Kopf. Egal was ich machte, seine eisblauen Augen gingen mir nicht mehr aus dem Sinn. Seine Stimme hallt in meinem Kopf wider und jede Faser meines Körpers erzitterte, wenn ich versuchte, es zu verstehen. Er hatte doch nur mit mir gespielt. Wie schon so oft! „Es reicht!“ Mit einer schnellen Handbewegung zog ich den Vorhang vor das Fenster. Diese verdammten schwarzen Wolken, ich konnte sie nicht mehr sehen! Was sollte das alles? Ich zitterte, zitterte wie Espenlaub im stürmischen Frühlingswind. Langsam ließ ich mich auf das Bett sinken und starrte auf meine Hände. Es hört einfach nicht auf. Bedächtig schaute ich mich um, es war Nachmittag, ich hatte Mokuba seit dem „Frühstück“ nicht mehr gesehen und nun ergriff mich eine Kälte, als wäre der Winter in diesem Zimmer ausgebrochen. Ist es Angst? Aber wo vor denn? Ich hatte jetzt eh keine andere Wahl mehr, nun musste ich mich damit abfinden. Kaiba war ein Sadist, daran konnte niemand etwas ändern, und ich musste mich damit rumschlagen, in den nächsten drei Monaten nicht von ihm fertig gemacht zu werden. Wie ich das überleben wollte, wusste ich noch nicht. Zumindest hatte ich erreicht, was ich wollte. Erst einmal Abstand. Wollte ich das wirklich? Was wurden das hier eigentlich für Fragen? Natürlich wollte ich erst einmal meine Ruhe und dann kamen mir erneut diese Worte in den Sinn, die er mir in der Küche gesagt hatte. Wie sehr hatte ich mir meinen Kopf schon darüber zerbrochen, doch eine Antwort hatte ich noch nicht gefunden. Oder doch? Nach dem, was ich erlebt hatte, war ich mir nicht so sicher. „Ich habe kein Herz mehr, Wheeler!“ Ein unbegründetes Beben ergriff mich. Unbegründet? Dieser Mann hatte mich geschlagen und wollte dann über mich her fallen! Herzlos und kalt über mich herfallen! Aber konnte das stimmen? So, wie er heute mit seinem Bruder umgegangen war, erschien es mir passend. Aber… zwei Geschwister, die sich so sehr geliebt hatten, wie diese beiden, … da musste doch noch etwas Liebe sein! Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Seto Kaiba kein Herz mehr hatte. Er musste noch eines haben. Daran wollte ich glauben. Wieso war ich eigentlich so müde? Schon den ganzen Tag über verfolgte sie mich und ein Gähnen entfloh meinem Mund. Langsam ließ ich mich auf das Bett sinken und legte mich auf die Seite. Durch den vorgezogenen Vorhang war es etwas dunkler im Zimmer. Allerdings hatten die schwarzen Wolken schon genug dafür getan, dass das Licht der Sonne heute nicht besonders zur Geltung kam. Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau. Selbst ein Mensch wie er musste doch ein Herz besitzen. Es war fast... oh nein, schon wieder musste ich gähnen. Wie müde konnte ein Mensch eigentlich sein? Lächelnd schloss ich meine Augen. Serenity wusste, wo ich war, auch wann ich jetzt eigentlich wieder zurück wollte. Aber ich war so müde... Sie würde es verstehen, sie war ja nicht auf den Kopf gefallen. ... Oh verdammt, schon wieder. Warum erschienen selbst meine Gedanken immer langsamer zu werden? Ich hatte zwar nicht besonders gut in der letzten Nacht geschlafen, aber dafür... musste ich... doch nicht... ~~~ooo~~~ Stimmen. Wieder hörte er zuerst nur die Stimmen, die von fern an sein Ohr drangen. Doch diesmal schrie zumindest niemand. Diesmal war es ein Streit. Die Stimmen klangen im Dunkeln wider und schienen aus einer unbestimmten Richtung zu kommen. Wo er war und wie er hier her kam, wusste er nicht. Es war kühl, die Luft dennoch trocken. „Ich sagte dir doch, dass ich kein Herz mehr habe! Also sei vorsichtig mit deinen Wünschen!“ Die Worte waren so kalt, dass sie schon fast zu klirren schienen. Ihr Träger erweckte den Eindruck, gnadenlos und grausam zu sein. Verwirrt sah sich Joey um. Seine Hand lag auf dem Stein der Wand und sie fühlte sich rau und kühl an. Woher kam diese Stimme? Sicher war derjenige nicht allein. Immerhin schien er mit jemandem zu sprechen. „Oh, da brauchst du dir bei mir keine Sorgen zu machen. Ich bin gerissen und habe mir hier ausreichend Freunde angelacht, um mich deinen intriganten Spielen zu entziehen!“ So viel Selbstsicherheit in dieser Stimme lag, soviel Hohn begleitete sie. Jung und mutig klang sie, davon überzeugt, alles zu überstehen. Ein finsteres Lachen erfüllte die Luft. „Du willst dich also aus meinem Netz befreien? Glaubst, dass du mir entkommen kannst? Nicht einmal der Pharao kann sich meinen Ränken entziehen und nun kommst du mir dahergelaufen und glaubst, auch nur eine geringe Chance gegen mich zu haben?“ Joey stöhnte leise auf, als er dieses eine Wort hörte: Pharao! Warum wollte ihm dieses Wort gar nicht gefallen? Es begrenzte doch alles so schön auf einen einzigen und doch langen Zeitraum. Einen, der ihm aber ganz und gar nicht gefiel. Noch immer war es stockfinster um ihn herum und nur diese Stimmen kamen von den Wänden, den Gängen, er wusste es nicht genau zu sagen. Sie klangen fern, aber nicht allzu fern. Vorsichtig setzte er einen Schritt voraus, um in irgendeine Richtung voran zu kommen. Da er von einer tiefen Dunkelheit umgeben war, konnte er nur die Hände ausstrecken und sich vorsichtig an den kühlen Wänden entlang vortasten. „Pha, der Pharao, dieser kleine Möchtegernmann steht doch sowieso immer in der Mitte aller Intrigen. Obwohl oder vielleicht gerade weil er auf dem Thron sitzt, hat er doch am wenigsten Macht!“ Soviel Frechheit hatte der Blonde dem Unbekannten gar nicht zugetraut. Immerhin konnte er davon ausgehen, das Atemu der hier erwähnte und denunzierte ägyptische König war. Seufzend erblickte er einen sachten Lichtschimmer, zwar noch weit entfernt, aber es gab Licht. Auch die stimmen schienen ein wenig lauter zu werden. Freude breitete sich in ihm aus und beflügelte seine unsicheren Schritte. Hoffentlich würde der eine nicht wieder… er schwieg seine Gedanken sich selbst gegenüber aus. Nicht alles musste er sich erst sagen, um davor Angst zu haben. Angst, verdammt, das war aber auch alles, was er in letzter Zeit hatte. Angst um seine kleine Schwester, um Mokuba, um Yugi und um sich. Immer nur Angst, innerlich rügte er sich dafür. Ein Scheppern durchbrach die kurze Stille des Gespräches. „Ah, du willst mir also sagen, dass du mich besser in meine Schranken weißen kannst, als unser kleiner Pharao?“ Joey ergriff ein Schauer, als er sich das bitterböse Lächeln auf den Lippen dieses unbekannten Mannes vorstellte, der da gerade so provozierte. Ein überraschtes „Was?“ war noch zu hören, bevor sich eine schwere Ruhe in den Raum legte. Es war diese Art von Stille, in der man immer noch die Bewegungen, das Rascheln des Stoffes und die weit aus unerfreulicheren Geräusche hörte, doch trotzdem war die Ruhe nicht zu leugnen. Unsicher stolperte er weiter auf den Lichtpunkt zu, der zwar größer, aber nicht heller wurde. Dieses Mal war es ein Klatschen, gefolgt von einem erneuten scheppernden Geräusch, ein Poltern, als wäre jemand zu Boden gestürzt. „W…was fällt dir eigentlich ein?“ Die vorher so freche, von Selbstsicherheit nur so strotzende Stimme zitterte und das Entsetzen lag tief in ihr geborgen. Noch bevor diese Worte verklangen, erfüllte ein herablassendes, höhnisches Lachen die Dunkelheit. Es dauerte einige Zeit, bis sich derjenige wieder beruhigt hatte und während er sprach, breitete sich eine unverständliche Erkenntnis in dem Blonden aus. Er war sich sicher, dass er diesen Mann kannte. „Ich dachte, dass du mich in meine Schranken weisen wolltest. Dafür hast du mich aber ganz schön lange rann gelassen.“ Seine Worte waren von Hohn und Gehässigkeit durchzogen. Wieder amüsierte er sich darüber, doch diesmal war es nur ein Kichern. „Wenn du nicht besser küssen kannst, bist du ganz schön schlecht. Da ist dir sogar der kleine Pharao überlegen.“ Joey biss sich auf die Unterlippe. Warum spürte er plötzlich wieder diesen Stich in seinem Herzen? Er hatte den Durchgang erreicht, aus dem das Licht so sachte schien und ihn hier her gelockt hatte. Warum tat es so weh? Zitternd und unsicher, ob es das Richtige wäre, warf er einen zögerlichen Blick um die Ecke. Erschrocken starrte er auf den Brünetten, der dort auf dem Boden saß. Diese Haltung, diese Kleidung, ja, diese Stimme, sie gehörte also doch ihm. Sein Herz wurde schwer, warum, das wusste er nicht. Die gebräunte haselnussfarbige Haut schimmerte im Licht der Kerze, die auf dem Tisch stand. Das so gefürchtete Lächeln auf den schmalen Lippen und dieser grenzenlose Hohn in den tief blauen Augen. Erstarrt klammerte er sich im türlosen Rahmen fest und konnte den Blick nicht von dem Brünetten wenden. Der Rothaarige, der nur wenige Meter daneben mit dem Rücken zur Wand stand, klopfte sich mit einer Handbewegung den nicht vorhandenen Staub von der Schulter und blickte angewidert auf den Priester herunter. „Du musst es ja wissen, Seth!“ Zischte er leise, seine Gefühle nur noch schwer im Zaum haltend. „Gibt es eigentlich irgendein sterbliches Wesen hier ihm Schloss, dem du noch nicht an die Wäsche gegangen bist?“ Der Ekel, den er schon allein bei dem Gedanken daran hegte, war allzu deutlich seiner Haltung anzusehen. Die grünen Augen hatten sich an dem sich nun aufrichtenden Mann festgesetzt und ließen ihn nicht unbeobachtet. Zwei rote Strähnen umrankten sein Gesicht und die restlichen Haare legten sich in weichen Spitzen zusammen, fast wie eine Sternenkrone. Nachdem er sich erhoben hatte, richtete Seth seinerseits die blaue Robe und strich sie glatt. „Oh ja, es gibt immer noch ein männliches Wesen im Schloss, mit dem ich noch nicht Unzucht getrieben habe.“ Diese Worte wurden von einem bitterbösen Lächeln begleitet und in einer fließenden Bewegung kam er dem Rothaarigen näher. Mit einem schnellen Schritt drängte er diesen ganz an die Wand zurück und griff nach dessen Handgelenken. Gekonnt hatte er ihn festgesetzt, indem er die Handgelenke nach oben über den Kopf drückte und an die Wand presste. Sein rechtes Bein schob er zwischen die seines Opfers und nahm ihm so jede Fluchtmöglichkeit. Sein bitterböses Lächeln bekam noch einen grausameren Zug um die Mundwinkel des Brünetten. „Hast du schon mal an dich gedacht, Tala?“ Nicht auf das Entsetzen in dessen Blick achtend begann er sanft die gebräunte Haut des anderen zu küssen. Er bedeckte den sehnigen Hals mit nur gehauchten Berührungen seiner Lippen und strich mit einer freien Hand leicht den hellen Stoff hinunter. Mit der linken hielt er beide Handgelenke wie in einem Schraubstock fest, chancenlos war der Jüngere ihm ausgeliefert. Offenbar hatte der Mann Erfahrung darin, jemanden auf diese Weise gefangen zu nehmen. „Du bist widerlich, Seth! Sollen dich alle Götter Ägyptens dafür verdammen.“ Schimpfte Tala mit einer erstickten Stimme, aus der er die Abscheu nicht vertreiben konnte. Seine Versuche, sich aus der Umklammerung zu befreien, waren nutzlos. Der Mann hatte ihn so an die Wand gedrängt, dass er diese nicht einmal nutzen konnte, um sich zu befreien. Wütend biss er sich auf die Unterlippe und knurrte irgendetwas Unverständliches, während er versuchte, den Kopf so zu drehen, dass er es dem Angreifer möglichst schwierig machte. Er wusste, dass der Brünette nur spielte, doch leider war ihm dieses Spiel immer viel zu ernst. Seth war ein Mann, der seine Dominanz auch auf diese Weise zeigte, die Grenzen des intimsten Bereiches mit Absicht brechend, um diese frivolen Berührungen und Gesten als Demütigung zu nutzen. Ihn auf hundert verschiedene Weisen verfluchend ließ er diese Erniedrigung über sich ergehen. Aber dafür würde er sich rächen, soviel stand fest. Eine warme Röte hatte sich auf Joeys Wangen geschlichen, als seine honigbraunen Augen das Szenario verfolgten. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein, er musste einfach träumen. Er sah dort die beiden schlimmsten Sadisten stehen, die er in seinem Leben kannte und sie handelten wie… wie… nein, Kaiba und Tala würden NIEMALS so etwas tun! Kurz stockte er, als ihm ein Gedanke kam. Diese Szene, sie hatte Ähnlichkeiten mit dem, was er vor nicht allzu langer Zeit erlebt hatte. Kaiba, der ohne Rücksicht nahm, wonach ihm der Sinn stand. Übergriffig wurde und sich jetzt an Tala verging. Der Rothaarige war hier ehern das Opfer. Was hieß hier überhaupt Kaiba, es war doch Seth, der sich da über den jungen Mann her machte. Seufzend wand er den Blick ab und drückte sich in den Schatten neben der Türöffnung gegen die kühle Wand. Er spürte Überforderung und Verzweiflung, Angst und Unverständnis. Dennoch kam in all diesen Gefühlen etwas zum Vorschein, dass er nicht genau deuten konnte. Es schien wie eine Hitze, die ihn ergriff. Seine blonden Strähnen hingen wirr in sein Gesicht und ein Zittern ließ ihn die Augen schließen. Was war hier eigentlich los? Immer wieder wechselten sich Hitze und Kälte in ihm ab, brachten ihm zum Beben, jagten Schauer über seinen Rücken. Allein bei dem Gedanken, was da neben ihm in diesem Zimmer passierte, wurde ihm ganz bang. Er bekam die Vorstellung nicht aus seinem Kopf, wie diese feinen Lippen diese fremde Haut küssten und es kam ihm so falsch vor. Mittlerweile hatte Seth sein Opfer zur Hälfte entkleidet und dessen Hände mit einem Seidentuch zusammen gebunden. So fiel es ihm leichter, diese weiter mit einer Hand nach oben zu drücken. Das Licht der kleinen Kerze warf lange Schatten und hüllte den leeren Raum mit einer gespenstigen Aura ein. Regale zogen sich an einer Wand entlang, leer und ohne Inhalt. Eine große Truhe stand an einer anderen und nicht weit von den beiden Männern war ein einfacher Schreibtisch mit einem Stuhl platziert. Ein unterdrücktes Keuchen zerriss die Stille der Dunkelheit und verebbte in den Schatten. Mit geröteten Wangen biss sich Tala auf die Unterlippe, versuchte krampfhaft die ungewollte Lust in sich zu unterdrücken. Das konnte doch nicht wahr sein, was machte der Brünette mit ihm? Doch schon im nächsten Augenblick entfloh seinen Lippen ein erneutes Stöhnen. Das Seidentuch drückte ihm in die Gelenke, ließen sein Blut nur schwerlich fliesen und auch die Tatsache, dass Seth seine Arme nach oben drückte, half nicht dagegen. Sein Gewand war nicht schlicht, bestickte Stoffe und schwere Tücher, die sich über seidene Lagen legten. Nun war seine ordentliche Kleidung zerwühlt, der weiche Stoff scheuerte, war bis zur Hüfte herunter geschoben und legte sich in großen Falten über seine Oberschenkel. Nur noch der kompliziert geflochtene Gürtel verhinderte, dass seine Kleider gänzlich zu Boden fielen. Seth schien dieses zum Glück noch nicht zu stören, sanft strichen seine schlanken Finger über die Brust seines Opfers und umrundeten eine der beiden Brustwarzen. Verführerisch hauchte er ihm einen Kuss auf das rechte Schlüsselbein. Nur für einen kurzen Moment hatte Seth dem Rothaarigen diese Pause gegönnt, er konnte schon jetzt dessen erhöhte Temperatur spüren. „Was ist, bist du jetzt schon so geil, dass dir die Widerworte fehlen?“ Weich und höhnisch legten sich diese Worte in Talas Ohren und der heiße Atem auf seine Haut. Die warmen Lippen berührten immer wieder Hals und Oberkörper seines Opfers, bis sie schließlich zurück zu ihrem Ziel fanden. Gepresst erfüllte ein erregtes Keuchen die Luft, als die feuchte Zunge über die rechte Brustwarze leckte, sich die schmalen Lippen um sie legten und der Brünette leicht an ihr saugte. Als er auch noch mit seiner freien Hand an der anderen spielte, konnte der Rothaarige ein lustvolles Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich an die Wand, wehrlos und willig. Nur ungern löste der Brünette seine Lippen, hauchte noch einmal seinen Atem über die von einer Gänsehaut überzogene Brust und bedeckte den Hals mit Küssen. Er setzte seinen Weg fort, bis er schließlich die Lippen des anderen erreicht hatte. Gierig presste er seine auf die des jungen Mannes und zögerte nicht, sich mit seiner Zunge einen Weg zu bahnen. Intrigen und Machtspielchen waren sein Steckenpferd. Macht, die dominierte, die unterwarf. Nach außen hin kühl und gierig, so klang in seiner Seele selbst kaum ein Gefühl. Für ihn war es gleich, wer unter ihm lag. Diese Art von Machtspielen war einfach, weil sie effektiv war. Wurde er Männern gegenüber übergriffig und drängte sie in die unterlegene Position, blieb für sie immer dieser eine Moment voller intensiver Gefühle. Ob Ekel, Hass, Angst oder Lust, so wie sie Tala nun überraschender Weise empfand. Diese Gefühle bildeten die Grundlage seiner weiteren Aktionen. Er konnte sie ausnutzen, um massiven Einfluss auf die Unterlegenen auszuüben. Es war für ihn nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Seine Seele schwieg, da war keine Empfindung, die sein Herz rührte. Es war allein sein Körper der darauf reagierte, auf seine eigenen Handlungen und Aktionen. Außer einer körperlichen Lust und der Befriedigung eines weiteren Sieges blieb für ihn nichts. Genüsslich bemerkte er, wie es bei seinem Opfer anscheinend ganz anders war. Neben dem erregten Keuchen, welches er immer wieder hervorlockte, hatte er noch ein anderes Anzeichen gefunden. Er spürte, wie sich etwas hart gegen seine Lenden drückte, innerlich lächelnd. Ungeachtet den Bedürfnissen seines Opfers drängte er sich weiter auf, wanderte mit seiner freien Hand stetig tiefer hinab, strich sanft mit den Fingern über den Bauch und streifte dann den teuren Stoff, bis er selbst etwas Platz zwischen ihnen schaffen musste. Die Hüfte wich nach hinten, das Gewicht verlagerte er zurück und seine Hand umgriff die Ausbeulung mit einer unerwarteten Kraft. Als sich der Rothaarige plötzlich verkrampfte und keuchend nach Luft rang, wurde dies einfach von ihm ignoriert. Nun ging es um sein Spiel. Nun begann die eigene Lust zu fordern. Seine Finger lösten den festen Griff und packten nun nach dem Rest der Kleidung. Seine Hand hatte sich tief im Stoff vergraben, war kurz davor, selbigen gänzlich zu beseitigen. Der erschrockene, ängstliche Blick des Rothaarigen machte ihn nur besessener, ungezügelter und noch einmal zwang er ihm einen Kuss auf. Mittlerweile war er selbst so in Wallungen gekommen, dass auch er gewisse Erregungen nicht mehr verheimlichen konnte. Auch in seiner Männlichkeit pulsierte das Blut, hatten sie anschwellen lassen und nun drückte sie sich deutlich gegen den blauen Stoff. Kalt und regungslos war seine Seele, doch das Verlangen seiner Körpers nur all zu menschlich. Erst als er den leichten Widerstand bemerkte, den Tala in seiner Hilflosigkeit versuchte, löste er den Kuss. Er zog seine rechte Hand zurück, erkannte, wie sich dieser augenblicklich entspannte und packte dessen Kinn. Seine eisblauen Augen bohrten sich gnadenlos in die ihm gegenüber und ein sadistisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Dafür, dass du eben noch so Selbstverliebt warst, bist du jetzt ganz schön gefügig.“ Er würde es hier und jetzt zu Ende bringen. Sein Verlangen war einfach zu stark, seine Sinne schon zu betäubt von diesem Rausch, als dass er sich diesem noch hätte erwehren können. Grob zerrte er den Rothaarigen mit sich drängte sich hinter ihn und konnte ein bittersüßes Lachen nicht verhindern. Ängstlich verkrampften sich die gefesselten Hände, Seth hatte sie wieder sinken lassen. In seinen Augen funkelte die Begierde, rücksichtslos bugsierte er ihn zum Tisch hinüber und gab ihm einen Schubs. Tala stolperte, stürzte und krachte schmerzhaft gegen den mächtigen Holztisch. Verzweifelt versuchte er sich darauf abzustützen, seinen Halt wieder zu finden und bemerkte, wie die Kerze ins Wanken kam. Sie taumelte und panisch warf er einen letzten Blick zurück zu dem Brünetten. Der Priester stand mit einem selbstgefälligen Lächeln hinter ihm, griff nach dem Kerzenständer und zog fiesen näher an sich heran. Er genoss die panische Angst, die er in den grünen Augen sehen konnte. Tala war noch nicht bereit für diesen Schritt. Aber das war nicht sein Problem. Mit einem grausamen Lächeln pustete er die Kerze aus. Tiefe Dunkelheit legte sich in den Raum, umhüllte alles mit diesem Schleier der Sichtlosigkeit und selbst das unregelmäßige tiefe Keuchen des Rothaarigen schien leiser zu werden. Nur noch Geräusche berichteten von dem Geschehen, Lust und Panik in den Blick waren nicht mehr zu erkennen. Schnell hatte der Brünette den Gürtel geöffnet, den weichen Stoff gänzlich von den Hüften gestrichen und gab sich seinem Verlangen hin. Auch seine blaue Robe lag auf dem Boden, seine Hände griffen nach den Hüften des andern und ein Schrei zerriss die Stille. Ängstlich presste er seine Hände gegen sie Ohren, wollte nicht mehr hier sein, wollte von alle dem nichts mehr wissen. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine Rippen, heiß liefen ihm Schweißtropfen die Schläfen entlang. Joey kauerte zitternd am Boden, hatte sich leicht gegen die Wand gelehnt und wollte schreien. Doch da war etwas, dass ihm die Kehle zuschnürte, das förmlich mit eisigen Händen nach ihm griff, ihn festhielt und nicht entkommen ließ. Was sollte das alles? Tränen rannen über seine roten Wangen, die Augen fest zusammengekniffen. Angst, sie raubte ihm den Atem, ließ ihn zittern und verklärte seinen Verstand. Unregelmäßig sog er die Luft ein, bis er sich schließlich daran verschluckte. Keuchend hustete er, vergaß alles um sich herum und spürte plötzlich einen Schmerz, der seinen ganzen Brustkorb lähmte. Ängstlich sackte er noch weiter in sich zusammen, schrie in Gedanken, doch nichts weiter als die gequälten Schreie des Rothaarigen klangen in seinen Ohren. Krampfhaft griff er sich an den Hals, schluckte und würgte, bis ihm schwarz vor Augen wurde. Es war ihm, als würde ich sein Herz für wenige Sekunden zusammen ziehen, vergessen, dass es das lebenswichtige Blut durch eine Adern pumpen musste. Und ganz langsam wurde ihm kalt, schneidend Kälte umfasste ihn, riss ihn mit sich in die finstere Bewusstlosigkeit. Eine Hand legte sich auf seine Stirn, strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht und jemand schien mit ihm zu sprechen. Immer wieder seinen Namen zu nennen, doch zu tief saß die Angst, zu schwer schienen ihm sein Körper. Bildfetzen schwirrten vor seinem inneren Augen rasend schnell vorbei. Oder waren es Erinnerungen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)