Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 48: Zwiegespräch im Keller ---------------------------------- Kapitel 48 Zwiegespräch im Keller Vorerst beließ es der Blonde bei dieser Aussage und versuchte zu ignorieren, dass sich sein Arbeitskollege so unglaublich seltsam verhielt. Ein kurzer Blick auf die Uhr machte deutlich, dass in wenigen Minuten unten der Einlass begann, so dauerte es nicht lange und die ersten Gäste betraten die Diskothek. Die Nacht brach an und die Stimmung in der VIP-Lounge wurde schnell angenehm heiter. Die Musik spielte nun wieder die bekannten, zu diesem Abend besser geeigneten Stücke und schweigend hatte der Brünette den Trubel beobachtet. Dabei war sein Augenmerk eher auf den Koreaner gerichtet als auf die hübschen Damen, die sie regelmäßig umflatterten. Dass Joseph nun vor der Bar saß und nicht dahinter, war anscheinend für viele ein Grund, mögliche Chancen auszuloten. Nur nebenher registrierte der Firmenführer, wie viele Abfuhren verteilt wurden und als der erste Schwung abgearbeitet war, hatte der blonde Barkeeper auch wieder Zeit, sich dem seltsamen Spektakel hinter dem Tresen zu widmen. Changwoo war regelrecht distanziert und zurückhaltend. Er gab noch immer den übereifrigen, aufgedrehten Sunnyboy, der die Damen mit seinen Sprüchen beglückte und auf unnachahmliche Art und Weise mit ihnen flirtete. Aber im Vergleich zu den sonst so zielführenden Gesprächen lotste der 24-Jährige mit seinem breiten Grinsen und den silberbraunen Haaren gekonnt um die Abschlüsse herum. Er machte charmant deutlich, dass er arbeitete. „Wirst du mir heute noch Näheres über eure Unterhaltung erzählen?“ Kam urplötzlich die Frage Joeys an den Brünetten und die honigbraunen Augen musterten eingehend das Gesicht des anderen. Erstaunt fanden die eisblauen Diamanten den intensiven Blick und er schien für einen Moment nachzudenken. „Das hatte ich zumindest nicht vor.“ In seiner Stimme lag ein bestimmter Ton, der darauf hinwies, dass sich deutlich mehr hinter dieser Unterhaltung verbarg, als Joey ahnen mochte. Grundsätzlich ging dieser sowieso davon aus, dass der Brünette ihn anflunkerte. Eine Lüge wollte er ihm noch nicht unterstellen, aber dass die beiden sich nur unterhalten hätten, erschien ihm völlig unmöglich. „Ach komm schon, du kannst mir nicht erzählen, dass ihr beiden da unten nur ein kleines Schwätzchen gehalten habt. Ich meine, sieh dir Changwoo doch an, der hat in seinem ganzen Leben noch nie so fleißig und konzentriert gearbeitet. Ich wusste nicht einmal, dass er so arbeiten kann.“ Es lag etwas Herausforderndes in den honigbraunen Augen, welche unverwandt den Brünetten anstarrten. Es schien der Versuch zu sein, alleine durch den auffordernden Blick ein Geständnis aus Kaiba heraus zu bekommen. Dieser hingegen schmunzelte nur gelassen, so etwas beeindruckte ihn wenig. Er war Geschäftsführer eines gewaltigen Unternehmens und dies bedeutete zugleich, dass er mit weitaus erfahreneren und gefährlicheren Menschen zu tun hatte als dem wirren Blondschopf neben sich. Zumindest schien dieser klägliche Versuch ihn zu amüsieren. „Ich für meinen Teil würde es eine Unterhaltung nennen. Vielleicht könnte deine Definition der Geschehnisse eine leicht andere sein. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, dass ich meine Finger von deinem Arbeitskollegen gelassen habe.“ An dem Gesicht des blonden jungen Mannes konnte er sehr genau erkennen, wie die Worte nach und nach verstanden wurden. Das klare Eingeständnis, dass dort unten im Keller undefinierte Aktionen geschehen waren, welche offensichtlich ein Geheimnis darstellen sollten, ließ eine Mischung aus Empörung und Entsetzen entstehen. „Okay, dir ist schon klar, dass ich mir jetzt große Gedanken mache!“ Kam in einem anklagenden Tonfall von dem 21-Jährigen. Die blonden Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen und auch die Mimik des jungen Mannes zeigte deutlich, wie unzufrieden er mit diesen halbherzigen Andeutungen war. Dass er damit eine hervorragende Vorlage bot, hatte er dabei nicht bedacht. Aus dem leichten Schmunzeln, welches eben noch das seichte Amüsement aufzeigte, wurde nun ein herablassendes Lächeln. „Mir war gar nicht bewusst, dass du zu solch großen Gedankensprüngen fähig bist. In einem solchen Fall verstehe ich natürlich, dass du dich von deiner Unsicherheit dazu hinreißen lässt, meine Worte anzuzweifeln.“ Kam nun die foppende Aussage Setos, der dabei einen unglaublich herablassenden Ausdruck aufgesetzt hatte. Schneller als gedacht begriff Joey, was ihm der Brünette sagen wollte, und die vollen, breiten Lippen standen zum Protest geöffnet. „Bitte was?“ Platze es aus ihm heraus, bevor ihn noch eine weitere Breitseite traf. „Deine Auffassungsgabe scheint die geringen Grenzen deiner eigenen Begriffsstutzigkeit erstaunlich gut zu erfassen.“ Stichelte Seto nun weiter und beobachtete vergnügt, wie sich die Wangen voller Empörung aufbliesen. „Bevor du nun zum kläglichen Gegenschlag ausholst, muss ich dir einen Riegel vorschieben. So wie du deine Geheimnisse hast, so hat auch Changwoo die seinen. Es geht dich also schlicht nichts an.“ Kurz stand Joey der Mund weit offen und dann klappte er ihn erstaunt wieder zu. „Was?“ Platzte erneut aus ihm heraus, dieses Mal deutlich verwirrter. „Ich habe keine Geheimnisse! Was meinst du?“ Forderte der Blonde nun aufgebracht und starrte aus honigbraunen Augen hinüber. Das so offensichtlich herablassende Schmunzeln wurde beinahe boshaft. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, während er sich leicht zu dem Blonden beugte. „Das kleine Geheimnis zwischen dir und mir! Oder wissen sie, dass du bei deiner letzten Schicht noch Jungfrau warst?“ Die pure Röte stieg so schlagartig in sein Gesicht, dass Joey den Kopf zur Seite drehte. Sein Gegenüber hatte Recht. Er war in dieser Hinsicht nie ehrlich zu seinen Kollegen gewesen. Was ging es sie auch an, ob er Jungfrau war oder nicht? Der Blick fiel in das Glas auf dem Tresen vor ihm und er schwieg einen Moment. „Jeder hat seine Geheimnisse. Das gehört zum Menschsein dazu. Es wäre eher irritierend, wenn ihr alle so ehrlich zueinander wäret, dass es sie zwischen euch nicht gäbe. Der Unterschied ist nur, dass dir jetzt bewusst ist, dass Changwoo eines vor dir hat. Ihn kümmert es nicht, weil er mit seinem eigenen Problem beschäftigt ist und nichts von deinen Abwegen weiß.“ Es war ein schrecklich belehrender Ton in dieser Stimme, mit der Seto nun sprach. „Zu wissen, dass der andere ein Geheimnis hat, macht einen verrückt.“ Plötzlich fanden die honigbraunen Augen wieder zurück zu den eisblauen. „Das heißt im Umkehrschluss, dass es auch zwischen uns Geheimnisse gibt?“ Wollte der Blonde nun wissen und war etwas erstaunt über die klare Antwort. „Natürlich, wahrscheinlich ziemlich viele.“ Es war beinahe ein süffisanter Ton, mit dem der Brünette sprach und bei dem Erstaunen des anderen, musste er etwas herablassend lächeln. „Sehen wir einmal von all dem ab, was mein Geschäft betrifft, so bleiben noch weitere Bereiche meines Lebens, in welche du deine Nase nicht stecken wirst. Davon abgesehen wird es sicher auch Dinge geben, über die ich nichts erfahren soll.“ Eine Weile herrschte Schweigen und erneut senkte Joey den Blick in das Glas, als ihm spontan einige Gedanken zu diesem Thema kamen. „Deine Familie, im Speziellen dein Vater sollte eines dieser besagten „Geheimnisse“ sein, über welches du sicher gerne schweigen willst.“ Sofort erstarrte der Blonde und verkrampfte sich. Er wusste genau, worauf der Brünette hinauswollte. Obwohl er stets gehofft hatte, sich diese kleinen Andeutungen nur einzubilden, waren sie immer da gewesen. Er hatte nicht gewollt, dass gerade dieser Mann etwas über seinen Vater wusste, doch die Wahrscheinlichkeit, dass er es dennoch tat, war hoch. Immerhin erinnerte sich Joey an die Anspielung, die Kaiba schon zu Anfang dieser seltsamen Wette in der Küche gemacht hatte. Für ihn war das ein Thema, welches er schon seit langem verschwieg. Dass gerade dieser Mann davon zu wissen schien, der ihn Zeit ihrer Bekanntschaft hänselte, macht es erheblich schwerer, überhaupt darüber nachzudenken. Hunderte Gedanken rasten gleichzeitig durch seinen Kopf, Fragen die sich überschlugen, ohne eine Antwort zu finden. Dieses Thema verfolgte ihn sogar bis in seine Träume hinein, ebenso wie unzählige Vorwürfe, die diese alte Wunde wieder aufrissen. In den Alpträumen der letzten Nächte hatte diese deutliche Anklage des Versagens den ohnehin schon grauenvollen Traum zu einem wahren Martyrium gemacht. Er stellte sich natürlich ständig diese eine unumgängliche Frage: Wenn seine Mutter davon wusste, warum hatte sie ihn dann zurückgelassen? „Wie lange weißt du es schon?“ Kam nun mit einer brüchigen, leisen Stimme von Joey, ohne in Zweifel zu ziehen, dass der Mann neben ihm genauestens Bescheid wusste. Er wollte nicht aufsehen, starrte weiter in sein Glas, den eigenen Kopf noch immer voll von unbeantworteten Fragen. Die laute Musik im Hintergrund schafft es nicht, dieses Wirrwarr zu übertönen. Er schluckte, innerlich mit dieser Situation überfordert. Dass dieses Thema heute Abend zur Sprache käme, hatte er nicht erwartet. Auf der anderen Seite hatte er noch nie wirklich mit jemandem darüber geredet. Die Schuld, welche er empfand, glich einem wabernden Schmerz, den er seit Ewigkeiten in sich trug, ohne die Chance, ihm jemals zu entkommen. „Seit unserer Schulzeit.“ Die sonst so kühle Stimme hatte plötzlich einen wärmeren Ton. „Dein Verhalten damals war ausreichend auffällig, um stillschweigend Nachforschungen durchzuführen. Dein ständiges Zuspätkommen, ohne deine Sorge, wie deine Eltern dazu stehen, hat mich vom ersten Tag an irritiert. Außerdem hast du niemals über sie gesprochen, sondern nur über deine kleine Schwester. Herauszufinden, dass deine Eltern geschieden waren und du bei deinem Vater lebtest, war sehr einfach. Dass dieser sich nicht sonderlich für deine schulischen Leistungen interessierte, war offensichtlich. Deine ständigen Prügeleien, für die dein Vater ebenso wenig Interesse zeigte, waren der nächste Hinweis. Danach musste ich nur noch ein paar Gefallen einfordern, um an die restlichen Informationen wie Polizeiberichte, Anzeigen oder medizinische Befunde heranzukommen.“ Für eine lange Zeit schwiegen beide. Nur die Musik spielte im Hintergrund und junge, feierwütige Menschen kamen an die Bar, fragten nach ausgefallenen Cocktails und prahlten voller Begeisterung, wie sie ihr Geld für den nächsten Rausch ausgeben wollten. Junge Frauen, die Schmuck trugen, weit teurer als mehrere Monatsgehälter, welche Joey aufbringen konnte. Junge Männer in edlen Anzügen und mit Uhren ausgestattet, welche ebenso unerschwinglich wirken. Ihr Lachen und ihre Heiterkeit erfüllten den ganzen Raum und noch nie in seinem Leben hatte sich der Blonde so deplatziert an diesem Ort gefühlt. „Vielleicht ist das kein Gesprächsthema für eine gut besuchte Bar. Gibt es einen Ort, an dem wir in Ruhe darüber reden können?“ Fragte Seto plötzlich, als eine junge Frau, vielleicht 20 Jahre alt, sich neben sie an die Bar setzte. Kurz blickte Joey auf und seufzte. „Du willst weiter darüber reden?“ Fragte er in einem resignierten Tonfall und erhielt einen eindringlichen Blick. „Nein, das will ich nicht. Für mich beinhaltet dieses Thema keine Wichtigkeit, aber für dich tut es das. Meine euphorische Stimmung, die diesen Abend mit verlockenden Aussichten gestaltet sah, stürzt in eine bodenlose Frustration, wenn ich weiterhin dein von Trübsal gezeichnetes Gesicht sehe.“ Es war eine herablassende Klarheit in diesen Worten, die eher auf Ehrlichkeit zielte. „Du hast mich hierhergebracht, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Momentan sind die Gedanken, die ich hege, wenig erfreulich.“ Die blonden Augenbrauen hoben sich und Joey sah ihn provozierend an. „Das klingt jetzt echt nicht aufbauend. Versuch es nochmal!“ Kam strikt von ihm und kurz war das Erstaunen auf dem Gesicht des 22-Jährigen zu sehen. „Ich soll was?“ Fragte er belustigt und der Blonde gab klar von sich. „Versuch das, was du eben gesagt hast, noch mal in nett auszudrücken!“ Erklärte er seinen Wunsch und der Firmenführer musste nun wahrlich unverhohlen grinsen. „Gut, aber ich hatte dir versprochen, nicht mehr zu versuchen, nett zu dir zu sein.“ Gab er nun zu bedenken, wurde aber direkt abgeschmettert. „Du sollst ja auch nicht versuchen, nett zu mir zu sein. Du sollst nur etwas nett ausdrücken. Obwohl ich langsam bezweifle, dass du so etwas überhaupt kannst.“ Joey verschränkte die Arme vor der Brust und wartete nun mit lauerndem Blick. Diese Provokation konnte der Brünette nicht auf sich sitzen lassen und so kam er etwas näher, beugte sich zu dem Blonden vor. „Es erweckt bei mir den Eindruck, dass dieses Gespräch an einem ruhigeren Ort weitergeführt werden sollte, damit dieses Thema nicht zwischen uns steht. Ich möchte dein Gemüt ungerne getrübt lassen, wenn doch ein amüsanter Abend vor uns liegt.“ Der Zweifel war so deutlich zu sehen, dass jenes darauffolgende Kopfschütteln nicht unerwartet kam. „Nein, nicht ausreichend. Versuch es noch mal!“ Forderte der Bonde erneut auf und gab noch dazu. „Außer du gibst auf. Dann akzeptiere ich das natürlich.“ Das nun folgende breite Grinsen war an Dreistigkeit kaum zu überbieten und von der eben noch belegten Stimmung war kaum etwas zurückgeblieben. Nun hob sich die schlanke Augenbraue in einem Ausdruck des Zweifels elegant in die Höhe. Der Brünetter schien einen Moment abzuwarten, als wollte er damit klar angeben, dass er sich nicht unter Druck setzen lassen würde. „Ich mache mir lediglich um deine geistige und emotionale Stabilität Sorgen. Siehe es als Ausdruck einer Art freundschaftsähnlichen Gesinnung. Einen Moment der einfühlsamen Schwäche, welcher ich gerade erliege, da du mich mit deinen treuseligen Hundeaugen so wehleidig anblickst.“ Es war eine Mischung aus erstauntem Entsetzen und einem belustigten Schmunzeln. Offensichtlich sorgte diese Aussage wenigstens dafür, dass Joey ein wenig bereitwilliger über dieses Thema sprechen wollte. „Oh oh, dass mit der Nettigkeit üben wir noch einmal gründlich. Du bist wirklich richtig schlecht darin. Allerdings bin ich bereit, diese 3 kläglichen Versuche zusammenzurechnen und damit das Minimum der geforderten Höflichkeit zu akzeptieren. In Kombination mit diesem sehr schlechten Licht, kann ich beide Augen zudrücken und dir den Personalraum unten vorschlagen. Da sollten wir jetzt erst einmal Ruhe haben.“ Kurz erhielt er für diese Aussage einen ebenso eindringlich provozierenden Ausdruck, doch Seto schwieg lieber. Er schenkte dem Blonden ein folgsames Nicken und erhob sich. Immerhin wollte er den Geduldsfaden nicht überspannen. Mit einem breiten Grinsen ließ sich auch Joey vom Barhocker herunterrutschen und deutete zu den Treppen. Sie schoben sich langsam durch die feiernde Meute, die sich ihrerseits durstig zur Theke drängte. Es dauerte daher eine Weile und schnell warf Seto einen Blick zu Frankie, als sie das DJ-Pult in weiter Entfernung passierten. Seine Gedanken hingen an der Erkenntnis, dass der Blonde ihn auf freche Weise übertölpelt hatte, ohne dass Seto dies hätte verhindern können. Er wusste nichts über den DJ, außer der Tatsache, dass dieser ein Freund der One Piece Reihe war. Was dachte Frankie über ihn? Dass er solche Lektüre nicht zu schätzen wüsste? Das entsprach zwar der Wahrheit, aber er wollte sich dazu wenigstens äußern. Doch bei der Menge an Freierwütigen hatte der blauhaarige Mann natürlich keinen Blick für die zwei in der Masse verlorenen Wanderer. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal die Zeit, an ihre Begegnung zurückzudenken. Seto ging der Vergleich zu ihrem Treffen mit Kamil nicht aus dem Sinn. Dort hatte er den Blonden übertölpeln wollen, wobei dieser sehr geschickt der Falle entkommen war. Damit schweiften seine Gedanken hinüber zu seinem Sensei und der Frage, wer er denn nun wirklich war und ob er ein guter Mensch wäre. Konnte er nicht endlich all die Fragen aus seinem Kopf verbannen? Er war hier, um auf andere Gedanken zu kommen! Nach diesem Akt fand sich Seto mit dem 21-Jährigen im Fahrstuhl wieder, in dem er vor kurzem mit Changwoo gestanden hatte. Erinnerungen, die nicht zu dieser Stimmung passten, kamen wieder in ihm hoch. Er beobachtete die Zahlen, die auch Joey in das kleine Feld eingab und hatte sich gedanklich schon die Frage gestellt, wie der junge Mann ohne den Sensor den Fahrstuhl in Bewegung setzen wollte. Da schob dieser den Ärmel zurück und ein schlichtes, Seto von der Art her bereits bekanntes Armband, kam zum Vorschein. Dieses hielt Joey an den entsprechenden Part der Maschine und schon begannen sich die Türen zu schließen. Schweigend ging es in die Tiefe und auch der Barkeeper schien kein Interesse an einem weiteren Gespräch zu haben. Kaum waren sie unten angekommen, schlug der Blonde einen Weg durch das Labyrinth der Regale ein, während die eisblauen Augen diese überflogen. Seto wusste, wo er bereits vor kurzem gewesen war, nun kamen neue Wege zum Vorschein. Wissbegierig füllte er weitere Lücken in seiner imaginären Liste über den hiesigen Bestand. Wahrlich stieg die Neugierde jedoch, als sie endlich in die Nähe des Raumes kamen, in den sie wollten. Weit hinten fand sich eine weitere große Tür, welche wieder links und rechts von großen Regalen umgeben war. Der Blonde gab den Code in ein kleines Feld ein und wieder drückte er den Sender seines Armbandes gegen das kleine Gerät. Mit einem leisen Klacken ging die Tür auf und nun war der Brünette erstaunt. Natürlich konnte er seine Wissbegier nicht zügeln und die blauen Augen suchten jeden interessanten Punkt, den sie hinter der sich öffnenden Tür finden konnten. Dahinter erstreckte sich ein Raum, der wie ein Flur eingerichtet war. Eine massive Tür befand sich auf der anderen Seite ihnen gegenüber und schien den Personaleingang darzustellen. Schließfächer befanden sich auf ihrer rechten Seite, große Spinde, in die auch eine Tasche passte. Links fand er zwischen den aufgehängten Jacken eine weitere Tür, die jedoch ein Stück offenstand. Erst jetzt wurde ihm die Kamera bewusst, die direkt auf ihn gerichtet war und er versuchte sich zu erinnern, ob er vorher schon über solche hier unten gestolpert war. Bei den Werten, die hier unten lagerten, war das sicher eine gute Idee. Er folgte dem Blondschopf, der neben die Zwischentür trat und sie hinter Seto wieder ordnungsgemäß schloss. Hier schien der junge Mann wirklich mit größter Gewissenhaftigkeit zu arbeiten. Während er sich noch interessiert umblickte, hatte sich der andere zu der verdächtig nach Personalraum aussehenden Tür aufgemacht und verschwand dahinter, als wäre er davon überzeugt, dass Seto ihm folgen würde. Viele Möglichkeiten blieben diesem schließlich nicht und der Personaleingang schien keine Notausgangstür zu sein. Das brachte ihn zur nächsten Frage: Wie sah das Konzept der Rettungswege aus? „Kommst du noch oder brauchst du eine extra Einladung?“ Ertönte es aus dem Nebenraum und der Firmenführer wurde sich dessen bewusst, dass er gedankenversunken in der Gegend herumstand. Mit schnellen Schritten folgte er endlich dem anderen und kommentierte diese Frage mit einer herablassenden Antwort. „Ich gehe immer davon aus, dass ich eingeladen bin. Die Verweigerung eines Einlasses meiner Person käme einem Affront gleich.“ Sein Blick wollte eigentlich den jungen Mann suchen, doch die kleine Küche nahm ihn gefangen. Es war ein Raum, den er hier unten nicht erwartet hätte. Es gab keine Fenster, dennoch wirkte die Küche warm und hell, die Lampen waren perfekt eingestellt. Am anderen Ende fand sich eine Küchenzeile mit einem Herd und einer Arbeitsfläche. Das Waschbecken war mit einem extra Tresen davorgesetzt, so dass der Blick beim Eintreten auf die Rückseite dieser kleinen Kochinsel fiel. Ein Tisch für vielleicht 10 Personen war länglich im rechten Winkel dazu aufgestellt. Auf diesen trat man direkt zu, wenn man in den Raum hineinkam. Links und Rechts waren Regale und Schränke aufgebraut, gefüllt mit Büchern, Spielen, aber auch mit Dosen für Tee, mit Keksen oder Aufbewahrungsboxen. Ein Kühlschrank fand sich hinten an der Wand, umgeben von weiteren gut gefüllten Regalen mit Lebensmitteln und Schränken, wohl voll mit Töpfen und Geschirr. Alles war sauber und ordentlich. Ein paar offene Flaschen fanden sich in der Mitte des Tisches und einige umgedrehte Gläser standen auf einer Serviette daneben. „Ein Aff… was?“ Kam die Frage von Joey, der schon am Tisch stand und nach einem der Gläser griff. „Ein Affront! Eine Beleidigung. Es gliche einer Beleidigung, wenn man mich ausladen würde.“ Erklärte Seto mit einem Schmunzeln und schloss die Tür hinter sich. Bevor der andere noch etwas sagen konnte, lenkte er das Thema auf die Küche. „Ich hätte nicht erwartet, dass es hier eine Kochmöglichkeit gibt.“ Die blonden Augenbrauen wanderten in die Höhe und für einen Moment blieb Joey einfach stehen. Dann zuckte er mit den Schultern und zog den Stuhl ein Stück vor, um sich zu setzen. „Wir haben hier manchmal über 10 Stunden Schichten und auch wenn wir unser Essen mitbringen, will man manchmal auch einfach ein wenig frisch kochen. Das wird zwar selten gemacht, aber Kiko zum Beispiel kocht hin und wieder.“ Erklärte nun Joey und angelte sich eine Flasche mit Orangenlimonade. Er schraubte sie auf und schenkte sich ein. „Du darfst dich gerne setzen.“ Forderte er nun auf und mit einem Nicken folgte der Brünette. Auch er schenkte sich ein Glas ein und sein Blick wanderte durch den Raum. Für eine Weile schwiegen die beiden, Setos Neugierde war noch immer nicht gestillt. Eine weitere Tür führte zu den Waschräumen und Toiletten. Innerlich ging er in Gedanken durch, wie die Wasserversorgung dieses Gebäudes strukturiert war. Natürlich befanden sich die Toiletten hinter der Küche, da benötigte es nur eine Abzweigung vom Wasserrohr. Langsam kehrte die Erinnerung in sein Bewusstsein zurück, warum er hier hinunter wollte. Mit einem Räuspern sammelte er seine Gedanken und die eisblauen Augen fanden das Gesicht des sonnengebräunten Mannes wieder. „Ist dir bewusst, dass du immer bei schweren Themen gleich albern reagierst?“ Stellte er nun die Frage und bemerkte den direkt aufkommenden Rotschimmer auf den Wangen des anderen. Ein eigenes Räuspern folgte, bevor Joey seine Stimme fand. „Tja… ja?“ Begann er und seufzte dann. „Es ist einfacher zu scherzen und albern zu sein. Schwere Themen sind… schwer?“ Er zögerte, denn das war eine eher dumme Aussage, die ein leichtes Schmunzeln bei dem Firmenführer hervorrief. „Ich meine, du weißt, was ich meine… ähm… sagen will?“ Mit einem Mal wirkte der 21-Jährige zerknirscht und die Röte auf seinen Wangen wurde stärker. „Trotz dieses leichten Gestotters ist der Inhalt doch verständlich. Schwere Themen beeinflussen uns, über sie zu sprechen bedeutet gleichzeitig auch, dem anderen etwas mitzuteilen, bei dem wir die Reaktion nicht einschätzen können. Unsicherheit und Angst sind stete Begleiter in solchen Situationen.“ Erklang die ruhige, tiefe Stimme des Brünetten. „Wahre Worte, aber sie von dir zu hören, erstaunt mich etwas. Du weißt, was Angst ist?“ Fragte Joey direkt und dann zögerte Seto wirklich für einen Moment. „Erinnerst du dich noch daran, dass ich im Königreich der Duellanten springen wollte, wenn Muto nicht aufgibt?“ Kurz schwiegen beide, der Barkeeper zog die Stirn in Falten und nickte dann. „Verzweiflung bedeutet immer auch eine Form von Angst. Mokuba zu verlieren ist eine beängstigende Vorstellung. Wie Pegasus richtig erkannte, Mokuba ist meine Schwachstelle.“ Die honigbraunen Augen musterten den anderen eingehend, der so ruhig mit überschlagenen Beinen auf dem Stuhl saß, das Glas locker auf dem Oberschenkel abgestellt. „Ok, … ja… ich… ähm… was sagt man zu so einer ähm… Offenbarung? Ich meine, ich hätte nicht gedacht, dass du das so offen sagst.“ Kam etwas überfordert von dem Blonden und er musste an den Mann denken, der auf dem Bett gesessen hatte und nicht wusste, wie er aus dem Strudel seiner eigenen Gedanken flüchten konnte. Auch Kaiba besaß eine andere Seite, eine nachdenkliche, sensible und verletzliche Seite. Bevor sie nach Dubai geflogen waren, hatte er sie kennenlernen dürfen. „Du kannst auch einfach nur nicken und gar nichts dazu sagen. Oder du beantwortest mir die Frage, warum du oben direkt wissen wolltest, wie lange ich schon über deinen Vater Bescheid weiß und nicht, was ich genau meine.“ Noch immer hatte diese Stimme einen sanften Klang, ungewohnt einfühlsam, aber dennoch fordernd. Kurz schloss Joey die Augen, atmete tief durch und starrte dann hinüber zur Küche. Als er dort nichts fand, suchten die Augen das Glas in seinen Händen und er begann, dieses zu drehen und zu bewegen. Erst nach einer Weile kam leise. „Du hast immer mal wieder Andeutungen gemacht. Ich ahnte schon, dass du mehr weißt. Außerdem träume ich in letzter Zeit so einen dämlichen Mist. Bakura wirft mir immer wieder vor, dass ich nur ein Bauernopfer gewesen bin und irgendwie… ach, keine Ahnung, irgendwie habe ich es erwartet.“ Wieder herrschte eine Weile Schweigen und dann fragte Joey. „Was hast du dir damals davon erhofft, als du dich auf die Suche gemacht hast? Also, als du herausfinden wolltest, was ich verberge.“ Er hob den Blick, starrte verkrampft in die eisblauen Augen und wartete. Die Stimmung zwischen ihnen war angespannt und innerlich stellte sich der Blonde auf eine niederschmetternde Antwort ein. „Ich habe nach etwas gesucht, mit dem ich dich vorführen kann. Ich sah in dir immer einen Schwächling und einen Versager. Die Bezeichnung Bonkotsu war in meinen Augen damals eher eine Aufwertung deinerseits.“ Diese Antwort traf. Mit großen Augen und wild klopfendem Herzen starrte er den ehemaligen Klassenkameraden an. Es dauerte, bis in der Leere seines Verstandes wieder ein Gedanke greifbar wurde. Er schluckte laut und senkte den Blick auf das Glas in seinen Händen. Dass ihn diese Antwort verletzte, war dem Blonden klar am Gesicht abzulesen. Mit brüchiger Stimme flüsterte er. „Dann hast du ja gefunden, was du gesucht hast.“ Ein geschlagener Hund würde nicht elender aussehen und es schien ihn unendlich viel Kraft zu kosten, diese Worte auszusprechen. „Nein, was ich fand, war ein Junge, der verzweifelt darum kämpfte, in einem vollständig zerrütteten Leben nicht unterzugehen. Natürlich erkannte ich die Schwäche in deinem Handeln, die Situation lediglich zu ertragen, statt einen Wandel anzustreben. Es war abzusehen, dass du in der Mittelmäßigkeit enden würdest und das lediglich mit viel Glück. Wahrscheinlicher wäre es jedoch gewesen, dass du schlussendlich in der Gosse gelandet wärst.“ Noch immer waren die Worte des Brünetten hart, während seine Stimme einen sanften Ton inne hatte. Ein lautes Schlucken deutete an, dass Joey ihm zugehört hatte. Sehr genau sogar, denn nach kurzer Zeit zeichnete sich die Verwirrung auf dem sonnengebräunten Gesicht ab und der Blonde hob den Blick. Er musste sich räuspern, denn noch immer schmerzte seine Seele und seine Stimme schien stumm. „In… in unserer Schulzeit hast du das nie gegen mich verwendet.“ Platzte es dann aus ihm heraus, ohne dass er weiter darüber nachgedacht hatte. Ein Nicken folgte, die Ernsthaftigkeit blieb. „Du hast mir ausreichend andere Möglichkeiten geboten. Ich konnte darauf verzichten, dich mit einem Vater aufzuziehen, für den du nichts konntest. Außerdem sah ich Ähnlichkeiten, die mich zu dem Entschluss brachten, nicht mit deinen familiären Verhältnissen hausieren zu gehen.“ Der junge Mann fing den Blick der honigbraunen Augen ein und ließ ihn nicht gehen. Er konnte beobachten, wie die Verwirrung des anderen stieg und er zwangsweise zu einer Erkenntnis kommen musste. „Ähnlichkeiten?“ Fragte er schließlich und war nun ebenso neugierig wie verwirrt. „Was meinst du mit Ähnlichkeiten?“ Doch die Antwort blieb aus. Schweigend hob Seto die Arme und verschränkte sie vor der Burst, so elegant, dass er dabei das Glas nicht verschüttete. Anscheinend wollte er nicht darüber sprechen. Nachdenklich zog sich die Stirn des Blonden noch tiefer in Falten. Er schien in seinen Erinnerungen nach einer möglichen Verbindung zu suchen, welche unter die Bezeichnung „Ähnlichkeit“ fallen konnte. Die warmen braunen Augen blickten ihn nachdenklich an, als er zurückhaltend die Frage stellte. „Bestehen die Ähnlichkeiten immer noch?“ Die brünette Augenbraue hob sich und mit herablassender Stimme gab er kühl zurück. „Wir sind keine Kinder mehr.“ Es war klar zu erkennen, wie eine erste Idee entstand, welche nach und nach Form annahm. Zuerst noch zögerlich, dann aber immer selbstsicher. Am Ende war die unterdrückte Freude der Erleuchtung zu offensichtlich. „Sag nicht, dass du von Gozaburo sprichst?“ Stellte er die etwas unpassende Frage. Die brünette Augenbraue schwang sich in die Höhe und pikiert kam von dem 22-Jährigen. „Du wirkst äußerst euphorisch dafür, dass du über einen Mann sprichst, dessen Existenz für niemanden von Vorteil war.“ Kaum hatte er dieses ausgesprochen, als die Röte in einem neuen Schwall über die Wangen des Blonden schwappte. „Noah könnte dir vielleicht widersprechen. Ohne diesen Kerl wäre er nicht auf der Welt.“ Kam leise verlegen von dem jungen Mann und er versuchte sich an einem zurückhaltenden Lächeln. „Seinen Sohn in eine digitale Welt zu sperren und ihn dann zu vergessen, weil man ihn anderweitig ersetzt hat, ist keine sonderlich gelungene Form des Ausdruckes von Zuneigung.“ Kommentierte Seto nun seinerseits. Noch immer von der Peinlichkeit seiner eigenen Reaktion mitgenommen, war er nun deutlich vorsichtiger mit seinen Aussagen. „Stimmt, Noah hatte damals etwas erzählt. Er war doch so wütend auf dich, weil du seinen Platz eingenommen hast. Aber liege ich dann mit Gozaburo falsch?“ Das nun eintretende Schweigen kam von Seiten des Brünetten und kurz schlossen sich die eisblauen Augen. „Nein, du liegst mit deiner Überlegung nicht falsch. Ich dachte wirklich an diesen Mann.“ Kam nun zögerlich von dem Firmenführer, der sein Unwohlsein zu überspielen versuchte. Weiter darauf einzugehen, lag ihm jedoch auch fern. So nahm Joey erneut das Gespräch auf und stellte die nächste Frage. „Wenn du deinen Stiefvater mit meinem Vater vergleichst und Ähnlichkeiten findest, würde ich den Alkohol ausschließen. Übrig blieben dann nur die Aktionen, die bei mir zu blauen Flecken geführt haben.“ Dieses Mal fixierten die braunen Augen das eher helle Gesicht und die Anspannung wurde sichtbarer. Schweigend schienen sie miteinander zu ringen, zu kämpfen, der eine forderte, der andere versuchte Ausflüchte zu finden. Wortlos ergaben sie sich minutenlang in dieses Zwiegespräch, bis der Brünette schließlich antwortete. „Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um ihn loszuwerden. Du hingegen hast die Situation nur ausgesessen.“ Ohne zu zögern, kam der Konter. „Nein, ich habe es nicht einfach ausgesessen. Aber ich habe mir Gedanken über die Konsequenzen gemacht. Wo wäre ich gelandet? Was wäre mit meiner Mutter und meiner Schwester geschehen? Hätte ich ebenfalls umziehen müssen und dadurch meine Freunde verloren? Und am Wichtigsten, hätte meine Mutter mich überhaupt gewollt?“ Diese Worte ließen eine gewisse Regung in das helle Gesicht treten und Seto wirkte erstaunt. „Dir ist es also auch aufgefallen?“ Fragte er zögerlich und Joey nickte. „Natürlich! Ich sehe meinem Vater mittlerweile zum Verwechseln ähnlich. Zumindest wenn ich die alten Bilder zum Vergleich nehme. Er ist groß gewesen, schlank und trainiert, blond und diese Haare, sie sehen aus, als hätte ich sie von ihm geerbt.“ Brummte er missmutig und wirkte unglücklich. „Wenn ich damals etwas gesagt hätte, wäre ich erst in ein Heim gekommen und dann hätten sie meine Mutter gefragt, ob sie mich nimmt. Das wollte ich nicht. Ich sehe aus wie er. Ich erinnere zwar mich nicht mehr so gut, als Kind schien alles immer irgendwie wunderbar und toll gewesen zu sein. Aber wenn er sie damals schon geschlagen hat, holt sie sich sicher keinen halbstarken Jungen ins Haus, der genauso aussieht wie ihr Peiniger. Außerdem versprach mein Ruf genau das, was sie bei ihm schon gefunden hatte. Einen impulsiven, gewalttätigen Kerl mit Hang zu unüberlegten Aktionen.“ Es blieb eine Weile still, bis der Firmenführer das Glas auf den Tisch stellte. „Wann ist es dir klar geworden? Sicher nicht zu dem Zeitpunkt, als deine Mutter euch verließ.“ Schnell leerte Joey sein Glas, in der Hoffnung, dass es seiner Stimme helfen würde. „Nein, nicht zu Anfang. Ich habe auch nicht verstanden, warum sie ging. Mein Vater war sauer auf sie und hat oft über sie geschimpft, was für eine schlechte Frau sie wäre. Dass sie ihn im Stich gelassen hätte und es wahrscheinlich mit allen Nachbarn getrieben hätte. Letzteres habe ich damals noch nicht verstanden. Aber ich verstand, dass es ihm schlecht ging. Ich wollte ihm helfen. Wie alt war ich, sieben vielleicht?“ Er griff nach der Flasche, um diese zu öffnen. „Als er das erste Mal zuschlug, war es ein Versehen. Das behauptete er zumindest. Er entschuldigte sich, versprach, dass es nicht wieder vorkommen würde. Beim zweiten Mal das gleiche. Erst beim dritten Mal meinte er, dass es meine Schuld wäre. Ich hätte ihn dazu getrieben. Er entschuldigte sich auch dieses Mal wieder. Immer und immer wieder. Mit elf war ich so weit, dass ich meine Mutter hasste, weil sie eine „böse Frau“ war, die meinen Vater in die Verzweiflung gestürzt hatte und mich bei ihm zurück ließ.“ Er schenkte das Glas beinahe bis zum Rand voll. „Na ja, mit 14 dämmerte mir, dass es nicht die Schuld meiner Mutter war, und es kam die Hoffnung auf, dass sie mich retten konnte. Als ich versuchte, ihr das klarzumachen, zog sie mit Serenitiy nach Amerika. Wahrscheinlich traf das nur zufällig aufeinander, aber mich ließ sie hier. Ein zweites Mal in meinem Leben hat sie mich im Stich gelassen. Ich sah meine Schwester kaum noch und als die Geschichte mit ihren Augen dazu kam, war ich familiär ganz am Ende. Ich wusste, dass ich weder auf meine Mutter noch auf meinen Vater hoffen konnte. Das Preisgeld war alles, was ich ihr bieten konnte.“ Diese Aussage schien sogar den bekannten Eisberg ein wenig zu erweichen, denn die Gesichtszüge zeigten einen Ausdruck des Bedauerns. Joey zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe darüber nachgedacht, was ich machen kann und nichts davon schien vernünftig. Ich wollte es einfach aussitzen und nach der Schule so schnell wie möglich verschwinden. Nach dem Schulabschluss durfte ich Geld verdienen und damit war ich nicht mehr von ihm anhängig. Die Prügel zwischendurch habe ich so stur wie möglich ertragen.“ Gab er beinahe gelassen von sich. Dieser Teil schien ihn weniger zu schmerzen als der vermeintliche Verrat seiner Mutter. „Mir war es wichtig, dass es meiner Schwester gut ging. Das tat es. Aber nach dem Tod meiner Mutter konnte ich nicht weinen, nicht um sie trauern. Obwohl ich mir sicher bin, dass sie nur vor meinem Vater geflohen ist, bleibt sie für mich die Verräterin. Mir ist klar, dass das vermutlich größtenteils die Meinung meines Vaters ist, nicht meine, aber ich habe sie übernommen. Wenn du es jahrelang hörst, dann glaubst du es irgendwann. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie mich zweimal zurück gelassen hat. Da fiel es mir schwer, sie als meine Mutter zu sehen. Wie war das bei dir? Was hat er dir angetan?“ Die Offensichtlichkeit, mit der sich das Unwohlsein ausbreitete, war erstaunlich. Kaiba verbarg Gefühle sonst sehr gut hinter seiner eisigen Maske. Diese schien er heute Abend nicht in der kleinen Küche unter der Diskothek zu tragen. „Ich wollte Gozaburo gegenüber immer zeigen, dass ich mehr wert bin. Er sah in uns nur ein Ärgernis, welches er nicht beseitigen konnte. Meine Bemühungen konzentrierten sich dementsprechend darauf, all seine Wünsche bis zur Perfektion zu erfüllen. Im ersten Moment schien dies zu gelingen. Er begann, mich mit anderen Augen zu sehen, und forderte immer mehr von mir. Wahrscheinlich war das der Moment, in dem er mich als Ersatz für seinen eigenen Sohn erachtete. Doch das war nur ein kurzweiliger Erfolg. Die Aufgaben wurden immer komplizierter und seine Forderungen steigerten sich ins Unermessliche. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich verweigerte. Überfordert und wütend sagte ich nein. Zuerst drohte er mir nur damit, mich und Mokuba auf die Straße zu werfen. Damit kam ich zurecht. Als seine Worte keine Wirkung zeigten, wurde er handgreiflich. Ich war ein Kind, was sollte ich tun?“ Angespannt und aufmerksam hörte Joey zu. Diese Geschichte kannte er nicht. Zwar hatte Mokuba erzählt, dass ihr Stiefvater grausam gegenüber Kaiba gewesen war, Details hatte er aber nicht erwähnt. „War das auch der Grund, warum du dich für Judo entschieden hast?“ Ein Nicken folgte. „Es hat zwar nichts geholfen, aber ja, darum habe ich Judo gewählt. Als ihm bewusst wurde, dass er mit Gewalt nicht erreichen konnte, dass ich fügsamer wurde, fand er ein anderes Druckmittel. Er spielte meinen Bruder gegen mich aus. Erst waren es nur Drohungen gegen ihn, Aussagen, dass ihm etwas passieren würde. Als Junge hatte ich Angst davor, es ging um meinen Bruder. Natürlich hatte ich Sorge, dass er seinen Worten Taten folgen lassen könnte. Doch Gozaburo und mir war auch klar, dass er sein Druckmittel verlieren würde, wenn Mokuba zu Tode käme.“ Plötzlich brach Seto ab und griff nach seinem noch leicht gefüllten Glas. Er trank es in einem Zug aus, ähnlich, wie es der Blonde eben gemacht hatte. Um weitere Zeit zu gewinnen, wanderte sein Blick zu den Flaschen, um sich eine andere Sorte auszusuchen. Als endlich das gläserne Gefäß gefüllt war, hob er dieses vom Tisch auf, nahm aber keinen weiteren Schluck. „Und dann?“ Fragte Joey vorsichtig nach und musterte das angespannte Gesicht. Mit einem lautlosen Einatmen versuchte der Brünette einen neuen Ansatz. „Als diese Drohungen nicht so gut wirkten, wie sich mein Stiefvater das vorgestellt hatte, nutzte er eine eher psychologische Kriegsführung. Ich muss um die neun oder zehn Jahre alt gewesen sein, als er damit begann. Er stellte mich vor die Wahl und meinte, dass es nur eine Portion Essen gäbe und ich müsste entscheiden, wer sie bekäme: Mokuba oder ich.“ Für einen Moment herrschte Schweigen, Joey blickte ihn mit großen Augen an und gab schließlich leise von sich. „Ok, das ist keine Wahl.“ Kurz war die klare Zustimmung auf dem Gesicht des 22-Jährigen zu sehen gewesen und er nickte. „Natürlich hat Mokuba immer das Essen bekommen und ich habe ihm erzählt, dass ich nicht hungrig wäre oder schon gegessen hätte. Wie oft ich meinen eigenen Bruder angelogen habe, kann ich dir nicht sagen. Ob er davon etwas mitbekommen hat, weiß ich auch nicht. Bisher glaube ich zumindest, ihm diesen Teil verheimlicht zu haben.“ Der Blonde schluckte laut und blickte in sein Glas. „Scheiß Ähnlichkeiten.“ Brummte er und nach einer Weile fragte er nach. „Ist das der Grund, warum du solche Schwierigkeiten mit dem Essen hast?“ Dieser Gedanke schien ihm einleuchtend, eine wirkliche Antwort erwartete er jedoch nicht. Überrascht wurde er von der Reaktion des Brünetten. „Essen ist für mich ein notwendiges Übel. Ich esse nicht, weil ich es will oder es mir gut schmeckt. Ich esse, weil mein Körper es braucht. Natürlich bevorzuge ich gutes Essen. Wenn es schon sein muss, dann soll es wenigstens schmecken, aber ich würde auch darauf verzichten. Es gibt manchmal Tage, an denen registriere ich erst am Abend, dass mein Körper mit Schwindel auf die fehlende Nahrung reagiert und ich außer Tee und Kaffee nichts zu mir genommen habe. Ein Grund, warum ich die arabische Fastenzeit so sehr schätze. Die Muslime essen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts. Dem Kaffee trauere ich etwas hinterher, allerdings überwiegt der Vorteil, sich mehrere Stunden nicht um ein Essen zu kümmern.“ Mit großen Augen starrte der Blondschopf ihn an und der Mund stand ihm offen. Er schien etwas sagen zu wollen, doch dazu kam er nicht. Der Schock über diese Erkenntnis, schien ihn bis ins Mark zu erschüttern. Skeptisch hoben sich die brünetten Brauen und Seto kommentierte in einem leicht pikierten Ton. „Es kommt mir beinahe so vor, als wärest du über die Tatsache geschockter, dass ich nicht gerne esse, als über die Handgreiflichkeiten Gozaburos.“ Kurz musste sich der Blonde fangen und nickte dann. „Ähm, ja, das stimmt sogar. Ich meine, das mit den, wie nennst du es? Handgreiflichkeiten? Das kenne ich ja selbst. Die Vorstellung, dass es dir passiert ist, ist schon irritierend und dass du es mir erzählst, ist noch unglaubwürdiger, aber dass du Essen nicht genießen kannst? Ich meine, was bleibt uns denn noch außer dem Genuss?“ Ein wenig empört korrigierte Seto diese Aussage. „Ich genieße sehr wohl gutes Essen. Ich sehe den Geschmack sogar als essentiell an, nur schätze ich es nicht wert. Das ist ein großer Unterschied. Um deiner leichten Vergesslichkeit auf die Sprünge zu helfen, liegt mein Interesse beim Genuss eher auf Kaffee, Tee und hochpreisigen Spirituosen. Einen guten Whisky werde ich nicht nur genießen, sondern auch wertschätzen.“ Nun zogen sich die Augenbrauen des Blonden in die Höhe. „Ok, da gehe ich nicht mit. Falls ich es noch einmal extra erwähnen muss, meine Vater wurde immer dann gewalttätig, wenn er getrunken hatte. Daher kein Alkohol für mich! Und ja, ich weiß, dass ich in einer Bar arbeite, in der Leute gerne zu viel trinken! Ein weiterer Grund, warum ich Alkohol hasse.“ Beschwerte sich nun Joey und fing sich einen skeptischen Blick ein. Beiden war klar, dass ihr ernstes Gespräch wieder in diese absurd amüsante Richtung abrutschte, die maßgeblich von dem 21-Jährigen initiiert wurde. „Dann solltest du meine Position über die Wertigkeit von Nahrung nachvollziehen können.“ Gab Seto nun trocken von sich, wobei ein leichtes Ziehen der Mundwinkel ein Schmunzeln andeutete. „Hast du je darüber nachgedacht, einen Kochkurs zu machen? Ich meine, um dem Essen mehr, was hast du gesagt, Wertigkeit zu geben?“ Die steigende Skepsis wurde mit einer Gegenfrage ausgedrückt. „Hast du je überlegt, regelmäßig guten Alkohol zu trinken, um die Wertigkeit zu steigern?“ Nun verschränkte Joey die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Auf keinen Fall! Wie käme ich denn auf die Idee!“ Mit einem nun herablassenden Lächeln erwiderte der Brünette. „Das gebe ich gerne zurück. Einen Kochkurs? Auf keinen Fall! Wie käme ich denn auf die Idee!“ Nun blies der Blonde die Wangen auf. „Weil ich es dir vorgeschlagen habe!“ Die Retourkutsche kam sofort. „Dementsprechend müsstest du dich heute Abend auf einige Drinks einlassen. Immerhin habe ich es dir vorgeschlagen!“ Die braunen Augen sahen ihn groß an, der Mund stand einen Moment offen und er suchte nach einer guten Möglichkeit, da wieder rauszukommen. Joey klappte schließlich den Unterkiefer wieder zurück und schwieg mit einem Ausdruck der absoluten Unzufriedenheit. „Ich verzichte auf meinen Kochkurs, wenn du auf die Drinks verzichtest?“ Kam der Vorschlag von Seto und er schmunzelte leicht. „Okay, meinetwegen! Aber ich finde, dass man das nicht miteinander vergleichen kann!“ Protestierte der 21-Jährige und war sichtbar unglücklich darüber, dass er keinen anderen Ausweg fand. „Nein? Wir beide haben dank unserer „Väter“ traumatische Erlebnisse mit Alkohol oder Essen zu verarbeiten, die uns für den Rest unseres Lebens prägen. Ich denke, das ist vergleichbar.“ Nun verengten sich die Augen des Blonden und Joey setzte dagegen. „Nur dass ich ohne Alkohol leben kann, du aber nicht ohne Essen!“ Das Schmunzeln wurde eine Spur überheblicher. „Kann ich diese Aussage so deuten, dass du uns beide alternativ eine Therapie empfehlen möchtest?“ Jetzt stutzte der Barkeeper und war verwirrt. „Dir ja, aber warum mir?“ Die darauffolgende Antwort hatte wie immer den Zwiespalt in präziser Weise konzentriert zusammengefasst. „Als strikter Antialkoholiker mit traumatischen Erlebnissen eines gewalttätigen Vaters arbeitest du in einer Bar im Ausschank. Ist das eine Form des Masochismus oder willst du diese Erinnerungen in einer destruktiven Endlosschleife martialisch wiederholen?“ Dass seine Worte nicht ganz verstanden wurden, war dem Gesicht des Jüngeren deutlich anzusehen. Dann jedoch kam die ebenso gekonnte Gegenfrage. „Erstens, sind wir schon an dem Punkt angekommen, an dem wir Witze über das machen, was uns passiert ist? Und zweitens, ich habe keine Ahnung, was du mich da fragen willst.“ Kurz musste Seto überlegen und erkundigte sich seinerseits. „Entspricht es nicht deinem üblichen Muster, ernste Themen mit einem Übermaß an Verharmlosung und Witz zu überspielen?“ Mit einem Kopfschütteln nahm Joey einen großen Schluck aus seinem Glas und meinte dann. „Ja, ich mache das. Aber vielleicht hast du Recht, es kann nicht schaden, wenn wir an einem Abend wie diesem einfach die lustige Seite betrachten. Oder uns eher darüber lustig machen. Ändern können wir eh nichts daran.“ Er setzte das Glas ab und als er erneut in das Gesicht des anderen blickte, wirkte dieser nachdenklich. „Dein Vater lebt noch. Du könntest…“ Doch er brach den Satz ab und fragte stattdessen. „Hast du noch Kontakt zu ihm?“ Der Blonde schüttelte direkt den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Seit ich damals ausgezogen bin, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er war damals echt fertig und wütend, als ich ihm das gesagt habe. Er schrie mich an, dass ich wie meine Mutter wäre, ihn im Stich ließe und wertlos bin. Er war so sauer und so betrunken. Ich hatte erwartet, dass er nicht glücklich sein würde, aber so einen Ausbruch hatte ich bis dahin noch nie erlebt. Er tobte und schrie, warf den Tisch um und brüllte, dass ich nie wieder kommen sollte.“ Für einen Moment schwiegen beide, bis Joey einen weiteren Schluck nahm und weiter sprach. „Seltsamerweise hatte ich den Eindruck, dass er wirklich verletzt war. Er wollte mich nicht auch noch verlieren, aber er konnte es nicht anders ausdrücken. Als wäre unter all dem Alkohol doch das Gefühl väterlicher Liebe.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber es macht die Sache leichter.“ Sein Blick fiel provozierend auf die andere Tischseite. „Na komm, erzähl mir schon, wie dumm ich bin.“ Ein Kopfschütteln war Setos erste Reaktion. „Ich denke nicht, dass diese Hoffnung dumm ist. Naiv auf jeden Fall. Er war ein manipulativer Trinker, der dich in eine Abhängigkeit zwang. Das zeigt sich klar an seinen Anschuldigungen, dennoch war er auch Vater. Unter all dem Alkohol gab es möglicherweise einen guten Ehemann und einen liebevollen Vater. Dir zu wünschen, dass dieser Teil bis heute die Exzesse überlebt hat, ist wohl eine menschliche Schwäche.“ Nun nahm er einen Schluck, um die Situation zu überspielen. Die plötzlich auftretenden Tränen in den wässrigen Augen des anderen waren etwas, mit dem Seto gerade nicht umgehen konnte. „Ich selbst gab mich zu Beginn dieser Hoffnung hin. Glaubte, dass Gozaburo etwas Vergleichbares zu väterlichen Stolz empfinden könnte. Dass ich mich irrte, muss ich nicht extra erwähnen, oder?“ Stellte er die rhetorische Frage und erhielt ein Kopfschütteln. „Danke!“ Kam unerwartet von Joey, der mit einem kräftigen Blinzeln die Tränen wieder aus seinen Augen verbannte. „Ich habe bisher noch nie jemandem davon erzählt und es tut gut, endlich einmal all das auszusprechen. Außerdem freut es mich, dass du mir gegenüber so ehrlich bist. Dass hatte ich echt nicht erwartet.“ Ein schiefes Grinsen zeichnete sich auf den vollen Lippen ab und die honigbraunen Augen begannen wieder zu leuchten. „Ich ebenfalls nicht.“ Brummte der Brünette weniger euphorisch. „Bisher bin ich noch keinem Menschen gegenüber so offen gewesen und ich weiß nicht, wie ich das finden soll.“ Kommentierte er seine eigene Stimmung und erhielt die direkte Frage. „Auch Kamil gegenüber nicht?“ Nun zogen sich die Augenbrauen zu einem vorwurfsvollen Blick zusammen. „Er ist wie mein Bruder. Natürlich weiß er davon. So wie ich von seinem Vater weiß. Kamil zählt nicht.“ Bestimmte Seto nun strikt und mit einem Grinsen erhob sich der Blonde. „Schon gut, schon gut! Kamil zählt nicht. Ich bin dennoch froh, dass du so ehrlich warst.“ Er ging um den Tisch herum an das Regal und nahm ein paar Dosen aus dem obersten Fach. Dann ging er um den Tresen herum, stellte sie ab und holte drei Schüsseln heraus. Das verräterische Geräusch der Nüsse erkannte der Brünette sofort und kurze Zeit später standen sie vor ihm. „So, ich brauche jetzt etwas zu essen. Bitte, greif ruhig zu.“ Mit diesen Worten schob er die Schale mit den Nüssen und die mit den Reischrackern näher. „Ich sagte doch: Ich mag dich… manchmal!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)