Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 47: Das unsittliche Angebot ----------------------------------- Kapitel 47 Das unsittliche Angebot   Mit einem Lachen hatte der Blonde nun Richtung Bar gezeigt und setzte sich in Bewegung. „Also, ich finde die Idee nicht schlecht, dass wir uns eine Figur mit dem Namen Blue ausdenken. Allerdings haben wir schon festgestellt, dass du lieber Horrorgeschichten aus dem alten England liest.“ Kommentierte er und Seto folgte ihm mit einem Stirnrunzeln. „Wenn du damit auf Dracula anspielen willst, werde ich dir nicht widersprechen. Ungewöhnlich, jedoch bin ich gerade dazu geneigt. Ich werde in meiner Freizeit sicher keine Manga lesen, die sich mit nichtschwimmenden Piraten beschäftigen, welche mit Teufelskräften ausgestattet sind. Spricht man in einem solchen Fall überhaupt von lesen? Ist es nicht eher wie ein Bilderbuch?“ Stichelte der Firmenführer seinerseits und Joey hob die Hand, um dem blauhaarigen DJ einen Gruß zuzuwerfen. „Ossu Frankie!“ Rief er und der junge Mann sah erstaunt auf. Er zog seine Kopfhörer herunter und grinste breit. „Ossu Jayjay, was treibt dich denn hier her und wen bringst du da mit?“ Wollte dieser nun wissen und der Blonde schüttelte den Kopf. „Frag lieber nicht, sonst gibt es noch Ärger. Ich habe mir gerade die Frage anhören dürfen, ob Manga Bilderbücher wären und von One Piece konnte ich ihn auch nicht überzeugen!“ Die hübschen, großen Augen, die sicher mit Kontaktlinsen verziert wurden, sahen nun vorwurfsvoll zu dem 22-Jährigen. „Was höre ich da?“ Kam von dem DJ und nur einen Moment später stoppte die Musik. Seto wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte und erinnerte sich an Joeys Begegnung mit Kamil. Immerhin hatten sie den Blonden ebenfalls ins offene Messer laufen lassen. Kaum hatte er diese Gedanken zu möglichen Aktionen weitergesponnen, ertönte erneut Musik in der großen Halle. Dieses Mal hatte sich jedoch der Stil komplett geändert und erstaunt versuchte der Firmenführer sie einzuordnen. Vergebens, doch Joeys Reaktion war ein breites Grinsen, während Frankie die Kopfhörer kommentarlos wieder aufsetzte. Dies tat er aber ebenfalls mit einem sehr breiten Grinsen.   Der 21-järhige Barkeeper ging weiter und der Ausdruck auf seinem Gesicht sprach Bände. „Wenn ich eine Vermutung aufstellen müsste, würde ich auf einen Titelsong tippen.“ Kommentierte Seto die Musik, von der er nun langsam den Inhalt verstand. Wenn wir die verstaubte alte Schatzkarte beweisen können, dann ist es keine Legende mehr! Schatzkarten kamen bei Piraten wohl recht häufig vor. Sammeln all unsere Träume und gehen auf die Suche nach unseren Wünschen. Es klang nach Sehnsucht und Erfüllung, aber auch nach Verlust und Tagträumerei. Wenn man auf die Suche nach Schätzen ging, gab es immer Dramen und am Ende wurde man doch bitter enttäuscht. Das Leben war kein Abenteuer oder eine wilde Geschichte mit illustren Reisen. Wenn ein Abenteuer im Leben geschah, dann war es schmerzvoll und lebensbedrohlich. Sie hatten schon einige dieser erlebt und dabei war er nicht gerade gut davongekommen. Pegasus hatte seinen Bruder entführt, sie waren in einer virtuellen Welt gefangen und hatten sich mit aberwitzigen Ägyptern herumgeschlagen, die von Schattenspielen und Wiedergeburt faselten. Wobei er zumindest den Punkt mit den Schattenspielen nicht gänzlich verneinen konnte, in Bezug auf die Wiedergeburt sträubte er sich noch immer. Doch vielleicht lag genau darin das Vergnügen. Wenn man eine solch erdachte Geschichte las, war man derweil in Sicherheit und es gab keine Gefahren, die man mit Leib und Seele fürchten müsste, aber die Freude und die Aufregung blieben ebenso. Es erschien ihm als eine mögliche Erklärung, warum ein solcher Schwachsinn anscheinend so gut ankam. Er hing noch seinen Gedanken nach, die Antwort Joeys nicht hörend, als dieser ihm seinen Tipp bestätigte.   Die eisblauen Augen musterten nachdenklich die Bar, die sich nun vor ihnen aus dem Lichtermeer hervor hob. Neben dem langen Bartresen konnte er auch die vielen Sitzgelegenheiten erkennen, die sich verschämt in die Ecken des Raumes drängten. Auf der linken Seite des Raumes öffnete sich die gewaltige Fensterfront, die den Blick hinunter in die große Halle bot. Hob man den Blick unter die Decke dieser, konnte man die gut versteckten Quellen, die Apparaturen erkennen, die ein unendliches, buntes Lichtermeer über die Tanzenden ausbreiteten. Vor diesem gewaltigen Fenster fanden sich mehrere amerikanisch angehauchte Sitzbänke, es waren jene mit großen Rückenlehnen. Sie waren stets von ebenso passenden Tischen geteilt. Hier konnten problemlos zahlreiche Personen Platz nehmen. Erst hier, kurz vor der Bar, erkannte Seto den genialen Aufbau in diesem Teil des Raumes. Während die amerikanischen Sitzbänke vor der großen Fensterscheibe standen, waren sie zur Tanzfläche hin und seitlich Richtung Bar mit einer Wand abgegrenzt und erhielten so etwas Privatsphäre. Zwischen der Wand und der Bar befanden sich erneut Toiletten und der Raum davor war mit Stehtischen eingenommen. Neben der Bar waren erneut halbhohe Wände, die wiederum Sitzbänke und Tische abschirmten. Hier war alles weniger auf das Tanzen, sondern mehr auf die private Gesellschaft ausgelegt und die finanzschweren, meist berühmten Gäste konnten sich hier in Ruhe über ihre Mitmenschen auslassen und ihre Geheimnisse teilen, ohne dass jemand direkt mitbekam.   Ein Haarschopf tauchte plötzlich hinter dem Tresen auf und dazu gehörte das niedliche Gesicht einer jungen Frau. Große, braune Augen sorgten für ein extrem kindliches Aussehen und dass sie die beinahe leicht rötlichen Haare in einem großen Dutt hinten zusammengesteckt hatte und spielerische Strähnen links und rechts herunterhingen, machten es nicht besser. Blümchenohrringe und einige Ketten zierten die Barkeeperin, die so lieb und unschuldig wirkte, dass Seto die Frage in den Sinn kam, ob sie überhaupt schon alt genug war, um Alkohol zu trinken. Als sie die beiden Männer erblickte, wirkte sie erst erstaunt, doch dann erkannte sie den Blondschopf und ein unendliches Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „JAYJAY!“ Quietschte sie voller Freude und sprang beinahe in die Höhe. Diese Reaktion war dermaßen unerwartet, dass der Brünette kurz zusammenzuckte. Die Antwort Joeys, dessen laute, kräftige Stimme neben ihm als Reaktion ertönte, ließ ihn dann sichtlich zusammenfahren. „KIKO!“ Kam in einem voluminösen Ton von Joey, der ebenfalls jubilierte. Das Gekreische wurde jedoch nicht besser und völlig entsetzt beobachtete der Firmenführer, wie die junge Frau auf der anderen Seite regelrecht elegant auf den Tresen sprang und kaum einen Herzschlag später auf selbigem saß, um die Arme in die Luft zu werfen und dem Blondschopf entgegenzustrecken, der nun mit schnellen Schritten näher kam. Völlig überfordert warf der Firmenführer einen Blick zu dem Mann, mit dem der hierhergekommen war, welcher nun seinerseits am Tresen angekommen war. Euphorisch sprang die junge Dame, die sich wohl Kiko nannte, in die Arme Josephs und dieser zog sie an sich.   Für einen Moment stand Seto einfach wie vom Donner gerührt dort und beobachtete mit einer von Entsetzen geführten Überforderung, wie die beiden förmlich aneinanderklebten. Verwirrt musterte er das Spektakel, bei welchem der Blonde die zierliche Kiko vom Tresen herunterzog und diese die Beine um seine Hüften schlang. Was lief denn zwischen den beiden? So nahe war man doch nur mit Frauen, mit denen das Bett geteilt wurde! Es dauerte einen Moment, bis die zwei wieder voneinander abließen und Joey die junge Frau auf ihre eigenen zwei Beine stellte. Sie war ein gutes Stück kleiner als der Blonde und grinste nun breit. „Darf ich dir meine liebste Lieblingskollegin vorstellen oder wie ich sage, meine große Schwester im Geiste?“ Kam nun freudig von dem Barkeeper und damit war zumindest ein Mysterium geklärt. Mit der „großen Schwestern“ stieg man nicht ins Bett. Wahrscheinlich hatte Kiko den Blondschopf deswegen nicht entjungfert. Mit gefasster Miene nickte Seto zurückhaltend und zog dann die Augenbrauen zusammen. „Große Schwester?“ Fragte er regelrecht unhöflich und die kleine Frau grinste breit. „Ja, exakt, die große Schwester. Jayjay mag mich zwar um einen guten Kopf überragen, aber älter bin ich um einige Jahre. Bevor du lästerliche Fragen stellst: Ich bin mittlerweile 27.“   Noch nie in seinem Leben hatte Joey den brünetten Firmenführer so offensichtlich erstaunt erlebt. Die blauen Augen wurden groß und die feinen Lippen standen einen Spalt offen. „Wie bitte?“ Kam nur fassungslos von ihm und er musterte die Kleine vor ihm offensiv. „Du siehst aus, als wärest du 12!“ Kam so prompt von ihm, dass Kiko lachen musste. Sie schien das als Kompliment zu sehen und gab dann breit grinsend von sich. „Nun, liegt alles an den richtigen Details und dem passenden Makeup. Ich liebe es einfach, diesen reichen, überheblichen Männern hier immer wieder aufzuzeigen, dass ich nicht nur älter, sondern auch wissender sowie fähiger als sie bin. Ist jedes Mal ein Riesenspaß!“ Necket sie und kam näher, die Arme hinter den Rücken nehmend, um den kindlichen Anschein noch zu verstärken. „Weißt du, wer in diese rehbraunen Augen sieht, glaubt nun mal nicht, dass ich eine hinterhältige, grausame Frau bin. Alles nur Image! Aber die Darbietung, die ich jedes Mal erhalte, wenn Männer wie du fassungslos dumme Kommentare geben, anstatt sich ordentlich vorzustellen, zeigt mir wie so oft die Schwäche des männlichen Geschlechts auf.“ Sie stand nun dicht vor dem Firmenführer und grinste ihn an. Eisblaue Augen starrten zurück und sie beobachtete wie eine Füchsin die sich wandelnden Emotionen im Gesicht des Mannes. Dieser fing sich schwer wieder und begriff, dass er zielgenau auf das Glatteis getreten war, auf welches sie ihn hatte führen wollen. Es war sehr selten, dass er auf diese Weise vorgeführt wurde und ihm war klar, dass er nicht viel dagegen hätte tun können. Schließlich nickte er anerkennend und ein kühles, distanziertes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Blue.“ Gab er in reserviertem Ton von sich und deutete eine Verbeugung an. „Nenn mich einfach Blue.“ Er blickte sie mit einem unendlich intensiven Ausdruck in den eisblauen Augen an, doch sonst regte sich nichts in diesem leicht lächelnden Gesicht.   „Das ärgert dich jetzt richtig, was?“ Gab Kiko in einer frechen Art von sich, die klar provozieren sollte. Ihre rehbraunen Augen funkelten förmlich, während sie ihm ein höhnisches Lächeln schenkte. Sie wartete innerlich angespannt auf eine Antwort, irgendeine Reaktion, in welcher sie eine Bestätigung für ihre erneute Stichelei fand. Jedoch vergingen etliche Augenblicke, in denen sie sich beharrlich anstarrten, ohne jedoch irgendeinen Gesichtsmuskel zu verziehen oder einen Ton von sich zu geben. Unerwartet zogen sich die schmalen Mundwinkel weiter in die Höhe und in einer tiefen, grollenden Stimmlage raunte Seto plötzlich. „Oh ja! Sogar so sehr, dass mir die Worte fehlen, um das Ausmaß meiner vollumfänglichen Frustration zu beschreiben.“ Er konnte sehen, wie sein Tonfall, ebenso wie seine Worte der jungen Frau einen angenehmen Schauer über den Rücken jagten. Der deutlich zufriedenere Ausdruck auf ihrem Gesicht sprach ebenso von der Genugtuung, welche sie jetzt empfand. „Ich möchte erwähnen, dass ich bisher noch keiner Frau begegnet bin, die mich zur Niederlage zwang, bevor ich überhaupt wusste, dass die Schlacht im Gange ist.“ Wieder lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. „Die einzige Frage, welche mir nun nicht aus dem Sinn zu gehen vermag, ist, wie eine so überragende Frau wie du, einen so einfältigen jungen Mann wie ihn als ihren kleinen Bruder im Geiste ansehen kann. Wo sind da die Gemeinsamkeiten, die eine solche Verwandtschaft begründen?“   Als hätte er mit seinen Worten all die freudigen Emotionen aus ihrem Gesicht gewischt, konnte er seinen Verfall in Ungnade beobachten. Auch der Blonde riss die Augen auf und seine Lippen standen zum Protest offen, sagen konnte er bei dieser Beleidigung jedoch nichts. Es war Kiko, die mit ihren plötzlich beinahe tödlichen, rehbraunen Augen ein Knurren ansetze. „Wenn dich Jayjay mit hierherbringt, gehe ich davon aus, dass du so etwas wie ein Freund bist. Daher möchte ich dir gerne mit einer Gegenfrage antworten. Wie kannst du ihn einfältig nennen?“ Der Kampfeswille war klar in ihrer Haltung zu erkennen und der gewaltige Größenunterschied wurde für sie mit keinerlei Einschüchterung in Verbindung gebracht. Ein berechnendes Lächeln huschte über die schmalen Lippen des Firmenführers und er meinte herablassend. „Dann kann ich davon ausgehen, dass du einen Nachteil in seiner Einfalt siehst? Ich hätte eher erwartet, dass gerade sie es ist, die euch zusammengebracht hat. Ist es nicht vielmehr eine liebenswerte Eigenschaft, die mit einigen anderen, positiven Charakterzügen einhergeht?“ Seto konnte klar erkennen, wie sie diese Frage verwirrte und einen Moment wusste die Frau vor ihm nicht, was sie antworten sollte. Dafür breitete sich der selbstherrliche Ausdruck auf dem hellen Gesicht des Brünetten aus und er gab herablassend von sich. „Ich nenne diesen jungen Mann einfältig, weil er genau das ist. Er ist zu einfältig, um aufzugeben. Er ist zu einfältig, um seine Freunde im Stich zu lassen und zu einfältig, um ihnen nicht bis ans andere Ende der Welt zu folgen. Er ist zu einfältig, um die Komplexität einer Tragödie zu verstehen, weswegen er Menschen nimmt, wie sie sind, ohne zu hinterfragen. Er ist zu einfältig, um zu lügen und zu einfältig, um sich nicht zu sorgen. Wäre er nicht einfältig, wäre ich heute sicher nicht hier.“ Es war ein erstauntes Blinzeln, welches von Kiko kam und dann drehte sie sich um, ihr Blick fiel zu dem blonden Barkeeper, der sehr verwirrt wirkte. Doch auch ihm war anscheinend klar, dass dies eher ein Kompliment sein sollte. Er zuckte mit den Schultern, als seine Freundin von ihm eine Stellungnahme dazu wollte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen wandte sie sich wieder Seto zu und erkundigte sich verwundert. „Ich gebe es selten zu, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich deine Frage nicht verstehe. Wenn du seine Einfalt als etwas Positives siehst, warum sollte ich dann nicht mit ihm befreundet sein? Was genau wolltest du von mir wissen?“   Der 22-Jährige beugte sich vor und seine Lippen kamen Kikos Ohr nahe, als er flüsterte. „Ich will nur wissen, warum du ihn als Bruder ansiehst und nicht als Freund. Immerhin ließe sich letzteres weit definieren, wobei die geschwisterliche Zuneigung einiges ausschließt.“ Die raue Stimme hatte einen verruchten, tiefen Klang und eine unerwartete Röte legte sich auf Kikos Wangen, denn nun begriff sie den Gedanken, den er andere hatte. Dass er mit dem Vorbeugen nun jedoch in einer sehr gefährlichen Position war, hatte Seto nicht geahnt. Die deutlich kleinere Frau griff resolut nach seinem Ohrläppchen und zog kräftig daran. „Blue, du solltest dir ganz genau überlegen, was du mir heute Abend für Fragen stellst. Du hast es gerade geschafft, dich noch unbeliebter zu machen als die dicken Ratten, die manchmal unten im Lager herumlaufen!“ Schwer sog Seto die Luft ein, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, den er mit einem heißen Pochen in seinem linken Ohr spürte. Gnadenlos bohrte sich der Daumennagel in die empfindliche Haut und nun war es Kiko, die ihre Lippen nahe an sein Ohr brachte. „Davon einmal abgesehen, dass es dich rein gar nichts angeht, mit wem ich mein Bett teile! Hast du das verstanden, Blue?“ Fragte jetzt sie in diesem kalten, drohenden Ton.   „Ok, ich komme nie wieder zu spät zur Arbeit, wenn ich hier die erotischen Sexspielchen verpasse! Ich wusste schon immer, dass du in Wahrheit eine Domina bist, Kiko!“ Erklang nun die melodische Stimme eines Mannes, der voller Freude den Raum bis zur Bar durchschritt. Ein breites Grinsen war auf seinem dunklen Gesicht zu erkennen und die braunen Augen leuchteten freudig. Er hatte wohl ursprünglich schwarze Haare, die nun in fluffigen, silberbraunen Haarsträhnen bis zu den Ohren hingen. Sein linkes Ohr war mit einigen silbernen Ohrsteckern versehen und das schwarze T-Shirt lag so eng an, als wäre es eine zweite Haut. Er war offensichtlich nicht Japaner, die Gesichtszüge hatten etwas Koreanisches und sein Schritt etwas Beschwingtes. „Nein, Changwoo, das hier ist keines deiner geliebten Spielchen. Ich habe einen Freund und dem bin ich treu.“ Gab Kiko nun von sich und ließ von Seto ab, der versuchte, die Peinlichkeit dieser Situation so stoisch wie möglich zu ertragen. „Der Einzige hier, der jede Frau flachlegt, die nicht bei drei davongelaufen ist, bist du!“ Kommentierte sie zusätzlich, doch der Koreaner schien dieses eher als Kompliment anzunehmen und grinste noch breiter. „Na, nur die Hübschen, Kiko, nur die Hübschen! Außerdem arbeitest du so perfekt, da fällt es gar nicht auf, wenn ich zwischenzeitlich mal weg bin!“ Neckte er dreist zurück und blieb neben Joey stehen. „Ossu Jayjay, mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet. Allerdings siehst du auch nicht so aus, als wolltest du arbeiten.“ Kommentierte der junge Mann gleich, der vielleicht ein wenig älter war als der Blondschopf. Bevor überhaupt noch jemand etwas sagen konnte, stiefelte er schon weiter hinter die Bar, um dort seine große Umhängetasche loszuwerden und fragte. „Sagt mal, wer hat eigentlich Frankie geärgert? Nachdem er den Titelsong der letzten Staffel von One Piece gespielt hat, fängt er jetzt mit den Titelsongs der Filme an. Ich meine, ich mag das, aber er spielt die hier eigentlich nicht. Jemand muss ihn also ziemlich verärgert haben.“ Seine braunen Augen wanderten zu Joey, der nur mit einem vielsagenden Blick auf den Brünetten zeigte. „Wow, ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber Respekt. Es dir gleich mit Frankie und Kiko zu verscherzen, ist ne Leistung.“ Gab er nun anerkennend von sich.   „Wenn ihr beide euch schon so prächtig versteht, kannst du ihn gerne mitnehmen und die restlichen Getränke holen, für die du schon vor einer Dreiviertelstunde zuständig gewesen wärest. Nett, dass du deinen notgeilen Hintern auch noch hierher bewegst.“ Kommentierte Kiko nun sauer, ihre gute Laune war vollständig verloren und verstimmt folgte sie dem nur noch breiter grinsenden Barkeeper hinter den Tresen. „Meine allerliebste Kirschblüte, das, was mich aufgehalten hat, hat rein gar nichts mit meinem knackigen Hintern zu tun, sondern nur mit der anderen Seite von mir!“ Damit deutete er mit beiden Zeigefingern offensiv auf den Teil seiner Hose, unter dem sich sein bestes Stück befand und grinste noch frivoler. „Das will ich gar nicht wissen!“ Schimpfte Kiko, ohne jedoch auch nur eine Spur Verlegenheit zu zeigen. Sie war sauer, mehr nicht. „Und jetzt abreite!“ Mit einem Augenrollen wich Changwoo aus dem Angriffskreis der Brünetten und gab nun verlockend von sich. „Ich arbeite doch immer! Nur eben anders als du. Die Zufriedenheit unserer Kundinnen ist mir wichtig und ich kümmere mich aufopferungsvoll um alle Bedürfnisse!“ Stichelte er weiter, während er elegante, tänzerische Schritte setze, um hinter der Bar wieder hervorzukommen. Schnell hakte er sich bei Seto unter und grinste diesen unverhohlen an. „Dann kannst du dich mir ja gleich ganz in Ruhe vorstellen. Ich bin übrigens Changwoo, Barkeeper und zuständig für alle intimeren Bedürfnisse hier oben.“ Das wilde Wesen des 24-jährigen Koreaners hatte etwas mitreißendes und Seto warf einen fragenden Blick zu dem Blonden, der ihn mahnend erwiderte.   Gut, dementsprechend versprach der Abend noch grauenhafter zu werden, als zuerst erwartet. Ob es den beiden anderen bewusst war, konnte Seto nicht sagen, aber der Verdacht keimte ihn ihm auf, dass der Mann, der nun seine Brust so verräterisch an seinen Oberarm presste, das Wort „vorstellen“ ein wenig intimer meinte, als ihm lieb war. „Blue, nenn mich einfach Blue. Wenn ich eine Vermutung äußern müsste, führt uns die Bestellung der Getränke in den Keller?“ Ein Funkeln trat in die braunen Augen und der Barkeeper schien sich noch enger an ihn zu schmiegen. Leise raunte er mit dieser frechen Verzückung. „Oh ja, sehr, sehr tief nach unten in den dunklen, einsamen Keller.“ Seto konnte nicht anders, reflexartig huschte ein verruchtes Schmunzeln über seine Lippen und er ließ sich von dem jungen Mann zu den Treppen hinüberdirigieren. Kurz warf er einen Blick zu Frankie, der ihn ebenfalls bemerkte. Ausdruckslos beobachtete der DJ die beiden Männer und seine einzige Reaktion war das Aufdrehen der Musik. „Den Ort, an den du sonst die hübschen Damen führst?“ Kam gelassen von dem Brünetten, um dann einen vielsagenden Blick zu ergattern. „Wenn du eben schon am Arbeiten warst, müsste dann nicht eine gewisse Zufriedenheit eingekehrt sein?“ Erkundigte sich der 22-Jährige, währen sich der Koreaner von ihm löste, um den Fahrstuhlknopf zu drücken. Dieser befand sich direkt bei den Treppen, hinter den Toiletten versteckt. „Ach, Blue, wann ist man denn als Mann so richtig zufrieden? Gibt es so ein Gefühl an einem Abend wie diesem? Glaubst du, ich kann es mir leisten, zufrieden zu sein?“ Er zwinkerte, als er noch einmal zu Seto aufsah, bevor er in den sich öffnenden Fahrstuhl trat.   Der Kleine war interessant, wahrscheinlich ungefähr sein Alter und die knisternde Stimmung war nicht zu übersehen. Wenn er nicht aufpasste, lief da im Keller etwas, von dem er nicht wollte, dass es geschah. Immerhin war Josephs Ansage sehr deutlich gewesen. Er sollte die Finger von seinen Kollegen lassen, egal von wem! Auch der letzte Blick eben hatte deutlich gemacht, dass Changwoo tabu war. „Ich gestehe, eine tief philosophische Frage. Das Glück so vieler Frauen kann nicht schändlich ignoriert werden, nur um die eigene Belanglosigkeit zu kaschieren.“ Erwiderte Seto nun, den Fahrstuhl betretend, und musterte den jungen Mann in seinem hautengen, schwarzen T-Shirt, dessen braune Augen einen so intensiven Blick besaßen. Changwoo nickte, drückte auf den Knopf für den Keller. Er hatte aus seiner Hosentasche ein hübsches, schwarzes Armband geholt, in dem anscheinend ein Sender eingebaut war. Dieses hatte der junge Mann mit den silberbraunen Haaren gegen eine Fläche unter den Knöpfen gedrückt und gab auf dem kleinen Zahlenfeld eine dreistellige Nummer ein. Erst dann begannen sich die Türen wieder zu schließen. „Wohl wahr, ein Mann würde niemals eine Frau für derlei Befindlichkeiten in Trauer stürzen. Aber…“ Begann er zu sprechen, als sich die schlanke Hand zurück zog, während die dunklen Augen noch immer auf die Knöpfe blickten. Schweigen herrschte, zu lange, denn der Fahrstuhl blieb abrupt stehen, als sie unten ankamen, noch bevor der Barkeeper ausgesprochen hatte, worauf sich sein aber bezog. Diesen Moment nutze der Firmenführer und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung. „Woher weißt du, was wir an Getränken brauchen?“ Neugierig trat er aus dem Fahrstuhl heraus und sah sich in dem hell beleuchteten Lager um. Hier war die Atmosphäre eine ganz andere als in den schwarzgestrichenen Räumen oben. „Nun, ich hatte gestern mit Kiko Schicht und daher weiß ich, was heute fehlt. Eigentlich hätte ich schon vor einer Stunde hier sein müssen, aber die Frauen…“ Gab er locker an und blieb neben dem Brünetten stehen, das schwarze Armband umlegend.   Hier waren große Schwerlastregale, auf denen sich kistenweise die Getränke befanden. Der Raum war wirklich ein gewaltiges Lager und große Schilder an den Wänden gaben an, was sich hier fand und in welcher Richtung andere Getränkesorten lagerten. Es gab eine Kühlung für Lebensmittel und offensichtlich einen extra Bereich für teure Spirituosen. Egal, wie neugierig Seto war, aber diese Anspielungen konnte er nicht überhören. Niemand konnte ihm ehrlich verkaufen, dass Changwoo nur auf Frauen stand. Die kühlen, eisblauen Augen musterten das breit grinsende Gesicht und langsam wurde dem Firmenführer noch etwas bewusst. Der Koreaner war zwar weit aus aufgedrehter, als er es bevorzugte, aber der Kleinere entsprach perfekt seinem Beuteschema. Frech, selbstbewusst und immer mit diesem lockenden Hauch, der sagte: Komm und zeig mir meine Grenzen! Joseph war anders, er hatte diesen kräftigeren, kämpferischen Stil, der mit dem Kopf durch die Wand wollte und besaß rein gar nichts Attraktives dabei. Changwoo hingegen, dessen enganliegendes T-Shirt schon sagte, dass er nur aus einem Grund hier arbeitete, entwickelte sich langsam zu dem süßen Honigglas, dem er nicht widerstehen konnte. Mit einem anrüchigen Lächeln hob dieser den Arm mit dem schwarzen Band und meinte. „Wir brauchen noch eine Flasche alten Whisky. Er ist hinten bei den eingeschlossenen Spirituosen.“ Alles an diesem jungen Mann raunte nur eines: Tu es! Der lockende Ton in seiner Stimme, das sehnsüchtige Funkeln in diesen braunen Augen und der beschwingte Gang, mit dem er vor dem Brünetten entlangtänzelte, als wollte er ihm einen Vorgeschmack auf die Beweglichkeit dieser Hüften geben.   „Blue… ich habe dich hier noch nie gesehen. Ein Mann wie du wäre mir aufgefallen.“ Begann er in einem schmeichelnden Ton, der einen erotischen Klang besaß. „Bist du ein Freund von Kiko? Ihr schient ja sehr nahe miteinander zu sein. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass du eher zu Jayjay gehörst. Männer wie dich mag Kiko nicht sonderlich.“ Raunte er nun und führte den Brünetten durch die endlos langen Regalgänge, in denen sich neben Getränken auch Gläser, Karaffen, Messer, Shaker und andere Utensilien befanden. Immerhin mussten hier mindestens 6 Bars ausgestattet werden. „Ein Freund von Jayjay. Wir sind damals gemeinsam zur Schule gegangen.“ Antwortete Seto ruhig und bemerkte, wie sie vor einer großen Tür stehen blieben. Wieder war dort ein solcher Sensor, der offenbar auf das Armband Changwoos reagierte und erneut tippte dieser eine Zahl ein. Mit einem leisen Klicken gab das Türschloss bekannt, dass die Eingabe erfolgreich gewesen war. „Freund?“ Wiederholte der junge Mann und leckte sich über die Lippen. „Exklusive Freunde?“ Fragte er nun und beobachtete, wie die Tür ein kleines Stück automatisch aufschwang, nachdem das Schloss entriegelt war. „Nein, nicht exklusiv. In keiner Weise.“ Seto trat hinter den etwas kleineren Barkeeper und gab seiner Stimme einen rauen, rauchigen Ton. Er konnte sehen, wie ein wohliger Schauer über den Rücken des jungen Mannes lief. „Andere Verpflichtungen, die dich in exklusive Bindungen… fesseln?“ Hauchte Changwoo nun beinahe und seine leicht bebende Hand griff nach dem Knauf der Tür.   Er sollte das nicht tun! Er sollte auf der Stelle umdrehen und auf keinen Fall diesen Raum betreten. „Nein, keine exklusiven Bindungen, die mich fesseln.“ Raunte Seto und spürte, wie sein Blut heftig in Wallungen geriet. „Dafür bin ich derjenige, der gerne fesselnde Verpflichtungen ausspricht.“ Die eisblauen Augen beobachteten, wie ein weiterer erregter Schauer über den Rücken des Barkeepers lief und die erste Röte das Gesicht zierte. Die Geilheit war so offensichtlich zu erkennen, sodass allein dieser Anblick Setos Blut weiter in Wallungen versetzte. „Willst du die Tür nicht öffnen? Ein so unzuverlässiger Mitarbeiter wird noch zur Schande des Unternehmens.“ Flüsterte der Firmenchef dicht am Ohr des etwas Kleineren und er hörte den schweren Atem Changwoos. „Ihr… ihr habt Recht, das… das… wäre unverantwortlich… regelrecht sträflich…“ Sofort bemerkte der Brünette die Veränderung in der Anrede und ein diabolisches Lächeln legte sich auf die Lippen. Doch der 24-Jährige ließ die Hand auf dem Türgriff ruhen, nicht weiter reagierend, außer mit einem lauten Schlucken. „Muss ich es dir erst befehlen? Oder willst du etwa mutwillig eine Strafe provozieren?“ Jetzt hatte Setos Stimme einen grausamen, drohenden Ton angenommen und kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als ein weiterer Schauer über den Rücken des Barkeepers lief. „Nein, natürlich nicht. Verzeiht, ich war… ich war nur abgelenkt.“ Presste der Koreaner schwer hervor und musste noch einmal durchatmen, bevor er die Tür öffnen konnte. Sie beide wussten, was hinter ihr geschehen würde und allein die Vorstellung all der Möglichkeiten, ließ Changwoo erzittern.   Seto hatte kein Auge für den aufgeräumten, ordentlich strukturierten Raum, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. „Ich dachte, dass du diesen Service nur den weiblichen Kunden zukommen lässt.“ Wollte der Brünette nun wissen und die hungrigen blauen Augen waren auf das gerötete Gesicht fixiert, welches er nur zum Teil sehen konnte. „Nein…“ Begann der Barkeeper leise. „Diesen Service biete ich keiner Frau an. Frauen sind wunderschöne Geschöpfe, die ich mit größtem Respekt behandle.“ Kam in einem beinahe krächzenden Ton von ihm. Ein Beben hatte den schlanken, athletischen Körper ergriffen. „Dein Interesse gilt also Frauen und Männern auf gänzlich gegensätzliche Art.“ Hielt Seto die neuen Erkenntnisse fest und ein Nicken folgte. „Aber deine Kollegen wissen nicht, dass du diese verruchte, verdorbene Seite hast. Diesen abscheulichen Abgrund, der davon träumt, gezüchtigt und bestraft zu werden.“ Der erneute, erregte Schauer, welcher den Koreaner packte, war wie eine lockende Verführung. Seto spürte, wie seine Gegenwehr immer geringer wurde. Da hatte er genau, wonach es ihm verlangte. Die gesamte Woche war schon elendig gewesen und nun versprach der Abend eine Fortführung dieser unerträglichen Qual zu werden. Kein Alkohol, eine kratzbürstige Barkeeperin, die es auf ihn abgesehen hatte und mit Joseph an seiner Seite würden die Gelegenheiten sicher ausbleiben, an denen er sich mit der ein oder anderen Dame zurückziehen konnte. Doch Changwoo glich einem Versprechen, der Verführung all die Frustration und den Druck loszuwerden, die ihn seit Tagen quälten. Ein Wort von ihm und er würde mit diesem kleinen Masochisten alles tun können. Nur ein Wort…   Aber er hatte ein Versprechen gegeben. Er hatte diesem elenden Blondschopf versprochen, dass er keinen Finger an die Kollegen legte. Es gab keine Möglichkeit, dass er dieses Tun vertuschen konnte. Wenn er jetzt die kräftigen Finger um diesen schlanken Hals legte, um kräftig zuzudrücken, hinterließ das Spuren. Wenn er seine Zähen schmerzhaft in den Schultern seines Opfers vergrub, hinterließ das Spuren. Innerlich angespannt, aufgerieben und ebenso notgeil wie Changwoo musste er eine Lösung finden. Er konnte nicht noch einmal ein Versprechen brechen. Er hatte zwar nie gesagt, dass es eines wäre, aber er hatte klar angegeben, dass er diese Bedingung als gegeben akzeptierte. Wie also Befriedigung finden, ohne die Grenzen zwischen ihnen zu brechen? Noch immer stand Seto hinter dem 24-Jährigen und kämpfte innerlich mit jeder Selbstbeherrschung, die er in seinem nun vor Erregung trunkenen Verstand finden konnte. Er musste sich beherrschen! Er durfte diesem Gefühl nicht nachgeben. Dabei wurde ihm klar, dass er noch nie in seinem Leben an einem solchen Punkt gewesen war. Mit Viktoria gab es keine Übereinkunft, exklusiv zu sein. Sie hatten sich nie zurückgehalten und normalerweise nahm er sich, was er begehrte. Dass ihn ein simples Versprechen, nein, eher eine Zusage davon abhielt, sich dieses süße Vergehen direkt vor seiner Nase zu eigen zu machen, kannte er nicht. Worte… wie konnten ihn Worte davon abhalten? Er musste nur die Hand ausstrecken! Ein verklärter Schleier lag auf den eisblauen Augen und er hob die Hand. Ein Zittern? Die innere Anspannung war so groß, dass er sich kaum kontrollieren konnte. Worte, die wie Ketten waren. Ein wenig wütend ballte er die Hand zur Faust, um sie wieder sinken zu lassen. Was fand man an der Monogamie? Wäre Joseph sein fester Freund und sie hätten diese Abmachung, wäre die Situation keine andere. Er hätte die gleiche Versuchung zum Greifen nahe ohne die Erlaubnis, sich an ihr zu vergehen, aber wenigstens mit der Aussicht auf die Befriedigung durch die bestehende Partnerschaft. Was also brachte es einem, diese Zügel zu ziehen und sich selbst zu geißeln?   „Changwoo…“ Raunte es mit einem so tiefen Grollen, dass die eigene Geilheit nicht mehr zu verbergen war. „Ich empfehle dir, das Leid und die Qual zu lieben, wie die Luft zum Atmen. Denn ich bin über die Maßen ungehalten. Ein solches Vergehen kann ich nicht tolerieren und darum wirst du an diesem Abend leiden, wie noch nie zuvor in deinem Leben.“ Die dunkelbraunen Augen wurden groß, denn der Ton der erregten Stimme hatte einen so gefährlichen Klang, dass nun die blanke Angst in den Koreaner kroch. „Aber… was habe ich euch getan?“ Flüsterte der Barkeeper voller erstarrter Ehrfurcht. „Du hast mich in eine Situation gebracht, die mich vor eine Entscheidung stellt. Eine unschöne Entscheidung. Kommst hier an, flatterst wie die Versuchung selbst um mich herum, treibst mein Blut in Regionen, in denen es heute Abend nicht sein sollte.“ Er hörte den jungen Mann schlucken, der zwei Jahre älter war, als er. „Nur kannst du die Gelüste nicht befriedigen, die du weckst!“ Warf Seto nun in einem drohenden, verärgerten Ton vor. Ruckartig wollte sich der Barkeeper zu dem Firmenführer drehen, als die kalte Stimme befahl. „Halt! Habe ich dir erlaubt, dich umzudrehen?“ Vor den eisigen Augen erstarrte der 24-Jährige und wurde bleich. Ein Zittern aus Angst und Gier ergriff ihn, mit weichen Knieen wandte er dem Mann wieder den Rücken zu. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe. Diesem Mann reichte allein seine Stimme, um ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben.   „Ich habe keine exklusiven Verbindungen, die mich diesem Stelldichein gegenüber einschränken, aber ich habe die Zusage gegeben, die Finger vom Personal zu lassen.“ Seto ließ einen Moment verstreichen, damit Chanwoo die Ausmaße dieser Aussage begreifen konnte. „Und du kleiner, notgeiler Bastard bist genau das: Personal!“ Diese Aussage traf den Koreaner, denn damit würde keine seiner bis eben noch bestehenden Phantasien Wirklichkeit werden. Auf diese Weise erklärte sich auch die unerwartet aufgetretene Wut des Brünetten. „Ich bezweifle, dass du in deinem lusttrunkenen Verstand auch nur erahnen kannst, vor welch unangenehme Herausforderungen du mich damit stellst. Ein sträfliches Verhalten, dem in jeder Hinsicht gebührend Beachtung geschenkt werden muss.“ Die emotionalen Reaktionen waren Changwoo so deutlich abzulesen, dass ein teuflisches Lächeln auf den schmalen Lippen Setos entstand. „Als Strafe wirst du die gesamte Nacht mein Besitz sein. Bis die Sonne am Morgen wieder aufgeht gehörst du mir und alles, was du tust und außerhalb deiner Arbeit als Barkeeper liegt, wird von mir erlaubt werden müssen.“ Er ließ erneut eine Pause, die dunkle Stimme hatte diesen besitzerergreifen Zug. „Hast du das verstanden?“ Fragte Seto noch einmal nach, als er nur die Verwirrung auf dem Gesicht erkannte, welches er zur Hälfte sehen konnte. Noch immer stand er hinter dem Barkeeper, der nun eilig nickte. „Ja, ja natürlich!“ Krächzte dieser fast, denn die Stimme versagte ihm den Dienst. Changwoo verstand noch nicht das Konzept dahinter, denn wenn der Brünette nicht einmal Hand an ihn legen durfte, was hatte er dann mit ihm vor?   „Mir kommen gewisse Zweifel, ob ich dieser Zusage auch trauen kann. Ich denke, dass ich deine Worte gründlich prüfen sollte.“ Stichelte Seto und ein weiterer erregter Schauer lief über den Rücken des anderen, immerhin hatte der Firmenführer den drohenden Ton wieder gegen einen anrüchigen ersetzt. „Öffne deine Hose.“ Der schlanke Körper erstarrte für einen Moment und die Verwirrung war noch größer. Was ging durch den Kopf dieses wahnsinnigen Sadisten? Mit einem lauten Schlucken folgte Changwoo der Aufforderung und bemerkte selbst, wie seine Hände zitterten. Er musste den Saum mit beiden Händen festhalten, damit der Stoff nicht über die schlanken Hüften hinunterglitt. „Lass sie fallen.“ Kam nun der zweite Befehl und an dem schmunzelnden Klang war zu erkennen, dass dem Brünetten etwas aufgefallen war. Mit hochrotem Kopf ließ er los. Durch das Gewicht des Gürtels stürzte die Hose haltlos in die Tiefe und gab die nackte Haut preis. Ein Funkeln trat in die eisblauen Augen und etwas herablassend stichelte er. „Das erleichtert einiges. Trotz der kalten Temperaturen da draußen trägst du bevorzugt keine Unterwäsche?“ Diese Frage bedurfte keiner Antwort und die Röte schoss nun gewaltig in die heißen Wangen des Barkeepers. „Ich denke, dir ist klar, was ich als nächstes erwarte, oder? Immerhin kann dieses stehende Problem doch nicht einfach so zurückgelassen werden.“ Neckte der Firmenführer erneut und beugte sich etwas näher, um mit einem anrüchigen Flüstern von sich zu geben. „Und da ich keinen Finger an dich legen werde, Changwoo, wirst du das Problem beheben müssen. Denk gerne an jede hübsche Frau, die du heute Abend nicht beglücken wirst, denn du gehörst noch bis zum Sonnenaufgang mir!“   Der 24-Järhige war sich schon lange seiner Neigungen bewusst und er konnte sich auf Kikos Geschmack verlassen. Wenn sie so heftig auf einen Mann reagierte, wie sie es bei diesem hier getan hatte, war er stets ein Volltreffer. Arrogante Egoisten, die mit ihren grausamen Spielchen jede tiefste Sehnsucht zu befriedigen wussten. Doch noch nie hatte es ein Mann geschafft, ihn dermaßen zu demütigen und dabei vor Geilheit innerlich sterben zu lassen, ohne ihn auch nur zu berühren. Eigentlich stand er darauf, wenn sich die kräftigen Hände um seinen Hals legten, wenn sie grausam an den silberbraunen Haaren zogen oder er die Fesseln auf seiner nackten Haut spürte, aber das hier war… eine ganz eigene Art der Qual. Als sich seine Finger um das erregte Glied legten, kamen sie ihm kalt vor. Er spürte den Atem des anderen im Nacken und hörte, wie dieser etwas aus der Tasche zog. Mit verklärten Augen blickte er auf die Digitaluhr, die nun auf dem Display zu sehen war und offensichtlich von 5 Minuten abwärts zählte. „Wir haben noch einen Job zu erledigen. Die anderen werden uns vermissen. Du solltest dir nicht zu viel Zeit lassen. Wenn du dich nicht beeilst, wirst du die gesamte Nacht unbefriedigt bleiben.“ Seto hatte sich dicht an den jungen Mann gelehnt, ohne ihn dabei zu berühren, in der Hand hielt er sein Telefon, auf dem der Zähler abwärts lief, ausreichend weit nach vorne, damit Changwoo es sehen konnte.   Diese gesamte Situation war dermaßen angespannt und aufgeladen, dass die Erregung wie Feuer durch die Adern des Koreaners brandete. Während seine Augen auf die Zahlen gerichtet waren und er es nicht wagte, den Blick von ihnen zu nehmen, bewegt sich seine Hand rhythmisch. Den Atem des anderen in seinem Nacken spürend, wuchs die Angst in jeder Faser seines Körpers, immer mit der Frage, was dieser Mann noch mit ihm vorhatte. Die Nacht war lang, hatte gerade erst begonnen und noch bis zum Sonnenaufgang war er der Besitz dieses verruchten Meisters. Er biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe, um so still wie möglich zu bleiben, denn sein schwerer Atem verlor sich langsam in einem erregten Keuchen. Die Zahlen wurden kontinuierlich kleiner, gnadenlos und ohne ihre Geschwindigkeit zu verringern. Sein Blut kochte und die Gedanken waberten zwischen Angst und Erregung gefangen. Es blieben nur noch wenige Sekunden, als er endlich den erlösenden Moment spürte, in dem sich die Geilheit in nur einem Atemzug auflöste. Er schloss die Augen und ein lautes Stöhnen entkam ihm. Kaum später erklang eine schlichte Melodie, mit welcher das Mobiltelefon bekannt gab, dass der Zähler jetzt Null erreicht hatte. „Das nenne ich pünktlich.“ Kommentierte Seto diese Aktion und mit einem süffisanten Lächeln registrierte er die zusätzliche Verlegenheit auf den dunklen Wangen. „Zieh dich wieder an. Wie schon erwähnt, wir haben nicht den gesamten Abend Zeit.“   Gerade schloss Changwoo seinen Gürtel wieder, als der Blick auf die weißen Spuren auf dem Boden fiel. Verlegen starrte er auf diese und begann dann nach etwas in dem Raum zu suchen, womit er selbige beseitigen konnte. „Ich dachte, du wärest Barkeeper.“ Raunte es plötzlich von hinten und erneut zuckte der Koreaner zusammen. „Ja… ja, das bin ich auch.“ Kam nun verwirrt von ihm und wieder spürte er den Atem des anderen auf seiner erhitzten Haut. „Warum willst du dann die Tätigkeiten des Putzpersonals übernehmen?“ Es dauerte, bis Changwoo verstanden hatte, worauf das hinauslaufen sollte. Erschrocken drehte er sich um und starrte nun in das dreist lächelnde Gesicht des größeren. „Das ist nicht dein Ernst! Ich kann das doch nicht so zurücklassen!“ Protestierte er, doch die eisblauen Augen funkelten nur gefährlich. „Doch, das ist genau das, was du tun wirst. Immerhin weiß niemand, von wem es stammt, oder?“ Wieder war ein neuer Schwall Verlegenheit auf den Wangen zu erkennen. „Nein, aber meine Kennung ist die letzte, die hier eingegeben wurde.“ Flüsterte der Barkeeper nun und senkte den Kopf. „Dann solltest du hoffen, dass es dem nächsten nicht auffällt.“ Kam die klare Antwort zurück und mit diesen Worten beendete Seto jede Diskussion darüber. Er drehte sich zu den Regalen um und trat zu der Stelle, an welcher der Whisky zu finden war. „Kommen wir zu den Regeln des Abends. Du hast doch sicher einen Lieblingswhisky, oder?“   ~~~ooo~~~     Völlig verwirrt beobachtete Kiko, wie schweigsam der sonst so aufbrausend unterhaltsame Changwoo heute war. Dieser räumte in einer Eile und einer Genauigkeit die Flaschen in die Bar und das hintere Lager, mit der sie ihn noch nie hatte arbeiten sehen. Ihre rehbraunen Augen suchten den Blick der eisblauen. Verdächtig musterte sie den Mann, der entspannt mit dem Grinsen einer satten Hauskatze an der Bar saß und die Flasche Ramune gelassen schwenkte, damit die Kugel leise hin und her klackerte. Als er ihren Blick bemerkte, schenkte er ihr einen fragenden Ausdruck, als wollte er sie dazu auffordern, ihre Zweifel in Worte zu fassen, doch sie schüttelte nur den Kopf. Auch Joey bemerkte diese seltsame Art, nur war er offensiver als Kiko. „Ok, was ist da unten vorgefallen? Du grinst zufrieden und Changwoo, dich habe ich noch nie schweigend, konzentriert und so ordentlich arbeiten sehen. Ich wusste nicht, dass du das kannst!“ Augenblicklich versteifte sich der 24-Jährige und warf einen raschen Blick zu dem brünetten Firmenführer. Er schien nicht antworten zu wollen, wartete einen Moment und griff dann nach dem nächsten Karton, welchen er öffnete. „Wir haben uns über das Thema Arbeitsmoral unterhalten und sind zu dem Schluss gekommen, dass er sich bisher in einem Maße verhalten hat, welches bei seinen Kollegen zu gewissen Unzufriedenheiten geführt hat. Also legte ich ihm nahe, sein Verhalten zu überdenken!“ Gab Seto gelassen von sich und nahm einen Schluck aus der Flasche. Honigbraune Augen musterten ihn eindringlich und Joey beugte sich etwas vor. „Ihr habt euch nur unterhalten?“ Fragte er und die blonden Augenbrauen zogen sich zweifelnd zusammen. „Ich habe keinen Finger an ihn gelegt, falls du darauf hinaus willst.“ Gab der Brünette mit einem belustigten Flüstern von sich.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)