Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 46: Spitzfindigkeiten und andere Absurditäten ----------------------------------------------------- Kapitel 46 Spitzfindigkeiten und andere Absurditäten Neugierig hatte Seto den Moment genutzt, in dem er ein wenig allein sein konnte. Er war sich sicher, dass diese Sakura, auch wenn sie ihm sehr gut gefallen hatte, nicht an einer Vertiefung intimerer Aktivitäten interessiert war. Seto jedoch war an dieser Diskothek interessiert. Es war das erste Mal, dass er durch ein noch geschlossenes Nachtlokal schleichen konnte, in der Hoffnung, dass ihn niemand bemerkte. Er warf einen Blick in den großen Raum und erkannte die einschlägig geniale Idee dahinter sofort. Die Halle war groß und bot an ihrem Ende eine Bühne, sowie ein Pult für den DJ. Dieser war schon dabei, sich einzurichten und Musik spielte laut über die Boxen. Auf der linken sowie rechten Seites des Raumes befand sich etwas erhöht eine lange Theke mit einer Bar dahinter, die von beiden Seiten über ein große Rampe begebbar war. So war es einfacher, die Gäste zu bedienen und wenn er richtig vermutete, bot die Erhöhung einiges an Stauraum für Getränke unter dem Ausschank auf beiden Seiten. Hinter der Bühne prangte in gewaltigen, leuchtenden Buchstarben das Wort „Dancehall“. Anscheinend der Name dieses Raumes. Überall wuselten Kellner herum und füllten die letzten Reserven auf, der DJ war schon dabei, die Musik einzustellen und wippte mit dem Rhythmus mit. Gelassen schlenderte Seto wieder zurück und folgte dem Gang auf der linken Seite hinunter zu den Tischen. Schnell fand er eine neue Tür und auch hier warf er einen Blick hinein. Der erste Raum war deutlich kleiner als die große Halle und hier war der unglaublich einfallsreiche Name „Dancefloor“ an die Wand gestrichen worden. Die Bar und das DJ-Pult befanden sich diagonal gegenüber in den Ecken und eine weitere Tür führte hinten in einer anderen Ecke wieder hinaus. Hier war alles in weißer Farbe gestrichen und die Elemente waren schwarz gefasst. Die Musik war eine andere, genau konnte er sie aber nicht zuordnen. Bevor ihn noch jemand entdecken konnte, machte sich der Brünette weiter auf seine Abenteuertour und stieß bei den Tischen auf einen kleinen Ruhebereich. An der Wand des Ganges befanden sich einfache Tische mit kleinen Stühlen, die dann von großen, runden Tischen abgelöst wurden. Toiletten gab es hier ebenfalls erneut und eine große Tür, die abermals Neues versprach. Hier war außen an die schwarze Wand ein unbestimmtes Muster gestrichen, welches ihm seltsam bekannt vorkam. Schnell zog er die Münze aus seiner Hosentasche und drehte diese auf die Rückseite um. Daher also! Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, als ihm der Zusammenhang endlich klar wurde. Das Muster der Münze war das gleiche, wie an der großen Tür der Diskothek und auch hier an den Wänden. Natürlich nur ein Stück, aber wenn man genau hinschaute, waren da noch andere verräterische Spuren . Seto trat näher an die Wand und streckte die Hand aus. An einigen Stellen hatte er etwas bemerkt. Sanft fuhren seine Finger über die Wand und er musste breit grinsen. Die Umrisse dieser achteckigen Münze waren als kleine Erhebung auf der schwarzen Wand zu finden. Er hielt das vier Zentimeter große Metallstück in die Höhe und nickte für sich stumm. Ja, das war genau das Muster. Interessant. Um ehrlich zu sein, liebte er diese Spitzfindigkeiten und geschickt drehte er das Metall wieder auf die Seite mit der Zahl. Nette Idee, wirklich nette Idee! Dann siegte die Neugierde ein weiteres Mal und er ließ die Münze wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Er warf einen Blick hinein in den nächsten Raum, anscheinend der kleinste der drei Räume dieser Diskothek. „Ballhaus“ war an diese Wand geschrieben und auf die gleiche Weise waren Bar und DJ-Pult diagonal im Raum aufgestellt. Hier waren sie jedoch vertauscht. Die Bar musste sich an der gleichen Wand befinden, wie die Bar auf der anderen Seite. Nachdenklich betrachtete er diese. Auch hier wurde Musik gespielt, zwei junge Männer standen hinter der Bar und unterhielten sich, während sie Ihrer Arbeit nachgingen. Mit einer in Falten gezogenen Stirn blickte er über die Schulter hinaus in den Gang. Wenn er sich nicht verschätzte, müsste die Bar dort enden, wo die Toiletten begannen. Fehlte da nicht ein Stück? Er warf wieder einen Blick hinein in den Raum und erkannte eine Tür hinter der Bar. Jetzt erst recht von dieser Idee angestachelt eilte er zurück bis hinüber zum „Dancefloor“, um seine Vermutung zu überprüfen. Ein weiterer Blick in diesen Raum zeigte ihm, dass er richtig lag. Eine Tür hinter der Bar und ein Stück fehlende Wand. Da sich die beiden Türen an jeweils anderen Enden der Räume befanden, musste dahinter noch ein „Zwischenraum“ sein. Vielleicht ein Lager. Er könnte jetzt noch einmal bei den Toiletten überprüfen, wie weit diese geschätzt reichten, aber dazu hatte er sicher nicht mehr die Zeit. „Was suchst du?“ Erklang die Frage direkt und Seto zuckte leicht zusammen. Er war so auf seine Entdeckung fokussiert gewesen, dass er Joseph gar nicht weiter bemerkt hatte. Die eisblauen Augen huschten zu diesem und der junge Mann stand direkt neben ihm. Er setzte ein möglichst unschuldiges Lächeln auf und gab dann von sich. „Das verlorene Stück Wand!“ Erklärte der Firmenführer und zeigte auf diese. „Was? Das verlorene Stück Wand?“ Wiederholte der Blonde und blickte hinein. „Was genau meinst du?“ Wollte er nun wissen und Seto versuchte seine Entdeckung genauer zu erklären. „Die Wand hier im „Dancefloor“ kommt früher, als von außen gedacht. Wenn man im nächsten Raum steht, stellt man fest, dass es einen Zwischenraum geben muss.“ Die honigbraunen Augen blickten ihn beinahe entsetzt an. „Darüber machst du dir Gedanken? “ Fragte der Blonde und erhielt ein Nicken. Für einen Moment schien Joey zu überlegen und dann trat er ein. „Na komm, du Detektiv!“ Meinte er und durchquerte schnellen Schrittes die Tanzfläche. „Hideaki !“ Rief er und hob die Hand. Ein junger Mann, vielleicht um die 20 herum, hob den Kopf und sah zu ihnen hinüber. Er hatte braune Haare, die von hellen Strähnen durchzogen waren. Ein breites Grinsen trat direkt auf sein Gesicht, als er den Ankömmling erkannte und er rief freudig. „Ossu, JJ, ossus! Ich dachte, du hättest heute frei!“ Anscheinend war das die gängigste Begrüßung dieses Abends und Seto musste leicht schmunzeln. „Ich bin heute privat hier und habe mir anscheinend einen kleinen Detektiv angelacht.“ Scherzte er und Hideakis Blick wanderte direkt zu dem Firmenführer. „Oha, was für ein Verbrechen haben wir begangen?“ Wollte der junge Mann breit grinsend wissen und Joseph lachte. „Wir haben eine Wand versteckt!“ Spottete er etwas und Seto wirkte vorwurfsvoll. „Das ist nicht fair. Ich habe lediglich bemerkt, dass zwischen diesem Raum und dem nächsten ein Zwischenraum sein muss, denn die Länge der Räume stimmt nicht mit der Länge des Ganges überein.“ Beschwerte er sich nun und der Barkeeper sah seinen Kollegen erstaunt an. „Du hast Recht, du hast dir einen Detektiv angelacht.“ Kam von ihm und der junge Mann mit seinen braunen Haaren lehnte sich auf den Tresen. „Und wie lautet die Theorie des Verbrechens?“ Wollte er wissen und sah aus neugierigen, großen Augen zu Seto auf. Dieser trat neben den Blonden und gab leicht verstimmt von sich. „Nun, die aktuelle Theorie basiert auf der Vermutung, dass ein Lager zwischen den beiden Wänden eingerichtet wurde. Das würde praktisch die Versorgung mit den Getränken sicherstellen und erklären, warum die Wände nicht zueinander passen.“ Hideaki nickte versonnen. „Ja, das ist eine gute Theorie.“ Auch Joey stimmte dem zu, er hatte sich gemütlich an den Tresen gelehnt und sah zu seinem Kollegen. „Sollen wir ihn die Theorie überprüfen lassen?“ Fragte er frech und der junge Mann neckte zurück. „Ich weiß nicht, ob ich wildfremde Detektive hinter meine Bar lassen sollte. Würdest du doch auch nie tun.“ Das war schon eine ungewöhnliche Situation, denn ihm fehlte die Verhandlungsgrundlage. Zumindest schien der Blonde wieder gute Laune zu haben und das war schon einmal ein förderlicher Anfang. „Dann stelle ich mich einfach vor und wir sind einander bekannt. Ich bin Blue, Detektive Blue . Ich bin für allerlei seltsame Vorfälle zuständig, die auch das Verschwinden von ganzen Wänden beinhalten. Mein letzter Fall war der des verschwundenen Barkeepers .“ Für einen Moment stutzte der Blonde und dann musste er laut lachen. „Oh nein, was ist mit dem armen Barkeeper geschehen?“ Wollte Hideaki wissen und musste ebenfalls breit grinsen. „Er wurde in einer Wand eingemauert wiedergefunden.“ Erklärte Seto mit ernster Miene und sahen sich die beiden Arbeitskollegen erstaunt, aber noch immer belustigt an . „Mist, ich glaube, dann mache ich mal eine Ausnahme. Bevor mir das gleiche Schicksal wiederfährt .“ Neckte der 20-jährige Barkeeper und gab Seto ein Zeichen, um den Tresen herum zu kommen. „Ja, Blue, du hast Recht. Es befindet sich ein Lager dahinter. Das hier war früher einmal eine große Weberei mit gewaltigen Hallen. Uns gehören davon jetzt alle vier Ebenen: der Keller, den wir als großes Lager nutzen, das Untergeschoss, in welchem wir uns befinden, die VIP-Lounge über uns und dann die Büroebene, im zweiten Stock. Die Wände sind eigens für diese Diskothek vor 9 Jahren eingezogen worden.“ Gespannt warf der Firmenführer einen Blick über den inneren Bereich der Bar und erkannte all die Kleinigkeiten, die von der anderen Seite nicht gesehen wurden. Anscheinend hatte der Mann gerade einige Flaschen aufgefüllt, denn er konnte noch offene Kartons auf dem Boden sehen. Es war Joseph, der weiter erzählte. „Das hier ist der Übergang zum Industriegebiet. Wir sind eigentlich der erste Straßenzug, der so richtig zum Gewerbepark gehört und von hier aus sind es nur 20 Minuten zu Fuß, um zum Hafen zu gelangen. Erst in den letzten Jahren haben sich hier auch andere Länden angesiedelt. Kleine Supermärkte, ein paar Imbisse, die Nudelsuppen und Reisbowls verkaufen, einige Kioske sind auch dabei.“ Seto wollte noch etwas darauf antworten, doch sein Interesse galt nun in erster Linie der offenstehenden Tür, welche so verlockend nach ihm zu rufen schien. Mit wenigen Schritten war er dort und trat fasziniert ein. Es war ein langgezogener Raum, der vielleicht die Länge des „Ballhauses“ haben konnte. Die Tür auf der anderen Seite war ebenfalls geöffnet und er konnte die Musik von dort hören. An den Wänden zogen sich stabile Schwerlastregale entlang, die mit Kisten, Reihen an Flaschen oder Stecksystemen versehen waren. Auch einige Stiegen mit Gläsern waren hier zu finden, die sein Interesse weckten. Musternd wanderte sein Blick über die Regale und er fand penibel geführte Zettel, die den genauen Inhalt dieses Platzes beschrieben. Alles hatte seine Ordnung. „Woher kennst du ihn? Ein Freund von dir, Jayjay?“ Fragte der Barkeeper seinen Kollegen und dieser nickte grinsend. „Ja, ein alter Schulfreund von mir, der ein klein wenig Ablenkung gebrauchen kann. Darum sind wir heute hier.“ Antwortete der Blonde und Hideaki blickte zur Tür zurück. „Wie geht es deiner Rippe? Geht es langsam wieder?“ Wollte der junge Kollege jetzt wissen und erhielt erneut ein Nicken. „Ja, ich darf noch immer nicht schwer heben und hin und wieder tut es ganz schön weh. Ich bin nicht vorsichtig genug. Allerdings sagte der Arzt auch, dass es vielleicht bis Weihnachten braucht.“ Gab Joey nun etwas verlegen von sich und fuhr dabei mit der Hand über den Nacken. Dieses Thema schien ihm unangenehm und so stellte er eine andere Frage. „Weißt du, wer oben arbeitet?“ Kurz schien Hideaki überlegen zu müssen, bevor er dann antwortete. „Soweit ich weiß, sind es Chanwoo und Kiko. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob Chanwoo heute wirklich da ist. Ich habe ihn noch nicht gesehen.“ Erklärte der junge Kollege und Joey stieß sich vom Tresen ab. „Ok, dann schauen wir mal nach, ob er es hergeschafft hat. Ich habe garantiert kein Interesse, für ihn einzuspringen.“ Murrte der Blonde und blickte zu dem Firmenführer hinüber, der soeben aus dem Lager kam. „Und? Bist du nun glücklich?“ Fragte Joey, wobei er über das leicht breite Grinsen des Firmenführers sehr erstaunt war. Er hatte nicht erwartet, dass sich dieser so freuen würde. „Oh ja, ich hatte Recht! Natürlich bin ich, wie du es so einschlägig formuliert hast, deswegen äußerst zufrieden. Wie könnte ich nicht?“ Neckte der Brünette und kam wieder um den Tresen herum. Hideaki musste ebenfalls breit grinsen und musterte den jungen Mann, der da so unverschämt ehrlich war. „Wie leicht man manche Menschen doch glücklich machen kann. So, ich muss hier weiter machen. Trollt euch , wo immer es euch hinzieht!“ Sagte er ebenso offen und griff nach einem der leeren Kartons, der auf dem Boden stand. Kurz verabschiedete sich Joey noch von seinem Kollegen, um dann mit dem Brünetten zurückzugehen. „Hatte ich auch in dem anderen Punkt Recht?“ Drang nun ein leises Raunen an sein Ohr und der Blonde zuckte erstaunt zusammen. „Was?“ Die braunen Augen sahen ihn erstaunt an und er schien instinktiv einen Schritt zur Seite zu weichen. „Der andere Punkt?“ Fragte er verwirrt und einen Moment später begriff er. „Oh, du meinst mit Sakura.“ Brummte der Barkeeper leicht verstimmt und nickte schließlich. „Ja, auch da hattest du Recht. Als ich sie um ihre Nummer bat, damit ich sie an dich weitergeben kann, meinte sie ernsthaft, dass du persönlich kommen musst, wenn du Interesse daran hast. Übrigens meinte sie ganz besonders betont SPÄTER!“ Ein weiteres Brummen kam von dem 21-Jährigen und er meinte. „Ok, ich denke, dass sie dir wirklich ihre Nummer nicht geben will.“ Ein zurückhaltendes Lächeln huschte über die schmalen Lippen, denn Seto wollte die gerade halbwegs gute Laune nicht wieder verderben. „Dann sollte ich mich SPÄTER bei ihr melden, um mir meinen Korb abzuholen.“ Kommentierte er dieses und Joey schüttelte den Kopf. Er deutete zur Treppe bei der sie angekommen waren. „Lass uns nach oben gehen. Ach ja, eigentlich arbeite ich im VIP-Bereich. Hier unten helfe ich nur gelegentlich aus.“ Mit diesen Worten setze er den ersten Schritt auf die Treppe und Seto war neugierig, was ihn dort erwarten würde. „Oh, und noch etwas Wichtiges: Lass die Finger von meinen Arbeitskollegen! Egal, von wem! “ Gab Joey nun in einem unleidlichen von sich und der Brünette hob die Hände, um damit einen unschuldigen Eindruck zu erwecken. „Das hatte ich erwartet. Alles andere würde mich wundern.“ Kommentierte Seto, während ein fast überhebliches Lächeln auf seinen Lippen lag. „Aber bei einer hübschen Dame darf ich schon noch meine Chancen ausloten, oder?“ Kam von ihm die Frage und er folgte dem Blonden die ebenso wie die gesamte Farbgebung schwarze Treppe hinauf in die Ungewissheit. „Ich meine, wenn ich schon nicht trinke, nicht mit deinen Kolleginnen flirten darf, was mache ich dann hier?“ Die eisblauen Augen suchten das Gesicht des jungen Mannes, der schon ein paar Stufen vor ihm war. „Was du hier sollst?“ Fragte Joey nur und seufzte dann, während er weiter aufwärts schritt. „Nun, endlich einmal etwas anderes als Trinken und Frauen flachlegen. Davon abgesehen, dass du mit mir hier bist. Wir könnten uns unterhalten, etwas Unalkoholisches trinken, da haben wir echt gute Cocktails, die du auf jeden Fall probieren solltest.“ Erklärte der Blonde und konnte nicht fassen, dass der andere so unkreativ war. „Gut, und worüber willst du dich mit mur unterhalten?“ War nun die stichelnde Frage, die der Firmenführer stellte. „Vielleicht über dein Hintergrundwissen zu einer bestimmten Dame, über die du so ungern sprichst?“ Erstaunt blieb Joey oben am Ende der Treppe stehen und drehte sich um. „Wen meinst du?“ Wollte er sogleich wissen, die Musik, die hier auf der Ebene gespielt wurde, war deutlicher zu hören. Er sah den anderen verwundert an und grübelte angestrengt darüber , wen denn der 22-Jährige meinen könnte. Dieser hingegen überbrückte die letzten Treppenstufen, um nun auf gleicher Höhe mit Joey zu stehen, und meinte mit einem leichten Schmunzeln. „Überleg noch einmal ganz genau, dann fällt dir vielleicht jemand ein.“ Die honigbraunen Augen verengten sich ein wenig und der Gesichtsausdruck verzog sich verstimmt. Seto wartete, immerhin konnte es nicht allzu lange dauern, bis dem Blonden die zündende Idee kam. Dass er damit Recht behielt, sorgte für ein noch breiteres, leicht herablassenderes Lächeln. Er konnte schnell erkennen, wie sich die honigbraunen Augen durch die Erkenntnis weiteten und die sonst protestierenden Lippen einen Spalt offen standen, ohne jedoch auch nur einen Ton von sich zu geben. Joey hob in einer drohenden Geste den Zeigefinger, als wollte er den Firmenführer maßregeln. Dieser Ausdruck wurde jedoch schnell abgelöst und eine verlegene Röte schlich sich auf die dunklen Wangen. In dem spärlichen Licht konnte Seto dies nicht mit Sicherheit sagen, doch der zerknirschte Gesichtsausdruck ließ ihn dies erahnen. Es dauerte einen Moment, bis sich der Blonde wieder gefangen hatte, die Schultern straffte und dann in einem etwas kleinlichen Ton von sich gab. „Okay, vielleicht ist das ein Thema, über das ich nicht mit dir sprechen möchte.“ Dann fuhr er sich mit der Hand verlegen über den Nacken, eine Geste, die Seto schon sehr oft bei ihm beobachtet hatte. „Außer natürlich, du möchtest, dass ich dir noch einmal erzähle, wie überragend toll Aiko ist. Ich kann dir den ganzen Abend von ihren herausragenden Fähigkeiten erzählen. Wenn du möchtest, schwärme ich dir die nächsten Stunden die Gründe vor, warum sie die perfekte Frau für Mokuba ist.“ Die brünetten Augenbrauen hoben sich in einem etwas skeptischen Ausdruck und für einen Moment antwortete der Firmenführer nicht. Dann jedoch änderte sich seine Haltung und hatte plötzlich etwas Entspanntes. Auch sein Lächeln hatte einen deutlich sanfteren Anschein. „Nun, ich bin sehr gespannt, mit welchen positiven Eigenschaften und wahrhaft fabulösen Fähigkeiten du mir diese junge Frau als die perfekte Ehefrau für meinen jüngeren Bruder verkaufen möchtest. Vielleicht werde ich mich morgen sogar noch an ein paar dieser wahnhaften Äußerungen erinnern, wenn ich ihr den Hals umdrehen möchte.“ Für einen Augenblick ließ er diese Worte einfach im Raum stehen und beobachtete, wie der Blonde nach und nach den letzten Teil seine Aussage vollumfänglich verstand. Dabei wurde das Entsetzen auf dem sonnengebräunten Gesicht immer deutlicher, bis dieser schließlich voller Empörung seinen Unmut kundtat. „Ich hoffe doch, dass du ihr auf keinen Fall den Hals umdrehen wirst! Aiko ist eine wirklich wundervolle junge Frau und kann überhaupt nichts dafür, dass die Situation so beschissen ist, wie sie sich einmal darstellt.“ Er verschränkte ein wenig wütend die Arme vor der Brust und funkelte den 22-Jährigen aus seinen honigbraunen Augen an. Dieser zuckte nur leicht mit den Schultern und warf einen Blick zur Seite in den sich nun öffnenden Raum. „Ich werde mir Mühe geben, diese tiefgreifend anrührenden Worte morgen nicht zu vergessen. Aber ich verspreche nichts.“ Dabei hatte seine Stimme einen leicht lästerlichen Ton, während seine Aufmerksamkeit längst abgewandert war. Zwar war die Treppe sehr breit, doch hier verbarg eine etwas höhere Trennwand den direkten Eingang zu dieser Ebene. Er musste noch einen Schritt weiter hineintreten, um die gewaltige Fensterfront zur linken Seite des Raumes zu erkennen. Schon ein flüchtiger, übersichtserhaschender Blick ließ ihn erkennen, dass diese Ebene wie ein L angeordnet war und nur einen Teil des darunter liegenden Stockwerkes überspannte. Er war sich sicher, dass der große Saal, die „Dancehall“, von hier oben zu sehen sein würde. Während er sich umblickte und den Blonden dabei gänzlich ignorierte; hatte er schnell die Struktur der VIP-Lounge analysiert. Interessanterweise war von seinem Standort aus beinahe alles gut zu erkennen. Zwar musste er miteinberechnen, dass unter normalen Umständen die Musik lauter und die Räumlichkeiten gefüllter wären und so die Übersichtlichkeit nicht mehr so gut wäre, doch grundsätzlich gefiel ihm diese Struktur. Verglich er diese Ebene, mit der darunterliegenden, so ergab sich für ihn folgende Struktur: der gesamte Bereich des Eingangs, die Garderobe, die gesamten Räumlichkeiten zur linken Seite so wie der Gang vor der Großen Halle stellten in der VIP-Lounge eine Art offenen Balkon da. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass die Garderobe von einem sehr langen Gang geprägt war und sich dann in einen größeren Bereich öffnete. Parallel zu diesem Gang führte einer wieder zurück, beide Gänge wurden von Toiletten und Lagerräumen getrennt. Über selbigen Gang konnte man durch zwei große Türen in die „Dancehall“ gelangen. Das Stockwerk darüber war mit Tischen ausgestattet, die teilweise Sitzgelegenheiten boten .Ebenso konnte er von dort aus eine Bar erkennen, hinter der sich weitere, unbekannte Räumlichkeiten befanden. Die beiden kleineren Tanzsäle im Erdgeschoss wurden hier in der VIP-Lounge von einer kompletten Ebene überdeckt. Den so entstandenen, gewaltigen Raum hatte man durch den perfekten Einsatz von Trennwänden in kleinere Abteilungen zerlegt. Von seiner Position aus konnte er erkennen, dass hinter der Wand am Eingang neben ihm weitere Sitztische versteckt waren. Auf der rechten Seite zur Wand hin fanden sich etliche Stehtische, bevor sie wieder von einer Abtrennung eingerahmt wurden. Dahinter vermutete Seto erneut Sitzgelegenheiten, die Privatsphäre boten und zu intimeren Gesprächen einluden. Auf der linken Seite vor der gewaltigen Fensterfront bot eine große Fläche die Möglichkeit zu tanzen, ein junger Mann mit blauen Haaren war am Ende dieser Fläche an seinem DJ-Pult damit beschäftigt die richtige Einstellung der Musik zu finden. Hinter ihm erstreckte sich erneut eine Trennwand. Blickte er nun an der Tanzfläche und den Stehtischen vorbei, tiefer in den Raum hinein, konnte er weitere Bartische finden sowie etwas, dass seiner Vermutung nach ein Tresen war. „Hast du mich jetzt ausreichend lange ignoriert?“ Kam in einem leicht belustigten und ein wenig neckenden Ton, der Seto dazu brachte, wieder zurückzuschauen. Für einen Moment hätte Joey geglaubt, dass in den eisblauen Augen eine gewisse Überraschung gestanden hätte und der Firmenführer seine Existenz gänzlich vergessen hatte. Ob dies wirklich so war, würde ihn der Brünette niemals bestätigen. Dennoch erheiterte ihn diese Vorstellung ziemlich. Er war mittlerweile ebenfalls vom Eingang in den großen Raum getreten, um nun mit einem leichten Lächeln etwas mehr über die Räumlichkeiten zu sagen. „Wie jemand wie du sicher schon bemerkt hat, ist die VIP-Lounge nicht genauso groß, wie das darunter befindliche Stockwerk. Diese Ebene lässt platt ausgedrückt unsere große Halle, die „Dancehall“, aus. Aufteilen lässt sich das Ganze hier in drei Bereiche: am offensichtlichsten ist der von uns liebevoll „Außenbereich“ genannte Abschnitt dort hinter der Tür.“ Joey deutete von der Treppe her gerade aus, in die Richtung, in welcher sich ein Stockwerk tiefer die Garderobe und schließlich der Eingang befanden. „Dieser Bereich ist mit einem eigenen DJ-Pult ausgestattet, einer kleinen Tanzfläche, einer eigenen Bar, Toiletten und natürlich mit einem Haufen Sitzgelegenheiten. Insgesamt haben wir hier zwei Bars, zwei Tanzflächen, jeweils mit eigenem DJ-Pult, drei Toiletten und mehrere unterschiedliche Sitzmöglichkeiten.“ Erklärte der Blonde mit einem breiten Grinsen, welches auf gewisse Weise für ihn unnatürlich war. Was genau Seto daran so verwunderte, konnte er nicht sagen. Vielleicht war es ein Stück weit einfach diese eindringliche Freude, wieder an seinem eigentlichen Arbeitsplatz zu sein. Auch in den honigbraunen Augen war ein ungewöhnliches Funkeln zu erkennen, welches von der tiefen, inbrünstigen Euphorie sprach. Selbst sein gesamtes Auftreten hatte sich verändert und war nun von einer gewissen Autorität und einer für den jungen Mann untypischen Stärke geprägt. Selten zuvor hatte Seto den Mann so selbstsicher und aufrecht stehend sehen. Selbst in Dubai hatte Joey zu Beginn keine solch überragende Selbstüberzeugung gezeigt, obwohl er dort schon einmal den brünetten Firmenführer unerwartet überrascht hatte. „Die zweite Tanzfläche ist hier ja sehr offensichtlich und der blauhaarige, gutaussehende und charmante junge Mann dort drüben hinter dem Pult ist Frankie. Fragwürdiger Geschmack, wenn du mich fragst. Bisher konnte mich diese Figur einfach nicht überzeugen, aber Oda hat etliche Figuren entwickelt, mit denen ich wenig anfangen kann. Frankie gehört dazu. Das Schöne ist, dass unser Frankie nur die gleichen blauen Haare, aber sonst wenig von dieser aufgekratzten Persönlichkeit hat.“ Etwas erstaunt stellte der Blonde fest, dass seine Worte zu viel Verwirrung führten. So setzte er ein breites Grinsen auf und meinte ein wenig spöttisch. „Lass mich raten, du hast niemals die Serie „One Piece“ gesehen?“ Die noch immer bestehende Verwirrung und das deutliche Hochziehen der brünetten Augenbrauen machte überaus deutlich, dass der Firmenführer keine Ahnung hatte, wovon der junge Mann sprach. Dafür wurde das Grinsen auf Joeys Lippen beinahe unverschämt breit. „Meine Güte, gibt es irgendwelche Wissenslücken, die du in solchen Bereichen nicht hast? Du kennst „101 Dalmatiner die Serie“ nicht, „One Piece“ nicht. Wenigstens „Naruto“ oder „Pokémon“?“ Kurz wartet der Blonde noch einen Moment, bevor er die Verwirrung zumindest teilweise aufklärte. „One Piece ist eine Mangaserie, gezeichnet von Oda Eiichiro. Es geht dabei um eine Gruppe von Piraten, genannt die Strohhutpiratenbande, die auf der Suche nach dem größten Schatz der Welt ist, dem One Piece. Kapitän dieser Bande ist der Gummimensch Ruffy, der in seiner Jugend eine Teufelsfrucht aß. So eine Piratenbande braucht selbstverständlich auch ein paar Mitglieder: einen Koch, eine Navigatorin, einen Schiffsarzt, einen Scharfschützen, einen Schwertkämpfer, einen Steuermann, klar, nicht zu vergessen die Archäologin, der extrem notwendige Musiker und natürlich einen Schiffsbauer . Selbiger Schiffsbauer ist der Cyborg Frankie. Vielleicht mag ich ihn deswegen nicht, weil er so offensichtlich ein Cyborg ist.“ Dies sagte der Barkeeper ein wenig nachdenklich und runzelte dabei die Stirn. Die eisblauen Augen hatten sich nun ein wenig erschrocken geweitet und die schmalen Lippen standen ein wenig offen. „Was bitte ist eine Teufelsfrucht und was ein Gummimensch? Darf ich mir darunter einen Menschen vorstellen, der gänzlich aus Gummi ist? Sind dann auch seine Eingeweide aus Gummi?“ Kurz schloss Seto seine Augen und gab ein wenig fassungslos von sich. „Ich glaube kaum, dass ich danach frage, aber hat das auch Einfluss auf seine Beweglichkeit?“ Über sich selbst erstaunt wartete der Firmenführer doch ein wenig gespannt auf die absurde Antwort, die von einem extrem breiten Grinsen und vor Freude geröteten Wangen kam. Ebenso folgte ein starkes Nicken und beiden Männern war klar, dass die Absurdität dieser Unterhaltung nur noch sehr schwer gesteigert werden konnte. Allerdings war Wheeler Joey niemand, der eine solche Herausforderung ausließ, weswegen er jetzt voller Begeisterung erzählte. „Zu deiner ersten Frage, Teufelsfrüchte sind Früchte, die laut Legende vom Dämon des Meeres persönlich geschaffen wurden. Sie verleihen einem übermenschliche Kräfte, aber sie nehmen einem die Fähigkeit zu schwimmen. Um deine zweite Frage zu beantworten, wäre es einfacher, dir eine passende Szene aus den Büchern zu zeigen, aber ich weiß, dass du dich dafür jetzt nicht interessierst. Da Ruffy zwei Dinge besonders gut kann, würde ich sehr stark annehmen, dass sein kompletter Körper aus Gummi besteht. Es gibt niemanden auf der Welt, der so viel essen kann, wie er. Davon abgesehen, dass er immer Hunger hat. Wenn er richtig viel gegessen hat, wird er rund wie ein Luftballon. Außerdem kann er seinen Körper unglaublich weit dehnen, um zum Beispiel eine Kanonenkugel abzufangen. Ich würde daher sagen, ja, das Gummi hat auch einen Einfluss auf seine Beweglichkeit.“ Kurz schien Joey zu überlegen und murmelte dann. „Ok, Son Goku kann auch so viel essen. Aber der ist schließlich ein Saiyajin.“ Mit offenem Mund starrte Seto den Barkeeper an und versuchte zu verstehen, was dieser ihm gerade gesagt hatte. Es dauerte wirklich einige Herzschläge, bis ich der Schock soweit gelegt hatte, dass Seto sich wieder fing. Er runzelte die Stirn, räusperte sich und die Lippen wurden erneut geschlossen, nur um sich kurz darauf ein zweites Mal zu räuspern und vorsichtig zu fragen. „Nur damit ich das richtig verstehe, ein Gummimensch, der nicht schwimmen kann, ist Kapitän einer Piratenbande auf dem Meer?“ Wieder nickte der Blonde breit grinsend, wollte jedoch nichts weiter dazu sagen. Der Blick der honigbraunen Augen wanderte noch einmal hinaus zu der von hier gut einzusehenden Bar. Dort war mittlerweile eine junge Frau aufgetaucht, welche eben wohl im Lager oder hinter der Theke gewesen war. Sie hatte schwarze, kurze Haare und einen leicht philippinischen Touch. „Siehst du die Barkeeperin dort drüben?“ Fragte Joey und deutete auf die Frau, die sie noch nicht bemerkt hatte. Auf das Nicken des Firmenführers hin erklärte der 21-Jährige folgendes: „Das ist Lilo. Sie hat ihren Namen aus der Serie, oder eher von dem Film „Lilo und Stitch“. Um dir auch da auf die Sprünge zu helfen: Stitch ist ein blau, vielleicht lilafarbenes Alien, welches als Experiment gezüchtet wurde. Auf seiner Flucht landet es bei dem, ich glaube, 6 Jahre alten Mädchen Lilo, die ihn für einen Hund hält.“ Die Verwirrung und das Entsetzen über diese neuen Erkenntnisse waren Seto sehr deutlich anzusehen. Ein weiteres Mal stand ihm kurz der sonst so provokante Mund offen, aus dem dieses Mal kein lästerliches Wort folgte. „Nein, auch dieser Film oder diese Serie sagt mir rein gar nichts. Mir war leider nicht bewusst, dass ich extra ein Studium hätte ablegen müssen, um die Feinheiten dieser Absurditäten vollumfänglich zu verstehen. zum aktuellen Zeitpunkt bin ich mir noch nicht sicher, ob ich diesen Wissenslücken nachtrauere. Nichtschwimmende Gummimenschen als Kapitäne und Alienhunde sind normalerweise nicht Bestandteil einer Allgemeinbildung. Gibt es hier auch noch irgendwelche Mitarbeiter, die verträgliche Namen haben? Hideaki weiter unten scheint mir bisher der einzige zu sein.“ Nun war eine Art Empörung in dem sonnengebräunten Gesicht des 21-Jährigen zu erkennen. „Also wirklich, ich finde, dass du dich mal wieder wie ein Trampeltier benimmst. Und das ganz vollumfänglich!“ Die braunen Augen funkelten ein wenig provozierend und Joey trat ein Stück dichter an den Firmenführer heran. „Aber ich gebe dir noch eine Chance: ist der Name Tony besser?“ gespannt beobachtete er jede Regung in dem Gesicht des anderen, darauf wartend welche dummen Kommentare er nun wieder erhalten würde. Fast unerwartet hoben sich die brünetten Augenbrauen und eine schlichte Frage wurde formuliert. „Frau oder Mann? Zu wem gehört dieser?“ Das war eine Antwort, die der Blonde nicht erwartet hatte, dieses breite Grinsen jedoch unterstützte. „Was denkst du denn?“ Wollte er jetzt seinerseits wissen, sich innerlich darüber freuend, dass seine Aufklärung Seto sicher nicht gefallen würde. Dieses Gespräch nahm zunehmend unangenehme Züge für ihn an, denn bei so einer provokanten Frage erwartete er die ungewollte Antwort. Mit einem Seufzen gab er schließlich ein wenig unleidlich von sich. „Wenn du mich so fragst, wird es sich dabei um eine Frau handeln?“ Seine Stimme war am Ende des Satzes in die Höhe gegangen und er formulierte erneut eine Frage. Nun waren es die eisblauen Augen, welche das dunkle Gesicht des Barkeepers kleinlich genau beobachteten. Noch immer hatte dieser ein unverschämt breites Grinsen aufgelegt und tat mit einem überheblichen Klang in der Stimme kund. „Eine Frau! Tony arbeitet hier als DJ und ist eine der fähigsten Frauen und Technikerinnen, die ich in diesem Bereich kenne. Wenn irgendwo Schwierigkeiten sind, sie kann sie lösen! Tony ist eine Anspielung auf Tony Stark, den du ja hoffentlich kennst! Sie ist unser weiblicher Iron Man!“ Die hämische Freude. die nun Joey erfüllte konnte dieser nicht beschreiben. Diese Verbindung musste der Brünette erst einmal verarbeiten und auch hier war er nicht in der Lage, die Offensichtlichkeit seiner Gefühle im flackernden Halbdunkeln der Lichter zu verbergen. Für einen Moment genoss der Blonde das Erstaunen in den eisblauen Augen und diese deutlich zu erkennende Abwägung, welche denn nun in dem brillanten Verstand aufgeplatzten Reaktionen die Beste auf eine solche Offenbarung wäre. Er fand anscheinend keine Entscheidung, die ihn ausreichend befriedigen würde, weswegen er schlussendlich gar nichts antwortete. Er setzte lediglich diesen wissenden und ein wenig provozierenden Blick auf, mit dem er den Barkeeper bedachte. „Ok, ok, ich sehe schon, das war ein bisschen fies von mir. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass sowohl mein Name wie auch der von Kiko recht schlicht sind. Und wie dir hoffentlich klar ist, stammt das Jayjay von meinem ersten und meinem zweiten Namen. Wobei der zweite Teil, den ich sehr gerne verschweige, weil er leider eine unangenehme Verbindung zu meinem Vater darstellt, gänzlich anders ausgesprochen wird. Bei Kiko weiß ich natürlich nicht, ob dort noch andere Verbindungen existieren.“ Für einen langen Moment sahen sich die beiden jungen Männer nur tief in die Augen und wieder begann Seto abzuwägen, ob er etwas zu diesen teilweise sehr privaten Informationen sagen sollte. Schließlich entschied er sich für das Charmanteste, das ihm einfiel. „Ich mag den Namen Blue. Schlicht, einfach, offensichtlich!“ Plötzlich durchfuhr ihn ein entsetzlicher Gedanke und die eisblauen Augen verengten sich. „Zu diesem Namen gibt es aber keine Geschichte, oder? Du hast es einfach nur wegen meiner blauen Augen gesagt.“ Jetzt war es eine seltsame Wärme, die sich in der Stimme Joeys wiederfand. „Nein, soweit ich weiß, nicht. Vielleicht gibt es irgendwo irgendeinen Künstler, der eine Figur mit diesem Namen erschaffen hat, aber die kenne ich nicht. Falls uns heute jedoch ein Gesprächsthema fehlen sollte, können wir uns gerne ausmalen, wie eine solche Figur aussähe, in was für einem Universum sie leben würde und was für Abenteuer Blue bestehen müsste.“ Die Skepsis trat sofort in das fein geschnittene Gesicht des Firmenführers und dieser schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so etwas an einem alkoholfreien Abend schaffe. Bei der Auswahl, ob ich lieber auf Alkohol und diesen Irrwitz verzichte oder trinke und dafür mit dir darüber diskutiere, entscheide ich mich ganz klar gegen den Alkohol!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)