Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 45: Hinter den Kulissen ------------------------------- Kapitel 45 Hinter den Kulissen Die brünette Augenbraue wanderte in die Höhe und er schien skeptisch. Die Aussage, dass die Arbeit des Blonden doch mehr wert sei, erstaunte ihn etwas, denn die daraus resultierende Schlussfolgerung ergab sich noch nicht ganz für Seto. Der Barkeeper grinste nur und deutete zum Eingang hinüber. „Na komm schon, ich zeige dir, was ich meine. Immerhin gibt es auch Vorteile an meiner Arbeit hier. Ich muss mich nicht anstellen und ich komme schon vor der offiziellen Öffnung hinein.“ Gab er neckend von sich und dann setzte sich Joey in Bewegung. Er bemerkte, dass ihm der brünette Firmenführer folgte und schlenderte an der Reihe junger Frauen und Männer entlang, die sich in dieser mittlerweile dunklen Kälte bis zum Eingang zog. Schweigend hatte sich der Firmenführer angeschlossen und dachte im Stillen bei sich, dass dies auch das mindeste wäre. Es hatte ihn schon verwundert, dass sie sich so früh trafen. Eigentlich ging er nicht davon aus, dass zu einer solchen Uhrzeit Diskotheken in Domino öffneten. Zumindest keine, die er kannte und schätzte. Dennoch huschte ein zufriedenes Lächeln über seine Lippen, denn es gefiel ihm gut, der langen Wartezeit im kalten Wetter entkommen zu sein. Eine gänzlich unerwartete Reaktion erschreckte ihn jedoch nur einen Gedanken später merklich. „JJ!“ Rief die kreischende Stimme einer jungen Frau neben ihm und er zuckte zusammen. Seine eisblauen Augen suchten den Grund für diese unnötige Hysterie und fanden ihn in einer vielleicht 19 Jahre alten Frau, die lange, pinke Haare trug. Diese waren fein geschnitten und funkelten leicht im Licht der Straßenlaternen. Auf ihrer linken Wange knapp unter dem Auge kleben zwei gleichfarbige Sterne unterschiedlicher Größe und auch ihre Lippen waren in diesem grässlichen Ton geschminkt. Irritiert und ein wenig abgestoßen versuchte der Brünette die Existenz dieses Wesens noch zuzuordnen, als der blonde Barkeeper mit einem breiten Lächeln zu ihnen trat. „Ossu, Megumi-chan!“ Kam in einem freudigen Ton von Joey und die junge Frau schien vor Begeisterung einen kleinen Luftsprung zu machen. Das Strahlen in ihren Augen wurde grösser, die Wangen erhielten einen leichten Hauch an Röte und sie riss die Arme in die Luft als wollte sie den blonden Mann umarmen. Als dieser der unausgesprochenen Aufforderung nach kam und die junge Frau in seine Arme zog war die Verwirrung des brünetten Firmenführers vollständig. Allerdings schienen die beiden bereits bekannt miteinander zu sein, da er sie mit ihrem Vornamen ansprach. Ein Geheimnis blieb jedoch: Warum sprach ihn diese „Megumi-chan“ mit dem falschen Namen an? JJ? Das war sicher eine Abkürzung. Es konnte sich auf seinen eigenen Namen beziehen, aber sicher war sich Seto nicht bei der Überlegung. „Arbeitest du heute?“ Fragte sie nun begeistert und klimperte mit ihren großen Augen. „Nein, nicht heute. Ich habe auch einmal frei.“ Gab der Blonde nun an und sie schien unerwartet noch breiter zu grinsen. „Oh, dann kannst du also mit uns feiern?“ Fragte sie begeister, die Arme schlang sie um den Blonden, als wären sie Geschwister. Das diese „Megumi-chan“ auf Joey stand, war offensichtlich. Jenes wiederum brachte Seto zu der Frage, ob dieses in pink getauchte Weib einfach nicht dem Interesse, der Zielgruppe des Blonden entsprach. Immerhin hatte er damit ganz klar ein mögliches Objekt für ein „erstes Mal“ gefunden. Die Beichte, die der Blonde ihm jedoch in Dubai unter der Dusche gemacht hatte, ließ für ihn nur diesen Schluss zu. Immerhin presste diese Megumi ihre Brüste regelrecht an den 21-Jährigen, der anscheinend nicht begriff, was die Dame von ihm wollte. „Oh, wie du siehst, bin ich heute schon mit jemand anderem hier. Ich denke aber, dass wir uns drinnen sicher noch einmal sehen werden.“ Meinte er und drückte sie sanft von sich, so wie man sich aus dem Klammergriff einer Schwester befreite, direkt und mit einer gewissen Nähe. „Ich freue mich schon darauf. Dann kannst du endlich einmal die Tanzfläche von der anderen Seite her begutachten.“ Scherzte sie und schien nicht zu begreifen, dass Joey ihr eigentlich einen Korb gegeben hatte. Mit einem Kopfschütteln gab Seto von sich. „Wollen wir dann?“ Diese Frage schien ausreichend, um den Blonden in Bewegung zu setzen und er hob zum Abschied die Hand. „Bis später, Megumi-chan!“ Rief er noch, bevor er sich wieder umdrehte. Doch seine laute Stimme hatte andere in der Reihe auf ihn aufmerksam gemacht und freudig begann eine kleine Dreiergruppe an Damen wild mit den Armen zu fuchteln. „JJ!“ Kam erneut der Ausruf und wieder musste Joey eine Pause einlegen, denn die Damen forderten seine volle Aufmerksamkeit ein. „Ossu!“ Rief er ihnen zu und hob ebenso den Arm, um sie zu begrüßen. Kaum war er bei ihnen, wurde er schon voller Freude in eine Umarmung gezogen. Seto hob die Augenbrauen, als er sah, wie gleich drei junge, an sich recht attraktive Frauen den Blonden an sich drückten und ihre Brüste beinahe an ihn pressten. Sie trugen trotz der kühlen Temperaturen Strumpfhosen und kurze Röcke. Keine der drei wirkte so, als wäre sie dem Barkeeper nicht aufgeschlossen und würden ihm sicher sogar mit in jedes Bett folgen. Ersatzweise würde sie ihm wohl auch in jedes Lager folgen, jede Toilette oder jedes Büro, zu denen der Blonde Zugang hatte. Ihm ging des Satz nicht aus dem Kopf, dass Joey meinte, dass ihm dieser Teil immer schwerer gefallen war. Nur sah es nicht danach aus, als wäre dies hier das erste Mal, dass diese Damen sich an ihn heran schmissen, und nichts daran wirkte „schwer“. Der 21-Jährige ging sehr locker mit der Sache um und hatte diesen sanften, freundlichen Ausdruck, eine warme, einfühlsamen Stimme, während er mit ihnen sprach und erneut beauskunftete, dass er nicht mit ihnen feiern konnte. Egal, wie Seto diese Situationen drehte und wand, aber auch bei der dritten Begegnung bis zur Tür hin, wirkte es so normal, dass der Blonde Nähe zuließ. Anscheinend schien Joseph seine Arbeit wirklich gut zu machen. Er war bekannt, beinahe berühmt hier und alle freuten sich, ihn zu sehen. Dabei erweckten die Blicke der Gäste gelegentlich den Eindruck, als wollte sie den Blonden direkt ausziehen und hinter der nächsten Ecke entjungfern. Wie hatte der Mann es so lange geschafft, überhaupt Jungfrau zu bleiben? Das war ihm ein absolutes Mysterium und das brachte ihn zu dem Punkt, dass er all dieses vielleicht falsch interpretierte. Vielleicht legte er zu viel in all das hinein. Allerdings… wäre er ohne den Blonden hier und diese Damen hätte ihm all diese Blick zugeworfen, er wäre wohl selten auf der Tanzfläche gewesen. Nur verhinderten all diese kleinen Situationen, dass der Brünette eine Chance hatte, über die Sache mit dem Namen zu sprechen und kaum versah sich Seto, da stand er auch schon vor dem Eingang. Ein etwas bulliger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren stand vor der Tür, sicher ebenso groß, wie der Brünette selbst. Der Türsteher war in schwarz gekleidet, nur der Schal, den er bei diesen Temperaturen trug, war mit einem grauen Muster verziert. „JJ, ich dachte, du hättest heute frei.“ Der Mann hatte eine tiefe Stimme und sah aus grauen Augen zu dem Blonden, dabei wirkte er nicht mehr so grimmig. Der Mann hatte diesen typisch abweisenden, autorietären Ausdruck, den Seto von allen Türstehern kannte. „Ja, das stimmt. Ich bin heute freiwillig hier.“ Kam nun in einem lachenden Ton von dem jungen Barkeeper und der Blick der grauen Augen wanderte direkt zu der brünetten Begleitung. „Wie ich sehe, bist du nicht alleine unterwegs. Wen bringst du mit?“ Seto war unschlüssig, ob er und wenn, wie er auf diese Frage antworten sollte, doch da hatte Joseph schon mit einem breiten Grinsen die Vorstellung übernommen. „Jup, das stimmt! Wenn ich dir Blue vorstellen darf. Ein alter Freund von mir. Wir kennen uns seit Schulzeiten.“ Es fiel dem 22-jährigen Firmenchef schwer, nicht auf diese beiden Bezeichnungen zu reagierte. Er versuchte nur ein freundliches Lächeln aufzusetzen und nickte bestätigend zu den Aussagen. „Blue also… du kommst mir irgendwie bekannt vor.“ Brummte der Türsteher und nun fixierte er nachdenklich und streng das helle Gesicht. „Ich bin zumindest noch nie hier gewesen.“ Gab Seto direkt an und bemerkte, wie Joseph lachte. Dieser gab dem Türsteher ein Zeichen und meinte. „Komm mal her, Tammo.“ Als sich der große Mann nach vorne beugte, schien ihm der Blonde etwas zuzuflüstern und nun wanderten die schwarzen Augenbrauen des Türstehers in die Höhe. „So ist das also. Dachte ich mir doch, dass ich dieses Gesicht kenne.“ Er nickte bei diesen Worten und richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Seto hob die Hände, als Zeichen seiner Unschuld. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte, denn das war nicht sein Territorium. „Ich hatte nicht vor, irgendwelche Schwierigkeiten zu machen.“ Gab er mit einem möglichst harmlosen Lächeln von sich. Nun musste der Blonde wieder lachen und klopfte dem Türsteher, den er als Tammo bezeichnet hatte, auf die Schulter. „Ganz falscher Satz, mein Lieber! Ganz falscher Satz!“ Kommentierte der Barkeeper dies grinsend und auch Tammo hob die Augenbrauen. Er trat widerwillig zur Seite und meinte trocken. „Alle, die mir bisher gesagt haben, dass sie keine Schwierigkeiten machen wollen, haben mir welche gemacht.“ Nun war Seto etwas verlegen und ließ die Hände wieder sinken. „Dann nehme ich diesen Satz wohl besser direkt wieder zurück.“ Gab er halblaut von sich und der Türsteher nickte kurz und knapp. „Klingt gut.“ Er deutete den beiden Männern an, die große Tür zu öffnen und so folgte der Brünette dem jungen Mann hinein. Es war offensichtlich noch geschlossen, denn die markante, metallene Tür mit dem schwarzen Lack und den silbernen Tribels darauf wurde von Joey mit einem kräftigen Ruck geöffnet. Es ging abwärts eine Treppe hinunter, das Licht war hier etwas spärlicher und so war es nicht ganz so leicht die einzelnen Treppenstufen zu sehen. Jedoch waren diese mit leuchtenden Lichtstreifen versehen, um das Hinabsteigen den Besuchern zu erleichtern. Er kannte dieses Prinzip, dass die Besucher in die Tiefe geführt wurden, um der Atmosphäre dieses Wunderbare und gleichzeitig Suspekte zu verleihen. So schien man mit dem Betreten der Diskothek auch eine gänzlich andere Welt zu betreten, Licht und Dunkelheit bildeten dabei ebenso wie die nach unten führende Treppe die Grundlage. Hinter ihnen konnte er hören, wie die Tür wieder ins Schloss fiel und eine seltsame Gänsehaut lief über seinen Rücken. Hier war es still, er konnte jedoch Stimmen aus dem Inneren hören. Das Kichern junger Frauen drang an sein Ohr und nur einen Moment später wurde erneut der befremdliche Name gerufen. „JJ! Wie schön, dass du heute Abend hier bist!“ Erklang in diesem aufgekratzten Ton und drei Frauen blickten zur Treppe hinüber, denn sie hatten das Geräusch der schweren Tür ebenso vernommen. Für Seto war es noch immer irritierend, dass der Blonde hier bekannter war als er. Normalerweise war es sein Auftreten, welches bei Frauen und Männern gleichermaßen eine unbändige Freude oder eine tiefe Abneigung auslöste. Dass seine Anwesenheit ein wenig uninteressant war, ja, regelrecht ignoriert wurde, kannte er so nicht. Diese Erfahrung war etwas Neues, von der er noch nicht sagen konnte, wie er dazu stand. Jedoch hatte er den Eindruck, dass er sich daran für diesen Abend gewöhnen müsste. Das hier war ganz eindeutig das Territorium des blonden Barkeepers. Ganz sicher war er sich auch noch nicht darin, wie er diesen Abend verbringen sollte. Normalerweise beschäftigte er sich damit, die hübschen Damen und attraktiven Männern mit ausreichend Aufmerksamkeit zu beglücken, damit diese ihn wie die Motten das Licht um schwirrten. Dies reichte an einem Abenden wie heute vollständig dafür aus, um eine ansehnliche Auswahl an potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten zu erhalten. Sie waren unten am Ende der Treppe angekommen und nun zog sich ein langer, in schwarz gehaltener Gang vor ihnen sicher 15 Meter entlang. Dort fand sich zur linken Seite erst ein Empfangspult mit mehreren Kassen, an denen man den üblichen Preis für den Abend bezahlen konnte. Dieser war jedoch noch leer, die drei Damen schienen zur Garderobe zu gehören und kam nun freudig um den langen Tresen herum. Sie schienen den jungen Mann sofort erkannt zu haben und mit einem freudigen Rufen drückten sie ihn an sich. Augenblicklich waren sie in ein Gespräch vertieft, wobei Seto, der noch etwas zurückhaltend auf den letzten Stufen zurückgeblieben war, anscheinend nicht bemerkt wurde. Er kam sich ein klein wenig überflüssig vor. Außerdem hatte er den Blonden versprochen keinen Alkohol zu trinken. Die Aussichten des heutigen Abends wirkte mit einem Mal extrem miserable. Jedoch verwirrte es ihm noch immer extrem das JJ bei so vielen interessierten Damen wirklich so lange jungfräulich geblieben sein konnte. Ganz gleich, ob es sich nun um Arbeitskolleginnen oder Gäste handelte, er hatte hier anscheinend den Schlag bei den Frauen weg. In seinen Augen war es absolut unmöglich bei so vielen interessierten,weiblichen Wesen keine Lösung für dieses unangenehme Problem finden zu können. Selbst in Anbetracht der Herausforderung, das ein erstes Mal im Getränkelager unpassend wäre, würde bei all diesen Damen mindestens eine dabei sein, die den Barkeeper ohne weitere Frage mit nach Hause genommen hätte. Sogar ein Wissen über diesen extrem verlegen Punk würde nicht alle Damen abschrecken. Was also hielt den blonden Mann so zurück? Diese Frage würde sich der brünette Firmenführer noch häufig an diesem Abend stellen, ohne darauf eine Antwort zu erhalten, denn ebenso auffällig war das charmante, aber abweisende Verhalten, welches der junge Mann zeigte. Auf wahrhaft einmalige Art und Weise schaffte er es auch diese drei Frauen wieder an die Arbeit zurück zu treiben und Ihnen diese trügerische Art der Hoffnung mitzugeben. Dabei war es zumindest Seto klar, dass der blonde Barkeeper keine diese Hoffnungen erfüllen würde. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen so überragend und gleichzeitig so dumm erlebt. Dafür konnte er hier seine Jacke los werden, nur damit er auch endlich bemerkt wurde. Erstaunt stellten die drei schwarzhaarigen Grazien seine Anwesenheit fest und wieder wurde er gefragt, wer er denn wäre. Kurz fiel sein Blick zu dem Blonden, der lachend meinte. „Das ist Blue, ein langjähriger Freund und ehemaliger Klassenkamerad.“ Stellte er den großgewachsenen Mann vor und die Damen waren gleich Feuer und Flamme. Zufrieden nickte er ihnen zu und die erste, vielleicht 25 Jahre alt, beugte sich über den Tresen. „Oh, Blue, also, ich vermute, wegen dieser wunderschönen, tiefblauen Augen.“ Säuselte sie und Seto kam ihr ein klein wenig entgegen. Der lange Gang und die Garderoben waren von Lichtern erhellt, die nicht direkt zuzuordnende waren. Alles hier war in schwarz gehalten und nur die Kanten waren mit leuchtenden Lichtbändern verzieht. Ob diese jedoch ausreichten, um diese herrliche, verruchte Stimmung zu erhalten, war dem Brünetten nicht klar. Es spielte schlussendlich keine Rolle. „Ja, das ist eine plausible Erklärung. Mit welch entzückendem Wesen habe ich den die ungezügelte Freude?“ Raunte er nun beinahe in ihr Ohr und bemerkte den Schimmer, der gleich über ihre Wangen lief. Er hatte seiner Stimme diesen tiefen, rauchigen Ton gegeben, von dem er wusste, dass die meisten Frauen darauf ansprangen. „Ich bin Sakura.“ Meinte sie noch immer säuselnd und griff dann mit ihren Händen nach dem Schal des Frimenführers. „Und ich würde dich jetzt mit ebensolch ungezügelter Freude ausziehen.“ Ihre Lippen waren nahe bei dem Ohr des 22-Jährigen und er gab ein zufriedenes Brummen von sich. „Sakura!“ Rief die Jüngste der Damen nach ihrer Kollegin, während diese schon den Knoten des dunkelblauen Schals löste. „Sag mal, was wird das denn?“ Wollte nun auch Joey wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, Seto tadelnd anblickend. Die eisblauen Augen suchten das Gesicht des Barkeepers und er schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln. Auch die dunkelbraunen Augen der Garderobiere suchten mit einem unschuldigen Lächeln die beiden anderen Frauen. Gekonnt hatten ihre geschickten Finger den Schal gelöst und sie zog ihn dabei ohne hinzusehen vom Hals des attraktiven Mannes. „Ja, was kann ich denn für dich tun, Michiko-chan?“ Fragte sie dabei so zuckersüß, dass es unwirklich wirkte. Gelassen richtete sich Seto wieder zur vollen Größe auf, jetzt um seinen Schal erleichtert. „Nun, ich schlage den Service des Hauses nicht aus. Besonders, wenn er so umwerfend hübsch ist.“ Antwortete Seto seinem Begleiter und dieser hob die Augenbrauen. „Nichts da, aus, pfui, lass das! Denk daran, du…“ Joey wollte gerade etwas sagen, als er sich selbst auf die Unterlippe biss. Er wirkte leicht zerknirscht und wollte nicht weitersprechen. „… dass ich eine Freundin habe?“ Beendete der Firmenführer den Satz und die beiden Damen, die sich etwas im Hintergrund hielten, stießen einen leisen, erstaunten Schrei aus. Sakura, die ihre schwarzen Haare gesickt hochgesteckt hatte, gab in einem frechen Ton von sich. „Ein Hindernis, kein Ausschlusskriterium.“ Erstaunt blickte Seto zu der Dame, die seinen Schal in Händen hielt und er gab mit einem zufriedenen Lächeln von sich. „Keine Sorge, wir sind aktuell eher auf getrennten Pfaden unterwegs.“ Während er dies sagte, begann er seinen Mantel aufzuknüpfen, seine Wertsachen herauszunehmen und diesen auszuziehen. Kaum hatte er ihn auf den Tresen gelegt, folgten auch die dunkelblauen Handschuhe, um sein Mobiltelefon und das Portemonnaie wieder einzustecken. Die eisblauen Augen hatten den Blick der 25-Jähriegen nicht frei gelassen und sie schien seine Aussage mit einem begierigen Lächeln zu erwidern. „Das ist sehr gut.“ Gab sie von sich und drehte sich um, damit sie hinüber zu den hinter dem Tresen befindlichen Haken gehen konnte. Alle drei Damen trugen schneeweise Kleider, die ein wenig an eine sehr, sehr kurze Variante eines Kimonos erinnerten und einen breiten, ebenso weißen Gürtel besaßen, der hinten eine Schleife aufgesetzt hatte. Sie griff nach zwei Marken und kam wieder zurück. Erstaunt beobachtete Joey, wie die beiden miteinander umgingen. Es hatte etwas so Vertrautes, als würden sie sich schon so lange kennen. Sie legte beide Marken auf den Tresen, es war die Nummer eins und die Nummer zwei. „Vollkommenheit oder Dualität? Wonach steht dir heute Abend der Sinn, Blue?“ Fragte sie und Seto beugte sich noch einmal leicht vor. Sein Blick wich nicht von ihrem, während er die Hand ausstreckte und nach der Marke mit der Nummer zwei griff. „Ich weiß schon, dass ich vollkommen bin.“ Raunte er und sie musste leicht lachen. „Schon fast schade oder?“ Neckte sie und griff nun ihrerseits nach dem Mantel, um Schal und Handschuhe darin zu verstauen. „Nein, warum sollte es?“ Fragte der Brünette und die anderen Zuschauer waren verwirrt. Sakura legte den Kopf leicht schief und gab säuselnd von sich. „Nun, was wir alles verpassen. Das finde ich schon traurig.“ Ein wenig frech drückte sie die Jacke an sich und Seto warf einen Blick auf die Münze in seiner Hand. „Ja, natürlich, aber warum sollten wir uns all das von der tristen Wirklichkeit verderben lassen? Außerdem denke ich, dass mein nächster Drink vielleicht etwas ungenießbar sein könnte, wenn ich nicht aufpasse.“ Er zwinkerte ihr zu und nun war das Lachen Sakuras lauter. „JJ, pass mir gut auf den Gentleman auf, den will ich hier nachher wieder sehen verstanden?“ Gab sie in einem fordernden Ton von sich und dem jungen Mann stand kurz der Mund offen. „Bitte was?“ Kam von ihm und er schüttelte den Kopf. „Nichts da, euch zwei halte ich lieber ganz weit auseinander!“ Beschwerte er sich und beobachtete, wie die Dame die Jacke des Firmenführers aufhängte. Dann sah er tadelnd zu dem Brünetten, der unschuldig die Schultern hob. Auch Joseph begann nun seine Jacke auszuziehen und legte diese auf den Tresen. Er war nicht glücklich über diese Entwicklung, doch er hatte auch das Gefühl, dass er sich hier nicht so ganz einmischen durfte. Wenn der Mann seine Freundin betrügen wollte, dann sollte er es tun. Nur, war das denn wirklich der richtige Weg? Anscheinend bemerkte der Brünette, dass der 21-Jährige mit dieser Entwicklung nicht zufrieden war. So schwieg er einen Moment und wartete, bis auch er seine Jacke losgeworden war und sie weiter gingen. Am Ende des Ganges öffnete sich dieser in einen freien Bereich, mehrere Gänge liefen von hier aus ins Innere des Gebäudes und es gab eine Treppe, die in andere Stockwerke führte. Alles war weiter in schwarz gehalten, die Gänge, der Boden, die Decke, die Wände, nichts war hier anders als in Schwarz. Dafür gab es immer wieder Tribelartige Muster an den Wänden, die anscheinend nur unter Schwarzlicht so richtig zum Leuchten kamen. Es musste interessant sein, wenn hier die Räume voll waren und die Gäste feierten. Musik war zu hören und sie folgten dieser. Im rechten Winkel vom Gang der Garderoben ab, ging ein weiterer, an dessen Ende einige Sitzgelegenheiten im Licht zu erkennen waren. Sie entschieden sich jedoch für einen Gang, der parallel zum Eingang bzw. der Garderobe verlaufen müsste. Zwei große Türen gingen hier rechts ab, links befanden sich unterschiedliche Räumlichkeiten, Toiletten und wohl Lagerräume oder ähnliches. Joey schien noch immer verstimmt und plötzlich packte Seto den Arm des jungen Mannes. „Vielleicht sollten wir kurz reden, JJ.“ Raunte er ihm zu und der Mann sah ihn erschrocken an. Die honigbraunen Augen hatten sich weit geöffnet und ihm stand der Mund wie zum Protest offen. Doch dann nickte er und schluckte hörbar. Hier war es ausreichend hell und niemand schien unterwegs, während hinter den großen, offenen Türen noch einiges an Gewusel stattzufinden schien. „Ich glaube, dass du die Situation eben ziemlich falsch verstanden hast.“ Begann er und ließ den Oberarm Joeys wieder los. Dieser begann gleich die Arme vor der Brust zu verschränken, aus Wut und vielleicht auch als Geste des Schutzes. „Was kann ich denn daran falsch verstehen?“ Wollte der Blonde nun wissen und Seto sah ihn aus seinen eisblauen Augen eindringlich an. „Sie ist Garderobiere. Da wird niemals etwas zwischen uns laufen. Es ist nichts weiter als ein Spiel und ich bin wahrscheinlich nicht der letzte, mit dem sie das heute Abend macht. Sofern sich dich Zeit dazu ergibt.“ Nun sah er die Verwunderung doch deutlich in dem sonnengebräunten Gesicht. „Niemals? Klang nicht so.“ Gab der Barkeeper unsicher von sich und Seto hob seine Augenbraue elegant, während er belustigt schmunzelte. „Natürlich klang es nicht so. Es sollte nicht so klingen. Aber was denkst du, wie viele Männer diese Frau noch anmachen werden? Sicher dutzende. Was weißt du über sie?“ Wollte er wissen und nun zuckte Joey mit den Schultern. „Nicht viel. Sakura ist nicht ihr wirklicher Name und sonst… sie arbeitet seit einigen Jahren hier. Mehr weiß ich nicht.“ Gab er nun doch erstaunt von sich und der Brünette wirkte nicht überrascht. „Wahrscheinlich hat sie zu Hause einen Mann und Kinder und ist die vorbildliche Ehefrau. Hier kann sie all den verruchten Gedanken nachgehen, ohne auch nur einen Moment die Treue zu ihrem Ehemann zu gefährden. Als würde ich mich auf eine solche Frau einlassen.“ Nachdenklich schwieg er 21-Jährige und nach einer Weile fragte er. „Woher weißt du, dass sie es von Anfang an nicht ernst gemeint hat?“ Wollte er nun wissen und der Firmenführer schüttelte den Kopf. „Wirklich?“ Er seufzte und schloss kurz die Augen. „Eine Frau, die gleich so offensiv ist, hat kein Interesse daran, irgendetwas umzusetzen. Ein Flirt baut sich auf. Blicke, ein Lächeln, eine Berührung, ein Anstoßen. Die Spannung muss erst nach und nach wachsen. Eine Garderobiere ins Bett zu bekommen schaffst du nur, wenn sie wirklich versaut ist oder gar nicht. Bei Sakura ist es „gar nicht“. Angenommen, ich hätte sie nach ihrer Nummer gefragt, dann hätte sie gesagt, dass ich später wieder kommen soll. Wäre ich später wiederkommen, hätte sie keine Zeit gehabt und dann Feierabend.“ Nun war der blonde Barkeeper doch überrascht. „Oh, meinst du?“ Wollte er wissen und plötzlich meinte Seto. „Geh zu ihr hin, frag sie, was sie mir geantwortet hätte, wenn ich nach ihrer Nummer fragen würde.“ Kurz zögerte er. „Nein, sag ihr, dass ich dich nach ihrer Nummer gefragt habe.“ Mit diesen Worten griff der Brünette nach den Schultern des Mannes und schob ihn an sich vorbei zum Ende des Ganges. „Frag sie und komm wieder!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)