Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 38: Ein emotionaler Tiefschlag -------------------------------------- Kapitel 38 Ein emotionaler Tiefschlag Mokuba grinste breit und sah seinen großen Bruder vielsagend an. „Nun, da du mir ja gesagt hast, wann ihr hier ankommt, habe ich mir gedacht, dass es doch lustig wäre, wenn wir euch vom Flughafen abholen.“ Er sah ihn aus seinen dunklen, blauen Augen an und musste breit grinsen. Er schien sich sehr darüber zu freuen, seinen großen Bruder hier zu sehen. Dieser hingegen blickte eher mürrisch zu dem 17-Jährigen und schien nicht begeistert von dieser Idee zu sein. Besonders in Anbetracht der Situation, dass nicht nur sein jüngerer Bruder Noah, sondern auch der gesamte Kindergarten um Yugi Moto hier anwesend war. Die Vorstellung sich mit diesen Personen wieder einmal beschäftigen zu müssen war etwas, das ihm sehr gegen den Strich ging. Betrachtete man dabei auch noch den Fakt, dass er gerade einen mehrere Stunden langen Flug hinter sich hatte, wurde diese Begegnung zu einer ganz besonderen Herausforderung. Dieses schien auch Mokuba zu bemerken. „Ich kann dir deine Begeisterung schon ansehen und ich habe mir auch schon fast gedacht, das du nicht sonderlich erfreut sein wirst. Aber…“ Nun erschien auf dem Gesicht des jungen Mannes ein Ausdruck kindlicher Freude. „…vielleicht hilft es dir ja, wenn ich dir ausführlich erzähle, ja, wahrhaft in allen Farben beschreibe, dir sehr detailliert nahelege, wie sehr es mich über alle Maßen begeistern würde, wenn mein absoluter Lieblingsbruder, und ich habe ja mittlerweile 2, heute mit mir nach diesem unendlich anstrengenden Flug frühstücken gehen würde!“ Dabei setzte Mokuba zusätzlich zu dem kindlichen Ausdruck auch noch einen beinahe flehentlichen Blick auf. Das war eine Aussage, die Seto nicht von seinem Bruder gewöhnt war. So hob er leicht misstrauisch die rechte Augenbraue und zögerte für einen Moment. Er stellte sich die Frage, ob sein Bruder mit diesem Verhalten wirklich glaubte, ihn von einem solchen Essen überzeugen zu können. Immerhin war es eine Art, die Mokuba ihm gegenüber bisher noch nie verwendet hatte. Außerdem kamen dazu, dass der 17-Jährige bei weitem zu alt war, um das bestechende Verhalten eines kleinen Kindes auszunutzen. So kam auch eine gewisse Irritation dazu, die ihn einen weiteren Blick in die Runde werfen ließ. Das Gespräch im Flugzeug und die lange Zeit der Reise hatten ihn müde gemacht, sowie für einige muskuläre Verspannungen gesorgt. Daher erschien eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem von ihm als Kindergarten bezeichneten Pack als nicht näher erstrebenswert. Dennoch konnte er nicht umhin, eine gewisse Wirkung zu verspüren. Egal, wie sehr er sich auch einredete, dass dieses Verhalten untypisch und überzogen war, so verspürte er doch eine gewisse Freude darüber, dass sein jüngerer Bruder ihn auf diese Weise zu überzeugen versuchte. Es war eine schöne Abwechslung zu all den Auseinandersetzungen und Streitereien die sie bisher ausgefochten hatten. Vielleicht war es ja auch etwas, über das er sich einfach nur freuen konnte. Nicht immer war es notwendig, die eigenen Bedürfnisse harsch durchzusetzen. Es war ein Räuspern, welches von seiner rechten Seite an sein Ohr drang und ihn zu einer neuen Reaktion heraufbeschwor. Ein weiteres Mal blickte er zu Joey, der ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. „Ach komm schon, es ist ja nicht so, dass du jetzt noch unendlich viel zu tun hättest. Außerdem ist das letzte Essen mit dir, meiner Schwester, deinem Bruder und mir ziemlich gut ausgegangen. Stell dir doch einfach vor, wir würden dieses Essen erweitern. Ein wenig so, als wären jetzt auch all die Verwandten dabei, die man gar nicht so gerne hat.“ Den letzten Teil des Satzes hatte der Blonde etwas leiser gesprochen. Sein Grinsen war dabei jedoch noch breiter und ein wenig frecher geworden. Die braunen Augen funkelten, er schien von einer besonderen Art der Begeisterung erfasst worden zu sein. Unerwartet musste sich nun der Brünette räuspern. Es erschien Joey beinahe so, als sehe er einen leichten Hauch Verlegenheit im Gesicht des anderen. „Nun ich sehe schon, dass ich nicht viele Möglichkeiten habe. So ein Essen kann ja nicht so schlimm sein.“ Diese Aussage war etwas, das Joey zum Schmunzeln brachte. Ein Essen konnte doch nicht so schlimm sein? Immerhin handelte es sich hier um eine Gruppe, bei der man nie genau wusste, was am Ende alles geschah. Mittlerweile war er nicht einmal mehr sicher, ob sie wirklich den Weg bis zum Restaurant schaffen würde. Immerhin kam ständig irgendetwas dazwischen. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass hier eine große Katastrophe eintreffen würde. Diese kleine Überraschung war jedoch etwas, dass Joey besonders freute. Er konnte nicht genau sagen, wann er das letzte Mal mit seinen alten Freunden gemeinsam etwas unternommen hatte. Denn mittlerweile war immer einer von ihnen irgendwie anders beschäftigt. So war es ein wenig als würden sie die alten Schulzeiten neu aufleben lassen. Alte Schulzeiten wieder aufleben zu lassen war auch das, was Seto durch den Kopf ging. Bei ihm war es jedoch eher ein Hauch von Unmut, der bei diesem Gedanken aufstieg. Sein etwas distanzierter Blick ruhte auf den Blonden. Innerlich war er sich nicht sicher, ob seine Entscheidung die richtige gewesen war. Doch jetzt hatte er schon zugestimmt, indem er die Behauptung aufstellte, dass ein solches Essen gar nicht so schlimm sein konnte. Jetzt war ein Rückzieher unmöglich. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie alt du eigentlich bist, Joseph.“ Neckte ihn der Firmenführer und beobachtete voller Zufriedenheit den wechselnden Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes. „Könnt ihr das vielleicht im Wagen klären? Wir müssen langsam das Feld räumen.“ Kam in einem belustigten Ton von Noah, der sich anscheinend über diese Auseinandersetzung amüsiert. Nur kurz trafen sich die Blicke der beiden Brüder und Roland gab von sich. „Die Koffer sind schon verladen.“ Während sie alle in die große Limousine einstiegen, wechselten Mokuba und Noah einen vielsagenden Blick. Den beiden war selbstverständlich aufgefallen, dass Seto den Blonden mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Auch die Art und Weise, wie Joey mit dem brünetten Firmenführer gesprochen hatte, ließ darauf schließen, dass die beiden sich nun deutlich besser verstanden. Das Lächeln auf Yugis Gesicht machte deutlich, dass auch ihm diese Veränderung aufgefallen war. Nachdenklich stellte Mokuba fest, dass Joey offensichtlich auf sehr viele in seinem Umfeld einen sehr guten Einfluss hatte. Seit der Auseinandersetzung mit Joey und Noah war das Verhältnis zu dessen kleineren Bruder, also ihm selbst, deutlich besser geworden. Noah ließ seine dämlichen kleinen Spiele, die Mokuba regelmäßig zur Verzweiflung getrieben hatten. Er freute sich unglaublich darüber, dass er und seine beiden Brüder langsam eine richtige kleine Familie wurden. Und auch sein großer Bruder Seto schien langsam immer mehr Gefühle zuzulassen, die er so lange vermisst hatte. Die kalte, distanzierte Seite, die in den letzten Jahren beinahe zum Normalzustand geworden war, bröckeln, um den eigentlichen charmanten jungen Mann wieder zu zeigen. Mokuba wusste ganz genau, dass sein großer Bruder sehr liebevolle Seiten hatte. Hin und wieder erinnerte er sich gerne daran, wie die beiden Brüder in Kindertagen miteinander gespielt hatten. Immerhin war es Seto gewesen, der nach dem Tod ihrer Eltern für Mokuba der wichtigste Mensch im Leben geworden war. Zu der Zeit hatte Seto auch ein solches Verhältnis zu seinem kleinen Bruder gehabt, das von Wärme und Liebe geprägt war. Als sie alle im Wagen saßen, schmiegte sich Serenity an ihren Bruder, der sanft einen Arm um sie legte. „Es freut mich total, dass ihr beide die Reise gut überstanden habt. Oder wie soll ich es deuten, dass ihr zwei beim Vornamen angekommen seid?“ Fragte sie begeistert und Joey musste automatisch zu dem Brünetten sehen. Auch die blauen Augen sahen ihn intensiv an. Den beiden jungen Männern war klar, dass die Antwort eigentlich „nein“ heißen müsste. Es waren eher die negativen, gemeinsamen Erlebnisse, die sie miteinander verbanden. Wäre Seto ehrlich mit sich, würde er in keinem Fall behaupten, dass er die Reise gut überstanden hätte. Ja, es ging ihm sogar schlechter als je zuvor. Er hatte das Gefühl, sich in einem moralischen Dilemma zu befinden. Doch von all dem wollte er der jungen Frau garantiert nichts sagen. Es ging sie rein gar nichts an und er hatte nicht das Gefühl, dass Joey irgendetwas darüber sagen wollte. Dieses Geschehniss würden ein Geheimnis bleiben und doch mussten sie etwas antworten. Das eingetretene Schweigen machte allen Anwesenden deutlich, dass es nicht so einfach gewesen war. Irgendetwas musste vorgefallen sein. „Nun ja, „gut“ ist eine Frage der Perspektive. Die Kopfschmerzen und die Übelkeit nach dem Abend waren ziemlich unangenehm.“ Gab Seto nun zögerlich von sich. Erstaunt registrierte Mokuba diesen Ton und zog die Augenbrauen zusammen. Auch die anderen konnten nicht umhin, die ungewöhnliche Zurückhaltung in dieser Aussage zu hören. Es war offensichtlich, dass er diese Aussage nicht einfach so stehenlassen konnte. Mit einem Seufzen, ebenso untypisch für den 22-jährigen jungen Mann, begann er eine genauere Erklärung der Situation. „Ich habe mich in Dubai mit einem alten Freund getroffen. Einem sehr guten Freund. Er ist deswegen ein so überragend guter Freund, weil wir sehr viele gute Interessen teilen. Interessen wie ein annehmliches Vergnügen an einem höheren Konsum feiner, kostspieliger Spirituosen.“ Er ließ eine vielsagende Pause entstehen, blickte einmal in die Runde und sprach dann weiter. „Kamil und ich haben uns schon eine Ewigkeit lang nicht mehr gesehen, darum war der erste Abend an dem wir uns Wiedergesehen haben, welches auch unser erster Abend in Dubai gewesen ist, ein äußerst fröhlicher.“ Das Lächeln auf seinen Lippen bekam einen gewissen spitzbübischen Ausdruck. Die eiskalten, blauen Augen funkelten in einer leicht frechen Art und Weise. „Man könnte diesen fröhlichen Abend auch ohne Schwierigkeiten einen feuchtfröhlichen Abend nennen.“ Sein Blick ging hinüber zu Joey, der sein Gesicht verzogen und nur schwer ein Lachen unterdrücken konnte. „Du meinst wohl eher, dass ihr zwei euch wirklich bis zum Rand abgefüllt habt. Davon abgesehen, dass ihr offenbar auch noch ein großes Interesse an allerhand Frauen hattet. Ich komme ja schon fast in die Verlegenheit, zu sagen, dass ihr zwei euch wie Teenager verhalten habt. Ich will gar nicht wissen, wieviel ihr an diesem Abend hätte bezahlen müssen.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht hatte etwas Entsetztes, gleichzeitig aber auch etwas Belustigtes. „Oh warte, das kann ich dir direkt sagen.“ Seto rutschte auf dem Sitz etwas nach vorne, griff mit der Hand nach hinten, um das Portemonnaie herauszuziehen. „Immerhin habe ich alles Entsprechende auf das Zimmer schreiben lassen. Ich habe es ja am nächsten Tag direkt bezahlt. Es waren… warte, gleich hab ich‘s …“ Schnell hatte er den schwarzen, ledernen Geldbeutel in der Hand. Abwehrend hob Joey die Hände und rief aus. „Oh nein, nein, nein!“ Er war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, wie hoch der Preis an diesem Abend gewesen war. Noah hatte dafür ein recht großes Interesse daran, denn dieser sah ihn auffordernd an. „So, so, ihr habt also den ersten Abend getrunken und ge …“ Das nächste Wort wollte er nicht aussprechen, weil sie nicht alleine im Auto waren. Kurz huschte der Blick zu Serenity hinüber. Diese hob nur die Augenbrauen und verschränkte die Arme, so gut sie das in der Umarmung ihres Bruders konnte. „Oh, wegen mir brauchst du dich nicht zurückhalten. Ich weiß sehr genau was die Kerle angestellt haben!“ Nun lief Joey knallrot an. Eigentlich hatte Serenity Recht, denn die beiden hatten an diesem Abend Sex. Nun, zumindest hatte einer der beiden entsprechenden jungen Männer dieses gehabt. Betrachtete man die Situation genau, war die Überlegung, dass beide Männer an diesem Abend Sex hatten, gar nicht falsch. Es war eher die Definition „die beiden Männer“, die hier fragwürdig erschien. Téa grinste breit und meinte in einem spitzen, bösen Ton. „Meine Güte, man könnte ja glauben, dass du in deinem ganzen Leben noch keinen Sex hattest, Joey.“ Nun wurde der Angesprochene erst recht dunkel im Gesicht. Die braunen Augen starrten die junge Frau entsetzt an, die Wangen hatten einen so kräftig dunklen Ton, dass es unnatürlich und ungesund aussah. Jedoch konnte er zum allerersten Mal in seinem Leben antworten. „Doch! Doch, natürlich hatte ich schon Sex in meinem Leben!“ Diese Aussage schien ihn jedoch ebenso zu entsetzen, wie der Vorwurf, dass er noch nie dergleichen in seinem Leben getan hatte. „Ach, so ist das also und ich dachte immer, dass du noch Jungfrau wärst!“ Sie hatte dieses dreckige, dreiste Grinsen im Gesicht, für welches er sie schon seit vielen Jahren hasste. Sie schaffte es auf unnachahmliche Art und Weise jeden in ihrer Umgebung bis aufs Blut zu demütigen. Wenn er es genau betrachtete, waren ihre Bemerkungen nicht weniger boshaft, als die von Seto. Es war jedoch seine kleine Schwester, die diese Situation noch einmal verschlimmerte. „So, so, du hattest also schon einmal Sex? Komm, raus mit der Sprache, wann, wo und mit wem!“ Es war Seto, der ihm zu Hilfe eilte. „Nach einem so langen Flug habe ich wirklich nicht die Nerven dazu, das Liebesleben anderer auseinanderzunehmen. Davon abgesehen, dass ich von diesem Gelage am ersten Tag noch immer Kopfschmerzen habe.“ Das war nicht ganz korrekt, aber so dramatisch empfand er das nicht. Kopfschmerzen hatte er schon, aber in erster Linie von zu wenig Schlaf und zu vielen Dingen, die ihm durch den Kopf gingen. Es war eher ein Fall geistiger Problematik, weniger einer der körperlichen Erschöpfung. Das moralische Desaster, in dem er sich befand, machte ihm noch immer zu schaffen. „Ach so, aber deine Eskapaden dürfen wir uns anhören?“ Fragte Noah etwas Spitzbübisch und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nun, ihr habt mich danach gefragt.“ Gab er in einem trockenen, leicht belustigten Ton von sich. „Ok, ist ja schon gut. Wir haben es verstanden.“ Sagte Téa leicht beschwichtigend. Dann fiel ihr Blick jedoch auf Joey und sie fragte etwas zurückhaltender, dennoch aber interessiert. „Jetzt würde mich allerdings immer noch interessieren, wieso du so rot angelaufen bist, wenn er zu viel getrunken hat.“ Ihr Blick war direkt auf den Blonden gerichtet, als glaubte sie, ihn alleine damit zur Wahrheit bewegen zu können. „Na ja, es ist so, also, wie kann ich das am besten erklären?“ Joey wusste, dass er ein wenig stotterte. Das brachte ihn nicht unbedingt in eine bessere Lage, aber er hatte sich ja noch keine Ausrede für das überlegt, was wirklich geschehen war. Wieder war es der Brünette, der ihm aus dieser Situation half. „Nun, da Joseph im Vergleich zu mir keinen Alkohol trinkt, ist er an diesem Abend nüchtern geblieben. Er war auch derjenige, der mich und Kamil aus der Bar geschleift hat, leider ohne die hübschen Damen, die bis zu dem Zeitpunkt noch bei uns gewesen sind. Rot wird der deswegen, weil das, was ich gesagt und vielleicht auch angedacht hatte, nicht unbedingt für alle Ohren bestimmt war. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass jemand wie ich absolut nicht davon überzeugt ist… sagen wir eher, dass ich wirklich sauer darüber war, dass er mich aus dieser Situation heraus gezerrt hat, wie ein kleiner Junge.“ Nun war es Yugi, der erstaunt fragte. „Wie? Du hast ihn aus einer Bar gezerrt?“ Mit einem seltsamen anerkennenden Ausdruck im Gesicht verbesserte Seto den jungen Mann. „Nein, er hat mich und Kamil aus dieser Bar gezerrt und um ehrlich zu sein, bin ich ihm dafür sogar dankbar.“ Nun konnte er die Fassungslosigkeit, die sich im Wagen ausbreitete, regelrecht spüren. „Kannst du das nochmal sagen?“ Kam nun noch begeisterter von Yugi. „Hätte er uns nicht aus dieser Bar herausgeholt, hätte ich garantiert am nächsten Tag verschlafen und wäre so dermaßen verkatert gewesen, dass ich nicht einmal in der Lage gewesen wäre, mir eine vernünftige Ausrede auszudenken.“ Nun waren alle Blicke auf den Blonden gerichtet. Es war Tristan, der frozelte. „Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen.“ Auf dem restlichen Weg unterhielten sie sich darüber, was alles in Dubai geschehen war. Es wurde von dem riesigen Hotel und dem wunderbaren, blauen Meer erzählt. Obwohl Joey von seinem Zimmer, durch die dort geschehenen Ereignisse, nicht ganz so viel hielt, erzählte er doch voller Begeisterung von der Einrichtung. Außerdem musste er gestehen, dass die Matratze einfach himmlisch gut gewesen war. Also, abzüglich all der Herausforderungen, die diese Nacht wirklich miserabel gemacht hatten. Danach berichtete Joey von Kamils Haus, welches unglaublich gewaltig, riesig und farbenfroh war. In jeder Ecke hat er etwas entdecken können und etwas Neues lernen dürfen. Joeys Augen begannen zu leuchten, als er von dieser wunderschönen, exotischen Frau berichtete. Er beschrieb Djamilas Lachen mit Hunderten unterschiedlichen Begriffen. Es wirkte beinahe so, als wäre er in diese Frau verliebt. Selbst als sie längst im Bistro angekommen waren, ihre Plätze am großen Tisch eingenommen hatten, konnte er nicht aufhören von ihr zu erzählen. Es war eines dieser Geschäfte, die es noch nicht sehr lange in Domino gab. Es war ein moderner, großer, lichtdurchfluteter Laden, mit vielen kleinen und großen Tischen. Wären nicht in allen Ecken japanischen Dekorationen zu finden gewesen, hätte dieses Restaurant auch ein amerikanisches sein können. Doch die großen Bilder von Reisfeldern und weiten Seen, ebenso wie die vielen typisch japanischen Pflanzen in den Ecken verwandelten die Atmosphäre in eine andere. Man hatte ihnen den Tisch schon einladend gedeckt und überall waren Teller und Schüsseln zu finden. Es gab die Wahl zwischen dem normalen Besteck oder dem typischen Stäbchen, die man sonst überall fand. Seto war noch nie in diesem Laden gewesen und es war auch keiner, den er sonst freiwillig betreten hätte. Trotz der modernen, leichten Atmosphäre, die es hier gab, fühlte er sich nicht sonderlich wohl. Es war eher so, dass er sich beobachtet, ja, regelrecht wie auf dem Präsentierteller empfand. Keine kleinen, versteckten Nischen, in denen er einfach unterging. Er liebte seine Privatsphäre, die er bisher immer ganz wunderbar schützen konnte. Natürlich gab es das ein oder andere Gerücht über ihn und auch die Geschichte mit der wunderhübschen, englischen Dame, war in den Medien hin und wieder Thema. Aber das waren einfach Dinge, mit denen er leben konnte. Jetzt hier mit all den anderen zu sitzen und irgendwie ungeschützt zu sein, gefiel ihm gar nicht. Außerdem war noch immer diese bohrenden, fragenden Gedanken da, was denn nun die Antwort auf Joeys Frage war. Es war dieses moralische Dilemma, welches er hier und jetzt nicht klären konnte. Trotzdem, das alles machte die Situation nur noch unangenehmer. Joey berichtete nebenher voller Begeisterung von Djamila, von ihrem Lachen, von ihren Ideen, von ihren Büchern, von ihren Englischkenntnissen… Eigentlich mochte er sie, aber so ganz langsam hatte er das Bedürfnis, dieser Frau den Hals umzudrehen. Oder aber Joey. Wie konnte der Kerl ihn erst in ein solches Drama verwickeln und dann voller Seelenruhe von dieser Frau erzählen? Nicht nur dass, er schwärmte ja regelrecht von ihr! Als gäbe es nur noch sie! Trotz der üppigen Auswahl an unterschiedlichen Speisen, bei der wirklich jeder etwas Passendes finden konnte, hielt sich sein Hunger in Grenzen. Er hatte grundsätzlich selten Hunger am Morgen, das hier war ja irgendwie ein Morgen für ihn. Aber jetzt gerade hatte er ganz besonders wenig Hunger. Wäre er ehrlich zu sich, müsste er feststellen, dass sein Verhalten eher dem eines kleinen trotzigen Kindes glich. Jedoch würde das wiederum bedeuten, dass er in diesem Augenblick auch den Abstand zu sich selbst besäße, um eine solche Reflexion durchzuführen. So stocherte er etwas in dem Reis herum, trank einen schwarzen Kaffee und versuchte so zu tun, als würde er von alldem doch ein bisschen was essen. Er schenkte hin und wieder ein Lächeln, wenn man ihn offensichtlich ansah und warf hin und wieder das ein oder andere Wort in den Raum. Wenn er direkt gefragt wurde, versuchte er dieses auf Joey abzuwälzen. Eigentlich fühlte er sich in diesem Moment vollkommen fehl am Platz. Er wusste nicht, ob es hilfreich war, dass Joey eine solch unglaublich große Präsenz einnahm. Immerhin lag die Vermutung nahe, dass gerade diese Art des jungen Mannes dafür sorgte, dass er sich so unglaublich unwohl fühlt. Gleichzeitig gab es dutzende Fragen die ihm durch den Kopf schwirrten, von denen er keine Ahnung hatte, warum sie da waren. Es waren Zweifel. Ja, Seto Kaiba zweifelte an sich. Und all das hatte nur dieser verdammte, elende Mistkerl zu verantworten, der ihn ernsthaft nach den wahren Werten eines Judoka gefragt hatte. Wie konnte der Kerl überhaupt auf die Idee kommen, eine so moralisch verwerfliche Frage zum Stellen. Danach schaffte er es dann auch noch, die ganze Sache zu verschlimmern. Die Idee, den toten Geist eines längst verstorbenen Judomeisters zu befragen, war wirklich das Bekloppteste, dass er jemals gehört hatte. Nun, abgesehen von der Tatsache, dass Sato Kaiba persönlich Zweifel hatte. Ja, er hatte wirklich Zweifel. Zweifel darüber, ob er überhaupt in der Lage war, das was man unter den wahren Werten verstand, wirklich zu leben. Wenn er bedachte, was Joey nebenher alles verschwieg, wenn es um ihren Aufenthalt in Dubai ging, war das ausreichend, um nicht als guter Mensch bezeichnet zu werden. Er hatte keinen Mord begangen, aber so langsam dämmerte auch ihm, dass er vieles in seinem Leben getan hatte, das mehr als fragwürdig war. Stets bemühte er sich, immer in einem Rahmen zu bleiben, der noch im grauen Bereich zu finden war. Nichtsdestotrotz war dieser Graubereich ein Bereich, der mehr als fragwürdig sein konnte, wenn man ihn richtig betrachtete. Immerhin hatte er sehr viel getan, nur damit er seine Ziele erreichte. Über all das hatte er sich niemals Gedanken gemacht, weil die Menschen mit denen er sich umgab, die gleichen Methoden anwendeten wie er. Betrachtete er Patrick oder Victoria waren deren Methoden sogar weitaus schlimmer. Er konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob die beiden nicht schon ganz willentlich einen Mord mit ihren eigenen Händen begangen hatten. Bisher war das nicht einmal etwas, das ihn besonders gestört hätte. Sicher würde es eine Erklärung dafür geben, dass sie zu dieser sehr drastischen Maßnahme gegriffen hätten. Besonders Patrick war jemand, der ganz extrem analytisch vorging. Wenn jemand wie er jemand anderen umbrachte, musste er schon einen sehr guten Grund dafür haben. Denn ein Mann wie Patrick würde auf jeden Fall das immens hohe Risiko dabei berücksichtigen. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, erschien ihm diese Überlegung vollkommen abwegig. Gab es wirklich eine Zeit in seinem Leben, in der er einen Mord in irgendeiner Art und Weise für normal gehalten hatte? Urplötzlich stand er auf, warf einen letzten Blick in die Runde und sagte. „Ich bin gleich wieder da.“ Die irritierenden Blicke, die sie ihm zuwarfen, bemerkte er nicht. Es war ihm auch ein Stück weit egal, denn das, was ihn jetzt beschäftigte, war weitaus schwerwiegender. Es erschien ihm beinahe wie eine Fluchtmöglichkeit, als er in diesem Moment mit schnellen Schritten aus dem Restaurant hinaus eilte. Ein seltsames Gefühl, eine Mischung aus Scham, Zweifel, Schuld und irgendwo auch Angst machte sich in seinem Herzen und seiner Seele breit. Jetzt gerade war er nicht in der Lage, die Anwesenheit von jemandem wie Yugi Moto zu ertragen. Wenn es jemanden gab, den er als rein und unschuldig betrachtete, dann war es dieser junge Mann. Außerdem befand sich an dem Tisch noch immer sein Bruder, sein kleiner Bruder. Die Tatsache, dass er in dessen Anwesenheit darüber nachgedacht hatte, einen Mord zu rechtfertigen, macht ihn fertig. Nur flüchtig war sein Blick über die Straße gefahren, dann hatte er sich die nächste Seitenstraße gesucht und war in dieser verschwunden. Menschen an sich erschienen ihm nun vollkommen unerträglich. Immer weiter zog er sich zurück, bis er eine Stelle gefunden hatte, die dunkel und kühl war. Müde lehnte er sich an die Wand, spürte den kalten Stein in seinem Rücken und dachte über seine eigenen Gedankengänge nach. Was für ein Mensch war er? War er nicht schon längst wie sein verhasster Stiefvater? Obwohl er nur das Rauschen, das Brummen der weit entfernten Straße hören konnte, klang in diesem Augenblick das Schluchzen von Joseph in seinen Ohren. Ja, er war betrunken gewesen, aber das war doch keine Ausrede! Er konnte doch nicht hingehen und allen Ernstes behaupten, dass er durch den Alkohol zu so etwas verführt wurde. Wo war der stolze, selbstverliebte Mann geblieben, der sich von niemandem etwas diktieren ließ? Hatte er nicht immer behauptet, dass ein Mann wie er stets nach seinen eigenen Vorstellungen handelte? Seto schloss die Augen. Er fühlte sich unendlich müde. Er fühlte sich unendlich unsicher. Sein eigenes Handeln hatte ihn in eine Situation gebracht, in der er seine eigene Moral reflektieren musste und was er fand, stellte ihn vor Probleme. Er wusste überhaupt nicht, was er eigentlich fühlen sollte. „Hey, hier bist du.“ Es war Joey, der plötzlich vor ihm stand. Die braunen Augen sahen ihn besorgt an. „Dir ist schon klar, dass ich mir Sorgen um dich mache?“ Er trat näher, zögerlich und etwas unsicher. Anscheinend war auch ihm der seltsame Ausdruck im Gesicht des Brünetten aufgefallen. Jetzt wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. „Du machst dir Sorgen um mich? Das ist das absurdeste, das ich heute gehört habe und du hast mir heute den Vorschlag gemacht, mir den toten Geist eines Meisters vorzustellen.“ Für einen Moment herrschte Schweigen. Er konnte genau sehe, dass diese Worte Joey getroffen hatten. Warum er den Mann von sich stoßen wollte, wusste er nicht. Vielleicht war es der Gedanke, dass er es heute nicht ertrug, wenn der andre ihm erzählte, dass alles in Ordnung wär. Vielleicht war es auch der Gedanke, dass er diesen jungen Mann schon einmal verletzt hatte und es wahrscheinlich noch einmal tun würde. „Sehr gut, dann sind wir beide einer Meinung. Das verrückteste, das mir heute wiederfahren ist, ist die Tatsache, dass ein 22 Jahre alter Mann, dem ein riesiges, gewaltiges Unternehmen gehört, wie ein verletztes, kleines Kätzchen davongelaufen ist. Ich denke, dann ist das vollkommen in Ordnung, dass ich mir Sorgen um dich mache.“ Die honigbraunen Augen sahen ihn eindringlich an und es war sehr deutlich, dass Joey nicht wieder gehen würde. Die kalte Novemberluft ließ eine Gänsehaut auf seinen Armen entstehen. Ein Frösteln zog durch seinen Körper. Die eisblauen Augen schlossen sich erneut. „Ich bin einfach nur müde, wirklich hundemüde. Was denkst du denn von mir, dass ausgerechnet jemand wie ich davonläuft?“ Ein schwermütiges Seufzen war von Seto zu hören, auf welches ein Räusper von Joseph folgte. „Nein, natürlich würde ich so etwas niemals glauben. Wahrscheinlich mache ich mir deswegen so große Sorgen um dich. Ich weiß, das sollte ich nicht, denn du wirst wahrscheinlich wieder hingehen und dir irgendeinen Scheiß ausdenken, nur um dich dafür zu bedanken, dass ich mich wieder einmal in dein Leben eingemischt habe. Trotzdem bleibe ich dabei, dass ich einen Teil von dir mag. Also, dass wir uns richtig verstehen, es ist der Teil, der mich nicht hasst.“ Nun schaute der Firmenführer doch wieder zu dem jungen Mann. „Ach, so ein Mist aber auch, ich wollte mir gerade wieder so eine richtig nette Bosheit ausdenken. Ich mein, so etwas richtig niederschmetternd Gemeines.“ Beide blonden Augenbrauen gingen in die Höhe und ein breites Grinsen lag auf dem sonst strahlenden Gesicht. Das lag wahrscheinlich an dem vorsichtig neckenden Ton des Brünetten. „Ach so, so eine Gemeinheit soll das werden. An was hattest du denn dabei gedacht? Also, nur damit ich mich schon mal darauf einstellen kann. Wenn du noch einen Termin dafür suchst, also, Februar nächstes Jahr, das wär ganz passend. Oder nein, warte, es gibt da noch einen viel, viel besseren Termin dafür. Ich denke, so in 20 Jahren könnten wir das richtig gut einrichten. Oh mist, ich glaub, da hab ich schon was vor. Was hältst du davon so in hundert Jahren? Da könnte ich noch Zeit haben.“ Er wartete. Er wartete darauf, dass dieses verhaltene, leichte Zucken der Mundwinkel zu einem breiten Lächeln wurde. Vor ihrem Abflug hatte er festgestellt, dass seine Art des Blödsinns offenbar kompatibel zu einer gewissen Erheiterung des Mannes vor ihm war. So ganz langsam hatte er raus, wie er die dunklen Gedanken des Brünetten vertreiben konnte. Vorsichtig, regelrecht zögerlich, zeigte sich dieses winzige Zucken immer stärker auf der rechten Seite, dem rechten Mundwinkel. Joey behielt sein eigenes Grinsen bei, denn das verstärkte den Effekt extrem. So extrem, dass es nicht mehr lange dauerte und ein breites Grinsen erschien auch auf dem anderen, deutlich hellerem Gesicht. „Hundert Jahre? Okay, da hab ich auch schon was vor. Wie sieht es bei dir in 95 Jahren aus?“ Das Seto auch noch auf diese Dummheit eingehen würde, hatte Joey nicht erwartet. Allerdings gefiel es ihm sehr gut. „Ja also, 95 Jahre klingt perfekt! Magst du mir auch schon verraten, was du genau vorhast? Dann weiß ich, wieviel Zeit ich dafür einplanen muss.“ Da war es wieder! Dieses wunderschöne Lachen, dass er so selten hörte, aber so sehr liebte. Sein eigenes Grinsen wurde immer breiter, bis Joey schließlich zu ihm trat und sich ebenfalls an die Wand lehnte. Erst als das herzhafte Lachen verstummt war, fragte er vorsichtig. „Okay, möchtest du mit mir darüber reden? Ich meine, ich kann hier zwar den Dummen spielen, aber dass dir irgendetwas so richtig auf den Magen geschlagen hat, bekomme sogar ich mit.“ Es verging eine ganze Weile, bisher Seto das erste Mal wieder etwas sagte. „Mir geht einfach deine Frage nicht mehr aus dem Kopf. Es ist nicht so, dass ich die Antwort wüßte, es ist eher so, dass ich mir darüber bewusst bin, dass ich die Antwort niemals erfüllen kann.“ Wieder verging eine ganze Weile, bevor Joseph das erste Mal nachfragte. „Was genau meinst du damit? Heißt das, dass du die Antwort nicht kenns, aber weißt, ... Ich komm nicht mehr mit.“ Er hörte das schwere Atmen neben sich, wagte es aber nicht, zu ihm hinüber zu sehen. Wieder dauerte es eine Weile, bis der andere erneut Sprach. „Die Reise nach Dubai hat mir sehr deutlich gemacht, wer ich bin und wer ich nicht bin. Vielleicht mögen alle meine Geschäfte, alles, was ich bisher geschäftlich getan habe, nicht strafrechtlich verfolgbar sein, aber darum war es noch nicht gut. Erpressung bleibt Erpressung, ob man es ausspricht oder nicht. Und ja, Joseph, ich habe schon erpresst. Es sind solche Aussagen, die unmissverständlich klar machen, dass man jedes Register ziehen wird, um einen Vertrag platzen zu lassen, wenn nicht bestimmte Handlungen erfolgen. Solche Dinge muss man nicht richtig aussprechen. Ein einfacher Beisatz genügt meistens. Nichts schriftlich festgehalten. Selbst wenn man es aufnehmen würde, könnte man mir daraus keinen Strick drehen. Trotzdem habe ich es getan, um meine Interessen durchzusetzen. Betrachte ich mir die Reise, die ich mit dir unternommen habe, dann sehe ich dieses Verhalten als Muster. Ich habe mir genommen, was ich wollte. Dabei hat es kein Interesse gespielt, ob diese Konsequenzen in irgendeiner Art und Weise ein Leben zerstören können. Ich wollte mein Verlangen stillen, der Rest war mir egal. Wenn ich mir jetzt überlege, dass ich mir ernsthaft im betrunkenen Zustand darüber keine Gedanken gemacht habe, dass du überhaupt nicht auf Männer stehst, muss ich mich ernsthaft fragen, was für ein Mensch ich bin. Um ehrlich zu sein, komme ich langsam an den Punkt, dass ich den Eindruck habe, ein wirklich miserabler Mensch zu sein. “ Joey wusste nicht genau, ob er fror, weil es so kalt war oder aufgrund der Aussagen, die er eben gehört hatte. Nach einer Weile seufzte er schwer. „Okay, ich muss ernsthaft sagen, dass ich keine Ahnung habe, was ich dir dazu sagen soll. Auf der einen Seite finde ich so etwas wirklich heftig, auf der anderen Seite ist mir schweinekalt, ich bin hundemüde und das hier ist nicht der richtige Ort um sich über so etwas Gedanken zu machen.“ Sein Blick fiel zu dem Brünetten zurück. „Ich glaube, dass ich nicht der richtige Mensch für so etwas bin. Wenn du mich fragst, solltest du zu deinem Sensei gehen. Ich glaube nicht, dass du ein schlechter Mensch bist. Wärest du ein schlechter Mensch, würdest du dir über all das keine Gedanken machen. Du bist nur ein Mensch, der glaubt ein schlechter Mensch sein zu müssen. Ich denke, dass dein Sensei in der Lage dazu wäre, dir einen anderen Weg zu zeigen. Immerhin ist das seine Aufgabe. Es geht ja nicht darum, dass du die Antwort auf meine Frage schon weißt. Es reicht ja vollständig aus, wenn dir bewusst ist, dass das, was du bisher als richtig empfindest, nicht das Richtige ist. Ich glaube dass er nur von dir möchte, dass du offen dafür bist, etwas ganz anderes als richtig zu akzeptieren. Und ich bin jetzt einfach nur müde und friere wie verrückt.“ Seto nickte etwas zurückhaltend und stieß sich dann von der Wand ab. „Na komm, dann lass uns reingehen. Mir ist um ehrlich zu sein auch saukalt.“ Während sie wieder zurückgingen, blickten die blauen Augen plötzlich unerwartet warm zu dem Blonden hinüber. „Danke, dass du mich nicht direkt verurteilst. Ich weiß nicht warum, aber ich habe manchmal das Gefühl, mit die über so etwas reden zu können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)