Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 34: Halt mich fest und lass mich allein! ------------------------------------------------ Kapitel 34 Halt mich fest und lass mich allein! Es war ein widersinniger Anblick, den er nicht genau beschreiben konnte. Der Mann neben ihm schien so erschöpft, so schwach, so kraftlos zu sein. Für einen Moment schienen all die Erinnerungen eine Lüge, die ihn voller Überheblichkeit und Stärke zeigten. Joey schluckte und spürte selbst, wie sein Körper um Ruhe flehte, während seine Lust noch immer in schauerlichen Wellen schwächer wurde. Die honigbraunen Augen glänzten matt und ebenso verlegen, wie überfordert betrachtete er den Mann neben sich, der mit geschlossenen Augen dort lag und um Luft rang. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn und der Brust gesammelt und schienen nun darauf zu warten, dass sie einen Weg abwärts finden konnten. Winzige Lichtpunkte spiegelten sich in diesen Perlen, so dass sie wie keine Diamanten erschienen. Die Haut war gerötet, die Wangen hatten einen dunklen, roten Ton angenommen. Es war das erste Mal in dieser Nacht, dass Joey diesen Fremden so eingehend betrachtete. Ja, dieser Fremde, denn er hatte das Gefühl, diesem Mann noch nie begegnet zu sein. Dieser Mann, der so voller Schwäche und Schönheit war. Die braunen Strähnen klebten zum Teil auf der nassen Stirn, einige andere fielen neckisch abwärts über sein Ohr. Ein seltsamer Gedanke kam ihm so unerwartet, dass er ihn nicht richtig fassen konnte. Dieser Fremde dort hatte für einen Moment nur ihn gesehen. Es ging nicht um Kaibas Gefühle, nicht um seine Lust, sondern nur um Joey. Alles, was er getan hatte, so demütigend es auch erschien, war doch einem einzigen Ziel nach ausgerichtet und das war der blonde, junge Mann gewesen. Mit großen Augen starrte er zu dem Firmenführer, blickte auf die schmalen, feinen Lippen, die nun einen Spalt offen standen, um besser die Luft einzusaugen. Er konnte sich genau an das kühle Gefühl erinnern, als sie seine Haut berührten, den Kontrast zu der warmen Zunge. Sein Herz schlug wild, doch nun wanderte sein Blut wieder abwärts, allein der Gedanke daran, wie heiß dieser Mund gewesen war, allein die Vorstellung, wie die Lippen ihn umschlossen hatten… Aber all das hätte nicht sein dürfen. Nichts von alle dem hätte stattfinden sollen! Er hatte nicht vorgehabt, dass es zu so etwas kommt! Er hatte nein gesagt! Er hatte immer und immer wieder nein gesagt und der nun pochende Schmerz in seinen Handgelenken, der Druck in seinen geschundenen Mundwinkeln machte ihm klar, dass dieser Mann über alle Grenzen gegangen war. Ohne es verhindern zu können, stiegen Tränen in die honigbraunen Augen und das Gefühl der abschwellenden Lust wurde von einem kalten, grausamen Schmerz durchzogen, einer Angst, die seine Seele packte und sein Herz schwer werden ließ. Jahre lang hatte er mit einem Vater zusammengelebt, der betrunken zu gerne die Hand gegen ihn erhoben hatte. Doch all das, all diese Schmerzen, diese Schläge waren nicht mit diesem Gefühl zu vergleichen. So weit war er niemals gegangen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schutzlos, so schwach gefühlt. Er hatte nichts tun können. Absolut nichts! Er war ihm hilflos ausgeliefert gewesen und wenn sich der Brünette dazu entschieden hätte, dass ihm die Gefühle des anderen egal gewesen wären, hätte er ohne Rücksicht seine eigene Befriedigung gesucht. Er musste nach Luft schnappen, als er den Klos in seinem Hals spürte, ein Druck, als hätten sich zwei kalte Hände um diesen gelegt und drückten nun mit immer stärkerer Kraft zu. Die Tränen begannen über seine Wangen zu laufen, ohne, dass er es verhindern konnte. Er hatte nein gesagt! Er hatte verdammt noch mal NEIN gesagt! Erfolglos? Es hatte ihm nichts gebracht. Es war völlig sinnlos gewesen! Er hätte auch nichts sagen können und das Ergebnis wäre sicher das gleiche gewesen. Er musste an die eiskalten, blauen Augen denken, mit denen ihn dieser Mann in der Küche angefunkelt hatte. Er musste an ihren ersten Kuss denken, an dieses Gefühl der Überwältigung, der Hilflosigkeit und der Unverständnis. Dieser Mann nahm sich einfach, was er für sich beanspruchte. Ganz gleich, was auch immer es war. Die tiefe Stimme klang in seinen Ohren wieder, dieser Ton, mit dem Kaiba ihm im Flugzeug gesagt hatte, wie sehr er den Wechsel der Emotionen in seinem Gesicht liebte. Dieser Moment, wenn aus Euphorie Angst und Schmerz wurde. Wie konnte er auch nur so dumm sein und sich diesem Mann nähern? Er hätte es doch wissen müssen! Er hätte es doch wissen müssen! Wie dumm konnte er eigentlich sein? Schluchzend drehte er den Kopf zur Seite und vergrub sein Gesicht hinter den Händen. Die Tränen liefen dick über seine geröteten Wangen, doch das konnte er nicht verhindern. Hass und Wut stiegen in ihm auf und er spürte dieses überwältigende Gefühl der Schuld. Er war doch selbst schuld! Er war doch an dem, was geschehen war selbst schuld! Für einen Moment hatte sich die Welt gedreht. Er musste die Augen schließen und dröhnend pochte jeder Herzschlag in seinem Kopf wieder. Schnell, kräftig und viel zu oft schlug dieses Organ und er spürte die warme Luft des Zimmers, die sanft, aber schnell über seine leicht geöffneten Lippen zog. Neben ihm ging der Atem schneller. Der Blonde schien erschöpfter zu sein. Er konnte hören, wie dieser den Kopf gedreht hatte und ihn nun anstarren musste. Er konnte die Blicke regelrecht auf seiner Haut spüren. Doch das war ihm egal. Sein Kopf teilte ihm unmissverständlich mit, dass er mehr Schlaf brauchte und weniger Alkohol. Unerwartet klang plötzlich die Stimme des Blonden in seinen Ohren, der ihm damals in seinem eigenen Schlafzimmer danach fragte, ob er wirklich auf leeren Magen am Morgen Alkohol trank. Er musste daran denken, wie er ihm im Büro gesagt hatte, dass er morgens nichts herunter bekam und dieser ihm dreist geantwortet hatte, dass dieses eine Lüge wäre, immerhin würde Alkohol ja gehen. Alkohol… ganz langsam dämmerte ihm, dass er vielleicht wirklich weniger trinken sollte. Was bitte hatte er eben gemacht? Hatte er gerade wirklich Sex mit Wheeler gehabt? Dieser Gedanke bezog sich jedoch eher auf die Art und Weise, weniger auf die Tatsache selbst. Was bitte hatte er sich gedacht, als er den Kerl fesselte und ihm einen runter holte? Schlimmer noch, er hatte ihn ja auch noch geknebelt! Fuck! Was bitte hatte er sich bei dieser Aktion gedacht? Gar nichts, war wahrscheinlich die beste Antwort und dann hörte er dieses grausame Geräusch, welches seine Gedanken so wunderbar unterstrich. Ein Schluchzen drang von der anderen Bettseite zu ihm und erschöpft drehte er den Kopf zur Seite. Im Halbdunkeln des Raumes konnte er erkennen, wie der Mann sein Gesicht mit den Händen verbarg und sich sein Brustkorb zitternd und unkontrolliert hob und senkte. Doch das war nicht das Schlimmste an diesem Bild. Selbst bei diesem Licht wurde schon deutlich, dass die Handgelenke gewaltige Blutergüsse davon getragen hatten. Sie begannen sich bereits blau zu färben. Ein Zittern ging durch den geschundenen Körper und der Brünette bemerkte, dass dieser noch immer das weiße Hemd trug und die Krawatten, die nun um seinen Hals hingen, in diesem fahlen Licht wie ein Brandmal wirkten. Wie eine Zeichen, dass aller Welt sagen sollte: Sieh dir diesen Mann an, er ist nichts weiter als ein Sklave! Irritation machte sich in seinen Gedanken für wenige Herzschläge breit, denn er konnte nicht sagen, woher dieser Ausdruck kam. Doch eines konnte er sagen. Dieses Schluchzen erfüllte ihn mit einem solch niederschmetternden Gefühl, dass er für einen Moment zu ersticken glaubte. Ihm wurde klar, welche Bedeutung dieses Geräusch hatte und dass allein er der Auslöser dafür war. Er hatte etwas getan, das er im Nachhinein nicht verstehen konnte. Er begriff nicht, warum er eine solche Wut empfunden hatte, eine solche Lust und für einen kurzen, winzigen Moment hatte er das Gefühl, dass diese Idee nicht seine gewesen war. Dennoch, selbst wenn die Götter sie ihm eingepflanzt hätten, er hatte sie umgesetzt. Nichts von all dem, was nun geschah, war geplant. Weder diese Gedanken, noch die sich daraus ergebene Handlung. Ein wütender Schrei erfüllte die Hallen des Schicksals, als ein gewaltiges Donnern einen neuen Wandel bekundete und die Räder sich in eine neue Richtung bewegten. Ganz gleich, wie sehr das Schicksal ihn auch zu knechten versuchte, so fand dieser Mann doch eine neu Möglichkeit, einen neuen Weg und wenn er ihn aus dem Nichts der Vorbestimmung erschaffen musste. Er war Joey mit einer unerwarteten Sanftheit begegnet, als er hätte gewaltsam nehmen sollen. Er hatte sich zum Bleiben entschieden, obwohl er hätte gehen sollen und nun entschied er sich erneut gegen die vorbestimmten Wege. Nach all diesem, nach all dem, was er getan hatte, blieb doch nur eine logische Folge. Dieser seelische Zusammenbruch musste ihn vertreiben. Er musste ihn davon stoßen, musste ihn zu bösen Worten verleiten. Einem letzten, zerschmetternden Kommentar, einer bitterbösen Behauptung, die den Blonden für alle Zeiten von ihm trennen würde! „Es tut mir leid!“ Raunte es an Joeys Ohr und einen Herzschlag später spürte er den Griff des anderen Mannes. Der Brünette hatte ihn behutsam in seine Arme gezogen und hielt ihn nun fest. Sanft und einfühlsam sprach die raue Stimme. „Ich weiß, wie bedeutungslos das klingen muss. Es macht rein gar nichts wieder gut. Es ändert nicht die Tatsache, dass ich deine klares nein übergangen habe, dass ich jede Grenze überschritten habe. Trotzdem will ich, dass du es weißt. Es tut mir leid!“ Sanft fuhr er mit den Fingern durch die blonden Haare und für einen Moment hatte das Schluchzen aufgehört. „Egal, was du jetzt über mich denkst, meinetwegen hasse mich, aber bitte komm nicht auf die Idee, dass es deine Schuld ist. Nichts von alledem war deine Schuld!“ Kaum war ausreichend Zeit verstrichen, damit diese Gedanken in den blonden Kopf sickern konnten, als das Schluchzen erneut einsetze und dieses Mal war es angefüllt von einem Ton, der fähig war, die ganze Welt zum Bersten zu bringen, so verzweifelt war er. Jede Entscheidung verändert den Lauf der Geschichte, den Lauf des Schicksals oder sie bestärkt diesen. Wie lange die beiden dort im Bett lagen, wusste Seto nicht. Vielleicht waren es nur 15 Minuten, vielleicht eine Stunde. Es hatte lange gedauert, bis aus dem lauten, verzweifelten Schluchzen ein Wimmern wurde und dieses blieb. Er hatte nichts weiter gesagt. Es gab nichts, was er in diesem Moment noch hätte von sich geben können. So hielt er den 19 Jährigen einfach fest, stich beruhigen über seinen Rücken und wartete. Sein eigener Körper kühlte langsam aus und die Kälte erfasste ihn. Ein Schauer überfiel ihn, ein Zittern packte ihn nur für einen kurzen Augenblick. Dennoch war er so spürbar, dass das Wimmern des Blonden einen Atemzug lang aussetzte. Ein Schniefen folgte. Doch dann setzte das Wimmern wieder ein. Dieses Mal Intervallweise, nicht mehr durchgängig. Vorsichtig strich der durch die blonden Haare. „Wir sollten duschen gehen.“ Raunte er leise, als hätte er Angst, ein zu lauter Ton könnte den Blonden wieder verschrecken. „Eine heiße Dusche, frische Kleider… ein heißer Tee, wenn du magst.“ Ein Schniefen kam, doch sonst keine Reaktion. Er wartete wieder eine Weile, dieses Mal war es eine seltsame Stille, die hin und wieder von einem Schniefen unterbrochen wurde. Vorsichtig löste sich Seto von dem Bündel und versuchte einen Blick in das Gesicht des Mannes zu werfen. Dieses war gerötet, nass, die Augen geschlossen. Die Hände hatte er vor die Brust gezogen, die Arme wie ein Schutzschild aufgebaut und doch hatte er sich in die Umarmung geschmiegt, als suchte er Hilfe und Schutz bei ihm. Die gemischten Gefühle, die er in dieser Situation empfand, waren dem Blonden deutlich anzusehen. „Wenn du willst, dass ich gehe, dann mache ich das. Aber ich will dich nicht einfach so hier zurücklassen.“ Erklärte der Brünette nun und wartete erneut auf eine Reaktion. Plötzlich öffneten sich die honigbraunen Augen, er leckte sich über die Unterlippe. Eine weitere Ewigkeit schien zu vergehen, als leise kam. „Ich weiß nicht, was ich will.“ Schwiegen herrschte und Joey biss sich auf die leicht zitternde Lippe. Er wollte den Scheißkerl nicht hier haben, nicht in seiner Nähe sein, aber er wollte auch nicht alleine bleiben. Er wollte sich nicht bewegen, aber die heiße Dusche klang verlockend. Er hatte Angst, Angst vor dem Spiegel im Badezimmer, Angst vor den Schmerzen seines Körpers, wenn er sich bewegte, Angst vor dem Gesicht des anderen. Aber gleichzeitig konnte er auch den jetzigen Zustand nicht mehr ertragen. Er wollte ihn verändern, ihn brechen, ihn verbessern. Besonders, nachdem nun eine Lücke zwischen ihnen entstanden war und die kalte Zimmerluft ihn erfasste, begann er unglaublich zu frieren. „Dann entscheide ich jetzt, dass du dringend eine Dusche brauchst und ich auch.“ Flüchtig sahen die braunen Augen zu ihm hoch und erstaunt stellte Joey fest, dass ein sanfter Ausdruck in dem hellen Gesicht lag. Ebenso wie ein Lächeln. „Ganz ehrlich, mir ist saukalt und der Gänsehaut auf deinen Armen nach zu urteilen, geht es dir genauso.“ Joey musste schlucken und dann folgte ein Nicken. Unsicher verfolgte er, wie sich der Brünette gänzlich von ihm löste und sich zur Bettkannte hin drehte. Dabei fiel sein Blick auf den Rücken des Mannes und er konnte tiefe Kratzspuren erkennen, die noch nicht sehr alt sein konnten. Auf der Brust waren ihm eben einige Bissspuren aufgefallen. Stammten die alle nur von einer Person? Von dieser Viktoria? Er wusste schon jetzt, dass es eine Sache gab, mit der er völlig überfordert war. Dieser Mann konnte auf der einen Seite so grausam und herzlos sein, auf der anderen aber so einfühlsam und sanft. Die sonst so kalte, schneidende Stimme hatte einen angenehmen Ton, während er ihm ruhig erklärte, was er tat. Vorsichtig hatte sich Joey aufgesetzt und spürte die Schmerzen in jeder Faser seines Körpers. Es waren Schmerzen aus Erschöpfung, Müdigkeit und zum Teil auch durch die Verletzungen, die sein geschundener Körper trug. Er ließ sich ohne Gegenwehr aus dem Rest der Kleidung helfen und kurz blickte er auf die Krawatten, die noch immer zu einem Knoten gebunden waren. Er würde wohl nie wieder dieses Modestück auf die gleiche Weise sehen, wie er es bisher getan hatte. Nun, das selbe galt für Gürtel. Vorsichtig hatte Kaiba ihm aus dem Hemd und schließlich auf die Beine geholfen. Er fühlte sich schwach und doch aufgewühlt zugleich. Seine Gedanken waren ein Sturm aus Vorwürfen, Zuspruch und dem wahnsinnigen Versuch, diese Situation zu verstehen. Sein Gehirn schien noch immer in einer Art apathischer Starrte zu verharren, in welcher es den aufkommenden Emotionen schutzlos ausgeliefert war. Bilder dieses Abends, dieser Nacht überschlugen sich fetzenartig und er konnte nicht sagen, was er schlussendlich empfand, denn zwischen blanker Angst und packender Erregung fand sich jedes Gefühl aus diesem Spektrum. So ließ er sich von Kaiba in die Dusche führen, spürte, wie seine weichen Knie nachgeben wollten. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinen Beinen, seinem Hintern, seiner Brust und seinen Armen. Er konnte nicht sagen, ob es eine Stelle an seinem Körper gab, die nicht schmerzte. Erschöpft und dankbar für die Hilfe musste er sich an dem Brünetten festhalten. Es war ihm unangenehm, aber das Zittern seiner Beine zeigte ihm deutlich, dass er diese Hilfe benötigte. Schweigend ließ er seinen Blick nur flüchtig über die Einrichtung des Bades gleiten und spürte die Kälte, die sie schon die ganze Zeit umgab. Endlich erreichten sie ihr Ziel und er schloss die Augen. Er wollte eigentlich nicht hier sein, aber die Vorstellung von heißem Wasser war zu verlockend. Er hörte, wie Kaiba den Wasserhahn aufdrehte und wartete auf den Moment, als die warmen Tropfen zum ersten Mal auf seinen Rücken trafen. Ein angenehmer Schauer lief durch seinen Körper. Es war ein unglaublicher Moment, als die kalte Haut vom warmen Wasser umspielt wurde und er atmete langsam aus. Vorsichtig wanderte das Wasser von einer Schulter zur anderen und Joey versuchte sich zu entspannen. Die Schmerzen schienen etwas gedämpfter zu sein. Er bemerkte nur nebenher, wie sein Kopf gegen die Schulter des Brünetten fiel und er die Stirn gegen ihn lehnte. Schweigend beobachtete Seto den Blonden und hielt den Duschkopf fest. Er hatte darauf geachtete, dass die Wassertemperatur nicht zu kalt und nicht zu heiß war. Nun ließ er die Tropfenflut über den Rücken des 19 Jährigen fallen und bemerkte, wie sich dieser langsam zu entspannen begann. Er hielt ihn noch immer fest, der Kopf des jungen Mannes lag gegen seine Schulter gestützt. Er wusste nicht, wie lange sie dort standen, bis er zum ersten Mal wieder die Stimme des anderen hörte. „Das war mein erstes Mal…“ Murmelte es gerade so laut, dass es gegen die tosenden Wassertropfen ankommen konnte. Seto konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen und wusste nicht genau, wie er reagieren sollte. Er entschied sich, den Duschkopf in die Halterung zu hängen, die sich hinter Joey befand und achtete darauf, dass das Wasser noch immer über den Rücken des 19 Jährigen lief. „Du hast bisher immer behauptet, dass du kein Interesse an Männern hast. Es ist logisch, dass es dein erstes Mal war.“ Sagte er ruhig und hörte ein Schniefen unter dem Tosen des Wassers hervordringen. „Nein,…“ Begann die zitternde Stimme und Seto war sich nicht sicher, worauf diese Aussage abzielte. „Es war mein aller erstes erstes Mal…“ Kam kaum hörbar von ihm, die Stirn noch immer gegen die Schulter des anderen gedrückt. Er versuchte den Sinn dieser Worte zu verstehen und blickte auf die blonden Haare, die sein Sichtfeld begrenzten. Sein erstes erstes Mal? Hieß das etwa, dass Wheeler noch nie in seinem Leben Sex gehabt hätte? Nein, dass war völlig unmöglich. „Du warst doch mit Valentine zusammen oder?“ Kam endlich von dem Brünetten und er hörte ein seltsames Geräusch, beinahe wie ein verzweifeltes Grollen. „Was glaubst du, warum ich das nicht mehr bin?“ Die Verlegenheit hatte seiner Stimme eine ungeahnte Kraft gegeben und so klang sie laut über das Rauschen der Dusche hinweg. Der Blonde hatte ruckartig den Kopf gehoben und sah ihn aus großen Augen an. Das Wasser lief nun über seine Schultern und die Brust hinweg. „Nun, es gibt eine Menge Gründe, aus denen eine Beziehung brechen kann. Bei deinen bisherigen Aussagen hatte ich nicht erwartet, dass du noch Jungfrau bist.“ Verteidigte sich der Brünette und konnte doch das Schmunzeln bei dem Wort Jungfrau nicht lassen. Joey hingegen schien seinen unbeugsamen Kampfeswillen wiedergefunden zu haben, denn er verzog verärgert das Gesicht und schimpfte. „Wie hätte ich dir das denn sagen sollen? Erstens, weiß das niemand über mich. Zweitens, dich geht es überhaupt nicht an, was ich im Bett mache und was nicht und drittens, du hättest dich doch nur darüber lustig gemacht und es mir ewig vorgehalten.“ Von dem eben noch verstörend verängstigten jungen Mann war nicht mehr viel übrig. Dieser Wechsel war Seto schon früher aufgefallen. „Gut, ja, damit magst du Recht haben. Trotzdem wundert es mich, wie du so lange unge... jungfräulich bleiben konntest.“ Das Wort „ungefickt“ würde ihn jetzt wohl in Schwierigkeiten bringen. Dafür sah er die Verlegenheit zwischen all der Wut erneut aufbrechen. „Es wird einfach jedes Jahr schwerer.“ Murmelte der Blonde und bemerkte die Verwirrung in dem anderen Gesicht. „Eigentlich spricht niemand über dieses Thema, keiner aus meinem Freundeskreis und doch ist schon irgendwie klar, wer mit wem… du weißt schon. Irgendwann kam bei mir die Frage auf, weswegen ich noch nie hatte und ja, es wird zwischen all dem, worüber man nicht spricht auch klar, dass man ab einem bestimmten Alter hätte haben sollen. Aber wie erklärt man dann, dass man zu diesen Losern gehört? Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nur noch darum geht, dass es niemand erfährt. Sowas ist eben auch da, wenn dann doch mal die Chance kommt und…“ Er wich dem Blick der blauen Augen aus, seine Hände ruhten auf der Brust des Brünetten, vor Anspannung geballt. „Du hast jedes Mal versagt, wenn dich ein Mädchen angemacht hat?“ Klang die ruhige, tiefe Stimme über das Rauschen der Dusche hinweg. „Ja, und dann war da Mai, wunderschön und selbstbewusst und erfahren und das versetzte mich noch mehr in Panik.“ Joey konnte ihn noch immer nicht ansehen und starrte intensiv die Fliesen an, auf denen sich die Wassertropfen in wilden Bahnen abwärts stürzten. „Es ist nicht so, dass gar nichts zwischen uns lief. Es kam eben nur nie zum Sex. Entweder störte jemand oder… ich fand irgendeinen Grund, warum es jetzt nicht ging.“ Schwer atmete er aus und obwohl im dieses Thema unangenehm war, spürte er doch die unglaubliche Erleichterung, endlich mit jemandem darüber zu sprechen. „Ok, in der Theorie verstehe ich das.“ Begann Seto und musterte das Gesicht, von dem er nur ungefähr dreiviertel sehen konnte. „Aber sie wäre deine Lösung gewesen. Hättest du mit ihr geschlafen, dann wärst du keine Jungfrau mehr.“ Eine plötzliche Stille trat ein und ein lautes Schlucken war zu hören. Es dauerte eine Weile, in der Joey die Fliesen noch eingehender anstarrte. „Ich wollte aber nicht. Weißt du…“ Er brach ab und das aufgewühlte Gesicht wurde dunkelrot. „Jedes Mal… also… wenn sie… es hat… ähm… ich meine… es… es hat sich nie…“ Er räusperte sich, suchte nach den richtigen Worten. „Es hat sich nie so gut angefühlt, wie bei dir!“ Platzte es dann aus ihm heraus und er kniff die Augen zusammen. Nun war Seto verwirrt und doch versuchte er sich auf die Unsicherheit des Blonden einzulassen. „Was genau meinst du? Ich kann dir nicht ganz folgen.“ Hitze brannte auf den Wangen des 19 Jährigen feuerrot. Noch immer mochte er ihn nicht ansehen. „Echt jetzt? Du hast mich gefesselt, geknebelt und trotzdem hast du nicht wirklich lange gebraucht, damit ich komme! Ich meine, du hast nicht wirklich viel anders gemacht, als Mai und trotzdem hat es sich tausend Mal besser angefühlt.“ Seto hatte schon dutzende Male begriffen, dass dieser junge Mann ihn in Situationen brachte, bei denen er sprachlos wurde. Er konnte seine Gegner meistens so präzise durchschauen, dass er ihren nächsten Schritt schon kannte, bevor sie sich dafür entschieden hatten. Aber Wheeler… der brachte ihn immer und immer wieder aus dem Konzept. Ein Räuspern war alles, was er zu Stande brachte und plötzlich waren da wieder diese intensiven, honigbraunen Augen, die ihn voller Gefühl betrachteten. „Bilde dir nichts darauf ein. Du bist mein erster, also kann ich dich nicht großartig vergleichen. Davon abgesehen, dass die Umstände immer noch miserabel waren. Was für mich bedeutet, dass ich nicht weiß, ob ich dich hochkant aus dieser Dusche werfen will oder nicht. Du kannst nicht erst so etwas abziehen und dann nett sein, in dem Glauben, dass ich dir verzeihen würde!“ Diese Worte waren direkt und ohne Umschweife gesprochen worden. Einer inneren Überzeugung folgend, die ihn zu beflügeln schien. „Wie ich bereits sagte, ist mir das klar. Ich kann hier lediglich eine Schadensbegrenzung durchführen. Was ich getan habe, war nicht korrekt und es tut mir leid.“ Erwiderte er ruhig und versuchte sich zu fassen. Dieser Mann war wie ein Rätsel und jedes Mal, wenn er eine neue Seite vom ihm kennenlernte, schien das Rätsel noch komplizierter zu werden. Er hatte ihn immer als einen schlichten Geist angesehen, als dumm, einfältig und auf gewisse Weise als Trottel. Aber je mehr er über ihn erfuhr, desto vielschichtiger und tiefgründiger wurde er. Joseph Wheeler besaß eine interessante Persönlichkeit. „Schadensbegrenzung?“ Kam nun entsetzt von dem Blonden und Seto hob abwehren die Hände, während dieser die Arme verärgert vor der Brust verschränkte. Das Wasser lief nun über die Schultern und sammelte sich kurz in den entstandenen Kuhlen, bevor es in großen Wasserfällen über die Unterarme stürzte. „Es klingt schlimmer, als ich es meine. Ich hätte ja auch einfach gehen und dir noch den einen oder anderen bösen Kommentar zu werfen können. Ich denke nicht, dass es die Sache besser gemacht hätte.“ Er konnte beobachten, wie sich das Gesicht des jungen Mannes zu einem entsetzten Protest verzog, doch dann schloss sich der Lippen wieder, ohne etwas gesagt zu haben. „Na gut, vielleicht hast du Recht. Aber es klingt dennoch mies. Schadensbegrenzung, als wäre ich ein Unfall.“ Brummte er und musterte die Brust des Brünetten. Sein Blick ruhte auf den Bissspuren und er meine nach einer Weile, in der Kaiba nichts weiter gesagt hatte. „Fühlt es sich immer so gut an?“ Verwirrt versuchte der Angesprochene zu verstehen, was genau gemeint war und fragte so. „Was meinst du mit „es“?“ Die honigbraunen Augen sahen ihn nicht an und sein Blick war starr auf die Brust des Brünetten gerichtet. „Es… also… der… der Sex… ist er immer so gut?“ Stotterte der 19 Jährige nun leise vor sich hin und legte auf den Wangen noch einmal an Farbe zu. Es war ihm unangenehm und doch war da so viel zwischen ihnen geschehen, dass er eine Antwort wollte. Kaiba sah ihn einen Moment lang schweigend an und gab dann von sich. „Nun, das sollte er. Die Wahrheit ist, dass es immer ganz von der Situation abhängig ist, ebenso wie von deinem Partner oder der Partnerin. Ich habe in meinem Leben schon das eine oder andere Mal sehr schlechten Sex gehabt.“ Er blieb ruhig, obwohl ihn die Verlegenheit des anderen erheiterte. Er konnte ihm ansehen, dass er noch dunkler wurde und dann kam die heisere Stimme kaum noch gegen das Rauschen des Wassers an. „Und… und unser… ich meine… wie… also… was…“ Er schluckte laut und versuchte sich noch einmal zu fassen. „War der Sex gut?“ Er konnte nicht glauben, dass Wheeler wirklich eine solche Frage stellte. Manchmal wusste er wirklich nicht, was er von dem jungen Mann erwarten konnte. Verwirrt fuhr sich Seto mit der Hand durch die feuchten Haare und sah den Jüngeren nachdenklich an. Ein Teil von ihm schämte sich dafür, wie es zu diesem Akt kam und die dunkelblauen Handgelenke zeigten deutlich die Spuren seiner Tat. Das, was sie miteinander hatten, war anders, als die Art von Sex, die er sonst hatte. „Ja, doch, dass nenne ich guten Sex. Es war sogar extrem guter Sex.“ Nur kurz hob Joey den Kopf und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Dabei brannten seine Wangen noch immer dunkelrot vor Scham. Er konnte sehen, wie der 19 Jährige sich auf die Lippen biss und ihm noch etwas auf der Zunge lag. „Was geht dir durch den Kopf, Wheeler?“ Fragte der Firmenführer so und der Angesprochene senkte den Blick sofort wieder. Es schien zu dauern, bis er den Mut fand, seine Überlegungen zu formulieren. „Ich… also… weißt du, ich frage mich, wie es ist, wenn… also, wenn du mich nicht gefesselt hättest. Ich meine, es ist so, es war ja immerhin mein erstes Mal und ja, es hat mir unglaublich gut gefallen. Aber gleichzeitig habe ich auch schreckliche Angst, wenn ich daran denke. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so gedemütigt gefühlt und dass ist etwas, dass ich vielleicht nie wieder los werde.“ Er sprach immer schneller, als triebe ihn der Gedanke, seine Worte vielleicht nicht mehr aussprechen zu können. „Was ich damit meine ist, dass ich mir die Frage stelle, ob ich je wieder Sex in meinem Leben haben werde, weil ich immer und immer wieder an die Angst denken muss und nicht an dieses unglaublich erregende Gefühl. Was wäre also, wenn ich… also, wenn wir… nur so, um diese ganze Sache… also, es wäre… wenn… wenn… wir…“ Seine Brust hob und senkte sich immer schneller. Er schluckte und eine gewisse Unruhe hatte ihn ergriffen. „Ich will noch einmal…“ Brachte er hervor und konnte den Brünetten nicht ansehen. „… mit dir… jetzt… wenn du… also…“ Hätte ihm jemand einen Spaten über den Hinterkopf gezogen, er hätte sich nicht überforderter fühlen können. Er wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Er wusste nicht einmal, ob er wirklich verstanden hatte, was der andere da von ihm wollte. Die eisblauen Augen sahen Joey nur mit einem Unglauben an, den er nicht beschreiben konnte. Das war nicht sein Ernst oder? „Du willst… du willst jetzt noch einmal Sex mit mir haben?“ Platze es nun aus dem 22 Jährigen heraus und er wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ist das dein Ernst?“ Fragte er noch einmal und nun verbarg Joey das Gesicht hinter seinen Händen. „JA!“ Kam gedämpft aber deutlich hinter diesen hervor und reflexartig griff Seto nach den dunklen Handgelenken, um diese nach unten zu ziehen. Joey schrie kurz auf, denn diese Berührung reichte aus, um einen schmerzhaften Druck auszulösen. Die honigbraunen Augen sahen zu ihm auf und die Wangen waren tiefrot. „Sag mir das noch einmal!“ Forderte der Firmenführer ihn auf und Joey wirkte überfordert. „Ich… wenn ich darüber nachdenke, dann ist es garantiert eine absolut dumme Idee. Wahrscheinlich die dümmste, die ich jemals hatte, aber… aber ich weiß einfach nicht, welcher Kaiba du bist. Der betrunkene, der grausam und mies ist oder der nette, der auf mich eingeht und solche Sachen mit mir macht, die mich um den Verstand bringen. Aber eines weiß ich, ich will mehr von dem zweiten haben.“ Hektisch und schnell hatte er gesprochen und die beiden Männer standen dort, die Blicke gebannt aufeinander gerichtet. Ohne noch einmal darüber nachzudenken griff der Brünette nach dem Hebel für die Dusche und drückte diesen zurück. Das Wasser erstarb sofort und nur noch kleine Tropfen fielen wie fluchtartig aus der großen Brause. Er trat aus der flachen Wanne mit der gläsernen Wand und angelte eines der Handtücher, um es dem Blonden um die Schultern zu legen. Nur wenige Herzschläge später schob er diesen aus dem Badezimmer und es lag eine Anspannung in der Luft, die nicht zu beschreiben war. Seto wusste, dass sein Körper beinahe am Limit angekommen war und auch der Blonde erweckte nicht den Eindruck, als würde er noch lange durchhalten. Der Tag war lang, viel zu lang und viel zu ereignisreich. Doch diesen Moment, diesen aberwitzigen Moment konnte er sich nicht entgehen lassen. Vielleicht war dies das einzige Mal, in dem es zu dieser Situation kommen würde. Er spürte, wie er rücklings stürzte. Sein erstaunter Blick galt den honigbraunen Augen, welche von einem unerwarteten Leuchten glänzten. Nur einen hektischen Herzschlag später landete er auf dem Bett und der Blonde saß auf ihm. Schweigen. Anspannung. Unsicherheit. Ein Schlucken in der Stille und dann beugte er sich vor. Tiefer, bis die weichen, breiten Lippen die helle Haut berührten. Wassertropfen fielen aus den blonden Haaren und zerplatzen auf der Brust des Brünetten. Die sanfte, zärtliche Berührung jagte Seto einen Schauer über den Rücken und die Anspannung stieg. Er wusste, dass der Schmerz kommen musste, er kam immer. Doch die weichen Lippen, die seinen Hals so flüchtig liebkosten, führten ihren Weg ungerührt fort. Kuss um Kuss, begonnen knapp unter dem Ohr, bis hinunter zum Schlüsselbein. Keiner von ihnen dachte, hinterfragt diese Situation. Jeder wäre sonst zu dem gleichen Schluss gekommen: es war dumm! Nach dem, was eben geschehen war, konnten sie doch nicht erneut miteinander schlafen. Sie sollten nicht einmal gemeinsam in einem Raum sein. Nichts von alle dem sollte sein! Trotzdem hörte er seine Stimme heißer stöhnen, als die heiße Zunge über seine durch die Kälte der Nacktheit empfindsam gewordenen Brustwarzen leckte. Längst begriff er nicht mehr, dass es genau diese Reaktion war, nach der der Blonde verlangte. Dieser tiefe, inbrünstige Ton von Erregung und Verlangen, welcher seinen ganz eigenen Klang besaß. Die Lust hatte sie längst gepackt und trotz der Erschöpfung trieb ihr Körper das Blut in die Leibesmitte. Seto nahm nur am Rande seines Bewusstseins wahr, wie sich die unverkennbaren Zeichen anschwellender Lust gegeneinander rieben. Nur bedächtig drang in seinen Verstand vor, dass der Schmerz, den er erwartete, nicht kam. Die fremden, rauen Hände begannen ihn zu erkunden, streichelten seine geschundene Haut und die weichen Lippen setzten zärtliche Liebkosungen. Woher der Blonde dies alles wusste, konnte, den Mut dafür nahm, hinterfragt er nicht. Weder die Absurdität dieses Momentes, noch die Wichtigkeit. Dieses Spiel aus Zuwendung bot auch einen Aspekt der Macht. Das einzige, was noch durch den Nebel der Erregung platzte, war das plötzliche Zögern des anderen. Verklärt suchte er das Gesicht des Blonden und als sich ihre Blicke trafen, erfüllte ihn ein Verlangen ganz unbekannter Art. Der Klang seiner eigenen Stimme war so fremd und doch so vertraut in seinen Ohren. „Ich verspreche so gut wie nie etwas, weil ich alles in meiner Macht tue, um meine Versprechen zu halten. Joseph Jay Wheeler ich verspreche dir, nie wieder ein „nein“ von dir zu übergehen. Nie wieder!“ BLACKOUT Verwirrt starrte er auf die Wasserflasche, die er in Händen hielt. Wo war er? Was war geschehen? Hatte er ein Handtuch über dem Kopf? Seto blinzelte in das Licht des Raumes und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Er saß auf dem Bett, das Fenster weit geöffnet und die kühle Nachtluft drang ein. Vor ihm auf dem Boden lagen noch die zerstreuten Kleidungsstücke und die große Tagesdecke hatte jemand grob über das Bettende gezogen und hinunter geworfen. In dem ganzen Chaos gab es etwas, dass seinen Blick gefangen hielt. Dort lagen zwei aufgerissenen Kondomverpackungen. Zwei? Er saß auf der Bettkannte, die zusammengeknoteten Krawatten starrten anklagen zu ihm auf. Was war hier los? Das Geräusch einer zufallenden Tür ließ ihn zusammenzucken und die eisblauen Augen suchten panisch den Grund dafür. Nur wenige, schmerzhaft schnelle Herzschläge später tauchte der Blonde in der Schlafzimmertür auf, nur mit einer schwarzen Boxershorts bekleidet. Auch er hatte ein typisch weißes Handtuch über den Schultern, die Haare noch feucht. Er wirkte müde und ein leichtes Zittern begleitete jeden Schritt. „Ist alles ok bei dir, Seto?“ Kam die Frage so unpassend, dass der Angesprochene den Kopf schüttelte. „Was… was ist passiert?“ Brachte er nur zögerlich hervor und beobachtete verwirrt, wie der 19 Jährige zum Fester ging. „Wie meinst du das? Erinnerst du dich nicht?“ Ein erneutes, vorsichtiges Kopfschütteln löste die Frage aus. „An was erinnerst du dich noch?“ Ein Räuspern, bevor der Firmenführer auf das Bett deutete. „Wir beide waren… Du auf mir…“ So Recht wollte da kein Satz Zustande kommen und er drehte fahrig die Wasserflasche auf. Seine Kehle brannte. „Erinnerst du dich noch an dein Versprechen?“ Kam direkt nach dem Geräusch des Fensterschließens. Er musste zuerst einen Schluck Wasser trinken. „Ja, das ich nie wieder ein nein von dir übergehe und ich weiß noch, wie du mich danach geküsst hast. Aber dann… ist alles weg.“ Erklärte Seto verwirrt und kaum später hielt ihm der junge Mann sein Telephon entgegen. „Wir haben miteinander geschlafen und du meintest, dass wir definitiv duschen sollten. Danach warst du so erschöpft, dass ich dir etwas von mir zum anziehen geliehen habe und du wolltest deinen Wecker ausstellen.“ Sie hatten also wirklich? Sein Kopf schmerzte und er drehte den Deckel wieder auf die Flasche, bevor er nach dem Telefon griff. Überfordert und noch immer verwirrt, entsperrt er das Gerät und bemerkte, wie Joey das große Licht löschte. Die Vorhänge waren schon zu gezogen worden. „Hör zu, Seto, es ist zwei Uhr nachts. Meinetwegen geh in dein Zimmer oder schlaf hier. Hauptsache ich kann gleich endlich pennen. Ich fühle mich, als hätte mich eine Walze mitgenommen und wir haben morgen um 10 Uhr den Termin. Ich will wenigstens noch sieben Stunden schlafen.“ Brummte er und krabbelte schwerfällig auf das Bett von der andere Seite. „Außerdem bin ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch und will eingeschlafen sein, bevor ich mir über all das Gedanken gemacht habe. Gedanken über diesen verdammten Abend.“ Er saß müde im Bett und blickte ihn an. „Weder über die Tatsache, dass du betrunken bist und mich gefesselt hast. Noch über die Tatsache, dass du mich entjungfert hast, sofern man das so sagt, oder darüber, dass du es gegen meinen Willen gemacht hast. Genauso wenig will ich darüber nachdenken, dass wir danach noch einmal Sex hatten. Also, geh oder komm ins Bett, aber beeil dich!“ Mit einem schweigsam Nicken wandte sich der Brünette dem leuchtenden Bildschirm seines Telephons zu und öffnete die Einstellungen des Weckers. Er schob das digitale Rad auf der Oberfläche weiter, bis erst die sechs die fünf ablöste, dann die sieben die sechs, die acht die sieben und schlussendlich die neun den Platz einnahm. Er drückte auf Speichern und die Nachricht wurde eingeblendet: „Noch 7:06 Stunden bis zum Alarm“. Irgendwie registrierte er auch den Akkustand von 36%, doch das war ihm egal. Er beugte sich zur Seite und legte das Telephon auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Das Handtuch rutschte von seinen Schultern und er ließ es einfach fallen. In diesem Moment fühlte er sich so müde, wie schon lange nicht mehr. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, tat er es dem Blonden gleich und bewegte sich schwerfällig ins Bett. Unsicher griff er nach der Decke und war froh, dass diese Betten als Doppelbetten ausgelegt waren. Als er seinen geschundenen Körper endlich in die Waagerechte gebracht hatte ereilte ihn ein bleiernes Gefühl der Erleichterung. Noch währen das Licht der kleinen Nachttischlampe ausging und Joey auf seiner Seite des Bettes eine gemütliche Position zu finden versuchte, kam ihm ein Gedanke. Er konnte nicht schlafen, wenn jemand neben ihm lag. Selbst bei Viki und Paddy hatte er Schwierigkeiten. Doch kaum war dieser Gedanke gekommen, als die Müdigkeit sein Bewusstsein verschlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)