Dunkle Nächte von Traumfaengero_- (Wenn das Schicksal zuschlägt...) ================================================================================ Kapitel 12: Der Schluss! ------------------------ Kapitel 12 Das Ende vom Ende? Seto blickte noch immer entsetzt auf seinen Bildschirm und meinte dann. „Ich hätte jetzt auch gerne einen Schluck Whisky.“ Er lehnte sich zurück und biss sich auf die Unterlippe. Seine eisblauen Augen beobachteten regungslos die kleinen Bewegungen des Engländers, dessen Stimme aus den Lautsprechern tönte. „Na, das Problem ist simpel. Du müsstest jeden Fitzel im Hauptrechner einzeln umdrehen und ihn löschen, wenn er zu ihr gehört. Da sie sich aber mit einer rasanten Geschwindigkeit entwickelt, kannst du das vergessen. Die hat überall da, wo du eben gelöscht hast, ihre Daten aktualisiert. Also müsstest du jeden noch so keinen Teil von ihr auf einmal löschen. Da das auch nicht möglich ist, bliebe nur der böse Spruch aus „Batman, The dark Nigtht“. Wir brennen den ganzen Wald nieder, dann haben wir sie auf jeden Fall gelöscht. Leider auch alle anderen Daten.“ Seto schloss die Augen und begann langsam seine Schläfen zu massieren. Wie sehr er diese Worte hasste, aber sie stimmten. Er konnte nicht den gesamten Hauptrechner platt machen. Aber wieso hatte ein Programm wie dieses überhaupt die Möglichkeit sich so rasant zu vergrößern? Das war ein absolut anormales Verhalten. Das Grundprogramm war überhaupt nicht dazu in der Lage… Patrick begann zu summen und wippte mit dem Kopf von links nach rechts. „Mal ehrlich, was willste denn machen? Da gibt es nur eine Möglichkeit, sonst sind alle Daten und son Kram weg.“ Schweigend hörte er der schweren Stimme von Patrick zu und meinte dann leise. „Ja, ich weiß.“ Was hatte sein Bruder da nur angestellt? Doch auch er hatte auf seinem Rechner nicht mehr die Originalversion seines Zugirffsprotokolles. Da hatte ganz anscheinend Sally schon Änderungen vorgenommen. Aber wieso? Sie war doch ein Lernprogramm und es gab keine Erklärung, warum sie selbstständig zu arbeiten begann. Sie hatte ganz anscheinend so etwas wie ein künstliches Denken entwickelt. Aber das war unmöglich! Es gab nur eine „Programm“ das diese Fähigkeit hatte und das war eigentlich ein Mensch. Noah war zwar eine Datei, ein Programm, aber grundsätzlich basierte es auf einem menschlichen Gehirn. Wie auch immer sein Stiefvater das geschafft hatte. Daher war es auch so wichtig, dass diesem Trottel nichts zu stieß. Man konnte ihn nicht einfach wieder rekonstruieren. Wenn sein Gehirn einmal kaputt war, würde es das auch bleiben! Noah… sein Verhalten war ebenso verwirrend und seltsam. Es gab keine Erklärung für den Unfug, den er mit Mokuba anstellte. Natürlich wusste er davon, aber er verstand es nicht. Es schien wie eine Fehlfunktion, der er bisher noch nicht auf die Schliche gekommen war. Auch die anderen beiden wussten damit nichts anzufangen. Seufzend sah er wieder auf und bemerkte einen Jungen, der in das Bild trat. Er wirkte sehr jung, kaum 16 Jahre alt und seine blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er rieb sich müde über die Augen und ließ die schlanken Schultern hängen. Seine Stimme klang jugendhaft und kindlich als er auf englisch sprach. „Was machste denn da noch?“ Er schien ein gebürtiger Engländer zu sein, seine Stimme hatte diesen typischen Einschlag und seine großen Augen waren himmelblau. Er trug nur eine Boxershort, ebenso blau wie seine Augen. Er schien fast im Stehen einzuschlafen. Patrick setzte sich überrascht auf und drehte sich um. Er hatte nicht mit dem Kleinen hier gerechnet. Liebevoll zog er ihn in seine Arme und küsste ihn am Hals. „Arbeiten, mein Hase, oder sowas ähnliches.“ Gab er säuselnd von sich, während sich der Kleine breitbeinig auf seinen Schoß setzte. Müde kuschelte er sich an den Ältern, schloss die Augen und murrte genervt. „Waruuuuuuuuuuuum?“ Sanft strich im Patrick über den Rücken, küsste ihn erneut neckisch am Hals und sagte dann versöhnlich. „Weil ein alter Freund meine Hilfe braucht. Da is ein böses, böses Programm dabei, seinen Rechner zu schroten.“ Gähnend legte der Blonde seinen Kopf auf Patriks Schulter und knurrte dann noch unglücklicher. „Ja, und? Is doch nur n Rechner. Komm wieder ins Bett!“ Seto beobachtete sprachlos das Bild, das sich da vor ihm abspielte und auch Viktoria sah entgeistert auf den Bildschirm. Der Kleine könnte Patricks Bruder sein, ganz offensichtlich handelte es sich aber um den „Schnuckelhasen“ von dem der junge Mann vorhin gesprochen hatte. Viktoria zog eine Augenbraue hoch. Sie hasste solchen Kitsch. Man liebte sich, vielleicht nicht nur leidenschaftlich, sondern auch zärtlich, aber höchstens im Bett, oder dem Sofa, dem Tisch oder dem Büro. Aber doch nicht so… Sie war kein Freund vom Kuscheln und Liebkosen, wenn es nicht für den einen Zweck gedacht war. Da jedoch keiner der beiden „Zuschauer“ etwas sagte, ging das Spiel ungerührt weiter. Säuselnd sagte der junge Mann halblaut. „Nee, das is der Megarechner einer Firma, der darf nich so einfach hops gehen.“ Langsam jedoch schien auch Patrick immer müder zu werden, die Wärme seines Hasens, der sich eng an ihn geschiegt hatte, trieb ihn in Gedanken fort. Bedächtig schlossen sich seine Augen, auch er hatte seinen Kopf auf die Schulter des anderen gelegt und so verlor er sich ganz langsam in seiner Müdigkeit. Dann meldete sich wieder der kleine Blondschopf zu Worte. „Hm, kennt sich nich D mit sowas aus?“ Seine kindliche Stimme war fragend und man hörte ihr an, dass er schon halb eingeschlafen war. Doch dazu hatte er nicht länger Zeit. Seine Worte hatten den Älteren auf eine Idee gebracht, die ihn aus jeder Müdigkeit riss. Plötzlich sprang er mit glänzenden Augen auf und zog dabei in seinen Armen den Jungen mit. Sein Übermut brachte ihn beinahe zum Stolpern und er wäre fast mit samt seinem „Hasen“ gegen den Schreibtisch gesprungen. „Natürlich! Du hast Recht!“ Gab er von sich, setzte den Kleinen auf den Sessel und rannte aus dem Zimmer. Schweigen blieb alles, in der Hoffnung auf eine folgende Erklärung und der Blonde saß verwirrt dort auf dem Sessel. Er gähnte herzhaft und zog die Beine an. Wahrscheinlich kam der andere gleich wieder. So streckte er sich noch einmal, kratzte sich am Hinterkopf und rollte sich wie eine Katze zusammen. Er passte genau auf die Sitzfläche des Sessels und schien Augenblicklich einzuschlafen. Qualvolle 10 Minuten gingen vorbei, bis eine laute Stimme durch den Raum schallte. „Nein, ich brauche dich! Nicht einschlafen! Sieh es einfach als Überstunden an!“ Patrick schien mit dem Unbekannten zu sprechen, aufgeregt und laut, denn dieser hatte sich nur schwer wecken lassen. So war ein Knurren zu hören, welches diese Vermutung untermauerte. Mit einem Mal wurde ein junger Mann in das Bild geschoben, der deutlich müde und äußerst unwillig schien. Auch er war nicht mehr bekleidet als seine zwei Genossen und gähnte herzhaft, ohne die Hand vor den Mund zu nehmen. Seine schwarzen Haare waren zerzaust und gingen ihm anscheinend bis über die Schultern. „Überstunden, ja? Kriege ich die auch noch einmal in meinem Leben bezahlt, Chef?“ Fragte er und streckte sich ausgiebig. Seiner Stimme war anzuhören, dass er kein gebürtiger Engländer war, er hatte einen typisch amerikanischen Einschlag in seiner Wortwahl. Er wirkte im Vergleich zu den beiden anderen doch erheblich Älter, geschätzt um die 25 Jahre. Er hatte einen kleinen Kinnbart und seine grünen Augen schienen matt zu leuchten. Nun schien auch er endlich wach geworden zu sein und blickte fragend auf die Bildschirme auf dem Schreibtisch. Seine Augenbrauen hoben sich und er deutete auf den äußersten rechts. Er schien bemerkt zu, was hier passierte. „Ich weiß ja, dass ich echt viel intus habe, aber du weißt schon, dass da eine Videoübertragung ist?“ Er sah den leicht Kleineren mit einem seltsamen Blick an und schaute diesem dabei zu, wie er den Sessel zurück schob. „Ja, und das sind immer noch Seto und Viktoria, solltest du ja kennen.“ Die junge Frau sah sprachlos aus, ihre Augen waren ebenso wie ihr Mund ein gutes Stück offen und erst nach einer Weile fragte sie leise. „Ich dachte, du hättest nur einen Schnuckelhasen zu besuch.“ Der junge Mann lief knall rot an und schluckte, während er sich unsicher hinter dem Kopf kratze. Seto schüttelte nur den Kopf und meinte dann spöttisch. „Warum glaube ich dir eigentlich nicht, wenn du mir erzählst, dass du einen der weltbesten Hacker als deinen Chefprogrammierer eingestellt und dann in dein Bett geschleift hast, Paddy?“ Er hatte die Arme verschränkt und beobachtete, wie der Angesprochene mit zwei gemütlichen Stühlen zurück kam. „Du hörst mir nur nie zu, ich habe ihn erst in mein Bett und dann in meine Firme geschleift!“ Kommentierte er völlig ernst und warf eine Decke über den Kleinen, der noch immer tief und fest in dem Sessel schlief. „D“ lief noch etwas röter an und nuschelte, dass die Reihenfolge doch völlig egal wäre und dass er sich gerne noch etwas anziehen würde. Patrick sah ihn nur an und meinte. „Dafür ist keine Zeit.“ Er deutete auf den Bildschirm und warte. Der junge Mann stützte sich auf der Arbeitsfläche ab und starrte auf die verschiedenen Fenster. Ohne etwas zu sagen zog er die Tastatur an sich heran und nun flogen seine Finger über die Tasten. Er ließ dabei die Bildschirme nicht aus den Augen. Nach einer Weile jedoch hörte er auf und richtete sich zu voller Größe auf. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und fluchte. „Was ist das den für eine abgefackte Scheiße!“ Er sah völlig entgeistert zu den anderen und deutete dann auf die geöffneten Programme. „So, wie die sich weiter entwickelt, bricht das ganze System in geschätzt den nächsten 48 Stunden zusammen!“ Die Zeit verstrich qualvoll langsam und obwohl nun alle vier mit einer beinahe anormalen Geschwindigkeit arbeiteten, kamen sie kaum gegen die Entwicklung des Programmes an. Patrik und D fiel die Arbeit immer schwerer, der Alkohol und die Müdigkeit setzten ihnen übel zu und keiner konnte sagen, wie viel Kaffee sie schon getrunken hatten. Ihre Augen waren rot, die Tränensäcke dunkel abgezeichnet und ihre Gesichter bleich. D griff zu seinem Becher und verschüttete dabei beinahe den Inhalt. Er starrte erschöpft auf seine zitternde Hand und meinte dann leise. „Leute, wenn wir in dem Tempo weiter arbeiten, erreichen wir gar nichts.“ Als sich dann eine animierte Figur auf dem Laptop abzeichnete und ihn auch noch ansprach, rieb er sich stumpf über die Augen. Er drehte sich wieder um und arbeitete weiter. Doch diese seltsame Stimme blieb. „Hörst du das auch?“ Fragte er leise und der 20 Jährige schaute auf. „Ähm, ja… woher kommt das?“ Der Chefprogrammierer zeigte auf den Laptop und arbeitete weiter. „Was bist du?“ Fragte Patrick entsetzt und erstarrte bei seiner bösen Vorahnung. „Hallo, ich bin Sally!“ Gab sie in fließendem Englisch von sich. „Es freut mich, euch kennen zu lernen.“ Beine Männer hielten in ihrer Bewegung inne und es dauerte eine halbe Minute, bis sie sich wieder rührten. D fragte nur entgeistert. „Viktoria, kann sich dieses Viech jetzt auch noch innerhalb unseres Netzes bewegen?“ Die junge Frau sah auf und gab einen leisen Schrei von sich. „Sag nicht, sie ist in eurem System?“ Ihre Finger flogen panisch über die Tasten und man hörte sie fluchen. „Sie hat die Einschränkungsprotokolle überschrieben!“ Ein resigniertes Stöhnen kam von allen drei Männern gleichzeitig. „Können wir ihre Entwicklung nicht eindämmen, sie nicht aufhalten?“ Mokuba war sehr, sehr leise eingetreten und hatte das Gespräch belauscht. Zum ersten Mal seit langem war er sehr froh, dass sein großer Bruder ihn immer zum Englischunterricht genötigt hatte. Patrick und Ds Aussprache war zwar sehr schwer zu verstehen, dennoch wusste er, um was es ging. Langsam trat er näher und als er vor dem Schreibtisch zum Stehen kam, entdeckte ihn auch sein großer Bruder. Dieser jedoch beachtete ihn nicht weiter, seine Finger flogen erneut über die Tasten und kein Wort kam über seine Lippen. „Kaffee?“ Fragte der Kleine leise und hielt ihm einen Becher hin. Als wieder keine Antwort kam, stellte er diesen einfach auf die Ecke der Arbeitsfläche ab. Auch die andern schienen von ihm keine Kenntnis zu nehmen und verlegen zupfte er an seinem Pullover. „Es… es gäbe da noch eine Möglichkeit…“ Würgte er förmlich heraus. Seine Stimme schien kaum noch zu hören, doch sie war bei seinem Bruder angekommen. Er sah auf. „Es… es gibt da eine Möglichkeit das Programm in den O…Offline-Modus zu setzen.“ Es war ein seltsames Gefühl plötzlich Englisch mit seinem Bruder zu sprechen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und er biss sich auf die Lippe. Paddy war der erste, der etwas von sich gab. „Nun sag schon, raus mit der Sprache. Es ist echt dringend.“ Mokuba nickte, er hatte noch immer sein Head-Set im Ohr. Langsam trat er um den Schreibtisch herum und sah auf einen der Bildschirme. „Sally!“ Rief er das Programm und kaum später erschien die animierte Figur auf dem Bild. „Hallo Mokuba.“ Grüßte sie und winkte ihm lächelnd zu. „Hallo Sally. Menü öffnen!“ Gab er mit möglichst kräftiger Stimme wieder auf Japanisch von sich. Wieder faltete die junge Frau die Hände und nickte wie ein Dschinn Plötzlich erschein ein einfaches Fenster, welches schlicht und simpel gehalten wurde. „Arbeitsmodus öffnen.“ Befahl der Schwarzhaarige und wieder änderte sich die Beschriftung des Menüs. Mokuba sog scharf die Luft ein. „Modus auf Offline setzten. Alle Zugriffe einstellen. Alle Verbindungen kappen, vollständige Einstellung des Arbeitsprozesses.“ Die Priesterin sah aus ihren blauen Augen zu ihm auf und ihr Lächeln war verschwunden. „Erbitte Wiederholung der gegebenen Befehle!“ Mokubas Hände begannen zu zittern und er spürte die Blicke der anderen auf sich. „Menü öffnen, Arbeitsmodus öffnen und Modus auf Offline setzten. Alle Zugriffe einstellen, alle Verbindungen kappen und die vollständige Einstellung des Arbeitsprozesses einleiten!“ Wieder ertönte die Stimme der animierten Figur seltsam blechern. „Erbitte erneute Prüfung der Autorisierung.“ Mokuba fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und schloss die Augen. Seine Nerven schienen das Ganze nicht mehr lange mit zu machen. Er stützte sich auf dem verbleibenden Platz neben der Arbeitsfläche ab. „Mokuba Kaiba, 17 Jahre, Sternzeichen Krebs, Geburtstag ist der 7. Juli.“ Wieder lächelte die kleine Figur, schloss die Augen und verbeugte sich mit zusammengelegten Händen. „Autorisierung abgeschlossen. Bitte geben sie zur Bestätigung der Auszuführenden Befehle ihr Passwort ein.“ Mokubas Augen wurden groß. Er hatte doch nie ein Passwort eingeben… oder? Fieberhaft überlegte er und schaffte es wahrlich, das fragende Gesicht seines Bruders auszublenden. „Natürlich, nicht mein Passwort…“ Er drehte sich um und rannte hinaus. „Joey, ich brauche das Passwort, welches Passwort hast du gestern eingegeben?“ Der Blonde saß wieder an seinem Schreibtisch und versuchte mit zitternden Händen den Anrufern zu erklären, dass Mr. Kaiba momentan und auf unabsehbarer Zeit nicht zu sprechen wäre. Er sah aus seinen braunen Augen erschrocken auf und zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht, aber normalerweise heißen alle Passwörter bei mir gleich. J ein Punkt und dann meinen Nachnamen, warum?“ Doch da drehte sich der Kleine schon wieder um und rannte zurück. Er stürmte um den Schreibtisch herum und schob seinen Bruder einfach zu Seite. Er zog die Tatstatur an sich heran und gab die Kombination ein. Als er auf Enter drücken wollte, zögerte er. Sein Blick fiel zu Seto, dem nur eine unverständliche Frage in den Augen stand. Und dann drückte Mokuba doch die letzte Taste. Er betete, er hatte die Augen geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt. Wenn das jetzt nicht stimmte… Qualvolle Augenblicke verstrichen, in denen alle Augen auf ihn gerichtet sein mussten. Es geschah nichts. Langsam öffnete er ein Auge, sah auf den Bildschirm und schwieg. Es geschah gar nichts… Plötzlich tauchte eine einfache Sanduhr auf, die sich in langsamen Rhythmus um ihre eigene Achse drehte. Bitte warte, Befehl wird ausgeführt. Stand daneben und nun hielt er erst recht die Luft an. Minute um Minute verging und Patrik hatte auf einen der Bildschirme den Arbeitsprozess aufgerufen. Wen er jetzt etwas Dummes angestellt hatte, war es das mit ihm! Aber er hatte ja eh schon etwas Dummes angestellt. Er war kurz davor zu verzweifeln, als es dennoch passierte. „Befehl ausgeführt!“ Stand da und Augenblicklich wurden alle Bewegungen angehalten. Die Zahlen des Arbeitsprozesses fielen auf Null herunter und Makuba sackte vor Erleichterung in sich zusammen. Sein Bruder konnte ihn gerade noch festhalten, der Körper des Kleinen bebte und er atmete flach und hektisch. „Hey, beruhige dich. Es hat funktioniert.“ Meinte er so ruhig er konnte und zog ihn vorsichtig an sich. „Es ist alles in Ordnung, Mokuba.“ Der Schwarzhaarige schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an die Schulter seines großen Bruders, Tränen liefen über seine Wangen. „Ga.. gar nichts ist in Ordnung… i… ich bin doch für das… das ganze Chaos zu… zu… zuständig hier…“ Presste er hervor und versuchte sein Gesicht hinter seinen Händen zu verbergen. Patrik schüttelte den Kopf. „Moki, was redest du denn da? Das ist nicht deine Schuld, das, was du gemacht hast, war zwar nicht gerade intelligent, aber es hätte nicht zu solchen Ausmaßen führen können. Da muss ein Programm im Hauptrechner gewesen sein, das da hätte nicht sein dürfen. Das ist nicht deine Schuld.“ Versuchte er den Jungen zu beruhigen, während Seto ihm sanft über den Rücken strich. „Patrik hat Recht. Du kannst gar nicht so ein Chaos angerichtet haben.“ Er griff nach dem Telefonhörer und drückte die erste Kurzwahltaste. „Kommst du bitte rein.“ Meinte er sachlich und doch zu ruhig für diese Situation. Schniefend wischte sich Mokuba mit dem Handrücken über die Augen. „Wen… wen hast du denn angerufen?“ Fragte er verwirrt und sah dann fragend auf, als sich die Tür öffnete. Joey war diese seltsame Stimmlage ebenso aufgefallen und obgleich er versuchte entspannt zu wirken, war es ihm deutlich anzusehen. „Kümmerst du dich bitte um Mokuba. Ich habe hier noch einiges zu tun. Ich werde heute auch keine Termine mehr wahr nehmen können, verleg sie auf den Rest der Woche.“ Die sonst so Eisblauen Augen hatten einen selten warmen Zug und der Blonde nickte. Vorsichtig trat er auf den Schreibtisch zu und Mokuba erhob sich. „Geht schon.“ Meinte er leise, als sein Bruder ihm helfen wollte. „Es tut mir wirklich leid, Seto.“ Doch der Brünette schüttelte nur den Kopf und schickte ihn mit Joey aus seinem Büro. „Das war dein Bruder?“ Fragte D irritiert und hätte eine so sanfte Seite an dem berühmt berüchtigten Seto Kaiba gar nicht erwartet. „Ja.“ Gab dieser nur knapp von sich und da war es das auch schon mit der Sanftheit gewesen. Die blauen Augen hatten wieder diesen todbringenden Blick und Patrick flüsterte. „Lassen wir das Thema lieber.“ Es war in Japan längst die Nacht angebrochen, Patrick war mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen und D hielt sich kaum noch wach. „Ich denke, jetzt haben wir es.“ Flüsterte er beinahe, weil seine Stimme kaum noch Kraft besaß. „Was ist das für ein Programm?“ Fraget er irritiert, als seine Augen die Zeilen musterten und den Programmcode überflogen. „Sowas habe ich noch nie gesehen!“ Viktoria sah zu dem Brünetten, dessen Haltung und dessen Blick deutlich Gefahr signalisierten. „Gozaboru Kaiba hat anscheinend einen Weg gefunden ein menschliches Gehirn in ein Datenprogramm umzuwandeln und das ist eine Restdatei von dem Programm, das als Noah Kaiba bekannt ist.“ Gab er schlicht von sich. Die Augen Ds wurden groß. „Hä? Noah Kaiba? So heißt doch dein zweiter Bruder? Der ist doch aber aus Fleisch und Blut und… und… neee, nicht wahr? Wollt ihr mich verarschen?“ Viktoria schüttelte den Kopf. „Nein, nichts an diesem Mann ist aus Fleisch oder Blut, Kabel, Schrauben und Metall trifft es eher!“ Die beiden Firmenbesitzer sahen mit einer gewissen Zufriedenheit, wie das Entsetzen immer größer wurde. „Aber… aber… warum haltet ihr das geheim? Es gibt nicht einmal im Internet darüber Gerüchte? Das ist doch das Absolute… das ist doch…“ Ihm fehlten die Worte. Seto lehnte sich zurück und sah ihn eisig an. „Weil ich mir nicht ausdenken will, was in dieser Welt passiert, wenn das bekannt wird.“ Seine Stimme hatte einen unterkühlten, grausamen Ton. „Sollte ich auch nur die Vermutung haben, dass darüber ein Gedanke von dir ausgesprochen wurde oder sogar ein Gerücht darüber hören, war es das mit dir!“ Der junge Mann erstarrte und sah fragend zu Viktoria, die ebenso erst und eisig wirkte. „Warte mal, was soll das heißen?“ Fragte er irritiert. Die junge Frau sah ihn lächelnd an. „Ist das nicht deutlich gewesen? Wenn du dieses kleine Geheimnis herum erzählen solltest, werden wir dich suchen, finden und ganz langsam, grausam und qualvoll umbringen! Jetzt verstanden?“ D zuckte zusammen, als er ihre kalte Stimme hörte. „D… da… das ist nicht euer ernst, oder? Ihr zwei droht mir jetzt nicht gerade mich umzubringen?“ Nun sah er wieder zu Seto, dessen Miene sich nicht verändert hatte. „Nun, hältst du den Mund, hast du nichts zu befürchten.“ D lief der Schweiß die Stirn herunter. Die beiden konnten einem wirklich Angst einjagen. Er nickte langsam. „Ihr meint das echt ernst…“ Es war viel Zeit vergangen bis der Brünette aus seinem Büro kam. Mokuba und Joey waren noch immer wach und sahen ihn aufgeregt und auch schüchtern an. Yuriko hatte den beiden eine heiße Schokolade gemacht und sie kam gerade mit ihrem Becher zurück.“Oh, auch einen Kaffee?“ Fragte sie schlicht und als er nickte, stellte sie ihren ab. „Die beiden Damen sind übrigens schon zu Hause.“ Gab sie noch über die Schulter Bescheid und war auch schon verschwunden. Erst als auch er einen Becher dampfenden Kaffees in der Hand hielt, wurde Seto wieder gesprächig. Mokubas Augen hatten ihn groß und rund angesehen. „Keine Sorge, es ist alles wieder in Ordnung. Es hat zwar sehr viel Zeit gekostet, aber es sind weder Dateien verloren gegangen, noch ist sonst ein Schaden im System entstanden.“ Die beiden hielten ihre Becher fest und blickten noch immer ungläubig zu Seto auf. Der Brünette musste schmunzeln und nahm noch einen Schluck. Was für eine Wohltat, noch jemand, der es verstand Kaffe zu kochen. „Das ganze Chaos ist deswegen passiert, weil ein Restprogramm im Archive des Rechners zurück geblieben ist, das da nicht hätte sein sollen. Es hat die Selbstentwicklung dieser „Sally“ so beschleunigt und sie innerhalb von 24 Stunden im Rechner Amok gelaufen wäre. Ach ja, hier. Das ist für dich, Wheeler.“ Meinte er ruhig und hielt dem jungen Manne in mehrseitiges Dokument unter die Nase. Zwei paar Augen musterten dieses Papier eingehend und Joey wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Das war ein Vertrag, ein Vertrag mit seinem Namen. Es war ganz offensicht ein Dokument, in dem es darum ging, die zuständigen Verhältnisse für die nächsten drei Monate zu klären. „Du musst es noch unterschreiben.“ Meinte der Firmenführer ruhig und wartete geduldig darauf, dass die beiden auf die nächste Seite umblätterten. Zeile um Zeile wanderten ihre Augen den Vertrag herunter und dann stockten Mokuba und Joey schlagartig. Der 19 Jährige blickte auf und erkannte das amüsierte Lächeln auf den schmalen Lippen des 20 Jährigen. „Das… dass steht da wirklich oder?“ Fragte er noch einmal nach und nun beugte sich Yuriko über den Schreibtisch um zu schauen, was da geschrieben stand. „Das… das sind wirklich… wirklich… 177.344,40 Yen?“ Fragte Joey noch einmal und auch die alte Sekretärin staunte nicht schlecht. Gut, sie verdiente mehr, aber es ging hier nur um eine Wette. „Allein schon um dein dummes Gesicht zu sehen, ist es mir das Wert. Außerdem befindest du dich damit in der geringsten Gehaltsklasse in dieser Firma und ungerechnet sind es nur 1.506 Dollar oder 1.200 Euro. Das ist jetzt wirklich nicht berauschend.“ Es war doch immer wieder schön, die kleinen Bosheiten des Lebens zu genießen. So entgeistert vor Unglaube und Freude hatte er Joey wohl noch nie gesehen. „Sind soweit alle Termine umgelegt worden?“ Fragte er noch einmal nach und alle drei nickten brav wie dressiert. „Und die beiden Damen haben sich entschlossen zu verschwinden?“ Wieder gab es die gleiche Situation und er seufzte. Das würde ein Nachspiel haben! Er hatte gesagt, dass sie sich nicht von ihrem Fleck bewegen sollten und dann auch noch nach Hause zu gehen. Nun, da würde er am nächsten Tag zumindest noch eine kleine Freude haben. Mokuba blickte zu seinem großen Bruder hoch, er wirkte noch immer erschöpft und abgekämpft. „Ich… es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht, dass das alles so passiert.“ Meinte er noch immer mit brüchiger Stimme und wieder schüttelte Seto den Kopf. Der Brünette wirkte ebenso erschöpft und sagte dann ruhig. „Lass uns nach Hause fahren. Es war ein langer Tag.“ Es dauerte einen Moment, bis diese Worte in ihrer ganzen Wahrheit bei dem 17 Jährigen angekommen waren und er nickte. Sein Herz machte einen kleinen Satz, dass hatte er nicht erwartet. Oder kam das Donnerwetter noch am nächsten Morgen oder gleich im Auto? Nun wurde er doch wieder von einer gewissen Anspannung ergriffen. „Wenn du Morgen kommst, bring den Vertrag unterschrieben wieder mit.“ Seine tiefe Stimme hatte wieder diese kräftige Selbstsicherheit, dieser überlegene Befehlston. „Oder komm gar nicht.“ Damit stellte er den ausgetrunkenen Becher auf den Tisch und griff nach dem Koffer, der davor stand. So schnell, wie der großgewachsene junge Mann zum Fahrstuhl ging, so schnell konnte er gar nicht reagieren. Eilig griff Makuba nach seiner Tasche und lief seinem Bruder hinter her. Konnte das wirklich die Chance sein, auf die er so langegewartet hatte? Hinter ihm schlossen sich leise die Tüten und er stellte sich neben ihn. Fragend sah er auf, doch Seto bemerkte es nicht. Er war in Gedanken versunken, während der Fahrstuhl lautlos hinunter glitt. In der großen Eingangshalle brannte kaum noch Licht. Es war herunter gedunkelt, der Empfangsbereich leer und die Türen schon verschlossen. Draußen stand schon die Limousine und wartete auf die beiden Kaiba Brüder. Es schien wie vor vielen Jahren zu sein und in Mokubas Erinnerung sah er einen kleinen Jungen mit geringeltem Hemd lachend aus dem Gebäude laufen. Er dachte an die Geschehnisse in der Küche, wie er sich mit Seto gestritten hatte. Vielleicht war es an der Zeit, selbst der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Was auch immer nicht mit ihm stimmte, aber solange er sich dem nicht stellte, konnte es nicht besser werden. Nachdenklich sah er zu seinem großen Bruder auf, der gerade in den Wagen stieg. Trotz alle dem, schien ihn Seto nicht anzuschreien, nicht sauer zu sein und das war doch etwas wirklich Gutes oder? In Gedanken versunken stieg er in den Wagen und rutschte ein Stück näher an seinen Bruder heran. Nun blickte der Brünette ihn irritiert an. „Willst du etwas?“ Fragte er und die braunen Augen sahen ihn schüchtern an. „Also, ich… ich würde gerne…“ Vorsichtig beugte er sich näher und mit einem Kopfschütteln hob der angesprochene den Arm. Er zog seinen Bruder an sich und bemerkte, wie dieser im ersten Moment noch erstarrt stockte. Erst nach und nach wurde er entspannter und die eisblauen Augen wurden leicht enger. Ihr Weg hatte sie dahin gebracht, dass er seinen eigenen Bruder nicht einfach so in den Arm nehmen konnte? Ein Pochen breitete sich hinter seinen Schläfen aus, es war alles ein bisschen viel gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)