Auch Eis kann brennen, wenn es auf Feuer trifft von abgemeldet (...und kann lernen sich daran zu wärmen) ================================================================================ Kapitel 5: Ich kann auch gut ohne dich leben. --------------------------------------------- Wir saßen am Tisch und nahmen unser Frühstuck zu uns. Das hieß in Setos Fall, er trank lediglich einen Kaffee, Mokuba hingegen verschlang wieder einmal ein zwei Personen Essen und ich aß zufrieden mein Müsli mit Milch. Ein ganz normaler Morgen also. Mokuba hatte sich doch tatsächlich langsam zu einem Morgenmenschen entwickelt und saß gar nicht mehr mürrisch oder schlecht gelaunt herum, sondern sprühte vor Energie, wie sonst auch immer. Er quasselte und quasselte und zwischendurch schob er sich sein Frühstück in den Mund. "Mokuba bitte, schluck doch erst runter...ich verstehe sonst kein Wort von dem was du sagst." Der Kleine schloss sofort den Mund wieder und begann heftigst zu kauen um endlich das erzählen zu können, was ihm die ganze Zeit schon auf der Zunge brannte. Seto richtete seinen Blick auf mich. "Ausgerechnet du willst meinen Bruder erziehen?...Hätte nicht gedacht das du überhaupt weißt was gute Erziehung ist." Seine Stimmte triefte nur so vor Hohn und Spott. Sein Gesicht war ablehnend und ein verächtliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Ich sah ihn entgeistert an. Noch nie zu vor hatte ich ihn derartig abweisend empfunden wenn er lächelte, wie in diesem Moment. - Hä? Was ist denn jetzt los? Geht´s dir nicht gut Seto? - Ich hob leicht fragend die Augenbraue und sah ihn etwas misstrauisch an. Doch sein spöttisches Lächeln und dieser arrogante Blick...Ich fühlte mich deutlich eingeschüchtert. "Wie...bitte?" Das Lächeln verstärkte sich und gab seinem Gesicht einen noch höhnischeren Ausdruck. "Oh je, du bist auch noch schwerhörig. Aber ich will heute einmal nicht so sein und werde es für dich noch einmal wiederholen. Ich habe lediglich über deine vermutlich nicht vorhandene Erziehung spekuliert." Mein Blick wurde immer ungläubiger. Was war denn auf einmal mit dem los? - Der...der macht sich doch tatsächlich gerade lustig über mich. Ist der verrückt geworden? Was soll denn der ganze Mist auf einmal? - Ich atmete einmal unbemerkt tief ein. - Ganz ruhig. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Seto will dich nur provozieren. Warum auch immer. Einfach nicht darauf eingehen. - Ich lächelte ihn nun leicht an. "Ach so, danke für die Aufklärung...Mokuba, was wolltest du mir jetzt also erzählen?" Ich wand meinen Blick wieder zu dem Jüngeren und ignorierte einfach Setos Bemerkung. Der Kleine sah einen Moment verwundert aus, doch dann fing er sofort an zu berichten. Und jetzt, da er runtergeschluckt hatte, konnte ich sogar verstehen, was. "...da hat er mir eine drei geben, aber ich hab ihn gebeten doch noch mal die Punkte nachzählen, denn eigentlich müsste ich nach denen eine zwei bekommen. Hat er dann auch gemacht und er hat dann gesehen, dass er ein paar Punkte übersehen hat. Also hat er mir dann doch eine zwei gegeben." "Das ist ja toll, eine zwei in Geschichte." "Jetzt bin ich bin überrascht. Wer hätte gedacht, dass du auch schon zählen kannst." Ich musste mich zusammenreisen um meine Augenbraue nicht gefährlich zucken zu lassen. Das durfte doch nicht wahr sein. Was um alles in der Welt war denn heute nur mit Seto los? Wieder dieser Spott in seiner Stimme den man wirklich nicht überhören konnte. Aber diesmal wandte ich mich bewusst nicht zu ihm um und beachtete seinen Kommentar überhaupt nicht. - Anscheinend ist er heute wohl auf Ärger aus, aber nicht mit mir. Ich habe absolut keine Lust mich mit dir zu streiten Seto. - "Das freut mich wirklich für dich Mokuba. Bestimmt wird der nächste Test auch so gut." "Ich hoffe es." Der Kleine sah etwas irritiert zwischen seinem Bruder und mir hin und her. Ich hatte beschlossen einfach mal Setos Anwesenheit vollkommen auszublenden. "Ach weißt du was Mokuba, heute kommt der Kunde von dem ich dir schon so viel erzählt habe." "Der, der immer so schwierig ist?" "Genau. Er kommt und möchte sich die bisherigen Entwürfe ansehen. Wird also so eine Art kleine Präsentation. Hoffentlich ist er diesmal zufrieden." Mokuba öffnete schon den Mund um etwas zu erwidern, doch eine kalte und überaus höhnische Stimme kam ihm zuvor. Ich zuckte schon bei deren ersten Klang leicht zusammen. - Bitte nicht schon wieder... - "Tatsächlich, eine Präsentation? Dann gebe ich dir aber einen Tipp, du solltest unbedingt etwas mit deinem Aufzug machen, du möchtest die Leute doch nicht mit deinem miserablen Kleidungsstiel in die Flucht schlagen, oder?" Der Löffel landete mit einem klirrenden Geräusch auf dem Porzellan des Tellers vor mir. Meine Hand hing noch immer in der gleichen Position in der sie den Löffel gehalten hatte und ihn zum Mund hatte führen wollen. Er war mir einfach aus den Fingern gerutscht. In mir kochte es. Ich brachte meine gesamte Selbstbeherrschung auf, um nicht meinen Gefühlen nachzugeben. Mit aller Macht unterdrückte ich die aufkommenden Worte, die sich ihren Weg zu meiner Zunge bahnen wollten. Ich saß vollkommen erstarrt auf meinen Stuhl und benötigte meine gesamte Kraft, um die Kontrolle über mich zu behalten. Deswegen saß ich einige Sekunden bewegungslos da, spürte die Blicke der beiden Kaiba Brüder auf mir ruhen. Der eine überrascht und entgeistert, der andere abweisend und spöttisch. Mit einer langsamen und steifen Bewegung erhob ich mich vom Stuhl. - Reis dich zusammen, ganz ruhig. Nur noch ein kleines bisschen. - Ich stand auf und musste mich weiterhin bemühen mich zu beherrschen. "Entschuldigt mich bitte." Presste ich mit sehr viel Selbstkontrolle und so ruhig wie eben möglich hervor. Die beiden Brüder beobachten mich noch immer, doch ich ignorierte sie und ihre Blicke einfach. Stattdessen machte ich mich mit fast schon ungelenken Schritten auf den Weg in mein Zimmer. Kaum war ich dort angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich gleich mit dem Rücken dagegen. Ich schloss die Augen und atmete einige Male intensiv ein und wieder aus. Ich zwang mich meine innere Ruhe wiederzuerlangen und den Zorn zu verdrängen. Mit weiteren Atemzügen und entspannenden Bildern vor meinem inneren Auge suchte ich meinen Ruhepol. Ich spürte, wie ich immer ruhiger wurde und meine Gedanken sich ebenfalls wieder beruhigten. Der Zorn und die Wut waren besiegt. Blieben nur noch die Traurigkeit und die Kränkung. Seine Worte hatten mich verletzt. Ich stieß mich von der Tür ab, steuerte auf das Bett zu und legte mich mit einem Seufzer darauf. Ich lag auf den Rücken und starrte nachdenklich die Decke an. - Warum hat er das gemacht? Ich hab ihm doch gar nichts getan. Warum hat er mich dermaßen angegriffen und beleidigt? Gestern war er noch so nett und wir haben uns gut unterhalten und heute...ohne Grund geht er auf mich los und hackt auf mir herum. Was habe ich denn getan, dass er so sauer werden musste? Ich saß doch nur ganz friedlich am Tisch und er geht auf mich los...Was sollte das denn? - Ich warf einen kurzen Blick an mir herunter. Ich trug einen schwarzen Rock, der meine Oberschenkel bis zur Hälfte bedeckte, eine einfache weiße Bluse und darüber eine eng und feminin geschnittene schwarze Weste. - Meine Kleidung ist doch in Ordnung. Warum sagt er dann so was? - Mokuba sah ihr überrascht und verwundert hinterher, wie sie in ihrem Zimmer verschwand. Ihr Gesicht war so vollkommen steif gewesen. Und sie hatte auf einmal einen ganz leeren Blick gehabt. So hatte er sie noch nie gesehen. Sie sah sehr...verletzt aus. Er blickte zu seinem Bruder hinüber, der gerade an seinem Kaffee nippte und das ganze völlig zu ignorieren schien. "Was war denn das gerade eben?" "Was meinst du?" "Wieso hast du sie so angefahren?" "Ich weiß nicht wovon du sprichst Mokuba." "Doch, tust du sehr wohl. Du hast dich ziemlich unfair ihr gegenüber verhalten." "Ich kann mich nur wiederholen, ich weiß nicht wovon du sprichst. Und nun entschuldige mich, ich muss noch die Aktienkurse überprüfen. Ich bin noch kurz in meinem Büro bevor ich in die Kaiba Corporation fahre." Damit erhob er sich mit seinem Kaffeebecher in der Hand und ging in sein Arbeitszimmer, aber nicht ohne die Tür hinter sich zu schließen. Er starrte einen Moment ratlos auf die geschlossene Bürotür, überlegte einige Momente hin und her, dann fasste er einen Entschluss und erhob sich. Mit zügigen Schritten ging er auf Sarahs Zimmertür zu und klopfte leise. Ein gedämpftes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. "Herein." Ich drehte den Kopf nach Links und blickte auf die Tür, die sich nun langsam öffnete. Mokuba stand im Türrahmen. Er lächelte mich etwas unsicher an. "He Sarah." "He Mokuba." Er kratzte sich verlegen am Kopf und schien unsicher, was er als nächstes tun sollte. "Möchtest du nicht reinkommen?" Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Klar." Er schloss die Tür hinter sich und ohne große Umschweife trat er ins Zimmer und steuerte direkt auf das Bett zu, auf dem ich immer noch lag. Er ging darum herum, auf die andere Seite und kaum stand er dort vor der Bettkante hopste er ohne Zögern zu mir ins Bett und legte sich zu meiner Rechten neben mich. Er legte sich ebenfalls auf den Rücken und starrte auch die Decke an. Ich hatte ihn die ganze Zeit mit meinen Augen verfolgt und nun drehte ich meinen Kopf nach Rechts, um ihn anzusehen. Mokuba hatte einen sehr nachdenklichen Blick aufgesetzt, starrte aber weiterhin nach oben. Ich fand es einfach nett von ihm, dass er gekommen war und sich zu mir gelegt hatte. Ich bekam den Eindruck, dass er mich etwas trösten wollte. - Mokuba, du bist einfach lieb. - Ich wand meinen Blick wieder von ihm ab und sah nun ebenfalls zur Decke hinauf. Es herrschte Stille, aber das machte mir nichts aus. Er musste nichts sagen, mir genügte schon seine Anwesenheit und ich fühlte mich bereits wesentlich fröhlicher und kaum noch bedrückt. "Ich weiß nicht...ich weiß nicht wieso er so komisch war..." "Schon gut Mokuba, du musst nichts sagen." "Doch schon. Denn sonst ist Seto nie so. Er ist vielleicht manchmal etwas schroff und arrogant zu anderen, aber so wie eben...so habe ich ihn noch nie erlebt." "Vielleicht hat er heute nur einen miesen Tag und hat deswegen schlechte Laune." Ich wusste wie sehr Mokuba seinen Bruder liebte, wie sehr ihn eigentlich schon vergötterte. Ich wollte nicht, dass er sich bedrückt fühlte, weil ich womöglich schlecht über Seto denken könnte. Mir war klar, dass Mokuba mich mochte und dass er wollte, dass ich eine gute Meinung von seinem geliebten Bruder hatte. Er wollte einfach, dass Seto und ich gut miteinander auskamen, weil er uns beide mochte. Deswegen hatte er auch hin und wieder seine kleinen Tricks walten lassen, um uns einander näher zu bringen. Für ihn war es einfach wichtig, dass sich die beiden Menschen, die er gern hatte sich miteinander verstanden. Deswegen versuchte ich 'Ausreden' für Setos Verhalten zu finden. "Kann schon sein...aber du musst wissen, sonst ist er echt super, ein klasse Bruder und überhaupt..." Ich lächelte sanft. "Ich weiß Mokuba. Das musst du mir nicht extra erklären. Ich weiß, dass Seto sehr nett sein kann. Er ist heute bestimmt nur mit den falschen Fuß zuerst aufgestanden." "Wahrscheinlich." Der Kleine schien immer noch etwas bedrückt. Ihm hatte die ganze Sache eben am Frühstückstisch einfach nicht gefallen, aber er gab sich mit meinen Worten zufrieden. Immer noch starrten wir die Decke an. Doch jetzt fühlte ich, wie Mokubas linke Hand nach meiner Rechten tastete und sich langsam in sie hinein schob. Mein Lächeln wurde breiter. Ohne hinzusehen öffnete ich meine Hand weiter und als Mokubas kleinere, weiche Hand ganz darin lag, schloss ich sie wieder. Er hat es mir gleich und sanft hielten wir uns an den Händen. Diese Geste von ihm rührte mich über alle Maßen. Obwohl es nur eine kleine Bewegung gewesen war, dennoch zeigte sie mir, dass Mokuba mir vertraute und mir Zuneigung entgegenbrachte. Er mochte mich. Und diese Geste vertrieb auch noch die letzen Gedanken an die kränkenden Worte seines Bruders. Der Kleine verstand es wirklich einen zu trösten. "Mein Bruder ist sehr wohl nett, auch wenn die Leute behaupten er sei eiskalt und berechnend. Er ist nicht immer so. Er ist auch freundlich." "Ich weiß Mokuba, ich weiß." Und das war diesmal keine Ausrede. Ich wusste wirklich, dass Seto auch eine andere, eine zuvorkommende Seite hatte. Ja, er war abweisend und machte einen gefühlskalten Eindruck, aber manchmal, wenn auch selten, zeigte er auch den anderen Teil von sich, einen freundlichen Teil. Ich hatte am gestrigen Abend, während unseres Gespräches einen kurzen Blick auf diese Seite erhaschen können. Seto Kaiba konnte auch nett sein, wenn er wollte. Mokuba nickte leicht und wieder herrschte Stille. Doch abermals war es eine angenehme Ruhe. /Was war da schon wieder mit mir los? Warum habe ich das getan?/ Ja, warum hatte er so reagiert? Das war auch nicht wirklich typisch für ihn. Diese ständigen Sticheleien...eigentlich war das unter seinem Niveau gewesen. Sonst reagierte er nie so, außer man reizte ihn wirklich mit allen Mitteln dazu, aber das hatte sie nun wirklich nicht getan. Wenn ihn etwas gestört hatte, dann hätte er es direkt ansprechen sollen, aber nicht auf diese indirekte und höchst ineffektive Art und Weise. Sollte er vielleicht zu ihr gehen und...ja was? Sich entschuldigen? Bestimmt nicht. Da müsste schon die Welt untergehen, bevor er sich bei jemandem entschuldigte. Das war nun garantiert nicht seine Art. Aber er könnte eventuell doch einfach noch einmal mit ihr reden. Versuchen ein einigermaßen normales Gespräch mit ihr zu führen. So wie gestern... Und da erst ging ihm ein Licht auf. Es war wegen dem Gespräch von gestern. Deswegen hatte er so ungewöhnlich reagiert. Gerade wurde es ihm erst vollkommen bewusst. Es stimmte. Die Unterhaltung gestern, die ja doch, gerade dem Ende entgegen, relativ locker gewesen war hatte etwas an der bisherigen Beziehung zu ihr verändert. Dieses Gespräch hatte die bisherige Distanz zwischen ihnen verringert und sie hatten sich in der Tat etwas näher kennen gelernt. Er hatte feststellen müssen, dass man sich sehr gut mit ihr unterhalten konnte, dass sie durchaus ein interessanter Gesprächspartner gewesen war. Aber er hatte noch etwas anderes bemerkt, dass ihm aber erst jetzt wirklich klar wurde. Er hatte mehr von sich preisgegeben, als er vorgehabt hatte. Er hatte sich in dieser Unterhaltung mehr geöffnet als gewollt. Und er wusste nicht einmal genau warum. Er konnte nur mit Bestimmtheit sagen, dass es nicht an ihren Fragen oder Antworten gelegen hatte, dass er mit einem Mal so redselig geworden war. Sie hatte nichts Außergewöhnliches, nichts vollkommen Unbekanntes in dieses Gespräch eingebracht, was ihn dermaßen überrascht hatte, dass er einfach drauf los hätte erzählen müssen. Aber dennoch war es so gewesen, als hätte sie irgendwie die Worte aus ihm heraus gesogen, als würde sie ihn mit irgendwelchen obskuren Mitteln dazu bringen, aus sich heraus zugehen und mehr von sich preis zu geben, als beabsichtigt. Aber sie hatte nichts Ungewöhnliches getan. Nein, getan hatte sie nichts, aber er konnte sich schon denken, woran es dann lag. Einfach an ihrer Art, mit der er schlichtweg nicht umgehen konnte. Worauf er einfach nicht zu reagieren wusste. Das hatte ihm nicht gefallen. Das er sich vor ihr soweit geöffnet hatte. Deswegen hatte er versucht wieder die gewohnte Distanz zwischen ihnen zu schaffen. Sie war ja schließlich lediglich die Bekannte eines Geschäftspartners, die nur für wenige Wochen bleiben würde. Wieso sollte er eine engere Beziehung zu ihr aufbauen? Warum sollte er überhaupt eine engere Beziehung zu irgendjemandem aufbauen? Das war doch nun wirklich Zeitverschwendung und vollkommen unnötig. Dennoch war die Art wie er reagiert hatte, wie er versucht hatte den sich annähernden Kontakt wieder zu unterbinden, eindeutig unter seiner Würde gewesen. Er würde jetzt zu ihr gehen und ihr erklären, dass er in Zukunft den persönlichen Kontakt mir ihr so gering wie möglich halten wolle, da er zu sehr mit seiner Firma beschäftigt war, um sich auch noch Zeit für sie zu nehmen. Das war eine plausible Erklärung und sie würde das wohl widerstandslos annehmen. So würde er sich aus dieser seltsamen Sache wieder herausmanövrieren können. Auch wenn es ihm doch gefallen hatte sich mit ihr zu unterhalten. Er hatte sich schon länger nicht mehr so ungehemmt in einem Gespräch mit einem erwachsenen Menschen gefühlt. Es war eine durchaus interessante Erfahrung gewesen, aber er durfte sich nicht darauf einlassen. Beziehungen bedeuteten nur Ärger. Er legte wirklich keinen Wert auf so etwas... /Freundschaft!/ Das entlocke ihm nur ein kaltes Lächeln. Nein, das brauchte er bestimmt nicht. Und mit ihr schon gar nicht. Es war eine nette Unterhaltung gewesen, aber dabei würde er es belassen. Er erhob sich von seinem Schreibtisch und mit entschlossenen Schritten verließ er sein Büro. Er ging ohne weiteres Zögern auf ihre Tür zu, klopfte kurz an, aber ohne eine Antwort abzuwarten drückte er auch schon die Klinke hinunter und trat ein. "Sarah, ich muss..." Sofort hielt er inne. Das Bild das sich ihm bot, verschlug ihm einfach die Sprache. Sarah lag auf dem Rücken auf dem Bett, hatte den linken Arm unter den Kopf geschoben und sah zur Decke hinauf. Doch neben ihr lag Mokuba. Ebenfalls auf den Rücken, seinen rechten Arm unter dem Kopf und starrte genauso die Decke an. Das allein war nicht einmal das Schockierenste. Nein, sie hielten auch noch Händchen. Sie lagen nebeneinander auf dem Bett und hielten sich an ihren jeweils freien Händen fest. Wenn es nicht zu absurd gewesen wäre, hätte man glauben können, da läge ein Pärchen zusammen im Bett. Aber dafür war der Altersunterschied ja wohl zu groß, oder? So friedlich und einträchtig wie sie nebeneinander lagen und verträumt die Decke anlächelten...Das ganze gefiel ihm überhaupt nicht. Das ganze Bild, die ganze Szene war einfach nicht in Ordnung. Es bereitete ihm ein unbehagliches Gefühl. Als sie ihn gehört hatten, drehten sie nun die Köpfe zu ihm herum und sahen ihn fragend an. Sie schienen nicht einmal daran zu denken, sich voneinander zu lösen. Aber sie schienen sich auch nicht irgendwie ertappt zu fühlen. Er war eindeutig verwirrt, ohne es nach Außen zu zeigen natürlich. War das hier tatsächlich so harmlos wie es eigentlich sein sollte, oder steckte doch mehr dahinter? "Was ist hier los?" Seine Stimme war barsch und fast schon wütend. Was war denn jetzt schon wieder mit ihm los? Mokuba hob den Kopf und sah ihn fragend an. "Was soll denn los sein, großer Bruder?" Setos Augen blitzen kurz auf. "Mokuba, könntest du bitte gehen, ich muss mit Sarah unter vier Augen sprechen." Der Kleine schaute genauso verwundert wie ich mich fühlte. Was war nur auf einmal mit seinem Bruder los? Mokuba zuckte leicht mit den Schultern und löste unsere Hände voneinander. Er richtete sich auf und langsam verließ er den Raum. An der Tür machte ihm Seto den Weg fei, ließ ihn passieren und schloss die Tür hinter seinem Bruder wieder. Jetzt waren wir beide allein und er wollte sich mit mir unterhalten. - Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? - Ich hatte mich mittlerweile aufgesetzt und saß auf der Bettkante. Mit fragendem Blick sah ich zu Seto hinüber, der überaus angespannt mit vor der Brust verschränkten Armen vor der Tür stand und mich scharf musterte. Der abweisende Blick war wieder da. "Was sollte das?" "Was meinst du?" "Na das eben." Er zeigte mit einer Handbewegung auf das Bett. "Du meinst, weil Mokuba und ich drauf lagen? Was soll denn damit sein?" "Wieso liegst du mit meinem Bruder zusammen in einem Bett?" Seine Augen verengten sich und seine Stimme wurde noch drohender. "Stehst du etwa auf kleine Jungs?" Mir fiel die Kinnlade herunter. Mit weit geöffnetem Mund starrte ich Seto perplex an. Wenn ich nicht so fassungslos gewesen wäre, dann hätte ich ihn jetzt wohl lauthals angeschrieen und zurechtgewiesen. Aber ich war zu schockiert und einfach nur sprachlos. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn verblüfft anzustarren. Seto ließ mich keine Sekunden aus den Augen und musterte weiterhin jede meiner auch noch so kleinsten Bewegungen. Nun, nur im Moment bewegte ich mich gar nicht. Er schien seinen Worten auch nichts hinzufügen zu wollen. Nach endlos langen Sekunden, oder Minuten, fand ich endlich meine Fassung wieder. Rasch schloss ich meinen Mund wieder und musste erstmal schlucken, da er vollkommen trocken war. Auch meine weit aufgerissenen Augen normalisierten sich wieder. "Wie um alles in der Welt kommst du denn auf so einen Mist?" Ich stand auf und trat an ihn heran. Das konnte doch nicht wahr sein, dass er tatsächlich so etwas von mir dachte. "Was soll ich denn sonst glauben, wenn ich reinkomme und euch dabei erwische, wie ihr auf dem Bett kuschelt." Ich stand jetzt direkt vor ihm. "Bist du verrückt geworden?" Setos Augen verengten sich schon wieder bedrohlich. "Was heißt hier denn erwischt, oder kuscheln? Wir lagen doch lediglich auf dem Bett und haben uns an den Händen gehalten. Wo haben wir denn da gekuschelt?" "Das ist doch trotzdem nicht normal. Was willst du von meinem Bruder?" Ich vergrub kurz den Kopf in den Händen und schüttelte ihn energisch. Wie konnte man nur auf so idiotische Ideen kommen? Ich sah ihm wieder direkt in die abweisenden Augen. "Ich will gar nichts von deinem Bruder. Er ist doch nur zu mir gekommen um mir etwas Gesellschaft zu leisten und um mich zu trösten. Seto hast du das denn nicht gesehen? Was denkst du denn von mir? Die Beziehung zu deinem Bruder hat doch überhaupt nichts Sexuelles an sich. Wir sind doch lediglich befreundet, für mich ist er etwas Ähnliches wie ein kleiner Bruder. Ich würde mich doch niemals an Kindern vergreifen." "Und wozu musstet ihr auf dem Bett liegen?" Ich seufzte tief. "Wie soll ich dir das verständlich machen?" Ich dachte angestrengt nach. "Ich erwarte auch eine Erklärung." "Also pass auf Seto. Mokuba sieht in mir doch nicht eine Frau wie du vielleicht. Für ihn bin ich eher...na...wie soll ich sagen, eine Freundin, eine Art Mutterersatz." "Ein was?" "Mutterersatz. Er kommt zu mir und verbringt seine Zeit mit mir, weil ich eine Frau bin und mich deswegen anders um ihn kümmere. Fürsorglicher. Er fühlt sich wahrscheinlich so wohl bei mir, weil er so etwas wie eine Mutter in mir sieht." Seto zog eine Augenbraue in die Höhe. "Du willst an die Stelle seiner Mutter treten?" "Nein..." Es war einfach zum verzweifeln. Konnte oder wollte er mich nicht verstehen? "Nein, ich will nicht die Stelle seiner Mutter einnehmen. Ich wollte doch nur damit ausdrücken, was er in mir sieht. Er ist ein 12 jähriger Junge, der vollkommen ohne weiblichen Einfluss aufwächst. Er sehnt sich einfach nach...ich weiß kein anderes Wort dafür, als...eine weibliche Bezugsperson. Er sehnt sich einfach nach einer Frau in seinem Leben, die sich um ihn kümmert." Setos Blick wurde nun ungläubiger. "Verstehst du Seto, du bist sein Bruder, du kümmerst dich um ihn, versorgst ihn, bist sein Bruder, sein Freund und eine Art Vater für ihn. Aber eines kannst du nicht sein. Nämlich seine Mutter. Du liebst ihn, dass ist vollkommen klar. Du tust einfach alles für ihn, aber du kannst ihm einfach nicht das geben, was eine Frau kann. Es ist nun mal so, dass eine Frau anders mit ihm umgeht, wie du als Mann. Frauen sind eher einfühlsamer und gehen mit Kindern einfach anders um als Männer. Und das sucht Mokuba bei mir. Diese weibliche Fürsorge, die du ihm nicht geben kannst, auch wenn du sonst wirklich alles tust was dir möglich ist. Das kannst du dann halt doch nicht." "Mokuba sehnt sich nach einer weiblichen Bezugsperson? Wieso bist du dir da so sicher? Hat er dir das gesagt? Zu mir ist er auf jeden Fall noch nie gekommen und hat gemeint, er hätte gerne mal eine Frau um sich, die sich um ihn kümmert oder versorgt." "Nein, gesagt hat er es mir nicht. Aber ich merke es an seinem Verhalten mir gegenüber. Ich fühle einfach, dass er den Umgang mit mir so empfindet. Und dass er nicht zu dir gekommen ist...na wahrscheinlich hat er es selbst nicht einmal gewusst, dass ihm das fehlt. Ich denke, er weiß es sogar jetzt noch nicht, dass er sich die ganze Zeit nach weiblicher Fürsorge gesehnt hat. Er merkt nur, dass er sich in meiner Gegenwart wohl fühlt. Er weiß bestimmt nicht mal bewusst, dass er sich so etwas Ähnliches wie eine Mutter wünscht." Seto schien nun sehr nachdenklich. Er hatte anscheinend verstanden, was ich ihm hatte sagen wollen. Endlich! "Hm...dann sollte ich mir wohl überlegen, ob ich ein Kindermädchen für ihn einstelle. Wenn er, wie du sagst, eine weibliche Bezugsperson braucht, dann wäre das eine Lösung." "Ich denke schon, dass er gerne eine Frau um sich herum hätte, aber glaubst du nicht, dass er es merken würde, dass dieses Kindermädchen sich hauptsächlich nur deshalb um ihn kümmern würde, weil du sie dafür bezahlst? Er ist kein kleines Kind mehr und sehr intelligent. Er würde doch sofort wissen, dass es ihr Job ist Zeit mit ihm zu verbringen. Bestimmt würde sie ihn deswegen nicht weniger mögen, aber ich denke es wäre einfach ein komisches Gefühl für ihn." "Und was schlägst du stattdessen vor?" Seine Stimme wurde gereizter. "Soll ich mir vielleicht irgendeine Frau suchen und heiraten, nur damit Mokuba eine weibliche Bezugsperson hat?" Ich musste grinsen. "Warum nicht?" Sein missbilligender Blick traf mich, also verkniff ich mir mein Lachen. "Die Idee mit dem Kindermädchen war ja sehr gut. Du solltest nur vorher mit Mokuba darüber reden und ihm klar machen, dass sich diese Frau um ihn kümmert, weil sie es gerne möchte und es ihr Spaß macht und nicht nur, weil sie Geld dafür bekommt. Dann dürfte es schon gehen." "Warum sollte ich ihm so etwas erklären? Er kann sich ruhig schon einmal daran gewöhnen wie es im Leben so läuft. Menschen tun nun einmal nichts ohne sich einen persönlichen Vorteil daraus zu erhoffen. Sei es nun Geld, Macht oder auch nur Dankbarkeit. Jeder erwartet eine Gegenleistung für sein Handeln." "Herrje, du siehst die Welt wirklich sehr negativ. Aber weißt du, manche Leute tun auch Dinge für andere, weil sie einfach nett sein wollen. Nicht jeder versucht gleich den anderen übers Ohr zu hauen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es bei den Geschäften die du vereinbarst Gang und Gebe ist, dass man immer auf den eigenen Vorteil aus ist, aber hier im normalen Leben gibt es auch noch Menschen, die einfach nur hilfsbereit sind...mehr nicht." Ein spöttisches "Ha" entwich seiner Kehle. "Das bezweifle ich doch sehr." "Nun, ich kann dich nicht davon überzeugen, aber ich kann dir sagen, ich verbringe zum Beispiel Zeit mit deinem Bruder, weil wir uns gut verstehen, weil wir uns gegenseitig zum Lachen bringen, weil ich es will und nicht nur weil du mich hier aufgenommen hast und ich mich deswegen dazu verpflichtet fühle. Ich tue es freiwillig und habe keine Hintergedanken dabei. Ich find ihn einfach nur nett...Aber ich bin mir sicher du wirst bestimmt ein Kindermädchen finden können, dass gerne Zeit mit Mokuba verbringt, weil es ihn mag." "Von deiner Theorie mit der Selbstlosigkeit konntest du mich wirklich nicht überzeugen..." Seine Stimme war wieder leicht spöttisch. "Aber was die Sache mit dem Kindermädchen betrifft..." Er war kurz tief in Gedanken versunken und schien einen Moment abwesend ehe er fort fuhr. "Ich werde es mir überlegen." Ich nickte ihm leicht lächelnd zu. "Und glaub mir, das zwischen Mokuba und mir ist wirklich nur freundschaftlich. Wir verstehen uns einfach nur sehr gut." Er winkte ab. "Schon gut, ich hab´s mittlerweile verstanden." Ich nickte erleichtert. "Gut..." Ein kurzer Blick auf die Uhr folgte. "Oh, ich sollte langsam los. Ich muss zur Arbeit." Rasch griff ich nach meiner Laptoptasche die am Bett lehnte und schwang sie mir über die Schulter. Seto war mittlerweile zur Seite getreten und gab somit den Weg zur Tür wieder frei. Ich ging an ihm vorbei und öffnete sie rasch. Bevor ich allerdings nach draußen eilte, drehte ich mich nochmals schnell um und lächelt ihn an. Er beobachtete jeden meiner Schritte. "Wir sehen uns dann heute Abend, oder?" Er nickte. "Schön. Also dann bis später." "Hm." Begleitet von diesem nachdenklichen Abschiedgruß verließ ich die Wohnung. Von Mokuba war nichts zu sehen, wahrscheinlich hatte er sich in sein Zimmer verzogen, aber ich war schon so spät dran, dass ich keine Zeit mehr hatte, mich von ihm zu verabschieden. Ich musste zur Arbeit. Er stand noch einige Zeit in ihrem Zimmer und starrte ihr hinterher. Langsam schüttelte er den Kopf. /Schon wieder! Wie macht die das nur? Wieso reagiere ich bei ihr immer anders als geplant? Ich komme einfach nicht mit ihrer Art zu Recht. Schon wieder steh ich da und schau dumm aus der Wäsche. Das lief schon wieder eindeutig ganz anders als ich es eigentlich vor hatte./ Er gab einen leisen und resignierten Seufzer von sich. Langsam gewöhnte er sich noch daran nach einem Gespräch mit Sarah dazustehen und noch verwirrter zu sein, als zuvor. Er riss sich los und ging mit zügigen Schritten in sein Büro. Dort schnappte er sich seinen Laptop, gab dem Chauffeur über Handy bescheid, dass er schon mal vorfahren sollte und packte den Computer in seinen silbernen Aktenkoffer. Er musste schließlich auch zur Arbeit. Mokuba steckte gerade seinen Kopf zur Tür herein. "He Seto, wo ist denn Sarah?" "Sie ist schon los zur Arbeit." "Ehrlich? Sie hat sich gar nicht verabschiedetet...Was musstest du denn mit ihr besprechen?" "Nur etwas wegen ihrem Aufenthalt hier." Nun ja, ganz die Wahrheit war das ja nicht, aber er konnte seinem Bruder doch schlecht sagen, dass sie über ihn geredet hatten. "Bist du wütend auf sie?" "Nein, bin ich nicht." Das war nun überraschender Weise wirklich die Wahrheit. Obwohl er doch bei dem Anblick der sich ihm beim Eintreten ins Zimmer geboten hatte, fast vor Wut explodiert war, war diese nun vollkommen verschwunden. Wenn man es genau nahm, dann hatte ihn das Gespräch mit ihr nicht nur beruhigt, sondern auch auf unerwartete Weise angeregt und zum nachdenken motiviert. Er riss sich aus seinen Gedanken. "Mokuba ich muss los. Du machst dich auch bald auf den Weg zur Schule, verstanden?" Sein Ton war selbstverständlich weicher und netter als sonst, aber nichts desto trotz musste er immer noch den Erziehungsberechtigen für Mokuba mimen. Da kam er nicht drum rum. "Klar. In einer halben Stunde ungefähr." "Gut. Ich versuche heute etwas früher Schluss zu machen, so dass ich wieder da bin, wenn du aus der Schule kommst." Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht seines Kleinen Bruders aus. Wie sehr er dieses Lächeln liebte. "Super. Also dann bis nachher." Damit machte sich Mokuba auf den Weg ins Wohnzimmer. Wollte wohl noch etwas fernsehen. Er hingegen machte sich mit großen Schritten auf den Weg nach unten, wo die Limousine bereits auf ihn warten müsste. "Suchen sie die Akte von Mister Tanaka heraus. Ich will wissen, wie viel Umsatz seine Firma dieses Jahr voraussichtlich machen wird." Er ließ den Knopf der Gegensprechanlage wieder los und wartete einen Augenblick. "Sofort Master Kaiba." Roland erfüllte seine Pflichten gewissenhaft wie eh und je. Sein Blick wanderte über die Arbeitsplatte seines Schreibtisches vor ihm. Überall lagen Akten, Blätter mit Hochrechnungen und Dokumente darauf verstreut. Kein wirkliches System war zu erkennen. Er hatte es schon vor Stunden aufgegeben die Akten vor sich zu ordnen. Sie gerieten sowieso ständig durcheinander, da er alle fünf Minuten wieder Zahlen darin nachschlagen musste und diese aus unerfindlichen Gründen immer nur in der letzten Akte zu finden waren, die er in die Hand nahm, wenn der den Stapel durchsuchte. /Zeit für eine Pause./ Er könnte sich seit langen mal wieder eine Auszeit. Die Zahlen verschwammen schon langsam vor seinen Augen und ein ihm nur all zu bekannter Schmerz machte sich in seinem Kopf und vor allem in seinen Schläfen breit. Das ständige Flimmern des Bildschirmes war ihm auch nicht gerade dabei behilflich, seine ohnehin schon übermüdeten Augen zu entspannen. Seit über vier Stunden hatte er jetzt abwechselnd Zahlen in den Akten angestarrt oder Zahlen in seinem Computer eingegeben und diese somit auf dem Bildschirm angestarrt. Jetzt brauchte er einfach einen kurzen Moment Ruhe. Er schloss die brennenden Augen und es war eine Wohltat nur Dunkelheit sehen zu müssen. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich zurücksinken und lehnte sich entspannt in seinem bequemen Lederstuhl zurück. In diesem Augenblick vergaß er wo er sich befand. Vergaß, dass er in seinem riesigen Büro an seinem riesigen Schreibtisch in der Kaiba Corporation saß. Für einen winzigen Moment war er einfach nur er selbst und nahm nichts anderes um sich herum mehr wahr. Aber nur für wenige Sekunden. Denn auch im Ruhezustand konnte es sein Verstand nicht lassen auf Hochtouren zu arbeiten. Er war es einfach so gewohnt. Er konnte zwar seinen Körper entspannen, aber sein Geist machte nie Pause. Und so kehrten seine Gedanken wieder zu dem Thema zurück, dass er schon den ganzen Tag verbissen aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte, um ihn Ruhe arbeiten zu können. Immer wieder waren seine Gedanken dorthin zurückgekehrt und er hatte sich dazu zwingen müssen sich erneut auf die Zahlen vor ihm zu konzentrieren. Erst jetzt ließ er es zu, dass sich diese Erinnerungen wieder in seine Gedanken schlichen. Erst jetzt fand er genug Zeit, um sich damit auseinander zu setzten. Wenn er schon eine Pause einlegte, dann konnte er diese auch produktiv nutzen. Seine Gedanken kehrten zu Sarah zurück. Sie hatte ihm wirklich viel zum Denken gegeben. Er musste über viele Dinge nachdenken. Das was sie gesagt hatte...einiges davon war tatsächlich wahr. Ihr Gespräch heute Morgen war nun wirklich anders verlaufen, als er es erwartet hatte. Er war zu ihr gegangen um ihr zu sagen, dass er den Kontakt auf ein Minimum reduzieren wollte und stattdessen hatten sie wieder ein ausführliches Gespräch geführt und sie hatte ihn auf etwas sehr wichtiges aufmerksam gemacht, auf das er selbst nie geachtet oder gekommen wäre. Es stimmte. Er hatte nie daran gedacht, dass Mokuba eine Frau in seinem Leben brauchen würde. Er war nie auf die Idee gekommen, dass sein kleiner Bruder eine weibliche Bezugperson benötigen könnte. Er selbst hatte doch auch keine gehabt. Keine Frau, die irgendwie die Rolle seiner Mutter übernommen hätte und er war dennoch aufgewachsen, ohne dass ihm das wirklich gefehlt hatte. Aber Mokuba war nicht wie er. Er war anders. Er konnte es sehen wenn sein Bruder mit Sarah zusammen war. Er ging mit ihr ganz anders um als mit ihm. Natürlich, er war sein Bruder. Mokuba liebte ihn, keine Frage, aber dennoch, wenn sein Bruder und Sarah miteinander redeten, Zeit miteinander verbrachten, dann war das anders als sein Verhalten ihm gegenüber. Er konnte es nicht abstreiten. Auch wenn er es selbst nicht ganz nachvollziehen konnte, Mokuba schien einfach die Nähe zu einer Frau, einer Freundin zu suchen. Er benötigte anscheinend wirklich eine weibliche Bezugsperson. Nun, er war auch noch viel jünger als er selbst gewesen, als ihre Eltern gestorben waren. Vielleicht lag es daran, dass sich sein kleiner Bruder nach einer Art Mutter sehnte. Nun, er würde wohl ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob er ein Kindermädchen für Mokuba einstellen würde, wenn Sarah weg war. Solange sie noch da war und sich um ihn kümmerte, mit ihm scherzte solange konnte das noch warten. Solange bekam dieser ja seine weibliche Fürsorge. Aber er würde vielleicht tatsächlich ein Kindermädchen einstellen müssen. Weniger weil Mokuba sie als Aufpasserin benötigte, sondern wegen der weiblichen Bezugsperson in seinem Leben. Er schüttelte leicht den Kopf. Nein, er konnte es wirklich nicht ganz nachvollziehen, aber wenn es das war, was sein Bruder brauchte und wollte, dann würde er es bekommen. Er würde alles tun, damit Mokuba glücklich war. Selbst wenn es hieß eine Frau in sein Haus holen zu müssen. Gut, dass war eine Sache. Das würde er klären, wenn Sarah weg war. Aber jetzt war da immer noch Sarah selbst. Sie war ihm immer noch ein Rätsel. Sie war überaus seltsam und vielseitig. Aber soweit hatte er sie dann doch schon verstanden, dass er mittlerweile zwei unterschiedliche Arten an ihr entdeckt hatte. Die eine war diese kindliche, naive Seite an ihr, die fast immer nur bei Mokuba zum Vorschein kam. Da benahm sie sich wie ein Teenager oder gar wie ein Kind. Ausgelassen, albern, kindisch und verspielt. Aus unerfindlichen Gründen lockte sie damit ebenfalls die kindliche Seite seines Bruders hervor. Dieser lachte wesentlich ausgelassener und spielte vollkommen ungehemmt...Dieses Verhalten hatte er nicht mehr sehr oft bei ihm gesehen. Und irgendwie war er froh, dass Sarah wieder das Kind in seinem Bruder geweckt hatte. Er sollte doch einfach nur ein fröhliches Kind sein solange es eben ging. Nicht dieser junge Erwachsene, der für sein Alter viel zu erwachsenes Verhalten an den Tag legte. Für was rackerte er sich denn sonst hier so ab? Für ihn natürlich. Leider hatte er diese ernste Seite viel zu oft in letzter Zeit bei Mokuba beobachten müssen. Doch durch Sarah hatte sich das verändert. Sarah hatte ihn wieder zum Kind gemacht...mit ihrer eigenen kindlichen Ader. Die andere Seite an ihr war diese verflucht erwachsene und vernünftige Art. Also eigentlich das genaue Gegenteil zu ihrem kindischen Verhalten. Diese zeigte sie meistens, wenn sie sich mit ihm unterhielt. Ihre Ausdrucksweise, ihre Ansichten und ihr Auftreten entsprachen kaum der einer 19 Jährigen. Sie verhielt sich wesentlich erwachsener, erfahrender, weltoffener. Als hätte sie schon viel erlebt, gesehen und ihr Verhalten entsprach oft der einer wirklich Erwachsenen von vielleicht 30 Jahren. Mit dieser Seite konnte er sich seltsamer Weise identifizieren. Er konnte sich in ihrer Art wieder erkennen. Denn er selbst benahm sich auch schon lange nicht mehr seinem Alter entsprechend. Sein Auftreten war ebenfalls immer wesentlich reifer und erfahrener, als er es mit seinen 20 Jahren hätte sein dürfen. Mit diesem Teil führte er diese Gespräche, die ihn immer wieder so aufwühlten. Er konnte Dinge mit ihr austauschen wie mit sonst niemanden. Denn sie war ähnlich wie er. Sie war auch für ihr Alter zu erwachsen. Es schien fast so, als würde diese Gemeinsamkeit eine Brücke zwischen ihnen schlagen und ihnen die Konversation zu erleichtern. Er hatte noch nie so ehrliche Gespräche mit einem Menschen in seinem Alter geführt. Die Leute mit denen er sonst zu tun hatte, hatten alle ein Durchschnittsalter von Mitte 40. Er konnte sich zwar auch mit ihnen unterhalten, wie Erwachsene eben, aber das war nicht das Gleiche. Mit Sarah war das einfach anders und leichter. Es fiel ihm einfacher, weil er sich selbst irgendwie in ihrem Verhalten wieder erkennen konnte, weil er sie dadurch tatsächlich etwas besser verstehen konnte. Er hatte weniger Hemmungen offen mit ihr zu sprechen, weil sie ihm in gewisser Weise ähnlich war. Auch wenn er nicht wusste, was bei ihr dazu geführt hatte, so früh schon hatte erwachsen werden zu müssen. Wieso er so war, dass war ihm klar. Er hatte keine andere Wahl gehabt...doch was war ihr Grund dafür? Aber er musste auch zugeben, er wusste nicht, ob er vielleicht nicht auch ein wenig neidisch auf sie war. Wenn er sah, dass sie trotz ihres ausgeprägt reifen Benehmens dennoch auch ihre kindliche Seite ausleben konnte...hin und wieder fragte er sich, ob er das vielleicht auch gerne tun würde. Bis her hatte er das nie vermisst, er hatte nie das Verlangen danach verspürt, aber wenn er dann sah, wie ausgelassen Sarah und Mokuba miteinander umgingen, miteinander lachten...in den Augenblicken fragte er sich dann doch, ob er nicht gerne an ihrer Stelle wäre. Ob er nicht gerne so ausgelassen mit seinem kleinen Bruder spielen wollte. Aber er fühlte nicht wirklich das Bedürfnis danach. Er hatte seine kindliche Art schon lange abgelegt und hinter sich gelassen und er wollte sie auch nicht zurück. Nur wenn er sah, wie er mit Mokuba hätte spielen können, wenn er sie noch besitzen würde, dann trauerte er seiner verlorenen Jugend kurz hinterher. Aber nie lange. Er war Geschäftsmann. Er war Inhaber und Leiter der Kaiba Corporation. Dafür benötigte man keine kindliche Ader. Aber einer Sache musste er sich dann doch einfach ergeben. Er öffnete die Augen wieder und ließ seinen Blick ruhig über die Einrichtungsgegenstände seines Büros gleiten, welche allesamt stielvoll und hell waren. Auch wenn er eigentlich vorgehabt hatte sich von ihr zurückzuziehen, ihr mehr aus dem Weg zu gehen, jetzt konnte er es nicht mehr. Besser gesagt, er wollte es nicht. Denn ihm gefiel es sich mit ihr zu unterhalten. Endlich hatte er wieder einmal einen interessanten Gesprächspartner und er genoss es solch anregende Gespräche mit ihr zu führen. Auch wenn er sich meistens seiner Auffassung nach irrational dabei benahm, bisher hatte er nur von diesen Unterhaltungen profitiert. Auch wenn er mehr von sich preis gab, als er es wollte, auch wenn er ihr mehr erzählte als sonst irgendjemand anderen, außer Mokuba...es gefiel ihm und er würde sie vielleicht sogar hin und wieder bewusst aufsuchen, um sich mit ihr zu unterhalten. Einfach um wieder einmal ein vollkommen ehrliches Gespräch zu führen, ohne dass sein Gegenüber sofort versuchte ihn reinzulegen. Denn mit ihr waren es überaus ehrliche Gespräche und er hat bei ihr tatsächlich kaum das Gefühl, dass sie ihn irgendwie hintergehen wollte oder sich auf ihren eigenen Vorteil konzentrierte. Mit ihr führte er keine Verhandlungen, mit ihr unterhielt er sich einfach nur. Das war ein befreiendes Gefühl /Genug nachgedacht. Ich denke sowieso viel zu oft in letzter Zeit über sie nach./ Mit einem zufriedenen Gefühl und einem kalten Lächeln auf den Lippen wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Er sollte das hier so schnell wie möglich fertig bekommen, damit er um 16 Uhr nach Hause fahren konnte, denn da hatte Mokuba schließlich Schulende. Als er seine Wohnung dann endlich betrat, war es gerade halb fünf. Mokuba müsste also schon da sein. Er trat ins Esszimmer und legte seinen Aktenkoffer mit dem darin enthaltenen Laptop und einigen Dokumente, die er heute noch überarbeiten wollte, auf den Esstisch ab. Er blickte sich kurz um, doch von seinem kleinen Bruder war keine Spur zu sehen. "Mokuba...ich bin zurück." Normalerweise hielt er nichts davon laut durch die Gegend zu rufen, aber er hatte keine Lust zu seinem Zimmer zu gehen und nachzusehen, ob er wirklich darin war. Seine leichten Kopfschmerzen waren immer noch nicht vergangen und er überlegte ernsthaft nicht doch ein Aspirin zu nehmen. Er hörte wie eine Tür geöffnet wurde und kurz darauf stand auch schon sein kleiner Bruder vor ihm, fröhlich lächelnd wie immer. Anscheinend war Sarah noch nicht da, sonst wären die beiden wohl zusammen und würden irgendwelche Spiele miteinander spielen. "Hallo großer Bruder. Du hast ja wirklich früher Schluss gemacht." "So wie ich es versprochen habe." "Super." Ein freudiges Lachen erfüllte kurz den Raum. Wie sehr Mokuba sich doch jedes Mal freuen konnte. Er ließ kurz den Blick durch das Apartment streifen. Yura hatte wie immer gute Arbeit geleistet, aber er erwartete nichts anderes. Sonst würde er sie wohl kaum beschäftigen. Es war ihr Job für Ordnung zu sorgen. "Seto, Sarah hat vorhin angerufen und gemeint sie kommt heute später. Wahrscheinlich erst zum Abendessen. Wie sieht es aus...hast du Zeit für mich?" Eines seiner seltenen, dafür aber ehrlichen Lächeln überzog sein Gesicht. Würde er die Akten eben heute Abend überarbeiten. "Natürlich Mokuba." Wieder ein glockenhelles Lachen, das die Wohnung erfüllte. Bis um viertel vor sieben beschäftigen sie sich nur miteinander. Er hatte die Gedanken an seine noch zu bewältigende Arbeit völlig aus seinem Bewusstsein gedrängt und beschäftigte sich nur mit seinem Bruder und er genoss diese Zeit in vollen Zügen. Also Mokuba ihm dann vorschlug schon mal alles für das Abendessen vorzubreiten, da Sarah ja wohl bald kommen würde, hatte er erstaunlicher Weise zugestimmt. Es kam für ihn selbst ein wenig überraschend. Lag das wieder einmal an Mokubas leuchtenden Augen, die ihn erwartungsvoll anblickten? Vielleicht. Nachdem er nachgesehen hatte was Yura für sie hergerichtet hatte, es gab heute Sushi, deckten sie gemeinsam den Tisch und er konnte es Mokuba auch durch noch so viel zureden und missbilligenden Blicken nicht ausreden, eine brennende Kerze auf den Tisch zu platzieren. /Wir haben Kerzen? Seit wann denn das?/ Er besah sich den Abendtisch und bei dessen Anblick breitete sich in ihm einfach das unbehagliche Gefühl aus, dass das hier doch einen recht festlichen Eindruck machte. Er war nicht wirklich begeistert davon. Er hielt nichts von solchem Kitsch, aber andererseits...ihm kam der Gedanke, dass Sarah sich über diesen Anblick wahrscheinlich sehr freuen würde. Mit einem innerlichen Seufzer gab er nach. /Na gut, aber wirklich nur dieses eine Mal. Sagen wir als Ausgleich für heute Morgen. Dann ist die Sache aber vergessen./ Natürlich würde er sich nicht bei ihr entschuldigen, wieso auch? Er würde sich bestimmt bei niemandem für irgendetwas entschuldigen. Aber seiner Meinung nach, war das hier eine mehr oder weniger akzeptable Lösung. Er hatte sie nun einmal eigentlich grundlos angefahren und wenn er etwas nicht leiden konnte, dann wenn er etwas falsch gemacht hatte. Ihre Gefühle waren ihm egal, sollte sie doch verletzt oder sonst was sein, aber sein Verhalten hatte nicht seinen Ansprüchen an sich selbst entsprochen und das nagte an ihm. Also würde er sein Fehlverhalten durch diese Geste wieder ausbügeln und danach konnte er sich wieder wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Seiner Arbeit. Ich war hundemüde. Ich wollte eigentlich nur noch meine Ruhe und am liebsten ein heißes Bad nehmen oder mich auch gleich nur noch ins Bett fallen lassen. Die Arbeit heute hatte mich echt geschafft. Ich hatte nicht eine Minute Pause machen können, weil dieses verdammte Werbeplakat noch zwei Mal umgestaltet werden musste. - Idiotischer Kunde. Wie kann man nur so unentschlossen sein? Lässt uns da alles eine Woche lang nach seinen Vorgaben entwerfen und dann will er es doch plötzlich ganz anders. Idiot! Ich arbeite doch gerne eine Woche mal einfach so für nichts. Echte Scheiße. Die ganze Arbeit war umsonst. Oh man, ich will ins Bett. - Meine Laptoptasche hing wie Blei an meinen Schultern. Und wirklich Zeit für Mokuba hatte ich heute auch keine gefunden. Jetzt war ich einfach zu erschöpft um noch was mit ihm zu spielen. Aber ich hatte die wage Hoffnung, das Seto sich ein wenig um ihn gekümmert hatte. Wenn er denn dann schon zurück von der Kaiba Corporation war. Ich befürchtete schon, ich würde im Gehen einschlafen so schwer waren meine Lieder. Ich ging mit mühsamen und sehr, sehr müden Schritten ohne aufzublicken auf meine Zimmertür zu. Ich hörte schon mein Bett rufen...als mich eine Bewegung aus meinem schon fast Schlafzustand riss. Überrascht hob ich den Kopf und sah mich verblüfft um. "Sarah, da bist du ja endlich. Super. Wir haben mit dem Essen nur auf dich gewartet." "Wir? Gewartet?" Mein übermüdetes Gehirn brauchte ein paar Sekunden um alles zu verarbeiten. Mokuba stand mit strahlenden Augen und ebenso strahlendem Lächeln vor mir und zeigte mir einer ausladenden Geste hinter sich. Ich folgte seiner Andeutung und was sich mir nun bot entlockte mir ein gerührtes Lächeln. Ich konnte nicht anders als über das ganze Gesicht zu lächeln und all meine Müdigkeit war mit einem Mal verschwunden. Ein gedeckter Tisch, sogar mit einer Kerze und Seto lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an einem der Barhocker an und beobachtete mich aufmerksam. Mein Lächeln wollte gar nicht mehr verschwinden. "Das ist ja toll. Wessen Idee war denn das mit der Kerze?" "Mokubas." Setos antwort klang sehr trocken. Man konnte heraushören, dass ER niemals auf so eine Idee gekommen wäre, oder überhaupt gewollt hätte. Ich blickte zu Mokuba hinunter und lächelte ihn liebevoll an. "Das ist voll süß von dir." Ein verlegenes Grinsen war seine Antwort darauf. Doch um den peinlichen Moment für ihn zu unterbrechen ergriff er rasch meine Hand und zog mich mit überraschend viel Kraft zum Tisch hinüber und drückte mich auf meinen Platz. "Wir haben alles vorbereitet, du musst nur noch essen." Mokuba wuselte schon zu seinem Stuhl hinüber und ließ sich nieder sinken. Nun bewegte sich auch Seto und nahm seine üblichen Platz ein. Immer noch so glücklich lächelnd warf ich einen kurzen Blick zu ihm hinüber. Sein Gesicht war mal wieder eine undurchdringbare Maske. Man konnte nicht erkennen, was er dachte. Also wand ich meinen Blick wieder Mokuba zu. "Das ist wirklich toll von euch. Ich war so richtig fertig und wollte nur noch ins Bett und dann so was..." Mein Blick streifte über den Tisch hinweg. "Ehrlich, das kam genau zur richtigen Zeit. Ihr versteht es wirklich jemanden aufzumuntern." Ich sah dabei bewusst nicht zu Seto hinüber. Ich war mir nicht ganz sicher, wie er auf meine Worte reagieren würde, wenn ich ihm das direkt ins Gesicht sagen würde. Ich hatte mir sowieso schon ein "ihr seid so was von lieb" verkneifen müssen. Man stelle sich vor, ich würde Seto ins Gesicht sagen, dass er lieb sei. Uh, den Blick den er darauf als Antwort parat haben würde, den wollte ich lieber nicht sehen. Mokuba lächelte mich vergnügt an. Das Essen an sich ging dann recht ruhig und entspannt von dannen. Ich war zwar nicht ganz so gesprächig wie sonst, dafür war ich dann doch einfach zu erschöpft, aber ich empfand diese Ruhe als sehr angenehm. Gerade nach dem nervigen Bürolärm den ganzen Tag über. Immer wieder hob ich den Kopf und betrachtete kurz die brennende Kerze und ein kleines freudiges Lächeln überzog mein Gesicht. Ich fühlte mich richtig wohl. Als wir fertig waren, und das Essen war wirklich köstlich... - Notiz an mich selbst, wenn ich Yura das nächste Mal treffe, muss ich ihr unbedingt sagen, wie toll sie kochen kann. - ...zog ich mich mit der Erklärung, dass ich sehr müde sei, zurück und ging in mein Zimmer. Obwohl es gerade erst kurz nach acht war konnte ich die Augen einfach nicht länger offen halten. Das gute Essen hatte mich zusätzlich noch schläfrig gemacht. Also hantierte ich nicht mehr lange herum, sondern ließ mich mit einem wohligen Seufzer in mein weiches Bett fallen, entspannte genüsslich meinen Körper und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Leute ich weiß nicht wieso, aber ich mag dieses Kapitel überhaupt nicht. Und es liegt bestimmt nicht daran, dass ich diesmal sehr viel aus Setos Sicht beschreibe. Das hat eher Spaß gemacht. Ich glaube es liegt daran, dass diesmal sehr viel Psychogequatsche vorkommt. Dauernd analysieren die sich gegenseitig. An sich wollte ich damit die Charakter der Personen etwas detaillierter darstellen, so dass man einen tieferen Einblick in ihre "Seele" bekommt, aber irgendwie ist mir das nicht so gelungen wie ich es wollte. Seto der wandelnde Psychoanalytiker...tja, da kann man sich jetzt denken was man will. Also verzeiht, wenn es diesmal eher langweilig war. Hoffe das nächste Kapitel wird etwas besser. Oh und noch etwas bevor Unklarheiten aufkommen. Nein, Mokuba will die beiden nicht verkuppeln. Er will einfach nur, dass die beiden Menschen die er gerne mag sich miteinander verstehen. Ihr kennt das doch auch. Ihr wollt doch auch, dass sich eure Freunde untereinander verstehen und miteinander auskommen. Sonst sitzt man immer zwischen zwei Stühlen und weiß nie so recht zu wem man halten soll. Also Mokuba will nur, dass sich Seto und Sarah verstehen, weil er beide mag. Und ich bin bereits mehrmals darauf hingewiesen worden, dass bisher zu wenig Handlung und Spannung in meinen Kapiteln zu finden ist. Gomen! Ich weiß es ja. Aber das ist leider nötig. Ab Kapitel 9 und 10 geht's dann richtig rund. Bis dahin entschuldigt die seichte Story, aber es ist wichtig, dass sich die Charaktere erstmal kennen lernen und auch anfreunden, bevor ich zur richtigen Aktion komme. Aber die wird dann dafür umso besser. Hoffe ich doch zumindest. P.S: jetzt noch schnell ein letztes Wort. Es ist vermehrt die Frage nach dem Kindermädchen aufgetaucht. Also nein, es wird keine Nanny in der Story geben. Das war lediglich ein Vorschlag von Sarah an Seto. Und Seto denkt ja selber auch noch mal, so lange síe da ist, braucht Mokuba kein Kindermädchen. Also keine Panik es wird keine Nanny erscheinen. Jetzt nicht, und auch später nicht. Der zweite Punkt, der angesprochen worden ist...warum Seto auf einmal so agressiv, bzw. beleidigend ist. Ich hatte zwar angenommen, seine Gedanken würden das erklären, aber man hat mir geraten es nochmals zu erklären. Also Seto ist nach dem gestrigen Tag, an dem er sich so gut mit Sarah unterhalten hat, einfach das Bedürfniss eine gewisse Distanz zwischen sich und ihr zu bringen, weil er ihr nicht zu nahe kommen will. Er spürt einfach, dass er sich gut mit ihr verstehen könnte, will das aber nicht, deswegen reagiert er so patzig und will wieder das neutrale Verhältnis zwischen ihnen schaffen. Hoffe jetzt sind alle Unklarheiten beseitig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)