Auch Eis kann brennen, wenn es auf Feuer trifft von abgemeldet (...und kann lernen sich daran zu wärmen) ================================================================================ Kapitel 2: Auf ein Neues. ------------------------- Der Wecker klingelte und holte mich unsanft aus meinen wohligen Traum. - Ach so ein Mist. Ich hab grad so schön geschlafen...ist es tatsächlich schon so spät? - Ich warf einen verschlafenen Blick auf das digitale Ziffernblatt meines Weckers und musste schweren Herzens einsehen, dass es eben schon halb sieben war, egal wie lange ich auch da hin starren würde, es würde nichts an der Uhrzeit ändern. Schwerfällig hob ich meinen Arm und drückte den 'Sleep' Knopf und der nervige Weckton verstummte endlich. Ich schlug die Bettdecke zurück und schwang meinen müden Körper aus dem kuscheligen und warmen Bett. Meine Zehen berührten den weichen Teppich meines Schlafzimmers und mit einer langsamen Bewegung stand ich ganz auf. Leicht grimmig machte ich mich daran, mich anzuziehen. Jeans und ein normales Top sollten diesmal für die Arbeit genügen, denn schließlich stand keine Präsentation oder Klientengespräche auf den Terminplan, so dass ich meine Kostüme beruhigt im Schrank hängen lassen konnte. In unserer Firma pflegte man ein freundschaftliches Betriebsklima, was sich natürlich auch auf die Kleidung auswirkte. Es war ganz normal, dass alle im Straßenoutfit im Büro erschienen, solange kein offizieller Anlass war, wie eben zum Beispiel direkter Kundenverkehr. Ich streckte mich ein wenig und machte mich dann angezogen auf den Weg ins Bad. Dort angekommen putzte ich mir die Zähne, kämmte mir die Haare und wusch mir das Gesicht. Natürlich mit eiskaltem Wasser, um richtig wach zu werden. So hergerichtet machte ich mich auf den Weg in die Küche, um mir mein Frühstück zu machen. Doch als ich ins Esszimmer eintrat, sah ich bereits Seto und Mokuba am Tisch sitzen. Die waren aber auch schon früh dran. - Ach ja, Mokuba hat ja Schule, und die fängt wohl um acht Uhr an. Und Seto? Na ja, so wie ich ihn bisher kennen gelernt habe, ist der wahrscheinlich schon seit Stunden wach und hat ein 'bisschen' gearbeitet. - Ich begrüßte die beiden mit einem Lächeln und einem fröhlichen "Guten Morgen". Mokuba erwiderte meinen Gruß noch etwas verschlafen. "Morgen." Nuschelte er vor sich hin. Von Seto kam, wie immer, nichts. Ich stellte mich neben Mokuba, einerseits um ihn anzusehen, anderseits, weil ich wissen wollte was die beiden aßen und es so besser sehen konnte. "Hast du gut geschlafen Mokuba?" "Ja." Immer noch nuschelte er leicht. War wohl kein wirklicher Morgenmensch der Kleine. "Das freut mich. Und falls es dich interessiert, ich habe auch richtig wunderbar geschlafen." Mit diesen Worten machte ich eine ausladende Bewegung mit den Armen um zu verdeutlichen, wie gut ich geschlafen hatte. Dabei strahlte ich ihn mit einem begeisterten Lächeln an und nun konnte er nicht anders und musste leicht grinsen. Ich beugte mich tiefer zu ihm hinunter und besah mir seinen Teller genauer. "Was isst du denn da schönes?" Nicht, dass ich es nicht erkannt hatte, aber ich wollte Mokuba ein wenig zum reden bringen. "Cornflakes." "Sind die gut?" "Klar." Langsam wurde er tatsächlich wach und lächelte mich nun richtig an. "Magst du auch?" "Ahh, ich weiß noch nicht. Ich schau mal was sonst noch da ist." Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Seto hinüber. Vor ihm stand nur eine einzelne Tasse mit schwarzem Inhalt. - Kaffee. Nee, das mag ich ganz bestimmt nicht. Aber eigentlich könnte Seto ruhig auch etwas dazu essen. Könnte zumindest nicht schaden. - Er sah kurz zu seinem Bruder hinüber, der mittlerweile wieder angefangen hatte, seine Cornflakes zu essen, und nippte dann kurz an seinem Kaffee. Ich wunderte mich leicht, dass er sich nicht hinter der Morgenzeitung verkroch und nur darin las. Aber weit und breit keine Spur von einer Zeitung auf dem Frühstückstisch. - Meinen Respekt Mister Kaiba. Jetzt bin ich beeindruckt. - Ich ging in die Küche hinüber und öffnete den Kühlschrank, um mir mein Frühstück zusammenzusuchen. Währenddessen unterhielten sich Seto und Mokuba. Jawohl, ich glaubte wirklich mich verhört zu haben, aber die beiden unterhielten sich tatsächlich. - Man höre und staune. Seto kann sich sogar in richtig langen Sätzen unterhalten. Und wenn er mit seinem Bruder redet, dann geht das sogar ganz ohne spöttischen Unterton. - "Ich werde heute noch zu Hause arbeiten, wenn du also von der Schule kommst, werde ich da sein." "Find ich richtig klasse. Hast du heute dann auch etwas Zeit, damit wir was zusammen machen können?" "Ich werde es versuchen. Es steht zwar ein Vertragsabschluss in zwei Tagen an, aber ich denke, ich werde die meiste Arbeit dafür heute erledigen können." "Das wird ja immer besser. Super." Mokuba konnte seine Freude nicht verbergen. Er freute sich darauf etwas Zeit mit seinem Bruder zu verbringen. Ich sah zu ihm hinüber und konnte mir ein gerührtes Lächeln nicht verkneifen. Mein Blick huschte kurz zu Seto hinüber, um zu sehen wie er auf die unbändige Vorfreude seines Bruders reagierte und...Vor Schreck hätte ich fast das Glas Marmelade fallen lassen, welches ich in der Hand hielt und mit der ich gerade meinen Toast hatte bestreichen wollen. Er lächelte! Aber wie! Seto Kaiba lächelte seinen Bruder an. Und zwar mit einem freundlichen und liebevollen Lächeln. Es huschte zwar nur zwei Sekunden über sein Gesicht, aber ihn, den abweisenden und arroganten Mann mit so einem ehrlichen Lächeln zu sehen war ein richtiger Schock für mich. - Dabei sieht der damit doch richtig nett und sympathisch aus. Fast so, als wäre er ein freundlicher Mensch. Er sollte ruhig öfters so lächeln. Aber jetzt sieht man mal, wie wichtig ihm Mokuba doch ist. Hab ich also doch richtig gelegen. Die beiden mögen sich sehr. - Ich widmete mich wieder meinem Frühstück. Dann kramte ich noch in einem Schrank herum und fand endlich das, wonach ich gesucht hatte. "Möchte sonst noch jemand einen Tee?" Ich sah fragend zu den beiden Brüdern hinüber, die wieder schweigend am Tisch saßen und ihr Frühstück zu sich nahmen. Keine Reaktion. Von beiden nicht. Hatten sie mich nicht gehört? "Sicher dass niemand einen Tee möchte? Letzte Change. Du vielleicht Seto?" Wahrscheinlich war es etwas riskant Seto so direkt mit dieser Frage anzusprechen, aber irgendwie wollte ich ihn dazu bringen auch mit mir zu reden. So wie ich es kurz zuvor bei Mokuba geschafft hatte. Er drehte den Kopf zu mir hinüber, hob leicht seine linke Augenbraue und sah mich abweisend an. "Tee?" - Jetzt schau doch nicht so, als ob ich dir etwas Giftiges angeboten hätte. War doch nur eine einfach Frage. - "Ja, Tee. Der ist nämlich sehr gesund. Wie ich bemerkt habe trinkst du Kaffee und Tee wäre doch eine gute Alternative dazu. Das Teein darin hat genau die gleiche Wirkung wie das Koffein in deinem Kaffee, nur ist Tee gesünder und Magenschonender. Außerdem schmeckt er viel besser." Ich klang ja schon wie ein Werbeslogan. Ich sollte mir unbedingt angewöhnen meine Arbeit im Büro zu lassen und nicht auch noch privat anfangen Werbung zu machen. "Ich verzichte." Setos Stimme war wie immer kalt und abweisend und bei seinen Worten verzog er leicht angewidert das Gesicht. Er hielt wohl wirklich nicht viel von Tee. Na ja, konnte man nichts machen. Mehr als es ihm anbieten konnte ich auch nicht. Ich zuckte leicht mit den Schultern und er drehte seinen Kopf wieder weg. Mokuba hingegen drehte sich nun zu mir um. "Also ich hätte bitte doch gerne auch einen Tee." Ich lächelte begeistert. "Klar. Ich mach dir einen mit." Ich setzte das Wasser auf und als es kochte goss ich es in zwei Tassen ein und tat jeweils einen Teebeutel hinein. "Magst du auch Zucker?" "Ja. Mach mal zwei Löffel rein." Ich tat wie mir geheißen und brachte dann die beiden Tassen und einen Teller mit meinen Toasts darauf zum Tisch hinüber. Ich stellte Mokubas Tasse vor ihm ab und setzte mich dann auf meinen Platz. "Danke." "Gern gemacht." Ich widmete mich meinen Frühstuck und aß genüsslich, genauso wie Mokuba. Nur Seto nippte lediglich an seinem Kaffee. "Wann musst du denn los zur Schule?" Er sah rasch auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach sieben. "So um halb acht ungefähr. Da kommt die Limousine und bringt mich hin." "Ach so." "Wie kommst du eigentlich zur Arbeit? Du gehst doch heute arbeiten, oder?" "Klar. Ich werde die U-Bahn nehmen, oder vielleicht geh ich auch zu Fuß. Ist so schönes Wetter heute und so weit ist es ja auch nicht von hier entfernt." "Wir könnten dich bestimmt auch mitnehmen und dich bei deiner Arbeit absetzen, oder wir bestellen dir gleich eine eigene Limousine." Er drehte seinen Kopf zu Seto hinüber und sah ihn fragend an. "Das geht doch, oder großer Bruder?" Seto sah Mokuba in die Augen und schien nachzudenken was er antworten sollte, doch bevor er etwas erwidern konnte ergriff ich wieder rasch das Wort. "Das ist zwar echt lieb von dir Mokuba, aber ich brauche keine Limousine. Ehrlich nicht. Ich geh viel lieber zu Fuß. Die Bewegung tut mir gut, schließlich sitze ich schon die ganze Zeit im Büro herum, da kommt so eine Abwechslung ganz recht." Das schien dem Kleinen einzuleuchten und er nickte mir zu. "Ist gut." Ich bemerkte, dass Seto mir kurz einen Seitenblick zuwarf, sich dann aber wieder seinem Kaffee zuwandte. Ich nippte genüsslich an meinem Tee und auch Mokuba trank begeistert aus seiner Tasse. Dann hob er allerdings seinen Kopf erneut und sah mich leicht musternd an. "Weißt du, so gefällst du mir viel besser. Ich meine in so normalen Klamotten und nicht in einem Hosenanzug. Damit hast du so sehr nach verkniffener Geschäftsfrau ausgesehen." Ich konnte mir einen kurzen Blick auf Setos Kleidung nicht verkneifen. Wieder trug er wie gestern ein schwarzes Oberteil, eine schwarze Hose und darüber den weißen Mantel. - Kann ich mir denken, dass dir zur Abwechslung mal normale Kleidung ganz gut gefällt. Obwohl Seto mit seinen Sachen ja nicht schlecht aussieht, nur eben etwas...hm, ungewöhnlich. - Mokuba selbst trug die für die örtliche Schule übliche Schuluniform. "Find ich auch. Ich trage diese Kostüme und Hosenanzüge auch nur wenn etwas Wichtiges in der Firma ansteht. Also eine Präsentation oder so was. Sonst rennen wir alle in ganz normalen Sachen rum. Jeans eben. Ich trag das auch viel lieber." "Siehst dann auch viel jünger damit aus." Ich musste lachen. "Ja, und das ist wohl auch das Wichtigste an der ganzen Sache." Mokuba musste ebenfalls lächeln, nur Seto hielt sich wie immer aus dem Gespräch zwischen mir und seinem Bruder herraus. Ich wurde leicht nachdenklich und auch etwas verlegen. Mir war wieder etwas eingefallen und nun musste ich Seto danach fragen. - Wie er wohl reagiert? - "Ähm Seto?" Ich sah etwas unsicher zu ihm hinüber. Er richtete seine Augen auf meine und sah mich so überheblich wie eh und je an. Ich hatte beschlossen seine fehlenden kommunikative Fähigkeiten mal einfach zu übersehen und sein karges Verhalten für mich zu übersetzten. Also, er hatte seinen Blick auf mich gerichtet und sah mich nun abweisend an. Bei jedem anderen hätte sich das dann ungefähr so angehört: Ja bitte, was möchtest du mich denn fragen?. Er benutze eben einfach nur weniger Worte um das auszudrücken. Um genau zu sein...gar keine! "Könnte ich vielleicht einen Schlüssel für die Wohnung haben? Ich meine, wenn ich von der Arbeit komme, könnte ich dann reinkommen ohne dich bei deiner Arbeit durch ein Klingel stören zu müssen. Das wäre doch sinnvoll, wenn ich einen eigenen Schlüssel hätte und du mir nicht aufmachen müsstest." Ich sah ihn fragend an, gespannt auf seine Reaktion. Würde er mir wieder eine abweisende Antwort geben? Doch ohne mich noch weiter anzusehen, griff er in die Innentasche seines Mantels, holte etwas heraus und legte es vor sich auf den Tisch. Dann nahm er seine Tasse, stand auf und ging wortlos in die Küche, um sie in die Geschirrspülmaschine zu stellen. Ich blickte ihm leicht verwundert hinterher, doch dann sah ich auf das, was er auf den Tisch gelegt hatte. Es war eine ID-Card. Ungefähr so groß wie eine normale Kreditkarte. - Wie? Was soll denn jetzt das? Mensch Seto, wie wär´s mal mit reden? - Mokuba zeigte mit dem Finger auf die Karte. "Damit kannst du die Tür öffnen. Funktioniert wie ein Schlüssel. Hast du den Scanner außen an der Einganstür gesehen?" Ich nickte. "Da musst du die Karte nur durchziehen und kommst dann rein." "Ach so." Seto kam auf den Weg in sein Büro wieder am Esstisch vorbei. "Wir sehen uns heute Nachmittag Mokuba und ich wünsche dir einen schönen Schultag. Und komm nicht zu spät." "Ist gut Seto. Bis heute Nachmittag." Damit verschwand sein Bruder in seinem Büro und schloss die Tür hinter sich, ohne mich eines Blickes oder Wortes zu würdigen. Aber ich hatte nichts anderes erwartet. Wenn Mokuba nicht da wäre, dann würde ich wohl wirklich nichts erklärt bekommen. Der Kleine sah mich an und legte den Kopf leicht schief. "Sag mal, wie lange arbeitest du denn heute?" "Oh, ich weiß nicht. Kommt drauf an, was alles zu tun ist. Vielleicht haben wir einen neuen Auftrag bekommen, dann wird's bestimmt länger. Wieso?" "Wollt nur wissen, wann du ungefähr wieder da bist. Wegen dem Abendessen und so." Er wich kurz meinem Blick aus. Das war also nur die halbe Wahrheit. "Kannst doch ruhig sagen was du wirklich meinst. Das du möchtest, dass wir noch zusammen was machen. Spielen oder so." Mokuba hob den Kopf und lächelte mich leicht verlegen an. "Ist das denn in Ordnung?" "Ich verstehe doch, dass du dich langweilst, wenn dein Bruder arbeiten muss. Da kannst du ihm ja schlecht helfen dabei...Also ich schau mal, dass ich so um 17 Uhr raus komm. Spätestens um 6 dann." "Super, dann bist du ja zum Abendessen auf jeden Fall da. Und dann machen wir noch was, okay?" "Geht klar." Mokuba sah auf seine Uhr. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm. "Ich muss los." Er sah mich mit leicht unwilligem Gesichtsausdruck an. Er konnte sich wohl auch Schöneres vorstellen, als zur Schule zu gehen. Mokuba stand auf und hob seine Schultasche auf, die neben ihm an dem Tischbein gelehnt hatte. Er wollte gerade nach seinem benutzen Geschirr greifen, doch ich winkte ab. "Lass nur, ich mach das schon." Er lächelte mich fröhlich an. "Danke." Jetzt machte er sich mit schnellen Schritten auf den Weg zur Eingangstür. "Ich wünsch dir viel Spaß Mokuba." Ich konnte nicht anders und hatte etwas Sarkasmus mitklingen lassen. "Ich dir auch, Sarah." Doch er stand mir mit der Ironie um nichts nach. Ich musste grinsen, doch schon viel die Tür ins Schloss und Mokuba war weg. Nun fiel mein Blick wieder auf die ID-Card. Vorsichtig nahm ich die Plastikkarte in die Hand und besah sie mir genauer. Eigentlich war sie völlig unscheinbar. Auf der Vorderseite befanden sich lediglich zwei Buchstaben: KC. Auf der Rückseite erkannte ich einen Magnetstreifen. Sonst war nichts Auffälliges an ihr. Sie war tatsächlich von der Größe und Aufmachung ähnlich wie eine Kreditkarte. -. Ziemlich modern. - Ich lies sie in meine Hosentasche gleiten. - Na ja. Wenigstens kann ich jetzt in die Wohnung, ohne Seto stören zu müssen. - Ich gab einen kleinen Seufzer von mir und erhob mich dann vom Tisch. Ich sammelte Mokubas und mein Frühstückgeschirr zusammen und stellte es in die Spülmaschine. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Eigentlich könnte ich mich schon auf den Weg ins Büro machen. Weil ich zu Fuß gehen wollte, würde es ein wenig länger dauern. Aber dafür bekam ich etwas Bewegung und war an der frischen Luft. Ich holte noch rasch meine Tasche mit Geldbeutel und Handy aus meinem Zimmer und verließ dann die Wohnung. Ich hatte es dabei aber unterlassen mich von Seto zu verabschieden. Er hatte seine Bürotür geschlossen und das war für mich das eindeutige Zeichen, dass er in Ruhe arbeiten wollte. Also marschierte ich los und kam nach gut 30 Minuten in meinem Büro an. Der Spaziergang hatte mir wirklich gut getan. Zwar waren die Straßen um diese Zeit ziemlich voll, da es ja 'Rush hour' war, aber dennoch war es angenehm gewesen zur Arbeit zu laufen. Ich brauchte wirklich keine Limousine. Ich ließ mich in meinen Bürostuhl fallen und fuhr zu allererst den Computer hoch. Das war immer das Wichtigste. Doch bevor ich mich überhaupt richtig hingesetzt hatte tauchte auch schon Hiroko neben meinen Schreibtisch auf. Ihr weich geschnittenes Gesicht, welches von braunem Haar umrahmt war, wurde gerade durch ein breites Grinsen verziert. Sie lehnte sich an die Tischkante an und blickte mich erwartungsvoll an. "Und...?" "Was und?" "Na los, jetzt erzähl schon. Ich platze gleich vor Neugier." "Man mekt´s." Es machte mir Spaß meine Arbeitskollegin und beste Freundin ein wenig hinzuhalten. Natürlich wusste ich, was sie wissen wollte. "Jetzt rück´ schon raus damit." Ich machte ein unschuldiges Gesicht, als hätte ich keine Ahnung worauf sie hinaus wollte. "Ahh, du machst mich ganz verrückt. Erzähl´s schon. Wie ist er? Wie ist Seto Kaiba? Und wie ist es bei ihm zu wohnen?" Ich musste lächeln. Sie hielt es tatsächlich vor Spannung nicht mehr aus. "Nun..." "Ist er nett? Sieht er in Wirklichkeit auch so gut aus? Ist er so arrogant wie man es sagt?" Mein Lächeln wurde breiter. "Lass mich halt auch was sagen." Hiroko hielt sofort inne und bewegte sich nicht mehr. Es sah aus, als habe man sie auf Standbild gestellt. "Nun...Seto Kaiba ist...hm...ich würde sagen..." Ich suchte nach dem richtigen Wort. "...ungewöhnlich." Hiroko starrte mich an. "Ungewöhnlich? Was soll denn das heißen?" Sie war sichtlich verwirrt. "Na, er ist eben ungewöhnlich. So jemanden wie ihn habe ich vorher noch nie getroffen. Er ist irgendwie sehr eigensinnig und hat eine merkwürdige Art. Ich muss mich erst mal daran gewöhnen. Er ist nicht besonders umgänglich, aber vielleicht müssen wir uns erst besser kennen lernen...Aber seinen kleinen Bruder Mokuba, den liebt er wirklich. Wie er mit ihm umgeht...die beiden mögen sich echt." "Nicht zu fassen...Und die Wohnung?" "Alles total luxuriös und teuer eingerichtet. Aber schließlich ist Seto Kaiba ja auch ziemlich reich. Da sollte man nichts anderes erwarten." "Also das ist doch echt der Wahnsinn, dass du bei dem Seto Kaiba wohnst. Es ist unglaublich." "Ich denke es ist ganz in Ordnung. Ich hab bis jetzt ja noch nicht so besonders viel mit ihm geredet. Aber es ist trotzdem super, dass ich bei ihm untergekommen bin." "Ich frag mich wirklich warum Mister Kajunan das alles in die Wege geleitet hat." "Da bist du nicht die einzige. Seto fragt sich das auch und ich mich sowieso." "Seto?" Hiroko machte ein vielsagendes Gesicht. "Du nennst ihm beim Vornamen?" "Warum nicht? Er nennt mich doch auch Sarah. Ich hab ihm das 'du' angeboten, er hat es angenommen und mir später dann erlaubt ihn auch zu duzen. Wir sind ja schließlich fast gleich alt beziehungsweise jung." Meine Freundin nickte, aber an ihrem bedeutungsvollem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass sie sich etwas ganz anderes dachte. Sie interpretierte wesentlich mehr hinein, als tatsächlich der Fall war. "Stimmt wahrscheinlich sogar. Obwohl wir hier immer noch von dem Seto Kaiba reden, dem eine Milliarden schwere Firma gehört und die auch noch leitet. Ich glaube den duzt man nicht einfach so." "Er hat es mir angeboten." Ich klang etwas trotzig. War ja nicht so, dass ich es Seto aufgedrängt hatte. Nein, das ging eher auf Mokubas Konto. Hiroko machte eine abwinkende Handbewegung. "Wie auch immer. Jedenfalls ist es echt der Hammer." "Ja." Ich wusste nicht was ich noch dazu sagen sollte. Meine Freundin richtete sich wieder auf und lächelte mich an. "Denke wir sollten uns wieder an die Arbeit machen." "Hast Recht." Damit drehte ich mich zu meinem Bildschirm um und Hiroko ging zu ihrem Schreibtisch hinüber. Ich begann mit der Arbeit und hatte bald alles um mich herum vergessen. Den Auftrag, den ich zurzeit bearbeitete, nahm mich vollkommen in Beschlag. Der Kunde war ziemlich anspruchsvoll, aber ich liebte Herausforderungen. So bekam ich den Tag gut herum und wie ich es Mokuba versprochen hatte machte ich mich um viertel nach fünf auf den Weg nach Hause. Diesmal packte ich allerdings meinen Labtop in die dazugehörige Tasche aus schwarzem Leder und hing sie mir um. Heute würde ich ihn nicht auf dem Schreibtisch liegen lassen. Also falls ich heute Abend wieder nicht wissen sollte was ich tun könnte, blieb mir immer noch die Möglichkeit etwas zu arbeiten. Ich verabschiedete mich von meinen Kollegen und ging, genauso wie heute Morgen, zu Fuß nach Hause. Als ich vor der Wohnungstür stand, ich hatte wieder gut eine halbe Stunde gebraucht, konnte ich gleich mal den Wohnungsschlüssel, also die ID-Card verwenden. Ich zog sie durch den Scanner und tatsächlich, die Tür öffnete sich. Wirklich eine interessante Technik. Ich trat ein und fand Mokuba am Esszimmertisch sitzen. Er machte wohl gerade seine Hausaufgaben, denn er brütete über einigen Büchern und schrieb dabei hin und wieder etwas in ein Heft. "Hallo Mokuba." Er sah auf und lächelte mich an. "Hallo Sarah." "Wie war die Schule?" "Wie war die Arbeit?" Er beantwortete meine Frage mit einer Gegenfrage, aber nicht ohne zu schmunzeln. Nun grinsten wir uns an. Dann, wie aus einem Mund, antworten wir beide gleichzeitig. "Gut." Jetzt mussten wir beide lachen. Ja, ich verstand mich wirklich gut mit Mokuba. Ich beugte mich immer noch grinsend über seine Hefte und Bücher. "Hast du viel auf?" "Geht so. Hast du viel zu erledigen?" Mokuba deutete auf mich. Ich sah kurz auf den Punkt, auf den er zeigte, um zu sehen, was er meinte. Er deutete auf meine Labtoptasche. Ich sah wieder in seine Augen. "Ach so, nee, hab ich nur mitgenommen, falls ich Lust haben sollte noch was zu arbeiten." "Das ist in Ordnung. Super übrigens, dass du schon da bist." "Hab ich dir doch versprochen." "Stimmt auch wieder." "Wo ist Seto?" Der Kleine deutete auf seine Bürotür. "Ah, verstehe." "Aber ich denke, er wird bald fertig sein, dann hat er Zeit für mich." "Das ist schön. Dann leiste ich dir bis dahin Gesellschaft, einverstanden?" "Klar doch." Mokuba nickte mir grinsend zu. Ich brachte nur schnell meine Tasche und Labtop in mein Zimmer und setzte mich dann zu Mokuba an den Tisch. Ich half ihm ein wenig bei den Hausaufgaben und als er fertig war, er seine Schulsachen voller Freude in sein Zimmer gefeuert hatte, setzen wir uns gemeinsam auf die Couch und unterhielten uns ein wenig. Ich genoss es Zeit mit dem Kleinen zu verbringen. Dann fühlte ich mich selbst hin und wieder wie ein Kind, ein Teenager. Und zwar wie ein glücklicher Teenager, etwas was ich früher nie wirklich gewesen war. Aber in Mokubas Gesellschaft war das anders. Da konnte ich das ein wenig nachholen, was ich früher nicht erlebt hatte. Eine glückliche Kindheit. Wir unterhielten uns ausgelassen, doch von Seto war die ganze Zeit über nichts zu hören oder zu sehen. Jetzt arbeitete er schon zu Hause und trotzdem konnte er sich nicht richtig seinem Bruder widmen, weil er sich um seine Firma kümmern musste. Die beiden hatten es wirklich nicht leicht. Apropos Seto, ich musste Mokuba da noch unbedingt etwas fragen. Am Besten ich tat es gleich. Passte doch gerade gut und Mokuba würde mir bestimmt meine Frage beantworten und mir bei meinem kleinen Problem weiterhelfen können. Er knallte den Hörer zurück auf das Telefon. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Aber das war mal wieder vollkommen typisch. Wenn man sich nicht selbst um alles kümmerte, dann ging grundsätzlich alles schief. Er trat um seinen Schreibtisch herum, griff im Laufen noch nach seinem Labtop und ging dann zur Bürotür. Er hielt, den Türgriff in der Hand, noch einen Moment inne. Er musste das jetzt Mokuba so schonend wie möglich beibringen. Der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Er konnte sein enttäuschtes Gesicht schon vor sich sehen...und auch seine traurige Augen. Sein Bruder würde zwar versuchen seine Gefühle vor ihm zu verbergen, um ihm kein schlechtes Gewissen einzureden, aber er wusste nur zu gut, was in diesen Momenten in Mokuba vorging. Er war sein Bruder und er kannte ihn in und auswendig. Und er hasste es ihn enttäuschen zu müssen. Er fühlte sich dann immer schuldig, weil er seine Firma über seinen Bruder stellen musste. Aber manchmal ging es eben nicht anders. So wie jetzt. Er öffnete langsam die Tür und wollte schon hinaustreten, als er Stimmen hörte. Er wusste selbst nicht warum er stoppte und dem Gespräch zwischen Mokuba und Sarah lauschte. Eigentlich sollte es ihm doch egal sein, was diese Frau zu erzählen hatte, aber sie hatte einfach seine Neugier in ihm geweckt. Er wollte wissen wie sie wirklich war. Nur seltsam an der ganzen Sache war, dass er nicht zu ihnen hinaus trat. Das war nun wirklich nicht seine Art, sich im Verborgenen zu halten und Gespräche zu belauschen. Nun, er hörte gerne Gesprächen zu, tat zwar dabei immer so, als wäre er abwesend oder desinteressiert, aber immer zeigte er sich dabei offen, ohne sich zu verstecken. Er hatte sich dieses Verhalten angewöhnt, da er auf diese Weise viel von den Menschen um sich herum erfuhr, ohne sich wirklich mit ihnen beschäftigen zu müssen. Oftmals vergaß man sogar seine Anwesenheit und die Leute sprachen offener miteinander, als wenn er sich aktiv an dem Gespräch beteiligt hätte. Das hatte ihm schon oft Vorteile verschafft. Er lernte seine Gegenüber kennen, konnte sie genau einschätzen, ohne dass die wussten woran sie bei ihm waren. Gerade bei geschäftlichen Dingen war dies ein brillanter Schachzug von ihm, wie er selbst fand. Aber obwohl er gerne aus nützlichem Grund heraus Unterhaltung zuhörte, dennoch hatte er bisher immer für jeden sichtbar daneben gestanden und hatte sich nicht versteckt. Aber jetzt war das auf einmal anders. Er trat weiter in den Türrahmen hinein, so dass er die beiden auf der Couch sitzen sehen konnte, aber selbst kaum auffiel. Wenn er kein Geräusch machen würde, dann würden sie ihn nicht bemerken. Wieso belauschte er das Gespräch? Das war einfach nicht seine Art. Aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Mokuba und Sarah ihre Unterhaltung unterbrechen würden, oder das Thema wechseln würden, wenn er sich zu ihnen gesellen würde. Mochte er auch noch so ruhig sein und desinteressiert wirken. Sie sprachen wohl von ihm. Jetzt konnte er nicht mehr anders. Er musste zuhören und wollte jetzt einfach wissen, was Sarah zu sagen hatte. Das war doch die perfekte Gelegenheit mehr über sie herauszufinden. Dann musste er sich wenigstens nicht mehr mit ihr beschäftigen. Wenn er sie erstmal richtig einschätzen konnte, dann war sein Ego auch wieder beruhigt und er musste sich nicht mehr um dieses Problem kümmern. Mokuba hatte sich zu Sarah zugewandt und saß somit mit dem Rücken zu ihm. Folglich konnte er Sarahs Gesicht beobachten, während sich die beiden unterhielten. Sie öffnete wieder den Mund und sprach zu seinem Bruder. "Ich meine, ich habe keine Ahnung wie ich das machen soll." "Wie meinst du das?" "Na, das kommt doch schon doof rüber von mir, wenn ich so tue, als wäre das alles hier selbstverständlich. Ich fände es sehr unhöflich von mir, wenn ich Seto nicht mal anbieten würde mich an den Kosten zu beteiligen. Wenigstens für das Essen oder für die Telefonrechnung. Aber andererseits weiß ich nicht, wie ich ihm das sagen soll. Womöglich ist er dann noch beleidigt, weil ich ihm überhaupt Geld angeboten habe. Schließlich verdient er mehr als genug mit der Kaiba Corporation. Da ist er bestimmt nicht auf mein Geld angewiesen. Aber wenn ich ihn nicht mal danach frage, dann sieht das doch total doof aus. Als wäre ich geizig oder ein Schmarotzer. Dabei wäre das doch mehr als okay ihm etwas dafür zu zahlen, dass er mich hier wohnen lässt, aber wenn er dann sauer wird..." "Ehrlich, du machst dir aber Gedanken." "Ich find das eben wichtig. Ich will mich deinem Bruder gegenüber richtig verhalten, einfach so wie es sich gehört. Aber ich habe keine Ahnung wie Seto so ist. Ich kann ihn gar nicht so recht einschätzen und kann auch nicht erahnen wie er auf gewisse Sachen reagieren wird." /Sie kann mich auch nicht einschätzen? Interessant...Mir geht es bei ihr genauso./ "Also ich denke mal, das du dir darum keine Gedanken machen musst. Seto ist nicht so, dass er von dir erwartet, dass du ihm Geld für die Sachen hier gibst." "Bist du sicher?...Ich will nicht, dass er wütend auf mich wird, weil ich mich wie ein Schmarotzer verhalte." Mokuba winkte gelassen ab. "Ganz sicher." "Gut, dann bin ich beruhigt." Er hatte genug gehört und trat nun in das Esszimmer. Er musste langsam los und konnte sich nicht länger mit diesen Sachen hier aufhalten. "Ich werde dann also alles..." Ich brach mitten in meinem Satz ab, denn Seto war zu uns ins Wohnzimmer getreten. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Hatte er etwas von unserem Gespräch mitbekommen? Also das wäre mir wirklich unangenehm. Ich starrte ihn an und Mokuba wand sich überrascht um, um zu sehen, was ich da so ansah. Seto richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf seinen Bruder und blickte ihm direkt in die Augen. Jetzt erst bemerkte ich den Laptop, den er mit der rechten Hand umschlossen hielt. "Mokuba, es tut mir Leid, aber die in der Kaiba Corp haben Mist gebaut. Ich muss sofort dahin und versuchen zu retten was noch zu retten ist." Ich konnte sehen, wie Mokubas Gesichtszüge langsam entglitten, doch schon im nächsten Moment hatte er sich wieder gefasst. Aber obwohl er sich bemühte sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, dennoch konnte man sehen, dass er traurig darüber war. "Ach so. Schade. Dann kommst du wohl erst wieder spät nach Hause, oder?" "Ja, so ist es." Man konnte auch Seto anmerken, dass es ihm nicht leicht viel das seinem kleinen Bruder sagen zu müssen. Auf mich machte er den Eindruck, als würde es ihn irgendwie quälen sein Versprechen von heute Morgen, den ganzen Tag zu Hause zu arbeiten, gegenüber Mokuba brechen zu müssen. - Verständlich. Schließlich ist er gerne mit seinem Bruder zusammen und möchte ihn nicht so traurig oder enttäuscht sehen. - "Kann man nichts machen." Mokuba zuckte leicht mit den Schultern. Wahrscheinlich sollte ich mich da nicht einmischen, aber es war für mich unerträglich die beiden Brüder so sehen zu müssen. Beide litten unter der Situation. "Ich kümmere mich um Mokuba, solange du weg bist. Ich denke wir werden uns schon zu beschäftigen wissen, was Kleiner? Videospiele gehen doch immer..." Ich lächelte Mokuba fröhlich an und nun erschien auch ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. "Klar." Er nickte mir zu. Nun blickte ich wieder in Setos Augen. Ich wollte ihm nur zeigen, dass es diesmal nicht ganz so schlimm war, dass er gehen musste, denn schließlich war ich da und würde mich um Mokuba kümmern. Das hieß also, dass Seto ihn diesmal nicht ganz alleine zu Hause lassen musste. Sein Bruder würde Unterhaltung haben und würde sich somit auch nicht langweilen. Ich konnte nur hoffen, dass Seto es auch so empfand. Sein Blick fixierte mich einige Momente. "Gut." Seine Stimme war wie immer mir gegenüber abweisend und kalt. Aber ich war mir sicher, dass er verstanden hatte und hoffte auch, dass er insgeheim etwas erleichtert war. Bestimmt machte er sich sonst immer Sorgen und hatte Schuldgefühle, wenn er Mokuba so wie heute allein lassen musste und noch dazu ein Versprechen brechen musste. Er fiel ihm dann bestimmt schwerer sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Das konnte er sich aber heute wohl nicht leisten. Denn wie es klang, gab es wirklich ein größeres Problem in seiner Firma, um das er sich kümmern musste. "Ich versuche das so schnell wie möglich zu klären." Damit wand er sich ab und machte sich auch schon auf den Weg zur Tür, um die Wohnung endgültig zu verlassen. "Machs gut Seto." Rief Mokuba seinem Bruder noch hinterher, dann schloss sich auch schon die Eingangstür. Nun drehte ich meinen Kopf wieder zu Mokuba hinüber, da ich Seto hinterher gesehen hatte. - Also der hat wirklich eine seltsame Art sich zu verabschieden. Hätte doch wenigstens Tschüß oder bis nachher oder so etwas sagen können. Seto eben. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. - "Was machen wir beiden Hübschen jetzt noch?" Mokuba legte den Kopf etwas schief und spitzte leicht die Lippen. Er überlegte wohl. "Ich find´s echt klasse, dass du da bist. Bin ich wenigstens nicht den ganzen Abend allein...Also wie wäre es, wenn wir erst ein bisschen Spielen, dann Essen bestellen und danach noch ein bisschen spielen?" "Nur Videospiele?" "Na, wir können doch auch noch Duell-Monsters spielen." "Das kann ich aber nicht besonders gut." "Na dann bring ich es dir eben bei." "Gut, das klingt fair. Also machen wir´s so." Wir grinsten uns gegenseitig an. Wir waren wirklich schnell zu einer Einigung gekommen. Und so beschäftigten wir uns den restlichen Abend damit, uns gegenseitig im Spiel zu besiegen, uns mit dem bestellten Essen voll zu stopfen, um dann erneut eine ausgeprägte Spielrunde zu starten. Wir hatten wirklich unseren Spaß und ich musste feststellen, dass Mokuba definitiv ein guter Duell-Monsters Spieler war. Er brachte mir den einen oder anderen Trick bei. Aber wenn man bedachte, wer sein Bruder war, dann war das wirklich kein Wunder. Doch am späteren Abend dann verabschiedete sich Mokuba und ging ins Bett. Er war wohl doch recht müde. Ich wünschte ihm eine gute Nacht und lächelte ihm noch zu. Und da saß ich wieder und überlegte, was ich jetzt noch machen sollte. Für mich war es noch zu früh um schon ins Bett zu gehen. Aber ich hatte auch keine Lust noch zu arbeiten, auch wenn ich ja diesmal daran gedacht hatte, meinen Laptop aus der Arbeit mitzunehmen. Ich entschied mich stattdessen, noch ein wenig zu lesen. Ich holte das Buch aus meinem Zimmer, ließ mich auf der Couch nieder. Ich kuschelte mich bequem in die weiche Polsterung und machte es mir mit meinem Buch gemütlich. Jetzt konnte ich mich problemlos ins Lesen vertiefen. Es war sehr entspannend und ruhig. Ich horchte auf und setzte mich aufrecht auf der Couch hin. Ich hörte, dass die Eingangstür ins Schloss fiel und Schritte sich mir näherten. Ich drehte meinen Oberkörper nun ganz herum und blickte nach hinten in den schwach erleuchteten Gang. Seto war nach Hause gekommen. Ich sah wie er mit großen Schritten ins Esszimmer marschierte. In seiner linken Hand trug er einen silbernen Aktenkoffer. Ich erhob mich und ging zu ihm hinüber. Dabei vergaß ich ganz mein Buch wegzulegen, sondern trug es mit mir mit und hatte meinen rechten Zeigefinger zwischen die Seiten geklemmt, um damit zu markieren, wo gerade gewesen war. Seto stellte gerade seinen Koffer auf den Esszimmertisch ab und machte eine schüttelnde Bewegung mit den Schultern. Daraufhin rutschte ihm sein Mantel leicht über das Schulterblatt hinunter. Mit einer weiteren Bewegung, diesmal mit den Armen, streifte er ihn sich ganz ab und warf ihn letztendlich über die Lehne des Stuhls vor sich. Ich hatte mich mittlerweile auf einen der Barhocker gesetzt und beobachtete ihn ein wenig. Eigentlich wartete ich darauf, dass er etwas sagte um mir zu zeigen, dass er meine Anwesenheit bemerkt hatte, bzw. dass er mich bewusst wahrnehmen wollte und nicht mehr einfach ignorierte. Nun stand er vor mir, völlig in Schwarz gekleidet und ich musste zugeben, dass es ihm wirklich gut stand. Er drehte sich zu mir um und fixierte mich mit seinem typisch abweisenden Blick. Das war das Zeichen, worauf ich gewartet hatte. "Du warst ziemlich lange arbeiten." "Ja." Sein Blick fiel kurz auf das Buch in meiner Hand. Er kannte es ja schon und wusste, dass ich es zurzeit las, deswegen sagte er nichts dazu und blickte mir wieder in die Augen. "Wo ist Mokuba?" Ich sah kurz auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten vor zwölf. "Er ist seit viertel vor elf im Bett." Seto nickte kurz und sah dabei etwas müde aus. Ich war erstaunt. Ich hatte nicht erwartet, dass er mir zeigen würde, dass er verstanden hatte. Aber wahrscheinlich hatte dieses Nicken eher ihm selbst gegolten, denn nun wusste er, dass er seinen Bruder nicht mehr sehen konnte. Aber wenn er jetzt schon in so gesprächiger Laune war, dann sollte ich das vielleicht gleich ausnützen. "Wir haben uns etwas zu Essen bestellt und es ist noch einiges übrig. Wenn du möchtest, dann könnte ich dir schnell etwas warm machen." Sein Blick wurde noch abweisender. "Ich habe keinen Hunger und selbst wenn, dann bin ich durchaus selbst in der Lage mir mein Essen warm zu machen." Tja, was sollte ich darauf auch noch sagen? Ich zuckte einfach leicht mit den Schultern, um ihm zu zeigen, dass es seine Entscheidung war. Er drehte sich wieder zu seinem Aktenkoffer um, öffnete ihn rasch und holte seinen Labtop heraus. Dann ließ er den Deckel wieder zufallen. Ohne mich noch mal anzusehen, ging er direkt auf sein Büro zu. "Du willst jetzt noch arbeiten, Seto?" Ich war wirklich schockiert. Er war doch gerade erst von der Kaiba Corporation zurückgekommen. Seto blieb stehen und musterte mich mit einem überheblichen Blick. Seine Stimme triefte nur so vor Hohn und Spott. "Ich habe noch Arbeit zu erledigen und es gibt eben Menschen, die sich nicht den Luxus leisten können ihre Zeit mit nebensächlichen Dingen zu verschwenden." Sein Blick wanderte wieder zu dem Buch in meiner Hand. "Ich habe eine Firma zu leiten und deswegen muss ich jetzt arbeiten." Nun wandte er mir endgültig den Rücken zu und verschwand in seinem Büro. Aber nicht ohne die Tür sofort hinter sich zu schließen. Ich schüttelte leicht den Kopf über ihn. Aber ich sollte mir diesen Kommentar lieber nicht so zu Herzen nehmen. Er sah sehr müde aus und wahrscheinlich ärgerte er sich darüber, dass er jetzt noch arbeiten musste. Er hätte bestimmt auch viel lieber ein Buch gelesen oder am Liebsten seine Zeit mit Mokuba verbracht. Deswegen war seine Antwort so patzig gewesen. Seto war einfach genervt. Nun ja, wenigstens hoffte ich, dass es daran lag und nicht vielleicht doch daran, dass er mich eventuelle nur einfach nicht ausstehen konnte. Ich seufzte leise. - Na gut, dann geh ich jetzt eben ins Bett. Besser als wenn ich Seto noch mal über den Weg laufe. Wenn er so schlechte Laune hat, dann kann man wirklich kein anständiges Gespräch mit ihm führen. Obwohl...eigentlich kann man das nie. Ich wenigstens nicht. Was soll´s. - Ich erhob mich von meinem Barhocker, hielt jedoch noch einen Augenblick inne. Sollte ich nochmals kurz bei ihm anklopfen und ihm bescheid sagen, wo das bestellte Essen ist? - Nein, lieber nicht. Er würde sich nur über die Störung aufregen. Ich denke, es reicht, wenn ich ihm einen Zettel hinlege. - Ich holte rasch Block und Stift aus einer Schublade in der Küche heraus und ging zum Esstisch hinüber. Ich legte mein Buch kurz beiseite, um die Nachricht an Seto schreiben zu können. Ich überlegte einen Augenblick welche Worte ich wählen sollte und schrieb dann letztendlich: Bestelltes Essen ist im Kühlschrank. Nur für den Fall, dass du doch noch Hunger bekommst. Sarah Ich las den Zettel nochmals durch, ja so konnte man das lassen. Aber wo sollte ich ihn nun am Besten hinlegen, damit er ihn auch sah. Ich blickte mich suchend in der Wohnung um. - Am besten papp ich ihm den Zettel einfach mitten auf die Stirn, dann findet er ihn höchstwahrscheinlich. - Bei dem Gedanken musste ich einfach Grinsen. Ich stellte mir vor, wie Seto über seinen Akten gebeugt dasaß, mit einem Zettel mitten auf der Stirn und diesen vor lauter Arbeit gar nicht bemerkte. Eine durchaus lustige Vorstellung. Aber ich entschied mich dann doch dafür, ihn auf seinen Aktenkoffer zu legen. Den würde er vermutlich nicht dort auf dem Tisch liegen lassen. Spätestens wenn er ins Bett ging und seinen Mantel, der ja immer noch über der Stuhllehne lag, mit in sein Zimmer nahm, dann würde sein Blick wohl auf den Koffer fallen und er würde meine Nachricht sehen. Ich ging mit schnellen Schritten hinüber und platzierte den Zettel mitten auf dem geschlossenen Kofferdeckel. Doch, da lag er gut. Jetzt konnte ich ins Bett gehen. Mein Blick fiel auf seinen weißen Mantel, den Seto vorhin über den Stuhl geworfen hatte. Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen und, nachdem ich einen kurzen Blick zur geschlossenen Bürotür geworfen hatte, um mich zu vergewissern, dass Seto nicht im Türrahmen stand und mich beobachtete, ließ ich meine Finger kurz über den Stoff gleiten. Ich musste einfach wissen wie er sich anfühlte. Der Stoff war glatt und gleichzeitig weich. Sehr angenehm. Vermutlich eine teure Maßanfertigung. Aber er fühlte sich sehr schön an. Ich lächelte leicht vor mich hin und löste mich von dem Mantel. Ich ergriff mein Buch, das immer noch auf dem Esstisch lag, wo ich es vorhin abgelegt hatte und machte mich auf den direkten Weg in mein Zimmer um ins Bett zu gehen. Also das war Kapitel zwei. Ich habe extra gewisse Details nicht zu sehr ausgeführt, also ihre Arbeit zum Beispiel, weil das dann doch eher uninteressant geworden wäre. Hoffe die Charaktere waren bis her überzeugend (vor allem Seto) und nicht all zu OOC. Im nächsten Kapitel erfährt man ein bisschen mehr von Setos und Sarahs Einstellungen und (Wert)Vorstellungen. Hoffe es hat euch bis her gefallen. Und vielen Dank für die netten Kommentare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)