Hiwatari Familienbande von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 30: Two Letters ----------------------- Es war schon Abend, als der Hubschrauber in Japan angekommen war. Weil Bryan die Pacht für den Landeplatz auf dem Flughafen sparen wollte, landete der Hubschrauber im Hinterhof der Hiwatari Villa. Jing Lay und Ray, der wieder mal zu Besuch war, schauten nicht schlecht, als vor ihren Augen plötzlich ein großer Hubschrauber auf dem großen Rasen landete. Ein heftiger Wind fegte durch den Garten und Jing Lay und Ray mussten ihr Gesicht schützen, dass ihnen kein Sand in die Augen kam. Sie konnten die Arme wieder runter nehmen, als die Rotoren stoppten und man wieder sein eigenes Wort verstehen konnte. Jing Lay: „Was ist denn jetzt los?“ Ray: „Die brauchen nur immer einen großen Auftritt.“ Stimme: „Lasst mich raus! Aus der Bahn!“ Die beiden waren sich nicht sicher, aber der Blitz, der gerade an den beiden vorbeischoss, war Lynn, die auf dem Weg zum Postkasten war. Inzwischen packte der Rest der Reisetruppe die Sachen aus dem Hubschrauber raus. Eher nur Kai und Tala, denn Mitch stritt sich wieder mit Bryan. Mitch: „Das hätte uns umbringen können!“ Bryan: „Wir haben einen Autopiloten! Außerdem war Tala auch im Cockpit!“ Mitch: „Tala ist noch schwer angeschlagen! Du kannst ihm doch nicht so was aufbürgen!“ Bryan: „Tala ist fitter als du!“ Mitch: „Ich zeig dir gleich mal wie fit ich bin!“ Bryan: „Na los doch!“ Mitch: „Du kriegst es gleich!“ Kai: „Halt mal.“ Kai schmiss Mitch ihre Tasche zu, was sie so überraschte, dass sie die Tasche zwar fing, aber von der Wucht voll umgeschmissen wurde. Bryan: „Ja, sehr fit…Uff!“ Mitch hatte ihm die Tasche in die Magenkuhle geschmissen. Ray schaute mit skeptischem Blick rüber. Ray: „Naja, man merkt, sie sind wieder da.“ Jing Lay: „Wie schön. Ich mach sofort einen Tee.“ Jing Lay ging sofort ins Haus und Ray schmunzelte nur. Lynn rannte wie der Teufel zum Haupttor. Lynn: „Postkasten. Postkasten. Postkasten! Poooooooooostkaaaaaaaaaaasteeen!!“ Lynn bremste und schlurrte ein paar Meter über den Boden bis zum Tor. Sie machte es schnell auf und schnellte zum Postkasten. Nun hielt sie kurz inne. Lynn: „Es sind ein paar Tage vergangen. Wenn da jetzt nichts drinne ist, dann flieg ich eigenhändig nach Amerika und verklage die Postbehörde.“ Lynn holte noch mal tief Luft und öffnete die Postkastenklappe. Der Atem blieb ihr im Hals stecken, denn… Lynn: „Nein…“ …der Postkasten war leer. Lynn ging betrübt zurück zum Haus, sie sah noch den Hubschrauber wegfliegen, als sie sich umdrehte. Auf dem halben Weg hielt sie noch mal an und sah traurig zu Boden. Lynn: „(seufz) Da fliegt meine Mitfahrgelegenheit. Hat das Postamt noch mal Glück gehabt.“ Sie ging ins Haus und sah Mitch in einen der Flur verschwinden, wie sie eine von Talas schweren Taschen in Talas neues Zimmer zu bringen und in einen der Räume in der Nähe der Bibliothek verschwand. Dann lief Lynn in die Küche, wo Jing Lay am Tee kochen war. Jing Lay: „Lynn, willkommen zu Hause.“ Lynn: „Hi, Jingy.“ Jing Lay: „Hey, warum so betrübt?“ Lynn: „Ach nicht so wichtig. Aber du scheinst sehr gut gelaunt zu sein.“ Jing Lay nickte ganz leicht mit dem Kopf und lächelte Lynn ganz freundlich zu. Jing Lay: „Ich kann es selber kaum fassen. Ich hab meine Scheuheit vor Ray verloren. Wir hatten sogar einmal kurz gegeneinander gebladet, aber…leider konnten wir es nicht zu Ende bringen.“ Lynn: „Das freut mich für dich. Endlich kannst du deinem Schwarm in die Augen sehen.“ Jing Lay: „Ja, naja…Xiangdang…Ich wird manchmal nur immer noch rot.“ Wie auf das Stichwort errötete Jing Lay ganz leicht. Jing Lay: „Glaub ich zumindest.“ Lynn: „Nein, tust du sicher nicht.“ Lynn war wieder besserer Laune und freute sich für Jing Lay, die nun das kalte Wasser in die Teekanne goss. Bis ihr was einfiel und kurz den Wasserkocher zur Seite stellte, um sich zu Lynn zu drehen. Jing Lay: „Warst du schon in deinem Zimmer?“ Lynn: „Nein.“ Jing Lay: „Dann geh mal lieber hin. Da liegt nämlich was für dich oben.“ Kaum hatte Jing Lay das ausgesprochen, schon düste Lynn aus der Küche. Jing Lay: „Weg ist sie.“ Lynn rannte fast Mitch um, als sie durch die Empfangshalle fegte. Mitch: „Lynn!“ Lynn: „Keine Zeit! Keine Zeit!“ Lynn wetzte die Treppe hoch und rannte oben auch noch mal fast Kai um. Kai: „Lynn.“ Lynn: „Ich sagte doch, keine Zeit!“ Lynn verschwand in ihrem Zimmer und Kai und Mitch schauten sich nur fragend an. Jing Lay kam aus der Küche. Jing Lay: „Sie hat Post bekommen.“ Mitch: „Ach so. Dann ist ja alles klar.“ Lynn schaute einmal durch das ganze Zimmer. Hecktisch rannte sie durch das ganze Zimmer. Dabei lag die Post auf ihrem Bett, was sie nach fünf Minuten auch merkte. Sie blieb am Schrank stehen, als sie die Post sah. Lynn: „Leise pirscht sich der Tiger an seine Beute an. Und…Attacke!“ Lynn sprang auf ihr Bett und ließ sich von der Matratze abfedern und flog dann noch einmal einen Meter über das Bett. Lynn: „Hui!“ Sie landete auf dem großen Bett genau vor der Post. Es war übrigens ein großer Brief, ca. die Größe von einem DinA3 Blocks, der auch noch einen Zentimeter dick war. Lynn hob ihn hoch und schaute ihn erstmal staunend an. Lynn: „Du bist aber groß. Aber was schickt Alec mir denn einen so großen Brief? Aufmachen!“ Lynn riss den Brief auf und schaute in den Umschlag herein. Staunen lag auf ihrem Gesicht Lynn: „Das ist doch…“ Lynn: „Was hast du denn da?“ Alec: „Ach das. Das ist der Skizzenblock von meiner Mutter.“ Lynn: „Von deiner Mutter?“ Alec: „Ja.“ Lynn: „Du hast Eltern?“ Alec: „Jeder hat doch Eltern.“ Lynn: „Ich hab keine.“ Alec: „Du hast sicher welche. Du kennst sie nur nicht.“ Lynn: „Das wird ´s wohl sein. Und wie waren deine Eltern so? Wie ist es denn, Eltern zu haben?“ Alec: „Wie es ist, Eltern zu haben, kann man gar nicht beschreiben. Aber wenn sie nicht da sind, weiß man, dass einem was fehlt. Und sie waren einfach lieb. Immer für mich da.“ Lynn: „Ich will auch mal Eltern haben, damit ich hier endlich raus kann. Ist voll öde hier.“ Lynn vergaß erstmal alles um sich herum, denn diesen Zeichenblock hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie hing etwas in der Vergangenheit. Fast jedes Bild erinnerte sie an ein anderes Gespräch mit Alec. Erst als sie den Block durch geschaut hatte, konnte sie sich von den Bildern darin lösen, die meist aus Landschaften oder Tieren bestanden. Noch etwas in Gedanken schaute sie noch mal in den großen Umschlag und holte den Rest heraus. Lynn: „Nanu.“ Es waren zwei Briefumschläge noch zu finden, die Lynn herausholte. Auf den einen stand „For Lynn“ und auf dem anderen „For Mitch“, aber in einer anderen Schrift. Sie schaute den Brief, der wohl für Mitch bestimmt war, eine Zeit lang an, aber dann wendete sie sich ihren Brief zu und öffnete ihren Brief. Sie begann zu lesen. Hi Lynn, ich hoffe, es geht dir gut in deinem neuen zu Hause. Du hast immer davon geträumt und nun hoffe ich, dass es auch alles so ist, wie du es dir hast erträumen lassen. Ich habe dir den Skizzenblock von meiner Mutter geschickt, weil ich möchte, dass du gut auf ihn aufpasst. Hier Amerika ist so einiges passiert und wird es auch noch mehr, dass ich schon fast die Angst bekomme, dass dem Block etwas widerfahren könnte. Gebe gut auf ihn Acht. Es ist das Letzte, was ich von meiner Mutter besitze. Ich hätte dir gerne schon eher geschrieben, aber wie gesagt, gibt es hier viel zu tun. Allen ein zu Hause zu besorgen, weil Mrs. Jankes ja nicht mehr da ist, ist sehr schwierig und wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich würde dich gerne in Japan besuchen, aber zurzeit sind mit noch die Hände gebunden und in den nächsten Monaten werde ich dazu auch nicht kommen. Der zweite Brief in dem Umschlag hat dich sicher etwas verwundern lassen. Der ehemalige Sekretär von Mrs. Jankes hat ihn mir gegeben und mich gebeten ihn mit zu schicken. Ich weiß nicht, was drin steht, aber gebe ihn bitte Mitch. Es gibt noch so einiges, was ich dir gerne schreiben würde, aber die Zeit drängt. Aber wenn du Sorgen hast oder mir etwas berichten willst, nehme ich mir gerne die Zeit, deine Briefe zu lesen. Auf bald und viele schöne Tage mit deiner Familie. Liebe Grüße, Alec Lynn seufzte kurz, denn sie hätte sich gerne einen längeren Brief gewünscht. Aber dennoch war sie froh über die kleinen Worte, die Alec ihr geschrieben hatte. Dann sah sie sich den anderen Brief an, der für Mitch gedacht war. Sie dachte nach, denn es reizte sie schon, da auch mal rein zu schauen, doch ihre Vernunft lies es dann doch nicht zu. Lynn: „Ich bring ihn doch lieber Mitch. Vielleicht ist ja ´ne Bombe drin.“ Sie ging aus ihrem Zimmer und fing an Mitch zu suchen, denn in ihrem Zimmer war sie nicht. Mitch war mit Kai, Ray, Jing Lay und Tala auf der Terrasse und trank gerade aus ihrer Teetasse. Und Jing Lay saß ziemlich weit weg von Tala, denn die Angst vor ihm war immer noch vorhanden. Ray: „Da war ja so einiges los.“ Mitch: „Aber ist ja alles gut ausgegangen, aber mich wundert immer noch deine schnelle Genesung, Tala.“ Tala: „Ich bin darüber selber verwundert. Aber es ist mir im Großen und Ganzen egal.“ Mitch: „Hmmm.“ Mitch lehnte sich zurück. Mitch: „Wenn man aber mal so überlegt, ist es eigentlich auch schon wieder logisch.“ Kai: „Überleg das nächste Mal doch lieber erst, bevor du danach fragst.“ Mitch: „(knurr) Ja, ist ja gut. Mein Gehirn arbeitet noch nicht wieder auf dem übernatürlichen Niveau. Ich habe die letzten Nächte kaum, gar nicht oder schlecht geschlafen. Da geht das noch nicht wieder.“ Kai: „Ja, du Übermacht.“ Mitch konnte sich den Ausraster gerade noch verkneifen. Mitch: „Jedenfalls…“ Begann Mitch dann wieder, um auf das Thema zurück zu kommen, bevor Kai noch einen drauflegen konnte. Mitch: „…könnte es so sein, dass der Virus, den ich den Nano-Roboter verpasst habe, diese Viecher innerhalb der einen Nacht schon alle zerstört hatte. Und Tala sich innerhalb des nächsten Tages total genesen hatte.“ Jing Lay: „Das ist aber…“ Jing Lay stockte kurz, weil alle jetzt zu ihr schauten, inklusive Tala, was sie etwas erschreckte. Jing Lay: „Ich mein, dass klingt schon ziemlich unglaublich.“ Kai: „Da muss ich allerdings zustimmen, denn wie ich mich erinnere, hattest du doch gemeint, dass das eher langsam vorangeht und nicht so schnell.“ Mitch: „Ja, bei Test hatte ich ja nur eine Blutprobe und kein lebendes Objekt.“ Das konnte Tala nur ganz haarscharf überhören, dennoch schlug eine seiner Schlagadern Alarm. Mitch: „Da kann man eigentlich froh sein, dass es nicht in die andere Richtung ging.“ Kai: „Wenn du meinst…“ Mitch: „(knurr) Ja.“ Tala: „Lassen wir die Sache jetzt einfach ruhen.“ Tala stand auf, denn ihm war es leid, diesem Gespräch zu zuhören. Das Thema drehte sich zu sehr um ihn. Er ging auf das Haus zu. Mitch: „Wo willst du denn hin?“ Tala: „Ich leg mich hin. Mir ist ein wenig schwindelig.“ Mit diesen Worten verschwand Tala durch die Terrassentür ins Haus. Mitch: „Das sind wohl ein paar Nachwirkungen.“ Kai: „Mitch. Wie Tala eben sagte, das Thema ist gegessen.“ Mitch: „Ja, ist ja gut.“ Kai: „Bist wohl immer noch ziemlich durchgerüttelt von dem Flug.“ Mitch: „Erinnere mich bloß nicht daran!“ Ray: „War irgendwas schlimmes passiert, dass du so durch drehst?“ Mitch: „Wir sind fast gestorben.“ Jing Lay: „Nai?“ Kai: „Sie übertreibt.“ Mitch: „Tu ich nicht!“ Der Hubschrauber flog gerade über der Grenze zu China. Bryan und Tala saßen im Cockpit und Bryan fiel gerade etwas ein. Er wollte kurz nach hinten. Damit das möglich ist, schaltete er den Autopiloten ein und stand dann auf. Tala: „Wo willst du hin?“ Bryan: „Ich hab hinten noch was liegen. Ich hol das lieber mal, bevor ich das schon wieder vergessen…Passt du hier eben mal auf?“ Tala: „Geh ruhig.“ Bryan verließ das Cockpit. Tala: „Der ist lebensmüde.“ Schon hörte man einen lauten, entsetzten Schrei von Mitch. Sie war von ihrem Platz aufgesprungen und zeigte entsetzt auf Bryan. Mitch: „Bist du wahnsinnig?!“ Bryan: „Was hat sie denn nun schon wieder?“ Mitch: „Wir könnten abstürzen! Warum bis du hier hinten?!“ Bryan: „Weil ich was holen will.“ Mitch: „Das kannst auch machen, wenn wir gelandet sind! Geh zurück ins Cockpit! Wir schwirren sonst ab!“ Bryan: „Wir haben einen Autopiloten! Wir stürzen nicht ab!“ Mitch: „Du weißt doch nicht mal, was ein Autopilot ist!“ Bryan: „Er steuert das Fluggerät anhand der einprogrammierten Daten und brüll mich nicht so an!!“ Mitch: „Ich brüll nicht!!“ Bryan: „Ach nein!!“ Mitch: „NEIN!!!“ Schon brach wieder ein Streit aus und Kai und Lynn hatten dieses Mal nicht die Möglichkeit, sich das nicht anzusehen. Also fand es Lynn für das Beste, das schnell zu beenden, indem sie ganz dreist den Feuerlöscher von seinem Platz nahm und die beiden Streitfalken einmal schön einseifte. Die beiden waren still und schauten nur noch dumm aus der Wäsche. Lynn: „Sorry, aber ich hatte so eine Sehnsucht nach Schnee.“ Mitch: „Danach mussten wir erstmal notlanden und alles sauber machen. Sonst wären wir noch ´ne Stunde eher hier gewesen.“ Jing Lay lachte etwas in sich hinein. Mitch: „So witzig war das gar nicht.“ Stimme: „Mi-itch!“ Lynn hatte Mitch gefunden und stürmte zu ihr, den Brief wedelnd in der Hand. Lynn: „Mitchilein!“ Mitch grummelte eine Weile vor sich hin, denn sie hasste diesen Spitznamen. Als Lynn bei ihr war, vergaß sie den Ärger aber wieder schnell. Mitch: „Was gib ´s denn?“ Lynn: „´n Brief.“ Mitch: „´n Brief?“ Lynn: „Jaaaaaaa-aaa, ´n Brief.“ Lynn lachte kurz und gab Mitch den Brief. Mitch sah den Brief erstmal nur an, dann machte sie ihn auf. Sie las kurz die ersten Zeilen, dann stand sie plötzlich auf und ging ins Haus. Alle anderen schauten verdutzt hinter her. Ray: „Was ist denn das für ein Brief?“ Lynn: „Weiß ich nicht. Er war bei der Post von Alec dabei…Geil, Kekse.“ Lynn setzte sich auf Mitchs Platz und schnappte sich einen der Kekse, die Jing Lay noch am Morgen gemacht hatte. Jing Lay: „Möchtest du auch noch Tee dazu?“ Lynn nickte wild und schnappte sich noch einen Keks. Kai hatte aber irgendwie ein merkwürdiges Gefühl und schaute Mitch noch ein wenig nachdenklich nach. Mitch selber war in das Kaminzimmer gegangen, denn sie wollte nicht, dass Kai zufällig in den Brief schaute, denn beim Entdecken der Schrift, würde es schnell zu einer Auseinandersetzung kommen. Denn mitch wusste, der Absender ist nicht gerade der beste Freund von ihrem Bruder. Sie setzte sich, schon etwas fröhlich etwas von dem Absender zu hören, auf die Couch vor dem Kamin. Nun konnte sie in Ruhe den Brief lesen. Hallo Mitch, es ist eine Weile her, dass ich dir in Ruhe einen Brief schreiben konnte, aber nun, nachdem einiges passiert ist, habe ich genug Zeit dazu. Ich muss euch übrigens danken, dass ihr die kleine Lynn aus den Händen von Mrs. Jankes befreien konntet und… Mitch hörte auf zu lesen, denn das verwunderte sie nun, woher wusste er, dass sie in Amerika waren? Doch sie hoffte, dass sich das im Brief klären wird. …und ich habe dir nun einiges zu erklären. Ich fang am besten da an, wo deine Mutter und ich aus der Familie verbannt worden waren. Mein Vater konnte Nichtsnutze in seiner Familie nicht gebrauchen und wer nicht das tat, was er wollte, so wurde dieser so schnell wie möglich beseitigt. Memeko und ich verließen nach einiger Zeit Japan und tauchten dann in Amerika unter. Kurz darauf wurde deine kleine Schwester geboren. Doch irgendwie hatte mein Vater herausgefunden, wo wir uns aufhielten. Und das ich noch eine Tochter habe. Er schickte Mrs. Jankes nach Amerika und überließ ihr ein aufgekauftes Waisenhaus, welches sie wie die Abtei in Russland leiten sollte. Außerdem sollte sie Lynn mit einbeziehen. Ich werde den Tag nie vergessen, wie sie in unser Haus mit ihren Handlangern einbrach und uns Lynn aus den Händen riss. Sie war gerade mal ein Jahr alt. Und als ob das nicht schon genug wäre, nahmen sie Memeko auch noch mit. Bis Lynn drei war, durfte Memeko mit Lynn in dem Waisenhaus bleiben, danach steckte man sie in eine Arrestzelle in dem Waisenhaus. Ich selber konnte es schaffen, Mrs. Jankes dazu zu bringen, dass ich bei Lynn bleiben konnte. Ohne dass es Lynn wusste, dass ihr Vater der Sekretär von Mrs. Jankes war, konnte ich bei ihr sein. Leider durfte ich nie mit ihr reden. Doch sie zu sehen, Tag für Tag, wie sie aufwuchs, brach mir das Herz. Ohne Eltern, nur auf sich allein gestellt. Unter der Macht von Mrs. Jankes. Der einzige Lichtblick war Alec, der ihr zur Seite stand. Wenn er nicht gewesen wäre, wüsste ich nicht, was aus Lynn geworden wäre. Er hat Lynns Mut aufrecht gehalten und ihr das Leben zum Vergnügen gemacht. Und Dank euch können wir endlich all das vergessen, denn auch Mrs. Jankes Machenschaften sind vorbei. Memeko geht es gut. Sie ist bester Gesundheit. Und was die ganzen Waisenkindern angeht, das Waisenhaus hat einen neuen Besitzer. Alec hat sich dafür eingesetzt und hilft mit, dass alle Kinder ein neues zu Hause bekommen. Alle hier sind äußerst beschäftigt. Ich weiß, es ist nach all den Jahren viel verlang, aber Memeko drängt darauf ihre Kinder zu sehen. Auch ich würde euch gerne wieder in die Arme schließen können. Ich kann mir vorstellen, dass du und Lynn bestimmt auch darauf drängt, aber ich weiß nicht, was Kai davon denkt. Er ist viel sensibler, als er tut, wie du sicher schon herausgefunden hast. Ich hab ihn damals im Stich gelassen. Er wird mir so schnell nicht verzeihen. Aber lass es uns versuchen. Am 28. Juni werden Memeko und ich am Tokyoer Flughafen sein. Wir werden bis 16 Uhr dort auf euch warten, vielleicht auch länger. Wenn dann keiner von euch kommt, fliegen wir wieder fort. Dann heißt es für uns, dass ihr nichts mehr von uns wissen möchtet, was ich gut verstehen kann. Aber ich hoffe, dass ihr uns verzeihen könnt. Bis dahin wünschen wir euch alles Gute und streitet nicht zu viel. Machs gut, Mitch, deine Eltern Memeko und Susumo Mitch las sich den Brief drei- oder viermal durch, denn sie hatte schon lange einen weiteren Brief von ihrem Vater herbei gesehnt. Und nun hielt sie ihn in ihren Händen. Doch schnell musste sie merken, dass Susumo Recht haben könnte, was Kai betrifft. Er könnte wirklich nicht gerade froh darüber sein, dass seine Eltern, besonders sein Vater, die nächsten Tage hier erscheinen wird. Und der 28. Juni war schon in zwei Tagen. Mitch schaute auf die Uhr. Es war inzwischen nach 21 Uhr und sie seufzte kurz. Mitch: „Der Tag war viel zu kurz. Blöde Zeitverschiebung.“ Mitch faltete den Brief wieder zusammen und legte ihn zurück in den Umschlag. Als sie den Brief auf den Tisch vor sich legte, ging die Tür auf und Kai kam ins Zimmer. Er machte ruhig die Tür hinter sich zu. Kai: „War der Brief so erschreckend, dass du gleich verschwinden musstest?“ Mitch: „Fertig mit Tee trinken?“ Kai: „Ja, und nun…Was ist das für ein Brief.“ Spannung baute sich in dem Raum auf. Mitch: „Nichts, was dich interessieren könnte.“ Kai: „Lüg nicht rum. Wenn es für mich doch so uninteressant ist, warum verschwindest du dann?“ Mitch: „Weil ich den Brief in Ruhe lesen wollte. Lynn hätte dabei nur genervt. Kennst sie ja.“ Kai: „Ja, natürlich…Aber sag nun, von wem der Brief ist.“ Mitch dachte kurz nach, dann lächelte sie ein wenig und stand auf mit dem Brief wieder in der Hand, um sicher zu gehen, dass sie ihn nicht vergisst und Kai ihn dann doch liest. Mitch: „Okay, du wirst es irgendwann sowieso erfahren. Er ist von Susumo Hiwatari.“ Der Gesichtsausdruck von Kai veränderte sich schlagartig. Seine Miene wurde finster und ärgerlich. Bei den Namen seines Vaters wurde ihm fast schon schlecht. Er wollte nie wieder etwas über ihn hören, noch etwas mit ihm zu tun haben. Und Mitch wusste das, jetzt noch mal durch diesen Anblick von Kais Reaktion bestätigt. Das verursachte nur, dass Mitch auch ärgerlich wurde, über die Sturheit ihres Bruders. Mitch: „Kannst du deinen Ärger nicht endlich mal vergessen und ihm verzeihen?“ Kai: „Was gibt es da zu verzeihen? Er hat uns im Stich gelassen, uns alle. Erst dich, dann mich und zum Schluss auch noch Lynn. Er wird sie nie ändern. Es ist immer das Gleiche mit ihm.“ Mitch: „Er hatte bei uns allen dreien keine Wahl. Er war ziemlich unter Druck. Es ging nicht anders.“ Kai: „Keine Wahl, dass ich nicht lache! Es gibt immer eine andere Möglichkeit! Er hat bloß den für ihn einfachsten Weg genommen!“ Mitch: „Das ist nicht wahr!“ Kai: „Du warst nicht dabei! Du weißt nicht, wie es damals war! Einfach so von seinem Vater im Stich gelassen zu werden!“ Mitch verstummte, denn sie wollte nicht streiten, nicht über so was, denn das würde nichts bringen. Kai: „Und was will er uns jetzt wieder antun?! Was hat er vor?! Will er uns gut zureden und uns zum Schluss dann wieder im Stich lassen, wenn wir ihn brauchen?!“ Mitch: „Er will vorbei kommen.“ Kai: „Das kann er sich abschminken! Ich will ihn nie wieder sehen! Nie wieder!“ Mitch: „Aber er wird kommen! Und ich werde zu ihm gehen! Ob es dir passt oder nicht!“ Kai: „Dann geh doch zu ihm!“ Mitch: „Werd ich auch!“ Kai: „Und dann nimm all deine Sachen mit, denn dann will ich dich auch nie wieder sehen!“ Diese Worte hallten in Mitch Gedächtnis noch ein paar Mal wieder. Sie war etwas erschrocken. Mitch: „Das ist nicht dein Ernst!“ Kai: „Es ist mein voller Ernst!“ Mitch: „Du kannst nicht einfach tun und lassen was du willst! Und nur weil ich Kontakt zu unseren Vater haben will, brauchst du nicht den Kontakt zu mir abbrechen! Das ist total kindisch!“ Kai: „Ihr seit alle eh nichts weiter als feige Verräter! Allesamt!“ Beide waren voller Wut aufeinander. Und Kai hatte nebenbei auch noch die Wut auf seinen Vater. Beiden drohte fast der Kopf zu explodieren, doch Mitch setzte dem ein Ende, bevor wirklich noch etwas kaputt ging. Mitch: „Na gut, wenn es das ist, was du willst. Eine Schwester hast du ja noch. Also kann die andere ja weg. Du wirst dich echt nie ändern. Ich werde gehen und eine schöne Zeit mit unseren Eltern haben. Aber sei dir sicher. Noch gebe ich mich in der Beziehung nicht geschlagen. Du wirst ja sehen, was du von deiner Sturheit hast. Nämlich gar nichts.“ Einige Minuten später sah Lynn Mitch nur noch mit Sachen bepackt aus ihrem Zimmer den Weg zum Haupttor laufen. Jing Lay, ihr Besuch war inzwischen schon gegangen, rannte ihr noch nach, um sie auf zu halten, doch Mitch ließ sich nicht mehr davon abhalten zu gehen. Lynn seufzte kurz und ging dann zu Kai, der sich in das Kaminzimmer gesetzt hatte und schwer nach zu denken schien. Lynn blieb an der Tür stehen und hatte den Kopf etwas gen Boden gesenkt. Lynn: „Kai…?“ Kai warf ihr einen mürrischen Blick zu. Lynn: „Warum hältst du Mitch nicht auf zu gehen? Ich mein, warum habt ihr euch überhaupt gestritten? So zerstritten könnt ihr doch gar nicht sein.“ Lynn lachte etwas krampfhaft und Kai schaute Lynn direkt an. Dann hörte sie sofort auf. Kai: „Warum willst du wissen?“ Lynn nickte leicht und gab einen bejahenden Ton von sich. Kai: „Dann geh Mitch nach und frag sie. Denn sie ist diejenige, die alles ausgelöst hat.“ Lynn: „Aber kannst du mir das nicht sagen?“ Kai schaute Lynn scharf an, damit sie wusste, dass sie ihn lieber in Ruhe lassen solle. Sie verschwand sofort aus dem Zimmer. In der Empfangshalle stieß sie auf Jing Lay, die auch etwas verwirrt ausschaute. Jing Lay: „Weißt du, was los ist? Lynn: „Nein, O-nii-chan sagt auch nichts.“ Jing Lay: „Mitch sagte nicht mal, wo sie hinging.“ Stimme: „Mitch ist weg?“ Beide schauten zur Seite und Tala kam zu ihnen. Jing Lay erschrak kurz und schritt etwas zurück. Lynn: „Ja, sie ist einfach so gegangen. Weißt du vielleicht warum?“ Tala: „Nein, woher auch? Ich hab bis eben geschlafen.“ Jing Lay: „Ich hoffe…es ist nichts Ernstes.“ Lynn: „Aber es scheint eher so, denn beide scheinen sich sehr gestritten zu haben. Denn sonst wäre Mitch nicht gegangen.“ Tala: „Jetzt müsste man wissen, was passiert sein könnte, dass es dazu kam.“ Lynn: „Aber das sieht schlecht aus. Naja, bleibt wohl nichts anderes übrig, als es ab zu warten.“ Kai saß immer noch genervt in dem Kaminzimmer. Sein Blick immer noch finster. Kai: „Mitch hat keine Ahnung, was er mir angetan hat. Das alles ist durch nichts wieder gut zu machen. Gar nichts.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)