Hiwatari Familienbande von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Home Sweet Home?? ---------------------------- Mitch (17) saß in dem Okira Café und das mal, ohne von Tokio genervt zu werden. Das lag aber auch nur daran, dass sie stinksauer sich einen Pflaumenkuchen in sich rein schlang und Tokio dann genau weiß, dass er seine Mitch in Ruhe lassen sollte. Mitch nahm gerade das letzt bisschen in den Mund, als sich jemand zu ihr an den Tisch setzte. Mitch schlug die Gabel auf den Teller, dass sie auch gerade mal so auf dem Teller liegen blieb. Sie schaute den jemand an, der sich als den Koch des Cafés rausstellte, der gerade Feierabend hatte. Mitch beachtete ihn einfach nicht und lehnte sich zurück an die Stuhllehne. Koch: "Warum so geladen, Mitch?" Mitch nahm ihre Teetasse in die Hand. Sie wollte ihm nicht antworten. Koch: "Es ist jedenfalls nicht sehr gesund, wenn du dir den Kuchen so in den Rachen stopfst. Allein schon weil es Pflaumen sind." Mitch schaute in die Tasse und schwenkte das bisschen Tee darin ein wenig herum. Mitch: "Ist doch jetzt egal, oder?" Koch: "Was ist denn passiert?" Mitch: "Kannst dir das nicht denken, Yahiko?" Er legte seine Arme auf den Tisch vor sich und lehnte sich etwas weiter zu Mitch rüber. Yahiko: "Nein, Mitch. Das kann ich nicht." Mitch schaute ihn schief in sein blödes Lächeln, dass er immer machte, wenn ihn gerade die Neugierde packte. Mitch setzte die Tasse wieder ab. Mitch: "Okay, Yahiko. Was würdest du sagen, wenn sich jemand die Mühe macht, ein ganzes Haus zu renovieren? Und das fast alles mit eigener Hand." Yahiko: "Also ich würde mich dadurch sehr geschmeichelt fühlen. Aber lass mich raten: Kai schien es nicht sehr gefallen zu haben." Mitch: "Das ist richtig." Yahiko: "Aber das du nach einem Streit gleich so sauer bist und hier her zurück kommst, hätte ich ehrlich nicht von dir gedacht." Mitch: "Von wegen Streit." Yahiko: "Hm?" Mitch: "Er hat mich aus dem Haus geschmissen. Stell dir das vor. Seine eigene Schwester." Yahiko: "Ach so. Dann versteh ich die Lage." Mitch: "Mehr hast du dazu nicht zu sagen?" Yahiko: "Mitch. Kann es nicht sein, dass du vielleicht auch Kai ein bisschen überrumpelt hast?" Mitch wurde ganz nachdenklich. Hatte sie das wirklich? Yahiko: "Du bist gleich ein paar Tage später bei ihm eingezogen, als du ihm gesagt hattest, dass du seine Schwester bist. Du hast ihm nicht mal die Zeit gegeben, sich im Klaren zu sein, dass er jetzt eine Schwester hat. Die Zeit hast du ihm weggenommen. Deswegen kam er nicht mit dir klar und wusste nur die einzige Lösung, dich raus zu schmeißen. Auch trotzdem, was du für ihn getan hast." Mitch: "Er hätte mich sonst doch nur wieder vergessen." Yahiko: "Das glaub ich nicht. Eine Schwester vergisst man nicht. Und dich bestimmt nicht. Wer weiß? Vielleicht hätte er dich auch irgendwann selbst zu sich geholt. Aber jetzt kann man nur hoffen, dass er dich als Schwester akzeptiert. Jetzt hat er ja Zeit, sich das zu überlegen." Mitch: "So schnell geh ich da nicht wieder hin." Yahiko: "Das glaube ich dir nicht. Denn Tokio wird dich wieder zu Tode knuddeln." Mitch wurde auf einmal ganz übel. Yahiko: "Hmhm. Und vermissen tust du Kai auch. Sonst würdest du dich darüber nicht so aufregen. Glaub mir, das wird schon wieder." Mitch und Lynn waren wieder bei Herrn Tomodachi. Doch was er zu berichten hatte, wegen der Sondergenehmigung, war keine sehr erfreuliche Nachricht. Lynn: "Wir kriegen sie nicht?" Herr Tomodachi: "Es tut mir so leid. Aber wir bekommen sie nicht. Das Heim, wo du sagtest her zu kommen, hatte die Sondergenehmigung abgelehnt." Lynn: *Oh nein. Es wurde direkt dort angefragt? Dann ist es ja klar, dass wir sie nicht bekommen. Diese blöde Mrs. Jankes. Ich könnte sie...* Mitch: "Gibt es da nicht noch eine andere Möglichkeit, dass Lynn hier bleiben kann?" Herr Tomodachi: "Wenn du die meinst, dass dein Adoptivvater, also Tokio, Lynn adoptiert, haben wir auch schon in betracht gezogen. Sie müsste dann zwar unter einen anderen Namen laufen. Wäre aber bei euch...Das geht leider auch nicht. Die Besitzerin des Heimes war strikt dagegen. Mein Freund hat richtig mit ihr gerungen. Es scheint, dass die Besitzerin etwas Besonders in Lynn sieht, dass sie sie nicht rausrücken möchte, wenn man das mal so sagen kann." Lynn schaute zu Boden, biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen. Herr Tomodachi: "Sie wird wohl zurück müssen." Mitch ärgerte das schon. Und Lynn noch mehr. Lynn: *Ich will nicht zurück. Ich will nicht und ich werde auch nicht zurück gehen.* Plötzlich rannte Lynn aus der Wohnung. Das einzige was man noch von ihr hörte, bevor sie verschwand war: Lynn: "Ihr werdet mich nie wieder in diese Hölle zurück kriegen!" Mitch: "Lynn!" Herr Tomodachi war ein wenig erschreckt, wie Mitch auch, die auf die Tür zu rannte. Mitch: "Ich muss ihr schnell nach. Danke für die Hilfe. Aber jetzt nehme ich die Sache in die Hand." Mitch rannte auch raus. Herr Tomodachi: "Mitch!" Die Tür fiel zu. Herr Tomodachi: "Was hat sie jetzt wieder vor?" Mitch kam unten auf der Straße an. Sie konnte Lynn gerade noch mal sehen, wie sie rechts die Straße runter rannte. Mitch rannte ihr sofort nach. Mitch: "Lynn!" Mitch versuchte sie schnell ein zu holen, was sich dann aber als schwierig raus stellte. Mitch: *Man, ist die schnell.* Sie kam nur langsam Lynn näher. Mitch: "Lynn! So bleib doch stehen!" Lynn hörte Mitch zwar, ignorierte ihre Rufe aber. Mitch: "Lynn!" Lynn: *Ich will da nicht wieder hin. Dieses harte Training. Die Unterrichtseinheiten. Das alles ist nicht das Richtige. Ich werde dort nur schikaniert. Von Mrs. Jankes diskriminiert. Einfach von allen runter gezogen, weil ich anscheinend ihr größtes Los sein soll. Soll sie sich doch jemand anderen für ihr blödes Sondertraining suchen. Ich will nicht mehr. Ich halt das einfach nicht mehr...* Es kam wie es kommen musste. Lynn achtete nicht auf ihre Füße und stolperte. Sie blieb lang auf dem Boden liegen. Mitch blieb erst vor Schreck stehen, doch dann rannte sie schnell zu ihr. Lynn war immer noch liegen geblieben, als Mitch bei ihr ankam. Mitch: "Lynn? Ist alles okay?" Mitch half Lynn etwas hoch, als sie sich zu ihr runtergehockt hatte. Lynn hatte den Kopf gesenkt. Sie wollte Mitch einfach nicht ansehen. Mitch: "Tut dir irgendwas weh?" Lynn: "Nein...Alles...okay, Mitch." Mitch: "Lynn. Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen. Ich weiß, du willst da nicht mehr hin, aber du musst in den sauren Apfel beißen. Sonst bist du hier und machst dich dadurch auch noch strafbar. Und uns gleich noch mit, weil wir dir einen Unterschlupf gegeben haben. Ich will dich ja jetzt nicht scheuchen, oder so. Aber...wir können da echt nichts mehr dran ändern." Lynn: "Kannst du...nicht was dran...ändern?" Mitch: "Wenn du mich so fragst. Ja, ich könnte aber-" Lynn: "Dann tu das gefälligst oder willst du, dass ich weiter dort lebe?!" Lynn schaute Mitch sauer an und hatte einen ganzen Tränenguss schon im Gesicht. Mitch schreckte etwas zurück. Lynn senkte mit einem Schluchzen wieder den Kopf. Mitch: "Das kann ich nicht. Für wen hältst du mich? Ich kann mich zwar in geheime Daten einhacken, aber ich habe noch nie etwas geändert. Immer nur was nachgeschaut. Das kannst du einfach von mir nicht verlangen, auch wenn ich eben gerade noch selber daran gedacht hatte." Lynn schaute Mitch wieder an. Doch diesmal ganz verwundert. Dennoch waren die Tränen in ihrem Gesicht. Mitch: "Ich weiß zwar nicht, was du da schon erlebt hast oder was dich da erwartet, wenn du wieder da hin gehst. Aber weil ich merke, dass du da nicht wieder hin willst, würde ich dich am liebsten auch gar nicht gehen lassen. Doch ich kann dich nicht festhalten. Du musst da wieder hin. Sonst kriegen wir alle einen ziemlichen Ärger. Dennoch will ich nicht, dass du wieder gehst." Mitch schaut ein wenig verärgert zur Seite und krallte sich in die Haare. Man konnte die Anspannung in ihrem Gesicht sehen. Mitch: "Oh man. Ich krieg gar keinen klaren Kopf mehr zustande." Lynn: *Mitch will mich nicht, dass ich gehe? Dabei machte sie auf mich, genauso wie Kai, den Eindruck, dass ich schnell wieder verschwinden soll. Sie will, dass ich bleibe...* Bei diesem Gedanken musste Lynn nur noch mehr weinen und ließ sich gegen Mitch fallen. Sie klammerte sich in ihr Oberteil und weinte sich erstmal aus. Mitch schaute sie ganz verwundert an. So was kannte sie ja nun überhaupt nicht. Mitch: *Was mach ich denn jetzt?* Mitch schaute sich etwas hilflos um. Sie war schon froh, dass kein Mensch in der Nähe war und so das ganze Specktakel hier nicht sah. So blieb ihr jedenfalls die Peinlichkeit erspart. Nach einer Minute schaute sie aber wieder zu Lynn runter. Die sich langsam zu beruhigen schien. Mitch: "Lynn." Lynn: "Ja?" Lynn richtete sich mit noch ein paar Tränen im Gesicht auf und schaute Mitch ins Gesicht. Ein sehr entschlossenes Gesicht. Mitch: "Wenn diese blöde Mrs. Jankes unbedingt will, dass du nach Amerika zurück kommst, dann soll sie dich schon persönlich holen." Lynn: "Was?" Mitch: "Na, wir wissen nichts davon, dass wir eine Anfrage auf eine Sondergenehmigung für deinen Aufenthalt hier gestellt haben. Das war jemand anderes, der meinte, wir bräuchten eine." Lynn: "Aber kriegen wir nicht eine Menge Ärger deswegen?" Mitch: "Hey. Ich und Ärger kriegen? Wann hab ich denn mal Ärger bekommen? Ich kann mich nicht daran entsinnen." Lynn: "Aber sagtest du nicht-" Mitch: "Du brauchst mich nicht an mich selber zu erinnern. Ich weiß was ich gesagt habe. Und jetzt komm. Sonst sitzen wir hier Morgen noch." Mitch stand auf und Lynn stand gleich automatisch mit auf. Weder verstand sie das Ganze, noch hatte sie eine Ahnung, was das von Mitch auf einmal soll. Mitch: "Jetzt komm schon. Lass uns nach Hause gehen." Mitch streckte ihre Hand nach Lynn aus. Lynn versuchte Mitch immer noch zu verstehen. Warum das Ganze auf einmal? Aber sie ließ sich nicht weiter davon beirren und nahm Mitchs Hand. Beide machten sich so auf den Heimweg. Mitch: *Lynn ist nicht die Einzige. Ich bin doch selber schon mal irgendwo ausgebrochen, weil ich es da nicht ausgehalten habe und eigentlich auch nie sein wollte.* Mann: "Haltet sie auf!" Mitch (12) rannte einen dunklen Korridor runter, an ein paar anderen Kindern in ihrem Alter vorbei und ein paar dutzend Männer rannten ihr nach. Sie befand sich immer noch in der Abtei in Russland, was sie jetzt so schnell wie möglich ändern wollte. Mitch: *Versucht doch ruhig, mich auf zu halten...Wenn ihr könnt.* Mitch rannte auf ein Fenster zu, das offen war und sprang hinaus. Die Männer blieben geschockt am Fenster stehen. Es ging nämlich tief runter. Mitch war nicht zu entdecken. Die Männer rannten vom Fenster weiter runter, um Mitch unten zu suchen. Mitch hatte sich unter dem Fenster aber an der Wand festgehalten und hing unter dem Fenster an der Wand runter. Sie brauchte kurz Zeit zum verschnaufen, denn die Verfolgungsjagd machte ihr doch schon schön zu schaffen. Mitch: *Ich muss einen Weg hier raus finden. Das Haupttor ist um diese Zeit zu sehr bewacht.* Mitch schwang sich wieder hoch, durch das Fenster, sie wäre vor Schreck beinahe wieder raus gefallen, weil jemand vor dem Fenster stand. Mitch schaute ihn aber sauer an und machte sich nur auf einen Zweikampf bereit. Mitch: "Was willst du noch, Tala?! Damon kriegst du nicht! Und mich aufhalten kannst du auch nicht!" Tala sagte nichts, sondern zeigte nur in die Richtung aus der Mitch geflüchtet war. Mitch: "Was ist?! Hat es dir die Sprache verschlagen?!" Tala: "Du musst die alte Feuerleiter runter steigen." Mitch: "Was?" Tala: "Sie ist zwar rostig, aber wird dich locker halten. Auf der Seite des Hauses beginnt der Wald. Da wird dich keiner Suchen, weil der Wald zu dicht ist, dass ein normal großer Mensch da durch kann." Mitch: "Tala, was...?" Tala: "Und jetzt verschwinde endlich. Das wolltest du doch." Mitch: "Aber..." Tala ging den Flur weiter, als ob nichts wäre. Mitch ging in den Flur und schaute Tala nach. Mitch: "Tala?" Er blieb noch mal stehen, drehte sich aber nicht um. Mitch: "Warum kommst du nicht mit?" Tala: "Du hast eine Familie, die auf dich wartet...Ich nicht. Also geh zu ihr. Ich habe keinen Grund von hier zu verschwinden." Mitch: "Und wie du den hast! Wie alle anderen! Ihr werdet alle nur von Boris benutzt!" Tala: "Verschwinde endlich! Warum bist du noch da?! Hau ab!" Mitch wollte noch was sagen. Aber das würde auch nichts mehr bringen. Also machte Mitch sich in die Richtung auf, die Tala ihr gesagt hatte. Mitch und Lynn kamen zu Hause an, als es schon dunkel wurde. Lynn war von den ganzen Aufregungen am Tag schon ganz müde geworden, dass sie nur noch ins Bett wollte und einfach nicht mehr an all das denken wollte, was schreckliches heute war. Also machte sie es sich schon mal in Mitchs Bett gemütlich. Mitch ging zu ihrer Zimmertür. Mitch: "Ich schau mal, was Kai macht, ja?" Von Lynn kam nur ein kleiner Ton, der sagte, dass sie Mitch gehört habe. Mitch ging aus dem Zimmer und machte leise die Tür wieder zu. Sie ging auf das Zimmer von Kai zu und als sie davor stand und die Klinke in die Hand nahm, atmete sie noch mal tief durch. Mitch: *So, Mitch. Das musst du Kai jetzt alles erklären. Und wenn er tobt und wütet, kann dir das egal sein, denn du nimmst die ganze Verantwortung auf dich, weil er ja zu blöde ist, dass alles ein zu gestehen.* Mitch wurde plötzlich stink sauer. Mitch: *Das ist ja noch schlimmer, als damals mit mir! Kai ist und bleibt ein alter Sturkopf, der die Wahrheit nicht vertragen kann, wenn sie ihm nicht passt! Ein absoluter Vollidiot halt!* Sie merkte, dass sie sauer geworden war, was sie eigentlich nicht wollte. Also musste sie noch mal tief durchatmen und ging dann in das Zimmer rein. Mitch: "Kai?" Doch alles umsonst. Kai war nicht in dem Zimmer drin. Mitch kratzte sich am Kopf. Mitch: "Wo ist er denn hin?" Sie drehte um, machte die Tür zu und dachte erstmal nach. Mitch: "Wo könnte er sein? Also er ist sauer. Im Moment sehr leicht zu reizen. Und...sehr gefühlsschwankend." Sie lief ein paar Schritte. Mitch: "Also kann er nur draußen sein. Da ist er doch am liebsten an der frischen Luft, oder? Sicher liegt er irgendwo im Garten und starrt in den Himmel." Mitch machte sich schnell auf den Weg in den großen Garten. Sie hielt erstmal auf der Terrasse an. Mitch: "Die unendlichen Weiten des Hiwatari Garten." Sie lief drauf los und hatte eigentlich wirklich keine Ahnung, wo Kai jetzt war. Aber wie sie sich denken konnte, musste er im Garten sein. Auch war ihr klar, dass stinksaure Menschen es egal ist, wo sie ihre Wut ablassen. Also wird Kai, ihrer Meinung nach, einfach geradeaus gegangen sein und dann sich irgendwo hingelegt haben. Was sich nach fünf Minuten als richtig herausstellte, denn Mitch hörte etwas. Mitch: *Volltreffer!* Als sie noch ein paar Schritte weiter ging, konnte sie Kai sehen, der auf dem Rasen im Schneidersitz saß und nichts Bestimmtes auf seiner Geige spielte. Doch Mitch erkannte die Melodie. Sie blieb etwas weiter hinter ihm stehen. Mitch: "Das sind doch die Mondscheinsonate, oder?" Kai versuchte Mitch einfach zu ignorieren, aber ließ trotzdem eben ein paar Töne aus. Spielte aber sofort weiter. Mitch schaute in den Himmel hoch, der schon fast ganz dunkel war. Mitch: "Versuchst du den Mond noch her zu beschwören. Der wird heute Nacht sicher noch zu sehen sein. Die Wolken verschwinden schon noch. Da mach dir mal keinen Kopf." Kai versuchte immer noch Mitch zu ignorieren, ließ aber schon wieder ein paar Töne aus. Doch zu spielen hörte er immer noch nicht auf. Mitch schaute ihn wieder an. Mitch: "Soll ich dir ein kleines Licht holen? Dann kannst du hier die ganze Nacht sitzen." Kai zog mit einem schrecklichen Ton den Bogen über die Geigenseiten runter, dass man es kaum ertragen konnte. Jetzt hatte Mitch ihn dazu gebracht, aufhören zu spielen. Kai nahm die Geige von seiner Schulter. Mitch: "War das ein Ja?" Kai senkte etwas den Kopf. Kai: "Wo ist das...wo ist Lynn?" Mitch: "Sie hat sich schon schlafen gelegt." Kai: "Also habt ihr diese bescheuerte Genehmigung bekommen?" Kai legte seine Geige auf die Schulter und setzte den Bogen wieder an. Mitch: "Nein." Kai: "Aber sie geht Morgen zurück in das Heim." Mitch: "Nein." Und wieder kam ein scheußlicher Ton von der Geige, als Kai den Bogen runter riss. Kai: "Und was macht sie dann noch hier? Soll sie etwa hier bleiben?" Mitch: "Das hatte ich mir eigentlich so gedacht." Kai: "Sag mal, bist du wahnsinnig!" Kai legte stinksauer die Geige und den Bogen weg, ein Wunder, dass die heile geblieben waren, und stand dann wütend zu Mitch drehend auf. Kai: "Was meinst du wohl, was auf uns zukommt, wenn wir sie hier bei uns lassen?!" Mitch: "Ich bin mir dessen im Klaren!" Kai: "Und warum machst du das?! Sie kann hier nicht bleiben! Sie hat hier kein Aufenthaltsrecht!" Mitch: "Sie hat hier so lange ein Aufenthaltsrecht, bis sie diese blöde Besitzerin des Heimes holt! So lange wird Lynn hier bleiben! Und wenn es dann Jahrhunderte dauert! Das kann uns doch egal sein!" Kai: "Du bist doch nicht mehr bei Trost! Das Kind, und ich meine wirklich das Kind, verschwindet Morgen aus diesem Haus! Denn ich habe keine Lust eine Strafe abzusitzen!" Mitch: "Was soll das nun wieder heißen?!" Kai: "Ich will nur, dass das Kind von hier verschwindet! Mehr verlange ich nicht!" Mitch: "Hast du eigentlich eine Ahnung davon, was deine Schwester in Amerika durch machen musste! Ich gebe zu, ich weiß es ja auch nicht! Aber wenn du sie mal heute den ganzen Tag erleb hättest, wüsstest du, wie viel Angst sie vor diesem Heim hätte! Wenn man Lynn so sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie vor etwas Angst haben könnte! Aber sie war total aufgelöst, als wir erfahren haben, dass wir die Genehmigung nicht bekommen! Versuch dich doch mal in ihre Lage zu versetzen! Dann weißt du, was sie vielleicht im Moment fühlt!" Kai: "Weißt du was?" Mitch sah auf einmal in ein sehr eigensinniges und stures Gesicht von Kai, das auch einen sehr entschlossenen Ausdruck machte, zu dem aber auch noch total nervgetötet aussah. Kai: "Das ist mir egal." Mitch stutzte. Kriegte schon fast einen Schreck von der Aussage. Doch das ließ Kai wieder mal völlig kalt, nahm seine Geige und den Bogen und ging in Richtung Haus. Mitch drehte sich sauer zu ihm, als sie eine Minute lang bewegungslos da stand. Mitch: "Wie kann dir das egal sein?!" Kai blieb noch mal stehen, drehte sich aber nicht um. Mitch: "Lynn ist deine kleine Schwester! Dir darf das nicht egal sein!" Kai sagte nichts, blieb einfach nur stehen. Mitch stampfte wutschnaubend auf Kai zu. Mitch: "War dir damals etwa auch alles egal, was ich fühlte! Ich glaube schon, oder Kai?! Da war die auch alles egal! Ich hab mir den Arsch aufgerissen! Aber es war dir ja egal! Ich hab mich um unser Wohl gesorgt! Aber das war dir ja auch egal! Die ganze Welt ist dir egal! Sag mir doch mal, was dir nicht egal ist!" Mitch blieb kurz hinter ihm stehen und wartete auf eine Antwort. Aber es kam keine. Mitch: "Kai...! Du bist so ein Sturkopf! Ich wette, du hörst mir gar nicht zu! Bist einfach nur im Stehen eingeschlafen! Hab ich nicht Recht?!" Bei Kai regte sich immer noch nichts und so langsam wurde aus Mitch Wut rasender Zorn. Mitch: "Hör auf mich zu ignorieren und antworte endlich mal den Schreien die nach dir rufen! Kai!! Wach endlich mal aus deine Besinnungslosigkeit auf!!" Mitch packte Kai am Arm, riss ihn zu sich um, hatte zum Schlag ausgeholt und wollte ihm eine Backpfeife verpassen, doch Kai hielt ihre Hand kurz vor seinem Gesicht, das immer noch den gleichen Blick wie vorhin hatte, fest. Inzwischen hatte Kai schon ausgeholt. Es ging so rasend schnell, dass Mitch gar nicht reagieren konnte. Doch kurz vor ihrem Gesicht... Stimme: "Nicht schlagen!!" ...stoppte sogar Kais Hand. Beide schauten in Richtung Haus, wo Lynn etwas weiter vor ihnen stand. Sie war schon wieder den Tränen nahe. Lynn: "Bitte hört auf. Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir streitet...oder schlägt." Kai ließ Mitch los. Kai: "Kann dir das nicht egal sein?!" Lynn: "Nein, es ist mir nicht egal...Ich möchte einfach nur, dass sich niemand aus meiner Familie streitet." Kai: "Dir kann es aber egal sein, weil du einfach nicht zu der Familie gehörst! Warum verschwindest du nicht einfach wieder?!" Mitch: "Kai! Hör auf, Lynn an zu brüllen!" Kai: "Ich brülle an, wen ich will! Außerdem wird sie sowieso nicht mehr lange hier bleiben! Dann kehrt hier endlich wieder das normale Leben ein!" Mitch: "Unser Leben wird aber nicht mehr normal sein, wenn Lynn weg ist! Denn dann fehlt jemand! Du kannst es so viel leugnen, wie du willst! Aber du wirst immer zwei Schwestern haben! Bis an den Rest deines Lebens!" Kai: "Wenn es nach mir ginge, hätte ich sie schon längst raus geschmissen!" Mitch: "Und warum hast du es nicht getan! Du hast schon so viele Gelegenheiten dazu gehabt! Ich denke, du willst sie unbedingt auf der Straße sehen! Warum schmeißt du sie nicht einfach raus! Wie mich damals! Und du warst ja nicht gerade froh, mich losgeworden zu sein!" Kai: "Jetzt fang nicht wieder mit dem Thema an! Das hat hier überhaupt nichts mit zu tun!" Lynn konnte es sich nicht mehr mit ansehen und ging auf die beiden zu, während sich die beiden noch fast die Köpfe einhauten. Mitch: "Und wie das hiermit was zu tun hat! Es spielt nur nicht mit mir, sondern mit Lynn!" Kai: "Ich denke, du hasst es mit anderen verglichen zu werden?! Also warum machst du es jetzt auch noch selber!" Mitch: "Weil du so ein Sturkopf bist und es einfach nicht verstehen willst!" Kai: "Was verstehen?!" Mitch: "Das du eine zweite Schwester hast!" Kai: "Da brauche ich nichts zu-" Kai redete nicht weiter, weil ihm was ganz anderes ablenkte. Lynn hatte sich Kai unbemerkt genähert und ihn um den Bauch rum umarmt. Mitch schreckte innerlich etwas auf. Mitch: *Lynn, bist du...* Aber sie achtete nicht länger auf Lynn, sondern auf die Reaktion von Kai, die bis jetzt noch ausblieb. Mitch konnte sogar sehen, dass Kais Blick nicht mehr so ernst war, sondern richtig verwundert über das, was Lynn da tat. Lynn wusste eigentlich selber nicht, warum sie das tat. Sie solle sich doch von Kai fern halten und Angst vor ihm hatte sie jetzt immer noch. Lynn: "Bitte hört auf. Ihr sollt euch nicht streiten. Das machen Geschwister einfach nicht." Es blieb still für die nächsten zwei Minuten und alles schien zu verharren. Doch dann packte Kai Lynn und reiß sie von sich. Er stieß sie eigentlich nur vorsichtig weg, dennoch fiel Lynn auf den Hosenboden. Mitch hockte sich zu ihr runter. Mitch: "Alles okay?" Lynn schaute nur Kai an, anstatt eine Antwort zu geben. Kai ging wieder in Richtung Haus. Nun hatte er für heute aber wirklich die Schnauze voll. Mitch und Lynn sahen ihm noch eine Weile nach. Lynn: "Ist noch alles dran." Mitch: "Hm?" Lynn: "Du hast doch gefragt, ob alles okay ist. Also..." Mitch: "Ach so." Lynn stand wieder auf und Mitch ebenfalls. Lynn: "Aber ich glaube, Kai hasst mich immer noch." Mitch: "Da würde ich mir nicht mehr so sicher sein." Lynn: "Was?" Mitch: "Als du ihn umarmt hattest, muss sich irgendwas in ihm getan haben. Sein ernster Blick war für einen kurzen Moment verschwunden." Lynn freute sich. Mitch schaute sie verwundernd an. Lynn: "Toll. Dann gibt es ja doch noch Hoffnung, dass er mich mögen könnte." Mitch: "Ja, klar." Lynn: "Schön." Mitch: *Lynn scheint wieder vergessen zu haben, dass sie irgendwann wieder nach Amerika muss...Oder sie zeigt es einfach nicht.* Lynn: "Jetzt bin ich aber wieder hellwach." Mitch: "Na, was machen wir denn da?" Lynn: "Erzählst du mir eine gute Nachtgeschichte?" Mitch: "Hö?" Lynn: "Du hast schön öfters erwähnt, als du dich mit Kai gestritten hattest, dass er wieder das gleiche Thema anfangen würde, wie damals. Was ist denn das überhaupt gewesen?" Mitch: "Ach das. Willst du das wirklich hören?" Lynn: "Ja, denn du sagtest doch, dass wäre doch so ähnlich, wie bei mir. Da will ich das wissen." Mitch: "Aber erst gehen wir wieder rein, ja?" Lynn: "Okay." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)