Das Ungeheuer, welches ich einmal Vater nannte... von Versenspiegel ================================================================================ Kapitel 1: Die Geburt des meuchelnden Endes... ---------------------------------------------- So unbedeutend wie es auch klang, doch die Tatsache lag klar auf der Hand. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr an sein Aussehen und an seine grausigen Taten, welche er jede Nacht vollführte als sei ich ein Spielzeug seiner Machenschaften. Doch genau war das bittere Lächeln in meinem Hirn eingebrannt, welches er mir oft geschenkt hatte, wenn ich ihn ansah. Kaum noch erinnere ich mich an die Erzählungen meiner verstorbenen Mutter zurück, welche wohl das einzige Weib gewesen schien, dass ihn je beeindruckt hatte. Es war ein recht stürmischer Abend gewesen. Wie so oft in den Tagen erklang in den eisigen Mauern des Schlosses die erdrückenden Schreie der Schmerzen einer Frau, deren Hände sich krampfhaft an ihren angewölbten Bauch geschlugen hatten. Die Vermutung? Richtig, sie war schwanger. Die Geburt eines kleinen schwarzhaarigen Mädchens, deren Name in des Mannes Munde wahre Schönheit auslöste : Fine. Die Bedeutung? "Das Ende". Nicht weit von der keuchenden Frau stand ein hochgewachsener, schmächtiger, dennoch recht muskulös gebauter Mann. Eingehüllt in verschmolzene Farbe seiner alten Robe, welche er kaum vermochte abzulegen. Umschmeichelt das blasse Gesicht von Strähnen des wunderschönen weichen Haares. So makellos die Haut, so rein und bösartig die starrenden, zynischen Augen, welche das Weib verachtend ansahen, als seie sie die Pest. Es war schon immer so gewesen. Hatte er sich je einem "Wesen" näher anvertraut außer meinem Onkel? Die Blondhaarige Frau wimmerte, langte nach der Hand des verschwiegenen Mannes, doch dieser wich ihr aus. Wenige der umherstehenden Dienerinnen halfen dem Weib, doch diese wollte den Schwarzhaarigen, dessen Name dem Teufel persönlich glich: Lucigar. Vergingen doch unzählige Stunden der erdrückenden Last der pressenden Schmerzen, bis das schreiende Kind das Licht der Welt erblickte. Meine Wenigkeit. Erschöpft sank die Frau zurück auf die weiche Bettung ihres Schlafgemaches, wurde ihr nun sanft das kleine Mädchen auf die Brust gelegt. Nun setzte sich sogar der Schwarzhaarige in Bewegung und umfasste das Bein des Kindes, welches er anhob und missmutig in Betracht zog. Widerwärtig die Fratze des Mannes - nein - des Monsters, welches nicht einmal die Bezeichnung eines "Vaters" in Berufung zog. Erklang die tiefe Stimme melodisch und seltsam beruhigend, verzogen einem Zischen. "Ein Weib schenkt dem Fürsten ein Kind?! Welch lächerlicher Anblick du mir doch bietest, elende Unwürdige. Krümmst dich, wie eines wehleidigen Hundes blutender Leib." Die Frau schien minder erschrocken von seiner Ablässigkeit und widersetzte sich der verletztenden Worte. "Wollt Ihr Eure eigene Tochter meucheln, Herr? So schenkt ihr bitte das Leben." "Das Leben? Schlimm genug, dass "es" entstand! Angesichts der Lage..." Hatten seine Arme doch nun das zierliche, kleine Wesen in Wärme umschlossen. "... wird die Tatsache mit der Entscheidung meines Bruders gefällt." Damals hatte ich zum ersten Mal die sanfte Umarmung meines "Vaters" gespürt, welcher mir das Gefühl der Geborgenheit gab, oder war es doch nur Illusion? Dennoch erkannte ich seine Stimme... Nun jedoch zog er es nicht in Erwähnung seinen Halbbruder samt undeutlichen Lagen nervig zu belasten. Setzte sich Lucigar doch eher in des Thrones Weicheit, betrachtend mit Neugierde, wie auch mit Ekel die Sanftheit und Hilflosigkeit seiner Tochter. Hübsch war sie, hatte sich eng an des Mannes Leibe gepresst und schlief. Und wieder erklangen die harten, harschen Worte. "Dein Name soll dem Sturz der Welt gleich kommen. Finde, das Ende... Bald schon wirst du die Graumsamkeit deiner noch heilen Welt erleben." Und diese trafen unwiderruflich ein, so wie er es gesagt hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)