Spielt mein Spiel von Hotepneith (Zwei Hundebrüder gegen einen Seelendieb) ================================================================================ Kapitel 2: Unerwartetes Wiedersehen ----------------------------------- Es freut mich, dass euch diese Geschichte gefällt. Ich habe auch ein Bild für Ragamaru gefunden.Er sieht doch recht nett aus,der Herr Spielleiter. Viel Spass beim Lesen! 2. Unerwartetes Wiedersehen Die Berge von Gorat lagen wie eine Schranke vor den Wanderern. Inuyasha und seine Gruppe erreichten ein Dorf am Fuß des Gebirges, wo sie nach dem Spiegelsee fragten. Ein älterer Mann starrte Inuyasha an, dann Kiara, mit der bewusstlosen Kagome, dann das Mädchen mit dem Riesenbumerang auf der Schulter, dann den Mönch, der ihm noch am vertrauenswürdigsten vorkam: "Was wollt ihr denn dort?" "Nun, dieses junge Mädchen ist sehr krank, wie du sehen kannst", sagte Miroku schnell, da er die gewisse Ängstlichkeit bemerkte. Inyuashas Fragemethoden kannte er zu Genüge. "Wir hoffen, sie im Wasser dort heilen zu können. Mit Buddhas Hilfe." "Hm, nun ja, es soll ein heiliger Ort sein, das stimmt." Er erinnerte sich, da mal was gehört zu haben. Keiner aus dem Dorf ging dahin, aber wenn ein Mönch dort eine Kranke heilen wollte... "Wie kommen wir dorthin? Kannst du uns das sagen?" "Ja. - Aber von uns geht niemand dorthin. Das soll gefährlich sein." Er zögerte. Man schickte doch andere Menschen nicht ins Verderben. "Na und?" sagte Inuyasha prompt. Der Mann schien wieder irritiert, beruhigte sich aber, als Miroku ihm freundlich zunickte und erklärte weiter: "Ihr müsst von hier aus dort hingehen, siehst du, hoshi-sama, dort, wo der Berg so steil abfällt. Dort ist ein sehr schmales Tal, das durch das Gebirge führt. Man nennt es das "Seil", weil es so lang und schmal ist. An einer Stelle kommt ein ähnliches Tal von Westen her dazu. Dort ist ein kleiner Talkessel. Und danach kommt eine Brücke über die Schlucht. Wenn ihr dann immer weiter geht, erreicht ihr ein Hochtal. Und dort befindet sich der Spiegelsee. Aber das weiß ich nicht genauer. Niemand von uns geht dahin." "Danke." Miroku sah, dass Inuyasha schon am Gehen war. Geduld war keiner der Vorzüge des Hanyou, schon gar nicht, wenn Kagome in Gefahr war. Endlich erreichten sie den Eingang des schmalen Tales, von dem der Mann gesprochen hatte. Es war in der Tat sehr schmal, ein Canyon, der sich wie ein Riss in den Felsen grub. Jahrtausendelang hatte sich hier Wasser in Sandstein- und Granitschichten gewühlt um einen Ausweg aus dem Gebirge zu finden. Das Tal war so eng, dass es an seiner weitesten Stelle gerade drei Meter maß. Und die Wände schienen oben über den Wanderern zusammenzuwachsen. Zudem schlängelte es sich. Man konnte kaum zehn Meter weit voran sehen. Inuyasha ging voran, die Hand ständig am Schwert. Immer wieder witterte er. Ihn beunruhigte die Stille hier, die Tatsache, dass man nicht weit sehen konnte. Sango folgte ihm, dann Kiara mit Kagomes Körper, die sich manchmal durch enge Passagen pressen musste. Shippou saß mit oben, um aufzupassen, dass das Mädchen nicht hinunter glitt. Miroku machte den Schluss. Sango sah mit gewissem Frösteln empor. Der blaue Himmel über ihnen zeigte sich nur an den weitesten Stellen wie ein blaues Band. Hier unten war Kühle und Schatten. Nichts wuchs hier. Scheinbar befanden sie sich im Schoss der Erde. Aber unmerklich stieg die Schlucht an, führte sie immer höher hinauf in die Berge von Gorat. Inuyasha blieb stehen und sofort taten es auch die anderen. "Was ist?" fragte Miroku, der durch Kiara vor sich nichts sehen konnte. "Ich weiß es nicht." Der Hanyou witterte, ging dann weiter, irritiert. Ihm war gewesen, als habe er einen Geruch wahrgenommen, den er kannte. Aber diese Ahnung hatte sich sogleich wieder verflüchtigt, ohne dass er sie hätte bestimmen können. Endlich verriet ihm seine Nase, dass sich der Canon vor ihnen etwas weitete. Das musste dieser Talkessel sein, von dem der Mann im Dorf gesprochen hatte. Dort würden sie übernachten müssen, da es hier unten in der Schlucht schon merklich dunkler geworden war. Und bei Nacht diesen Weg zu gehen, wäre zu riskant, gerade für Kagome. Ihrem Körper durfte nichts zustoßen. So sehr es ihn auch drängte, zu diesem dämlichen See zu gelangen und die Typen umzubringen, die ihr das angetan hatten- es würde nichts helfen, hätte sie keinen Körper mehr. Und ihre Rettung war das einzige, was jetzt wichtig war. So wandte er den Kopf: "Wir sind gleich an dieser breiteren Stelle. Da bleiben wir, bis es wieder hell ist." Sango nickte nur. Das war vernünftig. Erstaunlich vernünftig sogar, für Inuyasha. Kurz darauf verbreiterte sich der Canon zu einem Talkessel von vielleicht hundert Metern Durchmesser. Wie der Mann gesagt hatte, mündete hier ein ähnlicher Einschnitt von Westen her. Ihr Weg würde morgen früh wieder durch die Schlucht nach Norden führen, die ebenso schmal war, wie die anderen. Inuyasha nahm Kagome von Kiara und bettete sie vorsichtig auf den Fels. Die anderen ließen sich daneben nieder. Feuer anzünden war hier unmöglich, da es kein Holz gab. Nicht einmal an dieser helleren Stelle wuchsen Pflanzen irgendeiner Art. "Inuyasha." Der fuhr herum, als er die nur zu vertraute Witterung in die Nase bekam: "Sesshoumaru!" Er hatte die Hand schon am Schwert: "Was machst du denn hier?" "Das könnte ich dich auch fragen." Der Hundeyoukai trat aus dem schmalen Canyon, der Richtung Westen führte. Hinter ihm folgte Jaken mit dem Drachen, der sichtlich Mühe hatte, sich durch den Spalt zu schieben. "Keinen Streit!" mahnte Miroku. " Das ist hier zu eng zum Kämpfen. Und dem Körper von Kagome darf nichts passieren." "Ich weiß", knirschte der Hanyou, der mitbekam, wie interessiert Sesshoumaru auf Kagome blickte. Gleich würde sein ach so toller Herr Großer Bruder wieder etwas von: "Nicht mal aufpassen kannst du auf deine Freunde" vom Stapel lassen. Aber Miroku hatte Recht. Ein Kampf, hier? Er musste einfach an Kagome denken. "Ich denke, wir haben das gleiche Ziel." Der Hundeyoukai kam näher. Irritiert sah Inuyasha zu dem Drachen. Als er den regungslosen Körper des kleinen Mädchens darauf entdeckte, verstand er: "Haben sie dich auch zu diesem Spiegelsee ...gelockt?" "Ich werde sie töten." Das war eine Tatsachenfeststellung. "Wenn ich dir was übrig lasse, schon." "Hm." Sesshoumaru musterte die Gruppe, ehe er den Kopf wandte: "Jaken." Der schien zu wissen, was von ihm erwartet wurde und führte den Drachen an die entgegengesetzte Seite des Talkessels, wo sich dieser niederließ. "Kennst du diese Typen?" erkundigte sich Inuyasha, ohne allerdings große Hoffnung zu haben, viele Informationen zu bekommen. "Nein. Du?" "Auch nicht. Sie tauchten einfach auf und waren wieder weg. Das ging so schnell...und ich meine, wer rechnet schon damit, dass sie Seelen stehlen können..." Verdammt, dachte er, wieso habe ich schon wieder das Bedürfnis mich rechtfertigen zu müssen? "Und es war Neumond." Inuyasha starrte seinen Halbbruder fassungslos an. Seit wann wusste der denn, wann diese ominöse Nacht war, in der er sich in einen Menschen verwandelte? Sesshoumaru schien fast amüsiert: "Das ist der Tag oder besser die Nacht deiner Geburt." Er wandte sich ab und ging hinüber zu Jaken, ließ sich dort an der Felswand nieder. Der Hanyou hockte sich neben seine Freunde, noch immer etwas wie geschockt. So lange hatte er versucht, es vor allen zu verbergen...und da lief jemand rum, der das ganz genau wusste, aber anscheinend ihn nicht nur in diesen Nächten nicht angegriffen hatte, sondern das auch nicht gerade an die große Glocke gehängt hatte. "Er weiß es?" flüsterte Miroku. "Du kannst ruhig laut reden", murrte Inuyasha: "Hören kann er uns sowieso." Der Mönch warf einen raschen Blick hinüber: "Vermutlich", gab er dann zu. Er war froh, dass diese beiden Hitzköpfe mal nicht aneinander geraten waren. "Ich bin direkt neugierig, wie viele Seelen sie noch gestohlen haben. Und was das Ganze soll." "Ich habe nicht vor, sie danach zu fragen. Ich will Kagomes Seele zurück und dann bringe ich sie um." "Ich fürchte nur, das wird nicht so einfach sein", meinte Sango: "Sie haben sich ziemlich viel Mühe gegeben, euch beide dahin zu locken. Also werden sie auch irgendetwas mit euch vorhaben. Und es ist ja nicht gesagt, dass sie die Seelen von Kagome und Rin gleich wieder hergeben..." "Das werden sie müssen." Der Hanyou war sich da vollkommen sicher. Die Dunkelheit brach in dem tiefen Tal schneller herein als oben in den Bergen. Die Menschen schliefen schon längst. Inuyasha fand keine Ruhe. Er machte sich Vorwürfe, nicht besser aufgepasst zu haben. Andererseits beruhigte es ihn fast, dass seinem Halbbruder das immerhin auch passiert war. Und wer diese Typen nur waren, was sie von ihnen wollten? Er zuckte die Schultern. Das war eigentlich vollkommen egal. Er nahm nicht an, dass Sesshoumaru ihnen gegenüber andere Gefühle hegen würde als er selbst. Die waren schon so gut wie tot. Zu Beginn der Morgendämmerung erwachten Miroku und Sango. Drüben erhob sich Sesshoumaru und Jaken sprang sofort auf. Anscheinend wollten sie schon weiter. "He, Sesshoumaru!" rief Inuyasha: "Wenn wir das gleiche Ziel haben, sollten wir vielleicht auch gemeinsam da aufkreuzen." "Ich sehe keinen Sinn darin." "Warte!" sagte Sango überraschend. Der Hundeyoukai blieb tatsächlich stehen. Obwohl er sich nicht umdrehte, meinte er: "Was ist?" "Mir ist eingefallen, womit sie die Seelen gefangen haben." Jetzt sahen alle die Dämonenjägerin an. Sie fuhr fort: "Ich wusste die ganze Zeit, dass mich das an etwas erinnert. Aber ein Wurmbeschwörerdämon hat so eine Flasche, wenn er seine Wurmdämonen kontrolliert. Und richtet man sie gegen einen Wurmbeschwörer, so wird er dorthinein gezogen und man kann die Flasche verschließen. Irgendjemandem scheint es also gelungen zu sein, das auch für menschliche Seelen anzuwenden. Sie sitzen dann wohl in diesem durchsichtigen Behälter, den wir sahen. Und wenn man diesen Stöpsel herauszieht, befreit man auch die Seele darin. Ich denke, sie kann dann zu ihrem Körper zurückkehren, sofern der noch vorhanden ist." "Schön. Und weiter?" Da keine Antwort mehr kam, setzte sich Sesshoumaru in Bewegung. Jaken folgte ihm sofort mit dem Drachen. Inuyasha knurrte leicht, wartete aber nur kurz, um nicht direkt hinter Ah-Uns hin und her wedelnden Schwanz gehen zu müssen, ehe er und seine Freunde sich auch wieder auf den Weg machten. Miroku war hinter ihm: "Inuyasha, du und dein Bruder...ihr seid ja nicht gerade die besten Freunde, aber diesmal habt ihr doch gemeinsame Gegner, gemeinsame Interessen. Oder meinst du, man kann sich auf ihn nicht verlassen?" "Er ist nervend", gab der Hanyou zu: "Aber er steht zu seinem Wort. Und wenn er meint, wer will die Typen töten, dann tut er das auch. Na, mal sehen." Ihm sagte die Aussicht nicht sonderlich zu, Seite an Seite mit dem wenig geliebten Halbbruder kämpfen zu sollen, aber wenn es Kagome helfen könnte, würde er sogar das tun. Kurze Zeit später erreichten sie den Abgrund, von dem der Mann im Dorf gesprochen hatte. Der führende Hundeyoukai blieb kurz stehen, als er erkannte, dass die Brücke, die darüber führte, eingestürzt war, ehe er mit einem eleganten Satz hinübersprang. Jaken klammerte sich eilig an den Sattel des Drachen, als der hinüber flog. Für Inuyasha war das auch kein Hindernis und der Mönch und die Dämonenjägerin kletterten zu Kagome auf Kiara, als der Katzenyoukai hinüber schwebte. Es schien endlos zu dauern, bis sich der Canyon zu weiten begann. Endlich öffneten sich die steilen Seitenwände und gaben den Blick frei auf Berge im Umkreis. Sie hatten das Hochtal erreicht. Direkt vor ihnen lag ein Wäldchen. Sesshoumaru ging darauf zu. Da Inuyasha annahm, sein Halbbruder wisse, wohin er müsse, folgte er weiterhin dem Drachen, wich jetzt aber etwas seitwärts, um besser nach vorn sehen zu können. Außerdem war es irgendwie peinlich, dauernd ein Drachenhinterteil betrachten zu müssen. Abrupt blieb der Hundeyoukai stehen, die Hand bereits am Schwert: "Jaken!" Auch der Hanyou witterte jetzt etwas vor ihnen im Wald. In diesem Moment quoll es ihnen auch schon entgegen. Eine Unmenge kleiner grauer Körper, mit roten Augen und scharfen Zähnen. Dämonenratten. "Sie kommen auch von hinten!" Die stets vorsichtige Sango hatte sich umgedreht. Jetzt nahm sie ihren Bumerang zu Hand. Sesshoumaru machte eine Armbewegung mit seiner Klinge. Energie lief auf das angreifende Rattenheer zu und schnitt eine breite Schneise auf der linken Seite hinein. Im gleichen Moment konnte er das kaze no kizu seines Halbbruders riechen, das an ihm vorbei strömte und viele Angreifer auf der rechten Seite tötete. Der Youkai wandte kurz den Kopf. Ah-Un mit der bewusstlosen Rin darauf war stehen geblieben. Der Katzenyoukai mit Inuyashas miko hatte daneben gehalten. Jaken betätigte den Kopfstab und schützte mit dessen Feuerstössen die linke Seite, die Dämonenjägerin die rechte Seite. Und der Mönch hatte die Rückendeckung übernommen, öffnete jetzt das Schwarze Loch in seiner rechten Hand, um die Ratten, die von hinten kamen, einzusaugen. Ein wenig beruhigt, dass Inuyashas Gruppe sich auch um Rins Schutz kümmerte, sah Sesshoumaru wieder nach vorn. Natürlich war es nicht notwendig, aber angenehm. Der Kampf dauerte keine Minute mehr, ehe die überlebenden Ratten erkannten, dass in diesem Fall ihre Überzahl ihnen nichts nutzte. Sie verschwanden wie auf Kommando. Inuyasha sprang zurück: "Ist mit Kagome alles in Ordnung, Shippou?" "Ja", meinte der kleine Fuchs: "Ich habe sie festgehalten, als Miroku sein schwarzes Loch geöffnet hat." Das war eine nette, wenn auch sinnlose Geste gewesen. Der Hanyou wusste das. "Gut." Er schob Tessaiga in die Scheide. "Was für ein reizender Empfang." Sango trat zu ihm, ihren Bumerang wieder auf der Schulter. "Ob das die Entführer so geplant hatten?" "Zuzutrauen wär's ihnen." Inuyasha bemerkte, dass sein Halbbruder schon wieder weiterging. Mit einem leisen Knurren folgte er. Er wollte doch diese Kidnapper...Seelennapper wohl eher, umbringen. Da musste er zusehen, dass er diesen See zumindest gleichzeitig mit dem Hundeyoukai erreichte. Denn der würde ihm sicher nichts übrig lassen. "He, Sesshoumaru!" Der blieb weder stehen noch drehte er den Kopf. Sein Halbbruder kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er trotzdem zuhörte: "In einem hat Sango recht. Wenn die Entführer das hier wussten, mit den Ratten...vielleicht wollen sie uns beide umbringen." "Kaum." "Wieso?" Er sprang jetzt vor, neben den Hundeyoukai: "Sie haben uns immerhin hierher bestellt..." Täuschte er sich oder hörte er ein winziges Seufzen? "Jedem außer dir wäre klar, dass solche Dämonenratten vielleicht eine Gefahr für Menschen darstellen. Aber nicht für mich. Und auch nicht für dich." War das jetzt als Kompliment gemeint? Aber der erste Teil des Satzes hatte schon wieder genügt, damit der Hanyou die Zähne zusammenpresste. Verdammt, er hasste diese herblassende Art, mit der sein älterer Halbbruder ihn immer behandelte. Dauernd musste er raushängen lassen, dass er der Ältere war. Und natürlich ein vollblütiger Youkai. Aber Miroku hatte Recht. Er durfte sich jetzt nicht provozieren lassen. Kagomes Körper durfte nichts passieren, sollte ihre Seele zurückfinden können. Und für das kleine Mädchen, Rin, galt sicher das Gleiche. Er musste an die Menschenmädchen denken, er musste sie beschützen. So sagte er mühsam beherrscht: "Vielleicht wissen sie ja nichts über uns." Das wäre sogar denkbar, überlegte Sesshoumaru, aber er sagte: "Sie wissen genug. Zuviel." Inuyasha brauchte keinen Dolmetscher. Sein Herr Bruder war also sauer, dass jemand annahm, ihn mit Rin erpressen zu können. Und damit auch noch Recht hatte. Na, der Entführer konnte schon mal anfangen, sich einen netten Grabstein auszusuchen. Je nach dem, wem er als erstes über den Weg lief, der würde ihn sicher erledigen. Natürlich erst, nachdem er die Seelen wieder rausgerückt hatte. Aber er schwieg. Und da kein Hinweis kam, dass er verschwinden sollte, spazierte er in seltsamer Eintracht neben seinem Halbbruder her. So waren sie seines Wissens noch nie gegangen. Miroku und Sango betrachteten die vorausgehenden Hundebrüder mit gewissem Erstaunen. Immerhin pflegten die Begegnungen ansonsten mit einem Schwertkampf zu enden. Aber anscheinend nahmen beide Rücksicht auf die Körper der Mädchen, bzw. setzten die Rettung der Seelen an die oberste Stelle. Das verhieß nichts Gutes für den Gegner, war aber für die Menschen deutlich nervenschonender. Das Hochtal entpuppte sich als weit ausgedehnt. Immer wieder standen einzelne Bäume herum, uralt und riesengroß, dann kamen, helle, freundliche Wäldchen. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde wieder Halt gemacht. Keiner der Brüder wollte riskieren, dass Ah-Un oder Kiara stolperte, und den seelenlosen Körpern etwas passierte. So saß die seltsame Reisegruppe bald am Feuer. Kiara hatte sich wieder klein gemacht und rollte sich behaglich auf Sangos Schoss zusammen, während Shippou auf Mirokus Schulter saß. Jaken hatte sich zu ihnen gesetzt, denn sein Herr hatte sich ein Stück entfernt niedergelassen und er kannte die Stimmung zu gut, als dass er ihm nun zu nahe gekommen wäre. Inuyasha dagegen war mit am Feuer, aß auch etwas, was den Krötenyoukai schaudern ließ. Man erkannte daran deutlich, dass er eben kein richtiger Youkai war, wobei Jaken sich hütete, das laut werden zu lassen. Inuyashas Temperament und seine Kraft waren ihm bekannt und er legte keinen Wert auf ein paar Beulen, zumal er zu bezweifeln wagte, das Sesshoumaru-sama ihn da beschützen würde. Dieser hatte schon mehrfach gesagt, dass er der Einzige sei, der Inuyasha töten dürfe, und das schloss wohl auch Beleidigungen ein. Und diese Menschen verfügten auch über ein paar Fähigkeiten, die Jaken davon abhielten, etwas Negatives laut über sie zu sagen. So verlief der Abend recht harmonisch. Am folgenden Morgen brach die Reisegruppe früh auf. Miroku hatte gestern Abend noch erwähnt, dass er sich erinnere, der Spiegelsee läge genau in der Mitte des Tales und so waren sie sicher, dass sie ihn heute erreichen würden. Tatsächlich erreichten sie das dichte Buschwerk um den heiligen See am Mittag. Die Menschen und Jaken blieben mit dem Drachen, Kiara und den seelenlosen Körpern außerhalb des Dickichts zurück. Niemand wollte ein Risiko eingehen. Die Halbbrüder dagegen witterten sorgfältig. Da sie nichts Gefährliches oder Unbekanntes riechen konnten, gingen sie weiter, direkt zum Ufer des Sees, der leuchtend blau in der Mittagssonne lag. Der Name Spiegelsee war gerechtfertigt. Keine einzige Welle war dort zu entdecken, obwohl durchaus Wind die Blätter bewegte. Sie blieben am Ufer stehen und sahen sich um. "Na, toll. Die haben uns aufs Kreuz gelegt. Nichts und niemand ist hier, " murrte Inuyasha prompt. "Nichts?" Er drehte sich um. In der Stimme seines Halbbruders hatte etwas Seltsames gelegen. Dieser blickte in das Wasser des Sees. So kam der Hanyou neben ihn: "Was ist denn?" "Siehst du es nicht?" Da das eine Kritik an seinen Fähigkeiten war, starrte Inuyasha intensiv in den See. Doch, jetzt erkannte er, dass sich da etwas bewegte, etwas Schwarzes, das sich ihnen näherte. "Was ist das?" erkundigte er sich - und hätte sich im nächsten Moment liebend gern die Zunge abgebissen. Wieso musste er diesem Kerl dauernd beweisen, dass er wirklich weniger konnte, als er? "Ein magisches Portal", erklärte der Hundeyoukai unerwartet. "Es ist auf uns ausgelegt worden und nähert sich uns nun. Ich denke, der Entführer will mit uns reden." "Und geht einem Treffen mit uns aus dem Weg. Feigling." Da waren sich die beiden einmal einig. Tatsächlich tauchte nun aus dem Wasser des Sees eine runde, schwarze, spiegelnde Fläche auf. Schemenhaft erkannten sie darin eine Gestalt mit Umhang, das Gesicht unter einer Kapuze versteckt. Die Stimme war spöttisch und kühl. "Ach, meine Mitspieler. Ihr habt euch einander schon vorgestellt? Wie nett, euch kennen zu lernen. Mein Name ist Ragamaru." "Mitspieler?" fragte Inuyasha: "Spiel? Bist du übergeschnappt oder so was? - Hast du etwa die Seelen geraubt?" "Ja. Willst du wissen, wie du sie wiederbekommen kannst? Ganz einfach. Spielt mit mir das Spiel. - Hm...du hast diese Ohren auf dem Kopf. Das hat kein Mensch...also musst du der Krötenyoukai sein." Die Gestalt drehte sich zu Sesshoumaru: "Und du bist dann also der Mensch." Die Halbbrüder starrten erst die Gestalt im Wasser an, dann sich. Für gewöhnlich leugneten sie, sich sehr ähnlich zu sein, aber wenn ein Beobachter sie in diesem Moment hätte sehen können, sich gegenseitig fassungslos anstarrend, beide den Mund leicht vor Verblüffung geöffnet, hätte er nie daran gezweifelt, dass sie mindestens ein Elternteil gemeinsam hatten. "Krötenyoukai? Mensch?" echote Inuyasha schließlich: "Und du willst mit uns spielen??? Sag mal, hast du sie noch alle?" Ragamaru war die eigentümlichsten Reaktionen seiner unfreiwilligen Mitspieler gewohnt. So meinte er nur: "Ich werde euch das Spiel erklären. Es ist ganz einfach." ************************************************************************* Ragamaru hat sich noch nie für die verschiedenen Arten interessiert, die mit hm spielen sollen. Diesmal wäre es allerdings besser gewesen... Im nächsten Kapitel beginnt dann das erste Level. Wer so nett ist und mir einen Kommentar hinterlässt, bekommt, wie immer, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)