Nobody von AimaiLeafy ("Ich bin Niemand der dir wichtig sein sollte." - Green X Blue -) ================================================================================ Kapitel 8: Beschützerinstinkt - Taishou --------------------------------------- Beschützerinstinkt - Taishou Green verstand die Welt nicht mehr. So merkwürdig hatte sie ihren Meister noch nie erlebt. Alleine die Tatsache dass er nichts getan hatte, glich einem Wunder. Doch das viel größere Wunder war, dass er ihre Lüge abgekauft hatte. Green konnte es kaum fassen. Obendrein hatte sie jetzt zwei Tage zu Verfügung die sie mit Blue verbringen durfte . Auch die Sache mit der verlorenen Maske hatte ihn nicht besonders interessiert. Irgendetwas musste da faul sein. Eine andere Erklärung gab es nicht und das war auch der Grund weshalb Green sich in diesem Moment nicht wohl fühlte. Mask of Ice plante etwas. Und dieses „etwas“ hatte was mit dieser Überraschung zu tun, da war Green sich sicher. Sie seufzte gedankenverloren, während sie ihr schwarzes Kleid zusammen faltete und ablegte. Schnell hatte sie sich auch den Rest ihrer Bekleidung entledigt und ließ das heiße Wasser der Dusche auf sich niederprasseln. Sie hatte es eilig. Denn sie mochte es nicht zu duschen. Jedenfalls nicht hier. In der Organisation hatten die Zimmer keine eigene Dusche, es gab nur ein Gemeinschaftsbad. Dieses war zwar einzeln unterteilt und ließ sich auch abschließen – aber was brachte ein Schloss in einer Verbrecherorganisation wo die allererste Lektion das brechen von Schlössen war? Nicht viel. Man konnte genauso gut die Tür offen stehen lassen, ein besonders großer Unterschied war das nicht. Seitdem Green einmal in der Dusche überrascht worden war (ihr Meister hatte davon erfahren, danach sah sie den Typen nie wieder), hatte sie den Extraweg ins Pokécenter im Kauf genommen um dort ungestört zu duschen. Doch im Moment war sie absolut alleine. Aber wie lange würde das noch so bleiben? Genau diese Frage war es die verursachte das Green sich nicht entspannen konnte, auch wenn sie das Duschen immer als Solches empfand. Doch da sie sich nicht lockern konnte, wahrte das Bad nicht länger als nötig, vielleicht höchsten zehn Minuten, ehe sie sich ihr Kleid wieder anzog. Die Haare würde sie sich in ihrem Zimmer abtrocknen und die Frisur nicht zu vergessen. Green hatte gerade die Hand über der Klinke als ihre Bewegung erstarrte. Ohne sich umzudrehen sagte sie, gespielt gelassen: „Hast du dich verlaufen? Das Bad für Männer ist nebenan.“ Sie sah über die Schulter zurück und sah einer ihrer Kollegen – einer ihrer meist verhassten Kollegen: Ituki. Sie hatte ihn, zum Glück, seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen, so war sie ein wenig überrascht ihn hier anzutreffen. Was sie sich natürlich nicht anmerken ließ. Er sah genauso aus wie immer. Genauer gesagt, wie ein Clown der aus einem Irrenhaus entlaufen war. Ituki hatte kurze violette Haare und trug, selbst außer Dienst, seine Maske. Wenn Green genauer darüber nachdachte hatte sie ihn noch nie ohne gesehen. Er war Karens Partner und war damit ebenfalls einer der sechs Ho-oh Childs. Er trug die Nummer drei. Green konnte Karen zwar genauso wenig leiden wie ihn, aber manchmal hatte sie schon fast Mitleid mit ihr. Wer wollte schon so einen Partner wie Ituki? Er grinste sie breit an. Wahrscheinlich wollte er lässig wirken, wie er da an der Wand gelehnt stand, aber bei ihm sah es einfach nur albern aus. Green sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ungeduldig an. „Willst du was Bestimmtes außer mich anzugrinsen?“, fragte Green, da sie auf ihren ersten Satz keine Antwort erwartete. „Warum so unfreundlich, Ho-oh Child Six?“, quietschte er mit seiner schrecklich hohen Stimme und brachte Green damit zur Weißglut. Sie antwortete auch überaus ehrlich und mit einem falschen Lächeln. „Weil du mir auf die Nerven gehst. Deshalb.“ „Ich hab gehört Silvi-kun ist weg.“ Green war kurz davor ihm eine runterzuhauen. Hatte dieser Idiot sie überhört? Sie sah ihn ungläubig an, als hätte sie einen Verrückten vor sich auf dem man Rücksicht nehmen müsste. „Auftrag? So …ganz vielleicht?“ „Ohne dich? Kommt er zurecht?“ Greens falsches Lächeln wurde dunkler. „Du bist nicht Derjenige mit dem ich das diskutieren will.“ Ituki machte eine merkwürdige schnelle Handbewegung, eine die typisch für ihn war. Kein normaler Mensch würde auf die Idee kommen so eine Bewegung durchzuführen. „Ne, schon klar. Du gehst lieber zu deinem Stachelkopf und flennst dich bei ihm aus.“ Jetzt wurde Green wachsam. Stachelkopf. Ituki konnte nur Blue meinen. Woher wusste er von ihm? Er war doch die ganze Zeit auf einen Auftrag unterwegs gewesen… War sein Auftrag etwa gewesen… Green zu beobachten? Oh Gott, dachte Green, ließ ihr Meister sie jetzt schon beobachten?! „Woraus bestand dein Auftrag?“ Sie versuchte so gelassen wie möglich zu wirken, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Ituki war absolut der Letzte der etwas von Blue wissen dufte. Zwar hatte sie jetzt offiziell die Aufgabe Blue auszunehmen, doch wenn Ituki herausfand was wirklich dahinter steckte, war sie geliefert. Denn er würde es auszunutzen wissen. Genauso wie er es auszunutzen wusste, dass Greens größte Angst den Vogelpokémon galt. Manchmal dachte sie er hätte nur um ihre Angst zu verstärken ein verfluchtes Xatu in seinem Pokémonteam. Er wirkte zwar wie ein hirnloser Trottel, aber der schein trog. Denn es war eins seiner größten Hobbys Andere nicht nur auf die Nerven zu gehen, sondern auch sie leiden zu sehen. Ituki öffnete seine schmalen Augen nun ganz und sagte mit hinterhältigem Unterton: „Keine Sorge, Ho-oh Child Six. Mask of Ice-no-danna weiß nichts davon… Noch nicht.“ Green wollte ihm gar nicht die Zeit lassen, sich in seinem Vorteil zu ergötzen. Das tat er ohnehin schon genug. „Ich versteh schon. Was willst du für dein Schweigen haben?“ Es brachte nichts zu lügen. Ituki würde einfach seine Version der Wahrheit erzählen und alleine schon um einen Grund zu schaffen auf Green wütend zu sein, würde Mask of Ice ihm glauben und nicht ihr. Ituki federte sich von der Wand ab und hüpfte beinahe zu ihr rüber. Erst kurz vor Green blieb er stehen und strahlte wie ein kleines Kind. „Du bist doch des Meisters Lieblingskind!“ Die Angesprochene antwortete ehe er weiter sprechen konnte: „Bin ich nicht!“ Doch er überhörte sie. „Demnach müsstest du auch an Dinge rankommen. Dinge die uns normalen Kindern verwehrt bleibt.“ „Und was genau sollte das sein?“ „Nicht so ungeduldig! Das werde ich dir schon noch früh genug erzählen!“ Er hielt ihr die Tür auf und stupste sie ein wenig in die Richtung, doch ehe Ituki sie vollends raus warf, tat Green es selbst. Sie nahm den, immer noch grinsenden, Ituki die Tür aus der Hand und schlug sie vor seiner Nase zu. Ohne ihrem Körper um Erlaubnis zu fragen und ohne sich eine Jacke zu besorgen, lief Green in Richtung Ausgang. Doch weit kam sie nicht, denn sie wurde von dem Piepen ihres Pokécoms unterbrochen, als sie gerade wieder an die frische Luft kam. Anhand des Klingeltons erkannte sie, dass es ihr Arbeitshandy war. Als sie es aufklappte, bemerkte Green dass ihre Hände zitterten. Der Absender war unbekannt, doch als sie die Nachricht las wusste sie sofort dass sie nur von Ituki stammen konnte, auch wenn er nicht unterschrieben hatte: Leugnen ist zwecklos, Ho-oh Child Six ♥ Karen-chan hat dich und unseren ehrenwerten Meister gehört. Deine niedlichen Schreie und dein süßes Stöhnen nicht so vergessen. Ich hätte es auch gern gehört! Vielleicht komme ich ja mal dazu? Also auf Bald, Ho-oh Child Six! Oder sollte ich lieber Spielkind sagen? ♥ „Verdammtes…“ Die Hand die das Pokécom mit voller Wucht zuschlug bebte noch mehr als vorher, doch Green sah es nicht. Sie hatte einen Tränenschleier vor ihren Augen. Was war sie eigentlich?! Ein… Sexspielzeug?! Das Mädchen sah zum Abendhimmel und wirklich was zu sehen. Sie wollte weg. Einfach nur weg! Green wusste nicht wie es möglich war, aber sie war den gesamten Weg nach Teak City gerannt, als hätte man sie verfolgt. Sie hatte keinen einzigen Gedanken zugelassen, sie wollte nichts denken, sie wollte nichts fühlen. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgefallen nur um nichts mehr zu registrieren. Doch wahrscheinlich, wäre sie selbst im Schlaf noch weiter gerannt. Weiter in die Tiefen eines Albtraums. Aber was machte das für einen Unterschied, ob sie schlief oder nicht? Green lebte in einem dauerhaften Albtraum. Einem eiskalten, ohne jegliche Wärme und ohne Hoffungsschimmer. Sie wollte endlich aufwachen! Irgendwann… irgendwann ging doch jeder Alptraum vorbei… Oder? Oder?! Ohne dass Green es bemerkt hatte oder genau wusste wie sie dorthin gekommen war, stand sie vor Blues Zimmertür. Sie schlug an Diese, ohne sich seelisch darauf vorbereitet zu haben. Sie wusste nicht wie sie aussah, sie wusste nicht ob sie einer Irren glich und sie konnte sich auch nicht im Geringsten ausmalen wie Blue auf sie reagieren würde. Dafür waren ihre Gedanken in diesem Moment einfach zu leergefegt. Die Tür wurde nach ein paar wenigen Sekunden geöffnet und Blue stand vor ihr. Zuerst sah er überrascht aus, sie vor sich zu sehen, doch sofort schlug sein Gesichtsausdruck um als er sie genauer ansah. Irgendetwas sagte er, doch selbst Greens Gehör verweigerte seinen Dienst. „…Ich…will… aufwachen…“ Doch sie tat genau das Gegenteil. Ihr Körper gab nach, wie auch ihr Bewusstsein und sie fiel direkt in Blues Arme. Blue sah sich das bewusstlose Mädchen besorgt an, schon zum zweiten Mal und das in nur wenigen Tagen. Was machte dieses Mädchen nur? Ein normales Leben schien sie nicht zu führen… Er ging auf das Bett zu und bemerkte dabei wie leicht Green war, ehe er sie ablegte. Sie hatte sicherlich Untergewicht. Typisch Mädchen. Gerade als Blue seine Hand auf ihre Stirn legen wollte und zu prüfen, ob das Fieber vom letzten Mal wieder gekommen war, blinzelte Green und sah schwach zu Blue. Er konnte nichts gegen das Gefühl tun, was in ihm hochkam, als sie ihn so ansah. Es kam ihn so vor, als läge in ihrem Blick etwas Flehendes, etwas das um Hilfe schrie. Noch nie hatte Blue sie so schwach, so klein, so zerbrechlich gesehen und der Drang das er sie beschützen wollte wurde beinahe unerträglich. Aber, wovor sollte er sie beschützen? „Green…“, begann Blue, ohne fordernd zu klingen. „…Brauchst du Hilfe?“ Auf der einen Seite bereute Green es zu ihm zu kommen zu sein, auf der Anderen jedoch nicht. Trotz ihres Gefühlschaos fühlte sie sich bei ihm wohl. Sie fühlte sich sicher. Green spürte das sie sich beruhigte. Oder eher, sie verdrängte den schrecklichen Gedanken dass ihr grauenvolles Geheimnis, nicht länger ein Geheimnis war. Es graute Green davor zurückzukehren. Sie sah zu Blue und verlor sich in seine dunkelgrünen Augen. Blue würde nie auf solche Ideen kommen wie Ituki. Er würde ihre Schwächte nie ausnutzen, sondern eher helfen sie auszumerzen. Doch gerade das war es, was Green fürchtete. Er durfte nicht zu viel davon wissen. Er durfte nicht zu viel von ihr wissen, er durfte ihr nicht zu nah kommen. Ansonsten würde er sich verbrennen. Ihr Blick schweifte zur Decke und sie antwortete: „Hilfe? Wobei?“ Greens Stimme klang genauso wie immer. Hart, ein wenig zickig - unnahbar. „Dass mit deinem Leben etwas nicht stimmt, sieht ein Blinder mit nem Krückstock.“ Die Angesprochne schloss die Augen und lächelte in sich hinein. „Selbst wenn, Blue… warum sollte es dich was angehen?“ „Weil ich dich beschützen will.“ Umgehend setzte Green sich auf. Blue wurde bewusst was ihm da rausgerutscht war und er versuchte die Röte zurück zu halten – ohne Erfolg. „…Es gibt nichts wovor du mich beschützen könntest .“ Blue sah sie zweifelnd an, denn die Art wie sie diese Worte ausgesprochen hatte, klangen nicht so als ob es in Greens Leben nichts gäbe was sie bedrohte, sondern eher so, dass es hoffnungslos war, sie beschützen zu wollen. Dies war nicht unbedingt ein Gedanke, der ihn beruhigte. „Aber... danke. Es ist niedlich von dir, dass du dir Gedanken um mich machst.“ Green sah ihn lächelnd und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich muss ja zugeben, so wie ich mich benehme kann man nur auf falsche Gedanken kommen! Da kann ich dir nicht verübeln das du denkst dass irgendetwas mit meinem Leben nicht in Ordnung wäre. Aber lass dir gesagt sein, der Schein trügt. Es ist alles in bester Ordnung. Momentan habe ich ein paar Probleme mit mir selbst, das ist alles. Aber dabei könntest du mir wohl kaum behilflich sein, wenn du verstehst was ich meine?“ Wieder lächelte sie, während sie ihre Beine aus dem Bett schwang und sah zu ihm hoch. Sein besorgter Blick hatte sich ein wenig beruhigt, doch sie sah ihm an das er ihren Worten nicht vollends Glauben schenkte. Green konnte ihm das nicht verübeln. So wie sie sich aufführte, könnte man wirklich meinen sie wäre ein seelisches Wrack und benötigte dringend Hilfe, ärztliche Hilfe. „Aber du könntest mir einen Gefallen tun, Blue.“ Green setzte ihr süßestes Lächeln aufs Gesicht und sofort war Blue auf Alarmstation. Dieses Lächeln bedeutete nichts Gutes. Schon gar nicht im Bezug auf einen „Gefallen“. „Mein Geld bekommst du nicht“, antwortete er automatisch. Doch die Angesprochene winkte mit der Hand ab. „Nicht doch, finanziell habe ich absolut keine Probleme.“ Und wenn, dachte Green, würde sie sicherlich nicht danach fragen. Sie würde es sich einfach holen. „Was dann?“ „Könnte ich zwei Tage bei dir bleiben? Ich würde dir gern bei deinen Forschungen helfen, oder brauchst du meine Hilfe nicht mehr?“ Die Skepsis fiel von dem Jungen, er sah sie nur noch verwundert an. „Aber ich dachte du hättest keine Zeit. Waren das nicht deine Worte?“ „Doch klar. Aber Zeiten ändern sich! Sowie auch mein Terminskalender!“ Blue überlegte nicht besonders lange und stimmte zu. Nicht das er nicht allein klar kommen würde, doch er spürte das es da etwas in Greens Leben gab, was nicht in das Leben eines normalen Mädchens gehörte. Dies wollte er herausfinden und er spürte, dass es nichts mit Wissendrang zu tun hatte. Blue wollte ihr helfen. Denn ihr verzweifelter Blick schien sich in ihm eingebrannt zu haben und damit auch der Wunsch sie zu beschützen. Blue hieß diesen Gedanken überhaupt nicht willkommen, doch was sollte schon er tun? Gegen seine eigenen Gefühle konnte er sich nicht wehren, auch wenn er es krampfhaft versuchte. Er sollte ehrlich sein, wenigstens sich selber gegenüber. Es war jedoch nicht notwendig dass Green seinen Beschützerinstinkt mitbekam. Die ganze Sache war ihm sowieso peinlich genug. Blue sah aus den Augenwinkeln zu Green rüber. Auch sie sah ihn an. Blinzelte nicht einmal. Ihm gefiel das nicht. Warum sah sie ihn so an? Das war ja fast schon ein Starren. „Dann fangen wir morgen an. Heute ist es zu spät. Ist das okay für dich, Green?“ Immer noch lag ihr Blick auf ihn, doch langsam glitten ihre Augen zum Fenster. Es war wirklich dunkel geworden, allerdings verspürte sie keine Müdigkeit. „Bist du müde?“, fragte Green plötzlich. Sie stand vom Bett auf, nahm Blues dunkelgrüne Jacke vom Harken und reichte sie ihm. Auf seinen verwunderten Blick antwortete sie: „Ich möchte dir zeigen wie schön die Nacht sein kann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)