Das fünfte Schuljahr - Part 1 von Fukai (Hogwarts) ================================================================================ Kapitel 11: Eine dunkle Nacht ----------------------------- Harry Potter Das fünfte Schuljahr Part 1: Hogwarts --------------------------------------------------------- chapter 11: Eine dunkle Nacht "Ich hasse ihn!" Harry lag mit, hinter dem Kopf verschränkten, Armen auf seinem Bett und starrte an die fahle Decke. Immer wieder hallten Jinathans Worte durch seine Gedanken. Hatte er sich getäuscht und Jinathan war gar nicht Voldemorts Sohn? Es musste unzählige Riddles geben. Der Schmerz in seinem Kopf hätte eine Nachwirkung des Schockzaubers sein können. Aber vielleicht war er doch Voldemorts Sohn und hasste ihn dafür, dass er so grausam war. Harry würde ihn auch hassen, wäre Voldemort sein Vater. Oder nicht? Doch hätte Voldemort seinen Sohn dann nicht so erzogen, dass er wie er werden würde? Grausam und skrupellos. Er würde dann irgendwann in seine Fußstapfen treten und seine Schreckensherrschaft weiterführen. Doch Jinathan war anders. Vielleicht war er wirklich nicht mit ihm verwandt. Harry wälzte sich unruhig hin und her. Er konnte einfach nicht schlafen. Zu viele verworrene Fragen spukten in seinem Kopf und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Das leise Schnarchen von Ron drang an sein müdes Ohr. Genervt zog er sich die Bettdecke über den Kopf. Sollte er sich bei Jinathan entschuldigen? Er war so unerwartet verschwunden. Hatte er ihn verletzt? Doch wenn er sich entschuldigen würde, bekäme er sicherlich nur eine spöttische Antwort, und dann würde er sich ärgern, dass er sich überhaupt darüber Gedanken gemacht hatte. Seufzend stemmte er die Decke wieder von sich. Sein Kopf wanderte nach links. Ron lag zusammengekullert wie eine Katze in seinem Bett, verknotet in seine Decke und sein Bettlaken, welches er durch sein vieles Gewühle aus der Befestigung gerissen hatte. Harry fragte sich, wie er noch atmen konnte, wenn sich sein Bettzeug wie eine Schlinge um seinen Körper wand. Auch musste es sehr ungemütlich sein, doch Ron schien es nicht zu stören. Friedlich schnarchte er vor sich hin, nur durch plötzliche Schmatzer unterbrochen. Harry lächelte. Vorsichtig nahm er seine Brille von dem kleinen Nachttisch zu seiner Rechten und setzte sie sich auf die Nase. Sofort klärte sich sein Blick und seine Umgebung wurde wieder scharf. Lautlos schwang er seine Füße aus dem Bett und schlüpfte in seine Hauspantoffeln, die bei jedem Schritt leise klackende Geräusche auf dem Parkettfussboden verursachten. Er warf sich eine dünne Jacke über. Auf Zehenspitzen schlich er sich hinab in den Gemeinschaftsraum und verließ den Gryffindor-Turm durch das Porträt der fetten Dame. Die alte Schule war in einen friedlichen Schlaf versunken. Die langen Korridore waren verlassen, nur durch die hallenden Schritte in ihrer nächtlichen Ruhe gestört. Von Filch und Mrs. Norris war keine Spur. In Gedanken versunken lief Harry ziellos umher. Als er schließlich aufsah, bemerkte er, dass ihn seine Schritte in die große Eingangshalle geführt hatten. Er überlegte nicht lange, sondern steuerte direkt auf das große zweiflügelige Portal zu und verließ die alten Gemäuer. Draußen war es kühl. Der Himmel war wolkenverhangen und verdeckte den Blick auf den sanften Mond und die vielen kleinen Sterne. Zahllose Grillen zirpten durch die Dunkelheit. Langsam schlenderte er über die weiten Wiesen in Richtung See. Von fernen sah er das schwache Flackern des Kaminfeuers in Hagrids Hütte. Auch er konnte anscheinend nicht schlafen. Ein leises Platschen zog Harrys Aufmerksamkeit auf sich. Eine dunkle einsame Gestalt hockte regungslos am Ufer des wogenden Sees. Lautlose Kreise durchzogen die glatte Oberfläche des trüben Wassers. Der zusammengekauerte Schatten löste sich aus seiner Starre und hob irgendetwas vom Boden auf. Im weiten Bogen warf er es ins Wasser. Erneut ertönte ein leises Platschen, gefolgt von schweigenden Wellen. Harry schlich sich näher. Schon bald erkannte er Jinathans schmale Gestalt. "Was willst du, Potter?" fragte der Neue, ohne sich umzudrehen. Harry zuckte erschrocken zusammen. Er hatte kein verräterisches Geräusch verursacht, dennoch hatte er ihn bemerkt. "Ähm. Nichts. Ich war nur zufällig hier unterwegs." Jinathan lachte abfällig. Harry verfluchte sich innerlich, für diese alberne Antwort. Natürlich entsprach es der Wahrheit, aber es war wohl kaum das, was der Junge hören wollte. "Ich konnte nicht schlafen", antwortete er schließlich. "Und da wollte ich mir die Beine vertreten. Also nicht, dass du denkst, dass ich dich verfolge oder so. Dazu hätt ich überhaupt keinen Grund." Eigentlich würde er ihm sogar lieber aus dem Weg gehen. Doch das sagte er lieber nicht laut. "Und was machst du hier?" Jinathan sah auf. In seinen Augen konnte Harry schon seine Antwort lesen, die da wahrscheinlich lauten würde: ,Was geht dich das an?' Doch Jinathan schwieg, zuckte nur mit den Schultern und versenkte seinen Blick wieder in den See. Harry war verwirrt und setzte sich nach einigem Zögern neben den Neuen. "Kann ich dich mal was fragen?" setzte er vorsichtig an. Jinathan sah erneut auf. "Ich weiß schon. Du willst wissen, warum ich den Kampfring verlassen habe." Harry nickte leicht. Jinathan zuckte abermals mit den Schultern. "Mir war halt danach." Doch Harry gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. "Es muss doch einen Grund geben. Du würdest doch nicht einfach einen Kampf aufgeben, nur weil dir danach ist. So ein Typ Mensch bist du nicht." Jinathan ballte zornig die Fäuste. "Woher willst du denn wissen, was für ein Typ Mensch ich bin? Du kennst mich doch gar nicht. Vielleicht hatte ich einfach keinen Bock mehr auf dich und deine peinlichen Kinderspielchen. Ich dachte echt, dass der legendäre Harry Potter mehr drauf hat. Oder war ich dir zu schade für deine wahre Kraft." Harry schwieg verwirrt. "Das nächste mal nimm mich lieber ernst. Sonst wird dir das gar nicht gut bekommen. Ich werde dich nicht noch einmal davonkommen lassen." Wortlos stand er auf und ging. Harry blickte ihm schweigend hinterher. Jinathan hatte leise gesprochen. Kein Zorn oder Hass hatte in seiner Stimme mitgeschwungen und dennoch lag eine greifbare Drohung in seinen Worten, die ihm einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Harry hatte durchaus mit ganzer Kraft gekämpft. Er hatte sich nicht zurück gehalten. Auch wenn es ihm schwer fiel, es zuzugeben: Jinathan war ihm überlegen... Harry hatte noch einige Minuten schweigend am See verweilt ehe er in Richtung Hagrids Hütte weitergetrottet war. Ob er ihm noch einen Besuch abstatten sollte? Er würde sicher nur mit ihm schimpfen, da er um diese Zeit noch allein unterwegs war. Dann würde er ihm wieder die ganzen Gefahren aufzählen, die ihm drohten. Allen voran Voldemort. Und darauf hatte Harry keine Lust. Er konnte schließlich allein auf sich aufpassen. Oder doch nicht? Harry stieß einen langen Seufzer aus. Jinathan hatte ihn total verwirrt. Warum war dieser Junge nur so furchtbar kompliziert? Harry konnte bei ihm einfach kein Land sehen. Einmal war er total unnahbar und eisig, dann wieder aufbrausend und zornig, ein anderes mal war er spöttisch und gehässig, und dann plötzlich so ruhig und normal, nein, nicht normal, sondern eher - ach, Harry konnte es nicht beschreiben. Zu durcheinander, um einen klaren Gedanken zu fassen, schüttelte er den Kopf, als wolle er alle Zweifel und Sorgen aus seinem Kopf werfen, endlich Ruhe und Ordnung schaffen. Abwesend strich er sich durch sein strubbeliges Haar, welches mal wieder nicht zu bändigen war. Er musste an seinen Vater denken, dessen Haarpracht er geerbt hatte. Er lächelte. Warum machte er sich eigentlich ständig wegen irgendwelcher Dinge Sorgen? Er sollte lieber glücklich sein. Immerhin hatte er seine Eltern wieder, wenn auch nicht für immer. Sein größter Wunsch war ihm erfüllt worden, er hatte seine Eltern kennen gelernt, mit ihnen gesprochen, gelacht und geweint. Und auch wenn über allem ein dunkler Schatten lag, konnte er doch dennoch sein neues Leben genießen. Harry hatte den Waldrand erreicht und blieb stehen. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Wesen, die dort drinnen hausten. Einhörner, riesige Spinnen, Zentauren und viele mehr. Obwohl ihm die meisten dieser Wesen friedlich gesinnt waren, verspürte er kein großes Bedürfnis diesen Wald zu betreten. Außerdem war es verboten. Auch wenn er sich nicht immer an die Vorschriften hielt. Diese Regel musste er ja nicht auch noch brechen. Er wollte sich schon wieder umdrehen und zum Schloss zurücklaufen, als er ein schwachen Geräusch vernahm. Erschrocken erstarrte er in der Bewegung. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als wolle es mit Gewalt aus seiner Brust raushüpfen, scheiterte jedoch an seinen Rippen, an die es schmerzhaft hämmerte. Langsam begann sich Harry aus seiner Erstarrung zu lösen. Vorsichtig wanderten seine Augen über den raschelnden Wald. Die dunklen Blätter bewegten sich sacht im Wind und rieben dabei leise aneinander. Harrys Blick fuhr weiter, über Wurzeln, Büsche, Stämme bis hinauf in die Baumkronen. Nichts. Kein Geräusch, keine Bewegung. Er musste sich getäuscht haben. Wahrscheinlich war nur ein verirrtes Tier durch das Gehölz gestrolcht. Erleichtert atmete er aus. Mit einem letzten forschenden Blick in den undurchdringlichen Dschungel aus Blättern und Ästen, drehte er sich auf dem Absatz um und ... Halt! Da war doch schon wieder etwas gewesen. Deutlich lauter, als zuvor. Und auch wesentlich menschlicher. Harry drehte sich verkrampft um seine Achse und starrte erneut in das Dickicht. Mit stechendem Blick versuchte er die Dunkelheit zu durchdringen, zu erleuchten. Doch alles blieb schwarz. Lautlos kramte er seinen Zauberstab aus der Manteltasche. Wenn er ihn benutzte, würde er sich verraten. Aber vielleicht bildete er sich auch alles nur ein. Dann wäre er wenigstens beruhigt und wusste, dass ihm seine gestressten Nerven nur Streiche spielten. Vorsichtig hob er sein wertvolles Zauberwerkzeug, bis es sich ungefähr auf der Höhe seiner Nase befand. Wenn er jetzt zögerte, dass wusste er, würde er nie erfahren, was ihn so aufgeschreckt hatte. Er würde die ganze Nacht kein Auge zu bekommen und sich ewig Vorwürfe machen, so ein Feigling gewesen zu sein. Er atmete noch einmal tief durch und flüsterte schließlich leise "Lumos!". Eine kleine helle Flamme brach aus der Spitze seines Zauberstabes. Die Umgebung um ihn herum nahm allmählich Gestalt an. Harry rechnete in jeder Sekunde damit, dass sich ein dunkler Schatten auf ihn stürzen würde, doch alles blieb ruhig. Niemand kam aus dem Dickicht gesprungen und briet ihm eins mit 'nem Ast über. Harry wagte sich weiter in das undurchdringliche Grau, das sich vor ihm erstreckte. Seinen Zauberstab immer vor sich herschwenkend gelangte er immer tiefer in den Wald. Das warme Flackern des Feuers in Hagrids heimischer Hütte ließ er schaudernd hinter sich zurück. Ein erneutes Rascheln, gefolgt von einem leisen Stöhnen, ließ ihn auf dem Absatz herumfahren. Langsam tastete er sich vorwärts. Bog peitschende Äste zur Seite, sprang über hervorragende Wurzel, die ihn zu Fall bringen wollten. Immer weiter folgte er dem kläglichen Geräusch bis er eine dunkle zusammengekrümmte Gestalt am Boden liegen sah. Harry trat vorsichtig näher. Die Gestalt lag mit dem Gesicht zur Erde, sodass Harry nichts genaues erkennen konnte. Langsam sank er in die Knie und beugte sich über die regungslose Person. Sie hatte dünnes, schwarzes Haar, die Haut war blass, fast weiß, die Hände waren verkrampft in die Erde gekrallt. Unsicher streckte Harry seinen freien Arm aus und drehte die Gestalt vorsichtig auf die Seite. Er konnte nicht verhindern, dass ein leiser verzerrter Schrei aus seiner Kehle drang. Erschrocken hob er seine Hand zum Mund. Seine aufgerissenen Augen wanderten über das fahle Gesicht. Es war Snape. Er sah entsetzlich aus. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen von tiefen dunklen Ringen durchzogen und seine Haut von unzähligen Wunden übersäht. Harry legte ihm zitternd die Hand auf die Schulter, doch es kam keine Reaktion. Snape war bewusstlos. Schnell klemmte Harry sich seinen Zauberstab zwischen die Zähne und griff unter Snapes Arme, um ihn in die Höhe zu ziehen. Er war leichter, als erwartet. Umständlich legte er sich Snapes linken Arm über die Schulter und hielt ihn mit seiner anderen Hand an der rechten Seite fest. Snapes ehemals langen schwarzen Haare waren gestutzt worden und hingen nun in verschieden langen trostlosen Strähnen herab. Er tat Harry Leid. Obwohl er Snape noch nie leiden konnte, da er ihm das Leben oft zur Hölle gemacht hatte, wünschte er ihm nichts derartiges. Snape war in vielerlei Hinsicht ein Tyrann gewesen, der über sie herrschte, sie unterdrückte. Dennoch hatte er ihm schon mehrmals das Leben gerettet. Harry seufzte. Wo war er da wieder hineingeraten? Er hätte im Bett bleiben sollen. Wütend schallt er sich für seine eigenen Gedanken. Immerhin war er Snapes letzte Hoffnung. Wer weiß, was passiert wäre, hätte er ihn nicht gefunden. Verwirrt sah sich um. Woher war er eigentlich gekommen? Der Wald sah überall gleich aus. Überall nur dunkle Bäume, groß und mächtig. Ihre düsteren Schatten schienen nach ihm zu greifen, ihn zu erdrücken. Harry wich wenige Schritte zurück. Verlegen biss sich auf die Unterlippe. Jetzt hatte er schon Angst vor Grünzeug. Er stöhnte genervt und drehte sich suchend im Kreis. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte sich verlaufen, in einem Wald voller unheimlicher Gestalten. Sein Atem ging schnaufend. Die Last auf seiner rechten Schulter schien von Minute zu Minute immer schwerer zu werden, drückte ihn nach unten, gen Erdboden. Erneut peitschte er versteckter Ast auf sein geschundenes Gesicht nieder, schleuderte ihm fast die Brille von der Nase. Torkelnd suchte er Halt an einem dicken kühlen Baumstamm zu seiner linken. Der Zauberstab zwischen seinen Zähnen erzeugte nur ein schwachen Licht, welches nicht einmal in die Richtung leuchtete, in die er wollte. Doch eigentlich war das auch egal, denn jede Richtung schien ihm gleich. Harry hatte schon längst den Überblick verloren. Schon längst jegliches Gefühl für Zeit. Wie lange schleppte er sich nun schon durch die dichten Blätter und Zweige? Wie oft war er schon gestolpert, gestürzt und hatte sich dennoch wieder aufgerappelt? Snape hatte sich ab und zu geregt, leise gestöhnt, doch war nicht aufgewacht. Sein Atem ging rasselnd und übertönte selbst Harrys müdes Keuchen. Wann würde endlich Licht seinen Weg erhellen? Müsste nicht bald die Sonne aufgehen? Die Nacht hätte längst vorüber sein sollen. Dennoch sah Harry rein gar nichts. War er schon zu tief in das Herz des Waldes eingedrungen? So tief, dass sich selbst das Licht nicht wagte, diesen Ort zu betreten. So tief, dass selbst das Rascheln der Blätter verstummte, um keine lauernden Wesen aufzuwecken. Harry schob seine schaurigen Gedanken zur Seite und konzentrierte sich wieder auf den schmalen Weg. Die Sträucher waren seit der letzten halben Stunde - oder waren es nur wenige Minuten? - weniger geworden, wie es Harry schien. Selten verfing er sich nun in Ranken und herabhängenden Zweigen und nur wenige Dornen peinigten seine zerkratzte Haut. Auch kreuzten kaum noch Wurzeln seinen Weg, die ihn mit aller Gewalt versuchten, zu Fall zu bringen. Der Wald schien sich zu lichten, doch wusste Harry nicht, ob dies ein gutes Zeichen war. Snape begann sich erneut zu regen. Harry hielt kurz inne und sah auf seinen blassen Lehrer hinab, der langsam seine Augen öffnete. Verunsichert blickte er sich um. Es war noch immer kein Ende des Waldes in Sicht. Er hätte schon längst draußen sein müssen. Hoffentlich war er nicht die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen. Snape stöhnte leise und erregte somit wieder Harrys Aufmerksamkeit. Langsam hob er den Kopf und sah sich schwerfällig um. Als sein Blick auf Harry hängen blieb, verzog sich sein Mund zu einem leichten Lächeln. "Potter", würgte er mühsam heraus und versuchte dabei möglichst abfällig zu klingen, was ihm jedoch nicht recht gelingen wollte. Vorsichtig stellte er sich auf seine eigenen Füße und löste seinen Arm um Harrys Schulter. Dieser atmete erleichtert auf, als die Last von ihm genommen wurde. "Was tust du so spät im Verbotenen Wald?" fragte der dürre Mann vorwurfsvoll. Harry hob verwundert eine Augenbraue. "Ich rette Sie!" Snape schmunzelte leicht. "Das gibt zehn Punkte Abzug für Gryffindor!" Harry seufzte und schwenkte seinen Zauberstab suchend im Kreis. "Sie wissen nicht zufällig, wie wir aus diesem verflixten Wald wieder rauskommen?" Diesmal hob Snape eine Augenbraue. "Ich dachte, du rettest mich?" Harry fuhr sich nervös durch die Haare. Mit Snape allein im Verbotenen Wald zu sein, war ihm unheimlich. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Der Zaubertränkelehrer lehnte sich schwer an einen nahen Baumstamm und schloss für einen Moment die Augen. Harry beobachtete ihn skeptisch. Er wusste nicht, was er sagen noch tun sollte. Sollte er Snape auf die Geschehnisse ansprechen? "Du bist übrigens in die falsche Richtung gelaufen!" Harry schrak aus seinen Überlegungen. "Wie?" "Na, du kamst doch von dort." Snape zeigte den Pfad hinab, den Harry vor wenigen Minuten beschritten hatte. Er nickte leicht. "Dort liegt aber das Schloss", fuhr Snape mit leiser Stimme fort und zeigte mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt zwischen den Blättern zu seiner Rechten. Harry seufzte. "Woher wollen Sie das denn wissen?" fragte er genervt und rieb sich die müden Augen. "Weil das dort, soweit ich weiß, der kläffende hässliche Köter von Hagrid ist." Harry fuhr überrascht herum. Tatsächlich. Nun sah auch er einen kleinen schwarzen Punkt auf sie zustürmen, na ja, wohl eher trotten, denn Fang war auch nicht mehr der Jüngste. Harry freute sich riesig ihn zu sehen, denn wenn Fang in der Nähe war, würde auch Hagrid nicht sehr weit sein. Und wie zum Stichwort entdeckte er just in diesem Augenblick den kräftigen Hünen, der sich durch das Dickicht kämpfte. "Fang", hörte er Hagrids tiefe grollende Stimme durch die Dunkelheit hallen. "Wo bist du? Was soll das? Mitten in der Nacht so ein Radau." Grummelnd kam er näher und hielt plötzlich inne, als er Harry erblickte, der ihn mit großen erleichterten Augen entgegen sah. Fang lag zu seinen Füßen und schlabberte gemütlich an dessen dreckigen Hosen. "Harry? Machst du hier um diese Zeit?" Sein Blick wanderte zu Snape und verharrte dort einen Moment. "Severus, Ihr seht nicht gut aus", stellte er nebenbei fest. Snape verzog spöttisch den Mund. "Ich fühl mich auch nicht gut", gab er knurrend zurück. Hagrid war inzwischen bei Harry angelangt und legte ihm fürsorglich seinen Mantel um die Schultern. Dieser lächelte dankbar. "Ich schätze, ich habe mich etwas verlaufen." Er grinste verlegen. Dann wurde er wieder ernst. "Snape geht es nicht sonderlich. Wir müssen ihn ins Schloss bringen. Dumbledore will ihn sicher sprechen." Hagrid nickte leicht. "Aber dann hast du mir ne Menge zu erklären!" Harry zog unschuldig den Kopf zwischen die Schultern. Gleich würde Hagrid wieder anfangen, alle möglichen Gefahren aufzuzählen, die in diesem Wald lauerten, nicht zu vergessen, die übrigen Schurken, die Harry gerne tot sehen wollten. Doch Hagrids Standpauke fiel aus - vorerst. Langsam trottete er zu Snape hinüber, der noch immer unbeholfen an einem Baum lehnte und einen kläglichen Anblick bot. Kritisch sah er dem Halbriesen entgegen, sagte jedoch nichts, als dieser ihn packte und seinen Arm, wie Harry zuvor, über seine Schulter legte. Langsam verließen sie den Wald, Fang vorneweg, Harry hintendrein. Er war in Gedanken versunken. Zu gern würde er wissen, was Snape erlebt hatte. Doch er traute sich nicht zu fragen. Vielleicht würde Snape nicht darüber sprechen wollen. Besonders nicht mit ihm. Immerhin konnte er ihn noch nie so richtig leiden. Angeblich weil sein Vater Snape einst das Leben rettete. Snape hatte James Potter dafür gehasst. Und dieser Hass hatte sich wahrscheinlich nach dessen Tod auf Harry übertragen. Irgendeinen Sündenbock brauchte man doch immer. Harry seufzte leise. Warum musste er das nur immer sein? Stand auf seinem Rücken denn Zielscheibe? Er seufzte abermals und trottete mit hängenden Schultern Hagrid hinterher, um nicht den Anschluss zu verlieren und sich erneut in diesem Gestrüpp zu verlaufen. Schon bald tauchte der dunkle Umriss des nächtlichen Schloss vor ihnen auf. Harry schien nicht sehr weit in die falsche Richtung marschiert zu sein. Er bemerkte ein stummes Aufatmen Snapes. Er schien sehr erleichtert. Hogwarts musste auch für ihn, wie für Harry, eine Art zu Hause sein. In diesen mächtigen Mauern fühlte man sich geborgen und sicher. Was sicher auch größtenteils Dumbledore zu verdanken war, von dem es hieß, dass selbst der Lord ihn fürchtete. Völlig geschafft schleppte sich Harry die letzten Treppen hinauf und stemmte das große Portal auf. Hinter sich hörte er Hagrid, wie er Snape, dessen Gesicht schmerzverzerrt war, noch die wenigen Meter hinauf hievte. Harry verschwendete keine Zeit. Hastig rannte er die Stufen hinauf, immer zwei auf einmal nehmend. Seine Schritte hallten lang und dunkel durch die einsamen Flure. "Professor Dumbledore", schrie er in die Finsternis. Er wusste den Geheimcode für dessen Büro sowieso nicht, also musste er wohl mit Lautstärke auf sich aufmerksam machen. Filch würde ihn schon hören und zum Direktor bringen. Das laute Poltern der Portalflügel verkündete Hagrids Ankunft. "Professor Dumbledore", brülle Harry erneut. Rasche Schritte wurden laut. Harry drehte sich um seine Achse und erkannte die dürre Gestalt seiner Hauslehrerin, Professor McGonagall. In ihren Augen lag ein böses Glitzern, ihre Arme waren vorwurfsvoll in die Hüften gestemmt und ihr Mund war ärgerlich verzogen, als würden gleich Flüche auf ihn niederprasseln. Doch Harry konnte nur erleichtert lächeln, was seine Lehrerin sehr verwirrte. "Gut, dass ich Sie treffe. Sie müssen Professor Dumbledore sofort herholen. Snape ist wieder da. Aber er ist verletzt", sprudelte es aus dem Jungen heraus. McGonagalls böse Miene wich der Besorgnis. Ohne ein Wort zu verlieren stürmte sie an Harry vorbei in Richtung Dumbledores Büro. Harry hörte, wie sie ,Milka' brabbelte und schon schwang der steinerne Wasserspeier zur Seite. Harry runzelte verwundert die Stirn. Milka? Wenige Minuten vergingen und Dumbledores weißer Schopf tauchte aus der Öffnung, gefolgt von (°^_^) Spruce und schließlich Madam McGonagall. Harry hüpfte unruhig von einem Bein aufs andere. Doch durch Dumbledores freundliches Lächeln wich die Unruhe von ihm ab, als hätte der alte Magier sie einfach fortgefegt. Ruhig blieb er stehen und wartete, bis die Lehrer zu ihm aufgeschlossen hatten. In knappen Worten erklärte er, wie er Snape gefunden hatte und führte sie in die Eingangshalle, wo Hagrid schon wartete. Snape saß zusammengekauert auf der untersten Stufe der großen Treppe. Ein leises Scharren durchbrach die Stille. Harrys Blick wanderte zum Portal, welches sich erneut öffnete. Hinein trat eine schmale Gestalt. Harry war nicht minder erstaunt, als er Jinathan erkannte. Er hatte angenommen, dass der Junge, nachdem sie sich am See im Streit getrennt hatten, gleich wieder ins Schloss zurück gegangen war. Doch auch er hatte wohl keine Ruhe finden können. Sein Blick schwenkte wieder zu Snape, der noch immer wie ein Häufchen Elend auf den Treppen hockte, den Kopf in den Armen verborgen. Er schien sehr erschöpft. Erst jetzt, im hellen Licht der Eingangshalle erkannte Harry die dunklen Ringe unter seinen Augen und die tiefen Falten in seinem Gesicht. Leise trat er neben Dumbledore die Treppen hinab. Snape hob leicht seinen Kopf und blickte auf. Sein Blick fiel auf Jinathan, der sich ebenfalls langsam näherte. Die Augen des Zaubertränkelehrers weiteten sich vor Schreck. Jin warf ihm einen kühlen Blick zu und stieg dann desinteressiert die Treppen hinauf, vorbei an Harry und den anwesenden Lehrern. Er sagte kein Wort, warf ihnen keine Blicke zu. Harry sah ihm verwirrt hinterher, dann blickte er zu Snape. Warum hatte er so entsetzt geschaut? Kannten sich die beiden? Aber woher? Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn zusammenzucken. Dumbledore sah freundlich zu ihm herab. Er lächelte. "Das kann ja was werden." Harry verstand gar nichts mehr. Dumbledore schritt wortlos die letzten Stufen hinab und beugte sich zu Snape herunter. Sie wechselten einige leise Worte. Dann ging alles ganz schnell und Harry hatte es am nächsten Morgen nur noch verschwommen in Erinnerung. Dumbledore schickte Spruce, um Madam Pomfrey zu informieren, die sich um Snapes Wunden kümmern sollte. Gemeinsam brachten sie ihn anschließend auf die Krankenstation und Harry wurde ins Bett geschickt. Hagrid begleitete ihn noch bis in den Gemeinschaftsraum, wünschte ihm eine Gute Nacht und trottete dann ebenfalls zurück zu seiner Hütte. Lange konnte Harry nicht einschlafen, denn zu viele Bilder spukten in seinem Kopf. Jin und Snape, ein eisiger Blickkontakt. Dies war wahrlich eine dunkle Nacht. Was für ein Tag würde folgen? ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)