Dead men tell no tales von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Akt 2 - Thomas ------------------------- Akt 2 - Thomas ‚Heute Nacht hatte ich wieder diesen Traum. Ich stand an Deck eines großen Schiffes und all meine alten Freunde standen um mich versammelt und lächelten mich glücklich an. Ein Gefühl der Geborgenheit umgab mich, ein Gefühl, dass ich wusste wo ich hingehöre. Ich hatte den Traum öfters in den letzten Wochen, nicht zuletzt, da unser Pakt aus Kindertagen jetzt 10 Jahre zurücklag. Ich hatte ihn nicht vergessen ich glaube keiner von uns hatte das, nur ob sie diesen auch einhalten würden, wage ich zu bezweifeln, ich selbst glaube nicht mehr dran, obwohl es wirklich gut tun würde, sie alle wieder zusehen. Was sie wohl jetzt machten? Nur zu einem hatte ich noch Verbindung, Peter. Der Gute war Mittlerweile 21 und hatte seine Lehre als Schneider bei Mr. Winship vor zwei Jahren abgeschlossen und arbeitete fleißig in dessen Schneiderei. Er hatte schon immer ein Händchen für solche Sachen. Die erste, die ging, war Katharina. Sie legte sehr viel Wert auf den Pakt und verließ vor fünf Jahren unseren Port, mit einem ihrer älteren Brüder zusammen und als Junge verkleidet heuerte sie als Matrose auf einem Handelsschiff an. Seitdem haben weder Peter noch ich sie gesehen. Die zweite in der Gruppe, die uns verließ, war Merilyn, ihr Vater und ihr Bruder waren nicht sehr angesehen, ihnen würde Raub und Diebstahl unterstellt. Eines Tages vor ungefähr vier Jahren wurde sie beide ermordet, aus Angst flüchteten Merilyn und ihre Mutter von unserer Insel. Merilyn versicherte uns, sie würde uns ab und zu Nachrichten senden, aber bis heute habe ich nichts von ihr gehört. Lukas ist einfach verschwunden, manche glauben er wurde entführt und als Sklave an ein Schiff verkauft, andere wiederum glauben, er sei schon längst tot. Peter und ich hoffen natürlich ersteres, obwohl ein Leben als Sklave mehr als demütigend ist. So, meine Wenigkeit ist Fischer geworden, wie mein Vater. Was ihn nicht so begeisterte war aber, dass ich lieber in meinem kleinen Boot lag um vor mich hin zu träumen oder Sachen in ein kleines Buch zu schreiben, als zu fischen.’ „Thomas!“, brüllte der ältere Mann, der mit seinem Boot gerade direkt neben Thomas’ gerudert war. Thomas schloss erschrocken sein kleines Buch und lies das stück Kohle fallen mit dem er geschrieben hatte. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du fischen sollst! Träumen und schreiben kannst du abends!“, keifte James Rackham und lies seinen Sohn nicht zu Wort kommen. „Außerdem…“, James schenkte ihm einen etwas ängstlichen Blick, „..ist schreiben etwas für Frauenzimmer und du bist ein junger Mann, Thomas. Ich hoffe du weißt das.“ „Natürlich!“, antwortete Thomas genervt, er hasste es wenn sein Vater auf das Thema anspielte. „Manchmal glaube ich hab in deiner Erziehung etwas vergessen, was einem Mann zeigt, wie man sie wie ein Mann zu verhalten hat.“, seufzte Mr. Rackham, strich sich seine Haare nach hinten und ruderte dann Thomas keines Blickes mehr würdigend in Richtung Dock zurück. Thomas blickte ihm verärgert nach während er „Der Alte hat sie nicht mehr alle.“ murmelte. Seufzend ließ er sich nach hinten stinken und schloss die Augen. Ob er jetzt gleich zurückfuhr und sich weiteren bissigen Bemerkungen seines Vaters aussetzte oder zu spät nach Hause kam machte wirklich keinen Unterschied. Das einzige, was er jetzt noch wirklich wahr nahm, war das einschläfernde, leise Rauschen der Wellen, die sich kurz vor der Küste bildeten und hart gegen die Hafenmauer brachen, um sich mit einem schlürfenden Geräusch wieder zurück zu ziehen. Es brauchte nicht lange, da kreisten seine Gedanken schon wieder um den Pakt, an dem langsam immer stärkere Zweifel nagten. Nach Tortuga konnte man ja noch kommen, aber als Pirat? Das war lächerlich. Fast schon so lächerlich wie die Geschichten, die in Port Royal, der Stadt am anderen Ende der Insel, von dem berüchtigten Jack Sparrow erzählt wurden. 'Und dann stand er dort, stolz auf dem Mast seines Schiffes, den Kopf würdevoll erhoben und lief in den Hafen ein, nicht ohne den Gehängten Genossen Ehre zu erweisen.', hatte Lukas Großvater immer erzählt, jedoch nicht ohne hinzuzufügen, 'Sein Schiff, sofern man es so nennen konnte, war aber leck und bis er am Pier angekommen war, sah man nur noch den obersten Abschnitt des Masts des Bootchens.' Die Geschichte hatte ihn schon immer fasziniert, genau wie alle Anderen Geschichten über Piraten. Lukas kannte eine Menge, die ihm alle sein Großvater erzählt hatte. Völlig in Gedanken versunken lümmelte er weiter in seinem kleinen Boot, das immer weiter auf die offene See hinaustrieb, ohne, dass er auch nur das Geringste davon merkte. ~ Die Sonne hing tief über dem weiten Ozean und färbte das Wasser mit einem orange-goldenen Ton. Thomas war kurz eingeschlafen. Na ja, er empfand es als kurz, aber es waren anderthalb Stunden gewesen, die er immer weiter mit seinem kleinen Ruderboot aufs offene Meer hinaus trieb. Er erhob sich, blinzelte zweimal und schaute zurück auf den Port, wo er lebte. Die Menschen am Pier waren nur Streichhölzer groß. Thomas atmete scharf ein, er würde Stunden brauchen um wieder zurück zu rudern und das würde er körperlich nicht schaffen. Außerdem wurde es schon dunkel und allmählich gingen alle nach Hause. Rufen und Gestikulieren hatte auch keinen Zweck, die Leute würden ihn nicht sehen können, weil die Spiegelung der Sonne den Blick durch blenden irritierte. Das einzige, auf was er hoffen konnte, war, dass sein Vater nach ihm suchen ließ, weil er nicht zurückkam. Aber da sah Thomas auch schwarz, er kam öfters zu spät oder gar nicht Heim, weil er noch mit Peter unterwegs war. Er wurde immer weiter von der kleinen Insel weggetrieben. „Ich werde hier draußen erbärmlich verdursten..“, seufzte er niedergeschlagen. So saß er da, immer den seinen Blick starr auf das Pier gehalten, was er kaum noch erkennen konnte. Er senkte langsam seinen Kopf und legte ihn auf seine Knie. Er biss sich auf die Unterlippe und feilte angestrengt an einem Plan, wie er zurückkommen konnte, aber die Lage war aussichtslos. Die Nacht brach ein und seine Chancen zu überleben standen gleich Null, also entschied er sich ein wenig zu schlafen, er konnte ja nichts Besseres tun. ‚Schlafen…’, dachte er, ‚..das hat mich erst in diese Lage gebracht!’ ~ Auf eine unruhigen Nacht folgte ein nebeliger Morgen. Er konnte höchstens 30 Fuß weit sehen, was vielleicht auch mit seiner Müdigkeit zutun hatte. In seiner Schlafdrunkenheit bemerkte er auch erst einige Minuten später das näher kommende Gefühl von kleinen Wellen, denn sein Boot wippte immer wieder auf und ab. Langsam drehte er seinen Kopf zu Seite, in die Richtung aus der die Wellen kamen. Seine Augen weiteten sich als er den Rumpf eines mächtigen Schiffes sah, dass direkt auf ihn zusteuerte. Mit einem „Uwah!!“ sprang er gerade noch rechtzeitig aus seinem Boot in das kühle Wasser des karibischen Meeres. Als er wieder auftauchte, sah er nur noch Holzbrette im Wasser schwimmen, die einmal seinem Ruderboot gehörten. Auf dem Schiff war reger Aufruhr: „Da! Ein Mann im Wasser!“ kam es von den Einen. „Werft ihm ein Seil zu!“ von den Anderen. Und eher er sich versah, schwamm vor ihm im Wasser ein dicke Seil, nach dem er sofort griff. Etwas ungeschickt, da die Verwirrung über das plötzliche Geschehen ihn noch zu sehr gefangen hielt, kletterte er daran hinauf und ließ sich oben angekommen auf die Reling sinken. Forschende Blicke musterten ihn und von den Seemännern war aufgeregtes Getuschel zu hören. Eine Gasse bildete sich und ein dicklicher, gut gekleideter Mann schritt auf ihn zu. Der Geräuschpegel nahm ab und erwartungsvolle Blicke wurden zwischen ihm und dem Mann, von dem er vermutete, dass er der Captain war, hin und her geworfen. 'Junge, wo sind deine Manieren!', rief ihn die Stimme seines Vaters in Gedanken zu Recht, sodass er schnell aufsprang und sich verbeugte. "Haben sie vielen Dank, Sir, ohne sie wär's das wohl gewesen mit mir." Unsicher blickte er auf und sah, dass ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Anderen ruhte. "Schon gut, Junge. Erzähl uns lieber, was dich nach hier draußen verschlagen hat. Übrigens bin ich Captain Thomson. Komm mit, du brauchst erstmal trockene Kleidung." Den Kopf gesenkt, folgte Thomas dem Captain unter Deck, wo er neu eingekleidet wurde, auch wenn ihm nicht alles so ganz passte. Das Hemd war etwas zu lang, die Hosen etwas zu kurz, aber trotzdem besser als nass durch die Gegend zu laufen und sich am Ende noch einen ordentlichen Schnupfen zu holen. Maghnus Brooks, der erste Maat, holte ihn, kaum dass er angezogen war, ab und führte ihn nach oben in die Kapitänskajüte. "Du bist wohl noch nie auf einem großen Schiff gewesen, hm?", bemerkte er, als sie den Lagerraum durchquerten und die schmale Leiter hochstiegen. "Nein, wieso?" "Dein Blick sagt alles.", kam die von einem breiten, zahnlosen Grinsen begleitete Antwort. 'Wohl wahr...', dachte sich Thomas und ließ seinen Blick erneut über die Fässer, Säcke und Kisten gleiten, die hier gestapelt waren. Viel mehr faszinierte ihn jedoch das Schiff an sich. In diesem Raum waren viele Stellen mit Teer abgedeckt und kleinere Eisenplatten waren rund um die Fenster befestigt worden. Neugierig strich er mit der Hand am Vorbeiklettern über das Holz, nicht ohne dabei die Leiter gefährlich zum Wackeln zu bringen. Ein belustigtes "Easy, mate... bring nicht das Schiff zum kentern." war von Brooks zu hören, der schon die obere Etage erreicht hatte und ihm auf die Beine half. "Gleich die Tür da vorne, Mr. Thomson wartet schon." Nickend ging Thomas den Gang entlang, klopfte, der Höflichkeit wegen, an und betrat, als ein "Herein!" erklungen war, den Raum. Links und rechts von der Tür befanden sich kleine Tischchen, auf welchen etliche Kerzen standen, für den Abend. Die Wände waren von Bildern und Schnitzereien, die hauptsächlich Schiffe und Handelsware darstellten, gesäumt und in den Ecken befanden sich hohe Vasen, mit getrockneten Blumen. Die Möbel waren aus dunklem Eichenholz und wunderschön mit winzigen Schnitzereien verziert. Im hinteren Teil des Raumes, der Nachts wohl durch einen derzeit zurückgezogenen Vorhang abgetrennt war, befanden sich ein gemütlich wirkendes Bett und eine Kommode, über deren Ecke ein prunkvoller Kittel gehängt war, vermutlich für Besuche bei hohen Herren, mit denen man über die Handelsbedingungen feilschen musste. Mitten im Raum befand sich ein großer, rechteckiger Tisch an dessen einem Ende Mr. Thomson saß und Thomas warm lächelnd anblickte. Zögerlich ging dieser einige Schritte und nahm auf einem der gepolsterten Stühle platz. Was für eine gehobene Umgebung das hier war, obwohl sie sich nur auf einem Schiff befanden. Von so etwas Captain zu sein, das wäre einfach traumhaft. Mr. Thomson musste wohl extrem gut verdienen mit den Dingen, die er verkaufte, sonst könnte er sich solche Einrichtung kaum leisten. Nur seltsam, das der Rest des Schiffes nicht ganz so gut ausgestattet war. Er beschloss, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, dazu hatte er später vermutlich noch genug Zeit. „Setz dich Junge!“, sagte Mr. Thomson und machte eine Geste, dass er sich auf den Stuhl gegenüber von ihm an die ans andere Ende des Tisches setzen sollte. Thomas nahm rasch platz und lächelte den Captain diese wundervollen Schiffes dankend an. „Also, sag mit erst einmal wie du heißt.“, Mr. Thomson schaute Thomas wissbegierig an, bereit jede Kleinigkeit aus ihm rauszuquetschen. „Mein Name ist Thomas Rackham, Sir“, antwortete Thomas etwas unbeholfen. „Ah, Thomas, ein guter Name, er passt zu dir. Aber weichen wir nicht vom Thema ab, wie konnte es passieren, dass du mit einem Ruderboot so weit aufs offene Meer treiben konntest?“ „Nun ja, Sir, wissen sie ich bin Fischer und bei meinem täglichen Fang habe ich ein kleines Nickerchen eingelegt und als ich aufwachte war ich schon zu weit von meinem Port entfernt um zurück zu kehren. Also habe ich gewartet und mich treiben lassen, bis ihr eben mein Boot überfahren habt.“ „Aha! Das wird dir wohl das nächste Mal eine Lehre sein, nicht wahr?“ grinste der Captain belustigt. „Ja, das wird es wohl, Sir.“, antwortete Thomas etwas betrippelt. „Also, Thomas, ich bin ein herzensguter Mensch und würde dich gerne wieder bei deinem Port absetzten aber leider habe ich eine wichtige Lieferung, die in zwei Tagen an ihren Bestimmungsort sein muss, da kann ich mit keine Verzögerung leisten, ich hoffe du verstehst mich.“, er lächelte Thomas warm an. „J-Ja, natürlich, Sir.“, antwortete Thomas langsam, wenn er ehrlich war wollte er gar nicht zurück, er hatte es satt dauernd von seinem Vater rumkommandiert zu werden. Der einzige, der ihm Leid tat war Peter. Er war jetzt allein und die Gruppe aus Kindertagen auseinander gerissen. Langsam trottete Thomas aus der Kajüte und schloss die Tür hinter sich. Brooks, der anscheinend auf ihn gewartet hatte, lehnte an der Wand und grinste ihn an, wobei seine fröhlich blitzenden Augen mehr zu dem Erscheinungsbild beitrugen als der ganze Rest. "Komm mit, Junge, ich zeig dir dein Schlafplatz." Er drückte sich von der Wand weg und führte Thomas wieder nach unten, durch den großen Lagerraum zu den Kabinen der Mannschaft. Ganz am Ende es Gangs wandte er sich zur seiner Rechten und betrat einen Raum, in dem sich drei Betten, ein Schrank, ein Tisch und kleinere Einrichtungsgegenstände, wie mit Blumen geschmückte Rettungsringe, befanden. "Knud und Matt schlafen hier. Das dritte Bett ist frei, das kannst du haben. Machs dir gemütlich und vergess' nicht in 10 Minuten in der Küche zu sein, sonst bekommst du heute nichts mehr zu essen." Thomas nickte nur abwesend und ließ die Finger über das dunkle Holz des Betts gleiten. Sobald Brooks den Raum verlassen hatte, kniete er sich darauf, lehnte sich gegen die Wand und schaute durch das kleine, milchige Fenster auf die See, die sich knapp einen Meter darunter leichte Wellen gegen den Rumpf des Schiffes schlug. Wenn er so vor sich hinstarrte und anfing darüber nachzudenken, dass er nun wirklich auf einem richtigen Schiff war, wenn auch vermutlich nur für kurze Zeit und durch einen gewagten Zufall, vergaß er beinahe schon wieder die Zeit. Sein Magen hatte jedoch eigene Vorstellungen und gab diese mit einem lauten Grummeln kund. Grinsend kletterte er vom Bett, und verließ den Raum, auf der Suche nach der Küche. 'Präg dir den Weg ein, Thomas, am Ende verläufst du dich noch und landest wo, wo du nicht sein solltest.', ermahnte er sich selbst und überließ dann die Entscheidungen für den Weg seiner Nase, die eine eindeutige Richtung angab. Kurz darauf hatte er die Küche gefunden und trat zögerlich ein, nicht sicher, ob es so genehm war. Seine Anwesenheit schien jedoch niemand zu stören, im Gegenteil, ein junger, rothaariger Bursche, der etwa sein Alter haben mochte, stand auf und winkte ihm zu. "Na los, komm hier rüber!!" Lächelnd ging Thomas zu ihm hin und nahm auf der Bank platz, worauf der andere ihm sofort strahlend die Hand hinhielt. "Matt", stellte er sich vor und fügte schnell "Wir werden uns wohl ein Zimmer teilen.", hinzu. Thomas nickte glücklich über die Freundlichkeit der Leute hier an Bord und schüttelte Matt die Hand. Ein etwas kleinerer, aber muskulöserer und älterer Mann kam herein und setzte sich auf seiner anderen Seite. Matt übernahm sofort das Vorstellen. "Das ist Knud. Knud, das ist... wie war gleich dein Name?" "Thomas." Die beiden Kameraden schauten sich an und fingen herzhaft an zu lachen. "Was für ein Zufall! Captain Thomas Thomson ließt einen weiteren Thomas auf!" "Als ob einer nicht reichen würde, jetzt haben wir auch noch zwei solche an Bord!", ergänzte ein grauhaariger Mann, von der gegenüberliegenden Seite des Tisches. "Ol’ Jack!", sagte Matt hastig zu Thomas, "wenn du irgendetwas von berühmten Seemännern erfahren willst, frag ihn! Er weiß so gut wie alles!" "Aye…", murmelte Old Jack und sah Thomas mit seinen wässrigen hellblauen Augen an,"...alles!" "Hör nicht auf den", nuschelte im Knud ins Ohr, "der Alte spinnt ein bisschen, ist aber der erfahrenste Seemann hier an Bord, also können wir ihn leider auf keiner Insel absetzten, auch wenn ich's mir gerne wünschen würde." "Das hab' ich gehört!", protestierte Jack. "Ach! Sei still alter Mann!", konterte Knud. Matt lachte und Thomas schaute in irritiert an. "Das ist normal, die streiten immer!" Thomas lächelte gequält, na das konnte ja heiter werden. Nach dem Essen nahm Matt Thomas mit an Deck. " Gut, jetzt da du hier bist, kannst du mir ja auch ein bisschen helfen, nicht?", grinste Matt. "Ja, wenn du mir sagst wobei gerne." noch ehe Thomas seinen Satz ausgesprochen hatte, drückte ihm Matt einen Mob in die Hand. "Deck wischen!" Mit Mob und Wassereimer bewaffnet machten sich Matt und Thomas daran das Deck auf zu wischen. Ein kleiner rothaariger Junge war auch noch von der Partie. Wie sich später herausstellte war das Matts zehnjähriger Bruder Kim, die beiden sahen völlig gleich aus und Thomas fragte sich ob Kim wirklich Matt's Bruder oder gar eine Kopie von ihm war, denn die Art und weise wie er redete war genau dieselbe wie die von Matt. Nachdem alle Arbeit vollbracht war und es langsam dämmerte, hatte Thomas seine Heimat, seinen Vater und sein früheres Leben fast vergessen. Erst als er im Bett lag wurde ihm bewusst, dass er dies hinter sich lassen musste. Auf einem Schiff gab es so viel interessantes zu sehen und zu tun, sogar das Deck schrubben machte ihm mehr Spaß als fischen oder andere Dinge, außerdem war sein neuer Freund Matt mehr als nur freundlich und er erklärte ihm alles was er wissen musste bzw. wollte. ~ Mitten in der Nacht schrak er plötzlich durch das donnernde Geräusch von Kanonen auf. Blitzschnell war er auf den Beinen und schaute sich nach Matt um, doch weder dieser noch Knud schienen sich im Raum zu befinden, da keine Reaktion auf sein Rufen kam. Durch das kleine Fenster fiel kaum Licht und er konnte nur erahnen, wo der Ausgang lag. Ärgerlich über die erschwerenden Bedingungen, tastete er sich vor bis zur Tür und öffnete diese, als ein weiterer, lauter Knall ertönte, der das Schiff erzittern ließ. So schnell er konnte rannte er den Gang entlang, zu der Leiter, die auf das Deck führte, dabei ständig nach Matt rufend, den er nirgends finden konnte. Wie aus dem Nichts legten sich zwei starke Arme unerwartet von hinten um ihn und zerrten ihn in einen kleinen Nebengang, der zur Küche führte. "Matt? Matt, bist du’s!?" Keine Antwort. Panisch versuchte er sich loszureißen. Normaler Weise war er die Ruhe in Person und behielt auch bei so Etwas die Nerven, aber zuerst auf diesem Schiff zu laden und nun das, das war einfach zu viel. "Wo ist der Lagerraum?", vernahm er die Stimme des Mannes, der ihn hielt, direkt neben seinem Ohr. Er zwang sich, ruhig auszuatmen und zu antworten. "I-ich weiß es nicht, Sir. Ich bin erst seit heute auf dem Schiff." Knurrend wurde er weggestoßen und eilige Schritte gingen an ihm vorbei, den anderen Gang entlang. Bevor der Mann es sich anders überlegte und doch noch irgendetwas von ihm wollen konnte, rappelte Thomas sich auf und rannte zur Leiter, kletterte diese hoch und begab sich so schnell er konnte an Deck. Oben herrschte das schlimmste Chaos, das er seit langem gesehen hatte. Matt, Knud und einige Andere standen in kleinen Gruppen versammelt, umringt von Fremden, die ihre Waffen auf sie gerichtet hielten. Bevor er irgendetwas tun konnte, wurde er von hinten gepackt und an die Reling geschubst. "Thomas! Thomas komm da weg!!", hörte er Matt rufen, doch zu spät. Ein anderer Mann hatte ihn um die Hüfte gepackt und schwang sich mit ihm hinüber auf das andere, größere Schiff, das dicht neben ihrem in den Wogen trieb und wohl auch die Kanonenkugeln abgefeuert hatte, die an manchen Stellen tiefe Löcher in den Rumpf des Schiffes gerissen hatten. Auf dem anderen Schiff vernahm Thomas immer noch Matts Rufe. Er versuchte sich aus dem Griff des Mannes zu befreien aber dieser war um einiges stärker als er und das einzige was Thomas noch mit bekam war ein brummiges "Hör auf zu zappeln!" bevor jemand ihm mit etwas Hartem gegen den Kopf schlug und er bewusstlos wurde. ~ Ein pochender, nein, eher ein hämmernder Schmerz wütete in seinem Kopf, er wollte die Augen öffnen aber es ging nicht ihm fehlte die Kraft, stattdessen versuchte er durch hören auszumachen wo er sich befand, aber durch das ständige Pochen war es schwer etwas zu hören. Das Einzige was er bis jetzt feststellen konnte war, dass er in einem Bett lag. Das Pochen ließ nach einiger Zeit nach und er vernahm ein leises gleichmäßiges Atmen, was nicht das seine war. Es war noch eine zweite Person in diesem Raum. Er hatte ein ungutes Gefühl im Bauch so ausgeliefert zu sein. Thomas hörte ein Knarren und schwere Schritte die abrupt endeten. "Wie geht's dem Bursch'n?!", da war wieder diese brummige Stimme. "Außer einer kleinen Platzwunde fehlt ihm nix. Du hättest ihm nich' so eins über die Rübe ziehen müss'n!" diesmal gehörte die Stimme eine Frau, die direkt neben ihm zu sitzen schien, denn ihre Stimme war lauter als die des anderen. "Er hätte halt nich' so rumzappeln soll'n. Selbst dran Schuld!", brummte der Mann. Man hörte, dass er den Raum wieder verließ. "Tz...meint immer er wär' was Besseres.", nuschelte die Frau vor sich hin während Thomas merkte wie seine Kraft wiederkehrte. Blitzschnell schlug er die Augen auf und richtete die sich auf. Die junge Frau, die neben ihm auf einem Stuhl saß zuckte so zusammen, dass sie samt Stuhl nach hinten über fiel. "Spinnst du?!", keifte sie während sie ihren Hinterkopf rieb," Erschreck mich nicht so du Trottel!" Thomas achtete kaum auf sie, sondern fasste sich an die Seite seines Kopfes und zuckte zusammen als ihn ein kurzer Schmerz durchfuhr. Aber soweit er feststellen konnte war es wirklich nur eine kleine Platzwunde, wie es die junge Frau gesagt hatte. Diese wedelte jetzt ungeduldig mit der Hand vor seinem Gesicht rum und fragte dabei "Hallo?! Hörst du mir überhaupt zu?" Er drehte seinen Kopf und das erste was er sah waren zwei zornige blau-braune Augen, jeden Moment bereit ihn in Stücke zu reißen. Ihre schwarzen Haare hingen ihr Zottelig ins Gesicht und da erste was Thomas dachte murmelte er vor sich hin: "Katharina". Ihr zorniger Blick wandelte in ein verwundertes Glubschen. "Was..?", murmelte sie. Doch bevor die beiden ihr 'lebendiges’ Gespräch weiterführen konnte. Ertönte eine tiefe Männerstimme die wahrscheinlich vom Deck des Schiffes kam auf dem sich Thomas, seiner Meinung nach, immer noch befand "Cerrie! Der Cap'n will dich seh'n!" Die junge Frau stand auf während sie ein "Aye!" zurück brüllte. Bevor sie aus dem Raum ging drehte sie sich noch einmal um, sah Thomas an und verengte ihre Augen zu Schlitzen. "Wenn du dich auch nur 'nen Meter von der Stelle rührst, während ich weg bin, bist du tot!", zischte sie. Thomas wollte nicken, doch jede Bewegung schmerzte und durch das schnelle Aufsetzen drehte sich alles in seinem Kopf. So senkte er nur zustimmend den Blick und ließ sich langsam wieder nach hinten sinken, darauf bedacht möglichst nicht mit dem Kopf irgendwo dagegen zu stoßen. Ein Seufzen entwich ihm, als er wieder lag und den Kopf vorsichtig im Kissen vergrub. Er war sich fast vollständig sicher, dass es Katharina gewesen war. Diese Augen, dieses Gesicht.. sie musste es einfach sein! Aber was machte sie auf diesem Schiff? Bei diesen, ja, was waren es eigentlich? Piraten? Vermutlich. Wer sonst überfiel sonst ein Handelsschiff, verschleppte andere Menschen und benahm sich so. Sicherlich lag er richtig in der Annahme, dass das hier Piraten waren, aber was machte Katharina bei ihnen? Hatte sie es tatsächlich geschafft einer zu werden? Erneut seufzend schaute er sich in dem Raum um. Er war viel spärlicher eingerichtet als die auf dem Handelsschiff und auch nicht so gemütlich. Als sei er einzig und allein dazu da, seinen Zweck zu erfüllen, dass Leute hier wohnen konnten, nicht aber dazu, dass diese sich wohl fühlten. Da seine Kopfschmerzen wieder zunahmen, schloss er die Augen und versuchte Schlaf zu finden, obwohl er nicht müde war und ihm viel zu viele Fragen auf der Zunge lagen. Kurz bevor er es dennoch schaffte einzuschlafen, hallten schwere Schritte auf dem Boden wieder, die Zimmertür wurde geöffnet und irgendjemand setzte sich neben ihm auf das Bett. "So, ich höre." Katharina. Oder eben die, die er für Katharina hielt. Allerdings wurden sie wieder gestört, als er gerade zum Sprechen ansetzte. Die Tür wurde erneut geöffnet und eine Männerstimme meinte befehlerisch, "Friss ja keinen Narren an ihm! Auf der nächsten Insel, an der wir vorbeikommen, wird er ausgesetzt!" "Das is' mir auch klar,Peg-Leg!", keifte sie zurück. Der Mann brummte und man hörte in wieder aufs Deck gehen, mit einem normalen Stiefel und einem Holzbein. "Kann man hier denn nicht einmal seine Ruhe haben?!", murmelte die mutmaßliche Katharina vor sich hin. Sie drehte ihren Kopf wieder zu Thomas und blickte ihn erwartungsvoll an. "Also?" "Ich...ähm...mein Name ist Thomas Rackham und ich-" "Thomas", schnitt ihm die schwarzhaarige das Wort ab. "Ich glaub's nich'!" Ihre Augen leuchteten und ihr Gesicht zierte ein überglückliches Lächeln. Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihn an sich, nicht bereit ihn wieder los zu lassen. "Katharina Owen?", fragte Thomas halblaut und etwas außer Atem. "Genau die!", antwortete sie immer noch fest an ihn gedrückt. Man hörte die Freude ihn Katharinas Stimme deutlich. Sie löste sich von ihm und schaute ihn wissbegierig an. "Was in Jack Sparrows Namen hat dich auf dieses Handelsschiff gebracht?!", grinste sie, "Es ist eines von der feinen Sorte solltest du wissen." "Na ja, also..", keuchte Thomas immer noch geschockt, "..ich bin beim fischen eingeschlafen und dann haben die mein Ruderboot platt gefahren und mich aus dem Wasser gefischt." "Ah! Du bist also Fischer?", lächelte Katharina vor sich hin, sie war so glücklich wie nie zuvor. "Jahhh , sagen wir mal ich war... als mich dieses Handelsschiff aufgelesen hat, habe ich beschlossen meinen Vater und die Fischerei hinter mir zu lassen. Sag mal, was machst du eigentlich auf diesem Piratenschiff?" Katharina lachte auf. "Ist das denn nicht klar wie Karibikwasser? Ich bin ein Pirat!", verkündete Katharina stolz, "und ich glaube, die einzige die immer noch an unseren alten Pakt glaubt. Sag mal wie geht es eigentlich Peter? Was macht er so?" Fragen über Fragen, das konnte sie schon früher gut. "Also erst mal muss ich sagen, dass du wahrscheinlich die einzige von uns bist die ein Pirat geworden ist, worüber ich sehr erstaunt bin und Peter, na ja, ihm geht es gut. Er ist Schneider beim alten Winship. Aber über Merilyn und Lukas kann ich dir leider nichts erzählen. Beide verschwunden, wir haben nichts von ihnen gehört." Katharina grinste. "Gut zu wissen, dass es Peter gut geht. Achja, Merilyn und Lukas geht es auch gut, damit du es weißt." "Du hast sie getroffen?!", platzte es aus Thomas heraus. "Japp, in Tortuga! Ich werde den Cap'n überreden dich bis dahin mitzunehmen, dann gehen wir beide von Bord. Und dann fehlt nur noch Peter.", Katharina grinste über beide Ohren. Und Thomas glaubte kaum das was er hörte. Kaum zu fassen das es den beiden gut ginge und sie in Tortuga waren. Doch die Jüngere war noch lange nicht fertig mit Fragen. "Wenn wir dann unser eigenes Schiff haben, holen wir Peter einfach ab! Oder was meinst du? Vielleicht schafft er es ja aber auch, nach Tortuga zu kommen und dazuhin auch noch Pirat zu sein. Du hast es schließlich auch geschafft, obwohl man es gar nicht erwartet." Thomas nickte und grinste. "Ich hätte es selbst nicht für Möglich gehalten." "Wie auch immer! Penn erstmal ne Runde, ich kümmer' mich solang um die Verletzung." Energisch drückte sie ihn zurück in die Kissen, stand auf und verließ den Raum. Thomas blickte glücklich grinsend an die Decke, was für eine wundervolle Wendung der Dinge. Dafür nahm er gerne die eine oder andere Verletzung in kauf. Er schloss die Augen und lauschte den Geräuschen, die das gegen das Schiff schlagende Wasser verursachte. Wenig später waren Katharinas Schritte zu hören und sie betrat das Zimmer, eine Schüssel mit Wasser und zwei Tüchern in der Hand. Sie setzte sich neben ihn auf das Bett, wusch kurz geschickt die Wunde aus und legte einen sauberen Verband an. Thomas zuckte kurz zusammen, als sie die Wunde berührte und keuchte leise, doch ein leichtes Streicheln durch seine Haare beruhigte ihn schnell. "So, das wär’s dann. Schlaf gut, ich komm später wieder. Hab noch ’nen Termin beim Cap'n." Thomas nickte lächelnd, kuschelte sich in die raue Wolldecke und versuchte zu schlafen, was nun schon viel einfacher war. Katharina ging unterdessen schnellen Schrittes auf die Kapitänskajüte zu und platze einfach hinein, wie es die meisten taten. Captain Silver Ear war zwar streng, aber stand auf gutem Fuß mit seiner Mannschaft. Zumindest mit dem Teil, der ihm nie Ärger machte und auch trotz Gutmütigkeit alle Befehle tadellos ausführte. "Cap'n, 'tschuldigung wegen der Störung. Kann ich sie was fragen?" Der Captain schaute von den Goldmünzen, mit denen er gerade beschäftigt gewesen war, auf und nickte. "'türlich, was gibt's? Und klopf das nächste mal an, sonst macht es gar keiner mehr!" Das Mädchen nickte und verbeugte sich. "Entschuldigen sie vielmals, Sir!" Ein Grinsen huschte über das Gesicht des anderen. "Also, was ist?" "Der Junge, den wir von dem anderen Schiff rübergeholt haben, kann er bleiben bis Tortuga?" "Warum sollten wir ihn hier behalten? Wir können niemand gebrauchen, der uns verraten könnte! Und du kennst die Regel, dass es keine Paare an Bord geben darf!" "Ich will doch gar nichts von ihm! Wir... ähm... kennen uns von früher. Und da ich in Tortuga sowieso auch gehe..." Der Captain warf ihr äußerst missbilligende Blicke zu und kümmerte sich wieder um seine Münzen. Geduldig stand sie da und wartete auf eine Antwort. Wenn es eines gab, dass den Captain richtig wütend machte, dann Ungeduld. Und davon hatte sie im Normalfall mehr als genug, doch diesmal wollte sie es nicht darauf anlegen. Die Zeit, bis er sich wieder aufrichtete, die Haare mit einer genervten Geste aus dem Gesicht sich, was sein silbernes Ohr entblößte, das sie schon immer fasziniert hatte, und endlich zu reden begann, erschien ihr wie eine Ewigkeit. "Nun gut... er bleibt bis Tortuga. Aber dann geht ihr beide und ich will in der Zwischenzeit keine Knutschereien oder sonstige solche Aktion! Haben wir uns verstanden?" Katharina nickte wild und antwortete mit einem belustigten "Savvy!!", sie musste immer ihrem Idol nachkommen. Ein bekanntes genervtes Brummen bei diesem Wort, machte Cerrie klar das sie jetzt gehen sollte. So schlich sie sich Schnur stracks aus der Kabine des Captains und wurde gleich von einer warm, salzigen Brise frischer Meeresluft begrüßt. Diesmal hatte ihr sogar der süßliche Gestank kubanischer Zigarren in der Kajüte des Captains nichts ausgemacht. Sie selbst rauchte ja ab und zu auch gerne eine Zigarre aber den größten Teil seines Lebens in diesem Qualm zu Leben wäre unerträglich. Es wurden schon Geschichten erzählt warum der Captain sein Fenster nie öffnete. Manche glauben er wäre zu dumm um die Riegelung zu lösen und zu stolz zu fragen wie es Funktioniert und andere sagen das Fenster könnte einfach nicht geöffnet werden, keiner war bis jetzt lange genug in der Kajüte um es herauszufinden. Leise öffnete sie die Tür zum Raum in dem Thomas schlief, solange er schlief konnte sie das zu ende machen was sie schon vor Monaten begonnen hatte. Nachdem sich herum gesprochen hatte das Cerrie etwas von der Näherei versteht -und sie war die einzige auf dem Schiff- wurde sie innerhalb kürzester Zeit mit so viel kaputter Wäsche beladen das sie ihrer Arbeit an Deck gar nicht mehr nachkam. Diese übernimmt jetzt der Rest der Crew, sie arbeiten viel lieber an Deck als sich mit nähen zu beschäftigen bzw. es versuchen. So holte sie ein kleines Nähkästchen unter ihrem Bett hervor, nahm eine Nadel und hellen Faden heraus. Dann packte sie sich vier, fünf Hemden mit etlichen Löchern und abgetrennten Ärmeln unter den Arm und setzte sich auf den Stuhl neben Thomas Bett. Als sie begann zu nähen sah sie abwechselnd lächelnd darauf was ihre Hände taten und auf den schlafenden Thomas. Thomas blinzelte verschlafen und fasste sich an den Kopf, zuckte jedoch gleich zurück, als er den Verband berührte. Die Sonne schien durch ein Fenster direkt neben seinem Bett in die Kabine und tauchte alles in warmes Licht, woraus er schloss, dass es Vormittag sein musste. Gähnend richtete er sich auf, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Kopfkissen ab und blickte zur gegenüberliegenden Seite des Raumes, an der Cerrie immer noch auf ihrem Stuhl saß. Das Nähzeug war ihr aus der Hand geglitten, ihr Kopf lag auf ihrer Schulter und sie schlief tief und fest. Lächelnd kletterte Thomas vorsichtig, wegen seiner Verletzung, die immer noch Probleme bereitete, aus dem Bett und ging leise zu ihr hinüber. "Shh.. Katharina...", flüsterte er ihr leise zu, doch es folgte keine Reaktion. "Cerrie?" Murrend öffnete die Angesprochene, die viel eher auf den Namen Cerrie reagierte, da sie hier immer mit diesem gerufen wurde, die Augen und blickte ihn müde an. Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, doch dann erkannte sie ihn und erinnerte sich an die Situation. "'Morgen Thomas...", murmelte sie verschlafen, stand auf und streckte sich. Sie warf einen kurzen, prüfenden Blick auf seinen Verband und nickte dann zufrieden. "Cap'n Silver Ear hat übrigens erlaubt, dass du bis Tortuga bleibst. Gegen Abend laufen wir vielleicht schon im Hafen ein, wenn der Wind günstig bleibt. Außer wir machen wieder einen Umweg, dann kann’s um einiges länger dauern. Na ja, wie auch immer. Nützen wir die Zeit." Er nickte fröhlich und folgte seiner wieder gefunden Freundin an Deck, wo ihm von allen Seiten seltsame Blicken zugeworfen wurden, die er versuchte so gut wie Möglich zu ignorieren. Cerrie schnappte sich ein Seil, das auf dem Boden lag, ging zum Bug, setzte sich und begann die Knoten darin zu lösen. Thomas setzte sich daneben auf die Reling und ließ den Blick über die endlos erscheinende See vor sich schweifen, doch nach kürzester Zeit vernahm er störende Schritte hinter sich. Ein alter, vernarbter Pirat erschien neben ihm und grinste ihn auf eine seltsame Art an, richtete dann jedoch seinen Blick auf Cerrie. "Also is' das dein neuer Macker, eh?" "Er ist nicht-" Thomas rammte ihr leicht den Ellenbogen in die Seite, bevor sie weitersprechen konnte. "Mach ruhig deine Arbeit weiter, Cerrie, ich klär das für dich." Der alte Pirat grinste ihn belustigt an. "Da bin ich ja mal gespannt, lad. Also?" "Wir haben wirklich nichts miteinander, wir sind nur zusammen aufgewachsen." "Aaah, ich versteh. Widergefundene Jugendliebe also." Das Grinsen wurde noch breiter und wurde zu einem lauten Lachen. "Klappe Murrey, kümmer' dich um deinen eigenen Dreck", raunte Cerrie mit finsterem Blick den Pirat an. Dieser lachte weiter und ging leicht humpelnd wieder seiner Arbeit nach. "Du kannst denen erzählen was zu willst, die glauben eh nur was sie wollen.", erklärte Cerrie immer noch leicht sauer und ihre Augen wieder auf die Knoten gewendet um Thomas Blick zu entgehen. "Ist wohl nich' leicht hier was? besonders als Frau.", sagte Thomas leicht gedankenversunken. Cerrie blickte ihn an, lächelte kurz und wandte ihren Blick wieder zu den Knoten. "Ja, Piratinnen haben eh kein leichtes Leben, du weißt ja sicher das im Kodex steht, dass Frauen an Bord eines Piratenschiffes nicht erlaubt sind, ich hatte Glück bei Captain Silver Ear anzuheuern ihm ist es egal, ob in seiner Mannschaft Männer oder Frauen sind, solange sie sich alle an die Regeln halten." "hm-hm", stimmte ihr Thomas zu. "Weißt du was?", grinste Cerrie und legte das nun knotenlose Seil aufs Deck. Thomas blickte sie fragend an. "Also, jedes Jahr in meinem Piratenleben hab ich mich tatoowieren lassen, insgesamt vier, willst du mal sehen?", sagte sie während sie auf die Beine kam. "Klar!", antwortete Thomas neugierig, er fand solche Dinger schon immer toll und schwor sich auch mal so was stechen zu lassen. "Also Nummer eins war das hier", erklärte sie kurz und hielt ihm ihr linkes Handgelenk hin, senkrecht der Pulsschlagader war 'Pirate's Life' tatoowiert. Cerrie grinste. "Es tat gar nicht mal so weh." Thomas schaute nur erstaunt. "Dann noch das hier." Cerrie krempelte ihren rechten Ärmel hoch und präsentierte im eine Seeschlange die in einem Kreis um ihren ganzen Unterarm gestochen wurde und sich selbst in den Schwanz biss. "War das größte bis jetzt." Thomas lächelte sie an, bis sein Lächeln zu einem irritierten Blick wurde als sie begann ihren Gürtel zu öffnen und ihr Hemd as der Hose zu ziehen. Sie zog den Hosebund an der rechten Seite etwas runter und zu sehen war 'SPARROW' umrahmt von zwei Totenköpfen. "Darauf bin ich besonders stolz!", proste Cerrie, als sie sich wieder richtig anzog. "Die sind echt toll! Und... wo ist dein viertes?", fragte Thomas neugierig. "M-mein Viertes?", Cerrie schien überrascht das er das fragte und schaute sich kurz um, "I-ch glaube das zeige ich dir vielleicht ein anderes Mal, savvy?" "Savvy!", stimmte Thomas ein. Cerrie nahm aus dem Säckel ihrer Hose einen Fetzen grüner Stoff und band sich den Pony aus ihrem Gesicht. "Stört unnötig bei der Arbeit.", grinste sie Thomas an. Glücklicherweise, machten sie keinen Umweg und der Tag war schnell vorüber, schließlich hatten sie ja genug zutun. Als sie endlich vor Tortuga Anker legten und an Land gingen. Entwisch Thomas erst mal ein etwas enttäuschtes. "Oh." Denn man konnte schon vom Dock aus die betrunkenen Piraten und die zahlreichen Huren am Straßenrand sehen. "Darf ich vorstellen Thomas Rackham: Tortuga! In der Stadt in der sich kein Mann nicht begehrt fühlt!", lachte Cerrie und atmete tief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)