Katan von Betakuecken (OneShot) ================================================================================ OneShot ------- Katan Aufgewachsen und geboren bin ich in einem kleinen Dorf, welches von Armut geplagt wurde. Mit achtzehn war ich das Mittlere, von drei Kindern. Ich hatte einen großen Bruder von zwanzig Jahren und eine kleine Schwester, die gerade fünf Jahre alt war. In unserem Dorf und der näheren Umgebung, hatten wir am wenigsten Geld. Der Hunger plagte uns, zu oft hatten wir nicht genug Nahrung. Mein Bruder und ich, teilten uns meist die einzige Mahlzeit, die es am Tag gab. Immerhin brauchte unsere kleine Schwester genug zu essen, damit sie gesund blieb. Aber weshalb ich noch aß, wusste ich selbst nicht. Vielleicht, um nicht aufzufallen?! Tag für Tag arbeitete ich auf dem Feld, mein Bruder hingegen half auf einem der Bauernhöfe des Landsherrn. Das einzige, dass ich am Tag bekam, war ein Glas Wasser. Mein Vater war krank und konnte nicht arbeiten. Und meine Mutter musste sich um ihn und meine Schwester kümmern. Obwohl ich immer bemüht war, im Haus zu helfen, behandelte mein Vater mich mehr als ungerecht. Prügel waren keine Seltenheit. Und warum ließ ich es mir gefallen? Weil ich nicht auffallen wollte. Langsam reichte es mir! So dumm, blind und blöd wie mein Vater mich bezeichnete, war ich nicht. # Es waren nur mehr drei Jahre her, seit mein Aussehen sich nicht mehr verändert hatte. Damals wurde ich zum Opfer, doch gleichzeitig erhielt ich ein Geschenk. Die Unsterblichkeit. Dass ich mich nicht veränderte, war in dem Sinn noch niemandem aufgefallen. Sie, die reichen Leute, meinten immer nur dasselbe: 'Oh! Vor lauter Hunger kann er einfach nicht wachsen!' Jedes Mal, wenn ich diese Worte hörte, bekam ich große Lust, ihnen das Leben zu nehmen. Ja, ich hatte das Verlangen, ihnen zu zeigen wie gefährlich sie doch lebten. In der Tat waren die Sterberaten in den letzten paar Jahren gestiegen. Aber wer dachte da schon an mich? # Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich sterben wollte. Sterben. Wie denn? Ich war ja schon tot! Es war doch dumm. Wieso war ich eigentlich noch hier? Ich hörte Hufschläge, die etwa fünfhundert Meter entfernt waren. Jeder andere hätte nichts gehört. Sicher kamen wieder diese reichen Söhne hier vorbei, verspotteten mich und ritten dann weiter. Und dann galoppierten sie auch schon um die Biegung. Wie üblich starrten sie mich an, weil ich sie schon erwartet hatte. An diesem Tag war ich nicht gerade gut gelaunt, da mein Vater heute noch schlimmer war, als sonst. Es wäre mir eine Wohltat gewesen, hätte ich ihn am Morgen getötet. Viel hatte nicht gefehlt. Diese reichen Schnösel waren mittlerweile von ihrem Rössern gestiegen und kamen arrogant auf mich zu. "Willst du vielleicht mitkommen, Katan? Wir wollten die Bauern im Dorf ärgern!", rief mir einer der drei zu. "Oh, wie ungeschickt, du gehört ja auch zu den Bauern!", brüllte einer mit blonden Locken, hinterher. Ich konnte das heiß wallende Blut in ihren erhitzten Körpern riechen. Ich spürte wie mich der Durst plagte, mein Hals zu brennen begann und ich mich kaum noch zurückhalten konnte. Meine Augen fixierten die drei jungen Männer vor mir, mehr noch den Hals jedes einzelnen. Ich starrte sie nur noch an. Roch förmlich die aufsteigende Angst in ihnen und hörte ihre zittrigen Stimmen, wie sie flüsterten. Wie dumm sie doch waren, jedes Wort konnte ich hören. Sie wichen ein paar Schritte zurück, blieben wieder stehen, schauten mich verwirrt an. Mein Blick riss sich endlich von ihren Hälsen los, dann sah ich ihnen in die Augen. Angsterfüllt und verunsichert, wie ich feststellte, flüchteten sie zu ihren Pferden. Zu hastig versuchten sie aufzusteigen, rutschten wieder ab und blieben am Boden liegen. Belustigt, mir meiner Überlegenheit bewusst, folgte ich ihnen langsam. In höchster Geschwindigkeit standen sie wieder auf. Aber jetzt war es zu spät. Schon waren sie gelähmt, was mir meine übersinnlichen Fähigkeiten ermöglichten. Und noch einen Moment später lag der Erste am Boden. An seinem Hals, gut erkennbar, zwei blutverschmierte Male. Meine Lippen waren mit roter Farbe bemalt, Blut. Langsam rann es mein Kinn hinunter, tropfte auf meine Kleidung und die Erde. Ich zeigte meine weißen Fangzähne, mir im Klaren darüber, dass all ihre Vorstellungen durch mein Bild zerstört worden waren. Nur ein paar Minuten später sagte keiner von ihnen mehr etwas - und würden es auch in Zukunft nicht mehr tun. Sie lagen mit weit aufgerissenen Augen da, blutleer. Ihre Pferde verscheuchte ich mit einem Schrei. # Nach diesem Vorfall hatte ich mich entschlossen. Mein totes Leben konnte hier nicht weitergehen. Ich würde hier nie fortbestehen können. Mit geradem Schritt verließ ich das Feld in Richtung Dorf. # Mein Vater saß auf dem Stuhl, vor der Tür unserer kleinen Hütte. Als ich vor ihm stand, sah er mich böse an. "Was machst du denn hier?! Solltest du nicht auf dem Feld arbeiten?" So waren seine Worte. Etwas anderes hatte ich nicht erwartet, also blickte ich ihn weiterhin nur an. Dann kamen die Worte über meine Lippen, die ich schon lange loswerden wollte. "Ich habe aber keine Lust!" Mit einem kleinen Sprung überbrückte ich die zwei Meter, die uns trennten, nun stand ich direkt vor ihm. "Fahr zur Hölle!", schrie ich, versenkte meine Zähne in seinem Fleisch. Genüsslich schlürfte ich sein Blut, während ich ihn an meinen Ohren, bettelnd, wimmern hörte. Meine Mutter trat hinaus, gerade, als ich von ihm abließ. Den Gefallen, ihn ganz auszusaugen, damit er schmerzlos sterben konnte, tat ich ihm sicher nicht. Ein Schrei ihrerseits, zeigte mir ihre große Angst. "Ka.. Katan! Um Gottes Willen, was hast du getan?! Oh Gott, hilf mir!", wimmerte sie. Ich richtete mich auf, sah sie. Sie war hübsch, wirklich. Aber so ein Leben hatte sie nicht verdient. "Gott wird dir nicht helfen, Mutter. Das kann er nicht!" Das war meine Antwort. Ich ging auf sie zu, strich ihr das Haar aus dem Hals und biss zu. Langsam sank sie in meine Arme, das Bewusstsein hatte sie schon längst verloren. Dann ging ich in die Hütte, suchte nach meiner kleinen Schwester. Sie lag im Bett und schlief. Ihr Atem ging schwer, seit ein paar Tagen hatte sie schon Fieber. Sanft strich ich ihr über die Stirn, legte beide Hände auf ihren Körper und heilte sie. Dann deckte ich sie vorsichtig zu, hob sie an und trug sie heraus, vor die Hütte. Dort legte ich sie ab. Ich lief zurück, um Papier und Stift zu holen. Langsam sank die Sonne gen Horizont, doch bevor ich aufbrach, legte ich den Brief für meinen Bruder, zu meiner Schwester. Dann entzündete ich die Hütte, verbannte alles, was sich darin befand. Auch unsere toten Eltern. Einige Minuten schaute ich zu, wie das Feuer immer größer wurde, sich ausbreitete. Und dann ging ich, entfernte mich immer mehr den Dorf, dem Land - meiner Vergangenheit. # Meine Reise führt mich heute durch das Dorf, welches meine Heimat gewesen ist. Es hat sich natürlich viel geändert, aber der Platz, an dem meine Hütte einst stand, ist noch gut sichtbar. Sogar ein paar Balken, russschwarz, sind noch zu sehen. In einem Wirtshaus setze ich mich nieder und erblicke eine Frau, die mich auch vorhin gesehen hat, als ich meinen Geburtsort betrachtet habe. "Guten Tag, mein Herr.", begrüßt sie mich. Ich nicke ihr zum Gruß. "Sie interessieren sich für diesen Ort?" Ich nicke wieder nur. "Wissen sie, dazu gibt es eine tragische Geschichte." Als ich nichts sage, beginnt sie zu erzählen: "Dort lebte eine Familie mit drei Kindern. Eines Tages, als der älteste Sohn nach Hause kam, erblickte er Rauch am Himmel und rannte besorgt dorthin. Er fand nur noch seine kleine Schwester unversehrt und gesund, weich gebettet, unter einem Baum wieder. Weder die Eltern, noch von dem jüngeren Bruder, war etwas gefunden worden... Kaine, so hieß der junge Mann, nahm seine Schwester mit und schwor Rache. Leider hat er den Täter nie gefunden und starb. Einzig seine kleine Schwester lebte lange genug, um Nachkommen zu zeugen." Aufmerksam betrachte ich sie. Ihr Haar ist rötlich, wie das meiner Mutter und Schwester. Die Augen blau und wohl von meinem Vater, oder einem eingeheirateten Familienmitglied. Sie ist hübsch mit ihrer schlanken und doch recht großen Statur. Interessiert mustert sie mich. Doch durch den Mantel und die Kapuze, kann sie nichts erkennen. "Und ich nehme an, sie sind eine Nachfahrin dieses Mädchens?" Ein strahlendes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. "Ja, das stimmt. Ich bewundere Katarina Rowen." Ein Lächeln erscheint auf meinen Zügen. "Wie heißen sie?" "Mein Name ist Kathrin Rowen." "Ein schöner Name. Sie ähneln Katarina sehr." Sie ist überrascht. "Wie darf ich das verstehen?" Wieder lächle ich. "Nun ja, ihre Haare und Augen... Ihre Statur... Das sind alles Merkmale der Familie Rowen." Etwas verwirrt ist ihr Gesichtsausdruck schon. Ich lege Geld auf den Tresen, lege die Kapuze zurück und zwinkere ihr zu, dann verlasse ich die Gaststätte. Nun stehe ich wieder hier, wo einst die Hütte gestanden hat. Meine Schritte führen mich unter den Baum, wo ich Katarina damals niedergelegt habe. Mein Bruder und sie müssen traurig gewesen sein.. Aber es war das Beste gewesen, was ich hatte tun können. Schließlich haben sie danach ein besseres Leben gehabt! "Sie...?!" Ich drehe mich um, stehe ab noch immer unter dem Baum. "Ja, ich.. Hier habe ich meine kleine Schwester, Katarina, hingelegt. Dann zündete ich das Haus an. Meine Eltern verbrannten." Meine Stimme klingt emotionslos. Mein Gesicht eine Maske. "Aber, das müsste ja bedeuten, dass sie Katan Rowen sind!" "Ja, der bin ich..." Heute bin ich der Katan Rowen, der ich gerne damals, vor dreihundert Jahren gewesen wäre. Frei und unabhängig. Ich schreite auf sie zu, fessle sie mit meinem Blick und lasse sie in einen Schlaf sinken. "Träum, meine Kleine... träum schön..." So, die Geschichte ist absolut anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe.. Aber ich hoffe, dass sie euch trotzdem gefallen hat. Bye, Mitani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)