Scheiß drauf! von Niemue (Arne und Co.) ================================================================================ Kapitel 1: Genug Kaffee! ------------------------ Genug Kaffee! "Oh! Das hast du aber süß gesagt! Und jetzt wirst du auch noch rot!" Timos helles Lachen hallte irgendwie durch Arnes Kopf. Dabei war diese für ihn so peinliche Szene schon so lange her. Mindestens ein halbes Jahr. Er hatte das Gefühl, als wär's erst gestern gewesen. Er warf einen Blick auf den Kalender, der an der Küchenwand seines Kumpels Dominik -kurz: Domi- hing. Es war der 11. Dezember. Seit gestern genau ein halbes Jahr. /Er hat's lang mit mir ausgehalten.../ "Tz..." Arne schüttelte verächtlich den Kopf und nahm einen tiefen Zug aus seinem Zigarillo, versuchte mit dem blauen Dunst den Schmerz zu betäuben. /Ich will nich mehr drüber nachdenken.../ Mit einem entnervten Stöhnen presste er die Augen zu und versuchte an irgendetwas anderes zu denken, als an seinen seit-fünf-Tagen-Ex-freund. Verkniffen dachte er an sein Zimmer, die dunklen Möbel darin, das zerwühlte Bett und die Bong, die direkt daneben stand. Er atmete ein und grinste sofort. Die Bong. Ein gutes Thema! Das Bild dieses verlockenden Geräts, das zu hause auf ihn wartete, brachte ihm sofort bessere Laune. Das hatte es die letzten Tage schon erfolgreich hingekriegt. "Denkste schon wieder an Drogen?!" Blinzelnd sah Arne auf und begegnete Domis missbilligenden Blick. Ein ziemlich nervender Blick. /Wenn er mich hier nicht mit haufenweise Kaffee zuschütten würde, würde ich ihm irgendetwas Hartes an den Kopf werfen!/ "Woher weißt du denn jetzt schon wieder, dass ich an Drogen denke?!" Ein Lachen antwortete ihm und der blondhaarige Abiturient ließ sich ihm gegenüber auf einen Hocker an die Küchentheke fallen. "Alter, ich kenne dich jetzt schon seit mindestens 12 Jahren, ok?! Ich weiß langsam, welchen Gesichtsausdruck du draufhast, wenn du an deine heißgeliebte Bong denkst!" "Tz..." Arne verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die Hockerlehne in seinem Rücken. Ein wenig gereizt drückte er sein Zigarillo mit Zimtgeschmack im Aschenbecher aus und kramte eine neue aus der Packung, die vor ihm auf der blauen Arbeitsplatte lag. "Rede nicht so altklug daher...Spar dir das für die Schule, du Hirni." "Höre ich da Neid heraus?!" Arne musste grinsen. Als ob er je neidisch auf Domis gute Noten gewesen wäre...Sie kannten sich wirklich schon seit 12 Jahren, waren zusammen eingeschult worden. Erst Grundschule und dann Gymnasium. Domi war schon immer ein Überflieger gewesen. Arne dagegen hatte für seine guten Noten richtig pauken müssen. Aber er war nie eifersüchtig. Was brachten einem schon Schulnoten?! Seine Eltern konnte er eh nicht beeindrucken! Und er wusste auch, dass Domi ihn nur mit diesem Spruch aufzog. Das hatte er schon immer getan. Die kleine Fopperei seines Freundes lenkte ihn etwas ab. Aber es tat trotzdem sauweh. /Scheiße, Mann! Ein halbes Jahr! Ein ganzes halbes Jahr! Wie viel Zeit hast du nur verschwendet?! Wie viel Zeit hat er verschwendet?!/ Arne verzog bitter den Mund und versank im Anblick des glühenden Endes seines Zigarillos. Genüsslich stellte er sich vor, wie er jetzt diesen brennenden Tabak in seine Handfläche drückte. So wie er es früher immer getan hatte, damit seine Eltern endlich stoppten. Eigentlich hatte er doch damit aufgehört, als sie sich endgültig geschieden hatten. Oder?! Oder doch nicht?! Vielleicht?! Domi fuchtelte plötzlich mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. "Hey, Arne! Sag bloß du wirst sogar schon nur bei dem Gedanken an dein Gras high?!" Arne zwang seine Mundwinkel nach oben und winkte ab. "Lass mir doch meinen Spaß, du Arschgeige..." Domis lautes Aufseufzen ließ ihn den Kopf heben. "Du bist hier die Arschgeige. Vergiss Timo. Es gibt noch mehr kleine, schnuckelige Homos mit roten, stacheligen Haaren und Sommersprossen auf der Welt. Denk dran, die wollen alle nur was von dir! Vergiss den Scheißer!" Arne schlug die Augen zum Himmel. "Hör auf zu labern, Domi...sonst muss ich nachher noch Therapierkosten bezahlen...Das Geld hab ich aber leider nicht." Das ließ seinen Freund auflachen. "Natürlich! Du hast kein Geld! Deine Eltern sind steinreich und haben dir so viel Geld geschenkt, dass du dir mit 19 ne eigene Wohnung kaufen kannst! Hallo?! Wo soll den bitte schön das ganze Geld hingekommen sein?!" Er schluckte, senkte den Kopf und sog wieder an seinem Zigarillo. "Ausgegeben...für Timo...für'n Jubiläumsgeschenk....weißt ja...heute 10. ..." Das laute Stöhnen hatte er bereits erwartet. "Du Riesenidiot! Aber doch wohl nicht alles oder?!" "Na...das für die nächsten 5 Monate, denke ich...die Zeit muss ich arbeiten, glaube ich..." Stille breitete sich aus. Das Einzige was zu hören war, war Arnes wie immer ziemlich lautes Zigarillorauchen. Rauch laut inhalieren und dann Rauch laut wieder ausatmen. Beruhigende Geräusche. Jedenfalls beruhigte es ihn selbst. Er hatte normalerweise nie so eine Stille um sich, dass er sich selbst rauchen hören konnte. "Was...haste denn für Timo gekauft? Sehr teuer?" Arne richtete sich ruckartig auf und zerdrückte seine kleine Zigarre im Aschenbecher. Dabei hatte er sie noch nicht einmal halb aufgeraucht. "Schon ok die Sache...Ich hab's erst angezahlt...Ich kann's, denke ich, wieder zurückkriegen...Hab noch keinen Vertrag..." "Was...?!" Arne hustete laut, unterbrach somit Domis Frage und erhob sich. Gereizt schlenderte er zum Kühlschrank und warf ungefragt einen Blick hinein. "Ich wollte 'ne Wohnung mieten...für seine Bilder...Galerie und so..." Domis rutschte vor Schreck fast vom Hocker. "Bist du vollkommen übergeschnappt?! Tickst du noch ganz sauber?! Hallo, Arne?! Das war für's halbe Jahr! Nich Silberhochzeit, verdammt! Du bist total übergeschnappt!" Arne schlug die Kühlschranktür zu. "Hast du keinen Alk im Haus?!" Domi zischte etwas, was sich verdächtig nach ,Idiot' anhörte und trat an ihn heran, baute sich regelrecht vor ihm auf. Das konnten nicht viele, Arne war zu groß. Aber Domi war etwa genauso groß wie er, nur etwas magerer. "Du fängst jetzt nicht an zu saufen! Wie oft habe ich dir das diese Woche schon gesagt?! Und jetzt erzähl endlich, wie du auf diese verschissene Idee gekommen bist, dieser verlogenen, schwulen Ratte eine Wohnung zu mieten!" Arne lehnte sich betont lässig gegen den Kühlschrank und bedachte seinen Kumpel mit einem breiten, fiesen Grinsen. "Ich kann nichts dafür...Der Kleine war einfach zu gut im Bett!" Domi funkelte ihn nur wütend an. Arne fand es auch nicht besonders komisch. Aber wenn ihm etwas unangenehm war, benahm er sich immer so. Und leider wusste Domi das auch. Eigentlich hatte es überhaupt keinen Sinn sich vor Domi so anzustellen. /Vielleicht sollte ich mich bei ihm ausheulen...?!/ Arne wurde fast schlecht bei dem Gedanken. /Ne...nachher gehe ich ihm so auf die Nerven wie meine Mutter mir damals! Um Gottes Willen! Bloß nicht! Rettet die Domis!/ Arne seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Arny, red doch mit mir. Du weißt du kannst vernünftig mit mir reden!" Er schüttelte nur seinen braunen Rastakopf. "Fick dich, Domi. Das kannst du vergessen." Der Blonde wollte etwas erwidern. Vermutlich eine Beleidigung. Aber es klingelte an der Tür. "Is' Katja. Mit Sicherheit." Domi schickte ihm auf diesen Satz nur einen verbissen wütenden Blick, wandte sich aber um, um die Tür zu öffnen. /Wenn's Katja ist, kann ich türmen! Kaffee getrunken hab ich ja jetzt genug!/ Es war wirklich Katja. Sie grinste ihren Liebsten an und die beiden schlabberten sich erst einmal gründlich ab, was Arne in seiner Verfassung fast zum Kotzen brachte. Mit einem Knurren schnappte er sich sein Zigarillopackung, zog sich seine löchrige Jacke über und wuschelte Katja im Vorbei/Rausgehen noch kurz durch die Haare. "Man sieht sich, Kat. Wahrscheinlich bei meiner Beerdigung. Ciao, Dickerdomi!" Domi warf ihm eine wütende Verwünschung hinterher. Arne grinste darauf nur. Die Tür fiel zu und das Grinsen in sich zusammen. /Denk an die Bong, Arne! Denk an die Bong!/ Der Gedanke hielt ihn am Leben. Kapitel 2: Bushaltestellengeplänkel ----------------------------------- Bushaltestellengeplänkel "Verdammte Scheiße! Ausgerechnet jetzt..." Arne zog wütend den Kopf ein und versuchte somit dem beißenden Wind und ekelhaften Regen zu entkommen. Kaum hatte er Dominiks Wohnung verlassen, hatte es angefangen zu regnen -nein!- regelrecht wie aus Kübeln zu schütten! Und er hatte auch noch keine Fahrmöglichkeit. Sein Auto war ihm vorige Woche verreckt, ließ sich jetzt vom Mechaniker verwöhnen und ließ ihn im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. /Vielleicht sollte ich den Bus nehmen...?/ Das war zwar uncool, aber schließlich musste er ans andere Ende der Stadt. Durch den Regen schlurfend versuchte er sich die Busfahrzeiten ins Gedächtnis zu rufen. /Ok...der Nächste müsste eigentlich bald kommen.../ Arne brauchte sich nicht zu beeilen. Die Bushaltestelle war nur eine Ecke weiter und er hatte noch mindestens 10 Minuten. Ein wenig entspannter schlenderte er die Straße entlang, an den hohen Mehrfamilienhäusern vorbei. Sein Blick schweifte in der Straße umher. Ein paar Meter vor ihm strahlte ihm ein McDonalds-schild entgegen, samt Uhr. Und im nächsten Moment wollte er seinen Augen nicht mehr trauen. Er hatte nur noch eine einzige, verdammte Minute Zeit! Nur noch eine Minute um in dem kalten, ekelhaften Regen durch patschige Pfützen vorbei an plappernden Müttern mit ihren bunt schreienden Kinderwägen bis zur Bushaltestelle an der nächsten Ecke zu kommen! Das schaffte er nie! "Fuck!" Er zog seine Jacke mit dem kaputten Reißverschluss enger um sich und begann wie ein Berserker zu laufen. Genau durch eine ekelhafte Pfütze. Über sein nun nasses Hosenbein fluchend rannte er beinahe zwei Frauen mit ihren ekelhaft bunten, Winnie-Puh-Kinderwägen um, die sich daraufhin kreischend über ihn aufregten. Vor sich sah er die Ecke. Jetzt musste er nur noch nach rechts in die Straße und er hatte seinen Tempel des Glücks, die Haltestelle, erreicht. Aber Pustekuchen! Er rannte gerade um die Ecke, da kam ihm jemand entgegen. Ein lauter Schrei, ein harter Aufprall und kurz darauf saßen sich zwei junge Männer, verwirrt blinzelnd gegenüber. "Sorry! Scheiße! Tut mir Leid!" Arne sprang auf die Füße und blickte auf das vollkommen perplex guckende, junge Kerlchen mit den zotteligen, schwarzen Haaren, die halb unter einer dunkelgrünen Wollmütze verdeckt wurden, und den durchdringenden, grünen Augen hinunter. Bevor der Kleine auch nur einen Ton herausbekam, hatte Arne ihn am Arm gepackt und wieder auf die Füße gestellt. Ein wenig rüde und ziemlich gehetzt klopfte Arne die Klamotten des Tierchens ab und rannte dann einfach weiter. "Sorry! Bin spät dran! Ich entschuldige mich dafür irgendwann noch mal!" Der Bus fuhr um die Ecke. Arne hörte ihn von hinten. Praktisch mit heraushängender Zunge raste er die Straße entlang. Er musste ans Ende der Straße. Eine gerade Strecke. Das kriegte er hin! Er war nicht umsonst der drittschnellste Abiturient auf seinem Gymnasium! Der Bus rauschte an ihm vorbei, fuhr fiel zu schnell -jedenfalls kam es ihm so vor- und hielt schließlich hinten an der Bushaltestelle. Arne sah seine Chance. Gleich war er da! Er trieb sich noch einmal an, seine Schritte zu vergrößern und wetzte regelrecht die Straße entlang. Der Bus hatte einige Leute einsteigen lassen, fuhr aber nicht los. /Geil! Er wartet auf mich!/ Arne machte in Gedanken Luftsprünge und beschleunigte seine Schritte noch etwas. Er wollte endlich aus diesem ekelhaften Regen. Er hatte den Bus erreicht! /Yeah! Geht doch!/ Grinsend erreichte er die hinteren Türen. Und immer noch grinsend -jetzt jedoch etwas eisiger- sah er dem Bus hinterher, der plötzlich losgefahren war. Er blinzelte einige Momente -immer noch grinsend- und sah sich ein wenig verständnislos um. Der Bus war weg! So haarscharf weg! /So eine verfickte Scheiße!!! Das gibt es doch nicht!!! Warum ich?!/ "Hat der Bus nicht gewartet?" Arne drehte sich um und erblickte den kleinen Kerl, den er eben umgerannt hatte. "Doch...aber eher darauf, dass er mir aus Spaß vor der Nase wegfahren kann..." Der Kleine runzelte die Stirn. "Hmm...Hab davon gehört. Die machen das öfters. Dämliche Busfahrer." Arne knurrte etwas und drehte sich um. Er brauchte irgendetwas... Neben ihm war das Schild mit den Fahrplänen. Grollend trat er heran und mit voller Wucht dagegen. Das Stahlrohr wackelte heftig unter dem Tritt. "Hey! Was soll das denn?!" Ein Rentner kam schnellen Schrittes auf sie zu und zeigte fast anklagend erst auf ihn und auf den Pfahl. "Du kannst doch nicht einfach dagegen treten!" "Doch, kann ich! Und wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, tu ich's wieder! Halten Sie sich an Ihren Kram!" Der alte Knacker war geschockt von dem Ton, den Arne anschlug. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache. Er wollte etwas erwidern, beließ es dann aber doch bei einem belehrenden Blick. Mit den gemurmelten Worten ,Aggressionen', ,Wandalismus' und ,die Jugend von heute' wandte er sich um und beschäftigte sich weiter damit anderen Passanten hinterher zu sehen. Immer noch kochend vor Wut lehnte sich Arne jetzt gegen das Schild. Mit einem bitterbösen Blick versuchte er die leere Coladose vor ihm auf dem Boden dazu zu bewegen sich zu einem kleinen, drahtigen Männeken zu verbiegen und für ihn zu steppen. Vor allem schlug es fehl, weil jemand mit einer Hand vor seinem Gesicht herumfuchtelte. "Du bist ja richtig garstig!" "Scheiß doch drauf!" Der Schwarzhaarige, der ihn angesprochen hatte, schmollte ihn nun an. Etwas, was bei Arne ein Schmunzeln verursachte. Und das war im Falle seiner jetzigen Laune praktisch ein Wunder! "Du wolltest dich doch ,irgendwann noch mal' bei mir entschuldigen, oder?!" Arne seufzte und nickte. "Ja, tut mir echt Leid, dass ich dich eben so umgerannt habe, aber wie du ja sicher mitgekriegt hast, war ich ziemlich in Eile." Ein Grinsen antwortete ihm. "Das hab ich gemerkt. Wo wolltest du denn hin?" "Na, nach Hause. Wo will man sonst Samstagmittag bei so einem verfickten Wetter hin?!" Der Kleine zuckte die Schultern. "Ich geh arbeiten." Arne runzelte die Stirn, aber er fragte nichts. Er hatte jetzt keinen Nerv dafür. Aber sein Gegenüber schien auch nicht zu erwachten, dass er jetzt nachhakte. Still standen sie sich gegenüber. Arne zog die Jacke enger um sich und vergrub die Hände in den Taschen. Irgendwie war ihm jetzt mächtig langweilig. /Was soll ich jetzt, bis der nächste Bus kommt, machen?!/ Er tastete mit seinen Fingern durch die unendlichen Weiten seiner Jackentaschen. Bonbon-, Kaugummipapier und eine zerknüllte Bäckereitüte landeten ungeachtet, aber beabsichtigt auf dem Boden. Schließlich fand Arne seine Zigarillos und sein Feuerzeug. Genüsslich sog er an dem Glimmstängel und schloss erst einmal die Augen. Der einzige Nachteil war, dass er eine Hand über sein Zigarillo halten musste, damit es nicht vom Regen aufgeweicht wurde. "Du rauchst Zigarillos?" Blinzelnd blickte er auf den Schwarzhaarigen hinunter und grinste ihn mit dem Stängel im Mundwinkel an. "Sieht man doch oder?!" Der Kleine -er ging ihm wirklich nur bis zu den Schultern- erwiderte sein Grinsen und wollte etwas antworten, als ein lautes, quengelndes Handygebimmel sie beide zusammenzucken ließ. Entnervt zückte der Knirps sein Mobiltelefon und nahm einen Anruf entgegen. Arne hörte zu. Aber auch nur ein ganz kleines Bisschen. "Hey, Leo." "Ne, auf'm Weg zur Arbeit." "Vergiss es, das krieg ich nicht hin. Mein Terminplaner ist vollkommen voll und langsam brauch ich auch was Freizeit." "Hmm...Wenn du das sagst...Ja...Stimmt schon...Hast Recht..." Arne beobachtete amüsiert, wie der Kleine auf seiner Unterlippe kaute und ziemlich unsicher wirkte. "Aber du hast es mir doch versprochen!" Er hob eine Augenbraue und sog wieder an seinem Zigarillo. /Ärger mit dem Lover, Sunnyboy?!/ "Na gut...dann holen wir das nach! Aber versprich mir, am Montag mit mir noch einmal zu lernen! Vergiss nicht, dass ich am Dienstag die Französischarbeit schreibe!...Gut?...Prima! Dann bis dann!" Mit einem Lächeln legte der Knirps auf und grinste Arne an. "Und? Noch irgendwelche Fragen?" Arne grinste ihn an. "Ärger mit dem Lover?!" Der putzige Schwarzhaarige seufzte auf und fuhr sich durch die ohnehin schon verstrubbelten Haare. "Schön wär's..." Er nickte nur. Wenn er doch auch wenigstens jemanden hätte mit dem er Ehekrach proben könnte! /Vielleicht Timo...?/ Er schlug die Augen nieder und zerdrückte den Zigarillostummel am Rohr des Planschildes. /Vergiss ihn!/ Ein Bus kam um die Ecke. "Ah! Das ist meiner!" Arne schaute auf. Nein, mit dem Ding konnte er nicht fahren. "Tja, dann trennen sich jetzt unsere Wege." "Hmm...Schade! Du bist echt sympathisch!" Das breite, freche Grinsen des anderen hob irgendwie Arnes Laune. Der Kleine winkte ihm zu und trat dann zum Eingang des Busses, bevor Arne auch nur einen Schritt tun konnte. Irgendwie breitete sich in ihm plötzlich eine unglaubliche Panik und Hetze aus. /Verdammt! Jetzt verpatz das doch nicht auch noch!/ Arne beobachtete, wie der Knirps bezahlte, sich einen Platz an seiner Fensterseite suchte und ihn von drinnen breit angrinste. Mit einem Sprung war Arne am Fenster des Busses und deutete auf das Oberlicht der Fensterscheibe. Er wollte wenigstens noch etwas wissen! Der Kleine verstand, sprang ebenfalls auf und öffnete das Fenster. "Was denn?!" "Wie heißt du?!" Die Frage verlor sich im Rattern der Busmotoren, die auf einmal ansprangen. "Hä?!" Arne versuchte gegen den Krach anzubrüllen. "Dein Name?!" "Kim Santling! Und du?!" "Arne Rüder!" Doch er bezweifelte, das der kleine Kimie ihn verstanden hatte, denn in dem Moment, in dem er zurückgebrüllt hatte, war der Bus zischend losgefahren. Arne seufzte schwer und starrte dem Bus nach. Das war jawohl vollkommen in die Hose gegangen. /Ich sollte Nachhilfe nehmen...Wie reiße ich mir einen Typen auf, kurz nachdem ich von meinem Herzblatt verlassen wurde?!/ Arne ärgerte sich jetzt wirklich über sich selbst. Nicht nur, dass er nicht genug über den Kleinen herausgefunden hatte um ihn irgendwie wieder zu sehen, sondern auch, weil er Timo einfach mit jemand anderem hatte ersetzen wollen. Jedenfalls hatte er das für mindestens einen Augenblick gewollt. Kapitel 3: Von Verwechslungen und Langusten ------------------------------------------- Von Verwechslungen und Langusten Arne stach mit der Gabel in sein Marzipantochtenstück. Vorsichtig hob er das abgeteilte Stückchen auf die Gabel und hielt es sich vor den Mund. Ein kurzer Blick zu seiner Schwester, die vor ihm fast wie auf heißen Kohlen saß, und er schob sich die Gabel in den Mund. Langsam und bedächtig kaute er, legte das Besteck erst einmal auf seinen Teller und schloss scheinbar nachdenklich und forschend die Augen. Dann schluckte er. "Was ist denn jetzt?! Sag doch was, Arny!" Arne richtete seinen Blick fest und starr auf seine Schwester Susanne, die nervös da saß und versuchte ihn mit stechenden Blicken zu erdolchen. Im nächsten Moment grinste Arne sie breit an und hielt ihr den Daumen hin. "Super lecker! Also, wenn du die Prüfung nicht schaffst, dann niemand, glaub mir!" Susanne atmete auf und lächelte ihn erleichtert an. Sie musste am 22. -das hieß schon in 6Tagen- ihre Prüfung als Konditorin ablegen und war nervös und hibbelig bis zum Gehtnichtmehr. "Na, wenn es dir schmeckt, bin ich beruhigt..." Arne winkte ab und aß noch ein Stück des leckeren Kuchens. "Tja...Es ist schon wahnsinniges Glück, dass ich bei Essen so wählerisch bin!" Susanne lachte auf. "So weit ich mich erinnern kann, fand Mama das nicht!" Arne lächelte und nahm einen Schluck Kaffee. "Mama wird einfach nicht gefragt!" Zusammen alberten sie herum, machten Witze über Arnes Vorliebe für Zimt und über Mutters damalige Versuche ihrem wählerischen Sohn Essen zuzubereiten. Susanne erholte sich gerade von einem Lachkrampf, als Arnes Blick auf die Uhr fiel. Er musste gleich los. Er war mit Domi in der Stadt verabredet. Sie wollten Weihnachtsgeschenke kaufen. Direkt neben der Uhr hing ein Kalender. Er erschrak, als er sah, dass es bereits der 16. war. Er hatte es gar nicht richtig realisiert. /Und in einer Woche ist Weihnachten.../ Arne seufzte auf und vergrub seine Nase im Kaffee. Diese Gedanken hatte ihm wieder die Laune verdorben. Er würde Weihnachten alleine feiern müssen. In einträchtigem Schweigen aßen sie ihre Kuchenstücke und tranken ihren Kaffee, dann brach Arne auf um seinen Freund zu treffen. Susanne wollte eh noch einmal ihren braunen Lockenkopf in die Bücher stecken. Arne schlenderte durch die Straße. Er hatte keinen Bock gehabt mit dem Bus zufahren, also hatte er sich dafür entschieden zu Fuß zu gehen. Es war eigentlich auch nicht besonders weit. Sie hatten ausgemacht sich in dem kleinen Park zu treffen, den es in der Stadt gab. Und ein bisschen Bewegung würde ihm nicht schaden. Das dachte er. Aber im nächsten Moment dachte er das nicht mehr. Denn es fing schon wieder an zu regnen. Er wurde schon wieder nass! Arne presste seine Lippen auf einander und versuchte sich jeden Kommentar dazu zu sparen, schluckte die bösen Ausdrücke hinunter. Wütend und verdammt genervt stapfte er durch die Pfützen, über den nassen Asphalt, wobei er an einer Stelle fast ausgerutscht wäre, und erreichte schließlich den aufgeweichten, matschigen Weg des Parks. Seine Hosenbeine waren nass und wurden jetzt auch noch schlammig. Von seinen Schuhen ganz zu schweigen. Außerdem hatte er noch nicht einmal eine Kapuze. Die war ihm nämlich erst letztens von seiner Jacke abgerissen. Nass wie ein Pudel war er jetzt wirklich bedient. /Jetzt muss nur noch Domi zu spät kommen.../ Domi kam wirklich zu spät. Arne hätte sich -Domi gleich dazu- vor Ärger in den Arsch beißen können. Jetzt war er vollkommen nass, bis auf die Knochen. Seine Klamotten waren so mit Wasser voll gesogen, dass er sie bestimmt hätte auswringen können. Grummelnd ging er neben Domi her, der ihm immer wieder versicherte, wie Leid es ihm täte, und dass er noch einiges hätte regeln müssen. Was er solange geregelt hätte, wollte er nicht sagen und das ging Arne nun total auf die Nerven. Aber er wusste, dass er in dem Zusammenhang bei Domi auf Granit biss. Er würde kein Wort sagen. Also musste er es einfach so hinnehmen wie es war. Nach einigen Minuten voller Schweigen verspürte Domi wohl das Bedürfnis eine Konversation zu führen. "Was musst du eigentlich besorgen?" Arne blickte aus seinen trübsinnigen Gedanken gerissen auf und überlegte kurz. "Ich brauche ein Geschenk für Susanne, Mum, Vater, meinen kleinen Neffen Nils und für Katja. Außerdem brauche ich ein Wichtelgeschenk für eine Leistungskurskameradin von mir, das weniger als 5€ kostet. Dominik grinste ihn von der Seite an. "Und was krieg ich?!" "Natürlich einen kräftigen Arschtritt, du trödelige Pottsau!" Er musste schmunzeln, als sein Kumpel gespielt schmollte. "Du bist immer so gemein zu mir! Dabei tu ich dir doch immer so viel Gutes!" Arne lachte leise und bedachte Domi mit einem skeptischen Blick. "Und was soll das Feines sein?!" "Kaffee natürlich!" Zusammen lachten sie ein wenig, bis sie endlich in einer der vielen Einkaufsstraßen ankamen. Es hörte nicht auf zu regnen und Arne zitterte mit seinen nassen Haaren praktisch wie Espenlaub, während Dominik seine Kapuze übergezogen hatte. "Ich sollte mir einen Regenschirm anschaffen..." Er wurde mit einem breiten Grinsen bedacht. "Wir setzen uns jetzt erstmal in ein Café und trinken was Heißes. Vielleicht hört's ja auch bald auf zu regnen!" Arne stimmte zu. Er wollte nur so schnell wie möglich ins Warme kommen. Also sahen sie sich kurz um und entschieden sich dann ein Café auszuprobieren, das gerade neu aufgemacht haben musste. Jedenfalls waren sie noch nie drin gewesen. "2 Kaffee, ein Stück von dem Käsekuchen und eins von der Himbeertochte, bitte." Die Bedienung schrieb alles in ihr kleines Notizblöckchen und nickte. "Kommt sofort!" Domi wandte sich wieder zu Arne um und musterte ihn. Nach einigen Momenten verschwand seine Heiterkeit und machte leichter Besorgnis Platz. "Du siehst scheiße aus." Arne stockte, hörte auf damit seine nass triefende Jacke aufzuhängen und blinzelte seinen Kumpel entgeistert-fassungslos an. Er glaubte sich verhört zu haben. "Danke gleichfalls, du Rindvieh!" Domi winkte ab und schüttelte den Kopf. Er seufzte und zog nachdenklich die Brauen zusammen. "Ich meine, du hast Ringe unter den Augen und bist blass wie ne Wand. Schläfst du seit neuestem schlecht oder was ist los?!" "Geht dich doch nichts an!" Arne schaute knurrig aus dem Fenster, versuchte seinen Freund mit dieser Abspeisung zu vergraulen und von dem Thema abzubringen. War doch eh scheißegal oder nicht?! Irgendwann schlief jeder Mal schlecht! Oder...? "Hab mir halt nur Sorgen gemacht...Seit der Sache mit Timo geht's dir nur anscheinend so mies..." Arne verzog wütend den Mund und lenkte seinen Blick wieder auf seinen ,bald-nicht-mehr-Kumpel'. /Wieso muss er mich immer an ihn erinnern?! Verdammte Hacke!/ Ihre Bestellungen kamen. Schweigend aßen sie, saßen sich gegenüber und versuchten den Umstand zu ignorieren, dass Arne ständig die laufende Nase hochzog. Ein unschönes Geräusch, das die ganz schön beklemmende, schweigsame Stille zwischen ihnen störend unterbrach. Arne nahm einen großen Schluck seines Kaffees und hätte ihn fast wieder ausgespuckt, als er plötzlich das riesenhafte Bedürfnis hatte zu niesen. Schnell schluckte er und nieste schließlich kräftig. Erst ein Mal. Dann zwei Mal. Dann drei Mal. Dann vier Mal. Und bevor er zum fünften Mal ansetzen konnte, wurde ihm ein Taschentuch vor die Nase gehalten. Arne nahm es dankend an und schnäuzte sich die gereizte Nase. "Das hört sich aber an! Hast du dir was eingefangen?" Arne zuckte zusammen und blickte neben sich. Er hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, wer ihm das rettende Tempo eigentlich gegeben hatte! Es war Kim Santling! Kim! Ja! Kim im Kellnerdress! Kim mit einem unglaublich liebenswerten Grinsen im Gesicht und verwuschelten, schwarzen Struwelhaaren, die sein putziges Gesicht umrahmten. "Was machst du denn hier?!" Selbst in Arnes Ohren klang das geradezu fassungslos. Der Kellner lachte auf und zog sich einen Stuhl heran um sich zu ihnen zu setzen. "Arbeiten natürlich!" Domi grinste den Kleinen an und musterte ihn neugierig. "Das sieht man...Kriegst du keinen Ärger mit deinem Chef, wenn du hier so rumlungerst?!" Kim schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, meinen Eltern gehört der Laden. Ich helfe nur ein wenig aus. Deshalb ist das in Ordnung." "Wusste ich ja nicht." "Konntest du ja auch nicht wissen! Sag mal! Eure Namen weiß ich noch nicht! Letztens, wo du ihn mir verraten wolltest, Rastakopf, hab ich ihn nicht mehr verstanden." Arne grinste wegen des Spitznamens und kramte nach seinen Zigarillos, die er jedoch vergessen konnte, weil sie wie er vollkommen aufgeweicht waren. "Arne Rüder. Und das ist Dominik Beergarten, mein Grundschulfreund und blöder Pisser, der seine besten Freunde glatt im Regen stehen lässt, so dass sie sich erkälten." Dominik schrie empört auf und bewarf ihn mit einem der kleinen Zuckertütchen, die eigentlich für seinen Kaffee gedacht waren. "Erzähl doch nicht so ne Scheiße über mich! Ich darf mich jawohl mal verspäten! Normal machst du das immer, du unzuverlässiger Scheißkerl!" Kim lachte über sie und grinste von einem Ohr zum anderen. Arne musste wirklich staunen. /Wie kann man nur so breit grinsen?! Heftig!/ Dominik schien begeistert von dem Kleinen zu sein. Jedenfalls beanspruchte er seine volle Aufmerksamkeit und fesselte ihn in eine langwierige Diskussion über Langusten. Es stellte sich nämlich heraus, dass beide große Fans von Langusten waren. Welch ein Wunder. Arne saß leicht angepisst daneben. Wenn Domi einmal angefangen hatte... Anscheinend war Kim aber auch nicht daran interessiert ihn in das Gespräch mit hinein zu beziehen. Na, ihm konnte das aber auch egal sein! Er seufzte und sah auf die Uhr. Es war ganz schön spät! "Fuck...Wir müssen langsam, Domi. Ich schreib morgen noch ne Infoklausur. Der blöde Arsch von Lehrer meinte uns würde so eine Arbeit vor den Ferien bestimmt gut tun!" Domi blickte ebenfalls auf seine Armbanduhr und nickte bedächtig. "Hast Recht...Ich bin heute Abend auch noch mit meinem Katjaschatz verabredet..." Kim blickte Domi vollkommen überrascht an. "Du hast ne Freundin?!" "Klar, was dachtest du denn?!" Arne beobachtete amüsiert, wie sich eine leichte Röte in dem zuckersüßen Gesicht ausbreitete. "Hab gedacht, du wärst schwul..." Domi verschluckte sich an dem letzten Schluck seines Kaffees und glotzte den putzigen Kellner vollkommen überrumpelt an. "_Das_ hast du gedacht?! Hey! Verwechsle mich nicht mit ihm! Himmel!" Kims Blick legte sich auf Arne. Er war anscheinend vollkommen verblüfft. "Du bist schwul?! Aber ich dachte...öh..." Arne merkte wie sich ein breites, belustigtes Grinsen in sein Gesicht schlich. "Tja...Domi benimmt sich zwar manchmal wirklich tuntig, aber es stimmt schon, dass ich hier eher auf Männer stehe. Obwohl mir gerade auffällt, dass Katja manchmal schon ziemlich maskulin wirkt..." Das nächste Zuckertütchen traf seine Stirn. Knocked-out, wie er jetzt war, lachte Arne sich halb schlapp. Domis Miene, die zwischen Wut und unterdrücktem Lachen schwankte, war einfach nur zum Kaputtlachen. Kim hingegen war rot bis zu den Haarwurzeln. Man sah ihm deutlich an, wie peinlich ihm das ganze war. "Sorry...Dir merkt's man gar nicht an...irgendwie..." /Hmm...dir kann doch unmöglich entgangen sein, dass ich dich die ganze Zeit beobachte oder...?/ Arne biss sich leicht auf die Unterlippe und holte sein Portemonnaie heraus. "Hier ist das Geld...und gleich sind wir weg und lassen dich mit deiner Schamesröte allein!" Kim erhob sich vom Stuhl und blickte leicht grinsend auf ihn hinunter. "Das ist sehr großzügig von euch..." Arne nickte huldvoll und legte das Geld auf den Tisch. Das reichliche Trinkgeld drückte er Kim in die Hand. "Teil das mit der anderen Bedienung, ok?" Kim nickte ihn lächelnd an und schob seinen Stuhl wieder an seinen ursprünglichen Platz heran. Sie zogen sich die Jacken an, wobei es Arne wegen dem feuchten Stoff fröstelte, und kurz winkend verließen sie das Café. Kaum hatte Arne die Tür geschlossen, grinste Domi ihn breit an. Etwas Hinterlistiges lag in seinem Blick. "Hast mir gar nicht erzählt, dass du ihn kennengelernt hast. Der ist richtig nett oder?!" Arne zuckte mit den Schultern. "Joa, ist ganz nett." Er seufzte und versuchte Domis blödes, wissendes Grinsen zu ignorieren. /Ganz nett, Arny?! Geil trifft's wohl eher.../ Kapitel 4: Voll krank! ---------------------- Voll krank! Arne fühlte sich langsam mehr als nur ein wenig vom Leben verarscht. Die Infoklausur, die er hatte schreiben müssen war hundertprozentig in die Hose gegangen, weil er sich an dem Tag einfach nicht konzentrieren konnte. Domi benahm sich seit einigen Tagen unglaublich scheiße, machte dumme Anspielungen auf Kim, grinste ihn immer wissend an und ging heute einfach ohne ihn auf eine Party. Somit verpasste Arne eine Gelegenheit sich hoffnungslos zu betrinken. Außerdem hatte er sich wohl verdammt erkältet! Er versuchte nämlich gerade ziemlich erschöpft nach Hause zu kommen. Etwas unmögliches, weil seine Karre kaputt von der Reparatur gekommen war und er zwischendurch ein wenig schwindelnd zu Fuß gehen musste. Er kam gerade von seiner letzten Schicht bei McDonalds, wo er sich einen Job angelacht hatte. Scheiß Arbeit. Jedenfalls wusste er jetzt, was so alles auf einen Doppelwhopper draufgelegt wurde. Natürlich _nur_ gesunde Sachen! Schwer seufzte Arne und lehnte sich erst einmal an die Hauswand seines Wohnungshauses. Er fühlte sich so mies, so verarscht, so betrogen... Wie konnte man ihm das alles nur antun?! An Weihnachten?! Er war doch immer ein lieber Junge gewesen oder?! Na gut...Er war ein schlechter Sohn für seinen Vater, der bestimmt immer noch von ihm erwartete, dass er irgendwann seine Firma übernehmen und ihm einen Enkel vor die Nase setzen würde...Aber war das wirklich so böse?! Da konnte er doch gar nichts für! "Außerdem hat er so einen guten Kerl als Sohn nicht verdient...So ein Arschloch..." Arne schüttelte leicht seinen Kopf und raufte sich leicht die Haare. "Aber ich war ein guter Bruder...Ich hab den ganzen Tag an Susannes heutige Prüfung gedacht...sogar die drei letzten Schulstunden...die letzten Stunden..." Arne zog die Nase hoch, ignorierte den pochenden Druck, der sich langsam in seiner Stirn und in seinem Kopf ausbreitete. Kopfschmerzen waren ein so kleines Übel, dass es zwischen den großen schon richtig süß aussah. Er nahm es so hin. Was konnte er schon tun?! Wahrscheinlich hatte er eh kein Aspirin mehr im Haus...Und die Apotheke hatte um die Uhrzeit auch nicht mehr auf. /Timo hat mir immer Aspirin geholt, wenn ich Kopfweh hatte.../ Arne presste seine Augen und Lippen zusammen. /Warum jetzt...?/ Er holte zitternd Luft. Ein schleichender, ziehender Schmerz, der seine Brust zuschnürte und ihn am Atmen hinderte. Arne schluchzte plötzlich auf. Es brach einfach aus ihm heraus. Ohne Vorwarnung. Er presste seine Hände auf sein Gesicht, merkte wie heiß es war. Wann war er das letzte Mal glücklich gewesen?! Als er die ersten Tränen spürte, richtete er sich schnell auf und suchte fast verzweifelt, geradezu hektisch seine Hausschlüssel. Mit zitternden Händen schob er den Schlüssel in das Schloss und stolperte kurz danach ins Treppenhaus. Wärme umschloss ihn, doch er fühlte sich innerlich halb erfroren. /Warum jetzt...?!/ Er hörte die Tür ins Schloss fallen und schlurfte so schnell es ging die Treppe hoch, krampfte seine Hand um das Gellender. Eine der freundlichen, älteren Damen kam ihm entgegen, eine besorgte Miene aufgesetzt. "Aber Herr Rüder! Wie sehen Sie denn aus?! Sie müssen sofort ins Bett!" "Geht schon...Machen Sie sich keine Sorge um mich..." Ob man es ihm ansah, dass er heulte?! Mit Sicherheit! Das fehlte ihm gerade noch...zu seinem...Glück. /Ich hasse es...Warum jetzt...?! Warum immer?! Warum nicht nie?! Warum hat Timo mich verlassen?!/ Der Gedanke hinterließ bei ihm einen ekelhaften Nachgeschmack, einen, der ihn zum Keuchen brachte. /Wahrscheinlich, weil er es nicht mehr ausgehalten hat./ Arne kam endlich auf seine Etage. Er hatte die Treppen hinter sich. Jetzt musste er seine Tür in Angriff nehmen. Seine Hände zitterten schon wieder, er ließ fast den Schlüssel fallen. Doch er bekam es noch hin, die Tür aufzuschließen. Bebend und schwer atmend, mit einem Schluchzen auf den Lippen stolperte er durch die Tür und schob sich die Jacke ungeschickt von den Schultern, so dass sie noch hängen blieb. Die Tür fiel zu und Arne riss sein Augen auf. "Da bist du...ja...eh..." /So eine Scheiße...das...hä?!/ Domi stand mit erschlafftem Grinsen vor ihm, in der Hand eine Flasche WodkaLemon. Und nicht allein. Mindestens ein Dutzend, alles Leute, die Arne kannte, stierten ihn aus seinem Wohnzimmer an, glotzten wie die Dummen auf Arnes verheultes, fiebriges Gesicht. "Was...Was ist denn mit dir los?!" Katja trat auf ihn zu wischte ihm die Tränen aus den Augen. Dumm gelaufen, es kamen sofort neue. "Nichts...ich..." Es dauerte nur einen Moment. Dann erreichte ihn bereits ein weiterer Schicksalsschlag. Es schwindelte ihm. Überrascht packte er Katja an der Schulter und verlor den Boden unter den Füßen, riss die Abiturientin einfach mit, die einen überraschten Schrei von sich gab. Arne schlug sich hart den Kopf an und stöhnte vor Schmerz auf, fühlte sich einfach nur miserabel. In seinem Kopf explodierte ein Schmerz, er musste plötzlich husten und er bekam schlecht Luft. Katja lag quer auf ihm und erschwerte das Atmen. Helfende Arme zogen Katja wieder auf die Füße. Besorgte Blicke legte sich auf ihn. "Arne...? Das war eigentlich ne Überraschungsparty...Es..." Schwankend arbeitete Arne sich auf die Ellbogen hoch und blinzelte zu Domi hoch, der irgendwie vor seinen Augen verschwamm. "Vergiss es...Ich kenn keinen Grund zum Feiern...ist doch alles scheiße...das ganze Leben...scheiße..." Arne war fassungslos. Er war vollkommen fassungslos, dass er hier vor seinen Freunden auf dem Boden saß, hier auf dem kalten Laminatboden saß und doch tatsächlich in Tränen ausbrach. Sie flossen warm über seine Wange. Schluchzend, obwohl er noch nicht einmal wusste, warum er heulte, vergrub er sein Gesicht in den Händen und musste sich das Raunen anhören, dass mit einem Mal durch den Raum ging. Arne weinte. Der große, kräftige und beliebte Arne weinte. Der, der immer einen kessen Spruch auf den Lippen hatte. Der, der die Lehrer nach Strich und Faden verarschte, ohne dass die das überhaupt checkten. Der, auf den so glatt jeder Mann und jede Frau mindestens einmal ein oder sogar zwei Augen geworfen hatte. Der weinte. Vor versammelter Mannschaft. "Ich denke, wir verschieben das...Komm, ich helfe dir hoch." Arne merkte schon gar nicht mehr richtig, wie ihn helfende Hände hochzogen und auf eine Schulter stützten. Irgendwie war er halb weggetreten, seine Sicht war verschwommen, seine Kopfschmerzen ließen keinen klaren Gedanken zu und alle Geräusche wandelten sich in ein Raunen, Wummern. Das nächste, was er ein wenig besser realisierte, war die weiche Matratze seines Bettes im Rücken und Domi, der sich mit einem besorgten Lächeln über ihn beugte. "Du hast Fieber. Ich schick die anderen weg. Soll ich da bleiben?" Arne blinzelte die Tränen weg und keuchte auf. Dann wurde das Keuchen wieder zu einem Schluchzen. "Ich will nur pennen...ich...verdammt..." "Heul einfach. Es macht nichts, wenn du weinst. Arne, das hilft." Er wühlte unstet mit den Händen über das Bett, zog sein Lieblingskissen heran und presste es an sich. "Nein...Es tut so weh...Ich will nicht..." Domi seufzte auf und half Arne aus der Jacke, die er immer noch trug. "Wein einfach. Der Schmerz hört auf." Arne atmete zitternd ein und drückte sein tränennasses Gesicht gegen das Kissen, versuchte das Schluchzen, das noch heftiger als zuvor aus ihm heraus brach zu dämpfen. Er spürte, wie Dom ihm die Turnschuhe von den Füßen zog, eine Decke über ihn ausbreitete. "Ich sitz hier und pass auf dich auf. Katja schickt die anderen nach Hause. Schlaf jetzt ein bisschen." Domis ruhige Stimme half ihm. Er weinte immer noch, machte sich Gedanken über sein verkorkstes Leben. Aber er spürte es. Mit jeder vergossenen Träne fing es an besser zu werden. Er fühlte sich leichter. Und schließlich vom Schlaf erschöpft fielen ihm die Augen zu. Kapitel 5: Stripped ------------------- Stripped Domi betrachtete den schlafenden Arne schon seit einer ganzen Weile. Langsam machte er sich ernsthafte Sorgen. Am Anfang hatte er ja noch angenommen, dass es nur ein wenig Liebeskummer war. Aber anscheinend hatte es Arne doch heftiger erwischt, als erwartet. /Er braucht Ruhe und Ablenkung...Irgendwas...Irgendwen.../ Es klingelte an der Tür. Arne murrte mürrisch im Schlaf und drehte sich um, vergrub sein großes Lieblingskissen unter sich. Domi lächelte leicht und verließ weiter grübelnd das Zimmer, durchquerte die Wohnung und öffnete die Tür. Und wer stand da?! "Du!" Die Antwort. "Genau ich! Leo hat mir von dem Job erzählt und ich hab natürlich sofort angenommen! Du machst ne Party für Arne?! Voll nett! Wo sind denn die Gäste?! Wo ist Arne?!" /Kim Santling! Das ist es! Das ist die Lösung! Kim Santling ist die Ablenkung!/ Kim huschte an Domi vorbei und schaute sich neugierig im Wohnzimmer um. "Schön hier! Wo kann ich mich umziehen?!" Der kleine Schwarzhaarige wandte sich zu Domi um und erstarrte erschrocken. "Dominik...? Warum grinst du so?!" Domis Grinsen wurde breiter. Fröhlich pfeifend gab er der Tür einen Schubs, so dass sie mit einem Knallen ins Schloss fiel. "Das wird ein Fest..." Bei diesen Worten wurde es Kim ganz anders. Arne stöhnte auf und drehte sich auf der Matratze. Irgendwie tat ihm alles weh. Er war vollkommen verspannt und fühlte sich irgendwie angekatert. /Dabei hab ich doch gar nichts getrunken oder?!/ Blinzelnd öffnete er die Augen. Ein erschrockener Schrei stieg in seiner Kehle auf, jedoch brachte er nur ein heftiges Husten heraus. "Das hört sich ja wirklich ungesund an. Dominik hat also Recht gehabt." Fassungslos und immer noch hustend konnte Arne seinen Blick nicht von dem engelhaften Geschöpf namens Kim nehmen, das ihn besorgt und neben ihm auf der Bettkante sitzend musterte. "Was...machst du denn hier?!" Er verzog leicht schmerzlich das Gesicht und rieb sich mit einer Hand über den Hals. Seine Stimme war rau und heiser, sein Hals schmerzte. "Dominik hatte mich eigentlich für deine Party engagiert, aber die ist ja wohl abgesagt worden. Er hat vergessen bei uns anzurufen, dann stand ich vor deiner Tür." Arne richtete sich immer noch ein wenig zittrig auf die Ellbogen auf und runzelte die Stirn. "Für was engagiert?" Kim grinste ihn an und erhob sich vom Bett. "Na, als Stripper! Ich arbeite zwischendurch bei dem Partyservice von einem meiner Freunde, Leo, ich glaube, du hast mich schon mit ihm telefonieren hören." Arne glaubte sich verhört zu haben. "Strip...Stripper?! Aber..." "Ja! Ich weiß, das würde man nicht von mir erwarten! Aber mir macht's Spaß. Und die Bezahlung ist gut." Das sorgenlose Grinsen brachte Arne zum Lächeln. "Das hätte ich wirklich nicht erwartet...Und Domi hat..." "Ne, Domi hat's auch nicht gewusst! Der hat ziemlich doof geguckt, als ich plötzlich vor der Tür stand." Arne lachte leise und ließ sich wieder in die Matratze fallen. Es fröstelte ihm, so dass er die Decke enger zog. Ein kurzer Blick durchs Zimmer brachte in ihm eine weitere Frage auf. "Wo ist der dicke Domi eigentlich?" Kim kicherte wegen dem Spitznamen und strahlte ihn an. Ein unglaublich süßer Anblick. "Er hat gesagt, er holt Medikamente aus der Apotheke. Du hast immer noch ziemlich hohes Fieber. Apropos Fieber! Geht's dir besser?" Arne seufzte leise und nickte vorsichtig. Er hatte immer noch Kopfschmerzen. "Mir ist jedenfalls nicht mehr schwindelig. Aber dafür kalt..." Kim beugte sich über ihn. "Kalt? Hmm...dann dreh ich die Heizung höher." "Tu das..." Er beobachtete den Kleinen, wie er das Bett umrundete und sich über die Heizung beugte. Er musste schlucken. Kims Allerwertester wurde ihm regelrecht entgegen gestreckt. /Wieso, Gott?! Wieso bringst du mich immer in Versuchung?!/ Arne schüttelte den Kopf und schloss entschlossen seine Augen. Er wollte gar nicht erst an irgendwelche Sachen denken, die mit solch süßen Knackärschen zu tun hatten. /Aber eindeutig ein Apfelarsch...Arrrgh! Arne!/ Er verbot sich weitere Gedanken daran, aber er hatte seine Ohren gespitzt. Er war neugierig, was sein Gast da tat. Kims Schritte kamen auf ihn zu. "Ich denke, es wird nicht mehr viel wärmer. Du solltest deine Heizung mal wieder lüften." Die Stimme war ganz nah, neben seinem Ohr, fast ein wenig geflüstert. Dann horchte Arne noch mehr auf. Er hörte Stoff rascheln. Dann ein Reißverschluss. Verwirrt öffnete er die Augen und sah neben sich. Er wäre fast aus dem Bett gesprungen. Kim stieg gerade aus seiner Jeans. "Was in Gottes Namen tust du da?!" Kim warf ihm einen amüsierten Blick zu. "Mich ausziehen. Wonach sieht es denn aus?!" "Aber...aber das..." "Keine Sorge, strippen tu ich gleich für dich, wenn es dir gesundheitlich wieder etwas besser geht. Sonst kriegst du noch nen Herzinfarkt. Ich hab mir gedacht, dass es am Effektivsten ist, wenn ich dich mit Körperwärme aufwärme. Und da du keinen Hund und auch keine Katze hast, was ziemlich schade ist, bleibe nur noch ich übrig. Oder wäre dir Dominik lieber?" Arne war sprachlos. Ihm fiel nichts als Erwiderung ein. Und das war praktisch unmöglich. Ihm fiel nämlich immer etwas ein! Nur jetzt halt nicht. Er war vollkommen überrumpelt. Kim zog sich sein T-shirt über den Kopf. Arne starrte ihn dabei an. Kim stand nur noch in Boxershorts da. Arne starrte ihn immer noch nur an. Es war ihm nicht möglich etwas anderes zu tun. Er bekam bei dem Anblick nichts anderes hin. Der halbnackte Körper vor ihm war...perfekt...wirklich wunderschön... Davon könnte man wirklich einen Herzinfarkt bekommen. "Himmel..." Kim lachte ihn an und schob sich neben ihn aufs Bett unter die Bettdecke. "Dir fällt nichts anderes ein? Wie süß!" Arne schluckte, als sich der warme Körper an ihn schmiegte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass man ihn wohl auch bis auf die Boxershorts ausgezogen haben musste. Er hatte das gar nicht gemerkt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. /Domi...wenn ich dich erwische, mach ich aus dir Sushi! Scheiße! Wenn ich jetzt...die Shorts sind doch so dünn...Ich.../ "Gott, Arne! Was bist du so verspannt?!" "Aber...wir kennen uns doch noch gar nicht so lang! Du...ich versteh nicht! Das..." Arne biss sich auf die Zunge. Er stotterte! Das durfte doch nicht wahr sein! Seit wann war er so verklemmt?! /Das liegt alles am Fieber! Es liegt alles nur am Fieber!/ Kim beugte sich kichernd über ihn und tippte mit dem Finger auf Arnes Nase herum. "Du bist echt schnuffig, weißt du das?! Wie ein süßer Teddybär! Dich muss man einfach immer knuddeln und knuffen!" Arne konnte sich ein unsicheres Lächeln nicht verkneifen. Wie konnte man nur so süß sein?! Sie lagen einige Momente schweigend da. Arne lauschte seinem schnellen Herzklopfen, fragte sich leicht panisch, ob Kim es auch bemerkte, und versuchte verkrampft das warme Gefühl, das in seinem Bauch prickelte zu verdrängen. Aber die Stille irritierte ihn auch. Fand Kim ihn zu dumm um sich mit ihm zu unterhalten?! Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und versuchte selbst ein Gespräch in gang zu bringen. "Und was tun wir jetzt?!" Kim seufzte an seine nackte Brust, was ihn erschauern ließ, und legte sein Bein über eines von Arnes, schob sich so noch näher an ihn heran. Und Arne wurde es jetzt wirklich wärmer. /Was soll das nur alles?! Was will Kim von mir?! Falsch! Will Kim etwas von mir?!/ Leichte Panik breitete sich in ihm aus. Wollte er das? Wollte er wieder eine neue Beziehung? Konnte er sich wieder verlieben? Nach so kurzer Zeit? Er spürte Kims weiche Haare, die ihn leicht in der Halsbeuge kitzelten, und zarte, lange Finger, die mit seiner Hand spielten, die Arne sich auf den Bauch gelegt hatte. Er brauchte nicht weiter zu überlegen. Das war Antwort genug. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er beruhigte sich soweit, dass er sogar fast wieder ein wenig wegdösen konnte "Ich denke, wir warten, bis dir wieder warm ist." Arne wurde aus seinen Gedanken gerissen. "Hä?" Kim kicherte leise und beugte sich ein wenig über ihn, so dass sie sich ins Gesicht sahen. Arne hatte so die Möglichkeit Kims Gesichtszüge aus nächster Nähe zu betrachten. Die weiche Haut, die blitzenden, warmen, grünen Augen, die ihn in ihren Bann zogen, die süße kleine Stupsnase und der volle, kleine Schmollmund, von dem Arne seinen Blick einfach nicht nehmen konnte. /Gott, ich will ihn küssen! Jetzt!/ "Du bist ja süß! Hast du deine eigene Frage schon wieder vergessen?" /Was? Wovon redet er jetzt schon wieder?!/ "Du hast doch gerade gefragt, was wir jetzt tun sollen. Ich habe nur geantwortet. Ok?" /Ach so...das meinte er.../ Arne musste über seine Unkonzentriertheit grinsen. "Ok, ok. Alles prima. Warten wir." Der Schwarzhaarige lächelte ihn an und fesselte Arne mit seinen strahlenden Augen, die ihn in dem Moment so warm anblickten. "Hey, Arne! Guck nicht so, als wäre ich der erste Mensch, den du je gesehen hast!" Arne lief rot an und senkte den Blick. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, konnte sich aber das nächste nicht verkneifen. "Ich kann nicht anders. Ich hab noch nie so jemanden gesehen wie dich, so einen ganz besonderen Menschen." Er musste sich zwingen nicht breit zu grinsen. Er hatte es endlich mal hingekriegt! /Yeah! Arne is back!/ Er hatte es hingekriegt, dass Kim, der sich gerade eben ohne eine Reaktion noch vor ihm ausgezogen hatte, bei diesem kleinen Kompliment rot wurde! Leider fing sich der Kleine wieder schnell. "Du bist ja ein Charmeur!" "Klar, ist Arne ein Charmeur! Aber ich frage mich, wie er dich in sein Bett gekriegt hat!" Arne und Kim zuckten erschrocken zusammen. Und Arne fuhr ein wenig auf, fasste Domi auf den Ellbogen aufgestützt scharf ins Auge. Sein Freund lehnte geradezu lässig im Türrahmen und grinste die beiden an, die ihn praktisch wie in flagranti erwischt ansahen. Bis Arne seinen schrecken überwand und einen Gegenangriff startete. "Das wolltest du doch! Das hast du doch alles geplant! Gib's doch zu, du Schwein!" Domi brach in Gelächter aus und Arne fühlte sich verarscht, weil er bemerkte, dass Kim neben ihm ebenfalls angefangen hatte zu kichern. Vielleicht auch nicht aus dem gleichen Grund wie Domi. Genervt aufstöhnend ließ er sich wieder in die Kissen sinken und schloss die Augen. Seine Kopfschmerzen pochten wieder härter in seinen Schläfen. "Was regst du dich denn so auf? Ich konnte doch nicht wissen, dass Kim direkt so begierig ist und in dein Bett kriecht um dich zu verführen!" "Ich will ihn nicht verführen! Ich..." Kims leiser, von Kichern unterbrochener Protest wurde einfach von Domi ignoriert. "Arne, ich hab hier deine Medizin! Das da ist Fiebersaft oder so, das was gegen Husten und hier ist Aspirin." "Ich nehme nur das Aspirin, Domi, und das weißt du." Domi begann sofort zu meckern. Dabei wusste er wirklich, dass Arne Medizin nicht gerne nahm. Er war bis jetzt auch immer ohne Hustensaft oder Antibiotika ausgekommen. Und das war schließlich nur eine dumme, kleine, aber verdammt lästige Erkältung. Schließlich begannen sie hitzig zu diskutieren, bis Kim sie mit lautem Lachen auf sich aufmerksam machte. Der Kleine kicherte und rollte im Bett herum. Domi hob eine Augenbraue und beugte sich leicht vor um mehr sehen zu können. "Sag mal...hat der getrunken?!" Arne zuckte die Schultern und versuchte den Schwarzhaarigen festzuhalten. Kim sah ihn kichernd an, setzte zu einer Erklärung an, schaffte es aber nicht, sie hervor zu bringen. "Gott, ist der albern! Stell den ab, Domi!" Er musste grinsen und konnte den Blick nicht von dem süßen Kerl nehmen, der glucksend neben ihm lag und sich die Lachtränen aus dem Gesicht wischte. "Ihr seid einfach nur witzig. Erst die Szene, wo Domi plötzlich im Zimmer steht und dann das!" Arne seufzte und konnte nur den Kopf schütteln. "Da musst du dich langsam dran gewöhnen. Wir sind immer so. Domi? Holst du mir vielleicht ein Glas Wasser für das Aspirin?" "Klaro...mache ich." Arne legte sich wieder zurück in die Kissen und sofort schmiegte sich Kims warmer Körper an ihn. Der Angekuschelte biss sich leicht auf die Unterlippe und versuchte den Umstand zu verdrängen, dass sein Körper sich an den warmen Kim drücken wollte. Schließlich gab er mit einem Seufzen nach, drehte sich ein wenig und legte vorsichtig einen Arm um Kims Taille. Da! Kim lächelte! Arne hatte es genau gesehen, bevor der Kleine sein Gesicht in seiner Halsbeuge verstecken und seinen warmen Atem an seine Haut hauchen konnte! Verwirrt rückte er sich in eine etwas bequemere Lage und zog die Decke etwas höher. Das brachte in ihm nur noch mehr Fragen auf. Hatte Kim das ganze geplant?! Was wollte er von ihm?! Und warum verdammt noch mal brauchte Domi so lange um ihm ein Glas Wasser zu holen?! Er seufzte leise und schloss die Augen. Kim fuhr ganz sanft mit einer Hand über seine Seite um diese dann auf seinen Rücken zu legen, rückte noch näher. Und Arne ließ ihn und versuchte sich zu entspannen. Was konnte schon passieren?! Domi war nur ein paar Zimmer weiter, würde bald sogar wiederkommen und er glaubte nicht, dass der Kleine ihn wirklich verführen wollte, so wie Domi es behauptet hatte. Das wäre zu grotesk. Obwohl er, wenn er es recht bedachte nichts dagegen einzuwenden hätte. Kapitel 6: 3:20Uhr oder Der nächtliche Besucher ----------------------------------------------- 3:20Uhr oder Der nächtliche Besucher Arne musste wohl eingenickt sein. Er erwachte nämlich in seinem nachtschwarzen Zimmer. Murrend machte er seine Augen auf und streckte sich noch ein wenig vom Schlaf benommen. Eine warme Hand, die über seine Brust fuhr, ließ ihn zusammen fahren. Verstört blickte er neben sich. Da lag Kim! Verwirrt überlegte er, wie der denn da hingekommen war, bis ihm der vorherige Tag wieder einfiel, in all seiner Groteskheit. /Oh Mann...Und wo ist Domi?!/ Er sah sich in seinem Zimmer um und entdeckte schließlich auf dem Nachttisch neben seinem Bett ein Glas, daneben Aspirin und ein Zettel, auf dem irgendetwas mit Filzstift geschrieben worden war. Das war eindeutig Domis krakelige Grundschulschreibschrift. Vorsichtig richtete er sich auf und löste Kims Arme von sich, damit er sich an die Bettkante setzen konnte. Er war noch müde, wollte aber vorher noch ein Aspirin nehmen. Anscheinend hatten ihn nämlich seine Kopfschmerzen geweckt. Mit gerunzelter Stirn versuchte er die Wörter auf dem Zettel zu lesen. /Habt geschlafen...bin zu...Kar...was?!...Katja...öhm...ruf an...wenn es dir besch...ne...besser geht! Domi...Gott, hat der ne Sauklaue!/ Seufzend schnippte er eine Tablette in das Wasser und sah im Halbdunkeln zu, wie sich das weiße Ding sprudelnd auflöste. Ein Murren ließ ihn zur Seite blicken. Kim fuhr verschlafen blinzelnd mit den Händen über die Matratze und sah ziemlich verwuschelt aus. /Süß.../ "Was'n...?" Arne konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Ist ok, Kimie. Ich leg mich gleich wieder dazu. Ich will nur kurz mein Aspirin nehmen." Verwirrt und immer noch zwinkernd wie eine Eule schaute der Schwarzhaarige ihn an. Bis er das Gesagte scheinbar verstanden hatte. "Ist gut..." Arne lächelte und fuhr dem Kleinen durch die Haare, verwuselte sie, so dass sie noch unordentlicher vom Kopf abstanden. "Hey! Was soll..." "Du hast ganz weiche Haare, Kim." Ein Grunzen antwortete ihm. Kim schien das alles irgendwie nicht so schnell zu verstehen, war vollkommen begriffsstutzig. Arne grinste in sich hinein und wandte sich wieder seiner Medizin zu. Mit großen Schlucken spülte er sich das Wasser hinunter und verzog dabei angewidert das Gesicht. Er hasste diesen Geschmack, aber ohne waren die Schmerzen nicht auszuhalten, dann würde er wahrscheinlich nicht mehr einschlafen können. Seufzend setzte er das Glas ab und schlüpfte wieder unter die Decke. Kim schob sich an ihn heran und lächelte leicht, wollte sofort wieder einschlafen. "Wieso machst du das eigentlich?" Arne biss sich auf die Zunge. Hatte er Idiot das gerade wirklich gefragt?! Fuck! Warum konnte er auch nie sein Maul halten?! Kim sah ihn müde und total süß an. "Na ja...Ich find dich nett..." "Aha...öhm...Ich finde auch viele Leute nett, aber dafür schlafe ich nicht mit denen in einem Bett." /Halt doch mal dein Maul, Arne! Du machst alles kaputt!/ "Ehm...das mag sein...aber ich...öhm..." Arne betrachtete regelrecht gefesselt, wie Kim beinahe verlegen lächelte. So schüchtern. /Scheiße...was hast du dir da angelacht.../ "Ich bin sehr anhänglich und...na...Mensch, kannst du dir nicht vorstellen, warum?!" Arne zuckte ein wenig zusammen. Aus der Verlegenheit war leichter Ärger geworden. "Nich wirklich, also...hmmm..." Kim seufzte und setzt sich auf. Arne konnte seinen nackten Rücken bewundern. "Na gut...ich erzähl's dir...Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass so was geht, aber...na...Also ich bin hier ja mit meinen Eltern neu hingezogen, vor ein paar Monaten, und davor hat mein Freund Schluss gemacht. Das hat mich total runtergezogen, na..." Arne runzelte die Stirn, richtete sich ebenfalls auf und legte leicht einen Arm um die schmalen Schultern. "Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass...Ach verdammt! Ich hab mich halt irgendwie sofort in dich verknallt! Und erst hab ich gedacht, du wärst ne Hete! Und als ich dann herausgefunden hab, dass du keine bist, da musste ich dann doch wieder an meinen Ex denken und was das für'n Scheiß war! Ich wollt ein wenig Pause machen, aber dann hab ich mich doch für dich entschieden und jetzt wollt ich eigentlich nur...nur ein bisschen kuscheln, sehen wie du drauf reagierst...ich wollt's dir eigentlich gar nicht sagen...ich...scheiße..." Arne war ziemlich geschockt. "Du...hast dich in mich verknallt?!" "Ja..." Erschrocken zog er Kim an sich, als er dessen weinerliche Stimme gehört hatte. "Hey, dafür musst du doch nicht...du musst doch nicht weinen..." Sanft zog er Kims Gesicht zu sich, so dass sie sich ansehen konnten. Die Trauer in Kims Augen brachten ihn schier um den Verstand. Warum weinte er nur?! "Das ist so scheiße! Jetzt willst du bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben! Das...fuck..." Arne brauchte einen Moment, bis er checkte, was sein Kimie da gerade gesagt hatte. Dann brauchte er einen Moment, bis er seine Chance erkannte. "Nein! Das stimmt doch gar nicht! Ich will weiter was mit dir zu tun haben! Ich will...äh..." Er seufzte und fuhr sich durchs Gesicht. /Habe ich nicht gestern noch über Timo geheult?! Was ist nur los mit mir?!/ "Mein Freund hat auch vor ein paar Tagen mit mir Schluss gemacht...wegen irgend so einem Fitnessheini...irgendwie...Ich hatte gedacht, ich brauch zwei Jahre, bis ich wieder drüber weg bin und dann...hab ich dich gesehen...Es hört sich wohl voll dämlich an, selbst in meinen Ohren, aber ich hab mich auch...in dich verliebt, denke ich..." Ein vollkommen überraschter Blick aus zwei großen, grünen Augen traf ihn und warf ihn praktisch um. "Echt?! Das ist doch nicht dein Ernst!" Kim warf sich ihm um den Hals und kicherte nun wieder fröhlich. "Das ist ja irre!" Arne lächelte und legte dem Schwarzhaarigen die Arme um den Körper. Mit einem erleichterten Seufzen, weil sie das jetzt endlich geklärt hatten, legte Arne sich wieder hin und genoss es, dass Kim so einfach halb auf ihm liegen blieb und sich zufrieden grinsend an ihn drückte. Eine Weile schwiegen sie, doch dann richtete sich Kim auf und blickte ihm fragend ins Gesicht. "Und was ist jetzt?!" "Wie meinst du das denn jetzt?!" "Ja...hmm...Einigen wir uns jetzt etwa darauf, dass wir zusammen sind oder wie?" Arne musste grinsen und nickte. Kurz darauf wurde er von Kim durchgekitzelt. Lachend strampelte er um sich und versuchte sich freizubekommen, die schmalen Finger, die über seine empfindlichen Seiten fuhren so gut wie möglich von sich zu schieben. Doch Kim ließ nicht locker und folgte ihm sofort, wenn er wegrutschen konnte. Seine Flucht wurde dadurch gestoppt, dass er im nächsten Moment keine Matratze mehr unter sich hatte und mit einem heiseren Schrei hinten über auf den Boden kippte. Kim wurde mitgezogen. Lachend und aufeinander liegend befanden sie sich schließlich auf dem Boden. Arne lachte immer noch, als ihm auffiel, dass Kim sich über ihn gebeugt hatte und ihn aus grünen Augen anfunkelte. /Was...?!/ Er kam gar nicht dazu etwas zu sagen, denn es legten sich weiche Lippen auf seine und lenkten ihn von seinen Gedanken ab. Kim seufzte gegen seinen Mund und vergrub seine Finger in Arnes DreadLocks. Arne schloss seine Augen und schob seine Zunge zärtlich gegen Kims Lippen. Sofort öffneten sie sich, ließen ihn in den Mund eintauchen. Ein wenig unsicher legte er eine Hand an Kims Wange und strich über dessen zarte Haut. Der Geschmack des Schwarzhaarigen ließ ihn einen Moment inne halten. Wie konnte man nur so gut schmecken?! So berauschend?! Kims Zunge schob sich ihm entgegen, umspielte seine flink und lockte sie tiefer in seinen Mund. Er tastete sich an der Zunge vorbei und erkundete langsam die warme Mundhöhle. Arne zuckte leicht zusammen, als er kalte Finger auf seiner Brust spürte. Er keuchte leicht in den Kuss hinein, musste sich den Fingern entgegen strecken. Kim unterbrach schweratmend den Kuss. Arne starrte zu ihm herauf, blickte direkt in seine blitzenden Augen und stellte fast schon erschrocken fest, dass er eine Erregung hatte. Und das schien Kim ebenfalls bemerkt zu haben, denn er grinste ihn breit und sogar ein wenig selbstzufrieden an. "Mach ich dich etwa so an, Arne?!" Er konnte nichts anderes als das Grinsen zu erwidern. "Wenn wir schon so intim sind, kannst du auch ruhig Arny zu mir sagen..." Kim lachte ihn an und beugte sich zu ihm herunter um ihm einen süßen, kleinen Kuss aufzudrücken. Bevor das wieder zu einer ausgedehnten Knutscherei werden konnte, klingelte es plötzlich an der Tür. Erschreckt zuckten sie zurück. "Wie...Klingel?!" Arne musste wider Willen lachen und verstrubbelte Kim, der ihn vollkommen perplex ansah, die Haare. Dann hob er ihn aufs Bett zurück, warf schnell einen Blick auf seinen Funkwecker -3:20Uhr!- und raste dann durch seine Wohnung. Ehe es noch einmal klingeln konnte, hatte er die Tür aufgerissen und wollte gerade zu einer bösen Schimpftirade ansetzen, als ihm das ,Hör mal, du...!' praktisch im Halse stecken blieb. Weil ihm jemand regelrecht die Luft abschnürte. Mit einem gewaltigen Rumps prallte er mit dem Rücken gegen den mannshohen Schuhschrank und war gezwungen in ein Paar bedrohlich funkelnder Augen zu starren. "Wo ist er?!" Arne brachte nur ein Röcheln heraus, kapierte gar nicht, was los war. Warum griff ihn dieser Gorilla an?! Das ließ er sich doch nicht gefallen! Mit einem gezielten Tritt in die Weichteile seines nächtlichen Besuchers hatte er sich von der Hand an seiner Kehle befreit und machte erst einmal keuchend und nach Luft schnappend einen Satz aus der Reichweite des nun ächzenden Bodybuildermuskelprotz. "Leo! Was soll das denn?!" Kims aufgeregte Stimme ließ beide Männer aufsehen. Kim stand mit bleichem Gesicht im Durchgang zum Flur und starrte sie beide an, als wären sie vollkommen übergeschnappt. "K...Kim! Was passiert?!" Verwirrt fuhr Arnes Blick von einem zum anderen. /Leo?! Wie...hä?! Ich blick gar nichts mehr!/ "Mark hat bei mir angerufen und gesagt, dass du noch nicht wieder da bist und ich hab mir Sorgen gemacht! Verdammt! Was ist denn hier los?!" Im nächsten Moment legte sich ein dunkler Rotschimmer auf Kims Gesicht. "Ups..." Leo schien sich erholt zu haben und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Arne nahm 2, 02 Meter an. "Was heißt hier ,Ups'?!" Kim versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. "Ich hab vergessen anzurufen...Tut mir Leid..." Als Arne Leos Gesichtsausdruck sah, war er drauf und dran sich schützend vor seinen Kleinen zu stellen, aber Leo sank nur mit seinem wütenden Gesicht gegen die Wand. "Du bist so ein Scheißkerl! Was meinst du, was ich mir für Sorgen um dich gemacht hab...Scheiße..." Kim hatte sich schnell neben den großen Kerl auf den Boden gesetzt. "Tut mir ehrlich Leid...Ich hab das total vergessen!" Der Kerl seufzte auf und nickte ihn wieder mit einem kleinen Lächeln an. "Schon ok. Es ist ja auch noch gar nicht so spät. Wäre es jetzt 6 Uhr würde ich dich wirklich umbringen." Da schaltete Arne sich ein. "Apropos umbringen...Kim, hab ich Würgemale am Hals?" Erschrocken sprang Leo auf und sah ihn besorgt an. "Ey, sorry, Kumpel! Ich war so in Wut, dass ich gar nicht gewartet hab, bis du was gesagt hast. Tut mir Leid! Echt! Ich hab mir nur Sorgen gemacht! Tut's weh?!" Arne konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Ne, geht schon. Tut's dir weh?" Leo verzog seinen Mund und machte mit einem Mal einen ziemlich gepressten Eindruck. "Ja...und wie...voll auf die Glocken...Gott, wo hast du das gelernt?!" Arne lächelte unsicher und dirigiert den leicht humpelnden Leo zum Sofa, so dass er sich setzen konnte. "Das hab ich aus der Schule. Du glaubst gar nicht, wie viele Leute, die sich mal mit mir prügeln wollten, auf einmal ganz nett zu mir waren, als die gesehen haben, dass ich einen so verdrescht hab, dass dem die Eier praktisch aus'm Mund heraushingen." Leo lachte leise, während sich Kim kichernd neben sie setzte. Sie schwiegen einen Moment. "Soll ich dir Eis holen?!" Sie brachen in Gelächter aus und Leo winkte Arnes Frage ab. "Ne, geht schon!" Kim grinste sie beide an. Er schien sich zu freuen, dass sie sich verstanden...wenn man ihre ersten Startprobleme mal außer Acht ließ. "Sagt mal...hab ich euch bei...irgendwas...gestört?!" Arne rettete sich in einem verlegenen Husten, während Kim tief rot anlief. "Wie...kommst du denn da drauf?!" "Äh...na ja...Du hier hast ne Beule und Kim hat nen totalen Schlafzimmerblick drauf...das...mö...Tut mir Leid! Jetzt kann ich verstehen, dass du vergessen hast anzurufen, Kim!" Kim lachte verlegen und Arne blickte nur verbissen auf die wirklich unübersehbare Beule in seinen Boxershorts, versuchte sie durch (Schlangenbeschwörung) gedachte Flüche wieder wegzubekommen. /Warum! Immer! Ich?!/ Kapitel 7: Skisprung ohne Skier ------------------------------- Skisprung ohne Skier Arne wachte am Morgen auf und musste erst einmal verwirrt in die Sonne blinzeln, die durch die Fenster durchschien. Seine Kopfschmerzen waren verschwunden und außer, dass er sich verschwitzt und ein wenig unsauber fühlte, ging es ihm erstaunlich gut. Er war sogar richtig ausgeschlafen! Ein frische Briese zog über seinen nackten Oberkörper und ließ ihn leicht frösteln. Ein Fenster stand auf Kippe. Deshalb roch es im Zimmer auch nicht so müffig, wie sonst immer, wenn er aufwachte. Ein Blick durchs Zimmer verriet ihm, dass jemand einen kleinen Ordentlichkeitsfimmel hatte. Die Zeitschriften, Schulbücher, Klamotten und CDs lagen nicht wie sonst auf dem Laminatboden. /Wer...?/ Erschrocken fuhr er auf und blickte neben sich aufs Bett. Kein Kim! "Och nee..." Mit einem Seufzen schob er seine Beine aus dem Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen. Kim war abgehauen. Einfach weg. /Ob er das ernst gemeint hatte, als er mir erzählt hat, er hätte sich in mich verknallt?! Also...Mist...Und das nach gestern.../ Arne musste abermals aufseufzen, als er sich an die Nacht erinnerte. Nachdem dieser Leo verschwunden war, hatten sie sich sofort wieder ins Bett gemümmelt und geknutscht was das Zeug hielt. Normalerweise wäre Arne weitergegangen, aber bei Kim wollte er nichts überstürzen. Er war ihm zu wichtig. Gott weiß, warum. Sie kannten sich erst seit ein paar Tagen! "Arrgh! Es hat ihm nicht gefallen! Fuck..." "Was hat wem nicht gefallen?!" Arne wäre fast von der Matratze gerutscht, als er Kims Stimme von der Tür her hörte. /Himmel Herrgott noch mal!/ "Mensch! Erschreck mich doch nicht so! Verdammt!" Lachend kam Kim näher und setzte sich neben ihn, bekam sich anscheinend gar nicht mehr ein. Aber Arne konnte ihm nicht böse sein. Er war viel zu erleichtert. Außerdem sah der Kleine mit den Lachfältchen um den Augen einfach nur zu süß aus! "Hast du gedacht, ich wäre abgehauen?!" Arne verzog das Gesicht, weil Kim immer noch über ihn lachte. Dabei fand er es nicht witzig. Schließlich hatte er sich wirklich Sorgen gemacht. "Du bist fies." Kim gluckste und strahlte ihn an. "Oooooh. Bin ich gemein zu dir, Arny?!" Arne musste grinsen. Seine Hand schoss vor, packte seinen Kleinen am Nacken und zog ihn nah an sich heran. Er fing seinen Blick mit seinem auf und starrte ihn durchdringend in die wunderschönen Augen. "Ja...so fies, dass ich dich an die Bettpfosten fesseln und foltern könnte..." Ein breites Grinsen legte sich auf Kims Lippen und ließ ihn lauernd und frech aussehen. Im nächsten Moment spürte er zwei kleine, zarte Hände, die am Bund seiner Boxershorts herumstrichen. "Wirklich? Du willst mich foltern? Hmm...ich mag es, wenn man mich quält..." Arne musste schlucken. Der Kleine machte einen verrückt! "Das ist..." KLINGELING!!! KLINGELING!!! Mit einem Knurren löste Arne sich von seinem Kim und verließ das Schlafzimmer, durchquerte die Wohnstube und öffnete die Tür. "W..." Die mürrische Begrüßung blieb ihm im Halse stecken. Er sah nur eins. Rote Haare, Sommersprossen und grüne, große, verheulte Augen. Ein Keuchen kam über seine Lippen. "Timo..." Timo schenkte ihm ein zittriges Lächeln. "Hi, Arne...Darf ich reinkommen?" Arne biss sich auf die Lippen und trat zur Seite, ließ seinen Ex in die Wohnung. "Wow! Hier ist es ja mal aufgeräumt!" Erst jetzt fiel Arne auf, dass es wirklich aufgeräumt war. Es schien sogar geputzt und Staubgewischt worden zu sein. Kim hatte ganze Arbeit geleistet. /SCHEIßE! KIM!/ Arnes Speichelproduktion meinte wohl, ihm würde viel Spucke helfen, denn er musste schwer schlucken. Für einen Moment hatte er doch wirklich Kim vergessen! Was würde er wohl sagen, wenn er Timo hier sah?! Vor allem: WAS VERDAMMT WOLLTE TIMO VON IHM?! Er räusperte sich nervös und schielte zu Schlafzimmertür. Bis jetzt war nichts zu sehen und auch nichts zu hören. Gott sei dank... "Arne, ich..." Das lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Besuch. Timo sah ihn an, fummelte scheinbar verlegen und ängstlich mit seinen Jackenärmel und seufzte schwer. "Was?" Noch ehe Arne auch nur etwas dagegen tun konnte, war Timo schon auf ihn zu gehüpft, hatte die Arme um seinen als geschlungen und ihm seine Lippen aufgedrückt. /Fuck!/ "WAS SOLL DAS DENN?!" Timo ließ von ihm ab und Arne konnte endlich entsetzt nach Atemringen. Erst als ihm ein Kissen unsanft gegen den Kopf geworfen wurde, bemerkte er den aufgebrachten, wütenden, scheißzornigen Kim, der sich wohl seine Sachen geschnappt hatte und ihn nun nur in einem Hosenbein hüpfend anfunkelte. Und dann anbrüllte. "DU VERDAMMTES ARSCHLOCH!" Perplex beobachtete er, wie Kim seinen Hosenknopf schloss, an ihm vorbei preschte und während er sein T-shirt über den Kopf zog in seine Turnschuhe sprang. Eine Jacke wurde vom Haken genommen und eine Tasche unter den Arm geklemmt. Noch ehe Arne sich bewegen konnte, war Kim auch schon aus der Tür gestürmt und man hörte seine polternden Schritte auf der Haustreppe. "KIM!" Ohne auf seine Aufmachung -nur Boxershorts!- zu achten, rannte er ebenfalls aus der Wohnung und spurtete die Treppen runter, immer drei Stufen überspringend. "Arne!" Nur nebenbei bemerkte er Timos Schrei und Timos Schritte hinter sich die Treppe hinunter. Er sah nur Kim vor sich, wie der flink die Stufen hinunter raste und ihn gar nicht beachtete. Er verlor seine Tasche auf der zweiten Treppe und Arne sprang geschickt darüber. Leider kam er ungünstig auf. Er schrie auf, als sein Fuß verflucht schmerzhaft umknickte und er nach hinten kippte. Das letzte, was er mitbekam waren ein höllische Schmerz an seinem Hinterkopf und die Schwerkraft, die ihn weiter die Treppe hinunterzog. Kapitel 8: Fein --------------- Wenn Domi nicht gewesen wäre, hätte wohl niemand den Krankenwagen angerufen. Timo und Kim hatten sich nämlich eine gute Viertelstunde lang über dem bewusstlosen und blutenden Arne angeschrieen, als ob es keinen Morgen gäbe. Domi war es auch, der die beiden Streithähne schließlich soweit gebracht hatte ihm die Brötchentüte, mit der er die beiden neuen Turteltäubchen eigentlich überrascht haben wollte, abzunehmen und ihm ein Handy zu geben. Wenig später herrschte in dem Treppenhaus vollkommenes Chaos. Domi, Kim, Timo, dann die anderen Mieter, die teilweise durch den Krach in Arnes Wohnung und dem Treppenhaus und die Sirenen aus ihren Betten gerissen worden waren, und ein paar Sanitäter, die Schwierigkeiten hatten, Arne auf der Treppe auf die Trage zu legen, weil diese ständig runterrutschte. Warme Sonnenkringel und angenehm melodisches Vogelgezwitscher weckten Arne auf. Er lag noch leicht vom Schlaf eingelullt in einem bequemen, weich-warmen Bett und genoss die Ruhe um sich herum. Jedenfalls hätte er diese Ruhe genießen können, wenn diese verfickten Kopfschmerzen nicht wären! "So eine Scheiße...",knurrte er und hob eine Hand um seine wild pochenden Schläfen zu massieren. Wo kamen nur diese Schmerzen her?! SchmerzEN?! Ja! Er bemerkte gerade, dass sein Fuß ebenfalls höllisch weh tat und er hatte absolut keinen blassen Schimmer, warum! "Na? Bist du wach, großer Held?!" Arne runzelte bei der belustigten Stimme die Stirn. Woher kannte er die Stimme?! War das nicht...? "Mö...Domi...Was zum Teufel machst du hier?" Dominik lachte, das machte ihn neugierig. Was gab es hier zu lachen?! Aber Arne wollte seine Augen nicht öffnen. Wer weiß?! Vielleicht explodierte ja dann sein Hirn?! "Die Frage ist wohl eher, Arny, was machst du hier?!" "Wo...?" Arne runzelte abermals die Stirn. Sollte er die Augen aufmachen oder nicht? Er entschied sich für >Ja<. Schlechte Entscheidung. Wirklich schlechte Entscheidung. Nicht nur, dass die enorme Helligkeit, die von den weißen, von der Sonne angestrahlten Wänden über ihn herfiel, seinem Kopf ganz und gar nicht gut tat. Nein! Er musste auch noch feststellen, dass er in einem spärlich eingerichteten, weiß gestrichenen Zimmer lag und dass neben ihm im anderen Bett ein altersschwacher Mann vor sich hin ratzte und nicht so aussah, als würde er die Nacht überleben. Alles in ihm wusste mit einem Mal die Antwort auf die Wo-frage und schrie sie ihm geradezu entgegen. Krankenhaus!!! "Fuck! Was mach ich hier?!" "Das habe ich dich gerade gefragt! Ich bin früh am Morgen aufgestanden, zum Bäcker gegangen und wollte Kim und dich mit Brötchen überraschen. Aber ich hab euch nicht in der Wohnung gefunden, sondern im Treppenhaus. Kim hat sich mit deinem Exfreund gestritten und du lagst fröhlich verdreht nur in Boxershorts steckend und pennend auf den Treppen. Es hat mich jede Menge Nerven gekostet, die zwei Streithähne voneinander zu trennen -die wollten sich schon fast an die Kehle springen-, weil die zwei sich drum gestritten haben, wer denn jetzt Schuld an deinem Sturz sei. Außerdem musste ich danach beim Krankenhaus anrufen, weil du nicht wach zu kriegen warst und dann musste ich mir von deinen Nachbarn auch noch Beschwerden über dich anhören! Und jetzt frage ich dich! Warum, verdammt, rennst du nur in Boxershorts wie irre durchs Treppenhaus?!" Arne fehlten die Worte. Ja! Das fragte er sich aber auch! Was war nur passiert?! Seine Kopfschmerzen ignorierend durchforstete er sein lädiertes Gehirn nach Erinnerungen. Das erste, das ihm in den Sinn kam, war das wütende Gesicht eines schwarzhaarigen, jungen Kerls. /Kim!/ Das war Kim, auf jeden Fall! Aber warum war er so sauer?! Timo fiel ihm wieder ein...Und dessen beschissener Kussversuch. Deshalb war sein kleiner Kim so wütend auf ihn, deshalb war er abgehauen -und er hinterher. Er musste wohl die Treppe hinunter gefallen sein. "Das ist alles Timos Schuld..." Domi sah ihn fragend an. "Die zwei Streithähne wollten mir nichts sagen. Kim ist kurz nachdem du abgeholt worden warst, abgehauen und Timo konnte ich gerade noch aus dem Krankenwagen schubsen. Den hättest du wahrscheinlich nicht mehr überlebt, in deiner Verfassung...Also erklär's mir." "Das ist eine längere Story..." "Du hast eine Gehirnerschütterung und einen Fuß mit überdehnten Bändern, ganz zu schweigen von den Prellungen am Rücken. Du musst noch 2 Tage zur Beobachtung bleiben, also hast du Zeit." Arne seufzte auf und erzählte Dominik schließlich die ganze Seifenopa. Und am Ende waren sie sich einig, dass Arne unbedingt mit Kim reden müsse. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Und er hatte ziemlich großen Schiss davor! Kapitel 9: 10Euro im Schneematsch --------------------------------- So! Endlich wieder ein Kapitel! ^^ Ich hoffe es bringt euch Freude! Leider ist es mit diesem hier wohl immer noch nicht zuEnde! ^^ Ich weiß nicht, wie viele Kapitel ich noch brauche, bis das hier vorbei ist...aber egal! ^^ Viel Spaß! Gruß Niemue Arne humpelte die verschneite, matschige Straße entlang. Seine Hand, die den Blumenstrauß hielt, zitterte. Seine Lippen waren zu einer blutleeren Linie zusammengepresst. Tränen hingen in seinen Wimpern, lösten sich nur zaghaft, so als hätten sie an diesem kalten Feiertag keine Lust ihre Arbeit zu tun, und liefen in sanften Bögen über seine Wange. Die Wange, die eben noch eine Ohrfeige getroffen hatte. Kim seufzte und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke durchs Gesicht. Er war heute Morgen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Eigentlich sollte er im Bett bleiben und seine Gehirnerschütterung auskurieren, aber er war zu dem Café gegangen, von dem er wusste, dass es Kims Eltern gehörte. Anscheinend wohnte er auch dort. Er hatte eine der Kellnerinnen gefragt, wo denn Kim sei, er wäre ein Freund von ihm, und die hatte dann gezeigt, dass *ihr Sohn* -vedammt! Das war Kims Mutter gewesen und er hatte es nicht gemerkt!- hinter der Theke gleich im Flur die Treppe hoch, in seinem Zimmer mit dem *Kim*WindowColourSchild an der Tür sei. Also war er den Weg bis zum Zimmer hoch gedackelt und hatte zaghaft an der Tür geklopft. Es war ihm auch prompt geöffnet worden. Kim und er blinzelten sich an. Und dann fing das Geschrei an. Kim beschuldigte ihn, er würde ihn nur ausnutzen und er wäre ein Scheißkerl. Arne hatte so lange dagegen gehalten und versucht ihm zu erklären, was passiert war, bis Kim anfing ihn mit den schillerndsten Schimpfwörtern zu betiteln. Und dann war ihm auch etwas Böses über die Lippen gekommen. Kim gab ihm eine saftige Ohrfeige und stieß ihn so vor die Brust, das er fast ein zweites Mal innerhalb einer Woche eine Treppe herunter gefallen wäre. Dann krachte die Tür zu und ein Schlüssel wurde umgedreht. Kurz darauf kam Kims Vater anscheinend hoch. Er sah ihn stumm an, betrachtete die jetzt leicht zerrupften Blumen und lächelte ihn tröstend an. Arne fand ihn in diesem Moment viel sympathischer, als seinen Sohn. Kims Papi legte ihm nahe, jetzt vielleicht besser das Haus zu verlassen und es später noch einmal zu versuchen, *wenn sich sein Temperament wieder der Außentemperatur angepasst hat*, wie Herr Santling das so schön formulierte. Also war er gegangen und ohne auf den Weg zu achten durch die Stadt gelaufen. /Wie kann man sich nur so streiten, wenn man sich gar nicht richtig kennt?! Scheiße.../ Er blickte auf und sah sich um. "Na toll..." Jetzt hatte er sich auch noch verlaufen. Er war in einen ihm vollkommen unbekannten Stadtteil gekommen. Und in einen ziemlich heruntergekommenen auch noch dazu. Leise stöhnte er auf. Die Medizin hörte auf zu wirken. Seine Kopfschmerzen traten in den Vordergrund und ließen keinen richtigen Gedanken zu. Entkräftet ließ er die Blumen in den dreckigen grau-braunen Schneematsch fallen. Fast wie hypnotisiert starrte er auf das Bild, das sich ihm bot. Weiße und Rote Rosen inmitten von frischem Grünzeug auf matschigem Dreck. Er fühlte sich wie der Strauß. Zerrupft, lädiert, kalt und fallen gelassen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, nahmen ihm die Sicht auf das deprimierende Bild der 10, die er in den Strauß investiert hatte und die jetzt dort auf dem Boden lagen. Zu den Kopfschmerzen gesellten sich auch noch der Herzschmerz und der Schmerz in seinem Fußgelenk. Er stöhnte leise auf und fuhr sich fahrig mit den Händen durch sein Gesicht. Ihm war schummrig. Er sollte aufpassen, hatten die Ärzte gesagt. Er hatte eine Gehirnerschütterung und überdehnte Bänder. Außerdem saß die Erkältung noch in seinen Knochen. Verdammt! Er sollte doch aufpassen! Er merkte erst, dass er in den Beinen eingeknickt war, als kalte Nässe sich auch schon durch seine Hosenbeine stahl. Alles wurde vollkommen schwarz. Arne blickte trüb in seine Kaffeetasse. Katja rührte in ihrem Tee herum. Und Domi starrte ihn finster über die Tischplatte an. Es herrschte eisige Stille. Arne seufzte auf. "Es tut mir Leid..." "Es tut dir leid?! Du Idiot! Wenn man dir sagt, dass du im Bett bleiben sollst, dann bleibst du im Bett! Wegen dir kann ich jetzt auf dich aufpassen und das Weihnachtsessen bei unseren Eltern fällt ins Wasser!" Katja schüttelte den Kopf. "Hör auf zu schreien, Domi. Es bringt ja doch nichts." Arne lehnte sich in seinem Stuhl zurück und senkte den Blick. "Ihr könnt ruhig gehen. Ich werde das Bett nicht mehr verlassen. Das mit Kim hat eh keinen Sinn mehr." Sie schwiegen. Dominik erhob sich. "Katja, pass auf diesen Idioten auf. Ich brauche frische Luft! Das hält ja keine Sau aus hier..." Es dauerte nicht mehr lange und schon viel die Haustür ins Schloss und sie saßen stumm am Küchentisch. "Äh...Sollen wir etwas Kartenspielen...?" Arne lächelte dünn. "Nein...Fläz dich vor den Fernseher. Ich geh was schlafen." Und so trennten sie sich. Arne starrte trüb an die Zimmerdecke. Es hatte doch alles so viel versprechend angefangen...das mit Kim und so... Gefrustet seufzte er auf und drehte sich auf die andere Seite. Es war mittlerweile 19:00. Ihm war langweilig. Domi war, seit er vor zwei Stunden fast fluchtartig die Wohnung verlassen hatte, nicht wieder zurückgekommen. Katja glotzte immer noch fern und er lag hier und grübelte über sein verkorkstes Leben nach. Und morgen sollte er auch noch zu seinem Vater Essen gehen...Dem war nämlich scheißegal, in welcher Verfassung sein Sohn war. Es kotzte ihn an. Nichts lief, wie es sollte. Anscheinend hatte das Schicksal wirklich seinen eigenen Kopf. /Gott...Wenn ich nicht langsam etwas mehr Glück im Leben habe, begehe ich Harakiri!**/ Aus dem Wohnzimmer erschall das Lachen des Publikums einer hirnlosen, amerikanischen Sendung aus dem Fernseher. Arne horchte auf. Katja lachte nicht mit...Das überraschte ihn aber schon sehr! Katja liebte solche Komödien! Die lachte immer über die flachen Witze! Verwirrt blinzelte er und schob seine Füße aus dem Bett. Leicht schwankend stand er auf und tappte durch das Zimmer zur Tür, die direkt ins Wohnzimmer führte. Katja lag lang ausgestreckt und laut ratzend auf dem Sofa, während der Fernseher unbeachtet in der Gegend herumflimmerte. Ein breites Grinsen breitete sich auf Arnes Gesicht aus. Sein Wachhund schlief... Was tat er jetzt?! **Für alle, die nicht wissen was Harakiri ist: Selbstmord mit einem Samuraischwert...ich glaub das haben die Samurais oft gemacht O.o so das schwert sich in den Bauch rammen und so...^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)