Hundeyoukai unter sich von Hotepneith (Die zweite Staffel) ================================================================================ Kapitel 14: Die Quelle des Youki -------------------------------- Hallo, vielen Danke für eure Komemntare. Und weiter geht es im Land der Seele.... 14. Die Quelle des Youki Shiro - oder besser: ihre Seele - erreichte die Berge im Land der Seele, ohne eine weitere blaue Flamme, ein weiteres Youki gefunden zu haben. Immerhin erinnerte sie sich schon wieder, dass sie eine Youkai war, und sie hatte bemerkt, dass die Landschaft um sie farbiger wurde, freundlicher. Nun stand sie etwas irritiert am Fuß eines steilen Berges. Sollte sie dort hinauf? Aber da war rechter Hand von ihr wohl eine Höhle. Ein Blick dorthinein konnte gewiss nicht schaden. So ging sie hinüber. Zu ihrer Überraschung sah diese Höhle gar nicht nach einer Höhle aus. Höhlen waren dunkele, feuchte Orte, wenn sie ihren kaum vorhandenen Erinnerungen trauen konnte. Das hier war ein Ort im Fels, dessen Boden aus harten, gleichmäßigen Platten bestand. Auch die Wände schienen bearbeitet worden zu sein. Und er war kreisrund. Was auch immer das war: es wirkte eigentlich ganz übersichtlich. Aber im Hintergrund öffnete sich eine Spalte tiefer in den Berg hinein. Sie empfand einen instinktiven Widerwillen dorthinein zu gehen, aber dann erkannte sie in dem Pflanzenbewuchs an der Wand eine kleine blaue Flamme. Sie schien sich auf etwas zu befinden, dass sie nach einigem Nachdenken erfasste. Das war ein Leuchter. So schien es fast, als brenne da eine Fackel, aber das war sicher eine Täuschung. Sie musste diese blauen Flammen suchen, dieses Youki in sich aufnehmen. Beide Male, wo sie es bislang getan hatte, war sie stärker geworden, hatte sich das Land um sie freundlicher gestaltet. Und auch ihre Erinnerungen kamen wieder. So betrat sie fast behutsam den Raum. Seltsame Figuren waren da an die Wände gezeichnet, und sie hatte keine Ahnung, ob sie ihre Bedeutung nur vergessen hatte oder nie kennen gelernt hatte. Aber ihr Instinkt warnte sie vor diesem Raum und jahrhundertelanges Kampftraining hatte ihren Gespür geschärft, sie auch gelehrt, diese unterbewussten Ahnungen für ernst zu nehmen. Dies war so tief in ihr verankert, dass sie das nicht hatte vergessen können. Sie blickte sich sorgfältig um, konnte aber keine Falle entdecken. Dennoch blieb sie auf der Hut, schlich fast auf Zehenspitzen hinüber, vorsichtig jede Platte vor sich zunächst nur antippend, um keine verborgene Falle auszulösen. Aber nichts geschah. So erreichte sie endlich diese seltsame "Fackel" streckte die Hände aus, berührte das Youki. Ein Geräusch, eher geahnt, als gehört, ließ sie sich sofort zu Boden werfen, abrollen. Mit gewissem Entsetzen erkannte sie eine Art Sichel, die von der gegenüberliegenden Wand gekommen war, jetzt diesen Leuchter zerstört hatte. Eine Sicherung. Aber wofür? Instinktiv fasste sie an ihre Hüfte- und berührte Metall. Irritiert sah sie an sich herunter. Zuvor war es noch nicht da gewesen. Jetzt trug sie eine Rüstung und ein Schwert. Das stand ihr auch zu, entsann sie sich nun. Sie war nicht irgendeine Youkai. Sie war eine Prinzessin der Hundeyoukai. Da war sie sich auf einmal ganz sicher. In ihr stiegen Bilder auf, von Duellen, vom Training. Sie war ganz bestimmt gut ausgebildet im Kampf. "Wo ist sie da? Und woher kommt in ihrer eignen Seele eine Falle?" erkundigte sich Sesshoumaru, der nach wie vor in den Spiegelsee der Berggöttin sah. "Das ist der Beginn des Weges zur Quelle ihres Youki. Des kürzesten, aber auch gefährlichsten Weges. Und wie bei jedem Youkai ist auch das bei Shiro gegen Eindringlinge gesichert. Sie wird noch einige Schwierigkeiten haben, wenn sie durch den Berg geht. Andererseits ist sie so sicher schnell an der Quelle, vermutlich schneller, als die Bestie der Tiefe erwachen kann in ihr." Die Stimme der Göttin des Berges Halel hallte in der Höhle wieder, die sich tief in ihr selbst befand. "Dann muss sie diesen Weg gehen. Was sind das für Fallen, die noch auf sie warten?" "Das weiß ich nicht. Jeder Youkai ist da anders." "Sie will aus dieser Höhle wieder fortgehen. Das werde ich nicht zulassen." Sesshoumaru schloss die Augen, als er sich auf die fremde Seele konzentrierte. Shiro fuhr herum, als sie etwas hinter sich spürte, sah erleichtert dieses seltsam leuchtende Wesen, das ihr schon einmal geholfen hatte. "Hör zu", sagte es hastig, als sei es in Eile: "Du musst diesen Weg durch den Berg nehmen, auch, wenn er gefährlich ist. Hüte dich vor Fallen. Nur dann gelangst du schneller an die Quelle des Youki als dein Gegner. Das ist deine Aufgabe, hörst du?" "Ja. - Wer bist du?" "Du nanntest mich aite..." Das Wesen verschwand wieder. Die Youkaiprinzessin drehte sich sofort um, betrat vorsichtig wieder die Höhle. Dieses fremde Wesen hatte schon bewiesen, dass es es gut mit ihr meinte, und wenn es sagte, es sei ihre Aufgabe, die Quelle des Youki zu finden, so war es das sicher auch. Zudem hatte es frühzeitig gewarnt, dass der Weg gefährlich sei. Auch das deutete darauf hin, dass es die Wahrheit gesagt hatte. Wie hatte es erwähnt? Sie habe es aite genannt? Gefährte? Irgendwo in ihrem Hinterkopf sagte ihr eine Stimme, dass sie das tatsächlich getan habe. Sie entsann sich nicht wo, wann oder zu wem, aber wenn das ihr Gefährte war, würde er sie sicher nicht verraten. Undenkbar war das unter Hundeyoukai. Soviel glaubte sie noch zu wissen. Sie empfand es als etwas schwierig, nicht zu wissen, welche Erinnerung in ihr wirklich war, welche sie nur erfand, aber sie schob es beiseite. Sie musste diese Quelle des Youki finden, das war anscheinend ihre Aufgabe. Vielleicht würde sie dann auch erfahren, wo sie hier war, warum und wie sie hier wieder wegkam, denn ihr war nun klar, dass das nicht die Welt war, in die sie geboren wurde. Der Spalt im Hintergrund der Höhle führte in eine tiefe Schwärze. Shiro holte tief Atem, ehe sie dort hineinging, vorsichtig witternd, auch auf alle Geräusche lauschend. Sie mochte Höhlen nicht, hatte einen Widerwillen dagegen. Aber wenn es sein musste, musste es sein. Behutsam tastete sie sich an der Wand entlang, bemüht, nicht aus Versehen in einen anderen Gang zu gehen, den Weg zu der Quelle zu verlieren. Der Spalt war eng und sie konnte ohne Probleme beide Seiten mit den Händen berühren. Sie wusste nicht, wie weit sie gegangen war, als sie vor sich einen seltsamen Laut hörte. Sofort blieb sie stehen, lauschte. Der Laut wiederholte sich, schien in einer größeren Höhle wiederzuhallen. Es klang, als berührte sich etwas, Metallplättchen? War dort jemand mit Rüstung? Noch lautloser bewegte sie sich voran, alle Sinne angespannt. Dann erkannte sie vor sich Lichtschimmer. Vorsichtig blieb sie noch im Spalt stehen, versuchte zu erkennen, was dort vor ihr lag. Es war eine riesige Höhle, in der Bäume wuchsen. Zumindest war das ihr erster Eindruck. Dann erkannte sie, dass es wohl eher etwas war, das wie Bäume aussah. Gewiss, dort waren Stämme, Äste, alles in Schwarz, aber statt der Blätter hingen dort Plättchen an den Zweigen, die sich in einem nicht vorhandenen Wind drehten. Wenn sich diese Metallplättchen berührten, klang es wie kleine Glocken. Sie konnte nicht abschätzen, wie viele Bäume oder gar Plättchen es waren. Sie wusste nur, sie müsste quer durch diesen seltsamen Wald. Am anderen Ende der Höhle würde sie wieder ihr Weg weiter zur Quelle führen. Ob hier auch eine Falle lauerte? Sie müsste vorsichtig sein. Ihr Gefährte hatte sie ja gewarnt. So legte sie die Hand an den Schwertgriff, als sie einen weiten Sprung hinaus in die große Höhle machte, sich dann rasch umsah. Sesshoumaru lehnte an einem Stein und betrachtete die Szene im Spiegelsee. Er konnte sich nur erinnern, einmal in seinem Leben so matt gewesen zu sein, nachdem ihn Tessaigas Windnarbe getroffen hatte. Ein drittes Mal konnte er unmöglich in diese fremde Welt gehen, um Shiro zu helfen. Das musste sie jetzt allein durchstehen. "Sie ist immerhin kampferfahren", sagte die Berggöttin, ihr Oberkörper schien aus dem Felsen neben ihm zu wachsen. Ein wenig irritiert, dass sie in sich selbst auftauchen konnte, erwiderte er: "Sie ist eine Hundeyoukaiprinzessin." "Höre ich da gewissen Besitzerstolz?" "Was für ein Unsinn." "Schon gut. - Der Spiegelwald....." Das klang nachdenklich. "Was tut er?" "Er birgt Erinnerungen. Es soll schon Youkai gegeben haben, die sich im Spiegelwald verlaufen haben, in ihrem eigenen oder in dem eines anderen." "Dann hat diesen Ort jeder Youkai?" "In der einen oder anderen Form, ja. Soweit ich weiß, " schränkte sie ein: "Ich bin zwar seit undenklichen Zeiten mit der Erforschung von Youkai beschäftigt, aber jeder von euch ist ein wenig anders." Shiro hatte kein Wesen um sich entdecken können und betrachtete erneut die seltsamen Bäume vor sich. Ob von ihnen eine Gefahr ausging? Aber wenn sie nicht aufbrach, würde sie es nie erfahren. So machte sie sich vorsichtig auf den Weg, witternd, lauschend und immer auf Scherereien gefasst. Sie wusste nicht, wie lange sie schon im Wald ging, als sie bemerkte, dass diese seltsamen Blattplättchen Bilder zeigten. Ein flüchtiger Blick hinauf zeigte ihr, dass sie sie spiegelten. Zumindest nahm sie das an. Erst, als sie einmal genauer hinsah, erkannte sie, dass es verschiedene Personen waren, von denen eine sie selbst zu sein schien. Die andere war eine Youkai von offenbar hohem Rang, mit langen, schwarzen Haaren und grünen Augen. Shiro blieb stehen und starrte das Bild an. Sie kannte sie. Da war sie sich ganz sicher... Es dauerte einen Moment, ehe sie wusste, dass dies ein Bild ihrer Mutter war. Überall an diesem Baum spiegelte sich das Bild ihrer Mutter. Und am Nachbarbaum war nicht ihr eignes Bild. Es war jemand, der ihr sehr ähnlich sah, aber sie hatte doch nie solche Streifen am Gesicht gehabt? Plötzlich fiel ihr ein, dass das ihr Bruder war, ihr Zwillingsbruder, um korrekt zu sein. Akamaru. Sie war ein wenig erleichtert. Sie hatte sich immerhin schon an ihre Familie erinnert. Prüfend studierte sie die anderen Bäume, aber die Personen dort sagten ihr nicht soviel. Vermutlich hatte sie sie auch einmal kennen gelernt, aber im Moment konnte sie sich nicht an sie erinnern. Für einen Augenblick zögerte sie. Ob sie sich in diesem Wald doch ein wenig umsehen sollte? Vielleicht gab es da noch andere Bäume, mit anderen Personen und Dingen, die sie wissen sollte, an die sie sich erinnern sollte...? Aber dann dachte sie nicht weiter in diese Richtung. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Und hatte aite nicht etwas von einem Gegner gesagt, der ebenfalls das gleiche Ziel hatte? In diesem Fall durfte sie hier sicherlich keine überflüssige Zeit verlieren. Und immerhin hatte sie nun die Gewissheit, dass sie einen Gefährten hatte, einen Zwillingsbruder und eine Mutter. Als sie weiterging gab es ihr einen kleinen Stich ins Herz, als ihr einfiel, dass ihre Mutter gestorben war, als sie noch sehr klein gewesen waren. Aber das war eben so und da es gewiss schon lange her war, war es nichts mehr, dass sie interessieren durfte. Am Ende der riesigen Höhle mit den Spiegelbäumen entdeckte sie wieder einen schmalen Spalt. Offenkundig musste sie dort weiter gehen. Vorsichtig lauschte sie, ob sich etwas in der Dunkelheit verbarg, aber sie konnte nichts hören, auch nichts wittern. So betrat sie wieder den dunklen Gang, mit beiden Händen rechts und links die Wände abtastend, ob etwa ein Seitengang abzweigen würde. Erneut musste sie sich zwingen, hineinzugehen, aber es war eben ihre Pflicht, auch wenn sie einen deutlichen Widerwillen gegen solche dunklen Gänge hatte. Selbstverständlich keine Angst, aber eine Abneigung. Sie hatte über tausendsechshundert Schritte gezählt, als sie etwas vor sich witterte, das ihr ganz und gar nicht gefiel. Hitze. Eine starke, große Hitze. Brannte da der Berg vor ihr? Sie blieb stehen, versuchte, etwas vor sich zu erkennen. Ein Hauch eines roten Schimmers lag vor ihr. Und ihre Nase verriet ihr nur zu deutlich, dass es dort mehr wie heiß war. Aber sie hatte keine Wahl und so ging sie weiter, bis sich schließlich der Spalt wieder zu einer großen Höhle öffnete. Sie blieb vorsichtig noch in der Schlucht stehen, versuchte, den Aufbau vor sich zu erkennen. Die ganze Höhle war von einem riesigen See angefüllt. Lava, glühendrotes Gestein, schwappte hin und her. Wie sollte sie nur da hinüber kommen? Da entdeckte sie einzelne Steinpfosten, die seltsamerweise nicht geschmolzen waren, sondern wie Pfeiler einer Brücke eine Art Weg quer über den Feuersee bahnten. Sie sah vorsichtig noch einmal nach rechts und links, aber diese Pfosten schienen die einzige Möglichkeit zu sein, weiter voran zu kommen. Zum Glück war sie eine Youkai. Ein Mensch hätte nie so weit springen können. Und wenn sie daneben oder zu kurz sprang, fand ihr Abenteuer hier ein jähes Ende. Die Hitze, die von unten aufstieg, machte ihr das nur zu deutlich. Sie schätzte die Entfernung zu dem ersten Steinpfosten ab. Sie musste unbedingt genau landen, sonst... Aber daran dachte sie nicht. Es war ein Muss. Und so holte sie nicht einmal tiefer Luft, als sie lossprang, punktgenau auf der oberen Plattform des Pfostens landete, die vielleicht vierzig mal vierzig Zentimeter maß. Sie richtete sich auf. Die Hitze hier war hoch genug, um sie müde zu machen. Also müsste sie sich schon deswegen beeilen. Sie machte den nächsten, weiten Satz, landete weich in den Knien. Ihr Blick fiel in den Feuersee. Für einen Moment schien es ihr, als sähe sie ein Bild, das Bild eines Mannes mit einem großen Hundekopf, ehe es sich wieder in dem glutflüssigen Gestein auflöste. Sie war sicher, den zu kennen. Aber es war zu warm hier und sie hatte gewiss nicht viel Zeit. So machte sie den nächsten Satz. Als sie so vier Pfosten geschafft hatte, sah sie erneut das Bild in der Lava. Diesmal fiel ihr ein, wer das war. Ihr Vater. Er hatte sie und Akamaru verraten, hatte sie töten lassen wollen- und das selbst mit dem Leben bezahlt. Wie war das nur gewesen? Aber das war im Augenblick gleich. Sie musste weiter. Sie sprang weiter. Jedes Mal wurde das Fliegen leichter und sie entsann sich plötzlich, dass sie schweben konnte...es schon getan hatte. Was hatte sie nur alles vergessen? Nun, zumindest ihren Namen, fiel ihr ein. Wie hieß sie? Aber das konnte sie sicher auch noch später herausfinden. Im Augenblick war ihre Aufgabe wichtig...und dass sie diese Quelle schneller finden würde, als ihr Gegner. Ganz sicher war das das einzige, das im Moment zählte... Sie stoppte auf einem der Steinpfeiler. Wieder hatte sie ein Bild in der Lava gesehen, Ein Gesicht mit kühlen, bernsteinfarbenen Augen und langen, silbrigen Haaren. Sie entsann sich der wegwerfenden Geste...er hatte sie zurückgewiesen....Sesshoumaru!!! Oh ja, sie erinnerte sich. An die ungeheure Demütigung, an ihren Zorn, das verbissene Training, um ihm in einem offenen Kampf besiegen zu können. Und dann tauchten andere Bilder in ihr auf: das Duell, das sie gegen ihn gekämpft hatte, wie sie verloren hatte. Er hatte sich geweigert, sie zu töten, und es hatte Tage gebraucht, ehe sie begriff, dass das keine Folter von ihm war, sondern er ihrem Vater nicht dienlich hatte sein wollen. Ihr Vater war derjenige, der sie tot sehen wollte, nicht Sesshoumaru. Und irgendwie war da noch etwas. Aber sie konnte es nicht einordnen. Es war nur ein Gefühl, eine Erinnerung an ein Gewicht auf sich, brennenden Schmerz an ihrem linken Oberarm...und Dankbarkeit. Ja, sie war ihm da irgendwie dankbar gewesen. Aber warum? Aber das war im Augenblick wohl ihr geringstes Problem. Sie hatte einen Gegner und sie musste die Quelle des Youki schneller finden, als dieser. So sprang sie weiter, in immer rascherem Tempo, da sie sich immer besser daran erinnern konnte, wie man flog. Die Berggöttin hatte unwillkürlich seitwärts gesehen, als das Bild in der Lava aufgetaucht war, aber der Youkaifürst starrte mit unbeweglichem Gesicht in den Spiegelsee. Sie hätte gern gewusst, was er dachte. Ihr Vater hatte sie verraten, urteilte Sesshoumaru. Und mein Bild trägt sie gleich daneben? Das kann nicht sein. Ich hätte gedacht, nach unserem Duell, nach dem gemeinsamen Kampf gegen ihren Vater, hätte sie verstanden, dass ich nicht anders handeln konnte. Die Tochter eines Verräters...und die Tochter der Schwester meines Vaters. Er verdrängte den Gedanken rasch. Wichtiger war, dass sie schnell genug war, und stark genug, den möglichen weiteren Fallen zu entkommen. Shiro erreichte endlich den anderen Rand des Lavasees. Die Pfosten schienen direkt auf einen weiteren Erdspalt zuzurühren. Der letzte Sprung brachte sie in diese schmale Höhle. Für einen Augenblick blieb sie im Dunkeln stehen, lauschte, witterte, ob eine weitere Falle dort war. Aber bislang waren diese Gänge frei von Hindernissen gewesen. Gut. Das hieß nicht, dass dem weiterhin so sein musste. Vorsichtig tastete sie sich weiter. Irgendwann bemerkte sie, dass es vor ihr wieder heller wurde. War dort das nächste Hindernis? Aber dann drang frische Luft in ihre Nase, der Geruch nach Gras. Hatte sie etwa den Weg durch den Berg geschafft? Sie blieb dennoch auf der Hut, suchte, ob auf den letzten Wegstück noch eine Falle war. Da jedoch nichts passierte, erreichte sie den Ausgang sicher und blickte sich draußen um. Zu ihrer Überraschung war ein weites grünes Tal vor ihr, wie eine Schale. In der Mitte erhob sich ein grasbewachsener Hügel. Und auf diesem erkannte sie deutlich ein weißes Bauwerk, das offenkundig ein Brunnen war. Das musste die Quelle sein, zu der sie sollte. Erneut sah sie sich um, konnte aber keinen Gegner erkennen, keine Gefahr wittern. So rannte sie los, zunächst hinab, auf den Grund des Tales, dann den Hügel wieder hinauf. "Sie scheint es geschafft zu haben!" sagte die Berggöttin nachdenklich: "Ich kann das Youki der Bestie nicht erkennen. Hoffentlich macht sie jetzt nicht noch einen Fehler." Und da ihr Besucher sie ein wenig fragend ansah: "Sie muss in den Brunnen springen. Ihre Seele und ihr Youki vereinen sich dann. Und nur dann." "Das hättest du mir sagen müssen." "Ich habe nicht daran gedacht. - Und ich dachte nicht, dass sie so schnell ist. Shiro ist wirklich stark in ihrer Seele." Sesshoumaru blickte schweigend wieder in den Spiegelsee. Shiro blieb stehen. Irgendwie erinnerte sie das hier an etwas. Ein Hügel, weiße Säulen...Aber sie kam nicht drauf, warum ihr dieses Bild so bekannt erschien. Und da war etwas anderes gewesen...Schreie, eine Menge, die wütend auf sie einstürmte, bereit, sie zu zerreißen. Was war nur geschehen? Aber letztendlich war es im Augenblick egal. Sie musste zu dem Brunnen. Jetzt war sie fast da und sie konnte und wollte nicht auf den letzten Metern aufgeben. Als sie die scheinbar marmorne Umfassung erreichte, beugte sie sich über die Tiefe. Hier war sie nun. Und was sollte sie jetzt machen? Leider hatte sie nicht die geringste Ahnung. In dem Brunnen war kein Wasser und sie konnte auch keine blauen Flammen erkennen. Dies musste doch aber die Quelle des Youki sein? Ob diese erst funktionieren würde, wenn sie etwas Bestimmtes täte? Aber was? Sie dachte nach. Wo auch immer sie hier war, es war eindeutig ein Land, in dem Youki sichtbar war. Wenn das die Quelle des Youki war- war es die Quelle jeden Youki in dieser Welt? Oder war es nur ein Youki? Ihr Youki? War das hier etwa der Ursprung ihrer eigenen Magie? Und war es darum so wichtig gewesen, dass sie sie erreichen konnte? In diesem Fall konnte es sein, dass sie dort am Grund des Brunnens eine Lösung finden konnte. Vielleicht war das der Quell verstopft oder irgendetwas in dieser Art. Ohne weiter zu zögern sprang sie in die schwarze Tiefe. Im gleichen Moment hätte sie fast aufgeschrieen. Als sie in die Dunkelheit eintauchte, schien diese sich plötzlich zu verwandeln. Helle Funken tauchten auf, leuchtend in der Finsternis, die sich immer dichter um sie sammelten. Und sie selbst schien zu schweben, nicht weiter zu fallen. Was geschah hier nur, mit ihr? Shiro spürte, wie sie das ungewohnte Gefühl der Angst überkam. Aber zugleich wusste sie auch, dass sie das richtig gemacht hatte. Irgendwie war es nun so, wie es sein sollte... Das war der letzte Gedanke, ehe sich ihre Seele und ihr Youki wieder vereinten. Akamaru zuckte etwas zusammen, rutschte zu seiner regungslosen Zwillingsschwester: "Nee-chan?" "Was ist?" fragte Inyuasha sofort: "Hat sie es geschafft?" "Ich denke...Ich kann ganz deutlich nun ihr Youki spüren. Und von dem der Bestie ist nichts mehr da. Sie wird gewonnen haben." "Und warum wacht sie nicht auf?" Der Hanyou erhob sich, schob Tessaiga in den Gürtel. Wenn die Bestie nicht mehr erwachen könnte, müsste er hier auch nicht rumsitzen und Wache schieben. "Es wird sie sehr angestrengt haben." Miroku stand ebenfalls auf: "Ich versteh ja nicht gerade viel davon, aber ich kann mir vorstellen, dass solch ein, tja, Kampf, auch für eine starke Youkai erschöpfend ist. Zumal sie vorher ja auch schon gekämpft hatte. - Akamaru-sama...ich würde vorschlagen, dass wir Shiro-hime Kaede überlassen. Sie wird dir sicher sagen, wenn sie wach wird." Der Mönch formulierte das behutsam. Immerhin wusste er, dass der Besucher ein recht starker Youkaifürst war. Akamaru nickte. Das war sinnvoll. Und er mochte es nicht, länger als notwendig, in der Hütte dieser Priesterin zu sein. Irgendwie spürte er hier die reine Energie und es verursachte ihm ein gewisses Unbehagen. Aber diese Priesterin würde sicher gut auf seine Schwester aufpassen, solange diese den Heilschlaf schlief. So verließ er die Hütte, blieb auf dem Dorfplatz stehen. Die Bauern, die an ihm vorbeigingen, verneigten sich höflich. Die wenigsten wussten, dass die beiden Gäste Youkai waren, sondern hielten sie für menschliche Adelige, die überfallen worden waren. So oder so hatte der vornehme Herr Anspruch auf Respekt. Inuyasha kam zu ihm: "Kaede ist mit Kagome auf ihrem Kräuterfeld. Ich habe Sango gebeten, die beiden zu holen. - Sesshoumaru ist noch immer nicht hier." "Ich weiß." "Klar. - Ich bin froh, dass es Shiro besser geht. Es...na ja, es hätte mir echt leid getan, wenn ihr was passiert wäre, nur weil sie mich retten wollte." Akamaru glaubte ihm das sogar. Er wusste, dass der Hanyou manchmal sehr menschliche Züge an den Tag legte. Inyuasha zuckte zusammen, witterte, die Hand schon an Tessaiga: "Verdammt! Das ist doch....Fujin no mai... Kaguras Angriff! Kagura...Und da ist das Feld! Kagome..!" Er rannte los. Miroku, der gerade aus der Hütte getreten war, folgte ihm sofort. Akamaru war leicht überrascht, holte die beiden aber ohne Mühe ein: "Werden sie angegriffen?" "Ja. - Willst du mir helfen?" "Ich stehe in deiner Schuld, Inuyasha-sama." ******************************************************** Kagura? Ja, man sollte doch alte Feinde nicht so ganz aus den Augen verlieren..*g* Shiro ist also schon mal wieder mit Seele und Youki in ihrem richtigen Körper. Eigentlich kann nicht mehr viel schiefgehen..oder? Das nächste Kapitel heisst: "Meine Gefährtin Shiro"...und es ist nicht das letzte. Wie imemr würde ich mich über eure Anmerkungen zu diesem Kapitel sehr freuen. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)